Magazin NEXT-Junior 06-2020

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Familie

Gewalt gegen

Jede Vierte Frau ist „Gewalt gegen Frauen geht uns alle an. Sie kommt in allen sozialen Schichten und Altersgruppen vor“,

des Mannes stehen, der behauptet es sei keine Gewalt im Spiel gewesen. Die Entscheidung den Partner anzuzeigen, obliegt alleine der betroffenen Frau selbst. Hier können Ärzte, Polizei, Ämter oder das Frauenhaus lediglich eine Empfehlung aussprechen, selbst jedoch nicht aktiv werden. Die Frauen müssen also tatsächlich auch Hilfe annehmen, die man ihnen anbietet. So unterstützen die Mitarbeiterinnen des Frauenhauses die Frau bei Behördengängen, stellen ihr (und ihren Kindern) eine geschützte Unterkunft zur Verfügung und vermitteln die Frauen und deren Kinder im Bedarfsfall therapeutische Maßnahmen.

berichtet uns Frau Neisius vom Frauenhaus Koblenz. Denn jede Vierte hat Gewalt durch aktuelle oder frühere Beziehungspartner selbst erlebt, fast jede aber kennt eine Frau im direktem Umfeld, die betroffen ist. Ob das nun eine Kollegin, Nachbarin, Freundin oder gar die eigene Schwester ist. Statistiken wie diese belegen die starke Betroffenheit aller Frauen – auch in unserer Region - und machen erschreckend sichtbar was oft hinter verschlossenen Türen und vor verschlossenen Augen der Gesellschaft stattfindet. Es beginnt oft schleichend: mit Eifersucht, Kontrollversuchen des Partners, Einschüchterung oder Unterdrückung. Gewalt kann viele Erscheinungsformen haben. Neben der körperlichen und sexuellen Gewalt zählen auch psychische und strukturelle Gewalt, die persönliche Freiheiten einschränkt, dazu. Um dies möglichst früh einzudämmen und den betroffenen Frauen aus ihrer misslichen Lage aus der sie sich oft selbst nicht befreien können, zu helfen, ist es wichtig solche Beobachtungen sofort zu thematisieren. Sollten die betroffenen Frauen dann Hilfe annehmen wollen, ist das anonyme Hilfetelefon eine ebenso wertvolle Unterstützung wie der Unterschlupf, den die betroffenen Frauen im Notfall im Koblenzer Frauenhaus (oder einem anderen Partnerhaus) erhalten.

Die bundesweite Initiative „Stärker als Gewalt“ hat das Ziel von Gewalt betroffene Frauen und Männer zu ermutigen, sich Unterstützung zu holen. Außerdem die vorhandenen Hilfsangebote besser bekannt zu machen und gemeinsam mit zahlreichen Partnerinnen und Partnern der Initiative darüber informieren, was jede und jeder einzelne tun kann, um Gewalt zu verhindern oder beenden. „Denn gemeinsam sind wir stärker als Gewalt“, so Bundesfrauenministerin Dr. Franziska Giffey

Erschreckende Zahlen Beim Frauennotruf Koblenz fanden im Jahr 2018 1021 Beratungsgespräche und Online-Beratungen statt. Das Beratungsangebot wurde von 415 Menschen (betroffene Mädchen und Frauen, Angehörige, Bezugspersonen, Fachkräfte) in Anspruch genommen. Diese Zahlen stammen aus dem Jahresbericht, der auf der Homepage des Frauennotrufs veröffentlicht ist.

Wichtig ist in dem Fall, das rät Frau Neisius, dass die betroffenen Frauen von vornerein alle Atteste sammeln, die körperliche oder sexuelle Gewalt belegen. Denn am Ende kann das Wort der Frau gegen das 46


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