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Im Interview

Interview

Steffen Tepel

Nach seiner Karriere als Athlet in der Nationalmannschaft der Nordischen Kombinierer wechselte Steffen auf die Trainerseite und hilft Fussballtalenten dabei, ihren Traum vom Profifußball zu realisieren, indem er sie mit Neuroathletiktraining weitgehend verletzungsfrei und leistungsfähig erhält.

Geburtsdatum

13. Juli 1985

Geburtsort

Winterberg

Wohnort

Winterberg

Welches Studium und welche Ausbildungen hast du absolviert?

Ich habe Sportwissenschaften in Freiburg studiert und parallel dazu diverse Trainerscheine gemacht. Die Grundlage meiner heutigen Trainerarbeit bilden allerdings viel mehr die Neuro-Ausbildung bei Z-Health und vor allem meine lebenslange Erfahrung als Athlet. Lizenzen und Abschlüsse sind nett nach außen vorzuweisen, aber letztlich haben sie mich nicht so sehr bereichert und so gut auf die reale Tätigkeit vorbereitet wie die Erfahrung in der Praxis.

Was hat dich beruflich geprägt?

Der jahrelange Leistungssport hat mir ein intuitives Verständnis für verschiedene Wege zur Leistungsverbesserung des menschlichen Körpers gegeben. Trainingsprogrammierung oder auch der Einsatz von Tools und Methoden beispielsweise ist nicht etwas, was sich anhand von Zahlen oder wissenschaftlichen „Goldstandards“ im Training sinnbringend darstellen lässt. Jeder Mensch ist einzigartig und reagiert mit individuellen Anpassungen auf unterschiedliche Anforderungen. Das Konzept der Individualisierung prägt mich bis heute sehr stark in meiner Arbeit. Das Trainerdasein lässt sich zwar einerseits als wissenschaftliche Disziplin beschreiben, letztlich sind aber auch viele künstlerische Aspekte wie Intuition und Kreativität wichtig für einen Trainer. In diesen Momenten kommt es darauf an, wie genau ich meinen Athleten verbessern will. Das unterscheidet sich von Tag zu Tag und Athlet zu Athlet sehr stark.

Wie bist du zum Neuroathletiktraining gekommen?

Bei meinen ersten Olympischen Spielen als Trainer in Sotschi 2014 war ich noch eher unerfahren. Ich habe in der Vorbereitung hierauf Hilfe von Lars Lienhard geholt, der als Erster mit dem Neurotraining in Deutschland gearbeitet hat. Ich erinnere mich noch, dass er irgendwas von Hirnstamm und Kleinhirn erzählt hat, was ich nicht verstanden habe. Im Anschluss an eine gewisse Trainingsphase haben wir mit einem unserer Athleten auf einmal unerwartet einen Weltcup gewonnen und ich war überzeugt, dass mehr hinter dem Thema steckt, als ich bisher dachte.

Welche Athleten betreust du aktuell und wie arbeitest du mit ihnen?

Momentan arbeite ich vor allem mit Fußballern. Ich verwende zum Beispiel viel Zeit und Energie darauf, Jamal Musiala zu unterstützen, in möglichst allen relevanten

Bewegungsskills sein gesamtes Potenzial zu entfalten. Wir arbeiten hier zum Beispiel an Dingen wie seiner reflexiven Stabilität oder der Ballan- und -mitnahme. Außerdem arbeite ich intensiv mit Nnamdi Collins und Bradley Fink, die momentan für den BVB im A-Junioren-Finale um die Deutsche Meisterschaft stehen, und Lasse Günther vom FC Augsburg zusammen. Generell mag ich es sehr, mit jungen, reflektierten Athleten zusammenzuarbeiten, statt „fertige“ Sportler zu trainieren. Wenn ich als Coach alles aus einem Athleten herausholen will, hilft es natürlich, wenn man mit ihm früh anfängt und ihn über Jahre prägen kann. Ich habe alle meine Spieler mit 15 bis 17 Jahren das erste Mal trainiert. Hier kann man vor allem mit neurozentrierten Ansätzen sehr viel bewirken.

Wo liegen die meisten Schwach- punkte bei (Freizeit-)Athleten?

Die meisten Menschen haben ein schwaches Gleichgewichtssystem. Hierdurch ist der Körper meist sehr asymmetrisch in Haltung und Bewegung.

Was sind für dich die wichtigsten neuen Erkenntnisse?

Regeneration ist genauso wichtig wie Training! Vor allem im Leistungssport, wo alle hart und härter trainieren wollen, ist es eminent wichtig, dass ein gutes Regenerationsmanagement stattfindet. Letztlich kann ich aber einen Athleten, den ich neuronal symmetrisch ausgerichtet habe, härter belasten.

Gibt es Bücher, die dich besonders inspiriert haben?

Stark beeindruckt haben mich damals die Biografien von Lance Armstrong. Dieses Heldenkonzept hat dann aufgrund seiner Geschichte irgendwann einen starken Dämpfer bekommen. Trotzdem habe ich hier während meiner eigenen Sportkarriere viel über Fleiß, Wille und Disziplin gelernt, die unerlässlich für meinen weiteren Weg waren.

Wie hältst du dich persönlich fit?

Ich mach schon sehr viel Neurotraining im Alltag. Sprich: Ich schaue, welche Drills bei mir persönlich gut funktionieren, und wende sie immer wieder an. Ich weiß nicht, was meine Nachbarn denken, aber mir tut es sehr gut, wenn ich mein vestibuläres Training mache und kopfschüttelnd oder im Achtergang durch den Garten laufe. Ansonsten gehe ich laufen, spiele Fußball, Tennis und Golf. Die Sportarten, die ich mache, kann ich allerdings meistens nicht ganz einfach genießen, weil ich so sehr damit beschäftigt bin, die technischen Aspekte zu decoden und Drills an mir selbst auszuprobieren, um zu schauen, wie ich meine Athleten besser machen kann.

Wie ernährst du dich?

Ich versuche, viel Gemüse, wenig Getreide und wenig Milchprodukte zu essen und vor allem meine 16/8-Fastenroutine einzuhalten. Ansonsten bin ich niemand, der sich etwas verbietet, sondern ich versuche bestmöglich, das, was ich esse, zu genießen – gesundes oder ungesundes Essen.

Welche Ziele hast du dir für die nächsten Jahre gesetzt?

Ich möchte die Topathleten, mit denen ich zusammenarbeite, natürlich so weit wie möglich bringen und helfen, sie alle in den Orbit zu katapultieren. Darauf habe ich als Trainer natürlich nur begrenzten Einfluss, aber ich kann den Samen dafür pflanzen und helfen zu hegen und zu pflegen. Das geht mit Neuroathletiktraining schlichtweg besonders gut. Deshalb möchte ich als Unternehmer mit meiner Firma INPUT1st das neurozentrierte Training außerdem vor allem zu den Menschen bringen, die es brauchen: in die Therapiewelt. W

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