Science & Solutions #36 Schweine (Deutsch)

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Ausgabe 36 • Schweine

Bewährte Lösungen für den Ersatz von AGPs Wie DDGS ins Futter integrieren

Photo: fotostorm

Photo: mark wragg

Ein Magazin von

Was stimmt nicht mit meinen Schweinen? Teil 6: Verringerte Futteraufnahme


Editorial Höhere Produktion? So geht es! Die Verbraucher sind zunehmend für die Probleme im Zusammenhang mit dem Antibiotikaeinsatz in der Nutztierproduktion sensibilisiert. Dieser Trend bedeutet, zusammen mit dem Druck durch regulatorische Vorgaben, eine komplexe Herausforderung für die Schweineproduzenten: Sie müssen mehr Fleisch in besserer Qualität zu immer niedrigeren Preisen produzieren - und das ohne Antibiotika. Somit stellt sich die Frage: Was kann Antibiotische Wachstumsförderer (AGPs) ersetzen? Zusatzstoffe auf der Basis organischer Säuren und phytogener Substanzen werden in der Tierproduktion seit Jahrzehnten eingesetzt, um Futtermittel- und Wasserhygiene zu verbessern und die Darmgesundheit zu unterstützen. Hinsichtlich des Wirkmechanismus dieser Substanzen stehen heute mehr die antimikrobiellen und entzündungshemmenden Eigenschaften im Verdauungstrakt im Mittelpunkt. In dieser Ausgabe von Science & Solutions zeigen wir, wie unsere innovativen neuartigen Wachstumsförderer (NGPs) zu Leistungen beitragen, die Ihre Erwartungen absolut erfüllen oder sogar übertreffen. Da die Futterkosten 70 % der Kosten der Schweineproduktion ausmachen, müssen wir bei der Rationsgestaltung flexibel sein, dabei aber gleichzeitig auf eventuelle versteckte Gefahren achten. Seit einigen Jahren wird Trockenschlempe (DDGS) vermehrt in der Tierernährung eingesetzt. Im zweiten Artikel erörtern wir die Vor- und Nachteile der Verwendung von DDGS im Futter und konzentrieren uns dabei auf die Verdaulichkeit. Schließlich befassen wir uns wieder mit der Bedeutung der Futteraufnahme und geben Ihnen eine Checkliste an die Hand, um plötzliche Verringerungen der Futteraufnahme beheben und somit beste Ergebnisse erzielen zu können. Viel Spaß beim Lesen!

Emese KÁDAS-TÓTH Produktmanagerin

Science & Solutions • Ausgabe 36


Photo: dem10

Contents

Bewährte Lösungen für den Ersatz von AGPs

2

Neuartige Wachstumsförderer (NGPs) werden die Antibiotischen Wachstumsförderer (AGPs) in Zukunft überholen. Verschiedene heute verfügbare Futtermittelzusätze unterstützen die moderne Nutztierproduktion wirkungsvoll und generieren Gewinne. Von Dr. Richard Markus und DI Franz Waxenecker

Wie DDGS am besten ins Futter integrieren

6

Umgang mit Nährstoffverdaulichkeit und Mykotoxingefahr. Von Dr. Richard Markus und DI André van Lankveld

Cut & Keep

Checklist

Was stimmt nicht mit meinen Schweinen?

Teil 6: Verringerte Futteraufnahme

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Eine nützliche diagnostische Checkliste mit Symptomen, Ursachen und Abhilfen. Science & Solutions ist eine monatlich herausgegebene Veröffentlichung der BIOMIN Holding GmbH, die kostenlos an unsere Kunden und Partner verteilt wird. Jede Ausgabe von Science & Solutions präsentiert Themen zu den aktuellsten wissenschaftlichen Erkenntnissen zu Tierernährung und Gesundheit und konzentriert sich jedes Vierteljahr auf eine Tierart (Geflügel, Schwein oder Wiederkäuer). ISSN:2309-5954 Eine digitale Kopie und weitere Informationen finden Sie unter: http://magazine.biomin.net Wenn Sie an Nachdrucken von Artikeln interessiert sind oder Science & Solutions abonnieren möchten, wenden Sie sich bitte an magazine@biomin.net Editor: Ryan Hines Mit Beiträgen von: Richard Markus. Diego Padoan, André van Lankveld, Franz Waxenecker Marketing: Herbert Kneissl, Karin Nährer Graphics: Reinhold Gallbrunner, Michaela Hössinger Research: Franz Waxenecker, Ursula Hofstetter Publisher: BIOMIN Holding GmbH Erber Campus, 3131 Getzersdorf, Austria Tel: +43 2782 8030 www.biomin.net © Copyright 2017, BIOMIN Holding GmbH Alle Rechte vorbehalten. Mit Ausnahme der im Copyright, Designs and Patents Act von 1988 genannten Regelungen darf kein Teil dieser Veröffentlichung ohne schriftliche Genehmigung des Inhabers des Urheberrechts in irgendeiner materiellen Form für kommerzielle Zwecke vervielfältigt oder kopiert werden. Alle hierin enthaltenen Fotos sind Eigentum der BIOMIN Holding GmbH oder werden unter einer Lizenz verwendet. Printed on eco-friendly paper: Austrian Ecolabel (Österreichisches Umweltzeichen) BIOMIN is part of ERBER Group

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Photo: NicoElNino

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Bewährte Lösungen für den Ersatz von

AGPs Von Richard

Markus, Assistent des Direktors für Entwicklung, und Franz Waxenecker, Direktor der Entwicklungsabteilung

Bis zum Jahr 2030 werden neuartige Wachstumsförderer (NGPs) die antibiotischen Wachstumsförderer (AGPs) mit einem Faktor von 2:1 überholt haben. Im Hinblick auf die Leistung der Tiere sind bereits mehrere heute verfügbare Futtermittelzusätze in der Lage, der modernen Tierproduktion effektiv zu nutzen und gleichzeitig Gewinne zu generieren.

I

n vielen Ländern ist die Verabreichung subtherapeutischer Dosen von Antibiotika (AGPs) immer noch weit verbreitet. Laut Bericht der Generaldirektion für Handel und Landwirtschaft der OECD wird für den Antibiotikaverbrauch im Nutztiersektor für den Zeitraum 2010 bis 2030 ein Anstieg um 67 % prognostiziert, so dass jährlich 105 600 t erreicht werden. Im gleichen Zeitraum wird aber, unseren eigenen Berechnungen zufolge, wenn auch von einer anderer Basis ausgehend, der Verkauf der neuartigen Wachstumsförderer (NGPs) um mindestens 120 % steigen. Einschränkung des Antibiotikaeinsatzes Mindestens 32 Länder haben bereits ein nationales Verbot der antibiotischen Wachstumsförderer verhängt und in 35 Ländern gibt es eine tierärztliche Verschreibungspflicht für diese Präparate. In einigen Regionen

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hat das im Jahr 2006 von der EU verhängte Verbot der Verwendung von Antibiotika als Wachstumsförderer im Futter zu einer Verringerung des Absatzes geführt. Gleichzeitig sprechen wissenschaftliche Forschungen dafür, dass die Vorteile auf Betriebsebene ein Maximum erreicht haben. Eine Meta-Analyse von mehr als 1 000 zwischen 1950 und 1985 durchgeführten Untersuchungen zeigte bei Aufzuchtferkeln eine Verbesserung der durchschnittlichen Tageszunahmen um 16,4 % und der Futterverwertung um 6,9 %. Eine neue Studie von Teillant und Laxminarayan (2015) untermauert dies, stellt aber fest, dass Antibiotika im Futter seit 2000 nur noch geringe Wirkung auf die Leistungsindikatoren von Schweinen in den verschiedenen Produktionsphasen zeigten. Die Autoren legen dafür verschiedene Erklärungen nahe. AGPs könnten eine geringere Wirkung zeigen, wenn Ernährung,

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Bewährte Lösungen für den Ersatz von AGPs

NGPs können das Leistungsniveau der modernen industriellen Tierproduktion aufrechterhalten und sollten daher als ein wichtiges Instrument der Strategien zur Antibiotikareduzierung angesehen werden.

Abbildung 1. Verbesserung der Futterverwertung von Schweinen bei Antibiotikagabe. 9

% Verbesserung der Futterverwertung

8

Hays, 1978

◆ Absetz ferkel

7 6 5

Zimmermann, 1986

 Mast schweine

Hays, 1978

Hays, 1978

4 3

Hays, 1978

2 Hays, 1978

1

Hays, 1978

Zimmermann, 1986 Miller, 2003

◆ Dritz, 2002

Dritz, 2002 Miller, 2005  Van Lunen, 2003 0 1950 1960 1970 1980 1990 2000 2010 Jahr(e) der Versuchsdurchführung

Quelle: Aude T. & Ramanan L., 2015

Hygiene, Genetik und Gesundheitsstatus der Tiere optimal sind. Zweitens könnten Antibiotikaresistenzen eine Rolle bei der Verringerung der Wirksamkeit der AGPs spielen. Dies stimmt überein mit den im Laufe der letzten Jahrzehnte angestiegenen Dosierempfehlungen subtherapeutischer Antibiotika. Neue Wege der Wachstumsförderung Der Ersatz von AGPs verlangt einen ganzheitlichen Ansatz zur Verbesserung der Tiergesundheit und -leistung durch besseres Management, Biosicherheits­ maßnahmen, Impfprogramme sowie verbesserte Diagnostik und Fütterungsstrategie. Da die Futterkosten einen beträchtlichen Teil der Gesamtproduktionskosten ausmachen, kommt der richtigen Fütterungsstrategie eine zentrale Rolle zu. Organische Säuren, phytogene Futtermittelzusätze, Pro- und Präbiotika wurden als potenzieller Ersatz für Antibiotika im Futter identifiziert. Der Wirkmechanismus der neuartigen Wachstumsförderer (NGPs) unterscheidet sich erheblich von jenem der Antibiotika. Während phytogene Futtermittelzusätze

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(auch als PFA oder Botanicals bezeichnet) die Verdauung und den entzündungshemmenden und anti-oxidativen Status der Tiere tendenziell verbessern, haben Produkte auf der Basis organischer Säuren eine klarere antimikrobielle Wirkung, welche die Futtermittel- und Wasserhygiene sowie die Kontrolle gram negativer Bakterien unterstützt. Probiotika, oder direkt verfütterte Mikroorganismen (DFM), z. B. dienen der Stärkung einer gesunden Darm-Mikrobiota. Man erwartet in den kommenden Jahren, dass alle diese Kategorien von Futtermittelzusätzen deutlich stärker steigen werden als Fütterungsantibiotika. Vergleichbare oder bessere Ergebnisse Große Anstrengungen wurden unternommen, um herauszufinden, welche Futtermittelzusatzstoffe als Ersatz für die AGPs dienen können. Ein solcher Ersatz sollte annähernd die gleichen Leistungen erbringen, auch unter Praxisbedingungen, um akzeptiert zu werden. Sieht man sich die Ergebnisse von neun Untersuchungen, durchgeführt in verschiedenen Ländern der Welt bei Schweinen an, wo sowohl AGPs als auch NGPs

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Richard Markus, Assistent des Direktors für Entwicklung Franz Waxenecker, Direktor der Entwicklungsabteilung

Ein Magazin von BIOMIN

Abbildung 2. Durchschnittliche Futterverwertung in 9 Schweineversuchen.

1.50

Biotronic® (2)

1.65

AGP

Digestarom® (7)

1.80

AGP

Futterverwertung (kg/kg)

1.95

1.35 n AGP

n NGP

Quelle: BIOMIN, 2015

Abbildung 3. Durchschnittliche Tageszunahmen in 9 Schweineversuchen.

Biotronic® (2)

0.2

AGP

0.4

Digestarom® (7)

0.6

AGP

Durchschnittliche Tageszunahmen (kg/Tag)

(PFAs oder Produkte auf der Basis organischer Säuren) in einer Vielzahl von Produktionsstadien getestet wurden, so waren die durchschnittlichen Leistungen bezogen auf die Futterverwertung und die durchschnittlichen Tageszunahmen für alle Substanzen der NGP-Gruppe besser als jene der AGP-Gruppe (Abbildung 2 und 3). Diese Verbesserung ging mit einer verbesserten Darmgesundheit und weniger Darmerkrankungen einher. In den oben genannten Studien war die Leistung der mit AGPs und NGPs versorgten Tiere besser als die der Kontrollgruppen. In sieben Studien zu antibiotischen und phytogenen Futtermittelzusätzen bewirkten die PFAs im Vergleich zu den AGPs eine Verbesserung der Futterverwertung um 5,47 %. In den zwei Studien, die AGPs und Produkte auf Basis organischer Säuren verglichen, erbrachten die Säuerungsmittel eine 0,5%ige Verbesserung der Futterverwertung. Dies lässt den Schluss zu, dass NGPs hinsichtlich der Futterverwertung durchaus als Ersatz für die AGPs geeignet sind. Sowohl Antibiotika als auch bestimmte phytogene Substanzen reduzieren das Entzündungsgeschehen im tierischen Organismus, so dass mehr Energie für das Wachstum zur Verfügung steht. Säuerungsmittel wirken anders, sie tragen nämlich zu einer verbesserten Futtermittelund Wasserhygiene bei und verringern so die Gesamtbelastung des Gastrointestinaltrakts mit pathogenen Erregern. Der Verbesserung der Futterverwertung kommt eine große Bedeutung zu, da die Futterkosten etwa 70 % der Gesamtkosten der Schweineproduktion ausmachen. Höhere Futtereffizienz - also ein geringerer FCR-Wert - bedeutet bessere Rentabilität. Eine Verbesserung der Futterverwertung von 2,75 auf 2,70 in der Zeit vom Absetzen bis zum Mastende (8 bis 110 kg) bedeutet etwa 5 kg weniger Futter pro Schwein. Das bedeutet eine Futtereinsparung von 5 t je 1000 pro­­du­ zierte Schweine. In sieben Studien mit antibiotischen und phytogenen Futtermittelzusätzen zeigten die mit PFA gefütterten Schweine um 6 % höhere durchschnittliche Tageszunahmen als die Tiere, die AGPs erhielten. In den zwei Studien, die AGPs und Produkte auf Basis organischer Säuren verglichen, bewirkten die Säuerungsmittel eine um 10,8 % höhere durchschnittliche Tageszunahme. Verbesserte durchschnittliche Tageszunahmen können das Endgewicht der Tiere und damit die Anzahl der Rotationen positiv beeinflussen. So kann eine Verbesserung der durchschnittlichen Tageszunahmen von 900 g auf 910 g in der Mastperiode dazu führen, dass der Mäster pro Schlachtkörper ein Mehrgewicht von etwa 0,9 kg verkaufen kann. Die genannten Studien deuten somit darauf hin, dass NGPs auch als interessantes Werkzeug zur Verbesserung von Leistungsparametern anzusehen sind.

0.0 n AGP

n NGP

Quelle: BIOMIN, 2015

Die Suche nach der besten Lösung Diese Studienergebnisse zeigen, dass die Leistungen mittels der neuartigen Wachstumsförderer aufrechterhalten werden können und dass diese Substanzen eine wichtige Rolle innerhalb der Strategien zur Reduzierung des Antibiotikaeinsatzes spielen können. Das Ziel der NGPs liegt schwerpunktmäßig immer auf der Prävention von Erkrankungen und nicht auf deren Behandlung. Spezies, Produktionsphase, Betriebsbedingungen, Produktdosierung und Erwägungen zur Rendite beeinflussen die Wahl des jeweiligen Futtermittelzusatzes. Es hat sich auch gezeigt, dass Kombinationen von Zusatzstoffen sehr gute Dienste leisten können, um spezifische Ziele zu erreichen oder Herausforderungen wie Belastungen durch Mykotoxine oder pathogene Bakterien zu begegnen. Das bedeutet, dass sowohl Produkte auf Basis organischer Säuren als auch phytogene Futtermittelzusätze in der Schweineproduktion der Zukunft ihre spezielle Rolle als Teil maßgeschneiderter Lösungen spielen, die den Produzenten helfen ihre Ziele bezüglich Tiergesundheit und Leistungen, zu erreichen.

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Photo: DarcyMaulsby

Wie DDGS am besten ins Schweinefutter integrieren Von Richard

Markus, Assistent des Direktors für Entwicklung, und André van Lankveld

Obwohl Schweineproduzenten, insbesondere in den USA, bereits seit Jahren Trockenschlempe (DDGS) im Futter einsetzen, bleiben dennoch einige Fragen offen. Eine dieser Fragen bezieht sich auf die richtige Einmischrate und die Verwendung in den unterschiedlichen Produktionsabschnitten.

D

ie Entwicklung der Bio­etha­ nol­ i ndustrie brachte neue Getreide-Nebenprodukte mit sich, unter anderem die Trockenschlempe (DDGS). Sie weist einen relativ hohen Protein- und Energiegehalt auf und steht der Nutztierproduktion leicht zur Verfügung. Angesichts der hohen Futterkosten, die 60 -70 % der Gesamtkosten der Schweineproduktion ausmachen, ist es nicht verwunderlich, dass viele Landwirte Sojamehl, den „Goldstandard“ der Proteinquellen, durch andere, z.B. DDGS, die nur die Hälfte oder weniger kosten, ersetzen wollen.

Dieser Artikel erschien ursprünglich in der Zeitschrift Pig Progress, Vol. 31, Nr. 6.

6

Ernährungsperspektive Unter den vielen verschiedenen Proteinquellen ist Sojabohnenmehl für Monogaster der gebräuchlichste Futterbestandteil. Dies ist auf den relativ konstanten Nährstoffgehalt und das gute Aminosäurenprofil zurückzuführen. DDGS ist ein proteinreiches Maisneben-

produkt, dessen Aminosäurenkonzentration etwa dreimal so hoch ist wie die von Mais (Tabelle 1). Die ileale Verdaulichkeit ist ein Maß für die Verfügbarkeit der Aminosäuren für den tierischen Organismus. Einer U.S. Forschungsarbeit von Hans Stein und Gerald Shurson aus dem Jahr 2009 von der University of Minnesota bzw. der University of Urbana-Campaign zufolge, beträgt die standardisierte ileale Verdaulichkeit der Aminosäuren in DDGS etwa 10 Prozentpunkte weniger als die von Mais. Die geringere Verdaulichkeit von DDGS für Trockenmasse und Energie lässt sich dadurch erklären, dass die scheinbare Verdaulichkeit der diätetischen Faser über den gesamten Verdauungstrakt ermittelt, weniger als 50 % beträgt. Beurteilung der Proteinqualität Nährstoffe werden oft als limitierend bezeichnet, wenn ihr Mangel zu Beein-

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Tabelle 1. Zusammensetzung von Sojabohnenmehl, DDGS und Mais Nährstoffzusammensetzung (%)

Sojabohnenmehl (RP 44 %)

DDGS (RP 25 %)

Mais (RP 8 %)

Trockenmasse (%)

87.6

88.3

86.4

Rohasche (%)

6.5

3.9

1.2

Rohprotein (%)

43.3

24.9

8.2

Rohfett (%)

1.7

8.2

3.7

Rohfaser (%)

6.1

7.3

2.2

Verdaulichkeit und Mykotoxinbelastung sind relevante Erwägungen bei der Verwendung von DDGS im Futter.

Quelle: INRA-AFZ und EvaPig® (2011) Referenztabellen

Tablle 2. Proteinqualität von Sojabohnenmehl und DDGS. Sojabohnenmehl Proteinqualität

Trockenschlempe

Aminosäurenzusammensetzung (%)

Standardisierte ileale Verdaulichkeit (%)

Aminosäurenzusammensetzung (%)

Standardisierte ileale Verdaulichkeit (%)

Lysin

2.65

90

0.71

62

Threonin

1.69

86

0.91

70

Methionin

0.62

92

0.51

82

Cystein

0.65

86

0.49

73

Met + Cys

1.26

89

1.00

78

Tryptophan

0.56

89

0.19

74

Quelle: INRA-AFZ, Eva pig (2011)

trächtigung der Tiergesundheit und/oder zu Leistungseinbußen führt. Tabelle 2 vergleicht die Aminosäurenzusammensetzung und deren Verfügbarkeit von Sojabohnenmehl und DDGS. Vergleicht man Sojabohnenmehl mit einem Rohproteingehalt von 44 % und DDGS mit 25 % Rohprotein, so zeigt sich, dass Sojabohnenmehl wesentlich höhere Mengen an Aminosäuren enthält die auch besser verdaulich sind. Trotzdem kann DDGS als gute Quelle schwefelhaltiger Aminosäuren angesehen werden. Es empfiehlt sich bei DDGS immer, das Verhältnis von Lysin zu Rohprotein (RP) zu bestimmen, da dieses auf mögliche Hitzeschädigungen während des Trocknungsprozesses hinweisen kann. Ein Lysin: RP-Verhältnis von 2,8 % oder höher ist für DDGS durchschnittlicher Qualität hinsichtlich der Lysinverdaulichkeit normal. Verbesserung der Verdaulichkeit der Nährstoffe Phytogene Futtermittelzusätze, auch Botanicals genannt, können die Qualität des Proteins nicht beeinflussen, sie können jedoch die Verdaulichkeit der Nährstoffe verbessern. Dies ist insbesondere für Ferkel von Bedeutung, da deren Verdauungstrakt noch nicht vollständig ausgereift ist. Eine 41-tägiger Untersuchung, begonnen mit 25 Tage alten Ferkeln zeigte, dass die Verwendung von Digestarom®, einem phytogenen Futtermittelzusatz

Ein Magazin von BIOMIN

von BIOMIN, die Verdaulichkeit von Rohprotein um 9,8 %, von Rohfett um 7,7 % und von Stärke um 1,4 % im Vergleich zur Kontrollgruppe verbesserte. Insgesamt konnte die durchschnittliche ileale Verdaulichkeit der hauptlimitierenden Aminosäure Lysin durch die Zugabe des phytogenen Zusatzes um mehr als 10 % verbessert werden (Abbildung 1). Läufer und Mastschweine DDGS kann dem Futter für Läufer und Mastschweine bis zu einem Anteil von 20 % zugesetzt werden, ohne dass sich signifikante negative Effekte auf Leistungsparameter ergeben. Allerdings bewirkt ein höherer DDGS-Anteil im Endmastfutter Abbildung 1. Verbesserung der Verdaulichkeit durch Zusatz von Digestarom®. +10.4%*

+1.9%

+9.6%*

+17.2%* +13.2%* +16.8%* +11.0%*

+7.2%*

90 80 70 60 50 40 30 20 10 i Lys *

n

th Me

ion

in

o Tyr

sin

re Th

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in

Signifikanter Unterschied (p < 0,01)

Ph

e

la ny

lan

in

Pro

lin

l Iso

eu

cin

Leu

cin

n Kontrollgruppe n Digestarom®-Gruppe

7


Wie man DDGS am besten ins Futter integriert

Mykotoxine im Futter [µg/kg]

Abbildung 2. Auswirkungen einer Mykotoxinbelastung des Futters auf die Ferkelleistung. 500 450 400 350 300 250 200 150 100 50 0 4 8 11 15 18 22 25 29 32 36 39 1 Tag Tag Tag Tag Tag Tag Tag Tag Tag Tag Tag Tag

Gewichtszunahme [g/Schwein]

– Deoxynivalenol – Nivalenol – Zearalenon 700 556 a

600

602 b

500 400 300

247 a

401 a

301 b

451 b

200 100 0 Tag 1-20

Tag 20-40 n Kontrollgruppe

Tag 1-40 n Mycofix®

Quelle: BIOMIN, 2014

Absetzferkel und Mastschweine können Futter mit DDGS erhalten, ohne dass sich signifikante negative Folgen für die Wachstumsleistung ergeben. 8

in vielen Fällen verringerte Zunahmen und schlechtere Futterverwertung. Füttert man während der letzten 3 bis 4 Wochen vor der Schlachtung kein DDGS mehr, so lässt sich der negative Effekt auf den Fettanteil des Schlachtkörpers reduzieren. In acht von 18 Versuchen, bei denen DDGS bis zu einem Anteil von 30 % zugesetzt wurde, war die Schlachtausbeute reduziert. Pro 1 % DDGS-Anteil im Futter ist eine 0,03 %ige Reduzierung der Schlachtausbeute zu erwarten. Wird allerdings in den letzten 6 Wochen vor der Schlachtung kein DDGS mehr gefüttert, so lässt sich dies verhindern. Absetzferkel Absetzferkel können ab 2 bis 3 Wochen nach dem Absetzen Futter mit einem DDGS-Anteil von bis zu 30 % erhalten, ohne dass sich signifikante negative Folgen für die Wachstumsleistung ergeben. Ferkel sind äußerst empfindlich gegenüber den von Fusarium-Pilzen produzierten Mykotoxinen, was die Verfütterung von DDGS an Ferkel einschränken kann, da

eine Mykotoxinbelastung von Mais und seinen Nebenprodukten durchaus üblich ist. Von den im Rahmen der BIOMIN Mykotoxin-Studie 2014 analysierten Maisproben waren 73 % positiv auf Deoxynivalenol, 13 % auf T2-Toxin, 72 % auf Fumonisine, 55 % auf Zearalenon, 23 % auf Aflatoxine und 5 % auf Ochratoxin A. Die am stärksten mit Mykotoxinen belasteten Teile von Mais sind die äußeren Teile, die nach dem Fermentierungsprozess in DDGS verbleiben. Da Mykotoxine sich weder auflösen noch verdunsten, sind die Konzentrationen in DDGS in der Regel dreimal so hoch wie im Ausgangsmaterial Mais. Die Ergebnisse der BIOMIN Mykotoxin-Studie 2014 zeigten, dass DDGS von allen gebräuchlichen Rationsbestandteilen von Schweinefutter die höchste Häufigkeit von Aflatoxinen (39 %), Zearalenon (72 %), Deoxynivalenol (81 %) und Fumonisinen (81 %) aufwies. T2-Toxin und Ochratoxin A wurden in 26 % bzw. 27 % der Proben nachgewiesen. In einer neueren 40-tägigen Studie wurden 300 Ferkel in eine Behandlungsgruppe und eine Kontrollgruppe aufgeteilt und erhielten ein natürlicherweise gering belastetes Futter (Abbildung 2 oben). Die Behandlungsgruppe bekam eine präventive Dosis des Mykotoxine-deaktivierenden Futtermittelzusatzes Mycofix® Plus. Die Ergebnisse zeigen, dass diese Deaktivierung der Mykotoxine zu signifikant höheren Tageszunahmen führte. Sauen Zu DDGS im Sauenfutter liegen nur wenige Studien vor. 2012 führte eine Gruppe Wissenschaftler um Lee Johnston an der University of Minnesota, USA, eine Studie mit 400 Sauen vom ersten bis dritten Wurf durch, die in Versuchs- und Kontrollgruppe unterteilt wurden. Die Sauen in der Kontrollgruppe erhielten eine Mais-Soja-Ration. In der Versuchsgruppe wurden der Ration während der Trächtigkeit 40 % DDGS und während der Laktation 20 % DDGS supplementiert. Hinsichtlich der geborenen Ferkel, der pro Wurf abgesetzten Ferkel und der Ferkel­ s terblichkeit wurden keine signifikanten Unterschiede beobachtet, obwohl die wichtigsten Leistungsparameter in der DDGS-Gruppe im Durchschnitt um 4 % niedriger waren als in der Kontrollgruppe.

Science & Solutions • Ausgabe 36


Cut & Keep

Checklist

Was stimmt nicht mit meinen Schweinen? Teil 6: Schlechte Futteraufnahme

D

ie Futteraufnahme ist einer der wichtigsten und herausfordernden Faktoren in der Schweineproduktion. Die aufgenommene Futtermenge ist von entscheidender Bedeutung für Wachstum und Lebendmassezunahme. Die Ermittlung und konstante Überwachung der Futteraufnahme sind in gewerblichen Betrieben essentiell, um die Rationen so gestalten zu können, dass sie dem Energieund Nährstoffbedarf gerecht werden. Dieser Artikel befasst sich mit den wichtigsten Faktoren, die die Futteraufnahme beeinflussen und listet Managementmaßnahmen auf mit denen die Ergebnisse beeinflusst werden können (siehe nebenstehende Tabelle). • Umweltfaktoren: Der wichtigste klimatische Faktor, der direkt auf die Futteraufnahme wirkt, ist die Umgebungstemperatur. Sind Schweine extrem niedrigen Temperaturen ausgesetzt, so nehmen sie übermäßig große Mengen Futter auf, um so ihre normale Körpertemperatur aufrecht zu erhalten.

Richtlinien / Korrekturmaßnahmen Umwelt • Optimale Stalltemperaturen je nach Alter und Produktionsphase • Optimale Lüftungsraten • Ordnungsgemäße Funktion der Vernebelungssysteme oder Sprühanlagen zur Kühlung durch Verdunstung • Saisonal angepasste Einstellung des Klimakontrollsystems und Überprüfung der ordnungsgemäßen Funktion Futter- und Fütterungsmanagement • Konstante Überprüfung des Fütterungsprogramms • Adäquater Energiegehalt der Ration • Richtiger Proteingehalt • Schmackhaftigkeit der Futterinhaltsstoffe - Beschränkung des Anteils an nicht schmackhaften Inhaltsstoffen bzw. schrittweise Anpassungen • Form des Futters: Pellets fördern eher die Futteraufnahme • Partikelgröße: adäquate Partikrlgröße sicherstellen • Ständigen Zugang zum Futter sicherstellen • Fütterungssystem sollte kontinuierlichen Futternachschub liefern

• Zusammensetzung der Ration: Der Energiegehalt der Ration hat wesentlichen Einfluß auf die Futteraufnahme. Schweine können vielfältige Futterinhaltsstoffe verwerten und passen ihre Futteraufnahme so an, dass eine konstante Energiezufuhr gewährleistet wird. Die Futteraufnahme wird auch von den Gehalten anderer Nährstoffe abhängig, insbesondere im Falle von Mängeln oder Unausgewogenheiten.

Futtertrog

• Gesundheitszustand: Das Immunsystem hat einen großen Einfluss auf die Leistung von Schweinen. Pathogenen Erregern ausgesetzt kommt es zur Freisetzung von Zytokinen, die das Immunsystem aktivieren. Zytokine modifizieren die Stoffwechselprozesse, sie führen zu verringerter Proteinsynthese und erhöhtem Proteinabbau, um bei gesundheitlichen Belastungen die Homöostase aufrecht zu erhalten.

• Futterrohstoffe und Futter prüfen. Einrichtung eines Monitoringsystems mit analytischen Untersuchungen (LC-MS/MS, HPLC)

• Genotyp: Zwischen den verschiedenen Genotypen von Schweinen bestehen substantielle genetische Variationen hinsichtlich der Zunahme an fettfreier Körpermasse, dem Muskelbildungsvermögen, dem Magerfleischanteil des Schlachtkörpers und der Futteraufnahme. • Mycotoxine: Toxine können die Futteraufnahme drastisch reduzieren. Viele Futtermittel enthalten natürliche Toxine, die die Leistung der Schweine und/oder die Futteraufnahme und damit auch die Deckung des Nährstoffbedarfs beeinträchtigen können.

Ein Magazin von BIOMIN

• Die Fressplatzbreite muss ausreichend groß für das Einzeltier und die Anzahl der Schweine in der Bucht sein • Richtige Abdeckung des Futterautomaten • Zustand der Futtertröge • Zu erwägen sind die potenziellen Vorteile von Breiautomaten mit gezielter Abgabe Mycotoxine

• Hygiene bei Futtersilos, Futter- und Wasserleitungen sicherstellen • Erwägung des Einsatzes eines multistrategischen Futtermittelzusatzes (Adsorption, Biotransformation und Bioprotektion) Wasser • Ordnungsgemäße Funktion der Tränkenippel • Durchflussrate des Wassers ist adäquat • Erreichbarkeit der Tränknippel (richtige Höhe, besonders in der Aufzucht) • Ausreichende Anzahl an Tränken entsprechend der Anzahl der Tiere • Wasserqualität References are available on request

Für weitere Informationen besuchen Sie bitte die Webseite www.mycotoxins.info HAFTUNGSAUSSCHLUSS: Diese Tabelle enthält allgemeine Empfehlungen zu häufigen Schweinekrankheiten, die unter Umständen mit einer Mykotoxinkontamination des Futters in Zusammenhang stehen. Erkrankungen und Probleme von Schweinen umfassen die in der Tabelle angegebenen Krankheiten, sind aber nicht auf diese beschränkt. BIOMIN übernimmt keinerlei Verantwortung oder Haftung für Umstände, die sich aus der Verwendung dieser Tabelle ergeben oder mit der Verwendung der Tabelle oder ihres Inhalts in Verbindung stehen. Vor der Umsetzung einer der in dieser Tabelle angegebenen Empfehlungen ist tierärztlicher Rat einzuholen.

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