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Mischkultur

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STRIKE TALK

WIR FRAGEN IM PROTESTCAMP IN DER LOBAU, 10 EINNEHMENDE ANTWORTEN.

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»WAS VERLIERST DU, WENN DER LOBAUTUNNEL GEBAUT WIRD?«

INTERVIEW UND BILD

FLORIAN JAUK

BIANCA

26, Jusstudentin

»Ein Stück die Hoffnung auf eine zukunftsfähige Stadt und ein zukunftsfähiges Verkehrskonzept. Weil es klar ist, dass der Lobautunnel mit den Klimazielen überhaupt nicht vereinbar ist. Vor allem, weil neue Straßen den Klimawandel nur noch weiter anfeuern und zu mehr Verkehr führen. Außerdem werden Milliarden an Steuergeldern in klimaschädliche Projekte investiert, statt mit dem Geld eine bessere, klimafreundlichere Infrastruktur zu schaffen.«

MERLE

27, Aktivistin

»Es ist nicht das Ende der Welt, wenn der Lobautunnel gebaut würd, und ich würde auch persönlich in keinen tiefen Graben stürzen, aber es wäre schon ein ganz massives Zeichen, das von der Politik gesetzt würde. Ein Zeichen dafür, dass in Kauf genommen wird, dass es immer weiter und schneller in Richtung Klimakatastrophe geht. Und dass sich die Politik nicht wirklich für die Menschheit und den Planeten einsetzt. Das Projekt ist ein Dreh- und Angelpunkt. Wenn der Lobautunnel nicht gebaut wird, ist es für mich ein riesiges, gutes Zeichen, dass wir das Ruder gemeinsam rumreißen und die Weiterentwicklung der Gesellschaft in ordentliche Bahnen lenken können. Ich weiß nicht, wie viel wir damit wirklich beeinflussen können, aber mehr, als wenn wir einfach weitermachen wie bisher – ohne Mobilitätswende und ohne Umdenken.«

RUDI

79, pensionierter Manager in der Fluglinienbranche

»Ich war in Hainburg. Der Lobautunnel ist so etwas wie eine Wiederholung davon. Persönlich würde es mich nicht berühren, wenn der Lobautunnel gebaut wird. Ich bin 79 Jahre alt und habe keine Kinder. Deswegen könnte es mir völlig egal sein, was in sechs Jahren mit der Lobau ist. Aber die Umwelt und die Lobau waren mir immer ein Anliegen und ich freue mich, dass es so viele junge Leute gibt, die auch andere Methoden sehen, um ihren Protest zu äußern, als auf Likes zu klicken. Und ich möchte sie unterstützen, soweit es möglich ist. Deswegen versorge ich als Anrainer das Camp hier mit Wasser.«

LUKA

21, Soziologiestudentin

»Ich verliere ein bisschen meine Liebe zu Wien, weil es eine Stadt ist, die sich durchaus für eine klimagerechte Zukunft einsetzt und mit diesem vor 20 Jahren beschlossenen Projekt veraltete Politik macht und damit auch meine Zukunft aufs Spiel setzt.

Natürlich ist die Lobau außerdem ein Ort, an dem ich mich gerne bewege. Dieses Naturschutzgebiet steht für so vieles von diesem Wiener Flair mit vielen Grünflächen. Dass die Stadt selbst da einen solchen Strich durch die Rechnung machen möchte, zeigt einfach, dass sie dem Naturschutz nicht den Stellenwert gibt, der lange propagiert wurde. Damit verliere ich und verlieren wir einen Teil der Wiener Identität.«

PHILIPP

35, derzeit arbeitssuchend

»Ich verliere die Hoffnung in die aktuelle Politik und dass diese die Zeichen der Zeit erkennt und endlich loslässt von Verkehrskonzepten des letzten Jahrhunderts.

Der Lobautunnel wäre meiner Meinung nach nicht nur ein Verlust der Natur. Ich sehe ihn als negatives Sinnbild der derzeitigen Politik.«

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MATTHIAS

33, EDV-Kaufmann

»Die Community, die hier alles aufgebaut hat. Das zu verlieren würde mir persönlich am meisten wehtun, weil ich mich schon lange nach so einer Community gesehnt habe.

Lässt man meine persönlichen Bedürfnisse außen vor, würde natürlich der Nationalpark abgehen, sobald der kontaminiert ist mit Erdöl, das austritt, wenn er für den Bau des Tunnels angebohrt wird.«

MALVE

22, Vollzeitaktivistin

»Ich hab Angst, dass ich meinen Lieblingsplatz in der Lobau verliere. Das ist nämlich der Donau-Oder-Kanal, wohin ich gerne mit dem Rad fahre und schwimmen gehe. Ich habe Angst, dass durch den Lobautunnel die Biodiversität und die Natur danach nicht mehr das Gleiche ist und es ein zu großer Eingriff in die Natur sein wird.«

OMID

26, Elektrotechnikstudent

»Perspektive und Hoffnung, dass eine Mobilitätswende in unserem Sinne möglich ist. Wenn wir es in diesem Jahrzehnt immer noch nicht schaffen, umzudenken und Sachen von Grund auf neu zu denken, dann fürchte ich, werden wir es nie schaffen. In der Klimakrise geht es ja darum, die schlimmsten Szenarien abzuwenden – das ist das Ziel. Mit dem Lobautunnel stirbt für mich diese Hoffnung. Ich sehe das Projekt als Sinnbild: Es steht viel mehr dahinter als nur der Asphalt. Das System Auto, das System der fossilen Energieträger und das kapitalistische System, das unseren Planeten und damit unsere Lebensgrundlage ausbeutet.«

BASTIAN

22, Kfz-Mechaniker

»Was es lange nicht in Wien gab, war ein widerständiger Ort. Wenn der Lobautunnel gebaut wird, würde das auch damit einhergehen, dass die Besetzungen in der Lobau verschwinden. Für mich ist es wichtig, dass es in Wien Orte gibt, an denen Alternativen zur derzeitigen kapitalistischen Zerstörungswut gelebt werden. Wo Träume möglich sind und Beziehungen entstehen, die im normalen Stadtleben nicht möglich sind. Deswegen ist die Lobau ein kleines Licht in einer grauen Stadt.«

ALEXANDER

76, pensionierter Übersetzer

»Ich würde das verlieren, was absolute Notwendigkeit ist – nämlich den Autoverkehr zu reduzieren. Jegliche Bespielung mit Massenverkehr der Lobau – ganz egal, ob es eine Brücke, eine Autobahn oder ein Tunnel ist – zieht noch mehr Verkehr an.«

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