Gastro, 2012, Ingolstadt

Page 1

BLICKPUNKT Die Wochenzeitung für Ingolstadt und die Region

Schlemmen und Genießen 2012


Inhalt 04

Don Camillo e Peppone

57

Grillhouse Vesta

06

Restaurant Ouvertüre

59

Chocolaterie mudgerecht

09

Montana´s Grillstation

62

Wirtshaus am Auwaldsee

12

Ristorante Da Gino

64

Café am Schloss

14

Gasthaus Zur Schwalbe

67

Hemingway

16

Gasthaus Daniel

70

Ristorante Stella d ´oro

18

Carrara Nudelstube

75

S-Bar

21

Gasthaus Bonschab

77

Ölbaum

23

Ristorante Michelangelo

81

Swept away

26

Gelateria Angelo in Riedenburg

85

Biergarten im Künettegraben

28

Gastahus Stark in Wolkertshofen

88

Das Schnitzelhaus

31

Ha Asia

91

Café M

34 Artusiana

94

sempre sempre

37

Hokkaido

97

derfrischelieferant.de

39

Restaurant Granada

101 Jutta Tomei und ihr Michelangelo

41 Vapiano

104 Köschinger Waldhaus

45

Boobuk Bubble Tea

107 Brauereigasthof Hofmark Lenting

49

Kastaniengarten

110 Frozen Yogurt Bar

50

Viktualienmarkt Ingolstadt

114 Dolce nera

52

Leoncavallo in Gerolfing

116 Genuss pur im Klenzepark

54

Panther Sportsbar

119 Riva del Fiume


Gastro im Januar 2012


Hochwürden bittet zu Tisch

Das Ristorante „Don Camillo e Peppone“ – ein gastronomischer Quantensprung

In jüngster Zeit ist vor allem im Spitzensegment mediterraner Küche einiges in Bewegung geraten. War Gino Iacobelli jahrzehntelang der einzige Repräsentant hochwertiger italienischer Küche, so hat man jetzt die Qual der Wahl. Eine wirkliche Qual indes sieht anders aus.Die jüngste Neueröffnung sozusagen am oberen Ende der italophilen Nahrungskette ist das Ristorante „Don Camillo e Peppone“ in der Elisabethstraße. Und nicht nur der jüngste Nobelitaliener, sondern zudem der einzige, der sich selbst einen Anspruch von Qualität und Frische auferlegt, den zu halten in der Tat Seite 4

eine Herausforderung bedeutet. Daniela Jackwerth, Massimo Samoggia und Chefkoch Ronny Schubert sind die drei von der „Tankstelle“, die das Ristorante zusammen seit Oktober betreiben. Samaggio, den die Jackwerths vor über zehn Jahren in seinem inzwischen nicht mehr existenten Lokal in Berlin-Charlottenburg kennen und schätzen gelernt haben, stammt eigentlich aus Bologna und ist, wie die anderen beiden auch, ein absoluter Fan der alten DonCamillo-Filme. Kein Wunder, denn Brescello, der Ort am Po, wo diese Filme mit Fernandel in der Titelrolle gedreht wurden, liegt quasi vor seiner Haustüre. Dennoch, so gesteht er freimütig, war er noch nie dort und muss mit den Filmbildern Vorlieb nehmen, die das ebenso edel wie gemütlich gestaltete Ristorante zieren. 60 Plätze bietet

das Lokal bei einem angenehm großzügigen Tischabstand, das professionelle Lichtarrangement, der ebenso perfekte wie dezente Klang der Soundanlage sorgen für den Rest an Gemütlichkeit. Was aber ist nun das Besondere, das Daniela Jackwerth und Massimo Samoggia nicht müde werden zu betonen? „Wie Mamma in Italien kocht“, lautet für Samaggio die Zauberformel, „essen wie zuhause mit einfachen, frischen Produkten“. Er hält nichts von der nouvelle cuisine, „diese ganze Fummlerei“, wie er es mit charmantem Akzent ausdrückt. Traditionelle italienische Rezepturen also, nur eben „etwas anders interpretiert“, meint Ronny Schubert, der Chef der Küche. Was so banal klingt, steht indes für eine gastronomische Philosophie, die in IngolFoto: Schmatloch

Ingolstadt, so hört man oft, sei die nördlichste Stadt Italiens. Bei der Dichte an italienischen Bars, Pizzerien und Ristorantes möchte man das beinahe glauben.

Januar 2012


stadt nicht ganz einfach zu realisieren ist. Denn oft muss Smaggio nach München oder Regensburg fahren, um zum Beispiel absolut frischen Fisch zu besorgen. Er hat sich sogar schon mit Lieferanten an Autobahnraststätten verabredet, um dort seine frische Ware zu übernehmen. Und weil er eben alles frisch macht, ist die Speisekarte im „Don Camillo e Peppone“ zwar vorhanden, aber im Grunde nur das gastronomische Mindestangebot, ein Gerüst. Samaggio präsentiert seinen Gästen am liebs- ten die Kreationen des Tages auf einem rollenden Beistelltisch. Dies gilt für die Vorspeisen ebenso, wie für

den Hauptgang oder das Dessert. Und dieses aus Italien hinlänglich bekannte Prozedere ist für Ingolstadt nun wirklich neu. Doch bereits ein Blick in die Speisekarte bestätigt: Hier bekommt man in der Tat traditionell-mediterrane Küche. Ein Vitello tonnato beispielsweise, Bucatini mit Tomaten und Speck, ein Filetto die manzo alla Brace oder Saltimbocca alla romana. Herkömmliches Repertoire sozusagen, wie versprochen. Und was Massimo Samoggia mit dieser Philosophie auf den Teller zaubert, ist in der Tat von erster Qualität. Ob man nun sein Vitello tonnato probiert, das Lachstartar, die Kalbsleber venezi-

anisch oder auch das Kalbsfilet in Balsamico-Sauce: Nach wenigen Bissen weiß man, dass Ingolstadt mit dem Ristorante „Don Camillo e Peppone“ kulinarisch einen Quantensprung gemacht hat. Angefangen beim Ambiente, über den kompetenten Service bis hin zum Essen selbst fügt sich alles nahtlos ineinander und garantiert dem Gast einen wirklich bemerkenswerten Abend. Selbst die Rechnung bleibt in einem für ein Lokal dieser Klasse absolut vertretbaren Rahmen. Geöffnet: Montag bis Freitag von 12 bis 14.30 Uhr, Montag bis Samstag von 18 bis 23.30 Uhr. Sonntag geschlossen. Reservierung: 08 4195 19 86 62. (msc)

Fotos: Schmatloch Januar 2012

Seite 5


Mehr als nur ein „Vorspiel“

Seit 1993 betreibt Stjepan Črnjak sein Restaurant „Ouvertüre“ „Wer einmal bei mir beim Essen war, der kommt immer wieder“, sagt Stjepan Črnjak selbstbewusst. Und die Erfahrung gibt ihm wohl recht. Als er sich mit seinem kleinen Lokal „Ouvertüre“ im Jahre 1993 in der Haunwöhrer Straße selbstständig gemacht hat, wurde seine Kochkunst in Ingolstadt schnell zu einem Geheimtipp. Inzwischen ist das von außen eher unscheinbare Lokal weit mehr. Als der gebürtige Kroate 1986 nach Ingolstadt kam, war es für ein halbes oder auch ein ganzes Jahr geplant. Nicht mehr. Er war Chefkoch im Agramer Hof, hatte aber eigentlich vor, danach wieder zurückzugehen nach Zagreb, als Seite 6

Chefkoch ins Hotel Interconti. Dort hat er auch gelernt. Aber „mit dem Leben ist das so eine Geschichte“, meint er schmunzelnd mit seinem ausgeprägten kroatischen Akzent. Die Inflation im ehemaligen Jugoslawien war derart hoch in jenen Jahren, dass, wäre er zurückgegangen, sein Gehalt gerade noch ein Drittel wert gewesen wäre „Es ist mit Köchen wie mit Fußballspielern“, grinst er und meint wohl, dass auch Köche eine gewisse Söldnermentalität haben und eben dort kochen, wo sie mehr verdienen. Denn auch mit einem Engagement auf den Bahamas hat Stjepan geliebäugelt, bevor er sich entschlossen hat, sich mit der „Ouvertüre“ in Ingolstadt selbstständig

zu machen. „Ich habe geheiratet damals, dann kamen die Kinder“, erklärt er seine Entscheidung zur Selbständigkeit, die er nie bereut hat. Es war ein kleines Bräustüberl von Ingobräu, was er da 1993 übernommen hatte, eine Wirtsstube mit zwei regelmäßigen Stammtischen. Das war‘s. Daraus ein Restaurant zu machen, das hat Crnjak damals keiner zugetraut. „Selbst die Brauerei hat gedacht, ich halte das fünf oder sechs Monate durch“, erinnert er sich und daran, dass ihn jeder ausgelacht hat in jenen Tagen. Inzwischen hat sein Lokal 42 Plätze, einen Nebenraum, der noch einmal 25 Gästen Platz bietet und Januar 2012


Es ist auch nicht das Ambiente, eine Mischung aus Biedermeier und kroatischer Folklore, weswegen man in seine „Ouvertüre“ kommt, sondern die Karte, die zwar kroatische Schwerpunkte hat, aber darüber hinaus internationale Fisch- und Fleischgerichte in einer bemerkenswerten Auswahl bietet. Vom Lachs oder Zander bis zur Seezunge oder zum Seeteufel, vom Wiener Schnitzel, wahlweise vom Schwein oder Kalb, bis zu einer breiten Palette an Steaks. Zudem setzt Crnjak saisonale Schwerpunkte, akzentuiert Fisch in der Fastenzeit oder den Spargel

Fotos: Schmatloch Januar 2012

während der üblichen Monate des Edelgemüses. Und über die ohnehin schon umfangreiche Karte hinaus empfiehlt der Chef seinen Gästen auch gerne, was er gerade frisch hereinbekommen hat. Nur nicht in der Zeit vom 16. bis 20. Februar. Denn da ist in der „Ouvertüre“ traditionell kroatische Woche, in der man zu authentischer Livemusik, selbstverständlich „unplugged“, die Spezialitäten dieses Landes genießen kann.

ten. Denn im Norden Kroatiens hat er seinen eigenen kleinen Weinberg, in dem er Sauvignon-, Chardonnay- und Burgundertrauben kultiviert.

Auch bei seinen Gerichten bleibt Stjepan Crnjak fair. Ein Filetsteak 200 Gramm mit Knoblauchbrot und Kräuterbutter kostet bei ihm 15,90 Euro, ein Wiener Schnitzel vom Schwein mit Pommes und Salat 9,90 Euro, sein Mućkalica „Zagreb“, Geschnetzeltes vom Stjepan Crnjak nennt seine Kü- Schwein in einer Tomaten-Papriche, die er auch im Catering oder ka-Sauce, mit Butterreis und Salat für Partys anbietet, kroatisch-me- 11,90 Euro. diterran. Und diesen Akzent findet man auch in der Weinauswahl Geöffnet hat die „Ouvertüre“ in der wieder. Da steht bei den Roten ein Haunwöhrer Straße 97 in Ingol„Zlatan Plavac“ oder ein im Bar- stadt von Montag bis Donnerstag, rique gereifter „Dajla Cuveé“ für von 17:30 bis 24 Uhr (Dienstag einen überschaubaren Preis. Und Ruhetag), von Freitag bis Sonnvielleicht noch in diesem Jahr will tag, von 11 bis 14:30 Uhr und von Crnjak auch eigene Weine anbie- 17:30 bis 24 Uhr. (msc)

Foto: Bösl

im Sommer ebensovielen auf der Terrasse. Stammtische, Stammgäste hat er auch heute wieder. Aber die kommen wegen des Essens, wegen der Qualität seiner Küche, die ihm in Ingolstadt einen hervorragenden Ruf beschert hat.

Seite 7


Seite 8

Januar 2012


Alarmstufe Rot

In „Montana‘s Grillstation“ gibt es die schärfsten Currywürste Deutschlands Bevor ich auch nur einen einzigen Bissen seiner Currywurst probieren kann, stellt er mir ein Glas und einen Tetrapack Vollmilch hin. Und das ist gut so. Denn schon bei der untersten Stufe, der so genannten Mädchensauce, herrscht in meinem Gaumen Alarmstufe Rot. Um Gottes Willen, ist die scharf. Jetzt wird klar, warum auf der Visitenkarte von Toni Marone „Die schärfste Currywurst Deutschlands“ steht. Seit drei Jahren betreibt der 39-jährige Deutsch-Italiener seine Imbiss-Station mit dem Namen „Montana‘s Grillstation“ in der Ingolstädter Straße in Kösching. Davor war Marone zehn Jahre lang in der Entwicklung bei Audi beschäftigt, bis ihm eines Tages auffiel, dass es in ganz Bayern keine vernünftige Currywurst gibt. So entstand die Idee, sich selbstständig zu machen und diese Lücke zu füllen. „Als halber Sizilianer habe ich schon immer gerne gekocht“, lacht er. Und als einer, der im „Pott“, im Ruhrgebiet, aufgewachsen ist, weiß er, was eine gute Currywurst ist. Begonnen hat Marone in einem herkömmlichen Imbisswagen. Inzwischen hat er ein veritables kleines Lokal mit ein paar Tischen und plant sogar, schon bald in eiFoto:frei Böslwerdenden Laden in der nen Januar 2012

Ortsmitte umzuziehen. Seine Kundschaft wird ihm folgen. Laufkundschaft hat er ohnehin wenig. Viele kommen von Audi oder anderen Ingolstädter Firmen zu ihm, fahren in der Mittagspause extra nach Kösching, um sich ihre Portion Schärfe zu geben. „Bis aus Augsburg, München und Frankfurt kommen meine Stammkunden“, erzählt er stolz.

000 Tropfen Wassers bedarf, um einen einzigen Tropfen dieser Sauce zu neutralisieren. „Bei meiner schärfsten Sauce brauche ich“, dabei deutet er auf ein riesiges Aquarium in seinem Rücken, „so ein Becken voll Wasser, um die Schärfe auszugleichen.“ Zehn Stufen umfasst die Schärfeskala seiner Currywurst-Saucen, angefangen bei der Mädchensauce mit 100 000 Scoville. „Viele kommen zu mir und sagen, sie könnten richtig scharf essen. Und dann sind sie geknickt, wenn sie bei der Mädchensauce schon schlapp machen“, grinst Toni Marone und zeigt auf ein unscheinbares Fläschchen, das die Sauce mit 7,1 Millionen Scoville beherbergt. Die trägt er allerdings wie die anderen Saucen auch, nur mit OP-Handschuhen und Pipette auf. „Wenn du davon was in die Augen bekommst, dann bist du blind.“

Dass er so viele davon hat, liegt natürlich auch an der Wurst selbst, die er zwei Mal pro Woche „600 Kilometer aus dem Norden“ kommen lässt. Und bald schon wird es bei Toni Marone auch die legendäre VW-Currywurst geben, die ihm direkt ab Werk geliefert wird. Die Wurst indes ist die eine Sache, seine Saucen die andere. „Mich reizt die Schärfe einfach“, sagt er, während er sich mit leicht feuchten Augen ein Zwei-Millionen-Exemplar reindrückt. „Mein Frühstück. “ Und das ohne Semmel und ohne etwas zu trinken. Lustige Namen hat er sich ausgedacht für die verschiedenen Stufen Ich selbst bin gerade bei 357 000 seiner Gaumenfolter: Halskitzler, Scoville angelangt und tendenziell Rachenputzer, Tränendrücker suizidgefährdet, während Marone oder Augenwischer zum Beispiel, in die Geheimnisse seiner Sau- bevor es an die massiveren Gecen einführt. „Gemessen wird der schütze geht, die Schmerz, VorSchärfegrad in Scoville. Hat eine stufe Hölle und schließlich nur Sauce zum Beispiel 357 000 Sco- noch Montana‘s Hölle heißen. Und ville, so bedeutet das, dass es 357 das bedeutet leckere 7,1 Millionen Seite 9


Scoville. Dennoch hat diese Granate viele Freunde, und beileibe nicht nur Männer. Auf seiner Internet- seite veröffentlicht Marone die so genannten Scoville-Hunters, darunter auch Frauen, die die 7,1 Millionen schon geschafft haben. Unvorstellbar, wenn man selbst gerade einen Brocken Rachenputzer mit 357 000 Scoville verdrückt hat und gierig nach dem Milchglas greift, das zumindest etwas Linderung verspricht.

mäßig ein Zwei-Millionen-Teil reindrücken. Und er selbst isst ebenfalls jeden Tag eine seiner waffenscheinpflichtigen Würste zwischen einer und vier Millionen Scoville. Ungeübte Currywurstesser bekommen diese Teile erst gar nicht serviert. „Man muss sich von unten nach oben essen“, meint Marone. Und ab 200 000 Scoville lässt er seine Kunden, die – allerdings nur für die scharfen Würste – mindestens 18 Jahre alt sein müssen, eine Erklärung unterschreiben. Kaum zu glauben, dass Marone Denn die Saucen gehen auch auf Stammkunden hat, die sich regel- den Kreislauf. „Nach einer Wurst

der oberen Stufen kann man sich nicht einfach ins Auto setzen und losfahren.“ Marones Grillstation bietet jedoch nicht nur die scharfen Varianten an. Es gibt selbstredend ganz normale Currywürste, beachtliche Burger, Pommes und – mit dem Gedanken liebäugelt Marone gerade – „vielleicht nehme ich noch Pizza mit rein.“ Montana‘s Grillstation Ingolstädter Straße 99 Kösching, Mo-Fr 11 bis 19 Uhr, Sa 11 bis 16 Uhr. (msc)

Fotos: Schmatloch Seite 10

Januar 2012


Gastro im Februar 2012 Januar 2012

Seite 11


Die Mutter aller Italiener Gino Iacobelli hat die gehobene mediterrane Küche nach Ingolstadt gebracht

Foto: Schmatloch „Wenn man die Taten, Ideen oder Erfindungen der Männer gegen das Licht hält, wird man das zarte Wasserzeichen erkennen, das eine vorbeihuschende Frau hinterlassen hat.“ José Ortega y Gasset, der spanische Philosoph, wollte mit diesem Zitat zum Ausdruck bringen, dass kaum etwas passiert, hinter dem bei genauerem Hinsehen nicht doch eine Frau steckt.

gen. Damals, als er mit 18 Jahren nach Deutschland kam, um die Sprache zu lernen, um dann weiter nach England zu ziehen. Doch daraus sollte nichts werden. Er blieb erst einmal vier Jahre in Köln bei einem Edelitaliener hängen, bei Salvatore, der damals schon einen Michelin-Stern hatte. Dann aber, „wegen eine Affäre“, wie Gino es ausdrückt, zog es ihn nach Ingolstadt. Zunächst arbeitete er im Gasthof Krone in Eichstätt, dann im damaligen Holiday Inn, anschließend bei einem kleinen, aber guten Italienier in der Proviantstraße. „Und da habe ich dann meine Frau kennengelernt.“

Das war auch bei Gino Iacobelli so, der seit Anfang der 80er Jahre in und für Ingolstadt kocht, ob nun in Wettstetten, in der Neuburger Straße oder jetzt in seinem Ristorante „Da Gino“ im ehemaligen Basco. Wegen einer Frau hatte es ihn an die Donau verschla- Moment mal. War er nicht wegen Seite 12

der Frau nach Ingolstadt gekommen? „Stimmt schon, aber das war eine andere. Ich bin Italiener“, schmunzelt Gino, der sich 1981 zusammen mit einem Partner erstmals selbstständig gemacht hat, mit einem Lokal im ehemaligen Donaucenter, das er zehn Jahre lang betrieb. „Das war eine ganz normale Pizzeria. Aber ich habe damals schon begonnen, meine Weinkultur zu perfektionieren und auch die Küche“, erinnert sich der Mann aus Ischia, dessen Liebe zu italienischem Wein kaum Gren-

„Ich mag es nicht, wenn man in den Motor seines Autos teureres Öl kippt als in den Salat“ Gino Iacobelli Februar 2012


zen kennt, „ich wollte immer et- dern 20 verschiedene italienische was Neues probieren, beim Wein Küchen. Mein Ursprung und der ebenso wie beim Essen.“ meiner Frau sind nun mal Neapel und Salerno. Und da spielen PizAnfang der 90er Jahre kam Wett- za und Pasta eine wichtige Rolle.“ stetten, das legendäre Ristorante „Da Gino e Patricia“ in einem Und voller Begeisterung erzählt ehemaligen Schützenheim, das er die Geschichte von der Geburt in Ingolstadt jeder kannte, der der Pizza Margherita, die nirgendgerne gut italienisch essen ging. wo auf der Welt besser zubereitet „Wir waren die ersten, bei denen werde als in Neapel, wo sie erfunes frisches Olivenöl und Balsami- den wurde. co an jedem Tisch gab, dazu tolle „Die Araber haben das Fladenbrot Weine und moderne italienische nach Italien gebracht, Columbus Küche.“ Ginos Rezept ging auf. die Tomaten. Und wir NeapolitaDie Kunden pilgerten nach Wett- ner haben die auf das Fladenbrot stetten. „Wir sind explodiert da- gepappt.“ Irgendwann sei Büffelmals, wir hatten richtig Erfolg.“ mozarella dazugekommen. Und die Pizza Margherita zu Ehren der Es war ein neues Segment, eine Königin von Neapel war geboren. neue Art, italienisch zu essen. „Man darf nicht vergessen, wir Ita- Einen kleinen Bruch erlebte Giliener waren die erste große Aus- no Iacobellis Ingolstädter Histoländergruppe in Deutschland, die rie, als er sich Anfang des neuen Türken von damals. Und wir Gas- Jahrtausends entschloss, zurücktronomen haben versucht, uns an zugehen nach Italien. Das Gastden deutschen Geschmack an- spiel, von dem seine Frau ohnezupassen. Und das war nunmal hin nicht überzeugt war, dauerte Pasta und Pizza.“ Gino weiß, wo- denn auch nur zwei Jahre. „Ich von er spricht, wenn er behauptet: habe schnell gemerkt, dass Südi„Das war die erste Form von Fast talien weder mir noch meinen Kindern eine Zukunft bieten kann“, Food in Deutschland.“ erinnert sich Gino. Und so kam Heute sei das ganz anders. „Die er zurück, um nach einem kurzen Deutschen sind Weltmeister im Da Capo in Wettstetten sein RiReisen. Manche unserer Kunden storante in der Neuburger Straße kennen das Chianti besser als un- zu eröffnen. Von 2002 bis 2011 sere Kellner. Und sie kennen die pflegte er seine gehobene italieoriginale italienische Küche und nische Küche und blieb lange der wollen die hier auch bekommen.“ einzige Italiener im SpitzensegGino erkannte diesen Trend früh- ment. zeitig und setzte, ohne auf Pizza Die anstehende Renovierung des und Pasta zu verzichten, auf die Hauses in der Neuburger Straße traditionelle Küche Kampagniens, war für ihn dann der Grund, mit auf mediterrane Kochkunst in seinem Ristorante in die Innenmoderner Interpretation. „Es gibt stadt zu ziehen. Und die meisten nicht die italienische Küche, son- seiner Kunden seien ihm treu geFebruar 2012

blieben. Andere, vor allem Laufkundschaft kamen dazu. „Gino, wo Du kommst, da gehen wir“, freut er sich in seiner für ihn typischen Mischung aus Italienisch und Deutsch über die Treue seiner Kunden, „das ist eine Ehre für mich.“ Worüber er sich zudem freut, ist die Tatsache, dass sich in jüngerer Zeit einige gute Ristorantes in Ingolstadt etabliert haben. „Ich bin froh über gute Konkurrenz. Nicht zuletzt, weil ich gezwungen bin, mich nicht auf meinen Lorbeeren auszuruhen, sondern stetig besser zu werden.“ Billige Lokale ohne jeden Anspruch hingegen verabscheut er, weil sie nicht zuletzt seine jahrzehntelangen Bemühungen um eine hochwertige Küche torpedieren. „Gutes Essen und guter Wein kosten nun mal Geld. Und ich mag es nicht, wenn man in den Motor seines Autos teureres Öl kippt als in den Salat.“ Bei ihm bekommt man eine Pizza Margherita für 6,30 Euro ebenso wie ein Filetto al pepe verde für 23,50 Euro, eine frische Seezunge für 26,50 Euro oder Spaghetti Bolgnese für 7,30 Euro. Der Flaschenwein deckt eine Spanne von etwas über 20 Euro bis zum Tignanello für 105 Euro ab. Die Preise für Edelgeschosse wie Sassicaia oder Ornellaia gibt es auf Anfrage. Ristorante Da Gino, Donau-straße 8, Ingolstadt. Tel: 0841 / 99 333 98. Öffnungszeiten: 11.00 bis 14.30 Uhr und 17.30 bis 23.00 Uhr. Montag Ruhetag. (msc) Seite 13


„Unser Bier macht uns einzigartig“ Im „Gasthaus Zur Schwalbe“ gibt es nicht nur Ingolstadts jüngsten Gerstensaft

Am Anfang war das Bier. Was so biblisch klingt, ist beim „Gasthaus zur Schwalbe“ am Pulverl in der Tat wörtlich zu nehmen. Denn Marco und Tina Dombek haben die urige Kneipe im Ingolstädter Süden nicht deswegen eröffnet, weil sie unbedingt ein Gasthaus führen wollten, sondern weil Marco Dombek es sich im Jahr 2005 in den Kopf gesetzt hatte, sein eigenes Bier zu brauen. War sie am Anfang noch mehr Hobby und Leidenschaft, die kleine Brauerei, die er in der Holledau betrieb, so war doch relativ schnell ein Punkt erreicht, an dem die Nachfrage nach dem Schwalben-Bier so groß wurde, dass eine Entscheidung fallen musste: Ganz oder gar nicht. Marco Dombek, der bei Herrnbräu gelernt hat und danach sieben Jahre lang bei Augustiner in München als Brauer tätig war, hatte sich eines Tages entschieSeite 14

kannten, seit wir Kinder waren und in der wir immer unser Eis geholt haben“, erinnert sich Tina Dombek. „Hackerbräu-Stüberl“ war der Name des Lokals, das am Pulverl seit Beginn der 50er Jahre existierte und das die ehemaligen Betreiber aus Altersgründen aufgegeben hatten. Marco Dombek überlegte nicht lange, pachtete die Wirtschaft und hatte nun endlich eine Heimat für sein Bier gefunden. Klar, dass der Name wie sein Bier „Gasthaus zur Bevor es soweit war, stand Mar- Schwalbe“ lauten musste. co Dombek Abend für Abend in einem Lokal in der Innenstadt „Wir hatten damals die Idee von hinter dem Tresen, fuhr tagsüber einem reinen Bierlokal, in dem Pakete aus und widmete sich in die Gäste gemütlich zusammender wenigen verbleibenden Zeit sitzen, aber auch eine Kleinigkeit essen konnten“, erzählt die seinem eigenen Bier. Schwester. Vom Kochen hatten 2007 stieß er dann auf das Pacht- beide wenig Ahnung. Tina Domangebot für eine Wirtschaft im bek hat während ihres Studiums Süden von Ingolstadt. „Und das zwar nebenbei in der Gastronowar genau die Wirtschaft, die wir mie gearbeitet, aber selber am den, noch einmal die Schulbank zu drücken und seinen Braumeister zu machen. 2003 schließlich hielt er die ersehnte Urkunde in den Händen. „Es war schon immer sein Traum, ein eigenes Bier zu brauen und das auch in einem eigenen Lokal zu verkaufen“, erzählt seine 35-jährige Schwester Tina, die das „Gasthaus Zur Schwalbe“ 2010 von ihrem Bruder übernahm, der es 2007 eröffnet hatte.

Februar 2012


Herd zu stehen war für die ausgebildete Fremdsprachenkorrespondentin und Dolmetscherin nie eine Option. Die Nachfrage hat indes beide Geschwister überrollt. Marco trat das Gasthaus wegen der großen Nachfrage nach seinem Bier nach drei Jahren an Schwester Tina ab, weil er sich mehr und mehr um seine Brauerei kümmern musste, die heute in der Nähe von Forchheim beheimatet ist. Und die 35-jährige Tina musste bald mehr Küchenpersonal verpflichten, um allen Wünschen der Gäste gerecht werden zu können.

Essen gegangen ist und die ihre Küche als gut bürgerlich und bayerisch bezeichnet, „natürlich haben wir im Laufe der Zeit auch andere Gerichte aufgenommen, die dieser Definition nicht unbedingt entsprechen.“ So bekommt man heute einen Burger ebenso wie diverse Toasts oder mexikanische Tortillas. „Das ist, glaube ich, inzwischen unsere vierte Speisekarte. Und sie ist um ein Vielfaches umfangreicher als zu Beginn“, erklärt die experimentierfreudige Wirtin, die natürlich genau weiß, dass auch heute noch 98 Prozent aller Gäste wegen des Bieres kommen. Und sie kommen in Scharen. „Werbung mache ich schon lange nicht mehr“, erzählt sie gut gelaunt. Wozu auch, wenn man zum sonntäglichen Schweinebraten mit Blaukraut und Knödel für 6,90 Euro ohnehin kaum einen Platz ergattern kann.

Obschon die meisten ihrer Bekannten den beiden kaum mehr als drei, vier Monate gegeben hatten, lief das „Gasthaus zur Schwalbe“ von Anfang an gut. Vielleicht war es genau die richtige Entscheidung, die Wirtschaft ohne ein starres Konzept zu führen, was die Speisenkarte betrifft. „Wir haben unser Bier, das macht uns einzigartig in Ingolstadt“, weiß Tina, die mit ihrer Wie die Speisenkarte, so ist auch Oma gerne im „Alten Hugl“ zum das Bierangebot gewachsen.

Braute Marco Dombek anfänglich nur sein Helles und das Weißbier, so gibt es heute neben dem Pils auch ein Dunkles, das Naturtrübe, den Maibock und selbstredend das Starkbier in der Fastenzeit, das „am Anfang zu stark für uns Mädchen war“, wie Tina Dombek erzählt. Wer leichtes oder alkoholfreies Bier bevorzugt, der muss im „Gasthaus zur Schwalbe“ allerdings auf Herrnbräu-Produkte zurückgreifen. „Wir machen nur richtiges Bier.“ Natürlich findet sich Marco Dombeks Bier nicht nur auf der Getränkekarte, sondern auch auf dem Teller wieder, ob nun in der Original Schwalben-Bräu Bierrahmsuppe, im Biergulasch, im Schweinebraten mit Dunkelbiersauce oder zum Dessert mit „Bieramisu“. Gasthaus zur Schwalbe, Am Pulverl 74, Tel. 0841) 9 00 05 52, geöffnet täglich ab 17 Uhr, Sonntag ab 10 Uhr, Dienstag Ruhetag. (msc)

Fotos: Schmatloch Februar 2012

Seite 15


Fränkische „Revolution“ Der Tittinger Willi Pickl brachte den Schwartlbraten nach Ingolstadt

Foto: Mitic „Als ich das Gasthaus Daniel vor 21 Jahren übernommen habe, wusste niemand irgendetwas über seine Geschichte“, erzählt der Inhaber Willi Pickl. Der im damals mittelfränkischen Titting geborene Gastwirt befolgte den Rat eines Bekannten und ging in das Ingolstädter Stadtarchiv, um dort mehr über die Vergangenheit des ältesten Gasthauses Ingolstadts in Erfahrung zu bringen. Mit Erfolg. „Das erste Vierteljahr habe ich jede freie Minute im Stadtarchiv verbracht und dabei herausgefunden, dass der Name Daniel von einem gewissen Seite 16

Daniel Schmidt stammt, dessen Vater das Gasthaus gekauft und seinem Sohn geschenkt hatte.“ Daniel, der jüngste von drei Brüdern, führte es sechs Jahre lang, bevor er im Alter von 28 Jahren verstarb. Was jedoch blieb, war der Name. Es gab schon einige Besitzer der Traditionsgaststätte, die mittlerweile auf eine 500 Jahre lange Geschichte zurückblickt und im Jahre 1471 die ersten Gäste bewirtete. Den vorletzten Inhaber Max Ladner, der das Gasthaus 1965 an seinen Nachfolger Pe-

ter Karl übergeben hatte, kannte Willi Pickl noch. In den Besitz des Gasthauses kam er selbst wie die Jungfrau zum Kinde. Als ihm angeboten wurde es zu übernehmen, war der leidenschaftliche Koch anfangs eher skeptisch. „Eigentlich wollte ich gar nicht. Aber nach einiger Bedenkzeit dachte ich mir, ich probier‘s einfach mal“, gibt er schmunzelnd zu. So eröffnete er am 1. Dezember 1991 die Gaststätte, die nach der Renovierung vor ein paar Jahren in neuem Glanz erstrahlt, ohne dabei ihren altbayerischen Charme zu verlieren. Denn genau dieser Februar 2012


Charme hat den Daniel für Liebhaber der altbayerischen Spezialitäten-Küche zu einem beliebten Anziehungspunkt gemacht. Bis heute bereut er es nicht, sich für den Daniel entschieden zu haben, ganz im Gegenteil. Eine Menge schöner Erinnerungen verbindet er damit. Viele interessante Persönlichkeiten und deren Geschichten hat er dadurch kennengelernt. Auch die lokale Politprominenz kam schon oft in den Genuss seiner Küche, zum Beispiel während der Landtagswahlen vor zwei Jahren, als die FDP ihm einen Besuch abstattete. Doch nicht nur Höhen, sondern auch Tiefen hat er mit „seinem Daniel“ bereits durchlebt: „Es war schon eine harte Zeit. Man stellt sich das immer leichter vor.“ Vor allem die Folgen der Finanzkrise hat er deutlich zu spüren bekommen. Der Umsatz sei zwar wieder gestiegen, aber die Energiekosten leider auch. „Vielleicht wird es ja besser...wenn ich in Rente gehe“, lächelt er und betont dabei, dass dies in absehbarer Zeit auf keinen Fall geplant sei. Auf der Speisekarte, die hauptsächlich aus traditionellen bayerischen Gerichten besteht, deren Zutaten überwiegend aus der Region stammen, findet man auch zwei Speisen, die Willi Pickl aus Nürnberg nach Ingolstadt gebracht und die Stadt sozusagen „kulinarisch revolutioniert“ hat: Den Schwartlbraten und die Schweineschäuferl. „Das gab es vor 30 Jahren in keiner Wirtschaft hier in Ingolstadt.“ Auch Saures Kalbslüngerl mit Semmelknödel für 5,90 Euro steht auf der KarFebruar 2012

te. „Ein beliebtes Gericht, das die Hausfrauen nur noch sehr selten zubereiten, da es sehr zeitaufwendig ist.“ Was muss man unbedingt probiert haben? „Um den Schweinebraten kommt man nicht drum herum, denn der ist unsere Spezialität“, kommt es wie aus der Pistole geschossen. Und auch der Preis ist mit 8,90 Euro in Ordnung. Überhaupt bewegen sich die Gerichte der Mittagskarte deutlich unter der 10-Euro-Marke. Auch die jungen Leute kommen gern, um ihren Gaumen mit Omi‘s Küche zu erfreuen. „Es sind in letzter Zeit sogar viel mehr geworden als früher. Es scheint, dass die junge Generation die traditionelle bayerische Küche wieder für sich entdeckt hat“, freut sich der Inhaber. Was er jedoch äußerst bedauert ist die Tatsache, dass die Stammtische „vom Aussterben bedroht“ sind. Musste man sich vor 20 Jahren noch einen freien Platz an den beliebten Tischen „erkämpfen“, seien diese heutzutage fast leer. „Es ist schade, dass junge Leute kaum noch für diese Tradition zu begeistern sind und lieber an der Bar sitzen. Ein Wandel, den ich sowohl in der Stadt als auch auf dem Dorf bemerkt habe“, bedauert Willi Pickl. Das Gasthaus Daniel, das in der Nähe der historischen Hohen Schule liegt, bietet ausreichend Platz für Veranstaltungen. Im Erdgeschoss befinden sich die gemütliche Wirtsstube mit etwa 80 Plätzen sowie ein kleines Nebenzimmer (20 Plätze). Im ersten Stock erwartet die Gäste ein heller und frisch renovierter Festsaal (etwa 120 Plätze), der überwiegend für Hochzeits- und Betriebs-

feiern genutzt wird. „Die meisten Veranstaltungen finden vom 25. November bis zum 24. Dezember statt. Da herrscht bei uns Hochbetrieb.“ Ein weiteres „Highlight“ verbirgt sich ebenfalls im Obergeschoss. Ein kleiner, eher unscheinbarer Raum, „getauft“ nach einer sehr berühmten Dame, die vor 200 Jahren der Überlieferung nach darin gespeist haben soll: Mary Shelley, die Autorin des Frankenstein Romans. So war der Daniel vor der Renovierung eine wichtige Station der legendären Frankenstein-Tour. Die findet heute dort zwar nicht mehr statt, allerdings gibt es immer noch das Frankenstein-Menü, das aus einer Kräuternockerlsuppe, einem ofenfrischen Spanferkel mit Blaukraut und Kartoffelknödeln und einem Apfelstrudel mit Vanillesauce besteht. Der Preis pro Person für dieses spezielle Menü liegt bei 17 Euro. Was hat ihn eigentlich dazu bewegt, Koch zu werden? „Das war wirklich Schicksal“, versichert er. Sein Großonkel, der Küchenbulle im Kapuziner Kloster in Füssen war, sagte eines Tages zu ihm: „Du wirst einmal Koch.“ „Ja und genau so war es dann auch“, lacht der sympathische Franke. „Es ist schon ein sehr schöner Beruf, den man mit viel Leidenschaft ausüben muss. Und das ist bei mir auch nach 43 langen Jahren in der Gastronomie mit allen Höhen und Tiefen immer noch der Fall.“ Gasthaus Daniel, Roseneck 1, Tel. 0841 / 352 72, geöffnet täglich ab 9 Uhr, Montag Ruhetag. (dm) Seite 17


Die Toskana in Ingolstadt Italienisches Ambiente im intimen Rahmen: Carrara-Nudelstube Wenn sich die Gäste gut kennen und bereit sind, zusammen zu rücken, dann finden in der Carrara-Nudelstube gerade mal 25 Hungrige Platz. Eine Reservierung ist daher dringend zu empfehlen. Notfalls kann man zwar alle Speisen auch mitnehmen, sogar rohe, hausgemachte Nudeln und Ravioli. Aber der Freund südländischer Küche geht ja dorthin, um das italienische Ambiente zu genießen und vielleicht mit der Inhaberin, Inge Gschwendtner oder Ehemann Norbert, ein Schwätzchen zu halten. Erwin Gassner, ehemals Jurist der Stadt Ingolstadt und Freiherr von Lukas, Amtsrichter im Ruhestand, gehören zu den Stammgäs-ten in der Carrara-Nudelstube. „Hervorragend Seite 18

vom Geschmack her, die Ravioli mit frischem Salbei“, lobt der Stadtjurist die Pasta auf seinem Teller. Besonders gern isst er auch gefüllten Tintenfisch und überhaupt italienische Sachen, die er anderswo in der Stadt nicht so frisch und gut gemacht findet. Freiherr von Lukas genießt eine Steinpilz-Lasagne. Vorzüglich, findet er, obgleich sein Lieblingsgericht Gnocchi sind. „Die Gnocchi machen sie hier so, wie sie meine Mutter gelernt hat, als sie in der Ausbildung zur Köchin war. Die bekomme ich nur hier. Die Gnocchi, die bekanntlich aus Kartoffelteig hergestellt werden, sind hier etwas größer und lockerer als üblich. Und

dann sind noch Kräuter beigefügt. Das ist haargenau das Rezept meiner Mutter.“ Verantwortlich für die so gelobten Speisen zeichnet Norbert Gschwendtner, der über lange Jahre das Restaurant im Stadttheater gepachtet hatte. Nachdem er vor circa acht Jahren dieses Lokal abgegeben hatte, begann er nach und nach in der Carrara-Nudelstube, die seiner Frau gehört, mitzuarbeiten und steht zumeist in der Küche am Herd. Inge Gschwendtner arbeitet hinter der Theke, in deren Vitrine eine Auswahl typischer italienischer Vorspeisen das Wasser im Munde zusammen laufen lässt. Zusammen Februar 2012


mit einer Mitarbeiterin bedient sie auch die Gäste. „Anlässlich eines runden Geburtstags war mein Mann der Auffassung, dieses Lokal wäre etwas für mich und hat es mir quasi geschenkt.“ Die zahlreichen Stammgäste, die das Lokal mit dem original italienischen Marmor aus Carrara als Tischplatten und Wandschmuck immer wieder besuchen, kommen natürlich wegen der ausgezeichneten Küche, aber auch, weil man sich mit der Inhaberin gepflegt unterhalten kann. Inge Gschwendtner liebt Opern, insbesondere die von Richard Wagner, und liest leidenschaftlich gern Bücher. „Ein Besuch in der Buchhandlung von Gerd Stiebert ist für mich zumeist ein kostspieliges Vergnügen. Bei der ausgezeichneten Beratung dort gehe ich fast immer mit einer Tasche voller Bücher heim. Für die Fastenzeit habe ich mir vorgenommen, mal sechs Wochen lang keine neuen Bücher zu kaufen, sondern die unzähligen Werke, die ich zu Hause habe, teilweise zum zweiten Mal zu lesen.“ Die Carrara-Nudelstube heißt im Üb-

rigen nicht von ungefähr so. Vorbild ist das Ristorante Venanzio in Colonnata, einem Ortsteil der Ingolstädter Partnerstadt Carrara in der Toskana. In Anlehnung an das dortige Ambiente gestaltete Schreinermeister Hans Bichlmaier die Einrichtung der Nudelstube. Aus Colonnata stammt nicht nur der Statuario d‘Oro, das ist der Marmor, der dem Lokal das gewisse Etwas gibt; aus dem gleichen kleinen Bergdorf kommt auch der Lardo, ein toskanischer Speck, der als Vorspeise bestellt werden kann. Aus der (südlichen) Toskana bezieht Inge Gschwendtner auch Weine und Olivenöl. Dort besitzt die Ingolstädter Familie Dittrich das Landgut „Podere Acquarello“, auf dem nicht nur Reben und Olivenbäume wachsen, sondern in Ferienwohnungen Urlaub gemacht werden kann. Die Dittrichs liefern Inge Gschwendtner auch die legendäre Fenchel-Salami sowie Wildschwein-Salami und Wildschweinfleisch. Hochwertige Zutaten und frische Zubereitung, das sind für die Inhaberin die Voraussetzungen für eine gute Küche. Dass alle Gerichte, auch die Vorspeisen, die

Nudeln und die Saucen in der eigenen Küche zubereitet werden, das ist hier eine Selbstverständlichkeit. Gleiches gilt natürlich für die Nachspeisen: Inge Gschwendtner selbst wird bei Tiramisu schwach. Sobald es die Witterung erlaubt, werden Tische und Stühle vor dem Lokal aufgestellt. Bei 38 Sitzplätzen im Freien ist die Chance, einen freien Tisch zu ergattern, im Sommer natürlich größer. Doch wer das Haus nicht verlassen will, kann sich auch beliefern lassen: Der Party-Service von Norbert und Inge Gschwendtner kann Gesellschaften bis zu 120 Personen mit allem versorgen. Nicht nur Speis und Trank, sondern auch BistroTische, Servietten, Besteck, Gläser und Geschirr werden dann zur Verfügung gestellt. Carrara-Nudelstube, Kanalstraße 2, 85049 Ingolstadt, Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag von 11.00 Uhr bis 22.00 Uhr, am Samstag von 11.00 Uhr bis 16.00 Uhr. Im Winter ist dienstags geschlossen. (hk)

Fotos: Käbisch

Februar 2012

Seite 19


Gastro im M채rz 2012 Seite 20

M채rz 2012


Bayerische Tradition für Jung und Alt Das Ehepaar Radloff führt seit 19 Jahren überaus erfolgreich das Gasthaus Bonschab Seit über 150 Jahren gibt es das Gasthaus an der Münchener Straße bereits. Der Biergarten, das Herzstück des Gasthauses Bonschab, ist auch der älteste Teil. Josef Bonschab erwarb im 19. Jahrhundert das Grundstück und eben jenen Biergarten. Sein Antrag auf ein „Haus mit Riegelbewandung“, sprich ein Haus aus Ziegeln, wurde jedoch zuerst von der Festungskommandantschaft Ingolstadt abgelehnt, danach auch vom Kriegsministerium in München. Im Verteidigungsfall müsse man das Gebäude auf schnellstem Wege sprengen, um etwaigen Angreifern die Möglichkeit zu nehmen, vor den Stadtmauern in einem Gebäude Stellung zu beziehen. So die damalige, militärisch orientierte Begründung. Erst im Jahre 1862, also vier Jahre nach seinem ersten Antrag, wurde dem Bauvorhaben schließlich doch zugestimmt. Doch auch nach der Genehmigung hatte Josef Bonschab mit den rigiden Bauvorschriften zu kämpfen. Zum Ende des 19. Jahrhunderts wurde der Biergartenbetrieb gar eingestellt. Erst im Jahre 1902 wurde das ursprüngliche Holzhaus, das Bonschab erbauen durfte, abgerissen und das Gasthaus Bonschab errichtet. Die gefürchteten Donaumoosräuber Gump und Gänswürger waren in jener Zeit übrigens berüchtigte Gäste im GastMärz 2012

haus. Eine lange Geschichte und viele Ereignisse ranken sich also um das Gasthaus Bonschab. Eine Geschichte, die noch lange nicht zu Ende geschrieben ist. Derzeit führt das Ehepaar Radloff das Gasthaus, das 100 Personen Platz bietet. 1993 kam das Ehepaar von München nach Ingolstadt. „Es war kein Neuland für uns, ein Gasthaus zu führen. Wir wünschten uns damals einen Biergarten, das war der ausschlaggebende Punkt“, erzählen sie. Nach 19 Jahren gibt es schon einige Geschichten zu erzählen. „Wenn wir Live-Bands zu Gast hatten, war das schon immer etwas Besonderes. Oft noch denken wir an eine Band aus Österreich, die hat eine wahnsinnige Stimmung gemacht, das war richtig ansteckend.“ Bei beiden bemerkt man das Strahlen in den Augen, wenn sie von solchen besonderen Momenten erzählen. „Einmal standen im Sommer plötzlich drei Gäste komplett nackt im Biergarten. Wir mussten die Polizei gar nicht rufen, denn es waren Polizisten unter unseren Gästen. Die drei Nackten sind dann davongerannt.“ „Besonders waren auch die Oktoberfeste Anfang des Jahrtausends“, erinnert sich das Ehepaar. Im Biergarten wurde fünf Jahre hintereinander ein kleines Oktoberfest in einem eigenen Zelt gefeiert. Diese Feste gibt es allerdings nicht mehr. Der Biergarten spielt

aber noch immer eine große Rolle. „Auf die Biergartenzeit freuen wir uns jedes Jahr.“ Sobald es warm wird, wird der Biergarten, der Platz für 400 bis 450 Gäste bietet, geöffnet. Den ganzen Sommer gibt es dann Steckerlfisch, Brotzeit und ein kühles Bier, bis es im Oktober wieder ans Aufräumen geht. „Wir haben auch viele Stammkunden, und das ist schon etwas Besonderes. Aber man muss sagen, dass sich das Publikum schon verändert hat in den letzten Jahren. Waren es zu Beginn vor allem ältere Gäste, so haben wir heute Kunden von 16 bis 80 Jahren.“ Der Grund dafür ist auch, dass die Wirtsleute nicht nur auf die Tradition setzen. „Die Mischung macht es. Wir versuchen bei unserer Speisekarte jedem etwas zu bieten. Wir haben neben einer Tageskarte auch bestimmte monatliche Aktionen. Man merkt zudem, dass wir nicht nur ältere Musik spielen.“ Im Mittelpunkt steht jedoch die urbayerische Tradition. Schweinebraten, Brotzeit oder Schweinshax‘n stehen selbstverständlich auf der Speisekarte. Traditionell ist auch das Ambiente. „Wir haben versucht, eine gemütliche und vor allem urige Atmosphäre zu schaffen.“ Das ist dem Ehepaar auch gelungen. Und Veränderungen sind für die nächsten Jahre auch nicht geplant: „Es hat sich bewährt, also bleibt es so.“ (kr) Seite 21


Foto: oh Seite 22

M채rz 2012


Für Manager und Familien

Das „Michelangelo“ war einer der ersten „Italiener“ in Ingolstadt Der junge Koch hatte sich in den Finger geschnitten und konnte deshalb nicht in der Küche arbeiten. Aus diesem Grunde half Claudio Tomei ausnahmsweise im Service aus. Man schrieb das Jahr 1980 und just an jenem Abend betrat Jutta Herzner, die Tochter eines bekannten Ingolstädter Immobilienmaklers, das kleine Lokal „La Cabana“ in Ingolstadt. Ein Jahr später heirateten die beiden und ein weiteres Jahr danach gründeten sie in der Ziegeleistraße das Restaurant „Michelangelo“.

städter Gastronomie als Glücksfall. Seit nunmehr bald 30 Jahren ist das „Michelangelo“, mit dem die beiden 1993 in die Theodor-Heuss-Straße umzogen, eine Institution und Garant für die gehobene italienische Küche. Hier führen „Audianer“ ihre Geschäftspartner zum Essen aus, aber auch Familien mit Kindern fühlen sich bei diesem „Italiener“ wohl und müssen nach Erhalt der Rechnung nicht befürchten, in Armut zugrunde zu gehen. Jutta und Claudio Tomei bieten ihren Gästen unverfälschte, nicht überspannte itaDie waschechte Schanzerin („Ich lienische Gerichte zu vernünftigen bin in Ingolstadt geboren und mit Preisen. Schutterwasser getauft“) und der junge Italiener, der aus einem klei- Eine spezielle Mittagskarte (jedes nen Ort aus der Gegend von Salerno Gericht samt einem Getränk für 6,50 stammt, erwiesen sich für die Ingol- Euro) gehört zu diesem Konzept. Zu März 2012

den täglich wechselnden Hauptgerichten gehören Penne-Ricotta-Tomatensoße und Fusille Pesto Rosso mit Salat, Putensteak vom Grill (scharf) mit Rigatoni in Tomatensoße oder auch (freitags) Fischfilet vom Grill mit Spaghetti. Wer ausgiebiger tafeln möchte, kann als Antipasti beispielsweise Bruscetta Variazione (sechs verschiedene Sorten) oder gebratene Jakobsmuscheln und Scampi auf Ruccolasalat wählen. Auch bei den „Primi“ und „Secondi“, also den eigentlichen Vor- und Hauptspeisen, ist die Auswahl groß. Uns überzeugten Doradenfilet auf Gemüsebeet mit Kartoffeln und Salat (12,80 Euro) und Loup de Mer vom Grill (17,90 Euro), der - von Seite 23


Aniello fachmännisch filetiert - faktisch grätenfrei verspeist werden konnte. Statt Weißwein tranken wir den offenen Rosé dazu; dieser Hauswein kann sich sehen lassen und kostet wie alle offenen Weine 3,90 Euro (0,25 Liter). Natürlich kann der Weinfreund auch tiefer in die Tasche greifen: Für 26,50 Euro wird ein Negroamaro Mastroeo aus Apulien angeboten, dessen weit überdurchschnittlicher Jahrgang 2009 zur Spitzenklasse gerechnet wird.

zu Gute kommt. Alle bekannten italienischen Pizzen und spezielle „Kreationen“ des Hauses kommen aus dem Holzofen auf den Tisch. Die Preise bewegen sich zwischen 5,60 Euro (Pizza Margherita) und 8,80 Euro (Pizza Parma mit echtem Parmaschinken). Eine Pizza mit Meeresfrüchten (Pizza Palinuro mit Muscheln, Krabben, Tintenfisch und Knoblauch) ist für 8,00 Euro zu haben.

Wie jeder „echte Italiener“ bietet das Michelangelo natürlich eine Vielzahl Das „Michelangelo“ ist auch eine von Pastagerichten an, die auf der Pizzeria, was Familien mit Kindern Speisekarte eine ganze Seite für Seite 24

sich in Anspruch nehmen; darunter befinden sich Klassiker wie Spaghetti Aglio e olio (mit Koblauchöl und Peperoni) für 5,50 Euro, Spaghetti Puttanesca (mit Oliven, Pepperoncini, Champignons und Tomatensauce) für 6,20 Euro und Cannelloni al Forno (fein gefüllte Teigrollen aus dem Backofen) für 6,60 Euro. Unter der Federführung von Chefin Jutta Tomei wurde die Einrichtung des Michelangelo vor einiger Zeit erneuert. Das Ambiente entspricht dem, was man in einem typisch italienischen Lokal erwartet. Die Farben sind dezent und unaufdringlich und März 2012


Fotos: Raffalt mit viel Geschmack ausgewählt. Der Abstand zwischen den einzelnen Tischen ist so bemessen, dass man „unter sich“ ist und sich ungestört unterhalten kann, ohne gleich befürchten zu müssen, dass die Nachbarn jedes Wort mitbekommen. Der Service ist flink, unaufdringlich und sehr höflich. Lange Wartezeiten muss man nicht in Kauf nehmen. Hier merkt man, dass es sich um ein von der Familie selbst geführtes Lokal handelt. Während Claudio Tomei am Herd steht und die Küche kaum verlässt, laufen bei Gattin Jutta im Gastraum die Fäden März 2012

zusammen. Daran hat sich auch nichts geändert, seit die Chefin politisch aktiv ist. Als Landesvorsitzende des liberalen Mittelstandes und stellvertretende Vorsitzende des Arbeitskreises Polizei (zwei Arbeitsgemeinschaften der FDP auf Landesebene in Bayern) ist sie jedoch an einigen Tagen im Monat unterwegs. Nach ihrem Lieblingsgericht gefragt, antwortet sie spontan: Pizza mit Meeresfrüchten. Claudio Tomei bevorzugt im eigenen Lokal Spaghetti amatriciana (mit Zwiebeln, Speck und Tomatensauce). Zu Hause, so verrät die Chefin zu unserer Überraschung, steht sie selbst am Herd

und kocht bayerische Gerichte. Und was macht Claudio Tomei am Montag, seinem einzigen freien Tag? Da trifft man ihn oft im Corso Italia in der Theresienstraße. Der dortige Inhaber, Alessandro Montuori, stammt nämlich aus dem gleichen Ort wie er selbst und war fünfzehn Jahre lang sein Mitarbeiter im „Michelangelo“. Ristorante&Pizzeria Michelangelo, Theodor-Heuß-Straße 27, 85055 Ingolstadt, Tel.: 0841/58890; www. michelangelo-in.de; Öffnungszeiten: 11. 30 bis 14.00 Uhr und 17.30 bis 24.00 Uhr; täglich außer Montag) Seite 25


Eiskalter Engel

Die Riedenburger Gelateria Angelo ist Caféhaus, Trend-Bar und Ausflugsziel Das beschauliche Riedenburg im Altmühltal ist bekannt für seine Rosenburg, die hoch über der Stadt thront und auf der Greifvogel-Vorführungen für offene Münder sorgen. Bekannt durch den größten Bergkristall der Welt, den es im Tal zu bestaunen gibt. Bekannt durch die malerische Lage am MainDonau-Kanal und die Sommerrodelbahn beim Ortsteil Gundlfing. Und bekannt auch durch die Eisdiele Angelo mit ihrer Sonnenterrasse, die in den warmen Monaten zum heimlichen Zentrum der Stadt avanciert, zum beliebten Ziel für Familienausflüge oder Motorradtouren, zum offenen Caféhaus am Ende des Sonntagsspaziergangs und zum Plaudertreff unter der Woche.

eines der ersten an der durch den Bau des Kanals neu entstandenen Uferzeile und beherbergt inzwischen eine der größten Eisdielen im Unteren Altmühltal. Zuvor hatte Angelo in Ingolstadt Neuland betreten, als er 1969 in der Kupferstraße die erste italienische Pizzeria auf der Schanz eröffnete: das „Portofino“. Stammgäste waren unter anderem Horst Seehofer und Uschi Glas.

Angelo war ein kleingewachsener, stolzer Italiener, stets gut gekleidet und immer freundlich. War, weil er vor fünf Jahren gestorben ist. Die Eröffnung des Kinderspielplatzes, den er der Stadt gegenüber der Eisdiele auf öffentlichem Grund stiftete, sollte er nicht mehr erleben. Doch Angelo ist nicht vergessen. Vor genau 20 Jahren hat Angelo Di Hinten in der Privatküche, wo nur Lorenzo mit seiner Frau Erika das gute Freunde Zutritt haben, brennt Lokal eröffnet. Ihr Gebäude war immer eine Kerze für ihn. Und der Seite 26

Spielplatz selbst, darauf weist ein Schild hin, heißt „Stella Di Angelo“: Angelos Stern. Angelo junior, von seiner Mutter liebevoll Angelino genannt, und eben Mama Erika führen die Eisdiele in seinem Sinne fort. „Im Unterschied zu den heute gebräuchlichsten Verfahren setzen wir noch auf alte Eismacherkunst und natürliche Zutaten“, sagt der 35-jährige Chef. „Hauptbestandteile unseres Eises sind Milch direkt vom Bauernhof sowie frische Eier.“ Und was er stets betont: „Unser Eis ist ohne künstliche Bindemittel, ohne Geschmacksverstärker und ohne künstliche Farbstoffe.“ Wer auf bunt dekorierte Eisbecher mit Waffeln, einen Schuss Likör oder stets frische Früchte steht, wird in der umfangreichen Karte sicher fündig. Wer sein Eis lieber pur März 2012


genießt, dem seien als Geheimtipp die Sorten Pistazie, Haselnuss und Joghurt ans Herz gelegt. Die Kugel kostet 80 Cent, die Becher gibt’s zwischen 4,50 (Spaghetti-Eis) und acht Euro (gemischter Fruchtbecher). Der Renner in den Sommermonaten ist seit Jahren der Erdbeerbecher – doch die zahlreichen Spaghetti-Eis-Variationen mit der selbst gemachten Himbeersoße, auf die Angelo besonders stolz ist, holen gehörig auf. Der Capuccino kostet 2,50 Euro, der Espresso 2,10 Euro. Damit rangiert die Eisdiele Angelo im oberen Drittel. Doch dafür erwartet die Gäste eine Wohlfühl-Atmosphäre trotz oft hektischer Betriebsamkeit. Im Service verantwortlich ist Angelos Mutter Erika, die für jeden ein

nettes Wort übrig hat und Stammgästen das Gefühl gibt, Freund der Familie und nicht Kunde zu sein. An Wochenenden und Feiertagen kommen Motorradfahrer aus München oder Nürnberg bis nach Riedenburg, um sich mit Bekannten zu treffen oder mit Angelo und Erika ein Pläuschchen zu halten, ehe man sich wieder auf die Maschine schwingt. Man kennt sich hier. An diesem Wochenende eröffnet die Eisdiele die neue Saison. Wie jedes Jahr? Nein, diesmal sieht alles anders aus: Denn die Di Lorenzos haben gehörig investiert und der Eisdiele nach 20 Jahren ein komplett neues Ambiente verpasst. Zwei Jahre Vorplanung stecken hinter dem neuen Design, für das Fachleute aus Italien engagiert wurden. Und das Ergeb-

nis mutet wahrlich nicht wie eine traditionelle Gelateria an, sondern eher wie eine futuristische Trend-Bar. Doch für Angelo und seine Mutter steht das Traditionelle, das Handwerk des Eismachens, in keinerlei Widerspruch zum ultramodernen Gewand des Ladens. Wie gehabt, hat Angelo täglich von 9.30 bis 22 Uhr geöffnet. Doch es gibt eine Neuerung: „Wir möchten unseren Gästen zwischen Donnerstag und Samstag ein Anlaufpunkt sein, wo man vor dem Ausgehen einen Aperitif nimmt“, sagt Erika. Und Angelo kündigt an: „Dazu gibt’s freilich auch die richtige Musik.“ Aktuelle Infos gibt‘s auf www.angelo-eiscafe.de oder Facebook. (tz) Fotos: Kastl

März 2012

Seite 27


Konsequent ökologisch

Im Gasthaus Stark in Wolkertshofen achtet der Chef auf regionale Qualität Seite 28

März 2012


Heimische Produkte, vorzugsweise nicht „bürgerlich“, sondern „gehoben“ zubereitet, gibt es im Gasthaus Stark in Wolkertshofen, einem Ortsteil von Nassenfels. Das stattliche Wirtshaus, dessen Ursprünge im 17. Jahrhundert liegen, befindet sich seit nunmehr 100 Jahren im Besitz der Familie Stark. 2007 übernahm die vierte Generation: Josef und Angela Stark. Tafelspitz und Putenbrust „Dann nehmen Sie lieber den Tafelspitz“, empfiehlt Angela Stark, als ein Gast zwischen Ochsenlende und Ochsentafelspitz schwankt und auf die Frage, ob die Lende „medium“ gewünscht werde, antwortet: „Lieber durchgebraten!“ Der Kenner mag ein Lendensteak eben nicht „durch“. Der Ochsentafelspitz mit Wirsing, frischem Meerrettich und Kartoffeln (13,40 Euro) war dann butterweich und zerging auf der Zunge. Fein und leicht: Putenbrust auf glasiertem Kohlrabi-Karottengemüse. Die dazu servierten Schupfnudeln sind köstlich, aber nicht ganz so leicht (13,80 Euro). Ziegenkäse als Vorspeise Wer Ziegenkäse mag: Selbiger mit Lavendelhonig gebacken, auf Apfel-Mango-Kompott mit Ruccola und „altem“ Balsamico drapiert - eine delikate Vorspeise (8,00 Euro). März 2012

Rind aus dem Kloster

dann „richtig zur Sache“: Neben einer „gläsernen“ Küche wurden ein zusätzlicher Gastraum, die „Kleine Stube“, die Innenhofterrasse und eine Dachterrasse für Feierlichkeiten geschaffen. Ein besonderes Erlebnis bietet den Gästen die restaurierte ehemalige Ochsenstallung mit historischem Kappengewölbe aus dem 17. Jahrhundert. Hier mutierte ein Stall zum Festsaal, der sich für größere Feierlichkeiten eignet. Nicht zu vergessen: Einbau einer zentralen Hackschnitzelheizung für den ganzen Gebäudekomplex. Der ökologische Ansatz wird also auch außerhalb der Küche konsequent weiter gedacht.

Bei den Zutaten greift Josef Stark, der am Herd steht, auf heimische Produkte zurück und achtet auf artgerechte Haltung. So bezieht er aus der Klostermetzgerei Plankstetten Schweine- und Rindleisch aus biologischer Aufzucht. Enten stammen vom eigenen Hof, Wurstwaren von regionalen Metzgern. Erstklassige Zutaten sind die Voraussetzung für gute Speisen. Das hat Josef Stark nicht erst beim Sternekoch Gerd Windhösel im Restaurant „Hirsch“ in Sonnenbühl, wo er sich nach Abschluss seiner Lehre kulinarisch weiterentwickelte, gelernt. Auch Otto Böhm im „Klosterbräu“ in Bergen, Nur deutscher Wein wo er seine Lehre als Koch absolvierte, legt Wert auf frische und Die Rückbesinnung auf regioregionale Produkte. nale, deutsche Produkte lässt sich auch bei einem Blick in die Kaminstube und Kappenge- Getränkekarte feststellen: Dass wölbe die Biere aus Eichstätt (Hofmühl) und Titting (Gutmann) stammen, Im Klosterbräu lernte Josef Stark ist keine große Überraschung. vor zwölf Jahren seine Frau An- Doch auch die Weine sind, von gela kennen, die dort Hotelfach- ganz wenigen Ausnahmen abfrau lernte. Im Jahre 2006 wurde gesehen, aus Deutschland. „Wir geheiratet und ein Jahr später bemühen uns, direkt von Winzern übernahmen beide das Gasthaus zu beziehen und zwar von Weinvon den Eltern. Es wurde kräftig anbauern, die dem vdp (Verband erweitert und umgebaut: Nach deutscher Prädikatsweingüter) dem Umbau des Saals, es ent- angehören“, erläutert Josef Stark. standen die Kaminstube und die Der gewählte Silvaner, Iphöfer Terrassenüberdachung (2006), Kronsberg (2010) vom Weingut folgte im Jahr der Übernahme die Hans Wirsching war nicht nur troNeugestaltung der Gaststube; die cken, sondern wirklich gut und mit nach der Schutzheiligen genann- 5,30 Euro für den Schoppen zwar te Katharinenstube wurde ein- nicht billig, aber im Preis angegerichtet. Im Jahre 2010 ging es messen. Seite 29


Stammtischkultur in der Fernsehen Fußballspiele übertragen werden. „Am Freitagabend Krise kommen noch viele Stammtisch„Nur über meine Leiche“, ruft An- freunde, die anderen Abende sind gela Stark aus, als sie gefragt wird, manchmal nicht so gut besucht“, ob sie denn für den Stammtisch verrät sie und fügt aber (zu Recht) einen Fernseher aufstellen wür- dazu, dass zum Charakter des de. Schließlich, so hat sie selbst Lokals die „Fernsehatmosphäre“ berichtet, leiden die Stammtische nicht passe. „Ich leg‘ mich gleich unter Gästeschwund, besonders dazu“, verkündet ein Hausgast, an den Abenden, an denen im der in Nassenfels die Kirche re-

stauriert, um zu dokumentieren, dass der Widerstand der Wirtin gegen einen Fernseher seine volle Unterstützung findet. „Mich nerven die laufenden Fernseher, auch in den italienischen Bars. Wenn hier, in einem Speiselokal, so eine Kiste liefe, würde ich nicht mehr kommen“ pflichtet eine Dame mittleren Alters bei und widmet sich wieder ihrem Tafelspitz.

Fotos: Käbisch Seite 30

März 2012


Von der Rolle

Im Ha Asia wird Qualität des Sushi groß geschrieben Präzise und mit viel Liebe bereitet Nam Nguyen, Inhaber des Ha Asia, die ersten Bestellungen des Tages vor. Seit über zehn Jahren kreiert der Sushi-Meister kleine Kunstwerke aus Reis, Fisch und Gemüse. „Sushi isst man auch mit dem Auge. Es muss nicht nur schnell gehen, sondern auch schön werden. Mir ist daher ganz wichtig, dass es auch ansprechend angerichtet ist“, verrät der Inhaber des Ha Asia. Seit über sieben Jahren ist er nun Besitzer des beliebten Ingolstädter Restaurants, das neben der asiatischen Küche vor allem durch seine Maki (Rollensushi), Nigiri (Ballensushi) und Sashimi (Fisch und Meeresfrüchte) in der Region beliebt ist.

den lieben die Makis und Nigiris innig. „Die jungen Leute mögen sehr gerne Lachs und Thunfisch. Vor allem viele schöne junge Frauen kommen her, da es schlank macht. Man kann viel essen, ohne davon dick zu werden. Und zudem ist es noch gesund“, verrät der SushiMeister, der sein Handwerk von einem japanischen Meister in München gelernt hat. Schon ab 7,50 Euro gibt es im Ha Asia ein großes Sushi-Mittagsmenüangebot. Suppen und Vorspeisen gibt es bereits ab 2,20 Euro. Aber auch zahlreiche Klassiker der asiatischen Küche wie Chop-Suey, Hähnchen süßsauer oder Frühlingsrollen gehören zum Angebot des Restaurants.

Schlankmacher

Kunst werks

Über das Geheimnis, warum Jung und Alt sein Sushi lieben, kann er auch nur mutmaßen. „Bei uns ist das Sushi immer frisch zubereitet. Wenn die Bestellung kommt, bereiten wir es zu. Das mögen unsere Stammkunden sehr“, betont Nam Nguyen. Gerade die jüngeren Kun-

Schon bei der Vorbereitung der Sushirollen läuft einem das Wasser im Munde zusammen. Dabei kann man viele Fehler bei der Zubereitung machen. Nicht nur die Konsistenz des Reises, sondern auch die richtige Roll- und Schneidetechnik können große Qualitätsun-

März 2012

des

Sushi-Hand-

terschiede ausmachen. So dürfen die gerollten Sushis erst nach einer Minute Wartezeit weiterverarbeitet und geschnitten werden, da der Seetang aufgrund seiner trockenen Struktur sonst zerfallen würde. Überzeugende Rollen Selbst die schärfsten Sushi-Kritiker konnte Nam Nguyen schon bekehren, sagt er. „Vor einigen Jahren kam regelmäßig ein Ehepaar zu mir, das mit Begeisterung unsere asiatische Küche mochte, aber nie Sushi aß. Ich gab ihnen einfach einige von meinen Kappa Maki (Sushi mit Gurke) und seitdem sind sie begeisterte Sushi-Fans“, so der Inhaber. Viele verzichten auf das SushiEssen, da sie keinen Fisch mögen oder Vegetarier sind. Längst hat das Ha Asia auf diesen Trend reagiert und zudem zahlreiche Sushis zum Beispiel mit Gurke, Frischkäse und Sesam (Salomon Phila) oder mit Spinat (Horenso Maki) ins Programm genommen. So findet jeder das passende Gericht. (ca) Seite 31


Fotos: Christian von Ahsen Seite 32

M채rz 2012


Gastro im April 2012 M채rz 2012

Seite 33


Seite 34

April 2012


Die italienische Verführung

Im „Artusiana“ von Katia Garelli und Magda Delanowska gibt es perfekte Pasta Einer der schnellsten Wege nach Italien führt über die Schäffbräustraße. Dort, wo noch vor einiger Zeit ein kleiner Antiquitätenladen sein Zuhause hatte, schlägt seit etwa zwei Wochen ein italienisches Herz. Und das gehört Katia Garelli, einer überaus charmanten Dame aus Ravenna, die seit gut zehn Jahren mit ihrem Mann und ihren drei Kindern in Ingolstadt lebt. Wenn sie von der Emilia Romagna erzählt, von ihrer Mama oder der Oma, beginnen ihre Augen zu leuchten. Von ihnen hat sie die Leidenschaft für das Kochen geerbt, die Begeisterung für frische, handgemachte Pasta. „Ich bin so eine Art Botschafterin für unsere Küche aus der Emilia Romagna“, meint Katia Garelli und lacht, „da kommen die frischen Nudeln schließlich her.“

„Dieser Laden hat mich magisch angezogen“, beschreibt sie ihren spontanen Entschluss, die kleinen Räume anzumieten und darin ein Geschäft zu eröffnen, das es ihr erlaubt, ihre Leidenschaft für frische Nudelgerichte auszuleben und ihre Botschaft in die Stadt zu tragen. „Artusiana“. Diesen Namen, der zurückgeht auf den legendären Koch aus dem Italien des 19. Jahrhunderts Pellegrino Artusi, hat sie gewählt, um an die Tradition italienischer Kochkunst zu erinnern, an die sie gerne anknüpft, überzeugend anknüpft. Von Artusi stammt übrigens die Kochbibel Italiens „La scienza in cucina e l‘arte die mangiar bene – Von der Wissenschaft des Kochens und der Kunst des Genießens“. Zusammen mit ihrer Freundin Madga Delanowska steht sie nun von Dienstag bis Samstag früh ab acht Uhr am Nudelbrett in der winzigen Küche ihres Ladenlokals und macht frische Nudeln, vier, fünf verschiedene Sorten pro Tag. Dazu Saucen und Antipasti. Wenn sie den Laden dann um zehn Uhr aufsperrt, ist die Vitrine gefüllt mit Gnocchi, Panzerotti, Ravioli oder Triangole.

Vor einem Jahr hat sie damit begonnen, hausgemachte Nudeln für die Ingolstädter Gastronomie anzubieten. „Das hat aber nicht so geklappt, weil viele Wirte sich nicht die Mühe gemacht haben, diese Produkte einzuführen.“ Ihr Traum indes hat Katia Garelli dennoch nicht losgelassen. Und er erwachte zu neuem Leben, als sie erfahren hatte, dass der alte Laden in der Ist das „Artusiana“ nun ein LoSchäffbräustraße Nummer drei zu kal oder ein Laden? „Beides“, scherzt Katia Garelli, „unsere vermieten war. April 2012

Kunden kommen, holen sich die frischen Nudelgerichte und kochen sie zuhause.“ Man kann aber zwischen 11.30 Uhr und 14.30 Uhr auch bei ihr in der Schäffbräustraße essen. „Das ist mehr zum Testen gedacht, zum Probieren, damit man weiß, was wir machen.“ Zwei Tische und ein paar Barhocker bieten einer Handvoll Gästen Platz. Und im Sommer will sie versuchen, auch vor ihrem Lokal ein paar Tische aufzustellen, wenn sie die Genehmigung dafür bekommt. Auch ihr Angebot soll weiter wachsen. Weine, Käse, Öle und Salami würde sie gerne selbst aus Italien importieren, beste Qualität selbstverständlich. Denn über Qualität ist mir ihr nicht zu diskutieren. Nur die besten Zutaten finden den Weg in ihre Küche, hauptsächlich regionale Bioprodukte, wie beispielsweise die Eier, die sie vom HeindlHof in Gerolfing bezieht oder das Fleisch vom Moosladen. Vier bis fünf verschiedene Nudelsorten pro Tag, dazu bis zu sechs Vorspeisen, zwei bis drei Saucen „und täglich einen Kuchen“. Dazu getoastete Tigelle, ein spezielles italienisches Brotgebäck. Das ist das Angebot von Katia Garelli und Madga Delanowska. Und wer das Seite 35


Fotos: Schmatloch

Glück hat, bei der Produktion zuschauen zu dürfen, der schafft es wohl nur unter einem Höchstmaß an Überwindung, den Laden zu verlassen, ohne auch etwas gegessen zu haben. Intuitiv spürt man, dass dies hier Kochkunst in Vollendung ist. Und dazu gehört die Leidenschaft und die Begeisterung, die Katia Garelli wie Seite 36

selbstverständlich ausstrahlt. Ebenso wie jene charmante Mischung aus Selbstbewusstsein und Bescheidenheit. Nach gut acht Jahren, die sie in Ingolstadt als Lehrerin für Italienisch an der Volkshochschule tätig ist, kann man nun bei Katia Garelli nicht nur die italienische Sprache erlernen, sondern auch die italienische

Kunst des Genießens. Ein Glücksfall für Ingolstadt und die Altstadt, ein kulinarisches Highlight, von dessen Klasse es nicht viele gibt in Ingolstadt. Artusiana, Schäffbräustraße 3, Geöffnet Dienstag bis Samstag von 10 bis 18 Uhr. Telefon: 0841970 711 19. (msc) April 2012


144 Meter Sushi

Mit dem „Hokkaido“ erfüllte sich Jack Au seinen Traum Acht Jahre lang war es nur ein Traum - im August 2011 wurde er Wirklichkeit. Mit dem japanischen Restaurant „Hokkaido“ erfüllte sich Jack Au seinen größten Wunsch. „Am Tag der Eröffnung war ich sehr gerührt, acht Jahre hab ich auf diesen Moment gewartet“, erzählt der in Hong Kong geborene 27-Jährige. Schon immer habe er sich für die japanische Kultur interessiert, vor allen Dingen für die japanische Küche. Vergangenen Sommer eröffnete er dann – direkt neben der Saturn Arena – das größte „Running Sushi“ der Region. Zwei Laufbänder führen durch das Lokal – doppelstöckig. Das eine misst einfach 34 Meter, das andere 38. Auf einer Gesamtstrecke von sage und schreibe 144 Metern fahren kleine April 2012

Teller mit allerhand Leckereien an den Tischen der Gäste vorbei. Natürlich nicht nur Sushi, sondern allerhand asiatische Köstlichkeiten. Durch ein Glasfenster kann sich jeder nehmen, worauf er gerade Appetit hat. „Pro Person rechnen wir mit durchschnittlich 40 Tellern. Über den Tag verteilt kommen da schon ein paar Tausend zusammen“, erzählt Au. Größten Wert legt der Geschäftsmann auf die Frische seiner Produkte. Fast täglich kommt eine Lieferung mit frischem Fisch. Die nimmt dann der Sushi-Meister höchst persönlich unter die Lupe. „Fisch ist sehr empfindlich, da muss man ganz genau hinschauen. Die Kiemen müssen eine knallrote Farbe haben, die Augen dürfen nicht abgestumpft sein.“ Sein wahres

Können aber stellt der Sushi-Meister dann an der „Teppanyaki-Platte“ - der Kochplatte - unter Beweis. Das perfekte Rollen sowie der exakte Schnitt vom Sushi sind ebenso von Bedeutung wie die Frische der Zutaten selbst. Ein echtes Sushi sei nur dann gut, wenn es erst im Mund zerfällt und nicht schon in der Sojasoße, erklärt Au. Und obwohl er täglich im Restaurant ist, liebt er sein Sushi immer noch. Shashimi heißt seine Lieblingsspeise – das ist einfach nur roher Fisch. Lachs ist übrigens das, was die Gäste am liebsten essen. „Von zehn Sushis müssen wir mindestens sieben mit Lachs machen damit es reicht. Die Ingolstädter scheinen Lachs zu lieben.“ Dabei bietet Au noch viele weitere Fischsorten in seinem japanischen Seite 37


Restaurant an. Was das Ambiente betrifft hatte der junge Geschäftsmann große Ziele: „Ich wollte das schönste Restaurant in Ingolstadt haben. Im japanischen Stil, nicht zu traditionell, aber auch nicht zu trendy.“ Und scheinbar hat er einen guten Mittelweg gefunden, denn das Lokal läuft gut. So hat sich Au seinen Traum jahrelang vorgestellt: Die Gäste kommen gezielt zum Sushi essen, sitzen oft stundenlang am Tisch, unterhalten sich, trinken einen guten Tropfen Wein und zwischendurch immer wieder der Griff zu den kleinen Leckereien, die auf dem Laufband vorbei ziehen. Platz gibt es im Hokkaido genug, rund 160 Menschen werden rund um das Laufband satt. Wer dann aber doch lieber etwas Privatsphäre bevorzugt, kann auch eines der sieben „Tatamis“ mieten.

Das sind separate Räume im traditionell japanischen Stil. Allerdings mit dem Unterschied, dass man sich in Japan zum Essen hinknien würde. Da die Europäer aber lieber auf Stühlen sitzen, hat Au einfach Vertiefungen in den Boden machen lassen.

im Hokkaido trotzdem richtig. Es gibt viele verschiedene asiatische Gerichte wie gebratene Nudeln, Ente mit Spargel, Obst, Mangocreme oder Pudding – eigentlich alles, was das Feinschmeckerherz begehrt. Und wenn mal das persönliche Lieblingsgericht am Laufband aus ist, dann darf man A la carte gibt es zwar auch im dem Personal auch sehr gerne Hokkaido, aber das Running Su- Bescheid geben und seine Liebshi ist die eigentliche Attraktion. lingssorte nachbestellen. Mittags kann für 9,80 Euro so viel gegessen werden, wie der Magen Die japanische Küche hebt sich verkraftet. „All you can eat“ – „Alles vor allen Dingen durch die Leichwas du essen kannst“ eben. Am tigkeit, die frische und schonende Abend ist es zwar etwas teurer, Zubereitung der Speisen hervor. dafür gibt es dann aber auch ganz Man sagt, die japanische Küche besondere Leckereien wie Au- habe einen positiven Einfluss stern oder Jakobsmuscheln. auf die Gesundheit – vermutlich stimmt das auch, oder wie viele Ja und wer kein Sushi mag, ist dicke Japaner kennen Sie? (kg)

Fotos: Gassner Seite 38

April 2012


Flamenco, Paella, spanischer Wein Das Restaurant „Granada“ bringt die iberische Halbinsel nach IN Granada ist – wie einige vielleicht wissen – die Hauptstadt der südspanischen Provinz Granada. Seit nunmehr zwölf Jahren ist Granada aber auch ein kleines gemütliches Stück Spanien direkt in Ingolstadt in der Dollstraße. Ein echtes Familienunternehmen verbirgt sich dahinter. Hier zieht noch die ganze Familie an einem Strang. Maria Herranz-Mayerhofer und ihr Mann Volker Mayerhofer sind die Inhaber. Sie stammt aus Granada, daher auch der Name des Lokals. Schon vor vielen Jahren, genauer 1984, haben Marias Eltern – die damals aus Spanien nach Ingolstadt kamen – das Restaurant „Flamenco“ im Neugarten eröffnet. Schon damals waren die Aufgaben klar verteilt und so kam es, dass Maria neben ihrer Mutter in der Küche des Flamenco, das Kochen lernte. Genau wie heute – zusammen mit ihrer Tochter Sara sind die beiden das Herz des spanischen Lokals. „Das funktioniert sehr gut. Viele fragen mich, ob das denn klappt, aber wir verstehen uns einfach super. Manchmal weiß man nicht, wer die Mutter und wer die Tochter ist“, erzählt die hübsche Spanierin lachend. Genau wie damals, steht auch heute noch die bodenständige traditionell andalusische Küche im Vordergrund – unter anderem Fisch April 2012

und Paella. Jeden Donnerstag kommt eine Lieferung mit frischem Meeresgetier – da findet man dann ganz besondere Leckerbissen, wie Schwertfischfilets oder Seeteufel auf der Tageskarte. Generell ist das Angebot im Granada breit gefächert. Neben Suppen und Salaten stehen auch verschiedene Nudel- und Fleischgerichte auf der Karte. Die Schweinemedaillons beispielsweise stehen bei den Gästen ganz hoch im Kurs. Und wer nicht so recht weiß, was er essen soll, der bekommt von Filipe – dem geschäftsführenden Neffen – eine sympathische und kompetente Beratung.

Auf der Karte stehen zwar „nur“ zehn verschiedene Tropfen, doch für Liebhaber hat Mayerhofer sicherlich noch zehn bis 20 weitere Sorten im Schrank – gerüstet für alle Fälle eben. Denn der Kunde ist König und das merkt man hier auch. „Jeder Gast im Granada ist herzlichst willkommen und verdient vollste Aufmerksamkeit. Es geht ja darum: Er möchte ein paar schöne Stunden verbringen und nicht mit Schwierigkeiten konfrontiert werden. Er möchte gutes Essen, guten Service und schönes Ambiente haben. Und wenn einer dann zu uns sagt ,schön wars´, dann haben wir unsere Aufgabe erfüllt und sind zufrieden“, sagt der Chef des Hauses Die Gerichte werden frisch und mit über seine Philosophie. viel Liebe von Maria und ihrer Tochter Sara zubereitet. Die Geheimzu- Über Kundenmangel kann sich taten für das köstliche spanische das Granada aber sowieso nicht Essen sind hauptsächlich die ara- beklagen. Einen Tisch für mehrere bischen Gewürze – und viel Knob- Personen ohne Reservierung zu lauch selbstverständlich, denn der bekommen, ist schwierig. Regelgehört einfach dazu. Dazu passt mäßig wird das Lokal von internadann ganz besonders gut ein schö- tionalen Gästen besucht.Von übernes Gläschen Wein – ausschließ- all her kommen die Menschen, um lich spanischer Herkunft, versteht im Granada ein kleines Stückchen sich. Spanien zu genießen. Sogar über die Grenzen Deutschlands hinweg Oder vielleicht ein guter Tropfen ist der kleine Spanier in der DollBrandy. „Brandy ist ganz typisch straße bereits eine Legende. „Da für Spanien“, erklärt der Chef, waren Ingenieure aus Spanien da, „dort gibt es bestimmt gut 180 ver- die haben hier bei einem Unterschiedene Sorten.“ Doch auch die nehmen gearbeitet. Die sind fast Brandy-Sammlung im Granada jeden Tag zu uns zum Essen gekann sich wirklich sehen lassen. kommen.“ Sie fühlen sich wie daSeite 39


heim, haben sie gesagt – das war natürlich ein großes Kompliment“, erzählt der Chef. „Als sie wieder zurück nach Hause gefahren sind, haben sie ein paar Visitenkarten mitgenommen. Und tatsächlich standen irgendwann andere spanische Arbeiter hier und haben uns erzählt, sie hätten unsere Adresse von Kollegen aus Barcelona bekommen“, berichtet er stolz.

lie Herranz-Mayerhofer ebenfalls eine wichtige Rolle. Jeden ersten Mittwoch im Monat wird live gespielt. Da greift der Chef sogar selbst zur Gitarre und unterhält die Gäste mit Flamenco-Klängen. Im Sommer – wenn dann auf der Terrasse musiziert wird – ist es einzigartig. Die spanischen Klänge schwingen durch die Dollstraße; da bleiben auch gerne mal die Passanten stehen und lauschen. SüdAuf einen Gast ist der Unterneh- ländisches Flair eben. Wie in Spamer ganz besonders stolz: Paco nien. Wie im Urlaub. de Lucia – die Flamenco-Koryphäe – überhaupt hat schon hier geges- „Der Gast möchte ein paar schösen. Zur Erinnerung hängen Fotos ne Stunden verbringen und nicht an der Wand. „Es war nach den mit Schwierigkeiten konfrontiert Jazztagen 2010, da kam er und die werden.“ ganze Gruppe zu uns zum Essen. Volker Mayerhofer Dieser Besuch war uns eine besondere Ehre, denn so einen Gast hat Das spanische Flair fühlt man man nicht alle Tage.“ schon beim Reinkommen. Das Lokal soll andalusische Geschichte Musik spielt im Leben der Fami-

transportieren. Gemauerte Sitzbänke und Rundbögen dienen als Durchgänge; schlicht, aber zielorientiert. Tische und Bartheke sind handgefertigt, die hat der Schwager für das Granada hergestellt. „Es ist schwierig, denn man muss etwas zur Verfügung stellen, aber du kannst es nur fühlen, nicht greifen. Der Gast kommt rein, setzt sich hin und sieht und fühlt erst einmal.“ Für die Familie ist das Granada keine Arbeit, sondern eine Lebensaufgabe. Die ersten Jahre waren zwar sehr schwierig, erzählt das Ehepaar, aber es hat sich ausgezahlt. Die Gäste sind zufrieden und die Tische immer voll besetzt. Vergrößern wollen sie ihr kleines Stück Spanien aber nicht. „Es soll so bleiben wie es ist“, sagt der Chef, „unser Konzept könnte man sicher in andere Städte transportieren, aber das sind nicht wir.“ (kg)

Foto: Gassner Seite 40

April 2012


Vapiano erobert Ingolstadt

Schnelles Italo-Food live vor den Augen der Gäste zubereitet „Chi va piano, va sano e va lontano“, heißt es bei Vapiano nach einer italienischen Redensart: „Wer alles im Leben locker und gelassen angeht, lebt gesünder und länger.“ Und für genau dieses Lebensgefühl steht das neuartige Restaurant im WestPark. Entspannte Atmosphäre, mediterrane Leichtigkeit und südländische Lebensfreude wollen die Vapianisti – so nennen sich die Mitarbeiter – an die Gäste weitergeben. Weltweit gibt es inzwischen mehr als 108 Restaurants – in 25 Ländern – auf vier Kontinenten. Und jetzt eben auch in Ingolstadt. Alexander Morsy ist der Chef des Hauses – ihm haben es die Ingolstädter wohl zu verdanken, dass es hier nun auch ein Vapiano gibt. Morsy kommt ursprünglich aus München, dort hat er die Gastro-Kette kennen und lieben gelernt. Als er von der Baugenehmigung für die WestPark Erweiterung hörte, stand er sofort beim WestPark Geschäftsführer Frank Hausschmid im Büro, erzählt der Unternehmer. „Der Westpark hat viel investiert, damit wir hier sind. Denn prinzipiell findet man die Vapianos eigentlich nicht im Shoppingcenter, sondern nur in den Innenstädten. Die Ingolstädter Innenstadt ist zwar wahnsinnig schön, aber wir brauchen eiApril 2012

ne hohe Frequenz und das auch über 18 Uhr hinaus. Am Westpark haben wir einfach größere Vorteile gehabt.“ Deswegen freut sich Morsy um so mehr, dass die Ingolstädter das Vapiano so gut annehmen. „Die Gäste sind begeistert“, erzählt Morsy. „Das Vapiano ist etwas völlig Neuartiges in Ingolstadt –aber die Ingolstädter nehmen uns sehr gut an.“ Auf dem Speiseplan der GastroKette stehen mediterrane Speisen.Ob Pasta, Pizza oder Salate – alle Gerichte werden frisch vor den Augen der Gäste zubereitet. Bestellt wird direkt bei den Köchen an den einzelnen „Showküchen“. So können die persönlichen Vorlieben jedes Einzelnen auch noch während der Zubereitung berücksichtigt werden. Doch wer die Wahl hat, hat die Qual. Das geht sogar dem Chef noch so. Denn an der Nudeltheke zum Beispiel dürfen die Gäste nicht nur ein Gericht auswählen, sondern können sich auch noch zwischen elf Pastasorten entscheiden – zwei davon sogar aus Vollkorndinkel. Bei so viel Auswahl stehen die Vapianisti den Gästen natürlich gerne beratend zur Seite. Bezahlt wird nicht sofort und nicht am Tisch. Beim Reinkommen erhält jeder Gast eine scheckförmige Karte, die gilt es nicht zu verlieren. Denn hier werden die

Bestellungen abgespeichert. So müssen die anderen Gäste nicht länger warten, nur weil ein anderer sein Kleingeld zusammensucht. Und noch einen Vorteil bringt das Chipkartensystem mit sich, sagt Morsy. „Es erlaubt dem Kunden, sich im Restaurant frei zu bewegen. Man muss niemandem Bescheid geben, wenn man den Tisch wechselt oder nach dem Essen vielleicht noch an die Bar oder in die Lounge geht.“ Das Konzept des Vapianos nennt sich ‚Fresh Casual Dining‘. „Das bedeutet, bei uns gibt es keine auferlegten Zwänge“, erklärt der Chef. „Jeder kann kommen, ohne Reservierung, egal in welchem Outfit. Unsere Gäste sollen hier ein paar Stunden Urlaub machen.“ Schaut man sich im Lokal um, fühlt man sich auch sofort wohl. Die Einrichtung beruht auf dem Design- und Farbkonzept des Mailänder Architekten Matteo Thun. 30 kleine Olivenbäume zieren das Lokal. Die Hauptrolle spielt aber der 250 Jahre alte Olivenbaum im Erdgeschoss. Unter seinen Zweigen zu sitzen, scheinen die Gäste zu lieben, denn das sei der beliebtester Sitzplatz im Restaurant, erzählt Morsy. Der Olivenbaum ist übrigens eine Art Markenzeichen, denn den findet man in jedem Vapiano. Der beste Baum wird vor der Eröffnung - wie bei einem Casting – ausgeSeite 41


wählt. Ein „Olivendoktor“ kommt einmal im Monat vorbei und überprüft, ob der Baum in Ordnung ist. Ansonsten stehen den Gästen auf jedem Tisch frische Kräuter zum Selberpflücken zur Verfügung. So kann jeder – je nach Belieben – seine Gerichte ganz individuell mit Basilikum oder Rosmarin ver-

feinern. Ja und damit das Vapiano auch abends für die Gäste attraktiv ist, hat Morsy jetzt einen Barchef eingestellt, der ab Mitte Mai für Cocktails sorgen wird. Denn die Bar und der überdachte Außenbereich bieten sich geradezu an, auch abends – bei einem Glas Wein oder eben einem Cocktail

-gemütlich zusammen zu sitzen. Außerdem sind Live-Acts geplant, verrät Morsy. „Ich stelle mir zum Beispiel einen Saxophonisten vor, der dann mit seinem Instrument durchs Lokal geht.“ Das Vapiano hat übrigens jeden Tag geöffnet – auch an Sonn- und Feiertagen. (kg)

Foto: Gassner Seite 42

April 2012


Gastro im Mai 2012 Seite 43


Seite 44

Mai 2012


Its „Bubble-Tea“-Time

Das bunte, zuckersüße Kultgetränk erobert Ingolstadt Tea Time war gestern, heute heißt das neue Trendgetränk „Bubble Tea“. Ein Teegemisch mit bunten Glibberperlen. Direkt aus Asien genauer gesagt aus Taiwan - ist der Perlentee inzwischen auch nach Ingolstadt geschwappt. Deutschlandweit schießen die Bubble Tea Läden wie Pilze aus dem Boden. Und auch an Ingolstadt ist der Trend nicht vorbei gegangen. Dafür haben Marion Wolfert und Willi Schwarz gesorgt. Seit Februar 2012 bieten sie in ihrem Laden „Boobuk“ in der Harderstraße das neue Szenegetränk an. „2010 war eine Arbeitskollegin von mir in China“, erinnert sich Marion Wolfert. „Sie hat mir vom Bubble Tea zum ersten Mal erzählt. Dort ist das Getränk sehr etabliert, an jeder Ecke gibt es einen Bubble Tea Laden“. Neugierig geworden, recherchierte die 24-Jährige genauer nach, was es denn mit dem Bläschentee auf sich hat. Sie erzählt ihrem Mann Willi von der Idee, einen Bubble Tea Laden in Ingolstadt zu eröffnen. „Ich fand es toll, etwas zu machen, was es in Ingolstadt noch nicht gibt“ berichtet die Unternehmerin. Der Gatte ist Anfangs etwas skeptisch, doch zu diesem Zeitpunkt hatte das Pärchen das bunte Teegemisch noch nicht selbst probiert. Sie fahren in Mai 2012

verschiedene Städte wie Wien oder Frankfurt, um das Trendgetränk zu testen. „Nach den ersten Schlucken waren wir beide mehr als überzeugt: Ingolstadt braucht einen Bubble Tea Laden.“ Gesagt getan – und die Ingolstädter, gerade die junge Generation, ist begeistert vom neuartigen Szenedrink. Wobei „neuartig“ wohl nur auf Europa zutrifft, denn in Taiwan gibt es das Getränk seit mehr als 30 Jahren. Ursprünglich sollte er die Kinder für Tee begeistern. Die Perlen waren mehr als Nachtisch gedacht. In den 1990er Jahren eroberte der Bubble Tea Amerika und vor rund drei Jahren hat er es dann schließlich auch nach Europa geschafft. Wie der Name „Bubble Tea“ schon sagt, ist Tee das Grundgetränk. Drei verschiedene Sorten bietet das Boobuk in Ingolstadt an: Schwarz, grün und rot. „Hier unterscheiden wir uns schon von vielen anderen Bubble Tea Läden“, erzählt die Chefin, „unser Tee wird immer frisch zubereitet. Es gibt Läden, die den Tee aus Wasser und Pulver mischen, das schmeckt einfach nicht gut.“ Tee ist also die Basis, doch jetzt wird noch einmal unterschieden: Es gibt den Milchtee - die cremige Variante und den Fruchttee – die eben fruchtige Variante. „Die

Kunden entscheiden sich meistens für die fruchtige Version“, erzählt Wolfert, „Milchtees sind ja bei uns in Deutschland generell nicht so verbreitet.“ „Aller Anfang ist schwer“, heißt es so schön und auch beim ersten Bubble Tea-Kauf wird der Laie vor eine echte Herausforderung gestellt. Insgesamt 33 verschiedene Geschmäcker stehen auf der Karte plus einem monatlich wechselndem Geschmack. Von Amaretto- über Pfirsich-, Litschi-, Apfel- bis hin zum Tarogeschmack ist nahezu alles vertreten. Ist die Entscheidung nun endlich gefallen, geht es gleich weiter. Welches Topping darf es sein? Und das ist jetzt das Entscheidende. Das Topping – sprich die Bubbles, gibt es wieder in verschiedenen Farben, Geschmäckern und Konsistenzen. Ganz klassisch, wie es auch in Taiwan seine Anfänge genommen hat, gibt es die „Tapioka-Kügelchen“. Das sind geschmacksneutrale Stärke-Perlen aus der Maniokwurzel, die in Honigwasser eingelegt werden. Die Konsistenz erinnert an Gummibärchen oder Kaugummi. Das zweite Topping - der Renner unter den Gästen – die „Popping Bobas“. Kleine Fruchtperlen, gefüllt mit Sirup, die im Mund zerplatzen. Natürlich gibt es auch hier wieder jede Seite 45


Menge verschiedene Sorten. Von Lychee bis Mango ist alles dabei. Das dritte und letzte Topping sind die „Jellys“. Hier werden Geleestückchen in den Tee gemischt. Die sind zum Zerkauen gedacht, von Aloe Vera bis Coffee gibt es alles was das Herz begehrt. Selbstverständlich hilft das freundliche Personal im Boobuk den Kunden, die richtige Wahl zu treffen, denn gerade am Anfang scheint es doch etwas kompliziert. Zum Schluss wird alles in einen

Seite 46

Becher geworfen und kräftig durchgemixt. Zuvor muss aber noch eine letzte Entscheidung getroffen werden und zwar die der Größe. Den Medium-Becher gibt es für 3 Euro, das Large-Format für 3,50 Euro. Dann ist das bunte Kultgetränk fertig und kann in vollen Zügen getrunken beziehungsweise gekaut werden. Eins sollte man vielleicht noch erwähnen: In Taiwan zählt der Bubble Tea als Zwischenmahlzeit. Durchschnittlich hat ein Getränk gut und gerne 400 Kalorien. Doch das scheint den Bubble Tea-

Trend nicht aufzuhalten. Zumindest macht es im Boobuk in Ingolstadt den Anschein. Bis vor die Türe bildet sich am Nachmittag die Schlange der Bubble Tea-Fans. Sogar Bubble Tea-Gutscheine schenkt man sich inzwischen. Die gibt es auch im Laden zu kaufen. Die Meinungen zum Szenedrink sind so bunt gemischt wie das Getränk selbst. Wer mitreden will, muss es einfach selbst ausprobieren. Montag bis Samstag hat das Boobuk von 11 Uhr bis 19 Uhr geöffnet. (kg)

Mai 2012


Fotos: Gassner Mai 2012

Seite 47


Foto: Gassner Seite 48

Mai 2012


Köchin mit der Liebe zur Psychologie Das Bayerische Fernsehen filmte im Kastaniengarten mit Nina Maier für die Serie „Schlemmerreisen“ Im Schatten der Willibaldskirche und Jahrhunderte alter Kastanien, neben Pferdekoppeln und Trauerweiden ist das urige Ambiente unverwechselbar. Das scheint wohl auch das Bayerische Fernsehen so zu sehen, denn am Montag Vormittag war ein Filmteam da, um für die Serie „Schlemmerreisen“ zu drehen. Showköchin ist die 21-jährige Nina Maier, die zur Familie des Wirts und Geschäftsführers Elmar Diepold gehört. Für das Fernsehen zauberte die Hobbyköchin ein tolles Menü.

„Ein Tag in der Küche mit vielen Gästen ist für mich aufregender. Da muss alles passen“ Nina Maier, Showköchin Los ging es mit einem Aperitif namens Sepp – die Antwort auf das Kultgetränk Hugo. Hausgemachter Kastanienblütensirup mit Reingauriesling, Weißbier und saurem Apfel gemischt, auf Eiswüfel mit Minzblättern verfeinert. Als Vorspeise servierte die hübsche Hobbyköchin Saiblingstartar auf Radicarpaccio und Rote Beete-Schaum. Aufgeregt ist Nina Maier nicht, Mai 2012

denn den ein oder anderen TV-Auftritt hat die 21-Jährige schon hinter sich. „Ein Tag in der Küche mit vielen Gästen ist für mich aufregender, da muss alles passen“, berichtet Maier. Seit ihrem fünfzehnten Lebensjahr hantiert die quirlige Abiturientin mit Töpfen, Pfannen und großen Messern. Das Kochen hat sie sich selbst bei- gebracht. Im vergangen April trat Nina Maier schon bei der ZDF Kochshow „Die Küchenschlacht“ auf. Später folgte ein Praktikum beim bekannten Fernsehkoch Alfons Schuhbeck. Auch in der TV-Sendung „Topfgeldjäger“ war Nina Maier schon zu Gast. Köchin will sie aber nicht werden. „Ich würde gerne Psychologie studieren, momentan warte ich noch auf einen Studienplatz“, erzählt sie. Ganz routiniert geht es weiter im Menüprogramm für die BR-Serie Schlemmerreisen. Als Hauptgang hat sich der Geschäftsführer Elmar Diepold nämlich etwas ganz Besonderes ausgedacht. Nina bereitet einen Saibling in Weißbierteig mit Radieserlschmand und kristallisierten Kastanienblüten zu. Der Fisch stammt aus der Altmühl, denn auf regionale Produkte legt man im Kastaniengarten besonders viel Wert, berichtet der Küchenchef Raimund Kuppe. Er ist auch für die Menükarte im bayerischen Wirtshaus zuständig. Seit 2003 sorgt er für das leibliche Wohl der Gäste

und die lieben seine Gerichte. Von der Bierrahmsuppe mit Weißwürstl bis hin zur vegetarischen „BrezenGmias-Lasagne“ macht sich der Küchenchef jede Woche aufs Neue Gedanken. „Der Beruf ist eine Leidenschaft“, gesteht Kuppe, „anders würde es wohl auch gar nicht funktionieren.“ Denn die Arbeitszeiten in der Gastronomie seien ziemlich lang. „Doch wenn ich sehe, wie es den Gästen schmeckt, ist es das wert.“

„Der Beruf ist eine Leidenschaft. Anders würde es wohl auch gar nicht funktionieren.“ Raimund Kuppe, Küchenchef In der Schankhütt‘n wird derweil weiter fleißig für das Bayerische Fernsehen gekocht. Routiniert und gelassen geht die 21-Jährige ans Handwerk, als hätte sie ihr Leben lang nichts anderes gemacht. Bis der Bericht über den Kastaniengarten im Fernsehen zu sehen ist, wird es allerdings noch etwas dauern. „Vermutlich im nächsten Frühjahr“, sagt der Kameramann. Doch wozu so lange warten? Schmecken kann man die köstlichen Gerichte im Fernsehen sowieso nicht und der Kastaniengarten hat schließlich jeden Tag geöffnet. (kg) Seite 49


Foto: Gassner

Schlemmerreise zum Viktualienmarkt Köstlichkeiten aus aller Herren Länder locken Gäste aus sämtlichen Gesellschaftsschichten an Er gehört zu den geschichtsträchtigsten Orten der Ingolstädter Altstadt. Direkt vor der historischen Kulisse des Herzogkasten, vom Rathaus aus in östlicher Richtung erreicht man den Ingolstädter Viktualienmarkt.

„Hier kommt inzwischen jeder gerne her. Das ist eine wirklich faszinierende Mischung.“ Jasmin Garipler Unter großen Kastanienbäumen sind auf dem zentralen Platz zwischen Sparkasse und Stadttheater – in lockerer Biergartenatmosphäre – Tische und Bänke Seite 50

aufgestellt. Vor allem um die Mittagszeit trifft man hier Städter und Touristen an, die sich zu einem gemütlichen Essen niedergelassen haben. Gerade bei schönem Wetter ist der Viktualienmarkt eine beliebte Anlaufstelle und immer gut besucht. „Im Sommer kann es dann auch ganz schön stressig werden“, erzählt Rosi Schmucker, die seit zehn Jahren auf dem Viktualienmarkt arbeitet. Trotzdem mache ihr die Arbeit nach wie vor Spaß. „Hier erlebt man wirklich allerhand. Man trifft die unterschiedlichsten Leute, es gibt immer etwas zu gucken.“

Auch Jasmin Garipler kennt das Leben am Vitualienmarkt gut. „Ich selbst arbeite zwar jetzt erst im zweiten Jahr hier, aber mein Vater stand zuvor schon viele Jahre am Vikutalienmarkt.“ 2007 hat die Stadt Ingolstadt die Imbiss-Buden gesellschaftsfähig gemacht. Die teilweise zerrütteten Holzverschläge, sind modernen ImbissHütten gewichen und auch das Publikum hat sich geändert. „Von Jung bis Alt, vom Harz-IV Empfänger bis zum Bänker, von Familien bis Alleinstehenden, hier kommt inzwischen jeder gerne her“, berichtet die Bratwurstverkäuferin. „Das ist eine wirklich faszinierende Mischung.“ Mai 2012


Das Hauptgeschäft am Viktualienmarkt ist während der Mittagspausen. Übrigens, das Wort Viktualienmarkt kommt vom lateinischen Begriff „Viktualien“, was soviel wie Markt oder Lebensmittel bedeutet. Und Lebensmittel – selbstverständlich in fertig zubereiteter Form - findet man hier in Hülle und Fülle. Aus den unterschiedlichsten Ländern bieten die Imbissbesitzer ihre Köstlichkeiten feil. „Wenn ich nicht weiß, was ich zu Mittag essen will, laufe ich gerne zwischen den Imbissbuden durch und lasse mich von den verschiedenen Gerichten inspirieren“, erzählt eine Kundin. „Das finde ich toll und vor allen Dingen sehr abwechslungsreich.“ Abwechslungsreich ist wohl die genau richtige Bezeichnung für die vielfältige Speisekarte am Viktualienmarkt. Für diejenigen, die auf die bodenständige oder traditionell bayerische Küche setzen, gibt es zum Beispiel Schnitzelsemmeln, Leberkäs mit Kartoffelsalat oder Schaschlik mit Pommes.

acht bis 18 Uhr die Gäste mit Würsten in jeder nur erdenklichen Art versorgt. Ein ungarischer Spezialitäten Stand serviert Langos – eine beliebte Brotspezialität aus Hefeteig, die in reichlich Fett gebacken wird. Hier findet man aber auch Reh- und Rindergulasch oder Letscho, ein ungarisches Schmorgericht aus Paprika, Tomaten, Speck und Wurst.

genehm hier zu sitzen.“ Auch die wachsende Anzahl der Vegetarier wurden bei der Speiseplanung bedacht. Auberginen und Zucchini mit Zaziki und Fladenbrot ist nur eine der vielen fleischlosen Alternativen auf dem Viktualienmarkt. Eine ebenfalls höchst einladende und umfangreiche Auswahl bietet die kleine „Taberne“ auf der Theaterseite. „Unsere Spezialität ist Fisch“, erzählt die Inhaberin, „der „Ich bin nicht so oft geht hier wirklich gut über die Thein Ingolstadt, aber wenn ich dann ke.“ Paniert, gebraten und sogar „to go“. Aber auch deftige Spaream Viktualienmarkt ribs und leichte Salate lassen sich vorbeikomme, dann kaufe ich hier wunderbar genießen.

mir hier eigentlich immer einen Dönerteller.“ Dieter Schad

Natürlich darf auf dem Viktualienmarkt ein Asia-Imbiss oder ein klassischer Döner-Stand nicht fehlen. Es herrscht auch ständig reger Betrieb. „Ich bin nicht so oft in Ingolstadt, aber wenn ich dann am Viktualienmarkt vorbeikomme, dann kaufe ich mir hier eigentlich immer einen DönertelIn der Bude nebenan dreht sich ler“, erzählt Dieter Schad. „Der ist alles um die Wurst. Hier arbeitet einfach super lecker und gerade auch Rosi Schmucker, die von bei dem schönen Wetter ist es an-

Mai 2012

Selbst die „süßen“ Feinschmecker kommen am Viktualienmarkt auf ihre Kosten. Von der Dampfnudel bis zum Stück Kuchen – womöglich als Nachspeise. Dazu eine große Tasse Cappuccino schlürfen und zwischen den großen Kastanienbäumen sitzend die vorbeischlendernden Passanten beobachten. An einem schönen sonnigen Sommertag kann man sich – zumindest in der Mittagspause – wohl kaum was entspannenderes vorstellen. (kg)

Seite 51


Pizza satt

Im „Leoncavallo“ kann man die Speisen auch nach Hause tragen Vater, Salvatore, mitarbeitet und fast monatlich zum Einkaufen nach Italien fährt. Bevor sie das Lokal in Gerolfing eröffneten, hatten die Chimentos einen italienischen Feinkostladen in München und auch schon Lokale in Kalabrien. Im Service führt der erst 23-jährige Alessandro Chimento, der mit Freundin Jessica die Gäste aufmerksam bedient. In der Küche gibt Bruder John den Ton an. Er sammelte kulinarische Erfahrungen in Brüssel, Orvieto und natürlich in Kalabrien. Wenn es ums Drei Gründe dürften für den plötz- Eis geht (nicht nur dann) kommt Valichen Erfolg des Lokals entschei- ter Salvatore ins Spiel. dend sein: Es ist ein familär geführter Betrieb der Brüder Alessandro und Zum anderen ist die Küche bodenJohn Chimento, in dem auch der ständig, nicht überspannt und es Der Standort schien nicht günstig. Das italienische Lokal in Gerolfing an der Straße nach Dünzlau (eigentlich befindet es sich in einer Seitenstraße, der Schäferstraße Nr. 2) wechselte schon des Öfteren den Pächter. Doch seit Oktober letzten Jahres weht dort ein anderer, frischer Wind. Es heißt jetzt „Leoncavallo“ - nach dem berühmten italienischen Opernkomponisten – und wird als Pizzeria von der Familie Chimento betrieben.

Seite 52

herrscht ein gutes Preis- Leistungsverhältnis (Pizzen gibt es ab 4,50 Euro). Man kann eine Pizza, Pasta - aber auch anspruchsvolle Fischund Fleischgerichte wählen. Neben der eigentlichen Speisekarte verführt eine wechselnde Wochenkarte, auf der sich Lamm-Kotlett, Seezunge und Dorade befinden können. Wir probierten zu zweit den vegetarischen Vorspeisenteller, der geschmacklich ansprechend ist und schon ziemlich sättigt. Auch Tagliatelle Gamberi e Zucchine (mit Garnelen und Zucchini für 8,90 Euro) sowie die Pizza Leoncavallo (Käse, Cherry-Tomaten, Zucchini und Shrimps für 7,50 Euro) überzeugten. Mai 2012


Obgleich die Pizzeria geschmackvoll eingerichtet ist und zum Verweilen lädt, nutzen viele Freunde der italienischen Küche den Mitnahmeservice: Es ist halt auch schön, auf der eigenen Terrasse eine Pizza oder Pasta zu verzehren, die vom Koch des „Leoncavallo“ zubereitet wurde. Daheim muss man ja beim Trinken auch nicht an den Führerschein denken. „Die meisten nehmen Pizzen mit, manche aber auch Nudeln. Im Prinzip kann man fast jede Speise so zubereiten, dass sie zu Hause verzehrt werden kann – Anruf genügt“ erläutert Alessandro Chimento. Für geschlossene Gesellschaften bietet das „Leoncavallo“ Gastzimmer für 30 beziehungsweise 50 Personen (auch beide Räume zusammen) an. Auf der Terrasse finden nochmals 30 Gäste Platz. An lauen Sommerabenden schmeckt hier ein Glas Weißwein gut. Alessandro Chimento bietet vorrangig Weißweine aus dem Friaul an, schwärmt aber auch von

trockenen Weinen aus Kalabrien. Er selbst schätzt besonders einen Tocai (nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Wein aus Ungarn) aus dem Friaul. Die Rotweine stammen vorzugsweise aus dem Piemont. Barolo und Barbera sind klangvolle Namen, die aber nicht ganz billig sind. Man kann aber auch zum offenen Hauswein greifen – der Pinot Grigio für 4 Euro ist gut trinkbar. Wer zur Pizza – wie übrigens auch viele Italiener – Bier bevorzugt, ist bei Herrnbräu in den besten Händen. San Pellegrino und ein kalabresisches Mineralwasser stillen den Durst der Autofahrer, die ihren Führerschein schätzen. Der Espresso wird hier nicht mit der sehr verbreiteten Faema E 61 sondern mit einer Espressomaschine aus dem Hause Fiorenzato (Modell Ducale) zubereitet. Durch den Siebträger fließt die Marke Polo, eine venezianische Röstung, die vorwiegend in der Gastronomie verbreitet ist. Der Kaffee kann aber auch im Lokal als ganze Bohne

in der Kilopackung erworben werden. Alessandro Chimento stellt übrigens eine eigene Mischung her: Er kauft die Sorten Robusta und Arabica und mischt nach seinem Geschmack. Das Ergebnis kann sich sehen/schmecken lassen. Besonders am Herzen liegen dem Gastronomen seine Grappe. Der Grappa di Barolo wird von ihm wärmstens empfohlen und enttäuscht nicht. Natürlich sind auch Grappe di Nonino vertreten. Seinen Namen verdankt das Lokal Ruggiero Leoncavallo, dessen Oper „Der Bajazzo“ (italienisch „Pagliacci“) Opernfreunden ein Begriff ist. Warum gerade dieser Komponist bei der Namensgebung Pate stand ist schnell geklärt: „Die Oper spielt in unserer Heimat, nämlich in Montalto in Kalabrien. Damit hat Leoncavallo dieser Stadt ein Denkmal gesetzt und deshalb ehren auch wir ihn“ erzählt Alessandro Chimento. (hk)

Foto: Käbisch Mai 2012

Seite 53


„Das Mekka des Sports“

Panther-Sportsbar ist Ingolstadts Szenegastronomie nicht nur für Eishockeyfans Auf den ersten Blick wirkt die Panther-Sportsbar, die man direkt neben der Saturn-Arena findet, wie ein riesiges Eishockeymuseum. Schon im Eingangsbereich prägen Shirts der aktuellen und ehemaligen Stars den unvergleichlichen Sportsflair der Gastronomie. „Wir sind eine Sportbar und wollen alle Sportarten und Vereine in Ingolstadt ansprechen“, betont Gastronomieleiter Robert Schaube. Und nicht nur bei den Spielen des ERC Ingolstadt kommt der Sportfan auf seine Kosten. Fünf Großbildschirme sowie ein Beamer ermöglichen es, dass man vier Spiele im Fußball oder Eishockey gleichzeitig sehen könnte. XXL-Essen und Sport satt „Wir zeigen alles vom Biathlon über die NHL, NBA bis hin zum Super Bowl, da wir eng mit den Dukes (Ingolstadts Top-American Footballteam, Anm. Red.) zusammenarbeiten. Die sind seit Jahren hier und feiern ihre Super Bowl-Partys“, betont der Gastronom der Sportsbar, die bereits seit 2007 der Zufluchtsort der Sportfans der Region geworden ist. Das war auch die Grundidee hinter dem Bau der Sportsbar. „Die Eishockeyfans hatten nach der Schließung des Jahn-Stadions einen Rückzugsort gesucht, an dem man sich vor oder nach dem Seite 54

Spiel treffen kann und zusammenkommt“, verrät Robert Schaube den Plan hinter der Sportsbar, die eng in Zusammenarbeit mit dem ERC Ingolstadt entstanden ist.

gen immer ab 13 Uhr geöffnet hat und die Chance ermöglicht, live die Spiele des B-Pools von seinem Platz zu verfolgen, läuft die Küche auf Hochtouren. Allein während eines Spieltags müssen 500 SpieGerade das umfangreiche Angebot ler und Funktionäre versorgt und lockt nicht nur Sportfans in die Sze- bekocht werden. negastronomie. Von den Klassikern wie Burgern, Pasta und Schnitzel Und die Nationalteams kommen gibt es auf der Wochenkarte immer nach 2009 auch wegen der Sportswieder kulinarische Leckerbissen. bar gern zurück nach Ingolstadt. Beispielsweise steht diese Woche „Es ist wie eine große Familie. Viele im Zeichen des Spargels. Eine Kre- Spieler kennen sich und auch wir ation aus deutscher und mediterra- freuen uns auf die Teams. Mit vielen ner Küche, wie Spargel mit Gnocchi, hat man auch nachher noch lange Tomaten und Pesto sind „gerade Kontakt. Das ist Sport zum Anfasin der warmen Zeit ein passendes sen“, betont der Gastronomieleiter. leichtes Gericht“, wie Robert Schaube betont. Ein besonderes Highlight Gerade die Feiern und der Spaß sind aber auch die XXL-Schnitzel, nach den Spielen sind schon legendie über den Tellerrand hinwegge- där. „Die beste Partystimmung bei hen und in der Woche bei Spielen der letzten WM haben die Brasiliaschon mal bis zu 150 Mal aus der ner gemacht. Aber auch GroßbritanKüche gehen, oder die XXL-Burger. nien hat es richtig knallen lassen“, 200 Gramm Fleisch mit frischem so Robert Schaube ergänzt aber soGemüse lassen einen das Wasser fort: „Es gilt aber bis zum Ausscheiim Munde zergehen. Unregelmä- den, dass jedes Team auf Alkohol ßig gibt es diese auch als Bavarian verzichtet.“ Das Team Neuseeland Burger oder als indischer Burger mit musste sogar unterschreiben, dass Ananas und Curry. man zwei Monate vor der WM bis zum Ende der Veranstaltung ganz Mittagstisch und WM-Live auf Alkohol verzichtet. Beim Verstoß droht der Ausschluss des TurGerade zu der jetzt stattfindenden niers für den Akteur. Aber auch für Inline Hockey Weltmeis-terschaft, die Fans bei den Spielen wird es an bei der die Sportsbar an Spielta- nichts fehlen. Neben einem reichMai 2012


haltigen Angebot von sieben bis acht Gerichten auf der Karte der Panther Sportsbar gibt es im Außenbereich der Halle kulinarisch jede Menge zu entdecken. Von Pizza, Burgern bis hin zu Pommes lässt es sich gut auch außerhalb der Halle leben. Gerade, da vor der Halle eine Bühne mit Livebands auf die Fans wartet, sowie zahlreiche Attraktionen für Kinder vorgesehen sind. Aber auch nach der WM stehen schon wieder die nächsten Highlights an. Nach der Sommerpause, die bis Anfang Juli geht, laufen dann schon unter anderem wieder

die Planungen des Panther Dinners 2012. Wie schon in den Vorjahren werden Ende des Jahres, ein genauer Termin steht noch aus, die ERC-Profis die Schlittschuhe gegen die Küchenschürzen tauschen und für ihre Fans kochen. Das Event, dass einst entstanden ist, um die Bindung zwischen Spielern und Fans noch zu intensivieren, ist inzwischen schon zu einer Kultveranstaltung geworden.

Profisport, wie der VfL Bochum haben sich nach dem Erfolg des Konzepts informiert. „Unser Glück war es, dass wir immer Spieler gefunden haben, die es gerne machen. Ehemalige Akteure wie Robby Renn oder Michael Waginger haben schon Wochen vorher gefragt, wann es wieder stattfindet. Unser Ziel ist es, dabei etwas kochen zu lassen, was jeder umsetzen kann“, stellt Robert Schaube klar. Der Erfolg ist eindeutig. Bislang hat es nicht nur jedem Der Erfolg ist eindeutig geschmeckt, sondern es sind alle Und auch andere Vereine aus dem wiedergekommen. (ca)

Foto: Bösl Mai 2012

Seite 55


Gastro im Juni 2012 Seite 56

April 2012


Pure Fleischeslust

Das neue Grillhouse „Vesta“ will mit seinen Steaks einen „Aha-Effekt“ beim Gast provozieren „Alles was Sie bisher an Steaks gegessen haben, ist dann nur noch Durchschnitt.“ Claudio Fiorella, Betreiber des neuen Restaurant „Vesta“, das sich leicht versteckt hinter der Franziskaner Kirche in der Proviantstraße 5a am Josef-Strobl-Platz befindet, will seine Gäste auf eine kulinarische Reise von Grillspezialitäten mitnehmen. Und gibt sich dabei recht selbtbewusst. „Wir wollen bei unseren Gäs-ten einen klassischen Aha-Effekt auslösen und zeigen, dass Steak nicht gleich Steak ist“, betont der GasJuni 2012

tronom. Ob nun Roastbeef aus Nebraska, Rinderfilet, Lammkaree, Kalbsteak am Knochen gegart oder Fischspezialitäten vom Thunfisch bis zum Seeteufel, alles soll immer frisch und in höchster Qualität auf dem Teller der Kunden landen. „Es ist Fleisch, das man so nicht im deutschen Großmarkt bekommt“, stellt Clau­ dio Fiorella klar. Aber auch zahlreiche Burgervariationen sowie eine große Auswahl an Salaten warten auf die Gäste. „Von unseren Burgern wird ein normaler Erwachsener gut satt. Und auch geschmacklich merkt man die gute Qualität des Fleisches. Das US-

Premium-Beef ist halt eine andere Liga“, verrät der für Ingolstadt neue Gastronom. Die Idee, ein solches Konzept in Ingolstadt zu etablieren, kam dem Gastronom im Gespräch mit Bekannten in der Stadt. „Ein richtig schönes Grill- und Steakhouse fehlt einfach in der Stadt“, so der Restaurantbetreiber und ergänzt: „Einen In- und Outdoorgrill auf dem Grillspezialitäten und Gemüse auf dem Grill liegen, gibt es hier noch nicht.“ Besonders stolz ist der Gastwirt auf seinen edlen HaJaTec-Holzkohlegrill. Der 30 000 Euro teure Grill gilt nicht nur beim Gourmet-Magazin „Der FeinSeite 57


schmecker“ als der Rolls-Royce unter den Grills. Das Schweizer Unternehmen Hajatec, das erst seit drei Jahren auf dem Markt ist und in Ulm produzieren, konnte mit ihrem speziellem Grill, der es ermöglicht, gesundheitsschädliche Dämpfe zu isolieren. „Wir wollen zeigen, wie leicht und lecker die mediterrane Küche sein kann. Man sollte dem Gast dabei immer etwas Neues bieten“, betont Küchenleiter Michael Beyer. Für den Küchenchef ist dabei ein Motto eine Lebenseinstellung: „Frisch ist gut“. Entsprechend werden die Waren täglich frisch angeliefert und gleich für den Gast zu-

bereitet. „Wir kochen hier wirklich. Es gibt keine Zulieferergerichte. Soßen, Salate und Kartoffelspezialitäten werden hier noch klassisch vorbereitet. Unser Ziel ist es, wenn der Koch Spaß kochen hat, dann merkt das der Gast als erster“, sagt Michael Beyer mit einem Strahlen. Besonders freut sich der Küchenleiter auf die neue Tageskarte. Im Businessloungestyle will sich das Vesta mit einer bunten Karte an die Wünsche der Kunden orientieren. Dabei sind der Kreativität der Küche keine Grenzen gesetzt. Vom klassischen Schnitzel über eine Kohlroulade

bis zur Thaicurry-Pfanne soll die Mittagskarte den hungrigen Ingolstädter locken. Neben dem Hauptgericht, soll ein kleiner Salat sowie ein Getränk mit im Preis von 7,95 Euro inbegriffen sein. „Die Saucen und Garnituren werden regelmäßig wechseln“, stellt Michael Beyer klar. Gerade mit der Businesskarte will der Gastronom zeigen, dass man ein Angebot für jeden Geldbeutel hat. „Wir sind kein Gourmettempel, sondern wollen gutes, frisches und leckeres Essen kochen“, sagt Claudio Fiorella. „Aber natürlich sind die Steaks auch nicht etwas für jeden Tag“, so der Betreiber weiter. (ca)

Fotos: Raffalt Seite 58

Juni 2012


Verführung auf die süße Art

Die Chocolaterie „mundgerecht“ im Zehenthof und ihre sündhaft leckeren Kreationen Wer die Tür zu dem Laden in der Pfarrgasse 6 aufmacht, angezogen von den Pralinen, Törtchen und Petit Fours, auf die das Schaufenster bereits einen sündhaft verführerischen Blick freigibt, der würde seine rechte Hand dafür verwetten, dass hier irgendjemand zu oft den Film „Chocolat“ mit Juliette Binoche gesehen hat. Dabei kam Katrin Elsler die Idee, aus ihrem ursprünglichen Beruf als Verlagskauffrau auszusteigen und in Ingolstadt eine Chocolaterie zu eröffnen, in Australien. In einem kleinen Weinstädtchen, wo sie auf einen kleinen Chocolatier gestoßen war. „Das waren die besten Pralinen, die ich in meinem Leben gegessen habe“, erinnert sich die quirlige 28-Jährige, „so entstand die Schnapsidee. Ich habe zum Spaß gleich meinem Vater geschrieben, dass wir zusammen ein Geschäft aufmachen.“

„In der Lage seid ihr tot“, musste sie sich damals oft anhören. Sie aber hatte sich längst in das kleine, extravagante Ladenlokal verknallt. Und sie sollte Recht behalten. Denn ihre Patisserie „mundgerecht“, die sie zusammen mit ihrem Vater Ernst und ihrem Mann Sebastian betreibt, lief von Anfang an recht gut. Ihre ebenso stilvollen wie exklusiven süßen Kreationen haben schnell ein Stammpublikum gefunden.

Auch wenn Katrin die Idee zu ihrer Chocolaterie aus Australien mitgebracht hat. Ein paar Parallelen zu dem Kinofilm mit Juliette Binoche gibt es doch. „Ich muss zugeben, während ich den Businessplan geschrieben habe, da habe ich schon den Soundtrack von ,Chocolat’ rauf- und runtergehört“, lacht sie. Und noch eine Gemeinsamkeit fällt ihr spontan ein: „Auch wir haben wie jene Vianne im Film unsere Das ist jetzt über drei Jahre her. Chocolaterie mitten in der FastenAus der „Schnapsidee“ wurde ein zeit eröffnet.“ ausgefeilter Plan. Und vor knapp zweieinhalb Jahren war es dann Ihr Johnny Depp hingegen heißt so weit. Die Chocolaterie „mund- Sebastian Falkner. Mit ihm ist sie gerecht“ eröffnete. An einem ver- seit zwei Jahren verheiratet. Und wunschenen kleinen Platz in Ingol- auch er hat seinen Beruf als Großstadt, von dem Katrin Elsler jeder und Einzelhandelskaufmann hinabgeraten hatte. Denn die großen geschmissen, arbeitet in der PatisPublikumsströme bewegen sich si- serie mit und schließt jetzt gerade cher nicht durch den Zehenthof. seine Lehre als Konditor ab. Juni 2012

Die Wurzeln für die romantischverträumte Chocolaterie „mundgerecht“ indes liegen viel weiter zurück. Vater Ernst Elsler, ein Südtiroler, der heute noch die italienische Staatsbürgerschaft hat, erzog seine Kinder zu wahren Feinschmeckern. „Wir sind Gourmets seit wir denken können, wir experimentieren, wir sind kreativ, wir sind innovativ“, erinnert sich Tochter Katrin.
Kein Wunder, denn ihr Vater ist Konditormeister. Ausgebildet am Tegernsee hat er über zehn Jahre in Berlin gearbeitet, bis ihm die Massenproduktion im Süßwarenbereich den Beruf vergällt hatte. Er hat seinen Job, mit ihm seine Leidenschaft hingeschmissen und einen Fliesenhandel eröffnet, in Ingolstadt. Kein Wunder also, dass Ernst Elsler sofort Feuer und Flamme war, als ihm seine Tochter aus Australien einen Brief schrieb, in dem stand, dass sie zusammen mit ihm eine exklusive Chocolaterie aufmachen will. „Er fand das spontan cool“, lacht Katrin und dreht sich dabei um zu ihrem Vater, der gerade in der Backstube ein paar Pralinen den letzten Schliff gibt. „Ich möchte die Geschichte einer Speise kennen. Ich möchte wissen, woher die Nahrung kommt. Ich stelSeite 59


le mir gerne die Hände derer vor, die das, was ich esse, angebaut, verarbeitet und gekocht haben. “ Dieser Satz von Carlo Petrini, dem Mitbegründer der Slow Food-Bewegung, passt wie kaum ein anderer zu dem Konzept, das Katrin, die seit ihrer Heirat Falkner heißt, mit ihrem Laden realisieren möchte. „Wir wollen mit unserer Manufaktur den Trend ,weg von der Massenproduktion, zurück zum guten alten Handwerk’ unterstützen“, erläutert sie. Ihre Kunden sollen im „mundgerecht“ Genuss als eine Lebenseinstellung und nicht als eine Frage des Preises kennenlernen.

gion zu beziehen. „Dass wir alles selbst machen und keine Fertigmischungen verwenden, dafür lieben und schätzen uns die Kunden“, ist sie überzeugt. Und dafür ist sie samt Mann und Vater auch bereit, lang und hart zu arbeiten. „Wir betreiben den Laden nicht, damit wir steinreich werden. Wir müssen halt davon leben können“, sagt sie und schmunzelt. Denn das schönste dabei sei, dass sie ihre Leidenschaft ausleben könne. In diesem Beruf habe sie die Erfüllung gefunden. Vater und Mann, die in der offenen Backstube hinter dem Tresen zuhören, nicken bestätigend. „Es ist im Grund ein Künstlerberuf“, Gebäck- und Schokoladenspezia- glaubt Katrin und liegt damit sicherlitäten in absoluter Spitzenqualität. lich nicht verkehrt. Daneben ein paar salzige Kreationen, ein paar Snacks der herz- Das Künstlerische findet sich haften Art. Das ist das Credo, das auch in der Einrichtung wieder. hinter dem „mundgerecht“ steht. Alte, selbst restaurierte Stühle „Unsere Waren werden hier in un- an den wenigen Tischen. Denn serem Laden Tag für Tag mit viel das „mundgerecht“ ist nicht nur Liebe und Sorgfalt hergestellt. In ein Laden, sondern auch ein Caallen unseren Produkten verarbei- fé, wo man alle Produkte auch vor ten wir ausschließlich feinste Roh- Ort genießen kann. Zusammen waren“, erklärt Katrin Falkner. Zu- mit einem Cappuccino oder einer dem versuche sie, möglichst viele vollmundigen Tasse Schokolade. dieser Rohstoffe direkt aus der Re- Außergewöhnlich auch die Wand-

Seite 60

gestaltung, ein überdimensionales Gemälde aus Acryl. „Neun Tage am Stück hat sie das gemalt“, erzählt Katrin Falkner von ihrer Mutter Susanne, der Kunstmalerin. „Wir haben alles zusammengestöpselt, die Einrichtung, die Accessoires“, sagt Katrin und macht dabei eine ausladende Handbewegung, die den gesam-ten Laden bedeutet, „und wir waren zum Schluss froh, dass alles so stimmig zusammengepasst hat.“ Das tut es in der Tat. Und ob der liebevoll-romantischen Handschrift, der verführerischen Süßigkeiten und der ansteckenden Leidenschaft fühlt man sich gleichwohl wieder ins Kino versetzt, zu Juliette Binoche und Johnny Depp. Und ist froh darüber, dass es einen Laden dieser Qualität in Ingolstadt gibt. (msc) „mundgerecht“, Pfarrgasse 6. Geöffnet Dienstag bis Freitag von 10 bis 19 Uhr,
Samstag von 10 bis 18.30 Uhr
und Sonntag von 12 bis 18.30 Uhr.
 Montag ist Ruhetag. Homepage: www.mundgerecht.in

Juni 2012


Fotos: oh

Juni 2012

Seite 61


Neue Liebe Auwaldsee

Maria Stiftl bringt frischen Wind in das Wirthaus im Grünen Mit klassischer bayerischer Küche und einer großen Portion Herzlichkeit plant Maria Stiftl das Wirtshaus am Auwaldsee wieder zu einer kulinarischen und touristischen Attraktion zu machen. „Der Auwaldsee ist meine neue Liebe. Es ist mein Reich. Jetzt kann ich meine Träume und Ideen verwirklichen“, sagt Maria Stiftl mit einem Strahlen im Gesicht. Nach der Trennung von ihrem Mann und einer einjährigen Pause gibt sich die Gastronomin, die seit November 2011 das Wirtshaus betreibt, nun mit Leib und Seele ihrem neuen Projekt hin. Dabei war es eigentlich eine Liebe auf den dritSeite 62

ten Blick. „Vor einem Jahr habe ich Gerhard Bonschab angerufen, dass ich ein eigenes Wirtshaus betreiben möchte. Mein Wunschobjekt war da noch das Weissbräuhaus“, erinnert sich Maria Stiftl. Als Gerhard Bonschab ihr das Wirthaus am Auwaldsee ans Herz legte, war die Begeisterung zunächst gering. „Da muss ich ja wieder von Null angefangen“, meinte die Wirtin damals. Nach drei Stippvisiten und viel Überredungsarbeit übernahm sie das Wirtshaus doch. Eine gute Entscheidung, wie sich herausstellen sollte. „Was das Image und den Ruf betraf, musste ich bei unter Null anfangen. Aber

ich bin sehr zufrieden mit dem Start. Man sieht schon die ersten Erfolge“, so Maria Stiftl. Das Konzept hinter dem „neuen“ Wirtshaus am Auwaldsee ist eigentlich einfach. „Hier dreht sich alles ums Herz. Die Leute sollen sich wohlfühlen. Es muss in Ingolstadt wieder eine Lokalität geben mit typisch bayerischer Küche“, erläutert die Wirtin ihr Erfolgsrezept. Direkt am Auwaldsee, mitten in der Natur, lädt das Wirtshaus zum Verweilen im Biergarten ein. Aber auch die Karte versucht mit Juni 2012


Aber auch die vegetarische Küche kommt nicht zu kurz. Seien es spezielle Wildkräutersalate, überbackenes Gemüse oder Salatkreationen mit speziellen Dressings und Sirupvariationen. Aus der Kräutermanufaktur von Gisela Harrers hat die Gaststätte einen Erdbeer-Holunder-Prosecco-Sirup oder einen Giersch-Apfel-Verbene-Sirup im Angebot. Gerade bei der Zusammenstellung der Speisekarte setzt Maria Stiftl auf frische Produkte. „Die Speisen werden immer saisonbedingt geändert. Jetzt kommen Als besonderes Angebot werden wieder mehr Pilzgerichte auf die daher einmal im Monat spezielle Karte“, so die Gastronomin. Kräuterwanderungen angeboten, bei denen man viel über die kulina- Gerade beim Wochenangebot wird rische Vielfalt der Natur erfährt. „Wir die Vielfalt der Speisekarte deutlich. erklären den Leuten, was sie essen Ab 17 Uhr gibt es täglich wechselnkönnen und was nicht. Man kann de Gerichte. Von Spareribs über so viele Kräuter essen, von denen knusprige Schäuferl bis hin zur viele oft gar nichts wissen“, erklärt Brennnesselsuppe mit Brennnesselchips. Bereits am Mittag kann die Unternehmerin. einem breit gefächerten Angebot alle Geschmäcker anzusprechen. Neben Klassikern der bayerischen Küche wie Krustenbraten, Schäuferl und Kalbskopf, ein Gericht, das man nur noch selten auf den Speisekarten findet, will man auch das wachsende Bedürfniss nach einer leichten und gesunden Küche abdecken. „Die Leute wollen sich gesund ernähren. Viele wissen dabei jedoch gar nicht, was es für schmackhafte Kräuter gibt“, betont Maria Stiftl.

man sich von einem reichhaltigen Mittagsbüffet für 6,90 Euro bedienen. Langfristig setzt Maria Stiftl auf eine Erlebnisgastronomie. Bereits jetzt gibt es neben einem Brunch am Samstag zwischen 10 bis 14 Uhr zum Beispiel Essen mit Livemusik, vom Schlager bis hin zu traditioneller bayerischer Volksmusik. Speziell zur Fußball-EM gibt es auch ein Public Viewing zu allen Spielen des Turniers. Für die Zukunft sind im Biergarten Schlagerpartys und noch vieles mehr geplant. „Für mich ist es erst der Anfang. Ich habe viele Ideen, die ich aber noch nicht verraten will“, sagt die Gastronomin. Wer sich selbst ein Bild vom „neuen“ Wirtshaus am Auwaldsee machen möchte, kann dies täglich ab 11 Uhr tun. (ca)

Fotos: Schmatloch Juni 2012

Seite 63


„Es gibt immer mehr Genießer“

Im Café am Schloss geht Thomas Muck seiner Leidenschaft nach frisch geröstetem Spitzenkaffee nach Kaffee gehört zu den beliebtesten Getränken der Deutschen. Durchschnittlich trinkt jeder Bürger vier Tassen täglich – das entspricht etwa 160 Litern pro Jahr. Rund 530 000 Tonnen Kaffee werden jährlich in Deutschland umgesetzt. Doch „Kaffee ist nicht gleich Kaffee“, sagt Thomas Muck, der Inhaber des Café am Schloss. Der Ingolstädter weiß so ziemlich alles über das „schwarze Gold“, denn Muck ist nicht nur leidenschaftlicher Kaffeetrinker, sondern auch diplomierter Kaffee-Sommelier. In Wien, beim ersten österreichischen Institut für Kaffee-Experten, absolvierte der Ingolstädter seine Ausbildung. Kaffeekunde, Spezialrezepte und das perfekte Rösten stehen dort auf dem Lehrplan. Muck gehört zu den wenigen unabhängigen Diplom-Kaffee-Sommeliers in Deutschland. Seine Liebe zum schwarzen Kultgetränk entdeckte der Ingolstädter schon früh. „Später habe ich mich dann in eine Frau aus Guatemala Seite 64

verliebt. Ihr Vater hatte eine eigene Kaffeeplantage“, erzählt er. „Ihr Traum war es, ein eigenes kleines Café zu führen und dort auch den Kaffee vom Vater zu rösten und zu verkaufen.“ Gesagt getan. Vor sechs Jahren eröffneten Thomas Muck und seine damalige Lebensgefährtin das Café am Schloss, direkt am Paradeplatz mit herrlichem Blick auf das Neue Schloss. „Die Liebe hat allerdings nicht gehalten, die Leidenschaft zum Kaffee dafür schon. Heute führe ich das Café alleine weiter, mit viel Spaß und Freude.“ Beim Einkauf des Rohkaffees achtet der Experte selbstverständlich auf höchste Qualität. Der Kaffee kommt unter anderen aus Afrika, Mittelamerika oder Südamerika im Rohzustand als grüne Bohne an. In der hauseigenen Rösterei des Cafés am Schloss werden die Bohnen dann weiter verarbeitet und anschließend portionsweise abgefüllt. Mehr als 20 verschiedene Kaffeesorten und -mischungen bietet der Sommelier in seinem herrlich

duftenden Laden an. Qualität hat oberste Priorität. „Die Besonderheit bei uns ist, dass wir den Kaffee je nach Bedarf auch in kleinen Mengen rösten“, erklärt der Experte. „Das heißt, bei uns ist der Kaffee immer frisch. Nach dem Rösten wird er innerhalb von sieben Tagen verkauft. Alten Kaffee gibt es bei uns nicht.“ Auch Kaffee vom Discounter kommt bei Thomas Muck unter keinen Umständen in die Maschine. Auch zu Hause nicht. Da brüht er das schwarze Heißgetränk am liebsten mit der Hand auf. Die Qualität des Kaffees erkennt Muck bereits nach dem ersten Schluck. „Mein Kaffee schmeckt einfach besonders. Ich bin sozusagen verdorben durch die Qualität, die ich hier verkaufe“, lacht der Unternehmer. „Mir ist wichtig, nur Spitzenqualität anzubieten, deshalb verzichte ich bei meinen Kaffees auf die Beimischung von Robusta-Bohnen. Die Robusta enthält wesentlich mehr Koffein und Chlorogensäure“, erklärt er, „das schlägt auf den Magen, verursacht Sodbrennen und verstärkten Harndrang. Man hört Juni 2012


Fotos: Schmatloch auch immer öfter, dass die Leute sagen, sie würden keinen Kaffee vertragen, da ist aber nur die Robusta schuld.“ Die günstigere Robusta-Bohne werde allerdings oft verwendet oder zumindest mit in den Kaffee hinein gemischt. Die Bohne ist relativ günstig und – wie der Name schon erahnen lässt – robust gegen Umwelteinflüsse. „Dumpf, muffig und leicht modrig, das ist der klassische Geschmack von Robusta-Kaffee“, meint Muck. Nur bei einigen wenigen EspressoSorten wird ein bisschen Robusta beigemischt, um die Bildung der „Crema“ zu verstärken. Inzwischen scheinen immer mehr Ingolstädter auf den guten Geschmack gekommen zu sein. Quer durch alle Gesellschaftsschichten treffen sich die Kaffeeliebhaber im Café am Schloss. Entweder, um dort bei einem hausgemachten Stück Kuchen gemütlich Kaffee zu trinken, oder um Nachschub für die heimische Maschine zu besorgen. Muck ist sich sicher: „Die Ingolstädter haben nicht nur ihre Leidenschaft für Wein entdeckt, sondern auch für Kaffee. Es gibt immer mehr Genießer hier in der Juni 2012

Stadt, das merke ich auch an den Anmeldungen für meine KaffeeSeminare.“ Immer am letzten Donnerstag im Monat findet im Café am Schloss ein sogenanntes Kaffee-Seminar statt. Die Kaffeeliebhaber erfahren dabei Wissenswertes über Anbau, Herkunft und Wachstum und die verschiedenen Zubereitungsarten. Ähnlich einer Weinprobe liegt auch beim KaffeeSeminar der Schwerpunkt auf der Verkos-tung. Rund drei Stunden dauert das Seminar, die Teilnehmer dürfen ihren Kaffee selbst rösten und anschließend sogar mit nach Hause nehmen. Rösten ist eine Kunst“, meint Muck, „es ist nicht ganz einfach, den Kaffee so hinzukriegen, dass er später auch schmeckt. Die Bohne darf nicht zu dunkel werden, sonst treten Stoffe aus, die man nicht in der Tasse haben möchte.“ Jede Bohnensorte muss ganz individuell auf den Punkt geröstet werden. Bis zu zehn Personen pro Seminar können sich über die Website www. cafe-am-schloss.eu für das Kaffee-Seminar anmelden. Kostenpunkt: 39 Euro. Wer zum ersten Mal im Café am

Schloss ist und nicht so genau weiß, welcher Kaffee denn der richtige sein könnte, bekommt selbstverständlich eine individuelle Beratung. Denn nicht nur der Inhaber selbst kennt die diversen Kaffeesorten, auch seine Mitarbeiter zeichnen sich durch jahrelange Erfahrungen aus. Von schokoladig bis würzig, von nussig bis fruchtig hat der Kaffee-Sommelier nahezu alles in seinem Sortiment. Nachfragen ist ausdrücklich erwünscht. „Mein Favorit ist der Glapagos Espresso. Der zeichnet sich als sortenreiner Arabica-Espresso durch das gehaltvolle Aroma und die dezente Säure aus. Sprich, der Espresso ist angenehm im Abgang und hat trotzdem ein gehaltvolles Aroma und eine sehr schöne Crema.“ Natürlich kann man sich die Bohnen auch für die heimische Kaffeemaschine mahlen lassen. Rund sechs Euro für 250 Gramm Kaffee muss man indes schon kalkulieren. Ein wenig teurer war es eben schon immer, einen besonderen Geschmack zu haben. (kg) Seite 65


Gastro im Juli 2012 Seite 66

Mai 2012


Geschüttelt oder gerührt?

Hans Fell ist in seinem „Hemingway“ Herr über 1555 verschiedene Cocktails Von außen wirkt sie eigentlich recht durchschnittlich, die Bar in der Schulstraße, die nach einem der bekanntesten amerikanischen Schriftsteller benannt ist. „Hemingway“ steht auf dem Schild über der Tür. Doch der äußere Eindruck täuscht. Im Inneneren des Lokals sticht sofort ein überdimensionales Regal mit unglaublich vielen, bunten Flaschen ins Auge. „400 Produkte habe ich hinterm Tresen stehen“, erklärt Hans Fell, der Inhaber des Hemingway. „Die wichtigste Regel, die hier gilt: „Mise en Place“ - alles muss immer an seinem Platz stehen. Sonst bekommen wir hier ein Riesenchaos.“ Denn Fell hat die Juli 2012

vielen Flaschen nicht aus Schönheitsgründen hinterm Tresen stehen. Auf seiner 114-seitigen Getränkekarte bietet er seinen Gästen sage und schreibe 1555 Cocktails an. Alle unterschiedlich versteht sich. Der Gastronom ist sich sicher, er habe die weltweit größte Cocktailkarte. Und das will er sich nun auch von „Guinness World Records“ bescheinigen lassen. „Den aktuellen Rekord hält ein Bulgare mit 1227 Cocktails“, berichtet Fell. Angefangen hat alles mit 53 Cocktails. „Ich habe mir vor einigen Jahren meine Cocktailkarte angesehen und gedacht, für eine Cocktailbar sind das schon wenig. Da muss ich

irgendetwas unternehmen.“ Also begann Fell seine Karte zu erweitern, bis ihm die Idee kam, 1000 Cocktails anzubieten. Schließlich gibt es auch ein „Haus der 1000 Biere“. „Also habe ich angefangen, verschiedene Cocktailrezepte aus den besten Büchern abzuschreiben, da sind sogar richtig alte Rezepte dabei.“ Mehr als drei Monate brauchte der Gastronom, um seine Karte auf 1000 Cocktails zu erweitern. Irgendwann kannte er die verschiedenen Produkte so gut, dass er schon beim Lesen wusste, ob der Cocktail am Ende schmecken kann Seite 67


oder nicht. Als das Guinness-Team ihm mitteilte, dass es bereits einen Rekord mit 1227 Cocktails gibt, erweiterte Fell seine Karte kurzerhand auf 1555. „Natürlich kann sich kein Mensch so viele Rezepte merken, also habe ich das über eine Datenbank gelöst“, erzählt der Ingolstädter. „Ich muss nur die Nummer des Cocktails in das Programm eingeben und der Computer spuckt mir die Zubereitung aus. So konnte ich auch Redundanzen vermeiden.“ Zunächst ist die Mixtechnik für den Barkeeper interessant. Sprich, ob der Cocktail geshaket, gemixt, gerührt oder geschüttelt wird. Neben

den Ingredienzen spuckt der Computer auch gleich noch die passende Cocktailglasform aus. Gute Organisation ist einfach alles, wenn man eine so umfangreiche Karte anbietet. „Auch auf die Garnitur legen wir großen Wert“, so der Gastronom. „Den klassischen MartiniCocktail servieren wir natürlich mit Oliven, die Margaritha mit Salzrand, eine Bloody Mary mit Staudensellerie. Das muss alles passen, denn wenn ich so etwas schon mache, dann aber auch richtig.“ Mehr als 300 Cocktails gehen am Wochenende im Hemingway über den Tresen. „Wir haben unseren Cocktailverkauf gegenüber der Karte, die wir früher hatten, um 63

Prozent steigern können.“ Natürlich fällt es den wenigsten Gästen leicht, sich auf den 114 Seiten für einen Cocktail zu entscheiden. Die Karte ist zwar in Kategorien aufgeteilt, um so die Entscheidung etwas einfacher zu gestalten, doch nun hat der sympathische Gastronom eine neue, höchst vielversprechende Idee. „Wir sind gerade dabei eine App zu programmieren“, verrät er. „Da steht sozusagen unsere Cocktailkarte drin. Die Leute können auswählen, welche Zutaten sie gerne mögen. Das Programm zeigt dann an, welche Cocktails aus diesen Ingredienzien gemacht werden können.“ Auch Stimmungsdrinks sollen die Gäste künftig auswählen können, „zum Beispiel gibt es dann ei-

Fotos: Schmatloch Seite 68

Juli 2012


sollen die Legenden als kleiner Unterhaltungsservice in der App unter gebracht werden.

nen „Erstes-Date“-Drink. Die Leute sollen dann interaktiv mitwirken und den Cocktail anderen empfehlen, wenn ihr erstes Date geglückt ist“, lacht der Gastronom. Mit der App will der 47-Jährige sogar so weit gehen, dass die Gäste über einen am Tisch angebrachten QR-Code ihre Bestellung gleich direkt abschicken können. Das Hemingway, die Cocktailbar der Zukunft sozusagen. Neben der Hemingway-App will Fell aber noch eine zweite App programmieren lassen. Dort sollen unter anderen die einzelnen Produkte vorgestellt, erklärt und mit kleinen Geschichten angereichert werden. „Es gibt einen Drink, der heißt „Harvy Wallbanger“. Der verdankt seinen Namen einem kalifornischen Surfer“, beginnt der Gastronom zu erzählen. „Harvy hat immer jeden Juli 2012

Wettbewerb gewonnen. Nach Feierabend hat er sich in seiner Bar feiern lassen und am liebsten einen Screw Driver getrunken. Einmal ist er nur Zweiter geworden, da war er so angefressen, dass er vom Barkeeper verlangte, dem Screw Driver etwas mehr Stoff zu geben.“ Gesagt, getan, der Legende nach reicherte der Gastronom den Drink mit einem Schuss Galliano an. Den Surfer habe der viele Alkohol allerdings aus dem Gleichgewicht gebracht, sodass er beim Verlassen des Lokals immer wieder gegen die Wand gelaufen ist. „Daher auch der Name Harvy Wallbanger“, beendet Fell die Anekdote. Und so könnte der Ingolstädter Gastronom eine Geschichte nach der anderen erzählen. Bei vollem Hause bleibt dafür aber kaum Zeit, deswegen

Momentan müssen die Gäste des Hemingways ihre Cocktails noch auf die herkömmliche Art und Weise aussuchen, denn der neuartige Service steckt noch in den Kinderschuhen. „Meine Gäste haben sich inzwischen aber eigene Methoden einfallen lassen, um sich für einen der 1555 Cocktails zu entscheiden“, berichtet der Gastronom. „Sie wählen zum Beispiel nach ihrem Geburtsdatum oder lassen den Finger kreisen, bis einer „Stopp“ sagt.“ Doch zu 70 Prozent trinken die Hemingway-Gäste die bekannten Drinks wie „Sex on the Beach“ oder „Long Island Icetea“. Fell selbst lässt sich gerne einmal einen „Mai Tai“ oder „Daiquiri“ schmecken. „Ein Daiquiri ist immer ein guter Test für den Barkeeper“, meint der Experte. Seit 15 Jahren betreibt Fell inzwischen das Hemingway in der Schulstraße. Gerade am Wochenende ist es eine beliebte Anlaufstelle für alle Nachtschwärmer und Cocktailliebhaber. Ob sein Weltrekordversuch geklappt hat, weiß der Gastronom voraussichtlich erst im Dezember. Denn laut Statuten muss er mindestens ein halbes Jahr lang die 1555 Cocktails auf der Karte haben. „Aber das ist ja kein Problem“, ist er sich sicher. Eine Urkunde wird er in jedem Fall bekommen und vielleicht sogar einen Eintrag im Guinness Buch der Rekorde. (kg) Seite 69


Stern-Schnuppern

Das Ristorante „Stella d’oro“ bietet mediterrane Küche der Spitzenklasse Wenn alle italienischen Wirte Ingolstadts zusammenhielten statt gegeneinander zu arbeiten, dann würde die Stadt über eine TopGastronomie verfügen, die unschlagbar wäre. Toni Proetto jedenfalls ist überzeugt davon. Und er ist auch überzeugt, dass Ingolstadt so eine Spitzengastronomie verdient hat. Zusammenhalt ist ihm wichtig. Auch in der Familie. Er, seine beiden Söhne Stefan und Manu sowie sein Bruder sind denn auch ein eingeschworenes Team. Nicht zu vergessen Frau Vita. „Sie hält alles zusammen“, grinst Toni Proetto. „Die Mama ist die Chefin hier. Und wir gehen nur anschafSeite 70

fen“, ergänzt und deutet auf seinen Sohn Stefan, der neben ihm steht. Obwohl Toni sich eigentlich geschworen hatte: „Mit 45 Jahren höre ich auf zu arbeiten.“ Beinahe wäre es tatsächlich so gekommen. Denn Proetto hatte tatsächlich sein Lokal in Schwabing, das er lange und mit viel Erfolg geführt hat, verkauft und war mit seiner Frau Vita zurückgegangen nach Italien, nach Castellammare del Golfo, eine malerische Hafenstadt auf Sizilien, irgendwo zwischen Palermo und Trapani.

Bild, das man im Kopf trägt“, meint der Sizilianer bedauernd. Für den Urlaub sei es ganz in Ordnung. Aber sonst? Nach zwei Jahren jedenfalls zog es ihn wieder zurück nach Deutschland. Von München allerdings hatte er sich irgendwie entfremdet. „Die Stadt hat sich total verändert in diesen zwei Jahren“, glaubt er, „oder wir haben sie plötzlich mit anderen Augen gesehen.“

Durch das Angebot von Herrnbräu wurde Proetto auf Ingolstadt aufmerksam, das er bis dahin nur vom Aber der Italiener war schnell er- Vorbeifahren kannte. „Ich dachte nüchtert von seiner Heimat. „Ita- immer, hier ist nichts außer Raffilien ist nicht Italien. Das ist nur ein nerien.“ Umso erstaunter war er, Juli 2012


als er zum ersten Mal in die Stadt kam, um das Lokal zu begutachten, das man ihm angeboten hatte. „Da habe ich erst gesehen, was Ingolstadt für eine schöne Stadt ist“, so Proetto, „fast wie in Italien.“ Das Lokal allerdings, der „Goldene Stern“ in der Griesbadgasse, war „eine Bruchbude“. „Meine Familie war sehr skeptisch“, erinnert er sich, „aber mich hat das Haus irgendwie angezogen.“ Deswegen steckte er noch einmal einen Haufen Geld in die Renovierung und ließ aus dem untergehenden „Goldenen Stern“ den aufgehenden „Stella d’oro“ werden, ein Ristorante am oberen Ende der mediterranen Nahrungskette, eine Bereicherung für die gastronomische Szene in Ingolstadt. Das war vor drei Jahren.

ste akzeptieren und schätzen das auch.“ Seine hausgemachten Nudeln ebenso wie seinen Fisch, der fünf Mal pro Woche frisch geliefert wird, sein Fleisch aus Argentinien, Irland und der Toskana. Oder auch nur die Kapern aus Lipari, eine Kleinigkeit, die aber zeigt, wie konsequent Proetto seine Küche bis ins Detail perfektioniert.

„Ich weiß, wir haben den Ruf, teuer zu sein“, meint er, „aber für die Qualität, die wir bieten, sind wir das ganz sicher nicht.“ Und als Gast ist man geneigt, ihm Recht zu geben. Wer das Glück hat, an einem lauen Sommerabend draußen auf der traumhaften Terrasse ein Vitello Tonnato (11,50 Euro) zu genießen mit eben jenen Kapernäpfeln aus Lipari, hausgemachte Maltagliate in Rinderragout mit frischen Kräutern, Kirschtomaten „Am Anfang war es wirklich sehr und Parmesanflocken (12,90 Euschwer“, schaut Toni Proetto zu- ro), ebenfalls hausgemachte Cavarück, „und es hätte auch in die Ho- telli mit Salsiccia aus der Toscana se gehen können.“ Ging es aber nicht. Die Ingolstädter haben ihn und sein Lokal schnell akzeptiert, haben seine Küche schätzen gelernt. Nicht umsonst schwärmt der 51-Jährige vom Ingolstädter Publikum, das wirklich bemerkenswert sei. Und habe, Toni Proetto betont das immer wieder, eine gute, ja eine Spitzengastronomie verdient.

(13,90 Euro), eine fangfrische Dorade vom Grill (17,90 Euro) oder ein irisches Rinderfilet in PfefferCognac-Soße mit gratinierten Kartoffeln und Bio-Gemüse (28,50 Euro), ist schnell von der Qualität von Toni Proettos Küche überzeugt. Und auch davon, dass diese Qualität ihren Preis hat und auch haben muss. Ein heißer Tipp – auch wenn sie nicht immer auf der Karte steht – ist übrigens die Kalbsleber in Butter und mit römischen Salbeiblättern gebraten. Dazu etwas Gemüse und gratinierte Kartoffeln (24,50 Euro). Als Begleitung ein Gläschen vom offenen Rosso di Montepulciano und als kostenfreie Abrundung der Blick auf die wunderschöne Ingolstädter Altstadt. Man kann in Ingolstadt kaum besser und gepflegter zum Essen gehen. Der Service ist überaus aufmerksam und professionell, das Ambiente traumhaft und die Gerichte aus der „Sternen“-Küche sensationell. Die Liebe zum Detail merkt man

Und der fühlt er sich zu hundert Prozent verpflichtet. Nur absolut frische, erstklassige Ware findet den Weg in seine Küche. Auch wenn die Preise für den Gast dadurch ein wenig höher sind. „Wir haben dieses Konzept von Anfang an durchgezogen. Und unsere GäJuli 2012

Seite 71


nicht nur beim Essen selbst. Auch die Art, wie Proetto seinen „Stella d’Oro“ eingerichtet hat, spricht für ein hohes Maß an Geschmack und Qualitätsbewusstsein. Innen wie außen ist das Ambiente perfekt, durchkomponiert bis in die kleinsten Accessoires. Man fühlt sich einfach wohl in diesem stilvollen Ristorante. Nicht zuletzt, weil man sicher sein kann, dass die Küche das Versprechen einlöst, das dieses Ambiente gibt.

Seite 72

Toni Proetto hat nach drei Jahren seinen Platz gefunden in der Ingolstädter Gastronomieszene. Er hat sich etabliert. „Was heißt etabliert?“, widerspricht der quirlige Sizilianer vehement, „Für uns ist jeder Tag eine neue Herausforderung. Wir dürfen uns nicht ausruhen. An dem Tag, wo man sagt, man habe es geschafft, geht es abwärts.“ Und Toni Proetto wäre kein Italiener, würde er nicht noch ein Bild nachschie-

ben: „Wir stehen hier jeden Tag auf der Bühne und spielen ein Konzert oder ein Theaterstück. Und wir müssen immer wieder aufs Neue beweisen, dass wir das beherrschen.“ Ristorante Stella d’Oro, Griesbadgasse 2. Geöffnet Montag bis Samstag von 11.30 Uhr bis 14.30 Uhr und von 17.30 Uhr bis 23.00 Uhr. Sonntag Ruhetag. Telefon: 0841-7943737.

Juli 2012


Fotos: Schmatloch Juli 2012

Seite 73


Fotos: oh

Seite 74

Juli 2012


Big Apple an der Donau

„S-Bar“: Die erste Hot-Dog-Bar bringt ein klein wenig New York nach Ingolstadt Wer echtes New-York-Feeling erleben will, muss dafür nicht unbedingt in ein Flugzeug steigen und stundenlang über den großen Teich fliegen. Die S-Bar in der Schulstraße hat ein Stück „Big Apple“ nach Ingolstadt gebracht. Im schicken Design und mit der ManhattanSkyline an der Wand lädt die S-Bar auf einen kurzen Trip in die amerikanische Großstadt ein. Hot Dogs im „american and bavarian“ Stil stehen auf der Speisekarte. Doch wer jetzt an ein langweiliges Brötchen mit einer nackten Wurst denkt, liegt weit daneben. Die Hot Dogs der SBar bieten wesentlich mehr. „Angefangen hat alles mit einem kleinen Imbisswagen, dem „Hot Dog-Express“. Damit waren meine damalige Freundin und ich auf diversen Festen und Festivals unterwegs“, verrät Raphael Gassner, der Inhaber des Hot Dog-Ladens. „Egal wo wir mit unserem Wagen hinkamen, die Besucher waren begeistert von unseren Produkten. Wir waren jedes Mal restlos ausverkauft. Also haben wir es auf einen Versuch ankommen lassen und uns in der Innenstadt einen kleinen Laden gesucht.“ Nach einer mehrmonatigen Umbauphase öffnete die S-Bar im Februar 2011. „Doch bis dahin war es Juli 2012

wirklich viel Arbeit, denn wir hatten ein Bild im Kopf und genau so sollte die S-Bar zum Schluss auch aussehen.“ Die Mühen haben sich gelohnt, ein modern und freundlich eingerichteter Laden ist entstanden. Der Name „S-Bar“ ist übrigens ein kleines Wortspiel. Das „S“ steht für „Schlemm- und Snackbar“, zudem ist der Laden in der Schulstraße, erzählt der 25-Jährige weiter. „Außerdem steckt auch noch das Wort „essbar“ im Namen.“ Das Konzept ist einfach: ein Schnellimbiss mit Wohlfühlcharakter. „Ich glaube, das haben wir ganz gut umgesetzt“, so der Unternehmer. „Wer sein Essen mitnehmen möchte, kann das gerne tun, aber wer hier bleiben will, kann unser einzigartiges „New York-Ambiente“ genießen.“ Doch das eigentliche Highlight sind selbstverständlich die Hot Dogs. „Es war auf jeden Fall eine gute Entscheidung, einen Hot Dog-Laden aufzumachen. Unsere Gäste freuen sich über etwas Abwechslung im Speiseplan“, weiß der Ingolstädter. Gerade zur Mittagszeit und in den Nächten am Wochenende ist der Laden gerappelt voll. Momentan führt die S-Bar 14 verschiedene Hot Dogs und zwei Nudelgerichte: eines mit Fleisch und eines ohne.

Die frischen Zutaten stammten alle aus der Region, betont der 25-Jährige. Die Brötchen werden als sogenannte Rohlinge von einem regionalen Bäcker angeliefert und in der S-Bar per Hand geformt und gebacken. „Klar könnten wir auch fertige Semmeln bestellen, aber mir ist es wichtig, dass unsere Gäste wirklich frische Produkte bekommen“, so der Gastronom. Auch die Würstchen werden nicht „von der Stange“ gekauft, sondern von einem regionalen Metzger extra für die S-Bar hergestellt. „Standardmäßig verwenden wir Schweinefleischwürstchen, aber für Gäste die kein Schwein essen, gibt es Putenwürstchen.“ Und selbst an die Vegetarier hat das S-Bar Team gedacht. Für die fleischlose Fraktion steht ein „TofuDog“ auf der Karte. „Ich glaube, bei uns findet eigentlich jeder etwas, was ihm schmeckt“, so Raphael Gassner. „Und wenn jemand wirklich keine Hot Dogs mag, dann bieten wir auch noch Bologneseund Napoli-Nudeln als Alternative an. Beliebter sind allerdings die Hot Dogs.“ Den größten Anklang finden „CheeseDog“ und „RockDog“. Ersterer ist – wie der Name schon erahnen lässt - mit viel Käse überSeite 75


backen. Der andere mit Mais, Bacon, Jalapeños, Röstzwiebeln, BBQ- und American Hot-Sauce. „Der RockDog ist übrigens durch einen Wettbewerb entstanden“, verrät der Gastronom. „Wir hatten unsere Facebook-Fans dazu aufgerufen, uns ihr „Hot DogLieblingsrezept“ zu schicken. Aus den Vorschlägen haben wir dann zwei Favoriten ausgewählt. Der „RockDog“ ist inzwischen wirklich sehr beliebt bei den Gästen.“

wir auch die Wünsche der Gäste berücksichtigen.“ Ansonsten findet man in der S-Bar Spezialitäten wie den „NachoDog“, der mit Taccos gefüllt und mit Käse überbacken wird oder den „BavarianDog“, der ganz stilecht mit Sauerkraut gefüllt ist.

Es sei zwar nie sein Lebenstraum gewesen, ein eigenes kleines Restaurant zu besitzen, gesteht der 25-Jährige. Doch das änderte sich schlagartig, als Die meisten Rezepte denkt sich ihm die Idee zur S-Bar kam. „Der der Familienvater zwar selbst Job ist zwar nicht immer einfach aus, „aber ich finde es gut, wenn – gerade am Wochenende, wenn

Seite 76

uns die Nachtschwärmer aus den umliegenden Discos besuchen – dafür geht es meistens sehr lustig zu.“ Der Ingolstädter ist mit Leidenschaft bei der Sache und könnte sich auch nicht vorstellen, jemals wieder einen anderen Job zu machen. „Es liegt bestimmt auch daran, dass ich selbst so gerne Hot Dogs esse“, erzählt er lachend. „Am liebsten mag ich den „ChilliDog.“ Weitere Pläne für die Zukunft hat Raphael Gassner bereits – er würde gerne noch ein zweites Lokal aufmachen, dabei denkt er aber eher an eine größere Stadt. (sh/lj/fm)

Juli 2012


Wo die Erbsen kichern

Klaus Reichelt kultiviert in seinem „Ölbaum“ die mediterrane Küche Er sieht sich selbst nicht als Gastronom und möchte auch nicht als solcher bezeichnet werden. Klaus Reichelt, der eine Zeit lang in einem spanischen Lokal gejobbt hat, sagt von sich, „ich kann nur mit dem Ölbaum und sonst mit keinem anderen Restaurant.“ Trotz vieler Anfragen zur Eröffnung anderer Lokale ist er seit nunmehr 14 Jahren dem „Ölbaum“ treu geblieben. Ursprünglich war der „Ölbaum“ noch das „Bierkistl“, eine dunkle urbayerische Kneipe, die mit der längsten Theke Ingolstadts warb. Seit der Übernahme durch Reichelt weht nun mediterraner Wind im Lokal.

es beispielsweise eine Künstlergruppe, die ihren Stammtisch im Ölbaum hat, Menschen aus Politik und Kultur und überwiegend Frauen“, erzählt Reichelt. Woran das liegt, kann er selbst nicht beantworten. Er vermutet, dass es vielleicht an der lockeren Atmosphäre und den vielen vegetarischen Gerichten liegt. Das kulinarische Angebot umfasst Gerichte aus Spanien, Italien, Frankreich, Griechenland, der Türkei und Israel. Also Speisen aus allen Ländern rund um das Mittelmeer. Deshalb sieht Reichelt den „Ölbaum“ als Klammer für das Mittelmeer.

„Wir versuchen immer unsere eigene Note ins Essen zu bekommen. Beispielsweise habe ich einen eigenen Walnussbaum im Garten. Mit den gesammelten Nüsse backen wir manchmal Kuchen oder verwenden sie in unserer NachDie Speisekarte besteht aus kalten speise“, erzählt Klaus Reichelt. Gerichten zum Beispiel einer Olivenpaste mit Baguette oder Hum- Man könnte meinen, bei einem mus, einer Kichererbsenpaste. Zu- so exotischen Speiseangebot dem gibt es warme Speisen, wie wäre es ein großer Aufwand die beispielsweise die Spezialität des Produkte zu besorgen. Die ZuHauses, den Couscous. Dieses taten kann man aber leicht beim Gericht aus Nordafrika lernte der Türken oder im Supermarkt kaufen. Weltenbummler in Paris kennen. Alle Gerichte sind schnell zubereiZusammen mit ein paar Freun- tet. Ein Beispiel sind die Falafel, den ging er gern in ein nordafrika- die aus Kichererbsen und Gewürnisches Restaurant. Er war sofort zen zu Kugeln geformt und danach von den vielen Möglichkeiten für frittiert werden. Serviert wird diese die Verarbeitung von Couscous Spezialität mit Gurken, Tomaten begeistert. und einem Dip.

Der „Ölbaum“ ist jedoch kein Restaurant im klassischen Sinn, sondern füllt die Lücke zwischen Kneipe und Speiselokal. „Man kann im Ölbaum essen, muss aber nicht“, betont Reichelt. Seine Gäste müssen nicht zwingend ein Gericht bestellen, sondern können auch mit der reichhaltigen Auswahl an Getränken und Spirituosen aus dem Mittelmeerraum vorlieb nehmen. Von Ouzo, Grappa und Sambuca bis zu Rot- und Weißwein aus Italien: Für jeden Geschmack ist etwas dabei. Im Winter bietet Klaus Reichelt türkischen Tee aus dem Im „Ölbaum“ kann man die kleinen traditionellen Samowar an. Kügelchen aus Hartweizenmehl mit Gemüse, Fleisch und Fisch in „Meine Gäste sind bunt gemischt vielen Variationen bestellen. Seiund überaus interessant. So gibt ne persönliche Lieblingsvariante Juli 2012

ist Couscous mit SiebengemüseTangine und Lammbratwürsten vom Grill (9,90 Euro). Tangine ist das Synonym für einen Tontopf mit kegelförmigem Deckel aber auch für diverse Gemüse- und Fleischschmorgerichte. Für SüßspeisenFans bietet der „Ölbaum“ griechischen Joghurt mit Honig und Walnüssen an.

Klaus Reichelt lernte bei seinen Reisen durch den Mittelmeerraum nicht nur die Küche selbst kennen, sondern auch die Gepflogenheiten beim Essen. So ist es beispielsweiSeite 77


se üblich, gemeinsam eine große Bestellung aufzugeben und sich dann alles zu teilen, auch die Rechnung. Dieses Prinzip wollte er im „Ölbaum“ ebenfalls durchsetzen. Jedoch merkte Reichelt, dass die Deutschen anders ticken. Das Verlangen nach einem eigenen Teller

Foto: Schmatloch

Seite 78

und einer eigenen Beilage ist einfach zu groß. Deswegen richtet er sich in diesem Punkt nach seinen Gästen. Sonst lässt Reichelt sich jedoch nicht reinreden und pflegt manchmal sogar seine Gäste zu „erziehen“. Wenn sich neue Gäste an einen Tisch setzen, der noch

nicht abgedeckt ist, kann auch mal ein kleiner Seitenhieb – mit einem Augenzwinkern – vom Ölbaumbesitzer kommen. Ohne eine Reservierung ist an den meisten Tagen kein Platz in dem schmalen Restaurant zu ergattern,

Juli 2012


in dem auch das Ambiente dem mediterranen Stil verpflichtet ist. Die Wände zieren Impressionen des Künstlers Matthias Schlüter, die Stühle sind aus diversen Flohmärkten zusammengewürfelt und im Sommer taucht die von Salbei und Olivenbäumen umrahmte

Terrasse in südländisches Flair.

für Frieden, Weisheit und Freundschaft. Das erklärt vielleicht auch, Der Name „Ölbaum“ ist nicht nur ei- was den „Ölbaum“ so anziehend ne Reminiszenz an den Mittelmeer- macht. (er) Raum. Ölbäume werden dort nicht nur aus wirtschaftlichen Gründen Bei der Schleifmühle 34 gepflanzt. Sie haben auch Symbol- Täglich geöffnet ab 18 Uhr charakter. Der Olivenbaum steht Telefon: 0841 - 9312575

Fotos: er Juli 2012

Seite 79


Gastro im August 2012 Seite 80

Juni 2012


Vegetarischer Traum

Fleischlos um die Welt schlemmen im Swept Away Dass vegetarische Speisen durchaus eine schmackhafte Alternative zu Schnitzel oder Currywurst sind, beweist das Swept Away in Ingolstadt nicht erst seit diversen Dioxin- und Gammelfleischskandalen. Schon seit mehr als sechzehn Jahren setzt das vegetarische Restaurant in der Donaustraße auf fleischlose Gerichte. Früher als Exot belächelt, liegt das Swept Away heute voll im Trend. Denn rund acht Prozent der Deutschen verzichten inzwischen auf Schweinebraten und Co. Zum Vergleich: Vor 20 Jahren waren es gerade mal 0,6 Prozent. „Früher kamen die Leute eigentlich eher auf einen Cocktail, inzwischen hat sich das aber stark geändert“, bestätigt Ines Weinfurtner, die Inhaberin des Swept Away. Vor einem Jahr hat die sympathische Ingolstädterin das Zepter im vegetarischen Schlemmerparadies übernommen. „Hauptberuflich war ich eigentlich Elektrikerin, doch nebenbei habe ich zehn Jahre lang im Swept Away gearbeitet“, berichtet die 32-Jährige. „Als mir Manuel, mein Vorgänger, erzählte, dass er das Swept Away verkauft und nach Nürnberg geht, beschloss ich – ganz spontan und ohne lange darüber nachzudenken – das Lokal zu übernehmen. Und die spontane Entscheidung habe ich bisher keine Sekunde bereut.“ Tatkräftige Unterstützung bekommt Weinfurtner von ihrem Lebensgefährten August 2012

Barrientos Andrés. Er arbeitet fünf Tage die Woche als Barkeeper und geht der 32-Jährigen zur Hand, wo er nur kann. Und was die beiden aus dem Lokal gemacht haben, kann sich durchaus sehen lassen. Einzigartig war die als Reggae-Bar bekannt gewordene Location ja schon immer. Doch nun hat Ines Weinfurtner ihren eigenen Stil ins Restaurant gebracht. Von den Lampen bis zu den Kunstwerken, hat die Gastronomin in aufwändiger Handarbeit alles selbst angefertigt. Kreative Ideen hat die Ingolstädterin reichlich. Aus zwei alten Schranktüren beispielsweise bastelte sie Lampen, die nun im Swept Away hängen. „Die Deko mache ich eigentlich nach Gefühl. Sauberkeit hat für mich den größten Stellenwert und dafür bekomme ich von den Gästen viele Komplimente.“

kurzem waren zwei ältere Herren da, die hatten ein Bier bestellt und schauten ganz angestrengt in die Karte. Irgendwann hat mich einer gefragt, wo denn das Fleisch zu finden wäre. Als ich ihnen sagte, dass es hier keines gibt, waren sie total entsetzt. Die haben dann gezahlt und sind gegangen. Aber die beiden waren eine Ausnahme. Die meisten wissen ja, dass wir ein vegetarisches Restaurant sind.“

Jedes einzelne Gericht im Swept Away wird frisch zubereitet. Fertigprodukte kommen nicht auf die Teller. Das beliebteste Gericht seien aber die Burger, meint die Gastronomin. „Auch die mache ich selber. Grünkern und Dinkel hole ich aus dem Bioladen oder vom Biobauern. Dann wird alles frisch geschrotet und eingeweicht. Danach kommen noch frisch gebratene Zwiebeln und Karotten dazu und fertig. Das Doch die Deko ist nicht das Ein- ist schon etwas Spezielles oder wo zige, was im Swept Away hand- kriegst du heute noch so etwas?“ gemacht ist. Die vegetarische Speisekarte erlaubt eine kleine Die frischen Kräuter für Fisch und Schlemmerreise um die Welt. Von Cocktails kommen aus dem hausmediterranen Pizza- und Nudelge- eigenen Kräutertopf, das Gemürichten über mexikanische Fajitas, se wird für jeden Teller frisch geamerikanische Burger bis hin zum schnitten. Zu den Stoßzeiten arbeiasiatischen Curry ist nahezu alles ten fünf Köche an insgesamt acht Herdplatten. „Wenn es etwas daugeboten. Außer Fleisch. ert, dann liegt es daran, weil ein„Es ist mir schon passiert, dass Gä- fach nicht mehr geht“, erklärt die ste einfach eine Pizza Salami or- Inhaberin weiter. Dass das Swept dern“, lacht Weinfurtner. „Oder vor Away nicht unter „Fast Food“ läuft, Seite 81


erklärt sich wohl von selbst. Dennoch gibt es immer wieder Gäste, die diesen Service nicht zu schätzen wissen. „Es gibt Leute, die sich fürchterlich aufregen, wenn sie ihr Essen nicht sofort bekommen. Ich versuche dann zu erklären, dass bei uns alles frisch zubereitet wird. Aber das kommt dann nicht mehr an. Glücklicherweise wissen die meisten, dass es schon etwas dauern kann. Gerade wenn viel los ist. Dafür stimmt die Qualität.“ Momentan ist Ines Weinfurtner dabei, die Speisekarte auszubauen. „Ich möchte zum Beispiel noch mehr

Seite 82

Burgervariationen in die Karte aufnehmen“, erzählt sie. „Außerdem wird es dann auch Pizza für Veganer geben, also für Menschen, die keinerlei tierische Produkte essen. Eine Mitarbeiterin von mir verausgabt sich sogar an veganen Torten.“ Neben verschiedenen Milchshakes, die es in Zukunft auf Wunsch auch mit Sojamilch geben wird, stehen noch rund 200 Cocktails auf der Karte. Für deren Zubereitung und liebevolle Dekoration sorgt Lebensgefährte Bar-

rientos Andrés. Die Zielgruppe im Swept Away ist bunt gemischt. „Zwischen 25 und 100 Jahre“, lacht die Ingolstädterin. „Da sitzen dann die 70-jährigen Omis und Opis neben den 25-Jährigen und das funktioniert gut. Vor kurzem hatten wir eine Gruppe hier, die hatte für halb elf Uhr abends reserviert. Als dann die Türe aufging ,hab ich nicht schlecht gestaunt, als 15 Leute reinkamen, die alle zwischen 50 und 70 waren. Die hatten solchen Spaß hier, das hat mich wirklich sehr gefreut. Genau so soll es sein.“ (kg)

August 2012


Fotos: Gassner August 2012

Seite 83


Seite 84

August 2012


Münchner Biergartentradition in Ingolstadt

Idylle pur am Künettegraben / Speisekarte vom Schweinshaxn bis zum veganen Gericht / Essen mitzubringen ist erlaubt Heuer jährt es sich zum 200. Mal, dass den Bierbrauern erlaubt wurde, ihre Gäste mit selbst gebrautem Bier und Brot zu bedienen. Die Gäste durften dorthin auch ihr eigenes Essen mitbringen und verzehren. Das war die „Geburtsstunde“ des Biergartens. Im Laufe der Jahre nahmen viele Wirte zusätzlich eine Auswahl an Gerichten in ihr Angebot. Es besteht daher in manchen Biergärten Entscheidungsfreiheit darüber, ob man eine Mahlzeit aus der Küche bestellen will oder seine eigene Brotzeit mitbringen möchte. Genau nach diesem Prinzip hat auch Jürgen Neumann seinen „Biergarten am Künettegraben“ gestaltet, den er vor 13 Jahren übernommen hat. Er liegt mitten an der Schutter, versteckt im Grünen. Ein idyllischer Fleck, der trotzdem zentral liegt. „Da ich selbst ein großer Naturfreund bin, finde ich es gerade in der heutigen Zeit schön, ungestört im Grünen zu sein oder dort auch zu essen“, erklärt Neumann. Der Parkplatz ist zwar nur einen kurzen Fußmarsch entfernt, jedoch hört man nichts, außer das Plätschern der Fontäne, die in die Schutter prasselt. „Um unser Ambiente immer etwas zu verändern, pflanzten wir dieses Jahr zahlreiche unterschiedliche Blumen. August 2012

Die Fronte 79 und die Fontäne werden bei Nacht beleuchtet“, berichtet der Besitzer. Jürgen Neumann war schon zuvor als Gastronom tätig. Er besaß das Café Neumann im Westpark und wollte sich mit dem Biergarten eine Abwechslung für den Sommer schaffen. „Der Westpark liebt schlechtes Wetter und ein Biergarten braucht Sonnenwetter.“ Mittlerweile besitzt er nur noch den Biergarten und als Broterwerb arbeitet Neumann in einem Münchner Hotel. Sein Herz schlägt jedoch für das Saisonlokal.

Wirt zu bedenken. Wichtig ist ihm auch, dass die Produkte aus der Region sind und vieles selbst gemacht wird. Ein Beispiel sind der süße Senf und die Knödel, die eigens von den Köchen hergestellt werden. „Die Gäste bevorzugen frische Ware, wie frisch gedrehte Knödel und warten dafür auch gerne ein bisschen länger“, weiß Neumann aus eigener Erfahrung. Am meisten werden die Klassiker Wiener Schnitzel und Schweinshaxn bestellt, die auch die Lieblingsgerichte vom Besitzer sind.

Besonderes Augenmerk legt der Gastronom auf die sehr umfangreiche Speisekarte. Er bietet die allseits bekannten Klassiker, wie Schweinebraten und Schnitzel an. Seit diesem Jahr sind auch eine Auswahl an veganen und vegetarischen Gerichten auf der Karte. „Ich habe gemerkt, dass der Trend immer mehr ins Vegetarische geht und auch ich gerne viel Salat esse. Deshalb wollte ich eine Rubrik ‚fleischlos‘ auf die Karte setzen.“ Neumann bringt gerne neue Ideen ein, jedoch lässt er seinen drei Köchen im kulinarischen Bereich freie Hand. „Gut schmecken kann nur das, was nach den eigenen Vorstellungen gekocht wird“, gibt der

Ein perfekter Biergarten zeichnet sich für den Ingolstädter dadurch aus, dass man seine Brotzeit mitnehmen kann, aber auch die Möglichkeit hat, etwas zu bestellen. „Traditionsgemäß versteht man genau das unter dem Begriff Biergarten. Wenn der Wirt nun das Mitbringen von Essen verbietet, wäre es ein Wirtsgarten“, erklärt der Besitzer. Außerdem vertritt Neumann die Meinung, dass genug Platz vorhanden ist, um beide Seiten zu beglücken. „Lieber habe ich einen vollen Biergarten mit Leuten, die nur etwas zu trinken bestellen als einen nahezu leeren mit ein paar Gästen, die von der Karte bestellen. Denn wer setzt sich gern in ein Seite 85


Lokal, das nicht gut besucht ist“, stellt Neumann klar. Für den Wirt ist jeder Gast ‚Werbung‘ und somit König. „Es wird so viel über Essen kommuniziert, deshalb spricht sich ein beliebtes Lokal mit freundlichem Service herum.“ Nicht umsonst wurde der Biergarten vom Bayerischen Fernsehen zum schönsten und preiswertesten Biergarten der Region im Jahre 2005 und 2007 ausgezeichnet.

mischt. Auch für Familien bietet der Biergarten am Künettegraben ein attraktives Angebot. Günstige Gerichte für Kinder gibt es schon ab zwei Euro. Ganz in der Nähe ist einer der schönsten Spielplätze Ingolstadts und durch die neue Eiskarte mit Spaghetti-Eis und Co. ist für jeden Geschmack etwas Passendes zu finden.

Da sich in einem Biergarten alles draußen abspielt und Neumann Seitdem Ingolstadt durch die Uni ausschließlich im Außenbereich auch viele jungen Menschen an- Sitzplätze anbietet, ist sein Gezieht, ist Neumanns Publikum ge- schäft stark wetterabhängig. Um

trotzdem viel Kundschaft anzulocken, lädt der Wirt regelmäßig Live-Bands zu sich ein. Auf einer großen Tanzfläche können Jung und Alt zu Liedern aus den verschiedensten Richtungen tanzen. „Natürlich sind die Geschmäcker unterschiedlich und man kann es nicht jedem Recht machen. Da wir jedoch immer auf die Musikwünsche unserer Gäste eingehen, kommen die Musikabende gut an.“ Der nächste Abend ist für den 14. August geplant, an dem eine Country-Band aus Nürnberg auftritt. (er)

Fotos: Reimann Seite 86

August 2012


Gastro im September 2012 Fotos: Schmatloch August 2012

Seite 87


„Schnitzel sind meine Leidenschaft“ Von Exotisch-Hawaiianisch bis zum Klassiker: In Elsa Kochs „Schnitzelhaus“ gibt es viele Varianten Wer Koch heißt, muss nicht auch Koch sein. In diesem Fall ist es jedoch ein treffender Zufall. Dieter und Elsa Koch sind beide begeisterte Hobby-Köche, die Schnitzel zu ihrer Lebensaufgabe gemacht haben. Da es bis zum Zeitpunkt der Eröffnung kein weiteres Schnitzelparadies gab, stellte sich das Ehepaar dieser Herausforderung. Insgesamt zehn verschiedene Schnitzel bietet das Ehepaar Koch in ihrem Koch’s Schnitzelhaus an. Entstanden ist die Idee über Nacht und völlig ungeplant. „Schnitzel und überhaupt das Kochen waren schon immer meine Leidenschaft und jetzt habe ich mir meinen Lebenstraum erfüllt“, schwärmt Elsa Koch. Die beiden betreiben das Lokal seit November 2007, jedoch nur nebenberuflich. Elsa Koch ist im Hauptberuf Lehrerin an einer Berufsschule, ihr Mann Dieter Versicherungsmakler. Die Doppelbelastung hielt beide jedoch nicht davon ab, das Schnitzelhaus zu eröffnen. „Anfangs hatten wir keine Erwartungen und ließen uns überraschen, ob das Restaurant bei der Kundschaft ankommen würde. Wir machen nicht groß Werbung für das Lokal, weil wir durch unsere Berufe nur ein begrenztes ZeitSeite 88

budget haben“, erzählt Elsa Koch. Manchmal stößt das Ehepaar deswegen an seine Grenzen, die Chefin lässt sich aber nicht beirren. „Immer habe ich alles für meine Kinder getan und mich aufgeopfert. Jetzt bin ich an der Reihe und erfülle mir meinen Traum“, meint sie. Jetzt, da die Kinder erwachsen und aus dem Haus sind, kann sich die Lehrerin mehr den verschiedenen Schnitzelvariationen widmen. Meistens fallen den Eheleuten die besten Ideen für ihre neuen Rezepte in geselliger Runde ein. „Wir sitzen mit der ganzen Familie an einem Tisch und dann kommen uns die unterschiedlichsten Einfälle“, erzählt Elsa Koch. In dieser Konstellation kamen sie auch auf den „Bestseller“: Koch’s Schnitzel. Dabei handelt es sich um ein Schweineschnitzel, das mit Käse überbacken und mit Pommes und Preiselbeeren serviert wird. „Viele Gäste sind einfach neugierig, wie das schmeckt, sind mutig und bestellen unser Schnitzel“, weiß Koch. Auf der Speisekarte stehen unter anderem das American-Schnitzel mit Bacon und Barbecue-Sauce oder das Tex-Mex-Schnitzel mit mexikanischen Gewürzen und Salsasauce. Beim Kräuterschnitzel verwendet das Ehepaar Kräu-

ter aus dem eigenen Garten und bedeckt das Fleisch mit Basilikum, Maggikraut und Petersilie, bevor es paniert wird. „Überhaupt ist bei uns alles frisch und vieles selbstgemacht. Jeden Tag bereiten wir den Kartoffelsalat frisch zu. Die Zutaten für Schnitzel und Salat kaufe ich täglich ein“, so Koch. Das besondere an Koch’s Schnitzelhaus ist wahrscheinlich die Größe der Schnitzel. Ein Stück Fleisch hat die Länge eines DIN A4 Blattes. Das Doppeldecker-Schnitzel wird noch zusätzlich mit Hackfleisch bedeckt und mit Käse überbacken, was insgesamt ein Kampfgewicht von einem Kilogramm auf die Waage bringt. Das Gericht ist mit 7, 50 Euro das teuerste im Koch’s Schnitzelhaus. Diese unschlagbaren Preise kommen natürlich bei den Gästen gut an. Alle 14 Tage bekommt das Ehepaar Koch in seinem Restaurant Besuch von einer fünfköpfigen Gruppe, die dann die große Auswahl an Schnitzel verkostet. „Viele unserer Gäste erfuhren von uns durch Mundpropaganda oder sie liefen an unserem Haus vorbei. Da wir keine Werbung machen und auch nicht im Telefonbuch stehen, wundert es uns immer wieder, wie viele Gäste uns doch beehren“, freut sich Elsa September 2012


Koch. Koch’s Schnitzelhaus ist keine klassische Gastwirtschaft. Das Lokal war ursprünglich ein Anbau an das Wohnhaus und wurde eher durch Zufall zum Restaurant. Der gesamte Gastraum ist sehr beschaulich und fasst maximal 25 Gäste. Bei der Dekoration ließ Elsa Koch ihrer Inspiration freien Lauf. „Wir wollten nichts Klassisch- Bayerisches, denn bei uns sind alle herzlich Willkommen.“ Der ganze Raum ist in knalliges Orange getaucht und durch bunte Safaribilder kommt fast ein wenig Afrikaflair auf. Die teilweise exotischen Variationen wie Hawaii-Schnitzel oder Tex-MexSchnitzel kommen eben auch bei der Dekoration zum Ausdruck. Das Ehepaar versucht trotz

Stress in der Küche ein persönliches Verhältnis zu den Gästen aufzubauen. „Wir nehmen uns gerne Zeit für unsere Kunden und setzen uns, wenn möglich, auch zu ihnen an den Tisch um zu plaudern“, erzählt die Köchin aus Leidenschaft.

Schnitzelhaus vertreten. Die tollsten Erlebnisse sind für Elsa Koch immer wieder, wenn die Gäste von der Größe der Schnitzel überrascht sind. „Sie sind völlig perplex. Das finde ich immer besonders schön.“ Das Ehepaar Koch bietet neben dem laufenden Betrieb auch einen Liefer- und Partyservice an. Wer drei Stunden im Voraus seine Bestellung aufgibt, erhält seine Schnitzellieferung ins Haus. (er)

Auch Vegetarier kommen im Koch’s Schnitzelhaus nicht zu kurz, denn es gibt eine Gemüsevariante, die mit hausgemachter Remouladensauce serviert wird. Und für die muslimischen Besu- Koch’s Schnitzelhaus, cher des Schnitzelhauses gibt es Schillerstraße 84, Ingolstadt Putenschnitzel. Tel: 0841/ 99354388, Öffnungszeiten: Die Gäste sind sehr gemischt. Dienstag-Freitag von 11.30 UhrVom 17-Jährigen bis zum Rent- 14.00 Uhr und 17.30 Uhr-22 Uhr, ner sind alle Altergruppen im Sonntag und Montag Ruhetag

Foto: Reimann September 2012

Seite 89


Seite 90

September 2012


Einst das kleinste Café Ingolstadts Markus Sebald legt im „M“ viel Wert auf Familienfreundlichkeit und Individualität Vor der Toren der belebten Stadt findet man in Unsernherrn Ruhe und Idylle pur. Sonnenstrahlen fallen im Café M auf die Sonnenterrasse und laut „M“-Besitzer Markus Sebald hört man sogar manchmal die Frösche quaken. Das Idyll hat sich jedoch erst nach und nach entwickelt. Im November feiert das Restaurant zehnjähriges Bestehen. Alles fing mit einem neun Quadratmeter großen Stehimbiss mit sechs Sitzplätzen an. Die heutige Küche war einst Toilette des angrenzenden Schulgebäudes. Markus Sebald gestaltete mit der Unterstützung seiner Familie alle Räumlichkeiten um und legte überall selbst Hand an. „Mein handwerkliches Talent ist begrenzt, aber vieles habe ich mir mit der Hilfe meines Schwiegervaters angeeignet. Mittlerweile klappt es schon so gut, dass ich die Fliesen im Gastraum selbst legen konnte“, erzählt der gelernte Koch. Im Laufe der Jahre stieg die Nachfrage nach einem richtigen Restaurant und mit ihr vergrößerte sich auch das Café M. Es entstand ein Biergarten mit 40 Sitzplätzen im Jahrhundertsommer 2003, der wie eine Bombe einschlug. Von Mai bis zu den letzten Tagen im August war der Außenbereich immer voll beSeptember 2012

legt und die Besucher wollten auch im Winter wiederkommen. Sebald ging dem Wunsch der Gäste nach und wandelte ein ehemaliges Klassenzimmer in den jetzigen Gastraum um, der Platz für weitere 40 Gäste schuf. Laufend ändern sich Kleinigkeiten im „M“, wie eine Sonnenterrasse mit mediterranem Flair. „Das ganze Lokal ist zweigeteilt. Einmal die bodenständige Seite mit Biergarten und Wurstsalat und dann die italienische Komponente mit Sonnenterrasse und Pasta“, erklärt der Koch. Kulinarisch hat das Café M unter der Führung von Sebald einiges zu bieten. Vor 21 Jahren erlernte er seinen Beruf am Starnberger See und wollte mit dem Stehimbiss einen Versuch in die Gastronomie starten. Jedoch merkte er rasch, dass er doch eher im Restaurantbereich zu Hause ist. Deshalb trifft die Bezeichnung Café nicht mehr zu. Es heißt jetzt „M“ –Restaurant, Café, Catering. Das M kommt übrigens nicht von Sebalds Vornamen Markus. „Wir wollten einen kurzen und prägnanten Buchstaben. Namen werden immer abgekürzt. Mit dem M sparen sich die Leute eine Abkürzung“, erzählt der zweifache Familienvater. Außerdem verleiht das M mit seinen Bögen einen mediterranen Charakter, der im Re-

staurant zum Ausdruck kommen soll. Der Süden spielt auch in der Auswahl der Speisen ein Rolle. Es werden klassische Nudelgerichte genauso angeboten wie Eigenkreationen. Der Klassiker im „M“ ist die Pasta Pute, Shrimps und Rucola. Dadurch, dass der Kundenanteil bei 85 Prozent Frauen liegt, sind Salate und leichte Gerichte besonders beliebt. Die Salate können in einer Art Baukastensystem zusammengestellt werden. Es gibt die klassischen Dressings, die mit einigen Zutaten zu einer Gaumenfreude werden. HolunderblütenBalsamico oder Joghurt-Limonendressing geben dem Grünzeug eine besondere Würze. Der Gast hat die Möglichkeit, seinen Salat selbst zusammenzustellen und kann auch in der Größe des Gerichts variieren. Für Männer gibt es deftiges Steak und Burger. Wurstsalat und Currywurst sind ebenfalls Teil der reichhaltigen Speisekarte. Individualität ist maßgebend im „M“. Sebald legt großen Wert auf Persönlichkeit und Familienfreundlichkeit. „Bei uns ist man nie gezwungen, etwas Bestimmtes zu essen. Wir richten uns nach den Wünschen der Gäste.“ Spätestens nach dem zweiten Besuch kennen die Mitarbeiter im „M“ den Namen des Kunden. Sicher hat die ZufrieSeite 91


denheit auch mit dem angenehmen Ambiente im Lokal zu tun. Sebald wollte Wohnzimmeratmosphäre schaffen. Alles ist in Bordeauxrot gestrichen und entspricht dem eigenen Geschmack. „Vorrangig ist jedoch meine Frau Heike für die Feinarbeit zuständig“, gibt er zu. Familienfreundlichkeit wird im „M“ großgeschrieben. Sebald ist selbst Vater von Zwillingen und bietet deshalb Spielmöglichkeiten und Gerichte für die Kunden von morgen an. Das Publikum im „M“ ist gemischt. Von 18 bis 80 sind alle Altersschichten vertreten. Der Großteil der Gäste kommt regelmäßig. „Ich will die Leute nicht mit Schnäppchenaktionen herlocken, sondern die Gäste mit kontinuierlicher Leistung überzeugen“, so

Seite 92

der Chef. Deshalb macht er keine Werbung. Alles läuft über Mundpropaganda. „Ich würde das M als Geheimtipp bezeichnen.“

Menü speziell auf den Gast zu. So kommt es, dass wir schon thailändisch, spanisch und mexikanisch gecatert haben.“

Die Produkte werden täglich frisch auf dem Wochenmarkt oder im Großmarkt besorgt. Das Gemüse und saisonale Früchte bezieht Sebald von einem örtlichen Bauern. Im „M“ findet man den Chef so gut wie immer in der Küche. Er probiert neue Kreationen aus, oft auch auf Wunsch der Gäste. Italienische, amerikanische und deutsche Küche kann man auch bei seinem Catering-Service vorbestellen. Jedoch lässt Sebald seinen Kunden freie Hand bei der Wahl ihrer Bestellung. „Jede Feier ist individuell und deshalb sind vorgefertigte Listen unsinnig. Wir schneiden das

Sebald hat in den zehn Jahren im „M“ viel erlebt. Von Hochzeiten, Scheidungen bis zu Beziehungszoff mit Getränk-ins-Gesicht-schütten. „Die schönste Geschichte ist aber über ein Pärchen. Die beiden hatten ihr erstes Date bei uns. Danach kam der Heiratsantrag mit einem Spezialmenü, die Hochzeit und die Taufen beider Kinder.“ (er) Café M, Unterlettenweg 1, Telefon (08 41) 1 27 12 16. Öffnungszeiten: Mo – Do 11 - 14 Uhr, 16.30 - 23 Uhr, Fr 11 - 14 Uhr und 16.30 - 1 Uhr, Sa Ruhetag, So & Feiertag 16.30 - 23 Uhr.

September 2012


Fotos: Reimann September 2012

Seite 93


Seite 94

September 2012


Die sizilianische Vesper

Corrado Guastella und Helena Gadzova betreiben im Kürzinger-Haus ihr Restaurant „sempre sempre“ Das gastronomische Leben ist zurückgekehrt in das traditionsreiche Kürzinger-Haus in der Höllbräugasse. Helena Gadzova und Corrado Guastella heißen die neuen Pächter, die ihr Lokal „sempre sempre“ nennen und im Juli eröffnet haben. Im Inneren ähnelt das neue sizilianische Restaurant zwar noch immer dem alten, bayerischen Café Kürzinger. In der Küche geht es allerdings wenig bayrisch zu.

sig, Salz und Wasser, das ist der ursprüngliche Teig. Wir machen das noch genau so und so wollen es unsere Gäste auch“, erklärt Guastella. Der Geheimtipp des Pächters ist das hausgemachte „quattro di pasta“. Das sind vier verschiedene Nudelgerichte auf einem Teller. Das „sempre sempre“ führt 25 verschiedene Weine. „Wir sind eine Osteria, also eine Weinstube, und das wird auch so bleiben“, bekräftigt der Chef. Natürlich wird Guastella und sein Cousin Ales- auch viel Bier getrunken. Und wer sandro waren für einige Zeit in das „Barthelmarkt-Bier“ mag, ist im Frankreich. Während Alessandro „sempre sempre“ genau richtig. fünf Jahre lang in Frankreich blieb, hielt es Corrado nur zwei Jahre Geöffnet ist die sizilianische Gastdort. Das lag daran, wie er launig stätte von elf bis 14 Uhr und von erzählt, dass er sich mit den Frös- 17 Uhr bis 23 Uhr. „Das sind aber chen und Schnecken nicht wirklich nur die offiziellen Öffnungszeiten. anfreunden konnte. Er ist dennoch Die Gäste können so lange sitzen froh, diese Erfahrung gemacht zu bleiben wie sie wollen. Ich schmeihaben in jenem Café mitten in Pa- ße bestimmt niemanden raus“, ris, wo er viel über die französische fügt Corrado Guastella hinzu. Am Weinkultur gelernt hat. Die Zeit in Dienstag aber haben er und sein Frankreich hat sich niedergeschla- Team frei. gen. Denn im „sempre sempre“ schmeckt man neben der italie- Guastella steht in seinem Restaunischen Küche eben auch franzö- rant auch selbst in der Küche, bei sische Einflüsse heraus. den Vorbereitungen jedenfalls. Denn am Abend sucht er lieber den „Viele Leute sagen, dass wir die Kontakt zu den Gästen. „Ich will mit beste Pizza in Ingolstadt machen. den Menschen reden, Witze maEinfach und schlicht. Wie meine chen, ihnen am Ende eines schöOma immer sagte. Mehl, Öl, Es- nen Abends einen Grappa ausgeSeptember 2012

ben. 25 Jahre lang habe ich nur für andere gearbeitet, jetzt bin endlich mein eigener Chef.“ Die Erfüllung dieses Traumes ermöglichte Helena Gadzovas Oma. Sie fragte Guastella, weshalb er nie ein eigenes Restaurant hatte. Als er sagte, dass er nicht mutig genug war, entgegnete sie ihm: „Was hältst du davon, ein Restaurant im Kürzinger-Haus zu eröffnen?“ Guastella lachte nur und meinte, dass das niemals möglich sei. Doch Helenas Oma arbeitete 20 Jahre lang im Café Kürzinger und kennt den Besitzer des Hauses. Der rief Guastella prompt an und sagte ihm, dass er das Lokal pachten könne. „Ich habe mich gefreut wie ein siebenjähriger Junge. Es war der absolute Wahnsinn“, beschreibt er seine Gefühle. Doch die Räume waren nicht betretbar. Überall lag Schmutz und Staub. Einen Monat lang dauerte es, bis die beiden Pächter das Restaurant eröffnen konnten. Und dann war da noch der Respekt vor dem 178 Jahre alten, denkmalgeschützten Haus. Einige Pächter haben sich an dem begehrten Objekt bereits versucht, aber sie kamen mit dem großen Druck nicht zurecht. Die einen seien zu unfreundSeite 95


lich gewesen, andere wiederum hatten kein gutes Essen. Irgendein Problem habe es immer gegeben. Bevor er die Chance ergriff, sein eigenes Lokal zu führen, arbeitete Guastella im Restaurant Rosalia in Kösching. Zuvor kochte er für das Restaurant „Tantris“ in München. Nach den schlechten Erfahrung, die er als Geschäftsführer eines Lokales in Ringsee gemacht hatte, verließ ihn die Lust an der Gastronomie. Deshalb arbeitete er zuletzt sechs Jahre lang bei Audi.

anderen, ist sich aber im Klaren darüber, dass er nicht alles auf einmal haben kann. „Ein Schritt nach dem anderen“, beruhigt er sich selbst, als er über seine Pläne spricht. Und er hofft auf seine Gäste, die ihm ruhig sagen dürfen, wenn ihnen etwas nicht passt. Denn er lerne doch momentan selbst noch jeden Tag dazu und freue sich über jede Hilfe. Sein Publikum ist inzwischen durchaus gemischt. Früher waren eher ältere Gäste zu Besuch. Das waren meist diejenigen, die unbedingt wieder in den traditionsreichen Kürzinger wollten und schon immer hierher zum Essen kamen.

Nun aber ist er wieder mit Leib und Seele Gastronom. Während der Mittagszeit soll es zukünftig vermehrt hauseigene Kuchen geben. „Wir lieben das. Ein selbstgemachter Kuchen und ein schöner Kaffee, was gibt es Besseres?“, lacht er. „Mittlerweile kommen alle zum EsDer Gastwirt hat eine Idee nach der sen. Das geht bei Schülern los und

endet bei den 85-Jährigen. Natürlich besuchen uns auch viele Familien.“ Tatsächlich gibt es kaum einen echten Ingolstädter, der das Kürzinger-Haus nicht aus eigener Erfahrung kennt. „Bei mir soll sich jeder wohlfühlen. Ob jung, ob alt, ob arm oder reich, mir sind alle gleichermaßen willkommen.“ Und auch, wer eine geschlossene Feier plant, kann das „sempre sempre“ einplanen. Denn im „Bachus-Raum“ könne man ungestört mit bis zu 30 Freunden essen, trinken und feiern. Doch woher hat das Lokal nun seinen Namen? Es ist nach dem Lied „sempre sempre“ (Immer, immer) von Al Bano und Romina Power benannt. Denn Corrado Guastella lernte bei dem Song seine Frau kennen. (pr)

Fotos: oh Seite 96

September 2012


Der virtuelle Wochenmarkt

Im Onlineshop „derfrischelieferant.de“ gibt es frische Lebensmittel aus der Region Draußen wird es immer kühler. Um einer Erkältung vorzubeugen, ist eine gesunde, vitaminreiche Ernährung besonders wichtig. Äpfel, Zwetschgen oder Kürbisse sind jetzt ein Muss. Doch woher stammt die Ware aus dem Supermarkt eigentlich genau? Und sind die Lebensmittel gesund, nur weil ein kleiner „Bio“-Aufkleber angebracht ist? Wer auf Nummer sicher gehen möchte und darauf Wert legt, dass Obst und Gemüse aus der Region stammen, ist bei „derfrischelieferant.de“ an der richtigen Adresse. Dort kann man über einen Onlineshop Lebensmittel aus dem Ingolstädter Raum bestellen. Hinter der Webseite steckt der kleine Familienbetrieb des Ehepaars Pehl aus Gaimersheim. Die beiden sind ein eingespieltes Team und ergänzen sich gut: Die Handelsfachwirtin Irmi Pehl arbeitet bereits seit über 20 Jahren im Lebensmitteleinzelhandel, seit acht Jahren ist sie auf Obst und Gemüse spezialisiert. Ihr Mann Richard Pehl kümmert sich um die Zulieferung der Ware, er ist gelernter Logistiker.

erinnert sich Pehl. Angefangen habe alles mit dem Portal „fruit andfriend.de“, auf dem Lebensmittel in ganz Deutschland geordert werden können. Mittlerweile möchten sich die Pehls aber nur noch auf die Umgebung beschränken. „Mir ist besonders wichtig, handwerkliche Betriebe aus der Region miteinzubeziehen“, sagt Pehl, „Da gibt es eben noch echte Brezn.“ Deswegen setzen sie auf das Angebot von drei Lieferanten aus Ingolstadt: Getreu dem Motto „Aus der Region für die Region“ stammen die Lebensmittel von der Bäckerei Erhard, dem Obstkistl und der Metzgerei Pauleser. Zum Liefergebiet von derfrischelieferant.de zählen Ingolstadt und die Gemeinden Gaimersheim, Wettstetten, Hepberg, Lenting und Kösching. Seit Neustem werden auch Manching und Oberstimm beliefert.

Es wird übrigens garantiert, dass der Korb bereits am nächsten Tag geliefert wird, sofern vor 17 Uhr bestellt wurde. Wer sich über einen längeren Zeitraum den Gang zum Supermarkt sparen möchte, kann auch ein Abo abschließen. Es gibt Gemüse- und Obstkisten für zehn „Die Idee, einen Onlineshop Euro oder im Wert von 15 Euro. für Lebensmittel zu machen, Bezahlt wird übrigens per Lastschwebte mir schon lange vor“, schriftverfahren, der Betrag wird September 2012

frühestens einen Tag nach der Lieferung vom Konto abgebucht. „Das Angebot richtet sich an jeden, an Familien mit kleinen Kindern, Berufstätige oder Kranke, die nicht aus dem Haus können“, sagt Pehl. „Besonders praktisch ist das Angebot auch für ältere Leute“, betont er. Eine seiner Kunden sei zum Beispiel 81 Jahre alt und bestelle regelmäßig online. „Es gibt aber auch viele Menschen, die dem Internet nicht ganz vertrauen“, sagt Pehl. Daher nehmen die Pehls alle Bestellungen auch telefonisch entgegen. Das Konzept scheint aufzugehen. „derfrischelieferant.de“ wird immer bekannter und beliebter. Es gibt bereits Anfragen von Franchisepartnern, die das regionale Konzept auch in anderen Städten anbieten möchten. Auch die Medien interessieren sich für den virtuellen Wochenmarkt der Pehls. Am 25. September war sogar der Bayerische Rundkfunk bei dem Ehepaar zu Gast und begleitete es an einem Arbeitstag. „Zuerst haben wir die Ware abgeholt und später drei Kunden beliefert“, erzählt Pehl. Beim Ausliefern nehme er sich gerne Zeit und trage die Ware auch in die Küche. „Da gibt es dann auch mal einen kleinen Seite 97


Plausch mit den Kunden“, ergänzt er. Auch am Arbeitsplatz muss nicht mehr auf gesunde Kost aus dem Umland verzichtet werden. „derfrischelieferant.de“ macht bei der Aktion frucht@arbeitsplatz mit. Das deutschlandweite Projekt der Ernährungskampagne „5 am Tag“ zielt auf eine ausgewogenere Ernährung bei der Arbeit ab. Es können Früchtekörbe für die Mitarbeiter oder Kunden bestellt werden. Die entstehenden Kosten sind für die Arbeitgeber in einem gewissen Rahmen von der Steuer absetzbar. In Holland und Dänemark gibt es

Seite 98

vergleichbare Projekte schon seit mehreren Jahren, das Angebot kommt gut an. In der Region konnten sich zum Beispiel schon Unternehmen wie die AOK oder Stiefel Digitalprint für den Frischekick am Arbeitsplatz begeistern. Wie man daheim gesund und lecker kochen kann, erfährt man wiederum auf der Internetseite. Dort gibt es eine Rubrik mit Rezepten. Darunter finden sich besonders ausgefallene Ideen: „Blumenkohlpudding“, „KartoffelNuss-Kuchen“ oder einen „Lach-

sauflauf mit Wirsing“ kann man unter anderem nachkochen. Der Frischelieferant stellt zusätzlich Informationen zu den angebotenen Produkten bereit. So kann überprüft werden, welche Mineralstoffe und Vitamine in den Lebensmitteln enthalten sind oder wie sie sich auf die Verdauung auswirken. Zudem erfährt man Wissenswertes rund um die Lebensmittel: zum Beispiel, dass Bananen, botanisch betrachtet, Beeren sind oder dass die Aubergine auch Eierfrucht genannt wird. (tr)

September 2012


Fotos: Manfred Huber / Media Pool September 2012

Seite 99


Gastro im Oktober 2012 Seite 100

Juli 2012


„Ich habe gelernt, Gas zu geben“

Wie Jutta Tomei das Michelangelo managt und ganz nebenbei auch noch Politik betreibt Man kann wohl sagen, das Restaurant „Michelangelo“ gehört inzwischen schon zum festen Inventar der Stadt. Seit 30 Jahren betreiben Jutta und Claudio Tomei das italienische Ristorante in der Theodor-Heuss-Straße. Er steht hinterm Herd, bei ihr laufen die Fäden im Servicebereich zusammen. Das Geheimnis des Erfolges liegt aber nicht ausschließlich beim guten Essen, weiß Chefin Jutta Tomei. „Ich denke unser Erfolg liegt auch darin, dass mein Mann und ich selbst mitarbeiten. Bei uns gibt es keinen Chef, der mit Krawatte auf und ab läuft. Mein Mann und ich packen auch mit an.“ Viel Freizeit bleibt den beiden Gastronomen freilich nicht, ein 15-Stunden Tag ist keine Seltenheit. Und so geht das schon seit mehr als 30 Jahren. Doch den Spaß an der Arbeit hat das Gastronomenpaar dennoch nicht verloren. Lediglich drei Wochen Urlaub gönnen sich Jutta und Claudio Tomei einmal im Jahr. Claudio fährt dann in seine Heimat Italien. Er kommt aus einem kleinen Dorf oberhalb von Palinuro, sechs Kilometer vom Meer entfernt. Seine Frau Jutta nutzt die erste Woche Urlaub, um alle Arbeiten zu erledigen, die sonst liegen bleiben. „Ich mache die Buchhaltung, wasche Oktober 2012

Wäsche und putze. Ich denke letztendlich sind es etwa zehn Tage, die ich pro Jahr frei habe. Aber es macht mir nichts aus, ich habe gelernt, einfach immer Gas zu geben. Es ist zwar harte Arbeit, aber auch schöne Arbeit.“

auf mich. Denn jetzt hab ich noch mehr Termine“, lacht die Gastronomin, „,Leben und leben lassen’ ist mein Motto. Ich möchte die Ingolstädter wieder ein Stück weit dort hin bringen. Denn die Stadt hat sich in den letzten Jahren ziemlich gewandelt“. Ein Stück Egoismus Doch das Restaurant ist nicht die sei schon recht, aber „die anderen einzige Aufgabe, der sich Jutta leben zu lassen, das vermisse ich Tomei mit Leidenschaft verschrie- irgendwie.“ ben hat. Neben ihrer Tätigkeit als Landesvorsitzende des liberalen Gerade die Gastronomie in der InMittelstandes und stellvertretende nenstadt bräuchte ein ordentliches Vorsitzende des Arbeitskreises der Konzept. Tomei glaubt, man könne Polizei Oberbayern Nord ist Jutta gemeinsam eine Lösung finden. IN Tomei seit Kurzem auch noch zur City, die Stadt Ingolstadt und der stellvertretenden Vorsitzenden des Hotel- und Gaststättenverband Hotel- und Gaststättenverbandes sollten sich an einen Tisch setzen und ein Konzept für die Innenstadt gewählt worden. erarbeiten, so findet sie. „Vielleicht „Ich habe 30 Jahre Berufserfah- könnte man spezielle Brennpunkte rung, das prägt einfach“, so die festlegen, nach dem Motto: hier Gastronomin. „Ich denke ich ha- wird gefeiert, hier wird es laut. be alle Facetten der Gastronomie Oder: hier geht es ruhiger zu. So kennengelernt und möchte vor al- können sich die Leute, die in die len Dingen den jungen Wirten et- Innenstadt ziehen, besser darauf was weiter geben. Vielleicht kann einstellen.“ Auch wenn ihre Pläne ich auch bei Neugründungen etwas mit viel Arbeit verbunden sind, JutHilfestellung leisten. Ich bin einfach ta Tomei will in der Stadt etwas beder Meinung, dass man die Jugend wegen. mitnehmen muss und das finde ich, gehört auch zu meinen Aufga- Doch zurück zum Michelangelo. ben.“ Auf das Michelangelo kom- Wenn Claudio Tomei im Sommer men durch den Vorsitz eigentlich nach Italien fährt, dann nicht nur, keine Neuerungen zu, „lediglich um Heimaturlaub zu machen. ReSeite 101


gelmäßig bringt er auch neue Rezeptideen mit. „Nicht jeder Trend setzt sich durch“, erzählt die Gastronomin lachend. „Es war vor einiger Zeit in Italien modern, Pizza mit Pommes und Würstchen zu essen. Das hat sich bei uns nicht wirklich durchgesetzt, in Italien dagegen ist es ziemlich gut angekommen.“ Ansonsten bringt Claudio neue Rezepte für Nudeln oder köstliche italienische Soßen mit. Man müsse schließlich immer mit dem Trend gehen, weiß die Ingolstädterin. In Zeiten, in denen es immer mehr Vegetarier, Veganer oder Lebensmittelallergiker gibt, müssen sich die Gastronomen auch darauf einstellen. „Es ist wichtig, dass wir uns auf die Wünsche der Gäste einstellen. Leute mit Unverträglichkeiten können beispielsweise ihren eigeSeite 102

nen Teig oder ihre eigenen Nudeln Auch nach 30 Jahren im italiemitbringen. Wir machen ihnen das nischen Restaurant, ist Jutta Tomei Pizza und Nudeln noch nicht Essen dann fertig.“ satt. „Nudeln gehen immer, gerDie Produkte selbst herzustellen ne mit Meeresfrüchten oder einrechtfertige sich bislang noch nicht, fach nur mit Tomatensoße. Bei denn die Produktionsmaschinen im der Pizza ist es so, wenn ich zwei Michelangelo sind auf große Men- Wochen keine hatte, wird es degen eingestellt. Und dafür gebe finitiv wieder Zeit“, lacht die symes dann doch noch zu wenig Ab- pathische Chefin. Im Michelannehmer. „Da ist es besser, wenn gelo steht Chef Claudio am Herd, die Gäste einfach ihre Produkte zu Hause übernimmt Jutta Tomselbst mitbringen.“ Neben Pizza ei die Küche. „Vor meiner politiund Pasta stehen momentan Mu- schen Karriere war es so, dass scheln ganz hoch im Kurs. „Hier in ich jeden Samstag bayerisch geDeutschland hat es sich eingebür- kocht habe. Jetzt fehlt einfach gert, Muscheln nur in den Monaten die Zeit dazu. Es gab bei uns mit „r“ zu essen. Also September schon lange keinen bayerischen bis April. Ich hab mal versucht, das Samstag mehr.“ Am Anfang gab noch in den Mai reinzuziehen, aber es noch ein paar Schwierigkeiten das kam nicht an.“ Die frischen mit Claudio, weil er sich einfach Muscheln gibt es dann entweder in nicht für Knödel und ähnliches Weißwein-, Sahne- oder Tomaten- begeistern konnte. „Aber inzwisoße. schen isst er alles.“ (kg) Oktober 2012


Fotos: oh Oktober 2012

Seite 103


Seite 104

Oktober 2012


Jetzt wird‘s wild Köschinger Waldhaus: Wildgerichte aus dem eigenen Revier Mit dem Herbst brechen gute Zeiten für Feinschmecker und Genießer an, denn die Wildsaison hat begonnen. Dam-, Schwarz- und Rehwild gelten nicht nur als besonders schmackhaft, sondern auch als sehr fettarm und nährstoffreich. Um ein besonders gutes Stück zu ergattern, lohnt es sich, das Wildfleisch nur zur jeweiligen Saison zu kaufen. Mitten im Köschinger Forst, zwischen Stammham und Bettbrunn, liegt die traditionsreiche Gaststätte „Köschinger Waldhaus“, die sich auf Wild spezialisiert hat. Seit mehr als 800 Jahren sind Bayerns Herzöge, Fürsten und Könige Eigentümer eines der größten geschlossenen Waldgebiete Bayerns. Die Rede ist vom Köschinger Forst. Die Jagd stand dort bis ins Spätmittelalter im Vordergrund, 1882 wurde aus einem alten Kälberstall das Köschinger Waldhaus. Seit 1967 ist es im Besitz des Wittelsbacher Ausgleichsfonds, vier Jahre später veranlasste Herzog Albrecht von Bayern eine Erweiterung und Modernisierung des Gebäudes. Heute lebt und arbeitet die Familie Rühl im Köschinger Waldhaus. Uwe Rühl ist gelernter Koch und steht seit 28 Jahren hinterm Herd. Zudem kümmert er sich um Einkauf und Menügestaltung. Seine Frau Alexandra ist Restaurantfachfrau. Sie ist für den Service zuständig und hilft in der Küche mit. Sogar die zehnjährigen ZwillingsOktober 2012

söhne Luis und Leo begeistern sich schon für das Kochen und gehen hin und wieder den Eltern zur Hand. „Ich koche das, was wir vor Ort haben“, erzählt Uwe Rühl, „unsere Karte spiegelt jahreszeitentypische Speisen wider, das ist unsere Philosophie.“ Neben Kürbis, Wirsing und Kohl steht vor allem das Wildfleisch im Fokus des Küchenchefs. Das Wild stammt ausnahmslos aus den Wittelsbacher Revieren im Köschinger Forst. Der hat immerhin eine Gesamtfläche von 5500 Hektar, 3500 Hektar davon sind umzäunt und dienen der sogenannten Gatterjagd. Die gesamte Jagdbeute landet im Köschinger Waldhaus. Dennoch ist nicht jede Wildsorte oder jedes Fleischstück auch immer verfügbar. „Man kann nicht einfach sagen, ich brauch morgen eine 50-Kilo-Sau, schieß die mal. Es hängt immer vom Jagderfolg ab.“ Und Jagen koste viel Zeit. „Das Tier muss weidgerecht geschossen werden, damit es zum einen nicht leidet und zum anderen möglichst wenig vom Fleisch zerstört wird“, erklärt der Experte. „Wenn ich an einem Sonntag als Tagesgericht zehn Rehschäuferl hab, dann sind dafür fünf Rehe gefallen. Manchmal kommt es aber trotzdem vor, dass sich jemand beschwert, wenn etwas aus ist“, so Rühl. „Auf der einen Seite regen sich die Leute über Massentierhaltung auf, auf der anderen Seite gibt

es dann wieder Menschen, die sich beschweren, wenn wir bestimmte Gerichte einfach nicht mehr da haben.“ Die Familie Rühl hätte selbst zwar jederzeit die Möglichkeit, edle Fleischgerichte zu essen, doch sie haben sich für eine bewusste Ernährung entschieden. „Einen Rehrücken isst man nicht einfach so“, ist der Koch überzeugt, „es muss ein schöner Abend sein und es gehört ein guter Wein dazu. Das ist einfach etwas Besonderes.“ Inzwischen verarbeiten die Rühls das Fleisch nicht nur in ihrer Gaststätte, sondern haben auch eine eigene Metzgerei. „Ein Metzger stellt aus einem Teil des geschossenen Wildes Brühwürste, Schinken oder Geräuchertes in Manufakturqualität her.“ Die Wurstwaren können dann in der hauseigenen Metzgerei gekauft werden. Ein Teil davon wird sogar bis nach München geliefert und auch der Dorfladen in Lippertshofen bezieht oftmals seine Wurst vom Köschinger Waldhaus. Doch der Wald kann natürlich nicht alle Produkte liefern. „Schweinefleisch müssen wir beispielsweise zukaufen. Da ist es mir sehr wichtig, dass es – wie auch alle anderen Produkte – aus der Region kommt. Ich achte auf kurze Transportwege und eine artgerechte Haltung und Schlachtung“, so der 44-Jährige. Jagen geht Rühl aber selbst nicht. Seite 105


„Ich bereite lieber die leckeren Gerichte vor.“ Köstliche Variationen von Dam-, Schwarz- und Rehwild stehen auf der herbstlichen Speisekarte. Des Weiteren gibt es Schweinebraten, Schnitzel oder auch kalte und warme Brotzeiten. Mit Wildgerichten kann man übrigens auch in Sachen Gesundheit Pluspunkte sammeln. Denn Wild

ist ein perfekter Eiweißlieferant und Quelle für wichtige Vitamine. Am Samstag, 20. Oktober, veranstaltet die Familie Rühl im Köschinger Waldhaus ein ganz besonders Event. „Wein trifft Wild“ heißt es dort ab 18 Uhr. Ein kulinarisches Vier-Gänge-Wildmenü inklusive acht verschiedener Weine erwartet den Feinschmecker. Carpaccio

von gebeizter Rehkeule mit feinem Kürbis-Chutney wird beispielsweise serviert, um nur mal die Vorspeise zu nennen. Das gesamte exklusive Menü kostet pro Person 49 Euro, eine Reservierung ist erforderlich. Das Köschinger Waldhaus ist von Mittwoch bis Sonntag zwischen 11.00 und 19.00 Uhr geöffnet. (kg)

Fotos: Gassner Seite 106

Oktober 2012


Die Welt zu Gast in Lenting

Im Brauereigasthof Hofmark schlemmen und schlummern nicht nur regionale Gäste Schweden, Niederländer, ja sogar Chinesen durfte Christa Keiler, die Inhaberin der Gaststätte Hofmark in Lenting, schon begrüßen. Seit vier Jahren ist sie die Chefin der Hofmark und setzt damit ein Stück Tradition im kleinen Örtchen nördlich der Donau fort. Dabei war es für sie zunächst eine große Aufgabe. „Gerade die Veränderung und die Kombination von Hotel und Restaurant war eine Herausforderung“, erklärt sie. Bevor sie im Juli 2008 das Angebot der Brauerei Herrnbräu annahm, hatte sie die Gastronomie des Golfclubs geleitet. Dementsprechend groß war die Veränderung: „Generell ist die Umstellung von einem Restaurant zum anderen schon schwer. Es war sehr großes Neuland für mich“, erinnert sich Keiler. Doch die Möglichkeit der Übernachtung bringt neben mehr Arbeit auch Vorteile mit sich: „Die Kombination ist super, denn man hat durch die Übernachtungsgäste auch gleichzeitig Restaurantgäste.“ Die Zimmer, so die Inhaberin, seien eigentlich immer ausgebucht.

Lebensmitteln. Alles wird frisch zubereitet. Wir arbeiten nicht mit Tiefkühl- oder Fertigprodukten, sondern alles ist aus eigener Hand und wird selber produziert.“ Kräuter werden beispielsweise im hauseigenen Garten gepflanzt. Mit gutem Service und Aufmerksamkeit sorgen sie und ihr insgesamt 20-köpfiges Team für einen großen Wohlfühlfaktor - schließlich sollen sich die Gäste „hier wie zuhause fühlen“. Die Speisekarte ist besonders abwechslungsreich gestaltet: „Was mittlerweile auch ein großes Thema bei uns ist, ist die vegetarische Küche. Sogar vegane Gerichte gibt es bei uns“, erklärt sie. Urbayerische Küche gibt es, so die Wirtin, nur sonntags, denn natürlich soll auch der Braten frisch sein. Um den Gästen eine große Vielfalt zu bieten, gibt es verschiedene Wochenkarten: „Da geht es von Frühlingswochen über Wildwochen und Spargelwochen bis hin zu Schnitzelwochen. Alle zwei oder drei Wochen wechselt die Karte.“ Acht Mitarbeiter bereiten in der Küche die Speisen zu, zehn Mitarbeiter kümmern sich um den Service und zwei Mitarbeiter um die Zimmer.

Zusammenarbeit mit den anderen Lentinger Hotels: „Die Kommunikation zwischen den Hotels in Lenting untereinander ist sehr gut. In Ingolstadt ist dies noch ausbaufähig.“ Bisher durfte Keiler Gäste aus verschiedensten Ländern in ihrer Gaststätte begrüßen. Daher rühren auch kleine Erinnerungen und Anekdoten: „Man erinnert sich an einige nette Geschichten. Wir hatten beispielsweise mal eine holländische Familie zu Gast. Als ich sie begrüßt habe und mit der Speisekarte am Tisch stand, hat mich der kleine Junge nur mit ganz großen Augen angeschaut, sich zu seiner Mutter gedreht und auf holländisch zu ihr gesagt, er würde mich nicht verstehen. Dann habe ich zu ihm gesagt, dass ich ihn aber schon verstehe. Das war ganz nett. Solche Geschichten bleiben einfach hängen“, lacht Keiler. Viele der ausländischen Gäste oder Urlauber würden gar wiederkommen: „Einige kommen wieder, weil sie den hohen Wohlfühlfaktor schätzen. Zudem ist die Hofmark ein Merkmal für viele, die in Lenting von der Autobahn abfahren.“ Stammgäste auch aus dem Ausland, da freut sich die Wirtin.

Wert legt die Inhaberin besonders auf die Zubereitung der Speisen Auch als Tourismusführerin muss Aber natürlich kommen auch regiound frische Waren: „Auf alle Fälle Keiler für die Übernachtenden fun- nale Besucher: „Wir haben absolut haben wir eine hohe Qualität bei gieren. Erfreulich für sie ist dabei die gemischtes Publikum, auch vom Oktober 2012

Seite 107


Alter her.“ Gäste sind, ob Sommer oder Winter, stets da: „Wir haben immer Saison. Bei uns ist der Vorteil, dass die Terrasse kein typischer Biergarten ist. Viele kommen auch, setzen sich nach draußen und setzen sich, wenn es zu regnen beginnt, gerne in die Gaststätte.“ Mittelmäßiges Wetter sei optimal, betont sie. Oftmals, so Keiler, kommt auch Lenting

zum Feiern. Auch für Hochzeiten und andere Feiern gibt es einen extra abtrennbaren Saal für 150 Personen und ein kleineres Nebenzimmer mit 30 Plätzen. In der gemütlichen Gaststube finden etwa 35 Personen Platz.

hof. Davor war er, so Keiler, in Privatbesitz und hieß Maierwirt. Nachdem das Grundstück an die Herrnbräu Brauerei verkauft und von dieser abgerissen wurde, errichtete die Brauerei die Gaststätte neu – und somit nicht nur eine Anlaufstelle für regionale Die Hofmark hat übrigens sogar und ausländische Gäste, sondern schon ein paar Jahre auf dem Bu- auch ein Stück Lentinger Traditickel: Seit 1980 gibt es den Gast- on. (kr)

Fotos: Reichelt Seite 108

Oktober 2012


Gastro im November 2012 Fotos: Schmatloch Reichelt Oktober2012 August 2012

Seite 109


Eiskalt eintauchen in die 50er Jahre Ingolstadts erste und bislang einzige Frozen Yogurt Bar in der Steuartstraße Haben Sie schon einmal einen Lavendel Milchshake oder ein Kürbiseis probiert? Nein? Dann sollten Sie unbedingt mal in der Steuartstraße 5 in Ingolstadt vorbei schauen. Denn dort haben Dirk Stenzel und Karin Schmidt im September den „Yogurt Artist“ eröffnet – Ingolstadts erste und bislang einzige Frozen Yogurt Bar. „Es ist weit mehr als eine Speiseeisvariante und es braucht den Vergleich mit feinsten italienischen Eissorten nicht zu scheuen“, heißt es im Flyer. Klingt auf jeden Fall schon sehr verlockend. Zugegeben, die Jahreszeit spricht zwar momentan nicht unbedingt für Eis, doch der Yogurt Artist ist nicht nur ein einfacher Eisladen. Karin Schmidt ist eigentlich Friseuse, arbeitete späSeite 110

ter im Lager einer Firma. Dort lernte sie auch ihren heutigen Geschäftspartner Dirk Stenzel kennen. Schon lange träumten die beiden Manchinger davon, ein eigenes Geschäft in Ingolstadt zu eröffnen. Nur die zündende Idee fehlte noch. „Wir wollten etwas Besonderes eröffnen, etwas, das es in Ingolstadt noch nicht gibt“, erzählt die Inhaberin. Die erste Idee war ein Bubble Tea Laden, doch da gibt es in Ingolstadt inzwischen mindestens drei Stück. „Also habe ich mal im Internet recherchiert, was es denn noch für ausgefallene Ideen gibt. So bin ich auf den Frozen Yogurt gekommen“, erzählt Schmidt.

Hamburg zum interessantesten Eisladen, um sich dort inspirieren zu lassen. „Wir haben uns dann beraten lassen und die verschiedenen Sorten probiert. Wir waren total begeistert und haben daraufhin beschlossen, in Ingolstadt eine ,Frozen Yogurt Bar‘ zu eröffnen “, so die Inhaberin. Der Laden in Ingolstadt gehört zu keiner Franchise-Kette, das Design und die Eissorten haben sich die beiden Inhaber selbst ausgedacht.

Das Ambiente ist den 50er Jahren nachempfunden. Blechschilder und knallige Farben an den Wänden versetzen den Kunden beim Betreten in vergangene Zeiten. „Mir Also machten die beiden Ge- gefallen die 50er Jahre einfach“, schäftspartner einen Trip nach gesteht Schmidt. „Die Kleidung, November 2012


die Einrichtung, ich finde es toll.“ So haben sich die Geschäftspartner schon zwei Monate vor der Eröffnung mächtig ins Zeug gelegt und den Laden auf Hochglanz gebracht. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Die Liebe steckt im Detail und ist für den Kunden sofort spür- und sichtbar, sprich, man fühlt sich sich beim „Yogurt Artist“ auf Anhieb wohl.

nen Naturjoghurt, der leicht nach Vanille schmeckt, wird zusammen mit den gefrorenen Früchten in die Eismaschine gepackt und kräftig durchgemixt. Auf die cremige Eismasse kommen zur Krönung noch verschiedene Toppings drauf – frische Früchte, Schokostreusel oder ähnliches. „Die Soßen darf sich dann jeder nach Belieben selbst drauf machen. Da hätten wir dann zum Das Prinzip des Frozen Yogurt Beispiel Zimt oder Schoko im SorEis ist recht einfach. Zu allererst timent“, erklärt die sympathische dürfen die Kunden eine Eissorte Manchingerin. auswählen. Von diversen Beerensorten über Rhabarber bis hin zu Und wer jetzt befürchtet das FroKürbis gibt es alles, was das Fein- zen Yogurt Eis ist eine enorme schmeckerherz begehrt. Zu den Kalorienbombe, der liegt falsch, zehn ständigen Sorten kommen erklärt die Inhaberin. „Wir verjeden Monat zwei neue dazu. Für wenden probiotischen Joghurt. die Wintermonate bietet die „Fro- Ein Becher hat – ja nach Topping zen Yogurt Bar“ Lebkuchen- und – gerade mal 200 Kalorien und ein Spekulatius-Eis an. Der gefrore- Fettgehalt von nur 2,47 Prozent.“

November 2012

Die Resonanz auf den neuen Laden sei sehr gut, berichten die Geschäftspartner. „Die Leute freuen sich, dass es in Ingolstadt jetzt auch einen Frozen Yogurt Laden gibt und kaufen trotz des kalten Wetters Eis bei uns. Bisher scheinen wir ganz gut anzukommen.“ Die Jahreszeit ist sicher nicht unbedingt die beste für Eis. Doch Eiscreme ist nicht das einzige, was die „Frozen Yogurt Bar“ anbietet. Warme Smoothies gibt es hier zum Beispiel. „Wir haben uns gedacht ,kalt kann ja jeder‘ und haben es einfach mal ausprobiert“, erklärt Karin Schmidt lachend. „Der warme Spekulatius-Smoothie schmeckt wirklich super und ist mal etwas ganz anderes. Außerdem bieten wir seit kurzem sogar Milchreis an. Mit heißen Kirschen oder Himbeeren

Seite 111


als Topping oben drauf.“ Bei diesem Anblick läuft einem automatisch das Wasser im Mund zusammen. Doch noch beeindruckender sind die Cupcakes. Die Herstellung und Dekoration der kleinen süßen Verführungen ist reine Handarbeit. Fast jeden Tag stellen Karin Schmidt und Dirk Stenzel noch vor Ladenöffnung die leckeren Süßwaren her. Auch Spezialbestellungen sind kein Problem. „Wenn jemand zum Beispiel einen runden Geburtstag feiert oder eine Mottoparty veranstaltet, dann machen wir auch gerne eine themenorientiere Dekoration“, erklärt die 27-Jährige. In liebevoller Handarbeit dekorieren

Seite 112

und verzieren Karin Schmidt und Dirk Stenzel ihre Produkte. Wer dann vor der Vitrine steht, hat die Qual der Wahl. „Wir sind, soweit ich das weiß, in Ingolstadt der einzige Laden, der Cupcakes anbietet. Ich habe bisher keinen anderen gefunden“, berichtet Schmidt stolz. „Außerdem hatten wir bisher immer unterschiedliche Cupcakes. Wir machen uns vorher richtig Gedanken, was wir produzieren könnten und schauen dann, wie es ankommt. Manchmal fragen wir auch unsere Kunden, was sie denn gerne hätten. Da steckt schon viel Arbeit dahinter, aber es macht einfach richtig viel Spaß.“ Der „Yogurt

Artist“ ist von Montag bis Freitag zwischen 11 und 19 Uhr, am Samstag von 12 bis 17 Uhr geöffnet. Die Preise für ein Eis liegen bei drei Euro, der große Becher kostet fünf. Die Cupcakes sind – je nach Größe – zwischen einem und zwei Euro zu haben. Außerdem können Stempelpunkte gesammelt werden. Wer neun Mal da war, der bekommt das zehnte Frozen Yogurt Eis kostenlos. Für die Adventszeit haben die beiden übrigens einen Adventskalender geplant. Und hinter jedem Türchen steckt dann eine leckere Überraschung für die Gäste. (kg)

November 2012


Fotos: Gassner/Frozen Yogurt November 2012

Seite 113


Das süße Schwarze

Francesco Verni führt das Eiscafé und Bistro Dolce Nera in der Feselenstraße in Ingolstadt Vom Schlosser zum Gastronom – diesen Weg ist Francesco Verni erfolgreich gegangen. Seit sechs Jahren führt der 33-Jährige das Eiscafé und Bistro Dolce Nera. Und das mit Erfolg. Dabei hat ihm besonders seine Familie und die Erfahrung der Eltern geholfen, auch wenn das kleine Lokal im vergangenen Jahr kurz vor dem Aus stand. Doch nun kann der sympathische Italiener wieder strahlen und mit Freude von seinem Restaurant erzählen. Man findet ihn noch, den kleinen Italiener ums Eck. Im sonst so ruhigen Augustinviertel hat sich Francesco Verni vor sechs Jahren niedergelassen. Damals eröffnete Seite 114

er sein „Dolce Nera“, was so viel bedeutet wie „das süße Schwarze“. Bei der Frage, warum die Wahl ausgerechnet auf einen beschaulichen Stadtteil Ingolstadts und nicht die Innenstadt fiel, muss er grinsen: „Hier gibt es ja nicht viel.“ Seit vier Jahren wohnt der Italiener nun auch schon über seiner Gaststätte, um den Arbeitsweg und Arbeitsalltag zu vereinfachen. „Wir sind von Anfang an gut angenommen worden“, betont Verni. Teilweise habe er sogar Stammkunden, die seit der Anfangszeit das Restaurant besuchen. „Überhaupt muss man sagen, dass wir 85 Prozent nur mit Stammkunden arbeiten“, erklärt er. Im Sommer dagegen sei der Zulauf durch die Außenterrasse natürlich

größer. Allgemein, so Verni, sei das Publikum in seinem Bistro absolut gemischt. Dabei war Verni eigentlich in einem ganz anderen Bereich tätig: „Ich habe Schlosser gelernt und neun Jahre bei der Audi gearbeitet. Das wollte ich nicht mehr tun, deswegen habe ich das Dolce Nera eröffnet.“ Sein kleines Restaurant hat sich seitdem von einer Eisdiele immer mehr zum Bistro entwickelt: „Schon im ersten Jahr, am Ende des Sommers, hat man gemerkt, dass eine Eisdiele alleine nicht viel abwirft. So können wir sie nun im Sommer nebenbei laufen lassen. Haupteinnahmequelle ist aber die Küche“, erklärt Verni. Dort setzt der November 2012


33-Jährige, der auch selber in der Küche arbeitet, auf die italienische Küche: „Wir sind nun mal Italiener“, sagt er nicht ohne Stolz. „Wir sind spezialisiert auf Pasta und Fisch, weil wir mediterran kochen und sehr heimatbezogen.“ Neben Verni steht sein Vater in der Küche. „Wir sind eine Gastronomenfamilie, dadurch kam auch die Idee“, so der Inhaber. Auch deshalb kann er trotz SchlosserAusbildung mit seinen Kochkünsten punkten: „Das habe ich alles von meinem Papa gelernt“, lacht er. Sowohl Eltern als auch die beiden Geschwister helfen im Service und in der Küche, Vernis Frau sei ebenfalls als Unterstützung manchmal vor Ort. Sogar der Pizzabäcker stammt aus der Verni-Familie. „Es ist eben ein Familienbetrieb, auch wenn wir im Sommer ein paar Aushilfsbedienungen haben.“ Gerade diese familiäre Atmosphäre will der Inhaber auch auf seine Kunden übertragen: „Das ist, glaube ich, auch unser Pluspunkt, dass wir alles sehr gemütlich und rustikal halten. Bei uns ist es ganz locker, wir tragen ja auch keine Kra-

watte. Manchmal setzten wir uns auch mit an den Tisch und trinken einen Grappa mit den Leuten.“ Dabei gab es bereits auch besondere Kunden, die Verni und seine Familie bekochen und bedienen durften. So war beispielsweise Oberbürgermeister Alfred Lehmann schon zu Gast im Dolce Nera und auch die ehemalige Ingolstädter SchwimmWeltrekordhalterin Janine Pietsch war zum Essen bei Familie Verni. „Das sind natürlich Erinnerungen, die man gerne behält“, erinnert sich der 33-Jährige. Überhaupt gab es schon einige Geburtstage und Feste im kleinen gemütlichen Bistro, in dem etwa 30 Gäste Platz finden. Im Sommer verdoppelt sich diese Zahl durch die Außenterrasse, die von vielen Kunden sehr gerne genutzt wird. Erst vor Kurzem gab es einige Umbauarbeiten am Haus, so wurde die Fassade erst kürzlich erneuert. Doch es gab andere Bauarbeiten, die das kleine Lokal bis kurz vor den Abgrund gebracht haben. „Als die Straße aufgerissen wurde, wäre ich beinahe kaputt gegan-

gen“, gibt er offen und ehrlich zu. Monatelang glich die Feselenstraße einer riesengroßen Baustelle; die Kunden blieben fern. „Das war wirklich gefährlich, es war knapp vorm Untergang“, macht Verni deutlich. Auch das Sommergeschäft litt erheblich unter diesen Baumaßnahmen. „Ganz schlimm war es mit der Rüttelplatte mittags, da haben die Gläser im Lokal gewackelt. Teilweise habe ich am Nachmittag komplett geschlossen. Es war uferlos.“ Gespräche mit der Stadt, die Verni führen wollte, kamen leider kaum zustande. „Das Ende vom Lied war dann, dass die Bürgersteige zu breit waren und noch einmal aufgerissen wurden. Das hat das Ganze noch einmal um drei Wochen hinausgezögert.“ Diese lange Zeit war nicht einfach für den Lokalinhaber: „Es war wirklich nervenaufreibend. Um das Lokal herum war alles dicht.“ Neben der Feselenstraße wurde auch die Pettenkoferstraße gleichzeitig umgebaut. Doch in all dieser Zeit gab es für den Wirt auch einen Lichtblick: „Einige der Stammkunden waren trotzdem noch da.“ (kr)

Fotos: Reichelt November 2012

Seite 115


Genuss in der Region

Auf der Genussmesse im Klenzepark präsentierten sich viele regionale Anbieter Im Mai 2013 wird sie wieder ihre Pforten öffnen: die kulinarische Messe „Genuss pur“. Doch wer dort probiert, genossen und eingekauft hat, muss sich nicht unbedingt bis zum nächsten Jahr gedulden. Zahlreiche Aussteller kamen auch aus der Region. Wer beispielsweise bei der Altmühltaler Lamm-Leber auf Blattsalat, die Thomas Felbermeir zubereitete, auf den Geschmack gekommen ist, und künftig das Altmühltal Seite 116

Lamm zu seinen Lieblingsspeisen zählt, der hat nicht weit: Felbermeir ist nämlich der Küchenchef des Hotels Krone in Prunn bei Riedenburg. Und dieser hübsche Flecken ist allemal eine Kurz-Reise wert. Natürlich war auch das Köschinger Waldhaus, gleichfalls nur einen Katzensprung von Ingolstadt entfernt, wieder auf der „Genuss pur“ vertreten. Die Wildspezialitäten sind für Gourmets in der Region ein „Muss“. Wer bei Bergheim nur an die Staustufe denkt, ist nicht

auf dem neuesten Stand. In dem beschaulichen Ort an der Donau gibt es seit einiger Zeit nämlich Schinkenspezialitäten, hergestellt nach alter Tradition mit Fleisch aus ökologischer Landwirtschaft (Erzeugergemeinschaft SchwäbischHall). „Schinken-Ambiente“ nennt sich die noch junge Firma von Wolfgang Speth. Eine besondere Spezialität ist der „Fergen“, ein Schinken mit der flachen Form eines Nackens, der an eine Fähre erinnern soll. „Fergen“, so wurden früher die November 2012


Fährleute genannt.Scharfe Gewürze aus Indien konnte man auf der „Genuss pur“ auch probieren. Der Anbieter kommt, man höre und staune, aus Ingolstadt. Allerdings gibt es kein Ladengeschäft, sondern nur einen Online-Shop. Auf der Internetseite Silkstrasse. miiduu.com findet der Freund der asiatischen Küche, was er auf der Messe probiert hat. Wer sü-

ße Sachen den scharfen Gewürzen vorzieht, der konnte Torten, Weihnachtsgebäck und - die besondere Spezialität des Hauses - Küchel beim Jura Backservice probieren. Die „Back-Gemeinschaft“, in der sechs bis acht Frauen nach „Hausfrauenart“ backen, kommt aus Petersbuch bei Titting, liefert aber nur auf Bestellung. Viele Café-Genießer

drängten sich am Stand von Thomas Muck. Der Café-Sommelier röstet den Rohkaffee selbst und vertreibt ihn in seinem Café am Schloss am Paradeplatz in Ingolstadt. Zu den bekannten gastronomischen Betrieben der Region, die auf der „Genuss pur“ vertreten waren, gehören auch die Antonius-Schwaige Ingolstadt und der Beckerwirt in Böhmfeld. (hk)

Fotos: Käbisch November 2012

Seite 117


Gastro im Dezember 2012 Seite 118

Dezember Juli 2012


Neuer Name – alter Bekannter

Luigi Lezzi bekocht seine treuen Kunden nun im neu eröffneten „Riva del Fiume“ Seit zwei Jahren ist Luigi Lezzi im Restaurant des Ruder-Clubs Ingolstadt der Chef in der Küche. Nun übernimmt er mit seinem Partner Salvatore Canta auch die Geschäftsführung. Der neue Name des italienischen Restaurants ist „Riva del Fiume“, was übersetzt so viel wie „Flussufer“ bedeutet. Der Name ist nicht ohne Grund gewählt. Direkt an der Donau liegt das Lokal der beiden gebürtigen Italiener.

Dezember 2012

Direkt neben dem Lokal liegen die Tennisplätze des Donau-RuderClubs Ingolstadt. Aber nicht nur Tennisspieler sind in der Gaststätte am Auwald gerne gesehen. „Ich will, dass einfach jeder zu uns kommen kann. Egal ob jung oder alt, ob reich oder nicht, bei uns sind alle willkommen“, sagt Luigi Lezzi strahlend. Da passt es perfekt, dass die Kinder vor dem Clubhaus genügend Platz und Möglichkeiten

haben sich auszutoben, während die Eltern ihnen von der Terrasse mit Ausblick auf die Stromschnellen der Donau und den Auwald zusehen können. Auf der großen Grünfläche gibt es auch einen kleinen Spielplatz. „Der Name des Restaurants hat sich zwar geändert, die geniale Küche ist aber geblieben“, stellt Lezzi klar. Sein Partner Salvatore Canta

Seite 119


nimmt die Bestellungen der Gäste auf und sucht das Gespräch mit ihnen. Auch Lezzi kommt immer wieder aus seiner Küche heraus und erkundigt sich nach dem Wohlbefinden seiner Kundschaft. „Das habe ich schon früher gemacht. Ich unterhalte mich gerne mit den Leuten und frage sie, ob es geschmeckt hat. Das ist wichtig für mich“, erklärt er. Die Kochkünste von Luigi, wie ihn die Gäste nennen, sind mittlerweile auch über Ingolstadt hinaus bekannt. Immer wieder essen Manager großer Firmen Pizza und Pasta im Lokal in der Westlichen Ringstraße 86. Neben der Auswahl an traditionellen Pizza- und Pastagerichten gibt es stets frischen Fisch und Fleisch – und das zu angemessenen Preisen. Spezialität des Hauses ist die argentinische Rinderlende. Bei den Familien hingegen sind die knusprigen Pizzen sehr begehrt. „Die Qualität unserer Weinsorten ist zudem sehr hoch. Wir bieten viele italienische Flaschenweine an. Ich berate die Gäste natürlich gerne“, sagt Lezzi.

Seite 120

Obwohl das Preisniveau der Pizzen und der Nudeln ohnehin schon fast dem einer Mittagskarte entspricht, ist auch ein Mittagsangebot geplant. Schließlich hat das „Riva del Fiume“ von Dienstag bis Sonntag von 11.30 Uhr bis 14.30 Uhr geöffnet. Nach der Pause herrscht ab 17.30 Uhr in Lezzis Küche wieder Hochbetrieb. Offiziell werden bis 22.30 Uhr warme Gerichte serviert, die Ruhe des Auwalds kann man aber noch ein Stückchen länger genießen. Am Montag hat das fünfköpfige Team Ruhetag. Neben Lezzi bereiten noch zwei weitere Köche die Gerichte zu. Wer einen besonderen Anlass feiern will, findet in der Gaststätte an der Donau genau die richtigen Lokalitäten. Etwas abgelegen von den restlichen Häusern der Westlichen Ringstraße kann man mit bis zu 120 Gästen ungestört Geburtstage oder Hochzeiten feiern. Die Musik darf hierbei auch ruhig etwas lauter sein. Bei kleineren Feiern kann ein Raum auch separiert werden. Lezzi, der in Lecce aufwuchs, ist

seit über 30 Jahren in der Gastronomie-Branche tätig und weiß, worauf es bei einer guten Gaststätte ankommt. Er stellt die Gerichte für seine Gäste individuell zusammen: „Letztes Mal kam ein Stammkunde zu uns und wollte, dass ich ihm ein Acht-Gänge-Menü zubereite. Das habe ich dann gemacht“, erzählt Lezzi stolz. „Der Kunde ist König“, lautet der Leitsatz von Luigi Lezzi. An Silvester erwartet die Kundschaft ein „Fünf-Gänge-Überraschungs-Menü“. Was genau am Tag des Jahreswechsels auf den Tisch kommt, verrät er nicht. „Überraschung ist Überraschung“, erklärt er lachend. „Aber meine Kunden wissen, was sie an mir haben. Sie vertrauen mir“, so der Italiener weiter. Ein großer Vorteil des „Riva del Fiume“ sind die guten Parkmöglichkeiten. Während man in der Innenstadt Probleme hat einen Parkplatz zu finden - und das bei rumorendem Magen -, kann man bei Salvatore und Luigi im Winter direkt vor der Haustür parken und im Sommer den hauseigenen Parkplatz eine Gehminute entfernt benutzen. (pr)

Dezember 2012


Fotos: Roelen Dezember 2012

Seite 121


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.