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Handwerk und Design
Handwerk und Gestaltung aus dem Bregenzerwald
Bewährte Beispiele aus Handwerk und Design, ausgesucht von WerkraumGeschäftsführerin Miriam Kathrein
Die hier gezeigten Objekte mögen manche, die den Werkraum Bregenzerwald kennen, vielleicht überraschen. Kein Holz: stattdessen Kork, geschwärztes Silber, Rindleder, Matratzenstoff, Permanentmarker, Senfmehl und Rohrohrzucker. Auch diese Materialien finden Verwendung im vielfältigen handwerklichen Schaffen der Mitgliedsbetriebe des Werkraum Bregenzerwald und bringen sinnliche und interessante Erzeugnisse hervor – für jene, die regionale Erzeugnisse schätzen und für jene, die von ihrer Reise gern ein Souvenir mit nach Hause nehmen, das qualitativ hochwertig ist und lange Freude macht.
Werkraum Bregenzerwald
Handwerk+Form Der Gestaltungswettbewerb findet alle drei Jahre statt. Das Highlight ist die auf mehrere Orte wie Werkstätten und Stadel aufgeteilte Ausstellung der Einreichungen und Preisträger. Der Dorfrundgang in Andelsbuch mit seiner Kombination aus Alt und Neu sowie Drinnen und Draußen, vor allem aber die Qualität der handwerklichen Objekte, ist ein Erlebnis.
Werkraumdepot Mehr über die Möbel und Handwerksbetriebe aus dem Werkraum Bregenzerwald kann man bei einer Führung durch das Depot im Werkraumhaus in Andelsbuch erfahren. Es ist eine Studiensammlung zu Handwerk und Design aus der Region. Die Exponate sind teils Ankäufe aus Handwerk+Form für die Sammlung des vorarlberg museum. Führungen finden jeden ersten Samstag im Monat von 11 – 12 Uhr statt.
Archiv der Formen Die digitale Sammlung aller bisherigen Einreichungen zu Handwerk+Form ist öffentlich zugänglich. Sie umfasst über 600 Entwürfe von Möbel und Gegenständen, die seit 1991 in den Bregenzerwälder Werkstätten entstanden sind: Unikate, Bestseller und solche, die bereits als Klassiker gelten. www.archivderformen.at
Teppich Minimal Sixties
Material: Korkleder, Farbe Marine Entwurf und Herstellung: CLARISSAKORK; Clarissa und Edwin Steurer, Krumbach Text: Isabella Natter-Spets, FUNKA, www.funka.at
anehucko, nauerucko – Hocker-Serie
Material: mitteldichte Holzfaserplatte grundiert, lackiert, Bleistift, Permanentmarker Herstellung: Kaufmann Zimmerei und Tischlerei, Karlheinz Gasser, Reuthe; gschtrub gestaltung+nochmehr, Anita Fröwis, Mellau Entwurf: Anita Fröwis, Mellau
Matratzengradl für den Ball
Material: Baumwolle Herstellung: Schneiderstüble Manuela Maaß, Lingenau Entwurf: Annette Lutz
Kreisrund
Material: Silber, gelb vergoldet, geschwärzt Entwurf und Herstellung: Glanzstück, Christina Fetz-Eberle, Hittisau
Aus dem Werkraum
Karins Grüner Elfer
Material: Bergkernsatz, Senfmehl, Rohrohrzucker, Sellerieblätter, Petersilie, Thymian, Chili ohne Saat, Korianderblätter, Koriander, Kümmel, Tellicherry-Pfeffer Herstellung: Karin Kaufmann, Frau Kaufmann, Egg
Sporthalbschuh
Material: Rindleder, Herstellung: Ina Rüf, Entwurf: Robert Rüf Miriam Kathrein ist Geschäftsführerin der Handwerkervereinigung Werkraum Bregenzerwald
Frauen bereichern das Handwerk
Während ich im normalerweise betriebsamen Werkraumhaus in Andelsbuch sitze und diese Zeilen schreibe, herrscht hier Corona-bedingt völlige Stille. Das Virus hat neben unzähligen schwerwiegenden Auswirkungen auf Gesellschaft und Wirtschaft auch ein paar interessante Tatsachen deutlich gemacht. So etwa jene, dass es vor allem Frauen sind, die in diesen Tagen die kritische Infrastruktur am Laufen halten – im Pflege- und Gesundheitswesen ebenso wie in der Lebensmittelversorgung.
Im Werkraum Bregenzerwald kommt Frauen eine andere Rolle zu: Sie sind es, die für Vielfalt sorgen und mit ihrem Tun handwerkliche Fertigkeiten weiterführen und weiterentwickeln. Im Bregenzerwald, der mit dem Werkraum über eine beispielgebende Form kollaborativen Arbeitens verfügt, ist das holzverarbeitende Handwerk dominant. Die Dichte und Nähe der holzverarbeitenden Betriebe haben dabei zu einer Spezialisierung und zu einem Renommee geführt, das weit über die Landesgrenzen hinausreicht.
Andere handwerkliche Felder wie Schneiderei, Schuhmacherei, Weben, Keramik, Goldschmiede- und Lebensmittelhandwerk sind verglichen damit unbedeutend. Unbedeutend in der Anzahl der Betriebe, aber keineswegs als Innovationstreiber. So betonen Innovationsexpertinnen immer wieder, dass das Neue zumeist an der Schnittstelle verschiedener Disziplinen entsteht. Umso schöner ist es also, dass gerade die Handwerkerinnen das Gesamtportfolio des Werkraum Bregenzerwald nicht nur verbreitern, sondern auch ideale Ansprechpartnerinnen für das tradierte Holzhandwerk sind, wenn es um neue Verbindungen und Kombinationen geht.
Kleidung, Schuhe, Teppiche, Schmuck, Kleinmöbel mit grafischer Oberfläche und Gewürze: All diese Produkte zeugen von fundierter handwerklicher Expertise, von Materialkenntnis und von einem hoch entwickelten Sinn für die gute Form. Als Werkraum Bregenzerwald sehen wir es als eine zentrale Aufgabe an, diese Vielfalt zu unterstützen.