BASICS | Klarlackieren Die Räumlichkeiten
In einem Lackierbetrieb werden Klarlackarbeiten in professionellen Lackierkabinen durchgeführt. Solche Anlagen sind teuer und unterliegen strengen behördlichen Bestimmungen. Als Airbrushkünstler hat man sowas meist nicht. Autolacke sind eigentlich nur für den professionellen Gebrauch vorgesehen und man darf nie vergessen, dass es sich um Gefahrgut handelt. Also spielen Brandschutz und Umwelt-
Umweltschutz
Lack- und Verdünnungsreste müssen fachgerecht entsorgt werden. Umweltverstöße werden generell sehr streng geahndet und ziehen empfindliche Geldbußen nach sich. Auch sollte man darauf achten, keine Nachbarn zu belästigen, ansonsten sind Besuche vom Ordnungsamt oder der Polizei vorprogrammiert.
Schutzkleidung
Beim Lackieren setzt man sich Giftstoffen aus. Lösemittel z. B. nimmt der Körper über die Haut auf, so gelangen sie in die Blutbahn. Obendrein entziehen sie der Haut das Fett. Die Härterkomponente beim 2K-Klarlack enthält Isocyanat, welches ein Nervengift ist. Beides sollte man nicht einatmen. Schutzhandschuhe, eine gute Atemschutzmaske mit Vor- und Aktivkohlefiltern (A1 / P2) und auch ein Spritzanzug sind also ein absolutes Muss. Spritzanzüge gibt es im Lackiererfachhandel aus Stoff oder als Einweganzüge aus Papier. Zweitere führt mittlerweile sogar jeder Baumarkt. Bei
schutz eine wichtige Rolle. Wenn Sie also Klarlackarbeiten selber machen, dann sollte das in gut belüfteten Räumen geschehen, weit entfernt von möglichen Zündquellen. Ich habe im Laufe der Zeit schon haarsträubende Situationen gesehen: Da stand z. B. ein Gasofen in der Ecke oder Leute haben versucht, Absauganlagen aus Staubsaugern oder Dunstabzugshauben zu bauen. Da die darin verbauten Motoren an den Schleifkohlen aber Funken erzeugen, wird das Ganze schnell lebensgefährlich! Ein weiterer Fehler ist es, solche Arbeiten in Kellerräumen auszuführen, denn Lösemittel sind schwerer als Luft und sammeln sich in Bodennähe. Weil die Lösemittel nicht entweichen können, sättigt sich die Luft sehr schnell. Erreicht man die untere Explosionsgrenze, dann reicht ein betätigter Lichtschalter und das Haus steht nicht mehr...
Atemschutzmasken sollte man auf die Produkte der Markenhersteller zurückgreifen, wie z. B. 3M. Da gibt es keine Kompromisse, da darf man einfach nicht sparen. Diese notwendigen Dinge kosten im Verhältnis gesehen nicht viel.
DIE WAHL DES KLARLACKS 1-Komponenten-Klarlack
1K-Klarlack ist ein Material, welches ohne eine Härterkomponente auskommt. Dieser Klarlack trocknet rein physikalisch durch Verdunsten des Lösemittels. Er ist reversibel, das heißt, er lässt sich selbst im getrockneten Zustand mit dem passenden Lösemittel wieder anlösen. Die chemische Beständigkeit z. B. gegen Handschweiß und Benzin ist gering, weshalb der 1K-Klarlack als Endversiegelung einer Airbrusharbeit immer die schlechteste Lösung ist. Besonders bei Kleinteilen wie Handyschalen, Brillenetuis, Zippos etc. ist die geringe Endhärte des 1K-Klarlacks ein Problem und er hält den Belastungen des Alltags nicht stand. Leider ist in den meisten Sprühdosen genau solches Material drin und deshalb auch unter Airbrushkünstlern weit verbreitet. Gerade Custom-Anfänger versuchen, durch die Sprüh-
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KLARLACKIEREN
dose Geld zu sparen. Oft steht auf diesen Dosen die Bezeichnung „2-Schicht“ drauf. Das hat aber mit 2K-Klarlack nichts zu tun und wird gerade von Anfängern oft verwechselt.
2-Komponenten-Klarlack
2K-Klarlack ist ein Material, welches aus dem eigentlichen Klarlack und einem Härter besteht. Sobald beide Komponenten gemischt sind, härtet der Klarlack durch eine polymerchemische Reaktionaus. Es gibt eine sogenannte Topfzeit, also ein Zeitfenster in dem man den gemischten Klarlack verarbeiten kann, ebenso wie Zeitfenster, ab wann die mit Klarlack versiegelten Teile grifffest und montagefest sind. Diese Daten kann man dem technischen Datenblatt des jeweiligen Klarlacks entnehmen. Auch die Daten für das jeweilige Mischungsverhältnis, zu verwendende Pistolengrößen, Anzahl der Spritzgänge und die vorgeschriebenen Schichtdicken können Sie dort ablesen. Diese TDS (Technical Data Sheet) muss jeder Lackhersteller vorhalten, das ist Pflicht. Handelsübliche Gebindegrößen für 2K-Klarlack sind 1 Liter und 5 Liter, im Airbrushzubehörhandel gibt es aber auch kleinere Abfüllungen. Seit einigen Jahren gibt es auch 2K-Sprühdosen mit einer integrierten Härterkartusche. Einmal aktiviert ist der Klarlack je nach Anbieter 12-24 Stunden verarbeitbar und kann eine gute Alternative für Airbrusher sein, die keine Lackierpistole oder großen Kompressor haben. Für die Versiegelung eines Motorradtanks oder eines Klodeckels reicht das allemal. Der heutige Standard für 2K-Klarlacke ist UHS (Ultra High Solid) bzw. VHS (Very High Solid). Dies bedeutet, dass der Klarlack einen extrem hohen Festkörperanteil und einen reduzierten Lösemittelanteil hat. Da hat uns Custom Paintern die Umweltgesetzgebung einen absoluten Gefallen getan, denn in der Praxis bedeutet der hohe Festkörperanteil, dass sich die erforderliche Schichtdicke z. B. für die Abdeckung von Abklebekanten oder Effektfarben mit wesentlich weniger Spritzgängen aufbauen lässt, als dies mit den früheren MS-Klarlacken (Medium Solid) der Fall war. Auch trocknen diese Klarlacke wesentlich schneller durch. Brandneu auf dem Markt sind superschnell trocknende Klarlacke, wie z. B der Ultra Performance Energy Clear
CC6700 von Cromax. Dieser ist die neueste Entwicklung im Hinblick auf Energieersparnis und Produktivität. Beim Trocknungs-prozess spielt hier unter anderem die Luftfeuchtigkeit eine Rolle: Je höher diese ist, umso schneller trocknet der Klarlack. Bei 20 Grad Celsius Raumtemperatur und dem entsprechenden Härter dauert es weniger als 60 Minuten. Bei 60 Grad Objekttemperatur sogar nur 5 Minuten.
TEUER ODER BILLIG? Die Erfahrung hat gezeigt, dass gerade vermeintlich günstiger 2K-Klarlack auf den zweiten Blick alles andere als günstig ist. Schwacher Glanz, höherer Materialverbrauch, schlechte Trocknungseigenschaften und somit auch schlechte Polierbarkeit sind bei billigem Klarlack leider nichts Ungewöhnliches. Markenhersteller, welche die Fahrzeuglackierereien beliefern, können sich dies nicht erlauben, denn die Betriebe brauchen Material, welches schnell und sicher funktioniert. Das Geld, was man mehr ausgibt, spart man locker an anderer Stelle wieder ein. Warum sich also mit billigem Klarlack herumärgern? Die Rechnung geht nicht auf…
WIEVIEL KLARLACK? Um eine Airbrusharbeit hochwertig zu versiegeln, sollte man immer mindestens zwei Lackierdurchgänge einplanen, also mit einem Zwischenschliff. Beim Malen wird automatisch Spritzstaub erzeugt, welcher rau auf der Oberfläche liegt. Dieser saugt ganz gerne Klarlack auf. Auch Maskierkanten sind bei einer Airbrusharbeit normal, welche mit Klarlack zugelegt werden müssen. Oft wird versucht, aus Kostengründen, mit dickeren Lagen Klarlack sich eine zweite Klarlacksitzung und den Zwischenschliff zu sparen. Aber genau das ist falsch. Klarlack hat immer eine Nassschichtdicke (direkt nach dem Auftragen) und eine Trockenschichtdicke (nach der vollständigen Durchtrocknung und Ausdünsten der Lösemittel). Es geht also ein gewisser Teil verloren und der Lack fällt wie ein Kuchen in sich zusammen. Wenn man
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STEP BY STEP | American Eagle
US-Klassiker von Bas Maatjes
Sterne, Graphics, Metallstruktur und Adlerkopf – dieses Motiv enthält alles, was das Custom Painter Herz begehrt. Eine ideale Übung für Anfänger,
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denn Maskierung und die richtige Arbeitsreihenfolge sind hier die halbe Miete. Und die Texturen schulen Ihre Freihandfähigkeiten!
AMERICAN EAGLE
// GRUNDAUSSTATTUNG // American Eagle Airbrush: Farben:
Geräte mit 0,2 – 0,3 mm Düse Createx Wicked Colors: Gelb, Golggelb, Braun, Grau, Rot, Pearl Rot, Pearl Blau, Wicked Reducer (Verdünner)
Untergrund:
Dibond Aluminium-Platte, weiß vorlackiert Weitere Materialien: Glasfaserradierer, Elektroradierer, Flachpinsel, Fächerpinsel, Papier, Abdeckband, Skalpell, Zirkel, Schleifpad
Schritt 1: Anschleifen Für dieses Projekt verwende ich eine Dibond Aluminium-Platte als Untergrund. Erhältlich sind diese Platten entweder beim Airbrush-Fachhändler oder auch bei Werbetechnikern, oftmals schwarz oder weiß beschichtet. Zu allererst müssen Sie die Platte mit einem Schleifpad anrauhen und mit Silikonentferner säubern. Ich arbeite ausschließlich mit der Createx Wicked Colors Farbpalette. Verdünnt werden die Farben mit dem entsprechenden Reducer.
Schritt 2: Maskieren Nach dem Anschleifen klebe ich das komplette Panel mit Abdeckband ab. Sie können jede Art von Maskiermaterial verwenden, das Ihnen lieb ist. Wichtig ist jedoch, dass es möglichst keine Kleberückstände hinterlässt und leicht zu entfernen ist. Für mich ist zudem wichtig, auf der Maskierung mit einem Bleistift meine Skizze auftragen zu können. Nachdem ich mit dem Entwurf zufrieden bin, ziehe ich mit einem Filzstift die endgültigen Outlines (Konturlinien) nach.
Schritt 3: Reihenfolge Hier sehen Sie den fertigen Entwurf. Für die Sterne gehe ich nach einer simplen, aber effektiven Methode vor: Zunächst schneide ich eine Schablone in Form des gewünschten Sterns. Diesen sprühe ich dann mithilfe der Airbrush auf entsprechende Stellen, die ich zuvor markiert habe. Zu guter Letzt mache ich mir konkrete Gedanken darüber, wie ich am besten im Verlauf der Bildgestaltung vorgehe und markiere die Bereiche entsprechend mit Zahlen. Das heißt, aus meiner Vorzeichnung schneide ich in der Reihenfolge, wie ich sie sprühen möchte, mit einem Skalpell die Maskierungen aus.
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STEP BY STEP | Indianer Schritt 1: Anschleifen Der erste Schritt bei der Bemalung eines Fahrzeugs, sprich Tank, Motorhaube oder auch bei Helmen, besteht aus dem Anschleifen des Originallacks, damit die neue Farbe besser haften kann. Wenn die Grundfläche beschädigt oder abgenutzt ist, lohnt es sich, sie vorher auszubessern. So erhalten Sie eine ebenmäßige Fläche, auf die Sie das Motiv problemlos aufmalen können. In diesem Fall ist der Tank jedoch neu und kann einfach angeschliffen werden. Ich verwende dafür ein nasses 800er oder 1000er Schleifpad; Sie können aber auch einen 3M Mattier-Schwamm benutzen. Die Teile, die nicht bemalt werden, z. B. der Tankdeckel oder Hohlräume, müssen entfernt oder abgedeckt werden. Achten Sie beim Schleifen darauf, dass eine schön glatte Fläche entsteht, denn mögliche Unebenheiten sind später noch unter dem fertigen Bild sichtbar.
Schritt 2: Grundierung Als Nächstes geht es an die weiße Grundierung. Es ist besonders auf dunklen Untergründen wichtig, eine Grundierung aufzutragen. Denn die folgenden Farbtöne wie z. B. Hellblau und Gelb können das Schwarz kaum überdecken. Außerdem können sich einige Farben wie z. B. Gelb auf einem schwarzen Untergrund auch verfärben.
Schritt 3: Entwurf Nun gestalte ich meinen Motiventwurf. Es ist nicht so gut, mit einem Stift direkt auf den Lack zu zeichnen, weil die Farbe dann schnell verläuft, besonders wenn Sie mit Filzstift oder mit Tinte malen. Darum zeichne ich meinen Entwurf auf ein Stück Maskierfolie. Denken Sie bei der Komposition Ihres Bildes an die Rundungen Ihres Untergrundes, in diesem Fall z. B. an die Wölbung der Tankoberseite. Platzieren Sie die Hauptbestandteile eines Motivs nur auf geraden Flächen, auf denen sich das Motiv nicht verziehen kann. In meinem Fall habe ich deshalb erstmal nur das Gesicht auf die gerade Seite des Tankes übertragen. Den Federschmuck, der in die Wölbung an der Tankoberseite hineinragt, füge ich später freihand hinzu.
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INDIANER
Schritt 4: Maskierung Kleben Sie das Motiv also nicht zu tief oder zu hoch und lassen Sie genug Platz für den Hintergrund. Sie können ein Portrait mit verschiedenen Methoden malen. Einige malen lieber freihand und müssen dabei ständig auf Overspray achten. Ich dagegen arbeite lieber mit Maskierungen, da mein Portrait durch den Kontrast der Farben seine Wirkung erzielt. Das bleiche Gesicht soll sich später sehr gut vom blauen Hintergrund absetzen. Es ist deshalb wichtig, von vornherein das Farbgleichgewicht festzulegen – also einen blassen Ton für das Gesicht, Blau für den Himmel und braun für die Landschaft. Damit sich die Farben nicht überlagern, verwende ich die Maskierung. Die detaillierte Ausarbeitung mache ich erst später.
Schritt 5: Gesichtsmerkmale Ich schneide zuerst die Augen, die Nasenlöcher und die mittlere Mundpartie aus und sprühe diese Bereiche mit dunkelbrauner Farbe über. Da ich nicht direkt auf dem Tank vorzeichne, helfen mir diese Linien, die Proportionen einzuhalten, wenn ich das Gesicht später freihand ausarbeite. Jetzt schneide ich die gesamte Fläche des Gesichtes aus. Dabei füge ich mit Hilfe der Maskierung auch schon leichte Schattierungen unter der Nase und am rechten Auge hinzu, um die Gesichtskontur weiter festzulegen.
Schritt 6: Hautfarbe Als Nächstes mische ich einen Hautton aus Weiß und Ocker und färbe das Gesicht damit ein. Durch das Auslassen einiger Stellen sowie mehr Farbe an anderen Stellen definiere ich mit dem Ockerton bereits die Gesichtszüge.
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STEP BY STEP | Adler in Flammen Schritt 21: Blau-Schattierung Bei den großen Federn wird für den Federstiel Klebeband benutzt. Mit der Kurvenschablone wird nun das abgedeckt, was nicht gemalt werden soll. Vom Stiel zur Federspitze wird ein Verlauf angelegt. Am besten arbeitet man hier in mehreren Schichten. Auf die Enden der großen Federn wird außerdem ein Blauverlauf aufgetragen. Nachdem das Klebeband entfernt ist, kann man dann die zweite Hälfte der Federn freihand kolorieren.
Schritt 22: Schatten und Konturen Nun wird dem gleichen rötlichen Farbton, mit dem bisher gearbeitet wurde, zur Abdunkelung etwas Braun und ein Tropfen Schwarz beigemischt. Damit werden einerseits die Umrisse der Federn deutlich, andererseits werden Schatten gesetzt. Dieser Vorgang gilt für das gesamte Federkleid.
Schritt 23: Kopf Nun wird der Adlerkopf aufgedeckt. Aus der Kopf-Schablone werden Auge und Schnabel vom Rest getrennt, um diese einzeln zu bearbeiten. Die Teile werden auf die freigelegte Kopffläche gelegt und mit Bleistift umrandet.
Schritt 24: Auge Um zunächst das Auge zu malen, wird alles andere wieder maskiert. Mit dem karamellfarbenen Ton und mit einem abgeschnittenen Stück Topfschwamm in Form einer Scheibe erhält die Iris des Auges eine fleckige Struktur.
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ADLER IN FLAMMEN
Schritt 25: Iris / Pupille Mit einer Kreisschablone und mit schwarzer Farbe wird die Pupille ausgesprüht. Die Iris erhält noch einen bräunlichen Verlauf. Dann wird die Maskierung abgenommen, mit einem Bleistift das Augenlid gezeichnet, abgeklebt und wieder schwarz angesprüht. Mit Hilfe der Kurvenschablone und Weiß wird dem Auge ein gewisses Funkeln verliehen.
Schritt 26: Schnabel Nun wird der Schnabel bearbeitet, alles umliegende wieder mit Papier abgedeckt. Mit Bleistift und der Schablone werden die wesentlichen Teile vorgezeichnet. Dann werden die hellen Stellen des Schnabels weiß ausgesprüht. Danach wird ein sanftes Gelb-Orange gemischt, das für mehr Fülle im oberen und unteren Teil des Schnabels sorgt. Dies wird überwiegend freihand und nur in einigen Fällen mit Hilfe der Kurvenschablone aufgetragen, um die einzelnen Bereiche des Schnabel voneinander abzugrenzen.
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