Unitopia 2

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Unitopia

„Die Weltrevolution aus Dahlem ist schon... ein Stück weit auch heute komisch!“ - Peter-André Alt, CEO der „F“U

Geschichten davon, was Uni ist

und was Uni sein könnte

Unitopie

Wie sieht die perfekte Uni aus?

Außerdem

Aktuelles von der Dahlemer Ständedemokratie Erstis & Basics

Eine Publikation des Bildungsprotestplenums #2 Oktober 2013


Liebe_r Leser_in,

Inhalt

nachdem wir uns in unserer ersten Ausgabe hauptsäch- S.3 Lach- & Krachgeschichten Newsflash lich mit dem unerfreulichen Status Quo beschäftigt haben, Freiheit? wollen wir uns dieses Mal mehr auf den Titel unserer ZeitRückblick: Beck-Wahl schrift konzentrieren: Es geht in diesem Heft vor allem um Uni-Utopien in einer utopischen Gesellschaft. Einer solidarischen Gesellschaft, die Menschen nicht auf Grund von S.7 Unitopien Das ist doch utopisch! Konstruktionen wie „Nation“, „Geschlecht“, „Stand“ u.v.m. Globale Uni benachteiligt. Traumreise Studis gegen höhere Mieten

Zivilklausel Da wir nicht im luftleeren Raum agieren wollen, gehört Uni ohne Noten dazu auch wieder die Auseinandersetzung mit Ist-ZustänStimmengewirr den - verbunden mit der Frage, was wir an ihre Stelle setzen wollen. So möchten wir die Kontraste herausarbeiten zwischen Uni, wie sie ist, und Uni, wie sie sein könnte. Um S.19 Erstis & Basics die Veränderung angehen zu können, haben wir eine ÜberHoPo für Einsteiger_innen sicht über den hochschulpolitischen Dschungel, das kleine 1x1 des Widerstands Rezept: Kürbis-Tofu-Suppe Einmaleins der Gremiensprengung sowie ein schönes Rezept beigefügt, denn ohne Mampf gibt es nach wie vor keiTermin nen Kampf.

Wenn ihr auch an Unitopien mitwerkeln möchtet, laden wir euch wie immer ein, zu den offenen Bildungsprotestplena oder anderen Veranstaltungen des Bildungsprotests zu kommen. Insbesondere die studentische Vollversammlung am 23.10.2013 ist eine gute Gelegenheit für alle Neugierigen, in die Politik an und in der Hochschule reinzuschnuppern. Alle aktuellen Termine findet ihr auf der nächsten Seite.

Die Unitopia wird geschrieben, illustriert und editiert von Menschen aus dem Bildungsprotestplenum an der „F“U. Wir verstehen uns als basisdemokratisch und links und setzen uns für ein sozial gerechtes Bildungssystem und eine wirklich freie Uni ein, in der Menschen selbstbestimmt - und dabei solidarisch - ihrem Bildungsdrang nachgehen können. Euer Redaktionskollektiv

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Das Bildungsprotestplenum trifft sich im Oktober dienstags um 16:00 im Foyer vor der Mensa II (Silberlaube). Aktuelle Termine dann online (s.u.).

Wir nutzen den sogenannten Gendergap (z.B. Leser_innen) um Menschen aller Geschlechter anzusprechen.

Das Coverdesign für diese Ausgabe wurde gezeichnet von sqrl. Andere Grafiken von nt.

Kontakt/Impressum

Bildungsprotest.FU@riseup.net

www.bildungsprotestFU.net ...und auf Facebook.


Lach- & Krachgeschichten Newsflash

Hochschulvertragsverhandlungen

Grundordnung

Bei den laufenden Hochschulvertragsverhandlungen An der „F“U muss es nach Hochschulgesetz eine „Grundzwischen dem Land Berlin und seinen Unis sieht es düs- ordnung“ geben, die vor Allem auch Mitbestimmungster aus: Mit Verweis auf die schlechte Haushaltslage plant rechte regelt. An der „F“U gibt es nur „Einstweilige Regedie „rot-schwarze“ Berliner Koalition, die Mittelzuwei- lungen“ der „F“U-Leitung und eine „Teil-Grundordnung sungen an die Unis für den Zeitraum 2014-2017 weiter (TGO)“. Der Grundordnungs-Prozess steht an, doch die knapp zu halten. Durch die fehlende Anpassung der Gel- Unileitung hat kein Interesse daran, die für sie günstige der an steigende laufende Kosten drohen weitere Löcher TGO zu ändern. „F“U-Gremien und Berliner Politik drüin der Grundfinanzierung aufzureißen: die Jahrzehnte cken seit Langem beide Augen zu, während Studierende lange strukturelle Unterfinansich für gleichberechtigte zierung wird fort gesetzt. Selbst Mitbestimmung aller Unidie „nach oben“ sonst überaus Mitglieder einsetzen. Eine brave „F“U-Leitung wurde da • Dienstag, 15. Oktober, 16 Uhr, Foyer offizielle AG des AS wurde ungewöhnlich deutlich: Nicht bis zu diesem Herbst sus vor der Mensa II/Silberlaube: einmal die dringendsten Mittel pendiert. Eine studentiOffenes Bildungsprotestplenum für die Sanierung eines kom- sche Gruppe arbeitet derplett maroden Chemiegebäudes weil an Vorschlägen und wolle das Land bewilligen – so • Mittwoch, 23. Okt., 12 Uhr, Hörsaal Forderungen: Infos findet werde die Uni kaputtgespart. ihr auf Bildungsprotest 1a (Silberlaube): Studentische FU.net, erste Ideen dort in Studierende kritisieren die in- Vollversammlung der „Unitopia kompakt“. transparente Aushandlung der Verträge - und fordern die Rück• Geplant für November: kehr zur öffentlichen Ausfinan Diskussionsveranstaltung zur RSPO zierung des Bildungssystems. Juristische Grundordnung: Welche Uni wollen Achtung: Überprüfungen und Anwir eigentlich? Behindertenbeauftragte_r fechtungen der RahmenMit der RSPO werden gerade die studien- und -prüfungsBedingungen für Studierende Bildungsprotest-24-Stundenordnung stehen noch mit chronischen Erkrankungen aus – was ihr hier lest, ist und körperlichen oder geisti- Treffen nicht unbedingt endgülgen Beeinträchtigungen weiter tig. erschwert. Sie brauchen kompe- Soliparty mit Livebands In diesem Wintersemestente Beratung; diese leistet an Bildung für alle! ter 2013/14... der „F“U seit langem der Behindertenbeauftragte Georg Classen. Deswegen wurde davon ausgegangen, dass er auch den neuen, mit offiziellen Rechten in Hochschulgremien ausgestatteten Beauftragtenposten gemäß Berliner Hochschulgesetz erhalten würde. Doch die Berufung erfolgte zwei Jahre lang nicht. Classen macht seinen Job offenbar zu gut, gilt als unbequem. Im letzten Semester präsentierte das Präsidium plötzlich eine kreative Lösung: Die Beratungsarbeit leistet weiter Classen, in den Gremien sollen beeinträchtigte Studierende von der sachkompetenten, aber präsidiumsnahen Prof. Doll-Tepper vertreten werden. Diese tauchte dort bislang nicht auf. Das Hochschulgesetz sieht aus guten Gründen für Beides dieselbe Person vor. Angesichts Doll-Teppers zahlreicher Verpflichtungen auch außerhalb der Universität ist fraglich, ob sie der Aufgabe in großem Zeitumfang nachgehen kann. Kritische Nachfragen dazu ließ die Hochschulleitung unbeantwortet.

WiSe 2013: Was geht?

Details und aktuelle Informationen findet ihr auf www.bildungsprotestFU.net

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soll nach Willen der „F“U-Leitung eine neue „F“U-weite Prüfungsordnung (RSPO) in Kraft treten: ein „F“U-weiter Regelungs-Rahmen für Studierende in den einzelnen Fächern (unitopia 1 berichtete). Sie war 2012 und 2013, bevor hierüber beschlossen wurde, hart umkämpft. Studierende stritten ganze 9 Monate gegen diese - der Tragweite nach - „Bologna-Reform 2.0“ der „F“U und für ein selbstbestimmtes Studium. Gegen intransparente Eilverfahren ohne studentische Beteiligung, gegen Zwangsexmatrikulation, den Rauswurf nach „zu vielen“ Prüfungen, die Flächen deckende Anwesenheitspflicht, den rechtswidrigen Ausschluß des Teilzeitstudiums und die Regel, überall Noten erbringen zu müssen. Am 20.03.13 wurde vom feudalen „F“U-“Parlament“, dem Akademischen Senat (AS), in dem Studierende in der „Minderheit“ sind, schließlich eine RSPO erlassen. Diese hatte die Berliner Wissenschaftsverwaltung im Juli mit Änderungs-Auflagen versehen. Die „F“U-Leitung enthielt dem AS diese Auflagen vor, anstatt sie ihm zur Neu-Beschlussfassung vorzulegen. Sie stellte die gesamte „F“U vor vollendete Tatsachen und „erließ“ selbst Ende August eine wesentlich andere RSPO, als sie der AS am 20.03.13 beschlossen hatte - behauptet im „F“U-Amtsblatt jedoch Anderes. Was immer Euch nun in den Fachbereichen als „geltendes Recht“ Eurer Studien- und Prüfungsordnung präsentiert wird: Wir raten Euch dringend, die AStAHochschulberatung aufzusuchen. Näheres findet Ihr im RSPO-Portal auf

www.bildungsprotestFU.net/Inhalte/RSPO

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Freiheit?

Über die Notwendigkeit von Anführungszeichen Dass Bildungsprotest-Aktivist_innen den Namen ihrer Universität seit einiger Zeit mehr oder minder konsequent in Anführungszeichen setzen, ruft unterschiedliche Reaktionen hervor; von Zustimmung über Verwunderung bis zu Augenverdrehen. Doch dafür gibt es gute Gründe. Geschichtsklitterei in Aktion Warum es aus unserer Sicht angemessen ist, nur von der „Freien“ Universität (oder der sogenannten Freien Universität) zu sprechen, wurde kürzlich bei der 50-JahrFeier des John-F.-Kennedy-Instituts deutlich. Die Narrative des dort in Anwesenheit des „F“U-Präsidenten, des Kanzlers und des US-Botschafters von zwei emeritierten Professoren gebotenen historischen Rückblicks war nicht neu: Die Studierendenbewegung der 1960er war anfangs noch löblich – zahm und moderat, Forderungen mit akademischem Bezug aufstellend, trug sie zur Modernisierung und Liberalisierung der Ordinarienuniversität bei. Doch dann: die fürchterliche Radikalisierung und Politisierung der Studierenden, die nicht bloß etwa Kafkas „Process“ lesen, sondern ihre kritischen Erkenntnisse daraus dreisterweise auch aufs echte Leben übertragen wollten. Zitiert wurde gar „F“U-Legende und JFKIGründer Ernst Fraenkel, der die Studierendenbewegung mit Nazis verglich. Die 1970er, mit dem kurzen demokratischen Experiment der Drittelparität [1] in den „F“U-Gremien, wurden zur Erheiterung des Publikums als eine Art Jammertal beschrieben, durch das die „F“U gehen musste. Die demokratisierte Gruppenuniversität hätte demzufolge beinahe den Ruin bedeutet. Demokratisierung der Strukturen soll nach dieser Vorstellung in enge

Grenzen gefasst werden: teils kritische Lehrinhalte sind in der vermeintlichen Elfenbeinturm-Universität mit politischer Apathie, hierarchischen Strukturen und Autoritätshörigkeit zu kombinieren – damit keine Unruhe in die Abläufe kommt. So soll die Universität theoretisch zur gesellschaftlichen Demokratisierung beitragen, deren Praxis dann allerdings bitte - wenn überhaupt - andernorts stattfinden soll.

Verstümmelter Freiheitsbegriff Auf „Freiheit“ als Wert berufen sich in westlichen Gesellschaften nahezu alle gesellschaftlichen Akteur_innen. Freiheit findet eigentlich jede_r gut, ohne dass dadurch ein tatsächlicher Konsens herrschte: Völlig unterschiedliche Verständnisse des Begriffs existieren nebeneinander. Nicht wenige machen sich diesen Umstand zunutze, um mit „Freiheit“ als völlig sinnentleertem und unreflektiertem Schlagwort zu werben. Wesentliche Fragen bleiben dabei oft unbeantwortet: wessen Freiheit, Freiheit wozu oder wovon? Das Gründungsprojekt der „Freien“ Universität war ein ideologisches: Die Uni in Dahlem sollte den Gegenpol zur sowjetisierten Universität Unter den Linden (heute HU) bilden, an der unbestreitbar politisch zensiert wurde, sowie auch Unis der NS-Zeit. Doch es ging nicht nur um Meinungsfreiheit – zumal an der „F“U auch längst nicht alles sagbar war – sondern für die politischen


Eliten auch und gerade um praktizierten Antikommunismus. Die „F“U war ein Kind des entstehenden Kalten Krieges (und das später gegründete Kennedy-Institut erst recht). Mitten im US-Sektor der „Frontstadt“, mit reichlich finanzieller Unterstützung aus den USA (siehe Henry-Ford-Bau), sollte hier neben Experimenten mit universitärer Autonomie auch ein bestimmter Freiheitsbegriff vertreten werden, nämlich ein vulgär-liberaler. Dessen Grundlagen: Privateigentum, Marktwirtschaft und Individualismus. (Mit anderen Worten: Soziale Ungleichheit, die Freiheit, andere auszubeuten, und die Regelung sozialer Beziehungen über formale Verträge statt über Normen und Werte.) Es ist eine Freiheit, die immer nur Wenige auf Kosten des Rests genießen können. Diese Grundhaltung strahlt auch auf das Innenleben der Universität ab. Die unfreie Universität In den letzten Jahrzehnten wurden der Trend zu immer hierarchischeren Strukturen und einer autoritären Hochschulleitung gerne als „effizientes Hochschulmanagement“ verklärt, insbesondere an der „F“U, der „unternehmerischsten Hochschule Deutschlands“ (Magazin „karriere“ 2006). Das Wettbewerbsdenken ist selbst innerhalb der Universität so weit fortgeschritten, dass Kooperation immer mehr durch Konkurrenz verdrängt oder bestenfalls kurzfristig-strategisch gedacht wird. So wird zunehmend gegeneinander statt miteinander geforscht und gelernt. Derzeit sind die freiheitlichen Verhältnisse so: Studierende erhalten bisweilen nur mit einem möglichst glatten Einserabitur überhaupt vorerst Zugang zur „Freien“ Universität. Dort werden sie in ein modularisiertes Studium gepresst, das möglichst in „Regelstudienzeit“ zu vollenden ist. Unter dem neoliberalen Ideal von Eigenverantwortung müssen sie zwar in Zeiten von Budgetkürzungen meist „frei“ von Betreuung auskommen. Selbstbestimmung im Studium – also eine

positive Freiheit – geht damit aber nicht einher, von universitärer Mitbestimmung ganz zu schweigen: die Unmündigen wüssten ja doch nicht, was sie täten. Große Teile des Personals der „F“U und anderer Unis arbeiten unter prekären Bedingungen, viele von ihnen fast „for free“, also ohne Bezahlung: in der vagen Hoffnung, dass einmal ein regulärer Job für sie herausspringen könnte. [2] Wenn die Hochschulleitung derweil die „Autonomie“ der Hochschule fordert, ihre Freiheit also von staatlicher Einmischung, wie einst bei „F“U-Gründung vorgesehen, meint sie damit nur ihre eigene Autonomie: Die im Alleingang gefällten Entscheidungen des Präsidiums sollen bitte nicht mehr durch staatliche Einrichtungen kontrolliert werden; so regiert es sich leichter.

Analog dazu ist nach professoraler Auslegung akademische Freiheit lediglich professorale Freiheit. Das Grundrecht auf Freiheit von Forschung und Lehre, festgeschrieben im Grundgesetz, Artikel 5 (3), das sich ebenso auf die 99% der Hochschulmitglieder ohne Lehrstuhl beziehen könnte, spricht sich eine kleine Elite hier ausschließlich selbst zu. „Ihr immer mit eurer Demokratie“, entfuhr es einem genervten „F“U-Professor unlängst in einer Gremiensitzung. Im Freiheitsverständnis der „F“U käme Demokratie einer unzulässigen Einschränkung von Freiheit gleich: der Freiheit weniger, Entscheidungen zu treffen, die der Rest dann „frei“ schlucken muss. Wie im „echten Leben“ ist die liberale Freiheit zuallererst die Freiheit des Geldes: So wird etwa lukrative Militärforschung betrieben, während gesellschaftlich wichtige Disziplinen wie Soziologie, Ethnologie oder politische Ideengeschichte abgewickelt werden. Verwertbarkeit geht vor soziale Relevanz. Die vermeintlich wertfreie liberale akademische Freiheit ist somit lediglich Fiktion: Wie die Hochschuldemokratie muss sie, um es im Kanz-

lerinnenjargon zu sagen, immer auch „marktkonform“ sein. Analog dazu wird auf Studierendenseite die Freiheit, sich gründlich mit akademischen Themen auseinanderzusetzen, dem Rationalisierungszwang geopfert. Es geht auch anders Wenig überraschend bedeutete die neoliberale Umgestaltung der „F“U in der eingangs erwähnten Narrative ehemaliger Profs die Erlösung: postpolitisch und postdemokratisch, war die Straffung der Strukturen unter fester professoraler Kontrolle einfach „alternativlos“, um die „Freie“ Universität vom schmuddeligen linken Sumpf zur „Exzellenzuniversität“ zu machen. (Ironischerweise nahmen viele Profs dafür sogar ihre eigene Entmündigung gegenüber dem Präsidium in Kauf.)

Natürlich gibt es Alternativen. Wir möchten diesem Begriff von Freiheit einen anderen entgegensetzen: einen solidarischen, der nicht ausschließt, sondern bedeutet, dass alle sich entwickeln und entfalten können, ungehindert durch Hierarchien und soziale Ungleichheit, und dass Konflikte durch Austausch auf Augenhöhe gelöst werden. Echte gesellschaftliche Bildung braucht diese Freiheit, sie umfasst eben auch diese Komponente der persönlichen Entwicklung und nicht bloße Wissensvermittlung. Freiheit wird so vom Nullsummenspiel (mehr Freiheit für dich bedeutet weniger für mich) zum Positivsummenspiel (ohne deine Freiheit ist meine auch nichts wert). So lange dies nicht erreicht ist, müssen wir den Namen unserer „Freien“ Universität wohl oder übel in Anführungszeichen setzen. Sind wir zynisch? Sarkastisch vielleicht; zynisch erscheint uns vor allem dieser Name. [1] Drittelparität bedeutet die gleichmäßige Besetzung von Gremien mit Professor_innen, wissenschaftl. Mitarbeiter_innen und Studierenden; heute ist dies um eine vierte Statusgruppe, die „sonstigen“ Mitarbeiter_innen, erweitert (daher die häufige Forderung nach Viertelparität). [2] Wären diese zynischen Verhältnisse im 19. Jh. absehbar gewesen, so hätte Marx vermutlich von „dreifach freier“ Lohnarbeit sprechen müssen.

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Demokratie als Formsache: „F“U-Wahlfarce

Die am 29. Mai erfolgte Nachwahl des Kommunikationswissenschaftlers Klaus Beck zum Vizepräsidenten für das Ressort „Internationales“ („VP2“) hat Signalwirkung für die Zukunft, denn schon 2014 steht die Neuwahl des kompletten Präsidiums an. Ein Einblick in das politische System der „F“U. Die Wahl der Vizepräsident_innen erfolgt zweistufig. Bevor der Erweiterte Akademische Senat (EAS) zur Wahl schreiten kann, können der Präsident, der Akademische Senat (AS) sowie der EAS unabhängig voneinander Wahlvorschläge einreichen [1]. Bereits bei der Nominierung von Kandidierenden kommt die Demokratie an der „F“U meist ins Stocken. Seit Jahrzehnten werden die Posten im Präsidium unter den professoralen Fraktionen „Vereinte Mitte“, „Liberale Aktion“ und „Dienstagskreis“ im Hinterzimmer aufgeteilt. Mit diesem im Zweifelsfall über inhaltliche Fragen gestellten „professoralen Kompromiss“ sichern sie sich Einfluss und Pfründe. Da der vorherige Vizepräsident dem Dienstagskreis angehörte, stand also fest, dass diese Gruppe den Posten wieder besetzen durfte. Viel stand für dem Dienstagskreis auf dem Spiel, denn ohne Vertretung im Präsidium war mensch von wichtigen Informationen abgeschnitten. Zur Kritik an der Intransparenz des Präsidiums führte es indes nicht: das wäre angesichts jahrzehntelanger Präsidiumsbeteiligung ohnehin unglaubwürdig gewesen. Klaus Beck, Professor am Fachbereich Politik- und Sozialwissenschaften und Mitglied des Dienstagskreises, war also als Vizepräsident gesetzt, lange bevor er sich dem EAS zur Nominierung präsentierte. Am 10.04. tagte der EAS, einziger Punkt der Tagesordnung: Die Nominierung zur VP2-Wahl. Die zur EAS-Vorsitzenden gewählte Verena Blechinger-Talcott (Liberale Aktion) wollte sogleich in eben jene Tagesordnung einsteigen. Doch halt: „Wir haben ein Problem, wir müssen erst mal eine Tagesordnung beschließen.“, erinnerte sie ein studentisches EAS-Mitglied. Zum wiederholten Male waren Anträge der Studierenden mit fadenscheinigen

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und austauschbaren Begründungen nicht in den präsidialen Tagesordnungsvorschlag aufgenommen worden. Über die Gewalt, die der „F“USicherheitsdienst im Umfeld der AS-Sitzung am 13. Februar 2013 in Teltow Studierenden angetan hatte, wollten die studentischen (E) AS-Mitglieder sprechen und dem Präsidium für seine Rolle dabei das Misstrauen aussprechen. Sie wollten auch das längst überfällige Verfahren zur Grundordnungsgebung starten [2]. Dafür sei der EAS nicht zuständig, fand entgegen aller offiziellen Dokumente die 1. Vizepräsidentin Monika Schäfer-Korting (Liberale Aktion), die plötzlich wieder die Sitzungsleitung an sich gerissen hatte, sekundiert vom Vertreter des weisungsgebundenen präsidialen Rechtsamts, Andreas Huhn. Trotz nachgeholter Abstimmung gelangten die studentischen Punkte nicht auf die Tagesordnung. Die Studierenden wollten nicht hinnehmen, dass die Wahl zum abgekarteten Spiel verkommt und brachten daher ihrerseits hochkarätige Vorschläge ein. Die neuerdings zeitlich flexiblere Bundesministerin a.D. und „F“U-Honorarprofessorin Annette Schavan wurde jedoch ebenso wie „PARTEI“-Vorsitzender Martin Sonneborn aus nicht einmal plausiblen formaljuristischen Gründen von der Sitzungsleitung nicht zur Nominierung zugelassen. Beim letzten studentischen Vorschlag gelang dies nicht: Der über Jahre an dieser exzellenten Bildungseinrichtung qualifizierte Diplom-Volkswirt Philipp Bahrt, selbst EAS-Mitglied und AStA-Referent, konnte antreten. Bei der Kandidierenden-Befragung durch den EAS zeigte er sich kompetent und forderte neben einer Zivilklausel (s. Beiträge in diesem Heft) und der Abschaffung rassistischer Zulassungspraktiken für

ausländische Studierende auch ein kritisches und selbstbestimmtes Studium und eine allgemeine Demokratisierung der Uni sowie die Aufarbeitung der Vergehen des gegenwärtigen Präsidiums. Beck hingegen distanzierte sich mit einiger rhetorischer Eleganz von diesen unzureichend bis gar nicht, sondern sprach zentralen studentischen Kritikpunkten die Legitimität und Ernsthaftigkeit ab. Er führte die Konflikte an der „F“U auf eine erschütterte Vertrauensgrundlage zurück und verschob sie damit vom politisch-inhaltlichen Bereich zum Zwischenmenschlichen. Wenig überraschend wurde Beck mit 34 Ja- und 5 Nein-Stimmen bei 6 Enthaltungen schließlich nominiert und am 29. Mai 2013 mit 37:18 Stimmen zum Vizepräsidenten gewählt. Für Bahrts Nominierung stimmten immerhin 13 EASMitglieder (21 Stimmen wären nötig gewesen), was angesichts von 9 anwesenden studentischen Mitgliedern ein respektables Ergebnis ist. Wenn 2014 das Präsidium neu gewählt wird, schlägt die Stunde der Wahrheit: Hält der Burgfrieden? Diesen stützen neben dem professoralen Kompromiss auch einzelne SoMis und WiMis. Sie setzen darauf, dass ein umfassend ermächtigtes, effizientes Präsidium die „F“U sicher durch schwere Zeiten steuern kann und vergessen, dass zu Demokratie mehr gehört als nur Abstimmungen. Dass diese Rechnung auf Dauer nicht aufgeht, zeigt sich im regelmäßigen Protest der Studierenden, im Scheitern der „F“U in der Systemakkreditierung und an der ungewissen finanziellen Zukunft der „F“U nach dem Ende der Exzellenzinitiative. [1] Zum Gremiendschungel und den Abkürzungen s. auch Uni-Organigramm auf S. 20/21. [2] Zum Thema Grundordnung s. „Unitopia kompakt“: http://www.bildungsprotestfu.net/unitopia/kompakt/


Unitopien

Verschultes Studium ohne große Selbstbestimmung und zur bloßen Karrierevorbereitung, während die Forschenden sich vor allem dessen annehmen, was ökonomisch verwertbar scheint: zumeist Uni-Alltag. Ist halt so? Könnte aber auch anders sein! Davon handeln diese Seiten: Von einer ökologischen, demokratischen, kritischen, friedlichen, positiv globalisierten Uni. Von einer Uni ohne Notenwahn in einer Stadt, in der alle leben können, und von vielem mehr. Denn eine mögliche Welt ist anders.

Wir machen uns die Uni wide wide wie sie uns gefällt!

„Das ist doch utopisch!“...

(Über die Notwendigkeit eines Begriffs in diesen neoliberalen Zeiten)

.... hört mensch ja meistens dann, wenn zum Ausdruck gebracht werden soll, dass etwas unrealistisch sei – nach dem Motto: als Idee zwar ganz schön, aber konkret umsetzen... das wäre nicht vorstellbar. Sicherlich ist dieses Wort mit paradiesischen Heilsvorstellungen konnotiert. Sie wird es auch nicht geben, die Friede-Freude-Eierkuchen-Welt, in der alle sich lieb haben, in der alles perfekt ist. Und doch ist es genauso unrealistisch zu behaupten, es könne keine bessere Welt geben. Deshalb braucht jede Gesellschaft, die nicht im Komazustand der Eindimensionalität versinken möchte, ein utopisches Denken. Eines, das sich von naivem Wunschdenken befreit und dennoch nicht die Fantasie und den Mut verliert, Grundsätzliches in Frage zu stellen und sich alternative potentielle Realitäten – also Utopien – vorzustellen und zu entwickeln. Der Begriff der Utopie dient dabei zur

Setzung eines konkreten Ziels, auf das dann auf möglicherweise neuen Wegen hingearbeitet werden kann.

Welche Rolle kann und sollte Uni in diesem Prozess spielen? Dass Uni als Ort, an dem vor allem junge Menschen zusammen kommen, sich austauschen, lernen und reflektieren, kurz: dass Uni frischen Wind rein bringen und keine bloße Verlängerung der bestehenden Verhältnisse sein sollte, das ist eine Selbstverständlichkeit und darf nicht zur Disposition stehen. Denn Uni stellt eine fundamentale Säule einer freiheitlichen, vielschichtigen und gerechten Gesellschaft dar. Sie ist nicht die einzige Instanz, die für kritisches und konstruktives Denken sorgen sollte und doch ist sie eine, die nicht wegbrechen darf. Uni als möglichst autonome Institution, die die jeweils aktuellen gesellschaftlichen Verhältnisse nicht nur reproduziert und in Stein meißelt,

DAS ist eine Alternativlosigkeit!

Die im Zeichen des Neoliberalismus stattfindenden Bologna-Umstrukturierungen gefährden diese Aufgabe von Uni. Studium als umfassende Persönlichkeitsbildung statt lediglich auf den ArbeitsmarktWettbewerb vorbereitende Berufsausbildung: Das klingt mittlerweile tatsächlich schon merkwürdig ‚unrealistisch’. Einer Neoliberalisierung der Uni muss auch an anderer Stelle entgegengewirkt werden und zwar in Sachen Exzellenzinitiative. Die hochgradig fragwürdige Drittmittel-Finanzierung der Uni bedroht die universitäre Autonomie. Bildung und Wissen müssen unabhängig von wirtschaftlichen (Einzel-)Interessen entstehen, auch dies eine wichtige Bedingung für ein umfassenderes Bildungsideal, als es dem Neoliberalismus vorschwebt.

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Uni als (Re-)Produzent_in von Missständen... Denn was wäre der Sinn von Uni, wenn sie nicht letzten Endes Teil eines gesellschaftsverbessernden Prozesses ist? Wenn sie stattdessen Ungerechtigkeit und Missstände befördert, indem Wissen unkritisch gelehrt wird, dann läuft etwas gewaltig schief. Beispiel? In dem Dokumentarilm Blood in the Mobile [auf dt. auch unter Blutige Handys - Die unmenschliche Coltan-Gewinnung auf Youtube zu finden] sieht mensch eine gut (bzw. neoliberal) ausgebildete Nokia-Sprecherin: Konfrontiert mit den menschenverachtenden Bedingungen, unter denen Coltan unter anderem durch Kinderarbeit abgebaut wird, konfrontiert mit dem Fakt, dass es sich bei den von Nokia verwendeten Ressourcen um sogenannte ‚Konfliktmaterialen’ handelt, die in Regionen abgebaut werden, in denen paramilitärische Gruppen das Sagen haben – konfrontiert mit all diesen filmisch dokumentierten (!) Tatsachen fällt der Nokia-Sprecherin nichts anderes ein, als dass die Liefer- und Produktionsketten nicht transparent gemacht werden können, da das die Wettbewerbsfähigkeit ihres Unternehmens gefährden würde.

ausbilden, in ihrer Arbeit inakzeptable wirtschaftlich-gesellschaftliche Verhältnisse zu reproduzieren.

Blood in the Mobile zeigt (wie viele andere aktivistische Dokumentarfilme auch), dass die Schattenseiten des Kapitalismus doch offenkundig sind. Der Wettbewerbszwang dieses Wirtschaftssystem (das, nebenbei erwähnt, kein Verfassungssystem ist) führt notwendig zu Missständen. Das veranschaulicht der Film lediglich an den besonders verheerenden kapitalistischen Verhältnissen, wie sie auf dem globalisierten Handymarkt bestehen. Als zukunftstragendes Modell kann das Wirtschaftssystem Kapitalismus nun wirklich nicht mehr gelten. Nicht zuletzt stellt sich angesichts von Klimawandel und Umweltzerstörung ja auch die Frage, inwiefern es eine Post-Wachstumsgesellschaft – also eine Gesellschaft, die für Wohlstand auf Wachstum nicht mehr angewiesen ist – im Kapitalismus überhaupt geben kann, wenn dessen Logik neben Wettbewerb auch Wachstum erzwingt. Durch das Entwickeln von Utopien kann über ihn hinaus gedacht werden. Damit also zurück zur Uni und ihrer gesellschaftlichen Aufgabe.

Dem muss entgegengewirkt werden. Zu persönlicher Entwicklung und Mündigkeit – zu Bildung im umfassenderen Sinn – gehört eben auch, zu wissen, was mensch im Arbeitsleben eigentlich tut, welche Missstände sie oder er (wie im schlimmsten Fall die Nokia-Sprecherin) möglicherweise befördert.

Uni muss die zukunftstragenden Generationen darüber ins Bild setzen: und zwar durch ein Studium, das in erster Linie schonungslos aufklärt. Dabei könnte und sollte es auch darum gehen, angesichts des offensichtlich kapitalistisch hervorgebrachten Elends ein Nachdenken über Utopien anzuregen. Da der Begriff der Utopie als Denk-Werkzeug notwendig ist, muss er positiv besetzt werden. Utopisch, das muss heißen: „Es geht ganz anders und viel besser, so let‘s do it.“ Wer mehr wissen will „Utopie einer Welt ohne Wachstum“ (Harald Welzer spricht in der Zeit über die Postwachstumsgesellschaft)

http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2012-09/utopien-wachstumwelzer

„Gern arbeiten mit dem bedingungslosen Grundeinkommen“ (Götz Werner fordert in der Zeit das BGE)

„Eine unkritische Bildung degradiert Menschen zu ZahnUnd was hat das ganze mit Uni zu rädchen in einer globalisiertun? So einiges. Da es hier weder ten, vom Neoliberalismus als http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2012-11/utopie-grundeindarum geht, Nokia noch deren alternativlos propagierten Ma- kommen-werner Repräsentant*Innen zu verurteilen schinerie.“ und in eine Rhetorik der Schuldzuweisung zu verfallen, stellt sich die Frage nach den strukturellen Bedingungen, die solch ein unternehmerisches, aber eben auch individuelles Verhalten verlangen. Mit anderen Worten: Was treibt diese Person dazu, angesichts der Evidenz des kapitalistisch verursachten Elends der Wettbewerbsfähigkeit die Priorität zuzusprechen? Zweifellos eine komplexe Angelegenheit und dennoch: Wie und wo entsteht denn das Wissen, das da gebetsmühlenartig heruntergeleiert wird? Es sind selbstverständlich und banalerweise auch Unis, die Menschen dazu

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Ein Studium sollte zur Reflexion und zum Weiterdenken, ja nicht zuletzt auch zum utopischen Denken befähigen. Es darf nicht funktional reduziert werden auf eine reine Berufsausbildung, durch die mensch ein rein anwendungsorientiertes Wissen verinnerlicht, das letzten Endes elitären Einzelinteressen dient und unkritisch nebenher mal eben ein ganzes Wirtschaftssystem reproduziert. Eine unkritische Bildung degradiert Menschen zu Zahnrädchen in einer globalisierten, vom Neoliberalismus als alternativlos propagierten Maschinerie.

„Ist Communism Kommunismus“ (Aufsatz von Christian Siefkes über Common-basierte Wirtschaft) http://peerconomy.org/text/proklacommonismus.pdf

„Solidarity - Entwürfe für eine neue Gesellschaft“ (Buchempfehlung: Romeo Rays Verriss des Kapitalismus und seine utopische Alternative) „Es geht auch anders“ (Zeit-Artikel über die Share Economy)

http://www.zeit.de/2013/14/oekonomische-utopien-wirtschaftswachstum


Exkurs: Neoliberalismus Der Neoliberalismus lässt sich zunächst einmal als seit den 70ern dominante Ideologie bestimmen, die sich durch die folgenden Schlachtrufe nach „freier Marktwirtschaft“ kennzeichnet: Gefordert wird die Deregulierung der Märkte, die Privatisierung öffentlicher Güter, der schlanke Staat (im Dienste des Kapitals) und eine generelle Steuersenkung. Dies alles solle angeblich dem Wohlstand der Gesamtgesellschaft dienen. Er lässt sich aber auch umfassender verstehen und zwar als omnipräsente Vormachtstellung eines bestimmten Denkens oder mit anderen Worten: als „historischkulturelles Paradigma“, in dem wir aufwachsen und sozialisiert werden. Dadurch erscheint vieles als „natürlich, normal, notwendig“ und wird unhinterfragt verinnerlicht. Dass wir nicht in ideo-

logiefreien Zeiten leben, zeigt sich bspw. dann, wenn ein „lückenloser Lebenslauf“ und der „flexible Bewerber“ gefordert wird, wenn von einer „marktkonformen Demokratie“ gefaselt wird, überall von einer vermeintlich notwendigen „Wettbewerbsfähigkeit“ die Rede ist und - ganz allgemein - Begriffe wie Utopie, Kommunismus und Sozialismus diskreditiert und tabuisiert werden. Am vielleicht offensichtlichsten äußert sich der Neoliberalismus in seiner hochideologischen Rhetorik, wenn politische Entscheidungen als „alternativlos“ verkauft werden und hochspekulative Annahmen über die „Natur des Menschen“ zu einem weit verbreiteten Common-Sense - „Wissen“ werden: wenn nämlich angenommen wird, dass der Kapitalismus eben dieser einseitig als egoistisch bestimmten „Natur des Menschen“ am ehesten entsprechen würde.

Als zentrales Merkmal neoliberaler Ideologie lässt sich dann auch vor allem die Naturalisierung des Marktes begreifen, an deren Gesetze sich Politik und Menschen anzupassen haben. (Die Gesetze des Marktes existieren natürlich nicht immer und ‚von Natur aus‘, sondern nur innerhalb eines Wirtschaftssystem, für das sich gesellschaftlich entschieden wurde.) Auch in der Sprache spiegelt sich der Neoliberalismus wider: Wortschöpfungen wie „human ressource management“ und „Humankapital“ sprechen da Bände, aber auch alltagssprachliche Formulierungen, die mit genuin wirtschaftlichem Vokabular operieren, wie bspw. „in Freundschaften zu investieren“. Es ist diese Omnipräsenz, die ihn so gefährlich macht, denn seine Ideologie lässt sich nicht mehr lediglich einzelnen Subjekten, also bestimmten Parteien, Wirtschaftssprechern etc. zuordnen.

Eine Welt im Prozess der Globalisierung Eine globale Uni?

Der Hörsaal ist beinahe voll besetzt. Die Studierenden sind auch inzwischen fast alle mit Headsets ausgestattet, einige Nachzügler_innen betreten noch den Saal und suchen nach den letzten Plätzen. Die große Leinwand ist schon herabgelassen und am Technikpult sind einige Studierende mit den letzten Einstellungen und Mikrotests beschäftigt. Ein paar Minuten später ist der Saal online. Die Tagesordnung sieht ein Gespräch mit der Studierendenschaft in Delhi und in Rio vor. Das Thema sind erneute Krisenbewegungen in Indien und den aktuellen politischen Debatten zum Kastensystem und zu Demokratie in der indischen Gesellschaft. Drei Wochen lang haben sich die Anwesenden in kleinen Gruppen getroffen und die Diskussionen vorbereitet. Das Kastensystem, Hinduismus und indische Sozialpolitik waren dabei im Fokus der Debatten. In Brasilien waren ähnliche Lerngruppen ebenfalls am Werk. Nun beginnen die Diskussion und der Austausch unter den drei Studieren-

denschaften. Auf der Leinwand ist in der linken Hälfte der Hörsaal der Uni in Delhi zu sehen, auf der anderen Seiten die brasilianische Studierendenschaft aus Rio. Die Diskussionsleitung liegt bei einem der Vertreter_innen aus Delhi. Er eröffnet die Runde mit einer kleinen Anekdote aus dem aktuellen Tagesgeschehen der indischen Hauptstadt… Die Welt unterliegt einem Wirtschaftssystem, von dem jedes Land betroffen ist, einem System, das keinen Grenzen kennt. Die Gelder und die Industrie, damit auch menschliche Schicksale, sind also nicht mehr landesgebunden, sondern weltmarktabhängig - problematisch genug. Wie wäre es stattdessen damit, den kulturellen und wissenschaftlichen Austausch zwischen Menschen zu globalisieren? Es passiert schon: Facebook ist eines solcher „sozialen Globalisierungs-Phänomene“. Erasmus und Auslandssemester sind zumindest bei denen in Mode, die es sich leisten können, verstärken mehr und mehr den Austausch zwi-

schen den Studierenden und verhelfen zu neuen Erkenntnissen und Blickwinkeln auf die Gesellschaft daheim. Wäre es nicht naheliegend, auch die Unis allgemein globaler zu gestalten? Sogenannte Internationale Studiengänge gibt es schon, Gastdozierende und ähnliche Projekte. Was wäre, wenn es auch internationale Seminare und ortsunabhängige Veranstaltungen gäbe? Die heutige Technik rückt diese Vorstellungen sogar in den Bereich des wahrhaft Möglichen! Alleine ein intensiverer Austausch auf Bundesebene, könnte schon so manche Einsicht und interessante Begegnungen und Bewegungen ermöglichen. Dabei sollte es auf keinen Fall Ziel sein, eine Vereinheitlichung aller Unis voran zu treiben. Vielmehr sollten ein Austausch und ein Kennenlernen verschiedenster Modelle zu neuen Ideen und Möglichkeiten inspirieren. Wissen und Lernen ist ein Prozess, der maßgeblich von Kommunikation und Wissensaustausch abhängt. Weshalb sollte er unibegrenzt sein?

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Traumreise durch eine Universität

Der folgende Text sollte am Besten mit sanfter Stimme vorgetragen werden. Zur Einstimmung ruhige Musik oder „Utopie“ von Dota und die Stadtpiraten. Schließe deine Augen! Vergiss alles, was du bisher glaubst über die Uni zu wissen! Mach dich frei von den täglichen Einflüssen, die dein Bild von Bildung bestimmen! Bist du frei? Dann lass uns aufbrechen! Wir gehen* über eine weite Wiese. Zwischen hohem Gras wachsen hier auch Blumen und wilde Kräuter. Über einen Trampelpfad gehen wir auf ein paar Bäume zu. Birken, deren Blätter im Wind klimpern. Auf dem Weg treffen wir auf Menschen, die gemeinsam Musik machen oder diskutieren. Vor den Bäumen ist ein großes Beet in dem Andere arbeiten. Alle bringen ihr Wissen ein und zeigen sich gegenseitig, was wie am Besten wächst, welche Erde benutzt werden kann und wie ein Komposthaufen funktioniert. Die, die sich bisher wenig mit Gemüseanbau beschäftigt haben, hören zu und stellen Fragen. Einige Leute stehen am Rand und stellen Berechnungen an, wie viele Hektar Land zur Versorgung einer Stadt wie Berlin benötigt wird, oder erstellen Pläne für platzsparende Ziehkästen, die auf den Balkon gestellt werden können. Wir laufen weiter. Am anderen Ende der Bäume stehen Holztische, an denen einige Menschen sitzen, die in ihre Bücher vertieft sind. Sie haben sich heute entschieden für sich alleine zu studieren und sich dafür Bücher aus der Bibliothek geliehen. Der Weg macht einen großen Bogen und führt uns auf ein Gebäude zu. Die Wand, auf die wir uns zubewegen, ist bunt bemalt. Ein unvollständiges Kunstwerk, dass sich immer in Veränderung befindet. Hier haben sich einige Studierende, die sich besonders mit Malerei auseinandersetzen und andere, die sich mehr mit lateinamerikanischer Geschichte befassen, zusammengetan und in Bildern die technischen Besonderheiten der Maya erfasst.

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Als wir den Eingang passieren wollen, sitzen dort einige Student_innen und versperren uns den Weg. Sie lassen uns erst hinein, nachdem sie uns über die derzeitige Situation der Flüchtlinge in Deutschland informiert haben. Die Räume, die wir betreten, sind hell. Stimmengewirr hallt durch die Gänge. Aus einigen Ecken hören wir Lachen. Dort sitzen Menschen auf Sofas und entspannen sich, bevor sie zu ihrem nächsten Seminar gehen. Wir drehen uns nach links. Dort ist der Eingang zu einer der Universitätsmensen. Der Geruch von frischen Kräutern und gebratenem saisonalen Gemüse weht zu uns hinüber. Wir gehen den Gang entlang und folgen einer Schräge in den ersten Stock. Die Tür zu dem Quergang, den wir betreten, kann mit einem leicht erreichbaren Schalter betätigt werden. Wir gehen an Räumen vorbei, die mit Kleingruppen von etwa 10 Leuten besetzt sind. An den Türen hängen Schilder, über welches Thema oder welche Theorie gerade diskutiert wird. Es ist allen möglich, an den Diskussionen, die sie interessieren, teilzunehmen. Dabei wird darauf geachtet, dass die Seminarräume nicht überfüllt werden. Besonders gefragte Veranstaltungen werden mehrmals angeboten oder von anderen Studierenden selbstorganisiert.

„...Die Welt ist was Gemachtes, bis da und dahin; aus Notwendigkeit, und der Rest ist, der Rest ist Utopie...“ - Dota Kehr In einem Raum, an dem wir vorbeigehen, ist es ganz leise. Dort zeigt eine Studierende Fotos aus der Türkei, die sie dort während der Proteste aufgenommen hat. Wir biegen in einen anderen Korridor. Die Wände hier sind zugehängt mit Artikeln aus der Zeitung und aus wissenschaftlichen Zeitschrif-

ten. Über einigen der Artikel prangen in großen Lettern Fragen oder Themenblöcke. „Phänomenales Bewusstsein und die Beziehung zum Tier“, „Unterdrückung durch Nationalstaaten?“, „Gender und Lebensrealitäten“... Wir betreten einen der Räume. Eine Gruppe von Menschen begrüßt uns. Sie erklären uns den Ansatz ihrer Forschung. Im Hintergrund ihres Projektes steht eine Frage: Wie beeinflussen gesellschaftspolitische Entscheidungen das Auftreten von Depressionen? Zunächst haben verschiedene Personen in psychologischen, soziologischen und politischen Theorien geforscht, welche Ansätze zu diesem Thema bereits vorhanden sind und dann eigene Ansätze entwickelt. Eine kleine Gruppe aus jungen und alten Studierenden, sowie an der Uni angestellten Personen hat verschiedene Techniken entwickelt, diese Fragestellung empirisch zu untersuchen. Sowohl Hausbesuche einer Reihe von Personen mit qualitativen Interviews, als auch Datenerhebungen von mehreren tausend Personen sind vorgesehen. Em Ende des Projektes sollen Handlungsansätze verfasst werden, die Gemeinschaften helfen können, Depressionen präventiv zu verhindern. Kurz bevor wir wieder aus der Tür treten, kommt eine junge Frau in den Raum und schwenkt ein Formular. Die anderen fangen an zu lachen. Es ist ein veralteter Antrag einer Firma für Waffenexporte. Gekauft wird die Forschung hier zum Glück schon lange nicht mehr. Durch das Fenster sehen wir langsam die Sonne untergehen. Leise trägt eine Wehe Musikfetzen an uns heran. Im Hof findet ein Konzert statt. Ich hoffe, ich konnte dir einen kleinen Einblick in meine Universität geben. Vielleicht kommst du ja wieder und forschst mit mir an den Fragen, die dich interessieren.


Bündnis ‚Studis gegen hohe Mieten. Für ein Recht auf Stadt‘ „Wohnraum ist in unserer Gesellschaft eine Ware, die nur jenen zur Verfügung steht, die sie sich leisten können. Dabei brauchen wir ein Recht auf bezahlbaren Wohnraum für alle.“ Dies ist der erste Absatz unseres Aufrufs ‚Recht auf Wohnraum – Studentische Forderungen zur Verbesserungen der Wohnraumsituation‘. Die Realität ist eine ganz andere, und viele von Euch werden diese Erfahrung gemacht haben, oder noch machen: Mangel an bezahlbaren Wohnraum, welcher zu einer Wettbewerbssituation unter den Interessierten führt mit oftmals obskuren Auswahlprogrammen, die so auch in den Niederungen des deutschen Fernsehens (medienwirksam) ausgeschlachtet werden könnten: Gentrifizierung; Privatisierung von Wohnungsbaugesellschaften; Immobilienhaie. Trotz Wohnungsmangel herrscht gleichzeitig ein privatwirtschaftlich organisierter, spekulativer Wohnungsleerstand, der einzig und allein dazu dient, höhere Renditen zu ‚erwirtschaften‘. Viele Wohnungen in Berlin sind absichtlich unbewohnt, andere nur für eine lurze Zeit im Jahr, was die Wohnungsnot und damit die Preise erheblich in die Höhe treibt. Neubau deckt seit Jahren nur noch den Luxusbereich ab.

Die Urbanisierung des Lebens ist dafür aber nicht die Ursache, sondern nur Ausdruck eines veränderten Gebrauchs des Raumes. Aber wo genau liegt die Problematik, abgesehen vom Scheitern des schönen Wohnens (und damit Lebens) an den finanziellen Möglichkeiten? Für Aristoteles besteht eine Beziehung zwischen dem Gemeingut auf der einen, und dem Verständnis, dass politische Gemeinschaften eine Partnerschaft eingehen auf der anderen Seite. Das vereinende Element dieser (und einer jeglichen) Partnerschaft und/oder Organisation, welche aus mehreren Personen besteht, ist die geteilte Verpflichtung, sich für einen gemeinsamen Zweck zu engagieren:

dem Guten für alle. Daraus folgt, dass es das Gemeingut ist, welches eine Stadt zur Stadt macht. Anders als der klassische Liberalismus, der Aristoteles als Verfechter des proto-Individualisten sieht, über dessen Verfolgung eigener Interessen das Wohl aller als Beiprodukt abfällt, ist es das gemeinschaftliche Streben nach dem Guten für alle, welches den Individuen Wohlstand und Glücklichsein ermöglicht. Wohnraum ist in unserer Gesellschaft eine Ware. Laut Marx existiert in jeder Ware ein interner Widerspruch: sie ist zugleich Gebrauchswert als auch Tauschwert. Es liegt an diesem Widerspruch der Ware (Wohn-) Raum, als Gebrauchswert und als Tauschwert, dass die Stadt in der modernen Gesellschaft Austragungsort eines verschärften und heftigen Konflikts ist. Welche Wertform die Nase vorn hat, ist nicht schwer zu erraten. Der Gebrauchswert der Städte ist marginalisiert, oftmals abstrahiert zu übriggebliebenen Symbolen und Zeichen, welche durch den Tourismus vollends dem reinen Tauschgeschäft unterworfen werden.

Städtischer Raum ist durch Spekulations- und Investitionsgeschäfte des Kapitals unmittelbar der Herrschaft des Tauschwerts unterworfen. Was vom konkreten Gebrauch der Stadt übrigbleibt, ist einem ständigen Angriff der Verkapitalisierung des Raumes ausgesetzt. Das Allgemeingut bleibt auf der Strecke. Verteilungskämpfe zwischen den gesellschaftlichen Gruppen sind an der Tagesordnung. Familien verlieren, Geringverdiener und Menschen mit gar keinem Einkommen verlieren, Menschen mit Handicap verlieren. Gentrifizierung vertreibt die Menschen an die Ränder der Stadt, oftmals an die Ränder der Gesellschaft. Bund und Länder haben sich weitestgehend aus dem sozialen Wohnungsbau zurückgezogen und privatisieren zunehmend den restlich verbliebenen öffentlichen Wohnraum. Studierendenwerken werden Zuschüsse gestrichen, die BAföG- Wohnungspauschale von 224 Euro reicht nicht für die Miete, wenn man überhaupt BAföG erhält. Dagegen regt sich Widerstand: In ganz Deutschland schließen sich Mieter_innen und Anwohner_innen

© Klaus Stuttmann

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zu Kiezinitiativen und Mieter_innenbündnissen zusammen und starten Volksbegehren. Gemeinsam wollen wir eine öffentliche Stadt, die für alle bezahl- und bewohnbar ist! Aber, was ist denn unser unitopisches Verständnis von Stadt? Wie Aristoteles wollen wir eine Stadt, in deren Gestaltung das Allgemeingut im Mittelpunkt steht. Wir wollen eine Stadt, in der das Soziale, der Kontakt und Austausch zwischen Menschen, ermöglicht wird. Es geht uns darum, den Gebrauchswert des Raumes zurückzuerobern, ihm den Tauschwert unterwerfen.

Es geht dabei um Demokratie! Nicht eine Demokratie, in der gewählte Abgeordnete entscheiden, zig Millionen in ein der Vergangenheit zugewandtes Stadtschloss zu stecken, welches als Abstraktion die Bürger zu Zucht und Ordnung treibt, sondern eine Demokratie,

welche gemeinsam darüber nachdenkt, wie das Zusammenleben organisiert werden soll, und was die Menschen vor Ort brauchen, um in Austausch zu treten. Eine lebenswerte Stadt ermöglicht das Miteinander verschiedener Gruppen, es versteht die Stadt als Ort, welcher gutes Leben ermöglicht. Raum ist eine Ware, welche einem gesellschaftlichen Produktionsprozess unterworfen ist. Raum ist aber auch ein Medium, welches unsere gesellschaftlichen Verhältnisse strukturiert und konkret wer den lässt. Letztlich reproduziert Raum sich selbst, was Momente der Intervention ermöglicht. Diese Momente zu nutzen und den Prozess zu gestalten und zu beeinflussen erlaubt es, die Vorherrschaft des Tauschwerts über den Gebrauchswert zu brechen, und neue Freiräume zu eröffnen. Eine gerechtere Stadt entsteht nicht von allein. Auch wir als Stu-

dierende wollen dafür kämpfen. Deswegen wollen wir vom 4. - 8. November mit bundesweiten Aktionstagen auf die Probleme der Organisation des Wohnens im Kapitalismus hinweisen und unsere Forderungen lautstark kundtun. Mach mit!

Wer mehr wissen will Dies ist ein Gastbeitrag des Bündnisses ‚Studis gegen hohe Mieten. Für ein Recht aus Stadt‘. Mehr über das Bündnis und seine Arbeit findet ihr unter: ht t p://st udisgegenhohemieten. blogsport.de/ Das Bündnis trift sich immer mittwochs im Raum 1504 im Hegelbau der HU, Dorotheenstr. 24

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Zivilklausel - Rückblick (Gastbeitrag vom Arbeitskreis*Zivilklausel) Im Laufe der letzten Jahre ist an vielen Hochschulen die Diskussion über eine Zivilklausel neu entfacht worden. Es regt sich der Widerstand gegen die Militarisierung von Forschung und Lehre, sowie eine Wissenschaft, die sich ihrer Verantwortung für den Frieden entzieht. Entsprechend soll hier ein kurzer Überblick über die Debatte an der „F“U gegeben werden. Was ist überhaupt eine Zivilklausel? Eine Zivilklausel ist gemeinhin eine schriftliche Selbstverpflichtung von Wissenschaftler*innen keine militärische Forschung zu betreiben und keine Gelder von militärisch orientierten Geldgeber*innen anzunehmen. An der „F“U wurde vor diesem Hintergrund vom Arbeitskreis*Zivilklausel die Etablierung eines Ethikrates angeregt, der sich aus allen Statusgruppen[1] zusammensetzt und über moralisch strittige Fragen der Forschung und Lehre diskutiert.

Wie sieht es an der „F“U aus? Die ersten Bemühungen um eine Zivilklausel an der „F“U, zunächst am Fachbereich der Politik- und Sozialwissenschaften, sind im Juni diesen Jahres gescheitert. Nach 6-monatiger Diskussion im zuständigen Gremium, dem Fachbereichsrat, konnte trotz aller Bemühungen des Arbeitskreis*Zivilklausel keine Einigkeit unter den Statusgruppen hergestellt werden, vor allem von professoraler Seite gab es starken Widerstand. Was sagen die Gegner? Von einem harten Kern der Professor*innen wurden die immer gleichen Argumente aufgeworfen: Die Zivilklausel würde in die vom Grundgesetz gesicherte Freiheit von Forschung und Lehre eingreifen. Aber kann und darf es eine absolute Freiheit von Forschung geben? Schließlich weist

das Grundgesetz in Art. 5 explizit darauf hin, dass jede Forschung im Rahmen der Verfassung geschehen muss und „Handlungen, die geeignet sind und in der Absicht vorgenommen werden, das friedliche Zusammenleben der Völker zu stören [...] verfassungswidrig [sind]“ (Art. 26 Abs. 1 GG). Daher besagt Art. 5 GG zwar, dass Forschung und Lehre frei seien sollen, nicht aber dass sie sich frei von Verantwortung sprechen können.

„...besagt Art. 5 GG zwar, dass Forschung und Lehre frei seien sollen, nicht aber dass sie sich frei von Verantwortung sprechen können.“

Des Weiteren wurde immer wieder darauf verwiesen, dass einige Forschungsergebnisse sowohl zivil, als auch militärisch genutzt werden können. Diese sogenannte „DualUse“ Problematik erschwert es entsprechend, zivile und militärische Forschung voneinander abzugrenzen. Allerdings ist es bei vielen Projekten eindeutig festzustellen, wer von den Ergebnissen profitiert, wenn zum Beispiel ein reines Rüstungsunternehmen wie Rheinmetall Defence Electronics einen Forschungsauftrag zu Drohnentechnologie vergibt, ist abzusehen, wie diese eingesetzt werden wird. Für strittige Projekte würde der vorgeschlagene Ethikrat einen Raum für Diskussion und Analyse bieten. Anhand von Kriterien wie Geldgeber*innen, Forschungsthema, Forschungsziel, sowie angewandten Methoden könnte die Forschung zwischen militärischem und zivilem Nutzen verortet werden. Dagegen wurde der Ethikrat in der Diskussion von den Gegnern der Zivilklausel als Wächterrat denunziert, der alle Forschenden „unter Generalverdacht“ stelle. Das es sich beim Ethikrat um einen dringend notwendigen Raum für Transparenz und zur Diskussion problema-

tischer Forschung handelt, wurde allzu oft und allzu gerne übergangen.

Wie verlief die Debatte? Die Diskussion im Fachbereichsrat lässt sich verkürzt wie folgt darstellen: Auf der einen Seite wurde in den etlichen Sitzungen von professoraler Seite beständig Kritik am jeweils aktuellen Entwurf der Zivilklausel geübt. Auf der anderen Seite wurden die vielfältige Angebote der Zusammenarbeit des Arbeitskreis*Zivilklausel konsequent ignoriert. Auch die Präsenz vieler engagierter Studenten, die den Sitzungen beiwohnten, um die Dringlichkeit des Themas zu betonen, lies die Gegner unberührt.

Letztendlich blieb die Debatte auf einer Ebene der Formalitäten und es kam zu keinem genuinen Austausch über Inhalte und Positionierung zu Militär, Rüstung, Krieg oder Interventionen. Statt dessen wurde die Arbeit des Arbeitskreis*Zivilklausel als „jugendliche Idealismus“ abgetan. Wie so oft an der „F“U wurde mit professoraler Mehrheit gegen die Interessen der Studierenden gestimmt, die bereits 2011 in einer Urabstimmung mit 90,04% der Wahlbeteiligten dafür stimmten, dass „Forschung, Lehre und Studium an der FU [...] nur zivilen Zwecken dienen [sollen]. Als Drittmittelgeber aus geschlossen werden insbesondere Rüstungsindustrie und Bundeswehr. Eine dementsprechende Zivilklausel ist in die Grundordnung einzufügen.“ Was sagen wir? Es ist nicht neu, dass Hochschulen, auf Grund der massiven Kürzungen des Bildungsetats auf Drittmittel angewiesen sind, dadurch immer mehr ihrer Freiheit einbüßen und gefährdet sind zu reinen Dienstleistern der Marktwirtschaft zu werden. Das heißt jedoch nicht, dass

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wir uns dieser Entwicklung bedingungslos beugen müssen und den Ausverkauf der Hochschule an zum Beispiel Rüstungsunternehmen hinnehmen müssen. Andere Hochschulen gehen mit guten Beispiel voran, fördern die Debatte über ihre gesamtgesellschaftliche Ver antwortung und integrieren Zivilklauseln in ihre Grundordnungen.

Besonders nach den Erfahrungen des 20. Jahrhunderts sollte der Militär- und Rüstungsforschung an Hochschulen kein Platz gewährt werden. Die Bundeswehr wird zu einer weltweit einsetzbaren Interventionsarmee umfunktioniert, die zur Sicherung von Rohstoffquellen und Transportwege dient. Dies steht im Gegensatz zum Auftrag der Universität als Raum konstruktiver Erarbeitung friedlicher Lösungsmethoden gesellschaftlicher Probleme. Jede Militär- und Rüs-

tungsforschung verdrängt Platz für notwendige Forschung zur Lösung von sozialen und ökologischen Problemen. Öffentliche universitäre

tik- und Sozialwissenschaften keinen Erfolg hatte, wird sich der Arbeitskreis*Zivilklausel für eine Verankerung Zivilklausel in der neuen Grundordnung der „F“U einsetzen. Ihr interessiert euch? Dann engagiert euch! Mit den Waffen des Geistes – Gegen der Geist der Waffen!

Gelder sollten eben diesem Zwecke dienen, anstatt Mittel der gewaltsamen Konfliktführung ohne deren Lösung zu propagieren. Was kommt jetzt? Nachdem die Einführung einer Zivilklausel auf der Ebene des Fachbereichsrats der Poli-

[1] Professor*innen, Wissenschaftliche Mitarbeiter*innen, Sonstige Mitarbeiter*innen, Student*innen

Wer mehr wissen will

Dies ist ein Gastbeitrag des Arbeitskreises für eine Zivilklausel. Mehr über den AK und seine Arbeit findet ihr unter: http://akzk.blogsport.de/

Fragen und Antworten aus der bundesweiten Diskussion um Zivilklauseln (Gastbeitrag von Dietrich Schulze) An den Hochschulen gilt die Forschungsfreiheit. Bedeutet das, dass über alles geforscht werden darf? Mit diesem Argument wird die stetig zunehmende Militarisierung der Bildung rechtfertigt. Hochschulangehörigen und deren Gremien steht es frei, per Beschluss auf bestimmte Forschung, z.B. auf gentechnische oder militärische Zwecke zu verzichten. Selbst eine landesgesetzliche Zivilklausel widerspricht der Verfassung keineswegs. Das hat der anerkannte Verfassungsrechtler Prof. Erhard Denninger bereits vor 4 1⁄2 Jahren festgestellt. Er erinnert darin an die „Friedensfinalität“ des Grundgesetzes, welches festlegt, dass „von deutschem Boden nur Frieden ausgehen wird“. Die Zivilklausel bedeutet, nur für friedliche und zivile, also nicht-militärische Zwecke zu forschen und zu lehren, d.h. dass Drittmittelkooperationen mit Rüstungsindustrie und Bundeswehr nicht erlaubt sind. Damit

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wird, wie Denninger und jüngst Juristen für die TU Darmstadt und die Universität Kassel nachgewiesen haben, die Freiheit der einzelnen WissenschaftlerInnen tatsächlich eingeschränkt, aber eben nicht unzulässig. Der faktische Beweis für die Zulässigkeit sind alle existierenden Zivilklauseln. Die bundesweit erste ZivilklauselUrabstimmung von Studierenden gab es im Januar 2009 an der Uni Karlsruhe. Und die in der Versenkung verschwundene Konstanzer Zivilklausel von 1991 ist aufgrund der Karlsruher Aktivitäten ausgegraben worden. Die Anzahl an Zivilklauseln ist auf vierzehn angewachsen, davon neun seit Beginn der Auseinandersetzungen vor fünf Jahren in Karlsruhe. Die Studierenden der Uni Kassel haben in einer Urabstimmung im Januar (die fünfte erfolgreiche nach Karlsruhe, Köln, „F“U Berlin und Frankfurt a.M.) mit einer Quote von 72 % für die Zivil-

klausel votiert.

Wie kann verhindert werden, dass die Zivilklausel zu Kriegszwecken uminterpretiert wird? Dass „herrschende Kreise“ eine Zivilklausel umzuinterpretieren oder gar klammheimlich zu unterlaufen versuchen, sollte niemanden verwundern. Es kommt darauf an, die Zivilklausel zu leben durch Wachsamkeit, Information der Öffentlichkeit und nicht-nachlassende Zivilcourage. Die größte Beunruhigung für die gegenwärtig vorherrschende Kriegspolitik ist die kreative Unruhe an den Hochschulen, das Hinterfragen der Zwecke im Sinne einer Verantwortung der Wissenschaften. Erfährt die Friedensbewegung durch die Hochschul-Debatte eine Belebung? Die Zivilklausel ist sicher nicht der einzige Belebungsfaktor, aber ein außerordentlich attraktiver, weil der Krieg in den Köpfen


beginnt. Wäre die Sicherheit der Bundesrepublik gefährdet? Keineswegs, die Ausrüstung der Bundeswehr oder gar deren Existenz ebenso wenig. Prof. Ernst Schmachtenberg, Präsident der RWTH Aachen und des Zweckbündnisses TU 9 der großen technikorientierten Hochschulen hat in den VDI-Nachrichten erklärt: „Wir Deutschen haben mit Rüstungsforschung eine Menge Unheil angerichtet. Ich halte diesen Weg für eine offene Universität in Deutschland für ungeeignet. Wenn Rüstungsforschung politisch gewollt ist, soll sie an eigens dafür eingerichteten Forschungsinstituten etabliert werden, nicht bei uns.“ Er handelt in der Praxis zwar gegen seinen eigenen Grundsatz. Deswegen ist aber nicht der Grundsatz fragwürdig. Wenn also alle Universitäten Zivilklauseln und ausreichende Grundfinanzierung hätten, ginge von deutschem Boden ein Stück mehr Frieden aus, so wie es die Verfassungsväter und die Nachkriegsöffentlichkeit verstanden hatten, bevor der Kalte Krieg eingeleitet wurde. Was können Gewerkschaften hierzu beitragen? Die prima Gewerkschaftstags- bzw. Bundeskongress-Beschlüsse der beiden für die Hochschulen zuständigen Gewerkschaften nicht auf dem Papier stehen lassen. In der bundesweiten Initiative „Hochschulen für den Frieden - Ja zur Zivilklausel“ arbeiten GEW- und ver. di-KollegInnen mit. In München lebt der ver.di-Gewerkschaftler, Holocaust-Überlebende, antifaschistische Widerstandskämpfer und Antimilitarist Martin Löwenberg. Martins ein Leben lang praktizierter Leitsatz „Mit den Waffen des Geistes - Gegen den Geist der Waffen“ sollte das Grundanliegen des gesamten Bildungsbereichs werden.

Wer mehr wissen will Dies ist ein gekürztes GEW-Interview mit Dr.-Ing. Dietrich Schulze vom 31. August 2013 (demnächst voraussichtlich hier: http://www. gew-bw.de/Zeitschrift_bw.html).

Er hat 2008 die »Initiative gegen Militärforschung an Universitäten« mit gegründet, pflegt deren Web-Dokumentation http://www. stattweb.de/files/DokuKITcivil.pdf, arbeitet in der Initiative »Hochschulen für den Frieden - Ja zur Zivilklausel« mit und ist im Beirat der NaturwissenschaftlerInnen-Initiative »Verantwortung für Frieden und Zukunftsfähigkeit«.

Das Prinzip „Setzen, Sechs!“ Ein Plädoyer für ein notenfreies Bildungssystem Ein zentrales Element, das in den verschiedenen Institutionen von Bildungssystemen immer wieder auftaucht, sind Noten. Es gibt sie in Schulen, Unis, Berufsschulen und Arbeitszeugnissen. Je nach Ort sind es die natürlichen Zahlen auf dem Intervall von 1 bis 6, Prozentzahlen, Buchstaben, verklausulierte Begriffe mit numerischen Entsprechungen oder - aus irgendeinem Grund - 1,0; 1,3; 1,7; 2,0; 2,3 ... 4,0 für bestanden und 5.0 für nicht bestanden. Seltener fällt diese Differenzierung auch ganz weg und es gibt nur ein „ja“ oder „nein“. Noten - wir begegnen ihnen bereits in der Grundschule. Ihr Zweck, so lernen wir dort, ist es, unsere gemessene Leistung auszudrücken. Uns auf einem kleinen Stück Papier knallhart, unbestechlich und absolut objektiv zu sagen, wie gut oder schlecht wir sind. Das sei notwendig, um uns ein Feedback zu unserem Wissensstand zu geben, das heißt: um uns vergleichen zu können. Denn seien wir mal ehrlich, es geht gar nicht darum, ob wir gut sind - deshalb freut sich ja auch

kaum eine_r über die meist einfach erwirtschafteten Einsen und Zweien im Religionsunterricht - sondern darum, ob wir besser als andere sind. Und Vergleichbarkeit ist nicht nur von persönlichem Interesse, sondern Vergleichbarkeit - so erklärt mensch uns - ist auch später im Leben unheimlich wichtig. Bei der Bewerbung um einen Studienplatz, auf dem Arbeitsmarkt, auf dem „Datingmarkt“ und eigentlich überhaupt überall. Doch bevor wir uns in den Visionen einer auf Vergleichbarkeit beruhender Gesellschaft verlieren, betrachten wir doch einmal die Implikationen einer Leistungsbewertung, die aufs Biegen und Brechen vergleichbar sein will: Damit zwei Werte eindeutig vergleichbar sein können, müssen sie auf etwas Eindimensionales heruntergebrochen werden, also etwas, das äquivalent zu simplen Zahlenwerten ist. Genau dann können wir zwei Leistungen miteinander vergleichen und feststellen, dass entweder eine der beiden besser ist als die andere, oder beide genau gleich gut sind.

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Stellen wir uns ein mehrdimensionales Bewertungssystem vor, etwa eines, das bei Deutschaufsätzen eine Koordinate für Kreativität (deren Messbarkeit wir hier des

2009 gehörten öffentliche Zeugnisverbrennungen zum Aktionsrepertoir des Bildungsprotestes. Beispiels halber annehmen) und eine für sprachliche Korrektheit aufbringt. Sofort sind Leistungen nicht mehr eindeutig vergleichbar. Ein_e Schüler_in könnte einen kreativeren Text mit mehr Fehlern, ein_e andere_r einen weniger kreativen aber dafür fehlerfreieren Text geschrieben haben. Wer ist besser? Um die Vergleichbarkeit wieder herzustellen, haben wir zwei Möglichkeiten: Entweder standardisieren wir die Koordinatenachsen und vergleichen nur die entsprechenden Koordinaten einzeln miteinander (also z.B. nur die Kreativitätskoordinate) - das tun wir bereits dadurch, dass wir in verschiedenen Fächern oder verschiedenen Klausuren verschiedene „einzelne“ Noten geben - oder wir brechen beide Einzelnoten wieder auf eine einzige Note herunter, zum Beispiel indem wir den Durchschnitt bilden. Letzteres führt dazu, dass die gleiche Note für sehr verschiedene Leistungen vergeben werden kann. Eine 3 etwa kann für eine_n fleißigen Schüler_in, der/die aber Schwierigkeiten mit dem Stoff hat, oder für eine_n besonders begabten, aber unmotivierte_n oder zurückhaltende_n Schüler_in sprechen. Wir stoßen also bereits methodisch an die Grenzen des Notensystems, weil wir feststellen müssen, dass Notenbewertungen gar keine substantiellen Aussagen über eine Leis-

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tung treffen, sondern alle denkbaren Aussagen solange in einen Topf werfen, bis etwas mehr oder minder Aussageloses herauskommt. Etwas derart Qualitatives wie Wissen, Kenntnis oder Fähigkeit lässt sich nun einmal nicht quantifizieren, auf Zahlen herunterbrechen. Das geht nur durch gewaltsame Reduktion. Es bleibt aber nicht bei dieser methodischen Unsauberkeit. Was wir bisher nicht beachtet haben, ist, dass Noten nicht als objektive Bewertungen vom Himmel fallen. Sie werden von Menschen gemacht. Und wie alles, was Menschen machen, unterliegen sie damit einer gewissen Subjektivität. Zu dieser Frage gab es 1999 eine deutschlandweite Studie, an der mehr als 1000 Oberschullehrer_innen aller Schulzweige teilgenommen haben. Allen Lehrer_innen wurden identische Mathematik- und Deutsch-Klassenarbeiten sowie Informationen über das soziale Milieu, aus dem die Schüler_innen seien, gegeben. Die Studie kommt nach Auswertungen der Notenbewertungen zu dem Ergebnis, dass „den Noten zugrunde liegende Normen subjektiv, mitunter auch sozial abhängig und damit nicht vergleichbar sind.“[1] Aktuellere Studien legen sogar nahe, dass bereits verschiedene Vornamen, die vermeintlich auf das soziale Milieu eines Kindes schließen lassen, einen messbaren Einfluss auf die Notenvergabe haben. [2]

Wir haben also Noten als ein zentrales Element unserer Bildungsinstitutionen, die nicht nur methodisch problematisch und frei von konkreten Aussagen sind, sondern auch noch höchst subjektiv vergeben werden und alles nur um eine vermeintliche Vergleichbarkeit herzustellen, die tatsächlich gar nicht existiert. Diese Tatsache ist inzwischen sogar in der Wirtschaft angekommen, wo immer weniger auf Abschlussnoten und mehr und mehr auf Einstellungstests gesetzt wird. Doch was - so müssen wir uns wei-

ter fragen - ist denn der tatsächliche Zweck von Noten, wenn ihre vorgeblichen Nutzen derart dekonstruierbar sind? Durch die vermeintlichen Vergleichbarkeit holen wir uns mit den Noten nämlich noch etwas ganz anderes ins Boot: den Wettbewerb. Und Wettbewerb ist in unserer Gesellschaft ungemein wichtig - und allgegenwärtig. Er dient - im Falle der Noten - als zentrales Motivationsinstrument und als subtiles Disziplinarmittel, gegen Schüler_innen, die nicht den Vorstellungen entsprechen oder sich nicht in die hierarchischen Schulstrukturen fügen. Denn wer sich durch Verweigerung guter Noten nicht in die Leistungsgesellschaft einordnen will, wer „rebelliert“, bleibt sitzen, wird einfach aussortiert. Und dann droht der soziale Abstieg. Wettbewerb sorgt dafür, dass wir immer mehr wissen müssen, können müssen und haben - also kaufen - müssen. Es gibt ihn auch im Zwischenmenschlichen, wo es nur eine_n Partner_in geben kann, alle anderen bleiben dahinter zurück. Um ideale Partner_innen wird folgerichtig geworben, gestritten und umhermystifiziert. Wir konkurrieren also um Noten, um Studienplätze, um Jobs, um das größere Auto, um Partner_innen, um den höheren Score beim neusten Social Game, um das schönste Bild beim Malwettbewerb und um den ersten Platz in der Fußballbundesliga. Denn wir müssen immer besser sein als andere. Zusammenarbeit - nur wenn sie notwendig ist, um besser zu sein als andere Menschen, die auch nur zusammenarbeiten, um besser...besser zu sein, als sie es alleine wären. Wir müssen besser sein, sonst sind wir nichts wert - so haben wir es gelernt. Wir sind eine Gesellschaft geworden, die ihrer Jugend eins in die Köpfe drückt: den totalen Wettbewerb. Dieser Wettbewerb ist der Motor hinter einer perfiden Ideologie, deren ultimatives Ziel permanentes wirtschaftliches Wachstum ist. Un-


geachtet der Begrenzung menschlicher Belastbarkeit und natürlicher Ressourcen müssen wir immer effektiver, immer mehr und immer schneller arbeiten. Und der omnipräsente Wettbewerb ist das ideale Motivationsmittel, drohen wir nämlich aus diesem Hamsterrad auszubrechen, stellen wir fest: Verdammt, jetzt bin ich nicht mehr besser, nichts mehr wert und kein produktives Mitglied der Gesellschaft mehr. Doch kehren wir der dystopischen Realität unserer globalen Gesellschaft noch einmal den Rücken zu und kommen zurück zum Mikrokosmos des Bildungssystems. Selbst wenn wir dem Prinzip „Noten“ ein derart desaströses Zeugnis ausstellen wie oben getan; sie sind momentan ein Schlüsselelement unseres Bildungssystems. Wie kann eine Schule, eine Universität ohne Noten aussehen?

Zunächst ist die Note als Motivationsmittel zu betrachten. Hier ist es notwendig, dass eine längst überfällige Wende in der grundlegenden Bildungsphilosophie stattfindet: Das Aneignen von Wissen und Fähigkeiten, das Lernen, ist etwas, wonach wir Menschen einen angeborenen und unersättlichen Durst haben. Gerade junge Menschen sind in vielerlei Hinsicht überaus wissbegierig, bis ihnen die Schule mit Noten, Hausaufgaben und stundenlangem Stillsitzen die Freude am Lernen austreibt. Dabei ist es kein Geheimnis, sondern ein psychologisches Faktum, dass intrinsische Motivation – also zu lernen, um etwas für sich selbst zu verstehen – zu deutlich besseren und nachhaltigeren Lernfortschritten führt als extrinsische, die lediglich auf gute Benotung zielt statt auf tatsächliches und langfristiges Verständnis. Lernen muss wieder als Mittel zur Selbstgestaltung und Selbstverwirklichung anstatt nur als notwendige Karrierevoraussetzung gesehen werden. Dann können Noten ohne weiteres durch inhaltliches und bewusst subjektives

Feedback ersetzt werden, das als konstruktive Kritik verschiedene Perspektiven auf eine erbrachte Leistung eröffnet. Davon ausgehend könnten wir die dauerhafte Konkurrenz zwischen Schüler_innen hinter uns lassen und - anstatt uns gegenseitig übertrumpfen zu wollen - anfangen, gemeinsam mit- und voneinader zu lernen. Anstatt die Sitznachbar_innen am Abschreiben zu hindern, das dann ohnehin sinnlos würde, könnten wir unterschiedliche(s) Wissen und Ansichten teilen, um gemeinsam davon zu profitieren. Dann wäre da noch der disziplinarische Charakter von Noten. Ohne einen drohenden Ausfall in der Hinterhand und mit dem dem Rohrstock nicht mehr en vogue - wie soll eine_e Lehrer_in da die Schüler_innen im Griff haben? Die Antwort ist so einfach wie schwerwiegend: Gar nicht. Schüler_ innen haben das Recht ernstgenommen und auf Augenhöhe behandelt zu werden, anstatt nur mit Drohgebärden und Drill zu einem anständigen Verhalten getrieben zu werden. Niemensch sagt, es sei leicht Lehrer_in zu sein, aber es handelt sich zweifelsfrei um eine Aufgabe der ein_e Pädagog_e/in besser gewachsen ist als ein Brigadeoffizier. Betrachten wir zu guter Letzt das Dilemma der wegfallenden Vergleichbarkeit. Dass sich hier unzählige Möglichkeiten eröffnen, Konkurrenz durch Kooperation zu ersetzen, wurde oben bereits angeführt, aber was bedeutet das Wegfallen von vergleichbaren Noten für die qualifizierende Wirkung von Noten, etwa für Studium oder Beruf? Nun, es bedeutet ganz einfach, dass wir einen der am stärksten segregativ wirkenden Mechanismen unserer Gesellschaft beseitigt hätten. Noten sind ein wichtiger Baustein in einem System, dass verschiedene sogenannte gesellschaftliche Schichten oder Milieus voneinander getrennt hält. Ohne sie hätten auf einmal viel mehr Menschen Zugang zum wohl schwerwiegendsten

Gut unserer Gesellschaft: der Möglichkeit, das zu lernen, wofür sie sich interessieren.

Dann kommen wir im großen und wirren Bildungsgewusel vielleicht auch wieder weg vom Karrierefließband, samt Bulimielernerei und dem Entwickeln eines Gespürs für Erwartungshorizonte statt dem Ausbilden einer eigenen Meinung, und hin zu einer wissenschaftlichen Gemeinschaft motivierter Individuen.

[1] J. Ziegenspeck: Handbuch Zensur und Zeugnis in der Schule. Historischer Rückblick, allgemeine Problematik, empirische Befunde und bildungspolitische Implikationen. Ein Studien- und Arbeitsbuch. Bad Heilbrunn/Obb. 1999, ISBN 3-7815-0965-6 [2] http://www.presse.uni-oldenburg.de/mit/2010/319.html

Wer mehr wissen will

Ausführliche Kritik an Noten und dem gesamten Schulsystem. http://kraetzae.de/schule/schulnoten Artikel zu Notendurchschnittsberechnungsunterschieden verschiedener Bundesländer. http://blogs.taz.de/hausblog/2013/07/19/abiturnotenkoordination-klappt-nur-beim-geschwafel-gegenueber-journalisten/

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„Mehr „Studieren“ weniger „lernen“, Klausuren abschaffen, mehr praktische Anwendungen, mehr Forschung für Studierende.“ buzzdee, User

„Ich wünsche mir eine Uni, die ausreichend Raum gibt zum kreativen, selbstbestimmten Lernen und Lehren, um neue Ideen frei entwickeln und umsetzen zu können. Ich wünsche mir eine Uni, die nicht in Bürokratie erstickt und frei zugänglich für alle interessierten Menschen ist.“ - Karin R., 55 Jahre, Sozialarbeiterin „Keine Macker, kein gebildetes Von-Oben-Herab, alle Inhalte online verfügbar.“ - Yannik E. , User „Ich hätte alle Zeit der Welt, könnte mich frei und fächerübergreifend für Seminare auch jenseits eines Orientie„Ein neues, unelitäres rungsplans entscheiden und müsste nur „Eine Uni, wo ich mich traue Verständnis der Institute eine Hausarbeit pro Semester mich zu melden und was zu gegenüber sich und der schreiben. Für welches Seminar, entsagen, ohne Schiss, dass es eigenen Forschung, Beschiede ich. Somit herrschte keine sich nicht wissenschaftlich wertung der Studierenden Anwesenheits- sondern eher Interessenbzw. geschwollen genug ausschließlich auf Grundpflicht.“ anhört.“ lage langfristiger Arbeiten - Almut W., Studentin - Paula P., Studentin (Projekte, Referate, Proto„Diskussionen im kolle, Hausaufgaben u. ä.), Freien, am Teich Förderung des sitzend und schwiminterdisziplinären mend.“ Studierens.“ Emilia K., Studentin - Pablo F., Student

„Wie stellt ihr euch die perfekte Uni vor?“ - Stimmengewirr

„Volkswirtschaftslehre mit einem gesellschaftskritischen Ansatz.“ - Alexander G. , Student

„Harte Prüfungen denen die drauf scharf sind. Der Rest kann sich aus Neugier und Vergnügen bilden. Eine ordentlich funktionierende Uni braucht auf jeden Fall auch soziale Absicherung aller Beteiligten und totale Offenheit wann, wie, von wo und für was das Lernen stattfindet. Lernende sollen immer auch Lehrende sein können.“ - Plys D. , Internetkoryphäe

„Die perfekte utopische Universität gibts es für mich nicht. Wir müssen die Gesammtgesellschaft utopischer gestalten und dort hat die Uni keinen Platz. Unis sind Elitebildungseinrichtungen und wir brauchen eine Gesellschaft wo Menschen unabhänig von Herkufnt und Bildungsgrad gleichberechtig behandelt werden.“ - L.L.L , Lohnarbeitsverweigerer

„Ich will eine große Auswahl an Veranstaltungen und kann daraus wählen welche ich will - ich bin also nicht an Fächer meines Hauptfachs gebunden (wenn ich überhaupt eins habe). Die Seminare sind voller Diskussionen und sehr praxisnah bzw. praxisrelevant. Es gibt keine Noten. Wenn es nötig ist, gibt es bestanden/ nicht bestanden, aber eigentlich bekommt man zum Uni-Abschluss nur eine Liste von den Modulen, die man besucht hat.“ - Lily S., Studentin

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„Empathie und Einsatz für Mensch, Tiere und Umwelt vor Kopfarbeit.“ - Kater C. , Hobbykoch

„Selbstbestimmt studieren und gemeinsam und gleichberechtigt Uni gestalten, statt von Hierarchien gestalten lassen!“ -Hippiegreif, Fabelwesen

„Offene Uni - Uni für alle - Die Bildungsangebote sollen über die Forschung und akademische Berufsausbildung hinaus weiten Kreisen zur Verfügung stehen - Uni als Forum, als Begegnungsstätte und Platz für Erfahrung und Austausch jenseits rein wirtschaftlicher Verwertungsinteressen - Transparenz der Forschung, Projekte sollen von den Beteiligten (zumindest: mit-) definiert und gesteuert werden.“ - Stephan W., Jurist, 61 Jahre


Hochschul

Nein, dieser Artikel erklärt nicht die herrschende Hochschulpolitik und wie sie funktioniert. Hochschulpolitik lässt sich bestenfalls ansatzweise in kurzen Artikeln erklären - gerade bei den chaotischen Zuständen an den Berliner Unis, insbesondere der „F“U. Das verhält sich ähnlich wie mit der Demokratie. Es genügt nicht davon zu lesen oder zu hören. Mensch muss sie erfahren, ausprobieren und leben! Keine Angst, das ist kein Ding der Unmöglichkeit! Allerdings ist es natürlich auch nichts, was mensch als ein auf einen kleinen Zeitraum beschränktes Seminar mit genauem Seminarplan beschreiben könnte. Es ist vielmehr ein Dschungel mit vielen Begegnungen fremder, mal inspirierender und mal ernüchternder Art. Aber sie ist in jedem Fall ein lohnendes Projekt. Denn allein der Versuch der Veränderung bedeutet schon die Nutzung unserer Rechte auf Demokratie und Freiheit in der Uni und der Gesellschaft! Und die hochschulpolitische

Erstis & Basics

politik für Einsteiger_innen

„Szene“ freut sich sowieso immer über neue Gesichter und frische Köpfe, ob erfahren oder unerfahren. Es kann schließlich nicht sein, dass in einer „demokratischen Gesellschaft“ an der Uni, also der selbsterklärten „Elite“ jener Gesellschaft, eine Wahlbeteiligung von oftmals unter 20 Prozent die Regel ist, und über die Hälfte der Studierenden deshalb nicht wählen gehen, weil sie es nicht mitbekommen haben oder es nicht verstehen! Und gerade jenseits von Wahlen gibt es eine Menge zu tun: Demokratie ist eine Frage der Initiative. Warum nun Politik an der Uni? Ist sie zu unübersichtlich? Mensch hat doch jetzt im Bachelorsystem genug zu tun! Weshalb unnötig Zeit auf andere komplizierte und womöglich lächerlich aussichtslose Dinge verschwenden? Demokratie? Klar, alle wollen sie und alle pflichten ihr bei… Aber das Paradoxe ist ja leider, dass eine Zustimmung zur Demokratie eigentlich nicht nur eine bloße Zu-

stimmung sein kann. Eine wahre Zustimmung heißt doch eigentlich auch, nach diesem Bild zu handeln. Niemand würde es verstehen, wenn einer sagte, Vegetarier zu sein, sei das einzig Richtige angesichts der derzeitigen Lebensmittelindustrie und anschließend ins Steakhaus ginge und das Tagesmenü bestellte. Demokratie ist leider kein selbsterschaffender Zustand, sondern bedingt Handlung. Und zwar eine Handlung mit Eigeninitiative… Das klingt nicht nur nach Arbeit, das ist es auch. Aber im Bezug auf Karriere sind die meisten von uns bereit, etwas für unsere Selbstverwirklichung zu tun. Warum sind wir das dann nicht auch für unsere Freiheit und unser Recht auf Demokratie? Schließlich hängt unsere Selbstverwirklichung damit eng zusammen! Demokratie muss gelebt werden, muss entwickelt und erprobt werden, muss genutzt und jeden Tag aufs Neue verwirklicht werden. Warum nicht in unserem Lebensraum Uni damit anfangen?

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(VP1) (VP3)

(VP4)

Absprachen im Hinterzimmer

Vorabsprachen Kl端ngelei

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„Die KfL empfiehlt Vieles ...“ -- Prof im AS

Gefälligkeitsgutachten für Präsidium

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Das 1x1 des Widerstands - Wie sprenge ich eine Gremiensitzung? Dass Entscheidungen in der Uni und auch anderswo nicht demokratisch (oder zumindest mit annähernd paritätischen Stimmanteilen) getroffen werden, habt ihr sicher mitbekommen, wenn ihr die letzte Ausgabe der Unitopia oder die letzten Artikel in diesem Heft gelesen habt. Um die Interessen der Studierenden zu ver-

teidigen und unseren Forderungen etwas mehr Nachdruck zu verleihen, kann es von Nutzen sein die entscheidende Sitzung eines Gremiums zu lähmen. Und da schlechte Entscheidungen nicht nur im Akademischen Senat getroffen werden, sondern auch in euren Fachbereichs- oder Institutsräten, wollen wir allen Krawallwilligen gerne eine kleine Anleitung an die Hand geben, um auch selbst aktiv zu werden. An der „Freien“ Universität Berlin werden Entscheidungsvorlagen prinzipiell „professoral-konsensual“ erarbeitet, das heißt, Professor_innen (oder das Präsidium) erarbeiten eine Entscheidungsvorlage im Hinterzimmer und stimmen sie im Gremium ab. Wir Studierenden bekommen von der Diskussion meist nicht viel mit. Unser Ziel ist es deshalb, vorschnelle Abstimmungen zu verhindern und Freiraum für Diskussion zu schaffen. In den letzten drei Semestern haben wir im Kampf gegen die Rahmenstudien- und Prüfungsordnung (RSPO) vor Allem mit zwei Varianten gute Erfahrungen gesammelt. Zum Ersten kann eine Sitzung nicht stattfinden, wenn der Zugang zum Sitzungsort oder auch der Raum selbst blockiert sind. Das schafft mensch oft ganz gut durch Sitzblockaden und Menschenketten. Wie bei-

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des funktioniert, könnt ihr auf dem Blockadetraining eurer Wahl, die oft vor großen politischen Aktionen wie Naziaufmärschen und Castortransporten auch in der Uni stattfinden, erlernen. Der Erfolg hängt dabei ganz entscheidend davon ab, wie gut ihr den Ort vorher ausgecheckt habt und wie erfolgreich eure Mobiarbeit war. Es sollte wirklich jeder Eingang mit möglichst vielen Menschen versperrt sein. Wenn ihr nicht so viele seid, gibt es auch andere Mittel um Türen zu blockieren. Seid kreativ! Gute Kommunikation zwischen den einzelnen Blockadepunkten kann nicht schaden, ist aber unserer Erfahrung nach bei großen Gebäuden mit weit auseinander liegenden Eingängen relativ schwierig. Eine Person als „Kommunikationszentrale“ mit SMS-Flatrate

kann da etwas Verbesserung schaffen. Aber nicht jede noch so gute Blockade ist auch erfolgreich. Oft zögert die Unileitung nicht, gewalttätige private Sicherheitskräfte oder auch die Polizei einzusetzen. Auch vor juristischen Repressionsmitteln wird nicht zurückgeschreckt. Platzverweise für den Campus und Anzeigen wegen Hausfriedensbruchs gab es leider auch schon. Bis jetzt wurden aber alle Verfahren ohne negative Folgen für die Betroffenen eingestellt. Nebenbei bemerkt: Seid ihr an der Uni eingeschrieben, an der ihr protestiert, könnt ihr von der Polizei nicht einfach vom Campus geworfen werden, das heißt, der Platzverweis ist ungültig. Sollte es nun doch geschehen sein, dass die Gremienmitglieder ihren vorbestimmten Sitzungsort erreicht haben und die Blockade zunächst erfolglos war, ist der Kampf jedoch noch lange nicht verloren. Jetzt kommt es darauf an, mit so vielen Personen wie möglich in den Sitzungsraum zu gelangen. Dies kann oft auf diplomatischem Weg erfolgen, denn so lange im Gremium der „Ausschluss der Öffentlichkeit“ nicht beschlossen wur-

de, muss die Sitzung öffentlich stattfinden. Das heißt, alle interessierten Personen dürfen teilnehmen (praktisch funktioniert das nicht immer, da die Sitzungsleitung oftmals ihre Rechte missbraucht und den „Ausschluss der Öffentlichkeit“ als gegeben diktiert). Auch eine gewisse Be-

reitschaft zum sanften Drängeln kann hilfreich sein. Seid ihr jedoch erst einmal im Raum, kann euch wenig von einer erfolgreichen Sprengung der Sitzung abhalten. Wir haben die besten Erfahrungen damit gemacht, gleich am Anfang der Sitzung anzufangen, Lärm zu machen. Bringt dazu Instrumente, Trillerpfeifen oder Ähnliches mit. Natürlich funktioniert auch lautes Gebrüll und das Klopfen auf Tische und Wandvertäfelungen. Wartet nicht zu lange, denn sonst kann es geschehen, dass diese spezielle Sitzungsatmosphäre (Einlullung durch pseudo-sachliche Gesprächsführung) Besitz von euch ergreift und euch zögerlich und aktionsunfähig macht. Krawall alleine kann noch durch Bewegung verstärkt werden. Bleibt nicht im abgetrennten Zuschauerraum. Verteilt euch im Raum, springt auf Tische, seid überall. Das stiftet nicht nur Verwirrung, sondern verhindert auch im Fall des Falles eine schnelle Räumung aus dem Saal. Auch Konfetti und Transpis erweisen sich in diesem Zusammenhang als sehr nützlich.

In den meisten Fällen kann eine der beiden Varianten oder eine Kombination der beiden eine Entscheidung zu Ungunsten der Studierenden zumindest verschieben. Damit schafft ihr euch Zeit für erneute Diskussionen. Bei Fragen oder Anregungen könnt ihr euch gerne an das Bildungsprotestplenum eures Vertrauens wenden. :-)


Do-it-yourself Mensa

Kürbis Tofu Suppe

Zubereitung 1. Kürbis & Kartoffeln

waschen und in Würfel von ca. 1cm Seitenlänge schneiden. (gegebenfalls vorher schälen)

5. Nach weiteren 5

Minuten das restliche Wasser hinzugeben und für gut 20 Minuten köcheln lassen.

2. Zwiebeln würfeln und 6. Wenn Kürbis und im Topf in etwas Pflanzenmagarine anschwitzen, danach Kürbis und Kartoffeln dazugeben.

3. Chili, Knoblauch,

Ingwer und Salbei kleinschneiden und gemeinsam mit Muskat, und Pfeffer hinzufügen und regelmäßig umrühren, damit nichts anbrennt.

4. Nach gut 5 Minuten

mit etwas Weißwein oder Gemüsebrühe mit einem Schuss Zitronensaft ablöschen.

Kartoffeln weich geworden sind (mit einer Gabel testen), die Suppe mit dem Pürierstab glatt pürieren. Danach die Suppe noch einmal kurz aufkochen lassen.

7. Den Seidentofu in

kleine Würfel schneiden und in die Suppe geben.

8. Mit Salz und Pfef-

fer abschmecken, in Schüsseln füllen und mit einem Zweig Salbei dekorieren . Suppe heiß servieren.

Zutatenliste (6 Personen) 2 Kürbisse (z.B. Hokkaido) 5 Kartoffeln 3 Zwiebeln Chili, Knoblauch, Ingwer Salbei, Muskat, Salz & Pfeffer 2l Gemüsebrühe Zitronensaft 1 Pck. Seidentofu nach Belieben: Weißwein

Vegan ✓ Glutenfrei ✓ Nussfrei ✓ Mehr leckere vegane Rezepte unter:

www.VeganExplosion.de

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