Brauerei Forum 4/2017

Page 1

BRAUEREI

FORUM Fachzeitschrift für Brauereien, Mälzereien, Getränkeindustrie und deren Partner

Ausgabe 4 | 28. April 2017 | 32. Jahrgang  |  ISSN 0179-2466

 Bericht 104. Frühjahrstagung in München  Bericht 20. Logistikfachkongress

in München

 IfGB aktuell  Brau-Börsen-Bilanz

Informationsservice der Versuchs- und Lehranstalt für Brauerei in Berlin

www.brauerei-forum.de


VLB LABOTECH – IHR SPEZIALIST FÜR LABOR-EQUIPMENT Labor-Equipment und mikrobiologische Nährmedien für die Analyse von Rohstoffen,

Symposium for craft and micro brewers from Germany Zwischen- und Endprodukten sowie Nebenprodukten für & European countries 7 November 2016,und Nuremberg, Germany + die BrauMalzindustrie

+ die Spirituosenindustrie

+ Hersteller von alkoholfreien Erfrischungsgetränken

+ Brennereien VLB LaboTech GmbH, Seestrasse 13, 13353 Berlin – Germany Phone: +49 30 450 80-220, Fax: +49 30 453 55 17 labotech@vlb-berlin.org

www.vlb-berlin.org/labotech

Brewing Future: Science for Better Beers

Bird’ y l r a E ‘ n Fee o i t a r Regist 2017 h c r a 31 M until

ONLINE REGISTRATION: www.ebc2017.com/registration Www.ebc2107.com


INHALT

 MENSCHEN & UNTERNEHMEN 4 Martin Luther und das Bier 5 Warsteiner Gruppe: Dr. Carsten Rockholtz – Neuer kaufmännischer Geschäftsführer / Deutscher Mälzerbund: Präsidium für drei Jahre wiedergewählt 6 DLG: Diedrich Harms DLG-Vizepräsident / Die Freien Brauer: Axel Stauder zum neuen Präsidenten gewählt / Karlsberg Holding: Neuer Finanzchef

 TECHNIK & TECHNOLOGIE 7 VLB aktuell: Lernen, verkosten, netzwerken – Craft-Brauer kommen zum VLB-Seminar auf Beviale Moscow

7 Zum 2. Mal fand vom 28. Februar bis 2. März 2017 in der russischen Hauptstadt die Beviale Moscow statt. Die VLB Berlin beteiligte sich auch in diesem Jahr mit dem „Seminar for Brewers in Russia“

8 VLB aktuell: VLB bat Brauer und Logistiker nach München 10 Bericht 104. VLB-Frühjahrstagung: Paulaner Brauerei hieß Gäste herzlich willkommen 14 Brauer-Schule: Fachfragen und Fachrechnen für Auszubildende – Zink 15 Messung des Stickstoff-Innendrucks in Flaschen / VLB-Fachbücher neu aufgelegt: Planung von Anlagen und Mälzereitechnik 16 Fachrechnen: Berechnungen einer Trichterweiche

 IfGB AKTUELL

10

18 Generationswechsel bei Penninger / BSI: Corporate Social Responsibility – Der BSI in Brüssel / VDW: 1. Tag des Deutschen Whiskys 19 Craft Spirits Festival Destille mit Rekordbeteiligung

20 ProWein – Treffpunkt auch für Brenner und Spirituosenhersteller

Ganz im Zeichen der neuen Paulaner Brauerei stand der erste Vortragstag der VLB-Frühjahrstagung am 7. März in München. Die Veranstaltung im Sheraton-Hotel besuchten 380 Teilnehmer aus aller Welt

21 15. IfGB-Forum – Das Branntweinmonopol endet, das Alkoholsteuergesetz kommt

 BETRIEBSWIRTSCHAFT 22 Chancen durch Wettbewerber in Schwierigkeiten? 26 Brau-Börsen-Bilanz: ABI verkauft 2016 500 Mio. hl Bier

30

28 Brau-Börsen-Bilanz international: ABI und Heineken / Klaus Asche gestorben 30 Bericht 20. Logistikfachkongress: Digitalisierung – ein Innovationstreiber auch in der Getränkelogistik

 EHEM. VLBER 33 VLB-Sommerfest geht in die 22. Runde / Vereinigung ehem. VLBer: Einladung zur ordentlichen Mitgliederversammlung / Gerhard Schröder gestorben

Der 20. Logistikfachkongress der VLB zog vom 26. bis 28. März rund 220 Besucher nach München. Auf der Agenda standen logistische Konzepte der neuen Paulaner Brauerei sowie weitere Themen der Getränkelogistik

 INSTITUTIONEN UND VERBÄNDE 35 DBMB Landesgruppe Weser-Ems: Jahreshauptversammlung in Jever / Brauring: Traditionelles Braumeister-Seminar in Markelsheim

 SONSTIGES

33

34 Impressum / Lösungen Brauer-Schule 36 Veranstaltungskalender

Titelfoto: Paulaner Brauerei

Am Freitag, dem 7. Juli 2017, laden die Vereinigung ehem. VLBer und die VLB Berlin von 16 bis 24 Uhr zum beliebten Sommerfest ein. Die Veranstaltung findet auf dem Hof der VLB an der Seestraße 13 in Berlin statt

Brauerei Forum  –  April 2017

3


MENSCHEN & UNTERNEHMEN

 NACHRICHTEN

Martin Luther und das Bier Mit einem Parlamentarischen Abend zum Thema „Martin Luther und das Bier“ hat der Deutsche Brauer-Bund am 28. März im Jubiläumsjahr der Reformation einen besonderen Akzent gesetzt. Zu der Veranstaltung in der Niedersächsischen Landesvertretung in Berlin kamen rund 400 Gäste aus Politik, Wirtschaft, Kirche und Medien.

Dr. Markus Dröge (Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz)

(F.) „Wer kein Bier hat, der hat nichts zu trinken“, lautet ein Spruch von Martin Luther. Der Mönch aus Wittenberg ist nicht nur bekannt für seine Thesen zur Reformation der Kirche, sondern auch für seine Liebe zum Bier. 2017 jährt sich die Reformation zum 500. Mal – Anlass für die deutschen Brauer, Luthers theologisches Lebenswerk zu würdigen und auch an seine besondere Beziehung zur Braukunst zu erinnern. Festredner waren Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt und Dr. Markus Dröge, Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz. Zu keiner anderen Brauerei unterhielt der Mönch Martin Luther so enge Beziehungen wie zum Ein­ becker Brauhaus: So reichte Herzog Erich von Braunschweig Luther auf dem Reichstag zu Worms anno 1521 eine Kanne Bier aus Einbeck – und auch zu seiner Hochzeit 1525 erhielt er vom Rat der Stadt Wittenberg ein Fass Einbecker. Wegen der historischen Verbindung ist das Einbecker Brauhaus 2017 offizieller Partner des Jubiläumsjahres der Evangelischen Kirche Deutschlands und unterstützte auch die Festveranstaltung des DBB in Berlin.

Martin Deutsch (Vorstand Einbecker Brauhaus AG), Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt, Staatssekretär Michael Rüter (Bevollmächtigter des Landes Niedersachsen beim Bund), Katja Köhler (Katharina von Bora), Dr. Markus Dröge (Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz), Sabine-Anna Ullrich (Bayerische Bierkönigin), Dr. Hans-Georg Eils (Präsident Deutscher Brauer-Bund), Claudia Roth (Vizepräsidentin Deutscher Bundestag), Christina Burgstaller (Hallertauer Bierkönigin) (v.l.)

4

Brauerei Forum  –  April 2017

500 Jahre Reformation Pünktlich zum Jubiläum „500 Jahre Reformation“ hat das Einbecker Brauhaus das Lieblingsbier des Reformators nach altem Rezept von 1378 nachgebraut: „Ainpöckisch Bier hat über 600 Jahre Tradition, auf die wir stolz sind und die wir bewahren möchten“, sagte Martin Deutsch, Vorstand der Einbecker Brauhaus AG. Der Präsident des Brauer-Bundes, Dr. Hans-Georg Eils, würdigte bei der Eröffnung des Festabends, dass Luther „einen neuen Freiheitsbegriff geprägt“ habe: „Die Kerngedanken der Reformation, allen voran die Berufung auf das persönliche Gewissen, prägten nachhaltig unsere heutigen Werte: Menschenrechte und Demokratie – Freiheit und Gleichheit. Werte, die wir jeden Tag wieder aufs Neue leben und verteidigen müssen, gerade in der heutigen Zeit.“ Christian Schmidt: „Bier ist eines der wichtigsten kulinarischen Kulturgüter. Kein Nahrungsmittel

bringt deutsche Genusskultur besser auf den Punkt als Bier.“ Er erinnerte, dass das weltbekannte Reinheitsgebot von Ingolstadt nur ein Jahr vor den Thesen Luthers veröffentlicht worden war. „Martin Luther liebte das Bier“, stellte Dröge in seiner Rede fest. Luther und seine Frau hätten sogar ein Braurecht für ihr Wohnhaus besessen, wo sie nicht selten bis zu 40 Gäste bewirteten. „Evangelische Theologen lieben die Gelassenheit Martin Luthers“, sagte der Bischof mit einem Augenzwinkern und zitierte einen der bekanntesten Aussprüche des Mönches: „Ich sitze hier und trinke mein gutes Wittenbergisches Bier – und das Reich Gottes kommt ganz von alleine.“ In den geselligen Teil des Abends leitete Katja Köhler aus Wittenberg über, die im historischen Gewand von Luthers Ehefrau Katharina von Bora die bedeutende Rolle der Frauen in der deutschen Braugeschichte hervorhob.


Warsteiner Gruppe

Dr. Carsten Rockholtz: Neuer kaufmännischer Geschäftsführer Zum 1. April hat Rockholtz (48) die kaufmännische Geschäftsführung für die Warsteiner Gruppe übernommen.

kauf­m ännischen Bereich einer Business­u nit der Konzernsparte „Elevator“. Seit 2013 war Rockholtz als CFO bei der Tönsmeier Gruppe in Porta Westfalica tätig. Der Familienbetrieb agiert mit ca. 3500 Mitarbeitern europaweit als Recycling- und Entsorgungsunternehmen.

(F.) Der gebürtige Dortmunder führt die Bereiche Controlling, Rechnungswesen, Finanzen, Einkauf, Informationstechnologie und Personal. Internationale Rockholtz studierte Erfahrungen Betriebswirtschafts„Mit seiner Erfahlehre und promorung ist Dr. Carsten vierte 1998 an der Rockholtz eine ausUniversität Münster. gezeichnete Be Im Anschluss wirkte setzung für diese Carsten Rockholtz er in leitenden PosiPosition. Er war für tionen bei der Unterinternational erfolgnehmensberatung Kienbaum und reiche Konzerne tätig, hat Fami­ dem börsennotierten Touristik- lienunternehmen geführt und wir konzern Tui. 2007 wechselte er zu freuen uns, mit ihm die Zukunft der ThyssenKrupp, erst nach London Warsteiner Gruppe zu gestalten“, und später nach Essen. Als Chief sagt Catharina Cramer, geschäftsFinancial Officer (CFO) verantwor- führende Gesellschafterin der tete er mehr als sechs Jahre den Warsteiner Gruppe.

Deutscher Mälzerbund

Präsidium für drei Jahre wiedergewählt Am 29. März 2017 fand in Vils, Österreich, die jährliche, ordentliche Mitgliederversammlung des Deutschen Mälzerbundes e.V. statt, auf der u.a. turnusmäßig die Wahlen zum Präsidium stattfanden. (F.) Andreas Hiby-Durst (Durst-Malz), Jörg Gewalt (Steinbach-Malz), Dr. Diet r ich Mönch (GlobalMalt) und Stefan Soiné (IREKS) wurden einstimmig von der Mitgliederversammlung wiedergewählt und für weitere drei Jahre im Amt bestätigt. Anschließend wählten die Präsidiumsmitglieder aus ihrer Mitte Stefan Soiné, Geschäftsführer der

IREKS GmbH, Kulmbach, einstimmig zum neuen Präsidenten des Deutschen Mälzerbundes. Soiné folgt Hiby-Durst, der den Deutschen Mälzerbund zuvor drei Jahre lang erfolgreich führte. Der Deutsche Mälzerbund e.V. ist gemäß seiner Sat zung die Interessenvertretung der deutschen Malz­ industrie auf nationaler und internationaler Ebene und fördert den Austausch von Erfahrungen auf rechtlichem, wir tschaf tlichem und technischem Gebiet sowie Forschung und Wissenschaft in brauerei- und mälzereitechnologischen Fragen.

DEM KUNDEN VERPFLICHTET INDIVIDUELLE BETREUUNG IST DIE GRUNDLAGE UNSERES ERFOLGS

Das Engagement für den Kunden ist in unserer Firmenphilosophie fest verankert. Unser Ruf als führender Anbieter von Qualitätshopfen basiert seit jeher auf unserem hohen Anspruch, die Bedürfnisse des Kunden rundum zufriedenzustellen.

Als Unternehmen, das in über 170 Jahren Firmengeschichte einen umfassenden Erfahrungsschatz im Anbau von Hopfen erworben hat, wissen wir, dass der Ursprung von Qualität in den Hopfengärten liegt.

Unser Anspruch ist es, unseren Kunden qualitativ hochwertige Produkte zu liefern und sie bestmöglich zu unterstützen, da wir großen Wert auf die Pflege langfristiger Partnerschaften mit Hopfenerzeugern und Brauereien legen.

Unsere Produkte umfassen ein breites Angebot an Hopfensorten aus allen Teilen der Welt. Dazu zählen neben vielen weiteren innovativen Erzeugnissen vor allem neue, experimentelle Hopfenzüchtungen, Hopfenöle, Extrakte, Kettleund Downstream-Produkte.

WWW.HOPSTEINER.COM

Brauerei Forum  –  April 2017

5


MENSCHEN & UNTERNEHMEN

  NACHRICHTEN Karlsberg Holding

Neuer Finanzchef

Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft

Diedrich Harms DLG-Vizepräsident Der Gesamtausschuss der DLG (Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft) hat Dr. Diedrich Harms (Bremen) im Februar auf der Wintertagung in Hannover zum neuen Vorsitzenden des DLG-Testzentrums Lebensmittel gewählt. Diedrich Harms

(F.) Damit ist er auch Mitglied im DLG-Vorstand und Vizepräsident. Er folgt auf Prof. Dr. Achim Stiebing (Lemgo), der aus Altersgründen auf eine Wiederwahl verzichtete. Der promovierte Lebensmittelchemiker

Dr. Harms bringt seit 2006 seine Expertise in die Fach- und Qualitäts­ arbeit der DLG ein. Dr. Harms ist Mitherausgeber zahlreicher Fach­artikel sowie Referent auf nationalen und internationalen Tagungen. Er ist wissenschaftlicher Leiter der Internationalen DLG-Qualitätsprüfung für Bier und Biermischgetränke sowie für Erfrischungsgetränke. Seit 2012 gehört Dr. Harms dem Beirat des DLG-Testzentrums Lebensmittel an, dessen stellvertretender Vorsitzender er bislang war.

Die Freien Brauer

Am 1. Mai übernimmt Martin Adam die Position des CFO der Karlsberg Holding in Homburg und verantwortet mit Gerhard Theis und Frank Scheidemann den Finanzbereich der Gruppe. (F.) Adam hat viel Erfahrung im Finanzbereich. So agierte der Finanz­experte etwa über 10 Jahre beim Bankhaus Rothschild in Frankfurt in unterschiedlichen Führungspositionen als Corporate Finance Berater. Zuletzt arbeitete er als Director bei der schwedischen Private Equity Gesellschaft EQT, für die er u.a. Portfoliounternehmen betreute.

Axel Stauder zum neuen Präsidenten gewählt Die Gesellschafterversammlung in Kelheim hat Axel Stauder Ende März einstimmig zum neuen Präsidenten des Werteverbunds „Die Freien Brauer“ gewählt.

Foto: Schneider Weisse

(F.) Der bisherige Präsident Georg Schneider übergab nach der einstimmigen Wahl an seinen Nachfolger Axel Stauder, Privatbrauerei Jacob Stauder. Als Vizepräsident wird ihn Herbert Zötler, Privat-Brauerei Zötler, unterstützen. Georg Schneider hat in seiner Amtszeit als Präsident sehr großes Gewicht auf den Erhalt und die

Umsetzung der sieben Werte gelegt. Diese Richtung werden Axel Stauder und Herbert Zötler in ihrer Amtszeit weiter verfolgen. Zusätzlich wollen sie den Ausbau der bestehenden Einkaufskooperation vorantreiben und damit den wirtschaftlichen Nutzen für alle Gesellschafter steigern. Axel Stauder: „Uns ist sehr wohl bewusst, dass wir in große Fußstapfen treten. Georg Schneider ist sehr erfahren in der Führung von Verbänden und Kooperationen und hat es mit viel Fingerspitzengefühl und Diplomatie in den vergangenen sechs

Georg Schneider, Axel Stauder, Jürgen Keipp (v.l.)

6

Brauerei Forum  –  April 2017

Martin Adam

Jahren geschafft, die Gesellschafter für unsere Vision zu begeistern. Wir haben uns vorgenommen, den eingeschlagenen Weg weiterzugehen, und setzen auf Kontinuität in Sachen Werteverbund, werden uns jedoch die Stärkung des Einkaufs als weiteres Ziel auf die Agenda schreiben. Wir sehen, dass den Gesellschaftern neben dem ideellen Aspekt des Zusammenschlusses auch der wirtschaftliche Mehrwert, den Die Freien Brauer durch den gemeinsamen Einkauf leisten können, immer wichtiger wird.“ Vize Herbert Zötler ergänzt: „In den unterschiedlichen Positionen, die mit der Geschäftsstelle zusammenarbeiten, wechseln die Verantwortlichen immer mal wieder. Hier ist es wichtig, dass wir alle, die etwa im Einkauf bei den Brauereien eingebunden sind, immer wieder ins Boot holen.“


TECHNIK & TECHNOLOGIE

  VERANSTALTUNG

Lernen, verkosten, netzwerken – Craft-Brauer kommen zum VLB-Seminar auf Beviale Moscow Zum 2. Mal fand vom 28. Februar bis 2. März 2017 in der russischen Hauptstadt die Beviale Moscow statt. Die VLB Berlin beteiligte sich mit ihrem „Seminar for Brewers in Russia“ auch in diesem Jahr wieder am Rahmenprogramm der Fachmesse für die osteuropäische Getränkeindustrie.

1 (jr) Etwa 80 Brauer und Brauereimitarbeiter aus den GUS-Staaten sowie anderen europäischen Ländern nahmen vom 27. Februar bis 1. März 2017 am VLB-Seminar für Brauer in Russland teil. Parallel zu dem vielfältigen Programm nutzten die Teilnehmer die Gelegenheiten, sich auch auf der Beviale Moscow umzuschauen, ihre Netzwerke zu pflegen und zu erweitern sowie in Diskussionen an die Seminar­ themen anzuknüpfen. Attraktives Programm Das Seminar hielt u.a. viele Vorträge zu aktuellen brauereirelevanten Themen parat. So gab es am 1. Tag einen Überblick über die derzeitige Situation auf dem Craft-BierMarkt in Russland wie auch über verschiedene Hopfensorten. Das Dry Hopping-Verfahren wurde von Andrey Zhuzhlov veranschau­licht, dem Braumeister von der Moskauer Craft-Brauerei 1516. Zu deren Standort mit eigenem Gasthaus am anderen Ende der Stadt ging es dann auch zum Begrüßungsabend. In kleinen Grüppchen konnten sich die Teilnehmer die Brauanlage anschauen und von Andrey erklären

lassen. Zudem wurden im gemütlichen Obergeschoss des Brew Pubs köstliche Speisen aufgetischt und diverse Bierspezialitäten der Brauerei ausgeschenkt. Mit einer Fahrt mitten durch das nächtlich leuchtende Moskau zurück zum Hotel endete ein gelungener 1. Seminartag. Der 2. Tag war mit neun Vorträgen der wohl intensivste hinsichtlich Wissens- und Informationsvermittlung. Thematisch ging die Reise von Rohstoffen und Produktentwicklung über technische und technologische Lösungen speziell für Craft-Brauereien bis hin zur Qualitätskontrolle. Drei weitere Präsentationen zur Schanktechnik und Hygiene standen am letzten Tag des Seminars

auf dem Programm. Neben den Fachvorträgen der Sponsoren wurden auch wertvolle Erkenntnisse aus der Forschung und den umfangreichen Beratungstätigkeiten der VLB in Brauereien entlang der gesamten Produktionskette in das Seminarprogramm integriert. Die Vorträge wurden auf Russisch gehalten bzw. konsekutiv aus dem Deutschen ins Russische übersetzt. Ein Höhepunkt war gewiss auch der Abschluss des Seminars, die Bierverkostung am Nachmittag des 3. Tages. Evgeniy Smirnov von der Bayka Brewery präsentierte viele russische Craft-Biere, während die­ se von den Teilnehmern verkostet wurden. 2. Runde der Beviale Moscow Wie schon im Jahr 2015 war auch dieses Mal das VLB-Seminar Teil des Rahmenprogramms der Beviale Moscow 2017. Diese „war ein toller Erfolg und lässt bereits in ihrer 2. Edition erahnen, welches Pontenzial im russischen Markt steckt“, resümiert Thimo Holst, Projektleiter bei der NürnbergMesse. Im Vergleich zu 2015 ist die Messe in diesem Jahr mit 130 Ausstellern auf einer Ausstellungsfläche von 1630 m² um 30 % gewachsen. Die Zahl der Fachbesucher sogar um 50 %, und zwar auf 3984. Die nächs­te Beviale Moscow findet im Frühjahr 2018 statt.

2

Fotos: jr

Brauerei Forum  –  April 2017

Abb. 1: Gut besetzter Tagungsraum und gespannte Teilnehmer am ersten Tag des VLB-Seminars für Brauer in Russland Abb. 2: Großes Finale des Seminars: umfangreiche Bierverkos­tung Abb. 3: Die Besucher des VLB-Stands bekamen Bier und Quas ausgeschenkt. Hier: Norbert Heyer, VLB Berlin, Michael Schüschke, Fink Tec, Alexander Seefranz, sifin diagnostics (v.l.)

3

7


TECHNIK & TECHNOLOGIE

  VERANSTALTUNG

VLB bat Brauer und Logistiker nach München München, Weltstadt mit Herz, war der Veranstaltungsort für zwei große VLB-Tagungen im März 2017. Diese fanden im Sheraton-Hotel im Münchener Stadtteil Bogenhausen statt. Den Anfang machte die 104. Brau- und maschinentechnische Arbeitstagung vom 6. bis 8. März mit 380 Teilnehmern aus 34 Ländern und fünf Kontinenten. Vom 26. bis 28. März folgte dann der 20. VLB-Logistikfachkongress, den 220 Getränkeexperten besuchten. Beide Veranstaltungen setzten mit der Besichtigung der neuen Paulaner Brauerei ein Glanzlicht.

Abb. 1: Aussteller im Sheraton-Hotel München Abb. 2: Sitzung des Technisch-Wissenschaftlichen Ausschusses der VLB Berlin: Dr. Paul Panglisch, Frank Homann, Werner Sauer, Dr. Stefan Kreisz, Dr. Dietrich Mönch, Dr. Josef Fontaine und Dr. Chris­tian Müller (v.l.) Abb. 4: Dr. Stefan Lustig, VLB-Präsident Ulrich Rust und Dr. Josef Fontaine auf dem Begrüßungsabend (v.l.)

(dp) Die jüngste VLB-Frühjahrstagung stand ganz im Zeichen der neuen Paulaner Brauerei. Sie wurde am 7. März, dem ersten Vortragstag, in allein neun Vorträgen vorgestellt. Thematisiert wurden etwa die Konzeption des Neubaus, dessen technische Ausstattung sowie die Energieversorgung, Abfülltechnik und Logistik. Dabei zeigte sich vor allem, dass das Ergebnis der 300 Mio.-€-Investition auf der ganzen Linie überzeugt. Gebaut wurde eine neue Brauerei, die konventionelle Technologie mit modernen Anlagen kombiniert. Damit wird sichergestellt, dass auch das Bier, das vom neuen Standort stammt, genauso schmeckt wie bisher. Der Mittwoch, 8. März, wartete mit neun Vorträgen in drei Themen­ blöcken auf. Zunächst ging es um die Innovative Sudhaustechnologie. Hier sorgte eine neuartige Läutertechnik von Ziemann Holvrieka – unter dem Namen „Nessie“ vermarktet – für Aufsehen. Die Technik, die sich durch hintereinandergeschaltete Drehscheibenfilter aus-

zeichnet, wurde bereits im Brauerei Forum 3/2017, S. 8 vorgestellt. Drei Vorträge bildeten dann den nächsten breit gefächerten Themenblock Trends in Technik und Technologie. Hier stellte ein Referent ein interessantes Verfahren zum Laugenmanagement bei der Flaschenreinigung vor. Ein Vortrag erläuterte ein neues Inspektionskonzept für Bügelflaschen, ein anderer informierte über die Vorteile eines Verbundes von Energieanlagen im Brauereibetrieb. Den Abschluss der Frühjahrstagung bildeten schließlich zwei Vorträge mit Rohstoffen im Fokus. Der eine thematisierte Ziele, Veränderungen und Auswirkungen des Berliner Programms. Der andere erläuterte, dass mit der Hefestammsammlung der VLB Berlin viele Möglichkeiten vorhanden sind, um neue Biere und Getränke zu entwickeln. Wie üblich wurden alle Vorträge der Technischen Veranstaltung simultan ins Englische übersetzt.

1

8

Brauerei Forum  –  April 2017

1

20. Logistikfachkongress Ähnlich wie bei der Frühjahrs­ tagung nahm auch auf dem Logis­ tikfachkongress die neue Paulaner Brauerei breiten Raum ein. Sie wurde allein in vier Vorträgen unter logistischen Gesichtspunkten vorgestellt. Darüber hinaus informierten die Referenten aber auch über neueste Trends in der Getränke­ logistik. Dazu zählen etwa spezielle Hilfsmittel zur Ladungssicherung bei Containern, die Getränke vor zu großer Krafteinwirkung beim Transport schützen. Gute Erfahrungen sollen auch mit einer speziellen Software gemacht worden sein, die in der Intralogistik neue Impulse zu setzen beabsichtigt. Dabei werden monotone Tätigkeiten beim Kommissionieren in spezielle Computerspiele integriert. Diese „belohnen“ Mitarbeiter dann für ihre Arbeit mit Punkten. So sollen Leistungsschwankungen und Fehlzeiten, die normalerweise aus ermüdenden Tätigkeiten ent-


Trimeta CD 3 Abb. 3: Dr. Josef Fontaine, Dr. Stefan Lustig, Michael Kröhl, Krombacher Brauerei, Roland Keul, Gerolsteiner Brunnen, und Gerhard Lenz, Freisinger Unternehmensberatung (v.l.). Letztere drei wurden für ihre Treue – Kröhl 20 Teilnahmen, Keul und Lenz jeweils 19 – zum VLB-Logistikfachkongress mit einem Geschenk belohnt stehen, vermieden werden. Noch befindet sich aber das als Gamification bekannte Verfahren im Versuchsstadium. Ausschusssitzungen Satzungsgemäß fand im Rahmen der Frühjahrstagung die Sitzung des Technisch-Wissenschaftlichen Ausschusses (TWA) der VLB Berlin statt. Diskutiert wurden u.a. neueste Trends sowie aktuelle Forschungsprojekte der VLB Berlin. Am Montag vor dem Logistikfachkongress tagte auch der Fachausschuss für Logistik des Betriebswir tschaf tlichen Ausschusses (BWA) der VLB Berlin unter Vorsitz von Stefan Braß, Bitburger Braugruppe.

tungen, die neue Paulaner Brauerei in München-Langwied. Deren Besichtigung stellte einen der Höhepunkte der VLB-Tagungen dar. Diese wurden abgerundet durch zwei Fachausstellungen im Sheraton-Hotel sowie durch je zwei Abendveranstaltungen. Besonderen Anklang fanden dabei die bayerischen Abende, die im Paulaner´s Wirtshaus im Westin Grand Hotel München stattfanden. Hier zeigte sich, dass die bayerische Gastfreundschaft mit ihren kulinarischen Leckereien und gutem Bier zu Recht weltweit geschätzt wird. Die Teilnehmer waren begeistert! Die nächste VLB-Frühjahrstagung findet im März 2018 in Dortmund statt.

Rahmenprogramm Sie war der unübersehbare Star auf den beiden VLB-Veranstal-

Die VLB dankt der Paulaner Brauerei und allen beteiligten Mitarbeitern für die große Unterstützung

2

4

Saure EinphasenReinigung & Desinfektion für die Brau- und Getränkeindustrie Hohe Effizienz und hervorragende Materialverträglichkeit zur Erreichung Ihrer ökologischen und ökonomischen Ziele

… NEuE KRafT füR TRaDiTioNEllE PRozESSE

Ecolab Deutschland GmbH Ecolab-Allee 1 • D-40789 Monheim am Rhein Tel. 02173 599 0 • fab-central@ecolab.com www.de.ecolab.eu

© 2017 Ecolab Inc. All rights reserved.


TECHNIK & TECHNOLOGIE

  VLB-FRÜHJAHRSTAGUNG

Paulaner Brauerei hieß Gäste herzlich willkommen Der erste Vortragstag der VLB-Frühjahrstagung am 7. März 2017 stand ganz im Zeichen der neuen Paulaner Brauerei. Diese wurde in zunächst neun Vorträgen vorgestellt, um sie anschließend zu besichtigen. Die Vorträge im Münchner Sheraton-Hotel besuchten 380 Teilnehmer aus aller Welt. Am Vormittag führte Paulaner Geschäftsführer Technik Dr. Stefan Lustig als Vorsitzer durch das Programm, am Nachmittag der technische Betriebsleiter Christian Dahncke. und Heineken als Gesellschafter von Paulaner sowie weiteren Mitarbeitern und nicht zuletzt den vielen Zulieferern. Einige von ihnen stellten in eigenen Vorträgen die Anlagen vor, die ihre Firmen in der neuen Brauerei eingebaut hatten. Stefan Lustig hatte am Dienstagvormittag den Vorsitz Abb. 1: Der große Vortragssaal im Sheraton Hotel Abb. 2: Konzentrierte Aufmerksamkeit im Plenum Abb. 3: Gute Stimmung bei den Referenten Abb. 4: Rik Schuurman von Pentair bei seinem Vortrag

(dp) „Wir freuen uns, Sie heute auf einer Reise zu einer neuen Brauerei zu begleiten“, sagte Dr. Stefan Lus­tig zu Beginn der Veranstaltung im Sheraton-Hotel. Dem Geschäftsführer Technik der Paulaner Brauerei war die Freude anzumerken, dass so viele Tagungsteilnehmer gekommen waren, um die neue  Brauerei kennenzulernen. Sie wurde im September 2015 offiziell eröffnet, nachdem einige Jahre zuvor Paulaner die erste Machbarkeitsstudie erstellt hatte. Die Zeit dazwischen nannte Lustig „ein riesiges Abenteuer“, das allerdings erfolgreich zu Ende geführt werden konnte. Dafür dankte er allen Beteiligten, darunter der Familie Schörghuber

Friedrich Seeger-von Klitzing präsentier te Das Neubauprojekt Paulaner Brauerei im Überblick. Der Projektleiter von Paulaner für den Brauerei­neubau lieferte zahlreiche Daten, die die Dimension der 300 Mio.-€-Investition erst deutlich machten. Bevor er hierauf näher einging, erinnerte er aber zunächst an die Situation der alten Paulaner Brauerei mitten in München. „Die Verkehrsanbindung am Nockherberg war eher katastrophal“, sagte der Referent. So gab es weder Platz für Expansionen noch für neue Maschinentechnologien. Dafür war das Brauereigrundstück aber dreigeteilt mit einer Straßenbahn dazwischen. Kunden brauchten allein für die Anreise im Stadtgebiet meist ca. 45 Minuten, bei Stau auch leicht bis zu 1,5 Stunden. Ungünstige Voraussetzungen also für

1

10

Brauerei Forum  –  April 2017

eine Brauerei, die bereits 2011 in 70 Länder exportierte. Vor diesem Hintergrund gab es einen großen Veränderungsbedarf. Allerdings war es schwer, freie Flächen für eine neue Brauerei zu finden, zumal die Produktion in München bleiben musste. Nach langer Suche entschied sich Paulaner schließlich für ein 15 ha großes Grundstück in München-Langwied im Wes­ten der Stadt. An der A8 und A99 in der Nähe des Autobahnkreuzes West gelegen, bietet es neue Perspektiven nicht nur für Wachstum. Vielmehr vereinfacht der neue Standort auch die Logistik für die Brauerei und ihre Kunden. Im Frühjahr 2014 begann Paulaner dann mit den Baumaßnahmen. Bereits 18 Monate später konnte der erste Sud in der neuen Brauerei eingebraut werden. Die Kapazität liegt zurzeit bei 3,5 Mio. hl pro Jahr, ist aber noch bis 5 Mio. hl erweiterbar. Bis es soweit war, dass in MünchenLangwied gebraut werden konnte, musste allerdings eine wahre Herkulesarbeit geleistet werden: So wurden etwa 100 000 m3 Erdreich bewegt und 4000 Ladungen Beton,


Christian Dahncke, Paulaner Brauerei, informierte über Auslegung und Entscheidungskriterien zur Technologieauswahl bei der neuen Paulaner Brauerei. Der Vortrag bot interessante Einblicke in die interne Entscheidungsfindung von Paulaner, mit welcher Brautechnik die neue Brauerei ausgestattet werden sollte. Ein heikles Thema angesichts der langen Tradition, die die Paulaner Brauerei mit ihrem alten Standort am Nockherberg in der Münchner Au verbindet. „Wenn nach 380 Jahren eine Brauerei von A nach B umzieht, dann hat man sicherlich einen gewissen Respekt zum Thema Bierqualität“, sagte der Referent. Vor diesem Hintergrund war das erklärte Ziel, den bisherigen Charakter der Biere auch in der neuen Brauerei genau zu treffen. Deshalb wurde zunächst festgestellt, mit welchen technologischen Voraussetzungen Paulaner es bisher geschafft hat, den Erfolg seiner Biere sicherzustellen. Diese wurden darüber hinaus auch umfassend analysiert. Unterstützung erhielt Paulaner dabei vom Wissenschaftszentrum Weihenstephan, das Proben vom alten und neuen Braustandort miteinander verglich. Wie Dahncke erläuterte, ist Paulaner nach dem Beginn der Brau­ tätigkeit in München-Langwied vor-

2

sorglich noch zweigleisig gefahren. So wurden in einer zweimonatigen Testphase die Biere aus der alten und neuen Brauerei vor dem Verkauf miteinander verschnitten. Da der Anteil aus der Produktion in München-Langwied stetig anstieg, braut Paulaner aber schon seit November 2015 seine Biere zu 100 % am neuen Standort. Abschließend wies Dahncke darauf hin, dass zahlreiche Voraussetzungen nötig waren, um das Neubauprojekt insgesamt zum Erfolg zu führen. Wesentlich hierfür waren die starke Einbindung der Mitarbeiter in den gesamten Veränderungsprozess sowie die Entwicklung einer entsprechenden Infra- und Netzwerkstruktur. Allerdings ließen sich nur etwa 70 % planen. „Der Rest ist etwas zwischen Reagieren, Feuer löschen und Chaos.“ Paulaner Brau- und Gärverfahren featured by Stein­ecker Technology war das Thema von Peter Gattermeyer, Krones AG, Werk Stein­ ecker, Freising. Wie der Referent zunächst mitteilte, war Krones bei dem Brauerei-Neubau nicht nur Lieferant von Brau­technik wie sonst üblich. Vielmehr arbeitete das Unternehmen auch als Generalunternehmer für Produktion und Prozesstechnik mit Schnittstellen zur Energieversorgung einerseits und zum Drucktankkeller bzw. Abfüllung andererseits. Damit war Krones dafür verantwortlich, dass die Technik der einzelnen Zuliefererer reibungslos zusammenpasste. Eine Aufgabe, die eine besondere Herausforderung darstellte: „Wir haben uns bemüht, die Puzzleteile für die Prozesstechnik zusammenzustellen“, so Gattermeyer.

Der Bau einer Brauerei ist ein Kompromiss zwischen allen Beteiligten: Friedrich Seegervon Klitzing

Wie schaffen wir es, unser Paulaner Bier in der neuen Brauerei mindestens so gut herzustellen wie in der alten?: Christian ­Dahncke

Foto: B. Meier

3500 Betonfertigteile sowie 4000 t Stahl verbaut. Verlegt wurden außerdem fast 2 Mio. Sechseckfliesen. In Spitzenzeiten arbeiteten bis zu 800 Personen von über 70 Firmen gleichzeitig auf der Baustelle. „Letztlich haben wir den Zeitplan gehalten und das Budget nur geringfügig überschritten“, sagte Seeger-von Klitzing.

Krones war bei der neuen Paulaner Brauerei einer der Anlagenlieferanten und System­integrator: Peter Gattermeyer Krones selbst lieferte neben dem Prozessleitsystem für die gesamte Brauerei zwei komplette Sud­linien. Darüber hinaus aber auch die komplette Prozesstechnik für das Hefemanagement, den Kaltbereich und die Reinigungstechnik sowie die komplette CIP-Anlage mit zehn Tanks und die vollautomatische Chemikalienversorgung.

3

Brauerei Forum  –  April 2017

4

11


TECHNIK & TECHNOLOGIE

Kontinuierliche Prozesse sparen Kosten und erhöhen die Produktqualität: Reiner Gaub

Münchner Bier muss in München mit Münchner Wasser gebraut sein: Rainer Kansy

Die Integration der Heuft-Technik in die Paulaner Brauerei erfolgte problemlos: Hans Kolovitsch

Mit der digitalen Datenübertragung in der Logistik spart Paulaner viel Zeit: Martin Fehn

5

12

Brauerei Forum  –  April 2017

Rik Schuurman (s. Abb. 4), Pentair, widmete sich dem Thema BMF bei Paulaner: Nachhaltig, ausgezeichnete Bierqualität und ein reibungsloser Betrieb. Der Vortrag stellte die Biermembranfiltration vor, die Pentair in der neuen Paulaner Brauerei installiert hat. Bevor der Referent hierzu ins Detail ging, erläuterte Lustig in der Anmoderation nochmals, wie die Technologieauswahl am Standort Langwied erfolgte. Dort wurde in den Bereichen, wo die Brautechnologie den Geschmack und die Produkt­eigenschaften des Biers beeinflusst, die bewährte Technologie vom Nockherberg übernommen. Lustig: „Bei der Filtration waren wir bereit, neue Wege zu gehen. Weil wir der festen Überzeugung waren, dass die Technik ausgereift ist und kein Risiko für den flavour match gesehen wurde.“ Schuurman erläuterte dann, welche Anforderungen Paulaner an die neue Membranfiltration gestellt hat. Gefordert wurden etwa ein Durchsatz von 45 000 hl pro Woche bzw. ein nominaler Durchfluss von 400 hl pro Stunde bei drei Sortenwechseln am Tag. Als Qualitätsparameter wurde darüber hinaus u.a. eine maximale O2-Aufnahme von 20 ppb festgelegt. Anschließend wurde eine Pilotanlage gebaut, um zunächst Versuche mit allen Paulaner Biersorten durchzuführen. Dadurch konnte neben dem Durchfluss auch die Anzahl der Filter ermittelt werden, die später für den kontinuierlichen Betrieb im industriellen Maßstab benö­t igt wurden. Heute setzt sich die Großanlage aus 2 mal 3 Filterskids zusammen. Die Filtrierbarkeit der Biere bezeichnete der Referent als gut. Die Kosten

6

der Filtration bezifferte er auf 0,20 bis 0,25 € pro hl einschließlich der Kosten für die Membranen, Chemikalien und Medienverbräuche. Reiner Gaub, Pall, informierte über die PVPP-Stabilisierung als Teil der kontinuierlichen Bierherstellung. Der Vortrag stellte die von Pall an Paulaner gelieferte kontinuierliche Bierstabilisierung (CBS) vor. Sie erfolgt mit PVPP und ist ausgelegt für einen Durchsatz von 600 hl pro Stunde. Die Laufzeit pro Säulenpaar beträgt 10 Stunden. Stabilisiert werden 12 Biere, einschließlich der alkoholfreien Sorten. Wie Gaub mitteilte, lassen sich durch die Stabilisierung die Anthocyanogene um 48 % und die Polyphenole um 36 % verringern. Die erreichten Warmtage liegen bei 11,6. Die Sauerstoffaufnahme sei in der „laufenden Produktion nicht messbar“, die Mikrobiologie „aller Proben ohne Befund“ und die Bierverluste zu vernachlässigen. Abschließend wies Gaub darauf hin, dass Pall neben Paulaner weltweit noch 9 weitere Brauereien mit einer kontinuierlichen Bierstabilisierung ausgestattet hat. Drei weitere Anlagen werden zurzeit noch geplant. Die Energieversorgung in der neuen Paulaner Brauerei nannte Rainer Kansy vom selben Unternehmen seinen Vortrag. Dieser skizzierte neben der Energieversorgung auch die Wasserversorgung und Abwasserbehandlung, die Dampferzeugung sowie die CO2-Gewinnung bzw. die Kälte- und Druckluftversorgung in der neuen Brauerei. Für die Wärmeversorgung kommen zwei HDWH-Kessel mit 16 MW Feu­ erungswärmeleistung zum Einsatz.


Die Kälteversorgung erfolgt einstufig über eine zentrale Anlage mit zwei Hauptverbrauchern und zwei Temperaturen. Als Kältemittel dient Ammoniak, von dem nur 9 t benötigt werden. Nach der Mittagspause übernahm Christian Dahncke, 1. Braumeister bei Paulaner, den Vorsitz der Frühjahrstagung. Er lobte ähnlich wie schon Lus­t ig die gute Zusammenarbeit von Paulaner mit seinen Zulieferern während der Errichtung der neuen Brauerei. Um diesen „Spirit“ deutlich zu machen, traten für den nächsten Vortrag gleich drei Referenten gemeinsam ans Rednerpult. Edgar Georg Petsche und Wolfgang Augel, beide KHS, sowie Kilian Garus, Paulaner (s. Abb. 7), hatten während des Neubaus eng zusammengearbeitet. Deshalb präsentierten sie auch als Team die Gesamtkonzeption der Abfüll- und Verpackungstechnik bei der neuen Paulaner Brauerei. Der Vortrag begann mit einem kurzen Film. Dieser zeigte zunächst in Zeitraffer die Montage der einzelnen Anlagenteile für die Abfüllung bis zu ihrer Fertigstellung sowie im laufenden Betrieb. Bisher wurden in Langwied sechs Abfülllinien installiert, die zusammen jährlich eine Kapazität von 3,5 Mio. hl erreichen. Abgefüllt wird in MW-Glasflaschen (1,8 Mio. hl), in EW-Glasflaschen (500 000 hl) sowie in Dosen (300 000 hl) und Kegs (900 000 hl). Wie die Referenten erläuterten, gingen dem Bau der Abfüllung umfangreiche Vorarbeiten voraus. So wurden zunächst bei KHS ganzheitliche 3-D-Planungsmodelle der Anlage erstellt. Dabei konnten nicht nur alle Schnittstellen, son-

7

der neuen Paulaner Brauerei von Martin Fehn vom selben Unternehmen. Der Leiter der internen Logis­ tik erläuterte die Distribution der Getränke am neuen Standort in München-Langwied. Dort erfolgt die gesamte Datenübertragung digital über SAP. Der Vorgang beginnt zunächst mit der Anmeldung der Hans Kolovitsch, Heuft, Burgbrohl, Fahrer, also mit der Registrierung referierte über die Inspektions- im System. Anschließend wird getechnik im Spannungsfeld prüft, ob der Lkw für den Gezwischen Hochleistung und tränketransport geeignet ist. Produktvielfalt. Der VorSchließlich wird auch die trag informierte zunächst Warenverfügbarkeit erdarüber, dass Heuft in der mittelt und das Zeitfens­ neuen Paulaner Brauerei ter für die Abholung der allein 50 Kontrollgeräte Getränke festgelegt. Nach installiert hat. Eingebaut der Anmeldung an einem von wurden Inspektoren für Leergut vier Terminals müssen die Fahrer und Kästen, für Restflüssigkeit, Füll- bestätigen, die Sicherheitshinweise stand, Etiketten und Dosen sowie zu befolgen. Zur Auswahl hierfür für die Dichtigkeit von Bügelver- stehen 10 Sprachen. Als letzten schlussflaschen. Diese Inspektoren Schritt der Anmeldung erhalten müssen bei der Kontrolle während die Fahrer einen Pager, mit dem sie der Produktion 261 SKUs (Stock komplett digital geführt werden. keeping units = lagergeführte Ar- Dadurch wissen sie immer genau, tikel) identifizieren. So gibt es bei was sie wann machen sollen. Dazu Paulaner allein 9 Flaschensorten, gehört etwa, an ein bestimmtes Tor 14 unterschiedliche Kronenkorken zu fah­ren, wo die Fahrer der Gabelsowie 10 verschiedene Kästen- und stapler bereits die Ware für das Be8 Kartonsorten und nicht zuletzt laden hingebracht haben. 3 Dosensorten. Um diese Vielfalt an „Durch diese Automatisierung haProdukten verarbeiten zu können, ben wir einen zügigen Durchlauf. verwendet Heuft einen sogenann- Dieser beträgt in der Regel 60 Miten Rezept-Server. Dieser erkennt nuten“, sagte Fehn und lieferte die Nummern der einzelnen Arti- weitere Informationen zur Logistik. kel, deren individuelle Parameter Neben dem zentralen Lager für Doim System hinterlegt sind. Wenn die sen und neue Flaschen skizzierte er Artikelnummern bei der Kontrolle auch die fahrerlosen Transportsys­ eingelesen werden, stellen sich die teme. 23 dieser sogenannte LGVs Heuft-Inspektoren automatisch auf (Laser Guided Vehicles) werden in das jeweilige Gebinde ein, so Ko- Langwied benutzt, um etwa Verlovitsch. packungsmaterial vollautomatisch zu den Abfülllinien zu bringen bzw. Den Abschluss am Montag bildete von dort gefüllte Kästen ins Lager. der Vortrag Logistikprozesse in (wird fortgesetzt) dern auch schon kritische Punkte und Gefahrenquellen bis hin zu Bedienervermerken bis ins Detail festgelegt werden. Nach Freigabe durch Paulaner bildeten die­se exakten Planungen dann die Grund­ lage für die spätere Realisierung der gesamten Abfüllung.

Abb. 5: Arnd Oppermann, PQ Corporation, Kilian Garus, Paulaner Brauerei, und Dr. Mike Eberle, Carl Kühne, ehem. VLB-Präsident (v.l.) Abb. 6: Klaus Wasmuth, Ziemann Hol­ vrieka, und Peter Gattermeyer, Krones (v.l.) Abb. 7: Edgar Georg Petsche, KHS, Kilian Garus, Paulaner Brauerei, und Wolfgang Augel, KHS (v.l.) Abb. 8: Matthias Lustnauer, Eaton Technologies, Benedikt Meier und Wolfgang Burkart, beide Sachon Verlag (v.l.) Abb. 9: Andreas Reiss und Dr. Nikolaj Schmid, beide Stabifx, Klaus Niemsch, und Jürgen Ziehl, Pall (v.l.)

9

8

Brauerei Forum  –  April 2017

13


TECHNIK & TECHNOLOGIE

  BRAUER-SCHULE Fachfragen und Fachrechnen für Auszubildende

Zink Es ist ein Multitalent, ein unverzichtbarer Bestandteil im menschlichen Körper: Zink ermöglicht als Teil von Enzymen zahlreiche Stoffwechselprozesse. Ähnliches gilt auch für andere biochemische Prozesse, wie etwa beim Brauen. Ist hier der Zinkgehalt zu niedrig, hat dies weitreichende Konsequenzen. Zink ist auf der Erde häufiger als Kupfer oder Blei verbreitet. Meist ist Zink in Erzen gebunden. Große Vorkommen gibt es etwa in Nordamerika und Kanada, Australien und China. Die Aufgaben stellte Studienrat Robert Pawelczak, Staatliche Berufsschule Main-Spessart/ Karlstadt

1. Für den Brauprozess bzw. die Bierherstellung ist Zink ein wichtiges Spurenelement. Welche Auswirkung hat ein zu geringer Zinkeintrag in die Bierwürze? a) Die Farbe des fertigen Bieres wird dunkler b) Die CO2-Bindungsfähigkeit des Bieres sinkt c) Das Bier neigt zu Gushing d) Die Gärung erfolgt schleppender e) Die Schaumstabilität des fertigen Bieres wird reduziert 2. Außerhalb des Reinheitsgebotes ist es erlaubt, den mangelnden Zinkgehalt durch Zusätze auszugleichen. Dabei wird folgender Stoff eingesetzt: a) Zinkchlorid b) Zinksulfat c) Zinkmagnesit d) Manganzink e) Braugips

Foto: Wikipedia

3. Zink ist an vielen katalytischen Stoffwechselvorgängen beteiligt. Bei der Bildung von Enzymen dient Zink als … a) B-Gruppe b) Cofaktor c) Ligant d) Sublimat e) Surrogat

14

4. Ein Zinkatom hat bei insgesamt 30 Elektronen 2 Elektronen auf der Außenschale. Welche Ladung hat demzufolge ein Zinkion? a) Einfach negativ b) Einfach positiv c) Zweifach negativ d) Zweifach positiv e) Neutral 5. Der Eintrag des notwendigen Zinks erfolgt zum Großteil über… a) das Brauwasser Brauerei Forum  –  April 2017

b) das Braumalz c) den Hopfen d) die Bierhefe e) das Leitungssystem in der Brauerei

6. Unter welchen Voraussetzungen wird der Zink­ eintrag in die Maische verbessert? a) Neutraler pH-Wert b) Hoher pH-Wert c) Niedriger pH-Wert d) Hohe Einmaischtemperaturen e) Intensive Rührbewegung beim Maischen 7. Falls der pH-Wert der Maische durch biologische Säuerung beim Einmaischen auf unter 5,0 sinkt, ist eine Kontrolluntersuchung der Ausschlagwürze unumgänglich: a) Ermittlung des auswaschbaren Extrakts b) Ermittlung des aufschließbaren Extrakts c) Ermittlung des Endvergärungsgrades d) Abstechen der Ausschlagwürzemenge e) pH-Wert-Bestimmung 8. Beim Brauprozess verliert man große Mengen des potenziell einbringbaren Zinks. Bei welchem Prozessschritt geht das meiste Zink verloren? a) Maischen b) Abläutern c) Würzekochen d) Lagerung e) Abfüllung Fachrechnen 1. Bei einer Sudhausausbeute von 78,5 % stellt eine Brauerei Ausschlagwürze mit einem Spindelwert von 11,8 % her. Ein Kilogramm des eingesetzten lufttrockenen Malzes bringt 20 mg Zink in die Maische ein. In einem Hektoliter Ausschlagwürze wird die für die Hefevermehrung ausreichende Menge von 15 mg Zink nachgewiesen. Berechnen Sie, wie viel Zink in den Trebern verbleibt! (volle %) (Lösungen S. 34)


  MESSTECHNIK

Messung des Stickstoff-Innendrucks in Flaschen Dr. sc. tech. Hans-J. Manger

Seit einigen Jahren werden immer mehr nicht-invasive Messverfahren entwickelt, die sich durch eine hohe Genauigkeit auszeichnen. Dadurch vereinfacht sich die Analyse von Getränken beträchtlich, da weder Flaschen zerstört werden noch Produkt verloren geht.

Messbereich

0 – 2 bar

Messgenauigkeit

±0,05 bar

Reproduzierbarkeit

±0,02 bar

Messzeit

 1 min

Das Sensorsignal zeigt also den vorhandenen Innendruck eines Gebindes an, welches mit Stickstoff stabilisiert wurde. Die Messung erfolgt als manuelle Kontrollmessung. Die automatische Vermessung von Proben auf einem parallel angeordneten Transportband ist ebenfalls möglich, nach der Messung können Gebinde in den Gebinde-Hauptstrom zurückgeleitet werden. Abbildung 1 zeigt eine Messeinrichtung für die Einzelplatzmessung.

Quellennachweis: [1] www.acm.co.at

In den vergangenen Jahren wurde die nicht-invasive Messung in Flaschen verstärkt zur Anwendung gebracht. Beispielsweise kann der CO2-Gehalt auf diese Weise ermittelt werden, ohne das Gebinde zu öffnen. Bei stillen Getränken (CO2freien Getränken), vor allem in PET-Flaschen oder anderen Kunststoffgebinden, wird oft vor dem Verschließen eine kleine flüssige Stickstoffmenge in das Gebinde dosiert. Der Stickstoff verdampft und baut einen Innendruck auf, der das Gebinde stabilisiert. Damit werden die Mehrstückpackungen stapelfähig, z.B. auf einer Palette. Der aus der Stickstoffdosierung resultierende Innendruck des Gebindes kann nun mit dem Gerät LAB.N2 der ACM GmbH [1] zerstörungsfrei ermittelt werden. Die Messung ist für die in der nachfolgenden Tabelle genannten Bereiche einsetzbar:

Abb. 1: Das Gerät LAB.N2 von ACM für die nicht-invasive N2-Bestimmung

VLB-Fachbücher neu aufgelegt: Planung von Anlagen und Mälzereitechnik Die beiden Titel „Planung von Anlagen für die Gärungs- und Getränkeindustrie“ sowie „Maschinen, Apparate und Anlagen für die Mälzerei“ von Dr. sc. techn. Hans-J. Manger sind neu aufgelegt worden. Der Autor hat bei der Anlagenplanung insbesondere zahlreiche Veränderungen, die sich im Rahmen der EUHarmonisierung im Bereich der Standards und Normen ergeben haben, berücksichtigt. Auch die Mälzereitechnik wurde gegenüber der 1. Auflage aus dem Jahre 2001 aktualisiert und teilweise ergänzt. Maschinen, Apparate und Anlagen für die Gärungs- und Getränkeindustrie, Teil 2: Mälzerei. Hans-J. Manger, 2. überarbeitete Auflage 2017, 204 S., Paperback, 40 € ISBN 978-3-921690-84-0 Planung von Anlagen für die Gärungs- und Getränkeindustrie. Hans-J. Manger, 4. überarbeitete Auflage 2017, 256 S., Paperback, 40 € ISBN 978-3-921690-82-6

www.vlb-berlin.org/verlag

Brauerei Forum  –  April 2017

15


TECHNIK & TECHNOLOGIE

  FACHRECHNEN

Berechnungen einer Trichterweiche Gerolf Annemüller / Hans-J. Manger

Trichterweichen (Synonym Konusweichen) in der Mälzerei haben eine zylindrokonische Form oder einen recht­eckigen Grundriss. Erstere bietet Vorteile bei der Dimensionierung der Wanddicke und wird für eine Beladung von bis zu 60 t Malzgetreide gefertigt. Im folgenden Beispiel betrachten wir eine zylindrokonische Trichterweiche.

Beispiel 1: Größe der Weiche: Das spezifische Volumen der Weiche beträgt 2,2…2,4 m3/t-Malzgetreide. Bei gegebener Schüttung ergibt sich daraus das erforderliche Volumen des Weichbehälters, beispielsweise für 50 t Gerste: Gesamtvolumen: 50 t ∙ 2,4 m3/t = 120 m3, Konusöffnungswinkel 70°, zylindrische Höhe hZ der Gerste in der Weiche max. 3 m. Bei einem Durchmesser d = 6 m folgt für die Kegelhöhe hK = d/(2 ∙ tan 35°) = 6 m/1,4 = 4,28 m Berechnung Kegelvolumen: VK = = 40,3 m³

Abbildung Zylindrokonische Trichterweiche, schematisch 1 Weichgut 2 Sieb-Kegelverteiler 3 Schwimmgut 4 SchwimmgutAustrag 5 Wasser für Spritzkranz 6 Ablauf 7 Weiche 8 Druckluft 9 Weichwasser 10 Weichgutaustrag 11 Weichwasser-Ablauf 12 CO2-Absaugung 13 Sieb α halber Konusöffnungswinkel

Gleichung 3

Gleichung 4

Daraus folgt:

Berechnung Zylindervolumen: VZ = = 85 m³

Das Netto-Weichenvolumen beträgt bei den angegebenen Maßen 125 m3. Die Gesamthöhe der Gerstensäule beträgt 4,28 m + 3 m = 7,28 m Beispiel 2: Gesucht ist der Durchmesser d einer Trichterweiche mit einem Netto-Volumen von V = 125 m3 , hZ = 3 m und α = 30° Die Berechnung des erforderlichen Durchmessers einer Trichterweiche bei gegebenem Öffnungswinkel und Höhe des zylindrischen Teiles führt auf eine kubische Gleichung [*]: Gleichung 1

16

Gleichung 2

Brauerei Forum  –  April 2017

Gleichung 1a

und nach Umstellung der Gleichung:

Gleichung 5

Lösungsansatz Die Gleichung 5 lässt sich nach folgenden Varianten lösen:  Rechnerisch unter Nutzung der Cardanischen Formel.  Graphisch mittels einer Wertetabelle; die Nullstelle ist die Lösung (die beiden anderen Lösungen sind nicht reell); die genaue Nullstelle lässt sich relativ leicht iterativ finden. 2.1 Rechnerische Lösung Aus der Gleichung 5 folgt nach Einsetzen der o.g. Werte für V, hZ und α die Gleichung 6: d3 + 10,39 d2 – 551,33 = 0

Gleichung 6


Gleichung 7

Neben den Rechenansätzen werden auch zahlreiche Beispielrechnungen durchgeführt, um dem Leser mit diesem Fachbuch den Einstieg in diese Materie zu erleichtern. Aus den Rechenansätzen und Beispielrechnungen können dann betriebsspezifische Aufgabenstellungen abgeleitet werden. Speziell für Kleinbrauereien, die keine große analytische Untersuchungskapazität besitzen, werden einfachere technologische Näherungslösungen vorgeschlagen.

Daraus wird mit d = y – r/3 (Gleichung 12) die reduzierte Form der kubischen Gleichung: y 3 + p y + q = 0

Für die Lösung der Aufgaben reichen die Kenntnisse über die Handhabung eines normalen Taschenrechners mit seinen integrierten trigonometrischen, logarithmischen und einfachen statistischen Funktionen aus. Die Verwendung der angegebenen Gleichungen für die Erstellung von universell nutzbaren Berechnungsunterlagen auf der Basis von gängigen Tabellenkalkulations-Programmen wird von den Autoren aber ausdrücklich empfohlen.

Im Verlag der VLB Berlin ISBN 978-3-921690-78-9 49 €

Gleichung 9

ISBN 978-3-921690-78-9

Gerolf Annemüller / Hans-J. Manger

Gleichung 8

Darin wird für p und q gesetzt:

Fachrechnen für Mälzerei- und Brauereitechnologen Technologische Berechnungen, Richtwerte und Korrelationen zur Optimierung des Verfahrens

Gleichung 10

Mit r = 6 hZ ∙ tan α = 10,39; s = 0 und t =

Annemüller / Manger

d3 + r d² +s d + t = 0

Ziel dieses Fachbuches ist es, einen Überblick über technologische Berechnungen und Richtwerte für die Praxis der Brauerei und Mälzerei zu geben. Die Autoren ergänzen dies durch selbst ermittelte Korrelationen und statistisch abgesicherte Beziehungen. Es soll den Auszubildenden, Praktikern und Studenten der Brauerei-, Mälzerei- und Getränketechnologie helfen, die Verfahrensführung der Bierherstellung zu optimieren. Weiterhin werden die für die technologischen Berechnungen erforderlichen Tabellen und Grafiken beigefügt, um eine zügige Aufgabenlösung ohne langes Suchen zu ermöglichen.

Unsere Literaturempfehlung: zum Thema

Fachrechnen für Mälzerei- und Brauereitechnologen

Cardanische Formel: Normalform der kubischen Gleichung:

VLB-Fachbücher

Probe: Mit Gleichung 5 ergibt sich:

können p und q berechnet werden, wenn für hZ und α die Werte vorgegeben werden. Mit r = 10,39, s = 0 und t = -551,33 folgen p = -35,98 und q = -468,246. Die Cardanische Formel (Gleichung 11) liefert dann mit den Werten aus Gleichung 9 und Gleichung 10:

Mit Gleichung 1a folgt:

Gleichung 11

y1 = 9,289 m (die Werte y2 und y3 sind nicht reell) Daraus folgt mit Gleichung 12 der gesuchte Durchmesser: d = y1 –

r 3

Gleichung 12

d = 9,289 – 10,39 / 3 = 9,289 – 3,46 = 5,829 m = 5,83 m Der Weichendurchmesser berechnet sich auf 5,83 m.

2.2 Graphische Lösung Mit der Gleichung ergibt sich eine Wertetabelle mit graphischer Näherungslösung wie unten aufgezeigt (die Berechnung der Wertetabelle erfolgt vorteilhaft mit Excel®). Daraus folgt, dass die Lösung x = d = 5,83 m sein muss.

Graphische Lösung der kubischen Gleichung Wertetabelle zur Gleichung

Die Nullstelle entspricht der Lösung ≈ 5,83 m

x 8 7 6 5,9 5,85 5,84 5,83 5,8297 5,826 5,828 5,829 5 4,5 4

y 625,78 300,9 38,8 15,8 4,53 2,29 0,058 -0,0088 -0,833 -0,388 -0,165 -166,5 -249 -321

[*] s.a.: Kleine Enzyklopädie Mathematik, S. 108ff., Leipzig: Bibliographisches Institut, 1968

Brauerei Forum  –  April 2017

17


IfGB AKTUELL

  NACHRICHTEN Alte Hausbrennerei Penninger

Generationswechsel bei Penninger 20 Jahre nach dem letzten Generationswechsel hat zum 1. April in der Hausbrennerei Penninger mit Stefan Penninger die 5. Gene­ ration das Zepter übernommen. (BF) Seit fünf Jahren arbeitet Stefan Penninger bereits im elterlichen Betrieb und hat sich als zweiter Geschäftsführer neben Vater Reinhard vor allem um den Bereich Marketing gekümmert. Schon seit längerer Zeit stehen bei ihm aber auch andere Themen auf der Agenda. Nach seinem erfolgreichen Erstlingswerk, dem GRANIT Gin, ist Stefan Penninger treibende Kraft bei der Entwicklung neuer Produkte. Seine Handschrift ist sowohl in Geschmack als auch Gestaltung erkennbar. Aktuell ist er vor allem mit der Planung des neuen Firmensitzes in Waldkirchen

beschäftigt. Dabei arbeiten Vater und Sohn Hand in Hand. Die Leidenschaft für Spirituosen und Genuss scheint Stefan Penninger schon in die Wiege gelegt worden zu sein. Mit viel Herzblut und Freude an der Sache führt er das Erbe der Familie Penninger fort. Dabei setzt er nicht nur auf den Erhalt der Tradition, sondern auch auf die ständige Weiterentwicklung der Hausbrennerei Penninger. Reinhard Penninger wird weiterhin beratend im Unternehmen tätig sein. Die 1905 gegründete Hausbrennerei Penninger ist seit jeher in Familienhand. Das Traditionsunternehmen produziert seit mehr als 100 Jahren Spirituosen im niederbayerischen Hauzenberg. Bekannt ist es vor allem für die Kräuterspirituosen Blutwurz und Bärwurz. Reinhard Penninger war von 1987 bis 2014 alleiniger Inhaber und Geschäftsführer. Penninger beschäftigt am Stammsitz und in neun Filialen annähernd 60 Mitarbeiter und produziert pro Jahr knapp 1 Mio. Flaschen Spirituosen und Essig. Die Familie Penninger ist dem Ins­t itut für Gärungsgewerbe eng verbunden. Stefan Penninger ist

  VERBÄNDE

Corporate Social Responsibility – Der BSI in Brüssel Im März hat der Bundesverband der Deutschen Spirituosen-Industrie und -Importeure e.V. (BSI) mit rund 120 Gästen seinen 4. Parlamentarischen Abend in Brüssel durchgeführt. Deutsche Politik- und Wirtschaftsvertreter diskutierten u.a. mit Beamten der Europäischen Kommission und Abgeordneten des Europäischen Parlaments das Thema „Corporate Social Responsibility im Rahmen von Genuss, Tradition und Kultur“.

18

Brauerei Forum  –  April 2017

Reinhard (l.) und Stefan Penninger Absolvent des Destillateur-Aufbaukurses. In diesem Jahr wird er außerdem den Destillateurmeisterkurs besuchen und die Prüfung zum Geprüften Destillateurmeister vor der IHK Berlin ablegen. Sein Vater Reinhard bereicherte bereits im Jahr 2009 das IfGB-Forum mit einem Fachvortrag.

VDW

BSI

(F.) Friedlinde Gurr-Hirsch, MdL, Staatssekretärin im Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Würt­ temberg, Stuttgart, führte aus: „Kunden, Investoren, Mitarbeiter, Öffentlichkeit und Politik erwarten von Unternehmen verantwortungsbewusstes Handeln. Dass sich der BSI und seine Mitgliedsunternehmen diesem Thema stellen, begrüße ich sehr.“ Gesine Meißner, Mitglied des Europäischen Parlaments (FDP), Brüssel, ergänzte: „Alkohol und Spirituosen haben eine lange Tradition in unserer Kultur. Maßvollen

Foto: Penninger

Konsum sicherzustellen, ist Aufgabe von Erziehung in der Familie.“ Thomas Ernst, Stellvertretender Präsident des BSI, erklärte, dass Spirituosen zum Genuss und zur Lebensfreude beitragen. Er appellierte an die europäische Politik: „Zu einer freiheitlichen, demokratischen Gesellschaftsordnung gehört es, dass Konsumentinnen und Konsumenten eine informierte und eigenverantwortliche Auswahl für die von ihnen konsumierten Produkte treffen. Die dazu notwendige sachliche Information und Transparenz stehen im Zentrum des Handelns sowohl der Wirtschaft als auch der Politik.“

1. Tag des Deutschen Whiskys Am 24. Juni 2017 dreht sich alles um den deutschen Whisky. Der Verband Deutscher Whiskybrenner (VDW) wird auch künftig stets am letzten Samstag im Juni den deutschen Whisky unter anderem bei Verkostungen, Besichtigungen, Vorträgen in den Fokus rücken. (F.) Ein gemeinsamer Tag, aber ein individuelles Programm – das ist die Devise für den Tag des Deutschen Whiskys. Und so können sich Interessierte und Besucher auf ein buntes Programm freuen, das von den einzelnen Brennereien auf deren jeweiliges Profil zugeschnitten wird. Der im Jahr 2012 gegründete Verband Deutscher Whiskybrenner zählt 34 Brennereien und 6 Fördermitglieder. www. deutsche-whiskybrenner.de


Nachrichten aus dem Institut für Gärungsgewerbe und Biotechnologie zu Berlin

  MESSEN

Craft Spirits Festival Destille mit Rekordbeteiligung Am 1. und 2. April veranstalteten Theo Ligthart und Thomas Kochan das 6. Festival für handwerklich produzierte Spirituosen in der Heeresbäckerei in Berlin-Kreuzberg. Das Festival mit 87 Ausstellern aus 12 Ländern war ein voller Erfolg. Auch das Rahmenprogramm mit Verkostungen und Vorträgen wurde deutlich erweitert. (WiK) Die Besucher zeichneten sich durch großes Interesse an Details zu Produktion und Sensorik aus. Sie verkosteten neugierig, konzentriert und kauften mehr als im Vorjahr. Das Craft Spirits Festival Destille ist auch ein Branchen-Barometer. Es gab noch viel Gin und Whisky, allerdings begleiten heute traditionelle Wacholder-Spirituosen die Gin-Welle und fassgelagerte Getreidebrände profitieren vom Whisky-Hype. Dass Rhum Agricole das Potenzial einer neuen Trendspirituose besitzt, zeigte die von Sebastian Trommsdorff, Séraline, organisierte Themeninsel. Kein Wunder, dass der Karukera Rhum Blanc Agricole im Rahmen des Des­t ille Berlin Craft

Spirits Awards zur “Spirit of the Year” gekürt wurde. Aber was gab es wirklich Neues? Einen Himbeer-Glitzer-Likör von Gregor Thormann, Spirituosenschmiede, den Verschnitt von Wein- & Tresterbrand vom Freimeisterkollektiv und den Smokecraft Vodka von Robert Köcke. „Das Craft Spirits Festival ist eine inspirierende Veranstaltung“, sagte IfGB-Koordinatorin Wiebke Künnemann. „Es macht mich glücklich zu sehen, wie viele unserer Absolventen erfolgreich im Markt unterwegs sind. Die jungen Wilden aus den Traditionsbrennereien und die mutigen Quereinsteiger stehen sich in Sachen Kreativität in nichts nach.“

1

Abbildungen 1 Tradition trifft Newcomer: Rainer Möbus (l.) von der Traditionsdestillerie aus Franken im Gespräch mit IfGB-Absolvent Matthias Wiegand, Manufactur Wiegand aus Weimar 2 Smokecraft Vodka von Robert Köcke 3 Christoph Eversbusch mit seinem preisgekrönten Doppelwacholder (vorn). „Korn kann anders“ lautet das Motto des IfGB-Alumni Georg Glitz-Ehring­hausen, der unter dem Konterfei seines Großvaters eine facettenreiche Kollektion fassgelagerter Getreidebrände präsentiert (hinten) 4 Wacholder: Mit seinem Steinhäger und dem neu entwickelten Friedrichs Dry Gin bedient Schwarze und Schlichte Tradition und Moderne 5 Judith und Kai Elmendorff begeistern ihre Gäste für ihren fassgelagerten Kornbrand

3

4

Fotos: WiK

2

5

Brauerei Forum  –  April 2017

19


IfGB AKTUELL

  MESSEN

ProWein – Treffpunkt auch für Brenner und Spirituosenhersteller Am 21. März ging die ProWein in Düsseldorf zu Ende. Mit 6500 Ausstellern aus mehr als 60 Nationen und 58 500 Fachbesuchern aus 130 Ländern ein großer Erfolg. Neben Weinen aus allen Anbauregionen der Welt wurden rund 300 Spirituosenspezialitäten vorgestellt. Manche Spirituosenhersteller trauern noch immer der früheren „Spirituosenhalle“ nach, haben sich aber inzwischen innerhalb ihrer Länderhallen ausgezeichnet etabliert. (WiK) Laut Veranstalter haben knapp 60 % aller Fachbesucher direkt während der Messe geordert bzw. kurz danach. Für die großen Unternehmen, die sowohl Wein als auch Spirituosen produzieren und vermarkten, ist die ProWein die ideale Veranstaltung. Henkell ist auch mit Kuemmerling vertreten, Rotkäppchen-Mumm mit Nordbrand Nordhausen. Daneben finden

1

2

20

Brauerei Forum  –  April 2017

sich aber auch mittelständische Brennereien und Likörmanufakturen wie die Meißener Spezialitätenbrennerei oder Steinhauser, aber auch solche ohne Bezug zum Wein wie z.B. Destilleum. Das Rahmenprogramm wendete sich gleichermaßen an Handel und Gastro. Es bot rund 500 Tastings und Veranstaltungen, die direkt an den Ständen der Aussteller oder im ProWein Forum stattfanden. Die Feinbrennerei Sasse stellte neben fassgereiften Kornbränden auch ihren Himbeer-Likör Amérie vor, der als münsterländische Antwort auf Aperol daherkommt. IfGBAbsolvent Hendrik Viefhues hat die Workshops und Verkostungen mit

den Auszubildenden konzipiert und am Stand durchgeführt. Ein besonderes Highlight wurde zuerst für den Messeauftritt entwickelt. Das große Wohnzimmertasting: Dieses umfasst vier Kleinflaschen fassgelagerter Getreidebrände in einer ansprechenden Pappbox. Per QRCode kann sich der Kunde außerdem bei der heimischen Verkostung auf einen virtuellen Rundgang durch die Feinbrennerei begeben. Arthur Nägele, Spirituosenakademie, hielt am WSET (Wine and Spirits Education Trust)-Stand einen RumVortrag mit Tasting. Rum erlebt eine Renaissance: „Ich glaube aber nicht, dass es einen Boom geben wird wie beim Whisky“, so der Referent.

Abbildungen 1 Branchen-Treff am Stand von Hardenberg-Wilthen: Werner Albrecht, BMEL, Friedrich Schwarze, Schwarze und Schlichte, William Verpoorten und Peter Nicolay, beide Verpoorten 2 Gregor Thormann, Spirituosenschmiede, stellt seinen Rum vor 3 Martin Steinhauser, von der gleichnamigen Weinmanufaktur und WhiskyDestillerie begrüßt eine frühere Weinkönigin 4 IfGB-Alumni Michael Mayer, Edelbrennerei Destilleum

3

Fotos: WiK

4


Nachrichten aus dem Institut für Gärungsgewerbe und Biotechnologie zu Berlin

  IfGB-FORUM

15. IfGB-Forum – Das Branntweinmonopol endet, das Alkoholsteuergesetz kommt Noch sind es fast fünf Monate bis zum 15. IfGB-Forum am 26. und 27. September in Dresden-Radebeul. Die ersten Anmeldungen lagen aber bereits vor, noch ehe die Homepage freigeschaltet war. Die Besichtigung beim Gastgeber Mast-Jägermeister SE im Werk Kamenz ist sicher mit ein Grund dafür, dass das 15. IfGB-Forum Spirituosen und Brennerei mit Spannung erwartet wird. Hinzu kommt ein vielseitiges Vortragsprogramm, das sich auch mit den jüngsten Herausforderungen, wie dem ab 1.1.2018 geltenden Alkoholsteuergesetz, auseinandersetzt. (WiK) „Brennereien und Spirituosenhersteller stehen vor dem Beginn einer neuen Ära“, sagt Werner Albrecht vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, mit Blick auf das endgültige Ende des Branntweinmonopols. So gilt gerade seinem Vortrag und dem von Angelika Wiesgen-Pick vom Bundesverband der Deutschen Spirituosenindustrie und -importeure besondere Aufmerksamkeit. RA Lucia Schwab, Rotkäppchen-Mumm, wird eine Präsentation zum Markenrecht halten. Dass die Branche sich nicht nur aktuellen Herausforderungen zu stellen hat, sondern mit Ideenreichtum und Innovationskraft den Getränkemarkt bereichert, zeigen weitere Vorträge des IfGB-Forums. Margit Mähringer, Alte Kurhaus Brennerei Hans Hertlein, illustriert den langen Weg zum BioZertifikat: von der Idee über den Rohstoff-Einkauf über Produktion und Qualitätsmanagement bis zur Zertifizierung.

Sebastian Trommsdorff, Séraline, erörtert die Frage, ob der aus Zuckerrohrsaft hergestellte Rhum Agricole dem Malt Whisky langfristig den Rang ablaufen wird. Joachim Alt-Enderle von der gleichnamigen Brennerei und Likörfabrik präsentiert Erfahrungen aus der Destillation von Zuckerrohrsaftmaischen in Deutschland. Der Gemeinschaftsvortrag von Hubertus Vallendar von der Brennerei gleichen Namens und Eberhard Schell aus der Schokoladenmanufaktur zeigt die Eröffnung neuer Marktchancen durch Brände und Geiste in Pralinen oder Schokoladen. Erläutert aber auch die Rohstoffauswahl und technische Details der Verarbeitung. Dr. Martin Senz vom Fachgebiet Bio­ prozesstechnik und Angewandte Mikro­biologie (BEAM) VLB Berlin, wird gemeinsam mit Karl Burger vom Co-Sponsor Lallemand den Fermentations-Schwerpunkt gestalten. Das vorläufige Programm im Netz www.ifgb.de/dresden2017

Mast-Jägermeister SE Jägermeister gehört international zu den Top Ten der meistverkauften Premium-Spirituosen. Die MastJägermeister SE ist im Geschäftsjahr 2016 erneut gewachsen. Das Unternehmen steigerte den weltweiten Absatz der Marke Jägermeister von 88,3 Mio. 0,7-l-Flaschen (2015) auf 91,4 Mio. Flaschen (2016). Im Frühjahr 2017 kam eine Premium Line Extension hinzu: Jägermeister Manifest mit Noten von Anis und Trockenobst sowie von Vanille geprägten Holzlagernoten. Diese resultieren aus den mehr als 56 Kräutern, dem höheren Alkoholgehalt (38 % vol) und einer speziellen Fasslagerung. Rund 900 Mitarbeiter arbeiten weltweit für das seit 1878 bestehende Unternehmen. 1996 ging das Abfüllwerk in Kamenz in Betrieb. Von dort aus wird vor allem in Richtung Osteuropa und Spanien exportiert. Im Rahmen des IfGB-Forums lädt das Jägermeister-Werk Kamenz zur Betriebsbesichtigung und zum Begrüßungsabend ein.

Hauptsponsor

Co-Sponsor

Fotos: Jägermeister

Brauerei Forum  –  April 2017

21


BETRIEBSWIRTSCHAFT

  STRUKTURWANDEL

Chancen durch Wettbewerber in Schwierigkeiten? Die Anzahl der „klassischen“ Brauereien nimmt unverändert ab. Gerät ein direkter Konkurrent in wirtschaftliche Schwierigkeiten, wird dieser Vorgang oft nur interessiert beobachtet. Dabei bietet aber nicht das passive Abwarten, sondern erst das zielgerichtete Vorgehen Chancen für das eigene Unternehmen. Wenn ein Konkurrent in wirtschaftliche Schwierigkeiten gerät, entsteht für die eigene Brauerei eine neue Situation. Daher sollten folgende Fragen möglichst schnell beantwortet werden: Ändern sich mit der Schieflage des Wettbewerbers kurzfristig die eigenen Unternehmensziele? Oder bleiben sie bestehen? Und mit welchen Maßnahmen könnten neue Ziele – sofern vorhanden – erreicht werden? Unter einem Konkurrenten wird hier eine Brauerei verstanden, die zumindest teilweise dieselben Kunden versorgt und über einen signifikanten Marktanteil verfügt.

Tab: 1: Sicherheitsgrad von Informationen von Wettbewerbern Quellen Eine

Mehrere, aber verbunden

Mehrere

22

Informationen Brauereien erhalten über ihre direkten Mitbewerber zahlreiche Informationen, sind doch die Lieferanten und Kunden oftmals identisch. Zudem gibt es häufig auch bei unterschiedlichen Anlässen direkte Kontakte zwischen den Mitarbeitern von Brauereien. Trotzdem ist es schwierig, belastbare Fakten zu gewinnen. Dies gilt besonders, da Gerüchte auch bewusst verbreitet werden können. Vor diesem Hintergrund sollte aber dennoch nicht

darauf verzichtet werden, selbst sogenannte „schwache Signale“ zu analysieren. Allerdings müssen immer Gerüchte von Fakten getrennt werden. Typisch für den Beginn von wirtschaftlichen Krisen ist die meist große Ungewissheit. So sind zunächst oft nur wenig belastbare Fakten über den Mitbewerber bekannt. Deshalb sollten ganz gezielt verschiedene Kontaktpersonen, darunter auch Kunden und Lieferanten, angesprochen werden, um ein aussagekräftiges Gesamtbild zu bekommen. Welche Qualität die jeweiligen Informationen haben, zeigt Tabelle 1. Auch die eigenen Mitarbeiter können angesprochen werden, sich umzuhören. Erhalten sie Informationen, leiten sie sie weiter, ohne sich selbst an Gerüchten oder Spekulationen zu beteiligen. Damit soll aber keineswegs dazu aufgerufen werden, Mitbewerber aktiv auszuspähen. Wichtig ist jedoch immer, die gesammelten Informationen vertraulich zu behandeln. Wirtschaftliche Probleme Vor der Umsetzung konkreter Pläne müssen die Stärken und Schwächen des Konkurrenten analysiert

Belastbarkeit der Information

Sicherheitsgrad

Beispiel

nicht prüfbar

gering

Ein Außendienstler hört von „Problemen”

Mittel

Ergänzend berichtet ein zweiter Außendienstler über Bemühungen der Brauerei, Zahlungsziele zu verkürzen

hoch

Zusätzlich informiert ein Einkäufer über Zahlungs­ schwierigkeiten bei einem gemeinsamen Lieferanten. Ein Verkäufer des Konkurrenten signalisiert die Bereitschaft zum Arbeitsplatzwechsel

Anzeichen feststellbar

Auswirkungen konkret

Brauerei Forum  –  April 2017

werden. Dieses kurze Innehalten schützt nicht nur vor überhasteten Entscheidungen. Vielmehr schafft es darüber hinaus die Basis, bei entstehenden Chancen, entschlossen handeln zu können. Allgemein betrachtet, ergibt sich eine Schwäche daraus, dass der Gewinn der in der Krise befindlichen Brauerei nicht ausreichend ist. Die Einnahmen lassen sich überschlägig feststellen, können doch sowohl die Absatzmengen als auch die erzielten Preise hinreichend genau kalkuliert werden. Auch die Produktionskosten dürften bei vergleichbarer technischer Ausstattung relativ genau einzuschätzen sein. Meistens sind ausreichende Kenntnisse über die technische Ausstattung vorhanden, sodass ein eventueller Investitionsstau leicht festgestellt werden könnte. Grundsätzlich wird ein Konkurrent am Markt nicht lange Zeit erfolgreich sein, ohne Stärken zu haben. Daher sollte eine Analyse immer den relativen Stärken besondere Aufmerksamkeit schenken, also den Bereichen, in denen die konkurrierende Brauerei besser ist als das eigene Unternehmen. Die Anerkennung von Stärken bedeutet gleichermaßen das Eingestehen eigener Schwächen. Zwar mag es für die Brauereileitung kein Problem sein einzuräumen, dass z.B. das Sudhaus des Konkurrenten zwölf Jahre jünger und damit technisch leistungsfähiger ist. Schwierigkeiten können allerdings brauereiintern entstehen, wenn dem Außendienst des Konkurrenten größere Erfolge zugestanden werden müssen. Deshalb sollten entsprechende Bewertungen nur im engsten Kreis erfolgen. Solche Einschätzungen können helfen, bei späteren Verhandlungen zu weit gehende Zugeständnisse zu vermeiden und eine zu optimistische Vorgehensweise auszuschließen.


Vorteil des Konkurrenten

Aktiva

Integrationsaufwand

Firmengelände

Hoch, da die Brauerei komplett umziehen müsste

Nur bei Insolvenz

Hoch, da großer Investitions­ aufwand und meistens nur Gesamterwerb möglich

Gute Ausstattung der Arbeitsplätze

Geschäfts- und Büro­ ausstattung, insbeson­ dere in die DV-Anlage

Gering

Gut, bei Schrumpfung würden einzelne Arbeits­plätze und deren Ausstattung nicht mehr benötigt

Gering, da überschaubar Aufwand, Nutzen klar erkennbar

Zusätzliches Produkt

Spezielle Produktionsanlagen

Mittel, da Produkt in das Vertriebsprogramm aufgenommen werden müsste

Mittel, evtl. Verkauf möglich

Mittel, da Kunden Produkte akzeptieren müssen

Geringere Produktions­ kosten

Produktionsanlagen

Gering, da eine Integra­ tion einzelner Anlagen vergleichsweise einfach

Nur bei Insolvenz bzw. völliger Neustruk­ turierung

Gering, da Kosten und Nutzen eindeutig ermittelbar

Mittel, da bisher starke Konkurrenzsituation

Gut, da Mitarbeiter vom Arbeitsplatzverlust bedroht sind

Mittel, nur geringe Investi­ tionen erforderlich, allerdings sind die Erwartungen der Kunden zu erfüllen

Verkehrsgünstiger Standort

Neue Regionen, Kunden

Verkaufsmitarbeiter

Möglichkeiten und Ziele Zwischen den Brauereien einer Region bestehen oft vielfältige, unter bestimmten Umständen sogar partnerschaftliche Beziehungen. Benachbarte Brauereien sehen sich nämlich nicht immer als unmittelbare Konkurrenten, sondern manchmal auch als Verbündete im Kampf gegen überregionale Wettbewerber. Allerdings gibt es auch die gegenteilige Situation. Wenn sich etwa Brauerei-Inhaber als läs­t ige Mitbewerber wahrnehmen oder – noch schlimmer – persönlich anfeinden. Solche individuellen Befindlichkeiten sollten einem immer bewusst sein, um das Wohl der eigenen Brauerei nicht aus den Augen zu verlieren. Denn nicht nur Feindschaft ist ein schlechter Ratgeber bei Verhandlungen, auch die Freundschaft zu Geschäftspartnern hat ihre Tücken. Gibt es hier zu enge persönliche Verbindungen, kann es schwierig werden, zwischen den eigenen Unternehmenszielen und Gefälligkeiten aufgrund von Sympathie zu unterscheiden. Wer hier befangen ist, sollte den folgenden Prozess an seine Mitarbeiter delegieren. Vor der Festlegung konkreter Ziele und ihrer Umsetzung ist die Frage zu beantworten: Ist der Austritt des Konkurrenten aus dem Markt für die eigene Brauerei

vorteilhaft? Viele Getränkehändler und Gaststätten wollen eine Mindestzahl an Biermarken oder spezielle Sorten anbieten. Verschwindet hier ein Unternehmen mit seinem Sortiment, öffnet sich rasch die Tür für neue Anbieter. Wird der Fortbestand der Brauerei als bessere Lösung angesehen, ergeben sich zwei Handlungsoptionen:  Kapitalbeteiligung oder  die vollständige Übernahme des Unternehmens unter Beibehaltung des ursprünglichen Namens. Letzteres ist jedoch im schrumpfenden Biermarkt eine problematische Strategie, auch aus Sicht der Risikomaximierung des Inhabers. So gibt es viele Beispiele, dass der Kauf einer Brauerei und die Weiterführung der Produktion mit den eigenen Kapazitäten selten erfolgreich war. Gerade auf einem regionalen Markt werden die Konsumenten immer erfahren, woher ihr Bier kommt, und die alte Marke rasch mit dem neuen Besitzer in Verbindung bringen. Im weiteren Artikel wird deshalb davon ausgegangen, dass ein Fortbestand des Wettbewerbers für die eigene Brauerei kein explizites Ziel darstellt. Eine bewusste Schwächung sollte jedoch – auch als Nebenziel – keine Rolle spielen. Dies würde langfristig nur Verlie-

Möglichkeit des Erwerbs

Chancen/Risiken

rer hervorbringen. Aus den Stärken und Schwächen des Wettbewerbers lässt sich aber ableiten, welche Aktiva von Interesse sind. Dabei kann es sich um materielle Werte, wie eine neue Hefereinzucht oder ein interessantes Saisonbier handeln, einige umsatzstarke Gaststätten, aber auch um immaterielle Werte, wie einen besonders erfolgreichen Außendienstler.

Tab. 2: Aktiva des Wettbewerbers, welche für das eigene Unternehmen interessant sind

Unternehmerisches Handeln Der Erwerb von Aktiva kostet Geld. Deshalb ist zunächst der finanzielle Spielraum abzustecken. Dabei sind sowohl die Inhaber als auch die Banken im Hinblick auf die Bereitstellung von Fremdkapital zu berücksichtigen. Letzteres ist meist schwierig, da Banken dazu neigen, bei Problemen eines einzelnen Anbieters Risiken für die gesamte Branche zu vermuten. Zu diesem frühen Zeitpunkt ist es noch nicht notwendig, exakte Beträge festzulegen. Allerdings kann die Orientierung an einem bestimmten finanziellen Rahmen helfen, unrealistische Ziele gar nicht erst anzustreben. In einer knappen Aufstellung können die Vorteile des Konkurrenten erfasst werden, wie etwa in Tabelle 2 beispielhaft aufgeführt. Für eine solche Aufstellung ist es unerheblich, ob sich entspreBrauerei Forum  –  April 2017

23


BETRIEBSWIRTSCHAFT

chende Werte im Besitz des Konkurrenten befinden, also materielle Vermögensgüter darstellen, oder ob es sich um immaterielle Güter handelt, wie Verkaufskontakte oder Kunden. Auch wenn bei Mitarbeitern sicherlich nicht von einem „Besitz“ gesprochen werden kann, werden diese in der Aufstellung dennoch nicht fehlen. Auf Basis der Attraktivität der einzelnen Vermögens­güter werden dann Zusammenhänge ermittelt. So stellt sich etwa bei der Produktion spezieller Biersorten die Frage, ob die hierzu erforderlichen technischen Anlagen ausreichen oder ob auch der Vertrieb zu übernehmen ist. In der Gesamtsicht wird offensichtlich, dass die vollständige Übernahme die größten Chancen, aber auch die größten Risiken bietet. Werden entsprechende Überlegungen angestellt, ist Folgendes zu berücksichtigen:  Warum ist der Mitbewerber in Schwierigkeiten geraten?  Werden die Gründe dafür auch nach einer Übernahme noch fortbestehen? Ohne eine vollständige Übernahme ausschließen zu wollen, ist angesichts der hohen Zahl gescheiterter Übernahmen festzuhalten, dass Brauereien leichter gesundschrumpfen als gesundwachsen. Weiteres Vorgehen Die Formulierung der eigenen Ziele ist die Ausgangslage für das weitere Vorgehen. Dabei dürfte Abwarten nur in wenigen Fällen eine wirkliche Alternative sein. Dies gilt besonders, da mit der Verschärfung der

Autor

Nach einer Lehre zum Brauer und Mälzer bei der Kronenbrauerei, Dortmund, studierte Chris­t oph Th. Schneider Betr iebsw ir tschaftslehre in Marburg und Dortmund. Heute arbeitet er im Rechnungswesen bei einem Konzern im Bereich der Investitionsgüter.

24

Brauerei Forum  –  April 2017

sein. Daher ist eine Gewichtung vorzunehmen, da sich beide Verhaltensweisen kaum kombinieren lassen. Zwar mag es möglich sein, erst mit dem Wettbewerber zusammenzuarbeiten, um später die bewusste Auseinandersetzung zu suchen, wenn etwa einzelne Mitarbeiter vom Wechsel überzeugt werden sollen. Ob dieses Vorgehen allerdings im Rahmen eines fair geführten Wettbewerbs sinnvoll ist, erscheint mehr als fraglich. Bei allem Konkurrenzdenken sollte aber nie vergessen werden, dass sich die aktuelle Situation auch umkehren könnte. Praktische Durchführung Nach der Vorbereitung kommt der Zeitpunkt, zu dem das persönliche Gespräch mit dem BeFoto: Jan Biering troffenen gesucht wird. Dabei ist dessen schwierige SituatiKrise sich weitere Interessenten mit on zu beachten. So handelt es sich der Brauerei beschäftigen können. bei Brauereien oft um das LebensSollten diese dann selbst eine kom- werk ihrer Eigentümer, weshalb ein plette Übernahme anstreben, wür- Scheitern der Geschäftstätigkeit de dies die eigenen Pläne durch- eine sehr persönliche Angelegenkreuzen. heit darstellt. Anderseits gehört das Im Rahmen einer möglichen In- Ausscheiden von Wettbewerbern solvenz stellt der Fortbestand der zur Marktwirtschaft. Brauerei das vorrangige Ziel des Werden Gespräche geführt, können Insolvenzverwalters dar. Mit der sie sich in vier Richtungen entwiÜbernahme durch einen finanz- ckeln: starken Partner und Zugeständ-  Der Berufskollege streitet wirtnissen von Mitarbeitern, Kunden schaftliche Schwierigkeiten ab und Lieferanten könnte der geund lehnt weitergehende Geschwächte Wettbewerber wieder spräche ab. zum Konkurrenten werden. Die  Es werden wirtschaftliche Prowesentliche Frage ist also die, ob bleme eingeräumt und auch Mögeine Zusammenarbeit mit dem anlichkeiten der Zusammenarbeit geschlagenen Wettbewerber oder skizziert, die Überlebensfähigaber bewusst die Konfrontation keit der eigenen Brauerei aber gesucht wird. nicht angezweifelt. Eine Entscheidung hängt davon ab,  Die Probleme werden als schwerwelche Aktiva für die eigene Brauewiegend identifiziert, die mittelrei interessant sind. Handelt es sich fristig bevorstehende Insolvenz um Vermögenswerte, welche sich in eingeräumt. der rechtlichen Verfügungsmacht  Die Insolvenz ist bereits eingetredes Konkurrenten befinden, wird ten oder es wurde ein Vergleichsnur eine Zusammenarbeit zu einer verfahren eingeleitet. Lösung führen. Sollen dagegen gewisse Mitarbeiter zum Wechsel des Lehnt der Konkurrent jedoch GeArbeitgebers bewogen oder Gast- spräche ab, ist festzustellen, welstätten beliefert werden, wird dies che Aktiva auch ohne seine Zustimmeist zu Auseinandersetzungen mung erworben werden können. führen. Diesen kann jedoch bei Dabei wird es sich vor allem um Einhaltung der gesetzlichen Vor- immaterielle Werte handeln. Ingaben gelassen entgegengesehen teressante Mitarbeiter werden im werden. Rahmen der zulässigen VorgehensIm Regelfall dürften immer mehre- weise auf einen Wechsel des Arre interessante Aktiva vorhanden beitgebers angesprochen. Kunden


hingegen sollten nicht mit den Schwierigkeiten konfrontiert werden. Allerdings kann auch dort durchaus eine verstärkte Präsenz erfolgen und etwa das Werben um attraktive Gaststätten erhöht werden. Werden wirtschaftliche Probleme eingeräumt, ist damit häufig auch die Bitte um Unterstützung verbunden. Hier gilt es zu verdeutlichen, dass der Mitbewerber in der aktuellen Situation nicht übervorteilt werden soll, aber das Interesse der eigenen Brauerei im Mittelpunkt steht. Auf Basis der Vorarbeiten können Angebote gemacht werden. So lässt sich die eigene Verhandlungsposition verbessern, wenn etwa eine unverzügliche Zahlung in Aussicht gestellt wird, verbunden mit der Beseitigung von möglichen Liquiditätsengpässen. Bestehen schon schwerwiegende Probleme und erscheint eine Insolvenz unabwendbar, könnte der Brauerei-Inhaber dem Verkauf einzelner Aktiva besonders aufgeschlossen gegenüberstehen. Dies gilt besonders, da bei einer Personengesellschaft die Zahlungen dem Inhaber direkt zufließen. Hier droht allerdings die Gefahr einer möglichen Insolvenzverschleppung, die zur Rückabwicklung des Kaufes führen kann. Deshalb ist bei derartigen Transaktionen ein Rechtsanwalt hinzuzuziehen. Zu vermeiden sind aber in jedem Fall vertrauliche Absprachen, welche den Kaufpreis in offizielle und inoffizielle Zahlungen aufteilen. Allerdings können Gesamtpakete geschnürt werden, die neben der Übernahme von Vermögensgütern auch die zumindest zeitweise Einstellung betroffener Mitarbeiter beinhalten. Mit dem Eintritt der Zahlungsunfähigkeit bestimmt das Insolvenzgericht einen Insolvenz­verwalter. Da seine Bestellung in der Verantwortung des Gerichtes liegt, hat der betroffene Brauerei-Inhaber keinen Einfluss auf die Auswahl. Grundsätzliches Ziel ist die Fortführung des Geschäfts-

betriebs. Deshalb wird in ers­ ter Linie ein Käufer für die gesamte Brauerei gesucht. Daher wird man beim Versuch, einzelne Vermögensgüter zu erwerben, kaum unmittelbar zum Zuge kommen. Steht der Verkauf allerdings fest, ist sowohl eine Teilnahme am Verkauf einzelner Güter bei einer Auflösung der Brauerei als auch die Kontaktaufnahme mit dem Käufer der gesamten Aktiva möglich. Mit dem Ausscheiden des Wettbewerbers werden entstehende Marktlücken – etwa die Produktion bestimmter Spezialitäten oder die Belieferung besonders umsatzstarker Gaststätten – unmittelbar genutzt, bevor sich die Konkurrenz positionieren kann. Dabei wird entschieden, welche rentablen Projekte übernommen werden sollen. Sonderfall Mitarbeiter Geht es einer Brauerei wirtschaftlich schlecht, informieren sich umsichtige Mitarbeiter über neue Möglichkeiten der Beschäftigung. In diesem Fall kann der Brauerei-Inhaber auf die Idee kommen, diese Bewerber mit seinem Stammpersonal zu vergleichen. Sollte bei dem Vergleich die eigene Belegschaft schlecht abschneiden, könnten Mitarbeiter ausgetauscht werden. Von einem derartigen Vorgehen ist jedoch abzuraten. Zwar mögen sich kurzfristig Vorteile für die Brauerei ergeben. Langfristig wird jedoch die Furcht vor ähnlichen Entwicklungen die eigenen Mitarbeiter verunsichern und eher dazu bewegen, sich ihrerseits andere Arbeitsplätze zu suchen. Davon abgesehen, können aber bei Bedarf zusätzliche Mitarbeiter eingestellt werden. Auch die zeitlich befristete Übernahme zur Weitergabe von Wissen, wie eine bestimmte Anlage gefahren oder ein Spezialbier hergestellt wird, kann hilfreich sein. Damit wird den betroffenen Mitarbeitern der geschlossenen Brauerei eine Atempause verschafft, ohne die eigenen Mitarbeiter zu verunsichern.

INTERNATIONAL MICROBREW SYMPOSIUM Market – Technology – Quality 11th September 2017, Munich

The International MicroBrew Symposium is an industry event that addresses professional brewers from brewpubs and craft breweries from around the world. Topics ++ Technological / Technical aspects ++ Overview of the international market trends ++ General concepts for small-scale brewery plants ++ Raw materials ++ Yeast ++ Quality control The symposium is co-located to the drinktec 2017, the world’s leading trade fair for the beverage and liquid food industry. SUPPORTED BY

CO-LOCATED TO

www.vlb-berlin.org/en/microbrew2017 VLB Berlin, Seestraße 13, D-13353 Berlin – Germany Tel: +49 30 450 80-245, Fax: +49 30 450 80-210 rahl@vlb-berlin.org

Brauerei Forum  –  April 2017

25


BETRIEBSWIRTSCHAFT

  BRAU-BÖRSEN-BILANZ

ABI verkauft 2016 500 Mio. hl Bier Die deutschen Börsen sind fest ins Jahr 2017 gestartet. Der Dax30 (FAZ-Index der Top100) tendierte im Januar 2017 gegenüber Ultimo 2016 +0,5 (+0,7) % freundlicher auf 11 535 (2292) Punkte. Im Februar legten die Börsenbarometer +2,6 (+2,3) % zu auf 11 834 (2344) Zähler. Am 10. März 2017 gingen die beiden Indizes bei ca. 11 963 (2365) Punkten aus dem Markt. Die Radeberger Gruppe KG hat für 2016 ca. 1,5 % Mehrumsatz gemeldet. Das wären ca. 2,0 Mrd. € Umsatzerlöse in der Bier- und AfGSparte des Hauses Oetker bei 1,966 Mrd. € in 2015 (nach 1,929 und 1,843 Mrd. €). Ihren Getränkeabsatz gab Frankfurt/Main mit –1 % an und verwies auf die Abgabe von „Corona“ an Markenhalter ABI. 2015 hatte Radeberger ca. 13 Mio. hl Getränke verkauft (+1 %), wobei der BarthBericht den Bierausstoß mit 11,8 Mio. hl angab. Die Gruppe freue sich über ihre Leistung, die sie ohne aktive Teilnahme an den Preis- und Konditionsfeuerwerken in Handel und Gastronomie erzielt habe, wie Dr. Niels Lorenz, Sprecher der RadebergerGeschäf t s f ühr ung , unterstrich. Umsatz freundlich Erstmals traf der ohnehin zurückhaltend kommuniz ierende Branchenprimus in seiner Pressemitteilung für 2016 keine Angaben mehr zur Entwicklung einzelner Sortimente, Marken und Standorte. Vielmehr lieferte er einen kritischen Marktausblick für eine Branche, die nicht auf Rosen gebettet sei: Der Inlandabsatz verteile sich auf immer mehr Marken und Mitspieler. Mehrmengen von einzelnen Marken stünden sinkende Aktionspreise und steigende Aktionsraten im Handel gegenüber. Höhere Exporte brächten wegen niedrigerer Margen keinen adäquaten Ergebnisbeitrag. Auch wegen massiver Überkapazitäten und neuer Spielregeln am Markt in Zeiten der Digitalisierung zeichne sich ein Steherrennen ab, bei dem Brauer ausscheiden würden. Radeberger

26

Brauerei Forum  –  April 2017

setze auf Regionalität dort, wo sie für den Markterfolg erforderlich ist, indes auf „Zentralität“, wo sie Stärke und Wettbewerbsvorteile bringt.

weiter bei Radler inkl. Alkoholfrei auch dank „Naturtrüb“ auf 491 (461/450/435) Thl, Alkoholfrei auf 362 (352/348/333) Thl, „Krombacher’s Fassbrause“ im Akquisitionen Biersegment auf 100 Betont wurden von der (91/89/85) Thl und Heute in der Oetker-Brausparte, die neu „Brautradition“ Brau-BörsenVeränderungswillen auf 30 Thl. Rückläufig Bilanz für sich in Anspruch tendier ten Weizen • ABI nimmt, Zukäufe für inkl . (konstantem) • Flensburger mehr Markt-KnowAlkoholfrei auf 214 • Gilde how und Kundennähe: (223) Thl, Hell im • Heineken Radeberger hat sich 3. Jahr auf 61 (66/64) • Krombacher an der Social MediaThl und Dunkel auf • Kulmbacher Agentur OnlineDia25 (34/40/50/20) Thl. • Neumarkter log, Düsseldorf, beAußerhalb der Dach Lamsbräu teiligt und erwartet marke sprang „Vita• Radeberger sich daraus nicht nur malz“ nach Übernah• Veltins u.a. Online-Kommunikame der Markenrechte tion, sondern auch auf 180 (132) Thl. Die Smar t-data-Kompesonstigen Marken mit tenz. Die Beteiligung am Berliner „Rolinck“, „Cab“-Mix, „Eichener“ Startup Gastrofix GmbH (8 Mio. € und „Rhenania“ brachen ein auf Wachstumskapital) soll ihr Lösungs- 115 (135) Thl, auch durch Verzicht paket für die Gastronomie anrei- auf Ausfuhr. Bei den Kanälen habe chern: Gastrofix bietet ein Cloud- Fassbier +1 % gleich 7 Thl zugebasiertes Kassensystem für Apple wonnen auf 698 (691/705/701) iPad und iPod an. Zugekauft wurde Thl. Mitgeteilt wurden gut 1,6 Tsd. A&O Getränke als Marktführer für neue Gastro-Objekte und insgeBürobelieferungen im Raum Ber- samt gut 20 Tsd. betreute Betriebe. lin. Er soll zusammengehen mit Gleichfalls 7 Thl mehr gingen in die DurstExpress, dem Marktführer für Ausfuhr auf nun 212 (205/201/187) Getränkelieferungen in Berlin und Thl mit Plus in den USA, England, Brandenburg von Oetker-GAM Ge- Italien, Russland und Südkorea. tränke Hoffmann. Der AfG-Bereich des Hauses Schadeberg hat 2016 mit +4,0 % auf Krombacher 989 (951/876) Thl an der 1-Mio.-hlDie Krombacher Brauerei hat 2016 Marke gekratzt. „Schweppes“ legte ihren Ausstoß im Biersegment dabei dank Tonics und „Wild Berry“ +3,4 % gleich 194 Thl auf 5,948 +6,0 % zu auf 825 (778/718/701) (5,754/5,701) Mio. hl ausweiten kön- Thl. „Orangina“ gab –5,6 % ab auf nen. Bei den Sorten kam die Dach- 102 (108/101/105) Thl bei gut laumarke +3,0 % gleich 166 Thl vo- fenden Kleingebinden, und „Dr Pepran auf 5,653 (5,487/5,469/5,505) per“ –4,6 % auf 52 (54/47/51) Thl, Mio. hl. Der Zuwachs kam zu 2/3 dazu konstant 10 Thl sonstige AfG. vom „Pils“ mit +2,6 % auf 4,370 Der Getränkeausstoß von Kreuztal(4,260/4,250/4,361) Mio. hl. Beim Krombach stieg 2016 so +3,5 % auf 0,5-l-MW wird die Longneck seit 6,937 (6,705/6,577) Mio. hl. Oktober 2016 auf eine Individu- Die Umsätze entwickelten sich alflasche umgestellt. Zuwächse proportional zur Menge. Die Dach-


marke erlöste +3,5 % auf 622,3 (601,2/598,4/568) Mio. €. Die Schweppes-Gruppe setzte +4,2 % auf 101,1 (97,0/88,5/84) Mio. € um. Vitamalz erlöste überproportional mehr auf 11,6 (7,6) Mio. €. Auf Sonstiges entfielen 10,3 (11,2) Mio. € Umsatz. Insgesamt hat die Krombacher Gruppe 2016 so 745,3 (717,0/702,9/670,7) Mio. € erlöst, ein Zuwachs von +3,9 %. Beschäftigt wurden in Krombach 977 (951/968/959) Mitarbeiter. Mit ihren neuerlichen Rekordwerten zeigten sich die Siegerländer mehr als zufrieden. 2017 gehe es um weiteres nachhaltiges Wachstum mit Produkt- und Gebinde-Novitäten und einer nationalen VerbraucherPromotion im Sommer, die Uwe Riehs als Geschäftsführer Marketing avisierte. Veltins Für die Brauerei C. & A. Veltins wurden +2,4 % Zuwachs 2016 auf nun 2,85 (2,78/2,77) Mio. hl Rekordausstoß bereits gemeldet (BF 1-2/2017, S. 31). Bei den Sorten stieg der „Veltins Pilsener“-Ausstoß gleichfalls +2,4 % auf 2,22 (ca. 2,17) Mio. hl. „Veltins“-Fassbier kam dabei auf 485 Thl in ca. 14,5 Tsd. Betrieben und auf über 1 Tsd. Veranstaltungen. Absolut vergleichbar, indes auf sehr viel niedrigerer Basis sprangen die neuen „Grevensteiner“ um +57 % auf 142,5 Thl. Die „V+“-Biermixes gaben erneut ab, auf 327 (351/383) Thl, gesprochen wurde von struktureller Sortenveränderung. In der Pressemitteilung der Hochsauerländer nicht erwähnt wurde die Fassbrause (2015 mit 56 nach 69 Thl). Bei den Gebinden sprang die Dose +29 % auf 159 Thl, wobei die Grevensteiner 94 (95,6) % Mehrweganteil herausstellten. Bei den Kanälen stieg die Ausfuhr +11,9 % auf 207 (185) Thl, auch dank britischer Gastro-Kooperationen und „Grevensteiner“ nach den USA. Der Umsatz stieg in der Brauerei knapp unterproportional +1,9 % auf 315 (309/308) Mio. € bei 627 (635/616) Mitarbeitern. Fertig wurden der Austausch von 3 Läuterbottichen (3,5 Mio. € Volumen) und die neue Fassabfüllung (7 Mio. € in Gebäude und Anlage). Mit ihrer „Offensive 2026“ rüstet sich Meschede für 3 Mio. hl Kapazität in Produktion und Logistik. Die gesamte VeltinsGruppe setzte inkl. GFGH, Facheinzelhandel und Logistik 812 Mio. €

Deutscher Bierabsatz Der Bierabsatz der deutschen Brauereien – ohne Alkoholfrei und Malztrunk – behauptete sich mit ca. 95,8 Mio. hl (+0,1 %) bei Inland-Minus. Laut DBB sind in Deutschland ca. 1400 Brauereien mit ca. 6000 Marken aktiv. Pils stehe noch für rund die Hälfte vom Markt, im Aufwind seien Kellerbiere, (Zwickelbiere) oder Landbiere. Und auf alkoholfreies Bier entfielen bereits 5 % vom deutschen Bierausstoß.

um. Nach erfolgreichem 2016 sah Meschede laut Generalbevollmächtigtem Michael Huber erfreuliche Zukunftsperspektiven. Lammsbräu Bi os p e z ia l is t i n Neumarkter Lammsbräu hat 2016 ihren Bierabsatz +9,3 % auf 140 (129) Thl ausweiten können. Dabei tendierten die Alkoholfreien unterproportional +6,9 % auf 53 (50) Thl. (Aus dem detaillierteren Bericht für 2016 geht hervor, dass unsere Angabe für Bier in BF April 2016, S. 23 auch sonstige Getränke enthielt.) Der AfG-Absatz der Oberpfälzer stieg ohne Bier +7,4 % auf 62 (58) Thl, darin 32 (31) Thl „now“-Limonaden und 16 (14) Thl „BioKristall“-Wasser. Insgesamt freute sich das Haus Ehrnsperger so über +7 % beim Getränkeabsatz auf 207 (193) Thl. Der Umsatz von Lammsbräu, die von einem überaus erfolgreichen 2016 sprach, stieg überproportional +13,2 % auf 23,2 (20,5) Mio. €. Generalbevollmächtigte Susanne Horn freute sich über den Abschluss des Modernisierungsprogramms auf dem Brauereigelände (ca. 12 Mio. € Invest vornehmlich in neue Gär- und Lagerkapazitäten und einen neuen Tunnelpasteur). Für 2017 rechnete die Lammsbräu mit fortgesetztem, indes etwas moderaterem Zuwachs und ca. 25,5 Mio. € Umsatz.

aus voraussichtlich knapp 221 (220) Mio. € IFRS-Nettoumsatz sein Betriebsergebnis (EBIT) voraussichtlich auf ca. 10 (8,3) Mio. € steigern können. Der Kulmbach-Vorstand will seiner Aktionärsversammlung für 2016 1,00 (0,22) €/Stückaktie aus 5,0 Mio. € Bilanzgewinn in der AG vorschlagen. Auch der Free Cashflow nach Investitionstätigkeit werde mit voraussichtlich 8,6 Mio. € über den 6,7 Mio. € aus 2015 liegen. Die oberfränkische AG ist nun 63,8-%-Tochter der Paulaner Brauerei Gruppe GmbH & Co. KGaA, zu der Paulaner mit Kulmbach-Mutter BHI verschmolzen wurde, und an der die Häuser Schörghuber und Heineken nun 70 bzw. 30 % halten. Gilde Hannover ist wieder da Die Gilde Brauerei GmbH, Hannover, sie wurde 2015 gekauft von der Gruppe um die TCB-Beteiligungsgesellschaft mbH, Frankfurt (Oder) (mit Frankfurter Brauhaus, Feldschlößchen, Dresden, sowie Brasserie Champigneulles und 8,0 Mio. hl Bierausstoß 2015 laut Barth-Bericht), sprach fürs ers­ te Geschäftsjahr mit ihren neuen Eignern von einem steinigen und ereignisreichen 2016, in dem ein guter zweistelliger Mio.-€-Betrag investiert worden sei. Mit Aufbau und Start einer neuen Dosenabfüllung, Wiederinbetriebnahme einer Glaslinie sowie Invest in Gabelstapler, einen Pasteur, Inspektorentechnik oder IT hätten die Käufer ihre Verpflichtungen gegenüber der Landeshauptstadt so schon bis 2019 erfüllt. Mit gut 70 neuen Arbeitsplätzen habe sich die Mitarbeiterzahl im ersten Jahr verdoppelt. Das Traditionshaus meldete eine reichliche Verfünffachung seines Ausstoßes im ersten Jahr auf 650 Thl. Für 2017 avisiert wurden „Lindener Spezial“

Kulmbach Die Kulmbacher Brauerei teilte ad hoc mit, ihre noch untes­ tierten Zahlen überträfen die Ergebnisprognose für 2016. Der Konzern um die Plassenburg werde Brauerei Forum  –  April 2017

27


BETRIEBSWIRTSCHAFT

und „Gilde Pilsener“ auch aus der Dose, dazu ein Naturtrübes. Eingestiegen ist Gilde Februar 2017 in den bis Mitte 2018 laufenden Sponsorenvertrag von Verkäuferin ABI mit Hannover 96, vereinbart wurde eine längerfristige Partnerschaft.

Klaus Asche † Am 27. Januar 2017 verstarb Dr. Klaus Asche (83), seit 1970 im Vorstand der Holsten-Brauerei AG und 1980 bis 1996 Vors tandsvorsit zender in Hamburg-Altona. Unter seiner Ägide ging der Holstenritter nach dem Fall des Eisernen Vorhangs nach Lübz, Dresden und Köslin/Koszálin und baute Markenpotenzial in Russland auf. 1981 bis 1987 stand Dr. Asche dem Deutschen Brauer-Bund vor. Über die Branche hinaus wirkte dieser Repräsentant hanseatischen Wirtschaftens vor allem als Präses der Handelskammer Hamburg von 1990 bis 1996.

Flensburg neuerdings mit Inland-Plus Für die Flensburger Brauerei meldete die FAZ +6 (+7) % Mehrabsatz 2016 im Inland auf 550 Thl. Das „Pilsener“, es stehe für ca. 70 % der Verkäufe, habe dabei +4,4 % zugelegt. Außerhalb der einstigen Elbherzogtümer seien vornehmlich Nordrhein-Westfalen und BadenWürttemberg vorangekommen, wo das Haus Deth­leffsen von Urlauberbekanntschaft mit „Flens“ profitiere. Die Fördestädter freuten sich bei ca. 200 Beschäftigten über ein wieder gutes Jahr und kommen heuer neu mit „Dark Amber“ und „Blonde“. Den Flensburg-Gesamtabsatz 2015 hatte die FAZ mit 585 Thl angegeben (+7,8 %). Die Anleihe der Karlsberg Brauerei GmbH, Homburg/Saar, notiert seit 1. März 2017 im neuen Qualitätssegment Scale der Frankfurter Börse. Und das Umfeld? Die Stadt München könnte den Preis für die Maß auf der Wiesn heuer bei 10,70 € deckeln. Gelten könnte eine solche Bierpreis-Bremse bis einschließlich 2019. Die bayerischen Kartellbehörden wollen noch prüfen. S.W.

28

Brauerei Forum  –  April 2017

Brau-Börsen-Bilanz international: ABI und Heineken ABI neu: 4. Quartal 2016 leichter auch durch Brasilien Nach Übernahme von SABMiller zum 1. Oktober 2016 hat WeltBierprimus Anheuser-Busch InBev seine Regionalsteuerung angepasst und seine Vergleichszahlen für das Vorjahr einmal mehr auf eine Bezugsbasis umgestellt, als ob die Übernahme ab dem 4. Quartal 2015 schon wirksam gewesen wäre. Dabei sind alle verkauften bzw. zum Verkauf stehenden LondonGeschäfte ausgeklammert. Die Berichtsregion Mexiko wird erweitert auf Lateinamerika-West und Europa auf Europa/Nahost/ Afrika. Auf dieser Basis wurden erstmals die Leuven-Zahlen für das 4. Quartal 2016 präsentiert: Die neue ABI setzte in diesem Zeitraum 159,4 Mio. hl Getränke ab (die alte ABI im 4. Quartal 2015 111,4 Mio. hl). Der Anstieg ggü. 156,4 Mio. hl Vergleichsbasis kam aus zugekauften 8,3 Mio. hl (weitgehend Coca-Cola Beverages Africa, die noch in der Bezugsgröße stecken), sonst sank der Absatz um –5,2 Mio. hl. Eigenbier gab im laufenden Geschäft ab auf 124,0 (127,7) Mio. hl. Und der Getränkeabsatz regional? Europa/Nahost/Afrika stiegen nur durch +8,1 Mio. hl ColaZukauf auf 41,2 (34,6) Mio. hl. Lateinamerika-Nord verlor auf 33,9 (35,9) Mio. hl. Für Brasilien wurden 66,3 % Bier-Marktanteil nach Nielsen genannt. Latein­ amerika-West machte Freude mit 29,3 (28,7) Mio. hl. Nordamerika gab ab auf 26,5 (27,3) Mio. hl. Lateinamerika-Süd tendierte leichter auf 9,9 (10,1) Mio. hl. Schwach Asien/Pazifik auf 18,1 (19,1) Mio. hl. Die weltweite Ausfuhr wurde mit 0,6 (0,7) Mio. hl ausgewiesen. Der Netto-Umsatz von IFRS-Bilanziererin ABI zeigte sich im 4. Quartal 2016 ggü. der Vergleichsbasis freundlicher auf 14,2 (14,05) Mrd. US-$. Im laufenden Geschäft lag er stabil und damit über dem Absatztrend, aus Zukäufen kamen +0,4 Mrd. US-$ und die Wechselkurse verzehrten –0,3 Mrd. US-$. Leuven sprach

von jetzt über 500 Marken im Portfolio, davon 7 der internationalen Top10 und 18 Marken mit über 1 Mrd. US-$ Endverbraucherumsatz. Abschluss 2016 geprägt durch SABMiller-Übernahme Im Gesamtjahr 2016 hat ABI 500,2 Mio. hl Getränke verkauft, davon 433,9 Mio. hl Eigenbier. In diesen Zahlen ist der SABMiller-Zukauf mit dem 4. Quartal enthalten (Vergleichsbasis: 502,2 bzw. 439,2 Mio. hl). Umgesetzt wurden damit netto 45,5 Mrd. US-$ (2015: 43,6 Mrd. US-$, Vergleichsbasis 2015: 46,9 Mrd. US-$). 1 US-$ galt 2016 durchschnittlich 0,903 € und zuletzt 0,949 €. Auch im Gesamtjahr drückten die Wechselkurse (–2,85 Mrd. US-$). Bei den Weltmarken habe „Corona“ +14,3 % mehr erlöst. Das Betriebsergebnis stellte sich auf 12,9 (13,9) Mrd. US-$. Das Finanzergebnis von –8,6 (–1,5) Mrd. US-$ war geprägt durch die London-Übernahme. ABI schloss 2016 mit 2,77 (9,87) Mrd. US-$ Konzernüberschuss, davon 1,19 (8,27) Mrd. US-$ Anteil der Mutter. Vorgeschlagen wurden für 2016 erneut 3,60 €/ Aktie gleich 6,9 Mrd. € Dividende, davon 1,60 € schon gezahlt. Direkt im Eigenkapital gebucht wurden –1,46 (–8,75) Mrd. US-$ überwiegend aus der Bilanzumrechnung von Fremdwährungstöchtern. Die ABI-Konzernbilanz verdoppelte sich zum Ultimo 2016 ggü. Vorjahresschluss knapp auf 258 (135) Mrd. US-$. Auf der Vermögens­seite stehen nun 137 (65) Mrd. US-$ Goodwill und 16 (0) Mrd. US-$ zum Verkauf stehende Vermögenswerte, auf der Finanzierungsseite 81 (46) Mrd. US-$ Eigenkapital. Beschäftigt wurden Ultimo 2016 (2015) ca. 207 (152) Tsd. Mitarbeiter. 2017 will die neue ABI beim Gesamtumsatz stärker wachsen, netto ca. 3,7 Mrd. US-$ investieren. Amsterdam im 4. Quartal 2016: Asien und „Heineken“ laufen Die Gruppe um die Heineken N.V. hat ihren konsolidierten Bierabsatz im 4. Quartal 2016 auf 49,1 (47,2) Mio. hl anheben können. Davon kamen 1,1 Mio. hl aus dem lfd. Ge-


schäft (+2,2 %) und 0,9 Mio. hl aus Akquisen. Europa gab dabei ab auf 16,7 (17,1) Mio. hl. Amerika legte zu auf 15,6 (15,1) Mio. hl. Afrika/ Nahost/Osteuropa setzten dank Zukäufen 10,0 (9,2) Mio. hl ab. Mit +1,0 Mio. hl stieg Asien/Pazifik am stärksten auf 6,8 (5,7) Mio. hl. Lizenzbier und sonstige Getränke stellten sich auf 4,5 (4,6) Mio. hl und Handelsgetränke auf 1,9 (2,0) Mio. hl. Amsterdam verkaufte damit konsolidiert 55,5 (53,8) Mio. hl Getränke. Die Marke „Heineken“ setzte außerhalb der Niederlande 8,0 Mio. hl ab (+5,9 %) dank Afrika/ Nahost/Osteuropa und Amerika. Und der Heineken-Gruppenbierabsatz habe bei 53,0 (51,6) Mio. hl gelegen. Heineken: 200 Mio. hl Bier im Konzern 2016 Im Geschäftsjahr 2016 hat Amsterdam ihren konsolidierten Bierabsatz so auf 200,1 (188,3) Mio. hl Bier gesteigert, wobei das Plus hälftig aus dem laufenden und aus Akquisen kam. Europa stand dabei für 78,6 (76,6) Mio. hl (zu gut ¾ aus Zukäufen, dazu ein gutes PremiumGeschäft), Amerika dank Mexiko für 58,7 (56,0) Mio. hl (zu knapp ¼ aus Zukäufen), Afrika/Nahost/Osteuropa für 38,4 (35,9) Mio. hl (vergleichbar –0,5 Mio. hl wegen Russland, Kongo-Zaire und Ägypten) und

Asien/Pazifik dank Vietnam, Kambodscha und Indonesien für 24,4 (19,8) Mio. hl (zu gut ¾ aus dem lfd. Geschäft). Die Marke „Heineken“ verkaufte außerhalb von Holland 31,7 Mio. hl (+3,7 %). Zweistellig hätten „Affligem“, „Sol“, Craft„Lagunitas“, „Red Stripe“, „Tecate“ und „Tiger“ zugelegt, „Des­perados“ und „Krušovice“ hoch einstellig und „Amstel“ mittel einstellig. Hinzu kamen 19,4 (19,1) Mio. hl Lizenzbier und sonstige Getränke sowie 8,3 (8,6) Mio. hl Handelsgetränke auf dann 227,8 (216,0) Mio. hl Getränkeverkäufe. Das Gruppenbiervolumen wurde mit 215,6 (205,4) Mio. hl angegeben. Umgesetzt hat IFRS-Bilanziererin Heineken daraus im Konzern netto 20,79 (20,51) Mrd. €. Auf vergleichbarer Basis wurden +1,0 Mrd. € mehr er­l öst, aus Zukäufen kamen +0,4 Mrd. € Mehrumsatz und die Wechselkurse zehrten –1,15 Mrd. € wieder auf. Der hl-Umsatz stieg +2,2 %. Europa setzte 10,1 (10,2) Mrd. € um, da die Währungsumrechnung die +0,2 Mrd. Mehrumsatz überkompensierte. Amerika zeigte sich mit gut (knapp) 5,2 Mrd. € gut behauptet, hier verzehrten die Wechselkurse knapp +0,4 Mrd. € Mehr­ umsatz. Afrika/Nahost/Osteuropa lagen knapp behauptet bei 3,2 (3,3) Mrd. €, hier drückte die Währungsumrechnung mit –0,4 Mrd. €. Auch

beim Umsatz konnte sich Amsterdam am meisten über Asien/Pazifik freuen mit 2,9 (2,5) Mrd. € Umsatz (davon ¾ vom Plus aus dem lfd. Geschäft). Der Konzern schloss mit 1,74 (2,14) Mrd. € Jahresüberschuss, von denen 1,54 (1,89) Mrd. € der Mutter zuzurechnen waren. (Das Vorjahr enthielt 0,38 Mrd. € Einmalgewinn aus dem Verkauf der Femsa-Verpackungstochter.) Vorgeschlagen wurden 1,34 (1,30) €/ Aktie, davon 0,52 € schon gezahlt. Direkt im Eigenkapital gebucht wurden –0,93 (+0,28) Mrd. € Minderung (Mehrung), in 2016 weitgehend aus der Bilanzumrechnung von Fremdwährungstöchtern. Die HeinekenBilanz kürzte sich zum Ultimo 2016 ggü. Vorjahresschluss leicht auf 39,3 (40,1) Mrd. € bei 14,6 (15,1) Mrd. € Eigenkapital. Der Mittelzufluss aus Betriebstätigkeit stieg 2016 auf 3,7 (3,5) Mrd. €. Im Inves­ titionsbereich flossen –2,0 (–2,1) Mrd. € ab, davon –1,95 (–1,8) Mrd. € Betriebsinvest (Ausbau in Mexiko, Brasilien, China, Vietnam, Äthiopien und Kambodscha), und im Finanzierungsbereich –0,7 (–1,2) Mrd. €. Nach starken Ergebnissen 2016 erwartete Amsterdam für 2017 im Konzernzuschnitt von 2016 eine kontinuierliche Margenausweitung beim Betriebsgewinn vor Einmaleffekten und Markenabschreibungen von ca. +0,4 %punkten. S.W.

AB InBev im Übergang: 2016 in neuer Regionalstruktur im Vergleich zu 2015 in alter Regionalstruktur 1 US-$ = 0,903 € 2016 (Q4 mit SABMillerÜbernahmeeffekt)

1 US-$ = 0,899 €

Getränkeabsatz (Mio. hl)

Umsatz (Mio. US-$)

Normalis. EBIT (Mio. US-$)

2015

2016

2015

2016

2015

2016

Nordamerika

116,89

118,15

15 698

15 603

5441

Lateinamerika Nord

118,01

123,47

8461

9096

Asien/Pazifik

92,28

88,22

6074

Europa/Nahost/Afrika

Europa

75,35

42,96

Lateinamerika West

Mexiko

63,62

Lateinamerika Süd

Lateinamerika Süd Globaler Export, Holdings

Nordamerika Lateinamerika Nord Asien/Pazifik

Globaler Export, Holdings Gesamt

US-$/hl Getränke

Betriebemarge (%, Basis normalis. EBIT)

2016

2015

2016

2015

5418

134

132

34,7

34,7

3001

4020

72

74

35,5

44,2

5555

987

742

66

63

16,2

13,4

6010

4012

1302

748

80

93

21,7

18,6

41,63

5188

3951

1988

1670

82

95

38,3

42,3

32,16

35,99

2850

3458

1240

1392

89

96

43,5

40,3

1,94

6,91

1237

1929

–683

–223

45 517

43 604

13 276

13 768

91

95

29,2

31,6

500,24 457,32

2015

Quelle: AB InBev-Pressemitteilung zum 4. Quartal und zum Geschäftsjahr 2016 bzw. 2015 (Basis: geprüfter IFRS-Konzernabschluss). US-$/hl und EBITRendite: S.W. US-$/hl für Nordamerika und in Summe verzerrt durch Nichtgetränke-Umsätze. EBIT = Gewinn vor Finanzergebnis u. Ertragsteuern; normalisiert = ohne Einmaleffekte (außerordentliche Erträge/Aufwendungen) Brauerei Forum  –  April 2017

29


BETRIEBSWIRTSCHAFT

  VLB-LOGISTIKFACHKONGRESS

Digitalisierung – ein Innovationstreiber auch in der Getränkelogistik Der 20. Logistikfachkongress der VLB Berlin zog vom 26. bis 28. März 2017 rund 220 Fachbesucher nach München. Neben den logistischen Konzepten der neuen Paulaner Brauerei in München-Langwied standen noch weitere Themen aus dem Bereich der Getränkelogistik auf der Agenda, die wir in diesem ersten Teil unserer Berichterstattung vorstellen. (oh) Nicht alle Waren lassen sich ohne weiteres digitalisieren. Und solange diese physisch transportiert werden müssen, bleibt den Logistikern das Thema Ladungs­ sicherung erhalten. Wie dies in Containern effizient und regelgerecht umgesetzt werden kann, darüber sprach Reiner Gohlke von der Firma cordstrap. Insbesondere beim Seetransport mittels Containern können erhebliche Kräfte auf die Ladung einwirken. An einem Schlechtwettertag auf See können die dreidimensionalen Bewegungen des Schiffes mehr als 1400 Bremsbewegungen eines Lkw-Transports entsprechen. „Mangelnde Ladungssicherung ist Leichtsinn“, so das Credo des Referenten. Grundsätzlich ist der Versender verantwortlich für die Ladungssicherung. Der Verlader hat eine Kontrollpflicht. Der CTU-Code (Cargo Transportation Unit) gibt Auskunft über die erforderlichen Maßnahmen. In der überarbeiteten Version dieser Verfahrensanweisung werden u.a. die maximalen Kräfte definiert, die auf Ladungen einwirken dürfen. Neben der Sicherheit ist auch der Zeitfaktor wichtig. Die Firma cordstrap bietet verschiedene zertifizierte Hilfsmittel zur Ladungssicherung an, die die Ware zuverlässig schützen sollen und einfach im Handling sind. Das System wurde bei der Besichtigung in der Paulaner Brauerei demonstriert. Die Kosten sind abhängig von der Ware, liegen aber unter 50 € pro Container (ohne Personal). Ladungssicherung war ebenfalls das Thema von Jörn Nestler und Benjamin von Matt von der Firma Strapex. In diesem Vortrag standen die einzelnen Ladeeinheiten im Fo-

Führte durch den ersten Veranstaltungstag: Thomas Lekar

Mangelnde Ladungssicherung ist Leichtsinn: Reiner Gohlke

Eintönige Arbeit durch spielerische Elemente aufwerten: Dr. Michael Sailer

Touren bei der König-LudwigBrauerei optimiert: Martin Stolp

30

Brauerei Forum  –  April 2017

kus. Umreifen und Etikettieren sind beim Paletten-Versand das Mittel der Wahl. Strapex bietet verschiedene Kombimaschinen an, die die Umreifung und Etikettierung von Kästen, Kartons und Kegs in einem Arbeitsschritt durchführen. Monotone Beschäftigung mit Spiel-Elementen aufwerten Einen ganz anderen Ansatz zur Verbesserung der Kommissionierleis­ tung stellte Dr. Michael Sailer von der Ludwig-Maximilian-Universität München vor. Als Psychologe beschäftigt er sich mit der Frage, wie man Lern- und Arbeitsumgebungen verbessern kann. Im Fokus eines Forschungsprojektes über „Gamification in der Intralogistik“ stand die Kommissionierung. Bei diesem Arbeitsprozess sind häufig noch viele manuelle Schritte erforderlich. Problematisch sind dabei monotone, immer wiederkehrende Arbeits­i nhalte. Dies führt oft zu Leistungsschwankungen, erhöhten Fehlerzahlen und einer vergleichsweise hohen Mitarbeiterfluktuation. Motivation ist ein zentrales Thema bei der Arbeitsgestaltung. Man unterscheidet extrinsische (z.B. Geld) und intrinsische Motivation. Letztere beschreibt einen Zustand, bei dem die Arbeit an sich bereits Spaß bereitet. Um die Kommissionierung mit intrinsischer Motivation zu laden, hat sich das Forscherteam an den Grundsätzen von Computerspielen orientiert. Unter „Gamification“ versteht man die Verwendung von Spiel-Design-Elementen in einem nicht-spielerischen Kontext. Grundbausteine eines Computerspiels sind beispielsweise ein Punktesystem, Wettbewerb – auch in Teams – oder Belohnungen, z.B.


über Aufstieg in ein übergeordnetes Spiellevel. Ähnliche Elemente kann man auch in den Arbeitsablauf der Kommissionierung einbauen. In einem Versuchsaufbau im Labor wurde die Motivations- und Leis­ tungsförderung durch Gamification untersucht. Dabei wurde der Einarbeitungsprozess von zwei Kontrollgruppen verglichen. Die eine wurde nach klassischem Verfahren unterwiesen, die zweite durchlief einen gamifizierten Einarbeitungsprozess. Die eigentliche Tätigkeit war identisch. Die „gamifizierten“ Probanden konnten in der Lernsoftware in ihrer „Kommissionierliga“ einen individuellen Avatar auswählen. Über eine App konnte jeder ständig den Punktestand seines gesamten Teams einsehen. Wurde ein Auftrag erledigt, bekam er eine individuelle Auswertung. Anerkennungen waren sofort für jeden sichtbar. Der Laborversuch wurde mit insgesamt 103 Personen durchgeführt. Ausgewertet wurden Motivationswerte, Schnelligkeit und Genauigkeit der Arbeiten sowie die Qualität der Einarbeitung. Sowohl die qualitative als auch die quantitative Leistung war bei der gamifizierten Gruppe signifikant höher, so das Ergebnis. Sailer betonte aber, dass es sich um eine Laborstudie handelt, die keine Aussage über Langzeiteffekte zulasse. Gleichzeitig warnte er davor, dass Gamification auch als Kontrollinstrument eingesetzt werden könnte. Dies würde die positiven Effekte auf Seiten der Mitarbeiter aufheben. Bei einer Umsetzung in der Praxis müsste auch der Betriebsrat mit einbezogen werden. Aber richtig eingesetzt, kann Gamification in der Intralogistik ein wirksames Tool zur Verbesserung der Mitarbeitermotivation sein, ist sich Dr. Sailer sicher. Kommissionierung und Tourenplanung digital Die „Tourenoptimierung mittels SAP in der König-Ludwig-Brauerei“ war Thema von Martin Stolp von der Firma Ortec. Seit 2001 besteht eine Kooperation der König-LudwigBrauerei (KLB) mit der Warsteiner Gruppe. Produziert werden rund 400 000 hl Bier, die über drei Logistikstandorte distribuiert werden. Nachdem an den Warsteiner-Standorten zunächst ein SAP ERP mit Ortec Leo Software eingeführt wurde, startete bei der KLB das Projekt

Tourenoptimierung im März 2015. Die größten Herausforderungen waren die Stammdaten-Optimierung und -Pflege, die interne und externe Kommunikation sowie das Change-Management. Insbesondere bei den Veränderungen gewohnter Arbeitsabläufe mussten auf Mitarbeiterseite erhebliche Vorbehalte überwunden werden. Auch die Veränderungen der bislang gewohnten Startzeiten bei den Touren, die Multidepotplanung oder die Einbeziehung der Nachkommissionierung waren weitere Herausforderungen. Im Ergebnis konnten die Fahrzeiten und die Fahrstrecken signifikant reduziert werden. Das System dient außerdem als Basis zur Einführung einer Leistungsentlohnung, die wiederum die Fahrer zu geringeren Kundenstandzeiten anspornen soll. Bessere Kostentransparenz, eine Optimierung der Touren und die Fokussierung auf ertragreiche Kunden sind weitere Vorteile des Systems.

Als Referenz wurde ein Projekt bei der Park & Bellheimer Brauerei vorgestellt. Die Implementierung begann Mitte 2015 und wurde innerhalb von 6 Monaten umgesetzt. Basis war dort ein ERP-System von COPA. Gegenüber konventionellen Handhelds konnten die HardwareKosten laut Anbieter um 70 % gesenkt werden. Die Ausfallrate lag nach 14 Monaten bei 0 %. Das System erfreut sich auch bei den Mitarbeitern großer Akzeptanz, so der Referent.

Über den Einsatz von Smartphones in der Getränkelogistik sprach Michael Buscher von der Firma comm-

„Gastronomielogistik neu definiert – Mit innovativen ERP- und LVS-Lösungen hin zu neuen Qualitätsstandards“ war Thema von Dr. Otto Pachmayr und Maximilian Pachmayr. Die Familie Pachmayr ist seit 150 Jahren im Getränkefachgroßhandel in München tätig. Der Fuhrpark umfasst 60 Lkw, bewegt werden mit 160 Mitarbeitern jährlich etwa 500 000 hl Bier und Getränke. Die Ware geht zu 80 % in die Gastronomie. Gastronomielogistik bedeutet oft kleine Läger, mehrfache Belieferung pro Woche und schwere Planbarkeit. Rund die Hälfte der Aufträge gehen

sult. Smartphones sind in der Arbeitswelt angekommen und können Basis für professionelle Betriebslösungen in verschiedenen Anwendungsgebieten sein. Vorgestellt wurde eine Kommissionier-Software, bei der eine Kombination von Smartphone und Smart-Watch eingesetzt wird. Über die Smartwatch erhält der Kommissionierer seine Aufträge und quittiert diese bzw. kann Systemmeldungen eingeben.

über Nacht ein und müssen kurzfristig abgearbeitet werden. Das Unternehmen arbeitete seit 1975 mit einer Individualsoftware. Auf Grund der zahlreichen kurzfristigen Bestelleingänge war eine automatische Tourenplanung schwierig. Die ausufernden Sortimente machten schließlich einen Umstieg auf ein modernes Lagerverwaltungssystem erforderlich. Die Entscheidung fiel 2015 für drink.3000 der Brauerei Forum  –  April 2017

220 Teilnehmer verfolgten die Vorträge des 20. VLB-Logistikfachkongresses

Fotos: oh

31


BETRIEBSWIRTSCHAFT

über Handhelds und Scanner. Die Einführung des neuen Lagersys­ tems begann im November 2012 mit dem Umzug in das neue Lager. Für die Entscheidungsfindung habe man ein Jahr benötigt, die Einführung und Inbetriebnahme erfolgte im Zeitraum Ende 2015 bis Anfang 2016. Die Warenverfügbarkeit bei ca. 1800 Vollgutartikeln liegt bei 99,46 %, die Fehlerquote in der Kommissionierung bei unter 1 %.

Gastronomie­ logistik hat ihre Besonderheiten: Dr. Otto Pachmayr

„Du sollst nicht scannen!“ – Überlegungen zu Industrie 4.0 „Stapler-Lokalisierung als Schlüsseltechnologie für Intralogistik 4.0“ erläuterte Roman Kucza, IdentPro. Mit steigender Digitalisierung und Automatisierung steigt das mögliche Einsparpotenzial. Diese Entwicklung sei unaufhaltsam. Intralogistik 4.0 wird in 5 bis 7 Jahren gelebte Realität sein, so Kucza. Auf dem Weg dahin sei es sinnvoll, sich von alten Technologien zu trennen. So werde die heute noch übliche Warenerkennung durch Scannen von Barcodes künftig obsolet. Alleine durch diesen Vorgang werden jährlich Millionen von Arbeitsstunden verschwendet. Stand der Technik sei moderne Staplerlokalisierung durch Laser­n avigation. Dies sei heute bereits mit einer Genauigkeit von 10 cm möglich. Die Lokalisierung erfolgt dabei ohne externe Fixpunkte sondern durch Erkennung der natürlichen Umgebung. Damit stimmt die digitale und reale Welt immer überein. Der ROI des Systems liegt bei etwa 10 bis 20 Monaten. Die erste Regel von Intralogistik 4.0 heißt daher „Du sollst nicht scannen!“, so Kucza.

Neues Lager- und Kommissioniersystem eingeführt: Maximilian Pachmayr

Intralogistik 4.0 macht Schluss mit konventioneller Technologie: Roman Kucza

Industrie 4.0 benötigt auch den Menschen 4.0: Prof. Dr. Armin Nassehi Firma COPA. Dazu gehört ein automatisiertes Bestellwesen und eine halbautomatische Tourenplanung, die auf hinterlegte Standardtouren aufbaut. Beim Lagerverwaltungs­ system sollte gegenüber dem alten Individualsystem kein Leistungsverlust auftreten. Hier wurde auf das System WMS-O der Firma ita vero zurückgegriffen. Die knappen Lagerflächen konnten durch ein chaotisches Lagersystem wesentlich besser genutzt werden. Die Kommissionierung erfolgt beleglos

32

Brauerei Forum  –  April 2017

Überlegungen zu „Industrie 4.0 – Gesellschaft 4.0 – Mensch 4.0“ skizzierte Prof. Dr. Armin Nassehi von der Ludwig-Maximilians-Universität München. Im vorindustriellen Zeitalter war Arbeit eine Überlebensgarantie für den nächsten Tag. Die Mechanisierung mit Dampfkraft und Wasser in der ersten industriellen Revolution brachte eine wesentliche Effizienzsteigerung. Die zweite industrielle Revolution war bestimmt durch die Einführung der Massenfertigung. Damit wurde eine Vielzahl von Produkten billiger. Die 3. Stufe war gekennzeichnet durch die Digitalisierung und Automatisierung der Prozesse. Wesentliche Merkmale der gerade laufenden 4.

industriellen Revolution sind cyber-physische Systeme, Big Data, Mustererkennung und hybride Produkte (z.B. Autos). Die Sprünge der industriellen Produktion wurden jeweils von anthropologischen Revolutionen begleitet: Der Mensch 0.0 war ein einfacher Überlebenskünstler. Der Mensch 1.0 lernte, seine Leistung durch den Einsatz von Mechanik zu erhöhen. Der Mensch 2.0 ergänzte die Arbeit von Maschinen nur noch. In der Phase 3.0 veränderte sich der Mensch zum unterkomplexen Bediener komplexer, computergestützter Prozesse. Der Mensch 4.0 ist dagegen Dirigent und Koordinator von neuen Komplexitäten. D.h. die Bedeutung des Menschen in Bezug auf das Ergebnis eines Prozesses hat im Laufe dieser Entwicklung immer weiter abgenommen. Unterschiedliche Aufgaben stehen durch Wechselwirkungen in Beziehung und werden gleichzeitig bearbeitet. Dabei geht es nicht mehr um direktive Steuerung von Prozessschritten, sondern um Rekombination von Elementen. Treibende Kraft ist die Mustererkennung in großen Datenmengen (Big Data). Dabei werden Daten in Beziehung gesetzt, die ursprünglich nicht für eine gemeinsame Auswertung erhoben wurden. Auch die Mehrfachcodierung von Daten wird Praxis. D.h. dieselben Daten können in verschiedenen Beziehungen unterschiedliche Bedeutungen haben. Es entstehen dadurch neue Formen der Wertschöpfung, z.B. durch Robotik, die Individualisierung von Produkten oder unbegrenzte Rekombinationsmöglichkeiten am Computer. Aber diese neue Entwicklung erfordert auch Menschen, die mit dieser Geschwindigkeit und Flexibilität umgehen können. Als Konsequenz müssen sozialpolitische, wirtschaftspolitische und bildungspolitische Fragen neu diskutiert werden. Auch müsse man sich über die Arbeitsplätze der Zukunft Gedanken machen: Welchen Mehrwertbeitrag leistet der einzelne Mitarbeiter? Wie gehen wir mit den immer schneller werdenden Wissenszyklen um? Ein weiterer Themenschwerpunkt des 20. VLB-Logistikfachkongress waren die Logistikkonzepte der neuen Paulaner Brauerei, über die wir im nächsten Heft berichten.


ehem. VLBer

 VLB AKTUELL

VLB -Sommerfest geht in die 22. Runde Foto: oh

Am Freitag, dem 7. Juli 2017, laden die Vereinigung ehem. VLBer und die VLB Berlin von 16 bis 24 Uhr zum beliebten Sommerfest ein. Die Veranstaltung findet auf dem Hof der VLB an der Seestraße 13 in Berlin statt. Der Kostenbeitrag für Bier und das zünftige Büfett beträgt 10 €. (BF) 2016 kamen 500 Teilnehmer, um vom Nachmittag bis spät in die Nacht zu feiern. Trotz der großen Anzahl an Besuchern war das Sommerfest fröhlich und entspannt. Maßgeblichen Anteil hatte daran die Zugangsbegrenzung für externe Teilnehmer. Sie müssen sich schon frühzeitig beim Festkommitee anmelden sowie am Veranstaltungstag 10 € Eintritt bezahlen. Dieser beinhaltet neben einem Glas auch das unbegrenzte Essen und Trinken während der Veranstaltung. Fleißige Helfer Die VLB Berlin dankt allen fleißigen Helfern, die sich an den Vorbereitungen und der Durchführung des Sommerfestes beteiligen werden. Dazu zählen nicht nur die vielen VLB-Mitarbeiter, Studenten und

Zapfer, sondern auch die Kollegen der Berliner-Kindl-Schult­h eissBrauerei. Diese liefern immer den Ausschankwagen für Getränke sowie Pavillons und Sonnenschirme. Dank gebührt auch den vielen Brauereien und Getränkeproduzenten, die das

Vereinigung ehem. VLBer e.V.

Einladung zur ordentlichen Mitgliederversammlung Die Vereinigung ehem. VLBer lädt zur ordentlichen Mitgliederversammlung 2017 im 66. Jahr des Bestehens ein. Die Veranstaltung findet statt am Freitag, dem 7. Juli 2017, 15:00 Uhr, in der VLB Berlin. Tagesordnung: 1. Eröffnung durch den 1. Vorsitzenden, Dipl.-Ing. Klaus Niemsch 2. Genehmigung des Protokolls der letzten Mitgliederversammlung 3. Tätigkeitsbericht des 2. Vorsitzenden, Dr.-Ing. Roland Pahl

4. Bericht des Kassenwarts, Dr.-Ing. Marco Potreck 5. Bericht der Rechnungsprüfer 6. Aussprache 7. Entlastung des Vorstands 8. Wahl des Vorstands 9. Ernennung der Rechnungsprüfer 10. Beschlussfassung über eingegangene Anträge 11. Verschiedenes Klaus Niemsch, 1. Vorsitzender Roland Pahl, 2. Vorsitzender Kontakt: preissler@vlb-berlin.org

Sommerfest regelmäßig großzügig mit Getränken unterstützen. Kontakt Anna Heyer sommerfest@vlb-berlin.org www.vlb-berlin.org/sommerfest

Gerhard Schröder † Am 16. Oktober 2016 ist Dipl.Braumeister Gerhard Schröder im Alter von 67 Jahren gestorben. Der bis heute jüngste Diplomand der VLB ging 2012 in den Ruhestand, nachdem er zuvor 24 Jahre lang als 1. Braumeis­ter bei Moritz Fiege, Bochum, tätig war. Gerhard Schröder blieb auch nach seiner Studienzeit der VLB verbunden. So war er viele Jahre im VLB-Fachausschuss Brauerei und Umwelt tätig, zuletzt sogar als stellver. Vorsitzender des gesamten TWA. Wer Gerhard Schröder kannte, erinnert sich an einen sympathischen und humorvollen Menschen.

Brauerei Forum  –  April 2017

33


IMPRESSUM

Brauerei Forum Unsere Job-Börse im Internet:

Fachzeitschrift für Brauereien, Mälzereien, Getränkeindustrie und deren Partner Informationsservice der VLB Berlin

jobs.vlb-berlin.org

www.brauerei-forum.de ISSN 0179–2466 Herausgeber Versuchs- und Lehranstalt für Brauerei in Berlin (VLB) e.V. Seestraße 13, 13353 Berlin

Unser Online-Archiv:

www.brauerei-forum.de

Redaktionsanschrift Brauerei Forum Seestraße 13, D-13353 Berlin Telefon: (030) 4 50 80-245 Telefax: (030) 4 50 80-210 E-Mail: redaktion@brauerei-forum.de Internet: www.brauerei-forum.de Redaktion Olaf Hendel (oh) (verantwortlich) hendel@vlb-berlin.org Juliane Rahl (jr), rahl@vlb-berlin.org Dieter Prokein (dp) prokein@vlb-berlin.org IfGB Aktuell: Wiebke Künnemann (WiK) kuennemann@vlb-berlin.org

Unser Fachbuchprogramm:

www.vlb-berlin.org/verlag

Redaktionsbeirat Dr.-Ing. Josef Fontaine, Dr. sc. techn. Hans-J. Manger

Brauer-Schule: Lösungen von Seite 14

Autoren in dieser Ausgabe Gerolf Annemüller, Hans-J. Manger, Ro­bert Pawel­c zak, Christoph Th. Schneider, Stefan Wirth

Fachfragen 1. d) Bei Zinkmangel erfolgt die Gärung schleppender 2. a) Zinkchlorid 3. b) Zink dient den Enzymen als Cofaktor 4. d) Ein Zinkion ist zweifach positiv geladen 5. b) Der Zinkeintrag erfolgt zum Großteil über das Braumalz 6. c) Der Zinkeintrag wird durch einen niedrigen pH-Wert der Maische (unter 4,5) verbessert 7. c) Der Endvergärungsgrad muss bestimmt werden, da bei einem Maische-pH-Wert von 5,0 die Enzymtätigkeit eingeschränkt wird 8. b) Ein Großteil des eingebrachten Zinks verbleiben in den Trebern

Anzeigenkontakt VLB PR- und Verlagsabteilung, Tel. (030) 450 80-255 media@brauerei-forum.de Erscheinungsweise Erscheint mit 10 Ausgaben pro Jahr, zwei davon in Englisch. Erscheinungsdatum BF 4/17 (April-Ausgabe): 28.04.2017 Bezugskosten / Abonnement Abonnement Inland 95 € inkl. MwSt. Ausland 95 € (zuzüglich Porto) Kündigung des Abonnements jeweils zum Jahresende Abonnements Westkreuz Verlag, Berlin Tel. (030) 7 45 20 47, Fax (030) 745 30 66 abo@brauerei-forum.de Druck und Vertrieb Westkreuz-Druckerei Ahrens KG Berlin/Bonn, Töpchiner Weg 198/200, D-12309 Berlin Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, Ver­­vielfältigung oder Weiterverarbei­ tung, auch auszugsweise, ist nur mit ausdrückli­cher Genehmigung der Redaktion und Quellenangabe gestattet. Für unverlangt eingesandte Manus­ kripte wird keine Haftung übernommen.

34 34

Fachrechnen 1. Benötigte Malzmenge: 1 hl • 0,96 • 11,8 % • 1,0472 dt / hl Schüttung [M]: = 0,151 dt = 15,1 kg 78,5 % Durch das Malz eingebrachtes Zink: 15,1 kg • 20 mg/kg = 302 mg Anteil des gelösten Zinks: 302 mg  100 % 15 mg  x % x = (100 • 15)/302 = 4,967 % Anteil des Zinks in der Würze: (100 - 4,967) % = 95 % In den Trebern verbleiben 95 % des Zinks.

Brauerei Forum  Forum  –  April 2017 Brauerei


INSTITUTIONEN & VERBÄNDE

 VERANSTALTUNG DBMB Landesgruppe Weser-Ems

Jahreshauptversammlung in Jever Anfang März traf sich die DBMBLandesgruppe Weser-Ems zur Jahreshauptversammlung im Friesischen Brauhaus zu Jever. Christian Schmidt (Technischer Betriebsleiter Radeberger Gruppe KG Friesisches Brauhaus zu Jever) und Kerstin Kumbera, Vorsitzende der Landesgruppe, begrüßten die Anwesenden. Letztere ging in ihrem Bericht u.a. auf den Mitgliederstand (157) ein, der sich weiterhin positiv entwickelt. Für 2017 gibt es bereits vier neue Mitglieder und ein neues Fördermitglied. Kurzzeitig wurden wir von Kerstin Kumbera zurück in das Gründungsjahr der Landesgruppe nach 1946 versetzt. Außerdem würdigte sie die Arbeit des Ehrenvorsitzenden Hans Claussen und des Ehrenmitgliedes Uwe Lahann. Weiterhin

stellte die Vorsitzende nochmals die Einzigartigkeit und den Einfluss des DBMB als Berufsverein heraus und wies auf die Wichtigkeit der kollegialen Zusammenarbeit innerhalb des Verbandes hin. Auch Hans Claussen griff dieses Thema auf und unterstrich die Bedeutung des DBMB für alle Kollegen. Anlässlich des 70-jährigen Jubiläums wurden Gläser für die Mitglieder der Landesgruppe hergestellt. Vorstandswahl Die Kassenprüfer Thomas Scharvogel und Thomas Hundt bescheinig­ ten Palle Jensen einen einwandfrei geführten Kassenbericht. Die Entlas­tung des Schatzmeisters und des Vorstandes übernahm Jürgen Frieling. Im Anschluss führte er die Wahl des Vorstandes und der Kassenprüfer durch. Der Vorstand und

die Kassenprüfer wurden in ihrer bisherigen Form wieder gewählt: 1. Vorsitzende Kerstin Kumbera, 2. Vorsit zender Werner Jansen, Schriftführer Ralph Grotelüschen und Schatzmeister Palle Jensen. Kassenprüfer: Thomas Hundt und Thomas Scharvogel. Nach dem offiziellen Teil klang die Veranstaltung traditionell bei friesischem Pils und Haxe aus. Ralph Grotelüschen

Der alte und der neue Vorstand: Palle Jensen, ­Ralph Grotelüschen, Kerstin Kumbera und Werner Jansen (v.l.)

Brauring

Traditionelles Braumeister-Seminar in Markelsheim Das jüngste Braumeister-Seminar des Braurings fand Mitte März wieder in Markelsheim im Nordosten Baden-Württembergs statt. (F.) Wie gewohnt hat die VLB Berlin unter der Leitung von Dr. Roland Pahl ein abwechslungsreiches Programm auf die Beine gestellt, das den Praxisbezug dieser Veranstaltung erneut verdeutlichte. Nach

der Begrüßung durch Brauring Geschäftsführer Matthias Hajens­ki wurden zuerst Brauereien für ihre langjährige Teilnahme an diesem Erfahrungsaustausch geehrt. Danach startete Dr. Pahl mit dem Thema „Die Hefe unser Freund und Helfer – Was passiert, wenn man sie falsch behandelt?“. Die Centec GmbH hielt ein Referat über Technologien zur Wasserentgasung. Micro Matic stell-

te zum Thema Fassbier mit Qualität eine Zapfanlage für kleinere Betriebsgrößen vor. Philipp Zeuschner, VLB Berlin, befasste sich mit Kohlenhydraten und Jodwerten bei der Bierherstellung, ehe Michael Lipp von Pentair Flow & Filtration Solutions Haffmanns BV seinen Beitrag mit O2- und CO2-Stufenkontrolle in der Brauerei lieferte. Der 1. Tag klang mit der Verkostung der von den Kollegen mitgebrachten Bierspezialitäten aus, ein Programmpunkt, der sehr geschätzt wird. Der 2. Seminartag begann mit einem Workshop der Firmen Centec, Micro Matic und Pentair Haffmanns, bei dem die Teilnehmer sich praktischen Anschauungsunterricht an verschiedenen Geräten holen konnten. Positives Fazit Matthias Hajenski schloss mit einem positiven Fazit und der Gewissheit, ein ebenso großes Interesse für das Seminar im nächsten Jahr geweckt zu haben.

Dr. Roland Pahl, VLB Berlin, Ralf Schulz (Brauhaus Faust), Christian Flender (Eschweger Klos­terbrauerei), Matthias Hieber (Schlossbrauerei Autenried), Gunther Herrmann (Vereinsbrauerei Apolda), Helmut Sauerhammer (Pyraser Landbrauerei), Stefan Ebensberger (Schlossbrauerei Au), Alexander Fach (Biermanufaktur Engel) und Matthias Hajenski (Brauring) (v.l.)

Brauerei Forum  –  April 2017

35


Unsere nächste deutschsprachige Ausgabe erscheint am 30. Juni 2017

VERANSTALTUNGEN

VLB-Termine  4. Mai 2017 Seminar Grundlagen der Durchfluss zytometrie, Berlin  10./11. Mai 2017 Sensorik-Workshop, Berlin  15. bis 22. Mai 2017 Workshop „Micro Malting in Practice“, Berlin  11. bis 13. Juni 2017 Brewing Conference Bangkok, Thailand  7. Juli 2017 VLB-Sommerfest, Berlin  6. bis 8. September 2017 Workshop „Real Craft Brewing – Brewing like 1900“, Vielau, Deutschland  11. September 2017 International MicroBrew Symposium, München  18. bis 29. September 2017 Workshop „Craft Brewing in Practice“, Berlin  26./27. September 2017 15. IfGB-Forum Spirituosen und Brennerei, Dresden-Radebeul

 23. bis 25. Oktober 2017 8. Iberoamerikanisches Symposium, Guatemala  23. bis 25. Oktober 2017 8. Iberoamerikanisches Symposium, Guatemala  6. bis 7. Dezember 2017 Kompaktseminar „Brauen für Nicht-Brauer“, Berlin  5. bis 7. März 2018 105. Brau-und maschinentechnische Arbeitstagung, Dortmund

Weitere Termine  14. bis 18. Mai 2017 36. Congress European Brewery Convention (EBC), Ljubljana, Slowenien  18. Juli 2017 DBMB Landesgruppe Berlin-Brandenburg, Sommerausflug  26. bis 28. Juli 2017 Brasil Brau, São Paulo, Brasilien

 16./17. Oktober 2017 104. VLB-Oktobertagung, Berlin

 11. bis 15. September 2017 drinktec, München

 16. Oktober 2017 Mitgliederversammlung der VLB Berlin e.V., Berlin

 22./23. November 2017 Craft Beer Italy – Conference and Exhibition, Mailand, Italien

redaktion@brauerei-forum.de


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.