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Einsatz von Apps in der Physiotherapie

Text Jonathan Schneidemesser

Der App-Markt für Therapeuten in den letzten Jahren ist deutlich gewachsen – vor allem im Bereich der Trainingsübungen. Hier wird die Auswahl für Therapeuten immer vielfältiger. Ein Bereich, der bisher eher unterrepräsentiert ist, sind eigene Praxis-Apps, die es den Patienten ermöglichen, mit ihrer Praxis und den behandelnden Therapeuten in Kontakt zu bleiben.

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Nahezu jeder Dienstleister bietet seinen Kunden heutzutage eine App, seien es Banken, Restaurants und sogar Handwerker. Die Physiotherapie wie der Gesundheitsbereich insgesamt hängen der App-Thematik noch etwas hinterher. Im BODYMEDIA-Interview mit Finn Schütt und Emil Rech von INTELLIATHLETICS in der BODYMEDIA-PhysioAusgabe 3-2021 wurde angedeutet, woran das liegen könnte. Ihren Erfahrungen nach liegt es häufig am Praxisinhaber bzw. den Führungsebenen, die einerseits Angst vor einer Umstellung auf digitale Werkzeuge haben und andererseits befürchten, ihre Patienten zu überfordern. Und diese Aussage lässt sich auch auf andere Branchen übertragen. Wie im Gesundheitswesen auch scheut man sich zu digitalisieren. Dabei kann die Umstellung, so aufwendig und teuer sie auch sein mag, insbesondere in Zeiten des Fachkräftemangels einen wichtigen Beitrag leisten. Was Apps derzeit leisten können, schauen wir uns anhand zweier Bereiche an: einmal die Trainingsapps und einmal Apps, die Inhalte einer Therapieeinrichtung nach außen tragen. Worauf wir hier nicht eingehen, sind Apps von Verwaltungssoftwareanbietern, die mittlerweile ebenfalls in die Branche Einzug gehalten haben, von den Patienten größtenteils aber nicht direkt wahrgenommen werden.

Therapie in der Hosentasche

An erster Stelle steht bei Trainingsapps die Gesundheit des Patienten. Daher finden sich in vielen sehr umfangreiche Übungskataloge, die anhand von Bildern und Videos detailliert erklären, worauf der Patient zu achten hat. Während der Therapeut den Patienten nur beim persönlichen Treffen an die Übungen erinnert, können Apps diesen regelmäßig daran erinnern, etwas für sich zu tun. Insbesondere im Hinblick dar-

auf, dass die Genesung des Patienten besser voranschreitet, wenn er Übungen zu Hause durchführt, ist das durchaus sinnvoll. Häufig können Patienten die App auch im Anschluss an die Therapie nutzen, um weitere Fortschritte zu machen oder zumindest um ihr Level zu halten. Die Therapeuten wiederum bekommen Feedback über das Nutzerverhalten des Patienten und können, sollte es nötig sein, eingreifen oder individuelle Anpassungen vornehmen. Mithilfe der Dokumentationsfunktion können alle Fortschritte aufgezeichnet werden und stehen bei weiteren Behandlungen zur Verfügung. Das, gemeinsam mit den großen Übungskatalogen, entlastet die Therapeuten bei der täglichen Arbeit, da die Autonomie des Patienten erhöht wird.

Aufholbedarf bei Praxis-Apps

Eine sicherlich eher unterrepräsentierte Form der App-Nutzung ist die der eigenen Praxis-App. Was aber kann solch eine App nun bieten? Nico Gumlich ist Mitentwickler der PHYSIO App und weiß, worauf es ankommt: „Patienten öffnen lieber eine App, als die Website zu besuchen, daher ist eine App, die zudem umfangreiche Funktionen in der Interaktion und Information bietet, für moderne Praxen absolut empfehlenswert. Für die Praxis hat das den Vorteil, dass sie ihre Patienten auch über die Rezeptdauer an sich binden kann und wichtige Funktionen an einem Ort vereint werden. Das Herzstück einer Praxis ist die Bindung zu den Patienten. Hier sollte eine App ansetzen.“

Damit das funktionieren kann, wird via QR-Code-Scan ein Patientenprofil angelegt, das nicht nur den Zugang zur App ermöglicht, sondern auch erlaubt, Dokumente, bspw. Rezepte oder Befunde, hochzuladen, damit diese von den Therapeuten verwaltet werden können. So erhält jeder Patient einen eigenen Bereich in seiner App, die er einsehen kann. Hier können dann auch Trainingsübungen für zu Hause gespeichert werden, die der Therapeut dem Patienten zuordnet.

Im Rahmen des Newsfeeds können sich alle Patienten z. B. über die Öffnungszeiten oder sonstige News wie neue Mitarbeiter informieren. Eine weitere Möglichkeit wäre es hier, Wissensinhalte über u. a. Behandlungsmethoden oder Krankheitsbilder zu teilen. Optimalerweise lassen sich diese Inhalte dann über einen „Teilen“-Button auch an Personen außerhalb teilen. Bei sehr relevanten Nachrichten für alle Patienten bietet es sich an, eine „Push“Nachricht über die App zu schicken, um sicherzugehen, dass alle Bescheid wissen. Die Interaktion mit den Patienten ist ein gutes Stichwort, denn dafür bietet sich eine Praxis-App ebenfalls an. Via Messengerfunktion können die Patienten Kontakt mit der Praxis und dem Therapeutenteam aufnehmen. Für anonymes Feedback gibt es eine digitale Feedbackbox. Im Kalender sind alle wichtigen Termine einsehbar.

Produkte digital verkaufen

Eine Besonderheit der PHYSIO App ist die Einbindung eines hauseigenen Shops, über den die von Patienten kaufbaren Produkte wie z. B. Gutscheine oder Trainingsbänder auch digital verkauft werden können. Hierfür lassen sich unterschiedliche Zahlungsmöglichkeiten hinterlegen, je nachdem, was man den Kunden ermöglichen möchte. Das nimmt den Therapeuten und Servicekräften die Arbeit des Verkaufens ab.

Um die Nähe zur Praxis zu stärken, sollte eine Praxis-App auf das CI der Praxis gebrandet sein. Neben kompletten Eigenentwicklungen, die aber sehr teuer sind, kann man als Praxisinhaber auf eine White-Label-App wie z. B. die PHYSIO App zugreifen. Das bedeutet, sie kann mit dem eigenen Branding wie Logo und den Unternehmensfarben versehen werden. Sie basiert auf einem Baukastensystem, das schon in anderen Branchen, u. a. der Fitness- und der Kampfsportbranche, zum Einsatz kommt, und ist eine praktische, kostengünstige und schnell umsetzbare Alternative.

Fazit

Die Physiotherapie-Branche ist noch etwas verhalten, was den Einsatz von Apps angeht. Dabei haben sie sich in den letzten Jahren enorm weiterentwickelt. Während Trainingsapps sich schon etwas größerer Beliebtheit erfreuen, herrscht noch etwas Zurückhaltung bei Praxis-Apps. White-LabelLösungen sind hier ein möglicher einfacher Einstieg für alle, die sich dem Thema nähern wollen.

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MEDIZINISCHE ELEKTROMYOSTIMULATION (EMS) IM KONTEXT INNOVATIVER PHYSIOTHERAPIE

Elektromyostimulation wird bereits seit einigen Jahren im Trainingsbereich und Leistungssport sowie lokal in der rehabilitativen und physikalischen Therapie eingesetzt. Im Gegensatz zu der lokalen Anwendung, bei der der koordinative Reiz fehlt und die trainierte Kraft im Alltag nur schwer umgesetzt werden kann, kombiniert die Medizinische EMS die extern getriggerte Muskelkontraktion mit willkürlichen Muskelkontraktionen.

Die zusätzlichen Übungen können isometrisch oder dynamisch ausgeführt werden und verstärken den Wirkungsgrad der Methode. 1 Damit macht sich die Medizinische EMS vorteilhafte Elemente aus der konventionellen Elektromyostimulation zunutze und verbindet diese als Ganzkörpermaßnahme zu einem innovativen EMS-TherapieKonzept: Durch simultanes Aktivieren von Agonisten, Antagonisten und tiefer gelegenen Muskelgruppen kann die Muskulatur intensiver und ausdauernder trainiert werden.

Die Aktivierung aller großen Muskelgruppen verhindert einseitige Belastungen und muskuläre Dysbalancen und bietet eine effektive und zeitsparende Möglichkeit des muskulären Aufbaus sowie der muskuloskelettalen Stabilisation in Prävention und Therapie. So konnten beispielsweise bei der Therapie des chronischen Rückenschmerzes in einigen wissenschaftlichen Studien ein positiver Effekt und eine im Vergleich zu den gängigen Therapiestrategien gleichwertige Wirksamkeit von Medizinischer EMS gezeigt werden. 2, 3 Neben chronischen Rückenschmerzen gibt es zahlreiche weitere Anwendungsfelder, auf die sich Medizinische EMS positiv auswirken kann.

Zentrale Stellung: Der Physiotherapeut

Körperliche Aktivität ist im täglichen Leben wichtig und kann diverse Erkrankungen positiv beeinflussen. Erkrankungen oder auch Motivationsprobleme können jedoch einer ausreichenden körperlichen Aktivität entgegenstehen. Hier kommt der Medizinischen EMS mit ihrer gelenkschonenden, zeitsparenden und effektiven Anwendung sowie dem Physiotherapeuten, der aufgrund seiner medizinischen Expertise eine je nach zugrunde liegendem Beschwerdebild individuelle, medizinisch abgestimmte und persönliche Betreuung gewährleisten kann, ein besonderer Stellenwert zu.

Mehr Informationen und Einsatzmöglichkeiten unter: www.medizinische-ems.de

Kontakt

miha bodytec GmbH Siemensstraße 1 86368 Gersthofen Tel. +49 (0) 821 / 4554920 E-Mail: info@miha-bodytec.de Web: www.miha-bodytec.com

Quellen:

1 Egeler A et al. Effekte eines EMS-Trainings auf den Rückenschmerz und das subjektive Belastungsempfinden. Präv Gesundheitsf 2019; 14: 146–153 2 Konrad KL et al. The effects of whole-body electromyostimulation (WB-EMS) in comparison to a multimodal treatment concept in patients with non-specific chronic back pain – a prospective clinical intervention study. PLoS ONE 2020; 15(8): e0236780 3 Weissenfels A et al. Comparison of Whole-body electromyostimulation versus recognized back-strengthening exercise training on chronic nonspecific low back pain: a randomized controlled study. Biomed Res Int 2019; 2019: 5745409 (eCollection 2019).

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