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Stimmt's?
Lebenslänglich: Bandscheibenvorfall!
Ein Bandscheibenvorfall wird von vielen Menschen als schlimmes Ereignis wahrgenommen. Danach haben viele Betroffene Angst vor Belastung und vermeiden eine direkte Belastung des Rückens. Und obwohl die Angst nachvollziehbar ist, ist sie nicht begründet.
Ja, manche Menschen benötigen nach einem Bandscheibenvorfall umgehend ärztliche Behandlung. Doch leider denken viele Menschen, dass ein Bandscheibenvorfall ein Problem für den Rest des Lebens darstellt. Dies würde niemand bei einem umgeknickten Knöchel denken, sondern den Fuß eine Weile entlasten und ihn, sobald der stärkste Schmerz vorbei ist, nach und nach wieder stärker belasten. Eine gute Reha nach einem Bandscheibenvorfall sollte genau so ablaufen! Denn Fakt ist: Viele Bandscheibenvorfälle heilen wieder ab (z. B. Cribb et al. 2007). Tatsächlich ist die Heilungschance besser, je größer der Vorfall ist (Chiu et al. 2017). Lediglich 3 Prozent der Betroffenen benötigen eine OP (Lilly et al. 2021).
Warum leiden dann viele Menschen auch noch Jahre nach einem Bandscheibenvorfall? Natürlich spielen dabei psychosoziale Faktoren wie Bewegungsangst eine große Rolle. Den Rücken nicht mehr stark zu belasten, ist zwar ein gut gemeinter Rat, jedoch für Menschen nach einem Bandscheibenvorfall nicht hilfreich. Es kann nicht die Lösung sein, den Rücken für den Rest des Lebens in Neutralstellung zu halten und eine direkte Belastung zu vermeiden! Anfangs sollten schmerzauslösende Bewegungen vermieden werden, aber sobald das Gröbste überstanden ist, sollten auch andere Gelenkstellungen Stück für Stück trainiert und belastet werden. Dies fördert die Ernährung und den Aufbau der Bandscheibe (Van Gelder et al. 2013). Darüber hinaus baut ein vielseitiges Training Bewegungsängste ab und bereitet auf die verschiedenen Anforderungen im Alltag vor. Ein Zitat von Dr. Andreo Spina beschreibt dies gut: „Du wirst es bereuen, nicht die Position trainiert zu haben, in der du dich verletzt hast.“ W
FELIX KADE
Der Autor ist Personal Trainer mit dem Schwerpunkt Rückenschmerzen. Seit 2016 gibt er modernes und evidenzbasiertes Wissen in seinem Blog weiter. n dem Seminar „Assess & Correct” vermittelt er gemeinsam mit Sebastian Schäfer den teilnehmenden Trainern und Therapeuten, selbstbewusster an den Eingangscheck heranzugehen. www.felixkade.de