Bläserharmonien
29. APRIL 2023
KAMMERMUSIK III
SAISON 2022/23
29. APRIL 2023
KAMMERMUSIK III
SAISON 2022/23
Bläserharmonien
Samstag, 29. April 2023, 19:30 Uhr
Mittlerer Saal, Brucknerhaus Linz
Saison 2022/23 – Kammermusik III 3. von 3 Konzerten im Abonnement
Antonio Salieri (1750–1825)
Armonia per un Tempio della Notte (Harmoniemusik für einen Tempel der Nacht) Es-Dur für zwei Oboen, zwei Klarinetten, zwei Hörner und zwei Fagotte (nach 1796)
Wolfgang Amadé Mozart (1756–1791)
Serenade Nr. 11 Es-Dur für zwei Oboen, zwei Klarinetten, zwei Hörner und zwei Fagotte, KV 375 (1781, rev. 1782)
I Allegro maestoso
II Menuetto – Trio
III Adagio
IV Menuetto – Trio
V Finale. Allegro
– Pause –
Wolfgang Amadé Mozart
Serenade Nr. 10 („Gran Partita“) B-Dur für zwei Oboen, zwei Klarinetten, zwei Bassetthörner, vier Hörner, zwei Fagotte und Kontrabass, KV 361 (370a) (1783–84)
I Largo – Molto allegro
II Menuetto – Trio I – Trio II
III Adagio
IV Menuetto. Allegretto – Trio I – Trio II
V Romance. Adagio – Allegretto – Adagio
VI Tema con variazioni. Andante – Adagio – Allegro
VII Finale. Molto allegro
Konzertende ca. 21:30
Bläserensemble der Akademie für Alte Musik Berlin
Xenia Löffler, Michael Bosch | Oboe
Markus Springer, Benjamin Reissenberger | Klarinette
Ernst Schlader | Bassetthorn & Klarinette
Philippe Castejon | Bassethorn
Erwin Wieringa, Jiří Tarantik, Jana Svadlenková, Miroslav Rovenský | Horn
Javier Zafra, Ivan Calestani | Fagott
Christine Sticher | Kontrabass
Harmoniemusik? Was darf man sich darunter vorstellen? Eine schöne, dem Ohr schmeichelnde, harmonische Musik im Gegensatz zu einer schrägen, disharmonischen? Das mag plausibel klingen, ist, um im Sprachgebrauch des Musikalischen zu verbleiben, jedoch ein zweifacher Trugschluss: Zum einen bezeichnet der Begriff „Harmoniemusik“ nicht zwingend eine klingende Musik als solche, sondern zuvorderst eine bestimmte Ensemblebesetzung, zum anderen bezieht sich „Harmonie“ nicht auf den konsonanten Zusammenklang im musiktheoretischen Sinne, sondern auf die Besonderheit dieser Besetzung, einen homogenen und doch farbenreichen, kurzum harmonischen Gesamtklang hervorzubringen.
Ihren Ursprung hat die Harmoniemusik, auch Harmonie genannt, in der Militärmusik, wo sich im Verlauf des 18. Jahrhunderts Ensembles aus meist fünf bis acht Holzbläsern herausbilden, deren Verzicht auf Streich- oder Tasteninstrumente zuvorderst dem praktischen Grund geschuldet sind, dass meist stehend oder sogar marschierend unter freiem Himmel musiziert wird. Bereits 1726 schreibt etwa der kursächsische Oberforst- und Wildmeister Johann Friedrich von Flemming:
„Bey der Königlichen Polnischen und Churfürstlich Sächsischen Infanterie ist angeordnet, daß über denen Hautboisten [i. e. Oboisten] an
„[…] welches eine recht angenehme Harmonie verursacht“
noch zwey Waldhornisten mit einstimmen müssen, welches eine recht angenehme Harmonie verursacht.“ Vier Jahre später ist in einem Gutachten des Wiener Hofkapellmeister Johann Joseph Fux zu lesen, dass beim Ausfall eines seiner vier Oboisten „mithin die Harmonie incomplet verbleibet“. Erst als Joseph II. am 1. April 1782 sein eigenes Ensemble, die Kaiserliche und Königliche Harmonie, gründet, wird das Oktett, bestehend aus je zwei Oboen, Klarinetten, Hörnern und Fagotten, zur Standardbesetzung, für die einige der bedeutendsten Komponisten Wiens Werke verfassen, vor allem aber Bearbeitungen ihrer Opern arrangieren. Dies geschieht aufgrund der großen Nachfrage dabei unter enormem Zeitdruck, war es doch möglich, dass ein anderer dem Urheber mit seiner Bearbeitung zuvorkam. So klagt etwa Wolfgang Amadé Mozart seinem Vater am 20. Juli 1782: „Nun habe ich keine geringe Arbeit. – bis Sonntag acht tag muß meine opera auf die harmonie gesezt seyn – sonst kommt mir einer bevor – und hat anstatt meiner den Profit davon; […] sie glauben nicht wie schwer es ist so was auf die harmonie zu setzen – daß es den blaßinstrumenten eigen ist, und doch dabey nichts von der Wirkung verloren geht.“
Noch 1802 bestätigte Heinrich Christoph Koch die in jener Zeit etablierte Oktettbesetzung in seinem Musikalischen Lexikon als Norm:
Harmoniemusik, nennet man diejenige, die aus lauter Blasinstrumenten, und zwar gewöhnlich aus zwey Oboen, zwey Clarinetten, zwey Hörnern und Fagotts bestehet. Man bedient sich dabey entweder besonders dazu gesetzter Tonstücke […], oder man arrangirt für diese Instrumente Opern und andere Tonstücke, die eigentlich zu einem anderen Gebrauche bestimmt sind, weil es bis jetzt noch einer hinlänglichen Anzahl guter Tonstücke fehlet, die ursprünglich für diese Art der Musik gesetzt wären.
Tatsächlich finden sich im Repertoire der Kaiserlichen und Königlichen Harmonie zum Zeitpunkt ihrer Auflösung 1837 lediglich 22 Originalkompositionen, dagegen jedoch rund fünfmal so viele Bearbeitungen von Opern
Der Name Antonio Salieri dürfte den meisten vor allem durch Miloš Formans Film Amadeus aus dem Jahr 1984 im Gedächtnis sein, in dem der Komponist um des dramatischen Effekts willen als verzweifelter Widersacher Mozarts porträtiert und zuletzt sogar für dessen Tod verantwortlich gemacht wird. Dem gegenüber stehen freilich die historischen Fakten, die weder das eine noch das andere bestätigen. Ganz im Gegenteil schildern Zeitgenoss*innen ihn als freundlichen Menschen, bewunderten Komponisten und nicht zuletzt geschätzten Pädagogen – zu seinen Schülern zählten Ludwig van Beethoven, Franz Schubert und auch Mozarts Sohn Franz Xaver Wolfgang. In Wien, wohin Salieri 1766 als 15-Jähriger kam, verkehrte er schon nach kurzer Zeit in den höchsten kulturellen und politischen Kreisen und machte
bald sogar die persönliche Bekanntschaft Josephs II., durch dessen Unterstützung er wenig später als Opernkomponist reüssieren konnte. 1774 wurde Salieri zum Kammerkomponisten des Kaisers, kurz darauf zum Kapellmeister der italienischen Oper am Kärntnertortheater bestellt. Als Joseph II. zwei Jahre später das „Teutsche Nationaltheater“ begründete und damit die Förderung deutschsprachiger Singspiele anstelle italienischer und französischer Opern veranlasste, begab sich Salieri nach Italien, feierte in Mailand, Venedig, Rom und Neapel große Erfolge und war bald in ganz Europa bekannt. 1781 leistete er mit seinem Lustspiel Der Rauchfangkehrer schließlich
Abbildung einer Harmoniemusik im Rahmen einer 41-teiligen Bilderserie mit der Darstellung des Prinzen Wilhelm IV. von Oranien am 4. Februar 1752, Gravur von Jan Punt nach einer Zeichnung von Pieter Jan van Cuyck, 1752
Johann
Mälzel: Mechaniker und Erfinder, der unter anderem mechanische Musikinstrumente und das Metronom entwickelte
seinen eigenen Beitrag zum Deutschen Singspiel und kehrte, nachdem er 1784 mit seiner Tragédie lyrique Les Danaïdes auch in Paris triumphal Einzug gehalten hatte, 1788 wieder nach Wien zurück, wo ihm das Amt des Hofkapellmeisters übertragen wurde, das er letztlich bis zu seiner Pensionierung 1824 bekleidete. Unter seinen Harmoniemusiken, die vermutlich fast ausnahmslos für das kaiserliche Ensemble bestimmt waren, ragt die Armonia per un Tempio della Notte (Harmoniemusik für einen Tempel der Nacht) Es-Dur für zwei Oboen, zwei Klarinetten, zwei Hörner und zwei Fagotte nicht nur aufgrund ihres ungewöhnlichen Titels heraus. Salieri schrieb das Werk für den Industriellen Peter von Braun, der von 1794 bis 1807 Direktor beider Hoftheater, des (Alten) Burgtheaters und des Kärntnertortheaters, war und der 1796 auf seinem Landsitz Schloss Schönau mit dem Bau eines mit freimaurerischen Symbolen versehenen „Tempels der Nacht“ begann, der bald als Hauptattraktion eines ganzen ,Unterhaltungsparks‘ diente. Salieri komponierte das Stück ursprünglich für ein von Johann Nepomuk Mälzel konstruiertes Spielwerk, das an der Decke des Tempels angebracht war. Zu den zahlreichen Besuchern dieser Attraktion zählte auch der Beamte Joseph Carl Rosenbaum, der die faszinierenden Eindrücke am 20. September 1802 in seinem Tagebuch festhielt:
Wie die Gesellschaft im Tempel war, begann eine sehr feyerliche Stille und das Flötenspielwerk mit dem Quartett aus Palmira, Silenzio etc., dann noch ein Stück von Salieri, […]. Auf einmahl wurden die alabasternen Lampen ausgelöscht, und der Tempel ward nur vom Mond erleuchtet. Die Beleuchtung war bey der Stille sehr melancholisch. Majestätisch nahm sich der nächtliche Horizont mit den vielen Sternen aus. Als wir aus dem Tempel kamen, war es schon finster, mühsam fanden wir zum Schloss und unseren Wagen. Um ½ 8 h fuhren wir weg, in Traiskirchen soupierten wir, welches uns teuer zu stehen kam. Um ½ 1 h kamen wir nach Hause. Es war eine schöne Mondnacht.
Vermutlich im unmittelbaren Anschluss an die Komposition arbeitete Salieri seine Armonia per un Tempio della Notte zu einem Bläser-
oktett aus. Das einsätzige Werk besteht aus vier ineinander übergehenden Abschnitten, wobei das einleitende Andante un poco sostenuto zum Schluss wiederaufgenommen wird. Bei dem von Rosenbaum beschriebenen „Quartett aus Palmira“ handelt es sich um das A-cappella-Quartett „Silenzio facciasi“ aus Salieris Oper Palmira, Regina di Persia, das im dritten Abschnitt des Werkes zitiert wird und das, mit einem anderen Text unterlegt, zur selben Zeit bereits als Melodie eines Freimaurer-Liedes mit dem Titel Erneuter Vorsatz Popularität genoss.
Nachdem er am 8. Juni 1781 seinen Dienst als Hoforganist des Salzburger Fürsterzbischofs Hieronymus Josef Graf Colloredo quittiert hatte und fortan sein Glück als freischaffender Komponist in Wien versuchte, war Wolfgang Amadé Mozart zunächst auf die Einnahmen aus privatem Klavier- und Kompositionsunterricht angewiesen. Darüber hinaus versuchte er mit allen Mitteln, eine aussichts- und allen
voran etragreiche Stellung am kaiserlichen Hof zu ergattern. In diesem Zusammenhang steht auch die Serenade Nr. 11 Es-Dur für zwei Oboen, zwei Klarinetten, zwei Hörner und zwei Fagotte KV 375, die Mozart ursprünglich als Sextett im Oktober für die Schwägerin des kaiserlichen Hofmalers komponierte, wobei er, wie er am 3. November an seinen Vater schrieb, zuvorderst den Kammerdiener und musikalischen Berater des Kaisers, Johann Kilian Strack, auf sich aufmerksam machen wollte:
[…] um 12 uhr fuhr ich in die leopold-stadt zur Baronne Waldstädten – alwo ich meinen Nammenstag zugebracht habe. auf die Nacht um 11 uhr bekamm ich eine NachtMusick von 2 Clarinetten, 2 Horn, und 2 Fagott – und zwar von meiner eigenen komposition. – diese Musick hatte ich auf den theresia tag –für die schwester der fr[au] v[on] Hickl, oder schwägerin des h[errn] v[on] Hickel (Hofmaler) gemacht; alwo sie auch wirklich das erstemal ist producirt worden. – die 6 Herrn die solche exequiren [i. e. ausführen] sind arme schlucker, die aber ganz Hüpsch zusammen blasen; besonders der erste Clarinettist und die 2 Waldhornisten. – die haubtursache aber warum ich sie gemacht, war, um dem h[errn] v[on] strack (welcher täglich dahin kömmt) etwas von mir hören zu lassen. und deswegen habe ich sie auch ein wenig vernünftig geschrieben.
Mit der Bemerkung, er habe das Stück „auch ein wenig vernünftig geschrieben“ verwies Mozart auf die anspruchsvolle Kontrapunktik und Harmonik seines Werkes, die in Anbetracht der zur leichten Unterhaltung bestimmten Gattung der Harmoniemusik tatsächlich mehr als bemerkenswert ist. Ende Juli des Jahres 1782 erweiterte er die Besetzung des Stücks um zwei Oboen zu einem Oktett, wobei er die Sätze 1, 3 und 5 komplett neu in Partitur schrieb und dabei die Oboen filigran in das bestehende Gefüge integrierte, die neuen Instrumente bei den Sätzen 2 und 4 wiederum lediglich in die Sextett-Partitur eintrug, wo sie im Tutti als Verdopplung der Klarinetten verwendet werden. Vermutlich entstand diese Bearbeitung in Zusammenhang mit den letztlich vergeblichen Bemühungen um eine Anstellung als Hof-
Serenade Nr. 10 („Gran Partita“) B-Dur
komponist des Fürsten Alois I. von Liechtenstein, der 1782 plante, eine eigene Harmoniemusik zu gründen. „Ich habe hier auf dreyerley sachen mein augenmerk“, verriet Mozart seinem Vater in einem Brief vom 23. Jänner 1782:
das Erste ist der Junge fürst liechtenstein, (er will es aber noch nicht wissen lassen) dieser will eine Harmonie Musick aufnehmen, zu welcher ich die stücke setzen soll – da würde freylich nicht viel ausfallen – doch wenigstens wäre es etwas sicheres […] – das zweyte (welches aber bey mir das Erste ist –) ist der kayser selbst. – wer weis – ich will mit h[errn] v[on] Strack davon reden […] – das dritte ist der Erzherzog Maximilian – bey diesem kann ich sagen daß ich alles gelte – er streicht mich bey allen gelegenheiten hervor – und ich wollte fast gewis sagen können, daß wen er schon Churfürst von kölln wäre, ich auch schon sein kapellmeister wäre. – Nur schade das solche herrn nichts im voraus thun wollen.
Stadler: Anton Stadler, Klarinettist der Kaiserlichen und Königlichen Harmonie, für den Mozart unter anderem sein Klarinettenkonzert A-Dur
KV 622 schrieb
Die als „Gran Partita“ bekannte – wiewohl der Titel von fremder Hand und erst nach Mozarts Tod auf das Autograph des Werkes geschrieben wurde – Serenade Nr. 10 B-Dur für zwei Oboen, zwei Klarinetten, zwei Bassetthörner, vier Hörner, zwei Fagotte und Kontrabass KV 361 (370a) stellt mit ihrer opulenten Besetzung, ihren gewaltigen Dimensionen und ihrer kompositorischen Meisterschaft zweifellos den Gipfelpunkt von Mozarts Harmoniemusiken dar. Das früheste Dokument, das auf die Existenz des Werkes verweist, ist eine Ankündigung, die am 23. März 1784 in einer Beilage zum Wienerblättchen veröffentlicht wurde:
Heut wird Herr Stadler der ältere in wirklichen Diensten S[eine]r Majestät des Kaisers, im k. k. National-Hoftheater eine musikalische Akademie zu seinem Vortheil geben, wobey unter anderen gut gewählten Stücken eine große blasende Musik von ganz besonderer Art, von der Composition des H[er]rn Mozart gegeben wird.
Seinen Eindruck von diesem denkwürdigen Konzert, in dem scheinbar vier der sieben Sätze der „Gran Partita“ zur Aufführung kamen, hielt wiederum der anwesende Librettist Johann Friedrich Schink im 1785 veröffentlichten zweiten Band seiner Litterarischen Fragmente fest:
Sollst meinen Dank haben, braver Virtuos! was du mit deinem Instrument beginnst, das hört’ ich noch nie. Hätt’s nicht gedacht, daß ein Klarinet menschliche Stimme so täuschend nachahmen könnte, als du sie nachahmst. Hat doch dein Instrument einen Ton so weich, so lieblich, daß ihm Niemand wiederstehn kann, der ein Herz hat, und daß hab’ ich, lieber Virtuos; habe Dank! Hab’ auch heut eine Musik gehört mit Blasinstrumenten, von Herrn Mozart, in vier Säzzen – herrlich und hehr! Sie bestand aus dreizehn Instrumenten, als vier Corni, zwei Oboi, zwei Fagotti, zwei Clarinetti, zwei Basset-Corni, ein Contre-Violon, und saß bei jedem Instrument ein Meister – o es tat eine Wirkung – herrlich und groß, treflich und hehr! –
Ihren besonderen Klang erhält die vermutlich Ende 1783, Anfang 1784 komponierte Serenade durch die Hinzufügung eines Kontrabasses und zweier Bassetthörner, durch die das Spektrum der Klangfarben gegenüber der gewöhnlichen Oktettbesetzung zugunsten der dunkleren, warmen Töne verschoben ist. Die Verwendung vierer statt zweier Hörner hat zudem den Vorteil, auch ungewöhnliche Modulationen und von der Grundtonart entfernte Regionen bespielen zu können.
Wenn auch über Umwege, so landen wir mit Mozarts „Gran Partita“ zuletzt wieder bei Antonio Salieri und damit dem Beginn des Konzerts: So ist dem Werk eine zentrale Szene in Miloš Formans oben erwähntem Film Amadeus gewidmet, in dem Salieri erstmals ein Werk aus der Feder Mozarts, das Adagio aus eben jener „Gran Partita“, zu hören bekommt. Auch wenn diese fiktive Zusammenkunft zweier bedeutender Künstlerpersönlichkeiten gewiss nicht frei von filmischem Pathos ist, so lässt sich die berückende Wirkung von Mozarts Musik nur schwerlich besser beschreiben, als mit jenen Worten, die Salieri hier in den Mund gelegt werden:
Die Partitur sah nach nichts aus. Der Anfang so simpel. Fast lächerlich. Nur ein Pulsieren, Fagotte, Bassetthörner – wie eine rostige Quetschkommode. Doch da plötzlich, hoch darüber, eine einsame Oboe, ein einzelner Ton, unerschütterlich über allem, bis eine Klarinette ihn aufnimmt, in einer Phrase von solch himmlischer Süße! Das war keine Komposition eines Zirkusaffen! So
eine Musik hatte ich noch nie vernommen. Voll tiefster Sehnsucht; einer so unstillbaren Sehnsucht, dass ich erbebte und es mir schien, als hörte ich die Stimme Gottes.
Das Bläserensemble der Akademie für Alte Musik Berlin widmet sich seit vielen Jahren und mit internationalem Erfolg der Kammermusik für Bläser, vornehmlich aus der Zeit der Klassik. Als Kammermusikensemble waren die Bläser in jüngster Zeit unter anderem zu Gast bei der Mozartwoche in Salzburg, beim Festival Actus Humanus in Danzig, beim Mozartfest Augsburg, im Konzerthaus Berlin und in der Londoner Wigmore Hall. Ihre Virtuosität und der Farbenreichtum ihres Spiels prägen zudem den Orchesterklang der Akademie für Alte Musik Berlin (Akamus) seit ihren Anfängen.
2022 feierte das Ensemble sein 40-jähriges Bestehen. 1982 in Berlin gegründet, gehört es heute zur Weltspitze der historisch informiert spielenden Kammerorchester und kann auf eine beispiellose Erfolgsgeschichte verweisen. Konsequent und wohlüberlegt hat Akamus sein Kernrepertoire aus Barock und Klassik nach und nach bis ins 19. Jahr-
hundert ausgeweitet. Neben weltweiten Tourneen und Konzerten gestaltet das Orchester seit mehr als 35 Jahren eine eigene Abonnementreihe im Konzerthaus Berlin, seit 1994 prägt seine musikalische Handschrift das Barockrepertoire an der Staatsoper Unter den Linden in Berlin. Mit einer eigenen Konzertreihe ist das Ensemble seit 2012 zudem regelmäßig im Prinzregententheater in München zu Gast. Die mittlerweile rund hundert Aufnahmen der Akademie für Alte Musik Berlin wurden mit allen bedeutenden Schallplattenpreisen ausgezeichnet, darunter ein GRAMMY Award, ein Diapason d’Or, ein Gramophone Classical Music Award, ein Edison Award, ein MIDEM Classical Award, ein Choc de l‘année der Musikzeitschrift Classica sowie der Jahrespreis der deutschen Schallplattenkritik. 2006 erhielt das Orchester den Georg-Philipp-Telemann-Preis der Landeshauptstadt Magdeburg, 2014 die Bach-Medaille der Stadt Leipzig.
„DAS EWIG-WEIBLICHE ZIEHT UNS HINAN.“
DO 14 SEP 19:30
JULIA HAGEN & ALEXANDER ULLMAN
„Eine Violoncellistin […] –dieß fehlte noch!“
Werke von Cécile Chaminade, Nadia Boulanger, Emilie Mayer u. a.
DI
26 SEP 19:30
Musenmusik von Alexis de Castillon, Clara und Robert Schumann
MI 4 OKT 19:30
MITTLERER SAAL
BENJAMIN APPL & KIT ARMSTRONG
Lieder von Hildegard von Bingen, Franz Schubert, Cécile Chaminade, Nadia Boulanger u. a.
SA 7 OKT 19:30
MITTLERER SAAL
SCHUMANN QUARTETT
Die Musikmäzenin Elizabeth Sprague Coolidge
Werke von Sergei Prokofjew, Leó Weiner, Béla Bartók
VORSCHAU : Streichquartette in der Saison 2022/23
Aus Tradition Zukunft
Freitag, 2. Juni 2023, 19:30 Uhr
Mittlerer Saal, Brucknerhaus Linz
Werke von Ludwig van Beethoven, Giuseppe Verdi, Oscar Jockel u. a.
Quatuor Diotima
Yun-Peng Zhao, Léo Marillier | Violine
Franck Chevalier | Viola
Pierre Morlet | Violoncello
18:30 Uhr: Konzerteinführung
Karten und Info: +43 (0) 732 77 52 30 | kassa@liva.linz.at | brucknerhaus.at
Herausgeberin: Linzer Veranstaltungsgesellschaft mbH, Brucknerhaus Linz, Untere Donaulände 7, 4010 Linz
CEO: Mag. Dietmar Kerschbaum, Künstlerischer Vorstandsdirektor LIVA, Intendant Brucknerhaus Linz; Dr. Rainer Stadler, Kaufmännischer Vorstandsdirektor LIVA
Leiter Programmplanung, Dramaturgie und szenische Projekte: Mag. Jan David Schmitz
Redaktion: Andreas Meier | Der Text von Andreas Meier ist ein Originalbeitrag für dieses Programmheft.
Biographie: Romana Gillesberger | Lektorat: Celia Ritzberger | Gestaltung: Anett Lysann Kraml
Abbildungen: L. Borges/Sony Classical (S. 21 [3. v. o.]), D. M. Deuter (S. 18–19), S. Gallois (S. 21 [2. v. o.]),
H. Hoffmann (S. 21 [4. v. o.]), Internationale Stiftung Mozarteum, Salzburg (S. 12), L. Kaneko (S. 22), Library of Congress, Music Division, Washington, D.C. (S. 16–17), privat (S. 11), Rijksmuseum, Amsterdam (S. 8–9), Shutterstock (S. 20), J. Wesely (S. 21 [1. v. o.])
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LIVA – Ein Mitglied der Unternehmensgruppe Stadt Linz