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„So tut man nicht!“

BENNO PFATTNER spielt mit Ausnahme eines „Zwischenstopps“ in Meran seit seinem 15. Lebensjahr für den SSV Brixen Handball im Tor; in den letzten Jahren war der heute 32-Jährige sogar Kapitän der Mannschaft. Nun ist er mit einer gehörigen Portion Wut im Bauch zurückgetreten. Dem „Brixner“ erläutert er die Gründe.

Herr Pfattner, vor drei Wochen hat die Brixner Handballwelt über einen ziemlich polemischen Post auf Facebook erstaunt erfahren müssen, dass Sie als Kapitän und Tormann des SSV Brixen Handball in der neuen Saison nicht mehr zur Verfügung stehen werden. Hat sich der Groll inzwischen etwas gelegt?

BENNO PFATTNER: Nun, mein Post auf Facebook entstand aus einer Mischung aus Enttäuschung, Groll und Wut über die Vorgehensweise der Vereinsführung. Der Groll hat sich etwas gelegt, das stimmt, aber die Enttäuschung bleibt. Mein halbes Leben spiele ich Handball, und einen solchen Abschied wünscht sich kein Spieler.

Auslöser war die Verpflichtung von Valerio Sampaolo, der bisher in Pressano im Tor war. War das mit Ihnen nicht abgesprochen?

Ich möchte betonen, dass es nicht die Verpflichtung von Sampaolo ist, die für meine Entscheidung ausschlaggebend war, sondern die Vorgehensweise des Sektionsleiters Werner Wieland und des Trainers Davor Cutura. Ich habe am 11. April über ein Telefonat vom Trainer erfahren, dass Sampaolo sich angeboten hatte. Zu jener Zeit hatte ich noch nicht entschieden, ob ich noch ein weiteres Jahr als Tormann zur Verfügung stehen würde; ich habe eine junge Familie mit zwei Kindern, und es ist schwierig, dies in Einklang zu bringen mit dem Sport und mit meinem Beruf. Also erklärte ich Wieland, er möge mir bitte eine Woche oder zehn Tage Zeit lassen, weil ich die Entscheidung mit meiner Frau besprechen möchte – ohne Rückhalt der Familie geht so ein Engagement einfach nicht. Wieland hat mir diese Bedenkzeit zugesprochen.

Sie hatten also Zweifel? Pandemie kam, die ja auch den Sport beeinträchtigt. Zum Beispiel weiß heute noch niemand, wie sich die Krise auf die Sponsorenakquise auswirken wird, was wiederum den Spielerkader beeinflussen kann. Jeder Spieler, der ein gewisses Alter erreicht hat und über einen eventuellen Rücktritt nachdenkt, lässt die Entscheidung auch abhängen vom Mannschaftskader. Wenn ich in meiner Situation also hätte weiterspielen wollen, wollte ich am Ende auch bei der Meisterschaft vorne mitspielen – diesen Ehrgeiz braucht man. Gemeinsam mit meiner Frau habe ich mich dann doch dafür entschieden, ein weiteres Jahr als erster Tormann anzuhängen. Das war am 21. April – also genau zehn Tage nach meinem Telefonat mit Cutura.

Und Sie haben Ihre Entscheidung sofort mitgeteilt?

Ich fragte Wieland per Whatsapp, ob er bei meiner Zusage Sampaolo trotzdem engagieren würde. Meine verständliche Erwartungshaltung war, dass Wieland daraufhin eine kurze Antwort schickt, mit der er seine Freude zum Ausdruck bringt über meine eventuelle Bereitschaft, aber ... nichts, keine Reaktion. Eine ganze Woche lang hat sich niemand bei mir gemeldet. Am 28. April schrieb Wieland, dass der Verein Valerio Sampaolo gern verpflichten möchte. Das war eine glatte Lüge, denn Wieland hatte den Vertrag mit Sampaolo bereits am 18. April unterzeichnet, also zehn Tage vorher. Ihm fehlte offenbar der Mut, mir das zu sagen. holen können mit der Erklärung, dass er sofort eine Entscheidung von uns brauche. Das wäre aus meiner Sicht eine logische und korrekte Vorgehensweise.

Vielleicht wollte der Trainer und der Sektionsleiter unbedingt einen neuen Tormann für die nächste Saison?

Ja, vielleicht erhofft sich der Trainer durch den neuen Tormann wirklich bessere Ergebnisse. Wenn er mir das offen gesagt hätte, wäre ich zwar auch enttäuscht gewesen, aber ich hätte es akzeptiert. Schauen Sie, Brixen hatte im Vorjahr mit Alex Wierer, Michael Ploner und mir ein aus meiner Sicht sehr gutes Tormannteam. Auch mit meinem Rücktritt hätte meiner Meinung nach Alex Wierer erster Tormann werden können, und er hätte seine Sache sicher gut gemacht. Aus meiner Perspektive gab es aus sportlicher Sicht also keinen Anlass, diesen Tormann nach Brixen zu holen.

Sie hätten ja trotzdem weitermachen können.

Ja, natürlich, aber dann hätte Brixen drei gute Tormänner gehabt, mit Michael sogar vier. Das heißt, dass es einen ständigen Kampf um Spielanteile gegeben hätte. Da wäre eine ziemlich ex-

Foto: Melanie Vitroler

Und wann hat der Verein dann reinen Wein eingeschenkt? plosive Situation entstanden, die am Ende für die ganze Mannschaft negative Folgen gehabt hätte. Mein Rückzug ist also in diesem Sinn für die Mannschaft gut und auch für Alex Wierer, der dadurch doch noch die Chance hat, hin und wieder eingesetzt zu werden.

Werner Wieland soll ja nach wie vor behaupten, er hätte den Vertrag unterzeichnet, weil Sie zu zögerlich waren mit Ihrer Zu- oder Absage.

Ich weiß, ja. Das ist aber nicht korrekt, der zeitliche Ablauf beweist das Gegenteil. Ich will nicht die beleidigte Leberwurst spielen, aber so geht man mit einem Spieler, der viele Jahre alles für die Mannschaft gegeben hat, nicht um. So tut man nicht.

Ist der Handballsport für Sie also nun endgültig Vergangenheit?

Nein, denn mein halbes Leben hänge ich an diesem Sport. Aber eine Zusammenarbeit mit diesem Vorstand kommt für mich ganz sicher nicht in Frage. Trotzdem: Ich hänge nach wie vor mit viel Herzblut am Verein, auch am Fanclub.

18 Jahre sind eine lange Zeit. Woran erinnern Sie sich am liebsten?

Das war erst am 11. Mai. Verstehen Sie meine Enttäuschung? Wieland hätte mir am 11. April eine Deadline geben können. Oder er hätte vor der Unterschrift des Vertrags mit Sampaolo Alex Wierer und mich an einen Tisch

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Benno Pfattner erinnert sich an viele schöne Momente mit der Mannschaft, die er in den letzten Jahren als Kapitän anführen durfte –––––––

Wir haben viele tolle Siege abgeliefert, zum Beispiel das Finale in Conversano, auch viele Niederlagen – das gehört zum Handballsport dazu. Natürlich wäre es schön gewesen, wenn wir in meiner Zeit nach vielen Jahren wieder Italienmeister geworden wären, aber das ist sich nicht ausgegangen. Sehr erfolgreich waren wir aber mit den Jugendmannschaften: Brixen wurde 2005 Junioren-Italienmeister. Ich kann mit ruhigem Gewissen jedem Jugendlichen den Rat geben, sich in einem Mannschaftssport zu engagieren. Was man da an Teamfähigkeit und Sozialkompetenz mitkriegt, ist für die persönliche Entwicklung unbezahlbar. Auch die vier Jahre in Meran bei den Black Devils haben mir viel gegeben. Ich blicke mit großer Dankbarkeit auf meine Handballzeit zurück.

In den letzten Jahren hat Brixen viel in auswärtige Spieler investiert. Ist diese Strategie zielführend?

Jeder Spieler will erfolgreich sein, und allen einheimischen Spielern ist bewusst, dass es einige Spieler von außen braucht, die die Mannschaft verstärken. In diesem Sinn war ich froh, dass Wieland die Mannschaft in den letzten Jahren verstärkt hat; wir hatten vor allem im Vorjahr eine wirklich gute Mannschaft, die auch dem Publikum viel Spaß bereitet hat. Mit dem neuen Tormann haben wir aber aus meiner Sicht einen Schritt zu viel gesetzt, denn damit nähert sich die Strategie jener der Bozner, die ja in den letzten Jahren immer mit viel Geld viele Spieler gekauft haben. Es sieht so aus, dass Brixen in der neuen Saison sechs oder gar sieben auswärtige Spieler verpflichtet – das ist aus meiner Perspektive zu viel. Fünf auswärtige Spieler – das ist für mich ein guter Mix, eine Grenze, die eine Mannschaft wie Brixen nicht überschreiten sollte – vor allem im Interesse der einheimischen Spieler. Der Vorstand will im Jubiläumsjahr – die Sektion Handball wird ja bald 50 – auf Druck Meister werden, und dafür kauft man Spieler ein und opfert den Kapitän. Dabei hätte die Mannschaft vom Vorjahr gute Chancen gehabt, Meister zu werden, wenn Corona nicht einen Strich durch die Rechnung gemacht hätte.

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FUSSBALL Feltrin wird Millander

z Der ASV Milland rüstet sich für die kommende Saison und schlägt derzeit auf dem Transfermarkt zu: Nicht nur der Klausner Allrounder Willi Hvala, der Eppaner Stürmer Franz Tschimben, Rückkehrer Andreas Gschnitzer und der Raasner Daniel Prader stoßen in der kommenden Saison zur gelbschwarzen Landesligamannschaft, sondern auch der weit über die Brixner Fußballgrenzen hinaus bekannte Alex Feltrin. Der Stürmer fungierte letzthin als Spielertrainer beim ASV Albeins und führte diesen von der 1. Amateur- in die Landesliga. Den Trainerposten hängt der Familienvater nicht ganz an den Nagel; er wird nämlich auch eine Jugendmannschaft der Gelbschwarzen unter seine Fittiche nehmen. Trainiert wird die erste Mannschaft von Siegmar Pfeifhofer, der bisher für die Millander Jugend zuständig war. Der ASV Milland beendete die coronabedingt abgebrochene Saison auf dem sechsten Tabellenplatz. eh

F&S Freizeit & Sport

z Er ist Skilehrer, Skitrainer und Physiotherapeut: Der Brixner Fabian Rabl, „Baujahr“ 1985, vereint somit gleich mehrere Eigenschaften, die jungen Skiathleten zum Erfolg verhelfen können. Dies hat auch der Südtiroler Skiverband (FISI) erkannt und den Brixner prompt für den Mädchen-Landeskader engagiert. Rabl ist beim Sommertraining der Südtiroler Skinachwuchshoffnungen vor Ort und vormittags auf der Piste als Co-Trainer tätig. Am Nachmittag kümmert er sich als

SKI ALPIN Skiverband setzt auf Brixner Können

ausgebildeter Physiotherapeut um die Wehwehchen der jungen Talente. „Wenn ein Athlet Probleme hat, versuche ich zu eruieren, ob das Fortsetzen des Trainings sinnvoll oder ob eine Pause fällig ist. Gleichzeitig versuche ich, den Schmerz zu therapieren“, so Rabl. An die 55 Trainingstage wird Rabl mit der Juniorenkategorie der Jahrgänge 2004 bis 2000 absolvieren – gemeinsam mit dem Mädchen-Cheftrainer Florian Runggaldier: „Wir trainieren in Blöcken von bis zu maximal zehn Tagen. Heuer geht es anfangs zum Training auf das Stilfser Joch, und im Herbst sind dann weitere Einheiten auf den hiesigen Gletschern und Skigebieten geplant“, so Rabl. Im Winter ist er als Skilehrer auf der Plose und als Trainer des Trainingszentrums Eisacktal tätig. Neben Rabl setzt die FISI auch noch auf weiteres Brixner Know-How: Die Brixnerin Sabrina Tavella, Marketingexpertin und ebenfalls Skitrainierin, kümmert sich um das Marketing im Verband. Tavella war zuvor unter anderem beim Deutschen Skiverband tätig. eh

kurz

notiert

Der Freizeit-Hockeyverein HC Tigers feiert heuer sein 15-jähriges Bestehen. Die Mannschaft wurde 2005 gegründet und spielt in der SAHL, der „Southtyrol Amateur Hockey League“. Bekannt ist der Freizeitverein auch durch seinen stets gut besuchen Stand am Brixner Altstadtfest. Der Oberligist SSV Brixen holt sich für die kommende Saison Verstärkung: Neben dem Defensivspieler Stefan „Steve“ Senoner aus Gröden kicken in der KlausSeebacher-Arena ab Herbst auch der Linksverteidiger Alex Demetz und der Stürmer Emanuele Bocchio für die Brixner Mannschaft. Die Brixner Triathletin Verena Steinhauser hat ihr Training in Pescara – unter strengsten Cortonavirus-Auflagen – wieder aufgenommen. Sie bereitet sich auf die Europacup-Rennen sowie auf die Team-Staffel-WM im September vor. Ihr Fokus liegt auf Olympia 2021.

NACHGEFRAGT „Ein neuer Weg“

PATRICK BONA, Hockeyspieler, über seine vor kurzem begonnene Aufgabe im Führungsausschuss des HC Pustertal Wölfe – und seine Intentionen als Sportfunktionär.

Herr Bona, Sie sind aktiver Spieler bei den Brixner Falcons, arbeiten dort in der Vereinsführung mit und sind seit kurzem auch bei den Pusterer Wölfen tätig. Sind Sie in Brixen nicht ausgelastet?

Ganz im Gegenteil! Ich kehre Brixen natürlich keinesfalls den Rücken, weder als Spieler noch als Vorstandsmitglied der Falcons. Mit den Pustertaler Wölfen verbinden mich 17 Jahre und über 800 Spiele, die wir zusammen auf dem Eis erlebten. Die Einladung aus Bruneck, im Vereinsmanagement und vor allem in der sportlichen Leitung mitzuarbeiten, ist für mich Ehre und Herausforderung gleichermaßen.

Welche Ziele setzen Sie sich für diese Saison?

Meine Mitarbeit bei den Brunecker Wölfen eröffnet auch für die Brixner Falcons neue Möglichkeiten, denn wir (ich spreche aus der Sicht der Falcons) streben die Zusammenarbeit mit anderen Vereinen an, um mit einem neuen Konzept die Perspektiven für unseren Nachwuchs zu verbessern. Unser Ziel ist es, Kräfte zu bündeln und Synergien zu erzeugen – insbesondere, was die Jugendarbeit zwischen Brixen und Bruneck angeht.

Wie wird Ihre Tätigkeit in Bruneck konkret aussehen?

Derzeit rechne ich damit, im Winter zwei- bis dreimal pro Woche in Bruneck zu sein. In den Sommermonaten beschränkt sich meine Arbeit vorwiegend auf Schreibtischjobs, die ich überall machen kann. Etwas vereinfacht gesagt, werde ich als Bindeglied zwischen Trainer, Mannschaft und Vorstand fungieren. Das heißt, ich werde nicht unmittelbar im Training aktiv sein, sehr wohl aber in der Suche nach Spielern und in der Zusammenstellung der Mannschaft.

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HANDBALL Doch keine Junioren-EM in Brixen

z Eigentlich sollte vom 2. bis 12. Juli 2020 in Brixen und Innsbruck die Europa-Handballmeisterschaft der U20 ausgetragen werden. Eigentlich – denn Corona machte diesem einmaligen Projekt zwischen Nord- und Südtirol einen Strich durch die Rechnung. Zunächst wurde eine Verschiebung auf Mitte August angedacht, dann aber haben die Veranstalter und die Europäische Handballföderation EHF das Event auf Jänner 2021 verlegt. Auch dieser Termin war aber alles andere als fix, wie OK-Chef Werner Wieland mitteilt. Am 4. Juni hat das Südtiroler Organisationskomitee, dem Werner Wieland, Ralf Dejaco, Stefan Leitner und Claudio Zorzi angehören, sich mit dem Tiroler Handballpräsidenten Thomas Czermin und Markus Burger vom Organisationskomitee Innsbruck getroffen, um gemeinsam eine Lösung zu finden. Dafür wurde auch Rücksprache mit dem Österreichischen Handballbund (ÖHB), der Federazione Italiana Giuoco

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Handball (FIGH) und dem Amt für Sport gehalten. „Wir haben beschlossen, uns als Organisatoren zurückzuziehen, da wir uns nicht in der Lage sehen, für das finanzielle Risiko der Veranstaltung Garantien zu geben. Darüber haben wir die EHF dann in Kenntnis gesetzt, die am 26. Juni eine endgültige Entscheidung über ein neues Bewerbungsverfahren oder auch eine endgültige Absage treffen wird“, so Wieland. Beppe Tedesco, Trainer der Nationalmannschaft U20 und seit jeher ein Freund und Bewunderer Brixens, gibt die Hoffnung aber noch nicht auf: „Ich hoffe wirklich inständig, dass wir diesen ‚momento magico‘ ein anderes Mal in Brixen erleben dürfen“. jb

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RADSPORT Neuer Radweg

z Seit kurzem gibt es eine neue ausgewiesene Radstrecke, die von Brixen nach Villnöss führt. Der knapp 20 Kilometer lange Track startet in der Fischzucht, wo Radler von auswärts auch ihr Auto parken können. Über den Radweg geht es nach Albeins – und von dort aus kann man zwischen zwei Varianten wählen: Die erste Variante führt vom Dorfzentrum von Albeins auf dem Weg Nr. 9 in Richtung Teis nach St. Peter mit Ankunft in St. Magdalena auf 1.350 Metern. Die Strecke führt durch einen urigen Wald auf Schotterstraßen und später auf einem schmalen, aber geteerten Weg weiter. Der erste Abschnitt dieser Variante ist etwas steil und langatmig, weshalb die Strecke vor allem für E-Biker geeignet ist. Variante zwei führt ebenfalls von Albeins auf dem Bahntrassenradweg Richtung

Foto: Manuel Kottersteger

Villnösser Haltestelle, dann Anstieg nach Nafen (806 m), nach Teis und weiter nach St. Peter; Endstation ist auch hier die Waldschenke in St. Magdalena. Von dort aus kann das Wegenetz zu den urigen Almhütten in Villnöss erschlossen werden. Geradelt wird auf Schotter- und Waldwegen, aber auch auf geteerter Straße. Es handelt sich hierbei um einen mittelschweren Weg, den man ohne, aber besonders leicht auch mit E-Bike befahren kann. Die Monate zwischen Mai und Oktober eignen sich am besten für diese Radtour, die durch eine wunderschöne Landschaft zu imposanten Bergen führt. BikerEhrensache dabei ist, sich auf den Wegen fair und korrekt zu verhalten: Wanderern den Vorrang lassen, auf andere Wegenutzer achten und keinen Müll hinterlassen. Die Beschilderung des Radweges ist allerdings erst für kommenden Herbst geplant. eh

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FORSCHUNGSPROJEKT „BIODIVERSITÄTSMONITORING SÜDTIROL“ „Aha, ein Turmfalke!“

Wissenschaftler der Europäischen Akademie Bozen (EURAC) untersuchen und dokumentieren fünf Jahre lang, wie es um die Vielfalt von Flora und Fauna in Südtirol bestellt ist. 320 verschiedene Standorte hat man dafür ausgesucht – unter anderem auch einen schmalen Grünstreifen in der Schwesternau. Schon die ersten Ergebnisse verblüffen.

Da, ein Opportunist, der Rabe. Und ... aha, ein Turmfalke!“ Unterhält man sich mit Andreas Hilpold auf der Straße in der Schwesternau über das Forschungsprojekt mit dem wissenschaftlich sperrigen Titel „Biodiversitätsmonitoring Südtirol“, unterbricht er sich selber mehrfach, wenn eines seiner Forschungsobjekte gerade hinter, über oder neben der Gesprächspartnerin vorbeifliegt. Der Biologe, der das Projekt koordiniert, hat ein geschärftes Ohr und erkennt die Vögel an ihrem Gesang oder Gezwitscher, den Raben wohl eher an seinem Krächzen und den rötlichbraunen Turmfalken und dokumentieren, wie es um die Vielfalt von Fauna und Flora in Südtirol bestellt ist. Insgesamt sechs unterschiedliche Lebensräume nehmen die Forscher genauer unter die Lupe: Wiesen und Weiden; Obstanlagen, Weinberge und Äcker; Wälder, Feuchtgebiete und alpine Lebensräume. Und natürlich dürfen auch die Städte, also menschliche Siedlungsbereiche, nicht fehlen.

Schmetterlings-Mythos entlarvt! Wer glauben sollte, in Städten sei wenig an biologischer Vielfalt zu finden, wird an dem schmalen und 50 Meter langen Wiesenstück direkt neben der Guariento sofort Schmetterlinge, Heuschrecken und Käfer hängen, wenn er in Schlangenlinien mit seinem feinmaschigen, weißen Kescher durch das Gras und die Hecke fährt. Der Entomologe und Schmetterlingsspezialist sei immer bereit für einen Sprint, wenn ein Schmetterling seinen Weg kreuzt – so charakterisiert Elia Guariento sich selber. Im Moment ist er langsam unterwegs. Behutsam hält er zwischen Daumen und Zeigefinger einen gerade eingekescherten „Pieris rapae“, zu Deutsch einen kleinen Kohlweißling, und er entlarvt umgehend einen Mythos aus Kinderzeiten: „Man kann einen Schmetterling schon anfassen und

„Wenn eine Grünfläche schlampig, unaufgeräumt und die Wiese hochgewachsen ist, ist das für die Natur fantastisch – ein kleiner Platz für Wildnis,

mitten in einer Stadt“ _Andreas Hilpold, Senior Researcher der EURAC

an seinem Ruf, spätestens aber an seinem charakteristischen Flug über den Schulhof.

Ein kleines, unauffälliges Areal von 50 Metern in der Schwesternau, gegenüber den Schulen, hat das Team der EURAC-Forscher in Brixen ausgewählt. Es gehört zu einem der 320 verschiedenen Standorte in ganz Südtirol, an denen Wissenschaftler der Europäischen Akademie Bozen (EURAC) über fünf Jahre untersuchen Straße eines Besseren belehrt. Um die 50 Pflanzenarten wachsen hier, vom Löwenzahn über Taubennesseln bis zum Hopfenklee: „Wenn dann noch eine Grünfläche schlampig, unaufgeräumt und die Wiese hochgewachsen ist, ist das für die Natur fantastisch – ein kleiner Platz für Wildnis, mitten in einer Stadt.“

Jetzt gerade ist dieser Wiesenstreifen zwar gemäht worden, dennoch bleiben im Netz von Elia festhalten, wenn man nicht zu fest drückt. Auch wenn er einzelne Flügelschuppen verliert, ist das für den Falter nicht weiter tragisch; wenn sie abgeflogen sind, haben sie oft leicht eingerissene oder ausgefranste Flügel. Das halten sie schon aus! Oft werden sie auch von Amseln angepickt, oder die filigranen Flügel werden beim Flug beschädigt.“ Schmetterlinge werden ohnehin nicht allzu alt: Einige Arten leben nur ein paar

Foto: Willy Vontavon

Tage, andere vielleicht ein paar Monate, dann ist es mit der zarten Pracht vorbei.

Südtirols Städte „ziemlich grün“. Das Projekt unter der Leitung von Ulrike Tappeiner, Professorin an der Uni Innsbruck und Leiterin des EURAC-Instituts für Alpine Umwelt, begann vor einem Jahr, und in den Städten, Dörfern und Industriezonen konnten bereits die ersten, für Laien erstaunlichen Ergebnisse ermittelt werden: So dokumentierten die Wissenschaftler bis zu 66 verschiedene wildwachsende Pflanzenarten im städtischen Raum. Zum Vergleich: Auf intensiv bewirtschafteten Wiesen waren es nur 35 Arten, in finsteren Buchenwäldern gar nur fünf, und im lichten Zirbenwald sind es 76 Arten, also nur zehn mehr als auf einem Wiesenstück mitten in der Stadt. Auch wenn dies die ersten Daten sind, so scheinen doch die Städte Südtirols ein hohes Maß an Biodiversität aufzuweisen, also im weitesten Sinne „ziemlich grün“ zu sein.

Auch für Vögel sind Städte zunehmend attraktiv. So leben in Bozen mittlerweile sogar Uhus

AUF DER SUCHE NACH KLEINSTEN LEBEWESEN: Elia Guariento, Julia Strobl und Andreas Hilpold in der Schwesternau

und Sperber. Andreas Hilpold vermutet, dass diese Vögel gezielt in die Städte einwandern, da sie dort Nahrung finden und der Mensch für sie mittlerweile keine Bedrohung mehr darstellt, nachdem der Uhu bis ins 20. Jahrhundert als Jagdschädling galt und zum Ende der 1930er Jahre in unseren Breitengraden nahezu ausgerottet war. Seit einiger Zeit aber gehören die typischen Rufe dieser Rieseneulen, die über einen Kilometer weit zu hören sind, sogar zum Sound der Südtiroler Städte. Das Zirpen der Fledermäuse. Für das menschliche Ohr unhörbar ist hingegen das Zirpen von Fledermäusen. Daher werden diese nachtaktiven „Flattermäuse“ über spezielle technische Vorrichtungen, sogenannte Batlogger, ausspioniert: Die unauffälligen kleinen Geräte nehmen die Ultraschall-Gesänge der Fledermäuse auf, anhand derer sie bestimmt werden können. Die Auswertung in Brixen läuft noch. Aber die Ergebnisse aus anderen Siedlungen Südtirols lassen erkennen, dass nach den Feuchtlebensräumen die Städte und Dörfer die höchste Aktivität von Fledermäusen aufweisen. In Albions entdeckten die Fledermausexperten Eva Ladurner und Florian Reichegger etwa die Weißrandfledermaus, die das Licht im Dunkeln sucht, und auch die lichtscheuen Mausohrfledermäuse, die lieber im Dunkeln bleiben. Acht verschiedene Fledermausarten und mindestens zehn verschiedene Vogelarten flattern, fliegen und kreisen in und über unseren Städten. Neben außergewöhnlichen Stadtmigranten wie dem Uhu sind es die Rauchschwalbe und der Italiensperling, die sich vorwiegend dort finden lassen, wo viele Menschen auf engem Raum zusammenleben. Nur bei den Schmetterlingen ist ein großer Unterschied zwischen Stadt und Land zu beobachten: In Siedlungsgebieten flattern gerade mal vier, auf Wiesen und Weiden sind es immerhin 15 verschiedene Arten. Dazu gezählt werden auch Heuschrecken und Käfer.

Grundsätzlich scheint sich zu bestätigen, dass sich eine hohe Anzahl von Pflanzenarten auch in einer höheren Anzahl an Tag-

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