3 minute read

Büro? Wohnung? Eigenheim?

Weder noch. Das zweistöckige Gebäude ist ganz auf die Bedürfnisse von Kindergarten- und Vorschulkindern ausgerichtet. Die pädagogische Idee der Movere-Kindertagesstätte Löwenzahn in Hamm, Nordrhein-Westfalen, wird durch ein ausgeklügeltes Farbkonzept gestützt

Thomas Wiegel, Paul Schulze Malerbetrieb GmbH, Hamm

Seine Laufbahn als Maler begann 2002 mit einem Praktikum – schon damals bei Inhaber Dirk Schulze. Nach drei Jahren Ausbildung und 16 Jahren als Geselle freut sich der 36-Jährige darauf, in Kürze seinen Meisterbrief in der Hand zu halten. Der Malerbetrieb von Dirk Schulze feierte 2022 sein 50-jähriges Jubiläum, neben Thomas Wiegel zählt er weitere fünf Mitarbeitende und drei Auszubildende.

Manchmal ist der erste Gedanke eben doch nicht der beste. Die neuen Räume der Movere-Kita Löwenzahn im nordöstlichen Ruhrgebiet sollten ursprünglich komplett weiß gestrichen werden. Doch dann entschied sich der Trägerverein Movere –das lateinische Wort für bewegen – doch für Farbe. „Wie der Name schon sagt, will man Kinder in Aktion bringen und durch spielerische Bewegung fördern. Die Farbgestaltung kann dieses Ziel unterstreichen“, erzählt Stephan Wolf, technischer Berater bei Brillux. Die Farbdesigner des Brillux Farbstudios haben diese Herausforderung mit viel Herzblut angenommen, erinnert er sich: „Sie haben sich da reingekniet und ein tolles Farbkonzept entwickelt, das beim

Trägerverein auf großes Interesse stieß.“ Anstatt des schlichten weißen Anstrichs, wie von der Hammer Gemeinnützigen Baugesellschaft GmbH angedacht, ist das zweistöckige Gebäude laut Stephan Wolf „jetzt ein freundlicher, heller Ort mit einer kindgerechten Gestaltung“.

Viel Raum – auf wenig Platz

Eine Einrichtung für Kinder zu entwickeln ist mit einem hohen Maß an Verantwortung verbunden – schließlich sollen sie sich frei und unbeschwert entfalten können. Den Architekten von Fritzen + Müller-Giebeler ist es gelungen, auf einem flächenmäßig begrenzten Grundstück ein umfangreiches und vielfältiges Angebot für Kinder in unterschiedlichen Entwicklungsstufen zu gestalten. So sei von Enge auf den 900 Quadrat- metern nichts zu spüren, betont Maler Thomas Wiegel, der für die Paul Schulze Malerbetrieb GmbH die Arbeiten ausführte.

„Alles ist großzügig geschnitten und barrierefrei, es gibt viel Platz. Die Kinder haben eine schöne Turnhalle, in der sie spielen können.“ Dem Maler ist das Projekt in besonderer Erinnerung geblieben, obwohl es für den Vorarbeiter bereits der dritte Kita-Auftrag des Jahres war: „Sonst hat man oft viel Platz dank Außengelände. Hier gibt’s allerdings zum Spielen große Terrassen auf dem Dach. Das fand ich sehr schön.“

Welche Farbe brauchen Kinder?

Zwei Sommermonate lang betreute der 36-jährige Vorarbeiter und angehende Meister die Baustelle – immer zusammen mit einer Kollegin oder einem Kollegen.

01 Erst auf den zweiten Blick zeigt sich an der kindgerechten Architektur, dass es sich hier um eine Kindertagesstätte handelt

02 Ein gut durchdachtes Raumkonzept schafft einen nahtlosen Übergang zwischen innen und außen

Im Doppelpack wurde gespachtelt, geschliffen, grundiert und gestrichen. Thomas Wiegel sorgte dafür, dass der Massivbau heute mit einem freundlichen Erscheinungsbild überzeugt: „Vorher hatten wir nur Beton, aber wir haben überall Glattvlies aufgebracht und die Gruppenräume farbig gestaltet.“

Den besonderen Bedürfnissen der Kinder wurde dabei nicht nur in der Farbgestaltung Rechnung getragen, sondern auch die Materialien wurden entsprechend gewählt. Verwendet wurden nur emissions- und lösemittelfreie Wandbeschichtungen, alle ausgezeichnet mit dem Umweltsiegel Blauer Engel. Dabei ist Sicherheit nicht das Einzige, worauf es in Kitas ankommt – es muss auch praktisch und hygienisch sein. Die Wandflächen überzeugen mit Nass-

01 Das Farbkonzept weist jeder Gruppe eine Leitfarbe zu. Die Namen erinnern an die vier Elemente

02 Bodentiefe Fenster sorgen für viel Tageslicht in den Gruppenräumen

03 Gimmick für neugierige Eltern: Durch die Bullaugen im Obergeschoss können sie den Kindern beim Spielen in der Bewegungshalle zuschauen

04 Die SturmfängerGruppe spielt unter Wolken abriebbeständigkeit der Klasse 1, „sodass man auch mal mit einem feuchten Lappen die Oberflächen abwischen kann“, erläutert Stephan Wolf.

Vier Elemente als Orientierung

„Jede Gruppe sollte eine Leitfarbe erhalten, die sich in der Tür zum Gruppenraum sowie in der jeweiligen Einrichtung zeigt“, erklärt Kristina Schuler, die zuständige Planerin von Fritzen + Müller-Giebeler, die Idee. Die kräftigen Farbtöne der Türen sollten an den Wänden leicht abgeschwächt und vergraut werden, um eine weiche Atmosphäre in den Räumlichkeiten zu schaffen. Die Kindergruppen erhielten Namen mit Bezug zu den vier Elementen Wasser, Luft, Erde und Feuer. Auf dieser Basis entwickelten dann die Farbdesigner in Zusammen- arbeit mit dem Trägerverein ein Konzept mit fein abgestimmten Pastelltönen. In allen Innenräumen dominieren dezente Farben mit zurückhaltenden Wandgestaltungen wie Wolken und Dünen. Eine Farbfamilie charakterisiert dabei jeweils einen Gruppenraum. Aber auch diese Töne wurden nur sparsam und ganz gezielt eingesetzt. „So kann zukünftig die Kunst der Kinder im Vordergrund stehen und die Räumlichkeiten können individuell gestaltet werden“, begründet Kristina Schuler das Vorgehen. Dank der Kombination von unbehandelten Materialien und einer gedeckten Farbwahl wirken die Räume wie ein stimmiges Gesamtbild. Vor allem die harmonische Zusammenarbeit zwischen allen Planenden, dem Brillux Farbstudio und dem Malerbetrieb hat bei Maler Thomas Wiegel bleibenden Eindruck hinterlassen: „Denn es lief alles so, wie es soll.“

Beteiligte und Services

Bauherr: HGB – Hammer Gemeinnützige Baugesellschaft GmbH, Hamm

Ausführender Betrieb: Paul Schulze Malerbetrieb GmbH, Hamm Technischer Berater: Stephan Wolf, Brillux Münster

Architekt: Fritzen + MüllerGiebeler Architekten BDA , Münster

Materialien: Ecofinish 947, Superlux 3000, Rapidvlies 1525, CreaGlas Glasvlies, VG 4101 Magnetic

Nie vergessen: Ihr Anker ist der Köder.

This article is from: