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muss laufen
Wer schießen will, muss laufen
Das gilt für die Schützlinge der aus Kitzbühel stammenden Biathlon- und Langlauftrainerin Ingrid Fink-Nöckler. Gemeinsam mit ihrem Mann Hubert betreibt sie im Sulzberger Nordic Sport Park Vorarlbergs erste LanglaufBiathlon-Schule
Ein Freitag, und ein guter Tag für Sulzberg: Ein dreiviertel Meter Schnee ist in den vergangenen vierundzwanzig Stunden gefallen. Draußen vor dem Dorf zieht die Pistenraupe im Nordic Sport Park frische Loipen in den flaumigen Pulverschnee.
Auf den sonnigen Hochplateaus des nördlichen Bregenzerwalds, wo die Hügel Richtung Allgäu immer sanfter werden, sind die nordischen Sportarten zuhause. So ist die Gemeinde Sulzberg zum Langlauf- und Biathlonzentrum avanciert – auch dank des Nordic Sport Parks, der 2012 eröffnet wurde. Hier gibt es alles, was Langlaufende sich wünschen können: Zwanzig Kilometer Loipen für „Klassiker“ und „Skater“, Leihski und -schuhe, eine eigene Biathlonanlage, die erste LanglaufBiathlon-Schule Vorarlbergs und „SkiArc“, Bogenschießen auf Langlaufskis.
Die aus Kitzbühel in Tirol stammende Ingrid Fink-Nöckler ist beinahe gleichzeitig mit der Eröffnung des Nordic Sport Park im Bregenzerwald
sesshaft geworden: Seit 2012 lebt sie mit ihrem Ehemann Hubert Fink und ihrem 13-jährigen Sohn Tobias in Riefensberg. Seit 2014 betreiben die beiden Langlaufprofis mit fünf Langlauflehrer*innen im Nordic Sport Park und in Hittisau die LanglaufBiathlon-Schule Sulzberg. Von Ingrid kann jeder alles lernen, was man auf Langlaufski anstellen kann: von Biathlon über Winter-Bogenschießen bis hin zum Ski-Orientierungslauf, einer Art Schnitzeljagd auf Langlaufski. Die 54-Jährige ist ein Coach mit viel Erfahrung und noch mehr Begeisterung für diesen Sport, den sie von Kindesbeinen an geliebt hat.
Ingrid begann als Zehnjährige mit Langlauf und kam nie wieder davon los: „Wir haben als Kinder auf Ski im Wald gespielt, Schanzen gebaut und die große Freiheit in der Natur genossen.“ Aus Ingrid wurde eine talentierte Wettkampfathletin, dann kam die Teenagerzeit dazwischen. Sie heiratete, kümmerte sich um ihre Familie, arbeitete als Buchhalterin. „Nur einen einzigen Skilift gab es bei uns in unserem Weiler von Kirchberg. Der war den Kindern schnell zu langweilig. Deshalb haben wir gemeinsam wieder mit dem Langlauf begonnen.“
Aus Ingrid, dem „familieninternen Nachwuchscoach“, wird die Langlauf- und Biathlontrainerin Ingrid FinkNöckler. Knapp siebzig Wettkampfathlet*innen hat sie im Lauf der Jahre trainiert und betreut. Ab 2008 wird sie Trainerin beim Schiclub Bregenzerwald, 2012 zieht sie nach Riefensberg und beginnt mit ihrem Mann Hubert den Aufbau des Vorarlberger Nachwuchs-Biathlons: „Biathlon fasziniert die Kinder viel mehr als nur Langlaufen“, sagt Ingrid und grinst schelmisch: „Wenn sie noch einmal schießen möchten, dann müssen sie vorher noch eine Runde laufen.“
Heute ist die ebenso geduldige wie temperamentvolle Ingrid nicht nur Biathlon-Jugend-Kadertrainerin. Sie ist auch im Vorarlberger Skiverband und Skilehrerverband tätig: „Es hat sich hier im Nordischen Sport sehr viel entwickelt. Die Faszination ist auch auf Schulen und Kindergärten übergesprungen: Viele haben inzwischen eigene Ausrüstungen angeschafft.“ Ganz gleich, ob Kinder oder Erwachsene, Profis oder Anfänger: Menschen das Langlaufen beizubringen, bereitet ihr große Freude: „Meine Gäste sollen auf der Loipe den coolsten Tag im Schnee haben, das ist mein Anspruch!“ Aber auch Bogenschießen, eine Sportart, die sie eigentlich als Entspannungsprogramm für sich selbst begonnen hat, kann man heute von Ingrid lernen: winters in Sulzberg in Form von „Ski-Arc“, dem Bogenschießen auf Langlaufski, sommers in einem eigenen Parcours in Riefensberg.
Sie mag den Bregenzerwald sehr, sagt Ingrid am Schluss. Kleinere Sprachprobleme habe es nur am Anfang gegeben, vor allem mit den alemannischen Verben der Fortbewegung: „‚Und jetzt eine Runde laufen!‘, habe ich den Kindern beim Biathlon-Training zugerufen, und sie sind gemächlich spazieren gegangen. Warum? Es war schnell geklärt: ‚Ach, Sie möchten, dass wir rennen?‘“ Babette Karner