8. September 2024, 10:30 Uhr
Großer Saal
8. September 2024, 10:30 Uhr
Großer Saal
Highlights in der Saison 2024–25
Mi, 13. Nov 2024, 19:30
Mittlerer Saal
Quatuor Mosaïques
Das legendäre Quatuor Mosaïques gastiert mit den meisterhaften letzten Quartettwerken Joseph Haydns und Franz Schuberts sowie dem ›Höllenquartett‹ von Joseph Wölfl im Brucknerhaus Linz.
Sa, 23. Nov 2024, 19:30
Mittlerer Saal
Hiemetsberger & Company of Music
Johannes Hiemetsberger und sein Vokalensemble Company of Music bringen Francis Poulencs mitreißende Kantate Figure humaine sowie Morton Feldmans Rothko Chapel auf die Bühne.
So, 1. Dez 2024, 11:00
Großer Saal
Radulović & Double Sens
Der serbische Geiger Nemanja Radulović und sein Ensemble Double Sens eröffnen mit ihrer unkonventionellen, frischen Herangehensweise neue Blickwinkel auf Bach und Beethoven.
Das Programm auf einen Blick
Im Zentrum des heutigen Festakts zur feierlichen Eröffnung des Internationalen Brucknerfestes Linz 2024 steht gewissermaßen die ›Geburtsstunde‹ des Sinfonikers Anton Bruckner: Fünf frühe Orchesterstücke aus seiner Lehrzeit beim Linzer Theaterkapellmeister Otto Kitzler vom Herbst 1861 bis zum Sommer 1863 machen die Traditionen hörbar, auf denen Bruckner sein kompositorisches Fundament errichtete und lassen zugleich erste Anklänge an das erkennen, was später darauf entstehen sollte.
Eingerahmt werden diese Werke durch zwei dem Anlass entsprechend feierliche Hommagen, eine aus Bruckners und eine aus unserer Zeit: Wilhelm Floderers Bruckner Hymne, die 1895 anlässlich der Gedenktafelenthüllung an Bruckners Geburtshaus in Ansfelden erklang und Johannes Berauers Auftragswerk InstAnt on, das in den Worten des Komponisten ein klingendes »Geburtstagsfotoalbum für den Jubilar« in Form von Schnappschüssen aller 11 Sinfonien darstellt.
Lisz Hirn | Festrednerin
Chorhaus Frohsinn
Linzer Singakademie
Hard-Chor Linz
Hard-Chor TNG – The New Generation
Alexander Koller | Einstudierung
Bruckner Orchester Linz
Markus Poschner | Dirigent
Karin Wagner | Moderation
Bundeshymne
Landeshymne
Europahymne
Begrüßung
René Esterbauer, Kaufmännischer Geschäftsführer der LIVA
Wilhelm Floderer 1843–1917
Bruckner Hymne CDur für gemischten Chor a cappella // 1886, 1894
Brucknerhaus-Debüt
Brucknerhaus-Premiere
Festansprache
Kulturstadträtin Doris LangMayerhofer
Festansprache
Vizebürgermeisterin Karin Hörzing
Anton Bruckner 1824–1896
Ouvertüre gMoll WAB 98 // 1862–63
Marsch dMoll WAB 96 // 1862
Festansprache
Landeshauptmann Mag. Thomas Stelzer
Anton Bruckner
Drei Orchesterstücke WAB 97 // 1862
Nr. 1 EsDur
Nr. 2 eMoll
Nr. 3 FDur
Festrede
Lisz Hirn
Johannes Berauer *1979
InstAnt on. A Symphonic Life in 11 Polaroids // 2024 [Uraufführung]
Ende des Festaktes ca. 12:30 Uhr
Die LiveÜbertragung des Konzerts ist ab 10.35 Uhr im ORF 2 Oberösterreich und auf ORF ON im Livestream zu sehen.
Wilhelm Floderer // Bruckner Hymne
Wenige Monate nachdem Anton Bruckner im März 1861 seinen privaten Unterricht in Musiktheorie beim Wiener Professor und Hoforganisten Simon Sechter abschließt, nimmt ein anderer, der in Bruckners Leben noch eine klingende Rolle spielen wird, seinen Unterricht bei eben diesem Simon Sechter am Konservatorium der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien auf. Der 1843 in Brünn geborene und damit im Vergleich zu Bruckner 18 Jahre jüngere Wilhelm Floderer macht bald nach Studienabschluss Karriere als Kapellmeister, arbeitet in Bukarest, Temeswar (Timișoara, Rumänien), Laibach (Ljubljana, Slowenien) und Wien, ehe er 1879 nach Linz kommt, wo er als Dirigent am Landständischen Theater sowie, in der indirekten Nachfolge Bruckners, für dessen Werke er sich mit Nachdruck und Erfolg einsetzt, als Leiter der Liedertafel Frohsinn wirkt. Neben seiner Tätigkeit als Dirigent und Lehrer macht er sich darüber hinaus einen Namen als Komponist von Liedern und Chorwerken, feiert aber auch mit seiner Oper Fernando (1887) sowie dem Einakter Gunther der Minnesänger (1906) Erfolge.
Musikalisch erweist er Bruckner nicht zuletzt mit seinem Chorwerk An Meister Bruckner auf einen Text des gemeinsamen Freundes Karl Kerschbaum die Reverenz, das am 15. April 1886 im Anschluss an ein Festkonzert im Linzer Volksgarten anlässlich des 41-Jahr-Jubiläums der Liedertafel Frohsinn zur Uraufführung kommt. Als neun Jahre später, am 12. Mai 1895, abermals eine Bruckner-Feier, diesmal die Gedenktafelenthüllung an dessen Geburtshaus in Ansfelden, die Aufführung eines entsprechenden Werkes nahelegt, greift Floderer vermutlich auf dieses Stück zurück –das Notenmaterial von An Meister Bruckner ist nicht erhalten, allein der Text ist überliefert –, dessen sieben Strophen er auf vier reduziert und um eine Einleitungsstrophe ergänzt, wobei er auch das in An Meister Bruckner enthaltene Bariton-Solo streicht und dem Werk den neuen Namen Bruckner Hymne verleiht: eine neue und doch eine »bekannte Bruckner-Hymne«, wie das Linzer Volksblatt im Anschluss an die Gedenktafelenthüllung wissend berichtet.
Wilhelm Floderer
Wilhelm Floderer auf dem Titelblatt des Mährisch-schlesischen Correspondenten vom 24. Februar 1887
Anton Bruckner // Ouvertüre g-Moll, Marsch d-Moll & Drei Orchesterstücke
Gerade hat er seine Studien bei Simon Sechter erfolgreich abgeschlossen, da begibt sich der bereits 37-jährige Anton Bruckner im Dezember 1861 erneut in die Rolle des Schülers. Anders als im Fall des arrivierten Professors Sechter fällt seine Wahl diesmal auf den mit 27 Jahren gerade zum 1. Kapellmeister des Landständischen Theaters in Linz berufenen Otto Kitzler. Und anders als der ›Fugendrechsler‹ Sechter ist Kitzler ein Praktiker im besten Sinne, der Bruckner hilft, aus seinen inzwischen fundierten Theoriekenntnissen nun auch kreatives Kapital zu schlagen. Kitzler ebnet seinem Schüler dabei nicht nur anhand ausgewählter Klaviersonaten Ludwig van Beethovens den Weg zur mehrsätzigen Form, er macht ihn auch mit den Partituren klassischer Meister bis hin zu den neuesten Werken Franz Liszts und Richard Wagners vertraut. In dieser Hinsicht besonders prägend für Bruckner wird das Erlebnis der Linzer Erstaufführung von Wagners Tannhäuser durch Kitzler am 13. Februar 1863. Bruckner, der in den Monaten vor und nach der Premiere die »Neuheit der Instrumentation« (Kitzler) gründlich studiert, wagt sich in dieser Zeit erstmals selbst an die Komposition großbesetzter Instrumentalwerke. Die am 22. Jänner 1863 abgeschlossene Ouvertüre g-Moll WAB 98, der zwischen dem 2. September und 12. Oktober 1862 entstandene Marsch d-Moll WAB 96 und die im unmittelbaren Anschluss daran bis zum 16. November fertiggestellten Drei Orchesterstücke WAB 97 lassen dabei trotz ihres Studiencharakters den harmonischen Reichtum und die melodische Erfindungsgabe des späteren Sinfonikers erahnen.
Im ersten Werk skizziert Bruckner eine Art Ouvertüren-Blaupause, die schulmäßig die kompositorische Form absteckt. Durchaus selbstbewusst hebt dabei die Einleitung mit einem kraftvollen Tutti-Oktavsprung an, lässt diesem Ausrufezeichen aber sogleich ein Fragezeichen in Form einer Cellomelodie folgen, deren expressive Harmonik deutlich den ersten Einfluss Wagners hörbar macht. Das folgende Allegro entwickelt sich um ein schlichtes Quartmotiv, von dem aus sich ein Sonatensatz »in
Anton Bruckner
Ouvertüre g-Moll, Marsch d-Moll & Drei Orchesterstücke
Anton Bruckner Ouvertüre g-Moll, Marsch d-Moll & Drei Orchesterstücke
Bruckner-Rhythmus (4.9., S. 10 & 14)
Sextole Folge von sechs Noten, die im Zweiertakt dieselbe Dauer wie vier Noten einnehmen
Quintole (4.9., S. 14)
Sextole und Viertel (8.9., S. 8); bitte im PH wie folgt: Sextolennotenzeichen = Viertelnotenzeichen
Weberschem Schwung« (Wolfram Steinbeck) mit flirrenden Tonleiterkaskaden und markanten TuttiBlöcken fortspinnt. Dem lyrischen zweiten Thema folgen eine knappe Durchführung und eine ebenso schlichte Reprise, ehe die harmonisch kühne Coda vielleicht am deutlichsten die reife Tonsprache des späteren Sinfonikers antizipiert. Während der einige Monate später entstandene Marsch, dessen schablonenhafte Form und dichte, zuweilen fast überfrachtet wirkende Instrumentierung den Charakter eines Studienwerkes deutlich offenbaren, nur vereinzelt Anzeichen des spezifischen ›BrucknerTones‹ aufweist, zeigen die drei kurzen, allesamt dreiteilig nach dem Schema A–B–A aufgebauten Orchesterstücke einen bereits versierten Komponisten, der sich anhand traditioneller Formen zum eigenen Idiom vorantastet. So scheint in den einleitenden Violinen-Sextolen des ersten Stücks in Es-Dur, über denen sich eine lyrische Hornmelodie erhebt, bereits der Keim für die eröffnenden Klangflächen späterer Sinfonien gelegt. Der Beginn des e-Moll-Stücks verweist mit seiner Dreiklangsbewegung der Bässe und der chromatisch gefärbten Melodie der Oboe hörbar auf Beethovens ›Sturm‹-Sonate Nr. 17 d-Moll, deren Form Bruckner bei Kitzler studiert hat. Innerhalb der Trias stellt das dritte Stück in F-Dur mit seiner differenzier teren Behandlung der Bläserstimmen und seiner von rhythmischen Zwischentönen belebten Motivik das handwerklich ausgefeilteste dar.
Die an die Ouvertüren Carl Maria von Webers erinnernden fanfarenartigen Mittelstimmen und ein spannungsvoll inszenierter Dialog der Formteile lassen schon erahnen, zu welchen Höhenflügen dieser ›späte Schüler‹ schon bald nach seiner Lehrzeit ansetzen wird.
Am 10. Juli 1863 erklärt Kitzler Bruckners Studien für beendet. Dieser, so berichtet es sein Biograf August Göllerich, führt »seinen ›Professor‹ mit Frau im Triumphe nach dem idyllisch am Waldessaum gelegenen [Gasthaus] ›Jäger am Kürenberg‹ bei Linz, wo bei solennem Mahle der ›Freispruch‹ erfolgte«.
Andreas Meier
Johannes Berauer // InstAnt on.
A Symphonic Life in 11 Polaroids
Die Komposition entstand im Auftrag des Brucknerhauses Linz zur Eröffnung des Internationalen Brucknerfestes im Bruckner-Jahr 2024, dem 200. Geburtsjahr des großen oberösterreichischen Komponisten. InstAnt on soll ein Geburtstagsfotoalbum für den Jubilar darstellen. 11 PolaroidSchnappschüsse aus seinem sinfonischen Leben, aufgefädelt auf einem ›Roten Faden‹. Polaroids sind Momentaufnahmen (InstantFotografien). Weit über 100 Jahre sind seit ihrer Aufnahme verstrichen. Die fiktiven Fotografien sind daher teils vergilbt, teils verschwommen oder verfremdet. Das heißt, man kann die Fragmente der jeweiligen Sinfonien auf den Schnappschüssen mal mehr und mal weniger deutlich ausmachen.
Die Komposition wird eingeleitet mit der berühmten Modulation aus der Sinfonie Nr. 5, die seit Jahren im Brucknerhaus als Pausensignal in Verwendung ist.
Die Anfangstextur aus der Sinfonie Nr. 3 dient hier (in unterschiedlichen Gewändern) als der ›Rote Faden‹, auf dem die einzelnen Schnappschüsse aufgefädelt werden. Oder musikalisch gesprochen als Überleitung von einer zur nächsten Miniatur, stellvertretend für Bruckners typische Anfangstextur, mit der fast jede seiner Sinfonien beginnt. Zu Beginn wird, ebenso typisch für Bruckner, über die Anfangstextur zudem das Material der Komposition vorgestellt. Hier der ›Anton-Bruckner-Akkord‹ in Grundform und Umkehrung.
Johannes Berauer InstAnt on. A Symphonic Life in 11 Polaroids
Sinfonie f-Moll
Ein kleines unscheinbares Streicherthema wird hier zum Solo. Umgeben von sphärisch hohen Streicherklängen. Wie ferne Erinnerung an die Studienzeit und die aufkeimende Vision vom großen Sinfoniker.
Sinfonie 0 gilt nicht. Daher ist sie auch nur mit einem kurzen Originalzitat von Anfang und Ende abgebildet.
Dieses Bild verwendet eine Vielzahl an Themen und Schnipseln aus dem 1. Satz der 1. Sinfonie. Es ist also eine Collage in der Collage. Die Viertelbegleitung und das erste Thema des Kopfsatzes sind in vertauschten Registern neu instrumentiert und entwickeln sich hin zum ersten großen ›Bruckner’schen‹ Tutti.
AB-Pitch-Set
Die Töne A und B stehen stellvertretend für den Namen Anton Bruckner, Harmonien ergeben sich aus den Tönen A–B–C–E (Anton Bruckner).
Das Scherzo-Thema im Bigband-Style. Stark rhythmisiert. Die Begleitung borgt sich Streichergirlanden aus dem 4. Satz der Fünften aus. Gemäß Bruckners Vorliebe für Umkehrungen ist jede Melodienote entweder mit dem AB oder dem gespiegelten AB-Pitch-Set harmonisiert. Anfangs dominiert von treibender rhythmischer Energie, franst die Musik nach und nach aus und mündet in einer ersten Apotheose. Der gläubige Bruckner blickt zum Himmel.
Am Ende der Komposition finden wir die Überlagerung von Polka und Choral, so wie auch in der Dritten. Die Koexistenz von Kirche und Wirtshaus. Der Choral erklingt hier aber in sphärischen Höhen und entschwindet ins Jenseits. Die beiden Musiken stehen in den Tonarten A und B und sind in der für Charles Ives typischen MultipleStrand-Technik miteinander verwoben. Das allerletzte Wort hat Bruckner im Original. Mit einem Zitat aus dem 4. Satz der Dritten.
Bruckner liebte die Technik der Verkleinerung und Vergrößerung. Letztere wurde hier ins Extreme weitergedacht – das berühmte sechstönige Hornmotiv der Vierten auf 1 Minute und 20 Sekunden gedehnt. Harmonisiert ist jeder Ton mit dem AB-Pitch-Set (Grundform und Spiegel, aufgebaut am jeweiligen Melodieton, sind dabei überlagert). Der daraus resultierende monumentale Orchesterklang imitiert die Wucht einer voll registrierten Orgel. Bruckner versinkt beim Improvisieren und Suchen in der massiven Klangwolke seiner Orgel.
Dieses Bild baut auf einer harmonischen Sequenz aus dem Adagio der Fünften auf. Bruckner lässt die Harmoniefolge je zweimal eine Quarte höher erklingen. Ich habe die Sequenz weitergesponnen und einmal komplett durch den Quintenzirkel laufen lassen. Bruckner war ja zuerst und vor allem als großer Orgelimprovisator berühmt. In der heutigen Zeit wäre er als improvisationsaffiner Musiker vielleicht Jazzpianist geworden. Dieses Bild würdigt ebendiese Facette Bruckners, in dem sich über den Streicherteppich ein improvisiert anmutendes Klaviersolo entfaltet.
Quintenzirkel Anordnung von zwölf Tonarten im Kreis, die jeweils eine Quinte (fünf Töne einer Tonleiter) voneinander entfernt sind
Dieses Bild ist ein Kommentar zum schwierigen Verhältnis Bruckners zu seinen Kritikern. Eduard Hanslick sprach beim Scherzo der 6. Sinfonie von »lauter unerklärlichen Gegensätzen«. Dies repräsentiert den konservativen und traditionalistischen Blick auf Musik, der in der damaligen Zeit interessanterweise im politischen Lager der Liberalen verbreitet war. Bruckners Musik wies natürlich in die Zukunft. Dieses Bild soll Hanslick vor Augen führen, was man mit heutigen Mitteln an Gegensätzen schaffen kann.
Johannes Berauer InstAnt on. A Symphonic Life in 11 Polaroids
Die Sinfonie Nr. 7 hat den wunderbarsten aller Anfänge. Eine Kathedrale öffnet ihre Pforten und lädt ein in einen von Bruckners eindrucksvollsten Klangräume, der ihm auch den langersehnten Durchbruch ermöglichte. Das aufsteigende Anfangsthema aus Quarten, Quinten und Dreiklang wird mehrmals überlagert und mündet in einem großen Quintenklang. Das weitere Thema bleibt zwar im Original, ist allerdings zwiespältig harmonisiert. Unabhängig von Erfolg und Misserfolg war Bruckner zeit seines Lebens sowohl von großer Gewissheit als auch starken Selbstzweifeln gegenüber seiner Arbeit geprägt.
Wir begeben uns mit Bruckner in die Wiener Salons. Die Musik hat einen leicht bitonalen Ballsaalflair. In die Textur hineingewoben findet sich ein WalzerThema von Johann Strauß (Sohn) von 1868, dem Jahr von Bruckners Ankunft in Wien. Bruckners Wunsch nach Anerkennung hat sich nicht oder nicht unbedingt erfüllt. Die Störtöne spiegeln hier die unerfüllten Erwartungen.
Bitonal auf zwei verschiedene Tonarten zugleich bezogen
Dieses Bild ist wie ein Gipsabdruck des berühmten Scherzos aus der Neunten. Das Negativ wurde mit neuen Tönen wieder befüllt, mit ABPitchSets harmonisiert und neu instrumentiert. Am Ende hören wir ein Piccolo-Solo in einer Art Miniapotheose, die das letzte Bild und somit auch den letzten Abschnitt in Bruckners Leben ankündigt.
Johannes Berauer
Bundeshymne der Republik Österreich
Text: Paula Preradović (1887–1951)
Land der Berge, Land am Strome, Land der Äcker, Land der Dome, Land der Hämmer, zukunftsreich!
Heimat großer Töchter und Söhne, Volk, begnadet für das Schöne, Vielgerühmtes Österreich. Vielgerühmtes Österreich.
Oberösterreichische Landeshymne Hoamatgsang
Text: Franz Stelzhamer (1802–1874)
Hoamatland, Hoamatland, di han i so gern!
Wiar a Kinderl sein Muader, a Hünderl sein Herrn.
Ode an die Freude
Text: Friedrich Schiller (1759–1805)
Freude, schöner Götterfunken, Tochter aus Elysium, Wir betreten feuertrunken, Himmlische, dein Heiligtum. Deine Zauber binden wieder, Was die Mode streng geteilt, Alle Menschen werden Brüder, Wo dein sanfter Flügel weilt.
Text: Karl Kerschbaum (1834–1905)
Es preiset unser rühmend Wort des Meisters kühnes Lied, das mit des Sieges Allgewalt in fernste Lande zieht.
Wie ist der Klang so schmeichelnd süß, wie einer Mutter Hand, wie woget dann der Töne Macht, als braust’ der Sturm durch’s Land!
Wie ist des Meisters Herz so mild, sein Sinn so rein, so schlicht!
Doch steht er als ein Fels im Meer, dran Feindes Brandung bricht.
Seh’ ich den alten Barden stehn so kühn, so unentwegt, da tönt mein Lied wohl hell und laut, dass es zum Himmel schlägt:
O Gott nimm Ihn in Deinen Schutz, sei Seiner Werke Hort, Sein Ruhm, Sein Name und Sein Lied erblüh’ und grüne fort.
Biografien
Festrednerin
Bekannt für ihre tiefgründigen philosophischen Ansätze und ihre leidenschaftliche Förderung des Dialogs zwischen verschiedenen Kulturen und Denktraditionen, zählt Lisz Hirn zu den einflussreichsten zeitgenössischen Stimmen Österreichs. Die 1984 geborene Philosophin studierte Geisteswissenschaften und Gesang in Graz, Paris, Wien und Kathmandu. Sie ist als Philosophin, Publizistin und Dozentin in der Jugend- und Erwachsenenbildung tätig sowie als freiberufliche Künstlerin an internationalen Kunstprojekten und Ausstellungen beteiligt.
Die Schwerpunkte ihrer philosophischen und wissenschaftlichen Arbeit liegen in der philosophischen Anthropologie, politischen Philosophie, interkulturellen Ethik und der philosophischen Praxis. Die im interkulturellen Dialog engagierte Philosophin, Obfrau des Vereins für praxisnahe Philosophie und Vorstandsmitglied der Gesellschaft für angewandte Philosophie (gap) war unter anderem als Gastlektorin an der Kathmandu University in Nepal tätig und hat an der Sophia University und an der Nihon University in Tokio sowie an der Universidad Nacional Mayor de San Marcos in Lima referiert. Außerdem unterrichtete sie 2015 an der École Supérieure Roi Fahd de Traduction in Tanger, Marokko. Als Fellow am Forschungsinstitut für Philosophie Hannover und als Residency Awardee am Adishakti Laboratory for Theatre Art Research in Tamil Nadu, Indien, hat sie ihren Einflussbereich erweitert. Seit 2014 lehrt sie am Universitätslehrgang Philosophische Praxis der Universität Wien und seit Herbst 2020 ist sie als Universitätslektorin am Institut für Architektur und Entwerfen (Forschungsbereich Wohnbau & Entwerfen) der Technischen Universität Wien im Einsatz.
In ihrem neuesten Buch Der überschätzte Mensch stellt sich Lisz Hirn der Frage: Was machen KI, Smartphone und ChatGPT mit uns als Menschen? Lisz Hirn entwirft einen neuen Ansatz: eine Anthropologie der Verletzlichkeit – für den Metamenschen zwischen Smartphone und ChatGPT.
Rund 150 Sänger:innen in drei Chören beleben seit 2016 das Chorhaus Frohsinn. Das historische Gebäude auf dem Linzer Pfarrplatz ist seit jeher Stammsitz der traditionellen Linzer Singakademie. 1845 wurde die Linzer Singakademie als Sängerbund Frohsinn gegründet und mehrere Jahre von Anton Bruckner geleitet, welcher zuvor auch als Bass im Chor gesungen hat. Mittlerweile sind zwei weitere Chöre eingezogen, darunter der renommierte Hard-Chor. Alexander Koller ist Gründer des weit über die Landesgrenzen hinaus bekannten Vokalensembles. Seit einigen Jahren leitet er auch die Linzer Singakademie. Als jüngster Neuzugang ist der Jugendchor Hard-Chor TNG – The New Generation im Chorhaus Frohsinn beheimatet. Er wird von Nicole Buchegger und Alexander Koller geleitet und hat sich in den letzten Jahren bereits auf verschiedenen Bühnen in Österreich präsentiert und einen Namen gemacht. Eine derart konzentrierte und breit aufgestellte Chorgemeinschaft im Chorhaus Froh-
sinn ist für Linz einzigartig. Viele Sänger:innen unter einem Dach zu bündeln und trotzdem die Identität der einzelnen Chöre zu bewahren, ist das zentrale Anliegen von Mastermind Alexander Koller.
Auf die BrucknerPflege wird bei den Chören des Chorhauses Frohsinn großes Augenmerk gelegt. Aber auch die Aufführung zeitgenössischer Chorliteratur von Eric Whitacre, Ola Gjeilo, Arvo Pärt, Morten Lauridsen und Caroline Shaw bis zu oberösterreichischen Komponisten wie Balduin Sulzer, Rudolf Jungwirth, Christoph Herndler, Gunter Waldek und Thomas Mandel steht im Fokus. Sir Karl Jenkins Chor-Orchesterwerk One World wurde unter Mitwirkung des Hard-Chors 2023 im Brucknerhaus Linz uraufgeführt. Auftritte führten die Chöre unter anderem in den Musikverein Wien, den Salzburger Dom, nach Riga, Warna und weit über die Grenzen Österreichs hinaus, beispielsweise in die Kathedrale von Mexiko City.
Das Bruckner Orchester Linz (BOL) zählt zu den führenden Klangkörpern Mitteleuropas, blickt auf eine mehr als 200-jährige Geschichte zurück und trägt seit 1967 den Namen des Genius loci. Das BOL ist Botschafter Oberösterreichs und seines Namensgebers auf Konzertpodien weltweit und nimmt im Linzer Musiktheater seine Aufgaben als Orchester des Landestheaters wahr. Seit dem Amtsantritt von Markus Poschner als Chefdirigent vollzieht das BOL einen weithin beachteten Öffnungsprozess, der neue Formate generiert, unerwartete Orte aufsucht, in der Vermittlung überraschende Wege findet und vor allem für künstlerische Ereignisse in einer unnachahmlichen Dramaturgie sorgt. Das BOL wurde beim Österreichischen Musiktheaterpreis 2020 als »Bestes Orchester« und 2024 mit dem ICMA Special Achievement Award für die Gesamteinspielung der Bruckner-Sinfonien in allen Fassungen unter Markus Poschner ausgezeichnet.
Dirigent
Seit seinem Antritt als Chefdirigent des Bruckner Orchester Linz 2017 begeistern Markus Poschner und das BOL Publikum und Presse gleichermaßen. Seine Vision, in der Bruckner-Interpretation eigene Wege zu gehen, gipfelte 2024 in der Auszeichnung mit dem renommierten ICMA Special Achievement Award für die Gesamteinspielung der Bruckner-Sinfonien. Markus Poschner gastiert regelmäßig bei sämtlichen Spitzenorchestern und Opernhäusern der Klassikwelt. Mit Wagners Tristan und Isolde – 2020 wurde er für eine Produktion dieser Oper am Musiktheater Linz als »Dirigent des Jahres« ausgezeichnet – eröffnete er die Bayreuther Festspiele 2022, eine Wiedereinladung folgte 2023. Von 2007 bis 2017 war Markus Poschner Generalmusikdirektor der Bremer Philharmoniker. Seit 2015 ist er zudem Chefdirigent des Orchestra della Svizzera italiana. Ab der Spielzeit 2025/26 wird er außerdem Chefdirigent des Sinfonieorchesters Basel.
Impressum
Herausgeberin
Linzer Veranstaltungsgesellschaft mbH, Brucknerhaus Linz, Untere Donaulände 7, 4010 Linz
René Esterbauer, BA MBA, Kaufmännischer Geschäftsführer
Redaktion
Andreas Meier
Biografien & Lektorat
Romana Gillesberger
Gestaltung
Anett Lysann Kraml, Lukas Eckerstorfer
Leiter Programmplanung, Dramaturgie und szenische Projekte
Mag. Jan David Schmitz
Abbildungen
S. Zolak (S. 2), Österreichische Nationalbibliothek, Wien (S. 7), Wien Museum (S. 9), F. G. Brody (S. 14), I. Prader (S. 19), P. Francán (S. 20–21), R. Winkler (S. 22), K. Kikkas (S. 23)
Programm, Termin und Besetzungsänderungen vorbehalten
LIVA – Ein Mitglied der Unternehmensgruppe Stadt Linz
Wir danken für Ihren Besuch und wünschen Ihnen ein schönes Konzert!
Mit unserer eigenen Hammerkopfproduktion entfesseln wir das volle tonliche Spektrum unserer Flügel und Klaviere –eine Kunst, die Leidenschaft, Erfahrung und Disziplin erfordert. www.bechstein-linz.de