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Radeberger Gruppe: Diversifizierung bewährt sich in der Krise / C. & A. Veltins: Zuwächse beim Flaschenbier federn Fassbier-Verluste ab

Radeberger Gruppe

Diversifizierung bewährt sich in der Krise

Der monatelange Ausfall des Außer-Haus-Geschäfts und jeglicher Geselligkeit hat im Biermarkt zu massiven Absatzeinbrüchen geführt. In diesem schwierigen Marktumfeld hat sich die Radeberger Gruppe besser als die Branche entwickelt: Mit Engagements in allen Segmenten spürt aber auch sie die Corona-Krise deutlich.

(F.) Seit geraumer Zeit verliert der deutsche Biermarkt aufgrund des demographischen Wandels und sich ändernder Konsumgewohnheiten jährlich bis zu 1 Mio. hl Absatz. „Schon dieser Verlust trifft die Branche hart. Das Jahr 2020 hat den bestehenden Druck noch einmal dramatisch erhöht“, betont Guido Mockel, Sprecher der Geschäftsführung der Radeberger Gruppe. Branchenkenner rechnen infolge der Corona-Krise mit einem Absatzverlust von mind. 5 Mio. hl. In diesem schwierigen Fahrwasser konnte sich der Marktführer im deutschen Biermarkt bewähren, obwohl auch er die Auswirkungen der Pandemie deutlich spürt. So hat sich die Radeberger Gruppe mit einem Absatzrückgang von mind. -4,7 % besser als der Markt entwickelt (Gesamt-Umsatz der Gruppe bei Drucklegung geschätzt -8 %, 1,6 Mrd. €), Marktanteile hinzugewonnen und die Stärken seines breiten Marken-Portfolios ausgespielt. Im In- und Ausland punktete die Brauereigruppe insbesondere mit regionalen Marken, alkoholfreien Bieren und Neuprodukten. „Unsere Entscheidung, auf ein breites Sortiment starker Marken mit attraktiven Sorten zu setzen, bewährt sich gerade jetzt.“ Dennoch reiße v.a. das margenträchtige Fassbiergeschäft Lücken in die Unternehmensergebnisse. „Wir beliefern weit über 40000 gastronomische Betriebe. Entsprechend hart trifft uns deren monatelange Schließung, die zu einer Halbierung unserer Fassbierabsätze geführt hat.“ Da die Radeberger Gruppe jedoch diversifiziert aufgestellt ist, konnte man über Tochtergesellschaften und Beteiligungen die Verluste teilweise ausgleichen. So verzeichnete die größte deutsche Getränkefachmarktkette, Getränke Hoffmann, deutliche Umsatzzuwächse. Die Entscheidung vor drei Jahren, auf das Getränke-Liefergeschäft unter der Marke Durstexpress zu setzen, sei ebenfalls goldrichtig gewesen. „Die Verbraucher suchen nach neuen Wegen, ihre täglichen Bedarfe zu decken“, erklärt der Unternehmenschef. Auch das Streckengeschäft der Unternehmensgruppe, v.a. unter dem Dach der Deutsche Getränke Logistik (ein Joint Venture mit C. & A. Veltins) profitiert von einer gestiegenen Flaschenbier-Nachfrage im Lebensmitteleinzelhandel und in Getränkeabholmärkten.

C. & A. Veltins

Zuwächse beim Flaschenbier federn Fassbier-Verluste ab

Mit einem Gesamtausstoß von 2,94 Mio. hl (-3,5 %) und einem Umsatz von 342 Mio. € (-4,7 %) blickt die Brauerei C. & A. Veltins relativ gelassen auf die Geschäftsentwicklung im Corona-Jahr 2020 zurück.

(F.) „Wir agieren trotz der BiermarktTurbulenzen in einem ruhigen Fahrwasser und sehen in naher Zukunft wägbare Marktrisiken“, sagte der Generalbevollmächtigte Michael Huber auf der Veltins-Jahrespressekonferenz Mitte Januar. „Schon im Sommer 2021 erwarten wir eine umsatzstarke Freiluftsaison, weil sich die Menschen im Biergarten und daheim ihre Lebensnormalität zurückholen.“ Die Gastronomie sei zwar krisengebeutelt, signalisiere aber vielerorts Durchhaltevermögen und einen engagierten Aufbruchswillen. In der Brauwirtschaft sei, so Huber, Zuversicht gefragt. Entsprechend kündigte er an, das millionenschwere Investitionsprogramm in ein neues Hochregallager und ein Abfüllzentrum in diesem Jahr wie geplant fortzusetzen. In den rund 14 000 Gastronomiebetrieben verlor die Brauerei C. & A. Veltins im Fassbiergeschäft rund 56 % des Ausstoßes. Damit reduzierte sich das Fassbiervolumen auf 228 400hl (-209 000 hl). Deutlich besser lief das Geschäft mit der Flasche: „Unsere Flaschenabfüllung lief 2020 unter Volllast, während nebenan die Fassabfüllung stillstand“, so Huber. Das Trio mit Original Landbier, Hellem und Natur-Radler trug insgesamt 244 500 hl (+1,3%) zum Gesamtausstoß bei und konnte damit die Fassbierverluste komplett ausgleichen. Zufrieden zeigte sich das Unternehmen insbesondere mit der Neueinführung des hellen Püllekens. Seit der Markteinführung im Juli 2020 wurden rund 44 400 hl abgesetzt. Der Blick nach vorn verspricht nach der Veltins-Einschätzung schon mittelfristig gute Chancen auf eine sichtbare Marktentspannung. „Wir gehen davon aus, dass wir im Sommer in den Biergärten langsam zur Normalität zurückkehren, weil die Menschen die Einschränkungen hinter sich lassen wollen“, betont Michael Huber. Entgegen vielerlei Prognosen geht man bei Veltins davon aus, dass sich das Konsum- und Genussverhalten recht schnell entspannen werden. Dennoch werde es nach dem Ende der Pandemie mindestens 30 Monate benötigen, um die marktseitigen Unwuchten hinter sich zu lassen, lautet die Einschätzung der Grevensteiner.

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