ABENDMUSIK Basilika Wilten 2024

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ABENDMUSIK Basilika Wilten 2024

5. August bis 9. September

Danke für die Unterstützung.

Programm

Erste Abendmusik Basilika Wilten - Montag, 5. August, 19:00 Uhr

An der Reinisch-Orgel von 1894

Hannes Hadwiger, Hall in Tirol

Gustav Merkel

Fantasie Nr.5 in d-Moll, Opus 176 (1827-1885)

Moderato assai – Adagio – Moderato assai – Allegro – Con fuoco

Gustav Rebling

Präludium & Fuge über „Sollt´ ich (1821-1902) meinem Gott nicht singen?“

Elias Oechsler

Choralvorspiel „Jesus meine Zuversicht“, (1850-1917)

Opus 5 Nr. 6

Choralvorspiel „Straf mich nicht in deinem Zorn“, Opus 5 Nr.11

Felix Mendelssohn-Bartholdy

Sonate VI in d-Moll, Opus 65, Nr.6 (1845) (1809-1847)

Choral (Vater unser in Himmelreich) –Variationen – Fuga – Finale (Andante)

Max Reger

Capriccio, Opus 129 Nr.5 (1873-1916)

Perpetuum mobile, Opus 80 Nr.9

Introduktion und Passacaglia in d-Moll, o.op. (1899)

Sigfrid Karg-Elert

Choral-Improvisationen op. 65 (1877-1933)

Sollt ich meinem Gott nicht singen? (Nr. 22) – Lento serioso O Ewigkeit, du Donnerwort (Nr. 42) –Festivo e pomposo Straf mich nicht, in deinem Zorn (Nr. 53) –Comodo, quasi

Andantino Nun danket alle Gott (Nr. 59) –Pomposo e con brio

Franz Schmidt (1847 – 1939): Vier kleine Choralvorspiele (1926)

„O Ewigkeit, du Donnerwort“ –sehr langsam

„Was mein Gott will“ - lebhaft

„O wie selig seid ihr doch, ihr Frommen“ –sehr langsam

„Nun danket alle Gott“ – sehr lebhaft

Programmeinführung

Deutsche Musik der Romantik bis zur Zwischenkriegszeit steht im Mittelpunkt des Abends. Musik, im Spannungsfeld barocker und freier Formen, protestantischem Choral und ungebundener Fantasie, klassischer Harmonik und fortschreitender Chromatik.

Über allem steht jedoch Johann Sebastian Bach, auf den sich jeder der Komponisten beruft.

Gustav Adolf Merkel (1827-1885) war Sohn eines Lehrers und Organisten. Er erhielt bei Ernst Julis Otto und Johann Schneider Unterricht in Orgelspiel und Kontrapunkt. Einige Jahre nahm er eine Lehrtätigkeit in Dresden wahr, später wurde er Organist an der Dresdner Waisenhauskirche, 1860 an der Kreuzkirche. 1864 an der Katholischen Hofkirche. Ab 1861 war er dort auch Lehrer am Königlichen Konservatorium für Musik.

Unter den zahlreichen Orgelkompositionen von Merkel bilden die fünf Fantasien eine kleine, aber eigenständige Werkgruppe. In ihrer Form stehen sie den Sonaten sehr nahe. Der Aufbau dieser unmittelbar ansprechenden Stücke ist jedoch gedrängter, was ihnen einen improvisatorischen Charakter verleiht und sie für den Konzertgebrauch besonders geeignet erscheinen lasst. In der Satzweise und seinen Verarbeitungstechniken stehen sie als Repräsentant der mitteldeutschen Bachtradition.

Gustav Rebling (1821-1902) erhielt zunächst Unterricht von seinem Vater Friedrich, dem Kantor der Stadtkirche in Barby. Von 1836 bis 1839 erhielt Unterricht

vom Dessauer Hoforganisten Friedrich Scheider. Anschließend ging er nach Magdeburg und wirkte dort als Kantor der Französisch-Reformierten Gemeinde, als Gesangs- und Klavierlehrer sowie als Organist und Lehrer am Königlich-Preußischen Lehrerseminar. Kurz war er Dirigent des Domchores und Gesangslehrer am Domgymnasium Magdeburg, dann Organist der Magdeburger Johanneskirche. Berufungen nach außerhalb zu folgen, lehnte Rebling stets ab. Gustav Rebling zählte zu den bedeutendsten Chorerziehern und -dirigenten seiner Zeit. Zunächst im Verein mit August Gottfried Ritter und Julius Mühling, nach deren Tode allein, war Rebling die das Magdeburger Musikleben der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bestimmende musikalische Autorität. Reblings kompositorische Tätigkeit stand immer hinter seiner Arbeit als Chorleiter zurück. Reblings Sonaten für Violoncello und Klavier sowie seine Psalmvertonungen genießen unter allen seinen Stücken großes Ansehen. Seine Bearbeitung des Chorals „Sollt´ ich meinem Gott nicht singen?“ ist dem DedikationsSammelband mit Orgelmusik zu Ehren von August Gottfried Ritter, zu dessen 50jährigem Amtsjubiläum als Magdeburger Domorganisten entnommen. Elias Oechsler (1850-1917) war von 1888 bis zu seinem Tode in kirchenmusikalisch führender Position als Leiter des Erlanger Institutes für Kirchenmusik und als Universitätsmusikdirektor tätig. Zunächst als Volksschullehrer in Franken arbeitend, ließ sich Oechsler 1874 für zwei Jahre beurlauben, um an der Münchner Akademie der Tonkunst zu studieren. Seine Lehrer waren unter anderem Joseph Rheinberger (Orgel) und Franz Wüllner (Dirigieren). Es folgten weitere Jahre im Schuldienst, ehe er 1888 den ehrenvollen Ruf an die Erlanger Universität erhielt, wo er Johann Georg Herzog nachfolgte. So folgte auf Herzog, den ehemaligen Orgellehrer Rheinbergers, nun Rheinbergers Lieblingsschüler Oechsler auf die Erlanger Stelle.

Seine “Zwölf größere Choralvorspiele op. 5” fertigte Oechsler für die Predigtlieder der Universitätsgottesdienste an. Sie stehen den Choralbearbeitungen des Bachschen Orgelbüchleins nahe. Der Choral liegt immer im Sopran und wird von schön ausgearbeiteten fließenden Gegenstimmen in einfacher Harmonik eingebettet.

Felix Mendelssohn Bartholdy (1809-1847) zählt zu den bedeutendsten Musikern der Romantik und setzte sich als Dirigent für die Aufführung von Werken von Händel und Bach ein. Damit trug er wesentlich zu ihrer Wiederentdeckung und zur Herausbildung eines Verständnisses für die „klassische“ Epoche der

deutschen Musik bei. Er gilt als Mitbegründer der historischen Musikpflege und gründete das erste Konservatorium in Deutschland. Die sechs Orgelsonaten op. 65 von Felix Mendelssohn-Bartholdy (MWV W 56–61) wurden 1845 veröffentlicht. Sie sind die Krönung seiner Arbeiten für Orgel. Er verwendete bereits vorhandene Stücke, komponierte neu und verwarf alte wieder, um einen einheitlichen Zyklus zu formen. Mendelssohn schwankte in seinen Überlegungen zwischen „a kind of Organ-school“, „Orgelsonaten“ und „Studien“. Schließlich entschied er sich, 24 kleinere Stücke, die er in bunter Reihenfolge komponiert hatte, zu sechs Sonaten zusammenzufassen. Die 6. Sonate (d-Moll) basiert auf dem Luther-Choral Vater unser im Himmelreich, der in 190 Takten, dem längsten aller Sonatensätze, kunstvoll variiert wird. Die partitenartige Reihung der Variationen vermeidet Mendelssohn allerdings, indem er vier Variationen durch Übergänge miteinander verknüpft. Das Thema der Fuge ist aus der ersten Zeile des Chorals gewonnen. Die Fuge schließt mit einem Motiv, das in verdurter Fassung den Schlusssatz eröffnet, das gleichsam Glaubenszuversicht zum Ausdruck bringende religiös-lyrische Andante. Max Reger (1873-1916 ) wuchs in der seinem Geburtsort Brand bei Weiden auf. Nach seinem Besuch der Bayreuther Festspiele 1888 beschloss er (gegen den Wunsch seines Vaters) Musiker zu werden. Berühmtheit erlangte Reger vor allem durch seine Kompositionen für die Orgel. Bereits in seiner Wiesbadener Zeit hatte er, obwohl selbst „katholisch bis in die Fingerspitzen“, eine besondere Affinität für protestantische Choräle entwickelt, die ihn mit seinem großen Vorbild Johann Sebastian Bach verband. Reger entdeckte die barocken Gattungen Choralvorspiel, Fantasie, Fuge, Toccata, sowie Passacaglia für sich wieder und entwickelte sie weiter. Besonders zu erwähnen sind die kühnen Choralfantasien. Geprägt wurde sein Kompositionsstil auch durch die Freundschaft zum Thomasorganisten und späteren Thomaskantor Karl Straube. Das Cappricio g-Moll aus den “Neun Stücke für Orgel op. 129” und das Perpetuum mobile f-Moll aus den “Zwölf Stücke für Orgel op.80” sind freie, kurze und virtuose Miniaturen, Laufwerk der Hände kontrastiert mit ruhigen, elegischen Melodien, die die chromatisch geschärfte Harmonik Regers prägen. Introduktion und Passacaglia d-Moll o. op. Ist ein 1899 entstandenes Orgelwerk, das Reger als Obolus zum „Schönberger Orgelalbum“, einer Sammlung von Orgelwerken zur Finanzierung eines Orgelbaus in Schönberg (Kronberg) schrieb. Das Projekt wurde vom Orgelbauer Ludwig Sauer angeregt. Weitere Beiträge

gibt es u. a. von Alexandre Guilmant, Hans Pfitzner, Josef Gabriel Rheinberger Charles- Marie Widor. Die rund achteinhalb Minuten lange Komposition wurde von Reger als „Werkchen“ bezeichnet, das „absichtlich nicht schwer“ sei, und doch gelang ihm ein kunstvolles Stück, das als Beleg Regerscher Orgelkunst gewertet wurde und sich von Anfang an großer Beliebtheit erfreute. Sigfrid Karg-Elert (1877-1933) sah sich als Orgelkomponist in Deutschland hinter dem von ihm kritisch beäugten Max Reger zurückgesetzt; von dessen in Leipzig wirkenden Apologeten Karl Straube und Hermann Grabner wurde er häufig angefeindet, seine Werke wurden aber besonders in Großbritannien und den USA sehr beliebt. In Leipzig war zuerst als Pianist tätig, begann aber auf Anraten Edvard Griegs sich verstärkt der Komposition zu widmen, zunächst überwiegend von Klaviermusik. Durch den Gewandhausorganisten Paul Homeyer wurde er ermutigt, einige Harmoniumstücke für die Orgel zu bearbeiten. 1909 schrieb er mit den 66 Choralimprovisationen op. 65 seine ersten Originalbeiträge zur Orgelliteratur. In 6 Heften schrieb Karg-Elert Choralvorspiele zu evangelischen Kirchenliedern, zumeist nach dem Kirchenjahr geordnet, in der 66. Bearbeitung ein Stück für Orgel und Blechbläser. Diese Sammlung war Grundstein und zugleich umfangreichstes Werk in seinem über 200 Werke zählenden Orgel-Oeuvre. Der Reichtum an unterschiedlichen Formen besticht ganz besonders. Hierbei verarbeitet Karg-Elert zahlreiche Anregungen aus der gesamten Musikliteratur, so dass man zuweilen von musikalischen Portraits sprechen konnte.

Eine große Amerika-Tournee wurde eine künstlerische und menschliche Katastrophe, die Kritiken sprachen von unmöglichen Registrierungen, einem schlechteren Spiel als das eines jeden Dorforganisten und üblem Programm. Zurück in Leipzig verschlechterte sich Karg-Elerts Gesundheitszustand rapide, und am 9. April 1933 starb er im Alter von 55 Jahren. In Hinblick auf avanciertes Ausnutzen der klanglichen Möglichkeiten einer Orgel ist vermutlich kein anderer Orgelkomponist weiter gegangen als Karg-Elert.

Das Choralvorspiel “Sollt ich meinem Gott nicht singen” ist ein düsteres, leises und langsames Stück, das Karg-Elert wegen des chromatisch nach unten schreitenden Basses als Passionschoral zum Text “Lasset uns mit Jesus ziehen, leiden, sterben” verwertet hat. “O Ewigkeit, du Donnerwort” steht im alten Suitenstil; es ist festlich und glänzend, die Choralmelodie ist kunstvoll in bewegten Achtellinien des Diskants eingearbeitet. “Straf mich nicht in deinem Zorn” ist

ein Choraltrio, wobei die Melodie so reichhaltig verziert wird, dass sie im chromatisch reichen Satz kaum heraushörbar ist.

Der Marche triomphale “Nun danket alle Gott” ist Karg-Elerts berühmtestes und meist gespieltes Orgelwerk. Es gibt zahlreiche Bearbeitungen für Bläser und verschiedenste andere Besetzungen.

Franz Schmidt (1874-1939) stammte aus einer teils österreichischen, teils ungarischen Familie. Er kam 1880 nach Wien und studierte hier 1890-1896 bei Ferdinand Hellmesberger und kurze Zeit auch bei Anton Bruckner. 1896-1911 war er Cellist des Hofopernorchesters, unterrichtete viele Jahre als Cello-, Klavierund Kompositionslehrer am Wiener Konservatorium und war dort 1925-1931 Direktor, dann Rektor. Als Komponist knüpfte Schmidt an Brahms und Bruckner an, entwickelte aber eine durchaus eigenständige, persönlich gefärbte Tonsprache unter Verwendung vieler slawischer und ungarischer Elemente. Sein Gesamtwerk umfasst die spätromantischen Opern „Notre Dame“ (1914), „Fredigundis“ (1922), 4 Symphonien und Kammermusik, sowie Werke für Orgel und Klavier. Weltweite Bekanntheit erlangte sein Oratorium „Das Buch mit sieben Siegeln“, nach den apokalyptischen Visionen des Johannes (1935-1937). Dass das evangelische Kirchenlied auch österreichische, katholische Komponisten inspiriert hat, zeigen Franz Schmidts “Vier Kleine Choralvorspiele” von 1924, die er Franz Schütz widmete. Zwei langsame Bearbeitungen alternieren mit virtuos bewegten Ausarbeitungen. Der Choral wird in vielfältiger Form verarbeitet; im ersten Stück als Kanon, im zweiten steht er als Cantus firmus in langen Notenwerten im Pedal, im dritten wird er kunstvoll koloriert, im letzten als großer, reich harmonisierter Gemeindechoral. Allen Bearbeitungen gemein ist Schmidts spätromantischer Personalstil.

Hannes Hadwiger

1972 in Lienz, Osttirol geboren, studierte er von 1991 bis 1999 katholische Kirchenmusik, IGP Orgel und Komposition an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Graz. 1995 legte er das 1. Kirchenmusikdiplom, 1996 die Lehrbefähigungsprüfung und 1998 das 2. Kirchenmusikdiplom (Diplomarbeit über Proportion und Zahlensymbolik im „Dritten Theil der Clavierübung“ von Johann Sebastian Bach) jeweils mit ausgezeichnetem Erfolg ab. 1999 bis 2001 studierte er Orgel an der staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Stuttgart bei Prof. Dr. Ludger Lohmann. Außerdem belegte er Orgelkurse bei Daniel Roth, Michael Radulescu, Ludger Lohmann, Bernhard Haas, Almut Rößler, Roman Summereder, Wolfgang Mitterer, Petr Eben und Luigi Ferdinando Tagliavini.

Von 1996 bis 1999 leitete Hannes Christian Hadwiger den Grazer Universitätschor, von 2001 bis 2007 den Innsbrucker Chor Cantomania, seit 1999 ist er Organist der Pfarre St. Nikolaus, Hall in Tirol, seit 2005 Leiter des Haller Kirchenchors und seit 2009 Lehrer an der Musikschule der Stadt Hall in Tirol. Außerdem ist er Mitglied zahlreicher Ensembles für Alte und Neue Musik. Hannes Christian Hadwiger hat sämtliche Orgelwerke von J.S. Bach in 14 Konzerten (2000), sämtliche Orgelwerke von György Ligeti, Arvo Pärt (2001) und Olivier Messiaen (2008) aufgeführt. Konzerttätigkeit im In- und Ausland sowie diverse CD- und Rundfunkaufnahmen belegen sein Können. Hannes Christian Hadwiger ist Preisträger bei nationalen und internationalen Orgelwettbewerben.

Programm

Zweite Abendmusik Basilika Wilten - Montag, 12. August, 19:00 Uhr

An der Reinisch-Orgel von 1894

Martin Riccabona, Linz/Bayreuth

August Gottfried Ritter

Sonate Nr. 3 a-Moll op.23 (1811-85)

Franz Schmidt

O Ewigkeit, du Donnerwort (1874-1939): aus: Vier kleine Choralvorspiele (1926)

Niels Wilhelm Gade

Drei Tonstücke für Orgel (1817-1890)

I. Moderato

II. Allegretto

III. Allegro con fuoco

Robert Schumann

Fuge Nr.3 über B-A-C-H op.60 Nr.3 (1810-1856)

Skizze Des-Dur op.58 Nr.4

Franz Liszt

Präludium und Fuge über B-A-C-H (1811-1886)

Programmeinführung

Die heute Abend gespielten Orgelwerke präsentieren einen Querschnitt aus dem Stilbereich der Deutschen Romantik.

August Gottfried Ritter wirkte mehrere Jahrzehnte als Domorganist in Magdeburg, war darüber hinaus als Orgelsachverständiger und insbesondere als Herausgeber älterer Orgelmusik tätig. Seine 1884 erschienene Abhandlung „Zur Geschichte des Orgelspiels“ blieb – trotz mitunter sehr subjektiver Einschätzungen und einiger Irrtümer – lange Zeit das Standardwerk auf diesem Gebiet. In seiner ausführlichen Orgelschule sowie den vier Orgelsonaten zeigt er einen neuen Stil, der eine Symbiose aus Traditionellem sowie modernen Errungenschaften, etwa dem Einfluss einer virtuosen Klaviertechnik, bildet. Vor diesem Hintergrund ist auch die Widmung der um 1855 entstandenen Sonate Nr. 3 an keinen Geringeren als Franz Liszt zu verstehen. Das in einem Satz durchkomponierte Werk ist gleichwohl in mehrere Abschnitte unterschiedlichen Charakters mit zum Teil mehrfach wiederkehrenden Themen gegliedert.

Franz Schmidt steht bereits am Schnittpunkt zwischen ausgehender Spätromantik und früher Moderne. Der äußerst vielseitig begabte Wiener Musiker brillierte gleichermaßen als Cellist (er war Sollocellist des Hofopernorchesters), Pianist (der Legende nach beherrschte er das gesamte gängige Klavierrepertoire auswendig) und Komponist (bekannt geblieben sind insbesondere seine vier Symphonien sowie das große Oratorium Das Buch mit Sieben Siegeln), sowie gelegentlich auch als Organist. Als sehr geschätzter Pädagoge unterrichtete er an der Wiener Musikakademie, der er auch vier Jahre als Rektor vorstand. Sein umfangreiches Orgelwerk zeigt einen sehr individuellen Personalstil mit subtilem, mitunter sehr komplexem Einsatz der Harmonie. Die vier kleinen Choralvorspiele über protestantische Choräle sind mit äußerst konzentrierten wie reduzierten Mitteln ausgearbeitet. In O Ewigkeit, du Donnerwort begleiten ruhig fließende Achteln in linker Hand und Pedal den Choral, der in der rechten Hand als Kanon im spannungsreichen Intervall der Sekunde zu hören ist.

Der Däne Niels Wilhelm Gade erhielt seine Ausbildung unter anderem bei Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig, mit dem er zeitweise gemeinsam die dortigen Gewandhauskonzerte leitete und in dessen Nachfolge sein Kompositionsstil steht. Obwohl Gade zeitlebens auch als Organist tätig war, brachte er nur wenige Werke für dieses Instrument zu Papier. Die Drei Tonstücke für Orgel

können als eine Art Vorstudie zu einer Orgelsonate gesehen werden. Zwei bewegte Sätze umrahmen einen ruhigen Mittelsatz, dessen Thema Anklänge an nordische Volkslieder weckt.

Clara und Robert Schumann mieteten im Frühjahr 1845 einen Pedalflügel, der ihren vorhandenen Flügel zu einer Art Übeinstrument für die Orgel ergänzte. Beide beschäftigten sich intensiv damit und in der Folge entstanden drei Zyklen

Roberts für dieses Instrument: Die Kanonischen Studien op.56, die Skizzen op.58 sowie die eher der Orgel zugedachten Sechs Fugen über B-A-C-H op.60, die sich die Tonfolge von Johann Sebastian Bachs Namen thematisch zunutze machen. Die Fugen stehen trotz ihrer strengen Satztechnik auch dem Charakterstück nahe. Die getragene Fuge Nr.3 ist mit dem Registrierhinweis „mit sanften Stimmen“ versehen. Die Skizze Des-Dur ist klassisch dreiteilig: Zwei Eckteile mit charakteristischem Rhythmus umrahmen einen melodiösen Mittelteil.

Franz Liszt zeigte ebenfalls Interesse für den Pedalflügel – seine monumentale Fantasie und Fuge über „Ad nos, ad salutarem undam“ ist für dieses Instrument gedacht – sowie für die Tonfolge B-A-C-H, über die er mit seinem Präludium und Fuge über B-A-C-H eine der bekanntesten Kompositionen für Orgel überhaupt schuf. Dieses Werk entstand zunächst 1855 anlässlich der Einweihung der großen Ladegast-Orgel im Merseburger Dom. 1870 arbeitete Liszt das Werk in seine heute gebräuchliche Form um. Nach dem virtuosen Präludium nimmt die Dynamik in einer ruhigen Überleitung ab. Die Fuge beginnt verhalten, um in zwei Steigerungswellen eine grandiose Schlusssteigerung zu erreichen.

Martin Riccabona

(*1993 in Hall in Tirol) studierte Orgel und Cembalo an der Anton-Bruckner-Privatuniversität Linz, der Hochschule für Musik und Theater Hamburg, der Hochschule für Musik und Theater München und der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien bei Brett Leighton, Jörg Halubek, Wolfgang Zerer, Pieter van Dijk, Bernhard Haas, Bernadetta Sunavska, Erich Traxler und Augusta Campagne. Er schloss sämtliche Studien mit Auszeichnung bzw. Höchstnote ab. Er ist 2. Preisträger der internationalen Orgelwettbewerbe in Brixen, Innsbruck und Alkmaar, sowie Gewinner des Grand Prix d’Echo 2014 in Freiberg, der ihm den Titel Young Echo Organist of the Year 2015 einbrachte. Als Solist, Ensemblepartner und Continuospieler konzertiert er mit einem breiten Repertoire von der Renaissance bis zur Gegenwart in ganz Europa. Konzertprojekte führten ihn u.a. mit dem Bach Consort Wien, dem MDR-Symphonieorchester, dem Ulster Orchestra sowie dem Ensemble Klingzeug zusammen. Sein Spiel ist in diversen Rundfunkbeiträgen und auf mehreren CDs dokumentiert. 2014 und 2021 war er Artist in Residence bei den Paul-Hofhaimer-Tagen in Radstadt. Er beschäftigt sich intensiv mit Fragen des Instrumentenbaus und wirkt regelmäßig als Berater bei Orgelbauprojekten mit. Seit ihrer Fertigstellung 2018 ist er Kustos der symphonischen Konzertsaalorgel im Brucknerhaus Linz. 2019-2023 unterrichtete er an der städtischen Musikschule Linz Orgel, Cembalo und Cembalokorrepetition. 2021/22 war er Lehrbeauftragter für Orgel und Generalbass an der Musikhochschule München und der Anton-Bruckner-Privatuniversität Linz. Seit März 2023 ist er Professor für Orgel an der Hochschule für evangelische Kirchenmusik Bayreuth.

Programm

Dritte Abendmusik Basilika Wilten - Montag, 19. August, 19:00 Uhr

An der Reinisch-Orgel von 1894

Johannes Ebenbauer, Wien

Johann Sebastian Bach Fantasia super „Komm Heiliger Geist, (1685 - 1750) Herre Gott“

Johannes Ebenbauer Improvisation über Themen von Anton (*1963) Bruckner in einer symphonische Form im romantischen Stil

Felix Mendelssohn Bartholdy Sonate Nr. 6 d-Moll, op. 65 Vater unser im (1809 - 1847) Himmelreich, Choral und Variationen: Andante sostenuto – Allegro molto – Fuga: Sostenuto e legato – Finale: Andante

Susanne Ebenbauer (Vocal) & Johannes Ebenbauer (Orgel)

Freie Improvisation über den Sonnengesang des Franz von Assisi

Franz Schmidt Präludium und Fuge D-Dur („Halleluja“) (1874 - 1939)

Programmeinführung

Bachs grandiose Choralbearbeitung über das gleichnamige Pfingstlied - der Text ist eine Nachdichtung der lateinischen Pfingstantiphon Veni sancte spiritus - zählt zu den umfangreichsten Choralbearbeitungen des Meisters. Diese setzt er an den Beginn der sogenannten 18 Leipziger Choräle, die er ab ca. 1740 hauptsächlich auf der Basis von bereits in Weimar entstandenen Kompositionen anlegte. Die Fantasia „In Organo pleno“ mit dem Cantus firmus im Pedal könnte durchaus als barocker symphonischer Satz bezeichnet werden, so prachtvoll lebendig schwingt sich die Motivik über dem Cantus Firmus-Fundament im Pedal gleich zu Beginn empor und lässt an pfingstliche Feuerzungen erinnern.

Seit vielen Jahren beschäftige ich mich immer wieder mit brucknerschen Themen aus seinen großen kirchenmusikalischen Werken, die mir des öfteren als thematische Grundlage für symphonisch angelegte Improvisationen dienen. Die Themen werden diesmal aus seiner Messe in F-Moll, dem Te Deum und der 8. Sinfonie genommen sein.

Mendelssohns 6 sogenannte Orgelsonaten stellen einen Höhepunkt der Orgelkomposition in der frühen Romantik dar. In der 6. Sonate, die mit einer Variationenreihe beginnt, sind orgeltypische Kompositionstechniken wie sie auch Bach anwendet klar erkennbar. Nach der 4. Variation mit dem Cantus firmus im Pedal, über dem sich eine prächtige Toccata entwickelt, schließt die Variationenreihe mit einer attacca zu spielenden sanglichen Fuge, dessen Themenkern ebenso vom Cantus firmus abgeleitet ist. Die Komposition endet mit einem zarten lyrischen in Liedform gestalteten Schlusssatz.

Franz von Assisi‘s Il Cantico delle Creature, Cantico di Frate Sole (1224/1225 entstanden) gilt als ältestes Zeugnis italienischer Literatur. Auch aufgrund meiner Tätigkeit an Wiens ältester Orgel (1642) in der Franziskanerkirche und damit im Kontext mit franziskanischer Spiritualität fasziniert mich wie auch meine Frau Susanne dieser Text mit seiner permanenten Aktualität. Seit etwa 10 Jahren improvisieren wir immer wieder gemeinsam über diverse Texte / Inhalte und entwickeln so unmittelbar im Hier und Jetzt entstehende Klanggeschichten.

Neben Anton Bruckner, dessen 200. Geburtstag heuer am 4. September gefeiert wird, gedenken wir 2024 auch des großen österreichischen Spätromantikers Franz Schmidt, der vor 150 Jahren am 22. Dezember geboren wurde. Sein berühmtes Präludium in D-Dur (mit dem Zusatz „Halleluja“) ist dem Oratorium „Das Buch mit

sieben Siegeln“ entnommen. Schmidt fügt dem Präludium eine sich prächtig steigernde Fuge mit einem später hinzutretenden 2. Thema an.

Johannes Ebenbauer

stammt aus Strallegg (Steiermark) und studierte an der KUG in Graz Kirchenmusik und an der mdw in Wien Orgel Konzertfach. Von 1985 bis 2005 war er am Wiener Stephansdom tätig, ab 1991 als Domkapellmeister. Seit 2002 lehrt Ebenbauer an der Wiener Musikuniversität, 2013 folgte die Berufung zum Universitätsprofessor für Orgel und Improvisation, 2020 wurde er mit der Leitung des Instituts für Orgel, Orgelforschung und Kirchenmusik an der mdw betraut. Seit Oktober 2022 dirigiert Ebenbauer regelmäßig als Hofkapellmeister in der Wiener Hofmusikkapelle.

Einladungen zu Festivals und Masterclasses im In- und Ausland nimmt er als Organist, Improvisator und Dirigent wahr. CD-Einspielungen in allen seinen Disziplinen sowie seine Tätigkeit als Organist und Kurator an Wiens ältester Orgel, der Wöckherl-Orgel aus 1642 in der Franziskanerkirche, ergänzen seine künstlerischen Arbeiten. Immer wieder entstehen Kompositionen für verschiedenste Besetzungen von Kammermusik über Chorwerke bis hin zu oratorischen Formen. Weitere Informationen unter www.ebenbauer.org

Programm

Vierte Abendmusik Basilika Wilten - Montag, 26. August, 19:00 Uhr

An der Reinisch-Orgel von 1894

Elias Praxmarer, Stift Stams

Felix Mendelssohn Bartholdy Allegro, Choral und Fuge (1809 – 1847)

Johannes Brahms aus 11 Choralvorspiele op. posth. 122 (1833 – 1897)

- Nr. 6 „O wie selig seid ihr doch, ihr Frommen“

- Nr. 10 „Herzlich tut mich verlangen“

Felix Mendelssohn Bartholdy Andante in D-Dur (1809 – 1847) (Thema mit Variationen)

Franz Schmidt (zum 150. Geburtstag) (1874 – 1939)

Vier kleine Choralvorspiele:

- „O Ewigkeit, du Donnerwort“

- „Was mein Gott will, das gescheh allzeit“

- „O wie selig seid ihr doch, ihr Frommen“

- „Nun danket alle Gott“

Max Reger aus „Monologe op. 63“: (1873 – 1916) - Nr. 7 „Ave Maria“

- Nr. 1 Präludium in c-Moll

- Nr. 2 Fuge in C-Dur

Programmeinführung

Felix Mendelssohn Bartholdy zählt zu den bedeutendsten Organisten des 19. Jahrhunderts. Ihm ist als Komponist und Interpret eine wahre Renaissance der Orgelmusik gelungen. Spätestens seit dem Tod von Johann Sebastian Bach 1750 hatten Orgelspiel und Orgelwerke im Zeitgeist der Aufklärung beträchtlich an Bedeutung verloren und der Organistenstand war zur Nebenbeschäftigung abgesunken. Kennzeichnend dafür ist die Tatsache, dass die Wiener Klassik kaum nennenswert zur Orgelliteratur beigetragen hat.

Unter anderem während seiner sieben Aufenthalte in Großbritannien gab Mendelssohn eine Reihe von außergewöhnlichen Orgelkonzerten, darunter 1842 auch im Beisein der jungen britischen Königin Victoria und ihres deutschen Prinzgemahls in der Londoner Christ Church. Seine Konzertprogramme beinhalteten zumeist Improvisationen und Interpretationen von Bach-Werken – für beides war Mendelssohn berühmt. In einem Artikel im Magazin Musical World (1838) beschrieb der britische Organist Henry Gauntlett Mendelssohns Bach-Interpretation als „überirdisch groß“. Sein Improvisationsspiel sei „sehr differenziert“, die weichen Sätze „voll zärtlichen Ausdrucks und exquisiter Leidenschaftlichkeit“. In seinem lauten Vorspiel sah er „eine grenzenlose Fülle neuer Ideen“.

Sein kompositorisches Schaffen für Orgel krönt Mendelssohn mit der Veröffentlichung seiner seinen Sechs Orgelsonaten op 65. Diese stehen am Ende von Mendelssohns Lebenswerk auf dem Gipfelpunkt seines Ruhms und Triumphs und gehören zum Kernrepertoire der Orgelmusik.

Sein Allegro, Choral und Fuge in d-Moll vollendete Mendelssohn am 25. Juli 1844. In diesem Werk versucht der Komponist erstmals, in einem großdimensionierten Formenzusammenhang mehrere der grundlegenden Gestaltungsformen seiner späten Orgelwerke miteinander zu kombinieren: Auf den virtuosen ersten Formteil folgt ein Choral, aus dessen letzter Phrase das Fugenthema gebildet wird. Warum Mendelssohn auf den ersten Allegro-Teil im späteren Verlauf seiner Komposition zumindest thematisch nicht wieder zurückkommt, kann nicht erläutert werden. Doch möglicherweise wurde sein Bild der Komposition im Rückblick durch die unverhältnismäßige Mühe getrübt, die ihm die Fuge des dritten Formteils womöglich bei der Ausarbeitung gemacht hatte: Kaum eine andere Orgelhandschrift ist von Korrekturen, Tilgungen und Überschreibungen so übersät wie diejenige dieser Fuge.

Das Andante D-Dur vom 23. Juli 1844 komponierte Mendelssohn zeitgleich mit dem oben genannten Allegro in d-Moll. Das Werk bildet eine Variationsfolge über ein sechzehntaktiges Thema, doch offenkundig war Mendelssohn kurze Zeit später mit dem Komponieren unzufrieden, wovon eine zeitnahe Überarbeitung durch den Komponisten zeugt.

Die 11 Choralvorspiele op. post. 122, Meisterwerke ihrer Gattung und seine letzten Kompositionen überhaupt, schrieb Johannes Brahms im Frühjahr 1896 in Bad Ischl. Da die Mehrzahl der Choralvorspiele sich inhaltlich mit dem Tod befasst, wird die Komposition als Auseinandersetzung mit der Lebenssituation gesehen, in der Brahms sich befand: Er hatte in den Jahren zuvor seine Schwester sowie mehrere seiner Freunde und Weggefährten verloren, und bei ihm selbst begannen sich Symptome der Krankheit zu zeigen, an der er ein knappes Jahr später sterben sollte. Von besonderer Bedeutung war in diesem Zusammenhang der Tod von Clara Schumann am 20. Mai 1896. Allgemein wird die Orgelmusik von Brahms als sublimierter Ausdruck seiner Zuneigung zu Clara Schumann aufgefasst. Die Choralvorspiele selbst wurden erst nach seinem Tod veröffentlicht und im Jahre 1902 gedruckt.

Franz Schmidt wurde gleichermaßen als Solist, Kammermusiker, Begleiter und Dirigent hoch geschätzt und gefeiert. Sein außergewöhnliches musikalisches Gedächtnis wird durch zahlreiche Anekdoten belegt: Ehemalige Schüler berichteten von seiner umfassenden Kenntnis aller musikalischen Genres, die er stets auswendig präsent hatte, darunter insbesondere die Solo- und Orchesterparts sämtlicher bedeutsamer Klavierkonzerte. Zahlreiche Auszeichnungen wie der Franz Josefs-Orden und die Ehrendoktorwürde der Universität Wien zeugen von der Anerkennung seiner Zeitgenossen. Jedoch stand sein Privatleben im starken Kontrast zu seiner erfolgreichen Karriere: Zwei Jugendlieben, beide jüdischer Abstammung, blieben unerfüllt. Seine erste Ehefrau lebte am Rande der geistigen Umnachtung ab 1919 in der Wiener Heilanstalt ‚Am Steinhof‘ und wurde drei Jahre nach dem Tod des berühmten Komponisten im Rahmen der nationalsozialistischen Euthanasie-Kampagne in Deutschland ermordet. Schmidts Tochter Emma verstarb unerwartet nach der Geburt ihres ersten Kindes am „Kindbettfieber“. Der gebrochene Vater schrieb ihr zu Ehren seine 4. Symphonie als „Requiem für meine Tochter“.

Neben seinem enormen Arbeitspensum, unter anderem als Cellist an der Wiener Hofoper und bei den Wiener Philharmonikern, als Professor für Violoncello, Klavier, Kontrapunkt und Komposition und später als Rektor der Wiener Musikhochschule, schuf er eine Reihe bedeutsamer Werke, von denen 42 erhalten sind. Beinahe die Hälfte der Kompositionen sind Orgelwerke. Seine 4 kleine Choralvorspiele komponierte Franz Schmidt im Sommerurlaub 1926 im oststeirischen Städtchen Hartberg und beschreibt sie in einem Brief an seinen Schüler Franz Schütz als „ein paar Sachen für’s Herz“, die er neben einem Klavierquintett schreibe. Schmidts außergewöhnlicher Klangsinn, den er sich in der Satztechnik, in der Ausgestaltung übernommener und in der Erfindung neuer Formen aneignen konnte, ermöglichte es ihm, einen Personalstil zu entwickeln, der sich deutlich von jenem seiner Zeitgenossen abhebt. Dennoch gilt er als Spätromantiker im weitesten Sinne und steht damit in der direkten Nachfolge von Johannes Brahms und Anton Bruckner. Darüber hinaus war er in vieler Hinsicht mit Alban Berg, Arnold Schönberg, Richard Strauss und Hans Pfitzner verbunden. Max Reger komponierte seine Monologe – Zwölf Stücke op. 63 in München als kürzere und einfach ausführbare Werke, die den Namen des damals 28-jährigen Komponisten noch bekannter machen sollten. Der ungewöhnliche Titel dieser Sammlung von Orgelstücken geht zurück auf das 1890 entstandene Opus 162 von Josef Gabriel Rheinberger, der am 25. November 1901 in München starb. In den Monologen gelang es Reger, die bis dahin entwickelten verschiedenen Elemente seiner eigentümlichen Tonsprache in besonders charakteristischer Weise zu vereinen. Dabei werden die alten Formen (Präludium, Fuge) in den Dienst der expressiven Aussage gestellt. Und dennoch sprengen die Stücke zwar nie die Bahnen der absoluten Musik, haben aber verschlüsselten Mitteilungscharakter und spiegeln die Lebenssituation eines Komponisten wider, für den die Spannungen und Konflikte des Lebens mit der zentralen Aufgabe des Komponierens verwoben sind.

Regers op. 63 wurde einerseits als eine „von Kühnheiten strotzende“ Komposition bezeichnet, deren „Wucht erschüttert“ und deren „abgrundtiefe Tragik bange und zitternd macht: es ist ein Gesang der Resignation“. Andererseits wird in einer Ausgabe der Musica Sacra von 1902, dem Organ des Allgemeinen CaecilienVerbandes, den der Orgel inadäquate konfliktbeladene Ausdruck des Gesamtwerks verdammt: „im Hinblick auf die Königin der Instrumente, welche in der Kirche das Schöne, Erhabene, Heilige, Erschütternde, Ergreifende, nicht aber das

Häßliche, den Zwiespalt eines nach Erlösung und Frieden vergeblich ringenden Menschen öffentlich und subjektiv darzustellen bestimmt ist, behaupten wir, dass dieses Op. 63 in der Kirche nicht existenzberechtigt ist.“ (vgl. Musica Sacra (Oktoberheft), Regensburg 1902)

Elias Praxmarer

Das Schaffen ist gleichermaßen durch sein künstlerisches Wirken als Interpret, sowie durch seine kompositorische und kirchenmusikalische Tätigkeit geprägt. Konzerte als Solist und Kammermusikpartner in diversen Ländern Europas, Kompositionsaufträge von renommierten Ensembles und Festivals im In- und Ausland, zuletzt Werke für die Abendmusiken im Dom zu Freiberg, Orgelfestival Holland, Marienkirche in Dortmund, St. Michaeliskirche Hamburg und Vasa Church in Göteborg.

Verschiedene Preise und Auszeichnungen, darunter Kompositionsstipendium der Landeshauptstadt Innsbruck (Hilde-Zach-Stipendium), RichardWagner-Stipendium, Finalist des Internationalen Kompositionswettbewerbs des Brucknerhauses in Linz, sowie des Musikwettbewerbs um den Kulturpreis Gasteig München. 2023 erster Preis beim renommierten Internationalen Kompositionswettbewerb in Saarlouis.

Studien in Innsbruck, Salzburg und München bei Andreas Liebig, Michael Schöch, Bernhard Haas, Franz Baur, Annette Seiler und Sebastian Euler. Weiterer Unterricht bei Wolfgang Zerer, Pieter van Dijk und Bernard Foccroulle. Seit 2018 Stiftsorganist und Initiator/Künstlerischer Leiter von stift stams sakral/ Festival Orgel Plus im Stift Stams. Seit 2020 Artistic Director bei der europäischen Städtevereinigung ECHO (European Cities of Historical Organs) und Wettbewerbsleiter des Internationalen Paul-Hofhaimer-Orgelwettbewerbs.

Programm

Fünfte Abendmusik Basilika Wilten - Montag, 2. September, 19:00 Uhr

An der Reinisch-Orgel von 1894

Franz Danksagmüller, Lübeck

Johann Christian Kittel aus: “Große Präludien für die Orgel” (1732 - 1809)

No. 5: Fantasia

Christian Heinrich Rinck aus: 36 Nachspiele für die Orgel op. 107 (1770 - 1846)

No. 26

No. 31

No. 27

Johann Sebastian Bach Partite diverse sopra “O Gott, du frommer (1685 - 1750) Gott”

BWV767

Christian Heinrich Rinck aus: 36 Nachspiele für die Orgel op. 107 (1770 - 1846)

No. 20

No. 15

No. 11

Felix Mendelssohn Bartholdy Sonate d-Moll op. 65/6 (1809–1847) nach der Melodie „Vater unser im Himmelreich“

Choral und Variationen, Fuga, Finale

Programmeinführung

J.S. Bach, sein Schüler, sein Enkelschüler und sein Wiederentdecker: Johann Christian Kittel und Christian Heinrich Rinck zählt man heute nicht unbedingt zu den großen Meistern der Musikgeschichte. Doch die einen wären ohne die anderen nicht denkbar. J.Chr. Kittels Musik bewegt sich zwischen Barock und galanter Musik, sie spannt einen stilistischen Bogen zwischen G. Muffat und C.P.E. Bach. Zudem hinterließ er uns eine wichtige Quelle, die Einblick in den Unterricht bei J.S. Bach bietet: seine Orgelschule “Der angehende praktische Organist”. Hier zeigt sich, was er im Orgelunterricht bei seinem Lehrer J.S. Bach gelernt haben mag: u.a. das Verfertigen von Choralvorspielen und das Begleiten von Chorälen. Er beschreibt dabei Kompositionstechniken, die in den vergangenen Jahrhunderten genauso angewandt wurden wie nach ihm. Was J.S. Bach in seinem Orgelbüchlein in rein musikalischer Form weitergegeben hat, finden wir hier sozusagen ausformuliert und erklärt.

Christian Heinrich Rinck, ein Schüler von Kittel schuf in seinen “39 Nachspielen” Musik, die später wieder bei Mendelssohn und F. Liszt wieder aufblitzt: das Nachspiel No. 27 beginnt so, wie später Mendelssohn seine erste Sonate beginnen wird. Und das Fugenthema im Nachspiel No. 26 finden wir wortwörtlich in der “Fantasie und Fuge über BACH” von Franz Liszt wieder. Mit F. M. Bartholdy erklingt schließlich ein Werk jenes Musikers, der die Musik J.S. Bachs wiederentdeckt hat und - man könnte es so ausdrücken - eine wichtige Quelle seines eigenen kompositorischen Schaffens erschlossen hat.

Franz Danksagmüller

Der Komponist und Organist vereint in seinen innovativen Projekte, Kompositionen und Live-Elektronik Performances ein weites künstlerisches Spektrum. In seiner Arbeit lotet er die Verbindung von historischer und neuer Musik, von klassischen Klangkörpern und neuesten elektronischen Instrumenten immer wieder neu aus.

Franz Danksagmüller ist sowohl solistisch als auch in unterschiedlichen Besetzungen tätig.

In den vergangenen Jahren gastierte er als Organist und Performer u.a. in der Elbphilharmonie in Hamburg, im Konzerthaus Berlin, im Palace of Arts in Budapest, im Orgelpark in Amsterdam, beim Organ Festival Holland in Alkmaar, Festival Musica Sacra in St. Pölten und beim Sinus Ton- Festival in Magdeburg.

Seine Kompositionen wurden u.a. beim “Wettbewerb um den Paul Hofhaimer-Preis” in Innsbruck, beim International Organ Festival in Alkmaar, beim Rainy Days Festival in der Philharmonie Luxemburg und beim Carinthischen Sommer in Ossiach (Österreich), bei den Silbermann- Tagen in Freiberg und beim Echowettbewerb in Treviso aufgeführt.

In genreübergreifenden und interdisziplinären Projekten arbeitet er mit Wissenschaftlern und unterschiedlichen Künstlerpersönlichkeiten zusammen, u.a. mit dem Bass-Bariton Klaus Mertens, der Komponistin und Erfinderin von “Kyma“ Carla Scaletti und dem Duduk-Spieler Gevorg Dabaghyan. Zusammen mit dem Saxophonisten Bernd Ruf entstand 2016 das Projekt buxtehude_21, in dem die Musiker mit ihren „Komprovisationen“ eine spannende Brücke von der Barockmusik in die Gegenwart bauen. Das Projekt

wurde von der Kritik als „mitreißendes Klangabenteuer“ gefeiert.

In dem Musiktheater „Just Call Me God“ mit John Malkovich in der Hauptrolle arbeitete Franz Danksagmüller mit Martin Haselböck zusammen. Das Ensemble gastierte 2017 u.a. in der Hamburger Elbphilharmonie, im Konzerthaus Wien, im Concertgebouw Amsterdam, in Union Chapel in London im House of Music in Moskau.

In seinen jüngsten Projekten verbindet er seine Kompositionen mit Visualisierungen und Filmaufnahmen. Dazu zählen „sounding science” – mehrere, auf wissenschaftlichen, mathematischen und demographischen Daten basierte Kompositionen, „broken Bach”- ein Live - Remix von barocker Musik für Orgel und Live-Elektronik, sowie „dávny”, eine Komposition aus Klängen und Bildern von verlassenen Orten und zerstörten Instrumenten. Franz Danksagmüller studierte Orgel, Komposition und elektronische Musik in Wien, Linz, Saarbrücken und Paris. Zu seinen Lehrern zählen Michael Radulescu, Daniel Roth, Erich Urbanner und Karlheinz Essl. 1994 erhielt er den Würdigungspreis des Österreichischen Bundesministeriums für Wissenschaft und Forschung, und wurde bei mehreren internationalen Wettbewerben ausgezeichnet. Er konzertierte u.a. mit den Wiener Symphonikern, der Camerata Salzburg, den Berliner Symphonikern, den Hamburger Symphonikern, dem Orchestra of Birmingham, dem RSO Wien, dem Ensemble die Reihe und dem Arnold Schönberg Chor und arbeitete mit namhaften Dirigenten zusammen, u. a. mit Sir Simon Rattle, Michael Schønwandt, Erwin Ortner und Ton Koopmann.

Von 1995 bis 2003 wirkte Franz Danksagmüller als Dozent an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien. Von 1999 bis 2005 war er Organist und Komponist am Dom in St. Pölten (Österreich), seit 2005 ist er Professor für Orgel und Improvisation an der Musikhochschule Lübeck.

Als Juror ist er bei bedeutenden Orgelwettbewerben tätig, u.a. in Haarlem, Alkmaar, Lübeck und St. Albans. Seit 2015 ist er Gastprofessor an der Musikhochschule in Xi´an in China, seit September 2018 Gastprofessor an der Royal Academy of Music in London.

Programm

Sechste Abendmusik Basilika Wilten - Montag, 9. September, 19:00 Uhr

An der Reinisch-Orgel von 1894

Ludwig Lusser, St. Pölten

Felix Mendelssohn Bartholdy Präludium und Fuge c-Moll op. 37/1 (1809-1847)

Kurt Estermann Intermezzo, 1988 (1960)

Felix Mendelssohn Bartholdy Sonate VI d-Moll op. 65/6

Andante sostenuto – Allegro molto (Choral mit Variationen: Vater unser)

Fuga

Finale (Andante)

Kurt Estermann

Zwei Stücke, 2001

I. maß und zahl

II. einbrechendes licht

Felix Mendelssohn Bartholdy Sonate V D-Dur op. 65/5

Andante

Andante con moto

Allegro

Programmeinführung

Felix Mendelssohn Bartholdy ist nach Johann Sebastian Bach der erste Großmeister unter den Komponisten, der, immerhin, zwei bedeutende Opera, innerhalb seines Gesamtschaffens, der Orgel widmet, die Drei Präludien und Fugen op. 37 sowie die Sechs Sonaten op. 65. Mendelssohn Bartholdy tritt auch als konzertierender Organist in Frankreich, Deutschland und England erfolgreich in Erscheinung. Kein Geringerer als Robert Schumann begrüßt das Erscheinen der beiden Opera op. 37 und op. 65 hymnisch und weist zu Recht auf die Bedeutung dieser Werke Mendelssohn Bartholdys für die Orgelwelt in der Nachfolge des großen Johann Sebastian Bach hin. Die Auswahl der heute gespielten zwei letzten Sonaten Nr. V und Nr. VI ermöglicht einen kleinen Überblick über Mendelssohn Bartholdys bei seinen Orgelwerken verwendete Formenvielfalt, welche man in den sechs Sonaten findet: Variationssatz, Choral, Lied ohne Worte, Fuge, Charakterstück, Sonatensatz, in feiner kontrapunktischer Satzkunst gearbeitet, erfindungsreich, fern der „weltlichen“ Klaviersonate, auf „Bachschen“ Grundlagen fußend, werden diese Werke Vorbild für nachfolgende Komponisten wie Max Reger, Paul Hindemith, Anton Heiller u. a. Dass heute die sechste Sonate vor der fünften gespielt wird ist der Dramaturgie des Gesamtprogramms geschuldet. Das Präludium und die Fuge c-Moll eröffnet das op. 37 und das heutige Konzert mit einem kontrapunktischen Feuerwerk ganz eigener Prägung Mendelssohn Bartholdyscher Erfindung und Sprache, fern jeder Kopie des großen Bachschen Vorbilds, oder gar akademisch trockenen schulmeisterlichen Kontrapunkts. Wenigen ist es gelungen diese durch Bach stark vorbelastete Form, Präludium und Fuge, derart mit neuem Geist und Inhalt zu füllen wie Felix Mendelssohn Bartholdy. Gegenübergestellt, gewissermaßen kontrapunktiert, werden diese drei Werke Mendelssohn Bartholdys von zwei Werken des „Wiltener Genius Loci“ Kurt Estermann. Diese zwei Werke Estermanns in das Zentrum zu stellen ist mir ein dreifaches Anliegen: beide Werke sprühen vor Erfindungsgeist und kompositorisch brillantem Handwerk. Zum zweiten erfreuen diese Werke das Ohr und die Zuhörer mit ganz neu erdachten Klangergebnissen. Diese ergeben sich aus den genauestens beherrschten und vielfältigst verwendeten Satztechniken, wie den daraus folgerichtig erfundenen Registrierungsangaben. Es ist dieses bei Estermanns Orgelkompositionen ein besonderes Charakteristikum und Qualitätsmerkmal, wie es selten bei neueren Kompositionen für die Orgel in dieser feinen Art zu finden ist. Zum dritten

soll damit ein Komponist geehrt werden, der bei weitem nicht die ihm gebührende Anerkennung erfährt. Estermann komponiert in bewundernswerter Kraft und Einsamkeit Werk um Werk, neben vielen Orchesterwerken, Chorwerken, Werken für Kammermusik, erfreulicherweise viele Werke für Orgel. Auf diesen besonderen Umstand hinzuweisen, im Kulturland Tirol und darüber hinaus, der Gemeinschaft in Wilten (Konvent mit Abt, wo Estermann so viele Jahrzehnte schon vorbildlich als Organist wirkt) zum Bewusstsein zu bringen, ist mir eine besondere und vornehme Aufgabe.

Ludwig Lusser

geb. 1969 in Innervillgraten/Osttirol, studierte zunächst am Konservatorium der Stadt Innsbruck Klavier (Theo Peer) und Orgel (Reinhard Jaud). Von 1989–1999 absolvierte er die Studien Katholische Kirchenmusik, Orgel-Konzertfach und IGP-Orgel an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien Orgel bei Michael Radulescu, 1993 und 1995 Würdigungspreis des Bundesministeriums für Wissenschaft und Kunst, Meisterkurse bei L. F. Tagliavini, William Porter, J. Cl. Zehnder, Jean Boyer, Guy Bovet, Piet Kee. Von 1995 bis 2006 Mitwirkung als Organist bei vielen Konzerten (Janacek Glagolithische Messe, Saint-Saens Orgelsymphonie, Martin Glogotha, u. a.) mit bedeutenden Orchestern und Dirigenten im Wiener Musikverein und im Wiener Konzerthaus (Wolfgang Sawallisch, Michel Plasson, Gerd Albrecht, George Prêtre u.a.; Wiener Symphoniker, Orchestre National du Capitol Toulouse, u. a.)

Seit 1996 unterrichtet er am Diözesankonservatorium für Kirchenmusik der Erzdiözese Wien. Von 1999 bis 2006 unterrichtete er an den Universitäten für

Musik und darstellende Kunst in Graz und Wien. Er ist seit 2006 Domorganist in St. Pölten und unterrichtet am dortigen Diözesankonservatorium für Kirchenmusik. Seit 1989 entwickelt er eine vielfältige Konzerttätigkeit als Organist und Improvisator. Schwerpunkte seiner interpretatorischen Arbeit ergeben sich für das Werk Johann Sebastian Bachs und Max Regers einerseits, sowie der Musik des 20. und 21. Jahrhunderts andererseits. Besonderes Anliegen ist ihm dabei die Orgelmusik seit 1945 in Österreich. Mehrere Komponisten vertrauten Ludwig Lusser österreichische Erstaufführungen und Uraufführungen an. (z. B. 2013 „Polyphonie“ für Orgel, von Erich Urbanner für die Uraufführung im Rahmen des Festivals „Klangspuren 2013 Schwaz“ im Innsbrucker Dom, Jörg Herchet „Im Namen Gottes“). Ein weiterer Schwerpunkt seines Repertoires ist die Orgelkammermusik (Partnerschaften mit bedeutenden Musikern, Robert Wolf Soloflötist der Wiener Symphoniker und Concentus Musicus, Gabor Tarkövi Solotrompeter der Berliner Philharmoniker, Walter Voglmayr Soloposaunist der Wiener Symphoniker, Wiener Posaunenquartett u. a). Drittes wichtiges Feld seiner musikalischen Arbeit ist die intensive Beschäftigung mit allen Fragen zur Orgelimprovisation. (Neben seinen Auftritten als Improvisator an der Orgel in Konzert und Liturgie, seit 2006 Improvisationspartnerschaften mit den Saxophonisten Bernd Oliver Fröhlich, Wolfgang Puschnig und dem Akkordeonspieler Otto Lechner).

2009 erschien bei Gramola/Wien seine Gesamteinspielung von Johann Sebastian Bachs Clavierübung III. Theil sowie 2018 ebenfalls bei Gramola eine Improvisations CD mit dem Saxophonisten Bernd Oliver Fröhlich. 2023 vollendet Ludwig Lusser seine Gesamteinspielung aller Orgelwerke von Anton Heiller (7 CDs: Orgel-Solowerke, Werke für Chor&Orgel, Werke für Orchester&Orgel, Gramola).

Seit 2008 haben sich für Ludwig Lusser verschiedene Konzertprojekte mit vielen Künstlerinnen abseits der eigentlichen Orgelszene entwickelt: „Auferstehung“ Orgeltheater, Lew Tolstoi & Max Reger, „Orgelmysterium“ ein Gesamtkunstwerk Hermann NITSCH & Renato Zanella, „petit requiem“ Musicbanda FRANUI, „Betagte Landschaft“ Maria BILL, u. v. m. (www.ludwiglusser.at). Diese Arbeiten spiegeln seine Neugierde und Offenheit für neue, unkonventionelle Zugänge und sein Bemühen die Orgelkunst einem breiteren Publikum zugänglich zu machen.

Disposition der Reinisch-Orgel in

der Basilika Wilten

Gehäuse von 1758, Orgelwerk von Franz Reinisch, 1894

Restaurierung durch Johann Pirchner, 2003

I. Manual C – f 3 /54 Töne

Bordun 16´

Principal 8´

Principal piano 8´

Gedeckt 8´

Gamba 8´

Salicional 8´

Oktav 4´

Spitzflöte 4´

Cornet 5-fach 2 2/3´

Mixtur 5-fach 2´

Trompete 8´

II. Manual C – f 3 / 54 Töne

Geigenprincipal 8´

Gedeckt 8´

Dolce 8´

Flauto 8´

Aeoline 8´

Rohrflöte 4´

Fugara 4´

Pedal C – d1 / 27 Töne

Subbaß 16´

Flötenbaß 16´

Violon 16´

Oktavbaß 8´

Cello 8´

Posaune 16´

Kegelwindladentechnik

Barkerhebel in der Spieltraktur des I. Manuals

Pedal und II. Manual mechanische Spieltraktur

Koppeln:

II. Manual zu I. Manual

I. Manual zu Pedal

II. Manual zu Pedal

Feste Kombinationen:

ff, f, mf, Auslöser

leicht ungleichschwebende Temperatur

Stimmtonhöhe: a1 = 442 Hz bei 18° C

Winddruck: 90 mm WS

Der Klang dieses Instruments entspricht der romantischen Auffassung der Erbauungszeit. Die Intonation muss in diesem Sinne als vorzüglich bezeichnet werden. Das gute Pfeifenmaterial mit der für die Kegelladen richtigen Pfeifenbauweise mit Expressions-Stimmschlitzen, stempelt diese Orgel als ein typisches Denkmal ihrer Zeit, das eine heute fast nicht mehr bekannte Klangwelt erschließen kann.

www.stift-wilten.at - www.sr-wiwiwe.at

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