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Felder und Wälder
Birgit Feierl-Giedenbacher schreibt über den berühmtesten Autor aus dem Bregenzerwald, Franz Michael Felder.
Umblümeln und Umnebeln
2019 wurde Franz Michael Felders 180. Geburtstag und 150. Todestag gebührend und mit vielen Veranstaltungen in ganz Vorarlberg gefeiert, um dem berühmten Schoppernauer Schriftsteller und Sozialreformer die Ehre zu erweisen. Vor allem der Franz-Michael-Felder-Verein war sehr aktiv: Selbiger hatte mich eingeladen, in einem „Werkstattgespräch“ im Hittisauer Frauenmuseum (weil Forscherin) über meine Dissertation zu sprechen, die ich vor über zehn Jahren an der Universität Wien verteidigt habe. Dies war für mich ein Anlass, wieder einmal in meinem Werkchen zu blättern, das ich mit „Das dümmste Geschwätz und das erbärmlichste Lied können Wunderdinge ...“ betitelt hatte.
Darin wollte ich nicht nur darauf aufmerksam machen, wie viel Kraft und welche Auswirkung das Über-, Zu- und Miteinandersprechen hat, ich habe auch eine linguistische Analyse jener Ausdrücke erstellt, die Felder verwendet hat, um das Sprechen zu beschreiben. Dabei konnte ich insgesamt 716 verschiedene Ausdrücke, die das Sprechen benennen, aus dem literarischen Text isolieren. Eine beachtliche Zahl, wenn man bedenkt, dass im deutschsprachigen Alltag zwischen 400 und 800 Wörter genügen, um sich adäquat verständigen zu können.
Ein kleine Wortliste zum Ausdrucksreichtum des Dichters von A bis Z: abschwatzen, anbellen, an den Tag bringen, aufbegehren, Aus- und Einfälle verschießen, beim Heuen erzählen, dreinmischen, das nahende Wetter auf eine andere Seite treiben, Erzählungen austäfeln, etwas umblümeln und umnebeln, fluchen, fünfzig Ave Maria herunterhaspeln, gestehen, groß tun, jammern, jauchzen, jemandem die Zähne weisen, jemandem ein gutes Wörtle geben, jemanden herunterreißen, jemandem etwas einblasen, jemandem etwas einpflanzen, jemanden durchhecheln, Lügen zusammenschmieden, maulen, Mischmasch kochen, mehr brüllen als reden, seinem gepreßten Herzen Luft machen, stottern, trösten, trotzen, über die böse Welt jammern, über die neue Zeit fluchen, verdammen, von Kühen und Mist reden, von einer Landplage zur anderen kommen,über jemanden wie ein Wetter losbrechen.