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Evidenzbasierte Antworten geben
Prof. Dr. Stephan Geisler im Interview
Evidenzbasierte Antworten geben
Der auch aus Youtube bekannte „Fitnessprofessor“ – Prof. Dr. Stephan Geisler – ist Mitbegründer des Fitnesswissenschaftsrats. Im Interview berichtet er, welche Ziele das Gremium verfolgt und welche Projekte es in der nächsten Zeit angehen wird.
PROF. DR. STEPHAN GEISLER
Er ist Vizepräsident für Forschung an der IST-Hochschule in Düsseldorf und leitet die Fitnesstrainerausbildung an der Deutschen Sport- hochschule Köln. www.sportwissenschaft.net
Wie steht es aktuell um die deutsche Fitnessbranche?
Ich fürchte, nicht so gut. Der sehr lange Lockdown stellt die gesamte Branche auf eine harte Probe und wie die wirtschaftlichen und auch gesundheitlichen Nachwirkungen aussehen werden, möchte ich mir noch gar nicht vorstellen.
Wie werden sich die Fitnessangebote nach der Pandemie entwickeln?
Also was bisher offensichtlich ist und durch die Pandemie wohl nur beschleunigt wurde, ist der größere Anteil an Online-Angeboten und Virtual Fitness. Auch wenn die meisten Menschen den persönlichen Kontakt mehr schätzen, so werden auch Online-Angebote weiter wachsen und ihren Markt finden. Ich denke aber, dass wir im günstigsten Fall keine zusätzliche Konkurrenzsituation dadurch erwarten müssen, sondern eher eine nützliche Ergänzung wie zum Beispiel für Geschäftsreisende etc.
Wie wird Fitness von der Öffentlichkeit und der Politik wahrgenommen?
Leider ist, zumindest nach meinem Eindruck, die Politik nicht besonders „überzeugt“ von der Fitnessbranche. Im Großen und Ganzen hat die Pandemie gezeigt, welche Branchen für die Politik wichtiger sind und welche nicht. Dass die Fitnessindustrie im Gegensatz zu vielen anderen Branchen einen unschätzbaren Wert zur Volksgesundheit beiträgt, wird aus meiner Sicht von der Politik bisher leider nicht erkannt. Dagegen müssen wir alle zusammen kämpfen
Welche Ziele verfolgt der Fitnesswissenschaftsrat?
In erster Linie geht es darum, auf die Fragen der Fitnesssportler eine möglichst evidenzbasierte Antwort geben zu können und natürlich auch der Politik und den Krankenkassen den enormen Wert eines körperlichen Trainings wissenschaftlich fundiert zu präsentieren. Dazu planen wir diverse Projekte und wollen auch unser großes Netzwerk der Hochschulen nutzen.
Welche Projekte plant das Gremium in der nächsten Zeit?
Unser aktuelles Projekt ist die dreimonatliche Liveausstrahlung eines Online-Symposiums. Hier sprechen wir mit Fachvorträgen die unterschiedlichsten Themen an und versuchen, in der anschließenden Podiumsdiskussion alle Fragen des Auditoriums zu beantworten. In Zukunft wollen wir gemeinsame Multicenter-Studien durchführen, um die Effekte und vor allem den gesundheitlichen Nutzen von Fitnesstraining weiter zu evaluieren und u. a. der Politik gegenüber klar darzustellen. Die Symposien sind natürlich kostenlos und können auch im Nachhinein auf Youtube angeschaut werden. Wir freuen uns sehr über konstruktive Vorschläge, Ideen und Fragen, mit denen wir der Fitnessbranche als Wissenschaftsrat zur Seite stehen können. W