Brauerei Forum 12/2019

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BRAUEREI

FORUM Fachzeitschrift für Brauereien, Mälzereien, Getränkeindustrie und deren Partner

Ausgabe 12 | 19. Dezember 2019 | 34. Jahrgang  |  ISSN 0179-2466

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ESER AUSG IfGB ABE: A Bren KTUELL – Inf nere o ien u nd S rmatione piritu n osen für -Her stell e

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 Nachruf Prof. Reinhold Schildbach  Berichte 106. VLB-Oktobertagung  Brau-Börsen-Bilanz  Nachrichten ehem. VLBer Informationsservice der Versuchs- und Lehranstalt für Brauerei in Berlin

www.brauerei-forum.de


Vorbereitungskurs zum/r Brauer- und Mälzermeister/in Fach- und handlungsspezifische Qualifikationen für Braumeister zur Vorbereitung auf die Meisterprüfung an der Handwerkskammer Berlin Beginn: 19. Oktober 2020 / Dauer: 11 Monate / Sprache: Deutsch

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Kursziel: Dieser Kurs bereitet auf die fachspezifische Prüfung für Brauer- und Mälzermeister/innen an der Handwerkskammer Berlin vor. Er ist konzipiert für künftige Führungskräfte in Industriebetrieben sowie in mittelständischen Brauereien. Darüber hinaus bietet die Meis­terausbildung auch eine solide Grundlage für die Gründung eines eigenen Unternehmens. Aufbau des Kurses: Der Kurs verfolgt einen integrierten Bildungsansatz („Blended Learning“). Dabei werden Elemente wie klassische Präsenzveranstaltungen, geführtes Selbststudium und E-Learning-Elemente kombiniert. Für etwa 40 % der Lehrveranstaltungen besteht Präsenzpflicht in Berlin. Die weiteren Lehreinheiten werden in einer Kombination aus mediengestützem Selbststudium mit E-Learning-Elementen und regelmäßigen Lernkontrollen durchgeführt und sind nicht standortgebunden. Die Meisterprüfung an der Handwerkskammer Berlin schließt diese Fortbildung ab. Weitere Informationen stehen auf unserer Webseite zur Verfügung.

www.vlb-berlin.org/braumeister

VLB Berlin e.V., Seestraße 13, 13353 Berlin Dr.-Ing. Roland Pahl / Tel.: 030 450 80-249 / brewmaster@vlb-berlin.org

VLB LABOTECH – IHR SPEZIALIST FÜR LABOR-EQUIPMENT Labor-Equipment und mikrobiologische Nährmedien für die Analyse von Rohstoffen,

Symposium for craft and micro brewers from Germany Zwischen- und Endprodukten sowie Nebenprodukten für & European countries

+ die BrauMalzindustrie 7 November 2016, und Nuremberg, Germany + die Spirituosenindustrie

+ Hersteller von alkoholfreien Erfrischungsgetränken

+ Brennereien VLB LaboTech GmbH, Seestraße 13, 13353 Berlin Tel.: 030 450 80-220, Fax: 030 453 55 17 labotech@vlb-berlin.org

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INHALT

 MENSCHEN & UNTERNEHMEN 4 Neue Holsten-Brauerei in Hamburg-Hausbruch eröffnet 5 Gute Stimmung am VLB-Stand auf der BrauBeviale 6 Prof. Reinhold Schildbach mit 86 verstorben 8 Susanne Veltins seit 25 Jahren Brauerei-Chefin / Investor für die Pfungstädter Brauerei gefunden

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9 Verband der Hopfenpflanzer: Erster gemeinsamer globaler Hopfengipfel der Hopfen- und Brauwirtschaft in Brüssel

Die rund 60 Teilnehmer des 7. European MicroBrew Symposiums der VLB Berlin erwartete ein hochkarätig besetztes Panel mit informativen und abwechslungreichen Vorträgen

 TECHNIK & TECHNOLOGIE 10 Breite Themenvielfalt beim 7. European MicroBrew Symposium 12 Brauer-Schule – Fachfragen und Fachrechnen für Auszubildende: Filtration 13 Gelungenes Branchentreffen auf der 106. VLB-Oktobertagung in Berlin 14 VLB-Oktobertagung: Alkoholfreie Biere und Technologietrends waren die Schwerpunkte der Technischen Veranstaltung

 IfGB AKTUELL 18 IfGB-Forum: „Lassen Sie sich vom IfGB-Forum inspirieren!“ 22 Verbände: Politischer Gästeabend und Spirituosen-Forum des BSI in Berlin erhielten großen Zuspruch / BSI: Nährwertangaben und Zutatenverzeichnis online

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23 Qualitätssicherung: Bundesehrenpreis für Spirituosen 2019 / DLG: Internationale Qualitätsprüfung Spirituosen 2020

 BETRIEBSWIRTSCHAFT

Mit Themen aus Technologie, Rohstoffen sowie Management und Logistik hat die 106. VLB-Okto­ bertagung mit 370 Teilnehmern erneut ihr Publikum gefunden

24 VLB-Forum: Food & Beverage 4.0? Wir sind mittendrin! 26 Brau-Börsen-Bilanz: Brauriesen schauen im 3. Quartal 2019 nach Asien

 MARKT & MARKEN 30 BraufactuM Berlin: Talk & Taste – Craft-Bier braucht Zeit 31 5. LOGICircel: Das Getränke-Mehrweg-System im Fokus 32 Bestmalz: BestBrewChallenge 2019 – Rheinhessen brauen bestes Bier / Brewers Gold: Warsteiner führt naturtrübe Bierspezialität ein

 EHEM. VLBER

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33 Bitburger-Gesellschafter zu Besuch bei der VLB Berlin 34 VLB Aktuell: Mitgliederversammlung erweitert Verwaltungsrat 35 Rückkehr zu einem VLB-Klassiker: Meisterkurs für Brauer und Mälzer hat begonnen 36 VLB Aktuell: Der Russische Brauerkurs 2019 in Berlin war ein voller Erfolg 37 Semestertreffen Jahrgang 1965/67: Harz, aber herzlich / Semestertreffen Jahrgang 1963/65: Antrunk, Umtrunk und Abtrunk in Kassel 38 Semestertreffen Jahrgang 1960/62: Austausch der Jahreserlebnisse in Ostwestfalen

Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft hat im November 8 Spirituosenhersteller mit dem Bundesehrenpreis ausgezeichnet. Die Auszeichnung wird jährlich verliehen

 INSTITUTIONEN & VERBÄNDE 39 Japan Brewers Association: Besuch der japanischen Delegation in Berlin / „Ulf Stahl Biotechnologie Zentrum Berlin“: Die Gedenktafel wurde enthüllt 40 Gesellschaft für Geschichte des Brauwesens e. V.: Rekordbeteiligung in Einbeck 42 Deutscher Braumeister- und Malzmeister-Bund (DBMB): Landesgruppe Berlin-Brandenburg tagte im Frankfurter Brauhaus / Veranstaltungsplan 2020 der DBMB-LG Berlin-Brandenburg

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 SONSTIGES 43

Lösungen Brauer-Schule / Impressum

44 Veranstaltungskalender

 redaktion@brauerei-forum.de

Am 23. November waren Mitglieder der beiden Gesellschafter-Familien der Bitburger Holding zu Gast bei der VLB Berlin. Bitburger und die VLB Berlin verbindet eine 130-jährige intensive Beziehung

Titelfoto: AdobeStock #270383466

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MENSCHEN & UNTERNEHMEN

 NACHRICHTEN

Neue Holsten-Brauerei in HamburgHausbruch eröffnet Nur zwei Jahre nach dem ersten Spatenstich hat Holsten ihren neuen Standort am südwestlichen Stadtrand von Hamburg Anfang November eröffnet. Rund 400 Gäste, darunter zahlreiche Vertreter aus Politik und Wirtschaft sowie die Mitarbeiter, feierten dieses historische Ereignis gemeinsam mit Hamburgs Erstem Bürgermeister Dr. Peter Tschentscher.

Deutschland, und Michael Hinrichs, Repräsentant der Carlsberg Group, die neue Anlage.

Foto: Ziemann Holvrieka

Ein hoch­ effizientes LäuterbottichSudhaus ist das Herzstück des Brauereineubaus

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(F.) Seit 1879 ist die Holsten-Brauerei in Hamburg-Altona zu Hause und braut dort ihr bundesweit beliebtes Bier. Am 4. November 2019 ging das zur Carlsberg DeutschlandGruppe gehörende Unternehmen einen wegweisenden Schritt in die Zukunft und nahm seine neue Braustätte in Hamburg-Hausbruch offiziell in Betrieb. Hamburgs 1. Bürgermeister Dr. Peter Tschentscher sagte: „Mit dem Umzug nach Hausbruch entstehen neue logistische, technische und ökonomische Möglichkeiten mit modernstem Standard für die neue Holsten-Brauerei. Zugleich werden Arbeitsplätze in Hamburg gesichert. Das stärkt den Wirtschaftsstandort und die traditionelle Verbundenheit der Brauerei mit unserer Stadt. Ich wünsche den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie dem Unternehmen am neuen Standort weiterhin viel Erfolg.“ Nach seiner Rede eröffnete der Tschentscher gemeinsam mit Sebas­t ian Holtz, CEO Carlsberg Brauerei Forum  –  Dezember 2019

Neuer Standort bringt viele Vorteile Mit dem Neubau passt sich Holsten an die veränderten Gegebenheiten der Brauindustrie an: Kürzere Wege, modernste Anlagen und eine bessere Infrastruktur sind nur einige Pluspunkte des Umzugs. „In den vergangenen Jahren hat sich gezeigt, dass der Standort Altona nicht mehr zeitgemäß für die industrielle Bierproduktion ist. Daher haben wir in enger Zusammenarbeit mit der Stadt nach einer geeigneten Alternative gesucht. Mit der innovativen Brauerei im Hamburger Süden kann Holsten deutlich flexibler auf sich verändernde Bedingungen reagieren und von den zahlreichen Vorteilen des neuen Areals profitieren“, erläutert Sebastian Holtz den Schritt. Das Grundstück umfasst eine Gesamtfläche von ca. 65 000 m2 und eine Bebauungsfläche von ca. 24 500 m 2. Für die Realisierung zeichnet das Bauunternehmen Züblin verantwortlich. Kapazität für 1 Mio. hl pro Jahr Die neue Braustätte ermög­licht die Produktion von rund 1 Mio. hl Bier im Jahr. Das Läuterbottich-Sudwerk für maximal zwölf Sude am Tag mit einem Ausschlagvolumen von jeweils 312 hl Heißwürze kommt von Ziemann Holvrieka. Zusätzlich wurden verschiedene Anlagen aus Altona an den neuen Standort umgesetzt. Täglich werden ca. 1 Mio. Flaschen und 3000 Fässer abgefüllt. Pro Stunde schaffen die bei-

den Abfüllanlagen 60 000 Flaschen bzw. 180 Fässer. Bis zu 100 Lkw werden die neue Holsten-Brauerei in Hamburg-Hausbruch täglich ansteuern. Anders als am bisherigen Standort in Altona wird das innerstädtische Verkehrsaufkommen dadurch aber nicht beeinträchtigt. Die neue Brauerei – Fakten und Zahlen Grundstücksfläche: gesamt ca. 65 000 m² Bebauungsfläche: 24 500 m² Brauereikapazität: 1 Mio. hl 1 Mio. abgefüllte Flaschen pro Tag Flaschenabfüllanlage: 60 000 Flaschen pro Stunde Fassabfüllanlage: 180 Fässer pro Stunde Verpackungsanlage: 14 000 Flaschen pro Stunde Lagerkapazitäten: 18 000 Paletten Vollgut 30 000 Paletten Leergut 100 Lkw pro Tag

Foto: Carlsberg

v.l.: Sebastian Holtz, CEO Carlsberg Deutschland, Dr. Peter Tschentscher, Hamburgs 1. Bürgermeister, Michael Hinrichs, Carlsberg Group


  VLB AKTUELL

Gute Stimmung am VLB-Stand auf der BrauBeviale Vom 12. bis 14. November fand die BrauBeviale in Nürnberg statt. Es herrschte großer Andrang auf der wichtigsten Investitionsgütermesse für die Getränkeindustrie in diesem Jahr. Und mittendrin: der Stand der VLB. (BF) „Wir freuen uns über die tolle Resonanz auf unserem Messestand auf der BrauBeviale im November in Nürnberg“, bedankte sich VLBGeschäftsführer Dr. Josef Fontaine bei allen Gästen, die den VLB-Stand besucht haben. Denn einmal mehr habe die BrauBeviale in Nürnberg bewiesen, dass sie zu den führenden Branchentreffs in Deutschland und Europa gehört. A n neuer Position in Halle 6 zog der VLB-Stand zahlreiche Mitglieder, Ehemalige, Kunden und Freunde an. Auch viele neue Kontakte nutzten die Gelegenheit zu persönlichen Gesprächen und einem frisch gezapften Berliner Pilsner. Darüber hinaus organisierte die VLB zum 7. Mal das European MicroBrew Symposium, an dem, einen Tag vor der Messe, 60 Brauer aus aller Welt

teilnahmen. Weitere Aktivitäten mit VLB-Beteiligung waren die Beiträge von Dr. Josef Fontaine und Norbert Heyer auf dem LogiCircle-Treffen (s. S. 31) sowie das Beviale-Forum „Hidden Champions im Getränkemarkt“, moderiert von Wiebke Künnemann. Die Zahlen sprechen für sich Es waren rund 22 000 Fachbesucher aus Deutschland und ca. 18 000 aus 137 weiteren Ländern, die zur bedeutendsten diesjährigen internationalen Investitionsgütermesse für die Getränkeindustrie reisten (insgesamt aber ein Minus zum Vorjahr von etwa 2 %). 1088 Aussteller, davon 54 % international, informierten die Besucher über sämtliche Belange der Getränkeherstellung.

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Fotos: ew

Fotos (jew. v.l.): 1 Der VLB-Stand an neuer Stelle in Halle 6 2 Alte Bekannte: Roland Pahl, Burghard Meyer, beide VLB, und PärGustaf Relander (M.), Polttimo Oy 3 Die DLG zu Gast: Hubert Walter, BLQ, Johannes Fuchs, VLB, Thomas Burkhardt, DLG, Prof. Fritz Jacob, BLQ 4 Axel Keller, Wolfgang Janssen, Radeberger Gruppe, Horst Müller, EFES, Bodo Böttcher, Cölner Hofbräu Früh 5 VLB-Präsident Ulrich Rust (M.), Gerolsteiner Brunnen, mit Henrike Vorwerk, VLB, Josef Fontaine, VLB, KarlUllrich Heyse, Brauwelt, Thomas Schwind, MEG

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MENSCHEN & UNTERNEHMEN

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Wir trauern um

Prof. Dr. agr. habil.

Reinhold Schildbach * 10. August 1933 in Dermbach/Rhön

† 14. Oktober 2019 in Berlin

Wissenschaftlicher Leiter und Geschäftsführer der Versuchs- und Lehranstalt für Brauerei in Berlin (VLB) e.V. (1977–1981) Professor für Pflanzliche Rohstoffe in der Lebensmittel- und Getränkeindustrie an der Technischen Universität Berlin (1972–1999) Leiter des Forschungsinstituts für Rohstoffe der Versuchs- und Lehranstalt für Brauerei in Berlin (VLB) e.V. (1969–1998) Mitglied des Technisch-Wissenschaftlichen Ausschusses (TWA) der VLB Berlin

Wir werden sein Andenken stets in hohen Ehren halten.

Im Namen des Verwaltungsrates, der Geschäftsführung, der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und aller Mitglieder der VLB Berlin.

Versuchs- und Lehranstalt für Brauerei in Berlin (VLB) e.V.

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Ulrich Rust

Dr. Josef Fontaine

Vorsitzender des Verwaltungsrates

Gerhard Andreas Schreiber

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VLB-Geschäftsführer


Prof. Reinhold Schildbach mit 86 verstorben Am 14. Oktober 2019 verstarb in Berlin Dipl.-Landwirt Prof. Dr. agr. Reinhold Schildbach im Alter von 86 Jahren. Er war über mehrere Jahrzehnte weltweit als einer der führenden Experten für Braugerste und Hopfen bekannt und Gründer des Internationalen Braugersten-Seminars der VLB. Reinhold Schildbach wurde am 10. August 1933 in Dermbach/Rhön in Thüringen geboren. Nach der Ausbildung zum Landwirt begann er ein Studium der Agrarwissenschaften, das er 1963 an der Universität Gießen als Diplom-Landwirt abschloss. Dort wurde er 1966 auch promoviert. 1969 führte ihn seine berufliche Laufbahn nach Berlin, wo er die Nachfolge von Prof. Dr. Karl Göpp als Leiter der VLB-Rohstoffabteilung antrat. 1971 wurde Schildbach zum Oberingenieur am Lehrstuhl für Acker- und Pflanzenbau der TU Berlin ernannt. Im selben Jahr initiierte er das 1. Internationale Braugersten-Seminar. Diese Veranstaltungsreihe etablierte sich schnell als eine der führenden Diskussionsplattformen über Züchtung, Anbau, Verarbeitung und Bewertung von Braugetreide. Das Seminar fand in diesem Jahr als Teil der VLB-Oktobertagung zum 48. Mal statt – leider das erste Mal ohne seine Beteiligung. 1972 wurde Reinhold Schildbach zum Thema „Untersuchungen über die Ursachen für die Unterschiede im Eiweißgehalt der Sommergerste und die Konsequenzen für die Bierherstellung“ habilitiert und von der TU Berlin zum Professor für Pflanzliche Rohstoffe in der Lebensmittelund Getränketechnologie berufen. In dieser Funktion hielt er bis 1998 die Vorlesungen über BrauereiRohstoffe für alle Studierenden des Brauwesens an der TU Berlin. 1977 folgte Schildbach auf Prof. Dr.-Ing. Heinz Schilfarth als wissenschaftlicher Leiter der VLB. Gleichzeitig übernahm er bis Februar 1981 gemeinsam mit Dr. Hans Günter Schultze-Berndt und Dr. FriedrichKarl Koch als Geschäftsführer die Verantwortung für die gesamte VLB. 1981 wurde die Rohstoffabteilung in das bis heute sehr erfolgreich arbeitende VLB-Forschungsinstitut für Rohstoffe (FIR) überführt. War Reinhold Schildbach zunächst fokussiert auf Braugetreide, dehnte

Ruhestand und übergab die Leitung seines Forschungsinstituts an Prof. Dr. Frank Rath, der auch seine Lehrverpflichtungen an der TU Berlin übernahm. Dem renommierten Wissenschaftler wurden im Laufe seiner langen Karriere verschiedene Ehrungen zuteil: • Ritterschlag zum Chevalerie du Fourquet der Belgischen Brauer (1984) • Hopfenorden des Internatio nalen Hopfenbüros (1986) • Goldene Ehrenmedaille der Deutschen Braugersten Gemeinschaft (1998) • VLB-Ehrennadel in Gold (2015) er sein Arbeitsfeld in den 1970erJahren auf Hopfen aus. Im Laufe seiner aktiven Karriere erlangte er den Ruf als einer der weltweit führenden Experten zur Beurteilung von Gerstensorten für den Einsatz zur Bierherstellung. Dabei setzte er auf damals noch sehr neue Technologien wie die Gel-Elektrophorese zur Sortendifferenzierung oder den Einsatz des Raster-Elektronenmikroskops zur Untersuchung der inneren Strukturen von Getreide- und Malzkörnern. Seinen zahlreichen Veröffentlichungen und Forschungsprojekten verdankte er es, dass er in Fragen des Gerstenanbaus und der Malzherstellung regelmäßig in der ganzen Welt unterwegs war. Konsequenterweise wurde ihm 1980 der Vorsitz des Barley Committees der European Brewery Convention (EBC) übertragen. Im Rahmen seiner internationalen Aktivitäten beriet er über Jahrzehnte hinweg viele Unternehmen in Rohstoffangelegenheiten, darunter auch die türkische EFES-Gruppe. Er legte damit den Grundstein für die bis heute währende enge Zusammenarbeit von EFES mit der VLB. Anfang 1999 ging Reinhold Schildbach im Alter von 65 Jahren in den

2013 hat Reinhold Schildbach sein umfangreiches Fachwissen in dem Buch „Getreide und Braugetreide – weltweit“ zusammengefasst. Das dort eingesetzte einzigartige Fotomaterial aus seinem Archiv vermittelt einen anschaulichen Eindruck über die aktive Karriere des Getrei­ deexperten. Selbst im hohen Alter war er noch regelmäßig zu Besuch an der VLB, wo er in der A xel-SimonBibliothek recherchierte oder Fachpublikationen sichtete. Privat war Reinhold Schildbach nicht nur aktiver Sportler, u.a. Marathon-Finisher, sondern auch musikalisch. War bei einer Feier ein Tasteninstrument in Reichweite, dauerte es nicht lange, bis JazzKlänge durch den Saal hallten. Er hinterlässt seine Frau Doris und seine beiden Söhne Stefan und Jörg mit ihren Familien. Mit Reinhold Schildbach verliert die VLB einen Freund, Wissenschaftler und Förderer, der die Entwicklung des Instituts über mehr als drei Jahrzehnte nachhaltig mitgeprägt hat. Sein Name wird an der VLB unvergessen bleiben. Ulrich Rust (Vorsitzender des VLBVerwaltungsrats) Dr. Josef Fontaine, Gerhard Andreas Schreiber (VLB-Geschäftsführer) Brauerei Forum  –  Dezember 2019

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MENSCHEN & UNTERNEHMEN

 NACHRICHTEN

Susanne Veltins seit 25 Jahren Brauerei-Chefin

Die Jubilarin Susanne Veltins, und Veltins-Generalbevollmächtigter Michael Huber im Kreise ihrer Mitarbeiter

Seit einem Vierteljahrhundert steht Susanne Veltins als Inhaberin und Geschäftsführerin an der Spitze der Brauerei C. & A. Veltins. In einem Festakt wurde das Jubiläum gebührend gefeiert. (F.) Mit unternehmerischem Geschick, dem Streben nach Kontinuität und grundsolidem Vertrauen in den deutschen Biermarkt formte Susanne Veltins eine der

Foto: Veltins

erfolgreichsten Familienbrauereien Deutschlands. „Wir haben Ihnen viel zu verdanken“, gratulierte Generalbevollmächtigter Michael Huber. Besonders hervorzuheben sei die Weitsicht von Susanne Veltins, deren Verdienste die Mitarbeiter mit lang anhaltendem Applaus würdigten. Über Wettbewerbsniveau Susanne Veltins trat 1993 in die 1824 gegründete Familienbrauerei ein. Nach dem plötzlichen Tod ihrer Mutter 1994 folgte sie ihr als Inhaberin und Geschäftsführerin. In den zurückliegenden 25 Jahren steigerte die Brauerei ihren Ausstoß mit 33 % deutlich über Wettbewerbsniveau und stellte am Standort Grevenstein zusätzlich 285 Mitarbeiter ein. Außerdem wuchs der Umsatz von damals 356 Mio. DM auf heute 352 Mio. €. Aus seinerzeit 12 000 verbundenen Gastronomiebetrieben wurden in den vergangenen 25 Jahren 14 850. Und unübersehbar gehört auch der Aufstieg der Marke Veltins im Wettbewerbsumfeld zum unternehmerischen Erfolg

dazu – frisches Veltins ist heute die drittgrößte Premium-Biermarke in Deutschland. Unternehmensführung gelobt Huber erinnerte an die Meilensteine und vor allem an die Inves­ titionsbereitschaft, um spätere Erfolgsprojekte voranzubringen. Für notwendige Ausgaben in Technik, Markt und Marke wurden mit viel Weitsicht Mittel bereitgestellt. Es waren Projekte mit großen Investitionssummen, die Susanne Veltins mit unternehmerischem Urteilsvermögen voranbrachte. Die Kreation neuer erfolgreicher Produktlinien wie die V+-Range nach der Jahrtausendwende und zuletzt die Einführung der Marke Grevensteiner waren der Unternehmensführung von Susanne Veltins zu verdanken. „Sie haben alles richtig gemacht – darauf sind wir alle gemeinsam stolz“, so Huber in seiner Laudatio, bevor man ihr einen ganz persönlichen Wunsch erfüllte: Ein neu gepflanzter Baum steht für das Vertrauen in die Zukunft!

Pfungstadt

Investor für die Pfungstädter Brauerei gefunden Ein Investor aus Bad Homburg will die Pfungstädter Brauerei übernehmen und dort eine klimaneutrale Brauerei bauen. Bei der Vorstellung seiner Pläne Ende November überzeugte er den Magistrat der Stadt. Jetzt steht noch die Zustimmung der Stadtverordneten aus. (F.) Der Neubau einer klimaneutralen Brauerei in Pfungstadt ist eine große Chance für die Brauerei und die Stadt. Mit diesem zukunftsweisenden Projekt können die Brauerei fortgeführt, neue Märk­te erschlossen und auf dem Brauereigelände ein neues Stadt- und Wohnquartier entwickelt werden, so PfungstädterGeschäftsführer Stefan Seibold. Die Entscheidung der Stadtverordneten zu einem Eckpunktepapier wird

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noch vor Weihnachten erwartet. Die Gesellschafter der Brauerei wollen anschließend im Januar 2020 über den Kaufvertrag entscheiden. „Den rund 100 Gesellschaftern der Pfungstädter Brauerei ist der Erhalt der 100 Arbeitsplätze ein wesentliches Anliegen. Bei der Suche nach Partnern und der Umsetzung gehen wir daher auf Nummer sicher. Der Beirat der Brauerei und der Investor stimmen die Vertragsentwürfe ab und prüfen diese sehr sorgfältig“, erklärte Christoph Kleinschmidt als Vorsitzender des Beirats der Pfungstädter Brauerei. Der Investor Uwe Dieter Krück habe eine Referenzliste von größeren Investments vorgelegt. Dazu gehört u.a. der Mobimo-Tower in Zürich, der in Zusammenarbeit mit der Mobimo AG, der Marazzi Bauunterneh-

mung AG und Marriott, mit einem Investitionsvolumen von rund 200 Mio. Schweizer Franken von Krück errichtet wurde. Oder auch das Ibis-Hotel an der Frankfurter Messe, eine Zusammenarbeit mit den Arcor Hotels. Neben der Vorlage der banküblichen Unterlagen habe der Investor zur Finanzierung des Projekts angeboten, den Kaufpreis bei Vertragsschluss auf einem Treuhandkonto zu hinterlegen. Auch die Stadt Pfungstadt strebt Absicherungen an. So soll sich der Investor verpflichten, das Grundstück zurückzugeben, falls er den Brauereineubau dort nicht errichtet. Die vorliegenden Planungen für den Bau der Brauerei hat Krück mit der Krones AG in Neutraubling entwickelt, die auch für die Umsetzung verantwortlich sein soll.


Verband der Hopfenpflanzer

Erster gemeinsamer globaler Hopfengipfel der Hopfen- und Brauwirtschaft in Brüssel Mehr als 100 Teilnehmer aus 13 Ländern, darunter Mitglieder des Europäischen Parlaments, Vertreter der EU-Kommission und der nationalen Regierungsbehörden aus den USA und Deutschland sowie Repräsentanten der internationalen Hopfen- und Brauwirtschaft, diskutierten am 18. November mit Experten aus Wissenschaft, Forschung und Züchtungsinstituten neue gemeinsame Wege für die Zukunft des internationalen Hopfenanbaus. (BF) Der Klimawandel und steigende Anforderungen im Umweltschutz erfordern eine Diskussion über die Neuausrichtung des Hopfenanbaus. „Bester Hopfen für bestes Bier“ lautet daher das Motto der neuen Allianz zwischen Hopfen- und Brauwirtschaft. Ziel ist es, die anstehenden Herausforderungen gemeinsam an das Europaparlament und die EU-Kommission heranzutragen. In Fachvorträgen, Keynotes und Podiumsdiskussionen konnten sich die Teilnehmer des Hopfensymposiums über bereits bestehende Strategien und Projekte bezüglich der Klimaanpassung des Hopfenanbaus informieren. Dabei wurde auch auf die dringende Notwendigkeit hingewiesen, den modernen integrierten Pflanzenschutz im internationalen Hopfenbau weiterzuentwickeln. Dieser sei durch die dramatischen Verluste an zulässigen Wirkstoffen für den Schutz des Hopfens vor Krankheiten

und Schädlingen ernsthaft gefährdet. Insbesondere die Züchtung neuer, klimaangepasster Sorten, die auch alternative Methoden zur Schädlings- und Krankheitskontrolle ermöglichen, benötigen angemessene Übergangsfristen. In seiner Begrüßung unterstrich Norbert Lins, Vorsitzender des Agrarausschusses im Europaparlament, neben der ökonomischen Bedeutung des Hopfenanbaus für die Brauwirtschaft insbesondere auch seine Funktion für die europäische Kulturlandschaft. Der Hopfen- und Brauwirtschaft sicherte er in den laufenden Verhandlungen zur Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) weiterhin die Unterstützung des Agrarausschusses im Europäischen Parlament zu. Er betonte dabei auch die Notwendigkeit realistischer Übergangsfristen, die z. B. im Bereich der Fungizide auch unter Aspekten des Gesundheitsschutzes erforderlich seien. Außer-

dem forderte er eine Intensivierung der Forschung und Innovation im Bereich des integrierten Pflanzenschutzes, da die sinkende Anzahl von Wirkstoffen auch zu steigenden Resistenzen gegen Schädlinge und Krankheiten führte. Zudem müssten künftig Genehmigungsverfahren gründlich, aber auch innerhalb der vorgeschriebenen Zeit ablaufen, damit die Hopfenpflanzer die nötige Planungssicherheit für ihr Anbausystem haben. Schließlich sei die Frage nach den neuen Züchtungstechniken zu stellen, wobei die Wissenschaft sich einig sei, dass damit viele Resistenzen verhindert werden könnten und damit der Einsatz von Wirkstoffen zum Schutz vor Schädlingen und Krankheiten deutlich reduziert werden kann. Für Februar 2020 wurde ein weiteres Fachgespräch zum Thema Hopfen unter Beteiligung der erforderlichen Fachausschüsse des Europäischen Parlaments angekündigt.

Die Redner des internationalen Hopfensymposiums in der Bayerischen Vertretung in Brüssel, unter ihnen auch Verbandspräsident Adi Schapfl, der Vorsitzende des Deutschen Hopfenwirtschaftsverbandes Peter Hintermeier, sowie Dr. Michael Möller, Brauereidirektor des Staatlichen Hofbräuhauses in München und der Gesellschaft für Hopfenforschung

Foto: pokorny-kreativ-welten.de

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TECHNIK & TECHNOLOGIE

 VERANSTALTUNGEN

Breite Themenvielfalt beim 7. European MicroBrew Symposium Rund 60 Teilnehmer aus aller Welt nahmen am 11. November 2019 am European MicroBrew Symposium der VLB Berlin teil. Acht hochkarätige Brauerei-Experten gaben in ihren Vorträgen einen spannenden Überblick über Trends und Entwicklungen im Bereich der Craft- und Mikrobrauereien. In Kooperation mit der BrauBeviale fand die Veranstaltung mittlerweile zum 7. Mal am Vortag der Messe in Nürnberg statt. ßend übergab Slotta das Wort an Burghard Meyer, VLB Berlin, der das Programm der englischsprachigen Veranstaltung mit körperlicher Ertüchtigungen zum mentalen Perspektivwechsel begann.

1 Abb. 1–4: Abwechslungsreiche Vorträge, angeregte Diskussionen und Gespräche machten das 7. European MicroBrew Symposium zu einer Veranstaltung für alle Sinne

(ew) Heike Slotta, Abteilungsleiterin Veranstaltungen bei der NürnbergMesse, hieß in ihrer Begrüßungsrede am Morgen des 11. November die Teilnehmer des 7. European MicroBrew Symposiums im Nürnberg Convention Center (NCC) Mitte herzlich willkommen. Sie freute sich über die langjährige Kooperation zwischen der BrauBeviale und der VLB Berlin und sprach im Zuge eines kurzen geschichtlichen Überblicks über die durchweg positiven Entwicklungen der Messe. Anschlie-

Vom Mälzen und Brauen Den ersten Vortrag hielt Mick Holewa, VLB Berlin, zum Thema From grain to malt – an overview of malting. Ein Schwerpunkt seiner Präsentation lag auf den Vorgängen, die während des Mälzens im Getreide passieren. Zudem gab Holewa einen Überblick über das technische Equipment in Mälzereien und darüber, wie Mälzereien betrieben werden. In seiner Präsentation Weyer­mann® Specialty Malts for craft brewers – new trends in malting stellte Axel Jany, Weyermann, Bamberg, nicht nur das fränkische Unternehmen vor. Jany gab auch Antworten auf die Frage, welche speziellen Malzsorten sich für Red Ale, Schwarzoder Rotbiere eignen – alles Bierstile, die wieder im Kommen sind. Christopher Bergtholdt, VLB Berlin, sprach in A malt analyses – analy-

tics, results and conclusions über die Parameter, die bei der Beurteilung der Gerstenqualität für den Malzgebrauch ausschlaggebend sind. Denn hochwertige Rohstoffe seien das A und O, so Bergtholdt. Außerdem ging der Referent auf die Anforderungen ein, die der Gesetzgeber an Malze stellt, die für den Einsatz im Sudhaus infrage kommen. Und wie kontrolliert der Brauer seine Rohstoffe? „Die visuelle Kontrolle ist die einfachste Form der Kontrolle.“ Aber auch die Zellwände eines Gerstenkorns oder die Enzymaktivität geben Aufschluss über die Qualität der Rohstoffe. Nach der Mittagspause setzte Burghard Meyer, VLB Berlin, das Programm mit seinem Vortrag Brew­ house work: wort boiling and quality parameters fort. Meyer stellte verschiedene in Mikrobrauereien eingesetzte Systeme zur Würzekochung vor, unter anderem das sogenannte Schonkochverfahren (SchoKo-System) von der Bamberger Firma Kaspar Schulz. Mit diesem Verfahren können der Energieverbrauch und damit auch die Kosten erheblich gesenkt werden.

Fotos: ew

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Bericht Microbrew 4 In Brewing dark lagers „By the book“ gewährte Horst Dornbusch, Cerevisia Communications, USA, einen Einblick in sein Buch „Dark Lagers – History, Mystery, Brewing Techniques and Recipes“ (Co-Autor: Thomas Kraus-Weyermann). Darüber hinaus präsentierte er eine Theorie, nach der eine Klimaveränderung im 16. bis 18. Jahrhundert die Entstehung des Lagerbier-Typs begünstigt haben soll. Frank Peifer, Hopsteiner, erläuterte in Studies on New England IPA, wie NEIPAs hergestellt werden. Geschmacklich zeichnen sich die etwas trüberen Biere dadurch aus, dass sie fruchtiger schmecken als klassische American IPAs. Oft wird der Hopfen erst spät zugegeben, sodass mehr ätherische Öle und weniger Bitterstoffe im Bier verbleiben. Erhöhte Fettsäuren aus dem Hopfen sorgen jedoch für schlechtere Schaumstabilität. In das Thema Active dry yeast (ADY) and the world of taste and pleasure tauchte Oliver Caille, Fermentis, Frankreich, ein. Fermentis hat die Fermentationsleistung und die Aromaentwicklung von einem New England IPA und einem Brut IPA analysiert. Zum Einsatz kamen sechs unterschiedliche Bierhefen und drei Hopfenarten. Am Ende der Analyse konnten spezielle Hefeprodukte für den jeweiligen Biertyp empfohlen werden. Developments in the Swedish craft beer scene and the story of Sahlins Brygghus hieß der Vortrag von Erik Sahlin, Sahlins Brygghus, Schweden. Sahlin hat die Brauerei im Jahr 2015 als Teil eines Bauernho-

fes gegründet. Der Referent gab Einblicke in die lebendige schwedische Craft-BrauerSzene und stellte sein Konzept, einen traditionellen Hof mit Brauerei und Gastgewerbe zu verbinden, vor. Seine Leidenschaft, handgemachtes Bier herzustellen, finanziert der Schwede mit der Herstellung und dem Vertrieb von alkoholfreien Trendgetränken. Der erste Redner war auch der letzte: Mit seinem Vortrag Possible ways to produce nonalcoholic beer – also in small scale trug Mick Holewa, VLB Berlin, der Tatsache Rechnung, dass sich selbst Craft-Brauer dem Trend alkoholfreier Biere nicht mehr verschließen können. Holewa bot einen Überblick über die verschiedenen technischen Möglichkeiten, die der Markt für große wie kleine Brauereien bietet. Get-together zum Abschluss Die Teilnehmer verfolgten alle Vorträge mit großem Interesse und stellten im Anschluss der Präsentationen zahlreiche Fragen. So entstand ein wertvoller Austausch, der abschließend bei einem Glas Bier und Fingerfood fortgesetzt wurde. Das 8. European MicroBrew Symposium findet am 9. November 2020 in Nürnberg statt.

107. BRAU- UND MASCHINENTECHNISCHE ARBEITSTAGUNG 9. bis 11. März 2020 WESTIN Hotel Leipzig

Montag, 9. März: + Sitzung des Technisch-Wissenschaftlichen Ausschusses (TWA) der VLB Berlin + Besichtigung der Rotkäppchen-Mumm Sekt­kellereien in Freyburg mit anschließender Abendveranstaltung

Dienstag, 10. März: + Technisches Vortragsprogramm: Brau- und Getränketechnik / Abfüllung & Verpackung / Qualitätssicherung + Besichtigungen: Mitteldeutsche Erfrischungsgetränke in Weißenfels (Leislinger Mineralbrunnen) und Krostitzer Brauerei (Radeberger Gruppe) – optional + Begrüßungsabend im WESTIN Leipzig

Sponsoren des European MicroBrew Symposiums 2019

Mittwoch, 11. März: + Technisches Vortragsprogramm: Brau- und Getränketechnik / Abfüllung & Verpackung / Qualitätssicherung

Mit begleitender Fachausstellung

Mit besonderer Unterstützung von

www.vlb-berlin.org/frueh2020 VLB Berlin, Seestraße 13, 13353 Berlin Tel.: 030 450 80-215, Fax: 030 450 80-210 brewmaster@vlb-berlin.org

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TECHNIK & TECHNOLOGIE

  BRAUER-SCHULE Fachfragen und Fachrechnen für Auszubildende

Filtration

Die Aufgaben stellte Studienrat Robert Pawelczak, Staatliche Berufsschule Main-Spessart/ Karlstadt

1. Eine Brauerei möchte durch die Filtration eine Haltbarkeit für ihr glanzfeines Pils von 12 Monaten erreichen. Welcher der genannten Filtrationswege ist unter Einhaltung des Reinheitsgebots am besten geeignet? a) Separation + Kurzzeiterhitzung (KZE) b) Kieselgur-Filtration (KG-Filtration) + Entkeimungsfiltration (EK-Filtration) + PVPP-Stabilisierung c) Biertiefkühler + KG-Filtration + PVPP-Stabilisierung + EK-Filtration d) EK-Filtration + PVPP-Stabilisierung e) Cross-Flow-Filtration + Separation

a) bestimmte Metallionen enthalten. b) eine bestimmte Form besitzen. c) ein bestimmtes Ladungsverhältnis aufweisen. d) besonders klein sind. e) besonders groß sind. 6. Bei der Filtration mit Kieselgur kommen verschiedene Filterhilfsmittel zum Einsatz. Welches der genannten Filterhilfsmittel hat das geringste Adsorptionspotenzial? a) PVPP b) Cellulose c) Aktivkohle d) Kieselgele e) Kieselgur

2. Während der Klärfiltration stellen Sie eine Erhöhung des Trübungswertes des filtrierten Bieres fest. Wie reagieren Sie? a) Mehr feine Gur für die laufende Dosage b) Weniger feine Gur für die laufende Dosage c) Mehr grobe Gur für die laufende Dosage d) Weniger grobe Gur für die laufende Dosage e) Erhöhung des Drucks auf der Auslaufseite

7. Zur Filtration können verschiedene Systeme eingesetzt werden. Welches der genannten Systeme bietet die höchste Filtrationsleistung pro Stunde und Quadratmeter Filterfläche? a) KG-Anschwemmschichtenrahmenfilter b) EK-Filter c) KG-Metallspaltkerzenfilter d) KG-Horizontalsiebfilter e) Membranfilter

3. Kieselgur wird aus versteinerten Kieselalgen gewonnen. Daher ist der chemische Haupt­ bestandteil der Kieselgur? a) Silizium b) Calcium c) Borat d) Phosphat e) Glutamat

8. Ein neues Filterhilfsmittel für die kieselgurfreie Filtration ist Crosspure®. Es besteht aus folgenden Komponenten: a) Asbest und Cellulose b) Polystyrol und PVPP c) Aktivkohle und Perlite d) Perlite und Cellulose

4. Die Cross-Flow-Filtration ist eine kieselgurfreie Art der Filtration. Hierbei spricht man nicht von Unfiltrat und Filtrat, sondern von… a) Retentat und Concentrat b) Retentat und Permeat c) Permeat und Filtrat d) Glyphosat und Permeat e) Retentat und Filtrat 5. Zur Verstärkung des Filtrationseffekts werden bei der KG-Filtration Filterhilfsmittel mit adsorptiver Wirkung eingesetzt. Was bedeutet Adsorption im Zusammenhang mit der Filtration? Stoffe werden zurückgehalten, weil sie…

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Foto: ew

Nach der Gärung und Lagerung wird das untergärige Bier meist filtriert. Bei der Filtration werden die restlichen Hefezellen, aussgeschiedene Eiweißstoffe, Hopfenharze, Trüb- und andere Feststoffe entfernt. Dadurch bekommt das Bier seine Klarheit und kann abgefüllt werden.

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Fachrechnen: Ein Kieselgur (KG)-Horizontalsiebfilter besteht aus 20 Filterelementen mit einem Durchmesser von 70 cm. Die Hohlwelle, die die Elemente trägt, hat einen Durchmesser von 10 cm. Für die Voranschwemmung werden pro Quadratmeter Filterfläche 900 g KG eingesetzt. Die laufende Dosage beträgt 90 g KG pro hl Unfiltrat, der stündliche Durchsatz 3,5 hl pro m2. Wie groß ist die gesamte Filterfläche, wieviel Bier kann maximal filtiert und wann muss die Filtration beendet werden, wenn die KG-Höchstbelastung für 1 m2 Filterfläche bei 3000 g liegt? (volle Stunden; volle Minuten) (Lösungen S. 43)


Gelungenes Branchentreffen auf der 106. VLB-Oktobertagung in Berlin Mit einem attraktiven Programm und Themen aus Brauereitechnologie, Brauerei-Rohstoffen und Management/Logistik hat die 106. VLB-Oktobertagung am 14. und 15. Oktober erneut ihr Publikum gefunden. Zu der Veranstaltung im Hotel Berlin, Berlin kamen rund 370 Teilnehmer aus zahlreichen Ländern.

(oh) Die traditionsreiche Fachtagung startete mit einem Get-together am Sonntagabend im Veranstaltungshotel. Am Montagvormittag folgten die Fachausschusssitzungen des Technisch -Wissenschaf tlichen (TWA) und des Betriebswirtschaftlichen Ausschusses (BWA) der VLB. Ein weiterer Punkt auf der Agenda der Oktobertagung war die ordentliche Mitgliederversammlung der VLB Berlin e.V. am Montagabend (siehe S. 34). Auf gute Resonanz traf der Vortragsblock über alkoholfreie Biere am Montagnachmittag. Es zeigte sich deutlich, dass es bei der Herstellung dieser Biere inzwischen eine Vielzahl technischer Lösungen gibt, mit denen die geschmackliche Qualität der Produkte verbessert werden kann. Aber auch der Vortragsblock über neue Technologietrends sowie die Übersicht über aktuelle Forschungsvorhaben an der VLB stießen auf viele interessierte Zuhörer. Die Vorträge des 22. VLB-Forums Getränkeindustrie und Getränkehandel drehten sich um die Themenschwerpunkte Digitalisierung, Leergutmanagement und Online-Plattformen. Das 48. In-

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ternationale Braugersten-Seminar beschäftigte sich mit der Entwicklung der weltweiten Braugerstenmärkte, Gerstenzüchtung und Auswirkungen der Klimaveränderung auf die Pflanzenzüchtung. Begleitet wurde die Oktobertagung durch ein attraktives Rahmenprogramm. So präsentierten sich im Hotel Berlin 20 Zulieferfirmen der Brau- und Getränkeindustrie bzw. ihre Dienstleister in einer Fachausstellung. Auf sehr positive Resonanz stieß auch der Begrüßungsabend, der in diesem Jahr im Brauhaus Lemke am Alex stattfand. Der Dank für die Bierversorgung auf dem Begrüßungsabend gilt insbesondere der Berliner-Kindl-SchultheissBrauerei der Radeberger Gruppe. Foto 1: VLB-Präsident Ulrich Rust eröffnete die VLB-Mitgliederversammlung am Abend des 1. Veranstaltungstages Foto 2: Surinder Singh und Garlef Tietje, beide Carlsberg, freuen sich über ein kühles Bier in der Kaffeepause Foto 3: Jan Fischer, VLB, im Gespräch mit Zacarias Romão, Castel Gruppe, im Brauhaus Lemke Foto 4: Das Publikum verfolgte gespannt die Vorträge

Die 107. Oktobertagung findet am 12./13. Oktober 2020 in Berlin statt. Fotos: ew

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TECHNIK & TECHNOLOGIE

  VLB-OKTOBERTAGUNG

Alkoholfreie Biere und Technologietrends waren die Schwerpunkte der Technischen Veranstaltung Am Montagnachmittag (14. Oktober) umrissen sechs Referenten das Thema Wachstumssegment alkoholfreie Biere und gaben einen Überblick über verschiedene Optionen bezüglich des Herstellungsprozesses. Am Dienstagvormittag (15. Oktober) stellten drei Referenten Technologietrends vor, die auch für die Brau- und Getränkeindustrie von Interesse sein könnten. Durch die Sessions führten Dr. Stefan Kreisz, Erdinger Weißbräu, und Dr. Roland Pahl, VLB Berlin.

Dr. Roland Pahl: „Alkoholfreie Biere haben eine Zukunft“

Die 106. Oktobertagung wurde unterstützt von

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(ew) Wie stellt man die besten alkoholfreien Biere her? Diese Frage beschäftigt kleinere Brauereien und Global Player gleichermaßen. Denn am Markt gibt es einiges zu gewinnen. Der weltweite Bierkonsum ist rückläufig, der Absatz alkoholfreier Biere hingegen steigt. Auch die großen Braukonzerne bringen sich in Position. Dr. Roland Pahl, VLB Berlin, lieferte eine Übersicht zum Thema Moderne Technologien und Prozesse zur Herstellung alkoholfreier Biere und stellte gleich zu Beginn seines Vortrages fest: Den Alkoholfreien begegnet man mittlerweile überall, „die Kategorie erfährt viel Aufmerksamkeit“. Pahl erklärte, in Deutschland dürfen sich Biere mit einem Alkoholgehalt von bis zu 0,5 Vol.-% alkoholfrei nennen. Dennoch haben es sich viele Brauer zur Aufgabe gemacht, den Alkoholgehalt komplett zu entziehen. Doch diese Variante sei schwierig umzusetzen, denn Dreh- und Angelpunkt eines gelungenen Produkts sei schließlich der Geschmack – und der korreliert stark mit dem Alkohol. „Obwohl es fast unmöglich ist, alkoholfreie Biere genauso schmecken zu lassen wie herkömmlich gebraute Biere, kann man mit schlauen Technologien dem Geschmack eines alkoBrauerei Forum  –  Dezember 2019

holhaltigen Bieres sehr nahekommen“, resümierte der Referent. Dabei seien zwei Technologiestränge hervorzuheben, zum einen der biologische Ansatz (bspw. über eine unvollständige Fermentation), zum anderen der physikalische (bspw. Rückführung der Aromen). Für welchen Ansatz man sich entscheide, möglich sei auch eine Kombination, hänge von den Durchsatzmengen ab. Letztendlich gehe es einzig und allein darum, dass das Produkt, unabhängig von der Chargengröße, beim Verbraucher gut ankommt. Dr. Rudolf Michel und Ralf Scheibner, GEA Brewery Systems, skizzierten die Entalkoholisierung von Bier mit der neuentwickelten GEA AromaPlus-Technologie. Mittels Umkehrosmoseverfahren wird das Ausgangsbier getrennt. Überdruck motiviert kleinere Moleküle, sich durch eine Membran hindurchzubewegen; größere Moleküle bleiben im Ausangsprodukt zurück. Auf der Permeatseite entsteht ein verdünntes Alkohol-Wasser-Gemisch, auf der Unfiltratseite ein Bierkonzentrat, das seine Aromastoffe behält. „GEA hat viel Aufwand in die Auswahl der Membran gesteckt, sowohl für Biere mit 0,5 als auch 0,0 Vol.-% Alkohol“, betonte Michel und ergänzte: Das Verfahren sei für ober- und untergärige Biere geeignet. Eine Pilotanlage stehe in Karlsruhe, erzählte Scheibner. Kunden können dort Versuche machen und das Endprodukt verkosten. Die Anlage habe in den Augen der Referenten großes Potenzial. Völlig neue Biere, die einem althergebrachten Bier sehr nahe kommen, können kreiert und somit neue Märk­te generiert

werden, ist sich Scheibner sicher. Außerdem, so das Fazit des Spezialisten: Das Membranverfahren sei eine vergleichsweise günstige Technik. In seinem Vortrag Application of single-pass low-temperature technology for the production of non-alcoholic beers stellte Juan Jurado, Alfa Laval, die Vorteile einer Strippingkolonne vor. „Der Markt ist bereit für alkoholfreies Bier“, so die Feststellung des Referenten. Entsprechend sei es an der Zeit, den schnell wachsenden Markt der alkoholarmen und alkoholfreien Biere zu erschließen. Das modulare Konzept der Strippkolonne macht es leicht, ohne größeren Aufwand eine alkoholfreie Variante ins Angebot aufzunehmen. Mittels Vakuumdestillation werden bei niedrigen Temperaturen


Ralf Krieger, Badische Staatsbrauerei Rothaus, berichtete über die Erfahrungen mit der SpinningCone-Technologie zur Herstellung alkoholfreier Biere. Aufgrund des weichen Wassers im Schwarzwald habe man gewisse Ansprüche an die Technologie gehabt. Vor etwa zehn Jahren, mit Einführung des ersten alkoholfreien Bieres, hat Rothaus sich für die Spinning Cone Column (SCC) des australischen A nbieters Flavortech entschieden und hat diese Anschaffung nie bereut – im Gegenteil. Die Entalkoholisierungsanlage besteht aus zwei Säulen, in jeder der beiden Säulen sind rotierende Konen angebracht. Das Bier wird oben eingebracht, mittels Dampf werden

Alkohol und Aromastoffe extrahiert. Dünne turbulente Schichten innerhalb der Säulen sorgen für einen guten Stoffaustausch, und das bei relativ niedrigen Betriebstemperaturen. Ein weiterer Vorteil: die kurze Verweildauer des Bieres in der SCCAnlage. „Flavortech hat bis zu 30 Sekunden versprochen, das wurde gehalten“, betonte der Referent. Insgesamt könne man pro Stunde etwa 20 hl Bier mit einem Gehalt von weniger als 0,5 Vol.-% Alkohol produzieren. Gleichzeitig sei ein hoher Gehalt an Aromastoffen garantiert, so das Fazit Kriegers. Dr. Nils Rettberg, VLB Berlin, referierte zum Thema Sensorische und analytische Charakterisierung alkoholfreier Biere – eine Markt­ übersicht. Die Industrie verwendet unterschiedliche Ansätze zur Herstellung von nichtalkoholischem Bier und jede dieser Produktionstechniken führt zu einem etwas anderen Charakter des Endprodukts. Der Brauer möchte geschmacklich an die Grenzen des Möglichen gehen, und bei 0,5 Vol.-% sei diese Grenze erreicht, erklärte Rettberg. Das Aroma und der Geschmack von alkoholfreien Bieren unterscheiden sich stark von denen der alkoholischen Varianten. Dabei ist es häufig die sensorische Bewertung der Säure, die negativ mit der Gesamtqualität des Produkts korreliert. Der Säureeindruck entsteht vor allem dadurch, dass keine vergärbaren Kohlehydrate mehr vorhanden sind. „Säure ist ein No-Go für nichtalkoholisches Bier“, ist der Referent überzeugt. Eine Kombination aus Restzuckern und Aldehyden sorgt für ein würziges Aroma. Allerdings gilt es, auch diese Aromen im alkoholfreien Bieren zu vermeiden. Dagegen können fruchtige Charaktere durch Dry-Hopping verstärkt werden. Die VLB Berlin testete die meisten aller gängigen deutschen alkoholfreien Biere, vornehmlich Pilsener. Dabei wiesen Produkte aus kombinierten Behandlungen in der Regel einen besseren Geschmack und damit eine höhere sensorische Gesamtpunktzahl auf als diejenigen Biere, die nur mit einer einzigen Methode hergestellt wurden. AbPeter Gattermeyer, Krones, im Gespräch mit Fritz Briem

Dr. Rudolf Michel: „GEA hat vie Aufwand in die Auswahl der Membran gesteckt“ Fotos: ew

und kurzen Verweilzeiten alkoholreduzierte oder alkoholfreie Erzeugnisse hergestellt. Das heißt in der Praxis: Pro Stunde können, je nach Größe der Anlage, bis zu 100 hl Bier mit 0,0 und 0,5 Vol.-%Alkohol hergestellt werden, und das bei geringer thermischer Belastung. Das Bier wird oben in die Kolonne eingeführt, im Gegenstrom wird Dampf gefahren. Der Alkohol verdampft. Die Aromen werden mitentfernt, allerdings bietet die Strippkolonne eine Besonderheit: Je nach Aromaprofil können Simulationen durchgeführt werden – das ist nicht unwichtig, denn am Ende werden die Aromen konzentriert rückgeführt. „Damit bleibt der typische Biergeschmack erhalten“, versprach Jurado.

Juan Jurado: Das Besondere an der Stripp­ ingkolonne ist die Möglichkeit, Aromaprofile zu simulieren schließend hielt Rettberg fest, es sei eine gute Idee, Gärungsnebenprodukte einzubringen. Außerdem sei das Ausprobieren neuer Hefen interessant. Denn die können aromatische Noten ins Bier bringen, die völlig neue Produkte denkbar machen. Im letzten Vortrag der „Technischen Veranstaltung“ am Montagabend blieb der Referent bei alkoholfreien Produkten, entfernte sich allerdings vom Thema Bier und ging über zu sauren Gärgetränken. In seiner Präsentation Ernährungsphysiologische Aspekte saurer Gärgetränke erläuterte Prof. Dr. med. Andreas Pfeiffer, Charité Berlin und Deutsches Institut für Ernährungsforschung, die Bedeutung von Kombucha und Kefir für unsere Gesundheit. Fermentierte Getränke könnten durch den FermentationsStoffwechsel erhebliche Einflüsse auf unseren Mikroorganismus (Mikrobiom) und auf das Immunsystem haben. Kefir und Kombucha erfreuen sich zunehmender Beliebtheit und werden überwiegend im Zusammenhang mit dem sog. Mikrobiom als Probiotika beworben. Immunzellen strecken ihre Fühler bis in den Darm aus. So können Darmbakterien beispielsweise die Entzündung im Gehirn bei einem Schlaganfall beeinflussen. Ein besseres Mikrobiom kann die Schlaganfallfolgen mildern. Experimentelle Studien legen eine positive Wirkung von Kombucha Brauerei Forum  –  Dezember 2019

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TECHNIK & TECHNOLOGIE

Dr. Stefan Kreisz, Erdinger Weißbräu, übernahm den Vorsitz des Panels zum Thema „Wachstumssegment alkoholfreie Biere: Herstellungsprozess, Optimierung, Ausblick“; Ralf Krieger und Dr. Nils Rettberg beleuchteten mit ihren Vorträgen jeweils einzelne Aspekte dieses Themenkomplexes

Sebastian Oudes: „Dank Datenbrille muss nicht mehr bei jeder Störung ein Techniker kommen“ Dr. Ralph Tröger: Blockchain bedingt einen Kulturwandel im Unternehmen. Aber der lohnt sich: „Blockchain ist eine vielversprechende Technologie“ und Kefir auch auf das Zellwachstum bei Krebs nahe. Ingwerbasierter Kombucha soll eine hemmende Wirkung auf Brustkrebs haben und die Krebsentstehung hemmen. Ein ähnliches Beispiel sei Kefir. Bei regelmäßigem Konsum komme es zu weniger Tumorwachstum und zu besseren Immunantworten. Fermentierte Milchprodukte sind gut, das belegen kleinere Studien. Man führt Bakterien zu, die eine Wirkung entfalten, die man auch identifizieren kann. Letztlich sind das jedoch alles Effekte, die behauptet werden, aber kaum belegt sind. Es fehlen klinische Studien, die Rückschlüsse auf den menschlichen Organismus zulassen. Man sollte einzelne Getränke aufgreifen, so die Empfehlung des Referenten,

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und deren Wirkung auf unsere Gesundheit weiter erforschen. Seit 2003 habe die Industrie nichts mehr unternommen, um dieses Defizit auszugleichen und die gesundheitlichen Vorteile für den Menschen zu belegen. Ein geselliger Abend im Berliner Brauhaus Lemke am Alexanderplatz rundete den ersten Tag der 106. Oktobertagung ab. Am Dienstagvormittag startete Teil zwei der „Technischen Veranstaltung“ mit dem Themenschwerpunkt „Neue Technologietrends – auch für die Brauindustrie?!“. Den Vorsitz hatte Dr. Roland Pahl inne und übergab nach einer kurzen Einführung an die Referenten. Einsatz moderner Technologien zur Steigerung der Energieeffizienz – Potenzial für Brauereien hieß der erste Vortrag des Tages, gehalten von Prof. Dr. Frank Behrendt, TU Berlin. Die CO2-Kurve steigt jedes Jahr an. Die Europäische Union hat deshalb für 2020 folgende Ziele ausgegeben: Gegenüber 1990 sollen die Treibhausgase um 20 % reduziert werden. „Das kriegen wir gerade noch hin“, kons­tatierte Behrendt. Doch bei den übrigen Vorgaben (20% Verbesserung der Energieeffizienz, 20 % des gesamten Energieverbrauchs aus erneuerbaren Quellen, u.a.) hinken wir hinterher. 79,5 % unseres Energieverbrauchs decken wir aus fossilen Brennstoffen, 2 % entfallen auf die Kernenergie, rund 10 % liefern Wind, Solar und Biokraftstoffe, 4 % kommen aus Wasserkraft. Der Weg, von den fossilen Energieträgern wegzu-

kommen, ist lang. Und dieser Weg muss global beschritten werden. Die Europäische Union setzt sich für Biomasse (bspw. Holz) ein, um die Nutzung erneuerbarer Energien in Europa voranzubringen. Die Möglichkeit, z.B. Rückstände aus lignozellulosehaltigen Bioraffinerien für industrielle Großwärme- und Stromanwendungen zu verwenden, könnte dabei von Interesse sein. Doch die Erreichung dieser Ziele wird nicht nur vom technologischen Fortschritt und von neuen tragfähigen und kosteneffizienten Produkten abhängen. Auch nichttechnologische Faktoren wie Risikofinanzierung für Pilotlinien kleiner, kommerzieller Bioenergie-, Biokraftstoff- und Biomasse-KOKWK-Anlagen sowie deren Standardisierung innerhalb der bestehenden industriellen Prozesse spielen eine Rolle. Entscheidungen werden auf politischer Ebene gefällt. Industrie, Wissenschaft und Forschung können Optionen liefern. Das Wesentliche ist eine klare Definition der Ziele, stabile politische und wirt-

Prof. Dr. med. Andreas Pfeiffer: Kombucha und Kefir erfreuen sich zunehmender Beliebtheit. „Doch klinische Studien über deren positive Wirkung auf unsere Gesundheit stehen aus“

Prof. Dr. Frank Behrendt: „Wir haben noch einen langen Weg vor uns, die weltweite Energieversorgung komplett umzustellen“


schaftliche Rahmenbedingungen, und vor allem: die Schaffung einer öffentlichen Akzeptanz. Denn nicht nur die Stromerzeugung ist ein wichtiges Thema, sondern auch Rohstoffe, deren Verteilung und die Transportlogistik. Man wird außerdem nicht umhinkommen, international massiv aufzuforsten. Denn auch eine Erhöhung der Photosynthesetätigkeit helfe, CO2 aus der Atmosphäre herauszufiltern, lautete das Fazit des Referenten. Sebastian Oudes, Krones AG, und Ralf Schmalebeck, Coca Cola, sprachen über die Verlängerte Werkbank der Instandhaltung und gewährten einen Blick durch die digitale Brille. Schmalenbeck stellte zunächst das Coca-Cola-Werk in Dorsten vor, das im vergangenen Jahr als die nachhaltigste Niederlassung des Konzerns in Europa ausgezeichnet wurde. Gleichzeitig gilt Dorsten auch als Digitalisierungsstandort, an dem neue Technologien ausprobiert werden. Das Werk fährt vier Produktionslinien und füllt pro Jahr rund 4,2 Mio. hl Getränke ab. Alle Hauptmaschinen in Dorsten sind von Krones und laufen über die Share2act-Basisplattform. 2016 fiel die Entscheidung, die Krones-Datenbrille zu nutzen, da die Techniker bei Problemen mit den Maschinen über einen Hot­linezugang in Echtzeit Support bekommen. Oudes stellte die technischen Möglichkeiten der Datenbrille vor. Es habe die Notwendigkeit bestanden, zusätzlich zum Telefon- und Remote-Support ein Tool für den Augmented Reality Support („Argos“)

zu schaffen. Denn oftmals brauche man ein Bild, um die technischen Probleme für den Krones-Supportmitarbeiter zu visualisieren. Das geschieht mithilfe sog. Smart Glasses, die man, ebenso wie ein Head-Set, auf dem Helm befestigen kann. Dank der Live-Video- oder Audioübertragung brauche es kein Email-Ping-Pong mehr. Konstrukteure und Support-Spezialisten können sich direkt einklinken. Die ausgeführten Tätigkeiten unterliegen einer sofortigen Kontrolle, bei gefährlichen Situationen schlägt das System zudem visuell Alarm. Probleme werden schneller gelöst, dadurch wird die Anlagenverfügbarkeit höher, was wiederum die Performance steigert. „Jetzt muss nicht mehr bei jeder Störung ein Techniker kommen“, zog Oudes sein Fazit. Schmalenbeck ergänzte die Ausführungen seines Vorredners und betonte, dass die Mitarbeiter in Dors­ ten die neue Technologie dankbar annehmen, da der Krones-Support für alle Mitarbeiter eine spürbare Arbeitserleichterung darstellt. Über die Frage Was braut sich beim Thema Blockchain zusammen? referierte Dr. Ralph Tröger, GS1 Germany, und präsentierte Erkenntnisse aus dem bundesweit größten Blockchain-Pilotprojekt zur Optimierung des Palettentausch-Prozesses. Im vorliegenden Use Case ging es um Palettentausch mittels digitalem Palettenschein. Passiert ein Palettentausch im herkömmlichen Sinne, muss darauf vertraut werden, dass die Papierscheine stimmen. Das Problem: Es sind zahllose Unter-

nehmen im Spiel mit jeweils heterogenen Systemen. „Es war also einfach, Unternehmen für das Pilotprojekt zu finden“, beschrieb Tröger die Rahmenbedingungen. 17 Tauschpartner mit 20 Tauschorten haben sich für das zwölfmonatige Projekt zur Verfügung gestellt und im Vorfeld entsprechende Schulungen durchlaufen. In der Praxis sah das Ganze so aus: Fahrer des Unternehms A fährt zum Logistikstandort des Unternehmens B, lädt 19 Paletten ab und nimmt 22 auf. Über die App wird die Transaktion von beiden Partnern bestätigt, am Ende ist der gesamte Vorgang für alle Beteiligten einzusehen. Das Palettenschuldsaldo könne einwandfrei bestimmt werden, erklärte der Referent. Blockchain bedingt einen Kulturund Geisteswandel in Unternehmen, denn im Vorfeld müssen etliche Fragen geklärt werden: Auf welche Standards einigen sich die Transaktions-Teilnehmer? Aus welchen Daten bestehen die Transaktionen? „Doch der Wandel lohnt sich, denn Blockchain ist eine vielversprechende Technologie.“ In der Praxis erspart die Nutzung des Systems viel Zeit. Außerdem handelt es sich um eine geteilte Datenbank, die dezentral hinterlegt ist. Das heißt, alle Nutzer sind gleichberechtigte Teilnehmer. Da es keinen Alleinzuständigen gibt, ist das Manipulationsrisiko gering.

Das Publikum beteiligte sich rege an den Diskussionen im Anschluss an die Vorträge. Hier: Christian Dahncke, Paulaner

Die 106. Oktobertagung wurde unterstützt von

Nach dem Vortragsprogramm am Vormittag haben Mitarbeiter der VLB Berlin ihre Forschungsprojekte vorgestellt. Am Nachmittag fand das 48. Internationale BraugerstenSeminar statt. Darüber berichten wir in unserer Januar-Ausgabe.

Auf dem Begrüßungsabend im Brauhaus Lemke am Alex: Kurt Niederwieser, Olaf Hendel, Martin Dubrowski, Matthias Schmidt und Philipp Zeuschner (v.l.) freuen sich über ein Wiedersehen

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IfGB AKTUELL

 IfGB-FORUM

„Lassen Sie sich vom IfGB-Forum inspirieren!“ Mit Unterstützung von

Unten links: Auch auf dem IfGB-Forum gab es keine eindeutigen Präferenzen für die Kirschbrände aus Maischen mit Reinzucht- oder Wildhefen Unten rechts: Lorenz Humbel (l.) und Daniel Pulver

Das 18. IfGB-Forum Spirituosen und Brennerei fand vom 9. bis zum 11. September im Aus- und Fortbildungszentrum der VLB Berlin statt. Fermentation, Analytik und Marketing waren die Schwerpunkte des zweiten, von Mike Spandern moderierten Veranstaltungstages. Die gut 100 Teilnehmer zeigten sich besonders an diesem Tag als sehr diskussionsfreudig. Wildhefe versus Reinzucht (WiK) Der zweite Tag des IfGBForums startete mit dem Fermentationsschwerpunkt. Herstellung von Kirschbrand unter Verwendung von Wildhefen lautete der Vortrag von Lorenz Humbel, Humbel Spezialitäten Brennerei, Stetten, Schweiz. Ergänzt wurde er durch den Beitrag Selektieren und Züchten von Wildhefen von Detlef Pulver, ehem. Agroscope, Wädenswil, Schweiz. In Zeiten des Craft-Distillings wird die Spontanvergärung als naturbelassen und bodenständig gepriesen. Der erfahrene Brenner kennt allerdings auch die damit einhergehenden Probleme. Die Schweizer Experten erörterten die Risiken und Chancen von Spontangärung und der Arbeit mit Wildhefen. Ziel der in der Zeit von 2000 bis 2007 durchgeführten Projekte war es, sortenreine Kirschenmaischen mit Hefen zu vergären, die direkt von Kirschen stammten. Dabei wurden folgende Fragen verfolgt: Sind solche Hefen besser adaptiert? Kann die Qualität bzw. Aromatik von Kirschbränden mit solchen Hefen noch verbessert werden? Geeignete Stämme wurden ausgewählt und im

Labor rein gezüchtet. Humbel und Pulver führten Vergleichsgärungen durch. Sie verglichen die Destillate, die aus mit Wildhefen vergorenen Maischen entstanden, mit denen, deren Maischen mit konventionellen Standardhefen fermentiert wurden. Parallel kamen sieben verschiedene Hefen zum Einsatz. Daneben wurden auch Spontangärungen zugelassen. „Ein Ergebnis war: Wir müssen ansäuern“, sagte der Brenner. „Wildvergoren und angesäuert (pH-Wert 3,2).“ Sehr langsam Fermentierende oder Essigbildner wurden aussortiert. „Am Anfang haben Sie eine sehr große Vielfalt an Mikroorganismen, auch Schimmel“, sagte Pulver. Die ein bis zwei kräftigsten Hefen setzen sich durch und führen die Gärung zu Ende, die Essigbakterien sterben ab. „Diese gärkräftigen Hefen haben wir selektioniert“, berichtete der Referent. „Wir haben nur Hefen vom Typ Saccharomyces cerevisiae weiterverwendet“, betonte der Mikrobiologe. Die Ansätze wurden separat gebrannt und von einem geschulten Sensorikpanel verkostet und bewertet. Sie ergaben kein klares eindeutiges Ergebnis, keine eindeutigen

Präferenzen. „Das Abschneiden der wildvergorenen Brände hat eher positiv überrascht, wurde aber auch am kontroversesten diskutiert“, sagte Humbel. Handelsübliche Hefen sind sicher, machten jedoch eher ein dumpfes Aroma bis hin zu Hefetönen. Bei schwierigen Bedingungen oder hohem Krankheitsdruck sollte man diese Hefen allerdings verwenden. „Wildhefen können bei einwandfreiem Rohmaterial eingesetzt werden. Es ist immer mit einem Rest­ risiko verbunden, hat aber auch das Potenzial für Außergewöhnliches“, sagte Humbel. Selektion und Prüfung einer guten Hefe sei aber sehr aufwendig. Probleme entstehen auch dadurch, dass das Rohmaterial für Obstbrände sehr heterogen sei. „Die von den Kirschen selektionierte Hefe hat Potenzial, man müsste weiterforschen“, resümierte Lorenz Humbel. Ob es sich aufgrund des kleinen Marktes lohne, sei allerdings fraglich. Die Versuche zeigten nicht eindeutig, dass selektionierte Wildhefen besser seien, da die Qualität des Aromas auch durch zahlreiche andere Faktoren beeinflusst werde. „Umfangreiche weitere Forschung

Fotos: WIK

Fotos: WiK

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Nachrichten aus dem Institut für Gärungsgewerbe und Biotechnologie zu Berlin

wäre nötig!“, waren sich beide Referenten einig. Karl Burger, Lallemand, Wien, ergänzte das Fermentationsthema mit dem Vortrag Kontrollierte Gärung, Biohefen, Nicht-Saccharomyces-Hefen. Er ging auf die großen, historisch gewachsenen Hefebanken an der VLB Berlin und bei Lallemand ein. 12 % der 2500 Stämme der Lallemand-Hefebank seien für Brenner. Lallemand führt kontinuierlich Studien und Testanwendungen durch und entwickelt gentechnikfreie Technologien zur Hefe-Optimierung. Weniger als 1 % der Hefen sind biozertifiziert. Die Kultivierung von Bio-Hefen, z.B. für das CraftSegment, ist sehr aufwendig. Für alle Prozessschritte müssen biozertifizierte Hilfsmittel und Anlagen verwendet werden, von den Anzuchtmedien bis zum Hefetrockner. Lallemand hat mit DistilaMax ® eine speziell auf die Belange von Brennern abgestimmte Hefe-Serie gezüchtet. Sie sei ebenso für die vergärung von Whisky- wie von Grain-Whisky-Maischen geeignet. Es gebe ebenso Spezies für die Vergärung von Melasse- oder Zuckerrohrsaftmaischen (CanaMax®). Außerdem stellte der Referent unterschiedliche Hefestämme für Stein- und Kernobstmaischen sowie Frucht- und Getreidemaischen vor. „Wildgärung wird heute von einem Teil der Konsumenten als positiv bewertet“, sagte Burger. Wichtig sei dabei gesundes Obst und ein pH-Wert unter 3, damit Schädlinge wie Pediokokken nicht auftreten. In der Diskussion wies er darauf hin, dass die Reinzucht eigener bzw. von Wildhefen so aufwendig ist, dass

sie nur zur Verbesserung des Aromas Sinn ergibt. Allein zur Steigerung der Ausbeute sei dies zu teuer. Spirituosenanalytik Prof. Dr. Michael Granvogl von der Universität Hohenheim, Stuttgart, eröffnete die Analytiksession mit dem Vortrag Schlüsselaromastoffe in Rum, einem analytischen Vergleich von Rum aus Melasse und aus Zuckerrohrsaft. Mittels Gaschromatographie-Olfaktometrie (GC-O) ermittelte er die aromatragenden Komponenten beider Rumkategorien. Sein Sensorik-Panel erarbeitete je ein Spiderweb. Diese zeigten, dass beide Rums gar nicht so unterschiedlich sind, aber trotzdem unterscheidbar. Beim Rum aus Zuckerrohrsaft sind die Frucht- und Vanillearomen stärker ausgeprägt, beim Melasse-Rum sind es Nelken-, Butter- und Ethanolnoten. Per GC-MS (Gaschromatograph gekoppelt mit Massenspektrometer) wurden die wichtigsten Aromaträger identifiziert. Mit der StabilIsotopen-Verdünnungs-Analyse (SIVA) gelang es, die sensorisch relevanten Stoffe zu quantifizieren. Als nächstes berechnete man die Geruchsaktivitätswerte. Analytik und Sensorik passten am Ende gut zusammen und man rekonstruierte Rum durch Rekombination der relevantesten Aromen. Beim MelasseRum reichten 13, um eine Rekonstruktion mit fast 100%iger Übereinstimmung zu erreichen. Für den Rum aus Zuckerrohrsaft benötig­te man dagegen 26 Komponenten. Im Folgenden wurden diese Ergebnisse an 26 im Handel erworbenen Melasse-Rums und 25 Rums aus Zucker­r ohrsaft überprüft. Dafür kam die GCxGC-TOF-MS (zweidi-

mensionale Gaschromatographie gekoppelt mit einem Flugzeit-Massenspektrometer) zum Einsatz. Dieses Verfahren erlaubt eine genaue Auftrennung und Detektion verschiedener Verbindungsklassen aus komplexen Matrices. 700 bis 800 flüchtige Verbindungen wurden erfasst. Zucker­rohr- und Melasse-Rum ließen sich deutlich voneinander unterscheiden. Die Proben waren einer der Kategorien fast zu 100 % zuordenbar. Johannes Fuchs, VLB Berlin, stellte Grenzen der Produktstabilität – Sys­ tematische Ansätze zur Untersuchung ungewollter Alterung von Spirituosen vor. „Endverbraucher und Gastwirte haben den Anspruch, dass auch bei geöffneten Spirituosenflaschen Geschmack und Farbe des Produktes einwandfrei sind“, sagte er. Allerdings können branchenübliche Lager- und Ausschankbedingungen durch Sauerstoffeintrag sowie Lichtund Wärme zu ungewollten Veränderungen führen. Forschungsprojekt VF 180010 wird vom Bundesminis­ terium für Wirtschaft und Energie gefördert. „Wir charakterisieren analytisch, was während des Alterungsprozesses stattfindet“, sagte Fuchs. Ziel ist es, Verbesserungsvorschläge zur Spirituosenlagerung zu formulieren. Es geht darum, geeignete Parameter zu definieren, um den Alterungsverlauf während der Lagerung in Bezug auf qualitätsbestimmende Eigenschaften quali- und quantitativ zu beschreiben. Zum Einsatz kamen u.a. LAB-Spektralphotometer zur Messung der Farbveränderungen und GC-MS zur Untersuchung der Gärungsnebenprodukte, GC-FID (Gaschromatograph gekoppelt mit Flammenionisationsdetektor). Das

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Prof. Dr. Michael Granvogl

Johannes Fuchs

Unten links: Karl Burger Unten rechts: Pausen und Fachausstellung im Foyer unter den kritischen Augen der IfGB-Gründerväter Dr. Hugo Thiel, Prof. Dr. Friedrich Hayduck und Prof. Dr. Max Delbrück

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IfGB AKTUELL

Dr. Dirk Hofmann

Dagmar Rauchfuss

Unten links: Abmoderation Wiebke Künnemann und Mike Spandern Unten rechts: Fachausstellung im VLB-Foyer

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antioxidative Potenzial bestimmt man künftig mittels ESR (Elektronenspinresonanz). Das Sensorikpanel charakterisierte alterungsbedingte Veränderungen in Geruch und Geschmack. Bei der Untersuchung der Farbveränderungen von Fruchtlikören wurden die Proben bei 40 °C erhitzt und Farbwerte an 23 Tagen bestimmt. Bei manchen Likören war die Farbveränderung deutlich erkennbar, bei anderen kaum. Im Stresstest zeigten sich die Obstbrände sehr robust. Fuchs führte dies auf den starken oxidativen Stress während der Des­t illation zurück, sodass der für die Studie angewandte Stresstest für das Destillat wenig beeindruckend war. Die bisherigen Ergebnisse sind vielversprechend, manch eine Methode muss vor dem Langzeittest allerdings noch angepasst werden. Dr. Dirk Hofmann, Staatliche Lehrund Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau Weinsberg, stellte mit Prozessoptimierung in der Brennerei mit zeitgemäßen Methoden einen multivariaten Forschungsansatz vor. Als Beispiel präsentierte er die aromatische Verbesserung von Haselnussgeist. Mit einem klassischen Ansatz hätte man einzelne Parameter, z.B. Rösttemperatur der Nüsse, Röstdauer, Wasserzusatz zu Neutralalkohol bei der Extraktion und Standzeit des Ansatzes in einzelnen Versuchsreihen separat verändert. Ein zeit-, personal-, rohstoffaufwendiges und damit teures Unterfangen. „Mit der Veränderung einzelner Faktoren hätten wir Jahre gebraucht, um zu Ergebnissen zu kommen“, sagte der Referent. Er wendete die RSM (Response-Surface-Methode) mit

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statistischer Versuchsplanung und -auswertung an. Dabei können Fragen viel detaillierter aufgenommen werden, z.B. Zeitpunkt der Ernte, Nusssorte, Lagerdauer, Röstung in der Schale oder nach dem Knacken? Werden ganze oder gemahlene Nüsse geröstet? Die Software gliedere eine schier unendliche Datenmenge in überschaubare Segmente. „Statistische Versuchsplanung ist nicht neu“, betonte Dr. Hofmann. Neu hingegen sei, dass man nur die wichtigsten Versuche durchführt. „Es geht nicht darum, den idealen Punkt praktisch zu prüfen, sondern die Zusammenhänge als Ganzes zu modellieren und dann den erarbeiteten idealen Punkt zu testen. “Im Mittelpunkt der Betrachtung stand die Frage, welches die ideale Form der Röstung ist, um einen aromastarken Haselnussgeist mit Kakao- und Röstnoten zu erzielen. Bei der Röstung ganzer Haselnüsse in niedrigem Temperaturbereich ergaben sich angenehme Röstnoten. Die Versuche mit Röstungen bei 110 bis 150 °C wurden mittels einer Kontrollmessung bei 130 °C überprüft. Die idealen Kakaonoten brauchten aber höhere Temperaturen. Um zu diesen und anderen Erkenntnissen zu gelangen, benötigte man nur 18 Versuche mit je 100 g Haselnüssen. „Ich möchte anregen, nicht einzelne Parameter zu verändern, sondern ganzheitlich zu denken. Daten sind nicht gleich Information. Sie müssen sie auswerten und interpretieren“, gab Dr. Hofmann zu bedenken. Es sei selten, dass sich Ergebnisse linear verändern, wenn sich die Einflüsse linear veränderten. „Sie haben die grundsätzlichen Informationen, Sie kennen Ihre Verfahrensbedingungen. Den Versuchsplan erstellt

dann das Programm für Sie“, sagte er abschließend. Schläuche und Armaturen Dagmar Rauchfuss, Knip, Berlin, stellte Armaturen und Schlauchleitungen für die Spirituosenproduktion vor: „Wir sind typischer technischer Handel.“ Die Hauptleistung ihres Unternehmens sei neben dem Verkauf von Schlauchleitungen und Armaturen der dazu gehörende produktbezogene Service. Rauchfuss stellte unterschiedliche Anforderungen an Schlauchleitungen vor und beschrieb die Auswahlkriterien. Unter anderem sei die Beständigkeit gegen Durchflussmedien zu gewährleisten. Weiterhin sollten Betriebs- und Außentemperatur sowie Betriebsdruck berücksichtigt werden. Auch die Frage, welche Armaturen wie in den Schlauch eingebunden werden, sollte Berücksichtigung finden. Rauchfuss stellte unterschiedliche Schlauchkonstruktionen und -materialien vor. Jede schlauchleitung brauche ihre eigene Gefährdungsbeurteilung und muss regelmäßig vom Sicherheitsbeauftragten überprüft werden. Besonders die Bilder aus einer Schlauch-Endoskopie waren sehr beeindruckend, bringen sie häufig erst massive Schäden an den Tag, die z.B. durch das falsche Reinigungsmittel verursacht werden. Marketing Theo Ligthart, Freimeisterkollektiv, Berlin, präsentierte Das Freimeis­ terkollektiv – Zusammenschluss von Individualisten. „Es gibt immer mehr Start-ups, aber auch immer noch eine große Anzahl traditioneller Kleinbrenner“, erläuterte der Referent das offene Netzwerk. „Wir wollten


Nachrichten aus dem Institut für Gärungsgewerbe und Biotechnologie zu Berlin

beiden Gruppen eine Basis bieten“, betonte Ligthart. „Wir wollen die Kommunikation zwischen Herstellern und Konsumenten verbessern, aber auch zwischen Brennern und Bartendern.“ Das Freimeisterkollektiv übernimmt die Vermarktung der bei ihnen platzierten Spirituosen, entwickelt z.T. auch mit den Brennern gemeinsam Produkte. Es gehe darum, ungewöhnliche Produkte zu platzieren, wie z.B. den Kirschbrand „Basler Langstiel/Wild“ von Lorenz Humbel. Zudem könne man Kategorien neu definieren. „Wir kaufen von den Brennern lose Ware. Die nennen den Preis, wir kaufen und füllen ab und vermarkten. Es gibt bei uns keine Nachverhandlung, es soll für den Hersteller auch pekuniär okay sein“, betonte der Referent. „Wir wollen es aber auch für den Endkonsumenten bezahlbar machen.“ Daher habe man sich für sehr schlichte Flaschen entschieden. Die Etiketten sind nicht veredelt, bilden aber eine Portraitzeichnung des Herstellers, ein Sensorik-Spiderweb sowie ein Zutatenverzeichnis ab. „Wenn ein handwerkliches Produkt sehr erfolgreich ist, ist es irgendwann nicht mehr handwerklich. Das versuchen wir zu vermeiden, indem wir Doubletten schöpfen, z.B. zwei verschiedene, aber ähnlich hochwertige Gins anbieten“, erläuterte

der zu den Gründern des Freimeisterkollektivs gehörende Referent. „Wir wollen Fake-Craft und AgenturGins die Stirn bieten.“ Christian Schrade, Idea Distillers, Berlin, schloss den Marketingblock mit der Präsentation Alte und neue Herausforderungen im (Spirituosen-) Marketing. „Wir sind eine Brandbuilding-Agentur“, sagte er. Kunden sind Brenner und Spirituosenhersteller, die meist wissen wollen, welchen Kommunikationskanal sie nutzen sollten. „Am Ende zählt, dass Sie anfangen“, sagte der Referent. Schrade erörterte drei Marketingmythen: „Was die da machen, brauchen wir auch!“ Er riet stattdessen, den Blick auf das eigene Unternehmen, die eigenen Marken zu richten und der klassischen PR entsprechend die eigenen Alleinstellungsmerkmale herauszuarbeiten. „Warum machen wir das, was wir tun? Welches starke Gefühl löst unsere Marke aus? Was lieben unsere Kunden an uns und womit ecken wir an?“, könnten die Fragen dafür lauten. Innovation braucht Zeit, gab er zu bedenken, und „Lassen Sie sich vom IfGB-Forum inspirieren!“ Dem Mythos „Aussehen ist alles“ stellte Schrade gegenüber, dass Design mehr sei als nur ein trendiges Etikett, im Idealfall stelle es eine Be-

ziehung zum Kunden her. Allerdings räumte er ein, dass der Endkonsument sich ohne Beratung beim Spirituosenkauf allein an Flasche und Etikett orientiert. Der dritte Mythos lautete: „An Influencern führt kein Weg vorbei!“ Hier riet er, Ruhe zu bewahren, und gab u.a. zu bedenken: „Am Ende des Tages geht es um Vertrauen. Die bes­ ten Influencer sind Ihre Kunden.“ Folgende Fragen hieße es zu bearbeiten: „Wie begeistert man seine Kunden? Welche Geschichte sollte man sich über Ihr Produkt erzählen?“ Andererseits wies er darauf hin, dass Instagram nicht mehr wegzudenken ist, „was auf Insta nicht stattfindet, findet für die Instagram-Generation nicht statt.“ Facebook sei eher auf dem absteigenden Ast und hätte außerdem soeben alle Whisky­seiten geschlossen. IfGB-Koordinatorin Wiebke Künnemann dankte abschließend allen Vortragenden, den Moderatoren sowie Sponsoren und Gastgebern und ihrem Team.

Theo Ligthart

Christian Schrade

Das 18. IfGB-Forum Spirituosen und Brennerei findet auf Einladung der Destillerie Franz Bauer anlässlich ihres 100-jährigen Bestehens in Graz statt. Bitte beachten Sie den ungewöhnlichen Termin: 6. bis 8. Oktober 2020

18. IfGB-FORUM SPIRITUOSEN UND BRENNEREI 5. bis 8. Oktober 2020 in Graz, Österreich. Anlässlich des 100. Geburtstags der Destillerie Franz Bauer Die führende deutschsprachige Fachtagung für Brenner und Spirituosenhersteller Alkoholmessung... Brennereitechnologie... Obstbrände... Rahmenbedingungen... Trends... Spirituosenflaschen... Verordnungen...

Mit Unterstützung von www.ifgb.de/graz2020

IfGB c/o VLB Berlin e.V., Seestraße 13, 13353 Berlin  +49 30 450 80-270, Fax: +49 30 450 80-210,  kuennemann@ifgb.de

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IfGB AKTUELL

 VERBÄNDE

BSI

Bundesverband der Deutschen Spirituosen-Industrie und -Importeure (BSI)

Politischer Gästeabend und Spirituosen-Forum des BSI in Berlin erhielten großen Zuspruch Der Bundesverband der Deutschen Spirituosen-Industrie und -Importeure e. V. (BSI) führte am 6. November zum Auftakt des 18. Spirituosen-Forums seinen traditionellen Politischen Gästeabend im Berliner Hotel Adlon durch.

Unten links: Angelika Wiesgen-Pick, Julia Klöckner, Thomas Ernst und Dr. Erlfried Baatz (v.l.) Unten rechts: Konzentrierte Zuhörer des 18. BSI-SpirituosenForums in der Parlamen­ tarischen Gesellschaft

(BF) Auf den mit rund 240 Gästen aus Politik, Bundesminis­terien, Wirtschaft, Wissenschaft, Verbänden und Medien gut besuchten Gästeabend äußerten sich Politiker der verschiedenen Parteien sowie die Destillatkönigin Vera Bullinger in ihren Grußworten zu aktuellen Themen der Spirituosenbranche. Alle würdigten ausführlich die ernstzunehmenden Präventionsmaßnahmen des BSI. Julia Klöckner, Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft, Berlin, betonte in ihrer Eröffnungsrede: „Zu einem freien Leben gehört auch die Eigenverantwortung.“ Sie gab zu bedenken: „Alkohol ist ein Genussmittel. Während der Prohibition gab es nicht keinen, sondern schlechten Alkohol.“ Mit Blick auf den Export lobte die Ministerin den Schutz der geografischen Angaben für Spirituosen. Thomas Bareiß, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminis­ ter für Wirtschaft und Energie, MdB (CDU/CSU) stellte die Wertschätzung des Mittelstands ins Zentrum seiner Ausführungen. „Wir sollten Politik machen, die den Menschen etwas zutraut.“

Die Genuss-Botschafterin Dr. Renate Sommer, MdEP (CDU), Herne, hielt fest: „Genuss ist etwas Besonderes. Die Basis der Verantwortung für eine maßvolle und verantwortungsvolle Kultur des Genusses wird in der Familie gelebt.“ BSI-Präsident Thomas Ernst wies darauf hin, dass Spirituosenfirmen mit ihren Produkten nicht nur zur Lebensfreude und zum Genuss beitragen, sondern auch einen ernstzunehmenden Wirtschaftsfaktor darstellen: Der Spirituosenumsatz in Deutschland betrug im Jahr 2018 rund 4,6 Mrd. €. Die Einnahmen des Bundes aus der Alkoholsteuer beliefen sich auf rund 2,1 Mrd. €. Der deutsche Spirituosenmarkt ist weiter der größte innerhalb der EU. Der BSI habe mit seinem Arbeitskreis Alkohol und Verantwortung erfolgreich unterschiedlichste Präventions- und Verbraucherinformations-Maßnahmen initiiert und durchgeführt. „Alkoholhaltige Getränke“, so Präsident Ernst weiter, „sind in unseren Kulturkreisen tragende Säulen einer gelebten Genuss- und Traditionskultur.“ Am 7. November diskutierten auf dem 18. Spirituosenforum in der Parlamentarischen Gesellschaft renommierte Experten wie Albrecht von Lucke, Nikolaus Blome, Prof. Dr. Thomas Jäger und Dokumentarfilmer Dirk Steffens Deutschlands und Europas Rolle in einer veränderten Welt.

Fotos: BSI

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Nährwertangaben und Zutatenverzeichnis online Seit 2. Dezember bietet der BSI den Verbrauchern einen OnlineZugang zu allen Nährwert- und Zutateninformationen über die Spirituosengattungen an, die in der EU und in Deutschland angeboten werden. (F.) Diese Initiative basiert auf der freiwilligen Selbstverpflichtung der Spirituosenverbände in der EU und in Deutschland, die Verbraucher ausführlich über Nährwertkennzeichnung und Inhaltsstoffe für Spirituosengattungen zu informieren. Unter www.spirituosen-verband.de/naehr wer tangaben finden die Verbraucher Informationen über die 46 Spirituosengattungen. Dabei wird die Kalorienkennzeichnung in der üblichen deutschen Trinkeinheit von 20 ml und daneben in 100 ml dargestellt – ebenso wie eine Zutatenliste, die vollständige Nährwertdeklaration und weitere wichtige Informationen über den Produktionsprozess. Die Datenbank umfasst dabei Mindeststandards für Spirituosen. „Der Start des Webportals ist ein weiterer Meilenstein der vom BSI zugesagten Transparenz, mit der wir die Konsumentinnen und Konsumenten über die Welt der Spirituosengattungen aufklären wollen“, sagt Angelika WiesgenPick, Geschäftsführerin des BSI.


Nachrichten aus dem Institut für Gärungsgewerbe und Biotechnologie zu Berlin

  QUALITÄTSSICHERUNG

Bundesehrenpreis für Spirituosen 2019 Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) hat Mitte November auf der BrauBeviale in Nürnberg acht Spirituosenhersteller mit dem Bundesehrenpreis ausgezeichnet. Die höchste Auszeichnung der deutschen Ernährungswirtschaft wird jährlich getrennt nach Produktkategorien an deutsche Lebensmittelproduzenten verliehen. (F.) Die Preisträger hatten zuvor in den Qualitätsprüfungen der DLG (Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft) die besten Gesamtergebnisse erzielt. Für die zwei besten Betriebsleistungen bundesweit wird der Bundesehrenpreis in Gold und Silber verliehen. Die Preisverleihung fand am 14. November in Nürnberg im Rahmen der Fachmesse BrauBeviale statt. Ministerial­ direktorin Dr. Katharina Böttcher (BMEL) überreichte gemeinsam mit DLG-Vizepräsident Dr. Diedrich Harms die Medaillen und Urkunden an die Preisträger. Dr. Harms lobte die betriebliche Gesamtleistung der Unternehmen als Ausdruck hohen fachlichen Könnens. Die Bundesehrenpreisträger gehören nicht nur zu den Besten der Spirituosenbranche. Sie sind auch Pioniere, die es in vorbildlicher Weise verstehen, Genusskultur und konsequentes Qualitätsstreben zu vereinen. „Der Bundesehrenpreis ist Ansporn und Verpflichtung zugleich, auch in Zukunft in eine umfassende Qualitätsarbeit zu inves­

tieren“, so der DLG-Vizepräsident abschließend. Bundesehrenpreis in Gold • Edelbrennerei A. J. Dirker, Mömbris-Niedersteinbach Bundesehrenpreis in Silber • St. Nikolaus Kräuterspezialitäten GmbH, Rheinberg Die VLB Berlin gratuliert ihren Mitgliedern zum Bundesehrenpreis • Alte Kurhausbrennerei Hans Hertlein GmbH & Co. KG, Wiesenttal/Streitberg • Henkell & Co. Sektkellerei KG, Wiesbaden Weitere Bundesehrenpreise • Edelhof1514 GbR Heike und Christoph Siegert, Hamburg • P. J. Schütz Eifel-Destillerie, Lantershofen • Laux GmbH, Föhren • Spezialitätenbrennerei Norbert Winkelmann, Hallerndorf

DLG

Internationale Qualitätsprüfung Spirituosen 2020 Anmeldeschlüsse 5. Februar 2020: 1. Prüftermin 3. August 2020: 2. Prüftermin www.dlg.org/spirituosentest ...Laboruntersuchungen ...Deklarationsprüfung ...Sensorische Produktanalyse Vorteile der DLG-Prüfung ...Qualitative Standortbestimmung im Wettbewerb ...Hohe Wertschätzung bei Verbrauchern und Handel ...Identifikation von Produktfehlern zur Qualitätsoptimierung ...Ergänzung der betriebsinternen Qualitätssicherung ...Marketing- und Kommunikation

Ministerial­ direktorin Dr. Katharina Böttcher (BMEL) (5.v.l.) überreicht gemeinsam mit DLG-Vizepräsident Dr. Diedrich Harms (6.v.l.) Urkunden und Medaillen an die ausgezeichneten Betriebe

Foto: DLG/Anne Orthe

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BETRIEBSWIRTSCHAFT

  VLB-OKTOBERTAGUNG

Food & Beverage 4.0? Wir sind mittendrin! Norbert Heyer, Forschungsinstitut für Management und Getränkelogistik (FIM)

Vom 13. bis 15. Oktober fand im Rahmen der 106. Oktobertagung das 22. VLB-Forum Getränke­ industrie und Getränkehandel statt. Mitarbeiter und Führungskräfte von Brauereien und Getränkeherstellern sowie aus der Zulieferindustrie reisten aus ganz Deutschland zu der betriebswirtschaftlichen Fachtagung nach Berlin. Foto: Dr. Arndt

Die 107. Oktobertagung findet am 12./13. Oktober 2020 in Berlin statt

Am Montagmittag hieß John A. Eke von Exxent Consulting GmbH, Landshut, das Publikum herzlich willkommen und stellte den ersten Referenten des Themenblocks Technologietrends / Leergutmanagement / Digitalisierung / Globalisierung vor. Karthik Sundaram (Frost und Sullivan Ltd., Frankfurt am Main), hielt einen Vortrag zum Thema Food and Beverages 4.0. Die globale Lebensmittel- und Getränkeindustrie befindet sich an einem Scheideweg: Einerseits besteht eine wachsende Marktchance, insbesondere für Verbraucher, andererseits herrscht ein verschärfter Wettbewerb in der Branche mit sinkenden Gewinnmargen. Vor diesem Hintergrund sieht der Referent die Notwendigkeit eines neuen Paradigmas der Food-&-Beverage-Fertigung, das als F&B 4.0 bezeichnet wird. Diese kommende Ära wird durch eine vernetzte Infrastruktur und digitalisierte Produktionsprozesse auf der Fertigungsebene bestimmt. Dazu hat Frost & Sullivan eine Studie herausgebracht. Der Studie zufolge werden sich zehn wichtige Technologiethemen der F&BProduktion künftig massiv verän-

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Die Vorträge des VLB- Forums trafen auf ein aufmerksames Publikum

dern: Dazu gehören unter anderem AI (Artificial Intelligence), Digitale Zwillinge, 3D-Druck, XR (Extended Reality), Cobots (Collaborative Robots) und Predictive Maintenance. Diese Themen wurden identifiziert, um möglicherweise die gesamte Wertschöpfungskette, angefangen bei der Rohstoffbeschaffung bis hin zu Produktrückrufen, der F&BHerstellung zu unterstützen. Es wurden auch Best-Practice-Use-Cases identifiziert, die in diesem Bereich erstellt wurden und das Chancenpotenzial für den Rest der Branche darstellen. Eine Kernbotschaft von Sundaram war, dass F&B 4.0 keine Zukunftsvision mehr ist, sondern eine Realität, die hier und jetzt erreichbar ist. Die beiden nächsten Vorträge beschäftigten sich mit aktuellen Projekten der Digitalisierung im Leergutmanagement: Ulrich Kästle und Melanie Badamer von der Feldschlösschen Supply Company AG, Rheinfelden/Schweiz, berichteten in ihrem Vortrag Optimierung des Leergutmanagements durch optische Bilderkennung von ihren Erfahrungen mit dem Projekt „Digital Empties“. Eine App ermög­licht es, via Handykamera sog. „LeergutZauberwürfel“ zu erkennen und auszuwerten. Hierzu ist allerdings eine Anlernphase des Systems mit Bildern der sich am Markt befindlichen Getränkekästen nötig, damit die Software entsprechend fehlerfrei arbeitet. Das Projekt konnte erfolgreich gestartet und soll nun weiter ausgebaut werden, damit die Tourenfahrer künftig die verschiedenen Leergut-Kästen auf der Palette bei der Rücknahme schneller und besser erkennen.

Auch Frank Höhler von Tomra Systems GmbH, Langenfeld, zeigte in seinem Vortrag Leergutrücknahmeautomat – Möglichkeiten und Chancen durch die Digitalisierung für die verschiedenen Stakeholder den aktuellsten Stand beim Thema Erkennung und digitale Verarbeitung bei der Leergutrücknahme von einzelnen Flaschen und Kästen. Eine schnelle und präzise Erkennung ist bei einem modernen Pfandrücknahme-Automat unerlässlich. Auch hier muss das System zunächst die große Vielfalt an verschiedenen Flaschen und Pfandsätzen erlernen. Höhler berichtete, dass heute fast nur noch moderne Automaten installiert werden, die Informationen über eine eigene IoT (Internet of Things)-Plattform untereinander austauschen können. Das biete zukünftig die Möglichkeit, (fast) in Echtzeit Informationen zur zurückgegebenen Leergutmenge und -qualität zu erhalten. Nach einer kurzen Pause ging es mit dem Themenschwerpunkt Digitalisierung & Globalisierung weiter. Hierzu berichtete Andreas Schmidt vom Bundesverband Güterkraftverkehr und Logistik und Entsorgung e.V., Frankfurt, über den aktuellen Stand bei der Digitalisierung in der Speditionsbranche. Der Verband beschäftigt sich schon seit einiger Zeit mit dem Thema digitale Frachtdokumente und den Möglichkeiten des Informationsaustausches aktueller Daten aus dem Nutzfahrzeug mittels Telematik-Anwendungen. Darüber hinaus wurde das Projekt TrustedCarrier für die Spediteure gestartet, das die Möglichkeit bietet, aktuelle und geprüfte Informationen über ein Fahrzeug und dessen


Die Herausforderungen eines wirksamen Datenschutzes brachte Swen Goslar, aigner business / solutions GmbH, Hutthurm, dem Publikum in seiner Präsentation Die DSGVO und ihre Umsetzung am Beispiel GFGH näher. Goslar ging in seinem Vortrag vor allem auf die Besonderheiten bei Telematik-Systemen ein und stellte die Aufgaben der ITDatenschutzbeauftragten in Unternehmen vor. Auch bei Leiharbeitern seien die entsprechenden Vorgaben der DSGVO unbedingt zu beachten, lautete das Fazit des Referenten. Mit seinem Vortrag Globalisierung von Craft Beer – ein Paradoxon? beendete Ernst Faltermeier von Fischer + Partner Executive Solutions, Hamburg, den theoretischen Teil des ersten Veranstaltungstages. Beleuchtet man Definitionen, die das Phänomen Craft-Bier beschreiben, kommen Begriffe wie lokal, regional und sogar anti-global aufs Tableau. Insofern scheint Globalisierung im Kontext Craft-Bier kein Thema zu sein. An verschiedenen Fallbeispielen erläutert er, wie Brauereien das Thema in der jüngeren Vergangenheit angegangen sind. Er kam zu dem Schluss, dass es durchaus möglich ist, Craft-Biere global zu vermarkten, man muss sich jedoch mit den Chancen und Risiken des jeweiligen Marktes und den eigenen Stärken und Schwächen genau auseinandersetzen. Der zweite Veranstaltungstag stand im Zeichen von Start-ups / Export und Online-Plattformen in der Getränkebranche. Moderator Alexander Scharlach vom Forschungsinstitut für Management und Getränkelogistik der VLB stellte das Programm vor und begrüßte alle Anwesenden. Lothar Menge, kollex GmbH, Berlin, berichtete in seinem Vortrag kollex, die Bestellplattform für den GFGH-Onlineshop über die Idee der

gemeinsamen Online-Bestellplattform von Coca-Cola, Bitburger und Krombacher. Über die Plattform, die den Außer-Haus-Markt fokussiert, können die Prozesse zwischen GFGH und ihren Gastronomie-Kunden digitalisiert werden. Jeder GFGH erhält über kollex seinen eigenen, kostenlosen Online-Shop, mit dem dann Bestellungen direkt ins ERPSystem des GFGH übermittelt werden können. Damit gelingt es der GFGH, über kollex seinen Kunden einen zukunftsfähigen Service anzubieten. Nachdem in den vergangenen Monaten viel über den Getränkefachgroßhandel und seine Veränderungen zu lesen war, hat die VLB Berlin Dirk Reinsberg vom Bundesverband Getränkefachgroßhandel e.V. in Düsseldorf gebeten, die aktuellen Strukturen und Aktivitäten genauer vorzustellen. In seinem Vortrag Die Welt des GFGH referierte er über Zusammenschlüsse von Unternehmen, aber auch von neuen Aufgaben, wie die Digitalisierung. Hierzu stellte er eine Initiative des Dienstleisters GEDAT vor, die mit dem neuen Stammdatentool „GetITEM“ einen zentralen Informationspool für die Getränkebranche schaffen möchte. Fabian Schlang von der air-up GmbH aus München stellte eine Start-up-Idee für einen neuartigen Getränkekonsum vor: Scent-baseddrinks – eine neue Art zu trinken! Eine innovative Entwicklung einer Trinkflasche ermöglicht es, das sensorische Empfinden auszutricksen: Die Flasche wird mit Wasser befüllt und mit einer Aromakapsel versehen. Beim Trinken riecht der Konsument das Aroma, was ein Getränk mit entsprechendem Geschmack suggeriert. Das junge Unternehmen legte einen beachtlichen Start hin; bei sog. air-up-Produkten kam es bereits zu Lieferengpässen, berichtete Schlang. Uwe Hölzer informierte die Teilnehmer mit seinem Vortrag Robin Hood für Spätis – eine Plattform für Büdchen und Kioske über sein Start-up Megaloop GmbH in Berlin. Basierend auf der Erkenntnis, dass speziell kleine Abnehmer kaum ITSysteme nutzen, sehr wohl aber zu beinahe 100 % mit Smart Phones ausgestattet sind, kann man über

die Bestellplattform per Handy-App seit Mitte 2019 fast alle Artikel des typischen Kiosksortiments einfach elektronisch nachbestellen. John Eke von Exxent Consulting, Landshut, sprach über das Exportthema How to sell beer in the USA. Der Referent betonte, dass er bei seinen Recherchen zum USA-Biermarkt bzgl. deutscher Bierimporte auf vergleichsweise geringe Mengen gestoßen ist. „Warum ist dies so, obwohl Biere ‚Made in Germany‘ durch das Reinheitsgebot ein sehr gutes Image in Amerika genießen?“, stellte er die Frage an das Publikum. Auch vor Ort durchgeführten Interviews mit Gastronomen und Verlegern zeigten, dass durchaus Interesse bestehe, künftig mehr Bier aus Deutschland zu importieren. Der Knackpunkt: Das Distributionssys­ tem für Bier ist in den USA anders aufgestellt und benötigt daher einen verlässlichen Importeur. Dies sei heute aber kein Hindernis mehr, so das Fazit Ekes. Nach der Mittagspause beschäftigten sich zwei Referenten mit der digitalen Supply Chain: Zunächst stellte Bernd Stiebe, Kasasi GmbH aus Kempten Echte Mehrwerte – die 360° Nutzung von Telematikdaten im logistischen Prozess vor. Hierbei handelt es sich um eine Plattform, die die Daten von verschiedenen Telematikanbietern für den Kunden zusammenfasst. Die Kunden sind dabei all diejenigen, die am Transportprozess beteiligt sind: Hersteller, Spediteure und Empfänger können die Informationen abrufen. Besonders interessant ist das Wissen um die aktuelle Ankunftszeit eines Transportes (ETA), wenn es um das Thema Time slot geht. Ebenfalls ums Digitale ging es im letzten Vortrag CloudSuite Food & Beverage, den Michael Pfau & Sonja Knieper, Infor GmbH/Friedrichsthal, hielten. Innerhalb einer zuverlässigen Infrastruktur bietet die Infor-Plattform bewährte ERPFunktionen für alle Segmente der Lebensmittel- und Getränkeindus­ trie. Das System ist ein geeignetes Werkzeug, um globale Lieferketten von Lebensmittelherstellern zu beschleunigen, neue Produkte schneller auf den Markt zu bringen und auf allen Ebenen der Lieferkette die Effizienz zu steigern. Brauerei Forum  –  Dezember 2019

Fotos (3): Sachon Verlag

Fahrer für den Transport zentral zu speichern und abzurufen. Diese Vorab-Registrierung bei Trus­tedCarrier spart viel Zeit an den Verladerampen. Das Sammeln, Speichern und Verarbeiten von personenbezogenen Daten setzt allerdings voraus, dass die vorgesehenen Schutzmechanismen für die Datenverarbeitung beachtet werden.

Uwe Hölzer sieht in der elektronischen Bestellplattform Megaloop eine Chance für Spätis und Kioske

John Eke kennt den US-Biermarkt

Fabian Schlang will den Trinkgenuss revolutionieren

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BETRIEBSWIRTSCHAFT

 BRAU-BÖRSEN-BILANZ

Brauriesen schauen im 3. Quartal 2019 nach Asien Die deutschen Aktienindizes haben sich im Herbst weiter deutlich befestigt. Der Dax 30 (FAZ-Index) legte bis Oktoberultimo 2019 im Vergleich zum Augustschluss +7,8 (+7,0) % auf 12 867 (2 357,5) Zähler zu. Am 22. November 2019 gingen die Börsenbarometer mit 13 164 (2 407) Punkten aus dem Handel. Anheuser-Busch InBev hat im 3. Quartal 2019 143,4 Mio. hl Getränke verkauft. Gegenüber 144,6 Mio. hl Vergleichsbasis für das Vorjahresquartal, das durch die FIFA-WM begünstigt war, kam der Rückgang mit -0,5 Mio. hl aus Konzernveränderungen und mit -0,7 Mio. hl gleich -0,5 % aus dem laufenden Geschäft. Eigenbier tendierte noch etwas leichter auf 127,3 Mio. hl (Vergleichsbasis: 128,1 Mio. hl): Während hier +0,3 Mio. hl aus Konzernveränderungen kamen, stellte sich das laufende Geschäft -1,2 Mio. hl gleich -0,9 %. Freude machten die sonstigen Getränke, die vergleichbar +4 % zulegten. Aus der Vergleichsbasis ist das ABI-Australiengeschäft (Carlton & United) bereits herausgerechnet, da sein Verkauf an Asahi fest vereinbart ist. Mexiko, Südafrika und< Kolumbien machen Freude Zunächst aber zurück zum Gesamtat z: A sien/Pazifik verlor -1,9 Mio. hl gleich -6,5 % auf 27,5 (29,4) Mio. hl. Hierfür wurden -5,9 % Mindermenge in China namhaft gemacht, wo Einkäufe ins 2. Quartal vorgezogen worden seien. Nordamerika zeigte sich -1,0 Mio. hl gleich -3,3 % auf 29,0 (30,0) Mio. hl schwächer: Der Großhandelsabsatz (STW) in den USA stellte sich -3,1 % unter Marktanteilsverlust: Die Braubranche insgesamt habe dort etwas weniger verloren dank Hard Seltzer, wo ABI bislang unterdurchschnittlich präsent sei. Südamerika zeigte +0,3 Mio. hl gleich +1,0 % auf 31,6 (31,3) Mio. hl. Dabei gab Brasilien insgesamt -0,6 % ab und -3,0 % bei Bier, auch wegen Preiserhöhungen, indes Argentinien mittel einstellig zulegte. Europa/Nahost/Afrika gewann vergleichbar +0,5 Mio. hl gleich

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Brauerei Forum  –  Dezember 2019

+2,2 % auf 21,8 Mio. hl, wobei kam, während vergleichbar +1,8 % durch Konzernveränderungen mehr umgesetzt wurden. Süd(Anadolu Efes) -0,5 Mio. hl weg- amerika konnte seinen Umsatz auf fielen (Vergleichsbasis: ebenfalls 2,1 (2,0) Mrd. US-$ ausweiten, wobei 21,8 Mio. hl). Der Getränkeabsatz vergleichbar +0,15 Mrd. US-$ gleich in Südafrika legte nach einem +6,9 % mehr erlöst wurden. Und schwächelnden Vorjahresquartal Mittelamerika setzte gut (knapp) hoch einstellig zu. Nigeria konn- 2,9 Mrd. US-$ um. Hier wurden te auf die hohen Zahlen des Vor- vergleichbar +0,2 Mrd. US-$ jahresquartals noch Menge drauf- Mehrumsatz (gleichfalls +6,9 %) legen. Und Europa tendierte klein hälftig von der Währungsumrecheinstellig freundlich. Regional er- nung geschmälert. Der Konzern neut am meisten Freude machte er wir t schaf tete daraus 4 ,11 Mit telamer ika mit (4,28) Mrd. US-$ Be+1,5 Mio. hl gleich triebsgewinn vor EinHeute in der +4 ,7 % auf 33,3 maleffekten. Leuven Brau-Börsen(31,8) Mio. hl, wobei sprach von einem Bilanz Mexiko (hoch einherausfordernden 3. stellig trotz festem Quartal 2019. • AB InBev Vorjahresquartal) und • Carlsberg Kolumbien (mit tel Neunmonats• diageo einstellig) für soliBetriebsergebnis • Heineken u.a. des Wachstum gestabil trotz Wählobt wurden. Die drei rungsdruck Weltmarken hätten In den ersten 9 konzernweit in Summe +4,1 % mehr Monaten 2019 hat Leuven so verkauft. Netto umgesetzt hat der 419,4 Mio. hl Getränke verkauft. Konzern von IFRS-Bilanziererin ABI Gegenüber. 419,7 Mio. hl Verdaraus im 3. Quartal 2019 konstant gleichsbasis kamen +3,9 Mio. hl 13,2 Mrd.US-$. 1 € wertete am aus dem laufenden Geschäft und 1. Oktober 2019 1,09 US-$.) Im -4,2 Mio. hl aus Konzernveränlaufenden Geschäf t wurden derungen. Gut behauptete sich +0,4 Mrd. US-$ gleich +2,7 % mehr Eigenbier mit 371,4 Mio. hl ggü. erlöst (hl-Umsatz: +3,0 %). Die 370,9 Mio. hl Vergleichsbasis. NetWährungsumrechnung verzehrte to umgesetzt wurden daraus im -0,3 Mrd. US-$, und der verblei- Konzern 39,0 (39,2) Mrd. US-$, wobende Rückgang kam aus Konzern- bei +1,9 Mrd. US-$ vergleichbares veränderungen sowie der Anpas- Plus durch -1,9 Mrd. US-$ aus der sung der Halbjahreszahlen 2019 an Währungsumrechnung aufgezehrt die Entwicklung der Argentinien- wurden. Der Betriebsgewinn vor Hyperinflation im 3. Quartal. Re- Einmaleffekten zeigte sich mit gional stellte sich der Umsatz von 12,3 Mrd. US-$ stabil, er enthielt A sien/Pazifik auf 1,8 (1,9) Mrd. -0,6 Mrd. US-$ WechselkursbelaUS-$, wobei knapp 2/3 vom Rück- stung. Einmaleffekte saldierten gang aus dem laufenden Geschäft sich auf -0,16 (-0,24) Mrd. US-$ kamen (-3,3 %). Nordamerika be- Aufwand. Geprägt wurde der Neunhauptete sich mit -0,3 % knapp bei monatsabschluss vom Finanzergeb4,2 Mrd. US-$. Europa/Nahost/Afri- nis, dass durch Einmaleffekte auf ka erlöste 2,0 (2,1) Mrd. US-$, wobei -0,2 (-5,6) Mrd. US-$ Aufwandsder Rückgang aus Wechselkursen saldo sprang. Dabei stieg das sowie Konzernveränderungen laufende Finanzergebnis auf


-2,0 (-4,7) Mrd. US-$ Aufwand: Es enthielt -2,8 (-2,9) Mrd. US-$ laufende Nettozinskosten, der Dreher kam vornehmlich aus der Absicherung von aktienbasierten Vergütungsplänen. Und der Saldo von Einmaleffekten im Finanzierungsbereich, vornehmlich aus der Absicherung von Aktienanteilen der Modelo- und SAB-Übernahmen, drehte auf +1,8 (-1,1) Mrd. US-$. Nach -2,3 (-1,9) Mrd. US-$ Ertragsteuern sprang der ABI-Neunmonatsgewinn so auf 9,9 (4,8) Mrd. US-$, von denen 9,06 (3,91) Mrd. US-$ den Leuven-Aktionären zuzurechnen waren, Rest an Minderheiten im Konzern. Bereinigt um alle Einmaleffekte, den Absicherungseffekt im laufenden Finanzergebnis und die Argentinien-Hyperinflation hätten die ABI-Anteilseigner 5,46 (5,77) Mrd. US-$ verdient. Budweiser APAC-Minderheit in Hongkong platziert Für ihr Gesamtjahr 2019 erwartete ABI Ende Oktober weiter kräftiges Umsatzplus und 4 bis 4,5 Mrd. US-$ Nettoinvest. Da der Gegenwind, den der Weltbierprimus im 3. Quartal spürte, bis ins Schlussquartal 2019 anhielte, ging Leuven von einem nur mehr moderaten EBITDA-Plus im Gesamtjahr aus. Am 30. September an der Börse Hongkong platziert wurde ein Minderheitspaket an der Budweiser Brewing Co. APAC Ltd., woraus ABI 5,75 Mrd. US-$ zuflossen. ABI behält 87,22 % von Budweiser APAC. Diese Mittel sollen ebenso wie die Zuflüsse aus der Abgabe des Australienge-

schäfts die Nettoverbindlichkeiten von Leuven bis Ultimo 2019 unter das Vierfache vom Betriebsgewinn vor Abschreibungen und Zinsen (EBITDA) drücken – ein Jahr früher als geplant. In den USA kam ABI bei Hard Seltzer zusätzlich zu ihrem „Bon & Viv“ mit einem preisgünstigeren „Natty Light Seltzer“. Heineken mit Mehrabsatz auch im 3. Quartal 2019 Die Heineken N. V. hat ihren Getränkeabsatz im Konzern im 3. Quartal 2019 um +1 Mio. hl auf 73,7 (72,7) Mio. hl ausweiten können, davon +0,8 Mio. hl gleich +1,1 % aus dem laufenden Geschäft, Rest aus Konzernveränderungen. Dabei legte das Bier +1,6 Mio. hl zu auf 64,2 (62,6) Mio. hl, davon +1,4 Mio. hl gleich +2,3 % aus dem laufenden Geschäft. Die sonstigen Getränke verloren -0,6 Mio. hl gleich -7,6 % auf 7,1 (7,7) Mio. hl, weitgehend in Amerika. Und Handelsgetränke standen für 2,4 (2,5) Mio. hl. Ihren Gruppenbierabsatz gab Amsterdam incl. 1,7 (1,9) Mio. hl Lizenzbier und ihren Anteilen an Gemeinschaftsunternehmen und Beteiligungen mit 78,0 (68,6) Mio. hl an. In Asien stieg der Heineken-Anteil an Gemeinschaftsunternehmen durch Vollzug des Geschäfts mit China Resources Beer auf 9,9 (1,9) Mio. hl. China-Geschäft komplett zu CR Beer verlagert Zurück zum Bierabsatz im Konzern: Im laufenden Geschäft kam Asien/Pazifik mit +1,0 Mio. hl gleich

+13,9 % am stärk s­ ten voran, wobei im Quartalsvolumen von 7,5 (7,1) Mio. hl auch -0,5 Mio. hl Abgabe aus Konzernveränderungen stecken. Kambodscha sprang gegenüber einem schwachen Vorjahresquartal hoch zweistellig und Vietnam nach einem guten gleichwohl zweistellig, während Indonesien mittel einstellig abgab und das China-Geschäft komplett zu CR Beer verlagert wurde. Europa gewann vergleichbar +0,4 Mio. hl gleich +1,6 %, hinzu kamen +0,7 Mio. hl aus Akquisen auf 24,6 (23,5) Mio. hl. Großbritannien und Frankreich tendierten freundlich, Italien legte hoch einstellig zu, indes der Heimatmarkt – im Vorjahresquartal mit zweistelligem Plus – und Polen mittel einstellig abgaben. Afrika/Nahost/ Osteuropa tendierte +0,2 Mio. hl gleich +1,6 % freundlich auf 10,6 (10,4) Mio. hl bei hoch einstelligem Plus in Kongo-Zaire, klein einstelligem in Nigeria – beide Länder hatten im Vorjahresquartal verloren –, konstantem Äthiopien und mittel einstelligem Minus in Russland mit einem kaltem Sommer 2019 nach den FIFA-WM-Vorgaben

AB InBev: Die ersten 9 Monate 2019 und 2018 im Vergleich Getränke­absatz (Mio. hl) Regionen

Umsatz (Mio. US-$)

Normalis. EBIT (Mio. US-$)

US-$/hl Getränke

Betriebs­marge (%, Basis normal. EBIT)

9M2019

9M2018

9M2019

9M2018

9M2019

9M2018

9M2019

9M2018

9M2019

9M2018

Nordamerika

82,64

84,61

11 852

11 803

4 102

4 054

143

139

34,6

34,3

Mittelamerika

97,99

94,76

8 681

8 473

3 948

3 643

89

89

45,5

43,0

Südamerika

98,46

95,77

6 824

6 926

2 054

2 269

69

72

30,1

32,8

Europa/Nahost/Afrika

62,02

63,67

5 775

6 186

1 383

1 622

93

97

23,9

26,2

Asien/Pazifik

77,69

79,69

5 333

5 444

1 501

1 303

69

68

28,1

23,9

Globaler Export, Holdings

0,65

1,16

528

417

-696

-618

419,45

419,66

38  994

39 249

12 293

12 269

93

94

31,5

31,3

Gesamt

Quelle: AB InBev-Pressemitteilung zum 3. Quartal und zu 9 Monaten 2019 bzw. 2018 (Basis: ungeprüfter IFRS-Konzernabschluss; 2018: ABI-Vergleichsbasis). US-$/hl und EBIT-Rendite: S.W. US-$/hl für Nordamerika und in Summe verzerrt durch Nichtgetränke-Umsätze. EBIT = Gewinn vor Finanzergebnis und Ertragsteuern; normalisiert = ohne Einmaleffekte (außerordentliche Erträge/Aufwendungen). Brauerei Forum  –  Dezember 2019

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BETRIEBSWIRTSCHAFT

2018. Und Amerika stand nach einem starken Vorjahresquartal für 21 ,5 (21 , 6) Mi o . h l b ei -0,1 Mio. hl gleich -0,5 % aus dem laufenden Geschäft und +0,1 Mio. hl aus Akquisen. Dort sei Mexiko klein einstellig vorangekommen, während Brasilien leicht abgab und die USA hoch einstellig. Weltweit legte die Marke „Heineken“ +7,4 (+9,2) % zu auf 11,2 Mio. hl, überdurchschnittlich jedoch in Amerika mit Brasilien und Afrika/Nahost/Osteuropa mit Südafrika und Nigeria. Auch für Deutschland wurde wieder zweistelliges Plus angemerkt. Amsterdam sprach von solidem Mengenplus trotz starker Vergleichszahlen aus dem sehr guten Sommer 2018. In den ersten 9 Monaten 2019 hat Amsterdam damit im Konzern 206,8 (202,6) Mio. hl Getränke verkauft, davon +4,0 Mio. hl gleich +2,0 % im laufenden Geschäft und +0,2 Mio. hl aus Konzernveränderungen. Bier kam dabei +2,8 % voran auf 180,3 (175,3) Mio. hl. Sonstige Getränke gaben -2,7 % ab auf 20,1 (20,6) Mio. hl. Und Handelsgetränke standen für 6,4 (6,7) Mio. hl. Die Gruppenbiermenge wurde mit 204,3 (191,4) Mio. hl angegeben. Und der „Heineken“-Absatz stieg weltweit +7,0 (+8,1) % auf 30,6 Mio. hl. Umsätze teilt Amsterdam in ihrer Neunmonatsmeldung nicht mit, hingegen 1,67 Mrd. € Anteil der Aktionäre von Mutter Heineken N. V. am Neunmonatsgewinn (9 Monate 2018 angepasst: 1,60 Mrd. €). Sprach Leuven von Gegenwind, sah Amsterdam Ende Oktober eine Anzahl ihrer Märkte zunehmend schwankungsanfällig. Im Gesamtjahr 2019 sollte der Betriebsgewinn auf vergleichbarer Basis um ca. +4 % steigen. In Brasilien bleiben nach schiedsgerichtlichem Beschluss die Cervejarias Kaiser Brasil S. A. bis März 2022 an das CocaCola-Vertriebsnetz im Amazonasland gebunden. Erst danach könne

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Brauerei Forum  –  Dezember 2019

ein vereinheitlichtes Vertriebsnetz für die frühere Brasil Kirin und Kaiser kommen. Carlsberg-Absatz im 3. Quartal 2019 stabil dank Asien Die Carlsberg A/S hat ihren Konzern-Getränkeabsatz im 3. Quartal 2019 bei 38,5 (38,6) Mio. hl stabil gehalten. Zukäufe kompensierten einen Rückgang von -0,5 % aus dem laufenden Geschäft. Dabei stellte sich Bier -0,6 % auf 32,6 (32,9) Mio. hl. Hier tendierte Kopenhagen vergleichbar -0,9 %punkte leichter, indes +0,3 %punkte AsienZukäufe beisteuerten. Das Minus kam mit -9 % auf 8,2 (9,0) Mio. hl aus Osteuropa. Allein Russland verlor -12 (Vorjahresquartal: +6) % unter Marktanteilsverlust. Kopenhagen sprach für Russland und die Ukraine von stärkerem Wettbewerb bei kühler Witterung 2019, hinzu kamen im Kremlreich auch für Kopenhagen die FIFA-WM-Vorgaben aus dem Vorjahresquartal. Westeuropa zeigte sich -0,1 % auf 13,8 (13,9) Mio. hl behauptet. Hier hätten unter anderen die Schweiz, der Heimatmarkt und Polen Freude gemacht, während Frankreich, das im 3. Quartal 2018 gut lief, und das Vereinigte Königreich abgaben. Und Asien gewann +6,2 % hinzu auf 10,6 (10,0) Mio. hl , davon +5,3 %punkte vergleichbar und +0,9 %punkte aus den Zukäufen. China habe für +6 % gestanden, Laos und Vietnam zeigten zweistelliges Plus, positiv auch Malaysia/Singapur bei stabilem Indien. Sonstige Getränke stiegen konzernweit +3,4 % auf 5,9 (5,7) Mio. hl, vornehmlich dank Asien und dort gut hälftig aus dem laufenden Geschäft. „Tuborg“ verkaufte weltweit +5 % mehr, auch dank China und Indien, während „Carlsberg“ -2 % abgab, vornehmlich wegen Großbritannien. Alkoholfreie Biere tendier ten gruppenweit -4 % schwächer bei +7 % in Westeuro-

pa. Und „Somersby“-Zider sprang +20 %. Ihren Konzernumsatz konnte IFRS-Bilanziererin Carlsberg im 3. Quartal 2019 netto +5,3 % auf 18,5 (17,6) Mrd. DKK ausweiten (davon +3,1 %punkt aus dem laufenden Geschäft dank +4 %punkten aus Preis/Mix, +0,4 %punkte aus Zukäufen und +1,8 %punkte aus Wechselkursen). (Für 1 EUR waren Anfang Oktober 2019 7,47 Dänenkronen zu zahlen.) Hier sprang Asien +18,7 % auf 5,0 (4,2) Mrd. DKK, zu ¾ aus dem laufenden Geschäft dank Marken-Entwicklung in Richtung Premium vornehmlich in China. Westeuropa zeigte sich trotz starker Vergleichszahlen gut behauptet mit +0,2 % auf gut (knapp) 10,2 Mrd. DKK. Osteuropa stieg auf 3,3 (3,2) Mrd. DKK, da die Wechselkurse einen operativen

Wir sehen das Wachstum von HARD SELTZER in den USA positiv für die gesamte Kategorie Malzgetränke, da es Verbraucher aus anderen Alkoholsegmenten anzieht ... Wir schätzen, dass mehr als die Hälfte vom Hard-SeltzerPlus einen echten Zuwachs für die Kategorie Malzgetränke darstellt. Aus dem ABI-Zwischenbericht für das 3. Quartal und 9 Monate 2019 Rückgang von -2,3 % deutlich überkompensierten. Gewinnprognose nochmals angehoben In den ersten 9 Monaten 2019 hat der Carlsberg-Konzern damit 106,6 nach 104,2 Mio. hl Getränke verkauft (+2,3 %, zu 1/3 aus dem laufenden Geschäft). Bier tendierte dank Asien (30,7 nach 27,8 Mio. hl)


um +1,1 % freundlicher auf 89,5 (88,6) Mio. hl, während Europa leichter lag (36,2 nach 36,8 Mio. hl) und Osteuropa schwach (22,6 nach 24,0 Mio. hl). In den ersten 9 Monaten kam alkoholfreies Bier gruppenweit noch +8 % voran, allein in Westeuropa waren es +11 %. Sonstige Getränke legten +9,6 % zu auf 17,1 (15,6) Mio. hl, gut hälftig aus Zukäufen. Und netto umgesetzt wurden daraus im Konzern +6,1 % auf 51,5 (48,6) Mrd. DKK (+3,8 %punkte vergleichbar bei +3 % Preis/Mix, +1,3 %punkte Zukäufe, +1 %punkt Wechselkurse). Asien sprang dabei +21,9 % auf 14,8 (12,2) Mrd. DKK, zu 2/3 im laufenden Geschäft. Osteuropa kam auf 8,7 (8,4) Mrd. DKK voran, zu 2/3 aus Wechselkursen, zu 1/3 aber auch, gegen die Absatzentwicklung, aus dem laufenden Geschäft. Und Westeuropa zeigte sich mit 28,0 (27,9) Mrd. DKK gut behauptet. Am Elefantentor freute man sich über solides Umsatzplus im 3. Quartal 2019 vornehmlich dank Asien. Fürs Gesamtjahr 2019 hob Carlsberg Ende Oktober ihre Prognose zur Entwicklung des vergleichbaren Betriebsgewinns nochmals an von einem hoch einstelligen Plus auf nun ca. +10 %. Ihre Ertragsentwicklung in China und Westeuropa überkompensiere insgesamt die Herausforderungen in Russland. Im Oktober vereinbarte Carlsberg die Übernahme der verbleibenden 25 % an Cambrew. Und nach Kauf der noch ausstehenden 1,2 % an Carlsberg Ukraine ist Kopenhagen dort jetzt Alleineigner. diageo: Absatzplus 2018/19 nicht nur in Asien/Pazifik Nachzutragen sind die Zahlen von diageo für 2018/19 (30.6.). Der Konzernabsatz des PremiumSpirituosen-Riesen stieg +2,3 % aus dem laufenden Geschäft auf 245,9 (240,4) Mio. Vergleichseinheiten (VE). (1 VE steht für 90 l gleich 0,9 hl Bier oder 45 l Wein oder 9 l Spirituosen.) Regional legte Asien/Pazifik mit +5 % am stärksten zu auf 95,1 Mio. VE. Nordamerika tendierte +2 % fester auf 49,4 Mio. VE. Afrika lag +1 % freundlich auf 33,6 Mio. VE. Auch Lateinamerika/Karibik zeigte diese Rate auf 22,4 Mio. VE. Allein Europa mit Türkei gab -2 % ab auf 45,4 Mio. VE. Den aktuellen Alkohol-Weltmarkt schätzte London auf 6 Mrd. VE Jah-

resabsatz (davon 53 % Spirituosen) mit 747 Mrd. GBP Endverbraucher­ umsatz. Mehr Umsatz und Gewinn Umgesetzt hat der Konzern von IFRS-Bilanziererin diageo plc nach 6,4 (6,3) Mrd. GBP Verbrauchsteuern netto 12,9 (12,2) Mrd. GBP. (Das Pfund galt 2018/19 durchschn. 1,13 € und zuletzt 1,12 €.) Die Verbrauchsteuern beliefen sich damit auf 49,95 (51,5) % vom Nettoumsatz! 5,8 % Nettoumsatzplus kamen mit +0,28 Mrd. GBP aus dem Absatz, mit +0,46 Mrd. GBP aus Preis/ Mix (zusammen +6,1 %punkt aus dem laufenden Geschäft) und mit +0,02 Mrd. GBP aus den Wechselkursen (nach -0,45 Mrd. GBP Belastung im Vorjahr), während a us Ko n ze r nve r ä n d e r u n g e n -0,06 Mrd. GBP resultierten. Regional legte Nordamerika +8 % zu auf 4,46 Mrd. GBP, davon +5 %punkte vergleichbar. Asien/Pazifik brachte +7 % mehr auf 2,69 Mrd. GBP, davon +9 %punkte vergleichbar. Afrika legte vergleichbar +7 % zu auf 1,60 Mrd. GBP. Lateinamerika/Karibik gewann +6 % auf 1,13 Mrd. GBP, davon +9 %punkte vergleichbar. Und Europa mit Türkei erlöste stabil 2,94 Mrd. GBP, vergleichbar waren es +4 %. Nach Kategorien stand Scotch für konstant 25 % vom Nettoumsatz (Mehr­ umsatz +6 % dank „Johnnie Walker“ mit +7 %). Wodka war für konstant 11 % gut (Mehrumsatz +2 %, d a b ei „ S mi r n of f “ +3 %). Und aus Bier flossen konstant 16 % zu, vergleichbar +3 % Mehrumsat z, wobei Afrika +5 % vorankam: Zweistellig gesprungen seien „Senator“ (+22 % bei +21 % Absatz) in Kenia, „Serengeti Lite“ (+46 % bei +40 % Absatz) in Tansania und „Malta Guinness“ (+15 % bei +8 % Absatz), während „Satzenbrau“ in Nigeria verlor. „Guinness“ tendierte weltweit +2 % fester. 41 % vom Nettoumsatz mit 6 Marken Bei den Marken standen die 6 Global giants von London (neben „Johnnie Walker“, „Smirnoff“

und „Guinness“ weiter „Baileys“, „Tanqueray“-Gin und „Captain Morgan“) für 41 % gleich 5,3 Mrd. GBP vom Nettoumsatz (+5 %), wobei allein „Captain Morgan“ -2 % abgab. Trotz höherem Marketingaufwand (2,0 nach 1,9 Mrd. GBP) stieg der Betriebsgewinn auf 4,0 (3,7) Mrd. GBP gleich 31 (30) % Betriebsrendite. Hinzu kamen ebenfalls +0,1 (0) Mrd. GBP sonstiger Ertragssaldo aus dem Verkauf von Marken, vornehmlich „Seagram‘s“, an Sazerac. Das Finanzergebnis lag bei konstant -0,3 Mrd. GBP Aufwandssaldo. Vor Steuern verdiente der Konzern von der Themse so 4,23 (3,74) Mrd. GBP, danach waren es 3,34 (3,14) Mrd. GBP Konzerngewinn, von denen 3,16 (3,02) Mrd. GBP den Aktionären der plc zuzurechnen waren. Direkt im Eigenkapital gebucht wurden +0,29 (-0,28) Mrd. GBP Mehrung (Vorjahr: Minderung). Beschäftigt wurden im Konzern durchschnittlich 29.402 (30.761) Mitarbeiter. Die Konzernbilanz längte sich zum 30. Juni 2019 (2018) auf 31,3 (29,7) Mrd. GBP. Auf der Vermögensseite standen konstant 12,6 Mrd. GBP immaterielle Werte, davon 8,3 Mrd. GBP Marken. Auf der Finanzierungsseite stiegen die langfristigen Verbindlichkeiten auf 10,6 (8,1) Mrd. GBP bei 10,2 (11,7) Mrd. GBP Eigenkapital (32,5 nach 39,4 % EK-Quote). Der EK-Rückgang kam mit -2,8 Mrd. GBP aus dem Rückkauf eigener Aktien. Netto cash investier t hat London 2018/19 (2017/18) 0,64 (0,54) Mrd. GBP. Aus dem Markenverkauf 2018/19 an Sazerac flossen +0,43 (+0) Mrd. GBP zu und für A kquisitionen -0,06 (-0,59) Mrd. GBP ab, im Vorjahr hauptsächlich für die Casamigos Tequila, LLC in den Staaten. Mittelfristig erwartet diageo Zuwächse beim vergleichbaren Nettoumsatz im mittel einstelligen Prozentbereich bei noch leicht besserer Entwicklung des vergleichbaren Betriebsgewinns. Und für die nächsten Geschäftsjahre avisiert sind weitere Rückkäufe eigener Aktien. S.W. Brauerei Forum  –  Dezember 2019

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MARKT & MARKEN

BraufactuM Berlin

Talk & Taste – Craft-Bier braucht Zeit

Die Experten diskutierten beim BraufactuM Talk & Taste über zehn Jahre Craft-Bier in Deutschland (v.l.): Marc Gallo, Dr. Marc Rauschmann, Peter Eichhorn, Mareike Hasenbeck, Lena Herrmann, Thomas Conradt und Benjamin Brouer

(F.) Die Runde zeichnete nach neun Jahren ein realistisches Bild des Segments Craft-Bier im Bierland Deutschland. „Es wird insgesamt wie in den USA eine Generation benötigen, um Craft-Bier im deutschen Biermarkt fest zu verankern. Dazu bedarf es auch weiterhin der Unterstützung von Gastronomie und Handel,“ ordnete BraufactuMGeschäftsführer und Gastgeber Dr. Marc Rauschmann die Situation ein. Zusätzlich zu den drei Journalisten Lena Herrmann (Werben & Verkaufen), Benjamin Brouer (FIZZZ, CRAFT) und Peter Eichhorn (kulinarischer Berichterstatter und Autor) waren neben dem Gastgeber Marc Rauschmann auch der Brauer Marc Gallo (Hopfmeister Braumanufaktur) und der Craft-Bier-Experte Thomas Conradt (Globus SB-Warenhaus) in der Talk & Taste-Runde vertreten Craft-Biere haben es weiterhin schwer in Deutschland Für Brauer Gallo war es klar, warum es gerade in Deutschland etwas

Foto: BraufactuM

länger dauert, bis CraftBier wirklich ankommt: „Gewohnheiten, Preis und Regionalität prägen die deutsche Bierlandschaft. Craft-Biere werden es weiterhin schwer im umkämpften Biermarkt haben.“ Und der Branchenkenner Peter Eichhorn ergänzte: „Die neue Biervielfalt benötigt Kommunikation. Servicepersonal muss die Gäste neu an Bier heranführen. Heranführen wollen! Es ist an der Zeit, dass mehr Gastronomen erkennen, welche Bereicherung Biervielfalt, beispielsweise als Option für Speisenbegleitungen, für kulinarische Konzepte und für den Gast bedeutet.“ Insgesamt blickte die Experten-Runde, die in Berlin unter der Moderation von Mareike Hasenbeck (Journalistin und Bloggerin, Biersommelière) diskutiert hat, zuversichtlich in die deutsche Craft-Bier-Zukunft. „Nach dem Start im Handel ist die sich stetig entwickelnde Gastronomie der Antrieb für den Aufbau der Kategorie CraftBier“, sagte Marc Rauschmann. Experte und Fachjournalist Benjamin Brouer erklärte, warum das so sein wird: „Über die Gastronomie werden seit jeher Marken und Kategorien gemacht. Mit Probiersets, Probierschlucken oder Foodpairing bekommen Neueinsteiger die Möglichkeit, in die Welt der Craft-Biere eingeführt zu werden.“ Handel muss sich wandeln Aber auch der Handel muss sich noch verändern, um Craft-Bier auf Dauer erfolgreich zu machen, erläuterte Experte Thomas Conradt: „Er muss das Thema Craft-Bier als Chance, nicht als Risiko betrachten

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Brauerei Forum  –  Dezember 2019

Foto: BraufactuM

Neun Jahre Craft-Bier in Deutschland – höchste Zeit für eine Standortbestimmung und einen Ausblick auf das Jubiläumsjahr 2020. Zu diesem Zweck trafen sich Experten aus Handel, Journalismus und Bierbranche zum BraufactuM Talk & Taste in Berlin.

und in die Beratungskompetenz der Mitarbeiter investieren. Gefragt sind Emotionen, Orientierung, Inhalte und Marken gepaart mit Kooperationen, Innovationskraft und gemeinsame Leidenschaft bei Handel und Brauern!“ Die wichtigsten Ergebnisse der Diskussion finden sich in der Grafik (s.o). BraufactuM feiert 2020 Jubiläum Rauschmann wies im Rahmen der Diskussionsrunde auf einen besonderen Termin hin: „BraufactuM wird im kommenden Jahr zehn Jahre alt, wir beginnen aber schon jetzt mit dem Jubiläum – unsere Partner und Fans können sich auf einige Überraschungen im kommenden Jahr freuen.“ Und mit BraufactuM Talk & Taste im November 2020, so kündigte Marc Rauschmann an, werde dann das Jubiläumsjahr sein glanzvolles Ende finden. Grafik: Die zentralen Erkenntnisse der Experten zu wichtigen aktuellen Aspekten sowie Thesen zur Entwicklung des deutschen Craft-Bier-Marktes in der Zusammenfassung


5. LOGICircel

Das Getränke-Mehrweg-System im Fokus „Mehrwert durch Mehrweg?“ war Thema der LOGICircle Expertenrunde, die am 13. November auf der BrauBeviale 2019 stattfand. Mehr als 100 Experten aus der Getränkewirtschaft diskutierten die aktuelle Situation und künftigen Perspektiven des deutschen Mehrwegsystems. VLB-Forschungsinstituts für Management und Getränkelogistik, das sich seit mehr als 15 Jahren auch mit MehrwegLogistik beschäftigt. „Es freut uns sehr, dass es auf dem LOGICircle gelungen ist, konkrete Impulse in die aktuelle Diskussion einzubringen“, sagte Torsten Hiller, der Initiator des LOGICircle und GF von LOGIPACK. „Unabhängig von geschäftlichen Interessen und dem wirtschaftlichen Wert des Mehrwegsystems möchte ich persönlich etwas dafür tun, dass künftige Generationen von dessen ökologischem Nutzen profitieren können.“ Der 5. LOGICircle war ein wichtiger Schritt, um neue Ideen und Perspektiven zur Optimierung des Mehrwegsystems in eine praxisgerechte und konstruktive Richtung zu bringen. Ein Dialog, der auch auf der BrauBeviale weiter geführt wurde.

Foto: LOGICircel

(BF) Bei dieser Expertenrunde blieb es nicht bei klassischen Statements, sondern es entwickelte sich ein sehr konstruktiver Dialog. Hersteller, Getränkelogistiker, Getränkeeinzelhändler, Verbände und Vermarkter sprachen über Optimierungsmöglichkeiten des Mehrwegsystems. Hierbei wurden Themen wie die Einführung von gesteuerten Poolflaschen, eine Gebindeampel zur besseren Information des Verbrauchers über den Grad der Nachhaltigkeit von Getränkeverpackungen und eine wissenschaftlich neutrale Prozessanalyse des Mehrwegsystems unter Begleitung der VLB Berlin diskutiert. Dabei skizzierte VLBGeschäftsführer Dr. Josef Fontaine die aktuelle Situation an der „Mehrweg-Front“ und stellte mögliche Szenarien vor. Unterstützt wurde er dabei von Norbert Heyer, Leiter des

23. VLBLOGISTIKFACHKONGRESS Getränkelogistik im Fokus 30. März bis 1. April 2020 pentahotel Leipzig

Themenschwerpunkte:

+ Digitalisierung im Transportmanagement + Intralogistiklösungen + Ladeeinheitensicherung + Machine Learning & Künstliche Intelligenz + Innovative Logistiktechnologien + Transparenz im Leergutmanagement Rahmenprogramm: + Begleitende Fachausstellung + Sitzung des Betriebswirtschaftlichen Ausschusses (BWA) der VLB Berlin

+ Betriebsbesichtigungen + Get-together in der Fachausstellung + Begrüßungsabend www.vlb-berlin.org/logistik2020

Diskutierten auf dem 5. LogiCircel: Holger Eichele, Dirk Reinsberg, Norbert Heyer, Dr. Josef Fontaine, Andreas Vogel, Jeff Maisel, Torsten Hiller, Frank Höhler, Dr. Thomas Spiegel (v.l.)

VLB Berlin, Seestraße 13, 13353 Berlin Tel.: 030 450 80-216, Fax: 030 450 80-210 mahlau@vlb-berlin.org

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MARKT & MARKEN

Bestmalz

BestBrewChallenge 2019: Rheinhessen brauen bestes Bier

Sieger der BestBrewChallenge 2019: Das Team von RheinhessenBräu (r.) und Thomas Liebich (3. v. l.) mit Dr. Axel Göhler (Geschäftsführer Palatia Malz GmbH, links außen), Annika Klee (Projektleiterin BestBrewChallenge, 4. v. l.) und Christian Köhler (2. v. l.)

Das Siegerbier der BestBrewChallenge 2019 braute das Team um Brauer Sebastian Selz von Rheinhessen-Bräu in Mainz. Mit dem kupferfarbenen „Callista Sommer“ setzten sich die Rheinhessen an die Spitze der 227 Teilnehmenden.

Foto: Bestmalz

(F.) Platz 2 belegte Thomas Liebich mit „Erustl“. Dritter Sieger ist Kai Trautwein mit seinem „Oktoberfest Märzen“. Die BestBrewChallenge 2019 stand im Zeichen des 120. Geburtstags der Palatia Malz GmbH, die den Wettbewerb seit 2015 ausrichtet. Der Sieger erhielt 120 Säcke Freimalz der Marke Bestmalz. Die teilnehmenden Brauereien, Craft- und Heimbrauer sowie Gasthausbrauereien sollten ein Festbier mit einem bestimmten Malz brauen, das den

EBC-Wert 120 trifft: BEST Caramel Munich II. Insgesamt 227 Brauer aus aller Welt meldeten sich zu dem kostenfreien Wettbewerb an. Beim Tasting im Sommer verkosteten acht professionelle Bier-Sommeliers in Heidelberg 103 Biere. Das Siegerbier „Callista Sommer“ erreichte 46,1 von 50 möglichen Punkten. In der Bewertung wird es als kupferfarbenes Festbier mit intensivem Malzaroma, das Noten von Biskuit und Karamell enthält,

beschrieben. Zudem bringe es eine feine fruchtige Hopfennote mit. Die Sommeliers lobten den ausbalancierten Geschmack. Christian und Matthias Karl aus der Geschäftsleitung von R h einh essen - B räu sagten: „Mit ,Callista Sommer‘ ist uns ein harmonisches, süffiges Bier gelungen, das sehr gut in unser Sortiment passt. Dass es auch die Juroren überzeugen konnte und wir den ersten Preis gewinnen, freut uns natürlich umso mehr.“ Die Siegerehrung fand am 12. November 2019 auf der BRAUBeviale in Nürnberg statt. „Im Jubiläumsjahr des Unternehmens haben wir die bisher höchste Teilnehmerzahl bei der BestBrewChallenge erzielt,“ freute sich Inhaber und Geschäftsführer der Palatia Malz GmbH, Dr. A xel Göhler.

Warsteiner Brauerei

Brewers Gold: Warsteiner führt naturtrübe Bierspezialität ein Warsteiner bringt zu Jahresbeginn „Brewers Gold“ auf den Markt. Die bernsteinfarbene Bierspezialität, gebraut nach deutschem Reinheitsgebot, zeichnet sich durch ihren vollmundigen Geschmack und feine Karamell- und Honignoten aus. (F.) Ihr mildes und ausgewogenes Aroma verdankt die Spezialität einem besonderen Hopfen: Brewers Gold. Dabei handelt es sich um einen Aromahopfen, der sich durch seine würzig-fruchtige Note auszeichnet. Angezapft wird ab Februar 2020 in Handel und Gastronomie. „Spezialitätenbiere sind anhaltend beliebt und zählen zu den Wachstumssegmenten im Biermarkt. Ein Markt, den wir mit unserer neuen

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Bierspezialität Warsteiner Brewers Gold aktiv mitgestalten werden. Unser naturtrübes Bier ist bewusst modern gestaltet und verzichtet

Foto: Warsteiner

auf brauhistorische Rückblicke. Auf diese Weise treffen wir den heutigen Zeitgeist naturtrüber Biere und erhöhen die Aufmerksamkeit

für unser Warsteiner Portfolio“, erklärt Marcus Wendel, Marketing Director der Warsteiner Gruppe. „Mit Warsteiner Brewers Gold fallen wir auf. Die bernsteinfarbene Bierspezialität ist unsere Antwort auf den stetigen Konsumentenwunsch nach süffigem, naturtrübem Bier.“ Ausgesuchte Malze von höchster Qualität verleihen Brewers Gold eine feine Karamellnote. Die Spezialität enthält 5,2 Vol.-% Alkohol und hat eine Stammwürze von 12,4  %. Die optimale Trinktemperatur liegt zwischen 4 und 8°C, in der Flasche oder frisch gezapft im 0,3-l-Glas. Die Produktneuheit ist ab Februar 2020 in der 0,33-l-Flasche im 6er-Pack und im 20  x  0 ,5-l-Mehrwegkas­t en im Handel sowie im 30-l-Keg für die Gastronomie verfügbar.


ehem. VLBer

Foto: oh

Die Besuchergruppe aus Bitburg versammelte sich in der Axel-Simon-Bibliothek

Bitburger-Gesellschafter zu Besuch bei der VLB Berlin Am 23. November 2019 waren Mitglieder der beiden Gesellschafter-Familien der Bitburger Holding, die Familien Simon und Niewodniczanski, zu Gast bei der VLB Berlin. (oh) Im Rahmen einer Exkursion nach Berlin machte die rund 30-köpfige Gruppe Station an der VLB Berlin. Dort wurden Sie von den beiden VLB-Geschäftsführern Dr. Josef Fontaine und Gerhard Andreas Schreiber begrüßt. Sie hoben insbesondere die mehr als 100-jährige enge Beziehung des Berliner Instituts zu Bitburger hervor. Diese begann im Jahre 1887 mit der Mitgliedschaft von Brauereibesitzer Theobald Simon an der VLB. In den nachfolgenden Jahrzehnten entwickelte sich eine enge Partnerschaft zwischen beiden Unternehmen. So absolvierten drei Generationen von Simons ihre brautechnologische Ausbildung in Berlin. Zudem wurden seit 1908 regelmäßige Proben an der VLB analysiert. Zuletzt war Dr. A xel Th. Simon von 1989 bis 2014 Präsident der VLB Berlin sowie bis zu seinem Tod im Jahre 2018 Vorsitzender der Gesellschaft für Geschichte des Brauwesens (GGB). Neben den Laboratorien, der Preussi­s chen Spirituosen-Manufaktur und dem Wilfried-RinkeBrauereitechnikum besichtigte die Gruppe auch die A xel-SimonBibliothek im Neubau der VLB. Dort haben eine Eisenbüste von A xel Th. Simon (Bildhauer Karlheinz Oswald)

und ein Ölgemälde des Kunstmalers Peter Philippi von Betrand Simon (aus dem Jahre 1936) ihre Heimat gefunden. Im Namen der Gruppe bedankte sich Bitburger-Geschäftsführer Jan Niewodniczanski für die Gastfreundschaft: „Bitburger und die VLB verbindet eine lange Traditi-

on, die bis heute lebendig ist. So sind zahlreiche Führungskräfte aus unseren Brauereien in den Gremien der VLB aktiv und profitieren von diesem Erfahrungs- und Wissensaustausch. Wir fühlen uns daher als Unternehmensgruppe auch in unserer Beziehung zur VLB sehr gut aufgestellt.“

Die Bitburger Brauerei und die VLB Berlin 1887 Brauereibesitzer Theobald Simon wird VLB-Mitglied 1903/1904 Theobalds Sohn Bertrand Simon absolviert den Meisterkurs an der VLB-Brauerschule 1908/1909 Analytische Überprüfung und Begleitung der Produktneueinführung „Original-Simonbräu-Deutsch-Pilsner“ durch die VLB 1913 Selektion eines speziellen Brauereihefestamms für das Simonbräu-Deutsch-Pilsner, heute Bitburger Pils, durch die VLB 1935 Dr. Hanns Simon (Sohn von Betrand) legt am Institut für Gärungsgewerbe (heute VLB) und der Hochschule für Landwirtschaft (heute TU Berlin) seine Dissertation ab. Dr. Hanns Simon war bis 1974 Mitglied im Technisch-Wissenschaftlichen Ausschusses (TWA) der VLB 1965/1969 A xel Th. Simon studiert an der TU Berlin/VLB 1978 A xel Th. Simon wird Mitglied des Verwaltungsrates der VLB 1984 A xel Th. Simon legt seine Doktorarbeit an der TU Berlin/VLB ab 1989 – 2014 Dr. A xel Th. Simon ist Vorsitzender des Verwaltungsrates (Präsident) der VLB Berlin 2014 Dr. A xel Th. Simon wird VLB-Ehrenpräsident Aktuell sind 12 Führungskräfte aus den Unternehmen der Bitburger Braugruppe im TWA , BWA und Verwaltungsrat der VLB Berlin vertreten.

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ehem. VLBer

 VLB AKTUELL

Mitgliederversammlung erweitert Verwaltungsrat Die ordentliche Mitgliederversammlung der VLB Berlin e.V. fand am 14. Oktober 2019 in Berlin statt. Neu in den Verwaltungsrat gewählt wurde Uwe Ebbighausen, der seine langjährige Erfahrung als Controller in das oberste Lenkungsgremium der VLB einbringen wird.

Die Mitglieder des VLB-Verwaltungsrates

(oh) Unter der Leitung von VLBPräsident Ulrich Rust begann die Versammlung mit einer Schweigeminute für die beiden kürzlich verstorbenen Professoren Dr. Ulf Stahl und Dr. Reinhold Schildbach. Im Anschluss berichteten die beiden VLB-Geschäftsführer Dr. Josef Fontaine und Gerhard Andreas Schreiber über das abgeschlossene Geschäftsjahr 2018. Dieses war von großen Herausforderungen geprägt, die sich im Unternehmensergebnis deutlich widerspiegeln. Die Umsatzerlöse aus Analytikleistungen, Warenverkauf, Veranstaltungen und Mitgliedsbeiträgen entwickelten sich leicht positiv. Allerdings wurde der Geschäftsverlauf maßgeblich von Sondereinflüssen beeinträchtigt. Mit dem ersten vollen Jahr im Neubau konnten erstmalig die realen Betriebskosten

Fotos: ew

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des Gebäudes ermittelt werden. Bedingt durch die umfangreiche Haustechnik waren diese höher als zuvor im Altbau. Gleichzeitig fielen finanzielle Zuschüsse durch andere Nutzer des Altbaus weg. Negativen Einfluss hatte auch die langwierige Regierungsbildung nach der Bundestagswahl im September 2017, die sich bis ins Jahr 2018 erstreckte. Daher ließen sich bereits beantragte und bewilligte Forschungsmittel erst stark verzögert abrufen. Damit verbunden waren Erlösminderungen von mehr als 600 T€. Eine weitere Minderung der Erlöse verursachte der Rückgang außerordentlicher Erträge in Form von Bar- und Sachspenden. Aufgrund der schleppenden Beseitigung von Baumängeln und offenen Streitfällen konnte der 2017 in Betrieb genommene Neubau auch 2018

noch nicht endgültig abgerechnet werden. Insgesamt schloss die VLB daher das Geschäftsjahr 2018 mit einem deutlichen Verlust ab. VLB-Präsident Ulrich Rust erläuterte die bereits getroffenen Gegenmaßnahmen. Aufgrund der gestiegenen Komplexität des VLBGeschäfts wurde zum 1. April 2019 der bisherige kaufmännische Leiter, Gerhard Andreas Schreiber, zum kaufmännischen Geschäftsführer bestellt. Er verantwortet damit die Bereiche Unternehmensplanung, das Finanz- und Rechnungswesen, Einkauf/Materialwirtschaft, IT, Personal- und Vertragswesen sowie die Forschungskoordination. Der bisherige Alleingeschäftsführer Dr.Ing. Josef Fontaine fokussiert sich auf die Standortentwicklung, Mitgliederbetreuung, Veranstaltungen, Öffentlichkeitsarbeit sowie die


Kontaktpflege zu nationalen und internationalen Partnern. „Damit haben wir wieder einen Innen- und einen Außenminister an der VLB“, so Rust. Um die Geschäftsprozesse der VLB besser steuern und Optimierungspotenzial identifizieren zu können, wurde das Finanzreporting ausgebaut. Auch stimmte die Mitgliederversammlung der Erweiterung des Verwaltungsrates um Uwe Ebbighausen zu, der künftig seine jahrzehntelange Erfahrung im Unternehmenscontrolling in das oberste Lenkungsgremium der VLB einbringen wird. Auch wenn das Jahresergebnis 2018 nicht schön ist, sei er trotzdem optimistisch, dass die VLB ihr Geschäft dauerhaft auf erfolgreiche Beine stellen könne, so Helmut Schaller, Geschäftsführer Technik beim VLB-Mitglied Krombacher Brauerei. Im Namen der Mitgliederversammlung beantragte er die Entlastung von Geschäftsführung und Verwaltungsrat, die von der Versammlung einstimmig erteilt wurde. Der von der KWP Revision GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, Berlin, testierte Jahresabschluss 2018 wurde auf der Mitglie-

derversammlung ausgeteilt und steht auf Anfrage allen Mitgliedern zur Verfügung. Anschließend berichteten die beiden VLB-Geschäftsführer über das laufende Geschäftsjahr 2019. Dies weist bis einschließlich August einen positiven Verlauf über alle Geschäftsbereiche aus. Für 2019 wurde daher ein positives Geschäftsergebnis in Aussicht gestellt. Eine offene Baustelle ist nach wie vor das stockende Berufungsverfahren zur VLB-Stiftungsprofessur Brauwesen an der TU Berlin. Hier gibt es auf Seiten der TU Berlin noch interne Diskussionen über die Anschlussfinanzierung des Lehrstuhls nach Ablauf der VLBFinanzierung im Jahre 2028. Von einer zügigen Berufung sei daher derzeit nicht auszugehen, bedauerte Fontaine die Situation. Zum

v.l.: Gerhard Andreas Schreiber, VLB-Geschäftsführer, Ulrich Rust, Vorsitzender des Verwaltungsrates, Uwe Ebbighausen, neues Mitglied im Verwaltungsrat, Dr. Josef Fontaine, ebenfalls VLB-Geschäftsführer Abschluss gratulierte VLB-Präsident Ulrich Rust dem ehemaligen Leiter der Wassertechnischen Abteilung, Dr. Gunther Schumann, im Namen aller VLB-Mitglieder zu seinem 85. Geburtstag, den er am Tag zuvor begangen hatte.

Rückkehr zu einem VLB-Klassiker: Meisterkurs für Brauer und Mälzer hat begonnen Erstmals seit mehr als 20 Jahren findet wieder eine deutschsprachige Weiterbildung zum/r Brauer- und Mälzermeister/in (HWK) an der VLB Berlin statt. Das neue Konzept des Kurses verbindet Präsenzphasen mit Formen des E-Learnings. Zum Start Ende Oktober lernten sich Dozenten und Teilnehmer persönlich kennen. (BF) Am 21. Oktober 2019 startete der Kurs Weiterbildung zum/r Brauer- und Mälzermeister/in in Berlin. Damit findet seit 1998 erstmalig wieder ein deutschsprachiger Braumeisterkurs an der VLB statt. Die 21 Teilnehmer, darunter zwei Frauen, kommen aus Deutschland und Österreich. Gemeinsam haben sie das Ziel vor Augen, die Meisterprüfung an der Handwerkskammer Berlin erfolgreich abzulegen. Zum Auftakt der insgesamt elf lernintensiven

Monate fanden sich die Teilnehmer im Neubau der VLB Berlin zur offiziellen Begrüßung ein. Neben der gendergerechten Bezeichnung der Fortbildung hat sich der Aufbau geändert. Der Kurs verfolgt mit dem sogenannten „Blended Learning“ einen integrierten Bildungsansatz. Das bedeutet, dass die traditionellen Präsenzveranstaltungen um zeitgemäße Formen des E-Learnings über eine Online-Plattform ergänzt werden. Das Konzept verbindet die Flexibilität von elektronischen Lernformen mit dem gemeinsamen praktischen Übungen vor Ort. Die Weiterbildung von Brauern und Mälzern gehört seit 1888 zum Kerngeschäft der VLB Berlin. Bis 1998 führte die VLB insgesamt 70 Meis­terkurse durch. 1999 wurde der Kurs auf Englisch umgestellt und findet seit 2006 einmal jährlich

als „Certified Brewmaster Course“ statt. Aufgrund zahlreicher Anfragen hat die VLB den deutschsprachigen Kurs, zusätzlich zum „Certified Brewmaster Course“, wieder in ihr umfangreiches Lehrprogramm aufgenommen.

Am 21. Oktober begrüßte VLBGeschäftsführer Dr. Josef Fontaine (1. Reihe, l.) 21 angehende Brauer- und Mälzermeister/innen

Foto: ew

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ehem. VLBer

  VLB AKTUELL

Der Russische Brauerkurs 2019 in Berlin war ein voller Erfolg Vom 4. November bis 6. Dezember 2019 waren elf Männer und zwei Frauen aus der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) und der Ukraine zu Gast an der VLB Berlin und absolvierten einen fünfwöchigen Brauerkurs. Das Besondere dieses Kurses: Die Lehrveranstaltungen werden konsekutiv ins Russische übersetzt.

Jahrgangsbeste Arlova Natallia hat lange darauf gewartet, endlich einen Kurs an der VLB machen zu dürfen. Mit dem neuen Wissen, möchte sie den Ausstoß in ihrer Brauerei erhöhen

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(ew) 13 Studierende aus Russ- Experten wurden dieland, Moldawien, Aserbaidschan, ses Mal im WilfriedKasachstan und der Ukraine nah- R i n k e - T e c h n i k u m men am Brauerkurs in russischer zwei Sude angesetzt. Sprache teil. Namhaf te Zudem fanden im BeBrauereien wie EFES, Carls- reich Mikrobiologie berg, Ochakovo und Baltika und in der chemischBreweries haben es ihren technischen Analytik Mitarbeitern und Führungs- Labor-Praktika statt. kräften ermög­l icht, nach Arlova Natallia, ChefBerlin zu reisen und an den Braumeisterin BreweLehrveranstaltungen teilzu- ry Alivaria/Carlsberg nehmen. Group, ist begeistert Seit 2004 hat die VLB dieses von der „erstklassigen außergewöhnliche Angebot Ausstattung der Lehrim Programm, seit 2015 fin- einrichtungen“. Auden russischsprachige Kur- ßerdem zeigt sich die Weißrussin se im Zweijahresrhythmus beeindruckt von den Dozenten, die statt. Voraussetzung für die die teils äußerst komplizierte MaTeilnahme sind Berufser- terie anschaulich vermitteln. „Die fahrungen in einer Braue- neuen Kenntnisse geben mir im rei – eine Brauerausbildung Sudhaus auf jeden Fall noch mehr ist nicht notwendig. „Ein Sicherheit.“ gewisses technisches Ver- Anfang Dezember absolvierten die ständnis und eine Leiden- Studierenden eine Abschlussprüschaft für das Thema Bier fung. Anschließend krönten zwei sollten jedoch unbedingt Exkursionen die lernintensiven vorhanden sein“, sagt Kurskoordi- Wochen. Die Berliner-Kindl-Schult­ natorin Anna Heyer. heiss-Brauerei öffnete ihre Pforten In einer fünfwöchigen Präsenz- für die Gäs­te. Außerdem besuchte phase werden alle Fotos: ew relevanten Schritte der Bierherstellung vermit telt. Das fängt bei den Rohs tof fen an, geht über die Brauerei technolog ie bis hin zur Abfüllung und Verpackung. Praktische Module ergänzen die theoretischen Vorlesungen. Unter Anleitung von Vor der Verleihung der Zertifikate war es Zeit für eine letzte erfahrenen VLB- Rechen-Schlacht an der Tafel Brauerei Forum  –  Dezember 2019

die Gruppe die Krostitzer Brauerei und die Brauerei Landsberg, beide in der Nähe von Leipzig. Am 6. Dezember überreichte VLBGeschäftsführer Gerhard Andreas Schreiber in einer feierlichen Zeremonie die VLB-Zertifikate. Die 13 Studierenden hatten Grund zur Freude: Denn alle haben die Abschlussprüfung bestanden. Und neben einem üppigen Büffet durfte endlich auch das selbstgebraute Bier verkostet werden. Für einige ging bereits am nächs­ ten Tag der Flieger zurück in die Heimat. Istrate Vitalie, EFES Moldawien, hatte nicht nur „das Zerfiikat eines renommierten Instituts im Gepäck“, sondern auch wichtige Antworten auf technische Problemstellungen, die er ohne die VLB-Expertise bislang nicht lösen konnte. „Ich fahre jetzt nach Hause und braue noch besseres Bier“, lauten die Abschiedsworte Istrates.

Der nächste russischsprachige Brauerkurs ist 2021 geplant.


Semestertreffen Jahrgang 1965/67:

Harz, aber herzlich In diesem Jahr führte Dieter Pelz mit seiner Frau Barbara eine kleine, aber muntere Schar in den SüdHarz nach Braunlage, seinen Heimatort. Das gemütliche FamilienHotel Zur Erholung war Treff- und Ausgangspunkt für drei abwechslungsreiche Tage Mitte September. Der kahle, stürmische und laut Baedeker über 300 Tage im Jahr bedeckte Brocken gehört zum Pflichtbesuch eines jeden Harzreisenden. Glaubt man Dieter Pelz, soll er auch bei Schneegestöber romantisch sein, wozu man wohl dort geboren oder Goethe-Fan sein muss. Bedrückend ist das Fichtensterben zwischen Brocken und Wurmberg. Der Borkenkäfer hat, begünstigt durch Trockenheit, ganze Arbeit geleistet. Das Holz ist aufgrund des Überangebots aus dem Ausland unverkäuflich, die Forstwirtschaft pleite. Eine Besichtigungsfahrt nach Hohegeis,

Kloster Walkenried, Bad Sachsa, Bad Lauterburg und St. Andreasberg ergab: Lediglich in Braunlage war etwas los, die anderen Orte lagen im Dornröschenschlaf. Braunlage mit seinen 3400 Einwohnern galt dann auch der dritte Tag. Nachdem seit der Wende die Hälfte der Einwohner das Weite gesucht hat, werden seit vier Jahren verlassene Objekte von Investoren zu Ferienwohnungen umgebaut. So sind 600 neue Betten hinzugekommen. Unsere Abendessen im Geisbart und Alten Forsthaus mussten rechtzeitig reserviert werden, die Gastronomie scheint zu brummen. Braunlages Hausberg ist der Wurmberg, die zweithöchste Erhebung des Harzes. Mit 14 Skipisten und Rodelbahnen, zwei Seilbahnen, einem Sessel- und drei Schleppliften wirkt er aufgeteilt. Aus der Bode wird das Wasser für die Ski-Kanonen auf den Berg gepumpt. Zusammen

mit einem hübschen Erlebnispark hat der Spaß 10 Mio. € gekostet. Für uns gealterte Bierbrauer eine etwas verrückte Erlebniswelt. Nächstes Jahr geht es ins kirchenreiche Fulda. Heinz Wagner will einen interessanten Vorschlag realisieren. Welchen? Wir werden es sehen – und freuen uns drauf! Udo Kynast

Das Semestertreffen im Harz hat allen sehr viel Freude bereitet

Semestertreffen Jahrgang 1963/65

Antrunk, Umtrunk und Abtrunk in Kassel Wie jedes Jahr trafen sich auch 2019 die Diplom-Braumeister, die zusammen von 1963–1965 an der VLB in Berlin studiert haben – und zwar nun schon zum 50. Mal! In diesem Jahr war Kassel der Austragungsort des dreitätigen Beisammenseins. Leider wurde die Gruppe im Laufe der Zeit, aufgrund von mehreren Todesfällen, immer kleiner. Um so erfreulicher war es, dass sich unter der hervorragenden Führung von Semestersprecher Peter Rettberg, der das Amt des verstorbenen Harro Hamm schon vor Jahren übernahm, 17 Ehemalige einfanden, darunter auch Damen bereits Verstorbener. Anerkennenswert ist es, dass die Witwen die vergangenen Treffen organisiert haben, so auch dieses Jahr: Gerda Pescht hat die Orga-

nisation mit Bravour in die Hand genommen. Getreu dem Motto „Antrunk, Umtrunk, A btrunk“, unter dem die Semestertreffen jedes Jahr stehen, traf man sich am ersten Abend im

lauschigen Biergarten des Hotels Renthof. Am Umtrunktag wurde Kassel mit seinem Bergpark Wilhelmshöhe besichtigt, wo besonders die Wasserkunst zu bewundern war. Am Abschiedstag, beim Abtrunk, wurden Pläne für das kommende Treffen geschmiedet , wobei Gerda Pescht und Peter Ret tberg sich wieder bereit erklärten, ein sicher genau so gelungenes Erlebnis wie das diesjährige vorzubereiten. Joachim Wörner

2019 trafen sich die Ehemaligen des Jahrgangs 1963/65 zum 50. Mal. In diesem Jahr führte die Reise nach Kassel

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ehem. VLBer

Semestertreffen Jahrgang 1960/62

Austausch der Jahreserlebnisse in Ostwestfalen

Gruppenbild mit Damen: Der Kreis der Ehemaligen wird zwar immer kleiner, dennoch halten die Studienfreunde an der Tradition fest und treffen sich einmal im Jahr Das erste Wochenende im September ist stets für unser Treffen mit Damen reserviert. Das Wiedersehen mit den alten Studienfreunden fand in diesem Jahr in Herford statt. Die Teilnehmer freuten sich bereits im Vorfeld darauf, Ostwestfalen ein wenig näher kennenzulernen. Der Begrüßungsabend fand in den Pfälzer Weinstuben ganz in der Nähe des Hotels statt. Dort, wo es im Übrigen natürlich auch Bier gab, wurden wie immer die kleinen und großen Jahreserlebnisse ausgetauscht. Leider ist der Teilnehmerkreis sehr klein geworden… Am Samstag gegen 9:30 Uhr holte uns ein Kleinbus am Bahnhof ab. Unser erstes Ziel war das Ziegeleimuseum in Lage. Ziegel werden dort des Rohstoffmangels wegen seit 1979 nicht mehr produziert, denn Lehm wurde knapp. Die alten Anlagen können heute jedoch als Museum besichtigt werden. Eine gut informierte Museumsführerin zeigte uns die gesamte weitläufige Industrieanlage. Die WanderZiegler müssen ungeheuerlichen körperlichen und gesundheitlichen Belastungen ausgesetzt gewesen sein, das konnte man unschwer erkennen.

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Anschließend brachte uns der Bus zum Herrmannsdenkmal in den Höhen des Teutoburger Waldes. Leider war es dort etwas diesig und

regnerisch. Beim Spaziergang zum Sockel des Denkmals wurde uns die „Schlacht vor gut zwei­tausend Jahren mit den Römern“ gewahr. Ein kleiner Imbiss an historischer Stätte beendete den geschichtsträchtigen Höhenausflug. Die Weiterfahrt brachte uns an den Emmerstausee in schöner, waldreicher Umgebung. Jetzt begleitete auch die Sonne unsere einstündige Fahrt mit dem Ausflugsdampfer, auf dem wir den Träumereien und Gesprächen freien Lauf ließen. Wie gewohnt fand das Treffen seinen Ausklang mit einem gemeinsamen Abschiedsesssen, wir speisten im Herforder Ratskeller. Am Sonntag ging es dann zurück in die heimischen Gefilde mit der Aussicht auf ein hoffentlich gesundes Wiedersehen im kommenden Jahr. Das Treffen findet bei unserem Kommilitonen Gerd Pfannen­schmidt in Hannover statt. Herrmann Doerk

Am 14. Oktober 2019 verstarb im Alter von 86 Jahren unser geschätztes Mitglied

Prof. Dr. agr. habil.

Reinhold Schildbach *10. August 1933

† 14. Oktober 2019

In Trauer und Gedenken. Im Namen aller Mitglieder der Vereinigung ehem. VLBer e.V.

Dipl.-Ing. Klaus Niemsch 1. Vorsitzender

Dr.-Ing. Roland Pahl 2. Vorsitzender


INSTITUTIONEN & VERBÄNDE

Japan Brewers Association

Besuch der japanischen Delegation in Berlin

(BF) Die 12-köpfige Delegation wurde angeführt von Herrn Gentaro Tamura, Präsident der Japan Brewers Association und Direktor der Kumezakura Daisen Brauerei in Tottori, im Süden der Hauptinsel Japans. Die Japan Brewers Association wurde 1994 gegründet und repräsentiert die beständig wachsende und immer beliebter werdende Szene der Craft-Brauereien in Japan. Diese hat sich in den vergangenen Jahren neben den vier großen japanischen Brauereigruppen Kirin, Asahi, Suntory und Sapparo etabliert. Die japanischen Brauer interessierten sich insbesondere

für die Möglichkeiten der brau­ technischen Ausund Fortbildung in Deutschland, die in Japan eine hohe Reputation genießt. VLB-Geschäftsfüh­ rer Dr. Josef Fontaine sowie die Dozenten Burghard Meyer und Dr. Roland Pahl machten die Gäste mit der Geschichte der VLB Berlin und den mannigfaltigen Möglichkeiten der Aus- und Weiterbildung vertraut. Michaela Knör, Bibliothekarin der Axel-Simon-Bibliothek, erläuterte die historische Beziehung zwischen der VLB und Japan, die mit Kojiro Makoshis Studium des Brauwesens im Semes­ ter 1903/1904 in Berlin begann. Weitere Diskussionen drehten Foto: jb

Am 29. November empfing die VLB Berlin Repräsentanten der Japan Brewers Association. Der Besuch stand im Rahmen einer Deutschland-Reise der Gruppe des japanischen Craft-Brauer-Verbandes auf der Agenda.

sich vor allem um das Brauen von Craft-Bieren. Hier standen Aspekte wie die Qualitätssicherung oder die Herstellung spezieller Biersorten im Fokus. Auf dem Programm stand ebenfalls eine Führung durch das Wilfried-Rinke-Brauereitechnikum, dort ließ die Delegation gemeinsam mit den Gastgebern den Besuch bei einem Glas Bier ausklingen.

Die 12-köpfige Delegation der Japan Brewers Association zu Gast im WilfriedRinke-Brauereitechnikum

„Ulf Stahl Biotechnologie Zentrum Berlin“: Die Gedenktafel wurde enthüllt Das Areal an der Seestraße 13 in Berlin-Wedding war für Prof. Dr. Ulf Stahl, der im August dieses Jahres verstorben ist, über drei Jahrzehnte hinweg menschlich wie fachlich eine Heimat. Er leitete u. a. das Fachgebiet Mikrobiologie der TU Berlin, war Direktor des IfGB und realisierte gemeinsame Forschungsprojekte mit der VLB Berlin. Die erfolgreiche Zusammenarbeit der VLB mit dem leidenschaftlichen Wissenschaftler findet nun ihren Ausdruck im neuen „Ulf Stahl Biotechnologie Zentrum Berlin“. (ew) Das Gebäude der alten Hochschulbrauerei, die alte Mälzerei, ist bis heute im Nutzungsbereich der VLB und beherbergt u. a. die Preussische Spirituosen Manufaktur (PSM). Mit ihrer Destillerie und Brennerei tut sich die Manufaktur vor allem im Bereich der Weiterbildung hervor und ist ein enger Kooperationspartner der VLB Berlin. Prof. Stahl

hat gemeinsam mit seinem Freund Gerald Schroff die PSM geschäftsführend geleitet. Im Zuge seiner Verdienste um die Forschung und Lehre verkündete die VLB 2017 (siehe Bericht Brauerei Forum 10/2017), die alte Mälzerei Prof. Stahl zu Ehren in „Ulf Stahl Biotechnologie Zentrum Berlin“ umzubenennen. Doch bevor der offizielle Festakt stattfinden konnte, kam die Nachricht vom plötzlichen Tod des Professors im August. Im Rahmen der Trauerfeier am 16. Oktober enthüllten der verbleibende PSMInhaber Gerald Schroff und VLB-Geschäftsführer Dr. Josef Fontaine die Gedenktafel und weihten im Beisein von Freunden und Weggefährten das „Ulf Stahl Biotechnologie Zentrum Berlin“ offiziell ein. Schroff erzählt: „Sein Wirken auf dem Gelände hat Ulf viel bedeutet. Er ist hier über Jahrzehnte unermüdlich im Einsatz gewesen.“ Der gebürtige Österreicher hätte sich gefreut, auf

diese Weise bei den Menschen im Gedächtnis zu bleiben. „Denn der Umgang mit Menschen, vor allem mit dem wissenschaftlichen Nachwuchs, war ihm als Lehrerender stets eine Herzensangelegenheit.“ Um so trauriger ist es, dass Prof. Ulf Stahl die Einweihung „seines“ Gebäudes nicht mehr miterleben durfte.

Die Gedenktafel ziert die Fassade der Preussischen Spirituosen Manufaktur an der Seestraße in Berlin-Wedding

Foto: ew

Brauerei Forum  –  Dezember 2019

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INSTITUTIONEN & VERBÄNDE

Gesellschaft für Geschichte des Brauwesens e. V., GGB Berlin

Rekordbeteiligung in Einbeck Anfang Oktober 2019 fand die 82. Mitgliederversammlung der Gesellschaft für Geschichte des Brauwesens e.V. (GGB) im niedersächsischen Einbeck statt. Der Einladung in die Räumlichkeiten der Einbecker Brauhaus AG sind mehr als 100 Teilnehmer gefolgt. Zwei abwechslungsreiche Tage boten Gelegenheit, sich auf die Spurensuche zu den Wurzeln des „Bockbieres“ zu begeben, das historisch belegt seinen namentlichen Ursprung in der früheren Hansestadt Einbeck hat.

Auf großes Interesse stießen die brauhistorischen Fachvorträge

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Bereits bei der Betriebsbesichtigung der Einbecker Brauerei zeigte sich, wie eng Geschichte und Gegenwart miteinander verwoben sind. Ob Martin Luthers Begeisterung für das „Ainpöckische Bier“, Till Eulenspiegels Streiche als Braugehilfe oder das Abwerben des Einbecker Braumeisters durch eine namhafte Münchener Brauerei und die dadurch hinterlassenen Spuren in Münchens Bier- und Brautradition – viele neue Erkenntnisse erwarteten die aus fünf Nationen angereisten Vereinsmitglieder. Als Novum wurde die Mitgliederversammlung von drei brauhistorischen Fachvorträgen begleitet. Dr. Stefan Hanke, der Leiter der Versuchsbrauerei, Bitburger Braugruppe, verdeutlichte anschaulich, wie sich Archäologie, Biotechnologie und brautechnologisches Fachwissen wunderbar ergänzen können. In einer interdisziplinären Zusammenarbeit

Brauerei Forum  –  Dezember 2019

unter Beteiligung der Hochschule Trier, der Theologischen Fakultät Trier, des Fachbereiches III für Alte Geschichte der Universität Trier und der Bitburger Brauerei erfolgten die experimentellen Untersuchungen zur Herstellung von Bier im Altertum. Ausgrabungen in Nordsyrien mitsamt vorgefundenen Gefäßen lieferten den Ausgangspunkt. Mithilfe der Ninkasi-Hymne (Ninkasi: Sumerische Göttin des Bieres bzw. des Alkohols), die in lyrischer Sprache den Brauvorgang sowie dessen Vorbereitung beschreibt, wurde ein milchsaures Produkt gewonnen, das durch seinen niedrigen pHWert als schwachalkoholisches Getränk täglich gereicht worden sein könnte. Für die Schrotung wurden ein Fundstück eines Mahlsteins und für den Maisch- und Fermentationsprozess ein eigens angefertigtes Lochbodengefäß aus gebranntem Ton verwendet. Teile der Treber wurden zum Brot-

backen genutzt, wohingegen sich ein anderer Teil der Sedimente als Starterkultur für einen Neuansatz eignete. Wiederbelebtes Traditionsgetränk Die Wiederbelebung eines anderen milchsauren Getränks skizzierte John Brauer, Executive Officer European Brewery Convention, Brüssel/BE, am Beispiel des Breslauer Schöps. Das Projekt wurde mit Unterstützung von Roland André, Diestelhäuser Brauerei, Tauberbischofsheim, Grzegorz Ziemian & Mateusz Gulej, Browar Stu Mostów, Bresslau/PL, Mathias Hutzler, Mikrobiologie & Hefeforschungszentrum, TUM, Freising, Michaela Knör und Andreas Urbanek, GGB e.V., Berlin, Olga Franco-Adamiak, Browary Polskie, Warschau/PL, Carsten Zufall und Horst Dornbusch/USA, verwirklicht. Das daraus entstandene Produkt mit dem Namen „Schöps“ geht bei der Brauerei Browar Stu Mostów inzwischen mit ca. 5 % in die Jahresproduktion ein. Hauptabsatzgebiet für die ca. 300 hl/a ist Breslau, dessen Bürgermeister den Schöps gerne zum offiziellen Stadtbier erklären möchte. Nach einem Exkurs in die Bier- und Braugeschichte Einbecks von Ingo Weiding, Kurator des PS.Speicher Museums in Einbeck, folgte die jährliche Mitgliederversammlung der GGB, die 2019 über eine Novellierung der Beitragsordnung abstimmte. Ab sofort profitieren Studenten und Auszubildende nicht nur von einer kostenfreien Mitgliedschaft, sondern erhalten auch das GGB-Jahrbuch, das regelmäßig fast vergessenes Wissen rund um Brauereien, Brauverfahren, Brautechnik sowie Produkte und Herstellungsverfahren angeschlossener Gewerke publiziert. Da die historische


Recherchearbeit der Mitglieder nicht selten mit familiärer Unterstützung einhergeht, würdigt die GGB zukünftig dieses Engagement durch die Möglichkeit einer Lebenspartnermitgliedschaft. Mit einem reduzierten Jahresbeitrag in Höhe von 30 € kann die Vereinsarbeit aktiv unterstützt werden.

zu schauen, sondern auch die Besonderheiten der handwerklichen Herstellung zu verstehen. Wie beim Bier ist hier Qualitätsware durch schonende Vermahlung, den Erhalt wertgebender Aromen und eine möglichst lange Reifedauer gekennzeichnet. So können schon einmal mehr als drei Wochen vergehen, bis das fertige Produkt den Weg ins Glas findet. Die anwesenden GGBMitglieder lernten, dass mit der Kornfarbe von Gelb über Braun bis Schwarz die Schärfe zunimmt, was schließlich auch preisbestimmend ist. Aus der Geschäftsidee von drei begeisterten Köchen ist inzwischen eine Bandbreite von elf Produkten entstanden, für deren wachsende Nachfrage acht Personen Beschäftigung finden. Die anschließende Verkostung von teils außergewöhnlich leckeren Sorten wie Traubenoder Bockbiersenf, verführte nicht wenige zum Erwerb eines besonderen Mitbringsels. Die Gesellschaft für Geschichte des Brauwesens blickt auf ein ereignisreiches Jahr 2019 zurück. Neben Umbaumaßnahmen in der vereinseigenen Schultze-BerndtBibliothek, die den besseren Schutz der wertvollen Schriftenbestände zum Ziel haben, wurde der neue Webauftritt ausgebaut. Um dem Anspruch der weiteren Internationalisierung gerechtzuwerden, wurden Inhalte vorbereitend ins Englische und Französische übersetzt. Zudem wurden Überbestände aus der Bibliothek des Fachverlages Hans Carl, Nürnberg, für die Nachwelt gesichert und ein Spendenaufruf

für die notwendige Restaurierung wertvoller Schriften gestartet, die beim Umzug der VLB Berlin entdeckt wurden. Für ein Mehr an Aufmerksamkeit für die GGB sorgten der Eröffnungsvortrag beim 25. Dresdner Brauertag der VLB und ein Kooperationsprojekt mit der HumboldtUniversität Berlin, deren Lehrveranstaltung sich der Wissenschafts-, Technik- und Kulturgeschichte des Brauens in Berlin widmete. Die Mitglieder der GGB bedanken sich bei der Einbecker Brauhaus AG für die großzügige Unterstützung und die Ausrichtung der Veranstaltung. Die nächste Mitgliederversammlung findet vom 18. bis 19. September 2020 in Stralsund statt. Als Gastgeber und Neumitglied konnte die Störtebeker Braumanufaktur gewonnen werden. Alexander Hofmann

Im Beisein von Ulrich Meiser, Einbecker Brauhaus AG (r.), Dr. Josef Fontaine, 1. Vorsitzender GGB (2.v.r.) und Alexander Hofmann, Geschäftsführer GGB (l.), überreichte Gunter Stresow (2.v.l.) den neuesten Band XXII seiner brauhistorischen Erkundungen für die SchultzeBerndt-Bibliothek der GGB.

John Brauer, EBC, skizzierte die Wiederbelebung des Breslauer Schöps Fotos: GGB

Geschichte zum Anfassen Mit einem geschichtsträchtigen Stadtrundgang startete der Samstagmorgen. Dieser führte vom his­ torischen Rathauskeller, in dem Bockbier der Jahrgänge 2015/16 für den späteren Export gelagert wird, vorbei an den zahlreichen Fachwerkhäusern. Durch deren große Tore gelangte nach Losentscheid einst die städtische Braupfanne, bevor man als Einbecker Vollbürger vom heimischen Braurecht Gebrauch machen konnte. Die Überproduktion der 700 Brauherren wurde von der Stadt aufgekauft und im gesamten deutschen Raum sowie im Ausland vermarktet, wodurch das Einbecker Bier wachsende Bekanntheit erlangte. Konsequenterweise wurden später die Einzelbraurechte zusammengelegt und 1794 die Einbecker Gemeinschaftsbrauerei „Städtische Brauerei“ gegründet, dem Vorläufer der heutigen Einbecker Brauhaus AG. Einige Teilnehmer nutzten die Gelegenheit, im Einbecker Stadtmuseum das älteste, vollständig erhaltene Bierfass der Stadt, ein Originalexponat aus dem 15. Jahrhundert, zu besichtigen. Im Anschluss erwartete das Brodhaus, das älteste Wirtshaus Niedersachsens, alle Teilnehmer zum gemeinsamen Mittagessen mit einem passenden Bockbiergericht. Viel zu kurz erschien danach die Zeit, um beim Besuch der his­ torischen Fahrzeugausstellung im PS.Speicher, dem früheren Kornspeicher der Stadt Einbeck, die gut 400 Fahrzeuge aus 200 Jahren Fortbewegung gebührend zu bewundern. Liebevoll arrangierte Szenen aus den Zeiten der aufkommenden Music Box, der explodierenden Begeisterung für Motorroller und den turbulenten Wendejahren nach dem Mauerfall luden zum Verweilen und Erinnern ein. Zum Ausklang bot sich beim Besuch der Einbecker Senfmühle nicht nur die Gelegenheit, ein wenig hinter die Kulissen der Senfproduktion

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INSTITUTIONEN & VERBÄNDE

Deutscher Braumeister- und Malzmeister-Bund (DBMB)

Landesgruppe Berlin-Brandenburg tagte im Frankfurter Brauhaus Am 6. September 2019 war die Frankfurter Brauhaus GmbH in Frankfurt (Oder) für 27 Teilnehmer der Gastgeber des Braumeister- und Malzmeisterabends der DBMB-Landesgruppe Berlin-Brandenburg. Der Landesgruppenvorsitzende, Jens Kemmel, begrüßte alle Anwesenden sowie insbesondere unsere Ehrenmitglieder Prof. Gerolf Annemüller und Dr. Hans-Jürgen Manger. Anschließend hob er eine Reihe runder Geburtstage hervor: den 80. Geburtstag von Lothar Petrasch, Udo Kriegel, Peter Zabel, Klaus Rähse und Peter-Michael Drechsler, den 75. von Margret Lamers, Lutz Wiegand, Manfred Staruß und Alois Turcer sowie den 65. von Gertraud Hühn. Den Fachvortrag hielt Matthias Kirchberg, Vertriebsgebietsleiter Nordostdeutschland bei Heuft Systemtechnik, zum Thema „Neue Inspektionstechniken“. Er gab einen Einblick in die aktuellen Inspektionsgeräte und deren Weiterentwicklung. Beim Leerflascheninspektor wird mittels 16 Kameras für die Behälter-

Matthias Kirchberg, Heuft Systemtechnik, hielt den Fachvortrag in Frankfurt (Oder)

Foto: Jürgen Richter

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seitenwände höchste Inspektionsgenauigkeit garantiert. Neue Einlaufkontrollen und patentierte Verschmut zungsüber wachung sorgen für einen reibungslosen Betrieb. Mittels der Gerätegruppe HEUFT One, Prime und VX II ist die Überwachung der Füller, Verschließer und Etikettierer auf höchstem Niveau möglich. Das beginnt bei einer Füllstandskontrolle mit Schaumkompensation, über die Dichtigkeitsprüfung von Kronkorken bis hin zur Überprüfung von Etiketten auf Anwesenheit, Schrägsitz und dem richtigen Mindesthaltbarkeitsdatum. Eine besondere Gerätegruppe ist die HEUFT eXaminer Reihe. Diese Maschinen detektieren mittels diverser Röntgengeneratoren im abgefüllten Behälter Fremdkörper wie Metalle, Glas und Steine. Zusätzlich verfügen sie über Kameras, die Folien, Gummis, Dichtungen usw. erkennen können. Durch immer neue Anforderungen an die Qualitätssicherung ist die Fähigkeit, abgefüllte Produkte auf Fremdkörper jeglicher Art zu inspizieren, in den kommenden Jahren ein Thema für viele Brauereien. Mittels Sprachausgabe und neuerdings auch Spracheingabe wird der Gerätebediener wesentlich entlastet – zum Beispiel bei der Heuft Etikettiermaschine Tornado II dynamic. Der Nutzer kann sich per Sprachbefehl den Etikettenvorrat ansagen lassen, die Produktionsgeschwindigkeit ändern oder eine Sortenumstellung durchführen. Für all diese Anwendungsfälle bietet Heuft nicht nur die Inspektion, sondern auch entsprechende Ausleitungen, die auch auf kleinstem Raum eingesetzt werden können, beispielsweise die Heuft LAMBDAK, eine Ausleitung für einbahnige Transportbänder. Eine ausgiebige Diskussion beendete den interessanten Vortrag. Kemmel bedankt sich im Namen

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Veranstaltungsplan 2020 der DBMB-LG Berlin-Brandenburg (vorläufig) 17.1.2020 Jahreshauptversammlung in der Berliner-Kindl-Schult­ heiss-Brauerei 27.3.2020 Mitgliederversammlung im Brauhaus in Spandau 19.–21.6.2020 Braumeistertag in Dortmund 4.7.2020 Sommerausflug mit Partnern zur Pfaueninsel 4.9.2020 Mitgliederversammlung im Forsthaus in Werder 20.11.2020 Mitgliederversammlung an der VLB Berlin

der Landesgruppe beim Referenten und insbesondere beim Gastgeber, Jürgen Richter vom Frankfurter Brauhaus, für die Ausrichtung der Veranstaltung. Nächste Mitgliederversammlung am 17. Januar 2020 bei BerlinerKindl-Schultheiss Die Jahreshauptversammlung der Landesgruppe Berlin-Brandenburg findet am Freitag, dem 17. Januar 2020, um 17:00 Uhr in der BerlinerKindl-Schultheiss-Brauerei, IndiraGandhi-Str. 66-69, 13053 Berlin, statt. Tagesordnung 1. Begrüßung 2. Jahresbericht 3. Jahresplanung 2020 4. Bericht des Schatzmeisters 5. Bericht des Kassenprüfers 6. Entlastung des Vorstandes 7. Neuwahlen des Vorstandes 8. Wahl der Kassenprüfer 9. Wahl des Beirates 10. Verschiedenes Jürgen Richter


IMPRESSUM

Brauerei Forum Fachzeitschrift für Brauereien, Mälzereien, Getränkeindustrie und deren Partner Informationsservice der VLB Berlin

Brauer-Schule: Lösungen von Seite 12 Fachfragen 1. c) Biertiefkühler + KG-Filtration + PVPP-Stabilisierung + EK-Filtration 2. a) Mehr feine Gur für die laufende Dosage 3. a) Silizium 4. b) Retentat und Permeat 5. c) Ein bestimmtes Ladungsverhältnis aufweisen 6. e) Kieselgur 7. c) KG-Metallspaltkerzenfilter 8. b) Polystyrol und PVPP Fachrechnen I. Berechnung der gesamten Filterfläche: Filterfläche pro Filterelement: Agesamt − AHohlwelle = (d2/4) • π − (d2/4) • π = ((0,7m)2/4) • 3,14 − ((0,1m)2/4) • 3,14 = 0,38456 m2 − 0,00785 m2 = 0,3768 m2 Effektive Gesamtfilterfläche: 20 Filterelemente • 0,3768 m2 = 7,53 m2 II. Berechnung der maximalen Filtrationsdauer und des Gesamtdurchsatzes: Maximale Dosagemenge: 3000 g KG/m² bei 900 g Voranschwemmung ⇒ 2100 g KG/m² für die laufende Dosage laufende Dosage pro m²: 3,5 hl • 90 g/hl = 315 g KG/(m² h) 2100 g/m² / 315 g/(m² h) = 6,66 h 60 min • 0,66 = 39,6 min maximaler Filterdurchsatz: 3,5 hl/(m² h) • 7,53 m² 6,66 h = 175,5 hl ⇒ nach 6 h 40 min ist die maximale Beladung der Filtersiebe mit Kieselgur erreicht ⇒ der maximale Filterdurchsatz beträgt insgemsamt 175,5 hl

www.brauerei-forum.de ISSN 0179–2466 Herausgeber Versuchs- und Lehranstalt für Brauerei in Berlin (VLB) e.V. Seestraße 13, 13353 Berlin Redaktionsanschrift Brauerei Forum Seestraße 13, D-13353 Berlin Telefon: (030) 4 50 80-251 Telefax: (030) 4 50 80-210 E-Mail: redaktion@brauerei-forum.de Internet: www.brauerei-forum.de Redaktion Olaf Hendel (oh) (verantwortlich) hendel@vlb-berlin.org Eva Wiesgrill (ew) e.wiesgrill@vlb-berlin.org Julia Bork (jb), j.bork@vlb-berlin.org IfGB Aktuell: Wiebke Künnemann (WiK) kuennemann@vlb-berlin.org Redaktionsbeirat Dr.-Ing. Josef Fontaine, Dr. sc. techn. Hans-J. Manger Anzeigenkontakt VLB PR- und Verlagsabteilung, Tel. (030) 450 80-255 media@brauerei-forum.de Erscheinungsweise Erscheint mit zehn Ausgaben pro Jahr, zwei davon in Englisch. Bezugskosten / Abonnement Abonnement Inland 95 € inkl. MwSt. Ausland 95 € (zuzüglich Porto) Kündigung des Abonnements jeweils zum Jahresende Abonnements Westkreuz Verlag, Berlin Tel. (030) 7 45 20 47 Fax (030) 7 45 30 66 abo@brauerei-forum.de

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Unsere nächste Ausgabe erscheint am 31. Januar 2020

VERANSTALTUNGEN

VLB-Termine

 2. bis 6. November 2020 Workshop „Applied Microbiology“, Berlin

 13. Januar bis 10. Juli 2020 Certified Brewmaster Course, Berlin

 9. November 2020 8. MicroBrew Symposium, Nürnberg

 9. bis 11. März 2020 107. Brau- und maschinentechnische Arbeitstagung, Leipzig

 1./2. Dezember 2020 Seminar „Brauen für Nichtbrauer“, Berlin

 30. März bis 1. April 2020 6. BioProScale-Symposium, Berlin

Weitere Termine

 30. März bis 1. April 2020 23. VLB-Logistikfachkongress, Leipzig  11./12. Mai 2020 „Sauer macht lustig“ – 2. Symposium fermentierte alkoholfreie Getränke, Berlin  11. bis 18. Mai 2020 Workshop „Micro Malting in Practice“, Berlin  25. bis 27. Mai 2020 2. Africa Brewing Conference, Maputo, Mosambik  14. bis 25. September 2020 Workshop „Craft Brewing in Practice“, Berlin  21. bis 23. September 2020 11. Iberoamerikanisches Symposium, Barcelona, Spanien  6. bis 8. Oktober 2020 18. IfGB-Forum Spirituosen und Brennerei, Graz, Österreich  12./13. Oktober 2020 107. Oktobertagung, Berlin

 16/17. Januar 2020 49. Wissenschaftliche Informationstagung der Berlin-Brandenburgischen Gesellschaft für Getreideforschung, Berlin  24. bis 26. März 2020 Beviale Moskau, inkl. VLB-Seminar „Modern Brewing Technology“, Moskau, Russland  19. bis 22. April 2020 Craft Brewers Conference/BrewExpo America, San Antonio, Texas, USA  3./4. Juni 2020 Brewers of Europe Forum, Brüssel, Belgien  19. bis 21. Juni 2020 Deutscher Braumeister- und MalzmeisterBund, Braumeistertag in Dortmund  29. bis 31. Juli 2020 Beviale Mexico, Mexico City, Mexiko  18./19. September 2020 Mitgliederversammlung GGB e.V., Stralsund  10. bis 12. November 2020 BrauBeviale, Nürnberg

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