Jelena Voss • Michael Mandak
Natur Seifen
Alles Ăźber Zusammensetzung, Herstellung und Anwendung
Inhaltsverzeichnis Grundlagen Die Geschichte der Seifensiederei
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Was sind Seifen? Eine Hand wäscht die andere Warum schwimmt Fett oben? Naturseifen – mild und pflegend? Vergleich: Syndet, Naturseife Sind Seifen Keimschleudern?
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Die Verseifung Fette als Seifenbasis Charakterisierung von Fetten Eigenschaften der Seifen Seifenarten
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Hautreinigung Aufbau unserer Haut Individuelle Typen unserer Haut Körperpflege Handhygiene Warum runzeln Hände und Fußsohlen im Wasser? Rückfetter in Seifen und Syndets Glycerin in der Naturseife
40 43 46 49 52 54 56 62
Selbst gerührte Seifen Kaltverfahren Heißverfahren
64 66 68
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Rohstoffe Pflanzliche Fette und Öle Tierische Fette Lauge Zusatzstoffe
72 75 79 84 89
Kunsthandwerkliche Gestaltung Farbtechniken Sonstige Gestaltungstechniken
99 101 120
Verpackung und Lagerung
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Seifenlabor
Schnörkellose Rezepturen
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Allgemeine Grundregeln
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Arbeitsmaterial
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Arbeitsschutz
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Arbeitsschritte im Überblick
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Herstellung von Mazeraten
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Herstellung von Hydrolaten Kamillenhydrolat Lavendelhydrolat Fichtennadelhydrolat Oreganohydrolat Orangenhydrolat
168 170 174 176 178 180
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Seifenrezepte Ausführliche Rezepte mit Schritt-für-Schritt-Anleitung „tranquillo“ „ritenuto“ „meno mosso“ Rasierseife „a tempo“ Soleseife „O sole mio“
182 184 186 188 190 192 194 196
Weitere Rezepte für Hand- und Körperseifen „ritenente“: Naturseife mit Oreganohydrolat „stringendo“: Naturseife mit Sheabutter und Mandeldrink „colla parte“: Naturseife mit Bienenwachs „teneramente“: Naturseife mit Kuhjoghurt „risoluto“: Naturseife mit Buttermilch „cantabile“: Naturseife mit Kakaobutter und Mandeldrink „lesto“: Naturseife mit Mangobutter und Sojadrink „grazioso“: Naturseife mit Seide und Lavendelhydrolat „con moto“: isotone Naturseife „andantino“: Naturseife mit Cupuaçubutter „marcato“: Naturseife mit Kamillenhydrolat „con spirito“: Naturseife mit Schafsmilch „vitace“: Naturseife mit Schafjoghurt und Lavendelhydrolat „non troppo“: Naturseife mit Mandeldrink „moderato“: Naturseife mit Orangenhydrolat „ma non tanto“: Naturseife mit Olivenbutter und zartem Peeling „a capriccio“: Naturseife mit Mandeldrink und Orangenschalenpeeling „vivo“: Naturseife mit Lavendelhydrolat „espressivo“: Naturseife mit Lorbeeröl und Haferdrink „larghetto“: Naturseife mit Cupuaçubutter und Buttermilch „con espressione“: Naturseife mit Cupuaçubutter und Kokosmilch „impensierito“: Naturseife mit Kuhjoghurt und Honig „grave“: Naturseife mit Sheabutter, Joghurt und grünem Tee
198 200 202 204 206 208 210 212 214 216 218 220 222 224 226 228 230 232 234 236 238 240 242 244
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„giocoso“: Kindernaturseife mit Sheabutter und Kamillenhydrolat „a battuta“: Naturseife mit Kakaobutter und Minzhydrolat „a bene placito“: Naturseife mit Ziegenmilch „molto“ „con fuoco“ „sostenuto“ „andante“ „mosso“: Naturseife mit Salbeipeeling „rubato“: Naturseife mit Bienenwachs „calando“ „tempo quisto“ „scherzando“ „suivec“
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Seifenreste verarbeiten: „ad libitum“
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„Verunglückte“ Seifen Fehleranalyse Seife einschmelzen: „simsalabim“
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Der Einfluss von Zusätzen auf Seifeneigenschaften Milch- und Milchersatzprodukte, Stärke, Honig, Seide, Natriumzitrat, Natriumlactat
290 300
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Kaffee, Haushaltszucker, Salz Butter Zusammenfassung der Ergebnisse
Anhang
Quellenverzeichnis Danksagung
Impressum
Autorenvita
318 324 330
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350 351
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Grundlagen Was man wissen sollte, bevor man mit der Seifenproduktion beginnt:
• Was ist Seife? •W elche Seife für welchen Hauttyp? • Sind Seifen hygienisch? •W elche Rohstoffe sind geeignet? •W ie kann man Seifen kunsthandwerklich gestalten? •W ie werden Naturseifen gelagert und verpackt?
Die Geschichte der Seifensiederei Seife ist das älteste und meistgebrauchte Reinigungsmittel in der Geschichte der Menschheit. Eine Vorform der Seife kannten die Menschen bereits im vierten Jahrtausend vor unserer Zeitrechnung. Auf einer Tontafel der Sumerer, einer frühen Hochkultur in Mesopotamien, ist das erste bekannte Seifenrezept in Keilschrift verewigt. Beim Seifensieden wurden früher Fett und Lauge in offenen Kesseln auf Siedetemperatur erhitzt und stundenlang bis zur Bildung eines Seifenleims mit der Hand verrührt – ein äußerst mühsamer und langwieriger Prozess. Im Volksmund wurde der Begriff „Seifensieder“ daher auch als Schimpfwort für jemanden gebraucht, der nichts zustande brachte. Nach und nach wurde diese Handarbeit durch mechanische Rührvorrichtungen ersetzt. Der schottische Seifensieder John Sharp Douglas gründete 1821 in Hamburg eine wirtschaftlich sehr
J. S. Douglas & Söhne, 1821
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Die Geschichte der Seifensiederei
erfolgreiche Seifenfabrik. Dank moderner Herstellungsverfahren war es möglich, den Verseifungsprozess zu verkürzen, und die Seife konnte binnen weniger Stunden abgeschöpft werden. Durch den Zeit- und Energiegewinn konnte Douglas seine Seifen für eine breitere Käuferschicht zu erschwinglicheren Preisen anbieten.
Moderne Seifenproduktion
Heute läuft die industrielle Produktion vollautomatisch und prozessorgesteuert in geschlossenen Anlagen unter Einsatz maschineller Rührtechnik im kontinuierlichen Betrieb. Seifenleim enthält Glycerin, einen Alkohol, der als wichtiger Rohstoff bei der industriellen Seifenherstellung aus dem Seifenleim entfernt wird. Durch Zusetzen von Kochsalz kommt es zur Schichtenbildung. Der oben schwimmende Seifenkern kann abgetrennt werden, Glycerin verbleibt in der sogenannten Unterlauge und wird abgezogen. Dieser Prozess wird „Aussalzen“ genannt. Der verbleibende Seifenkern durchläuft verschiedene Reinigungsstufen und einen Trocknungsprozess. Das Endprodukt ist feste Kernseife. Im Gegensatz zum Seifensieden werden unsere handwerklich hergestellten Naturseifen im „Kaltverfahren“ hergestellt. Das Glycerin wird nicht abgetrennt, sondern verbleibt in der Seife und ist ein Qualitätskriterium. 11
Was sind Seifen? Seifen sind Tenside (Siehe S. xxx) und werden in Kombination mit Wasser als Reinigungsmittel verwendet. Tenside werden auch Detergentien genannt und sind waschaktive Substanzen, die die Oberflächenspannung einer Flüssigkeit herabsetzen. So bewirken sie, dass zwei nicht mischbare Stoffe, wie z. B. Fett auf der menschlichen Haut und Wasser, in Kontakt treten. Seifen verringern also die die Oberflächenspannung (Siehe S. xxx) des Wassers und es bildet sich Seifenschaum.
Eine Hand wäscht die andere Normalerweise kann Wasser Fett aufgrund des chemischen Aufbaus der beiden Stoffe nicht lösen. Seife ist sozusagen ein „Vermittler“ zwischen Fett und Wasser. Durch die Waschbewegung (das Reiben der Handflächen) lösen sich die im Schmutz enthaltenen Fette und werden in winzige Fetttröpfchen portioniert. Die Moleküle der Seife funktionieren wie kleine Magnete. Sie haben eine wasseranziehende (hydrophile) und eine wasserabweisende (hydrophobe) Seite. Die wasserabweisende Seite zieht Fett an und umschließt die 12
Was sind Seifen?
Fetttröpchen in Form kleiner Kugeln. Das wasserfreundliche Ende verbindet sich mit dem Wasser. Das Ergebnis ist ein Öl-in-WasserGemisch, eine sogenannte Dispersion. Die Fett-/Schmutzdispersion wird mit dem Wasserstrahl weggespült. Die folgende Abbildung zeigt die Stufen der Schmutzablösung beim Waschvorgang.
Warum schwimmt Fett oben? Jedes Kind weiß: Fett schwimmt oben, also auf der Wasseroberfläche. Das liegt daran, dass Wasser Fett nicht lösen kann. Aber warum? Die Löslichkeit eines Stoffes ist umso besser, je ähnlicher die Wechselwirkungskräfte zwischen dem Lösungsmittel und dem zu lösenden Stoff sind. Wasser und Fett unterscheiden sich aber in ihren Wechselwirkungskräften. Fett ist unpolar Ein Fettmolekül besteht hauptsächlich aus langen Ketten von Kohlenstoff- und Wasserstoffatomen. Die elektrischen Ladungen sind in diesen Ketten gleichmäßig verteilt. Daher sind diese Moleküle elektrisch unpolar. 13
Was sind Seifen?
Wasser ist polar Wasser (H2O) besteht aus einem negativ geladenen Sauerstoff-Atom und zwei positiv geladenen Wasserstoff-Atomen. Aufgrund deren Anordnung ist eine Seite des Wassermoleküls negativ und die andere Seite positiv geladen. Diese unregelmäßige Verteilung der Ladung wird als „polar“ und das Wassermolekül deshalb als D ipol bezeichnet. Die negativ geladene Sauerstoffseite zieht die positiv geladene Wasserstoffseite eines anderen Wassermoleküls an wie ein Magnet. Durch die Polarität des Wassermoleküls verbinden sich alle Wassermoleküle untereinander und bleiben in sogenannten Clustern unter sich. Durch die starke Anziehung der Moleküle bildet WasserstoffWasserstoffbrücke brücke sich auf dem Wasser eine Art Haut, die Oberflächenspannung. Das polare Wasser kann mit den unpolaren Fettmolekülen keine Beziehung aufbauen. Fett hat eine geringere Oberflächenspannung sowie eine geringere Dichte als Wasser und C-O-H + Na OOC-C17H35 H2C-O-CO-C17H35 2 schwimmt Hdadurch auf HC-O-CO-C7H5 + 3 NaOH HC-O-H + Na OOC-C7H15 der Wasseroberfläche. H C-O-CO-C H H C-O-H + Na OOC-C H 2
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Fett (Triglycerid)
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Glycerin + Seife (Na-Salze der FS)
Was sind Seifen?
Naturseifen – mild und pflegend? Seifen wirken mild und pflegend auf unsere Haut – so suggeriert es uns die Werbung. Stimmt das? Wer Naturseifen herstellt, freut sich natürlich über jede positive Eigenschaft der Seifen aus eigener Produktion. Naturseife kann sicher vieles: Die Rohstoffe sind auf den Hauttyp abgestimmt, Haptik und Gestaltung erfreuen das Auge. Das erste Anseifen ist immer spannend und zeigt den individuellen Charakter der Naturseife. Durch hautverträgliche Rohstoffe, bewusste Reduktion der Waschkraft und durch natürliches Glycerin ist die Seife mild und hinterlässt nach dem Waschen ein angenehmes Hautgefühl. Dennoch: Seife ist und bleibt primär ein Reinigungsmittel und ein „Rinse-off“-Produkt. Sie soll und muss nach dem Waschen gründlich abgespült werden. Nur wenige Inhaltsstoffe der Seife verbleiben nach dem Waschvorgang auf unserer Haut. Im Gegensatz dazu verbleiben Hautpflegemittel wie z. B. hochwertige, selbsthergestellte Cremes und native, hautfreundliche BioÖle lange auf der Haut, haben daher Zeit, ihre Wirkung zu entfalten, und weisen im Vergleich zu jeder Seife weit überlegene Pflegeeigenschaften auf. Naturseife sollte also weniger für die Pflege unserer Haut als für eine sanfte, effektive Reinigung eingesetzt werden.
Vergleich: Syndet, Naturseife Der Begriff „Seife“ wird in der Chemie und im Alltag völlig unterschiedlich verwendet, was häufig zu Verwechslungen führt. In der Chemie sind Seifen grundsätzlich als Stoffe definiert, die durch die Verseifung von Fetten entstehen. Chemisch gesehen sind Seifen Fettsäureester (Siehe S. xxx). Geht man allerdings in die Kosmetikabteilung eines Supermarkts, kann man leicht erkennen, dass alle Hautwaschmittel als „Seifen“ bezeichnet werden, obwohl es sich chemisch in Wirklichkeit um sogenannte Syndets handelt. 15
Die Verseifung
Hautreinigung
Hautreinigung Aufbau unserer Haut Die Haut, unser größtes Organ, ist gleichzeitig Schutzhülle und Kontaktfläche zur Umwelt. Eine gesunde Haut bildet eine wirkungsvolle Barriere gegenüber Fremdstoffen, wie beispielsweise chemischen Substanzen, Allergenen, Viren, Pilzen und krankheitserregenden Bakterien. Sie schützt uns vor physikalischen äußeren Einflüssen (Kälte, Hitze, Verletzungen) und verhindert die Austrocknung unseres Körpers, aber auch im Stoffwechsel und in der Immunabwehr übernimmt sie wichtige Funktionen. Sie ist ein wichtiges Sinnesorgan, über das wir Berührungen, Kälte, Wärme, Druck und Schmerzen wahrnehmen.
Die Haut ist dreischichtig aufgebaut: • Oberhaut (Epidermis), • Lederhaut (Dermis, lat. Corium) und • Unterhaut (Subcutis).
Schematischer Aufbau der Haut: Talgdrüse Pore
Oberhaut
Haarschaft Hornschicht Keimschicht Haaraufrichtungsmuskel
Lederhaut Unterhaut Muskel
Schweißpore Haarfollikel Arterie Vene Fettzellen
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Hautreinigung
Die beiden untersten Schichten der Oberhaut (Stratum germinativum) bestehen aus Zellen, die sich ständig teilen. Innerhalb von vier Wochen werden sämtliche Zellen der Oberhaut erneuert, indem die unteren Zellen sich nach oben schieben und die obersten, verhornten Zellen sich fürs Auge unsichtbar abschuppen. Ab dem 25. Lebensjahr verhornen die Zellen schneller und speichern weniger Feuchtigkeit. Die eigentliche Barriere zur Umwelt bildet die Hornschicht, die mit einem dünnen Wasser-Fett-Film überzogen ist. Sie besteht aus geschichteten Hornzellen, die durch Hornfette (epidermale Lipide) zusammengehalten werden. Hornschicht mit Säureschutzmantel: Säureschutzmantel Hornschicht
Alt
Glanzschicht Körnerschicht
Stachelzellschicht
Jung Basalzellschicht Lederhaut
Die Dichte dieses Verbundes ist eine wesentliche Voraussetzung für eine gesunde und widerstandsfähige Haut. Der Wasser-Fett-Film setzt sich aus Talg, Schweiß und Bestandteilen abgestorbener Hornzellen zusammen und ist vor allem 18
Hautreinigung
durch unseren Schweiß leicht sauer. Dieser Film wird auch als „Säureschutzmantel“ unserer Haut bezeichnet. Die gesunde Haut hat einen pH-Wert von ca. 5,5. Das saure Milieu schafft ideale Bedingungen für die Bakterien unserer normalen Hautflora und verhindert die Vermehrung schädlicher Fremdkeime. Bei einer gestörten Hautbarriere fehlen der Hornschicht Feuchthaltefaktoren und Hornfette. Das Gewebe wird durchlässig, Körperflüssigkeit tritt aus, die Haut trocknet aus und wird empfindlich. Schadstoffe aus der Umwelt können in die Haut eindringen. Nicht durch Entzug von Fett, sondern durch das Herauslösen wasserlöslicher Inhaltsstoffe wird die Hornschicht spröde, brüchig und wasserabstoßend. Durch Entfettung der Haut wird allerdings der Flüssigkeitsverlust und die Freigabe von wasserlöslichen Stoffen erhöht. Die Hornschicht der Haut erneuert sich ein Leben lang. Die Hautbeschaffenheit ist bei jedem Menschen individuell, verändert sich mit dem Lebensalter und wird weitgehend von der Talgproduktion bestimmt. Auf der Haut können abhängig von der Körperregion drei Mikromilieus unterschieden werden: fettig, feucht oder trocken.
Individuelle Typen unserer Haut Je nach Hautbeschaffenheit spricht man von einem individuellen Hauttyp mit jeweils besonderen Anforderungen an Reinigung und Pflege.
Normale Haut
Normale Haut ist glatt, rosig und hat feine Poren. Talgproduktion, Abschuppung und Feuchtigkeitsgehalt stehen miteinander im Gleichgewicht. Das Fett in der Hornschicht hemmt die Verdunstung der Hautfeuchtigkeit. Ab etwa dem 35. Lebensjahr lässt die Fettproduktion der Haut nach und der Wassergehalt verringert sich. 19
Hautreinigung
Zur Reinigung der normalen Haut können Naturseifen mit mäßiger Überfettung sowie ein- bis zweimal in der Woche Peelingseifen verwendet werden. Das Glycerin in der Naturseife mindert den Flüssigkeitsverlust der Haut beim Waschvorgang. „Isotone“ Naturseifen (siehe S. 138–140), die in der Waschlösung einen Salzgehalt von 0,9% erzeugen, und „hypotone“ Naturseifen (Salzgehalt in der Waschlösung kleiner 0,9%) wirken ebenfalls dem Austrocknen der Haut entgegen. Für die Pflege normaler Haut sind Cremes mit ausgewogenem Fett- und Feuchtigkeitsanteil optimal.
Trockene Haut
Trockener Haut fehlt es an Fett und Feuchtigkeit in der Hornschicht, sie ist schuppig und spannt, kann jucken und rissig werden. Feine Linien und Fältchen weisen auf Trockenheit hin. Trockene Haut ist leicht zu irritieren und neigt zu Allergien. Hier sind besonders milde Naturseifen mit deutlicher Überfettung zu empfehlen. Auch wenig schäumende Seifen sind geeignet, da sie die Haut weniger austrocknen. Der Einsatz von Farb-, Duft-, und Füllstoffen ist kritisch zu sehen. Nach dem Waschen sollten Seifenrückstände besonders gründlich abgespült werden, da diese die Haut zusätzlich austrocknen. Nur kurz und eher kühl duschen, höchstens einmal in der Woche baden. Peelingseifen mit zartem Peeling (z. B. mit Jojobeads) sparsam verwenden, einmal in der Woche bzw. alle 14 Tage. Glycerin, isotone und hypotone Naturseifen mindern den Flüssigkeitsverlust der Haut. Nach der Reinigung die Haut trockentupfen und mit feuchtigkeitsspendenden Cremes pflegen. 20
Hautreinigung
Fettige Haut
Fettige Haut ist robust, häufig großporig, glänzt, neigt zu Mitessern und Hautunreinheiten. Die Talgdrüsen sind überaktiv und erzeugen auf der Hautoberfläche viel Fett. Die Talgproduktion ist stark hormonabhängig und wird durch Androgene (männliche Geschlechtshormone) gefördert. Demnach tritt fettige Haut häufiger bei Jugendlichen und jüngeren Erwachsenen in Phasen starker hormoneller Aktivität (Pubertät) auf. Im höheren Alter verringert sich die Talgproduktion normalerweise. Fettige Haut geht dann in normale oder trockene Haut über und offenbart sich als wesentlich straffer, glatter und ärmer an Fältchen als andere Hauttypen. Hier ist eine sanfte Entfettung erwünscht. Zur Reinigung eignen sich Naturseifen mit sehr geringer Überfettung (nur in Höhe des Sicherheitsfaktors). Peelingseifen ein- bis zweimal pro Woche sind empfehlenswert. „Hypertone“ Naturseifen (Salz- und Soleseifen) erzeugen in der Waschlösung eine hohe Salzkonzentration. Die Haut trocknet aus, was bestimmten Hautbakterien den Nährboden entzieht und der Bildung von Mitessern entgegenwirkt. Fettige Haut wird nach der Reinigung nicht eingecremt. Creme verstopft Talgdrüsen und fördert die Bildung von Pickeln.
Mischhaut
Mischhaut ist an einigen Stellen trocken, an anderen fettig. Im Gesicht, um die Augen und an den Wangen neigt sie zu Trockenheit. Stirn, Nase, Kinn, Dekolleté und obere Rückenpartie sind dagegen oft fettig. Mit zunehmendem Alter, insbesondere bei Frauen nach der Menopause, verändert sich die Mischhaut in Richtung trockener Haut. Die Mischhaut benötigt grundsätzlich die Reinigung und Pflege der normalen Haut, wobei man zur Pflege der trockenen Partien Fett und Feuchtigkeit zusetzen sollte. 21
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Praxis Seifenherstellung – alle Tipps und Tricks
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Seifen selber herstellen Arbeitsplatz vorbereiten und Arbeitsschutz anlegen. Während der Arbeit alle Sicherheitsvorkehrungen beachten. Grundsätzlich brauchen wir für eine harte, formstabile, schäumende und haltbare Naturseife nur Fett mit optimalem Fettsäuremuster und Lauge (NaOH, Wasser). Wir verseifen nicht den gesamten
Bildunterschrift lorerferemod minctoratur, quam, testent. Eceperna musandu cienimin eatem ut maximet, conserum nos dolorro idebita volor.
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Seifen selber herstellen
Fettansatz, d.h. wir reduzieren die NaOHMenge und arbeiten so mit Laugenunterdosierung. Bei der Verseifung des Fettansatzes wird Glycerin abgespallten, Unverseifbares bleibt erhalten. Unsere Seife enthält damit nicht verseiftes Fett (sogenannte „Rückfetter“), natürliches Glycerin und unverseifbare natürliche Bestandteile. Das macht die Naturseife besonders mild und hautverträglich. Je nach Vorlieben und Einsatzzweck werden gerne Zusätze, wie Duft-, Farb- und Füllstoffe, verwendet. Erzeugt das gewählte Fettsäuremuster weniger feste Seifen, lässt sich die Härte durch Konsistenzgeber, wie z.B. natürliche Wachse und Butter, steigern. Natürliche Konsistenzgeber, Kohlenhydrate und Proteine werden zur Modellierung des Schaums eingesetzt. Das Fettsäuremuster bestimmt die Verseifungsgeschwindigkeit. Das Anspringen der Verseifung bei schwerverseifbaren Gemischen lässt sich durch die Wahl der Reaktionsbedingungen (Temperatur, Laugenkonzentration, Rührerdrehzahl) fördern. Beim Festlegen der Reaktionsbedingungen sind auch die Eigenschaften der Zusätze zu berücksichtigen. So muss z.B. bei Verwendung von Wachsen und Butter die Arbeitstemperatur oberhalb deren Erstarrungstemperatur liegen. Wird beispielweise Kakaobutter eingesetzt, darf die Temperatur 35°C nicht überschreiten, denn sie verliert bei höherer Temperatur ihre konsistenzgebenden Eigenschaften. Zusatzstoffe, die bei Kontakt mit Alkali zum starken Temperaturanstieg in der Lauge bzw. Seifenleim führen, können denaturieren und sich zersetzen. Hier muss kalt gearbeitet werden und ggf. die Wärme durch Kühlakkus abgeführt werden. Bei komplizierter Färbetechnik (z.B. „swirlen“) soll der Seifenleim länger flüssig bleiben. Durch Reduzierung der Arbeitstemperatur und Rührerdrehzahl sowie Erhöhung der Flüssigkeitsmenge verlangsamt sich die Verseifungsgeschwindigkeit, der Seifenleim bleibt länger flüssig. Beim Rühren mit einem Stabrührer können in den Rohleim Luftblasen eingetragen werden, die mit dem Seifenleim in die Form gelangen und später in der festen Seife sichtbar sind. Damit 25
Seifen selber herstellen
die Luftblasen entweichen, hilft ein einfacher Trick: die Formen werden unmittelbar nach dem Eingießen mehrmals auf die Arbeitsfläche aufklopft. Die gefüllten Seifenformen sind abzudecken (z.B. mit Frischhaltefolie). So der Kontakt zum Luftsauerstoff reduziert. Kohlendioxid der Luft reagiert mit noch unverbrauchtem NaOH unter Bildung von Sodaasche. Beachte: In den nachfolgenden Rezepten wird die NaOH-Menge zur Herstellung der Lauge bewusst nicht angegeben. Sie kann aus den Verseifungszahlen (s. Tabelle A6 im Anhang) und der gewählten Laugenunterdosierung oder mit Hilfe des online-Seifenrechners leicht ermittelt werden.
Arbeitsschritte im Überblick:
Bildunterschrift lorerferemod minctoratur, quam, testent.
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Bildunterschrift lorerferemod minctoratur, quam, testent.
Seifen selber herstellen
Bildunterschrift lorerferemod minctoratur, quam, testent.
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„con spirito“
Naturseife mit Schafsmilch
Duftnote: nach Kräutern Hauttyp: trockene und normale Haut Schaum: schäumt reichlich, mittel- bis großblasig
Rohstoffe: Gesamtfettansatz: (GFA)
400 g (40%) Olivenöl 320 g (32%) Kokosnussfett 200 g (20%) Reiskeimöl 80 g (8%) Ricinusöl
Fettsäuren gesättigte FS: ca. 40%; einf. unges. FS: ca. 49% (davon ca. 41 % Ölsäure); mehrf. unges. FS: 11%; Unverseifbares: ca.1%
Zusatzstoffe: 50 g (5% bez. auf GFA) Schafsmilch
(Trockenpulver)
Proteine fördern cremigen Schaum. Schutzkolloidwirkung. Können den Seifenleim andicken
Flüssigkeitsmenge: 30% bez. auf GFA
200 g destilliertes Wasser zum Lösen von NaOH 100 g destilliertes Wasser zum Lösen von Milchpulver (Milch wird in den Leim dosiert)
Optional: Farbstoffe: ¼ TL Titandioxid, ¼ TL Mica
schwarz, ¼ TL Mica rot, ¼ TL Mica gelb Duftstoffe: 2 % (Bergamotte, Thymian, Wintergrün, Muskatellersalbei, Patchouli)
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Rührerdrehzahl: niedrige Stufe Färbetechnik: Swirlen Seifenform: Holzblockform Seifenleim: dickt an, schnell arbeiten Reifezeit: ca. 12 Wochen
Arbeitsanleitung: 1 | M ilchpulver in angewärmtem destilliertem Wasser (Teil der Laugenflüssigkeit) lösen und in Kühlschrank stellen 2 | Mica-Farben und Titandioxid jeweils in etwas Olivenöl vom Fettansatz einrühren 3 | Kokosnussfett schonend schmelzen (SP 23-26°C), in Verseifungstopf gießen, flüssige Öle dazugeben, alles vermischen 4 | a bgekühlte Lauge vorsichtig durch ein Sieb zum Fettgemisch gießen, händisch und kurz mit Stabrührer rühren 5 | kalte Milch dazugeben, händisch durchrühren und danach kurz mit Stabrührer 6 | Seifenleim portionieren, drei Teile (je 50 g) färben (rot, gelb, schwarz) 7 | restlichen Seifenleim mit Titantandioxid aufhellen und beduften 8 | Seifenleime in Blockform schichten und swirlen, nicht isolieren 9 | feste Seife ausformen und reifen lassen Mischtemperatur: 25-28°C (Swirlen)
Eigenschaften der reifen Seife:
Parameter: ca. 13 % Wasser verdunstet, pH = 9, Glyceringehalt 9-10%; Farbe: gelb/farbig; Duftnote: nach Kräutern Haptik: glatte Oberfläche; Härte: hart; Stabilität: formstabil;
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