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Das Ende der Pandemie ist die große Chance der Fitnessbranche
ACISO GEHT GESTÄRKT IN DIE ZUKUNFT
Interview Constantin Wilser
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Seit Beginn des Jahres ist Thomas Nemmaier CEO der ACISO Fitness & Health GmbH. Oliver Sekula, der diese Position bis dato innehatte, ist zum Jahreswechsel planmäßig aus dem Unternehmen ausgeschieden. Einer der letzten gemeinsamen Termine der beiden war die FitnessConnected. Dort haben wir die Freunde besucht und im Interview u. a. über die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft gesprochen.
BODYMEDIA: Die Corona-Pandemie ist allgegenwärtig. Mit welchen Strategien unterstützt ACISO seine Kunden, um Mitglieder zurückzugewinnen bzw. neue Kunden zu gewinnen? Thomas Nemmaier: Wir bieten ein breites Portfolio an Möglichkeiten. Wir bieten Unterstützung bei klassischen Themen wie der Finanz- und Liquiditätsplanung, helfen den Kunden dabei, dass sie einen hundertprozentigen Blick auf ihre Studiozahlen haben, und wir bieten natürlich gezielte Marketingkampagnen für die nächste Zeit. Außerdem ist das Hybrid-Training ein großes Thema, das wir gerade konzeptionell in den Markt einführen.
BODYMEDIA: Die Pandemie hat die Studios vor eine völlig neue Situation gestellt. Wie hat ACISO auf die Pandemie reagiert? Worauf wurde das Hauptaugenmerk gerichtet, um die Kunden unterstützen zu können? Thomas Nemmaier: Ein bisschen müssen wir differenzieren. Wir haben in den eigenen ELEMENTS-Studios Endkunden und Business-Kunden bei der Consulting sowie bei den Franchisemarken FT-CLUB und INJOY. In allen drei Bereichen gibt es natürlich unterschiedliche Maßnahmen. In den ELEMENTS-Anlagen gab es keine Beitragsbuchungen und wir haben sehr kulante Lösungen entwickelt. In unserem großen Team von etwas mehr als
500 Mitarbeitern haben wir versucht, wenig mit Kurzarbeit zu arbeiten. Auch hier haben wir alles getan, um gute Lösungen zu finden. Im B2B-Bereich gab es natürlich auch bei uns Rabattierungen für die Kunden. Aber vor allem gab es einige Maßnahmen wie z. B. den Finanzfallschirm als größtes Thema, wo wir gemeinsam mit unserem Mutterkonzern, der Migros, einen zweistelligen Millionenbetrag zur Verfügung gestellt haben, um Clubs zu helfen. Ein weiteres Beispiel sind die Restart-Pakete, die wir nach dem letzten Lockdown, Mitte 2021, angeboten haben. 200 Studios hatten sich beworben, mit uns diese Wiedereröffnungsprogramme zu machen. Es gibt noch weitere Beispiele, wie wir unsere Kunden unterstützt haben, aber das waren die größten Themen.
BODYMEDIA: Die Fusion von Greinwalder & Partner und INLINE/INJOY war eines der Ereignisse der vergangenen Jahre in der Fitnessbranche. Oliver, du hast die Fusion federführend begleitet. Was waren rückblickend die größten Herausforderungen dieser Fusion? Oliver Sekula: Für die Branche war das fast unglaublich, dass sich zwei konkurrierende Firmen wie damals INLINE und Greinwalder & Partner zusammenschließen können. Ich glaube, die Migros hat sehr großen Weitblick bewiesen und eine langfristige Strategie gehabt. So konnten wir mit den ELEMENTS-Anlagen ein neues Portfolio auf den Markt bringen, in dem wir die Leistungen und Services, aber auch die bestehenden Anlagen und Franchisekonzepte unter einem Dach vereinen konnten. INLINE hat ja damals die Marke INJOY, die Paul Underberg 2002 gegründet hat, mitgebracht und wir haben u. a. das Franchisekonzept FT-CLUB miteinbringen können, sodass ein großes Portfolio entstanden ist. Die gesamte Fusion war für uns eine unglaubliche Herausforderung, weil wir natürlich nicht nur die Unternehmen mit ihren Leistungen und Services zusammenführen mussten, sondern vor allem die Denkweise bei den Mitarbeitern, den Kunden und dem gesamten Markt. Das haben wir hervorragend gemeistert. Die Teams haben ganz schnell zusammengefunden. Auch in der Geschäftsführung haben wir gemeinsam mit allen Abteilungsleitern und Studioleitern hervorragende Arbeit geleistet. Auch das gesamte Beraterteam hat mitgespielt. Und zum Schluss haben die Kunden natürlich irgendwann gemerkt, dass da eine neue, einzigartige Möglichkeit entsteht, auch durch die finanzielle Unterstützung durch Migros. Im Nachhinein muss man sagen, dass die Fusion zum Glück ein Jahr vor der Pandemie stattgefunden hat. Die Fusion hat unseren Unternehmen dann auch die gewisse Sicherheit über diesen Zeitraum bis heute gegeben.
Thomas Nemmaier: Die Fusion war recht umfangreich. Es war, glaube ich, wirklich überraschend für die Branche, dass dieses große Team bei uns so gut zusammengefunden hat und dass ehemalige Wettbewerber relativ schnell einen gemeinsamen Weg eingeschlagen haben. Das war sehr positiv. Und ich glaube, dass das die anspruchsvollste Aufgabe für uns alle war. Ansonsten haben wir etwas mehr als 3.500 kleine Projekte in diesem PMI-Prozess auf der Liste gehabt, die umgesetzt und entwickelt wurden. Das hängt sicherlich auch damit zusammen, dass die Migros als Konzern bei uns andere Strukturen erwartet, als wir sie in der Vergangenheit hatten.
BODYMEDIA: Oliver, wann ist in dir die Entscheidung gereift, ACISO zu verlassen, und warum bist du davon über-
zeugt, dass dies der richtige Zeitpunkt und die richtige Entscheidung ist? Oliver Sekula: Den Zeitpunkt haben wir ja schon vor drei Jahren festgelegt. Dieser Schritt wurde damals von vornherein mit der Geschäftsführung aus der Schweiz, aber auch mit Thomas so geplant. Meines Erachtens ist es genau der richtige Zeitpunkt. Wir sind so
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Der bisherige CEO der ACISO Fitness & Health GmbH, Oliver Sekula (r.), mit seinem Freund und Nachfolger Thomas Nemmaier
„Unser Team ist wesentlich besser, stärker und kompetenter aufgestellt, als vor einem Jahr.“
gut aufgestellt wie noch nie. Wir haben gerade in den letzten anderthalb Jahren, seit Start der Corona-Pandemie, unglaublich viele Arbeiten und Projekte vorbereitet. Ich vergleiche es so ein bisschen mit dem Start beim Flugzeug. Das Flugzeug ist geladen, die Passagiere sitzen und jetzt ist ein guter Zeitpunkt, den Pilotensessel an meinen Freund und Kollegen Thomas weiterzugeben. Ich bin mir sicher, dass er genau die richtige Richtung vorgeben und das Flugzeug zum Abheben bringen wird. Irgendwann ist diese Pandemie vorbei und dann muss man durchstarten. Genau jetzt ist der richtige Zeitpunkt, um den Starthebel voll durchzudrücken.
BODYMEDIA: Thomas, du bist auch schon viele Jahre in der Branche. Was hat sich in den vergangenen Jahren vor allem für euch als Beratungsunternehmen verändert? Wie hat sich die Erwartungshaltung der Kunden verändert? Thomas Nemmaier: Ich finde, dass sich durch die Pandemie das Wertesystem bei vielen Menschen verändert hat. Wie viel Nähe, wie viel soziale Kontakte brauche ich, damit es mir gut geht? Wie viel Toleranz habe ich gegenüber anderen Meinungen? Wie sehr akzeptiere ich eine Veränderung, die ich selbst nicht beeinflussen kann? Ich glaube, auf dieser Ebene hat sich extrem viel verändert. Was sich sicherlich für die Fitnessbranche komplett zum Poistiven geändert hat ist, dass der gesundheitsorientierte Lifestyle noch nie so anerkannt war wie aktuell. Sobald die Pandemie das aktuelle Tal durchquert hat, ist es die größte Chance der Fitnessbranche, seit es sie überhaupt gibt, explosionsartig zu wachsen. Noch nie haben sich so viele Menschen mit Gesundheit, mit Aktivität und mit Ernährung beschäftigt. Auch das Nachhaltigkeitsthema spielt da mit rein.
Einige Fitnessunternehmer haben Angst davor, dass sie Kunden aufgrund der wachsenden Zahl an Online-Angeboten verlieren. Ich sehe es so, dass man online eine komplett neue Zielgruppe ansprechen kann. Im hybriden Training ist die größte Chance, dass durch die Online-Trainingsbetreuung die Kunden einen wesentlich höheren Trainingserfolg haben, weil sie viel mehr dranbleiben. Und diese Chance ist unendlich groß. Da kann man nur hoffen, dass sich viele Studiobetreiber auch öffnen und dazu entschließen, den nächsten Schritt zu gehen.
BODYMEDIA: ACISO arbeitet eng mit der Experten Allianz für Gesundheit e.V. zusammen. Deren übergeordnetes Ziel ist die Systemrelevanz. Thomas, glaubst du daran, dass die Politik die Fitness- und Gesundheitsbranche in absehbarer Zeit als systemrelevant einstuft? Wenn ja, was muss dafür passieren? Thomas Nemmaier: Ich denke, es ist ein Mosaik von vielen kleinen Bausteinen nötig, um dieses Ziel zu erreichen. Die Experten Allianz für Gesundheit und zahlreiche Kollegen aus der Branche haben viele gute Akzente gesetzt. Dass es während der Pandemie in großen Teilen der Branche zu einem Schulterschluss gekommen ist, war sicher ein Erfolg. Ich denke, wenn die Fitnessbranche ähnliche Anerkennung wie in der Schweiz erlangen möchte, werden wir auch Qualifizierungs- und Zertifizierungslösungen brauchen. So weiß der Endverbraucher sicher, dass er bei einem kompetenten, qualifizierten Anbieter trainiert. Wir arbeiten alle für dieses Ziel. Ich bin lang genug in der Branche, um zu wissen, dass es ein extrem langer, steiniger Weg ist. Wenn
Isabell Winkhardt von der BODYMEDIA besuchte während der FitnessConnected Oliver Sekula und Thomas Nemmaier (v. l.) auf dem ACISO-Messestand
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Einer der letzten gemeinsamen ACISO-Termine von Oliver Sekula und Thomas Nemmaier war die FitnessConnected im November
wir weiterhin alle zusammen agieren, ist die Chance weiterhin da, dass wir das Ziel Systemrelevanz erreichen.
BODYMEDIA: Oliver, du bist eng mit Thomas befreundet. Wird es dir schwerfallen, zukünftig bei privaten Treffen nicht über die Fitnessbranche und ACISO zu sprechen? Bist du davon überzeugt, dass dir das Loslassen gelingt? Oliver Sekula: Ich glaube, wenn Thomas und ich uns das erste Mal nach meiner ACISO-Zeit treffen, werden wir auf eine Skitour gehen. Und am Berg ist es am schönsten, wenn man mal nicht spricht. Deswegen stehen die Chancen gut, dass wir uns nicht über Fitness oder Beratung unterhalten. Auch wenn wir golfen, wird nicht über die Arbeit gesprochen. Nach 30 Jahren Tätigkeit in Beratungsunternehmen ist genau jetzt der richtige Zeitpunkt für mich, sowohl privat als auch persönlich eine Veränderung anzustreben. Deswegen wird das Loslassen, glaube ich, gar nicht so schwer sein. Es war eine gute Zeit. Ich habe viel gemacht, habe tolle Erlebnisse gehabt und einzigartige Menschen und Kunden kennengelernt und zahlreiche Freunde gewonnen. Dafür bin ich sehr dankbar. Zukunft? Welche Ziele hast du und welche Träume würdest du dir gerne erfüllen, jetzt wo du mehr Zeit hast? Oliver Sekula: Ich konnte mir zum Glück viele meiner Träume und Ziele bereits erfüllen. Das ist ja das Schöne. Viele weitere Ziele und Träume habe ich gar nicht. Ich bin noch beteiligt an der Firma Airpressure Bodyforming, sodass ich der Branche noch ein bisschen treu bleibe. Ansonsten mache ich jetzt in Alkohol, Energy Drinks, was jetzt gerade zur Pandemie-Zeit ganz gut funktioniert hat. Das heißt, hier werde ich zukünftig ein bisschen beschäftigt sein und ich werde mit meiner Frau sehr viel reisen. Aber vor allem freue ich mich darauf, dem Sport wieder mehr zu frönen und ihn zu genießen. Denn der Sport kam in den letzten Jahren leider definitiv zu kurz. Auch das Krafttraining werde ich wieder intensivieren. Und außerdem bin ich dazu verpflichtet worden, Yoga zu machen.
BODYMEDIA: Thomas, was unterscheidet dich von Oliver? Was wird sich unter deiner Führung, vielleicht auch unter strategischen Gesichtspunkten, ändern? Kannst du schon ein bisschen verraten, was uns in Zukunft erwarten wird? Thomas Nemmaier: Wir haben bei Problemen, und das war unsere große Stärke, nahezu immer die gleichen Lösungen angestrebt. Der Unterschied lag darin, wie wir die Problemlösungen angegangen sind. Da hat jeder unterschiedliche Wege gehabt. Oliver trifft schnell Entscheidungen und ist eher der emotionalere Entscheider, ich dagegen bin einer, der manchmal nichts sagt und darüber nachdenkt und dann die Entscheidung trifft.
Bei ACISO haben wir eine ganz klare Strategie. Wir haben die PandemieZeit genutzt, um viele wertvolle Projekte vorzubereiten. Unser Team ist wesentlich besser, stärker und kompetenter aufgestellt als vor einem Jahr. Wir werden uns noch mehr auf unsere verschiedenen Brands fokussieren. Wir sprechen gerne auch von einem House of Brands. Dazu zählen INJOY, ELEMENTS, FT-CLUB und in Zukunft INJOY Xpress und DEIN GESUNDHEITSCLUB. Wir haben mehrere Marken am Start, die wir natürlich in den nächsten Jahren intensiv entwickeln werden. Auch dem großen Thema Digitalisierung werden wir z. B. durch das Hybrid-Thema, über unsere OnlinePlattform, Online-Leadgenerierung gerecht. Es gibt zahlreiche tolle Projekte. Und wir warten nur darauf, dass die Pandemie endlich vorbei ist und wir raus zu unseren Kunden können, um unsere neuen Services und Projekte vorstellen zu können.
BODYMEDIA: Vielen Dank für das Interview.
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Oliver Sekula gründete 1997 mit Hubert Greinwalder das Beratungsunternehmen Greinwalder & Partner. 2019 fusionierten Greinwalder & Partner, INLINE und die ELEMENTS Studios zur ACISO Fitness & Health GmbH. Dort bildeten Oliver Sekula als CEO und Thomas Nemmaier als stellvertretender CEO die Führungsspitze. Zum Jahresende 2021 hat sich Oliver Sekula wie geplant aus der Geschäftsführung zurückgezogen. Seit Jahresbeginn ist Thomas Nemmaier (l.) CEO der ACISO Fitness & Health GmbH.
PHYSIOTHERAPIE – LOHNT SICH DIE IMPLEMENTIERUNG IN STUDIOS?
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Zahlreiche Studiobetreiber überdenken nach der einschneidenden Pandemieerfahrung ihre Positionierung. Der erkennbare Trend verschiebt sich dabei immer mehr in Richtung Gesundheitsstudio. Welche Wege innerhalb dieser Konzepterweiterung sind denkbar, welche Chancen und Risiken ergeben sich für die Betreiber und welche Rolle spielt dabei die Physiotherapie?
Die defizitäre Versorgungslage in der Physiotherapie erscheint unglaublich. In Deutschland fehlen aktuell 30.000 Physiotherapeuten. Lange Wartezeiten für Patienten sind eher die Regel als die Ausnahme. Die Folge: Es fehlt ein Angebot für sieben Millionen Behandlungen. Diese katastrophale Situation wird durch den demografischen Wandel verschärft: Für 2026 ergibt sich eine Versorgungslücke von 53.000 Therapeuten.
Was bedeuten diese Zahlen nun für Studiobetreiber?
Die Unterversorgung in der Physiotherapie wird zahlreiche Studiobetreiber motivieren, sich näher mit dem Thema zu befassen und die Integration einer Therapieeinrichtung in ihre bestehende Anlage zu erwägen. Die Chancen: Deutliche Aufwertung und Kompetenzsteigerung, Patienten kommen als potenzielle Kunden auf Verordnung, mit der Physiotherapie kann ein weiteres Profitcenter implementiert werden.
Die Risiken: Die Physiotherapie ist für den Studiobetreiber ein fachfremder Geschäftsbereich, Abhängigkeit von qualifiziertem Fachpersonal, Umgestaltung der Räumlichkeiten, ein dauerhafter und entscheidender Risikofaktor ist Personalmangel.
Physio-Training – Ein smarter Lösungsansatz
Ob es dabei sofort die Implementierung einer Physiotherapie mit Kassenzulassung sein muss, ist fraglich. Oft kann die Installation therapieähnlicher Trainingsangebote der bessere Weg sein. Hier ist das von Dr. WOLFF entwickelte Physio-Training ein cleveres Modul mit intelligentem Inhalt und starkem Marketing. Nutzen Sie die Chance und lassen Sie sich von dem erfahrenen Unternehmen beraten.
Kontakt
Dr. WOLFF Sports & Prevention GmbH Postfach 2767 59717 Arnsberg Tel.: +49 (0) 2932 / 475740 E-Mail: info@dr-wolff.de Web: www.dr-wolff.de
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