Science & Solutions #16 Schweine (Deutsch)

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Ausgabe 16 • Schweine Ein Magazin von

Die Fumonisin-Herausforderung in der Schweineproduktion Branchentrends weltweit Das Wichtigste vom World Nutrition Forum 2014

Photo: fotostorm

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Welcher Ansatz ist der Richtige? Was stimmt mit meinen Schweinen nicht? Teil 1: Immunsuppression


Editorial Gesundheitsmanagement beim Schwein Von allen domestizierten, zum menschlichen Verzehr produzierten Tieren ist das Schwein am anfälligsten für eine tödliche Vergiftung durch Fumonisine. Erst seit 1981 wissen wir, dass das porzine pulmonäre Ödem (PPE) durch die Aufnahme von mit Fusarium verticillioides kontaminierten Mais verursacht wird. Seit dieser Zeit haben umfangreiche Studien gezeigt, wie Fumonisine das Immunsystem der Schweine supprimieren und dabei mitwirken, das Tier für verschiedene Erkrankungen zu prädisponieren. Sogar bei nur geringen Kontaminationswerten führt eine langfristige Belastung mit Fumonisinen zu einer Minderung der Proliferation undifferenzierter Zellen im Darmepithel des Schweines und beeinträchtigt die Integrität der Enterozyten, was eine Translokation von Pathogenen in das Kreislaufsystem des Schweines begünstigt. In dieser Ausgabe der Science & Solutions beschäftigen wir uns damit, warum Fumonisine eine Bedrohung für die Gesundheit und Leistung der Schweine darstellen, und erforschen neue Wege, die schädlichen Auswirkungen der Fumonisine in der Schweineproduktion zu bekämpfen. Ein weiteres, unvermeidbares Thema mit Auswirkungen auf die Branche sind die steigenden Kosten von Futterrohstoffen und Getreide. Bis jetzt machen die Futterkosten 65-75 % der variablen Kosten der Schweineproduktion aus. Für manche Produzenten sind sie mittlerweile sogar noch höher, besonders in Ländern mit einer starken Importabhängigkeit der Rohkomponenten. Aus diesem Grund spielen die Futterkosten eine wichtige Rolle bei der Ermittlung der Rentabilität eines Schweinebetriebes. Täglich kämpfen Schweinefuttermittelexperten auf der ganzen Welt darum, eine Ernährung mit ausgeglichener Nährstoff bilanz zu möglichst geringen Kosten bei gleichzeitiger Maximierung der Kosteneffizienz zu konzipieren. Lesen Sie weiter und erfahren Sie, wie BIOMIN sich dafür einsetzt, die Schweineproduzenten bei der Optimierung des Nährwerts der Futterbestandteile zu unterstützen, um eine noch höhere Leistung und Rentabilität zu erzielen.

Justin TAN Sales & Marketing Director

Science & Solutions • Ausgabe 16


Name, title position

Inhaltsverzeichnis

Welcher Ansatz ist der Richtige?

2

Die Fumonisin-Herausforderung in der Schweineproduktion. Von Shu Guan

MUNICH 2014 15-18 October

Branchentrends weltweit

7

Das Wichtigste zum Thema Schweine auf dem World Nutrition Forum 2014.

Cut & Keep

Checklist

Was stimmt mit meinen Schweinen nicht? Teil 1: Immunsuppression

9

Eine nützliche diagnostische Checkliste mit Symptomen, Ursachen und Therapien zur praktischen Verwendung im Betrieb.

Science & Solutions ist eine monatlich herausgegebene Veröffentlichung der BIOMIN Holding GmbH, die kostenlos an unsere Kunden und Partner verteilt wird. Jede Ausgabe von Science & Solutions präsentiert Themen zu den aktuellsten wissenschaftlichen Erkenntnissen zu Tierernährung und Gesundheit und konzentriert sich jedes Vierteljahr auf eine Tierart (Geflügel, Schwein oder Wiederkäuer). ISSN:2309-5954 Eine digitale Kopie und weitere Informationen finden Sie unter: http://magazine.biomin.net Wenn Sie an Nachdrucken von Artikeln interessiert sind oder Science & Solutions abonnieren möchten, wenden Sie sich bitte an magazine@biomin.net Redaktion: Ryan Hines Mit Beiträgen von: Shu Guan, Simone Schaumberger, Diego Padoan, Karin Nährer, Justin Ta Marketing: Herbert Kneissl, Cristian Ilea Grafik: Michaela Hössinger Recherche: Franz Waxenecker, Ursula Hofstetter Herausgeber: BIOMIN Holding GmbH Industriestrasse 21, 3130 Herzogenburg, Österreich Tel: +43 2782 8030 www.biomin.net ©Copyright 2015, BIOMIN Holding GmbH Alle Rechte vorbehalten. Mit Ausnahme der im Copyright, Designs and Patents Act von 1988 genannten Regelungen darf kein Teil dieser Veröffentlichung ohne schriftliche Genehmigung des Inhabers des Urheberrechts in irgendeiner materiellen Form für kommerzielle Zwecke vervielfältigt oder kopiert werden. Alle hierin enthaltenen Fotos sind Eigentum der BIOMIN Holding GmbH oder werden unter einer Lizenz verwendet.

Ein Magazin von BIOMIN

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Welcher Ansatz ist der R

Die Fumonisin-Herausforderung in de Schweineproduktion Von Shu

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Guan, Technischer Leiter

Science & Solutions • Ausgabe 16


Photo: alphaspirit

Richtige?

er

Fumonisine bilden eine Gruppe toxischer und kanzerogener Metaboliten von Schimmelpilzen, die h채ufig in Mais und dessen Nebenprodukten vorkommen und f체r die Schweineproduktion eine bedeutende Bedrohung darstellen. Die neuesten wissenschaftlichen Entwicklungen bez체glich ihres Nachweises und ihrer Bek채mpfung werden das Mykotoxin-Risikomanagement sehr bald revolutionieren.

Ein Magazin von BIOMIN

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Shu Guan Technischer Leiter

In der realen Umwelt der Betriebe sind Schweine häufig auch anderen interagierenden Faktoren und Belastungen ausgesetzt, die ihre Anfälligkeit gegenüber Mykotoxinen noch erhöhen. Zudem stellt die Vielfalt an unterschiedlichen Mykotoxinen eine zusätzliche Gefahr für die Tiere dar. Weltweites Phänomen Schweinefutter besteht zum Großteil aus Mais und dessen Nebenprodukten wie z. B. Trockenschlempe (DDGS) und Maisgluten – beides bedeutende Quellen einer Fumonisinkontamination von Futterausgangsstoffen. Die neuesten Ergebnisse der Mykotoxin-Studie von BIOMIN, die auf Tausenden weltweit gezogenen Mischfutterproben basieren, zeigen, dass viele Proben mit Fumonisinen kontaminiert sind, und zwar in Konzentrationen, die eine tatsächliche gesundheitliche Bedrohung für Schweine, vor allem für Ferkel und Sauen, darstellen (Abbildung 1). Klinische Auswirkungen auf die Schweineproduktion Es ist bekannt, dass Fumonisine die Biosynthese der Sphingolipide hemmen, Lebertoxizität induzieren und Nierentoxizität verursachen sowie bei den meisten Tierspezies zu einer Erhöhung der Serumcholesterinkonzentrationen führen (Colvin et al., 1993). Bei Schweinen wird die Fumonisinkontamination des Futters mit dem porzinen pulmonären Ödem (PPE) in Verbindung gebracht (Haschek et al., 2001). Bei betroffenen Tieren finden sich häufig schwere, nasse Lungen mit verbreiterten interlobulären Septen sowie Flüssigkeit

in den Atemwegen und der Brusthöhle (Harrison et al., 1990). In den südöstlichen und südlichen Provinzen Chinas wurde kürzlich von einer zunehmenden Anzahl von Fällen von PPE berichtet, die mit einer Fumonisinkontamination im Mais in Konzentrationen von 2000-3000 ppb in Zusammenhang standen. Subklinische Auswirkungen auf die Schweineproduktion Der Nachweis einer Fumonisinkontamination bei Schweinen ist schwierig, hauptsächlich, weil es sich tendenziell um subklinische Auswirkungen handelt, sodass die Messung des Sphinganin:Sphingosin-Verhältnisses (Sa:So-Verhältnis) erforderlich wird. Dieser Wert stellt einen wissenschaftlich anerkannten Biomarker zur Identifizierung einer Fumonisinbelastung von Schweinen dar (siehe Science & Solutions, Ausgabe 12). Obwohl oft übersehen, kann die langfristige Aufnahme von Fumonisinen chronische Auswirkungen und Immunsuppressionen nach sich ziehen (Casteel et al., 1993), was für die Landwirte aufgrund erhöhter Krankheitsraten und verminderter Leistung der Tiere einen echten wirtschaftlichen Verlust bedeutet. Berichten zufolge können niedrige Dosen von Fumonisin B1 von 0,5 mg/kg Körpergewicht/Tag

Abbildung 1. Weltweites Vorkommen von Fumonisinen oberhalb der Risikoschwelle (> 750 ppb). Nordeuropa

Osteuropa

2%

8%

Mitteleuropa

8% Nordasien

Südeuropa

24%

34%

Nordamerika

27%

Südostasien

Mittlerer Osten

19%

Südasien

37%

Südamerika

33%

4

26%

13%

Afrika

Südafrika

0%

Ozeanien

0%

Science & Solutions • Ausgabe 16


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Welcher Ansatz ist der Richtige? Die Fumonisin-Herausforderung in der Schweineproduktion

die Anfälligkeit von Schweinen gegenüber pathogenen Stämmen von E. Coli, Pseudomonas aeruginosa und Pasteurella multocida erhöhen (Halloy et al., 2005). Fumonisine steigern erwiesenermaßen auch die Anfälligkeit der Schweine für das Porzine Reproduktive und Respiratorische Syndrom (PRRS), senken die Antikörpertiter gegen die Aujeszkysche Krankheit, vermindern die Phagozytose von Salmonella typhimurium in den alveolaren Makrophagen und beeinträchtigen die Produktion von Antikörpern gegen Mycoplasma agalactiae (Marin et al., 2006; Moreno et al., 2010; Posa et al., 2011; Stoev et al., 2012). Maßstäbe setzen Zur Bekämpfung der Mykotoxinkontamination wurden gesetzliche Grenzwerte für die zulässigen Mykotoxinkonzentrationen in Futtermitteln für Tiere eingeführt (Tabelle 1); allerdings steht in vielen Ländern eine gesetzliche Regelung noch aus. Dennoch basieren diese Richtlinien und gesetzlich festgelegten Werte sehr stark auf politischen Erwägungen, anstatt sich nach der Toleranz des Tieres gegenüber Mykotoxinen und ihren schädlichen Auswirkungen zu richten. Tabelle 1. Gesetzliche Höchstmengen für Fumonisine (ppb) EU

US

Mais und Maisprodukte

60000

200001

Futtermittel für Schweine

5000

-

1

Für <50 % im Futter nach Vorgaben der FDA der USA

Quellen: EFSA, FDA der USA.

In der realen Umwelt der Betriebe sind die Schweine häufig auch anderen interagierenden Faktoren und Belastungen ausgesetzt, die ihre Anfälligkeit gegenüber Mykotoxinen noch erhöhen. Zudem stellt die Vielfalt an unterschiedlichen Mykotoxinen eine zusätzliche Gefahr für die Tiere dar. Aus diesen Gründen sieht man in der Praxis häufig Tiere, deren Gesundheitszustand durch eine noch unterhalb des gesetzlichen Grenzwertes liegende Mykotoxinbelastung beeinträchtigt ist. Basierend auf jahrzehntelanger praktischer Erfahrung in Schweinebetrieben und wissenschaftlichen Studien unter simulierten Feldbedingungen konnte BIOMIN eine Liste von Risikogrenzwerten für Fumonisine bei Schweinen erstellen, die nun der Industrie als praktisches Hilfsmittel zur Verfügung stehen (Tabelle 2).

Ein Magazin von BIOMIN

Tabelle 2. Fumonisin-Risikowerte im Alleinfutter für Schweine in der Praxis Fumonisine (ppb or µg/kg Futter)

Niedrig

Mittel

Hoch

Schwein (Sau, Ferkel)

<750

750-1000

>1000

Schwein (Endmast)

<1000

1000-1500

>1500

Quelle: Fumonisin-Übersicht von BIOMIN, 2013

Bindemittel Bindemittel sind Verbindungen, die sich an Toxine anhaften und dadurch die Menge der Toxine, die in den Blutkreislauf eines Tieres gelangen können, begrenzen. Dieser Neutralisierungsprozess ist als Adsorption bekannt. Mykotoxinbinder werden seit über zehn Jahren häufig zur Prävention von Mykotoxikosen eingesetzt. Während Bindemittel in einigen Fällen funktionieren (so können z. B. Aflatoxine, eine spezielle Gruppe von Mykotoxinen, recht effizient absorbiert werden), sind sie in anderen Fällen gegen bestimmte Mykotoxinarten, z. B. Zearalenone oder Trichothecene, weniger wirksam oder sogar unwirksam. Im Falle der Fumonisine konnten bis jetzt keine adsorbierenden Materialien identifiziert werden, die diese Mykotoxine nachweislich wirksam binden (Solfrizzo et al., 2001; Piva et al., 2005; Avantag-giato et al., 2005; BIOMIN Mykotoxinführer, 2012). Bindemittel haben zwei bedeutende Nachteile. Erstens ist die Adsorption reversibel, das heißt, dass gebundene Fumonisine wieder abgespalten (freigesetzt) werden können und so eine aktive Bedrohung für die Gesundheit des Tieres darstellen. Zweitens hängt die Wirkung der Bindemittel sehr stark vom pH-Wert ab. Zwar kann die Wirksamkeit der Bindemittel unter statischen Laborbedingungen nachgewiesen werden (bei einigen zeigen sich hohe Adsorptionsraten für Fumonisine in Pufferlösungen mit stabilen pH-Werten), doch ist die Wirkung dieser Mittel unter Bedingungen, die den Verdauungtrakt eines Tieres nachahmen, bedeutend geringer. Bei diesen wirklichkeitsgetreuen Simulationen fiel die Effektivität der Toxinadsorption um mehr als 50 %, hauptsächlich aufgrund der Tatsache, dass die meisten Bindemittel bei pH-Werten von 6 und 7 eine extrem niedrige Bindungskapazität für Fumonisine aufweisen. Daraus folgt, dass der größte Teil der im Magen gebundenen Fumonisine im Darmsaft wieder freigesetzt werden würde, was für die Tiere ein Gesundheitsrisiko darstellt.

5


Shu Guan Technischer Leiter

Abbildung 2. Auswirkungen von FUMzyme® auf die Wachstumsleistung und das Sa:So - Verhältnis bei Schweinen nach 42 Tagen Futterverwertung (kg/kg)

510

1,95

500

1,90

490

1,85

480 470

494

460

492

501

FVW [kg/kg]

Futteraufnahme [g]

Durchschnittliche tägliche Futteraufnahme (g/Tier)

469

1,80

n Kontrollgruppe n Fumonisine n Behandlungsgruppe n Nur Mycofix® Focus Sa:So -Verhältnis

29,0

0,6

28,5

0,5

28,0

0,4

27,5

28,81

28,35

28,04 26,97

26,0

Sa:So

Körpergewicht [kg]

Endgültiges Körpergewicht (kg)

26,5

1,80

1,72

1,60 n Kontrollgruppe n Fumonisine n Behandlungsgruppe n Nur Mycofix® Focus

27,0

1,80

1,70 1,65

450

1,89

1,75

0,3

0,57b

0,2 0,1

0,25a

0,26a

0,26a

0 n Kontrollgruppe n Fumonisine n Behandlungsgruppe n Nur Mycofix® Focus

n Kontrollgruppe n Fumonisine n Behandlungsgruppe n Nur Mycofix® Focus

Quelle: BIOMIN Studienbericht, 2013

Ein neues, leistungsfähiges Hilfsmittel Bis vor kurzem waren Bindemittel im Wesentlichen die einzige Möglichkeit zur Bekämpfung von Fumonisinen. Jetzt konnte ein neues Verfahren entwickelt werden: die enzymatische Biotransformation. Als Ergebnis eines Jahrzehnts wissenschaftlicher Forschung entwickelte BIOMIN das Produkt FUMzyme®, das erste gereinigte Enzym, das Fumonisine in nicht toxische Metaboliten umwandelt, und das erste Produkt dieser Art, das von der EU zugelassen wurde. FUMzyme® wandelt Fumonisine in nicht toxisches hydrolysiertes FB1 (HFB1) um. Die wissenschaftliche Forschung weist darauf hin, dass HFB1 im Schweinemodell keine Darmoder Lebertoxizität verursacht und auch keine größeren Veränderungen im Sphingolipidmetabolismus induziert (Voss et al., 2009). Die enzymvermittelte Biotransformation weist gegenüber den üblichen Bindemitteln vier deutliche Vorteile auf. Erstens: Die Biotransformation ist irreversibel, damit wird der wichtigste Nachteil der Bindemittel ausgeschaltet. Zweitens: Die für die Biotransformation eingesetzten Enzyme werden vom Verdauungstrakt nicht in ihrer Funktion behindert. Drittens: FUMzyme® ist eine spezifische, zur Bekämpfung von Fumonisinen konzipierte Lösung. Viertens: Die Wirksamkeit von FUMzyme® ist erwiesen. In vivo-Versuche mit Schweinen in Öster-

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reich, Brasilien und Frankreich haben die positiven Auswirkungen von Mycofix® Focus (enthält FUMzyme® und Bentonit) bei der Bekämpfung von Fumonisinen belegt. In einer neueren, in Korea durchgeführten Studie milderte die Anwendung von Mycofix® Focus die Wirkung von 5000 ppb Fumonisin auf die Futteraufnahme, Gewichtszunahme und Futterverwertung innerhalb von 42 Tagen (Abbildung 2). Das Sphinganin:Sphingosin-Verhältnis (Sa:So-Verhältnis), das als Biomarker für die Fumonisinbelastung gilt, erreichte in der Fumonisin-Gruppe (P < 0,05) an Tag 42 erhöhte Werte. Die Behandlung reduzierte das Sa:So-Verhältnis auf das Niveau der Kontrollgruppe, was die Wirksamkeit der Neutralisation der Fumonisintoxizität in vivo belegt. Schlussfolgerung Fumonisine kommen weltweit in großer Menge vor und stellen besonders in Asien, Südamerika und seit kurzem auch in Südeuropa eine Gefahr dar. Während sich Bindemittel bei der Bekämpfung einiger Mykotoxinarten – besonders bei den Aflatoxinen – als wirksam erwiesen haben, sind sie gegen Fumonisine und andere Mykotoxine weniger effektiv. Dank neuester wissenschaftlicher Entwicklungen bietet die enzymatische Biotransformation eine einzigartige, spezifische und irreversible Art der Neutralisierung von Fumonisinen.

Science & Solutions • Ausgabe 16


Name position

Das Wichtigste zum Thema Schweine auf dem

World Nutrition Forum 2014 Der schweinespezifische Workshop vereinte führende Wissenschaftler im Bereich Schweineforschung und -produktion zur Diskussion des aktuellen Branchenstatus in verschiedenen Ländern weltweit und stellte dabei Gemeinsamkeiten und Unterschiede heraus. Außerdem befassten sich die Teilnehmer mit dem Thema „Nachhaltigkeit“ und erörterten, warum Darmgesundheit und –integrität eine wichtige Rolle bei der Wachstumsförderung und der Erzielung effizienter Leistungen spielen.

I

m Oktober kamen über 800 Teilnehmer aus 86 Ländern nach München, um das von BIOMIN veranstaltete World Nutrition Forum 2014 zu besuchen. Das Leitthema des Forums lautete “sustain:ability” (Nachhaltigkeit) und spiegelte die zukünftigen Anforderungen, die die Ernährung einer stetig wachsenden Weltbevölkerung (9 Milliarden Menschen bis 2050) angesichts knapper werdender Ressourcen an uns stellt. BIOMIN beschäftigt sich schon seit langem mit der Verbesserung der Nachhaltigkeit und stützt sich dabei auf einen auf drei Säulen basierenden Ansatz – Leistung, Profit und Umwelt. Im ersten Teil der Sitzung wurde näher darauf eingegangen, in welchem Umfang Schweineproduzenten in geographisch unterschiedlichen Regionen mit ähnlichen Herausforderungen zu kämpfen haben.

Unter dem Vorsitz von Franz Waxenecker, Leiter der Entwicklungsabteilung von BIOMIN, befasste sich der schweinespezifische Workshop mit den neuesten Forschungsergebnissen und den Expertenmeinungen aus Forschung und Industrie. Im ersten Teil wurde näher darauf eingegangen,

Ein Magazin von BIOMIN

in welchem Ausmaß Schweineproduzenten in geographisch unterschiedlichen Regionen mit ähnlichen Herausforderungen zu kämpfen haben. • Hans Aarestrup, CEO von Danske Svineproducenter (Verband der Dänischen Schweineproduzenten), sprach über Mitteleuropa, „das Zentrum der Schweineproduktion“ und eine der Regionen mit der höchsten Dichte an Produktionsbetrieben weltweit, mit über 5 Millionen Sauen und 125 Millionen Schlachtschweinen in einem Radius von 700 km. Er stellte das Wahlverhalten der Menschen ihrem Kaufverhalten gegenüber, wobei im ersten Fall oft der Tierschutz, der Einsatz von Antibiotika und Umweltthemen im Vordergrund stehen, während im zweiten vor allem vom Preis bestimmte Erwägungen dominieren. Er sprach auch über den Druck, in der globalen Wirtschaft zu bestehen und dabei gleichzeitig mit zusätzlichen Kosten aufgrund gesetzlicher Bestimmungen, Biosicherheit usw. konfrontiert zu sein. Zudem unterstrich er den Wert des Wissensaustausches zwischen den unterschiedlichen geographischen Regionen, um die Schweineindustrie dadurch zu stärken.

Franz Waxenecker

Hans Aarestrup

Alberto Stephano

7


Die Verbesserung der Leistung von Nutztieren wirkt sich positiv auf die Rendite und den nachhaltigen Einsatz von Ressourcen aus.

Dr. Pieter J. Grimbeek

Prof. Yulong Yin

Barbara Rüel

Merlin D. Lindemann

Frans Dirven

Prof. Cheol-Heui Yun

Prof. Duong Duy Dong

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Auch Alberto Stephano von Stephano Consultores SC sprach über den harten globalen Wettbewerb und die gängigen Muster im Import/Export und umriss dabei die wichtigsten Trends in der Schweineproduktion Lateinamerikas. Trotz der zahlreichen Unterschiede zwischen den einzelnen Ländern Lateinamerikas und Südamerikas bei der Schweineproduktion gebe es auch einige gemeinsame Themen. Bei einem Vergleich der Produktionskosten in der westlichen Hemisphäre zeigte er auf, dass die Futterkosten in Südamerika höher sind als in den USA und Kanada. Die Region zeigt seit kurzem ein starkes Produktionswachstum und sehr hohe Abferkelraten. Dennoch verbleibt der Konsum im Inland auf einem eher niedrigen Niveau. Laut Dr. Stephano werden einige südamerikanische Länder ihre Produktion demnächst hochfahren, um den wachsenden Bedarf in anderen Regionen, z. B. Asien, zu decken. Dabei werden sie vor der Herausforderung stehen. • Dr. Pieter J. Grimbeek, ein privater tierärztlicher Berater, schilderte ähnliche globale Herausforderungen für die isolierte Schweineindustrie in Südafrika. Er skizzierte einen auch anderswo zu beobachtenden Trend hin zu größeren Betrieben unter professioneller Leitung. Nach seinen Worten „sind Landwirte heute Risikomanager“. Südafrika sieht sich, ähnlich wie Dänemark und andere Länder, mit Problemen im Zusammenhang mit dem Tierschutz konfrontiert. Obwohl der Schweinefleischkonsum im Inland extrem niedrig ist, passen sich die Produzenten laut Dr. Grimbeek gut an die Erwartungen der Verbraucher an. Ein vom wachsenden Mittelstand gestützter, zunehmender inländischer Konsum und der Exportmarkt bieten eventuell Chancen für die Zukunft. • Prof. Yulong Yin, Professor für Tierernährung und Futtermittelwissenschaften am Institut für Subtropische Landwirtschaft an der Chinesischen Akademie der Wissenschaften, beschrieb drei Hauptmodelle der Schweineproduktion in China und betonte dabei die bedeutenden Größenunterschiede, die zwischen den bäuerlichen Kleinbetrieben und großen, internationalen Unternehmen bestehen. Außerdem zeigte er einige Trends am chinesischen Schweinesektor auf.

Barbara Rüel, Leiterin für Tierernährungsprodukte bei BIOMIN, sprach über effizientes Ressourcenmanagement durch innovative Lösungen für Schweinefuttermittel und führte auch aus, warum – aus ernährungswissenschaftlicher Sicht – die Verdaulichkeit des Futters so wichtig ist. Die Unterstützung der Darmgesundheit sei der Schlüssel zu einem effizienten Ressourcenmanagement. • Mit Blick auf die kommenden Jahrzehnte besprach Merlin D. Lindemann, Professor an der Universität von Kentucky (USA), Wege zu einer nachhaltigen Schweineproduktion durch besseres Verständnis von Futtermitteln und Tieren. • Frans Dirven, Gründer und Mitinhaber von Lintjeshof, sprach über die holländischen Erfahrungen mit dem nachhaltigen Einsatz von Antibiotika in der Schweineproduktion und ging ausführlich auf die signifikante Reduzierung des Antibiotikaeinsatzes innerhalb von 5 Jahren ein. In diesem Zusammenhang richtete er den Blick auf die Akteure der Branche und die Erwägungen, die bei einer bio-effizienten Lebensmittelproduktion eine Rolle spielen. Dabei betonte er vor allem die Bedeutung der Tiergesundheit. • In seinem Vortrag mit ähnlicher Thematik sprach Cheol-Heui Yun, Professor der Staatlichen Universität Seoul in Südkorea, über die immunologischen und ernährungsspezifischen Aspekte von Entzündungsreaktionen bei Schweinen und konzentrierte sich dabei auf die Stressfaktoren in der Tierproduktion. Er unterstrich die Beziehungen zwischen Ernährung, Immunantwort und Produktivität des Tieres – zusammen mit dem möglichen Einsatz von Biomarkern zur Überwachung der Tiergesundheit. • Zur Abrundung des Workshops erklärte Duong Duy Dong, Professor der Nong Lam Universität in Vietnam, wie Phytobiotika als Alternativen zu antibiotischen Wachstumsförderern im Schweinefutter dienen können bzw. wie durch ihren Einsatz die Verdaulichkeit von Nährstoffen verbessert werden kann. Außerdem sprach er eine Reihe von Überlegungen im Zusammenhang mit der Auswahl der Phytobiotika im Tierfutter an.

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Cut & Keep

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Eine praktische Checkliste zur Diagnose von Schweinekrankheiten, die Sie ausschneiden und zur raschen Konsultation immer mit sich führen können.

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Was stimmt mit meinen Schweinen nicht? Teil 1: Immunsuppression

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MYKOTOXINE

Zahlreiche biologische Substanzen, von Mykotoxinen über Infektionserreger bis hin zu Medikamenten, können bei Tieren die Integrität des Immunsystems beeinträchtigen. Jede dieser Substanzen kann für sich alleine oder in Kombination mit anderen durch eine Immunsuppression die Gesundheit schädigen oder die normale Entwicklung der Abwehrmechanismen des Körpers stören und so zu Leistungsminderung, vermehrten Krankheitsausbrüchen und Impfversagen führen. Die Syndrome stammen meist von sogenannten „bedingten Erkrankungen“, wie z. B. Krankheiten durch Infektion mit E. coli, Streptococcus, Salmonella, Pasteurella, Influenzaviren, etc. Heute weiß man, dass Krankheiten multifaktoriell bedingt sind. Durch eine Immunsuppression können viele latente Infektionen ausbrechen und für die Tierärzte eine wahre Herausforderung im Hinblick auf Ätiologie und Therapie darstellen.

Mögliche Ursache

Checkliste

Korrekturmaßnahmen

• AFB1, DON, DAS, T-2, OTA, FUM

 Positiv getestete Futterrohstoffe (ELISA) oder positiv getestetes Futter (HPLC)

 Futterrohstoffe und Futter prüfen

 Herkunft der Futterrohstoffe aus bekannt kontaminierter Quelle

 Hygiene von Futter-/Wasserleitungen sicherstellen  Verwendung von Mycofix® in geeigneter Dosierung

 Symptome durch Mischinfektionen, Impfversagen

PATHOGENE

 Abnahme der Herdenleistung/ Leistung pro Produktionsphase

Viren: • Circovirus, Herpesvirus (Aujeszky), Asfivirus, Orthomyxovirus (Influenza), and Arterivirus (PRRS)

 Epidemiology, Symptomatologie

 Biosicherheit

 Sektion

 Impfung

 Immunhistochemie, PCR, ELISA

 Antibiotika

 Überdosis

 Richtiges Management und geeignete Ernährung (Ansäuerungsmittel, Phytobiotika)

ANTIBIOTIKA

Bakterien: • ASP, PRRS, Mycoplasma, Pasteurella, APP, Salmonella

• Tetrazykline, Penicilline, Sulfamethazin, Streptomycin, Chloramphenicol (verboten in der EU)

 Langzeitbehandlung  Ungeeignete Anwendung

 Alternative Antibiotika

Um weitere Informationen zu erhalten, besuchen Sie bitte www.mycotoxins.info

HAFTUNGSAUSSCHLUSS: Diese Tabelle enthält allgemeine Empfehlungen zu Themen, die Schweine häufig betreffen und die unter Umständen mit einer Mykotoxinkontamination des Futters in Zusammenhang stehen. Erkrankungen und Probleme von Schweinen umfassen die in der Tabelle angegebenen Krankheiten, sind aber nicht auf diese beschränkt. BIOMIN übernimmt keinerlei Verantwortung oder Haftung für Umstände, die sich aus der Verwendung dieser Tabelle oder ihres Inhalts ergeben. Vor der Umsetzung einer der in dieser Tabelle angegebenen Empfehlungen ist tierärztlicher Rat einzuholen.

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