Uraufführungen Die lange der
Lizard – Linzer Ensemble für aktuelle Musik
Die lange Nacht der Uraufführungen
Samstag, 6. Mai 2023, 19:30 Uhr
Mittlerer Saal, Brucknerhaus Linz
Saison 2022/23 – Festival 4020
Saison 2022/23 – Stars von morgen VIII
8. von 9 Konzerten im Abonnement
Saison 2022/23 – Hier und Jetzt. Der Sound der Gegenwart II
2. von 3 Konzerten im Abonnement
Programm
Anna Wielend (* 1999)
Tauchgang für Saxophon, vier Tänzerinnen und Zuspielung (2023)* [Uraufführung]
Leonhard Gaigg (* 2005)
Visions für Violoncello solo (2023) [Uraufführung]
Tina Geroldinger (* 2000)
Hupferl – ein kleiner Sprung zu etwas hin für Horn solo (2023) [Uraufführung]
Ixta Rodero Gil (* 1997)
7 secrets for making marriage work für Flöte, Saxophon, Horn, Schlagzeug, Klavier, Akkordeon, Violine, Violoncello, Kontrabass und Elektronik (2023) [Uraufführung]
Jadwiga Frej (* 1997)
Was bringt dich zum Lachen? Szene für Flöte, E-Gitarre, Violoncello und Zuspielung (2023) [Uraufführung]
Alireza Shahabolmolkfard (* 1991)
The C8H10N4O2 Report (or jump cuts from stages one goes through after having coffee) für Flöte, Klarinette, Akkordeon, Klavier, Violoncello und Dirigent (2023) [Uraufführung]
Jorge Villoslada Durán (* 1997)
The Imaginary Line für zwei Performer (Perkussion und E-Gitarre) und Elektronik (2023) [Uraufführung]
Moldir Slyamova (* 1999)
Shahar für Horn solo (2023) [Uraufführung]
Sara Stevanovic (* 1998)
The poetic carcass of an almost but not quite shaped world.
Virtuelles Theater für Flöte, Tenorsaxophon, E-Gitarre, Klavier, Perkussion und Violoncello und Elektronik (2023) [Uraufführung der Videofassung]
Mohsen Shanehchi (* 1997)
The Hidden Fire in My Chest für Violine, Violoncello und Kontrabass (2023) [Uraufführung]
Michael Mikolasek (* 1973)
And the Moon Be Still as Bright für Flöte, Klarinette, Violine, Violoncello und Klavier (2023) [Uraufführung]
Dominik Leitner (* 1991)
Comfort music für Klarinette, Sopransaxophon, Horn, Perkussion, E-Gitarre, Violine und Kontrabass (2023) [Uraufführung]
Odysseas Manidakis (* 1993)
Livebox für Horn, E-Gitarre, Kontrabass und Perkussion (2023) [Uraufführung]
I Lizard Ostinato
II Smoking on the balcany
III Kick me out!
IV Winterhaven
V Floating
– Pause –
Katharina Roth (* 1990)
Hit him when he cry out für Schlagzeug solo (2013) [Uraufführung der Originalfassung]
Nilufar Habibian (* 1981)
Have you ever let your hair fly free in the blowing wind? für E-Gitarre, Akkordeon, Perkussion, Violine, Violoncello, Kontrabass und Elektronik (2023) [Uraufführung]
Peter Trabitzsch (* 1994)
Nachtflug lang Sternenmeer für präpariertes Klavier und Elektronik (2023) [Uraufführung]
Moldir Slyamova (* 1999)
Stimmen … in meinem Kopf? für Flöte, Violine, Klavier und Elektronik (2023) [Uraufführung]
María Pérez Díez (* 1996)
Sounddescriptions Vol. II: About death and plants für Violine, Horn, Klarinette, Violoncello, Flöte, Akkordeon, Kontrabass, Saxophon, Klavier und Schlagzeug (2023) [Uraufführung]
Konzertende ca. 23:30
Besetzung
Lizard – Linzer Ensemble für aktuelle Musik
Irena Birsa | Flöte
Dácil Guerra Guzmán | Klarinette
Lisa Felbermayer | Saxophon
Paquito Ernesto Chiti | Horn
Nikolaus Kloucek | E-Gitarre
Max Riefer | Perkussion
Sylvia Kimiko Krutz | Klavier
Petteri Waris | Akkordeon
Tomáš Novák | Violine
Juan Cuamatzi | Violoncello
Helene Glüxam | Kontrabass
Nicholas Reed | Dirigent
Kristína Oleárniková, Veronica Pace
Nika Sarajlija, Sofiia Zeifert | Tanz*
Anna Wielend (* 1999)
Tauchgang
für Saxophon, vier Tänzerinnen und Zuspielung (2023)
DAS WERK
Ein Versuch, die Aufmerksamkeit auf gegenwärtige Forschung zu lenken.
Die Meeresbiologin Angelina Ivkic wurde für diese Installation im Rahmen ihres Doktorats Red Sea coral reefs: A Pleistocene-Recent comparison [FWF Project P 31592-B25] im Herbst 2022 interviewt.
Leonhard Gaigg (* 2005)
Visions für Violoncello solo (2023)
DAS WERK
Das Werk Visions nimmt Bezug auf ein Zitat aus dem Roman 1984 des englischen Schriftstellers George Orwell: „If you want a vision of the future, imagine a boot stamping on a human face – forever.“ Visions besteht aus mehreren Ebenen. Der Cellist befindet sich in einem Gegenwartsszenario, das noch nichts mit der von Orwell beschriebenen Dystopie zu tun hat, quasi einem Zustand, in dem er seine gegenwärtige Welt beobachtet. Diese Welt ist zwar grundsätzlich frei von Unterdrückung, die Gefahr eines unterdrückenden Regimes ist aber allgegenwärtig. Nach und nach bekommt er immer wieder Visionen einer drohenden Zukunft, die an Orwells Skizzen erinnert. Diese Visionen beschreiben anfangs nur einzelne Aspekte der Gefahr, bis die letzte Vision dann die totale Unterdrückung darstellt und das anfänglich gesprochene Zitat vollkommen vertont.
Zu den Werken und den Komponist*innen
DER KOMPONIST
Leonhard Gaigg aus Ebensee am Traunsee besucht derzeit die 8M des Adalbert Stifter Gymnasiums und den Vorbereitungslehrgang der Anton Bruckner Privatuniversität in Linz. Neben der Klarinette in all ihren Formen – besonders den sogenannten Nebeninstrumenten wie Bass- und Kontrabassklarinette – ist er auch als Komponist und elektronischer Klangkünstler tätig. Als Komponist spezialisiert sich Leo Gaigg auf die Verbindung und Erweiterung von akustischen Klangerzeugern und herkömmlichen Instrumenten mit Live-Elektronik. Zu Uraufführungen seiner Werke kam es unter anderem beim Ars Electronica Festival, bei Leicht über Linz und beim Festival wellenklænge in Lunz am See. Derzeit wird er von Gerald Kraxberger (ABPU, Klarinette), Christian Kapun (LMS Ebensee, Klarinette/Elektronik), Volkmar Klien (ABPU, Elektronik/Komposition) und Angelica Castello (wellenklænge, Elektronik/Komposition) unterrichtet.
Tina Geroldinger (* 2000)
Hupferl – ein kleiner Sprung zu etwas hin für Horn solo (2023)
DAS WERK
Hupferl für Horn – ein kleiner Sprung zu ETWAS hin – ein kleines musikalisches Zuckerl. Ausgehend von dem Wort „Betthupferl“, das so viel bedeutet wie „eine kleine Süßigkeit“ oder „Gutenachtgeschichte vor dem Schlafengehen“, ist das „Hupferl“ allein im Sinne vom „Betthupferl“ einfach ein kleiner Sprung zu etwas hin. Der Sprung zur nächsten Note, der Sprung in ein Konzert hinein, ein freudiger Luftsprung und so weiter.
Ixta Rodero Gil (* 1997)
7 secrets for making marriage work
für Flöte, Saxophon, Horn, Schlagzeug, Klavier, Akkordeon, Violine, Violoncello, Kontrabass und Elektronik (2023)
DAS WERK
7 secrets for making marriage work ist eine Paartherapiesitzung, die in ein Musikstück verwandelt wurde. Es basiert auf dem Buch The Seven Principles for Making Marriage Work des Psychologen John Gottman. Ich habe für jeden Abschnitt einige Fragen ausgewählt, die mich am meisten zum Nachdenken gebracht haben, in der Hoffnung, dass sie den Zuhörer*innen etwas mit auf den Weg geben, was sie über ein so universelles Thema wie Beziehungen mitnehmen können.
DIE KOMPONISTIN
Ixta Rodero Gil ist eine 25 Jahre alte spanische Komponistin. Sie studierte Flöte am Conservatorio Profesional de Música „Cristóbal de Morales“ in Sevilla, anschließend Komposition am Conservatorio Superior de Música de Málaga und kam dann 2021 als ErasmusStudentin nach Linz, wo sie dieses Semester ihren Bachelor in Komposition an der Anton Bruckner Privatuniversität abschließen wird.
Jadwiga
Frej (* 1997)
Was bringt dich zum Lachen?
Szene für Flöte, E-Gitarre, Violoncello und Zuspielung (2023)
DAS WERK
Was hat dich in den letzten Tagen zum Lachen gebracht und warum lachen wir Menschen? Welche Klanglichkeiten stecken im Lachen und wie können diese durch instrumentale Klänge weitergeführt werden?
Alireza Shahabolmolkfard (* 1991)
The C8H10N4O2 Report (or jump cuts from stages one goes through after having coffee) für Flöte, Klarinette, Akkordeon, Klavier, Violoncello und Dirigent (2023)
DAS WERK
C8H10N4O2 ist die chemische Formel von Koffein. Das Stück erkundet eine imaginäre musikalische Reise durch die eigene Stimmung und das Verhalten vor und nach dem Genuss eines Kaffees. Das Ensemble könnte als lebendiges Organ betrachtet werden und der Dirigent als Bewusstsein dieses lebendigen Organs. Das Stück beginnt mit einer dumpf gelangweilten Atmosphäre, wird nach dem Kaffee lebhafter und befindet sich nach zu viel Kaffee in einer Stresssituation. Die Phasen erscheinen ohne Unterbrechung und sehr plötzlich:
I. Es ist gähnend!
II. Eine Stunde später!
III. Zu viel Kaffee! Stress, Schlaflosigkeit und plötzlicher Energieverlust ...
DER KOMPONIST
Alireza Shahabolmolkfard nahm bereits in jungen Jahren Gitarrenunterricht und studierte später Violoncello. Er erhielt Kompositionsunterricht bei einer Reihe namhafter iranischer Komponisten sowie bei Professoren des armenischen Staatskonservatoriums. Derzeit studiert er bei Carola Bauckholt an der Anton Bruckner Privatuniversität in Linz. Seine Stücke waren bereits beim Festival Druskomanija in Litauen, bei Wien Modern, beim Internationalen Brucknerfest Linz sowie bei Leicht über Linz zu hören und er konnte bereits mit dem Schallfeld Ensemble, dem Delirium Ensemble, dem Kompass Ensemble, dem Ensemble ContemporAcco und dem Janus Ensemble zusammenarbeiten.
Jorge Villoslada Durán (* 1997)
The Imaginary Line für zwei Performer (Perkussion und E-Gitarre) und Elektronik (2023)
DAS WERK
Es gibt imaginäre Linien, die wir nicht sehen können. Manchmal sind sie in unserem Unterbewusstsein unsichtbar. Andere sind echte Konstruktionen, Werke moderner Technik, echte empirische Risse, die über unseren Planeten verstreut sind. Brüche, Narben, natürliche und politische Grenzen, die wir die meiste Zeit nicht wahrnehmen wollen, aber die unsere Realität neu organisieren und rationalisieren.
Sie sind die imaginären Linien, die uns umgeben.
Diese Arbeit ist all den Menschen gewidmet, die die imaginären Linien überqueren.
Zu den Werken und den Komponist*innen
DER KOMPONIST
Jorge Villoslada Durán studierte zunächst Violine am Conservatorio Profesional de Música Arturo Soria in Madrid. Sein Studium der Kunstgeschichte an der Universidad Complutense de Madrid schloss er 2019 mit einer Arbeit über aktuelle Tendenzen in der Performancekunst in Spanien am Beispiel der Gruppe Los Torreznos ab. Parallel dazu nahm er privaten Kompositionsunterricht bei Jose Pablo Polo. Als Geiger war er für drei Jahre Mitglied im Orquesta Joven de la Sinfónica de Galicia. Während seines Studiums bei Carola Bauckholt an der Anton Bruckner Privatuniversität in Linz konnte er mit Ensembles wie den Neuen Vocalsolisten, dem Schallfeld Ensemble, dem Landesjugendensemble Neue Musik Baden-Württemberg, dem Delirium Ensemble und dem JIM Chamber Orchestra zusammenarbeiten. Darüber hinaus erhielt er Unterricht bei Komponisten wie Óscar Escudero, Mauro Lanza und Volkmar Klien. Für die Entwicklung des Projekts Music Box im Rahmen von an_TON_LINZ erhielt er 2021 Unterstützung von der Stadt Linz. Seine Werke wurden für das Festival Wien Modern 33 sowie für das Internationale Brucknerfest Linz 2021 ausgewählt.
Moldir Slyamova (* 1999)
Shahar für Horn solo (2023)
DAS WERK
Shahar bedeutet Stadt. Es ist eine Legende über eine magische Stadt, die am Horizont der Wüste erscheint. Ob wir sie wirklich sehen oder nur getäuscht werden, werden wir nie wissen.
Stimmen … in meinem Kopf?
für Flöte, Violine, Klavier und Elektronik (2023)
DAS WERK
Ich bin eine „Denkerin“, das mache ich einfach gerne. Es geht nicht immer nur um philosophische Fragen wie „Wieso sind wir hier?“, „Wer sind wir eigentlich?“, „Ist das alles real oder sind wir tatsächlich in einer Matrix gelandet?“. Parallel denke ich auch über tausende andere Dinge nach wie meinen Tag planen, mein Leben planen, einkaufen, kochen, Mensch sein, Frau sein, Tochter sein, Mutter von zwei Katzen sein und so weiter. Es sind einfach viel zu viele Gedanken, die irgendwann eine laute Stimme kriegen und anfangen, meinen Kopf und mein Herz zu attackieren, bis ich irgendwann nichts mehr kann außer explodieren.
Das Stück ist ein leiser Schrei. Bevor ich explodiere.
Zu den Werken und den Komponist*innen
DIE KOMPONISTIN
Moldir Slyamova ist eine kasachische Komponistin. Sie studierte Musiktheorie an der Kasachischen nationalen Universität der Künste und schloss ihre Studium im Jahr 2019 ab. Derzeit absolviert sie ihr letztes Semester im Bachelor Komposition an der Anton Bruckner Privatuniversität Linz in der Klasse von Erland Maria Freudenthaler. Moldir Slyamova erforscht gerne verschiedene Genres und vermengt sie miteinander. Ihre Musik enthält hauptsächlich eine Mischung aus Minimal Music, Elektronik, volkstümlichen kasachischen Motiven und westlichen, zeitgenössischen Traditionen.
Zu den Werken und den Komponist*innen
DIE KOMPONISTIN
Sara Stevanovic hat ihr Studium der Musikwissenschaft an der Ludwig-Maximilians-Universität München abgeschlossen. Ihr Diplom in Komposition erhielt sie am Conservatorio Statale „Giuseppe Verdi“ in Ravenna. Derzeit macht sie ihr Masterstudium in Komposition an der Anton Bruckner Privatuniversität in Linz. Verschiedene Projekte europaweit haben ihr die Möglichkeit gegeben, mit Ensembles wie dem Ensemble Cairn, dem K!ART Ensemble, dem ESMUC Orchestra, dem Divertimento Ensemble und collettivo_21 zusammenzuarbeiten. Ihre Musik wurde bei Festivals wie Tremplin de la création in der Philharmonie de Paris, dem Mixtur Festival in Barcelona, dem KLANG Festival in Kopenhagen, CROSSROADS in Graz, dem Uuden Musiikin Lokakuu in Oulu (Finnland), dem Cantiere Internazionale d’Arte in Montepulciano, dem EstOvest Festival in Italien sowie im Rahmen der Projekte Startbahn des Staatstheaters Darmstadt und Exquisite Corpse des Staatstheaters Nürnberg aufgeführt.
Mohsen
Shanehchi (* 1997)
The Hidden Fire in My Chest für Violine, Violoncello und Kontrabass (2023)
DAS WERK
Das Gefühl dieses Stücks kann wie folgt beschrieben werden:
von diesem verborgenen Feuer, das in meiner Brust ist, ist die Sonne wie eine Flamme, die am Himmel brennt.
Gedicht von Hafis
DER KOMPONIST
Mohsen Shanehchi wurde 1997 in Maschhad (Iran) geboren. Seine ersten Schritte auf dem Gebiet der Musik machte er mit dem Erlernen der Santur, eines persischen Instruments. Er war Teilnehmer der Meisterklasse von Siamak Aghaei und hat auch die fortgeschrittene Stufe des Santurspiels bei Ardavan Kamkar abgeschlossen. Seither unterrichtet er dieses Instrument an Musikakademien. Shanehchi
Mohsen studierte Komposition bei Nader Mashayekhi im Iran und anschließend bei Armin Sanayei. Nach diesem Unterricht begann er mit einem Kompositionsstudium an der Anton Bruckner Privatuniversität in Linz bei Erland Maria Freudenthaler.
Michael Mikolasek (* 1973)
And the Moon Be Still as Bright
für Flöte, Klarinette, Violine, Violoncello und Klavier (2023)
DAS WERK
Das Stück And the Moon Be Still as Bright wurde inspiriert von Ray Bradburys gleichnamiger Kurzgeschichte, die mit ihrem Titel wiederum auf ein Gedicht von Lord Byron anspielt. Bradburys 1948 erstmals veröffentlichte Geschichte kann als Parabel auf die Kolonisierung Amerikas gelesen werden: US-Astronauten finden auf dem Mars die Überreste einer Hochkultur, die Marsianer dürften den von einer früheren Expedition eingeschleppten Windpocken zum Opfer gefallen sein. Die Crew-Mitglieder zeigen wenig Respekt vor den heiligen Städten der ausgestorbenen indigenen Bevölkerung. Nur der Archäologe des Teams identifiziert sich mit den Marsianern und übt Rache an seinen Kollegen.
Der Titel des Stücks verweist auch auf die gewählte Besetzung: Flöte, Klarinette, Violine, Violoncello und Klavier. Diese Instrumentenkombination ist bekannt als „Pierrot-Ensemble“ und verdankt ihren Namen Arnold Schönbergs Komposition Pierrot lunaire, die für eben diese Konstellation geschrieben wurde. Zu Schönbergs Zeit war dies eine ungewöhnliche Wahl. Die musikalischen und klanglichen Möglichkeiten, aber auch Herausforderungen der sehr heterogenen Pierrot-Besetzung haben infolge aber auch viele andere Komponist*innen inspiriert. Es formierten sich eigene Pierrot-Ensembles, und die anfangs als sperrig wahrgenommene Kombination wurde gleichsam zu einem eigenen Kammermusikgenre in der zeitgenössischen Musik. And the Moon Be Still as Bright ist ein Hybrid verschiedenster musikalischer Einflüsse: von Klängen und Skalen, die an Musik der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts erinnern, bis zu dystopischer Filmmusik – gegossen in Beethoven’sche-Formmodelle.
DER KOMPONIST
Michael Mikolasek ist Musiker, Komponist und Journalist in Wien. Seine Arbeiten beschäftigen sich oft mit fiktiven Soundscapes und verarbeiten neben Ideen aus zeitgenössischer Musik und Jazz oft auch außermusikalische Einflüsse etwa aus Literatur und Film. Mikolasek ist Absolvent des Lehrgangs für elektroakustische Komposition an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien und studiert Komposition an der Anton Bruckner Privatuniversität in Linz. Zu seinen Arbeiten zählen Tonbandstücke und Kompositionen für kleinere Besetzungen wie etwa das Janus Ensemble sowie Klanginstallationen, zuletzt im Rahmen des Duos Black Unicorn.
Dominik Leitner (* 1991)
Comfort music
für Klarinette, Sopransaxophon, Horn, Perkussion, E-Gitarre, Violine und Kontrabass (2023)
DAS WERK
Does it spark joy? Feeling comfy?
Lehnen Sie sich zurück und begleiten Sie uns auf der Reise von Komfort bis nach Nostalgie.
DER KOMPONIST
Der 1991 in Linz geborene Komponist und Pianist bewegt sich gerne zwischen den Welten. Seine Arbeiten spannen einen Bogen von zeitgenössischen Ensemble- und Orchesterwerken über Theatermusik bis hin zu Jazz und improvisierter Musik. Auftragswerke entstanden unter anderem für das Janus Ensemble, DasCollectif (STELLA*21 Nominierung für herausragende Musik), das Schallfeld Ensemble, das Delirium Ensemble und Jelena Popržan. Er ist dabei auch selbst als Pianist und Keyboarder in unterschiedlichen Formationen aktiv. Neben dem Klavier liegt sein Schwerpunkt auf der Arbeit mit Synthesizern und elektroakustischen Klangerzeugern. Derzeit studiert er Komposition bei Ralph Mothwurf, Carola Bauckholt und Jazzklavier bei Dejan Pečenko an der Anton Bruckner Privatuniversität in Linz.
Odysseas Manidakis (* 1993)
Livebox
für Horn, E-Gitarre, Kontrabass und Perkussion (2023)
DAS WERK
Autogenerierte Playlisten, angepasst an jeden Geschmack, die Zeitverschwendung beim „doom-scrolling“, „liking“, „sharing and following“ auf den sozialen Netzwerken und die Vorstellung einer LiveJukebox, teilweise vom Publikum betrieben, haben den Prozess des Komponierens von Livebox initiiert. Fünf kurze Stücke unterschiedlicher Stilistik und gemeinsamer metrischer Relevanz sind die Bausteine der Komposition, während ihre Reihenfolge vom Publikum entschieden wird. Die Stücke sind so konstruiert, dass sie im Loop laufen und ineinander übergehen können. Lebendige Ostinati unterbrochen von folkloristischen „Odd Meter“-Ausbrüchen, aufdringliche Kicks ertränkt in Geräusch und holprige Grooves, die sich in sphärische und sanfte Ambienten auflösen, sind einige Kombinationen in Livebox.
Zu den Werken und den Komponist*innen
DER KOMPONIST
Odysseas Manidakis begann im Alter von zehn Jahren Gitarre zu spielen. Nach der Schulzeit studierte er Jazz-Gitarre, Jazz-Theorie, Jazz-Harmonie und Schlagzeug am Philippos-Nakas-Konservatorium in Athen. Er wurde 2011 an der Ionian University auf Korfu für Komposition aufgenommen und schloss sein Bachelorstudium dort im Jahr 2017 ab. Anschließend absolvierte er ein Studium der Angewandten Harmonielehre und des Kontrapunkts am Kunst-und- Technologie Konservatorium in Athen bei Dimitris Minakakis. In dieser Zeit verbrachte er auch ein Jahr als Erasmus-Student an der Anton Bruckner Privatuniversität in Linz, wo er vor kurzem sein Masterstudium in Komposition bei Erland Maria Freudenthaler und Christoph Cech abgeschlossen hat. Als Instrumentalist (Gitarre, Bouzouki, Laute, Klavier), Sänger und Arrangeur wirkt er in mehreren (Folk-) Ensembles in Griechenland und Österreich. Die Liebe für die Volksmusik seines Heimatlandes, das Ekstatische im Jazz und das Innovative in der Neuen Musik haben den ästhetischen Charakter seiner Musik stark geprägt. Stets strebt er danach, all diese Einflüsse in einem sinnvollen und authentischen Kontext auf die Bühne zu bringen und die Grenzen zwischen Partitur und Musik, Komposition und Improvisation infrage zu stellen.
Katharina Roth (* 1990)
Hit him when he cry out für Schlagzeug solo (2013)
DAS WERK
Der Begriff des Schlagens, den das Instrument selbst beinhaltet, sowie eine gewisse Theatralik und Brechung spielten eine große Rolle während der Entstehung des Stückes. Viele kleine und leise Instrumente aus dem Bereich des Tanzes stehen einem zentralen chinesischen Tom-Tom und zwei schreienden Sun-Gongs entgegen. Das ganze Stück hat einen ritualhaften Charakter. Das Individuum – in diesem Falle der Schlag(-er-)zeuger – kämpft. Da das Instrument jedoch so eng mit dem Instrumentalisten verwachsen ist, ist es letztendlich er selbst, den er bekämpft.
Entstanden ist das Stück 2013 als Kompositionsauftrag von Young Euro Classic, der durch die Ernst von Siemens Musikstiftung und Young Euro Classic finanziert wurde. Es ist dem neuseeländischen Pianisten Dan Poynton gewidmet, durch dessen CD der Titel inspiriert wurde.
DIE KOMPONISTIN
Katharina Roth ist als freischaffende Komponistin mit einem Schwerpunkt auf Kammer- und Vokalmusik und im Bereich des Musiktheaters tätig. Sie arbeitete mit zahlreichen Ensembles wie etwa L’Instant Donné, dem Slagwerk Den Haag, der Company of Music, dem FontanaMIX ensemble, den Neuen Vocalsolisten und Schallfeld zusammen und erhielt unter anderem Aufträge von der Ernst von Siemens Musikstiftung, Young Euro Classic, des Landesmusikrats Rheinland-Pfalz und des Landes Tirol. Ihr Kompositionsstudium absolvierte sie bei Dieter Mack in Lübeck, Daniel D’Adamo in Reims und Carola Bauckholt in Linz. Im Rahmen eines Studienaufenthalts in Bhopal (Indien) beschäftigte sie sich intensiv mit indischer Dhrupadmusik. In Linz gründete sie das Lizard Ensemble. 2022 erhielt sie das Startstipendium des Bundesministeriums für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport, 2019 das Kunstförderstipendium der Stadt Linz sowie das Arbeitsstipendium des Künstlerhauses „otte1“ in Eckernförde. Sie wurde mit dem Karlsruher Kompositionspreis sowie einem Stipendium der Aribert-Reimann-Stiftung ausgezeichnet. Derzeit ist sie Stipendiatin der Akademie Musiktheater heute sowie der Jungen Akademie der Künste Berlin.
Nilufar Habibian (* 1981)
Have you ever let your hair fly free in the blowing wind? für E-Gitarre, Akkordeon, Perkussion, Violine, Violoncello, Kontrabass und Elektronik (2023)
DAS WERK
Dieses Stück wurde von der Bewegung „Frau, Leben, Freiheit“ im Iran inspiriert und ist allen mutigen und freiheitsliebenden iranischen Frauen gewidmet.
Übersetzung der im elektronischen Teil verwendeten Phrasen:
1. Hast du schon einmal dein Haar im wehenden Wind frei fliegen lassen?
2. Hast du jemals den Wind mit deinem Haar tanzen lassen?
DIE KOMPONISTIN
Nilufar Habibian ist eine Komponistin akustischer und elektronischer Musik und eine preisgekrönte Kanunspielerin und Improvisatorin. Neben der Konzertmusik arbeitet sie auch interdisziplinär im Bereich zeitgenössischer Tanz und Film. Sie hat ihr Musikdiplom am Teheraner Musikkonservatorium erworben und studierte klassische persische Musik im Iran unter der Leitung der bekanntesten iranischen Maestros. Sie erhielt ihren Bachelorabschluss in Musik von der Royal Holloway, University of London und ihren Master in Komposition an der Guildhall School of Music & Drama. Derzeit studiert sie ihren Master in Komposition bei Carola Bauckholt an der Anton Bruckner Privatuniversität in Linz. Als Komponistin versucht sie, menschliche Zustände durch Klang zu erforschen und auszudrücken. Ihre jüngsten Werke wurden unter anderem vom Plus-Minus Ensemble, vom EXAUDI vocal ensemble, von HYPERCUBE, vom Flötenensemble rarescale, vom Psappha Ensemble und vom Guastalla Quartet an verschiedenen Orten aufgeführt, darunter Wigmore Hall in London, Kennedy Center in Washington, D.C., Palais Wittgenstein in Düsseldorf und Brucknerhaus Linz.
Peter Trabitzsch (* 1994)
Nachtflug lang Sternenmeer für präpariertes Klavier und Elektronik (2023)
DAS WERK
Das Werk Nachtflug lang Sternenmeer für präpariertes Klavier und Elektronik ist die Vertonung einer imaginären Reise durch nächtliche Räume im weitesten Sinne. Der Hörer durchstreift eine wolkenlose, schwarze Landschaft entlang eines regungslosen Meeres aus Sternen. Die Komposition wurde finanziert durch den SKE FONDS der austro mechana.
DER KOMPONIST
Peter Trabitzsch ist ein oberösterreichischer Klangkünstler und Komponist elektronischer und zeitgenössischer Musik, der sich akribisch mit den Feinheiten von Klangtexturen beschäftigt, ihre Zerbrechlichkeit erforscht und daraus filigrane Stücke baut. Seine Arbeiten entstehen häufig auf Basis detailreicher Beobachtungen und Wahrnehmungen von visuellen Vorgängen und Atmosphären. Seit einigen Jahren überträgt er die Essenz seiner Tonbandstücke auf diverse instrumentale Klangkörper in unterschiedlichen Besetzungen. Bisher entstanden in dieser Art kammermusikalische und großbesetzte Ensemblestücke. Peter Trabitzsch studierte Elektroakustik an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien, Medienübergreifende Kunst an der Universität für angewandte Kunst Wien, und Komposition an der Anton Bruckner Privatuniversität in Linz.
María Pérez Díez (* 1996)
Sounddescriptions Vol. II: About death and plants für Violine, Horn, Klarinette, Violoncello, Flöte, Akkordeon, Kontrabass, Saxophon, Klavier und Schlagzeug (2023)
DAS WERK
Sounddescriptions Vol. II ist ein Stück in drei Sätzen, das den Tod meiner Pflanzen in drei verschiedenen Situationen schildert.
DIE KOMPONISTIN
Die aus Spanien stammende Komponistin María Pérez Díez studierte zunächst Violoncello am Conservatorio de Música de Valladolid bei Ramiro Domínguez Somonte, anschließend Komposition am Conservatorio Superior de Música Manuel Castillo in Sevilla bei José Uñón Toro und später bei Francisco Martín-Quintero. 2019 wurde sie beim Concurso Nacional de Compositoras Ana Valler mit einem zweiten Preis ausgezeichnet. Fortbildungen brachten sie unter anderem an die renommierte Cátedra Manuel de Falla sowie zum NueBo Festival ’19 in Bonares, Spanien. Derzeit absolviert María Pérez Díez ein Masterstudium in Komposition bei Carola Bauckholt an der Anton Bruckner Privatuniversität in Linz.
Biographie
Lizard – Linzer Ensemble für aktuelle Musik
Das junge, 15-köpfige Lizard Ensemble wurde 2020 von der Komponistin Katharina Roth gegründet. Viele seiner Mitglieder sind Absolvent*innen der Anton Bruckner Privatuniversität in Linz. Die Gruppe versteht sich explizit als Linzer Ensemble für aktuelle Musik, das sich zum Ziel gesetzt hat, die Grenzen der zeitgenössischen Musik auszuloten und gleichzeitig deren Vielfalt der Stile und Genres zu präsentieren – immer mit der Idee, den Begriff Aktualität permanent neu zu hinterfragen. Dabei arbeitet es mit Kunstschaffenden unterschiedlicher Herkunft, Gender, Disziplinen und Stilrichtungen in einem engen Schaffensprozess zusammen. Diese Bereitschaft zur Kooperation und zum Experimentieren macht es zu einer spannenden Ergänzung der zeitgenössischen Musikszene. Eines der wichtigen Anliegen des Lizard Ensembles ist die Zusammenarbeit mit jungen Komponist*innen, um deren Werken eine Bühne zu geben und sie einer breiteren Öf-
fentlichkeit zugänglich zu machen. Um darüber hinaus für eine Nachhaltigkeit in der Musikszene einzustehen, werden nicht ausschließlich Uraufführungen gespielt, sondern besonders die für das und mit dem Ensemble geschaffenen Werke und Programme wiederholt. Die Aufführungen des Lizard Ensembles zeichnen sich durch ihren innovativen und experimentellen Ansatz beim Musizieren aus. Es bezieht oft unkonventionelle Instrumentierungen und erweiterte Techniken in seine Arbeit mit ein, um die Grenzen dessen, was mit zeitgenössischer Musik möglich ist, zu erweitern. Seit seiner Gründung hat sich das Lizard Ensemble schnell als eine dynamische Kraft in der zeitgenössischen Musikszene etabliert. Seine ersten Programme Linzer Augen, bubbles und small robots waren von durchdachter Programmgestaltung und dem Ausloten klanglicher Grenzen geprägt und wurden sowohl in Linz als auch in Graz und Wien präsentiert.
Nicholas Reed Dirigent
Nicholas Reed trat als Dirigent und Schlagzeuger bei zahlreichen internationalen Festivals und Konzertreihen in Europa, Japan, Südostasien, in der Mongolei und der Ukraine sowie bei etlichen Rundfunkanstalten und CD-Produktionen auf. In der vergangenen Spielzeit hatte er die musikalische Leitung bei der finalen Runde des Deutschen Musikwettbewerbs inne und dirigierte Produktionen für Deutschlandradio und Südwestrundfunk. Unlängst leitete er Uraufführungen beim Taschenopernfestival Salzburg, beim Forum neuer Musik des Deutschlandradios, beim Festival ECLAT in Stuttgart und im Rahmen der Konzertreihe Supernova in der Tonhalle Düsseldorf. Im Herbst 2022 wurde er als Gastdirigent zum Festival Leiria Cidade Criativa da Música (Portugal) eingeladen, wo er Werke für Sopran und Ensemble zur Uraufführung brachte. Nicholas Reed ist Dozent für Schlagwerk und Ensembleleitung an der Hochschule für Musik Freiburg, an der Hochschule für Musik Basel sowie der Zürcher Hochschule der Künste. Als Gastdozent war er an führenden Musikuniversitäten in Europa, Asien und den USA tätig. Seit 2015 ist er fester Dirigent und Schlagzeuger des Freiburger Ensemble Aventure. Nicholas Reed studierte Dirigieren unter anderem bei Johannes Schlaefli, James Lowe, Peter Rundel, Alberto Roque, Bjørn Sagstad und Mark Heron im Rahmen von Meisterkursen und Akademien. Weitere wichtige Impulse erhielt er von Titus Engel (Theater Basel) und Daniel Carter (Deutsche Oper Berlin).
Für sein musikalisches Engagement wurde Nicholas Reed mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit der Tagore Gold Medal des Royal College of Music in London‚ dem Sabian Percussion Prize und dem Sonderpreis der Performing Australian Music Competition. Sein Londoner Debütkonzert wurde von der Zeitung The Daily Telegraph 2009 als „most promising debut concert“ beschrieben und seine CD Nostalgy mit dem Flötisten Krzysztof Kaczka wurde mit dem Global Music Award ausgezeichnet.
Jakob Lehmann & Eroica Berlin
Junge Wilde
Sonntag, 14. Mai 2023, 11:00 Uhr
Großer Saal, Brucknerhaus Linz
Werke von Norbert Burgmüller, Juan Crisóstomo Arriaga
Aaron Pilsan | Klavier
Eroica Berlin
Jakob Lehmann | Dirigent
Karten und Info: +43 (0) 732 77 52 30 | kassa@liva.linz.at | brucknerhaus.at
Herausgeberin: Linzer Veranstaltungsgesellschaft mbH, Brucknerhaus Linz, Untere Donaulände 7, 4010 Linz
CEO: Mag. Dietmar Kerschbaum, Künstlerischer Vorstandsdirektor LIVA, Intendant Brucknerhaus Linz; Dr. Rainer Stadler, Kaufmännischer Vorstandsdirektor LIVA
Leiter Programmplanung, Dramaturgie und szenische Projekte: Mag. Jan David Schmitz
Redaktion: Andreas Meier | Biographie: Romana Gillesberger | Lektorat: Mag. Claudia Werner
Gestaltung: Pamela Stieger, Lukas Eckerstorfer | Abbildungen: J. Bamberger (S. 9), C. Bauckholt (S. 41), Bernau Photography (S. 13), D. Bierdümpfl (S. 33), P. Enigl (S. 29), N. Gilbert (S. 46), A. Grilc (S. 35), F. Kreis (S. 42–43), G. Á de Lemos (S. 45), S. Pallade (S. 17), F. Pauli (S. 11), privat (S. 15, 19, 21, 23, 25, 27 & 37), O. Tezvaran (S. 39), S. Wilnauer (S. 31)
LIVA – Ein Mitglied der Unternehmensgruppe Stadt Linz