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Frühkindliche Reflexe
WAS SIND FRÜHKINDLICHE REFLEXE?
Frühkindliche Reflexe sind biologisch fest vorgesehen und übernehmen während unseres gesamten Entwicklungsprozesses – von den ersten Bewegungen im Mutterleib bis hin zum aufrechten Stand – jeweils eine oder mehrere bestimmte Aufgaben. Sie bilden somit die Grundlage für unsere späteren, bewusst gesteuerten Fähigkeiten und Fertigkeiten.
Jeder kennt solche Reflexe: Drückt man zum Beispiel einem Baby in den ersten Lebensmonaten einen Finger in die Handinnenfläche, greift es sofort zu und lässt für einen kurzen Augenblick nicht mehr los. Durch diese reflexgesteuerte Bewegung – in diesem Fall den Greifreflex – entwickelt das Baby unter anderem die Handmotorik sowie die Hand-Auge- und die Hand-Mund-Koordination. Der Greifreflex bereitet zudem die Unterscheidung zwischen der rechten und der linken Seite vor und legt die erste Bahnung der Willkür an („Will ich – will ich nicht“ bzw. „Entweder – oder“). Das Baby erlangt so die Kontrolle über seine Hände und Finger.
Die Besonderheit dieser Reflexe ist, dass diese nur in unserer frühkindlichen Entwicklung aktiv und spätestens mit dem dritten Lebensjahr integriert bzw. verschwunden sein sollten, damit sie später unsere körperlichen Bewegungen und kognitiven Fähigkeiten nicht mehr beeinflussen.
NOCH AKTIVE FRÜHKINDLICHE REFLEXE
Lange Zeit herrschte die Meinung vor, dass die frühkindlichen Reflexmuster nur in der frühkindlichen Phase aktiv sind und ab dem Zeitpunkt, wo wir laufen können, spätestens aber mit dem dritten Lebensjahr „verschwunden“ sind. Dies ist leider nicht der Fall.
In unserer frühkindlichen Entwicklung gibt es drei sensible Phasen: die Schwangerschaft, den Geburtsvorgang und das erste Lebensjahr des Neugeborenen. Greifen wir bewusst oder unbewusst in eine oder mehrere dieser Phasen des Heranwachsenden ein, so beeinflussen wir den von Natur aus vorgegebenen Entwicklungsprozess, was zu langfristigen Auswirkungen und Problemen u. a. auf unseren Körper führen kann.
Gibt es zum Beispiel Probleme in der Schwangerschaft (der Fötus wird nicht ausreichend über die Bewegungen der Mutter stimuliert, da diese während der Schwangerschaft viel liegen muss) oder Komplikationen bei der Geburt (zum Beispiel Kaiserschnittgeburt oder Saugglocke) und greifen wir zu viel in die ersten Entwicklungsschritte unseres Babys ein, weil wir es „unterstützen“ wollen, greifen wir unweigerlich in den natürlichen Entwicklungsprozess des Fötus bzw. Neugeborenen ein. Dadurch können wichtige Schritte in unserem Entwicklungsprozess übersprungen, ausgelassen oder verzögert werden, was dazu führt, dass unsere frühkindlichen Reflexe selbst nach dem dritten Lebensjahr hinaus noch aktiv bleiben.
INTEGRATION
Integration bedeutet in diesem Kontext, dass die noch aktiven frühkindlichen Reflexmuster „gehemmt“ werden, damit ich zukünftig meine Bewegungen selbst bewusst steuern bzw. komplett selbstständig regeln kann. Dies geschieht durch neurologisches Umprogrammieren infolge einer Kombination aus Bewegung und neurologischer Verknüpfung.
DER LANDAU-REFLEX
Der Landau-Reflex ist ab der vierten Lebenswoche wichtig für die Aufrichtung (Streckung) der Wirbelsäule aus der Bauchlage und die damit einhergehende Entwicklung von Gleichgewicht, Tiefensensibilität und Raumorientierung. Die Atemexkursion und der
TESTUNG DES LANDAU-REFLEXES
Um herauszufinden, ob der Landau-Reflex noch aktiv ist, begibt sich der Patient in Bauchlage (Hände seitlich neben dem Körper) und hebt anschließend nur den Kopf und den Oberkörper nach oben. Wichtig dabei: eine ruhige, gleichmäßige Atmung beibehalten.
Mögliche reflexbedingte Reaktionen: Starke Spannung in der Beinrückseite, die Füße/Beine werden ebenfalls mitangehoben, die Knöchel in Bauchlage sind sehr angespannt (Dorsalextension), Luftanhalten oder Pressatmung, der Oberkörper kann nur schwer angehoben werden, die Bewegung ist für den Patienten sehr anstrengend.
Entdeckerdrang heben den Oberkörper. Die Nacken- und die Beckenmuskeln arbeiten anfänglich synchron, sollten im Erwachsenenalter aber entkoppelt funktionieren können. Ziel ist die getrennte Anspannung von Rumpf- und Atemmuskulatur, sodass die Rumpf- und die Zwerchfellmuskulatur unabhängig voneinander agieren.
Folgende Probleme treten bei Patienten auf: reduzierte Ausdauer, schlechte Körperhaltung und/oder Körperkoordination, ständig wiederkehrende Knieschmerzen, reflektorisches Luftanhalten beim Heben eines Gewichtes (Pressatmung), Zehengänger (falsche Fußbelastung bei Übungen wie Kniebeugen) sowie auch ein hoher Muskeltonus auf der Beinrückseite und im Nacken.
Durch die Integration des Landau-Reflexes kannst du diese und weitere Beschwerden mit den tatsächlichen Ursachen gezielt und nachhaltig beseitigen. Muskuläre Fehlspannungen werden aufgelöst, die Atmung wird erleichtert und somit die Athletik und Leistungsfähigkeit gesteigert.
INTEGRATION DES LANDAU-REFLEXES
Der Patient liegt in Bauchlage mit den Händen neben der Hüfte. Er hat ein Handtuch unter dem Solarplexus und ein Kissen (Sandbell o. Ä.) unter dem Kopf.
Anschließend „pumpt“ der Patient seinen Kopf plus Oberkörper mit jeder tiefen Einatmung langsam Stück für Stück nach oben. Wichtig ist eine ruhige und gleichmäßige Atmung und dass der Unterkörper komplett entspannt bleibt.
Als Trainer halte ich bei der Einatmung eine Hand auf dem Sakrum und die zweite Hand am Hinterkopf; bei der Ausatmung klopfe ich parasagittal des Scheitels.
Diese Übung zwei- bis achtmal mit je vier bis acht Atemzügen wiederholen. EXKURS: VERSCHIEDENE REFLEXARTEN
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Zum einen gibt es die überlebensnotwendigen vegetativen Reflexe (Saugreflex) und Reflexe, die ein Leben lang erhalten bleiben (z. B. Atemschutzreflex, Schluckreflex). Dann gibt es unsere Haltungs- und Stellreflexe, die unsere aufrechte Haltung und unsere automatisierten Bewegungsabläufe (zum Beispiel das Gehen und auch das Autofahren) ermöglichen. Und zu guter Letzt gibt es noch unsere temporären frühkindlichen Reflexe, die biologisch vorgesehen sind, jeweils eine oder mehrere bestimmte Aufgaben übernehmen und somit die Grundlage für unsere späteren, bewusst gesteuerten Fähigkeiten und Fertigkeiten bilden. Die Besonderheit dieser Reflexe ist, dass sie nur in unserer frühkindlichen Entwicklung aktiv und spätestens mit dem dritten Lebensjahr gehemmt sein sollten, damit sie später unsere körperlichen Bewegungen und kognitiven Fähigkeiten nicht mehr beeinflussen.
KONKRETER NUTZEN FÜR DIE FITNESS
• Körperliche und geistige Leistungsfähigkeit steigern • Körperliche Blockaden und Beschwerden lösen (z. B. Wirbelsäulenfehlstatiken, Bandscheibenvorfälle, Schulter-, Knie- und Hüftbeschwerden) • Dauerhaft falsche Bewegungsmuster eliminieren • Muskuläre Verspannungen und körperliche
Fehlhaltungen nachhaltig lösen • Steigerung der Körperkoordination und der
Propriozeption • Dauerhafte Verbesserung von Körperhaltung und Bewegungsabläufen • Verbesserte Gleichgewichtsfähigkeit und gesteigerte Körperbalance • Reduktion von Erschöpfungszuständen und gesteigerte Regenerationsfähigkeit • Gesteigertes Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein • Kürzere Reaktionszeiten, dadurch gesteigerte Handlungsschnelligkeit • Mehr Beweglichkeit und Mobilität • Größere Körperstabilität, dadurch höheres
Kraftpotenzial und gesteigerte Athletik
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Um Bewegungsmuster, Bewegungsabläufe und somit eine optimale Kraftentfaltung in