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Was zeichnet ein Senioren-Studio aus?

WAS ZEICHNET EIN SENIORENSTUDIO AUS?

Text Markus Hodyas

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Eine klare Positionierung ist wie in allen Bereichen auch als Fitnessstudio ein entscheidender Faktor, um sich von den Mitbewerbern abzuheben und geschäftlich erfolgreich zu sein. Im folgenden Artikel wird die Zielgruppe Senioren näher beleuchtet.

Und schon beim Namen stoßen wir auf das erste Problem, denn es gibt nicht wirklich eine Definition, ab wann jemand als Senior oder Seniorin gilt. Aus Sicht eines Studiobetreibers sprechen wir da wohl von den Mitgliedern über 50 Jahren. Und daraus ergibt sich gleich das zweite Problem mit dieser Zielgruppe. Niemand fühlt sich als Senior oder Seniorin bzw. möchte so bezeichnet werden. Denn in der Selbstwahrnehmung fühlen wir uns alle immer deutlich jünger, als wir tatsächlich sind. Ein Fitnessstudio für Senioren wäre also eher nur mäßig attraktiv für neue Mitglieder. Selbst Umschreibungen wie z. B. Silver Generation oder Ähnliches wirken da nicht wirklich attraktiv oder passend.

Auf die richtige Ansprache kommt es an

Wie sprechen wir also diese Zielgruppe richtig an, wenn wir sie nicht als Senioren, 50plus oder Silver Generation bezeichnen wollen? Beschäftigen wir uns daher mal mit den Motiven dieser Zielgruppe: Was bewegt sie dazu, ein Fitnessstudio aufzusuchen? Warum wollen sie trainieren? Kleiner Hinweis: Der dicke Bizeps ist es eher nicht, genauso wenig wie eine definierte Bauchmuskulatur oder die perfekte Bikinifigur. Empfehlenswerter ist es, sich mit den Motiven dieser Zielgruppe zu beschäftigen.

Im Fokus stehen hier die Themen Prävention und Gesundheit, d. h. entweder gibt es schon die ersten gesundheitlichen Probleme, denen entgegengewirkt werden soll, oder die Mitglieder wollen aktiv etwas dafür tun, um gesund zu bleiben. Dazu kann natürlich auch das Thema Abnehmen gehören. Aus meiner Erfahrung als Studiobetreiber haben sich neben dem Thema Gewichtsabnahme auch die Themen Rückenprobleme und das Thema hoher Blutdruck bzw. Herzgesundheit bewährt, um die Zielegruppe anzusprechen.

Neben der Kundenansprache ist die Frage, wie ein Studio, das sich auf die Zielgruppe 50+ spezialisiert hat, idealerweise aussehen und wie es sich von einem „klassischen“ Fitnessstudio unterscheiden sollte, zentral.

In Senioren-Studios bietet sich der Einsatz eines digitalen Trainingssystems an, da die Gerät die Kunden komplett durch das Training führen

Wie groß sollte ein Senioren-Studio sein?

Befassen wir uns zunächst mit der Größe. Um eine eher familiäre Atmosphäre zu schaffen und auch eine optimale Betreuung sicherzustellen, sollte das Studio nicht zu groß sein. Bewährt hat sich eine Größe der Trainingsfläche von 50–400 m2. Sinnvoll, jedoch kein Muss ist es, wenn die Trainingsfläche an eine Physiotherapiepraxis angegliedert ist. Zusätzlich sollte es noch einen Kursraum geben, um z. B. Reha-Sportkurse durchführen zu können. Dieses

Probemonat anstatt Probetraining

Gerade als medizinisch ausgerichtetes Studio ist ein Probetraining wenig hilfreich für den Kunden, da ohne ausführliche Anamnese kein vernünftiger Trainingsplan gestaltet werden kann. Als Alternative kann z. B. ein Probemonat angeboten werden. Den Kunden wird die Möglichkeit eingeräumt, innerhalb dieses Probemonats zu kündigen, sodass der Kunde auch nur für diesen Monat bezahlen muss. Diese Variante vereinfacht deutlich den Abschluss und fast kein Kunde nutzt die Möglichkeit einer Kündigung nach dem Probemonat. Kursangebot, das zeigt die Erfahrung, funktioniert sehr gut für die Neukundenakquise. Gerade die geringere Größe bietet im Vergleich zu einer großen Fitnessanlage den Vorteil, dass die Mitarbeiter die Trainingsfläche immer im Blick haben und sich die Mitglieder schnell zurechtfinden.

Viele medinisch ausgerichtete Studios bieten auch keine Duschmöglichkeiten an. Erfahrungsgemäß verspüren gerade ältere Mitglieder nicht das Bedürfnis, nach dem Training zu duschen. Viele empfinden es sogar eher als unangenehm. Außerdem ist die Trainingsintensität dieser Zielgruppe im Vergleich zu jüngeren Studiomitgliedern eher weniger intensiv, d. h. es wird auch weniger geschwitzt. Der Anteil derjenigen, die nach dem Training unbedingt duschen möchten, ist verschwindend gering. Ich kann mich in sieben Jahren als Studiobetreiber an maximal zehn Fälle erinnern, bei denen die fehlenden Duschen dazu geführt haben, dass keine Mitgliedschaft abgeschlossen wurde. Meistens ist es so, dass die Mitglieder bereits in Trainingsbekleidung in die Anlage kommen und dann lediglich die Schuhe wechseln, bevor sie mit dem Training beginnen.

Höherer Personalschlüssel ist empfehlenswert

Der wichtigste Punkt, den Senioren von einem entsprechend ausgerichteten Studio erwarten, sind sicherlich Fachkompetenz des Personals und optimale Betreuung beim Training. Hauptverantwortlich dafür sind die Mitarbeiter, die entsprechende Ausstattung und das Trainings- und Betreuungskonzept.

In Sachen Mitarbeiterkompetenz gibt es kaum Unterschiede zum klassischen Fitnessstudio. Gerade mit den inzwischen etablierten dualen Studiengängen hat sich das Ausbildungsniveau in der Fitnessbranche stark professionalisiert. Bei der Zielgruppe Senioren ist allerdings der persönliche Kontakt zu den Mitgliedern besonders wichtig. Daher sollte der Personalschlüssel eher etwas höher sein als üblich. Natürlich ist es in einem eher medizinisch ausgerichteten Studio zusätzlich von Vorteil, auf medizinisch ausgebildetes Personal wie z. B. Physiotherapeuten zurückzugreifen. Das steigert nochmals die wahrgenommene Kompetenz des Studios.

Welche Geräteausstattung hat sich bewährt?

Bei den Trainingsgeräten bietet sich der Einsatz eines digitalen Trainingssystems an. Gerade Senioren haben eine gewisse Hemmschwelle vor den Trainingsgeräten. Diese kann ihnen durch ein entsprechendes System genommen werden, da sie am Gerät komplett durch das Training geführt werden. Das nimmt den Mitgliedern die Angst, etwas

Um eine eher familiäre Atmosphäre zu schaffen und auch eine optimale Betreuung sicherzustellen, sollte das Studio nicht zu groß sein. Bewährt hat sich eine Größe der Trainingsfläche von 50–300 m2

falsch zu machen. Eine entsprechende Ausstattung wird zusammen mit der Arbeit der Trainer als optimale Betreuung wahrgenommen. Ob die Geräte sich auch elektronisch einstellen, ist eine Frage der persönlichen Vorlieben. siges Betreuungskonzept mit festen Abläufen in den Trainingsbetrieb integriert werden. Ausgangspunkt ist immer eine ausführliche Anamnese vor dem Trainingsstart, die die Themen Kraft, Beweglichkeit, Ausdauer usw. beinhal-

tet. Nachdem auf Basis dieser Anamnese ein Trainingsplan erstellt wurde, startet der Kunde mit dem Training, wobei bei den ersten beiden Terminen immer ein Trainer an seiner Seite sein sollte, der ihn in die Geräte und die Übungen einweist und das Trainingssystem für ihn einstellt. In unseren Studios ist es so, dass der Trainingsplan immer nach drei Monaten angepasst wird. Zuvor müssen selbstverständlich ein weiteres Anamnesegespräch und eine weitere Testung stattfinden. Nur so ist es möglich, neue Trainingsreize zu setzen. Dieses Vorgehen sorgt so für eine sehr engmaschige Betreuung der Mitglieder, die das auch sehr positiv wahrnehmen.

Neben dem Gerätetraining bieten sich medizinisch orientierte Angebote wie Reha-Sportkurse, §-20-Präventionskurse und Kurse wie z. B. Pilates oder Yoga an, die auf die entsprechende Altersgruppe zugeschnitten werden müssen. Auch die Musikauswahl sollte unbedingt an die Zielgruppe angepasst werden.

Neben Ausstattung, Personal und dem Betreuungskonzept empfiehlt es sich, auch den Kontakt der Mitglieder untereinander zu fördern. Einen Sonntag im Monat ein Sektfrühstück anzubieten, gemeinsame Wanderungen und Grillfeste sind nur einige Beispiele. Insgesamt ist die Zielgruppe der Senioren sehr dankbar und treu, wenn man die entsprechende Qualität bietet. Probleme mit Rücklastschriften und Kündigungen aufgrund von Umzügen sind absolute Ausnahme.

Senioren erwarten Fachkompetenz des Personals und optimale Betreuung beim Training

Unsere Mitglieder kommen sehr gut mit den klassischen Geräten klar. Als wichtiger empfinde ich eher, nur zertifizierte Medizinprodukte einzusetzen und das auch klar zu kommunizieren. Wenn Sie bereits im ersten Gespräch erwähnen, dass es sich hier um medizinischzertifizierte Geräte handelt, sorgt das sofort für einen USP gegenüber den Mitbewerbern. Medizinisch-zertifizierte Fitnessgeräte sind auch ein wichtiger Faktor, wenn es darum geht, Kooperationen mit Ärzten und Physiotherapiepraxen zu schließen. Diese nehmen Sie dann eher als gleichwertigen Partner wahr.

Ein schlüssiges Betreuungskonzept ist das A und O

Aber die besten Mitarbeiter und die tollsten Geräte nützen auch nichts, wenn sie nicht vernünftig eingesetzt werden. Daher sollte immer ein schlüsMarkus Hodyas ist Studiobetreiber von Exclusive – Medizinisches Fitnesstraining in Landstuhl. Zudem war er viele Jahre Managing Director bei ERGO-FIT. Seit Januar 2022 ist er Vertriebsleiter für den europaweit führenden Versandhändler im Physio- und Fitnesssektor, Sport-Tec, tätig.

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