Leseprobe Bildnerisches Denken | Goda Plaum

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2016-06-21 13-37-36 --- Projekt: transcript.anzeigen / Dokument: FAX ID 0365432901703996|(S.

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Aus: Goda Plaum

Bildnerisches Denken Eine Theorie der Bilderfahrung August 2016, 328 Seiten, kart., zahlr. z.T. farb. Abb., 34,99 €, ISBN 978-3-8376-3331-3

Wie erfahren wir Bilder? Zur Beantwortung dieser Frage muss man wissen, was Bilder sind: Sie entstehen erst durch eine bestimmte Betrachtung – genauer: durch ein bestimmtes Denken in der Betrachtung –, dem »Bildnerischen Denken«. Dieses Denken ist verantwortlich für alle Arten von Bilderfahrung – im Rezipieren und Produzieren von Bildern ebenso wie beim Vorstellen von »mentalen Bildern«. Im Unterschied zu vielen bildwissenschaftlichen Theorien nimmt Goda Plaums Modell des Bildnerischen Denkens alle diese Prozesse in den Blick und zeigt deren inneren Zusammenhang auf. Dadurch wird nicht nur das Phänomen Bild umfassend erklärt, sondern auch der meist auf Paul Klee zurückgeführte Begriff »Bildnerisches Denken« zum ersten Mal präzise definiert. Goda Plaum (Dr. phil.), geb. 1977, hat in Nürnberg und Erlangen Bildende Kunst und Philosophie studiert und beides mit dem zweiten Staatsexamen für das Lehramt an Gymnasien abgeschlossen. Sie promovierte im Fach Philosophie an der Universität Erlangen-Nürnberg mit ihrer Arbeit »Bildnerisches Denken«. Weitere Informationen und Bestellung unter: www.transcript-verlag.de/978-3-8376-3331-3

© 2016 transcript Verlag, Bielefeld

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INHALT

VORWORT

XIII

1

EINLEITUNG

1

2

BILDER ERFAHREN

5

Bild als »Picture« und »Image«

7

.1

»Picture« und »Image« in verschiedenen Bildtheorien

9

.2

Picture und Image in der Bilderfahrung

14

.3

Image als notwendige Bedingung

17

Image in verschiedenen Bildtheorien

18

.1

Gegenständlichkeit des Image

19

.2

Sprachabhängigkeit des Image

26

.3

Alternativen

28

.1

.2

.1 Ungegenständliches im Image

29

.2 Sprachloses im Image

34

Konsequenzen

42

Bilderfahrung im Modell des Bildnerischen Denkens

44

.1

Entwicklung des Modells

45

.2

Abgrenzung des Modells

48

.4 .3


VIII | Bildnerisches Denken

3 .1 .1

DENKEN

51

Kriterien des Denkens: Abstraktion und Konkretion

52

Traditionelle Kriterien: Begrifflichkeit und Abstraktion

52

.1 Begrifflichkeit des Denkens

52

.2 Abstraktion als Voraussetzung für Begrifflichkeit

56

.3 Begrifflichkeit und Abstraktion in der klassischen

61

Abstraktionstheorie .4 Begrifflichkeit und Abstraktion in der modernen

67

Abstraktionstheorie .5 Abstraktion und Denken .2

Herleitung des alternativen Kriteriums: Konkretion

77 78

.1 Das Begriffspaar »abstrakt« und »konkret«

78

.2 Voraussetzungen für Abstraktion

87

.3 Voraussetzungen in der klassischen

90

Abstraktionstheorie .4 Voraussetzungen in der modernen Abstraktionstheorie .3

Konkretion als Denkleistung

97 105

.1 Konkretion als Aufmerksamkeit auf Verschiedenartiges 105 .2 Konkretion in verschiedenen Theorien des Denkens .4 .2 .1

111

Abstraktion und Konkretion als komplementäre Kriterien

119

Faktoren des Denkens: Vollzug und Gegenstandsbezug

121

»Abstrakt« und »konkret« im absoluten und relativen Sinn

121

.1 Abstrahierender und konkretisierender Vollzug des

122

Denkens .2 Abstrakter und konkreter Gegenstandsbezug des

126

Denkens .3 Gliederung der Welt durch das Denken .2

Absolut und relativ »abstrakt« und »konkret« in anderen Theorien

128 131

.1 Moderne Abstraktionstheorie

131

.2 Immanuel Kant

132


Inhalt |

.3

.3

.1

.2

.3 .4 .1

.2

.3

4 .1 .1

.2

Absolute »Dichte« und relative »Fülle« bei Nelson Goodman

IX

144

.1 Absolut »dicht« versus absolut »konkret«

145

.2 Relativ »voll« versus relativ »konkret«

147

.3 »Dichte« und »Fülle« im Bildnerischen Denken

149

Konkretisierender Vollzug in alternativen Theorien des Denkens

151

John Dewey

154

.1 Deweys Konzept der ästhetischen Erfahrung

155

.2 Konkretisierender Vollzug des Denkens bei Dewey

158

Wolfgang Welsch

161

.1 Welschs Konzept von Vernunft und Rationalität

161

.2 Konkretisierender Vollzug des Denkens bei Welsch

162

Konkretisierendes Denken bei Dewey und Welsch

164

Abstrahierendes und konkretisierendes Denken

167

Faktoren des Denkens im Überblick

168

.1 Gegenstand des Denkens

168

.2 Vollzug des Denkens

169

Das Bild als Gegenstand des konkretisierenden Denkens

170

.1 Bilder und visuelle Medien

170

.2 Bilder und Schemata

178

Kombinationen von abstrahierendem und konkretisierendem Denken

187

DAS BILDNERISCHE

191

Bilder betrachten

191

Das Betrachtete

194

.1 Bild und Bildwerk

196

.2 Visuelle und plastische Wahrnehmung

197

Der Betrachter

198


X

| Bildnerisches Denken .3

Das Betrachten

200

.1 Wahrnehmen

201

.2 Zusammensetzen

202

.3 Verbinden

205

.4

Die drei Funktionen als Bedingungen der Bildbetrachtung

210

.5

Die Bildrelation

212

.6

Der enge Bildbegriff: materielle Bilder

215

Bilder gestalten

217

Notwendige Bedingungen

218

.2 .1

.2

.1 Wahrnehmen

218

.2 Zusammensetzen

220

.3 Verbinden

222

.4 Funktionen 1-3 als notwendige Bedingungen

223

Funktion 4 als hinreichende Bedingung

225

.1 Erfinden als Vorstellen

226

.2 Erfinden beim Bildgestalten

230

.3

Die vier Funktionen als Bedingungen der Bildgestaltung

231

.4

Der weite Bildbegriff: mentale Bilder

233

BILDNERISCHES DENKEN

237

Begriffsgeschichte

238

.1

»Bildnerisches Denken« in der Philosophie

238

.2

»Bildnerisches Denken« in der Kunstpädagogik

244

.3

Abgrenzung zum Modell des Bildnerischen Denkens

252

Konkretisieren in den vier Funktionen

254

Funktion Wahrnehmen

255

5 .1

.2 .1

.1 Bildnerisches Wahrnehmen

255

.2 Nicht-Bildnerisches Wahrnehmen

258


Inhalt |

Funktion Zusammensetzen

.2

XI

258

.1 Bildnerisches Zusammensetzen

259

.2 Nicht-Bildnerisches Zusammensetzen

261

Funktion Verbinden

.3

262

.1 Bildnerisches Verbinden

263

.2 Nicht-Bildnerisches Verbinden

265

.4

Funktion Erfinden

268

.5

Bildnerisches Denken als Konkretisieren in den vier Funktionen

269

Kategorisierung von »abstrakten« und »konkreten« Bildern

270

.3

»Abstrakter« und »konkreter« Gegenstand des Bildnerischen 272 Denkens

.1

.1 Gegenstand des Wahrnehmens

274

.2 Gegenstand des Zusammensetzens

274

.3 Gegenstand des Verbindens

276

.4 Gegenstand des Erfindens

277

.5 »Abstrakte« und »konkrete« Bilder im Modell des

277

Bildnerischen Denkens .2

»Abstrakte« und »konkrete« Bilder bei anderen Autoren

277

.3

Die Kategorisierungen im Modell des Bildnerischen Denkens

281

BILDERFAHRUNG ALS BILDNERISCHES DENKEN

285

6

VERZEICHNISSE

289

Literatur

289

Abbildungen

308

Tabellen

312


VORWORT

Dieses Buch wäre ohne die Unterstützung nicht zustande gekommen, die ich durch mehrere Personen erhalten habe. Mein Dank gilt zunächst meinen beiden Betreuern. Peter Bernhard hat durch seine konstruktive Kritik entscheidend an meinem Denkfortschritt mitgewirkt, dessen Richtung ich dennoch immer selbst bestimmen konnte. Gleiches gilt für Klaus SachsHombach, auch wenn seine Betreuung erst später begonnen hat. Mein Dank gilt außerdem Christian Thiel, von dem ich in der Abschlussphase meiner Promotion zusätzlich entscheidende Unterstützung erhielt. Sebastian Zimlich ist ein weiterer Austauschpartner, dem ich viel verdanke. Er machte sich während vieler Stunden die Mühe, sich in meine Gedanken hineinzudenken und sie mitzudenken. Ebenso taten dies Silke Herzog und mein Vater, die für mich mehrere Tage zum Korrekturlesen opferten, wofür ich ebenfalls sehr dankbar bin. Meiner Familie und meinen Freunden möchte ich dafür danken, dass sie den Nährboden für die Reifung dieser Gedanken durch ihr Verständnis und ihren Beistand stets fruchtbar gehalten haben. Die Arbeit an diesem Buch wurde zwei Jahre lang von der StaedtlerStiftung durch ein Stipendium unterstützt. Goda Plaum Nürnberg im Frühjahr 2016


1 EINLEITUNG

Der Titel dieser Arbeit nennt das Thema, um das es geht: Es wird ein Modell des Bildnerischen Denkens1 entworfen, indem erklärt wird, was unter dem Bildnerischen Denken zu verstehen ist, was es leistet und was es nicht leistet. Außerdem wird gezeigt, warum es überhaupt nötig ist, ein Denken speziell als bildnerisch zu charakterisieren, und wie sich dieses Denken von anderem Denken unterscheidet. Der Entwurf des Modells ist dabei zweifach motiviert. Das Hauptanliegen besteht darin zu erklären, wie wir Bilder erfahren, genauer, wodurch eine Erfahrung zu einer Bilderfahrung wird. Da wir Erfahrungen mit Bildern nicht nur haben, wenn wir sie betrachten, sondern auch, wenn wir sie herstellen, müssen diese beiden Prozesse in den Blick genommen werden, um das Phänomen der Bilderfahrung vollständig zu erfassen. Eine Untersuchung des Prozesses der Bildproduktion kann zudem dazu beitragen, das Rezipieren von Bildern besser zu verstehen, da die bildspezifischen Denkprozesse viel offensichtlicher in der Bildgestaltung zu Tage treten als bei der Bildbetrachtung. Auch für die Bestimmung dessen, was Bilder sind, ist es ratsam, den Blick nicht nur auf die Rezeption von Bildern, sondern auch auf deren Produktion zu richten. Wenn man beispielsweise erfahren will, was Tango ist, bzw. den Tango als Tanz verstehen möchte, wendet man sich nicht an solche Personen, die sich nur gelegentlich Tango-Shows ansehen oder gerade an einem Anfängerkurs teilnehmen. Stattdessen sucht man sich als Ansprechpartner einen »Profi«, d. h. jemanden, der seit vielen Jahren selbst Tango tanzt oder diesen Tanz unterrichtet. Entsprechend verhält es sich, wenn man eine Sprache oder ein Musikinstrument verstehen

1

Um diese Neubegründung des Begriffs »Bildnerisches Denken« als Terminus technicus hervorzuheben, wird er im Folgenden großgeschrieben.


2

| Bildnerisches Denken

oder erlernen möchte. Daher scheint die Frage berechtigt zu sein, mit welcher Begründung bei der Untersuchung des Phänomens Bild der Prozess der Bildgestaltung meistens ausgeblendet wird. Im Gegensatz dazu legt dieses Buch den inneren Zusammenhang zwischen dem rezeptiven und dem produktiven Umgang mit Bildern offen. Beide Prozesse stellen den Betrachter bzw. Gestalter vor spezifisch bildnerische Probleme, die er bewältigen muss – und zwar durch Bildnerisches Denken. Ein Nebenanliegen, das die Kunstpädagogik als Fachgebiet betrifft, verfolgt dieses Buch nur indirekt, da es nicht als kunstpädagogische, sondern als philosophische Arbeit verfasst wurde. Für die Kunstpädagogik relevant ist dennoch die hier gelieferte Begründung einer bildspezifischen Denkart. Sie zeigt auf, dass unserem Umgang mit Bildern Denkprozesse zugrunde liegen, und dass dieses Denken nicht hierarchisch unterhalb des begrifflichen Denkens steht, sondern diesem gleichrangig ist. Eine solche Begründung liefert ein Argument gegen die Geringschätzung, die in unserem Bildungssystem der bildnerisch-praktischen Arbeit immer wieder droht: So wird der Wert des Schulfaches Kunst oft nur in Abhängigkeit zu den anderen Schulfächern anerkannt – beispielsweise als Ausgleichsfach oder als Fach, das die kognitiven Leistungen in den anderen Fächern unterstützen kann. Die vorliegende Arbeit bleibt der Kunstpädagogik allerdings die didaktische Aufbereitung des hier entwickelten Denkmodells schuldig. Sie könnte nur durch eine empirisch ausgerichtete Anschlussforschung geleistet werden. Der vorliegende Text ist – abgesehen von der EINLEITUNG (Teil 1) – in 5 Abschnitte gegliedert (Teile 2 bis 6). Teil 2 – BILDER ERFAHREN – entwickelt die zentrale Frage, die im Laufe der Arbeit beantwortet werden soll. Außerdem wird die Argumentationsstruktur der folgenden Teile dargelegt, in denen das Modell des Bildnerischen Denkens entworfen wird. Teil 3 – DENKEN – behandelt dabei die übergeordnete Gattung, zu der das Bildnerische Denken gehört, während Teil 4 – DAS BILDNERISCHE – die spezifische Differenz dieses Denkens ausführt. Beide Teile werden schließlich in Teil 5 – BILDNERISCHES DENKEN – zusammengeführt. Teil 6 – BILDERFAHRUNG ALS BILDNERISCHES DENKEN – spannt den Bogen zu Teil 2 und fasst die in der Arbeit entwickelte Antwort auf die anfangs aufgeworfene Frage zusammen. Für Leser, die sich lediglich für das entworfene Modell des Bildnerischen Denkens ohne dessen Herleitung interessieren, genügt es, Teil 5 und eventuell die Zusammenfassung von Teil 3 (Kapitel 3.4) zu lesen. Wer darüber hinaus etwas über den Bezug des Modells zur Bildtheorie erfahren möchte, sollte sich mit den Teilen 2 und 4 beschäftigen. Diejenigen Leser, die sich


1 Einleitung |

3

hingegen nur fßr die Anbindung an die Theorie des Denkens interessieren, kÜnnen sich auf Teil 3 beschränken. Allerdings soll keineswegs davon abgeraten werden, das gesamte Buch zu lesen.


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