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Zu zweit in die Zukunft
from MarktImpulse 2/23
by Brillux
Christian Zenglein und sein Sohn Philipp kombinieren in ihrem Malerbetrieb klassische Handwerkskunst mit exklusiven Produkten und modernem Social-Media-Marketing – mit großem Erfolg
Beim Baustellentermin in einer luxuriösen Maisonette-Wohnung bei München herrscht beste Stimmung. Der Himmel ist strahlend blau und auch im Gesicht des Auftraggebers geht gerade die Sonne auf – er ist glücklich mit seiner neuen Wohnzimmerwand, findet Farbe und Struktur perfekt. Das wiederum freut Christian Zenglein, den Chef des verantwortlichen Malerbetriebs, seinen Sohn
Philipp Zenglein und die beiden Mitarbeiter
Giuseppe Scavone und Sandor Szabo, die die Oberfläche bearbeitet haben. Nicht nur, weil der Kunde zufrieden ist, sondern auch, weil ihr persönliches Lieblingsprodukt so gut ankommt: Stucco Marmorino, eine kunstvolle Spachteltechnik, die sie nun auf 350 Quadratmetern in der ganzen Wohnung anbringen dürfen. Ein Auftrag ganz nach dem Geschmack des VaterSohn-Duos, das sich mit seiner Firma mit elf Angestellten im bayerischen Taufkirchen auf exklusive Wandoberflächen spezialisiert hat.
Malerbetrieb Zenglein GmbH
Maler Zenglein ist ein Familienbetrieb in Taufkirchen, der 1974 von Karl-Heinz Zenglein gegründet wurde. Seit 2006 ist sein Sohn Christian Geschäftsführer und wird mittlerweile wiederum von seinem Sohn Philipp unterstützt, der in ein paar Jahren übernehmen soll. Neben klassischen Malerarbeiten für Privatleute, Hausverwaltungen und Bauträger ist die Firma auf exklusive Spachteltechniken und moderne Wohntrends spezialisiert.
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Familienbetrieb in Bestform: Die Talente von Christian und Philipp Zenglein (r.) ergänzen sich
Dazu gehören beispielsweise venezianische Wände auf Kalkbasis. Es gibt sie mit Marmoreffekten und Goldschimmer, seidig matt, glänzend oder in Betonoptik. Christian Zenglein hat sich vor einigen Jahren auf einer Malermesse in die luxuriösen Oberflächen „blitzverliebt“ und sie sofort ins Angebot aufgenommen. „Wir sind echte Kalkfans. Diese Wände machen wir leidenschaftlich gerne“, schwärmt er. „Der Kalk sorgt zudem für ein hervorragendes Wohnklima, weil dieser gut gegen Keime in der Raumluft wirkt.“ Das wissen die Kundinnen und Kunden zu schätzen. Mittlerweile machen die Spachteltechniken etwa 50 Prozent von Zengleins Aufträgen aus. Tendenz steigend. Dass es bei Maler Zenglein einmal so edel zugehen würde, hat Christians Vater KarlHeinz bei der Gründung vermutlich nicht geahnt. Er startete 1974 noch als Einmann-
Christian Zenglein, 54, Malermeister und Inhaber
01 So sieht es aus, wenn Arbeit Spaß macht: Giuseppe Scavone und Sandor Szabo (r.) sind ein Topteam
02 Christian Zenglein begutachtet, wie seine Mitarbeiter eine Unterlage aus Brillux Kalkspachtel auftragen
03 Pistole in Zengleins moderner Spritzanlage. Dort können 20 Türen nebeneinander lackiert werden betrieb mit einem von Hand beschrifteten Bus und einem Lager im Kellerraum. Doch das Unternehmen wuchs schnell. 2006 wurde Christian Zenglein Geschäftsführer, seit 2015 arbeitet auch dessen Sohn Philipp als Angestellter im Betrieb. Jede Generation brachte eigene Ideen mit. Philipp Zenglein löste zuletzt sogar eine regelrechte Innovationswelle aus: „Ich wollte das Unternehmen vergrößern, exklusiver gestalten und zeigen, dass Maler ein niveauvoller Beruf ist.“ Nach Meisterprüfung und Ausbildung zum Betriebswirt legte er mit Hochgeschwindigkeit los. Er modernisierte nicht nur den Außenauftritt mit einem stilvollen Logo, einheitlicher Arbeitsbekleidung und Beschriftung der Autos. Er stellte auch neue Mitarbeitende ein, erweiterte das Angebot um Bodenbeläge und überzeugte seinen Vater, den aktuellen Firmensitz in Taufkirchen zu bauen. Dort steht nun eine nagelneue Halle mit Spritzraum und einem Showroom, in dem Vater und Sohn bei
Kaffee und Kuchen und mit Einrichtungsbildbänden die Kundschaft beraten und inspirieren.
Passion und Mission
Philipp Zenglein ist ein kreativer Macher. Nach dem Abitur wollte er eigentlich Marketing studieren, entschied sich dann aber doch für das Malerhandwerk und lebt seine breitgefächerten Interessen nun im Familienbetrieb aus. Unter anderem als Werbefilmproduzent: Er schrieb das Drehbuch für einen Imagefilm, den er anschließend mit einem Videographen und einem Journalisten umsetzte. Sein Ziel:
„Ich wollte den Leuten zeigen, dass wir das Außergewöhnliche anbieten, aber auch, dass wir eine sympathische Truppe sind und sie uns vertrauen können.“ Mission geglückt. Das professionelle Ergebnis ist auf dem YouTube-Kanal der Zengleins und der Firmenwebsite zu sehen, die Philipp Zenglein ebenfalls modernisiert hat.
Sie wird monatlich etwa 1.000 Mal geklickt. Seit einem Social-Media-Marketing-Kurs bespielt der 27-Jährige Plattformen wie Instagram und TikTok, wo seine Filme bereits bis zu 39.000 Mal angesehen wurden, mit hochwertigen Baustellenfotos und VorherNachher-Videos, in denen das versierte Malerteam seine Arbeit präsentiert. Der Aufwand ist groß. Etwa fünf Stunden pro Woche ist er mit Filmen, Fotografieren und Schneiden beschäftigt, aber die Zeit sei gut investiert, begründet er. „Wir bekommen nicht nur Aufträge über Social Media, wir finden auf diesem Wege auch Mitarbeitende, Auszubildende und Kooperationspartnerschaften.“
Um Letztere kümmert sich Philipp Zenglein mit viel Engagement. Über zehn Firmen hat der Netzwerker in den letzten zwei Jahren für eine Zusammenarbeit gewinnen können –darunter ein renommierter DesignmöbelStore sowie ein hochkarätiger Leuchtenhersteller. Dabei geht der 27-Jährige ganz gezielt vor: „Ich suche mir Firmen aus, die ich persönlich gut finde, stelle mich dort vor und versuche, sie mit Qualität und besonderem Mehrwert zu überzeugen.“ Man empfiehlt sich gegenseitig, Philipp Zenglein gewinnt so anspruchsvolle Aufträge und interessante neue Kontakte. Auch der Finanzblog Kleingeldhelden von Focus Money wurde über Instagram auf Maler Zenglein aufmerksam und veröffentlichte ein Interview mit ihm.
Gemeinsam und geteilt
Christian Zenglein stand der Strategie seines Sohns zu Beginn ein wenig skeptisch gegenüber. Doch inzwischen ist er überzeugt: „Ich sehe ja, wie viel es bringt. Heute mache ich selbst Fotos und Filme für Instagram.“
Im Gegenzug lernt Philipp Zenglein viel von seinem Vater – über Planung, Kalkulation und den richtigen Einsatz der Mitarbeitenden. Auch bei Problemen auf der Baustelle vertraut er auf die Erfahrung des Seniorchefs. Ansonsten sind die Zuständigkeiten klar getrennt. „Eigentlich sind wir fast zwei Betriebe in einem“, sagt Christian Zenglein. Er selbst betreut die Stammkundschaft und alle Aufträge, die über Google und auf herkömmlichem Wege kommen –Privatleute, Hausverwaltungen, Bauträger und Restaurants. „Philipp kümmert sich um seine eigenen Kunden: Instagram-Anfragen, Kooperationspartnerinnen, Innenarchitekten. Da rede ich ihm nicht rein.“ Der Großteil der Baustellen fällt damit in die Zuständigkeit des Vaters. Dafür hat der
01 Maler und Dolmetscher: Bei Fortbildungen in Italien übersetzt Giuseppe für die Kollegen
02 Der Chef bei seiner Lieblingsarbeit: Spachteln. Hier bereitet er Musterplatten vor
03 Geschäftiges
Duo: Philipp und Christian Zenglein (r.) mal wieder unterwegs zu neuen Zielen
Sohn mehr Zeit für Marketing und Zukunftspläne. Dazu gehört auch seine unermüdliche Suche nach neuen Techniken und Materialien in den Social-Media-Accounts von Interior-Magazinen, Innenarchitektinnen und -architekten sowie Handwerkerinnen und Handwerkern auf der ganzen Welt. Erst kürzlich entdeckte er auf Instagram eine Wand mit Krokodilhautmuster. Gepostet hatte sie ein Malerkollege aus Florida. Philipp kontaktierte ihn und ließ sich erklären, wie es gemacht wird. Seitdem hat auch Maler Zenglein diese Oberfläche im Angebot.
Ideale und Ideen
Auch beim Thema Kundenservice lassen die Zengleins sich einiges einfallen. Hat ein Kunde beispielsweise eine Tür zu lackieren, wird sie abgeholt und direkt mit neuer Farbe zum Auftraggeber zurückgebracht. Bei umfassenden Renovierungen koordiniert die Firma auf Wunsch alle Gewerke vom Elektriker bis zum Schreiner in einem Rundum-glücklich-Paket. Damit das reibungslos klappt, legt Christian Zenglein großen Wert auf erfahrene Mitarbeitende. Um sie zu halten, kümmert er sich aufmerksam um sein Team: „Wenn jemand super arbeitet, warte ich nicht, bis nach mehr Geld gefragt wird, sondern gebe von mir aus 300 Euro netto mehr.“ Kein Erfolg ohne ein motiviertes Team ! Mitarbeiter Sandor Szabo ist froh, bei Maler Zenglein einen Betrieb gefunden zu haben, in dem die Arbeit Spaß macht: „Christian ist der beste Chef – flexibel und korrekt.“ Die Atmosphäre ist harmonisch, weil sich Senior- und künftiger Juniorchef ergänzen und hervorragend verstehen. Sogar Urlaub machen die beiden ab und zu gemeinsam, meist am Gardasee. Verreist der Junior ohne Vater, zieht es ihn weiter in die Ferne – nach Brasilien oder Mauritius. Ideale Ziele, um abzuschalten und wieder auf neue Ideen zu kommen.
Kontrovers und kreativ Davon hat er massig. Sein Vater ist jedoch an Neuerungen ebenso interessiert wie er selbst. Sie müssen Christian Zenglein eben nur einleuchten und rentabel sein. Ideen hat er selbst genug: Der 54-Jährige hat den Betrieb gerade auf umweltfreundliche Farben und Materialien umgestellt, was bei der Kundschaft hervorragend ankommt. Auf die Frage, was passiere, wenn der Vater mal nicht mit den innovativen Einfällen seines Sohns einverstanden sei, antwortet Philipp lächelnd: „Dann gehe ich kreativ damit um und versuche andere Wege zu finden, um meine Pläne doch noch umzusetzen. Zum Beispiel für weniger Geld, falls das das Problem war.“ Da muss Christian Zenglein schmunzeln und erklärt: „Er will immer der Erste sein.“
01 Nicht einer Meinung? Kein Problem. Erst wird diskutiert, dann gibt es eine kreative Lösung
02 Luxuriöse Lichtverhältnisse im Showroom: Edle Wandoberflächen kommen mit der richtigen Beleuchtung besser zur Geltung
03 Kameramann Philipp, Malermodel Giuseppe: So schnell wird die Baustelle zum Instagram-Filmset