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Buchtipp: Untergärig und Dunkel – Die Brauwelt der dunklen Lagerbiere mit 41 Rezepten

Nach dem plötzlichen Tod Max Delbrücks im Jahr 1919 übernahm Friedrich Hayduck die Leitung der Lehranstalt

Braukonzern Deutschlands. Am 20. April 1926 gründete der Geschäftsmann außerdem eine nach ihm benannte Stiftung zur Förderung der Brauwissenschaft und -technik. Nacher vertrat fortschrittliche wissenschaftliche Ideen, er hat z. B. Flaschenbier pasteurisiert oder die Pfandflasche in der Brauwirtschaft eingeführt. Nach der Machtergreifung Hitlers 1933 wurde Nacher systematisch schikaniert und Stück für Stück diskreditiert und schließlich seiner Aktienpakete beraubt. Man könne schließlich, so die Begründung der nationalsozialistischen Machthaber, nicht zulassen, dass „jüdisches Bier durch arische Kehlen“ fließe. Anfang 1939 gelang es dem schwer an Diabetes erkrankten Nacher, in die Schweiz auszureisen. Gezeichnet von den körperlichen Strapazen zahlreicher Gefängnisaufenthalte in Nazideutschland starb er verarmt im September 1939 in Zürich. Doch auch die VLB blieb von den Säuberungsaktionen der Nazis nicht verschont. Aus Protokollen der Generalversammlungen oder aus Personalunterlagen lässt sich erahnen, wie mit jüdischen oder „jüdisch versippten“ Mitarbeitern verfahren wurde, um sie ihrer Positionen zu entheben. Ferdinand Stockhausen beispielsweise, seit 1903 Oberassistent bei Paul Lindner, später Abteilungsleiter des Biologischen Laboratoriums und des Analytischen Labors, war mit der jüdischen Konzertpianistin Ella Jonas-Stockhausen verheiratet. Die Nationalsozialisten legten dem Wissenschaftler nahe, sich von seiner jüdischen Frau zu trennen, was dieser strikt ablehnte. In der Folge wurde seine geplante Berufung zum Professor 1934 hintertrieben. Außerdem torpedierte der NS-Dozentenbund Stockhausens Weiterbeschäftigung an der VLB. Auch die VLB-Leitung unternahm mehrfach Anstrengungen, den Wissenschaftler zu entlassen. Das Reichsministerium des Innern gab diesen Anstrengungen jedoch nicht statt, wie aus der Personalakte zu entnehmen ist. Die Gründe dafür liegen im Dunkeln, eine Erklärung ist spekulativ.

Im 2. Teil der VLB-Chronik berichten wir über die Jahre 1933 bis 1945, in denen der Nationalsozialist Hermann Fink als wissenschaftlicher Direktor die Geschäfte der VLB führte. Teil 2 erscheint in der Ausgabe 3 des Brauerei Forums am 5. März. Die Nachkriegsjahre skizzieren wir in Teil 3, der voraussichtlich in der Ausgabe 6 des Brauerei Forums am 25. Juni erscheint.

Untergärig und Dunkel – Die Brauwelt der dunklen Lagerbiere mit 41 Rezepten

Das Buch „Untergärig und Dunkel“ ist insofern einzigartig in der Bierliteratur, als dass es sich ausschließlich mit einer der ältesten Biersorten der Welt, dem dunklen Lagerbier, befasst. 41 Rezepte zum Nachkochen und Nachbrauen runden den historischen und wissenschaftlichen Teil ab.

(F.) Untergärig und Dunkel behandelt die Entstehungsgeschichte, die Zutaten, die Rohstoffe und das Brauverfahren dieses Bierstils mit wissenschaftlichem Ansatz und Humor. Außerdem erweitert das Buch mit einer Rezeptesammlung das Verständnis der Leser für die dunklen Lagerbiere und spornt zum Experimentieren an. Alle 41 Bierrezepte wurden von den Autoren speziell für dieses Buch konzipiert und getestet.

Die Autoren

Thomas Kraus-Weyermann leitet zusammen mit seiner Frau Sabine die Weyermann-Malzfabrik als weltweiter Marktführer in der Produktion von Spezialmalzen. Horst Dornbusch ist ein international gefragter Unternehmensberater in der Brauindustrie und Verfasser von rund 300 Artikeln für Fachzeitschriften und acht Büchern auf Englisch und Deutsch. Im Vorwort zum Buch ermuntert VLBGeschäftsführer Dr. Josef Fontaine die Freunde des dunklen Lagerbiers, „mehr Mut zur natürlichen Farbe“ zu haben. „Dornbusch und Kraus-Weyermann richten mit diesem besonderen Buch den Fokus auf den unterschätzten Biertyp, der zweifellos mehr Aufmerksamkeit verdient hat, als ihm in der jüngeren Vergangenheit entgegengebracht worden ist.“

ISBN: 978-3-418-00135-7 Preis: 24,90 €, Seiten: 320

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