Julia Lezhneva & Helmut Deutsch | 02.10.2024

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2. Oktober 2024, 19:30 Uhr

Mittlerer Saal

JULIA LEZHNEVA & HELMUT DEUTSCH

Liederabend

Weitere Highlights 24–25

Karten und Infos:

+43 (0) 732 77 52 30 brucknerhaus.at

Mi, 13. Nov 2024, 19:30

Mittlerer Saal

Quatuor Mosaïques

Das legendäre Quatuor Mosaïques gastiert mit den meisterhaften letzten Quartettwerken Joseph Haydns und Franz Schuberts sowie dem ’Höllenquartett’ von Joseph Wölfl im Brucknerhaus Linz.

Sa, 23. Nov 2024, 19:30

Mittlerer Saal

Hiemetsberger & Company of Music

Johannes Hiemetsberger und sein Vokalensemble Company of Music bringen Francis Poulencs mitreißende Kantate Figure humaine sowie Morton Feldmans Rothko Chapel auf die Bühne.

So, 1. Dez 2024, 11:00

Großer Saal

Radulović & Double Sens

Der serbische Geiger Nemanja Radulović und sein Ensemble Double Sens eröffnen mit ihrer unkonventionellen, frischen Herangehensweise neue Blickwinkel auf Bach und Beethoven.

Nemanja Radulović

alla

breve

Das Programm auf einen Blick

Wagt man einen Blick über den metaphorischen Tellerrand des nahezu allgegenwärtigen Bruckner­Jahres hinaus, rückt ein illustrer Kreis bekannter und weniger bekannter Zeitgenossen des Komponisten in den Vordergrund, die heuer ebenfalls ein Jubiläum zu feiern haben:

Neben Liedern von Anton Bruckner stehen in diesem besonderen, von beiden Künstler:innen eigens für das diesjährige Brucknerfest einstudierten Liederabend deshalb Werke des Mainzer »Dichterkomponisten« Peter Cornelius auf dem Programm, außerdem Namen wie Frédéric Chopin und Bedřich Smetana, die man vielleicht bisher nicht sofort mit der Gattung Lied in Verbindung bringt. Facetten des französischen Lieds der Belle Époque offenbaren Gabriel Fauré und Reynaldo Hahn, während Richard Strauss den Weg ins 20. Jahrhundert weist.

Besetzung

Julia Lezhneva | Sopran

Helmut Deutsch | Klavier

Programm

Peter Cornelius 1824–1874

»Möcht’ im Walde mit dir geh’n«, Nr. 3 aus: Drei Lieder op. 4 // 1854

»Komm, wir wandeln«, Nr. 2 aus: Drei Lieder op. 4 // 1854

Trauer, Nr. 1 aus: Trauer und Trost op. 3 // 1854

»In Lust und Schmerzen«, Nr. 1 aus: Drei Lieder op. 4 // 1854

Frédéric Chopin 1810–1849

Śliczny chłopiec (Mein Geliebter) op. 74, Nr. 8 // 1841

Smutna rzeka (Trübe Wellen) op. 74, Nr. 3 // 1831

»Moja pieszczotka« (Meine Freuden) op. 74, Nr. 12 // 1837

Bedřich Smetana 1824–1884

Večerní písně (Abendlieder) JB 1:116 // 1879

Nr. 1 »Kdo v zlaté struny zahrát zná«

(»Wer an den goldenen Saiten«)

Nr. 2 »Nekamenujte proroky«

(»Steinigt nicht die Propheten«)

Nr. 3 Mně zdálo se, žes umřela

(Ich dachte, du wärest tot)

Nr. 4 »Hej jaká radost v kole«

(»Hej, was für eine Freude«)

Nr. 5 »Z svých písní trůn Ti udělám«

(»Ich bau’ aus Liedern dir den Thron«)

Brucknerhaus-Debüt

Anton Bruckner 1824–1896

Im April WAB 75 // vor 1865

Herbstkummer WAB 72 // 1864

Mein Herz und deine Stimme WAB 79 // 1868

// Pause //

Gabriel Fauré 1845–1924

Nell, Nr. 1 aus: Trois mélodies op. 18 // 1878

Chanson d’amour, Nr. 1 aus: Deux mélodies op. 27 // 1882

Prison, Nr. 1 aus: Deux mélodies op. 83 // 1894

Les berceaux, Nr. 1 aus: Trois mélodies op. 23 // 1879

Mandoline, Nr. 1 aus: Cinq mélodies »de Venise« op. 58 // 1891

Le secret, Nr. 3 aus: Trois mélodies op. 23 // 1881

Notre amour, Nr. 2 aus: Trois mélodies op. 23 // 1879

Reynaldo Hahn 1874–1947

L’heure exquise, Nr. 5 aus: Chansons grises // 1887–90

»Quand je fus pris au pavillon«, Nr. 8 aus: Rondels // 1897–99

À Chloris // 1913

Si mes vers avaient des ailes // 1888

Richard Strauss 1864–1949

Einerlei, Nr. 3 aus: Fünf kleine Lieder op. 69 // 1918

»Ich wollt’ ein Sträußlein binden«, Nr. 2 aus: Sechs Lieder nach Gedichten von Clemens Brentano op. 68 // 1918

Meinem Kinde, Nr. 3 aus: Sechs Lieder op. 37 // 1897

Schlechtes Wetter, Nr. 5 aus: Fünf kleine Lieder op. 69 // 1918

Leises Lied, Nr. 1 aus: Fünf Lieder op. 39 // 1898

Freundliche Vision, Nr. 1 aus: Fünf Lieder op. 48 // 1900

»Wie sollten wir geheim sie halten«, Nr. 4 aus:

Sechs Lieder aus »Lotosblätter« op. 19 // 1888

Konzertende ca. 21:30 Uhr

Bekannte und weniger bekannte Jubilare

Lieder von Peter Cornelius, Frédéric Chopin, Bedřich Smetana, Anton Bruckner, Gabriel Fauré, Reynaldo Hahn und Richard Strauss

Anton Bruckner ist nicht der einzige Jubilar im Jahr 2024: Der heutige Liederabend präsentiert Werke von bekannten und weniger bekannten Zeitgenossen aus dem polnischen, tschechischen, deutschen und französischen Sprachraum, die die Musikwelt dieses Jahr außerdem feiert.

Peter Cornelius, 1870

Peter Cornelius 1824–1874

Peter Cornelius – wir feiern heuer sein 200. Geburts- und sein 150. Todesjahr –stammte aus einer Mainzer Künstler:innen- und Schauspieler:innenfamilie. Nach erstem Klavier-, Geigen und Musiktheorieunterricht kam Cornelius auch in den Genuss von Kompositionsunterricht bei Josef Panny in Mainz. Seinen Lebensunterhalt bestritt er zunächst aber nicht mit dem Komponieren: 1841 nahm er als Zweiter Geiger an einer Englandtournee des Mainzer Opernorchesters teil, außerdem trat er in die Fußstapfen seines Vaters und arbeitete als Statist und Schauspieler. Bei einem mehrjährigen Studienaufenthalt in Berlin ab 1844 machte Cornelius die Bekanntschaft mit Persönlichkeiten wie Bettina von Arnim, Paul Heyse, Alexander von Humboldt und Joseph von Eichendorff. Zur selben Zeit nahm er Kompositionsunterricht bei Siegfried Dehn, bei dem er vor allem die ›alten Meister‹ wie Giovanni Pierluigi da Palestrina und Johann Sebastian Bach studierte, und begann, als Publizist für verschiedene Berliner Zeitungen und Zeitschriften tätig zu werden. Danach zog es Cornelius 1852 nach

Bekannte und weniger bekannte Jubilare

Peter Cornelius & Frédéric Chopin

Weimar, das seit der Goethe-Zeit zu einem kulturellen Hotspot geworden war. Aus eben diesem Grund hatte sich dort wenige Jahre zuvor auch Franz Liszt niedergelassen. Als Teil des »Neu-Weimar-Kreises« um Liszt betätigte sich Cornelius vor allem als Übersetzer und Musikschriftsteller und war so auch am ›Parteienstreit‹ zwischen der »Neudeutschen Schule« um Liszt, Richard Wagner und Hector Berlioz und deren klassizistischen Gegenspielern Johannes Brahms, Joseph Joachim und Eduard Hanslick beteiligt. Der Begriff der »Neudeutschen Schule« wurde im Zuge dieser hitzigen ästhetischen Debatte von Franz Brendel, dem Herausgeber der Neuen Zeitschrift für Musik, eingeführt, um die Diskussion um den Fortschritt in der Musik zu versachlichen – wenn auch ohne Erfolg, denn er heizte damit die Polemik zwischen den streitenden Lagern nur noch weiter an. Ein zentrales Anliegen der »Neudeutschen« war eine Neu-Definition der Rolle des Künstlers in der Gesellschaft, die neben kompositorischen Tätigkeiten auch die geistige Auseinandersetzung mit Musik einschließen sollte: der Komponist als Intellektueller. Cornelius, der sich ohnehin schwer damit tat, sich zwischen dem Komponieren und dem Schreiben zu entscheiden, wusste diese Rolle voll und ganz auszufüllen: Neben seiner Tätigkeit als Musikschriftsteller komponierte der tiefgläubige Katholik mit Unterstützung von Liszt zu Beginn der 1850er-Jahre mehrere liturgische und religiöse Werke, aber auch einige Liedsammlungen, darunter der Zyklus Trauer und Trost op. 3 und die drei Lieder op. 4. Sowohl die Musik als auch die vertonten Textvorlagen stammten dabei aus Cornelius’ eigener Feder und ermöglichten es ihm so, Wort und Musik perfekt aufeinander abzustimmen. Er wurde daher auch als »Dichterkomponist« bezeichnet.

Frédéric Chopin 1810–1849

Zum 175. Mal jährt sich der Todestag des 1849 verstorbenen polnischen Komponisten Frédéric Chopin. Seine Lieder op. 74 entstanden in verschiedenen Lebens- und Schaffensphasen und wurden erst 1857 posthum von Julian Fontana gesammelt publiziert. Das Lied Smutna rzeka (Trübe Wellen) entstand 1831. Chopin begann sich damals als Pianist und Komponist in Warschau und anderen europäischen Städten einen Ruf zu machen. 1830 hatte die Uraufführung seines Klavierkonzerts in f-Moll in Warschau stattgefunden, Mitte September 1831 traf Chopin dann mit

Frédéric Chopin,

von George Sand, 1841

einigen Empfehlungsschreiben in Paris ein, wo er zu diesem Zeitpunkt noch völlig unbekannt war. In den folgenden Jahren wurde er als Klaviervirtuose ein gern gesehener Gast der Pariser Salons, machte die Bekanntschaft mit Komponisten wie Hector Berlioz oder Vincenzo Bellini und knüpfte zahlreiche Kontakte zu anderen polnischen Exilkünstler:innen und Schriftsteller:innen in der französischen Hauptstadt. Nach einigen Misserfolgen hängte Chopin schließlich ab 1835 die Vir tuosenkarriere an den Nagel und fokussierte sich zunehmend aufs Komponieren. Im Sommer 1836 verlobte er sich in Dresden heimlich mit der polnischen Malerin Maria Wodzińska, wurde aber von ihrer Familie zurückgewiesen. Gründe dafür waren Chopins unsteter Lebensstil und seine labile Gesundheit. Wodzińskas Eltern wollten die Hochzeit nur bei absehbarer Genesung und einem sofortigen Ende der permanenten Reisen Chopins erlauben. Sie schlugen ihm deshalb ein ›Probejahr‹ vor: Wenn Chopin ein Jahr lang gesund und Wodzińska treu bliebe, würden die Eltern der Hochzeit zustimmen. Zur offiziellen Verlobung kam es allerdings nie, die Fernbeziehung scheiterte ... Nach dem Ende der Liaison versah Chopin die Korrespondenz mit Wodzińska mit der Aufschrift »Moja biéda« –»Mein Elend« –, bevor er sie zu den Akten legte. Ob es sich bei dem Titel des 1837 entstandenen Liedes »Moja pieszczotka« – wörtlich übersetzt »Meine Liebste« – um eine Reminiszenz an vergangene Zeiten handelt?

Das Lied Śliczny chłopiec (Mein Geliebter) entstand 1841, zu einem Zeitpunkt, als sich Chopin in den aristokratischen Kreisen von Paris als einer der renommiertesten Klavierlehrer etabliert hatte. Seit 1838 war er mit der Schriftstellerin und Intellektuellen George Sand liiert und pflegte mit

Bekannte und weniger bekannte Jubilare Bedřich Smetana

ihr die Sommermonate auf ihrem Anwesen im französischen Nohant zu verbringen. Dort konnte er sich intensiv aufs Komponieren konzentrieren, während er sich im Winter ganz dem Unterrichten widmete. Im Sommer 1841 beschäftigte sich Chopin mit der Erweiterung seiner kompositorischen Ausdrucksmöglichkeiten und studierte dazu unter anderem die Kontrapunktlehre Luigi Cherubinis. Davon inspiriert, veröffentlichte er bis zum Ende des Jahres eine große Zahl von Klavier werken wie die Tarentelle op. 43, die Polonaise op. 44, die Nocturnes op. 48 oder die Fantaisie op. 49.

Bedřich Smetana 1824–1884

Wie Peter Cornelius feiert auch der tschechische Komponist Bedřich Smetana heuer gleich ein doppeltes Jubiläum: Seine Geburt jährt sich zum 200. Mal, sein Tod zum 140. Mal. Seit 1874 galt Smetana als der wichtigste Repräsentant der tschechischen Nationalmusik und befand sich damit auf dem Zenit seiner Karriere. Zur selben Zeit erkrankte er jedoch schwer –es handelte sich wohl um Syphilis – und erlitt einen völligen Gehörverlust. Nichtsdestotrotz arbeitete er weiter an seinen Kompositionen. Unter den Werken, die er in den letzten zehn Jahren seines Lebens trotz seiner Taubheit fertigstellte, befinden sich neben dem Zyklus Sinfonischer Dichtungen Má Vlast (Mein Vaterland), in dem die heute wohl berühmteste Komposition Smetanas, Vltava (Die Moldau), enthalten ist, auch die Večerní písně (Abendlieder) nach einem gleichnamigen Gedichtzyklus des tschechischen Dichters Vítězslav Hálek, in dem Sujets wie Tod, Trauer, Vergänglichkeit und die essenzielle Bedeutung der Musik verhandelt werden.

Bedřich Smetana, vor 1880

Bekannte und weniger bekannte Jubilare

Anton Bruckner

Anton Bruckner 1824–1896

»I könnt’s schon, wenn i wollt’, aber i will nit« – so unverblümt antwortete Anton Bruckner angeblich auf die Frage der berühmten Sängerin Rosa Papier, warum er denn nicht wie »der Doktor Brahms« auch Lieder schreibe. Tatsächlich tat sich Bruckner zeitlebens schwer mit dieser Gattung –was ihm in der späteren Rezeption gar die Bezeichnung als »unliterarischer Komponist« einbrachte. Nur wenige Lieder Bruckners sind überhaupt überliefert und bekannt; ob einmal mehr existierten, bleibt fraglich. Nichtsdestotrotz war Bruckner im Komponieren von geistlichen und weltlichen Vokalwerken durchaus versiert und hatte zu Lebzeiten mit seinen Chorwerken großen Erfolg. Für die Komposition seiner Lieder orientierte sich Bruckner hauptsächlich an den Prinzipien der Sangbarkeit und der Popularität, weshalb sie den liedästhetischen Normen des 20. Jahrhunderts nicht unbedingt entsprachen. Seine Liedkompositionen waren in erster Linie für den Hausgebrauch gedacht, nicht für den großen Konzertsaal. So manche Simplizität von Text und Musik ist insofern nicht als Ausdruck fehlenden kompositorischen Geschicks zu werten, sondern im Gegenteil bewusst gewählt und gewollt. Dabei lag Bruckners Fokus nicht auf kleinteiliger Wortausdeutung. Vielmehr strebte er eine übergeordnete Einheit des Affekts an. Solche ›Stimmungsbilder‹ stellen auch Bruckners drei um 1865 in Linz komponierte Klavierlieder dar. Das Lied Im April widmete Bruckner seiner Klavierschülerin Helene Hofmann, Mein Herz und deine Stimme eignete er ihrer jüngeren Schwester Pauline zu.

Anton Bruckner, Fotografie von Carl Weidinger, 1868

Bekannte und weniger bekannte Jubilare

Gabriel Fauré

Gabriel Fauré 1845–1924

Während das deutsche Kunstlied in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts mit Werken von Franz Schubert oder Robert Schumann eine Blütezeit erlebte, entwickelte sich die Gattung in Frankreich auf andere Art und Weise. Hauptgrund dafür war die zumeist durch und durch literarische Konzeption der französischen Lyrik, die sich häufig nur schwer mit sanglichen musikalischen und rhythmischen Strukturen verbinden ließ und damit eine Herausforderung für die Vertonung darstellte. Neben den populärmusikalischen Chansons entstand nach Gattungsexperimenten von Hector Berlioz und Jules Massenet mit der Mélodie ein französisches Pendant. Im Gegensatz zum deutschen Lied, das auch aus der Volksliedtradition hervorging, fungierte das französische Kunstlied von Anfang an eher als akademische und aristokratische Gattung. Einer der späteren Meister der Mélodie war der 1845 geborene Gabriel Fauré, dessen 100. Todestag heuer begangen wird. Der ausgebildete Kirchenmusiker wurde im Jahr 1877 auf Empfehlung der Komponisten Camille Saint-Saëns und Charles Gounod zum Maître de chapelle der Pariser Pfarrkirche La Madeleine ernannt. Obwohl ihm diese Anstellung finanzielle Sicherheit gab, war Fauré nach wie vor darauf angewiesen, sich durch Klavier- und Harmonielehreunterricht und die Leitung von Amateurchören etwas dazuzuverdienen. Abends brillierte er in den Pariser Salons als Improvisator am Klavier. In den 1870er-Jahren hatte er erstmals kleine Erfolge mit eigenen Kompositionen, die er meist während der Sommerferien anfertigte. Die in seinen Liedern ver tonten Textvorlagen weisen dabei eine Spannbreite von romantischen Sujets bis zum Symbolismus eines Paul Verlaines auf. Faurés Klangsprache zeichnet sich durch die »Kunst der Suggestion« (Pierre Bernac) aus – eine feine Schlichtheit, die ohne überbordenden Pathos jedes Lied als originelle, nuancenreiche Miniatur erscheinen lässt.

Gabriel Fauré, Fotografie von Pierre Petit, 1905

Bekannte und weniger bekannte

Reynaldo Hahn 1874–1947

Sarah Bernhardt und Reynaldo Hahn, 1905

Ebenso wie Fauré frequentierte der 1874 in Caracas geborene Reynaldo Hahn, dessen Geburtstag sich im August zum 150. Mal jährte, die Salons der französischen Hauptstadt. Seit seiner Jugend begleitete der Komponist, Musikkritiker und Dirigent sich als Chanteur de salon selbst am Klavier, während er rauchend und trinkend seine Lieder zum Besten gab. Zunächst begann er seine Karriere als musikalisches ›Wunderkind‹. Ausgebildet am Pariser Konservatorium, wurde Hahn Schüler von Jules Massenet, mit dem ihn bald eine enge Freundschaft verband. Si mes vers avaient des ailes – eines seiner bekanntesten Lieder nach einem Text von Victor Hugo – komponierte Hahn im Alter von nur 14 Jahren. Mit seinem zur selben Zeit entstandenen Zyklus Chansons grises nach Gedichten von Paul Verlaine erlangte er größere Bekanntheit in Paris und gewann die Bewunderung vieler französischer Schriftsteller:innen, die von seinem Sinn für die Vertonung der französischen Sprache beeindruckt waren. Hahns Liedkompositionen stehen dabei ganz im Zeichen der französischen Belle Époque, der er geistig bis an sein Lebensende verpflichtet war. Obwohl Homosexualität in Frankreich bereits 1791 entkriminalisiert wurde, blieb Hahns eigene Queerness in seinen zahlreichen Liebesliedern meistens verborgen. Im Jahr 1894 lernte der Komponist den Schriftsteller Marcel Proust kennen, mit dem er eine Begeisterung für Malerei, Literatur und die Musik Gabriel Faurés teilte und dessen Liebhaber er wurde. Später war er mit dem französischen Schauspieler Guy Ferrant liiert. Deutlichere Verweise auf Hahns queere Identität weist das 1913 entstandene Lied À Chloris auf. Es basiert auf einem Text aus dem 17. Jahrhundert von Théophile de Viau, der wegen eines (anderen) Gedichts mit homosexu-

Bekannte und weniger bekannte Jubilare

Richard Strauss

ellen Andeutungen zum Tode auf dem Scheiterhaufen verurteilt und später begnadigt worden war. Das Gedicht thematisiert die Ungewissheit darüber, ob die eigene Liebe erwidert wird: »Es gehört zur Geschichte schwulen Begehrens, dass es oft unerfüllt bleiben muss, weil der Begehrende nicht weiß, nicht wissen kann, ob auch er begehrt, ob er auch geliebt wird. Und weil schon der Versuch es herauszufinden, zu schmerzhaft, zu gefährlich ist« (Gabriel Yoran).

Richard Strauss 1864–1949

Wie viele seiner Kolleg:innen begleitete das Komponieren von Liedern auch Richard Strauss – eine Pause zwischen 1906 und 1918 ausgenommen – ein Leben lang: Sein erstes Lied schrieb er im Alter von sechs Jahren, seine letzten Liedkompositionen entstanden nur ein Jahr vor seinem Tod 1949. Den überwiegenden Teil seines insgesamt über 200 Werke umfassenden Liedœuvres schuf Strauss allerdings zwischen 1894 und 1901. Seine Ehefrau Pauline Strauss-de Ahna trat in diesem Zeitraum als gefragte Sängerin auf, viele der Lieder waren fester Bestandteil ihres Repertoires. Durch die künstlerische Zusammenarbeit der Eheleute besaß das Liedschaffen häufig auch eine intime, persönliche Dimension für Strauss. So widmete er das 1897 entstandene Meinem Kinde seinem neugeborenen Sohn. Zugleich stellte das Kunstlied gemeinsam mit der Sinfonischen Dichtung ein künstlerisches Experimentierfeld für Strauss’ spätere Opern dar. Nachdem Strauss-de Ahna ihre Sängerinnenkarriere zu Beginn des 20. Jahrhunderts beendet hatte, widmete sich Strauss intensiver

Richard Strauss, Fotografie des Studios Underwood & Underwood, 1922

Bekannte und weniger bekannte Jubilare

Richard Strauss

der Komposition von Opern und nahm erst nach der Entstehung von Werken wie Salome, Elektra, dem Rosenkavalier und Ariadne auf Naxos das Komponieren von Liedern wieder auf. Dass Strauss überhaupt zur Gattung Lied zurückkehrte, hatte zweierlei Gründe: Einerseits lernte er 1917 die Sängerin Elisabeth Schumann kennen, in der er eine ideale Liedinterpretin sah und für die er daher im Februar 1918 sechs Lieder auf Texte Clemens Brentanos op. 68 komponierte. Andererseits hatte Strauss aber auch noch vertragliche ›Altlasten‹: Dem Musikverlag Bote & Bock schuldete er aus einer Verpflichtung von 1903 noch einige Liedkompositionen. Im selben Jahr entstanden daher die Fünf kleinen Lieder op. 69 auf Gedichte von Achim von Arnim. Ab 1918 hielten dabei klangsprachliche Charakteristika, die vor allem aus Strauss’ Opern bekannt sind, auch in seinen Liedern Einzug, darunter eine starke Kontrastierung der Sphären des Ernsten und des Heiteren, wie sie in Ariadne zum künstlerischen Prinzip erhoben wird, eine stark ausdifferenzierte Harmonik wie in Salome oder Elektra, die sich an den Grenzen der Tonalität bewegt, und ein Sinn für große, lyrische Bögen, wie sie den Rosenkavalier prägen.

Gesangstexte

Peter Cornelius

»Möcht’ im Walde mit dir geh’n«

Text: Peter Cornelius // 1824–1874

Möcht’ im Walde mit dir geh’n, Wo im Laub sich Vöglein wiegen; Möcht’ im Walde mit dir geh’n, Denn der Wald ist so verschwiegen!

Wo der Lärm der Stadt verhallt, Blüh’n so schön die wilden Rosen! So verschwiegen ist der Wald! So geheim der Quelle Kosen!

Dicht gedrängt am vollen Strauch Blüten sich an Blüten schmiegen, An den Stamm der Efeu auch –Und der Wald ist so verschwiegen!

Wo das Reh entflieht alsbald, Hört’s ein Rauschen in den Zweigen, So verschwiegen ist der Wald! So beredsam ist sein Schweigen!

Wenn mein Lied zu Ende geht, Sing’ ich’s weiter in Gedanken: Wie’s im Wald verschwiegen weht, Wie die Rosen sich umranken!

»Komm, wir wandeln«

Text: Peter Cornelius

Komm, wir wandeln zusammen im Mondschein! So zaub’risch glänzt jedes Blatt, Vielleicht steht auf einem geschrieben, Wie lieb mein Herz dich hat.

Komm, wir wandeln zusammen im Mondschein!

Der Mond strahlt aus Wellen bewegt, Vielleicht dass du ahnest, wie selig Mein Herz dein Bildnis hegt.

Komm, wir wandeln zusammen im Mondschein!

Der Mond will ein königlich Kleid Aus gold’nen Strahlen dir weben, Dass du wandelst in Herrlichkeit!

Trauer

Text: Peter Cornelius

Ich wandle einsam, Mein Weg ist lang; Zum Himmel schau ich Hinauf so bang.

Kein Stern von oben Blickt niederwärts, Glanzlos der Himmel, Dunkel mein Herz.

Mein Herz und der Himmel Hat gleiche Not, Sein Glanz ist erloschen, Mein Lieb ist tot.

»In

Lust und Schmerzen«

Text: Peter Cornelius

In Lust und Schmerzen

In Kampf und Ruh’, Steht eins fest im Herzen

Und das bist du!

Das sind deine Augen, Das ist dein Mund, Das ist deiner Seele Tiefinnerster Grund. Das ist deine Liebe, Sie winkt mir zu, In Lust und Leiden, In Kampf und Ruh’.

Gott, der die Welten Im Herzen trägt, Hat mir ins Herz

Deine Liebe gelegt. Gott hielt die Welt Eines Heilands wert, Er hat auch mir

Deine Liebe beschert. Und ob die Welt Uns zu trennen meint, Wir sind in Gott Treuinnig vereint.

Frédéric Chopin

Śliczny chłopiec

Text: Józef Bohdan Zaleski // 1802–1886

Übersetzung: Anonymus

Wzniosły, smukły i młody,

O! nie lada urody.

Śliczny chłopiec, czego chcieć?

Czarny wąsik, biała płeć!

Ledwie mrugnie oczyma,

Radość całą mnie ima.

Śliczny chłopiec, czego chcieć?

Czarny wąsik, biała płeć!

Gdy pląsamy we dwoje,

Patrzą na nas ócz roje.

Śliczny chłopiec, czego chcieć?

Czarny wąsik, biała płeć!

Niech się spóźni godzinę,

To mi tęskno, aż ginę.

Śliczny chłopiec, czego chcieć?

Czarny wąsik, biała płeć!

Każde słówko co powie

Lgnie mi w sercu i w głowie.

Śliczny chłopiec, czego chcieć?

Czarny wąsik, biała płeć!

On powiedział mi przecie, Żem mu wszystkiem na świecie!

Śliczny chłopiec, czego chcieć?

Czarny wąsik, biała płeć!

Augen, die durchrollt Feuer, Und ein Herz als Gold treuer.

Kann ein Bursche schöner sein?

Und der Bursche, der ist mein!

Mehr in Liebe brennt keine, Als wenn er mich nennt Seine.

Kann ein Bursche schöner sein?

Und der Bursche, der ist mein!

Wenn ich ihn nicht sah lange, Ach, wie wird mir da bange.

Kann ein Bursche schöner sein?

Und der Bursche, der ist mein!

Doch kommt er zurück wieder, Kehrt auch all’ mein Glück wieder.

Kann ein Bursche schöner sein?

Und der Bursche, der ist mein!

Wenn ich ihm im Arm liege, Tanzend durch den Schwarm fliege.

Kann ein Bursche schöner sein?

Und der Bursche, der ist mein!

Doch wenn wir ein Paar werden, Soll das Glück erst wahr werden!

Kann ein Bursche schöner sein?

Und der Bursche, der ist mein!

Smutna rzeka

Text: Stefan Witwicki // 1801–1847

Übersetzung: Wilhelm Henzen

Rzeko z cudzoziemców strony, Czemu nurt twój tak zmącony?

Czy się gdzie zapadły brzegi, Czy stopniały stare, stare śniegi?

Leżą w górach stare śniegi, Kwiatem kwitną moje brzegi, Ale tam, przy źródle moim, Płacze matka nad mym zdrojem.

Siedem córek piastowała, Siedem córek zakopała, Siedem córek śród ogrodu, Głowami przeciwko wschodu, wschodu.

Teraz się z duchami wita, O wygody dziatki pyta I mogiły ich polewa, I żałośne pieśni śpiewa.

Fluss, wer machte deine Wellen Ach, so trübe dir, die hellen? Sind die Ufer schuld gewesen? Will am Berg der Schnee sich lösen?

Nein, den Bergschnee fesseln Bande, Blumen blüh’n an meinem Rande, Aber wo mein Quell entspringet, Sitzt ein Mütterlein und singet:

Sieben Töchter mir geboren, Sieben Töchter mir verloren, In des Gartens Grund geborgen, Still gebettet gegen Morgen, gen Morgen.

Und sie weint nach ihren Lieben, Soll mir das den Quell nicht trüben? Sie begießt mit Schmerz und Sehnen Ihre Gruft mit heißen Tränen.

»Moja pieszczotka«

Text: Adam Mickiewicz // 1798–1855

Übersetzung: Ferdinand Gumbert

Moja pieszczotka gdy w wesołej chwili, Pocznie szczebiotać i kwilić i gruchać :

Tak mile grucha, szczebioce i kwili, Że nie chcąc słówka żadnego postradać,

Nie śmiem przerywać, nie śmiem odpowiadać, I tylko chciałbym słuchać, słuchać, słuchać.

Lecz mowy żywość gdy oczki z apali, I pocznie mocniej jagody różować, Perłowe ząbki błysną śród korali :

Ach! wtenczas śmielej w oczęta poglądam, Usta pomykam i słuchać nie żądam, Tylko całować, całować, całować.

Seh ich, Geliebte, Heiter dich und fröhlich, Zittre ich: Man könnte Den Frohsinn dir stören; Fängst an zu plaudern, Das macht mich so selig, Sitz’ mäuschenstill, Dich nicht zu unterbrechen, Wünsche: Nur du, Auch nur du mögest sprechen, Und ich will hören, hören, Immer hören.

Doch wenn die Worte

Feurig dich erregen, Lippen und Wangen Bald röten sich müssen, Wenn sich dein Blick

Tief in mein Herze senket, Ach, ja dann, ja dann, Geliebte, Dann möchte ich dich stören.

Zittre vor Wonne

Und will nicht mehr hören, Dann möchte ich küssen, Nur küssen, nur küssen.

Večerní písně

Text: Vítězslav Hálek // 1835–1874

Übersetzung: Paula Schlüter

Nr. 1 »Kdo v zlaté struny zahrát zná«

Kdo v zlaté struny zahrát zná, jej ctěte víc než sebe, neboť vás tak bůh miloval, že poslal vám ho s nebe.

Hrozné, když bůh neourodou a morem trestá přísně; však ze všech trestů největší, když národ nemá písně.

Ten národ ještě nezhynul, dokud mu věštec zpívá, a píseň v nebi zrozená i ve smrt život vlívá.

Nr. 2 »Nekamenujte proroky«

Nekamenujte proroky. Neb pěvci jsou jak ptáci; kdo hodil po něm kamenem, k těm víc se nenavrácí.

Soud boží na se národ zve, jenž pěvce své ctít neví, a nejstrašnější kletbou jest, když bůh odejmul zpěvy.

Wer an den goldenen Saiten zu spielen weiß, ehrt ihn mehr als euch selbst, denn Gott hat euch so sehr geliebt, dass er ihn vom Himmel zu euch gesandt hat.

Es ist eine schreckliche Sache, wenn Gott nicht zur Ruhe kommt und mit Pestilenz straft; Aber von allen Strafen ist es die größte, wenn ein Volk kein Lied hat.

Noch ist das Volk nicht untergegangen, während der Wahrsager es besingt, und ein Lied im Himmel geboren wird, selbst im Tod ist Leben.

Steinigt nicht die Propheten. Denn die Sänger sind wie Vögel; wer einen Stein nach ihnen geworfen hat, zu dem werden sie nicht mehr zurückkehren.

Gottes Gericht wird über das Volk gesprochen, das nicht weiß, wie es seine Sänger ehren soll, und es ist der schrecklichste Fluch, wenn Gott den Gesang wegnimmt.

Jeť srdce pěvců nejčistší a všeho hněvu prosté, a co vám zpíval od srdce, to ve svém srdci noste.

Nr. 3 Mně zdálo se, žes umřela

Mně zdálo se:

»bol sestár’ už a bude s ním už amen, a slzí těch už vyteklo, že vysch’ už jejich pramen.«

Tu sem si zpomněl na Tebe, a duše má se chvěla, a cosi v ní se ozvalo, jakby Tě ztratit měla.

A oči se mi zalily, radosť se v pláč mi mění, a já poznávám s bolestí, že slzám konce není.

Nr. 4 »Hej jaká radost v kole«

Hej jaká radost v kole a v náručí mít holku!

Pojď bledý hochu tančitjá dám Ti zahrát polku.

Aj bledý hoch se zachvěl, jak mráz by mu vjel v oudy, a po těch bledých tvářích mu tekly slzí proudy.

Denn das Herz der Sänger ist am reinsten, und frei von allem Zorn, und was er euch aus seinem Herzen gesungen hat, sollst du in deinem Herzen tragen.

Ich dachte:

»Die Krankenschwester war schon da und es ist aus mit ihm, und die Tränen sind geflossen, ihre Quelle ist versiegt.«

Dann dachte ich an dich, und meine Seele zitterte, und etwas in ihr erklang, als hätte sie dich verloren.

Und meine Augen wurden feucht und meine Freude verwandelte sich in Weinen, und ich weiß mit Schmerzen, dass meine Tränen kein Ende haben werden.

Hej, was für eine Freude, ein Mädchen im Arm zu haben! Komm, Bleichgesicht, tanz –ich spiele dir eine Polka.

Der Bleichgesichtige erschauderte, wie Frost in seinen Augen, und von den bleichen Wangen strömten Tränen.

Nr. 5 »Z svých písní trůn Ti udělám«

Ze svých písní trůn Ti udělám

Za velkých pěvců příkladem, za žezlo Ti své srdce dám a slávu svou za diadem.

Za zákon lásku vyvolám, svou písní oslavím Tvůj den, v Tvou duši vleju lásky slasť, a sladkou touhu ve Tvůj sen.

Ptáčků Ti písně přivolám, máj nastele Ti k nohoum květ, a nebes hvězdám rozkaz dám a v nebe změním celý svět.

A srdce všech Ti podmaním, ráj vyzpívám Ti z hrobu zpět, a královnou Tě provolám, kam šírošírý sahá svět.

Aus meinen Liedern baue ich dir einen Thron, wie es die großen Sänger tun, mein Herz gebe ich dir als Szepter und meinen Ruhm für dich als Diadem.

Die Liebe mache ich mir zum Gesetz, will deinen Tag mit meinen Liedern feiern, in deine Seele gieße ich die Freude der Liebe und süße Sehnsucht in deinen Traum.

Ich werde den Gesang der Vögel herbeiholen, den Mai zu deinen Füßen legen und den Sternen des Himmels befehlen, die ganze Welt in einen Himmel zu verwandeln.

Ich werde alle Herzen für dich erobern, das Paradies für dich aus dem Grab zurückholen und ich mache dich zur Königin auf der ganzen weiten Welt.

Anton Bruckner

Im April

Text: Emanuel von Geibel // 1815–1884

Du feuchter Frühlingsabend, Wie hab’ ich dich so gern! Der Himmel wolkenbehangen, Nur hie und da ein Stern.

Wie leiser Himmelsodem Hauchet so lau die Luft,

Herbstkummer

Es steigt aus allen Tälern Ein warmer Veilchenduft.

Ich möchte ein Lied ersinnen, Das diesem Abend gleich, Und kann den Klang nicht finden, So dunkel, mild und weich.

Text: Matthias Jacob Schleiden // 1804–1881

Die Blumen vergehen, der Sommer ist hin, Die Blätter verwehen. Das trübt mir den Sinn.

Ein Röslein, das bracht’ ich im Sommer ins Haus, Es hält ihn, so dacht’ ich, den Winter wohl aus.

Die Vögelein sangen, es lauschte der Hain, Die Rehlein, sie sprangen im Mondenschein, Der Blümlein so viel hier erblühten im Tal, Von allen gefiel mir das Röslein zumal.

Der Herbst ist gekommen, der Sturm braust heran, Die Luft ist verglommen, der Winter begann. Gern wollt’ ich nicht klagen um Stürme und Schnee, Könnt’s Röslein ertragen das eisige Weh!

O schon’ mir das zarte, das liebliche Kind, Die Eiche, die harte, umbrause du, Wind!

Blüh’, Röslein, ohn’ Bangen, von Liebe bewacht, Bis Winter vergangen und Mai wieder lacht!

Mein Herz und deine Stimme

Text: August von Platen // 1796–1835

Lass tief in dir mich lesen, Verhehl’ mir dies auch nicht, Was für ein Zauberwesen Aus deiner Stimme spricht!

So viele Worte dringen Ans Ohr uns ohne Plan, Und während sie verklingen, Ist alles abgetan.

Gabriel Fauré

Nell

Doch drängt sich nur von ferne

Dein Ton zu mir sich her, Behorch’ ich ihn so gerne, Vergess’ ich ihn so schwer.

Ich bebe dann, entglimme Von allzu rascher Glut.

Mein Herz und deine Stimme Versteh’n sich allzu gut.

Text: Charles Marie René Leconte de Lisle // 1818–1894 Übersetzung: Paula Schlüter

Ta rose de pourpre à ton clair soleil, ô Juin, étincelle enivrée, penche aussi vers moi ta coupe dorée : mon cœur à ta rose est pareil.

Sous le mol abri de la feuille ombreuse monte un soupir de volupté : Plus d’un ramier chante au bois écarté. Ô mon cœur, sa plainte amoureuse.

Que ta perle est douce au ciel enflammé.

Étoile de la nuit pensive !

Mais combien plus douce est la clarté vive qui rayonne en mon coeur, en mon cœur charmé !

La chantante mer. Le long du rivage, taira son murmure éternel, avant qu’en mon cœur, chère amour.

Ô Nell, ne fleurisse plus ton image !

Von deiner purpurnen Rose bis zu deiner hellen Sonne, o Juni, berauschter Funke, neige auch mir deinen goldenen

Becher zu:

Mein Herz ist deiner Rose gleich.

Unter dem weichen Schutz des schattigen Blattes steigt ein Seufzer der Lust empor: So manche Ringeltaube singt im entfernten Wald.

O mein Herz, ihre Liebesklage.

Chanson d’amour

Wie süß ist deine Perle am feurigen Himmel.

Stern der nachdenklichen Nacht! Doch wie viel süßer ist die lebhafte Helligkeit, Die in mein Herz strahlt, in mein entzücktes Herz!

Eher wird das ewige Rauschen des singenden Meeres an der Küste verstummen, bevor in meinem Herzen, Geliebte, o Nell, verblühe dein Bild!

Text: Paul-Armand Silvestre // 1837–1901

Übersetzung: Paula Schlüter

J’aime tes yeux, j’aime ton front, Ô ma rebelle, ô ma farouche,

J’aime tes yeux, j’aime ta bouche

Où mes baisers s’épuiseront.

J’aime ta voix, j’aime l’étrange

Grâce de tout ce que tu dis, Ô ma rebelle, ô mon cher ange, Mon enfer et mon paradis !

J’aime tout ce qui te fait belle, De tes pieds jusqu’à tes cheveux, Ô toi vers qui montent mes vœux, Ô ma farouche, ô ma rebelle !

Ich liebe deine Augen, ich liebe deine Stirn, o meine Rebellin, o meine Wilde.

Ich liebe deine Augen, ich liebe deinen Mund, wo meine Küsse sich erschöpfen.

Ich liebe deine Stimme, ich liebe die seltsame

Anmut von allem, was du sagst, o meine Rebellin, o mein lieber Engel, meine Hölle und mein Paradies!

Ich liebe alles, was dich schön macht, von Kopf bis Fuß.

O du, zu der meine Wünsche emporsteigen, o meine Wilde, o meine Rebellin!

Prison

Text: Paul Verlaine // 1844–1896

Übersetzung: Paula Schlüter

Le ciel est, par-dessus le toit, Si bleu, si calme !

Un arbre, par-dessus le toit, Berce sa palme.

La cloche, dans le ciel qu’on voit, Doucement tinte.

Un oiseau sur l’arbre qu’on voit

Chante sa plainte.

Mon Dieu, mon Dieu, la vie est là

Simple et tranquille.

Cette paisible rumeur-là

Vient de la ville.

Qu’as-tu fait, ô toi que voilà

Pleurant sans cesse,

Dis, qu’as-tu fait, toi que voilà, De ta jeunesse ?

Les berceaux

Der Himmel über dem Dach ist so blau, so ruhig!

Der Baum über dem Dach wiegt seine Äste.

Die Glocke im Himmel, den man sieht, läutet ganz leise.

Ein Vogel auf dem Baum, den man sieht, singt seine Klage.

Mein Gott, mein Gott, das Leben ist da. Einfach und ruhig. Dieser friedliche Lärm dort kommt aus der Stadt.

Was hast du getan, o du, der du da bist, der du weinst ohne Unterlass, sag, was hast du getan, du da, mit deiner Jugend?

Text: René François Armand »Sully« Prudhomme // 1839–1907

Übersetzung: Paula Schlüter

Le long du Quai, les grands vaisseaux, Que la houle incline en silence, Ne prennent pas garde aux berceaux, Que la main des femmes balance.

Die großen Schiffe am Kai, vom Seegang lautlos gewogen, achten nicht auf die Kinderbetten, die von Frauenhand geschaukelt werden.

Mais viendra le jour des adieux,

Car il faut que les femmes pleurent, Et que les hommes curieux

Tentent les horizons qui leurrent !

Et ce jour-là les grands vaisseaux, Fuyant le port qui diminue, Sentent leur masse retenue

Par l’âme des lointains berceaux.

Mandoline

Text: Paul Verlaine

Übersetzung: Paula Schlüter

Les donneurs de sérénades

Et les belles écouteuses

Échangent des propos fades

Sous les ramures chanteuses.

C’est Tircis et c’est Aminte, Et c’est l’éternel Clitandre, Et c’est Damis qui pour mainte

Cruelle fit maint vers tendre.

Leurs courtes vestes de soie,

Leurs longues robes à queues,

Leur élégance, leur joie

Et leurs molles ombres bleues

Tourbillonnent dans l’extase

D’une lune rose et grise, Et la mandoline jase

Parmi les frissons de brise.

Aber der Tag des Abschieds wird kommen, denn die Frauen müssen weinen und die neugierigen Männer nach trügerischen Horizonten greifen!

Und die großen Schiffe spüren an jenem Tag, während sie den Hafen fliehen, der immer kleiner wird, wie ihre Masse zurückgehalten wird von den Seelen der fernen Kinderbetten.

Die Ständchenbringer und ihre schönen Zuhörerinnen tauschen fade Worte aus unter den singenden Zweigen.

Das ist Tircis und das ist Aminte, das ist der ewige Klitander, und das ist Damis, der für manch Grausame so manchen zärtlichen Vers dichtete.

Ihre kurzen, seidenen Jacken, ihre langen Kleider mit Schleppe, ihre Eleganz, ihre Freude und ihre weichen blauen Schatten

Wirbelnd in der Ekstase eines rosa-grauen Mondes, und die Mandoline schwatzt zwischen den Schauern der Brise.

Le secret

Text: Paul-Armand Silvestre

Übersetzung: Paula Schlüter

Je veux que le matin l’ignore

Le nom que j’ai dit à la nuit, Et qu’au vent de l’aube, sans bruit, Comme une larme il s’évapore.

Je veux que le jour le proclame

L’amour qu’au matin j’ai caché, Et sur mon cœur ouvert penché, Comme un grain d’encens il l’enflamme.

Je veux que le couchant l’oublie

Le secret que j’ai dit au jour

Et l’emporte, avec mon amour, Aux plis de sa robe pâlie !

Ich will, dass der Morgen ihn ignoriert, den Namen, den ich der Nacht sagte, und der Wind der Morgendämmerung soll ihn lautlos verwehen, sodass er wie eine Träne verdunstet.

Ich will, dass der Tag sie verkündet, die Liebe, die ich morgens verbarg, und über mein offenes Herz gebeugt entzündet sie sich wie ein Weihrauchkorn.

Ich will, dass der Sonnenuntergang es vergisst,

das Geheimnis, das ich dem Tag sagte, der es fortträgt mit meiner Liebe zu den Falten ihres bleichen Kleides!

Notre amour

Text: Paul-Armand Silvestre

Übersetzung: Paula Schlüter

Notre amour est chose légère

Comme les parfums que le vent

Prend aux cimes de la fougère

Pour qu’on les respire en rêvant.

– Notre amour est chose légère !

Notre amour est chose charmante,

Comme les chansons du matin

Où nul regret ne se lamente,

Où vibre un espoir incertain.

– Notre amour est chose charmante !

Notre amour est chose sacrée

Comme les mystères des bois

Où tressaille une âme ignorée,

Où les silences ont des voix.

– Notre amour est chose sacrée !

Notre amour est chose infinie,

Comme les chemins des couchants

Où la mer, aux cieux réunie,

S’endort sous les soleils penchants.

Notre amour est chose éternelle

Comme tout ce qu’un dieu vainqueur

A touché du feu de son aile,

Comme tout ce qui vient du cœur,

– Notre amour est chose éternelle !

Unsere Liebe ist eine leichte Sache, wie die Düfte, die der Wind von den Wipfeln des Farns herüberträgt, damit man sie beim Träumen einatmet.

– Unsere Liebe ist eine leichte Sache!

Unsere Liebe ist eine liebliche Sache, wie die Lieder des Morgens, wo kein Bedauern, keine Klage sich regt, wo eine ungewisse Hoffnung erzittert.

– Unsere Liebe ist eine liebliche Sache!

Unsere Liebe ist eine heilige Sache, wie die Geheimnisse der Wälder, wo eine unbekannte Seele zuckt, wo das Schweigen Stimmen hat.

– Unsere Liebe ist eine heilige Sache!

Unsere Liebe ist eine unendliche Sache, wie die Wege des Abendrots, wo das Meer, vereint mit dem Himmel, Unter der sinkenden Sonne einschläft.

Unsere Liebe ist eine ewige Sache, wie alles, was ein siegreicher Gott mit dem Feuer seines Flügels berührt hat, wie alles, was vom Herzen kommt.

– Unsere Liebe ist eine ewige Sache!

Reynaldo Hahn

L’heure exquise

Text: Paul Verlaine

Übersetzung: Paula Schlüter

La lune blanche

Luit dans les bois;

De chaque branche

Part une voix

Sous la ramée ...

Ô bien aimée.

L’étang reflète, Profond miroir,

La silhouette

Du saule noir

Où le vent pleure ...

Rêvons, c’est l’heure.

Un vaste et tendre

Apaisement

Semble descendre

Du firmament

Que l’astre irise ...

C’est l’heure exquise.

Der weiße Mond leuchtet in den Wäldern.

Von jedem Ast geht eine Stimme aus unter dem Schilfrohr ...

O Geliebte.

Der Teich reflektiert wie ein tiefer Spiegel die Silhouette der schwarzen Weide, wo der Wind weint ...

Lass uns träumen, es ist Zeit.

Eine umfassende, zärtliche Linderung scheint hinabzusteigen vom Firmament, wo die Sterne funkeln ...

Das ist die erlesene Stunde.

»Quand je fus pris au pavillon«

Text: Charles de Valois // 1394–1465

Übersetzung: Paula Schlüter

Quand je fus pris au pavillon

De ma dame, très gente et belle,

Je me brûlai à la chandelle,

Ainsi que fait le papillon :

Je rougis comme vermillon,

A la clarté d’une étincelle,

Quand je fus pris au pavillon

De ma dame très gente et belle.

Si j’eusse été esmerillon

Ou que j’eusse eu aussi bonne aile,

Je me fusse gardé de celle

Qui me bailla de l’aiguillon

Quand je fus pris au pavillon.

À Chloris

Text: Théophile de Viau // 1590–1626

Übersetzung: Paula Schlüter

S’il est vrai, Chloris, que tu m’aimes,

Mais j’entends, que tu m’aimes bien, Je ne crois point que les rois mêmes

Aient un bonheur pareil au mien.

Que la mort serait importune

De venir changer ma fortune

À la félicité des cieux !

Tout ce qu’on dit de l’ambroisie

Ne touche point ma fantaisie

Au prix des grâces de tes yeux.

Als ich gefangen war im Pavillon von meiner Dame, sehr lieb und schön, verbrannte ich mich an der Kerze, wie es der Schmetterling tut: Ich errötete wie Zinnober bei der Helligkeit eines Funkens, als ich gefangen war im Pavillon von meiner Dame, sehr lieb und schön. Wenn ich ein Falke gewesen wäre oder starke Flügel gehabt hätte, ich hätte mich vor ihr und ihrem Stachel gehütet, als ich gefangen war im Pavillon.

Wenn es wahr ist, Chloris, dass du mich liebst, und ich höre, dass du mich sehr liebst, glaube ich, dass selbst Könige sich nicht so glücklich schätzen können wie ich mich.

Wie lästig mir der Tod wäre, der kommt, um mein Glück zu ändern, das Glück des Himmels!

Alles, was man von Ambrosia sagt, berührt nicht meine Fantasie, zum Preis der Schönheit deiner Augen.

Si mes vers avaient des ailes

Text: Victor Hugo // 1802–1885

Übersetzung: Paula Schlüter

Mes vers fuiraient, doux et frêles, Vers votre jardin si beau, Si mes vers avaient des ailes, Des ailes comme l’oiseau.

Ils voleraient, étincelles, Vers votre foyer qui rit, Si mes vers avaient des ailes, Des ailes comme l’esprit.

Près de vous, purs et fidèles, Ils accourraient, nuit et jour, Si mes vers avaient des ailes, Des ailes comme l’amour !

Richard Strauss

Einerlei

Text: Achim von Arnim // 1781–1831

Ihr Mund ist stets derselbe, Sein Kuss mir immer neu, Ihr Auge noch dasselbe, Sein freier Blick mir treu;

O du liebes Einerlei, Wie wird aus dir so mancherlei!

Meine Verse würden fliehen, süß und gebrechlich, in deinen schönen Garten, wenn meine Verse Flügel hätten, Flügel wie ein Vogel.

Sie würden fliegen, wie Funken, zu deinem lachenden Herd, wenn meine Verse Flügel hätten, Flügel wie der Geist.

Nah zu euch, rein und treu, würden sie herbeieilen, Tag und Nacht, wenn meine Verse Flügel hätten, Flügel wie die Liebe!

»Ich wollt’ ein Sträußlein binden«

Text: Clemens Brentano // 1778–1842

Ich wollt’ ein Sträußlein binden, Da kam die dunkle Nacht, Kein Blümlein war zu finden, Sonst hätt’ ich dir’s gebracht.

Da flossen von den Wangen

Mir Tränen in den Klee, Ein Blümlein aufgegangen

Ich nun im Garten seh’.

Das wollte ich dir brechen

Wohl in dem dunklen Klee, Doch fing es an zu sprechen:

»Ach, tue mir nicht weh!«

Meinem Kinde

Text: Gustav Falke // 1853–1916

Du schläfst und sachte neig’ ich mich

Über dein Bettchen und segne dich.

Jeder behutsame Atemzug

Ist ein schweifender Himmelsflug, Ist ein Suchen weit umher,

Ob nicht doch ein Sternlein wär, Wo aus eitel Glanz und Licht

Liebe sich ein Glückskraut bricht, Das sie geflügelt herniederträgt

Und dir aufs weiße Deckchen legt.

»Sei freundlich in dem Herzen, Betracht’ dein eigen Leid, Und lasse mich in Schmerzen Nicht sterben vor der Zeit!«

Und hätt’s nicht so gesprochen, Im Garten ganz allein, So hätt’ ich dir’s gebrochen, Nun aber darf’s nicht sein.

Mein Schatz ist ausgeblieben, Ich bin so ganz allein.

Im Lieben wohnt Betrüben, Und kann nicht anders sein.

Schlechtes Wetter

Text: Heinrich Heine // 1797–1856

Das ist ein schlechtes Wetter, Es regnet und stürmt und schneit; Ich sitze am Fenster und schaue Hinaus in die Dunkelheit.

Da schimmert ein einsames Lichtchen, Das wandelt langsam fort; Ein Mütterchen mit dem Laternchen Wankt über die Straße dort.

Leises Lied

Text: Richard Dehmel // 1863–1920

In einem stillen Garten

An eines Brunnens Schacht, Wie wollt’ ich gerne warten Die lange graue Nacht!

Viel helle Lilien blühen

Um des Brunnens Schlund; Drin schwimmen golden die Sterne, Drin badet sich der Mond.

Ich glaube, Mehl und Eier Und Butter kaufte sie ein; Sie will einen Kuchen backen Für’s große Töchterlein.

Die liegt zu Hause im Lehnstuhl Und blinzelt schläfrig ins Licht; Die goldenen Locken wallen Über das süße Gesicht.

Und wie in den Brunnen schimmern

Die lieben Sterne hinein, Glänzt mir im Herzen immer Deiner lieben Augen Schein.

Die Sterne doch am Himmel, Die stehen all’ so fern; In deinem stillen Garten Stünd’ ich jetzt so gern.

Freundliche Vision

Text: Otto Julius Bierbaum // 1865–1910

Nicht im Schlafe hab’ ich das geträumt, hell am Tage sah ich’s schön vor mir: eine Wiese voller Margeritten; tief ein weißes Haus in grünen Büschen; Götterbilder leuchten aus dem Laube. Und ich geh’ mit einer, die mich lieb hat, ruhigen Gemütes in die Kühle dieses weißen Hauses, in den Frieden, der voll Schönheit wartet, dass wir kommen.

»Wie sollten wir geheim sie halten«

Text: Adolf Friedrich von Schack // 1815–1894

Wie sollten wir geheim sie halten, Die Seligkeit, die uns erfüllt?

Nein, bis in seine tiefsten Falten Sei allen unser Herz enthüllt!

Wenn zwei in Liebe sich gefunden, Geht Jubel hin durch die Natur, In länger’n wonnevollen Stunden

Legt sich der Tag auf Wald und Flur.

Selbst aus der Eiche morschem Stamm, Die ein Jahrtausend überlebt, Steigt neu des Wipfels grüne Flamme Und rauscht von Jugendlust durchbebt.

Zu höher’m Glanz und Dufte brechen

Die Knospen auf beim Glück der Zwei, Und süßer rauscht es in den Bächen, Und reicher blüht und glänzt der Mai.

Julia Lezhneva

Sopran

1989 auf der Insel Sachalin vor der russischen Pazifikküste geboren, begann Julia Lezhneva im Alter von fünf Jahren mit dem Klavierspiel und dem Gesang. Nach dem Abschluss der Gretchaninov-Musikschule setzte sie ihr Gesangs- und Klavierstudium am Moskauer P.-I.-TschaikowskiKonservatorium fort. Mit 17 Jahren erlangte sie internationale Aufmerksamkeit als Gewinnerin der Elena Obraztsova Competition of Young Opera Singers und wurde im darauffolgenden Jahr eingeladen, bei der Eröffnung des Rossini Opera Festivals in Pesaro gemeinsam mit Juan Diego Flórez auf der Bühne zu stehen. 2009 gewann sie den 1. Preis beim Internationalen Mirjam-Helin-Gesangswettbewerb in Helsinki und 2010 den 1. Preis bei der Paris Opera Competition, jeweils als jüngste Teilnehmerin in der Geschichte beider Wettbewerbe. Die Zeitschrift Opernwelt kürte sie 2011 für ihr Debüt in La Monnaie in Brüssel zur »Nachwuchssängerin des Jahres«.

Im Oktober 2019 debütierte sie mit großem Erfolg bei den Berliner Philharmonikern und im Dezember 2019 im Musikverein Wien, 2020 folgte das Debüt beim Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks. 2023 trat sie zum ersten Mal an der Mailänder Scala auf. Julia Lezhneva ist regelmäßig bei den Salzburger Festspielen, bei der Salzburger Mozartwoche und beim Festival Bayreuth Baroque zu Gast sowie an den Opernhäusern in Hamburg und Barcelona. Für die Saison 2024/25 stehen ihre Debüts mit der Los Angeles Philharmonic und dem Atlanta Symphony Orchestra an. Zudem gibt sie regelmäßig Liederabende. Ihr Repertoire umfasst Werke von russischen, englischen, italienischen und deutschen Komponist:innen von Barock bis Belcanto. Zu Julia Lezhnevas Lehrer:innen und Mentor:innen zählen Dame Kiri Te Kanawa, Elena Obraztsova, Dennis O’Neill, Yvonne Kenny, Alberto Zedda, Richard Bonynge und Thomas Quasthoff. Ihr Debüt im Brucknerhaus Linz ist gleichzeitig ihr Debüt mit Helmut Deutsch.

Helmut Deutsch

Klavier

Helmut Deutsch zählt zu den gefragtesten und erfolgreichsten Liedbegleitern der Welt. In Wien geboren, studierte er am Konservatorium, an der Musikakademie und an der Universität seiner Heimatstadt, erhielt den Kompositionspreis der Stadt Wien und wurde mit 24 Jahren Professor. Schon in seiner Studienzeit konzentrierte sich sein Hauptinteresse auf das Lied, daneben betätigte er sich durch mehrere Jahrzehnte als Kammermusiker in allen erdenklichen Formationen mit vielen Instrumentalist:innen von Weltrang.

Seine internationale Karriere als Liedbegleiter begann mit der Sopranistin Irmgard Seefried, wichtigster Sänger seiner jungen Jahre aber wurde Hermann Prey, dessen fester Partner er für zwölf Jahre in mehreren hundert Konzerten war. In weiterer Folge arbeitete Helmut Deutsch mit einem Großteil der bedeutendsten Liedsänger:innen zusammen und spielte in allen wichtigen Musikzentren der Welt. In der Gegenwart zählen Jonas Kaufmann, Diana Damrau, Michael Volle, Camilla Nylund und Piotr Beczała zu seinen vorrangigen Partner:innen.

Die Arbeit von Helmut Deutsch ist auf mehr als hundert Tonträgern dokumentiert. Einige davon spiegeln auch wider, was er als eines seiner zentralen Anliegen sieht: die Wiederbelebung zu Unrecht vergessener Komponisten der Vergangenheit. Eine andere Aufgabe, die im Laufe der Jahre immer mehr zu einer Herzenssache wurde, ist die Ausbildung und Förderung junger Talente. Seine Lehrtätigkeit setzte sich nach den Jahren in Wien vor allem an der Hochschule für Musik und Theater München fort, wo er 28 Jahre Professor für Liedgestaltung war. Bis heute gibt er Meisterkurse in Europa und im Fernen Osten und bleibt durch Gastprofessuren weiterhin mit Hochschulen verbunden. Zu Helmut Deutschs Student:innen zählten neben vielen anderen Juliane Banse, Jonas Kaufmann, Dietrich Henschel, Christian Gerhaher und Wolfram Rieger.

Impressum

Herausgeberin

Linzer Veranstaltungsgesellschaft mbH, Brucknerhaus Linz, Untere Donaulände 7, 4010 Linz

René Esterbauer, BA MBA, Kaufmännischer Geschäftsführer

Redaktion

Paula Schlüter, MA

Biografien & Lektorat

Romana Gillesberger

Gestaltung

Anett Lysann Kraml

Leiter Programmplanung, Dramaturgie und szenische Projekte

Mag. Jan David Schmitz

Abbildungen

S. Zolak (S. 2), gemeinfrei (S. 6, 8, 9, 10, 11, 12 & 13), K. Zasetskaya (S. 39), S. Suarez (S. 41)

Programm­, Termin­ und Besetzungsänderungen vorbehalten LIVA – Ein Mitglied der Unternehmensgruppe Stadt Linz

Wir danken für Ihren Besuch und wünschen Ihnen ein schönes Konzert!

Mit unserer eigenen Hammerkopfproduktion entfesseln wir das volle tonliche Spektrum unserer Flügel und Klaviere –eine Kunst, die Leidenschaft, Erfahrung und Disziplin erfordert. www.bechstein-linz.de

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