24. & 25. September 2024, 19:30 Uhr
Alter Dom
24. & 25. September 2024, 19:30 Uhr
Alter Dom
Bruckners über einen Zeitraum von mehr als 50 Jahren. Von vielen seiner Frühwerke existieren außerdem verschiedene Fassungen, da Bruckner die Angewohnheit hatte, sie Jahrzehnte später nochmals intensiven Revisionen zu unterziehen.
Nigel Short und der von ihm gegründete
Tenebrae Choir stellen sich der Herausforderung, dieses umfangreiche Repertoire an zwei Abenden vollständig zur Aufführung zu bringen. Neben populären Werken wie dem »Locus iste« wartet darunter so manche Rarität auf ihre Wiederentdeckung.
Tenebrae Choir
James Sherlock | Orgel
Nigel Short | Leitung
Studierende der Anton
Bruckner Privatuniversität | Posaune
Annekatrin Flick | Violoncello
Anton Bruckner 1824–1896
»Pange lingua«. Hymnus CDur für vierstimmigen gemischten Chor a cappella WAB 31 Nr. 1 // 1835–37
»Tantum ergo«. Hymnus BDur für vierstimmigen gemischten Chor und Orgel WAB 41 Nr. 1 // 1846
Ave Maria. Offertorium F-Dur für siebenstimmigen gemischten Chor a cappella WAB 6 // 1861
»Ave Regina coelorum«. Marianische Antiphon für Singstimmen unisono und Orgel WAB 8 // um 1886
»Asperges« FDur für vierstimmigen gemischten Chor a cappella WAB 4 // 1843–44
Messe FDur ohne Kyrie und Gloria (für den Gründonnerstag –»Christus factus est« [I]) für vierstimmigen gemischten Chor a cappella WAB 9 // 1844
Herz Jesu-Lied BDur für Sopran, Tenor und BassSolo, vierstimmigen gemischten Chor und Orgel WAB 144 // um 1845/46?
Totenlied (I) EsDur für vierstimmigen gemischten Chor a cappella WAB 47 Nr. 1 // 1852
Am Grabe fMoll für vierstimmigen Männerchor a cappella WAB 2 // 1861
»Ecce quomodo moritur justus«. Responsorium gMoll für vierstimmigen gemischten Chor a cappella von Franz Joseph Aumann (1728–1797) mit Posaunensatz von Anton Bruckner WAB add 265 // 1878
»Os justi«. Graduale lydisch für vier bis achtstimmigen gemischten Chor a cappella WAB 30 Nr. 2 // 1879
»Inveni David« (II) lydisch für Singstimmen unisono und Orgel WAB 20 // 1879
Psalm 22 EsDur für Soli, vierstimmigen gemischten Chor und Klavier WAB 34 // um 1852
// Pause //
»Tantum ergo«. Hymnus DDur für vierstimmigen gemischten Chor a cappella WAB 32 // 1843
»Dir, Herr, dir will ich mich ergeben«. Choral ADur für vierstimmigen gemischten Chor a cappella WAB 12 // um 1844/45
»Tantum ergo«. Hymnus DDur für fünfstimmigen gemischten Chor und Orgel WAB 42 Nr. 1 // 1846
Ave Maria FDur für Altstimme und Orgel WAB 7 // 1882
»Tantum ergo«. Hymnus AsDur für vierstimmigen gemischten Chor und Orgel WAB 41 Nr. 2 // 1846
»O du liebes Jesu-Kind«. Lied FDur für Singstimme und Orgel
WAB 145 // 1845/46
Messe ohne Gloria [und Credo] (›Kronstorfer Messe‹) dMoll für vierstimmigen gemischten Chor a cappella WAB 146 // 1844
Entsagen. Kantate BDur für Sopran oder TenorSolo, vierstimmigen gemischten Chor und Orgel (oder Klavier) WAB 14 // um 1851
»Tantum ergo«. Hymnus ADur für vierstimmigen gemischten Chor und Orgel WAB 43 // 1844 oder 1845
Nachruf cMoll für vierstimmigen Männerchor und Orgel
WAB 81a // 1877
»In jener letzten der Nächte«. Choral fMoll für Singstimme und Orgel WAB 17 Nr. 1 // 1848
»In jener letzten der Nächte«. Choral fMoll für vierstimmigen gemischten Chor a cappella WAB 17 Nr. 2 // 1848
»Tantum ergo«. Hymnus BDur für vierstimmigen gemischten Chor a cappella WAB 41 Nr. 1 // 1846, rev. 1888
»Libera me«. Responsorium fMoll für fünfstimmigen gemischten Chor, drei Posaunen und Basso continuo (Violoncello und Orgel) WAB 22 // 1854
Konzertende ca. 21:30 Uhr
Anton Bruckner 1824–1896
»Pange lingua«. Hymnus CDur für vierstimmigen gemischten Chor a cappella WAB 31 Nr. 2 // 1891
In Sanctum Angelum custodem. Hymnus gMoll für vierstimmigen
Männerchor a cappella WAB 18 Nr. 2 // 1886
»Tantum ergo«. Hymnus AsDur für vierstimmigen gemischten Chor a cappella WAB 41 Nr. 2 // 1846, rev. 1888
»Virga Jesse floruit«. Graduale eMoll für vierstimmigen gemischten
Chor a cappella WAB 52 // 1885
»Salvum fac populum tuum«. FDur für vierstimmigen gemischten
Chor a cappella WAB 40 // 1884
»Veni creator spiritus«. Hymnus FDur für Singstimme(n) und Orgel WAB 50 // um 1884
»Tantum ergo«. Hymnus EsDur für vierstimmigen gemischten Chor a cappella WAB 41 Nr. 3 // 1846, rev. 1888
Ave Maria FDur für Sopran und AltSolo, vierstimmigen gemischten
Chor, Violoncello und Orgel WAB 5 // 1856
Zwei »Asperges« aeolisch bzw. FDur für vierstimmigen gemischten
Chor und Orgel WAB 3 Nr. 1 & 2 // 1843–45
Trauungs-Chor FDur für Soloquartett, vierstimmigen Männerchor und Orgel WAB 49 // 1865
Vor Arneths Grab fMoll für vierstimmigen Männerchor und drei
Posaunen WAB 53 // 1854
»Afferentur regi virgines post eam«. Offertorium F-Dur für vierstimmigen gemischten Chor und drei Posaunen WAB 1 // 1861
»Tantum ergo«. Hymnus EsDur für vierstimmigen gemischten
Chor und Orgel WAB 41 Nr. 3 // 1846
»Tenebrae«. Responsorium gMoll für vierstimmigen gemischten Chor a cappella von Franz Joseph Aumann (1728–1797) mit Posaunensatz von Anton Bruckner WAB add 268 // 1878
Totenlied (II) FDur für vierstimmigen gemischten Chor a cappella WAB 47 Nr. 2 // 1852
Psalm 114 GDur für fünfstimmigen gemischten Chor und drei
Posaunen WAB 36 // 1852
// Pause //
»Pange lingua« et »Tantum ergo«. Hymnus phrygisch für vierstimmigen gemischten Chor a cappella WAB 33 // 1868
»Tantum ergo«. Hymnus CDur für vierstimmigen gemischten Chor und Orgel WAB 41 Nr. 4 // 1846
»Vexilla regis«. Hymnus phrygisch für vierstimmigen gemischten Chor a cappella WAB 51 // 1892
»Tota pulchra es, Maria«. Antiphon phrygisch für TenorSolo, vierstimmigen gemischten Chor und Orgel WAB 46 // 1878
»Libera me«. Responsorium FDur für vierstimmigen gemischten Chor und Orgel WAB 21 // 1843–45
»Christus factus est« (III). Graduale dMoll für vierstimmigen gemischten Chor a cappella WAB 11 // 1884
In Sanctum Angelum custodem. Hymnus phrygisch für vierstimmigen gemischten Chor a cappella WAB 18 Nr. 1a // 1868
In Sanctum Angelum custodem. Hymnus eMoll für vierstimmigen gemischten Chor und Orgel WAB 18 Nr. 1b // 1868
»Locus iste«. Graduale CDur für vierstimmigen gemischten Chor a cappella WAB 23 // 1869
»Inveni David« (I). Offertorium f-Moll für vierstimmigen Männerchor und vier Posaunen WAB 19 // 1868
»Du bist wie eine Blume« FDur für gemischtes Vokalquartett a cappella WAB 64 // 1861
»Ecce sacerdos magnus«. Responsorium aMoll für vierstimmigen gemischten Chor, drei Posaunen und Orgel WAB 13 // 1885
Konzertende ca. 21:45 Uhr
Anton Bruckners vokales Sakralwerk
Anton Bruckner erhielt seinen ersten Musikunterricht von seinem Vater. Als Dorfschullehrer hatte dieser, wie damals üblich, an seinem Wirkungsort nicht nur für die allgemeine Schulbildung der Kinder zu sorgen. Darüber hinaus oblag es ihm, die Kirchenmusik zu übernehmen und auch weltliche Anlässe musikalisch zu begleiten. Nach dem frühen Tod des Vaters im Jahr 1837 wurde Anton Bruckner als Sängerknabe im Stift St. Florian nahe Linz aufgenommen, setzte dort seine musikalische Grundausbildung fort, ließ sich aber bald selbst zum Lehrer ausbilden. Es war ein Beruf, den Bruckners Vater und sein Großvater bereits ausgeübt hatten. Diese frühen Jahre von Bruckners musikalischer Sozialisation sind für das Verständnis seiner Persönlichkeit als Komponist kaum zu unterschätzen. Immerhin bis Mitte der 1850erJahre, da war er längst ein vielseitiger Musiker, arbeitete Anton Bruckner als Schullehrer. Und er erfuhr in dieser Funktion auch seine ersten kompositorischen Prägungen. In den vokalen Formen, die er seit jenen Tagen erprobte, hat Bruckner über Jahrzehnte hinweg immer wieder komponiert, teils hat er frühere Werke nach langer Zeit überarbeitet und noch Mitte der 1880erJahre entstanden weitere neue sakrale Vokalwerke.
»Pange lingua« – »Tantum ergo«
Seine erste erhaltene Komposition schrieb Bruckner möglicherweise bereits mit elf Jahren. Die genaue Entstehungszeit des »Pange lingua« WAB 31 Nr. 1 ist nicht bekannt. Es stammt wohl aus dem Zeitraum zwischen 1835 und 1837, als Bruckner bei Johann Baptist Weiß in Hörsching lebte, seinem Cousin und Firmpaten, bei dem Bruckner Orgelunterricht erhielt. Die Stimmführung von Bruckners früher Komposition weist ungeschickte Quint und Oktavparallelen auf, ein Fauxpas, der jemandem mit wenig Erfahrung im Generalbassspiel an der Orgel schon einmal unter
Anton Bruckners vokales Sakralwerk
laufen konnte, den aufs Papier zu bringen aber auf einen echten Anfänger hindeutet. Bruckner war eben kein Wunderkind. Damit konnte er leben. Dennoch bewahrte er seine frühen Kompositionen bis ins hohe Alter auf. Die Quint und Oktavparallelen und einige Terzverdopplungen in seinem CDurHymnus hat er allerdings wenige Jahre vor seinem Tod noch einmal korrigiert (»Pange lingua« WAB 31 Nr. 2). Mit dem »Pange lingua« hat Bruckner einen Text vertont, dem er sich im Laufe seines Lebens vor allem im Rahmen von »Tantum ergo«Kompositionen mehrfach gewidmet hat. »Tantum ergo« lautet der Beginn der vorletzten Strophe des »Pange lingua«. Die beiden Titel beziehen sich also im Grunde auf den gleichen Gesamttext, einen Thomas von Aquin zugeschriebenen Hymnus, dessen
Bruckners Handschrift der korrigierten zweiten Fassung des »Pange lingua« WAB 31 Nr. 2, 1891
Trochäus
zwei Silben mit Betonung auf der ersten
Verse aus ganz regelmäßigen vierhebigen Trochäen aufgebaut sind. Eine so klare Versgliederung schafft Ordnung, auch in der Vertikalen: Bruckner hat das »Pange lingua« ursprünglich als homophonen, also in allen Stimmen gleichförmig fortschreitenden Choral ver tont. Meist ist er in späteren Jahren bei der Besetzung für vierstimmigen Chor geblieben. Allerdings lässt er den Chorsatz in unterschiedlichen Grundtonarten funkeln und variiert ihn, wobei der schlichte Gestus seiner ersten Vertonung aufgrund der eingängigen Versstruktur des Textes in allen folgenden Versionen durchscheint.
Eine andere Welt als Bruckners zumeist vierstimmige »Tantum ergo« und »Pange lingua«Vertonungen eröffnet das Ave Maria für siebenstimmigen gemischten Chor a cappella WAB 6 aus dem Jahr 1861. Es ist das erste Stück, mit dem sich Anton Bruckner nach seinem sechsjährigen berufsbegleitenden Studium bei Simon Sechter wieder öffentlich als Komponist präsentierte. Auffällig gleich zu Beginn dieser fein gearbeiteten Motette ist die Teilung des Chors in eröffnende Ober und übernehmende Unterstimmen. Über die Harmonisierung des Wortes »Jesus« schließlich mit dem ganzen Chor genau in der Mitte des Textes schrieb die Linzer Zeitung vom 15. Mai 1861 wenige Tage nach der Uraufführung am 12. Mai im Alten Dom in Linz: »Prachtvoll klingt die Repetition ›Jesus‹ im feierlichen A dur Accord.« Sowohl den Fachleuten als auch dem Publikum dieser Uraufführung durch die Liedertafel »Frohsinn« zu deren Gründungsfest dürfte kaum entgangen sein, wie Bruckner in seinem Ave Maria Spannung erzeugt, wie er plötzlich Intensität schafft, indem er förmlich in den Chorklang hineinzuleuchten scheint; es ist eine der vielen prachtvollen Vokalkompositionen Bruckners, in denen er sich als Meister darin zeigt, ohne großen Aufwand, aber mit einem feinen Gespür für die passenden Mittel unaufdringliche Klang und Ausdruckswirkungen zu erzeugen, die für den Text, den Anlass der Entstehung sowie für die verfügbare Besetzung maßgeschneidert waren. Den beliebten Text des Ave Maria vertonte Bruckner nicht nur in seinem Offertorium von 1861, sondern auch in einer Version für Sopran und AltSolo, Chor, Violoncello und Orgel (WAB 5) sowie als bühnenhaftes Lied für Altstimme und Orgel (WAB 7).
Anton Bruckners vokales Sakralwerk
Weitere Mehrfachvertonungen –
»Asperges« und In Sanctum Angelum custodem
Sowohl das »Tantum ergo« und das Ave Maria als auch auch den »Asperges«Text vertonte Anton Bruckner in mehreren Versionen. Die drei »Asperges«Versionen aus den Jahren ab 1843 stammen wahrscheinlich noch aus Bruckners Zeit als Schulgehilfe in Kronstorf. Ähnlich wie teils beim »Tantum ergo« handelt es sich einerseits um Studienarbeiten, die aber andererseits auf die Verwendung in konkreten liturgischen Kontexten abgestimmt bzw. auf sie hin komponiert waren. Das »Asperges« FDur WAB 4 für Chor a cappella ist über weite Strecken als akkordischhomophoner Sprechgesang gesetzt, von dem sich die beiden Versionen WAB 3 schon durch die Besetzung mit Orgel klanglich abheben. Außerdem waren diese beiden Fassungen für die Fastenzeit gedacht und insbesondere das »Asperges« WAB 3 Nr. 2 hält sich in seiner zurückgenommenen Schlichtheit strikt an den damaligen Aufführungskontext. Die Vertonungen des In Sanctum Angelum custodem WAB 18 Nr. 1a und 1b entstanden 1868 und damit in einem für Bruckner entscheidenden Jahr, in dem er von Linz nach Wien übersiedelte und in dem er neuerlich an inhaltlich, stilistisch und in ihrer Gattung ganz unterschiedlichen Werken arbeitete: Vom Jänner 1868 stammt eine neuerliche Vertonung des »Pange lingua« (WAB 33). Im April hatte er das »Inveni David« für Männerchor und Posaunen WAB 19 komponiert. Am 9. Mai 1868 wurde Bruckners 1. Sinfonie noch in Linz uraufgeführt. Im Sommer schrieb er das In Sanctum Angelum custodem WAB 18 und das alles, während er schon seit dem Herbst des Vorjahres an der großen Messe in F für die Wiener Hofburgkapelle arbeitete – die Komposition stellte er am 9. September 1868 fertig. Die Fassung des In Sanctum Angelum custodem in gMoll für Männerchor a cappella WAB 18 Nr. 2 entstand im Jahr 1886.
Lange bevor Anton Bruckner Mitte bis Ende der 1860erJahre seine großen Messen in d, e und fMoll komponierte, hatte er bereits weitreichende Erfahrungen auf dem Gebiet der Messkomposition gesammelt. Seine erste Messe schrieb er, gerade 18jährig, im Jahr 1842 in Windhaag bei
Anton Bruckners vokales Sakralwerk
Freistadt, wo er als Schulgehilfe arbeitete. Gewidmet war diese Messe Anna Jobst, der Tochter einer Bäckerin. In der Besetzung für AltSolo, zwei Naturhörner und Orgel verrät diese Messe die wenigen musikalischen Amateur:innen, auf die sich Bruckner während seiner Zeit in Windhaag verlassen musste. Im Jänner 1843 wechselte Bruckner als Schulgehilfe von Windhaag nach Kronstorf bei Steyr. Dort entstanden zwei Messen jeweils für vierstimmigen Chor a cappella, in denen Bruckner auf engstem Raum die harmonischen Möglichkeiten auslotete, die ihm unabhängig vom begrenzten Ton und Tonartenvorrat der Naturhörner gegeben waren. Es sind kurze, reduzierte Messen, die für die Gegebenheiten einer Dorfkirche gedacht waren, die aber jeder und jedem, der an Sonn oder Festtagen einmal Gottesdienste auf dem Dorf erlebt hat, in Ton, Stimmung und Gestus sehr bekannt vorkommen dürften. Hört man diese Messen, so bekommt man eine Ahnung vom dörflichen Leben des 19. Jahrhunderts, das in all seiner Kargheit und teils Enge doch auch dem Schönen seinen Platz einzuräumen wusste. Bemerkenswert ist dabei nicht zuletzt die Aufführungssituation: Wo jede:r jede:n kannte, wusste man auch, wer in der Kirche musizierte, sodass Bruckners Messen in ihrer Kunstfertigkeit das Ihre dazu beigetragen haben dürften, die unter dem Dach der Kirche versammelte Dorfgemeinschaft als solche anzusprechen und auf subtile Art an deren Gemeinschaftsgefühl zu appellieren. Die Konstellation von Lehrer beziehungsweise Kirchenmusiker, Laienmusiker:innen und der Kirchengemeinschaft ist außerdem eines von mehreren Beispielen dafür, dass Anton Bruckner in seiner Doppelfunktion als Lehrer und Musiker schon früh mit einer ganz selbstverständlichen Anerkennung rechnen konnte, die ihm allerdings auf Dauer nicht genügte und die er sich Jahrzehnte später als Sinfoniker in Wien erst mühsam und gegen viele Widerstände erarbeiten musste.
Tod und Trauer I – Totenlieder, Am Grabe, Vor Arneths Grab
Zu den sakralen Gelegenheitswerken, die Bruckner noch vor seiner Zeit als Sinfoniker zu speziellen Anlässen oder für bestimmte Personen komponierte, gehören neben den frühen Messen unter anderem seine Grabund Totengesänge, wie sie bei Todesfällen in der Dorfgemeinschaft zu den üblichen ›Pflichtkompositionen‹ damaliger Schullehrer gehörten. Die
Bruckners vokales Sakralwerk
beiden Totenlieder WAB 47 Nr. 1 und 2 sind im Jahr 1852 in St. Florian entstanden, wo Bruckner seit 1845 für zehn Jahre als Lehrer arbeitete. Anders als vielfach üblich in Oberösterreich, komponierte Bruckner hier keine drei, sondern vierstimmige Totengesänge, wobei das Totenlied WAB 47 Nr. 1 in EsDur zu Beginn deutliche Ähnlichkeiten zum Anfang von Bruckners Vertonung des Psalms 22 aufweist, die ebenfalls in EsDur steht. Das Totenlied WAB 47 Nr. 2 ist in FDur gesetzt, Bruckners Komposition Am Grabe WAB 2 von 1861 steht hingegen in der düsteren Tonart fMoll – wie so viele Trauerkompositionen nicht nur Anton Bruckners. Den Tonartencharakteristiken früherer Zeiten zufolge war fMoll besonders gut dazu geeignet, tiefe Trauer und Totenklage darzustellen. Während die Totenlieder WAB 47 ebenso wie Bruckners Am Grabe mit Chor a cappella an der Bahre oder direkt am Grab gesungen werden konnten, handelt es sich bei Vor Arneths Grab WAB 53, das ebenfalls in fMoll steht, um eine Komposition für vierstimmigen Männerchor und drei Posaunen. Auch solche Posaunenchöre bildeten zu Bruckners Zeit eine übliche Besetzung für Trauermusiken im Rahmen von Begräbnisfeierlichkeiten. Die AequaleTradition, nach der ein Chor gleicher Instrumente zum Totengedenken spielt, hat etwas Pragmatisches: Posaunen beispielsweise lassen sich problemlos im Gehen oder Stehen spielen. Die Trauermusik war also bei Bedarf mobil. Die weichen, dunklen und ins Erhabene deutenden Klangfarben gerade der Posaunen aber ließen sich dramaturgisch wirkungsvoll auch mit den Farben der Chorstimmen kombinieren. Vor Arneths Grab ist ein Beispiel dafür, wie sich ein eher pragmatisch gestalteter Posaunensatz effektvoll in den tiefen Chorsatz fügt.
Die Psalmen 22 und 114
Einen der schönsten Psalmentexte der christlichen Überlieferung vertonte Bruckner mit dem – nach der Zählung der Septuaginta – 22. Psalm in EsDur für Soli, vierstimmigen gemischten Chor und Klavier WAB 34. Die besondere Besetzung mit Klavier zeigt Bruckner erneut als wendigen Tonkünstler, der sich mit unterschiedlichen Aufführungssituationen problemlos zu arrangieren wusste. Man kann sich gut vorstellen, wie er diesen Psalm gegebenenfalls in einem mit einem Flügel oder Klavier bestückten Gemeindesaal proben ließ. Wahrscheinlich ist der Psalm für ein Konzert
Anton Bruckners vokales Sakralwerk
in St. Florian möglicherweise im Jahr 1852 gedacht gewesen. Darauf deutet auch der deutsche Text hin, der in der Liturgie so nicht vorgesehen war. Bruckner stützte sich auf die AllioliBibel, bei der es sich um eine Übersetzung der Bibel ins Deutsche handelt, der der Papst die Druckerlaubnis gegeben hatte. Die erste Zeile des Textes, den Bruckner benutzte, »Der Herr regieret mich, und nichts wird mir mangeln«, ist bekannter in der Version der Lutherbibel, in der die Zeile beginnt mit »Der Herr ist mein Hirte«. Lautmalerisch lässt sich die Hirtenthematik in Bruckners Komposition am wiegenden Pastoralrhythmus im 12/8Takt wiedererkennen. Auffällig ist außerdem die wuchtige Stelle, an der über das Wandeln durch »Todesschatten« gesungen wird und schließlich die Gestaltung der Schlusszeile, die mehrfach wiederholt und apart harmonisiert wird –am Ende insistiert das Ensemble zart auf der mehrfach wiederholten »lange[n]« Zeit. Der Psalm 114 in GDur WAB 36 entspricht in der Besetzung mit Posaunen unter anderem mehreren von Bruckners Trauergesängen. Im Gestus ist diese PsalmVertonung allerdings eher pathetisch. Felix Diergar ten hat in seinem Buch über Bruckners Sakralmusik auf den autobiografischen Hintergrund dieses Stücks hingewiesen: Der Komponist war mit seiner Situation als Lehrer und Organist in St. Florian unzufrieden. Das schrieb er dem Widmungsträger der PsalmVertonung, Ignaz Assmayr, in einem Begleitschreiben von Ende Juli 1852 in deutlichen Worten. Liest man den Psalm, den Bruckner ausgesucht hatte, als zusätzlichen Ausdruck seiner biografischen Nöte, dann ist die Deutung nicht unplausibel, dass seine berufliche Frustration sich in Zeilen wie »Es umgaben mich die Schmerzen des Todes« oder »Trübsal und Schmerz fand ich« widerspiegelt. Dass in Versen wie »O Herr, erlöse meine Seele«, ob bewusst oder unbewusst, auch der Widmungsträger Assmayr angesprochen war, seines Zeichens Hofkapellmeister in Wien, trägt zusätzlich zum Pathos dieser unabhängig vom biografischen Kontext stilistisch außerordentlich reizvollen Komposition bei. Für die vielfach überlieferten Situationen, in denen Bruckner sich sozial ungeschickt oder mindestens unkonventionell verhielt, ist – sofern man ihr zustimmt – die autobiografische Lesart dieser prachtvollen und durchaus selbstbewussten Musik ein Beispiel. Ob Assmayr auf Bruckners Brief und Ver tonung antwortete, wissen wir nicht.
Anton Bruckners vokales Sakralwerk
Marienverehrung II – »Virga Jesse floruit«, »Afferentur regi virgines post eam « und »Tota pulchra es, Maria«
In den Kontext der katholischen Marienverehrung fallen außer den oben erwähnten Ave MariaVertonungen einige weitere von Bruckners Chorwerken, darunter die Marianische Antiphon »Ave Regina coelorum« WAB 8 in der überraschenden Besetzung für Singstimmen unisono und Orgel sowie das »Virga Jesse floruit« in eMoll für gemischten Chor a cappella WAB 52, das Bruckner zum 100jährigen Jubiläum der Diözese Linz komponierte – uraufgeführt wurde dieses Stück am 4. Oktober 1885 im Presbyterium des Mariendoms. Eigentlich zum Fest der heiligen Lucia am 13. Dezember 1861 uraufgeführt, wurde das »Afferentur regi virgines post eam« WAB 1 Jahrzehnte später erneut aufgeführt, und zwar am 25. März 1886 zum Fest Mariä Verkündigung. »Bruckners Werk«, so
Linzer Mariendom (Votivkapelle mit Kapellenkranz), Fotografie vermutlich aus der Bauphase vor 1880
Anton Bruckners vokales Sakralwerk
schreibt Felix Diergarten, »legte man mit Blick auf den Festtag großzügig als marianisch aus.« Eindeutig liegen dagegen die Dinge schon im Titel des »Tota pulchra es, Maria«, der phrygischen Antiphon für TenorSolo, vierstimmigen gemischten Chor und Orgel WAB 46 aus dem Jahr 1878.
Tod und Trauer II – »Tenebrae«, Nachruf, »Libera me«
Dass sich Anton Bruckner nicht zu schade war, auch noch mit über 50 Jahren und als Sinfoniker in Wien eher ›niedrigen Dingen‹ seine Aufmerksamkeit zu schenken, zeigt mindestens eine der beiden Posaunenbegleitungen, die er zu Chorsätzen von Franz Joseph Aumann geschrieben hat: Für das »Ecce quomodo moritur justus« WAB add 265 ist zum Posaunensatz Bruckners eigene Datierung vom 15. September 1878 überliefert. Mutmaßlich entstand der Satz während eines Sommeraufenthaltes in St. Florian. Es kann sein, dass Bruckner den Posaunensatz zum »Tenebrae«Responsorium WAB add 268 zur selben Zeit geschrieben hat. Uraufgeführt wurden beide Stücke wohl am Karfreitag des Jahres 1879 oder später. Der Nachruf in cMoll für Männerchor und Orgel WAB 81a ist kein klassisches Totenlied. Anlass für seine Komposition war die Enthüllung einer Gedenktafel am 28. Oktober 1877 für den Stiftsorganisten in St. Florian, Josef Seiberl, der am 10. Juni desselben Jahres verstorben war. Nach dem »Libera me« für gemischten Chor und Orgel FDur WAB 21, das noch aus der Kronstorfer Zeit stammt, hat Bruckner mit dem »Libera me« WAB 22 von 1854 eine gewichtigere Version vorgelegt. Das deutet sich schon in der Besetzung für fünfstimmigen gemischten Chor, drei Posaunen und Generalbassgruppe an. Aber auch die tragischtrauernde Tonart fMoll passt in den Kontext des Requiems, dem der Text entnommen ist. Das ungemein ausdrucksvolle Stück entstand Ende März 1854 in St. Florian. Bruckner hat es, wie auch Vor Arneths Grab WAB 53, zum Begräbnis von Michael Arneth geschrieben, der Bruckner nach dem Tod von dessen Vater im Alter von 13 Jahren als Sängerknaben in das Stift St. Florian aufgenommen hatte. Besonders schön ist am Ende die leise anhebende Vertonung der Zeile »Requiem aeternam dona eis Domine«. Dieses »Libera me« – wohl in einer Fassung mit zwei Tenor statt zwei Sopranstimmen – wurde auch beim Begräbnis Anton Bruckners am 15. Oktober 1896 in der Wiener Karlskirche gesungen.
Bruckners vokales Sakralwerk
Weite des Ausdrucks – »Christus factus est«, »Locus iste«, »Du bist wie eine Blume« ...
Bruckners Sakralschaffen ist bei Weitem nicht nur von seinen bekannten großen Messen geprägt. Und auch die beliebten Motetten »Christus factus est« WAB 11 oder das unverwüstliche »Locus iste« WAB 23 stellen in all ihrem gekonnten Klangzauber nur einzelne – wenn auch sehr schöne –Facetten von Anton Bruckners umfänglichem vokalen Sakralwerk dar. Wie weit die Spanne des Ausdrucks ist, über die Bruckner verfügte, deutet schon die Fülle der Anlässe an (von der Hochzeit bis zum Begräbnis), für die er komponierte. Eine kleine Welt für sich bilden die variantenreichen Besetzungen, Formen und Gattungen, in denen Bruckner experimentierte. In ihnen kommt eine schier grenzenlose rhetorische, stilistische und satztechnische Vielfalt zum Vorschein, die Bruckner nach all den Jahren seines Studiums und Schaffens beherrschte. Zum Ende der beiden Konzerte, die Bruckners kleinformatiger vokaler Sakralmusik gewidmet sind, sind erneut zwei Kompositionen zu hören, die in ihrem Kontrast beispielhaft für den Facettenreichtum von Bruckners Vokalmusik stehen können: »Du bist wie eine Blume« WAB 64 heißt die liebliche Vertonung eines beliebten Gedichts von Heinrich Heine. Wie das Ave Maria WAB 6 vom Beginn des ersten Konzerts ist auch das WAB 64 im Jahr
Stichvorlage (Kopistenhandschrift) des »Locus iste« WAB 23
Anton Bruckners vokales Sakralwerk
1861 wohl bald nach den Studien bei Sechter entstanden. Es ist ein dezentes Stück, in dem der Linzer Abendbote vom 18. Dezember 1861 kurz nach der Uraufführung einen »neue[n] Beweis von Pruckners [sic!] ungewöhnlicher musikalischer Begabung« fand. Das »Ecce sacerdos magnus« für Chor, Posaunen und Orgel WAB 13 spricht eine andere Sprache: Die dramatische Textausdeutung durch Bruckners Musik, die historisch weit auseinanderliegende Stilformen recht unvermittelt einander gegenüberstellt, ist ebenso wirkungsvoll wie einige große Intervallsprünge (Septimen, Oktaven), die die archaischen Anmutungen dieses besonderen Stücks noch unterstreichen. Zum 100jährigen Jubiläum der Diözese Linz 1885 komponiert, beginnt die Komposition im dreifachen Forte, geschrieben hat Bruckner diesen wuchtigen Beginn ursprünglich als Auftragskomposition für den Einzug des Bischofs. Bei den Feierlichkeiten am 4. Oktober 1885 kam sie jedoch schlussendlich nicht zum Einsatz und wurde zu Lebzeiten des Komponisten nicht mehr uraufgeführt.
Anton Bruckner
»Pange lingua«
Text: Thomas von Aquin // ca. 1225–1274
Übersetzung: Heinrich Bone
Pange, lingua, gloriosi
Corporis mysterium, Sanguinisque pretiosi, Quem in mundi pretium
Fructus ventris generosi
Rex effudit gentium.
»Tantum ergo«
Text: Thomas von Aquin
Übersetzung: Heinrich Bone
Tantum ergo sacramentum
Veneremur cernui:
Et antiquum documentum
Novo cedat ritui:
Praestet fides supplementum
Sensuum defectui.
Preise, Zunge, das Geheimnis dieses Leibs voll Herrlichkeit und des unschätzbaren Blutes, das, zum Heil der Welt geweiht, Jesus Christus hat vergossen, Herr der Völker aller Zeit.
Darum lasst uns tief verehren
Ein so großes Sakrament; Dieser Bund soll ewig währen, Und der alte hat ein End.
Unser Glaube soll uns lehren, Was das Auge nicht erkennt.
Ave Maria
Text nach Lk 1,28b & 42
Ave Maria, gratia plena, Dominus tecum; benedicta tu in mulieribus, et benedictus fructus ventris tui, Jesus.
Sancta Maria, Mater Dei, ora pro nobis peccatoribus, nunc et in hora mortis nostrae. Amen.
»Ave Regina coelorum«
Text: Marianische Antiphon
Ave Regina caelorum, Ave Domina Angelorum: Salve radix, salve porta, Ex qua mundo lux est orta:
Gaude Virgo gloriosa, Super omnes speciosa: Vale o valde decora, Et pro nobis Christum exora.
Gegrüßet seist du Maria, voll der Gnade, der Herr ist mit dir; du bist gebenedeit unter den Frauen, und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes, Jesus.
Heilige Maria, Mutter Gottes, bitte für uns Sünder, jetzt und in der Stunde unseres Todes. Amen.
Ave, du Himmelskönigin, Ave, der Engel Herrscherin.
Wurzel, der das Heil entsprossen, Tür, die uns das Licht erschlossen: Freu dich, Jungfrau voll der Ehre, Über allen Sel’gen hehre, Sei gegrüßt, des Himmels Krone, Bitt’ für uns bei deinem Sohne.
»Asperges«
Text: nach Psalm 51
Asperges me, Domine, hyssopo, et mundabor lavabis me, et super nivem dealbabor.
Miserere mei, Deus, secundum magnam misericordiam tuam.
Gloria Patri et Filio et spiritui sancto Sicut erat in principio et nunc et semper et in secula seculorum.
Amen.
Entsündige mich mit Ysop, dann werde ich rein; wasche mich, und ich werde weißer als Schnee.
Gott, sei mir gnädig nach deiner Huld, tilge meine Frevel nach deinem reichen Erbarmen.
Ehre sei dem Vater, dem Sohn und dem heiligen Geist, wie im Anfang, so auch jetzt und alle Zeit und in Ewigkeit.
Amen.
Text: Ordinarium Missae
I Graduale
Christus factus est pro nobis obediens usque ad mortem, mortem autem crucis.
Propter quod et Deus exaltavit illum et dedit illi nomen, quod est super omne nomen.
II Credo
Patrem omnipotentem, factorem coeli et terrae, visibilium omnium et invisibilium. Et in unum Dominum Jesum Christum,
Christus ward für uns gehorsam bis zum Tod, bis zum Tod am Kreuze. Daher hat ihn Gott über alle erhöht und ihm den Namen verliehen, der größer ist als alle Namen.
(Ich glaube an) den Vater, den Allmächtigen, der alles geschaffen hat, Himmel und Erde, die sichtbare und die unsichtbare Welt. Und an den einen Herrn Jesus Christus,
Filium Dei unigenitum, et ex Patre natum ante omnia saecula.
Qui propter nos homines et propter nostram salutem descendit de coelis.
III Offertorium
Dextera Domini fecit virtutem, dextera Domini exaltavit me. Non moriar, sed vivam, et narrabo opera Domini.
IV Sanctus
Sanctus, Sanctus, Sanctus
Dominus Deus Sabaoth. Pleni sunt coeli et terra gloria tua.
Hosanna in excelsis.
V Benedictus
Benedictus, qui venit in nomine Domini. Hosanna in excelsis.
VI Agnus Dei
Agnus Dei, qui tollis peccata mundi: miserere nobis.
Agnus Dei, qui tollis peccata mundi: miserere nobis.
Agnus Dei, qui tollis peccata mundi: dona nobis pacem.
Gottes eingeborenen Sohn, aus dem Vater geboren vor aller Zeit: Für uns Menschen und zu unserem Heil ist er vom Himmel gekommen.
Die Rechte des Herrn wirkt mit Macht, die Rechte des Herrn hat mich erhoben. Ich werde nicht sterben, sondern leben und die Taten des Herrn verkündigen.
Heilig, heilig, heilig Gott, Herr aller Mächte und Gewalten. Erfüllt sind Himmel und Erde von deiner Herrlichkeit.
Hosanna in der Höhe.
Hochgelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn. Hosanna in der Höhe.
Lamm Gottes, du nimmst hinweg die Sünde der Welt: Erbarme dich unser.
Lamm Gottes, du nimmst hinweg die Sünde der Welt: Erbarme dich unser. Lamm Gottes, du nimmst hinweg die Sünde der Welt: Gib uns deinen Frieden.
Herz Jesu-Lied
Text: Ernst Marinelli // 1824–1886
Aus allen Herzen Eines, Stillt aller Herzen Leid, Aus allen Herzen Eines Ist aller Herzen Freud.
Totenlied (I)
Text: Anonymus
O ihr, die ihr heut mit mir zum Grabe geht
Das Herz im Sakramente, Dies Herz in Fleisch und Blut, Dies Gottes Herz, ach kennte Die Welt dies höchste Gut!
Und bei meinem Leichnam jetzt versammelt steht, Heftet eure Sinn und Herzen nicht an diese Eitelkeit!
Sucht nur Gottes Reich und die Gerechtigkeit.
Am Grabe
Text: Ernst Marinelli
Brüder, trocknet eure Zähren, Stillt der Schmerzen herbes Leid, Liebe kann sich auch bewähren Durch Ergebungsinnigkeit.
Wohl ist dies das letzte Schauen
Auf die Leiche und den Sarg, Doch die Seele, die sie barg, Triumphiert durch Gottvertrau’n.
Drum lasst uns den Herren preisen, Der die Edelsten erwählt Und für uns, die armen Waisen, Auch den Himmel offen hält!
Wollen hier am Grab geloben
Treue, Recht und frommen Sinn, Dass der Selige dort oben, Hat sich unser Geist erhoben, Uns zum Vater führe hin.
24. September 2024
Franz Joseph Aumann
»Ecce quomodo moritur justus«
Text: Jacobus Gallus nach Jes 57,1–2 und Psalm 76,3
Ecce quomodo moritur justus et nemo percipit corde; et viri justi tolluntur, et nemo considerat.
A facie iniquitatis subblatus est justus;
Et erit in pace memoria eius.
In pace factus est locus eius, et in Sion habitatio eius.
Anton Bruckner
»Os justi«
Text: Psalm 37,30–31 und Psalm 88,21
Os justi meditabitur sapientiam: et lingua eius loquetur judicium.
Lex Dei eius in corde ipsius: et non supplantabuntur gressus eius.
Alleluia.
Inveni David servum meum, oleo sancto meo unxi eum.
Alleluia.
Siehe, wie der Gerechte stirbt und niemand nimmt es zu Herzen. Die Gerechten werden hinweg genommen und niemand bedenkt es.
Von dem Antlitz der Gottlosigkeit ist der Gerechte hinweg genommen und sein Andenken wird in Frieden sein.
In Frieden ward sein Ort, und seine Wohnung auf dem Zion.
Der Mund des Gerechten bewegt Worte der Weisheit und seine Zunge redet, was recht ist. Er hat die Weisung seines Gottes im Herzen, seine Schritte wanken nicht.
Halleluja.
Ich habe David, meinen Knecht, gefunden und ihn mit meinem heiligen Öl gesalbt.
Halleluja.
»Inveni David«
Text: Psalm 88,21–23
Inveni David servum meum, oleo sancto meo unxi eum. Manus enim mea auxiliabitur ei.
Et brachium meum confortabit eum. Alleluia.
Ich habe David, meinen Knecht, gefunden und ihn mit meinem heiligen Öl gesalbt.
Meine Hand nämlich soll ihm zu Hilfe sein.
Und mein Arm soll ihn stärken. Halleluja.
Psalm 22
Text: Biblia sacra von Joseph Franz von Allioli
Der Herr regieret mich, und nichts wird mir mangeln:
Auf einem Weideplatze, da hat er mich gelagert: am Wasser der Erquickung mich erzogen: meine Seele bekehret: mich geführt auf die Wege der Gerechtigkeit, um seines Namens willen.
Denn wenn ich auch wandle mitten im Todesschatten, so will ich nichts Übels fürchten, weil du bei mir bist. Deine Rute und dein Stab, die haben mich getröstet.
Du hast einen Tisch vor meinem Angesichte bereitet wider die, so mich quälen. Du hast gesalbet mit Öl mein Haupt: Und mein berauschender Becher wie herrlich ist er!
Und deine Barmherzigkeit folget mir all’ die Tage meines Lebens: Dass ich wohne im Hause des Herrn auf lange Zeit.
»Tantum ergo« siehe S. 22
»Dir, Herr, dir will ich mich ergeben«
Text: Ludwig Rudolph von Senfft zu Pilsach // 1774–1853
Dir, Herr, dir will ich mich ergeben, Dir, dessen Eigentum ich bin.
Nur du allein, nur du bist mein Leben
Und Sterben wird mir dann Gewinn.
Ich lebe dir, ich sterbe dir.
Sei du nur mein, so g’nügt es mir.
»Tantum ergo«
siehe S. 22
Ave Maria
siehe S. 23
»Tantum ergo«
siehe S. 22
»O du liebes Jesu-Kind«
Text: Anonymus
O du liebes JesuKind, Lass dich vielmals grüßen!
Alle Kinder, die hier sind, Fallen dir zu Füßen.
All um deine Liebe bitten, Die so viel für uns gelitten. Schenk uns deine Liebe!
Entsagen
Text: Oskar von Redwitz // 1823–1891
O Maria!
Du Jungfrau mild und hehr!
Du zogst mich, mutterlos, Zu deines Sohnes Ehr’, Die treu’ste Mutter groß!
Lehr’ mich auch nun ertragen
Den Willen meines Herrn, Gehorsam im Entsagen, Du des Gehorsams Stern!
Spiegel der Demut, Maria!
O Maria!
Du Quell der heil’gen Lieb’!
Nimm meine Lieb’ mir ab, Und der so treu sie gib,
Die schon den Ring ihm gab!
Text: Ordinarium Missae
I Kyrie
Kyrie, eleison. Christe, eleison. Kyrie, eleison.
II Sanctus
Sanctus, Sanctus, Sanctus
Dominus Deus Sabaoth. Pleni sunt coeli et terra gloria tua.
Hosanna in excelsis.
Nichts and’res mir gewähre, Als dass er glücklich sei!
Lass mir nur diese Zähre
Und steh’ mir tröstend bei, Mutter der Liebe, Maria!
O Maria!
Du starker Himmelsschild!
O deck’ ihn immerdar, Im lauten Schlachtgefild’, In heimlicher Gefahr!
Ich will nicht sein begehren, Doch ewig segn’ ich ihn; Mit deinen Engelheeren
O woll’ sein Haupt umzieh’n, Mächtige Herrin, Maria!
Herr, erbarme dich. Christus, erbarme dich.
Herr, erbarme dich.
Heilig, heilig, heilig
Gott, Herr aller Mächte und Gewalten. Erfüllt sind Himmel und Erde von deiner Herrlichkeit.
Hosanna in der Höhe.
III Benedictus Benedictus, qui venit in nomine Domini. Hosanna in excelsis.
IV Agnus Dei
Agnus Dei, qui tollis peccata mundi: miserere nobis.
Agnus Dei, qui tollis peccata mundi: miserere nobis.
Agnus Dei, qui tollis peccata mundi: dona nobis pacem.
Vereint bist, Töneheld und Meister, Mit jener hohen Schar der Geister, Die hier schon höh’res Dasein führen, Weil sie der Tonwelt Geist erspüren. Du hast aus buntem Tongewühle Gar oft in freiem Orgelspiele
»In jener letzten der Nächte«
Hochgelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn. Hosanna in der Höhe.
Lamm Gottes, du nimmst hinweg die Sünde der Welt: Erbarme dich unser.
Lamm Gottes, du nimmst hinweg die Sünde der Welt: Erbarme dich unser.
Lamm Gottes, du nimmst hinweg die Sünde der Welt: Gib uns deinen Frieden.
Text: Heinrich von der Mattig // 1827–1898
Mit Kunst gelenkt die Melodien Zu andachtsvollen Harmonien.
Drum mag’s im Orgelstrome brausen Und heut in Sturmakkorden sausen: Vergessen bleibst du nie hienieden; Du gabst uns Kunst, nun ruh’ in Frieden!
Text aus: Die heilige Passion, gefeiert in Liedern, Betrachtungen und Gebeten
In jener letzten der Nächte, Da ich am Ölberg gebetet, War ich von Blutschweiß gerötet,
Goss ihn in Strömen für dich: Weh! Und wer weiß, ob wohl je Du auch nur denkest an mich! Gesangstexte // 24. September 2024
»Tantum ergo«
siehe S. 22
»Libera me«
Text: Missa pro defunctis
Libera me, Domine, de morte aeterna, in die illa tremenda: quando caeli movendi sunt et terra: dum veneris iudicare saeculum per ignem.
Tremens factus sumego, et timeo, dum discussio venerit, atque ventura ira.
Dies illa, dies irae, calamitatis et miseriae, dies magna et amara valde.
Requiem aeternam dona eis, Domine: et lux perpetua luceat eis.
Befreie mich, Herr, vor dem ewigen Tod an jenem Tage des Schreckens, wenn Himmel und Erde wanken, wenn du kommst, die Welt durch Feuer zu richten.
Zittern befällt mich und ich fürchte mich, wenn die Rechenschaft naht und der kommende Zorn.
O jener Tag, Tag des Zorns, des Unheils und des Elends, Tag, so groß und so bitter.
Ewige Ruhe gib ihnen, Herr, und ewiges Licht leuchte ihnen.
Anton Bruckner
»Pange lingua«
siehe S. 22
Text: Robert Riepl // 1826–1871 (nach Orlando di Lasso)
Übersetzung: Georg Nowotny/Elisabeth Grünberg
Iam lucis orto sidere
Dignare, Custos Angele!
Mentis fugare nubila
Et alma ferre lumina;
Me recta prudens edoce, Ur exsequar me commone.
Fidus venis qui coelitus
Illuc redique nuncius!
Preces labores lacrimas
Ad Regis aulam perferas;
Donum clientis parvulum
Reddas Datori munerum.
Fuga ruant quum turbida
Mortalis aevi tempora:
Caduca fac me temnere, Aeterna semper quaerere, Ut heareat mens fervida
Sublimis inter sidera.
Schon bei Sonnenaufgang lass dich herbei, Schutzengel, trübe Gedanken zu vertreiben und das nährende Licht zu bringen!
Lehre mich klug das Richtige, damit ich das erreiche, ermahne mich! Zuverlässig kommst du vom Himmel und kehrst dorthin als Bote zurück.
Bringe die Gebete, Mühen und Tränen vor den Königshof; gib dem Geber der Gaben ein kleines Geschenk des Knechtes! In stürmischer Eile sollen die Zeiten des sterblichen Lebens dahinstürmen!
Lass mich das Vergängliche verachten und immer das Ewige suchen, damit mein hehrer Geist im Himmel bleibt!
Urgente pugna lugubri
Fortis paventi subveni;
Per mortis umbram dirige
Defende coram Judice
Laetaque de sententia
Fruar perenni gloria.
Amen.
»Tantum ergo«
siehe S. 22
»Virga Jesse floruit«
Text: Graduale der CommuneMesse an Marienfesten
Virga Jesse floruit:
Virgo Deum et hominem genuit: pacem Deus reddidit, in se reconcilians ima summis. Alleluia.
Wenn der Todeskampf bevorsteht, steh mir Bebendem kräftig bei!
Geleite mich durch den Todesschatten, verteidige mich vor dem Richter und aufgrund des Freispruchs möge ich ewigen Ruhm genießen!
Amen.
Das Reis aus Jesse erblühte:
Die Jungfrau gebar Gott und den Menschen. Gott schenkte Frieden, da er in sich das Niedrigste und das Höchste versöhnte. Halleluja.
Gesangstexte // 25. September 2024
»Salvum fac populum tuum«
Text: aus dem Te Deum
Salvum fac populum tuum, Domine, et benedic hereditati tuae.
Et rege eos, et extolle illos usque in aeternum.
Per singulos dies benedicimus te.
Et laudamus nomen tuum in saeculum, et in saeculum saeculi.
Dignare Domine die isto sine peccato nos custodire.
Miserere nostri Domine, miserere nostri.
Fiat misericordia tua Domine super nos, quemadmodum speravimus in te.
»Veni creator spiritus«
Rette dein Volk, o Herr, und segne dein Erbe; und führe sie und erhebe sie bis in Ewigkeit.
An jedem Tag benedeien wir dich und loben in Ewigkeit deinen Namen, ja, in der ewigen Ewigkeit.
In Gnaden wollest du, Herr, an diesem Tag uns ohne Schuld bewahren.
Erbarme dich unser, o Herr, erbarme dich unser.
Lass über uns dein Erbarmen geschehn, wie wir gehofft auf dich.
Text: Rabanus Maurus (lateinischer Hymnus aus dem 9. Jahrhundert)
Veni Creator Spiritus, mentes tuorum visita: Imple superna gratia
Quae tu creasti pectora.
»Tantum ergo«
siehe S. 22
Ave Maria
siehe S. 23
Komm, Schöpfer Geist, besuche die Herzen der Deinen; erfülle mit Gnade von oben die Herzen, die du geschaffen hast!
»Asperges«
siehe S. 24
Trauungs-Chor
Franz Isidor Proschko // 1816–1891
O schöner Tag, o dreimal sel’ge Stunde, Wo ich empfing das neue Sakrament, Wo Gottes Priester meine Hand gesegnet
Zum heiligen Bunde, den der Tod nur trennt.
Wollt ihr sanft wie Engel wandeln
Eure Bahn durch diese Zeit, Nehmt im Denken, nehmt im Handeln
Nur den Frieden zum Geleit!
Vor Arneths Grab
siehe S. 26 (Am Grabe)
»Afferentur regi virgines post eam«
Text: Offertorium der Missa pro Virgine et Martyre
Afferentur regi virgines post eam: proximae eius afferentur tibi in laetitia et exsultatione: adducentur in templum regi Domino
»Tantum ergo«
siehe S. 22
Zu dem König führt man Jungfrauen als sein Gefolge:
Ihre Nächsten führt man zu dir mit Freude und Jubel: in den Tempel des Königs, des Herrn.
»Tenebrae«
Text: aus den Responsorien der Karwoche
Tenebrae factae sunt dum crucifixissent Jesum Judaei. Et circa horam nonam exclamavit Jesus voce magna: Pater in manus tuas commendo spiritum meum et inclinator capite emisit spiritum.
Anton Bruckner
Totenlied
siehe S. 26
Psalm 114
Text: Psalm 114 der Vulgata
Alleluja!
Finsternis entstand, als die Juden Jesus gekreuzigt hatten. Und um die neunte Stunde schrie Jesus mit lauter Stimme: Vater, ich befehle meinen Geist in deine Hände!
Dann neigte er sein Haupt und gab den Geist auf.
Liebe erfüllt mich, weil der Herr die Stimme meines Flehens erhört hat, weil er sein Ohr zu mir neigte: Mein Leben lang werd ich ihn anrufen.
Es umgaben mich die Schmerzen des Todes, es trafen mich die Gefahren der Hölle, Trübsal und Schmerz fand ich: Da rief ich den Namen des Herrn an: O Herr, erlöse mein Seele! Barmherzig ist der Herr und gerecht: Unser Gott ist barmherzig. Der Herr bewahret die Kleinen: Ich war gedemütigt, und er half mir. Kehre zurück, meine Seele, in deine Ruh: Denn der Herr hat dir wohlgetan, denn er errettete meine Seele vom Tode, meine Augen von den Tränen, meinen Füße vom Falle.
Ich will gefallen dem Herrn im Lande der Lebendigen.
»Pange lingua«
siehe S. 22
»Tantum ergo«
siehe S. 22
»Vexilla regis«
Text: Venantius Fortunatus (lateinischer Hymnus auf das Kreuz Jesu Christi)
Vexilla regis prodeunt: fulget crucis mysterium, qua vita mortem pertulit et morte vitam protulit. Quae vulnerata lanceae mucrone diro, criminum ut nos lavaret sordibus, manavit unda, et sanguine Impleta sunt quae concinit
David fideli carmine, dicendo nationibus: regnavit a ligno Deus. Arbor decora et fulgida, ornata regis purpura, electa digno stipite tam sancta membra tangere. Beata, cuius brachiis pretium pependit saeculi: statera facta corporis, tulitque praedam tartari. O crux ave, spes unica, hoc passionis tempore piis adauge gratiam, reisque dele crimina. Te, fons salutis Trinitas, collaudet omnis spiritus: quibus crucis victoriam largiris, adde praemium. Amen.
Des Königs Fahnen ziehen voran, es erglänzt das Geheimnis des Kreuzes, an dem das Leben sich dem Tode übergab, und im Tod das Leben hervorbrachte. Der verwundet wurde durch der Lanze grausame Spitze; um von unserer Vergehen Schmutz uns reinzuwaschen, floss Wasser und Blut aus ihm heraus. Erfüllt hat sich, was besungen hat David in glaubwürdigem Lied; indem er den Völkern verkündigte: Vom Holz herab herrscht Gott.
Du herrlicher und ausgezeichneter Baum, geziert mit dem Purpur des Königs, auserwählt, mit würdigem Stamme so heilige Glieder zu berühren. Glückseliger, an dessen Ästen der Lösepreis der Welt hing; zur Waage des Leibes ist er geworden, und er entriss die Beute der Hölle.
Sei gegrüßt, o Kreuz, du einzigartige Hoffnung! Zu dieser Zeit des Leidens mehre den Heiligen die Gnade, vergib den Sündern ihre Schuld Dich, Quell des Heils, Dreifaltigkeit, lobe jeglicher Geist: Denen, die du mit des Kreuzes Sieg beschenkst, füg hinzu deinen Lohn. Amen.
»Tota pulchra es, Maria«
Text: christliches Gebet aus dem 4. Jahrhundert
Tota pulchra es, Maria. Et macula originalis non est in te.
Tu gloria Jerusalem.
Tu laetitia Israel.
Tu honorificentia populi nostri.
Tu advocata peccatorum.
O Maria! Virgo prudentissima.
Mater clementissima. Ora pro nobis.
Intercede pro nobis ad Dominum Jesum Christum.
Ganz schön bist du, Maria, und ein Flecken der Erbschuld ist nicht an dir.
Du bist der Ruhm Jerusalems, du die Freude Israels, du die Ehre unseres Volkes.
Du Fürsprecherin der Sünder.
Maria, du klügste der Jungfrauen, du mildeste der Mütter, bitte für uns, tritt ein für uns bei unserm Herrn Jesus Christus.
»Libera me«
siehe S. 32
»Christus factus est«
siehe S. 24 (Graduale)
Text: Robert Riepl (nach Orlando di Lasso)
Übersetzung: Georg Nowotny/Elisabeth Grünberg
Iam lucis orto sidere dignare, custos Angele!
Mentis fugare nubila et alma ferre lumina; me recta prudens edoce, ut exsequar me commone.
Fidus venis qui coelitus illuc redisque nuncius!
Preces labores lacrimas
Schon bei Sonnenaufgang lass dich herbei, Schutzengel, trübe Gedanken zu vertreiben und das nährende Licht zu bringen!
Lehre mich klug das Richtige, damit ich das erreiche, ermahne mich!
Zuverlässig kommst du vom Himmel und kehrst dorthin als Bote zurück.
Bringe die Gebote, Mühen und Tränen
ad Regis aulam perferas; donum clientis parvulum reddas Datori munerum.
Miserimum dulcissimo blandus fove solatio; salutis ad negotia me dormitantem concita; quando reluctor, argue; vires labanti suffice.
Puro refulgens lumine, quod emicat de Numine!
Me sanctitatis aemulum, a labe serves integrum ne castitatis candida contaminentur lilia.
Firma repelle dextera vim daemonis sub tartara; carnis retunde fomitem, superbiae propaginem, tuis ut armis protegar palmamque victor consequar.
Cordis rigentis ferream perfringe pertinaciam; culpae gravatum sarcina
manu potenti subleva poenasque sonti debitas fac supplicans ut arceas. Fuga ruant quum turbida mortalis aevi tempora: caduca fac me temnere, aeterna semper quaerere, ut haereat mens fervida sublimis inter sidera.
Urgente pugna lugubri fortis paventi subveni; per mortis umbram dirige defende coram Judice
vor den Königshof; gib dem Geber der Gaben ein kleines Geschenk des Knechtes!
Mich Unglücklichsten hege liebkosend mit dem süßesten Trost!
Treibe mich Schlafenden zu Werken des Heils an!
Wenn ich mich sträube, wirf es mir vor, wenn ich falle, stärke meine Kräfte!
Blitzend vor dem reinen Licht, das von Gott aufsteigt, bewahre mich, der ich nach der Heiligkeit suche, vor dem Makel, damit die weißen Lilien der Keuschheit nicht angetastet werden.
Mit deiner mächtigen Rechten verstoße das Heer des Dämons in die tiefste Hölle; vernichte den Reiz des Fleisches, der dem Hochmut entspringt, sodass ich, von deinen siegreichen Heeren geschützt, den Preis erringe.
Zerschlage die unbeugsame Hartnäckigkeit eines mitleidslosen Herzens; schaffe mir, durch die Last der Sünde niedergedrückt, Erleichterung durch deine mächtige Hand und halte durch deine Gebete die Züchtigungen, die der Schuldige verdient, von mir fern. In stürmischer Eile sollen die Zeiten des sterblichen Lebens dahinstürmen!
Lass mich das Vergängliche verachten und immer das Ewige suchen, damit mein hehrer Geist im Himmel bleibt.
Wenn der Todeskampf bevorsteht, steh mir Bebendem kräftig bei!
Geleite mich durch den Todesschatten, verteidige mich vor dem Richter
Gesangstexte
laetaque de sententia fruar perenni gloria. Amen.
und aufgrund des Freispruchs möge ich ewigen Ruhm genießen! Amen.
In Sanctum Angelum custodem WAB 18 Nr. 1b
Text: Robert Riepl (nach Orlando di Lasso)
Übersetzung: Georg Nowotny/Elisabeth Grünberg
Iam lucis orto sidere O Angele piisime!
Caecasmentis caligines
Splendore tuo dissipes; Quae recta sunt, me edoce, Ut faciam, me admone.
»Locus iste«
Text: Graduale für das Kirchweihfest
Locus iste a Deo factus est, inaestimabile sacramentum, irreprehensibiles est.
»Inveni David« siehe S. 28
»Du bist wie eine Blume«
Text: Heinrich Heine // 1797–1856
Du bist wie eine Blume, So hold und schön und rein, Ich schau’ dich an, und Wehmut Schleicht mir ins Herz hinein.
Schon bei Sonnenaufgang, heiligster Engel, durch deinen Glanz nimm weg die düstre Dunkelheit von meinem Geist; lehre mich den guten Weg, sporne mich an, ihm zu folgen.
Dieser Ort ist von Gott geschaffen, ein unschätzbares Geheimnis, kein Fehl ist an ihm.
Mir ist, als ob ich die Hände Auf’s Haupt dir legen sollt', Betend, dass Gott dich erhalte So rein und schön und hold.
»Ecce sacerdos magnus«
Text nach Sir 44:16–25
Ecce sacerdos magnus, qui in diebus suis placuit Deo:
Ideo jurejurando fecit illum Dominus crescere in plebem suam. Benedictionem omnium gentium dedit illi, et testamentum suum confirmavit super caput eius.
Gloria Patri et Filio et Spiritui Sancto. Sicut erat in principio et nunc et semper et in saecula saeculorum. Amen.
Seht den Hohen Priester, der in seinen Tagen Gott gefiel. Der Herr hat einen Bund mit ihm geschlossen, damit er hineinwachse in die Gemeinschaft seines Volkes. Er gab ihm den Segen aller Völker und der Gnade Fülle legte er auf sein Haupt.
Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist, wie es war im Anfang, so auch jetzt und immer und in alle Ewigkeit. Amen.
James Sherlock konzertiert als Pianist, Organist und Dirigent. Er hat mehrere preisgekrönte Aufnahmen als Organist mit dem Tenebrae Choir gemacht, den er auf Tourneen in Frankreich, Deutschland und Österreich auch dirigiert hat. Als Klaviersolist trat er in der Saison 2023/24 unter der Leitung von Tarmo Peltokoski auf und begleitete führende Sänger:innen bei großen Festivals und in Konzertsälen weltweit, darunter die Wigmore Hall in London, die Carnegie Hall in New York, das Muziekgebouw in Amsterdam und die Schubertiade Schwarzenberg. James Sherlock studierte an der Cambridge University, der Guildhall School of Music & Drama und der Georg Solti Accademia, bevor er sein Dirigierstudium an der Sibelius Academy abschloss. Er ist Preisträger der Royal Overseas League Competition, des internationalen Wettbewerbs Das Lied in Heidelberg, des BBC Performing Arts Trust und des Award for Young Concert Artists.
Beschrieben als »phänomenal« (The Times) und »umwerfend schön« (Gramophone Magazine), ist der preisgekrönte Tenebrae Choir eines der weltweit führenden Vokalensembles, das für seine Leidenschaft und Präzision bekannt ist. Unter der Leitung von Nigel Short tritt der Tenebrae Choir bei bedeutenden Festivals und an Veranstaltungsorten in der ganzen Welt auf, darunter bei den BBC Proms, beim Edinburgh International Festival, in der Elbphilharmonie in Hamburg, beim Gstaad Menuhin Festival und beim Melbourne Festival. Seine Interpretationen sind hochgelobt und reichen von der Renaissance bis hin zu zeitgenössischen Meisterwerken. Das Vokalensemble wird mit den besten Orchestern der Welt engagiert, tritt regelmäßig mit der Academy of Ancient Music, dem Aurora Orchestra und der Britten Sinfonia auf und veranstaltet außerdem ein jährliches KarwochenFestival in Zusammenarbeit mit St John’s, Smith Square.
2014 erreichte Tenebraes Aufnahme mit russischorthodoxer Musik, Russian Treasures, die Nummer 1 in den britischen Specialist Classical Charts. Im Jahr 2016 erhielt der Chor seinen zweiten BBC Music Magazine Award für eine Einspielung von Brahms und BrucknerMotetten und 2018 eine GRAMMYNominierung für Music of the Spheres mit Liedern von den britischen Inseln, die allesamt unter der Leitung von Nigel Short eingespielt wurden. Der preisgekrönte Dirigent – ehemaliges Mitglied des renommierten Vokalensembles The King’s Singers – gründete Tenebrae 2001. Unter seiner Leitung hat der Chor mit international anerkannten Orchestern und Instrumentalist:innen zusammengearbeitet und genießt nun den Ruf als eines der besten Vokalensembles der Welt. Nigel Short arbeitet zudem mit vielen der führenden professionellen Chöre und Vokalensembles Großbritanniens, darunter Alamire, Ex Cathedra, Gallicantus und The King’s Singers.
Impressum
Herausgeberin
Linzer Veranstaltungsgesellschaft mbH, Brucknerhaus Linz, Untere Donaulände 7, 4010 Linz
René Esterbauer, BA MBA, Kaufmännischer Geschäftsführer
Redaktion
Paula Schlüter, MA
Biografien & Lektorat
Romana Gillesberger
Gestaltung
Anett Lysann Kraml
Leiter Programmplanung, Dramaturgie und szenische Projekte
Mag. Jan David Schmitz
Abbildungen
Österreichische Nationalbibliothek, Wien (S. 11 & 20), gemeinfrei (S. 16), Diözese Linz (S. 18), J. Stage (S. 43), S. CannettyClarke (S. 44–45)
Programm, Termin und Besetzungsänderungen vorbehalten
LIVA – Ein Mitglied der Unternehmensgruppe Stadt Linz
Wir danken für Ihren Besuch und wünschen Ihnen ein schönes Konzert!
Mit unserer eigenen Hammerkopfproduktion entfesseln wir das volle tonliche Spektrum unserer Flügel und Klaviere –eine Kunst, die Leidenschaft, Erfahrung und Disziplin erfordert. www.bechstein-linz.de