Lebenslinien2, Blickpunkt, espresso, Ingolstadt

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BLICKPUNKT Die Wochenzeitung f端r Ingolstadt und die Region

Lebenslinien 2012 Juli bis Dezember


Inhalt 04

Michael Mrozek und seine Geschichte

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Der Salzmann Rudi und das Alphorn spielen

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Roland Geiser Mitinhaber vom neuen „Wienerwald“

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Udo Quellmalz holt eine Goldmedaille

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Kabarettistin Maxi Grabmaier

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Bürgermeister: Albert Wittmann

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Shirin Hamo hat mit 18. ihr eigenes Fotostudio

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Der Mann am Bass Bernhard Hollinger

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Die Ingolstädter Punkband „SNU:MeN“

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Lauren Francis ist auf den Opernbühnen der Welt zuhause

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Das bayerische Urgestein Emil Ludwig Mayer

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Hubert Eisinger über die Liebe zu seinem Unimog

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Ingrid Cannonier und Sascha Römisch

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Petra Regensburger und ihre Liebe zu Italien

54 Paul Grozinger, Gründer der „Schanzer Puppenspieler“

30

Dora Hörmandinger ist seit 40 Jahren mit allerlei Leckereien auf den Volksfesten unterwegs

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Helmut Reuter hilft als Seelsorger den Mitar beitern des Klinikum Ingolstadt


Lebenslinien im Juli 2012 Dezember 2012

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Foto: Arzenheimer

Gรถttliches Spielzeug 2.0

Michael Mrozek und die abenteuerliche Geschichte seiner Pandora Seite 4

Juli 2012


Die Büchse der Pandora – wer sie öffnet, der kann was erleben! In der griechischen Mythologie hat Göttervater Zeus besagte Büchse jener Pandora geschenkt. Wäre es die „Büchse“ aus dem Jahr 2012 gewesen, dann wäre daraus kein Unheil hervorgegangen, sondern sie hätte die „mythologischen Helden“ der Computergeschichte entfesselt. Ganz nach dem Motto: Pacman statt Pandora (die im Übrigen aber auch eine künstlich erschaffene Frau war!). Der moderne Held, der die Herkulesarbeit der Pandora-Entwicklung bewältigt hat, heißt Michael Mrozek. Eine gewisse Parallele zum Helden der Antike ist durchaus gegeben: Während der griechische Herkules stets das Fell des unbesiegbaren nemëischen Löwen bei sich getragen hatte, brauchte der Ingolstädter Pandora-Entwickler vor allem ein dickes Fell. Eines, das die Abwehrkräfte gegen Rückschläge technischer und finanzieller Art stärken sollte. Und die Pandora, ein „Zauberkasten“ auf Linux-Basis, hat mit der mythologischen Büchse durchaus einiges gemeinsam: Die Büchse der Pandora hat in der Sagenwelt der alten Griechen den Menschen schließlich auch die Hoffnung gebracht. „Ich habe das komplette Unheil erlebt und doch die Hoffnung nicht verloren“, erklärt Michael Mrozek. Es hat sich gelohnt: Nach ersten Presseberichten über den Mini-PC gingen sofort jede Menge Bestellungen ein. Die „Büchse“ mit dem High-Tech-Innenleben begeistert vor allem auch Spielernaturen, die ihre eigenen Games entwickeln möchten. Doch bis zum „VerkaufsJuli 2012

schlager“ war es ein langer, steiniger um das Öffnen und Schließen der Weg, der sogar von Naturgewalten Pandora auf Dauer mit zu machen: versperrt worden war. „Zu Beginn waren wir einfach noch zu unerfahren, was bestimmte KomZusammen mit Craig Rothwell, ponenten betraf.“ Dezember 2010. einem Spezialisten für Retro- und Endlich sah es so aus, als könne Homebrewfähige Geräte und dem man mit dem handlichen HosentaHardware-Experten Michael Weston schencomputer in die Serienprodukhatte Michael Mrozek die Idee eines tion gehen. Doch dann der nächste Handgeräts (Handheld) für Com- Rückschlag: 25 % der Boards, die in puterspielefans entwickelt. Mit Hilfe einem Werk in Texas gefertigt wurweiterer Profis und einer sehr aktiven den, waren defekt. Ein Desaster, Internet-Community wurden Gehäu- durch das nicht nur ein materieller, se, Betriebssystem und Co. perfekti- sondern vor allem ein erheblicher oniert, schließlich war Anfang 2008 finanzieller Schaden entstanden auch der Name für das Mischwesen ist. „300 000 Euro Materialschaden aus Mini-PC und Spielekonsole ge- waren zu beklagen, dazu kam der funden: Pandora sollte es heißen, immense Lieferausfall. Schließlich schließlich lässt es sich wie eine hätten wir schon Pandoras für MilliBüchse öffnen. So weit, so gut. Ei- onen Euro verkaufen können.“ Das gentlich sollten die ersten Pandoras investierte Geld war weg, das ganze Ende 2008 ausgeliefert werden. Ei- Projekt stand auf der Kippe und einer gentlich. „Es ist alles schief gelaufen, der „Pandora-Väter“ überlegte ernstwas schief laufen kann“, schmun- haft, alles hinzuschmeißen. Michael zelt der Geschäftsführer der Open Mrozek aber konnte das Projekt, Pandora GmbH. „Deshalb habe ich in dem so viel Arbeit und Leideninzwischen eine sehr hohe Schmerz- schaft steckte, nicht einfach aufgegrenze.“ Heute kann er über seine ben. Und so suchte man ein Werk „prophetischen“ Fähigkeiten lachen. in Deutschland, das die Pandoras So erklärte er bei einem Vortrag auf produzieren konnte und Investoren, der Computermesse CeBit 2010 : die das Projekt finanziell unterstüt„Jetzt kann nichts mehr passieren, zen sollten. Nicht Göttervater Zeus außer ein Vulkan bricht aus.“ Genau erzeugt nun die Pandoras, sondern das tat der isländische Vulkan dann die Firma Global Components in auch und legte zwei Monate nach Oberhaching. „Es können pro Woder CeBit den Flugverkehr weltweit che 250 Stück hergestellt werden lahm. Die Folge: Wichtige Kompo- und das in bester Qualität“, freut sich nenten der Pandora konnten nicht Michael Mrozek. Jeder, der schon rechtzeitig geliefert werden. Über- mal mit diversen Spiele- oder PChaupt – der Teufel steckt im Detail, Systemen zu tun hatte, kennt das das musste auch das Team um Mi- Problem. Es gibt immer Funktionen, chael Mrozek erfahren. So erwiesen die das eine System hat, die aber sich die am Anfang verwendeten Ka- beim anderen fehlen, das wiederum bel als nicht strapazierfähig genug, andere Funktionen vorweisen kann, Seite 5


spielen. Wer will, kann sogar selber den Quellcode des Betriebssystems ändern“, erklärt Michael Mrozek, der unter dem Namen „EvilDragon“ in diversen Internet-Communities aktiv ist. Das Austauschen von Knowhow und Ideen ist auch ein wichtiger Bestandteil der Pandora-Idee. In einem eigenen Forum unter www.openpandora.org entwickeln die Mitglieder gemeinsam neue Spiele oder Programme. Da hat sogar schon manch ein Papi für den eigenen Nachwuchs ein Game oder Lernprogramm maßgeschneidert. Überhaupt: Diese „Büchse“ hat etwas Generationsübergreifendes, denn auf ihr können Klassiker wieder gespielt werden, die einst auf dem C64, dem Amiga oder der Atari-Konsole für Begeisterung sorgten. Eine gute Spielsteuerung war den PandoraEntwicklern deshalb auch ganz wichtig, denn mit einem Touchpad könne

man einfach nicht vernünftig spielen. „Viele unserer Kunden haben gesagt, das sei die beste Spielsteuerung, die sie bisher hatten.“ Der Akku hält 12 aktive Stunden durch, auf Standby sind es sogar 200 Stunden. Und über das Spielen ist die „kleine Box“ auch schon längst hinaus, denn die Pandora hat sich zu einem handtaschentauglichen Linux-PC entwickelt, mit dem man Texte schreiben, Musik hören, Videos anschauen und im Internet surfen kann. „Es hat sogar schon jemand eine Fernsteuerung für einen Quadrocopter draus gemacht.“ Der Preis für den kleinen Alleskönner liegt bei 440 Euro, in Kürze kommt die dritte und bislang flotteste Pandora Variante mit 1 GHz Prozessor auf den Markt. Und sie ist bereit, noch mehr Menschen in ihren Bann zu ziehen. Das hätte sicherlich auch Zeus gefallen. Infos: www. openpandora.org (ma)

Foto: Arzenheimer

die man dann doch gerne auch auf dem anderen Computer hätte und überhaupt. Ganz zu schweigen von der Software, die im System A wunderbar läuft, auf System B aber gar nicht installiert werden kann. Pech gehabt. Michael Mrozek, der mit Computerspielen und Konsolen aufgewachsen ist und hunderte Spiele aus diesen Pionierzeiten bei sich zu Hause aufbewahrt, findet genau das sehr schade. „Die Hersteller schränken die Möglichkeiten immer mehr ein, man kann kaum noch etwas selbst machen. Wer zum Beispiel einen Apple Computer nutzt, kann nur Apple Produkte installieren.“ Warum also nicht eine Mischung aus Konsole und PC entwickeln, die einerseits die „normalen“ Anwender glücklich macht, die es den Tüftlern aber auch erlaubt, selbst Hand anzulegen? „Die Pandora, die auf Linux basiert, lässt es zu, auch andere Systeme drauf zu

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Die Schweiz in Niederfeld

Wie der Salzmann Rudi zum Alphorn spielen kam Man sollte schon wissen, wo der Rudi Salzmann wohnt. Denn sonst fährt man leicht vorbei an dem schmalen Feldweg, der von der Rothenturmer Straße in Niederfeld hinter zu seinem Haus führt. Und da empfangen den Besucher nicht nur etliche Hühner und Tauben, sondern Pfauen, Schafe und Enten. Es ist eine kleine, veritable Landwirtschaft, die sich hinter dem Haus verbirgt. Eine eingewachsene, verwun-

„Ich hab jedes Lied spielen können, ohne dass i was druck“ Rudi Salzmann schene Idylle mitten in der Stadt, mit zwei Schleppern, „fast so alt wia i“, einem liebevoll angelegten Gemüsegarten und einem eigenen Küchenhäusel, an dem eine große Glocke befestigt ist. „Wenns mi amaoi ned finden, nacha läutens da.“ Bei der Weitläufigkeit des Grundstücks von Rudi Salzmann eine sicherlich brauchbare Einrichtung. Bevor er von sich und seiner Liebe zur Musik erzählt, gibt es erst einmal eine Führung durch das Anwesen, beginnend bei einem beeindruckenden Brotbackofen. „Seit ich 50 bin, backe ich mein Juli 2012

Brot selber“, erzählt der notorische Selbstversorger, erklärt den Ofen, in dem acht große Laibe gleichzeitig Platz finden. Nebenan im Küchenhäusel steht eine alte Teigmaschine, ein Gerät von einer stattlichen Größe, die man bestenfalls bei einem professionellen Bäcker vermutet. „Eigentlich könnte ich mich selbst versorgen“, meint das weißhaarige Unikum und krault dabei den dichten weißen Bart. Schlachten tut er ohnehin selber, weil „da weiß man, was man isst.“ Sein Gemüse baut er ebenfalls selbst an. Und jetzt würde er am liebsten noch auf ein paar Hektar seines Landes Hackschnitzel anbauen. Hackschnitzel anbauen? Ja. Rudi Salzmann erzählt begeistert von einem Knöterich, der zur Energieversorgung tauge und meint wohl „Igniscum“, eine spezielle Züchtung des Sachalin-Knöterichs, die schnell wächst, wenig Pflege braucht und dessen Trockenmasse einen guten Brennwert hat. Auf einem ein Hektar großen Versuchsfeld wurde die Pflanze vor fünf Jahren in der Hallertau das erste Mal angebaut und soll als Ersatz für Holz dienen. Ganz verleugnen kann Rudi Salzmann halt nicht, dass er in seiner Jugend Landwirt war, bevor er Landmaschinenmechaniker

lernte und über diesen Beruf zu MBB in Manching kam, eine Firma, die er mit der gleichen Selbstverständlichkeit „Messerschmitt“ nett wie alte Audianer noch heute „Union“ sagen. Als Hydraulikspezialist arbeitete der heute 65-Jährige in der Flugerprobung, war in Norddeutschland ebenso wie in England oder auf Sardinien. „Eine Ausbildung zum Flugzeugmechaniker gab es damals nicht“, erzählt er, „und ich hab mich mit Hydraulik bestens ausgekannt.“ Als er 45 Jahre alt war, ging dieses Leben für Rudi Salzmann allerdings zu Ende. Im Zuge eines generellen Stellenabbaus hat man ihm eine satte Abfindung angeboten, für die er „über drei Jahre lang hätte arbeiten müssen“. „Schulden hamma koane ghabt“, so der gebürtige Theißinger. Und da seine Frau als Lehrerin einen sicheren Job hatte, hat er sich entschlossen, das Angebot anzunehmen und auf diesem Wege zurückzukehren zu seinen Wurzeln, zurück in die Landwirtschaft, wenn auch eine kleine, eben groß genug für eine Familie. „Ich hab das keine Sekunde bereut“, schmunzelt er und erzählt so nebenbei von den vielen schweren Unfällen, die er in seinem Leben schon überstanden hat. Als er fünf Seite 7


Jahre alt war, habe er seinen ersten Schädelbruch gehabt. „Und da nach is halt so weiterganga.“ Und meint damit einen schweren Autounfall, den er nur knapp überlebt hat, einen mit dem Motorrad und auch einen beim Skifahren, bei dem die „Knocha hint naus gschaut“ haben. „Wehleidig derfts da ned sei“, lacht er.

en.“ Das hat den Rudi Salzmann derart fasziniert, dass er damals spontan gesagt hat: „So a Maschin kauf ich mir auch noch.“

dass seine Freunde sich beim Geburtstagsgeschenk für ein verträgliches Modell entschieden haben, das eine handsame Länge aufweist. Denn dieses Schweizer Das war vor fünf Jahren. Ein paar Nationalinstrument gibt es auch Monate vor seinem Sechzigsten. länger, weit länger. Als die Geburtstagsfeier auf dem eigenen Hof anstand, hatte er das Das längste spielbare Alphorn ist Alphorn längst wieder verges- 14 Meter lang, das längste überhaupt bringt es auf stolze 45 Meter. Und diese Kaliber sind dann Und noch eine Leidenschaft hat „Zuerst hab ich Rudi Salzmann nach seinem frügedacht, die wolln mi scho fürs je nach Landschaft fünf bis zehn hen Ausscheiden aus dem Beruf Kilometer weit zu hören. Sterben herrichten. Und dann wiederentdeckt. „I war ja von Haus hab i des Alphorn gfunden.“ aus immer schon ein Musiker“, Das könnte andererseits ein ProRudi Salzmann blem lösen, dass der Salzmann erinnert er sich, er, der Trompete ebenso spielt wie Gitarre oder Rudi mit seinem extravaganten Kontrabass. Instrumente, die zu sen, als seine Freunde plötzlich Instrument hat. „Alleine spiespielen er sich entweder selbst mit einer zwei Meter langen Kiste len macht keinen Spaß“, weiß beigebracht oder bei Freunden auftauchten. „Zuerst hab ich ge- er, der schon mehrfach mit Leidacht, die wolln mi scho fürs Ster- densgenossen in Bayern und der erlernt hat. ben herrichten. Und dann hab i Schweiz gespielt hat. Deswegen nimmt er das hölzerne Rohr auch Obschon er Trompete seit seiner des Alphorn gfunden.“ zunehmend seltener in die Hand. Jugend spielt, gilt seine eigentliche Liebe der Gitarre, mit der er Noch am gleichen Abend hat er „Seng tu i’s jeden Tag, weil’s im schon mal Hans Albers oder Fred- das gut drei Meter lange Instru- meinem Schlafzimmer steht. Aber dy Quinn imitiert und auf der er ment zusammengesteckt und ge- spuin tua i nimma so oft.“ beinahe jeden Tag herum zupft. spielt. „Ich hatte ja keine Ahnung, wie man das spielt“, erinnert er Er würde halt gern zusammen mit Und dennoch thront in seinem sich, aber das habe ganz gut anderen spielen, im Chor. In InSchlafzimmer ein ganz anderes funktioniert. „Des hat fast passt. golstadt und Umgebung dürften Instrument. Auf das stieß er eines Ich hab jedes Lied spielen kön- Alphornbläser jedoch eher ManTages beim Skifahren in Öster- nen, ohne dass i was druck“, was gelware sein. Wer weiß, vielleicht reich. „Da hab ich a Sendung im ihn als Trompeter ordentlich ver- klappt es ja doch noch. Und wenn Dritten ang’schaut, ,Unser Land’. wundert hat. nicht, dann muss der Salzmann Und da hams an Bauern gezeigt, Rudi dereinst das Instrument einen Josef Wagner aus dem All- Und nun steht er da in seinem eben mitnehmen in den „Musikergäu, wia der mit’m Sackl in Wald Garten, der Salzmann Rudi, und himmel“, von dem sein Freund, naus geht und sich die Bäume spielt den Hühnern und Enten der Biswagner Wastl sagt, dass aussucht, um Alphörner zu bau- etwas vor. Und kann froh sein, es ihn gibt. (msc) Seite 8

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Foto: Schmatloch Juli 2012

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Fotos: von Ahsen Seite 10

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„Einfach geil, ein unglaubliches Gefühl“

Bei den Olympischen Spielen 1996 holte Udo Quellmalz eine Goldmedaille nach Ingolstadt (ca) Es gibt Tage im Leben, die vergisst man nie mehr. Für den Judoka Udo Quellmalz war es der 25. Juli 1996. Mit einem Lächeln erinnert sich der ehemalige aktive Judokämpfer des MTV Ingolstadt an die bangen Sekunden des Finales in der Gewichtsklasse bis 66 Kilogramm der Olympischen Spiele in Atlanta zurück. Nach einem packenden Kampf hatten er und sein Konkurrent Yukimasa Nakamura aus Japan eine große Wertung bekommen, weswegen die drei Hauptrichter den Sieger bestimmen mussten. „In diesen Bruchteilen von Sekunden geht man den Kampf noch mal durch. Man hat die subjektive Empfindung, wie es war. Ich hatte schon gehofft, dass die letzten Aktionen den Ausschlag geben, da der Japaner am Anfang stärker war“, erinnert sich Udo Quellmalz an die Bekanntgabe des Urteils. Diese wenigen Sekunden vor der Entscheidung waren für ihn ein Drama: „Ich schaute zum ersten Außenrichter. Der entschied für den Japaner. Der Blick wanderte zum nächsten. Der stimmte für mich. Und schließlich stimmte Juli 2012

der Richter in der Mitte auch für mich. Knapper hätte es nicht sein können. Einfach geil, ein unglaubliches Gefühl.“ Was folgte, ist Sportgeschichte. Überwältigt vom Sieg sank der Judoka auf die Knie. Aber erst bei der Siegerehrung ging ihm alles durch den Kopf. „Ich hatte an meine Freundin gedacht und die Quälerei, die man vor so einem Sieg durchleiden muss“, verrät der 45-jährige Sportler später in einem TV-Interview. Schon vor den Olympischen Spielen erlebte der Judoka eine emotionale Achterbahnfahrt. Ein Jahr davor war er Weltmeister geworden. Die nächsten Monate waren geprägt von Verletzungen und zahlreichen sportlichen Krisen. „Damals war ich 29 Jahre. Ein Alter, in dem man im Leistungssport nicht mehr jung ist. Ich dachte ans Aufhören, habe es aber überwunden“, resümiert der Kampfsportler. Hinter Quellmalz liegt eine turbulente Karriere voller Höhen und Tiefen. Schon der Einstieg war alles andere als gewöhnlich. „Ich

habe mit sieben Jahren angefangen. Es gab damals einen Film mit dem Titel ,Ich werde es euch zeigen’. Es ging um einen klein gewachsenen Judoka. Ich war damals auch sehr klein. Das muss wohl eine Inspiration gewesen sein“, sagt Udo Quellmalz. Was folgte, war der harte Weg an die Spitze. Mit 14 Jahren ging der „rigorose Prozess der Sichtung und Auswahl“ in der Kaderschmiede in Leipzig los. „Ich habe damals diesen großen Schritt geschafft. Das harte Training dort war die Grundlage dafür, dass ich später in vielen schwierigen Situationen weiter gemacht habe“, erinnert sich der Judoka. Danach konnte Udo Quellmalz – den erfolgreichsten deutschen Judokämpfer – keiner mehr stoppen. Nach zwei Deutschen Meistertiteln in der DDR für den SC Leipzig und einem dritten Platz bei den Europameisterschaften im Jahr 1988 folgte im gleichen Jahr die erste Nominierung für die Olympischen Spiele in Seoul. „Ich war 21 Jahre alt und es war schon ein Erfolg, überhaupt dabei zu sein. Den ersten Kampf hatte ich gleich gewonnen und im zweiten Kampf Seite 11


ging es gegen den amtierenden Weltmeister Hitoshi Saito. Den habe ich verloren. Und das war es dann für mich. Es war trotzdem ein Riesenerfolg“, so Quellmalz.

kleiner Fehler kostete den Top-Favoriten allerdings die Chance auf den Finaleinzug. Trotzdem reichte es noch für Bronze. „Die Olympiamedaille war für mich ein Traum, der in Barcelona in Erfüllung ging“, erinnert sich der Olympiasieger. Was folgte, war ein weiterer WMTitel im Jahr 1995, bevor er 1996 seinen größten Triumph feiern konnte.

Diese Niederlage und die damit verbundenen Probleme mit der Staatsführung der DDR konnten den aufstrebenden Leistungssportler aber nicht stoppen. Bereits im folgenden Jahr holte er die Vizeweltmeisterschaft. Nach dem Wirbel um ihn nach der Goldmedaille wurde es ruhig um Sofort nach dem Mauerfall zog den Athleten. „Wenn man nicht er aus Leipzig ins tiefste Bayern, regelmäßig in den Medien aufnach Abensberg. Nur ein Jahr taucht, dann es ist relativ schnell später holte der TSV Abensberg wieder vorbei. Ich bin auch nicht seinen ersten Meistertitel. Es war so mediengeil “, so Udo Quellder Beginn einer Dominanz im Ju- malz, „ich freue mich, dass ich ein dosport über Jahre hinweg. In den ruhiges Leben führen kann und folgenden Jahren holte der Klub nicht wie ein Superstar andauernd 15 Deutsche Meisterschaften und Autogramme geben muss.“ fünf Europacupsiege mit späteren Olympiasiegern wie Ole Bischof. Und die Lücke nach dem Ende seiner aktiven Karriere sollte bald Doch trotz des sportlichen Erfolgs wieder gefüllt werden, wobei der sollte es eine Stippvisite bleiben. Zufall ordentlich mithalf. „Wenn Denn nur ein Jahr später wechsel- man in einem Sport soviel Erfahte Udo Quellmalz nach Ingolstadt. rung hat, bleiben die Angebote „Ende 1991 bin ich nach Ingol- nicht aus. Es war aber nie mein stadt gegangen und hier hängen Plan, nach Großbritannien zu geblieben.“ Ein Schachzug, der wechseln. Aber ich hatte ein recht sich auszeichnen sollte. Durch gutes Angebot als Nationaltrainer den Wechsel zum MTV konnte und Sportdirektor. Ich musste laner in einer höheren Klasse kämp- ge überlegen, da ich wirklich sehr fen, weswegen er auch internatio- gerne an der Wirtschaftsschule nal durchstarten konnte. Noch im Ingolstadt und Trainer beim MTV gleichen Jahr holte er in Barcelo- war“, erinnert sich der derzeitige na den WM-Titel. Nationaltrainer Österreichs.

so eine Chance nicht mehr so oft bekommen würde“, betont er. Am Anfang sei es nicht einfach gewesen. „Es war ja nicht so, dass man als Deutscher in England mit Hurra und Freudenstürmen empfangen wurde.“ Immerhin verbrachte er dann doch sechs Jahre auf der Insel. „Witzigerweise war ich seit dieser Zeit nie mehr in Großbritannien“, meint Quellmalz, der erst jetzt wieder zu den Olympischen Spielen auf die Insel zurückkehrt und „nach den Spielen noch einige Bekannte treffen will“. Seit 2006 ist er Trainer der österreichischen Judo-Nationalmannschaft und führte vor vier Jahren in Peking Ludwig Paischer zum Olympiasilber.

Auch in diesem Jahr will er wieder einen seiner drei Schützlinge Ludwig Paischer, Sabrina Filzmoser und Hilde Drexler zu olympischen Ehren führen. „Ich wäre sehr froh, wenn wir eine Medaille ergattern könnten. Realistisch ist es auf jeden Fall“, meint der Erfolgstrainer. Aber: „Es ist schon eine große Nervenanspannung. Die Frage ist, was man machen kann, welche Tipps man geben kann. Als guter Trainer musst du wissen, wie deine Sportler ticken. Im Vorfeld eines Turniers kann alles perfekt laufen. Und man weiß trotzdem nicht, wie es im Wettkampf läuft“, so Udo Quellmalz. Wenige Monate später war er Er hat sich die Entscheidung da- Gerne würde er noch einmal eine schon wieder in Barcelona, bei den mals nicht leicht gemacht. „Letzt- olympische Goldmedaille mitnehOlympischen Spielen 1992. Ein lich aber war mir klar, dass ich men. Diesmal eben als Trainer. Seite 12

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Fotos: Privat

Der eiserne Albert

Vom Oberstleutnant zum B端rgermeister: zum 60. Geburstag von Albert Wittmann Seite 14

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Die Spuren, die Peter Schnell in Ingolstadt hinterlassen hat, wird man wohl noch in Generationen vorfinden. Und die Zahl derer, die seinetwegen ihr Glück in der CSU gesucht haben, ist in der Tat bemerkenswert. „Er war damals ein junger, dynamischer Mann und hat uns tief beeindruckt“, erinnert sich Albert Wittmann an den beliebten Oberbürgermeister. Und so trägt auch seine Karriere in der CSU das Wasserzeichen von Peter Schnell. Dabei hat Wittmann, der gerade 60 Jahre alt geworden ist, selbst ein paar deutliche Spuren auf der Schanz hinterlassen. Auch wenn er kein richtiger Schanzer ist, wie zumindest Brigitte Fuchs meint. Denn wer wie er in der MaulKlinik und damit außerhalb der Stadtmauern geboren worden ist, könne dieses Recht für sich nicht in Anspruch nehmen. Bis zum Jahre 1972 könnte sie sogar Recht haben. Denn in diesem Jahr wurde Etting, Albert Wittmanns Heimatort, im Zuge der Gebietsreform erst nach Ingolstadt eingemeindet. „Damals durfte ich auch das erste Mal zur Wahl gehen“, erinnert er sich. Und auch daran, dass eben jener junge Peter Schnell in Etting überaus populär gewesen war. „In Etting gab es eine klare Ansage, dass dieser Peter Schnell, der als Junge oft im Dorf und deswegen dort auch bestens bekannt war, gewählt werden sollte.“ So ging Albert Wittmann denn brav zur Wahl und entschied sich gemäß der Ettinger Dorfdisziplin für den CSU-Kandidaten und auch dazu, der CSU beizutreten. „Das war alles anJuli 2012

dere als klar“, meint Wittmann, „in unserer Verwandtschaft gab es sowohl SPDler als auch CSUler. Ich habe mir damals beide Parteiprogramme durchgelesen. Und wenn ich ehrlich bin, durchschaut habe ich beide nicht.“ Letztlich also gab die Sympathie für Peter Schnell den Ausschlag für seinen CSU-Beitritt. Obschon die SPD zu jener Zeit wesentlich größer und dominanter gewesen sei in Etting. „Wir haben die damals wirklich beneidet“, erzählt der frischgebackene 60-Jährige, nicht allerdings ohne die süffisante Bemerkung nachzuschieben: „Das ist heute anders.“

Vater den Hammer schwingen und als Spengler und Schmied seinen Lebensunterhalt verdienen. „Ich bin im elterlichen Betrieb groß geworden und durfte als Kleiner schon ab und zu mithelfen. Für mich war es als Bub mit fünf Jahren schon wichtig, dass ich einen Hammer in der Hand halte konnte.“

Und so dachte er sich auch den Rest seines Lebens. „Ich habe geglaubt, ich kann einmal genauso weitermachen wie mein Vater, als Schlosser und Schmied. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie bei uns die letzten Pferde beschlagen worden Die SPD habe den Rückwärtsgang sind.“ eingelegt, was Wittmann jedoch bedauere. „Ein gewisser Teil der Ent- Für ihn war der Berufswunsch also wicklung Ettings ist der SPD zuzu- klar umrissen. Bis seine Eltern sich schreiben und es gibt durchaus auch entschlossen hatten, den kleinen SPD-Politiker, die etwas voran ge- Albert nach Rebdorf ins Internat zu bracht haben, so ist es nicht“, klingt schicken, in die damalige Knabenredas in dem ihm eigenen Tonfall, der alschule. es dem Zuhörer nicht immer leicht macht, zwischen Ernst und Scherz „Das war eine halbe Weltreise für zu unterscheiden. Aber in Bayern mich. Wir duften auch nur alle zwei und zumal in der Kommunalpolitik Wochen für eineinhalb Tage nach sei das ohnehin nicht so streng mit Hause, von Samstag Mittag bis der Parteizugehörigkeit. „In der Kom- Sonntag Nachmittag. Und alle vier munalpolitik hängt die Zusammenar- Wochen durften wir für drei Stunden beit nicht von der Parteizugehörigkeit besucht werden. Das war alles ziemab, sondern zu 90 Prozent von den lich streng reguliert“, erinnert sich handelnden Personen“, konsta- Wittmann an die erste Zeit in seinem tiert Wittmann, der im Rathaus und jungen Leben, in der er mit eiserner im Stadtrat als der Mann mit der ei- Disziplin und Gehorsam konfrontiert sernen Disziplin gilt, als der mit der worden war. perfekten militärischen Organisation und Präzision. Nach seinem Realschul-Abschluss ist er zwar doch noch in den elterLange genug war er ja auch Soldat. lichen Betrieb eingestiegen und hat Dabei dachte der kleine Albert ei- eine Lehre als Landmaschinenmegentlich zunächst, er würde wie sein chaniker absolviert. „Ich wollte daSeite 15


mals nach der Schule einfach praktisch arbeiten.“ Aber um den Betrieb auch zu übernehmen, dazu war sein Vater noch viel zu jung. Und so führte sein weiterer Lebensweg über einen Jagdkameraden seines Vaters, Kommandeur der Instandsetzungseinheit der Bundeswehr, zum Dienst am Vaterland. „Dieser Jagdkamerad meines Vaters hatte bei der Bundeswehr Maschinenbau studiert. Und als bei mir die Wehrpflicht anstand, fragte mich mein Vater, ob mich das nicht auch interessieren würde.“ Also ging Wittmann zur Bundeswehr, erst für drei Jahre, dann für zwölf, dann wurden 15 daraus samt Maschinenbaustudium. Und schließlich verdingte er sich als Berufssoldat, zunächst als technischer Offizier im Gebirgsjägerbataillon in Mittenwald, ab 1985 dann bei den Pionieren in Ingolstadt. Mit längeren Auslandseinsätzen in Somalia und im Kosovo. Sein Ehrenamt im Stadtrat, dem Wittmann seit 1990 angehört, hat ihm jedoch weitere Versetzungen erspart. Denn damals durfte kein Soldat der Bundeswehr gegen seinen Willen versetzt werden, wenn er ein kommunales Ehrenamt innehatte. „Das hatte für mich natürlich berufliche Nachteile, was die Karriere in der Bundeswehr betrifft. Aber die habe ich gerne in Kauf genommen.“ Und: „Das war schon auch ein gutes Stück Lebensqualität, wenn man nicht dauernd umziehen muss.“ Auch was die Familie betrifft. Albert Wittmann und seine Frau Irmgard Seite 16

hatten zu diesem Zeitpunkt bereits ihre drei Kinder, zwei Töchter und einen Sohn. Heute sind seine Kinder 33, 32 und 19 Jahre alt. Alle drei sind in Ingolstadt geboren. Nur die Frau stammt aus Gaimersheim. „Das waren noch andere Zeiten. Damals war der Kreis, in dem man sich umgesehen hat, nicht so groß. Man hat halt die Nachbarortschaften abgeklappert“, erläutert er lächelnd, wie die Brautschau bei ihm gelaufen ist. Nach 30 Jahren in Uniform wurde Oberstleutnant Albert Wittmann am 1. August 2002 schließlich hauptberuflicher Bürgermeister von Ingolstadt. Zuständig für die Finanzen der Stadt. „Ich habe das Erbe von Hans Amler als Finanzbürgermeister angetreten. Hätte es damals geheißen, du wirst jetzt Baubürgermeister, dann hätte ich mich da eingearbeitet.“ In zehn Jahren als Bürgermeister habe er auch sehr schwere Jahre erlebt, 2003 bis 2006 beispielsweise, zumindest was die Einnahmesituation betreffe. „Wenn man gewisse Dinge nur noch über Schulden finanzieren kann, ist das schon belastend. Zumindest für mich. Heute ist es wesentlich leichter, weil wir alles, was notwendig ist, finanzieren können. Die zusätzliche Belastung heute ist eher die, dass alle meinen, wir schwimmen im Geld und können alles machen.“ Da allerdings schlägt Albert Wittmanns Disziplin und Gewissenhaftigkeit unbarmherzig durch. „Wir müssen mit den durchschnittlichen Einnahmen auskommen. Denn es wird auch wieder Jahre geben, in denen die Einnahmen unterdurchschnittlich sein werden.“

Aber vielleicht kommen die ja auch erst, wenn Albert Wittmann längst nicht mehr im Amt ist. „Ich möchte nicht mit 70 Jahren noch im Rathaus sitzen. Aber ich will auch nicht sagen, das sind jetzt meine letzten Jahre in der Politik. Ich verspüre keinerlei Amtsmüdigkeit und die Arbeit bereitet mir nach wie vor viel Freude. Die 22 Jahre im Stadtrat haben mein Leben sehr bereichert.“ Deswegen würde Albert Wittmann, wenn er denn noch einmal von vorne beginnen könnte, nichts anders machen, bis auf ein paar Fehler, die er nicht mehr machen würde. „In groben Zügen würde ich mein Leben wieder so gestalten wie es war. Ich habe auch die 30 Jahre bei der Bundeswehr nie bereut. Es schadet nicht, wenn man mal selber seine Stiefel putzt“, schmunzelt er und ist überzeugt, dass Disziplin und Gehorsam, Tugenden, die man nach so vielen Jahren bei der Bundeswehr sicherlich verinnerlicht hat, auch im politischen Leben nicht unbedingt schaden. „Es ist nicht so, dass du bei der CSU Karriere machst, wenn du bei der Bundeswehr warst“, weiß Wittmann, „aber vielleicht ist eine gewisse militärische Durchdringung der Partei schon alleine deswegen nicht schlecht, weil Ingolstadt ein traditionsreicher Garnisonsstandort ist.“ Paramilitärisch organisiert sei die CSU in Ingolstadt deswegen noch lange nicht. „Es stimmt nicht, dass wir eine eiserne Fraktionsdisziplin haben, aus der keiner ausbrechen könnte. Wir haben bei der CSU einen Juli 2012


Grundsatz. Und der lautet, dass wir Themen zwar durchaus kontrovers diskutieren. Aber wenn man mehrheitlich eine Lösung gefunden hat, dann tragen die anderen das mit, soweit sie nicht persönlich ein Problem damit haben.“ Fraktionsdisziplin sei also sicherlich vorhanden, ein Fraktionszwang jedoch nicht. Lachen muss Albert Wittmann auf die wohl schon oft gehörte Frage, ob er vielleicht doch noch mal Oberbürgermeister werden wolle. „Nein, das war nie mein Ziel und das habe ich auch immer schon ausgeschlossen.“ Alfred Lehmann habe ihm sogar, als das Gerücht wieder einmal durch die Stadt ging, gesagt: „Wenn du Oberbürgermeister werden willst, würde ich Dich unterstützen.“ Das aber komme für ihn nicht in Frage. Zumal er sich für die Zeit danach schon viel vorgenommen hat. „Da wird es mir mit Sicherheit nicht langweilig.“ Wesentlich mehr Sport wolle er machen, Ski fahren, mit dem Mountainbike durch die Berge touren, joggen, schwimmen. „Vielleicht fange ich sogar mal mit dem Golfen an“, meint der seit Jugendjahren begeisterte Reiter. Das Schönste aber bleibt es für Albert Wittmann, „wenn ich im Sommer bei schönem Wetter früh um sechs Uhr hinaus in den Wald gehen kann. Das bedeutet für mich, die Seele baumeln zu lassen. Wenn man solche Ventile hat, dann kann man auch Stress abbauen.“ (msc) Juli 2012

Fotos: Schmatloch Seite 17


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Der Mann am Bass

Bernhard Hollinger tourt mit seiner Band durch die Region Man nehme: die Weltstädte Madrid, Paris und Amsterdam, dazu drei hochbegabte Musiker und fertig ist die internationale Jazzcombo. Aber hoppla. Da fehlt doch noch... genau. Ingolstadt. Ist vielleicht nicht die Musikhauptstadt Europas, aber in diesem ganz speziellen Fall doch sehr wichtig für die Entstehung des „Trio Luna“: Es setzt sich aus Luzia Molina aus Madrid, Vladimir Medail aus Paris und Bernhard Hollinger aus Ingolstadt zusammen und tourt gerade hierzulande durch die Region. Kennengelernt haben sich die drei allerdings in Amsterdam, dem musikalischen Melting Pot. Dort studiert Bernhard Hollinger am Konservatorium, in einem Jahr wird er seinen „Bachelor Fine Art of Music“ in der Tasche haben: „Das Abschlusskonzert wird geil, das weiß ich jetzt schon!“ Wer ihn an seinem E-Bass einmal gesehen hat, der zweifelt nicht daran. Wenn Bernhard Hollinger spielt, dann fühlt er jeden Ton, begeistert sich für jede Note. Der junge Mann lebt Musik. In seiner Heimat haben ihm das nur die wenigsten zugetraut. Aufgewachsen in Wolkertshofen sollte der Bub „erstmal was G´scheits“ lernen und machte nach seiner Schulzeit in der Knabenrealschule Rebdorf (in Eichstätt) zunächst eine Banklehre. Über die Berufs-oberschule erledigte er August 2012

danach das Kapitel „Abitur“, um endlich seinen Traum vom Musikstudium verwirklichen zu können. Die Musik war schließlich schon immer sein Begleiter: Mit dem Gitarrenunterricht begann er in der 3. Klasse, später wechselte er zum E-Bass und nahm Stunden in der Ettinger Musikschule, wo die Begeisterung für den Jazz geweckt wurde. Nebenbei gehörte schon für den Teenager Hollinger das Komponieren eigener Werke zur Freizeitgestaltung. Diese Kreativität und die Freude am Experimentieren, am Entdecken und Ausprobieren zeichnen den Musiker, der 2009 den Jazzförderpreis der Stadt Ingolstadt bekommen hatte, aus. Neben dem „Trio Luna“ gehört er unter anderem auch den „Sidekick Ninjas“ an, einer Band, die sich ebenfalls in Amsterdam gegründet hat und mit seiner „Bernhard Hollinger Group“ ist er außerdem wieder auf Tour, gegen Jahresende wird er in ganz Bayern zu hören und zu erleben sein. „Du bist einer der besten Musiker aus Ingolstadt, aber die Leute wissen es nicht!“ Diesen Satz hat Bernhard Hollinger in den vergangenen Tagen immer wieder gehört seitdem er auf „Heimaturlaub“ ist. „Ich bekomme derzeit viel positives Feedback aus Ingolstadt“, freut

sich der 25-Jährige. So richtig ins Schwärmen gerät er aber, wenn man ihn auf eine ganz andere Stadt anspricht: New Orleans! Ein halbes Jahr hat er gerade in der Geburtsstadt des Jazz verbracht („Ich habe das Auslandssemester selbst

„Ich bekomme viel positives Feedback.“ Bernhard Hollinger auf die Beine gestellt“) und dabei so viel Musik „aufgesaugt“ wie nie: „New Orleans ist ein magischer Ort, jeder spielt Musik, jeder hört Musik, jeder wächst damit auf.“ Dass selbst der letzte Weg in New Orleans ein musikalischer Weg ist, versteht sich von selbst: „Es kommt durchaus vor, dass bei einer Beerdigung eine Band Hot Jazz spielt und die Leute bei der Beerdigung tanzen.“ Ein Live-Konzert mit George Clinton und dessen Band „The Parliament“ in New Orleans hat ihn besonders beeindruckt: „Es war die ultimative Funk Party, einfach unglaublich. Quentin Tarantino und Samuel L. Jackson waren auch da.“ Seine Dozenten am Loyola College – wie etwa James Singleton und Larry Sieberth – erlebte er live bei Dutzenden von Auftritten in den Bars und Kneipen der Stadt und auch die Rebirth Brass Band Seite 19


hat bei dem Bassisten Hollinger ihre Spuren hinterlassen: „Ich habe deswegen angefangen Sousaphon zu spielen.“ In die Zeit seines New Orleans Aufenthalts fiel auch der berühmte „Mardi Gras“, der „fette Dienstag“, der dem Faschingsdienstag entspricht. Doch die Faschingsumzüge in New Orleans sind mit denen in Düsseldorf oder Köln kaum zu vergleichen – anstelle von Kamellen werden schon mal künstlerisch verzierte Schuhe unters Volk geworfen, das beim Kampf um die begehrten Trophäen durchaus handgreiflich wird. Bernhard Hollinger hat diese Lektion jedenfalls gelernt und durfte außerdem auf einem der spektakulären Umzugs-Wagen selbst mitfahren. Er sei in New Orleans vom ersten Tag an äußerst herzlich empfan- Fotos: oh gen worden, erinnert sich der Musiker. erste Schallplatte mit der Bernhard Hollinger Group zu produzieren, Inzwischen ist sein „Erst-Wohnsitz“ darauf werden zwei eigene Songs wieder in Amsterdam (übrigens mit- zu hören sein, einer wurde in Inten im Rotlichtbereich). Im Gepäck golstadt und einer in New Orleans hatte er nach seiner „USA Expe- gemischt.“ Und weil er die Gruppe rience“, die einige Abstecher und mit Farben verbindet, soll die PlatRoad-Trips quer durch die Staaten te in blauem, schwarzem, weißem beinhaltete, unzählige wertvolle und grauem Vinyl veröffentlicht Eindrücke. „Jede Stadt hat hier werden. Der limitierten Edition von ihren musikalischen Stil. In New 500 Stück werden dann DownOrleans ist der traditionelle Jazz load Codes beigelegt, um sich die zu Hause, in Memphis sind es die Songs auch als mp3 auf mobile Countrymusic und auch der Soul, in Geräte überspielen zu können. Austin wird ehrlicher Rock gespielt und in New York moderner Jazz. Und weil ihm das Komponieren, In Europa kennt man das nicht so.“ Musizieren und Konzeptionieren Wie sehr diese Menge an „Input“ noch nicht reicht, plant der 25-JähBernhard Hollinger beeinflusst hat, rige auch die Veröffentlichung von merkt er erst jetzt: „Ich bin voller eigenen Gedichten. Es ist jede Ideen. Ich bin gerade dabei, meine Menge los – im kreativen Kopf des Seite 20

Musikers. Und doch: Eine kleine Pause wird er sich demnächst gönnen. „Ich werde im August zehn Tage in absoluter Stille verbringen, um all die Eindrücke erst einmal ordnen zu können.“ Man darf gespannt sein, was diese Stille an neuen Tönen hervorbringen wird. (ma) August 2012


Verliebt in Ingolstadt

Lauren Francis ist auf den Opernbühnen der Welt zuhause In „Rigoletto“ stirbt sie als Gilda eine tragischen Tod, in „La Traviata“ leidet sie als Violetta bis zum bitteren Ende an Lungentuberkulose und in „La Bohème“ ergeht es ihr als Mimi auch nicht besser. Auf unterschiedlichste Art und Weise ist die Sopranistin Lauren Francis bereits dahingeschieden, verlassen und enttäuscht worden, hat sich mitunter selbst ins Jenseits befördert oder auch andere. Wie sich all diese Tragik wohl auf die Person auswirkt, die diese traurig bis blutrünstigen Partien singt? Bei Lauren Francis hatten die unzähligen Bühnentode jedenfalls keine negative Auswirkung. Im wahren Leben ist die Waliserin, die inzwischen in Ingolstadt zu Hause ist, nämlich die personifizierte Lebensfreude: quirlig, humorvoll, sympathisch und irgendwie „unstoppable“. Das gilt auch, wenn sie von Ingolstadt schwärmt: „Ingolstadt, i love it“, sprudelt es aus der Sopranistin heraus. „Die Stadt hat alles. Tolle Cafés, Restaurants, die Menschen sind sehr gut drauf, es gibt den Auwald- und den Baggersee, das Theater, Konzerte, Shopping, alles da und doch überschaubar. Außerdem habe ich tolle Nachbarn. Ich hatte gerade erst einen Alptraum, dass ich wegziehen müsste.“ August 2012

Das sagt eine Frau, die viele Jahre in London gelebt hat, um dort an der Guildhall School of Music & Drama und am Royal College of Music ihre Gesangsausbildung zu absolvieren. Über die British Youth Opera führte sie der Beruf nach Deutschland, wo sie an der Deutschen Oper am Rhein in Düsseldorf und im Stadttheater Freiburg die „Königin der Nacht“ in der Zauberflöte sang. 2008 glänzte sie in dieser Rolle auch an der Welsh National Opera. Im selben Jahr hat sie in Neuburg mit ihrem Ehemann Franz Garlik die „Junge Oper Neuburg“ ins Leben gerufen, ein Projekt, das Jugendliche und Laien für die Oper begeistern soll. Ihren Mann hat sie in der Kantine der Hochschule in Mannheim getroffen: „Ich hatte ihn sofort im Auge, er war einer schönsten. Und ich habe festgestellt, dass wir Seelenverwandte sind“, erinnert sich Lauren Francis an diese Zeit der „Geheimhaltung“. Dass jemand aus der Jazzabteilung (Garlik) mit jemandem aus der Klassikabteilung (Francis) eine Beziehung einging, war nämlich eigentlich ein Unding. Aber Grenzen zu überschreiten, das macht der Sängerin, die auf vielen Opernbühnen der Welt zu hören ist und von der Kritik hoch

gelobt wird, schlichtweg Spaß. Die Liebe zur Klassik hindert sie beispielsweise nicht daran, das ernsthafte Fach („in Deutschland wird man immer gleich in eine Fachrichtung gesteckt“) zu verlassen, um in das angeblich weniger ernsthafte Musicalfach zu wechseln. Oder mit Jürgen Drews, dem „König von Mallorca“, ein Duett aufzunehmen. Für seine zweite Ehefrau Ramona hatte Schlagerstar Drews sein Lied „Wir mieten Venedig für eine Nacht“ geschrieben. Jetzt, im Jahr 2012, ist es in einer Neuaufnahme erschienen – als Duett mit Lauren Francis. Durch einen glücklichen Zufall kam das Management von „Onkel Jürgen“ auf die Sopranistin zu, die Chemie stimmte sofort – kein Wunder, bei der Frohnatur – und schon waren die Aufnahmen im Tonstudio im Kasten. Anspruchslos sei der Song dabei keineswegs, erklärt Lauren Francis: „Ich singe meinen Part als Opernsängerin, das Lied geht bis hinauf zum hohen Cis.“ Beim Gedanken an den großen Live-auftritt mit Jürgen Drews wird ihr aber schon ein bisschen mulmig: „Ich werde die Nervosität in positive Aufregung umwandeln.“ Mehrere Millionen Menschen werden ihr bei diesem „Umwandlungsvorgang“ Seite 21


zusehen, denn Lauren Francis ist mit dem Duett und „Onkel Jürgen“ am 1. September in der Samstagabendshow von Carmen Nebel zu Gast. Die TV Moderatorin wird von ihr übrigens hoch geschätzt. Sie spreche ein hervorragendes Englisch, meint die Waliserin und fügt hinzu: „Ich würde auch gern einmal wie Carmen Nebel ,Hallo Deutschland’ sagen.“ Am Tag nach dem großen Auftritt können die Ingolstädter Lauren Francis live und in Farbe erleben. Sie gastiert zusammen mit ihrem Mann Franz Garlik am 2. September im Barocksaal des Stadtmuseums. Dann mit einem Operetten- und Musical-Programm (Beginn ist um 19 Uhr). „Ich wohne eigentlich zehn Minuten vom Barocksaal entfernt und jetzt reise ich von Berlin an.“

Bühne stehen würde, war ihr nicht in die Wiege gelegt. Der Vater verdiente sein Geld als Bergarbeiter, die Mutter sang zwar gerne, aber nicht im Chor, sondern in der Küche. „Ich habe keine Ahnung, wie ich zur Klassik kam“, meint die Sopranistin. Aber fasziniert sei sie schon immer von der Musik gewesen, weshalb ihre Mutter sie auch zum Gesangsunterricht brachte. Eine gute Entscheidung. Sie hätte ja auch die Karriere ihres Großvaters einschlagen können, der einen Tante Emma Laden betrieben hat: „An meiner Schule war früher Anthony Hopkins Schüler. Der hat mit Sicherheit bei meinem Opa Süßigkeiten gekauft.“ Nun ja, Lauren Francis versüßt zumindest Dass Lauren Francis einmal in durch ihren virtuosen Gesang Verdi- oder Pucciniopern auf der manchen Abend. (ma) Fan des Wrestlers Diamond Dallas Page ist. Der US-Amerikaner hat inzwischen den Status eines echten Fitness-Gurus, nachdem er ein Yoga-Programm für echte Kerle entwickelt hat und sein Übungsprogramm ist für Lauren Francis das ideale Training. Schließlich ist eine mehrstündige Oper immer auch ein echter Kraftakt. Beobachtet wird sie bei ihren Übungen mitunter von der inzwischen 12-jährigen Pudeldame Tosca, die sie überall hin mitnimmt. auch in die Künstlergarderobe. Hier hat sich Tosca schon mal mit einem Jack Russel namens Wotan angefreundet, so ist das eben im Showbiz.

Oper, Operette, Musical, Schlager – das alles schließt sich für Lauren Francis nicht aus. Und noch eine Musikrichtung hat es ihr angetan: Heavy Metal. Würde man bei einer Opernsängerin nicht unbedingt vermuten. „Ich war bei Monsters of Rock in Castle Donington und Ronnie James Dio hat auf mich gezeigt, als er mich im Publikum entdeckt hat.“ Genauso begeistert klingt die Waliserin, wenn es um Sport und eine ganz besondere Art des Yoga geht. Vom besinnlichem Gruppenkuscheln hält die Powerfau jedenfalls nichts. Ihr Herz schlägt – vermutlich recht schnell – für eine besondere Art des Yoga. Und das deswegen, weil sie ein Seite 22

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Fotos: Manfred Esser August 2012

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Echtes Kultfahrzeug

Hubert Eisinger über die Liebe zu seinem Unimog Es ist wahnsinnig laut in der winzigen Fahrerkabine, draußen regnet es in Strömen. Ich sitze in einem Unimog, Baujahr 1951. Während der Fahrt über einen schmalen Feldweg habe ich Gelegenheit mir den Innenraum genauer anzusehen. Unter meinem Sitz befindet sich ein Falteimer aus Stoff, alles ist noch im Originalzustand, selbst das Zubehör. Sein Alter merkt man dem Fahrzeug kaum an, es läuft einwandfrei – erstaunlicherweise funktionieren sogar die Scheibenwischer. Ich bin überrascht, als Hubert Eisinger aussteigt und mir anbietet selbst zu fahren. Frei nach dem Motto „Im Leben sollte man alles einmal ausprobiert haben“ steige ich auf den Fahrersitz um. Nach einer kleinen Einweisung habe ich den Dreh raus. Nur um die Kurve geht‘s nicht ganz so flott, von Servolenkung hat dieser Oldtimer nämlich noch nie etwas gehört.

habe, wollte ich mal Motorräder restaurieren. Das war mir dann aber zu filigran. So bin ich dann irgendwann auf die Landtechnik-Schiene gekommen.“

Seine Liebe zum Unimog hat Hubert Eisinger aus Hexenagger bereits als kleiner Junge entdeckt. Den ersten Spielzeug-Unimog mit verschiedenen Gerätebausätzen hat er als Kind zu Weihnachten bekommen. Beruflich ist er derzeit als KFZ-Sachverständiger tätig. Seine Begeisterung für landwirtschaftliches Gefährt habe sich über lange Zeit entwickelt. „Frühers, als ich gerade bei der Dekra angefangen

Für Eisinger ist das besondere am Unimog, dass man die Technik noch begreifen kann. „Da kann man die Mechanik wirklich noch in die Hand nehmen.“ Außerdem seien die landwirtschaftlichen Maschinen noch auf die Reparatur ausgelegt, nicht aufs Wegwerfen. Das sei mit ein Grund für die Begeisterung von Oldtimer-Sammlern. „Das ist keine Wegwerf-Gesellschaft – das ist noch so, wie es früher auch bei den

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Fotos: Binner Landwirten mit ihren Ackerschleppern war. Die waren auf eine längerfristige Beziehung ausgelegt“, so der Diplomingenieur. Sein Wissen über die alten Fahrzeuge habe sich Hubert Eisinger aus Büchern angelesen. Während seines Studiums sei eine Menge an Informationen hängen geblieben. Aus dem Stegreif kann er mir die gesamte Entwicklungsgeschichte der speziellen Nutzfahrzeuge erzählen. Die Planungen zum allerersten „Universal-Motor-Gerät“ haben schon während des zweiten Weltkriegs begonnen. Alles gehe auf eine Entwicklungsgruppe für Flugmotoren in Berlin zurück. Denn Seite 25


als der Krieg zu Ende war, mussten sich die Flugmotorenhersteller eine neue Beschäftigung suchen. Für Landmaschinen war am einfachsten wieder eine Baugenehmigung zu bekommen. In Pforzheim, in der Nähe von Stuttgart, haben dann die ersten Entwicklungen begonnen. Gedacht war das Mehrzweckfahrzeug also anfangs als Zugmaschine für die Landwirtschaft. Seine Vorteile: Es lief mit seinen 50 Kilometern pro Stunde sehr schnell und auf seiner Ladefläche konnte man eine Menge transportieren – was für Bauern natürlich sehr wichtig war. Das Konstruktionsprinzip des Fahrzeugs sei über die letzten 60 Jahre gleich geblieben. Heute wird der Unimog sehr vielseitig eingesetzt. Zum Schneeräumen, als Streufahrzeug oder Transportmittel, selbst in Eisingers Heimatgemeinde Altmannstein. „Also das ist wirklich ein multifunktionales Gerät.“ Insbesondere bei Militär und Feuerwehr finden die Fahrzeuge noch ihren Einsatz. Moderne Unimogs gibt es inzwischen mit 250 PS oder mehr. Durch ihren Allradantrieb und die spezielle Konstruktion sind sie besonders geländegängig.

vom Forstamt aus verschiedene Sachen wegräumen. Zum Beispiel Betonrohre, die als Silos gedient hatten. Ein Bekannter ist mit seinem Lastwagen gekommen. Im Wald ist er dann allerdings an einer blöden Stelle eingesunken. Wir haben da draußen versucht, einen Bulldog mit einer Seilwinde aufzutreiben – nichts. Also sind wir heim gefahren und haben den Unimog aus der Garage geholt. Mit dessen Seilwinde haben wir dann den LKW mit fast 18 Tonnen aus dem Dreck gezogen. Ich habe eigentlich schon immer darauf gewartet, dass die Seilwinde nach vorne wegfliegt, wenn man bedenkt, dass sie nur mit sechs Schrauben am Rahmen befestigt ist. Aber es hat wunderbar Hubert Eisingers Schlepper-Samm- gehalten! Das war gigantisch, wie er lung hat einmal mehr als zehn Fahr- den rausgezogen hat!“ zeuge umfasst. Den Großteil musste er jedoch verkaufen. Geblieben Am kommenden Ingolstädter sind ihm die, die ihm am meisten Schleppertreffen am 15. und 16. am Herzen liegen. An seinem Uni- September in Hundszell wird Humog hängen für ihn zahlreiche Erin- bert Eisinger selbstverständlich nerungen. Mir hat er die Geschichte ebenfalls teilnehmen. Denn neerzählt, die ihm bis jetzt am besten ben der allgemeinen Aufstellung im Gedächtnis geblieben ist: „Mein steht dort als spezielles Thema Vater hatte eine Jagd in Eichstätt. dieses Jahr der Unimog im MittelNach seinem Tod mussten wir dort punkt. (mb) Zufall in der Schweiz erworben hat, besitzt er in seinem Schuppen in Frauenberghausen noch drei weitere Oldtimer-Schlepper. Einer davon stammt bereits aus dem Jahr 1940. Da drängt sich doch eine Frage auf: Fahren die denn überhaupt noch? „Ja, klar. Die laufen alle noch“, versichert der Sammler. Sein ältester Sohn Moritz wurde auch schon in die große Kunst des SchlepperFahrens eingeweiht: „Die fahren sich super, wie ein ganz normales Auto.“ Von der Leidenschaft seines Vaters wurde er schon angesteckt – der Sohnemann ist ja schließlich damit aufgewachsen. Sein kleinerer Bruder Philipp interessiert sich dagegen eher für Computer.

Und warum ist der Unimog jetzt genau ein Kultfahrzeug? „Ich sag mal so, als Oldtimer-Fan ist es irgendwie eine Hassliebe. Also wenn man den Unimog anschaut, dann ist es einfach eine verbaute Kiste“, lacht Eisinger. Da brauche man wirkliche Liebhaber, die so etwas gerne reparieren wollen. Neben der „verbauten Kiste“, die er übrigens eher durch Seite 26

September 2012


Der umbrische Traum

Warum Petra Regensburger die meiste Zeit des Jahres auf Santa Croce in Italien verbringt Wegweiser und Hinweisschilder sind Mangelware in der malerischen Landschaft Umbriens. Wenn sich die staubige Piste hinter Sugano in aberwitzigen Serpentinen die Hügel hochschraubt, ab und an einen unglaublichen Blick freigibt auf die von Tuffstein getragene Stadt Orvieto, dann ist man gut beraten, eine Skizze mitzunehmen, die einem den Weg weist. Hier oben leben nur wenige Menschen und die Wahrscheinlichkeit, jemanden zu treffen, den man fragen kann, ist eher gering. Hier oben am Ende der Welt, einem wunderschönen Ende jedoch, scheint die Zivilisation zu enden. Wären da nicht immer wieder kleine versteckte Bauernhäuser, ein monumentales und prachtvoll restauriertes Castello, das einem sizilianischen Richter gehört. Und auf einmal ist es da, nach einer kilometerlangen Odyssee über eine von tiefen Schlaglöchern durchzogenen Piste: Santa Croce, das Weingut, das einmal als Kloster Dienst tat. Es scheint beinahe überflüssig zu erwähnen, dass Santa Croce einst ein Eremitenkloster war. Ein traumhaftes Fleckchen Erde in der hier nahezu unberührten umbrischen Natur. Der „Abt“ des Klosters heißt Anton Baur und war in seinem früSeptember 2012

heren Leben Industrie- und Modefotograf in München. Und seine „Äbtissin“ Petra Regensburger. Sein gut zehn Jahren sind der weltenbummlerische „Putz“ – wie sie ihn nennt – und die Ingolstädter Schauspielerin und Journalistin ein Paar. Auch wenn Petra Regensburger ihren Wohnsitz nach wie vor in Ingolstadt hat, so verbringt sie doch die meiste Zeit in Italien, ist längst zur Italienerin geworden. Dabei wollte sie eigentlich Karriere als Schauspielerin machen. Deswegen ging sie nach dem Abitur auch nach Wien an die Schauspielschule, spielte dort auch an mehreren Bühnen, führte Regie, unter anderem in Produktionen mit Marisa Mell. Auch am Ingolstädter Stadttheater hat die Tochter des Ex-Staatssekretärs und Ehrenbürgers Hermann Regensburger inszeniert, unter anderem eine Oper von Johann Simon Mayr. Bis 1997 lebte Petra Regensburger in Wien, bevor sie zurückkam nach Ingolstadt um sich in einem zweiten Beruf zu versuchen. Als Journalistin heuerte sie beim regionalen Fernsehsender an, entwickelte vor allem kulturell geprägte Formate, vergaß darüber aber nie ihre eigentliche Leidenschaft. Und die hieß Italien.

„Meine Reisen gingen eigentlich immer schon nach Italien“, erzählt sie bei einem Glas Rosé auf der Terrasse von Santa Croce, wo wir sie besucht haben, „ich habe schon damals jede freie Minute in Italien verbracht.“ So hat sie beispielsweise gleich nach dem Abitur an der Ausländer-Uni in Perugia Italienisch gelernt. Seit 1987 ist Petra Regensburger bereits in der Gegend um Orvieto unterwegs, die „nicht so geschniegelt ist wie die Toskana“. Und lernte da auch gleich im ersten Jahr den Münchner Anton Baur kennen, der zu diesem Zeitpunkt bereits seit zwei Jahren stolzer Besitzer des etwas heruntergekommenen Klosters Santa Croce war. Beruflich blieb sie allerdings in Ingolstadt verwurzelt. Neben dem Fernsehen begann sie zu schreiben, unter anderem für das espresso-Magazin. Die Freundschaft zum „italienischen Weinbauern“ Anton Baur hielt über all die Jahre, bis daraus vor etwa zehn Jahren mehr wurde. Seit etwa 2002 sind die beiden nun Lebenspartner mit unterschiedlichen Wohnsitzen sozusagen. Petra Regensburgers Beruf jedoch gestattet es ihr, dennoch die meiste Zeit des Jahres bei ihrem „Putz“ Seite 27


zu verbringen. Denn schon früh hat sie sich bei ihrer schreiberischen Tätigkeit auf Italien spezialisiert, auf Reiseberichte, Geschichten über Land und Leute. Und Wein natürlich. „Das Schreiben macht mir von allen meinen bisherigen Berufen am meisten Spaß“, erzählt sie. Und davon, wie sie das Kloster Santa Croce sozusagen als Basiscamp für ihre Trips durch das ganze Land nutzt. Ihre Artikel erscheinen in österreichischen Blättern ebenso wie in deutschen, in der Schweiz ebenso wie in Italien. Denn Petra Regensburger übersetzt ihre Texte auch ins Italienische. Und hat in dem Winzer, der einmal Fotograf war, natürlich auch den idealen Partner, wenn es um die Bebilderung ihrer Beiträge geht. „Ich versuche, die Artikel einmal in Deutschland zu verkaufen, einmal in Österreich, der Schweiz und Italien. Dann lohnt sich das auch einigermaßen.“ Zurzeit verhandelt sie gerade mit der Neuen Züricher Zeitung und ist dabei, ein Buch zu schreiben. Natürlich über Italien. „Das war halt schon immer meine Leidenschaft.“ Wer könnte es ihr verdenken. Zumal ihr Partner Anton Baur ebenso vernarrt ist in die authentische Landschaft, in seinen Wein und sein Kloster, das irgendwo zwischen der Etrusker-Hochburg Orvieto und dem malerischen Lago di Bolsena längst zu einem Mekka für Individualtouristen geworden ist. In mühevoller Kleinarbeit restauriert und renoviert kann man sich auf dem Weingut von Anton Baur auch Seite 28

einmieten. Und hautnah miterleben, wie er in der ehemaligen Klosterkirche seine Weine ausbaut. Die besten davon – ausschließlich Cabernet Sauvignon – in französischen Eichenfässern. Und die tragen dann so romantische Namen wie „Stasera“ oder „Papavero“ und sind von außergewöhnlicher Eigenständigkeit und Qualität. Vier Hektar Rebfläche baut der Münchner heute an, ausschließlich mit den roten Rebsorten Montepulciano, Sangiovese und Cabernet Sauvignon. Alles nach rein biologischen Grundsätzen. Keine Pestizide, keine Herbizide, keine künstlichen Dünger. Rund 5000 Liter Rotwein mit dem Prädikat „Rosso Orvietano DOC“

und etwas Rosé sind der Lohn für den Schweiß, den er in der Hitze der umbrischen Hügel lässt. Und Petra Regensburger hilft ihm, wo es nur geht. Bei der Ernte beispielweise. Denn auf Santa Croce werden die Trauben noch von Hand gelesen. Mit ein paar Flaschen „Papavero“ im Kofferraum geht der Weg zurück Richtung Orvieto. Doch noch lange bleiben die Gedanken in Santa Croce, diesem Paradies mitten in der wilden umbrischen Landschaft. Und in die Wehmut, diesen Ort wieder verlassen zu müssen, mischt sich fast ein wenig Neid auf Anton „Putz“ Baur und seine Petra Regensburger, die es geschafft haben, einen Traum zu verwirklichen, den man selbst auch seit vielen Jahren in sich trägt.

Fotos: oh

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Das Glückskind vom Süßwarenstand Dora Hörmandinger ist seit 40 Jahren mit allerlei Leckereien auf den Volksfesten unterwegs Jeder ist vermutlich schon einmal über eines der regionalen Volksfeste, Dulten oder den Ingolstädter Christkindlmarkt geschlendert. Höchst wahrscheinlich ist er dann auch am Süßwarenstand der Familie Hörmandinger vorbei gekommen. Viele sind vielleicht sogar stehen geblieben und haben sich eine kleine Leckerei gegönnt. Mandeln, Schokofrüchte, Lebkuchenherzen oder Zuckerwatte ziehen die Naschkatzen magisch an. Mitten drin steht Dora Hörmandinger. Sie ist die gute Seele des Süßwarenstandes – und das schon seit 40 Jahren. Ihr Traumjob wäre zwar eigentlich Friseurin gewesen, aber was soll man machen, wenn man sich in den Chef verliebt? „Es war Pfingsten 1973, da hat mich ein guter Bekannter gefragt, ob ich nicht Lust hätte, in einem Betrieb am Volksfest mitzuarbeiten“, erinnert sich Dora Hörmandinger. „Eigentlich hatte ich einen Job, ich war zu der Zeit Bürokauffrau in Ingolstadt. Aber ich wollte mir das einfach mal anschauen.“ Gesagt, getan. Wenige Tage später fand auch schon das erste Treffen statt. Die Vorzeichen standen eigentlich nicht so gut, denn Dora fiel partout der Name des Chefs nicht mehr ein. „Der Name war mir nicht geläufig und irgendwie konnte ich ihn mir einfach nicht merken“, erzählt September 2012

wochenlang unterwegs, denn ein Fest löst sogleich das nächste ab. Der sympathischen Süßwarenverkäuferin macht das aber nichts aus. „Ich bin die Arbeit gewohnt, denn ich bin auf einem kleinen Bauernhof in Wolkertshofen aufgewachHeute hat die Buxheimerin längst sen. Mit 14 Jahren habe ich dann kein Problem mehr, sich den Na- eine Ausbildung als Bürokauffrau men zu merken, denn schon zwei begonnen. Jahre nach dem ersten Treffen heiratete sie ihren Chef Helmut und Und wenn ich einmal frei hatte, hat trägt nun selbst den Namen Hör- meine Mama auf jeden Fall Arbeit mandinger. Es war zwar keine Lie- für mich gehabt.“ Für 80 Mark im be auf den ersten Blick und mit den Monat - davon gingen 40 allein für Süßigkeiten habe er sie auch nicht das Busticket drauf - arbeitete die verführt, aber Helmut sei einfach junge Dora in einem Ingolstädter ein sehr lieber und aufmerksamer Schuhgeschäft. Ihr Traumjob sei Mann gewesen, verrät sie. „Helmut allerdings Friseurin gewesen, erhat mich immer wieder eingeladen, zählt sie. Doch von diesem Berufsmich kulinarisch verwöhnt, er ist ja wunsch hielt ihre Mutter nicht songelernter Koch. Er war so nett zu derlich viel. „Dass ich letztendlich mir und das hat mich sehr beein- in das Süßwarengeschäft reingedruckt.“ rutscht bin, war wohl einfach eine glückliche Fügung des Schicksals Über ihre Arbeit im Süßwarenstand und es macht mir bis heute noch kann Dora Hörmandinger viele lu- wahnsinnig viel Spaß. Ich bin einstige und spannende Geschichten fach ein Glückskind“, meint sie heuerzählen, allerdings versteckt sich te. Der Umgang mit den Menschen hinter bunten Zuckerperlen und ist für die Süßwarenverkäuferin duftenden Mandeln auch Stress eine wahre Bereicherung – anders und Anstrengung. Die Saison be- herum scheint es aber genauso zu ginnt im August, bis Dezember sind sein. Denn das „süße Paradies“ die Hörmandingers mit ihren Süß- der Hörmandingers hat inzwischen waren auf nahezu allen Märkten viele Stammkunden, manche dader Region und der Umgebung ver- von kommen schon seit vielen treten. Manchmal ist die 60-Jährige Jahren. „Ich bin ein sehr leutseliger die 60-Jährige lachend. „Ich hab mir schon ziemliche Gedanken gemacht, als ich zum Treffen gegangen bin, aber glücklicherweise hing da ein Schild mit seinem Namen am Stand und ich war gerettet.“

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Mensch, bin eigentlich nie schlecht drauf“, beschreibt sie sich, „ich hatte schon immer ein sonniges Gemüt und das, denke ich, ist wichtig in meinem Job.“ In 40 Jahren „süßem Paradies“ hat sich jedoch einiges geändert, weiß die Buxheimerin. Früher waren es lediglich gebrannte Erdnüsse, Haselnüsse, Mandeln und glasierte Früchte, die die Familie Hörmandinger im Sortiment hatte. Außerdem gab es selbst gemachte Bonbos aus der eigenen BonbonKocherei. „Inzwischen führen wir 300 bis 400 Artikel“, berichtet Dora Hörmandinger stolz. „Die gebrannten Nüsse und die glasierten Früchte machen wir auch heute noch selbst. Nur von der BonbonKocherei mussten wir uns leider trennen, es wurde einfach zu viel.“ Unterstützung bekommen Dora Hörmandinger und ihr Mann von der Familie. Jeder hat seine feste Aufgabe, ein echtes Familienunternehmen eben. Und wenn die 60-Jährige nicht gerade Süßwaren verkauft, kümmert sie sich noch um die Büroangelegenheiten. „Aber meine Tochter macht da inzwischen auch sehr viel, das ist schon eine Erleichterung für mich.“ Wenn dann die Märkte, Dulten und Feste vorbei sind, freut sich Dora Hörmandinger darauf, mit einem guten Buch zu Hause auf der Couch zu liegen und zu lesen. Doch momentan ist Hochsaison für die „süße Familie“. Nach der Septemberdult steht das Herbstvolksfest vor der Tür, auf das sich Dora Hörmandinger schon wieder riesig freut. Seite 32

Foto: Privat

Foto: oh September 2012


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Der Hähnchenbaron von Zuchering

Wie Roland Geiser zum Mitinhaber vom neuen „Wienerwald“ wurde Was hat ein Polizist mit gegrillten Hähnchen zu tun? In Grunde herzlich wenig, Es sei denn, er heißt Roland Geiser und merkt als blutjunger Polizei-obermeister bereits, dass das Leben in Grün nicht das ist, was er sich vorgestellt hat. Der Weg jedoch vom Gesetzeshüter zum „Gigerlbaron“ war ebenso lang wie erfolgreich. Heute betreibt Roland Geiser von Zuchering aus mehrere Firmen, die irgendwie alle mit Essen und Imbiss zu tun haben. Und das jüngste Pferd im Stall ist der zu neuem Leben erwachte „Wienerwald“, an der er mit einem Drittel beteiligt ist. „Die Geschichte beginnt eigentlich nach dem Krieg“, erzählt der taffe Unternehmer, der ob seiner 37 Jahren damals indes noch keine Rolle gespielt hat. Sein Opa hingegen sehr wohl. Denn der hat in der Nachkriegszeit mit einem Viehhandel seinen Lebensunterhalt verdient. Es kam eine Metzgerei dazu, dann auch noch ein Fleischwerk. Es war die Zeit des Wirtschaftswunders. Und es war die Zeit, wo die Zusammenarbeit mit Lebensmittelgiganten wie Marox und Moksel die Kasse klingeln ließen. Zunächst bei Allershausen angesiedelt war der Firmensitz später in Saal an der Donau. Da war Roland Geisers Vater längst mit eingestiegen. Oktober 2012

Nach kurzer Zeit begann er damit, den Laden umzustrukturieren, die Produktpalette zu verändern und das Gigerl-Imperium auszuweiten. „Heute gibt es in den neuen Bundesländern keine Stadt, in der wir nicht sind.“ Alleine in Leipzig acht Mal. Ob in Berlin, Brandenburg, Chemnitz, Zwickau oder Dresden, das Logo mit der Aufschrift „Grillmeister“ leuchtet überall. Inzwischen auch in Nordbayern, in Hof beispielsweise oder in Bayreuth. „Wir haben uns ziemlich breit ge„Die haben damals unglaubliche macht“, schmunzelt Roland GeiUmsätze gemacht“, erinnert sich ser. Roland Geiser an die Zeit, die ihn wohl erkennen ließ, dass im Grill- Zudem beliefert er ganze Hanhähnchen doch mehr Dampf ist delsketten, hat sein Sortiment als im mittleren Polizeidienst. „Ich längst auf das „volle Programm“ bin zur Polizei gegangen, weil ich ausgeweitet: Alle Sorten Fleisch, einen Beruf gesucht habe, in den Salate, Getränke. Und neben den sich etwas rührt, der Spaß macht „mobilen Einheiten“ gibt es zunehund in dem man Geld verdient“, mend auch feste Imbiss-Stationen erinnert er sich an seine Berufs- in den großen Einkaufszentren. 54 wahl. Doch gerade Letzteres lief rollende Filialen betreibt Geiser in der Firma seines Vaters deut- inzwischen, dazu 20 stationäre lich runder. Imbisslokale. 200 Mitarbeiter sorgen dafür, dass in der ehemaligen Kurz und gut. Der junge Roland DDR die Küche wirklich kalt bleischmeißt nach nur einem Jahr im ben kann. aktiven Dienst die Uniform in die Ecke und steigt in den elterlichen Es gibt noch einen weiteren Grund, Betrieb ein. „Ich bin ja sozusagen warum Roland Geiser schon lange mit dem Lebensmittelgeschäft nicht mehr auf gegrillte Hähnchen aufgewachsen“, meint er lä- alleine setzt. Und der liegt in den chelnd. Und sein Wirtschaftsabi- Jahren 2005 und 2006. „Die Votur war auch nicht gerade nutzlos. gelgrippe hat uns richtig viel Geld Zusammen mit einem Partner hatte der kurz nach der Wiedervereinigung die Idee, mit so genannten „mobilen Einheiten“ in die ehemalige DDR, die neuen Bundesländer zu gehen. Mit halben Hähnchen sozusagen, mit fahrbaren Grillstationen. Und von da an blieb auch in den neuen Bundesländern immer öfter die Küche kalt, wie es in einem der berühmtesten Werbeslogans der Nachkriegszeit hieß.

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gekostet“, so der Unternehmer, „30 bis 50 Prozent Einbruch. Das bewegt einen dann schon, sich noch breiter aufzustellen.“ Viele Mitbewerber habe es damals einfach vom Markt gefegt. Er und sein „Grillmeister“ jedoch haben überlebt. „Ein paar Monate waren wirklich die Hölle. Aber unterm Strich sind wir extrem stark herausgekommen aus dieser Krise.“ Über die Mechanismen derartiger Lebensmittelskandale muss er heute noch lachen. „Die Vogelgrippe war mit dem Tag beendet, als 2006 die Fußballweltmeisterschaft begann. Das Thema wurde mit diesem Tag nahezu komplett aus den Medien verdrängt und war auch sofort aus den Köpfen der Menschen verschwunden.“

te. Aus der Zusammenarbeit in Sachen Belieferung wurde aus logistischen Gründen aber erst einmal nichts. Allerdings führten die Gespräche mit den Erben schließlich dazu, dass zwei Nachkriegsgeschichten quasi zu einer verschmolzen, die von Opa Geiser und die von Friedrich Jahn. Denn Roland Geiser belieferte nicht, sondern er stieg gleich mit ein. Ein Drittel des neuen WienerwaldImperiums gehört nun ihm. Und inzwischen gibt es bereits wieder rund 80 Lokale in Deutschland, in der Türkei, in Ägypten, dem Irak und in Rumänien. Und im März kommenden Jahres soll das deutsche Gigerl auch die USA erobern. Denn in Washington soll dann ein absolut edler Flagship-Store entstehen, von dem aus der Siegeszug des Grillhähnchens durch die Staaten erfolgen soll. Und obschon das Prinzip „Wienerwald“ in allen anderen Ländern der Welt auf einem Franchise-Modell basiert, in den USA hat Roland Geiser selbst die Hand auf der Firma. „Ich verspreche mir einfach wahnsinnig viel von dem Geschäft in Amerika“, erklärt er diesen „Stilbruch“.

Bei seinem „Grillmeister“ war es offenbar umgekehrt. Er war in den Köpfen präsent. Denn so kam es, dass 2008 eine Anfrage der Wienerwald-Erben kam bezüglich einer Belieferung der neuen Lokale. Die Töchter von Firmengründer Friedrich Jahn hatten nämlich die Namensrechte zurückgekauft und mit der strategischen „Wiedergeburt“ des Hähnchen-Imperiums Doch zunächst dürfte der Wienerwald-Hype erst einmal in Deutschbegonnen. land richtig losbrechen. Daran „Heute bleibt die Küche kalt, heut ist der Privatsender RTL II nicht geh’n wir in den Wienerwald“, lau- ganz unschuldig. Und die schriltete in den 50er und 60er Jahren len Geissens, deren Jetset-Leben der Spruch, den in Deutschland in Monaco von RTL II in ganzen jedes Kind herunterbeten konn- Staffeln verfilmt wird und deren Seite 36

Müllermilch-Werbespots fast jeder kennt. „Luxus zum Löffeln?“ Nein, aber zum Knabbern. Denn die Geissens, Robert und Carmen, haben vor kurzem zur Geburtstagsfeier für ihre siebenjährige Tochter nicht nur den letzten DSDS-Star nach St. Tropez einfliegen lassen, sondern zur standesgemäßen Verpflegung auch einen Nobelitaliener aus München. Und Roland Geiser. Mit einem Hähnchen-Wagen, einer „mobilen Einheit“, wie er es beinahe militärisch bezeichnet. Also ließ er den Prototypen des neuen Wienerwald-Wagens nach St. Tropez schippern. Mit reichlich halben Hähnchen, Kartoffelsalat und Brezn selbstredend. „Das war der Wahnsinn“, erinnert sich Roland Geiser an den Event in Südfrankreich, „der Nobelitaliener musste seine Hummer und Austern zur Hälfte wegschmeißen und uns sind die Sachen ausgegangen, so wild waren die Leute auf unsere Hähnchen.“ Und das Beste für ihn und seine GigerlWelt: RTL II war natürlich mit dabei und wird aus dem Material ein paar Folgen der nächsten Staffel „Die Geissens“ zusammenschneiden. Spätestens dann wissen es – ob einem Marktanteil dieser Sendungen von 11,2 Prozent –Millionen: Der Wienerwald lebt und Friedrich Jahn hat in Roland Geiser einen späten Enkel gefunden. (msc) Oktober 2012


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Mit Witz die Welt verbessern Kabarettistin Maxi Grabmaier will die Leute aufrütteln Mit feuerroten Haaren, einer knallroten Jacke und leuchtend roten Lippen taucht Maxi Grabmaier zum Interview in der Redaktion auf. Dass diese Frau nicht mit dem Strom schwimmt, ist sofort klar. Aber genau das will die Ingolstädterin auch gar nicht. Maxi Grabmaier ist Kabarettistin. Zu ihrem Job gehört es, Dinge zu sagen oder zu tun, die sich wohl sonst keiner so einfach trauen würde.

breche einfach Tabus; und gerade das Frauenkabarett. „Denn wer spricht schon gern über die tropfende Damenwelt und Slipeinlagen?“ Diese neue Kabarettform war für einige zu Anfang wohl etwas gewöhnungsbedürftig. Dennoch hatten die taffen Ladys schon damals einen Fanclub – der ausschließlich aus Männern bestand. Die seien damals sogar zu jeder Veranstaltung aus München angereist.

Vor mehr als 15 Jahren hat die Karriere von Maxi Grabmaier, mit einer Frauen-Kabarettgruppe – den „Epiladys“ – angefangen. Hauptsächlich Themen aus dem zwischenmenschlichen Bereich wurden auf den Tisch gebracht. „Wir wollten formulieren, was uns Frauen bewegt. Es gab ja damals nur männliches Kabarett. Wir haben Themen aufgegriffen und überzeichnet. Zum Beispiel, dass in der Werbung die Frauen als dauertröpfelnde Wesen dargestellt wurden, die mit Watte verstöpselt und tamponiert sind.“ Das Überzeichnen sei ein stilistisches Mittel, um etwas klarer herauszubringen, erzählt Grabmaier.

Eine Karriere als Kabarettistin hatte die gebürtige Münchenerin eigentlich nie geplant. Nach der Schulzeit in Ingolstadt absolvierte sie eine kaufmännische Ausbildung, später noch eine zur staatlich geprüften Kosmetikerin. „Aber ich war schon als Kind gerne auf der Bühne gestanden“, gesteht sie. „Ich war im Ballett und habe Aufführungen gehabt. Noch bevor ich zur Schule ging, habe ich im Kinderchor gesungen. Die mütterliche Seite ist sehr künstlerisch veranlagt, meine Großmutter war Schauspielerin.“ Die Ingolstädterin heiratete früh und bekam mit 24 Jahren eine Tochter. „Die Tochter hab ich noch, den Mann nicht mehr. Ein Leben ist lang: Man kann nicht davon ausgehen, dass man in der Konstellation immer alle Jahrzehnte schafft. Das Leben verändert sich, es wird alles stressiger, kurzlebiger und flexibler.“

Natürlich waren damals die Reaktionen sehr ambivalent. „Da gab es dann schon einige Männer, die im Stuhl immer kleiner geworden sind und sich geniert haben.“ Kabarett Oktober 2012

„Kabarett braucht auch Tiefgang“ Ernste Worte aus dem Mund einer Kabarettistin – nicht ungewöhnlich, meint Maxi Grabmaier. „Kabarett braucht – im Vergleich zu Comedy – auch immer einen Schuss Tiefgang und Ernsthaftigkeit. Es soll ein bisschen stechen und aufwecken.“ Hinter jeder Ironie steckt immer ein Fünkchen Wahrheit, weiß der Volksmund. Und ein bisschen Wahrheit steckt auch immer in den Geschichten der Kabarettistin. „Wenn man alles nur erfinden würde, dann greift es nicht richtig. Um auf Akzeptanz und Resonanz zu stoßen, müssen sozialkritische oder gesellschaftspolitische Themen angesprochen werden.“ Kabarett sei eine Art Ventilfunktion, so sei das ja auch jedes Jahr auf dem Nockherberg. „Früher waren es die Liedermacher wie der Roider Jackl, die eigene politische Texte gesungen haben. Mein Großvater und meine Urgroßmutter waren in diesem Dunstkreis auch schon unterwegs.“ Schon damals wurde auf lustige Weise formuliert, was einem an der Obrigkeit nicht gepasst hat. Heute sei es nicht anders, meint die Künstlerin. „Man spricht schwierige Themen an und präsentiert sie als Unterhaltungsform.“ Außerdem habe das Kabarett auch einen theraSeite 39


peutischen Effekt, davon ist Grab- gebotene Vielfalt ankommt. Jeder maier überzeugt, „denn man kann hat einen Fernseher zu Hause mit sich so richtig freilachen“. hunderten von Programmen. Dann haben die meisten noch eine große Auf der Bühne bricht die Ingolstäd- DVD-Sammlung. Wir müssen uns terin als Putzfrau, Stammtischbru- überlegen, wie man als Live-Künstder oder Milchkönigin Tabus. Doch ler die Leute dazu bewegt, die heiauch im richtigen Leben schreckt mische Couch zu verlassen und in sie nicht davor zurück, ihre Mei- die Show zu kommen.“ Deswegen nung zu sagen. hat das Programm von Maxi Grabmaier viele Facetten. Das Publikum „Mein Name ist von Geburt an Ma- ist bei ihr nicht nur stiller Zuschauxi.“ Das hat lateinischen Ursprung er. „Wir singen, wir schunkeln, maund bedeutet „die Erste“ oder „die chen Beckenbodengymnastik oder Größte“. So ein gewisser Pionier- Orgasmusübungen.“ Alle Sinne geist sei bei ihr „schon vorhanden. müssen bedient werden, selbstverWobei ich aber nicht grundsätzlich ständlich auch die Augen – da kann auf Krawall gebürstet bin“, gesteht es schon einmal vorkommen, dass Grabmaier. „Aber wenn`s es wo Grabmaier während einer Vorstelbraucht, dann bin ich auch gern lung sechs Mal ihr Outfit wechselt. mal die Erste, die schreit.“ Und die Kunst sei dafür das richtige Kräuterzupfen, Yoga, Mittel, meint die Kabarettistin. Den- Bauchtanz noch wolle sie niemanden ernsthaft verletzen. „Scharf schießen muss Die Figuren denkt sich die Künstleman, aber nicht so, dass ihm oder rin nicht nur selbst aus, sondern sie ihr nachher ein Auge fehlt“. Die verschmilzt regelrecht mit ihnen. Intention der Künstlerin ist, einen Texte, Charaktere und selbst die positiven Beitrag für diese Welt zu Requisiten entspringen Grabmailiefern. „Man kann zwar auch auf ers Kreativität. „Einen Fachbedarf die Straße gehen, Steine werfen für durchgeknallte Kabarettistinnen und wüste Plakate malen, aber da gibt es leider noch nicht.“ Neue ist halt immer die Frage, was man Charaktere zu entwickeln, fällt der Ingolstädterin nicht schwer. Die damit erreicht.“ Doch die Arbeit von Maxi Grab- Figuren wachsen aus ihr heraus, maier ist nicht nur mit Spaß und erzählt sie. Auch Themen gäbe es Freude verbunden. Viel Zeit und mehr als genug, doch will man es Mühe steckt hinter ihren Program- auf den Punkt bringen, dann sei es men. „Man muss sich als Künstler ganz einfach „das Leben“. überlegen, womit man gegen die „Ich habe das Gefühl, dass wir in Seite 40

einer Gesellschaft leben, die weder den Menschen noch sein Wohlergehen ins Zentrum stellt. Sei es die Rentenreform, das Gesundheitswesen, Behinderte, Kinder oder alte Menschen.“ Grabmaier geht es in ihrem Programm nicht nur um Profit und Krawall oder Kunst um der Kunst willen, sondern um Dinge, die das Leben ausmachen. „Ich möchte Dinge so zeigen, dass die Denkmurmel in Schwung kommt – auf unterhaltsame Weise.“ Sie betrachte das Leben aus unterschiedlichen Perspektiven und mache diese auf der Bühne sichtbar. „Das i-Tüpfelchen ist, wenn man den Leuten noch etwas mit auf den Weg geben kann, woran sie arbeiten könnten.“ Wenn die Kabarettistin nicht gerade auf der Bühne steht, widmet sie sich ihrer Leidenschaft, dem Kräuterzupfen, macht Yoga oder orientalischen Bauchtanz und ist sie hin und wieder als freie Journalistin tätig. Außerdem plant sie, zusammen mit ihrer Tochter – die sich auch dem Kabarett verschrieben hat - ein Mutter-Tochter-Programm. „Schon in ihrer Pubertät haben wir immer sehr qualitativ hochwertig gestritten. Das wird der Brüller“, freut sich die stolze Mutter. Doch bevor es soweit sein wird, muss die Tochter erst ihr Studium abschließen. Momentan steht Mutter Maxi noch allein, beziehungsweise mit ihren vielen Charakteren, auf der Bühne. (kg) Oktober 2012


Fotos: Privat Oktober 2012

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Foto: Privat

Traum von Freiheit

Shirin Hamo hat mit 18 Jahren bereits ein eigenes Fotostudio Demnächst will die junge Frau auch ein eigenes Studio in ihrem Wohnort Ingolstadt eröffnen. Die Menschen sind fasziniert von den Bildern, aber auch von der Persönlichkeit der Kurdin. Doch wie sie schnell merkte, hat der Erfolg Seite 42

auch Schattenseiten. „Ich bin natürlich irgendwo noch ein Kind“, gibt Shirin Hamo zu, aber in Ingolstadt ist sie unter den jüngeren Leuten schon bestens bekannt. In der Nähe des Münchener Hauptbahnhofs teilt sie sich die

Ladenräume mit einem Partner, der Videos produziert. Mittlerweile macht sie Shootings mit Models aus ganz Deutschland und sogar mit internationalen Stars wie Liliana Matthäus. Dabei hatte sie gar nicht vor, ihr Hobby zum BeOktober 2012


ruf zu machen. „Ich hatte Angst, dass dann die Leidenschaft verloren geht“, erzählt sie. Die Kunst sprach sie aber schon immer an. Bereits als kleines Mädchen zeichnete sie viel, spielte später in Theaterstücken mit und führte sogar bei einem Regie. Vor etwa zwei Jahren fing Shirin Hamo an, Fotos von Freundinnen zu schießen. Sie lieh sich damals eine Kamera von einem Freund aus. Eine eigene hatte sie noch nicht. „Dann kamen die Freundinnen der Freundinnen und irgendwann komplett Fremde, die ich fotografiert habe“, erinnert sich Shirin. Vor einem Jahr erst kaufte sie sich schließlich eine eigene Kamera. Und heute verdient sie mit ihren Foto-Shootings viel Geld. Anfangs bekam sie von ihren Kunden indes nur ein „Trinkgeld“ als kleines Dankeschön. Zunächst sah es also nicht nach der großen Karriere aus. Shirin besuchte die Lessingschule und machte dort ihren Hauptschulabschluss. Nach der Schule bewarb sie sich bei einer Fotoagentur in München um einen Ausbildungsplatz. Der Chef der Firma hielt sie damals aber für zu jung. Er hatte ihr gesagt, dass er sie mit ihren 17 Jahren einfach nicht ernst nehmen könne. Im Nachhinein dürfte er sich über seine Entscheidung ärgern. Die Fotografin hingegen ist mittlerweile sehr froh über die Absage, denn es sei alles „genau richtig gelaufen“. Shirin baute sich trotz fehlender Ausbildung Oktober 2012

ihr Image als Fotografin auf. Sie möchte die Ausbildung auch nicht nachholen. „Warum sollte ich jetzt noch eine Ausbildung machen, bei der ich lerne, Pass- und Bewerbungsbilder zu machen. Das ist für mich keine Kunst.“ Shirin Hamo ist Kurdin und im syrischen Efrin geboren. Vor 13 Jahren zog sie mit ihren Eltern und ihrer älteren Schwester nach Deutschland. Und bis vor kurzem hatte sie noch nicht einmal eine Aufenthaltsgenehmigung. Bis zu ihrem zwölften Lebensjahr ging sie regelmäßig am Sonntag in die Kirche. Doch sie merkte, dass sie mit dem Katholizismus nicht viel anfangen konnte. Sie begann, sich für den Yezidentum zu interessieren. Diese Religion ihrer Eltern ist sehr konservativ. Sex vor der Ehe ist absolut tabu und heiraten darf man nur einen Yeziden. Trotz der strengen Religion fotografiert Shirin Hamo oft Frauen und Männer in Unterwäsche und zieht selbst auch gerne freizügige Kleidung an. „Ich trage oft engere oder kürzere Klamotten. Da fühle ich mich frei. Schließlich sind wir alle nackt geboren“, sagt sie und lacht dabei. Weil ihre Eltern ihr die Freiheit ließen, sich so anzuziehen, wie sie es eben will und auch zu tun, was sie will, werde sie aber in Internetforen häufig beleidigt oder gar bedroht. Sie werde beschimpft, weil sie eine Schande für die Kurden sei. „Du bist eine gottlose Schlampe“ oder „Dreh einen Porno. Bekommste mehr Aufmerksamkeit, du Trottel“ sind nur zwei Beispiele. „Ich

will nicht provozieren, sondern durch mein Auftreten und meine Bilder Freiheit ausstrahlen“, so die junge Kurdin. Anfangs hätten sie die Beleidigungen getroffen, doch mittlerweile mache ihr das nichts mehr aus. „Wenn die Leute das brauchen, ist das ihr Problem.“ Nicht nur die Ingolstädter und Münchener sind auf Shirin Hamo aufmerksam geworden. Auch ausländische Zeitungen und Agenturen interessieren sich mittlerweile für sie. Der wohl größte Erfolg in ihrer noch jungen Karriere war die Veröffentlichung eines Fotos vor drei Monaten. Eines ihrer Bilder wurde in der italienischen Online-Ausgabe des Modemagazins „Vogue“ veröffentlicht. Shirin kann ihr Glück selbst nicht fassen: „Vor zwei Jahren war ich froh, ein Model fotografieren zu dürfen. Heute sehe ich mein Foto in der Vogue – Wahnsinn.“ Wenn es nach der Fotografin geht, dürfte das ruhig so weitergehen. „Ich möchte einmal drei Jahre in Paris, drei Jahre in New York und auch in Afrika arbeiten. Ich möchte andere Kulturen kennen lernen und zwar mit einer Kamera in der Hand. Ich möchte alles festhalten“, meint sie fröhlich. Und später will sie mal ein großes Studio haben. Am besten so groß wie das Stadttheater. Sie möchte dann Jugendlichen die Gelegenheit bieten, Fotograf zu werden. „Ich habe es selbst erlebt, mit 16 oder 17 Jahren wirst du nicht ernst genommen. Aber das Alter ist nur eine Zahl.“ Seite 43


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Oktober Juli 2012


Spaß ist das Ziel

Die Ingolstädter Hardcore Punkband „SNU:MeN“ Der Treffpunkt für ein Interview mit einer Hardcore Punkband, sollte vielleicht nicht unbedingt in einem kleinen gemütlichen Café, mit hauptsächlich älterem Publikum sein. Doch der Bandmanger hatte – wegen des kurzen Weges – die Location ausgewählt. Etwas fehl am Platz wirken die drei Musiker hier schon. Die Bedienung muss gleich zweimal die Bestellung aufnehmen, denn scheinbar werden hier die georderten Biersorten eher selten bestellt. „Liebes Tagebuch, heute ist mein erster Arbeitstag und drei Leute wollten Bier von mir“, scherzt der Bassist. Dass dieses Interview nicht ablaufen wird wie die meisten, ist schnell klar. Ein Witz jagt den nächsten, Rotti, Gary und Doom sind keine Kinder von Traurigkeit. Sie sind die Ingolstädter Hardcore Punkband „SNU:MeN“. Über die Bedeutung des Wortes kann man als Nichtwissender lange rätseln. „Wir fanden „Snowman“, also Schneemann, wäre als Bandname ganz gut. Allerdings wollten wir einen Namen, den sonst noch keine andere Band trägt“, erzählt Gary. „Und dann kam Rotti mit seinen überragenden Englischkenntnissen ins Spiel“, berichtet Doom lachend weiter, „und der meinte eben, dass man Schneemann auf Englisch so schreibt.“ „Zu meiner Verteidigung muss ich aber saNovember 2012

gen, dass ich meine Mittlere Reife mit einem Dreier in Englisch abgeschlossen hab“, folgt prompt die Antwort des Schlagzeugers. Den Namen gibt es definitiv kein zweites Mal, wobei „Snu, men“ aus dem Norwegischen übersetzt „drehen, aber“ heißt, erzählen die drei. Aber damit könne man nicht so viel anfangen, deswegen lieber Schneemann. „Und der Schriftzug ähnelt einem Drohbrief, ich hab die Buchstaben wirklich aus Zeitschriften ausgeschnitten und zusammengesetzt“, erzählt Gary. „Du darfst ruhig sagen aus welchen Zeitschriften“, fällt Rotti ins Wort. „Aus der Bravo.“ Aus dem Bravo-Leser-Alter dürften die Jungs zwischen 20 und 23 Jahren zwar schon heraus sein, aber für den Schriftzug war das Heftchen offensichtlich ganz gut zu gebrauchen. Wenn die drei „Schneemänner“ nicht gerade auf der Bühne stehen, gehen sie ihren Jobs nach. Rotti ist Kfz-Mechaniker, Gary studiert Flug- und Fahrzeugmechanik an der Hochschule in Ingolstadt und Doom ist Werkzeugmechaniker bei Audi. Die drei Musiker kennen sich schon seit vielen Jahren. Aber als Band stehen sie erst seit 2011 zusammen auf der Bühne. Rotti und Gary machen schon seit 2006 zusammen Musik. „Wir haben Bass und Gitarre gespielt. Ein Schlagzeug hatten wir zwar schon

lang im Keller stehen, aber keinen der es spielen konnte.“ Trotzdem haben die beiden damals schon erste Songs geschrieben und aufgenommen. Doom spielte zu dem Zeitpunkt in einer Coverband. „Irgendwann auf einer Party haben wir ihm eine Aufnahme vorgespielt und ihn gefragt, ob er nicht bei uns als Bassist einsteigen will.“ Und so kam es dann auch. Doom stieg als Bassist ein, Rotti wechselte ans Schlagzeug und Gary übernahm Gitarre und Gesang - die Band war komplett. Nach wie vor komponieren und texten die drei Musiker ihre Songs selbst. Meistens habe Garry eine Idee, oder Doom komme mit einem neuen Bassintro. „Ich texte nicht, ich kann ja eh kein Englisch“, scherzt Rotti. „Aber so lang das Spielen Spaß macht, ist mir das auch egal.“ Manchmal entstehen die Stücke auch in Gemeinschaftsarbeit, im Bandproberaum. Dort treffen sich die Jungs nach Feierabend oder Vorlesung, wann immer die Zeit es erlaubt und rocken was das Zeug hält. Von Hardcore Punk, ein paar Takten Reagge-Beats oder Metall, die Musik hat viele Facetten. Vorbilder haben die Jungs nicht, erzählen sie. „Wir machen unseren eigenen Stil.“ Nicht nur im Bandraum, auch auf der Bühne machen die Jungs eine gute Figur. Bewiesen hat SNU:MeN das bereits auf verschieSeite 45


Foto: oh denen regionalen Konzerten. In der Eventhalle zum Beispiel, oder auch im Ohrakel. Kürzlich war die Band im Take Off zu sehen, dort fand der „Inferno rockt“, ein deutschlandweiter Bandcontest statt. Der Gewinner durfte in Berlin ein professionelles Musikvideo drehen. SNU:MeN hatte sich bereits für die Show qualifiziert und trat dort zum ersten Mal vor großes Publikum. Die Anspannung war groß, aber die Resonanz super, erzählt das Trio. Dennoch reichte es nicht bis ins Finale. „Wir machen das ja hauptsächlich um Spaß zu haben“, meinen die Drei, der Zukunft sehen sie offen entgegen. „Mit der Musik wirklich gutes Geld zu verdienen ist schon schwierig“, glaubt Doom. „Aber groß rauskommen wäre schon schön. Ich würd sagen, es Seite 46

ist kein Ziel, aber ein Traum.“ Das Ziel ist in erster Linie der Spaß an der Musik. Deswegen geht es mit SNU:MeN auch weiter nach oben. Die nächsten Konzertauftritte stehen auch schon vor der Tür. Akutelle Eventdaten und Songproben sind unter www.snumen.de oder auf Facebook zu finden. Im August machte die Band erste Studioaufnahmen, „am heißesten Tag im ganzen Jahr waren wir in Klingsmoos im Studio und haben vier Songs aufgenommen“, berichtet Garry. Die Inhalte der Lieder drehen sich um gesellschaftskritische Themen, auf politische Statements verzichten die Jungs. Hin und wieder geht es auch um Zwischenmenschliches, zum Beispiel um Mädchen. SNU:MeN will einerseits mit einer textlichen Tiefe

ernst genommen werden, andererseits soll es möglichst allen Anwesenden Spaß machen. Aus den Studioaufnahmen vom August soll nun die erste LP entstehen. „Wenn alles klappt können wir schon bald eine kleine Auflage verkaufen.“ Wie lange es noch dauern wird bis es soweit ist, wissen die Jungs noch nicht. „Unser Produzent ist gerade in Las Vegas, wenn er unser Geld nicht in den Automaten verzockt hat, sollte es eigentlich nicht mehr so lange dauern“, scherzen die Jungs. Der neuste und gleichzeitig auch der Lieblingssong der Band heißt „This is not the end.“ So soll dann auch die neue LP heißen. „Das kann ich übersetzen! Es heißt, „Das ist nicht das Ende““, lacht Rotti. „Und das passt sehr gut. Es ist schließlich erst der Anfang.“ November 2012


„Boarisch muss es halt sein“

Das bayerische Urgestein Emil Ludwig Mayer aus Zuchering über seine diversen Freizeitbeschäftigungen Schon am Gartentor merkt man, dass hier jemand mit besonderem Bezug zum Freistaat Bayern wohnt. „I red boarisch – und du?“ klebt da zum Beispiel ein Sticker am Torrahmen und über dem Tor prangt ein bayerisches Wappen mit der Aufschrift „Königreich Bayern“. Im Haus selbst hat der Hausherr mit dem weißen Vollbart, der Lederhose und dem Trachtlerhut einen Raum ganz im Sinne seiner boarischn G‘sinnung eingerichtet: Etliche hundert Holzkrüge hängen von den Wänden, ebenso wie Geweihe in allen Formen und Größen oder Fotos und Zeitungsartikel mit ihm und über ihn. Und natürlich der „Kini“. Bayerns letzter König ist allgegenwärtig in Emil Ludwig Mayers Wintergarten.

König Ludwig II. einfach nicht in Frieden ruhen lassen wollen. „Ein Rätsel sollst du bleiben“, ist ein Motto der Königstreuen. Und das unterstützt der Pensionist auch voll und ganz. „Die Geschichte mit der Sargöffnung, um herauszufinden, ob er erschossen wurde oder nicht, das ist doch Schwachsinn“, meint Mayer, „es sollte alles so bleiben, wie es ist. Außerdem liegt sein Leichnam in einem Zinksarg, da ist nach knapp 130 Jahren eh nichts mehr übrig.“ Jedes Jahr Mitte Juni, am Todestag des „Kini“, fährt Mayer mit den Königstreuen zum Schlossberg und nimmt dort an einer Gedenkfeier teil. Neben der Tradition, die der „Kini“ für den Zucheringer verkörpert, hat Ludwig II. auch Vorbildcharakter für Mayer: „Er war ein Mensch, auf den die Leute schauen konnten.“ Einen neuen König anstelle eines Ministerpräsidenten wünscht sich der Pensionist jedoch nicht: „Das ist es, was die Monarchisten wollen. Damit haben wir Königstreuen aber nichts am Hut.“ Es soll eben alles so bleiben, wie es ist.

Seit Mitte der 1980er Jahre beschäftigt sich Mayer nun schon intensiv mit dem „Kini“. Auch bei den Königstreuen ist er Mitglied. Doch was ihn dazu gebracht hat, war – wie bei all seinen Freizeitbeschäftigungen – die bayerische Tradition. „Das ist es, was mir wichtig ist“, sagt Mayer gelassen und nimmt eine kleine Brise braunen Schmeizler. In Emil Ludwig Mayers Leben dreht sich jedoch nicht alles nur Was ihm allerdings so gar nicht um den letzten König von Bayern. behagt, das sind diejenigen, die Der Rentner hat viele FreizeitbeNovember 2012

schäftigungen, die ihn schon an die unterschiedlichsten Orte auf der Welt geführt haben. An so viele, dass man sich zwangsläufig fragen muss, woher er die Zeit dafür nur nimmt. Sein Haupt-Hobby sind derzeit die Gebirgsschützen. „Erst vergangenes Jahr war ich mit meiner Kompanie in New York City. Da haben wir an der großen Parade teilgenommen“, erinnert sich Mayer, „das war eine einwandfreie Sache.“ Ein Highlight in seinem Schützenleben war jedoch der Besuch bei dem aus Bayern stammenden Papst in diesem Sommer. „Wir waren ungefähr 500 Schützen und 400 Trachtler“, erzählt der Pensionist, „das war eine einmalige Sache – vom Feinsten.“ Mit einem 18 Waggons langen Zug sind die Bayern nach Rom gefahren worden, wo man sie mit 18 weißen Bussen und Polizeieskorte zum Petersdom gebracht hat. Dort durften sie quasi vor der Haustüre des Papstes aussteigen und wurden dann von Benedikt XVI. empfangen. „So etwas erlebst du nur einmal im Leben“, schwärmt Mayer. Durch seine Mitgliedschaft im Schützenverein wurde Emil Ludwig Mayer nicht nur die Ehre zuteil, den Papst zu treffen. Er kennt Seite 47


auch den Ministerpräsidenten Horst Seehofer und dessen Vorgänger Edmund Stoiber. „Vom Stoiber habe ich zu meinem 60. Geburtstag sogar eine persönliche Widmung bekommen“, erzählt Mayer. Auf die Frage, ob man denn unter solchen Umständen „Du“ sagt, antwortet der Pensionist, als wäre es selbstverständlich: „Im Schützenverein siezt sich niemand.“ Seine bayrische G‘sinnung lebt Mayer auch gerne in Theaterstücken aus. So hat er im Stück „Mir san mir“ im Ingolstädter Stadttheater eine Rolle übernommen – natürlich in Tracht gekleidet und mit seinem unverkennbaren, bayerischen Dialekt. Nächstes

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Jahr wird er für die Manchinger beim Freilichttheater „Holledauer Schimmel“ auf der Bühne stehen. Der Zucheringer freut sich bereits heute darauf: „Das ist schon immer eine Gaudi.“ Wenn Mayer nicht gerade auf der Bühne steht oder mit dem Gebirgsschützen oder den Trachtlern die Welt bereist, dann ist er auch gerne beim VdK und organisiert ehrenamtlich seit nunmehr 30 Jahren diverse Veranstaltungen, wie das Sommer- oder das Adventsfest. Oder Mayer engagiert sich bei der Freiwilligen Feuerwehr Brunnreuth – inzwischen seit 40 Jahren und ebenfalls ehrenamtlich. Oder er hegt und pflegt seinen Garten mit dem

großen Teich und den vielen Fischen darin. Oder er versucht auch gerne mal etwas Außergewöhnliches, wie Feuerspucken. Egal, was Emil Ludwig Mayer auch anpackt, boarisch muss es sein. Oder zumindest sollte es sich mit seinem bayerischen Äußeren, seiner bayerischen Einstellung und seiner Liebe zum bayerischen Brauchtum und der bayerischen Tradition verbinden lassen. Übrigens: Sein zweiter Vorname ist nicht selbst erwählt. „Den zweiten Vornamen bekommt man ja von seinem Paten“, erklärt Mayer, „und mein Taufpate hieß zufälligerweise Ludwig. Das war irgendwie Vorsehung. Und jetzt bin ich sehr stolz darauf.“ (fk)

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Foto: Arzenheimer Seite 50

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„Halte meine Hand!“

Ingrid Cannonier und Sascha Römisch sind auf der Bühne ein Paar – und im wahren Leben Jedes dritte Paar in Deutschland lernt sich am Arbeitsplatz kennen. Sagt die Statistik. Und weil ein Theater ja auch „nur“ ein Arbeitsplatz ist (wenn auch ein eher ungewöhnlicher), dann schlägt diese Statistik auch auf und hinter der Bühne zu Buche. In diesem ganz speziellen Fall zielte im Jahr 1989 Amor mit seinem Pfeil auf Alkmene und Amphitryon, die Rolle der Alkmene spielte damals Ingrid Cannonier, den Feldherren Amphitryon gab Sascha Römisch. Fortan standen die beiden in den unterschiedlichsten Rollen miteinander auf der Bühne des Ingolstädter Theaters. Unter Intendant Peter Rein war im Jahr 2002 Shakespeares Drama „Hamlet“ dann die – zunächst – letzte Gelegenheit, gemeinsam zu proben und zu spielen: Ingrid Cannonier begeisterte damals als Königin Gertrud die Kritiker, Sascha Römisch war in der Rolle des Claudius nicht nur König von Dänemark, sondern eben auch Ehemann von Gertrud (und natürlich Stiefvater von Hamlet). Jetzt, zum Ende des Jahres 2012, sind Ingrid Cannonier und Sascha Römisch „wieder vereint“. Freilich bezieht sich die „Wiedervereinigung“ nur auf den Beruf und da auch nur auf das Theater Ingolstadt, das inzwischen wieder StadtNovember 2012

theater heißt und gerade einen Intendantenwechsel hinter sich hat. Privat war und ist man ein Paar (nur um keine Gerüchte aufkommen zu lassen). Auf der Bühne verkörpern Ingrid Cannonier und Sascha Römisch momentan Gabrielle York und Joe Ryan in „Das Ende des Regens“ von Andrew Bovell. Das Stück ist eine Familiensaga um die Familien Law und York, die 80 Jahre und vier Generation umfasst und dazu auf zwei Kontinenten spielt. Es geht um Schuld, um ein Verbrechen, um Schweigen und den Tod. Gabrielle und Joe sind dabei kein Liebespaar, das auf rosa Wolken schwebt, sondern eine Gemeinschaft zweier Menschen, die einer zunehmenden Belastung ausgesetzt ist: Gabrielle driftet in die Demenz ab. „Halte meine Hand“, bittet sie ihren Mann. Harter Stoff, der da täglich geprobt wird. Auf höchst professionelle und begeisternde Art und Weise, wie Ingrid Cannonier findet: „Wir haben mit Caro Thum eine begabte, junge Regisseurin, es herrscht höchste Konzentration, aber trotzdem ist es kein Drama, wenn einmal etwas nicht gleich funktioniert.“ Dass sie nach 10 Jahren Pause, in denen sie unter anderem das Ingolstädter Altstadttheater ins Leben gerufen und geleitet hat, wieder im Stadttheater arbeitet, ist für sie keine

Rückkehr, sondern ein Neuanfang: „Ich bin von der neuen Leitung und dem Geist im Ensemble sehr begeistert!“ Ihr Partner Sascha Römisch zählt hingegen zu den festen Größen im Ensemble, er steht seit 1987 im Stadttheater, das zwischenzeitlich nur Theater hieß, auf der Bühne. Dreizehnmal ist er jetzt gemeinsam mit Ingrid Cannonier im Großen Haus zu sehen. Mord und Totschlag, Wut und Eifersucht, Angst und Schrecken - was auf der Bühne in Dramen und Tragödien passiert, das sollte auch dort bleiben: „Wir reden zu Hause relativ wenig über die Arbeit“, meint Sascha Römisch, „die Rollen, die wir spielen, haben keine Auswirkung auf unser Privatleben. Wir haben das Bedürfnis, es vor der Tür zu lassen.“ Was man im Hause der beiden Schauspieler jedoch durchaus vernehmen kann, sind einzelne Textpassagen, die in den eigenen vier Wänden gelernt und vor allem auch geprobt werden. „Das Ende des Regens“ ist hier ein echter Proben-Idealfall, denn das Schauspielerpaar verbringt die meiste Zeit im Stück zusammen: „So viel wie in diesen Rollen hatten wir noch nie miteinander zu tun“, erklärt Sascha Römisch und Ingrid Cannonier ergänzt schmunzelnd: Seite 51


„Wir sagen unsere Texte schon mal auf dem Sofa. Da merkt man es sich besser.“ Bis zur Premiere ist es nicht mehr lange hin, die Nervosität bei beiden steigt, aber nicht im selben Takt: „Sie ist nervöser als ich“, analysiert Sascha Römisch, der seit 25 Jahren in Ingolstadt lebt und den es vom linken Niederrhein in den Süden verschlagen hat. An der Münchner Schauspielschule Ali Wunsch-König absolvierte er seine Schauspielausbildung, 1985 folgte das Erstengagement am Ulmer Theater. Neben seinen aktuellen Schauspielengagements in „Das Ende des Regens“, „König Ubu / Ubus Prozeß“ und „Onkel Wanja“ leitet er auch den Generationenspielclub I am Stadttheater Ingolstadt, der demnächst

mit der Produktion „Punkrock“ an den Start geht. Aus der entgegen gesetzten Himmelsrichtung, nämlich aus dem Süden, kam Ingrid Cannonier. Sie wuchs in Kärnten auf, studierte am Mozarteum in Salzburg und nach Stationen wie dem Theater Bonn, dem Staatstheater Wiesbaden, dem Theater an der Ruhr bekam sie ihr erstes Engagement am Theater Ingolstadt unter Intendant Ernst Seiltgen. Der Schauspielerin, Regisseurin und Gründerin des Altstadttheaters liegt außerdem viel am Thema Integration. Ihr Theaterprojekt „Heimat“ mit Frauen aus dem vhs Kurs „Mama lernt deutsch“ war ein ergreifendes Erlebnis für Publikum und Beteiligte, im kommenden Sommer steht das Projekt „Hass“ auf dem

Programm. Unter der Regie Cannoniers werden Jugendliche und Schauspielprofis das Stück, das auf dem Kinofilm „La Haine“ basiert, gemeinsam mit Leben füllen. Man darf gespannt sein! „Ich würde diesen Beruf auf jeden Fall wieder ergreifen“, meint Ingrid Cannonier und auch für Sascha Römisch ist die Schauspielerei der ideale Beruf. Was den bekennenden Fußballfan (Mönchengladbach) allerdings noch reizen würde, wäre der Job des Sportreporters. Da müsste er sich allerdings auf Widerspruch in den eigenen vier Wänden einstellen. Denn zumindest beim Skisport steht für die Frau „an seiner Seite“ nämlich fest: „Da bin ich absolut für Österreich!“

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Foto: Michel Seite 54

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Eine „reife Leistung“

Paul Grozinger, Gründer der „Schanzer Puppenspieler“, wurde für den Bayerischen Landespreis für ältere Menschen nominiert Die Geschichte begann Anfang Juli mit einem Flyer im Briefkasten von Christiane Kaulberg. Die Ingolstädterin beachtete die Wurfsendung zuerst gar nicht. Doch dann, kurze Zeit später, las sie die Nachricht doch. Gesucht wurden Personen für den Bayerischen Landespreis für ältere Menschen, genannt „Reife Leistung“. Damit sollen „besondere Lebensentwürfe und außergewöhnliche Leistungen von Menschen im fortgeschrittenen Alter“ geehrt werden. Kaulberg musste nicht lange überlegen, ob sie jemanden kennt, der diese Voraussetzungen erfüllt: „Mir ist sofort der Paul eingefallen.“

sie doch mit der Sprache herausrücken. Der Vater von zwei Kindern stimmte der Bewerbung zu. „Ich hab‘ schon gar nicht mehr an den Preis gedacht“, erinnert sich Kaulberg, „als Ende Oktober das Schreiben kam, dass der Paul tatsächlich nominiert ist.“

Paul Grozinger, gebürtiger Freiburger, aber seit 1966 in Ingolstadt lebend, ist der Gründer der „Schanzer Puppenspieler“. Der 75-Jährige baut seit 2002 unermüdlich die Puppen und Kulissen für die Märchen, die in regelmäßigen Abständen im Bürgerhaus Neuburger Kasten gezeigt werden. Christiane Kaulberg ist als Autorin für das Schreiben der Drehbücher zuständig. Seit über zehn Jahren bilden Grozinger und Kaulberg ein eingespieltes Team. „Ich wollte ihm erst gar nicht sagen, dass ich ihn für den Preis vorschlage“, sagt Kaulberg schmunzelnd. Doch, weil eine Unterschrift von Grozinger nötig war, musste

München verliehen worden. Auch Grozinger und Kaulberg waren dort, mussten aber ohne die Auszeichnung zur Schanz zurückkehren. Doch für Grozinger ist das ohnehin nebensächlich: „Die ´Reife Leistung´ habe nicht ich als Person vollbracht, sondern die ganze Gruppe. Ohne das Team geht gar nichts.“

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Aus mehreren Hundert Bewerbungen wurden insgesamt 42 Personen ausgewählt, 14 von ihnen ist der Preis vergangene Woche in

„Er ist bis heute auch der unermüdliche Motor.“ Christiane Kaulberg

Zehn aktive Mitglieder, davon sieben Spieler, haben die „Schanzer Puppenspieler“ momentan. Aber auch, wenn Grozinger sich selbst immer bescheiden zurückstellt, Kaulberg weiß: „Er ist nicht nur der Initiator, ohne den es die Pup-

penspieler heute gar nicht gäbe, sondern er ist bis heute auch der unermüdliche Motor.“ Als Sozialpädagoge hat Grozinger früher als Bewährungshelfer am Landgericht gearbeitet. Heute ist er zwar in Rente, aber nicht im Ruhestand. Drei Bühnen inklusive der benötigten Technik, unzählige Requisiten und etwa 50 Puppen hat der 75-Jährige bisher in Eigenregie angefertigt. „Die besten Ideen kommen mir nachts vor dem Einschlafen“, sagt Grozinger schmunzelnd. Sein Faible für die Puppen entdeckte er schon vor etwa 40 Jahren: „Da habe ich in einem Fenster eine Strohpuppe hängen sehen, die sich drehte und echt gut aussah.“ Grozinger ging nach Hause und baute seine erste Marionette. „Ich habe mich langsam herangetastet“, sagt er heute. Neudeutsch würde man es wohl „learning by doing“ nennen. Heute ist Grozinger in dieser Hinsicht ein Profi. Ein Jahr vergeht von der Grundidee bis zur ersten Aufführung. Wenn es dann soweit ist und Grozinger aus dem Hintergrund beobachtet, wie Kinder (und auch Erwachsene) Spaß haben, lachen und für eine gewisse Zeit den Alltag vergessen, dann weiß er, dass er alles richtig gemacht hat. Eine wahrlich „reife Leistung“, auch ohne den Landespreis. (tm) Seite 55


Foto: Recihelt Seite 56

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Die gute Seele

Helmut Reuter hilft als Seelsorger den Mitarbeitern des Klinikum Ingolstadt Sicher ist es kein leichter Job – und doch übt ihn Helmut Reuter seit dem ersten Tag mit voller Leidenschaft aus. Seit 1998 ist der 56-Jährige der Seelsorger im Klinikum und betreut Patienten, Angehörige aber vor allem auch Mitarbeiter in schwierigen Situationen und Phasen des Lebens. Seinen Beruf hat er wahrlich zu seiner Berufung gemacht. Sogar seine Ehefrau lernte er dank der Seelsorge kennen. Offen und Freundlich tritt Helmut Reuter seinem Gegenüber bei der erste Begegnung, eine Eigenschaft, die ihm sicher auch bei seiner Arbeit hilft. Beim Gespräch fällt auf, dass der 56-Jährige nicht aus Bayern stammt. „Ich komme aus Schwäbisch-Gmünd“, gibt er zu. Nur wegen des Studiums kam er nach Bayern. Zunächst studierte er in Eichstätt Thelogie, um danach in Pleinfeld drei Jahre als Kaplan zu arbeiten. Als er nach Eichstätt zurückkehrte, übernahm als Leiter das Internat St. Willibald. „Insgesamt waren es dort etwa 70 junge Kerle“, erinnert er sich an diese, wie er sagt, tolle Zeit. Im Anschluss an die fünf Jahre am Internat half er sieben Jahre den Religionspädagogen als Studentenseelsorge. 1998 kam er dann ins Klinikum Dezember 2012

nach Ingolstadt. In den ersten sieben Jahren war er der katholische Klinik-Seelsorger. „Im Laufe der Zeit habe ich dann aber gemerkt, dass ich mich nicht mehr wohl fühle“, betont er. Reuter suchte etwas Abstand von seinem Beruf. „In der Betreuung von Menschen habe ich immer wieder gespürt, dass die Kirche mit ihren globalen Gesetzen und Geboten dem Einzelnen nicht gerecht werden“, erklärt er seine Entscheidung. Als er Geschäftsführer Heribert Fastenmeier davon in Kenntnis setzte, unterbreitete dieser ihm ein Angebot: „Er meinte, er könnte sich vorstellen, dass er mich direkt übernimmt als Seelsorger für das Personal, falls ich aus dem Dienst der Diözese ausscheide. Dieses Angebot habe ich dankend angenommen.“ Nach drei Monaten Pause kehrte Reuter also an seinen alten und bekannten Arbeitsplatz zurück. „Für mich hat sich gar nicht so viel verändert. Ich war zwar überwiegend für die Patienten zuständig gewesen, hatte aber schon immer den Kontakt zu den Mitarbeitern.“ Über 3000 Angestellten steht er zur Verfügung. Aber auch den Patienten steht er zur Verfügung: „Ein Patient hat immer Vorrang“, so Reuter. Manchmal hat er sogar eine besondere Aufgabe: „Wir haben mittlerweile auch viele Angestellte oder Patienten, die aus der

Kirche ausgetreten sind oder aus den neuen Bundesländern kommen und gar nicht in der Kirche waren, aber trotzdem jemanden möchten, der sie an besonderen Tagen begleitet. Hin und wieder traue ich dann auch bei freien Trauungen.“ Über diese „schönen Aufgaben“ freut sich der Schwabe sehr. „Sie haben eine Bitte und ich kann sie ihnen erfüllen, ohne an Richtlinien denken zu müssen. Ich kann einfach die Menschen würdigen und wertschätzen.“ Eben jenes sollen die Menschen, die Reuter betreut auch merken: „Ich hoffe sehr, dass die Menschen eine Wertschätzung und ein Annehmen ohne Beurteilung und Verurteilung spüren. Sie sollen sich wahrgenommen fühlen, denn das ist ein großes Bedürfnis. Man muss immer mehr funktionieren, aber keiner sieht mehr den Anderen. Sie merken dann, da gibt es noch einen, der mich sieht und der hat Zeit und Raum dafür.“ Dabei reichen schon Kleinigkeiten, sei es auch nur ein kurzes Gespräch zwischen Tür und Angel oder ein kurzes „Gut gemacht“, so Reuter. „Das kriegen viele zu selten zu hören.“ Dass es nicht immer ganz einfach ist, die Arbeit vom Privatleben fernzuhalten, ist klar: „Ich würde Seite 57


lügen, wenn ich sage, dass ich alles im Klinikum lassen kann“, gibt Reuter offen zu. Als kleinen Trick fährt er, solange es wetterbedingt möglich ist, immer mit dem Fahrrad zur Arbeit. Auch, um den Kopf frei zu kriegen. „Da kann man etwas wegstrampeln und die Sachen hinter sich lassen.“ Vor allem hilft ihm aber seine Routine. Dabei gab es nie den Gedanken, den Job aufgrund der mentalen Druckstiuation aufzugeben. Teilweise begleitet der Wahl-Ingolstädter die Patienten über Jahre hinweg. „Ich habe einen Patienten, der vor 12, 13 Jahren einen Schlaganfall hatte. Er musste reden und laufen lernen. Er kommt regelmäßig alle zwei Wochen zu einem Gespräch. Es tut ihm gut, seine Probleme zum Ausdruck zu bringen und unterstützt zu werden.“ Bei einer solchen Geschichte und Betreuungszeit verstehe man sich mittlerweile auf freundschaftliche Art und Weise. „Ich habe mit Erwachsenen zu tun, da kann und will ich den Beteiligten gar nicht ändern, aber ich will ihnen eine gewisse Einstellung mitgeben, damit er besser mit der Situation umgehen kann“, betont Reuter. Allerdings kann Reuter nicht nur seinen Patienten und Mitarbeitern helfen, sondern lernt selber dazu: „Man wird demütiger, verständnisvoller und auch gütiger. Ich möchte gut sein.“ GeraSeite 58

de in der Weihnachtszeit wird er gebraucht: „Jetzt ist die Zeit, in der viele sentimental werden und sich Wünsche besonders stark äußern“, weiß Reuter. Auch in der Sterbebegleitung ist Reuter aktiv: „Ich betone sehr gerne, dass das Sterben die letzte Lebensphase ist. Viele Angehörige machen den Fehler, den Sterbenden das Sterben nicht zutrauen und sich nicht darauf einzulassen.“ Er selbst habe wunderschöne Erfahrungen gemacht, wie glücklich ein Sterbeender sein kann, wenn er „sterben darf“. „Wenn andere den Weg mit ihm tragen, ist es einfach leichter.“

auch ein Vorteil, da ich einigermaßen das Technische gelernt habe. Ich musste mir ja überlegen, wie ich etwas ablichte, da jedes Foto Geld gekostet hat.“ Vor die Linse kommen dabei oftmals Menschen, denn Reuter porträtiert unheimlich gerne. „Egal ob Mensch oder Natur – da findet für mich auch so etwas wie Begegnung statt. Es wird nicht nur etwas abgebildet, sondern auch Gefühle damit verbunden.“

Blick fürs Detail

Auch hier will er dem Betrachter dann etwas mitgeben, dass man meist erst auf den zweiten Blick erkennt. „Wir rennen durch das Leben ohne stehen zu bleiben. Wir sehen zwar, aber nehmen oftmals nicht wahr“, betont er. Mit seinen Aufnahmen will er jedoch etwas wahrnehmen, dass zunächst verborgen bleibt. Auch in den vergangenen Jahren knipste er beim Ingolstädter Halbmarathon im Zieleinlauf mehrere Bilder. „Ich bin sehr sportaffin. Aber es hat mich auch interessiert, wie sie zum Teil über ihrem Limit ins Ziel laufen. Da in die Gesichter zu schauen, ist faszinierend.“

Während er im Beruf auf Fingerspitzengefühl und vor allem Wahrnehmung setzt, kommt Reuter dies auch in seinem Hobby zu gute. Der 56-Jährige fotografiert gerne. Bereits in seiner Schulzeit habe er angefangen, damals noch analog zu fotografieren. „Es war

Auch im Klinikum schmücken Fotos von Reuter, der auch eigene Kalender herstellt, die Wände. Mit tiefgründigen Sprüchen und Motiven gestaltete er viele kleine Details, die Patienten und Mitarbeiter ein Lächeln ins Gesicht zaubern. (kr)

Seine erfolgreichste Beratung führte gar in seine Ehe: „Als ich in Steinerskirchen einen Kurs für verwitwete Eltern mit Kindern. Dort hat mich eine Frau angesprochen, dass ich sieben Jahre zuvor am Bett von ihrem Mann war, wie er gestorben ist.“ Im vergangenen Jahr haben die Beiden geheiratet, erzählt er grinsend.

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