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Hansi Flick

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Im Interview

Im Interview

Über Erfolg und was im Leben wirklich zählt

Hansi Flick ist Trainer der deutschen Fußballnationalmannschaft. Der leise Badener gab bisher nur wenig von sich preis. Nun öffnet er mit seinem Buch höchstpersönlich die „Blackbox Hansi Flick“. Im Folgenden zwei exklusive Auszüge daraus.

An seine erste Besprechung als Trainer einer Mannschaft kann sich Hansi Flick noch gut erinnern. „Das war für mich etwas ganz Besonderes. Das erste Mal vor so einer Gruppe zu stehen, in der auch einige Spieler älter waren als ich, war rückblickend auf jeden Fall ein Karriere-Highlight. Und es war genau die richtige Entscheidung, in Bammental die ersten Schritte als Trainer zu gehen. Ich habe mich ideal auf die nächste Station vorbereitet gefühlt. Ich dachte bei den nächsten Herausforderungen dann nie: Ich bin noch nicht so weit. Das ist noch eine Nummer zu groß. Genauso ist es, wenn man ein Turnier oder eine Saison planen möchte. Es ist sinnvoll, von Spiel zu Spiel zu denken und den Fokus auf das zu richten, was als Nächstes kommt. Warum sollte ich mich verrückt machen wegen dem, was noch in ferner Zukunft liegt? Dadurch nimmt man sich nur die Chance, im Hier und Jetzt die bestmögliche Leistung abzurufen. Den Fehler haben wir beispielsweise im Halbfinale bei der EM 2012 gegen Italien gemacht: Wir haben Spieler wie Miroslav Klose und Thomas Müller geschont, weil wir gedanklich schon einen Schritt weiter waren – nämlich im Finale. Genau aus diesem Grund konnten wir den nächsten Schritt dann aber gar nicht mehr gehen, weil wir verloren hatten. Es entstand das Modell, mit dem ich seitdem immer gut gefahren bin: Richte den Fokus auf das, was aktuell ansteht, und bereite dich bestmöglich vor.“

BUCHTIPP

Hansi Flick: Im Moment.

Über Erfolg, die Schönheit des Spiels und was im Leben wirklich zählt. 224 Seiten, 20 Euro. Riva Verlag, 2022.

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VORBILD KALLE RUMMENIGGE

„Als Kind oder Jugendlicher war es das höchste der Gefühle, wenn man es in die Nähe seiner Idole schaffte und sich persönlich ein Autogramm abholen oder vielleicht sogar zwei Sätze wechseln konnte. Mir ging es selbst so, als ich 15 Jahre alt war. Bayern München war zu einem Freundschaftsspiel gegen den VfR Mannheim angereist und ich durfte es mir live im Stadion anschauen. Nach dem Spiel versammelte sich eine riesige Menschenmenge vor dem Bus der Bayern, da alle den großen Stars möglichst nah sein wollten. Mein damaliges Vorbild Kalle Rummenigge war im Spiel etwas früher ausgewechselt worden und saß schon im Bus und ich fasste mir ein Herz und marschierte schnurstracks auf die geöffnete Tür vorn beim Fahrer zu. Da mich niemand aufhielt, stieg ich tatsächlich ein. Ein wenig schüchtern fragte ich Kalle nach einem Autogramm. Dieser Moment hat mich glücklich gemacht. Es bedeutete mir unsagbar viel, dass ich dieses Autogramm bekam, dass ich Kalle kurz live erleben und mit ihm sprechen durfte. Das Gefühl und die Freude, die ich damals verspürte, habe ich nie vergessen. Und bis heute dient diese Erfahrung für mich als freundliche Erinnerung an das, was wir Fußballer in anderen auslösen können. Wir haben eine Vorbildfunktion inne und müssen das Licht immer weiterreichen. Jemand hat uns eine Freude gemacht, wir machen anderen eine Freude. Das ist ein positiver Dominoeffekt, von dem ich nur allzu gern Teil bin.“ W

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