Der Goaner ausgabe 18

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€ 0,50 Lehrer: € 1,-

Der Goaner

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interessant. amüsant. provokant.

Sep Okt

der-goaner.de

Viva

Europa?

Abitur beiseite Unnützer Unterricht 5 Monate vor dem Abi: Wie die Lehrer mit unserem Abschluss pokern.

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Alle für einen... und einer macht nichts? Wie kommt die EU aus der Schuldenfalle? Antworten zu Euro, Bonds und Schuldenschnitt.

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Wahre Helden Gutes tun, hautnah. Jeden Tag liefert das Diakonische Hilfswerk an Obdachlose Essen. Wir waren dabei.

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BRANDENBURG

UNIVERSITY OF

APPLIED SCIENCES

BRANDENBURG

UNIVERSITY OF

APPLIED SCIENCES


Editorial

Erste

.editorial

18 I

Denn wenn rren ist menschlich, ja. Aber Irren ist auch ärgerlich. von natiosich man ein Nachtrag zu einem Charakterkopf, in dem wird ruckt nalsozialistischen Aussagen distanziert, nicht mit abged man es konkret oder die eigene Modeseite nicht so layouted ist, wie Heft und ist unvorgeschlagen hat, verflucht man schnell das ganze und Malin, dass Laura zufrieden. In diesem Sinne : Entschuldigung euch vorgestellt das beim letzten Mal nicht so geklappt hat, wie ihr es habt. die Jugendlichen Der Euro macht mindestens genau so viel Ärger wie heiden, ob die entsc in Großbritannien und kein Mensch kann sich . Wir haben uns Türkei nun in die Europäische Union soll oder nicht ergesetzt. Euch mit diesen Themen im Titelthema "Europa" auseinand n. bilde wird es helfen, eine eigene Meinung zu Kinder belohnt Wie man in China trotz Ein-Kind-Politik für zwei en ausmacht in werden kann, steht auf Seite 33 und was wahre Held unserer Reportage auf Seite 24. e Lehrerzitate. Nichts hat beim GOANER so viel Tradition wie unser wir genau Weil Mal. In allen 17 Ausgaben fehlten sie kein einziges zlich zu zusät wir, wissen, wie sehr sie euch am Herzen liegen, haben wurde, die besten dem neusten Irrsinn, der am GOA von sich gegeben auf eine Seite Zitate der letzten 17 Ausgaben zusammengesucht und gebracht. fünften Klassen: Wir freuen uns außerdem über Nachwuchs aus den nächste Ausgabe Gleich vier neue Mitarbeiter auf einmal, die für die m Du eigentlich schreiben wollen. Wenn Du dich jetzt fragst, waru il an redaktion@ E-Ma noch nicht dabei bist, dann schick einfach eine 62 bei mir. der-goaner.de oder melde dich unter +49 176 325 603

Timm Brünjes Chefredakteur

Aber jetzt erst mal: viel Spaß beim Lesen!

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Der Goaner

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t s i s a W ? n i r D

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16 Abitur?

Ein Kinderspiel

12 Ohne Worte

Frau Radler - eine Legende am GOA

14 Frau Meyer

Ich hab da mal ne Frage...

14 Back to the roots

Nicht für die Schule, sondern für das Leben lernenwir! Nur: Wie man's richtig macht, weiß keiner.

Abschluss unwichtiger als Theaterspielen? Wie unsere Noten aufs Spiel gesetzt werden

17 Wer, wenn nicht wir?

Ruben Karschnick über sein Projekt "TONIC"

22 Hirte ohne Herde

"Tradition heißt nicht die Verehrung der Asche, sondern die Bewahrung des Feuers."

23 Pirates of the capital

Werden die Segel Berlins jetzt in Richtung Karibik gesetzt?

37 24 Wahre Helden

28 Das Böse in uns

32 Irrenland

26 Fighting (for) peace

30 Gosse, nicht Goethe!

33 Doppeltes Glück

Gutes tun für Obdachlose: ein Abend im Mitternachtsbus

Palästina schickt sich an, Israel zu bedrängen. Von Frieden keine Spur

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Joachim Meyerhoff über Mephisto, Erinnerungen und seine Bücher Neukölln ist im Umbruch: Das Campus Rütli versucht, den A-Bezirk zu integrieren.

Auslandsjahr: Schülerin zwischen Enthusiasmus und Kulturschock

Zwillinge zu bekommen wird in China nicht dem Zufall überlassen. www.dergoaner.de


48 34 Ablasshandel heute

Von wegen Entwicklungshilfe...

36 Aufbruch nach nirgendwo

Libyen steht vor den Scherben der Revolution. Wie kommt man zur Demokratie?

37 We no speak Italiano

In Carfizzi ist die Zeit stehen geblieben. Fast.

38 „Wir haben den Deutschen viel zu verdanken”

Deutsche Pünktlichkeit mitten in Italien

44 Europa öffne dich (nicht)!

Türkeibeitritt: Ja oder nein? Eine Diskussion

46 Future breeds

Was die Zeit bringt und was nicht

47 „Nächste Haltestelle: Bosporus!”

Bunt, lebensfroh, aufregend: Istanbul ist die Stadt zwischen den Kontinenten.

48 Alle für einen und einer macht nichts?

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Europa retten: Ja! Nur wie? Rechtfertigt der Zweck jedes Mittel?

51 Generation im Abseits

Protest gegen ein mehr oder weniger funktionierendes System: Was soll das?

52 Von Affenbanden, Alsterwasser und ein bisschen Politik

EYP ist alles andere als spießig.

53 Vollbeschäftigung

Millionär werden, um Altersarmut zu verhindern?

54 Schlimmer geht immer

Wie gut wir es doch haben mit dem deutschen Schulsystem!

58 Fasion & Trends

Herbst-Styles von Olivia Palermo

62 Dirkules

Nowitzkis sensationeller Sieg in der NBA

63 Wer hat den Polen

die Zeit gestohlen?

Kann die EM 2012 stattfinden? Alles ist offen.

64 Extreme Ironing

Spektakuläre Sportarten: Jetzt neu im GOANER!

66 Bakkushan

Was hübsche Frauenrücken mit Musik zu tun haben

;-) 68 www.dergoaner.de

67 Buchtipps

Von Taxifahrern und Medizinern

68 Anwalt des Teufels Jacques Vergès: ein Charakterkopf

73 best of Lehrerzitate

„Ihr sollt an meinen Lippen hängen - mit den Ohren!” 18/2011

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Erste

Impressum

Impressum DER GOANER Saseler Loge 7 22393 Hamburg +49 40 601 85 00 mail@der-goaner.de www.der-goaner.de Herausgeber Gymnasium Oberalster Alsterredder 26 22395 Hamburg +49 40 600 00 30 Volker Stockstrom - Schulleiter stockstrom@gymnasium-oberalster.de www.gymnasium-oberalster.de Chefredaktion Timm Brünjes stellv.: Lukas Rosenkranz Redaktion Timm Brünjes, Jannis Haendke, Fabian Motazedi, Lukas Rosenkranz Autoren Berschna Az, Felix Brandt, Timm Brünjes, Jasper Froese, Gustavs-Edvards Gailus, Leena Georgi, Jannis Haendke, Alexander Heß, Lukas Jung, Lia Kampmann, Julius Keppler, Laura Kuntschmann, Lara Lindlahr, Fabian Motazedi, Helene Peters, Clemens Rawert, Lukas Rosenkranz, Malin Stax, Alexander Wagner, Clara Westhoff Titelbild Jannis Haendke Grafik & Layout Jannis Haendke Anzeigen & Finanzen Timm Brünjes Produktion Druckerei Max Siemen KG, Hamburg

Ausgabe 1

Nachtrag (Ausgabe 17) S.26: Helene Peters (Autorin)

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Erste

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HIER

in der schule 12-13 14 14-15

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17-18

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Ohne Worte

Frau Radler - eine Legende am GOA

Frau Meyer

Ich hab da mal ne Frage...

Back to the roots

Nicht für die Schule, sondern für das Leben lernen wir! Nur: Wie man's richtig macht, weiß keiner.

Abitur? Ein Kinderspiel!

Das meinen zumindest einige Lehrer und beschäftigen sich mit vielen anderen Sachen, die kein Prüfer jemals testen wird.

Wer, wenn nicht wir?

Ruben Karschnick über sein Projekt "TONIC"

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Ohne Worte

Hier

Fr. Radler Name:

Margit Radler

F채cher: Geschichte, PGW, Sport

Status: Legende Ihr Lieblingskollege?

Timm Br체njes

Ohne Worte

Sie als Mann?

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Ganz kuschelig. www.dergoaner.de


Ohne Worte

Griechenland?

„Das hab ich heute morgen im Radio gelesen…”

Sie grüßen Ihr Volk. www.dergoaner.de

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Ihr Lieblingsfilm?

Frau Radler reimt: „Von Hamburg nach Kiel, das kostet nicht viel.”

Ihr furchteinflößendster Blick? 18/2011

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Lehrerfrage

Hier

.ich hab da mal ne frage

Jasper Froese

Fr. Meyer Sie sind Lehrerin, doch was wollten Sie eigentlich werden, als Sie klein waren? Stephanie MeYer: Ich muss gestehen, ich hatte schon immer die Idee, Lehrerin zu werden, aber ich war mir noch nicht sicher, ob ich mich mit Grundschülern auseinander setzen wollte, oder mit Gymnasiasten. Ich hab mich für Letzteres entschieden, weil ich es angenehm empfinde, ein hohes Niveau im Unterricht zu haben. DER Goaner:

Goaner:

nen?

Was würden Sie als Ihr größtes Hobby bezeich-

MeYer: Ich kann mich da nicht genau festlegen. Ich kann nur sagen, dass ich genug Abwechslung brauche. Einen ausgeglichenen Alltag zwischen Beruf, Sport, Lesen, Kino zum Beispiel.

Goaner: Bei welchem historischen Ereignis wären Sie ger-

ne dabei gewesen? MeYer: Beim Fall der Berliner Mauer. Als ich noch ein Kind war, habe ich dieses Ereignis nur am Fernseher verfolgt. Goaner: Was essen Sie am allerliebsten

Was haben Sie als Schülerin an Lehrern gehasst? MeYer: Ungerechtigkeit. Die habe ich erlebt, als meine damalige Klasse und ich von einem Vertretungslehrer nach Hause geschickt wurden und am darauffolgenden Tag von unserem richtigen Lehrer Ärger bekamen, weil dieser mit der Schulbefreiung nicht einverstanden war. Die folgende Woche hatten wir täglich Hausarbeit für zwei Stunden.

und was würden Sie niemals anrühren? Rosenkohl würde ich niemals essen, obwohl er gesund ist. Ich finde ihn einfach scheußlich aber am allerliebsten esse ich Kürbislasagne.

Goaner:

MeYer:

Goaner: Wann waren Sie das letzte Mal

im Kino? Wer ist Ihr Lieblingsschauspieler? Haben Sie einen Lieblingsfilm? MeYer: Im Kino hab ich gerade „Blue Valentine“ gesehen. Mein Lieblingsschauspieler ist Hugh Grant. Er ist Goaner: Was hassen Sie als Lehrerin an einfach immer ein Grund, ins Kino zu Schülern? gehen! Und mein Lieblingsfilm heißt MeYer: Unaufrichtigkeit. Mir ist es schon oft widerfahren, „Freedom Writers“, ein Film über eine Lehrerin, die in eidass Schüler mich anlügen. Das reicht von kleinen bis zu nem ausschließlich afroamerikanischen Viertel die Schüler großen Lügen. zum Lernen bringt.

Back to the roots

Lothar Kärcher zu verspäteter Schülerin: Das gibt zwei Mal ne 6. Einmal fürs Kommen und einmal fürs Zu-Spät-Sein.

Lukas Rosenkranz

Die vielen hitzigen Debatten über verschiedene Schulreformen in der Vergangenheit zeigen: In den Schulen läuft etwas gravierend falsch.

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N

icht für die Schule, sondern für das Leben lernen wir!“ Wie gerne wird dieser Satz von unseren Lehrern vor Klassenarbeiten zitiert, um uns zum Lernen zu motivieren. Denn für das Leben zu lernen, das ergibt Sinn. Aber es gibt auch andere Arten, Seneca zu interpretieren. Nach mehr als 2000 Jahren bringt er ein grundlegendes Problem auf den Punkt: Die Schule hat

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nichts mehr mit dem Leben zu tun. Auf der einen Seite die Schule, auf der anderen das Leben. Leben und Schule, zwei Gegensätze, zwischen denen man sich entscheiden muss. Dieses Problem verhindert, dass die Schule ihrer eigentlichen Aufgabe nachkommen kann: Der Bildung ihrer Schüler. Dabei ist die eigentliche Bedeutung von Bildung gemeint. Die kann man auch als Formen beschreiben.

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Bildung

Kaiserschmarrn

Eben dieses Verständnis von Bildung gerät zunehmend in den Hintergrund. In den Vordergrund rückt dafür eine Auffassung von Schule, die ihren Aufgabenbereich auf das bloße Vermitteln und prüfen von Wissen verengt. Natürlich ist ein fundiertes Wissen wichtig für die Bildung von Schülern, doch entscheidend ist es nicht. Entscheidend ist vielmehr die Charakterbildung, also die Erziehung zu mündigen, selbstbewussten und freidenkenden Menschen. Schule und Leben, zwei Pole die sich immer weiter von einander entfernen. Und dafür gibt es Gründe. So zum Beispiel politische Entscheidungen aus jüngerer Vergangenheit, die die Problematik verschärfen. Die Verkürzung der Schulzeit auf dem Gymnasium von neun auf acht Jahre war so eine Entscheidung. Noch weniger Zeit, noch mehr Auswahl und Prüfungsdruck. Durch einen verengten Klausurenplan und verstopfte Stundenpläne hetzen Schüler und Lehrer. Lehrer müssen sich an Pläne halten, die genau vorschreiben, wann welche Themen behandelt werden, wann welches Buch gelesen wird, wann welche Diskussion ansteht. Raum zur Selbstbestimmung bleibt nicht mehr. Spätestens in der Mittelstufe wäre es jedoch nötig, Schülern zu ermöglichen, größtenteils selbst zu entscheiden, wann sie was lernen wollen. Wie sollen sonst eigene Interessen erprobt und Selbstverantwortung erlernt werden? Stattdessen müssen die Schüler in Zentralprüfungen zeigen, ob sie genug Wissen haben. Das soll zu Gerechtigkeit und besserer Vergleichbarkeit führen. Tatsächlich haben die Prüfungen jedoch nur noch mehr Stress und Frust zur Folge. Wochenlang wird Druck aufgebaut, damit Schüler für eine Prüfung lernen, die nichts über die Person aussagt. Stattdessen werden wir in Noten gedrückt. Durchgehend werden wir bewertet und unsere

Milch mit Mehl und Zucker zu Brei verrühren / aufkochen und anschließend erkalten lassen / Eier trennen und das Eiweiß steif schlagen / Eigelb und Salz dann den Eischnee unter den Teig rühren / Rosinen zufügen und gut durchschlagen / Butter in Pfanne erhitzen / Teig in zwei oder mehreren Portionen zugeben und nacheinander zugedeckt backen (bis Unterseite goldgel) / Wenden und weiterbacken / mit Gabel in mehrere mundgerechte Stücke zerreißen / Mit Puderzucker bestäuben und Obst oder Kompott servieren.

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Hier

Leistungen auf Nummern reduziert. Objektiv kann das nie passieren, denn selbstverständlich ist es auch für Lehrer nicht möglich, die Leistungen eines Schülers von ihrer eigenen persönlichen Meinung des Schülers zu trennen. Das ist nicht die Schuld der Lehrer, sondern ein grundlegendes Problem des Notensystems. Natürlich muss ab einem bestimmten Zeitpunkt auch eine Überprüfung und Beurteilung der Schüler stattfinden. Momentan wird Schule jedoch einzig und allein auf diesen Aspekt verengt. Damit wandelt sich auch das Berufsbild der Lehrer. Eigentlich ist der Lehrerberuf ein Beruf mit viel Pathos. Lehrer haben die Möglichkeit, eine ganze Generation zu prägen und damit die gesamte Gesellschaft entscheidend zu formen. Diese Möglichkeit wird ihnen jedoch immer weniger zugeschrieben. Eltern und Schüler erwarten gute Noten von ihnen. Das Recht auf die Formung und Erziehung wird ihnen meistens nur zugestanden, wenn die Eltern selbst damit überfordert sind. Damit einhergehend ist eine Entpolitisierung des Schulwesens. Vorbei die Zeiten, als sich „Schülerunion“ und „SchülerInnenjusos“ gegenüberstanden und politische Diskussionen in die Schule trugen. Vorbei die Zeiten, als die Wahl der Schülervertretung ein politischer Vorgang war. Sobald der Landesschülerrat, die „schülerInnenkammer Hamburg“, versucht, sich in politische Debatten einzumischen, hagelt es zumeist Kritik. Zur Lösung dieser Probleme sind grundlegende Reformen und eine andere Denkweise nötig. Der Schule muss wieder ausreichend Raum und Zeit gegeben werden. Eigenverantwortung muss wieder groß geschrieben werden. Das Scheitern der Primarschule in Hamburg hat jedoch gezeigt, wie tief die Abneigung gegen solche Ideen in der Bevölkerung verwurzelt ist. Der Versuch, gerade den Grundschulen mehr Zeit zu geben, um auf die Schüler einzuwirken und bereits einen zu frühen Notendruck von ihnen zu nehmen, wurde eindeutig abgelehnt. Dadurch wurde auch das größte Dilemma des deutschen Bildungssystems deutlich: Dass es grundlegende Probleme gibt, darüber herrscht eine breite Einigkeit. Allein der Mut und der Wille, diese zu lösen, fehlt.

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Zutaten: Teig: 1/2 l Milch 250 g Mehl 1 EL Zucker 4 Eier 1 Prise Salz Rosinen (nach Geschmack) Butter Puderzucker

Geric hten durch Eu ropa ... Österreich 18/2011

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Schulkolumne

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.schulkolumne

Abitur? Ein Kinderspiel! Anonym

Wie die Lehrer mit unserem Abitur pokern.

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B

IBOBOPOPO“ - „BIBOBOPOPO“ - „Sehr gut, jetzt die Buchstaben nur noch etwas mehr beißen! Und gleich nochmal: RAMPADABAM!“ „RAMPADABAM“ - „Ja schon fast gut, holt es noch mehr aus euch raus!” „SAMTADATA“ - „SAMTADATA“ Was sich hier sehr nach einer Therapiestunde für sprachgestörte Menschen anhört, ist in Wahrheit der Deutschunterricht der 12. Klassen, 5 Monate vor dem Abitur. Klingt komisch, ist aber so. Dabei ist doch gerade das 12. Schuljahr das härteste aller Schuljahre. Hier wird gearbeitet bis zum Umfallen, zielorientiert, präzise, effektiv. „Es ist kaum noch Zeit, wir müssen noch eine enorme Menge an Stoff bewältigen dieses Halbjahr vor dem Abi. Ich weiß gar nicht wie wir das alles schaffen sollen!“ Spätestens wenn man in der S3 angekommen ist, hört man diesen Satz beinahe täglich, von jedem Lehrer, in jedem Fach. Jedoch scheint es ein Fach zu geben, in dem

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die absolute Ausnahme gilt. In diesem Fach weiß man gar nicht wohin mit den ganzen Unterrichtsstunden. Doch zwei Deutschlehrerinnen und der Schulleitung scheint die perfekte Idee gekommen zu sein, um möglichst viel Zeit so wenig abiturvorbereitend wie möglich zu gestalten: Die Idee trägt die geheimnisvolle Buchstabenfolge „TuSch“, kurz für „Theater und Schule“ Jeder von Euch läuft täglich am schwarzen „TuSch“-Logo im Hauptgebäude des GOA vorbei, keiner von Euch kann sich einen Reim darauf machen, was das eigentlich soll. TuSch ist eine Kooperation von Schulen und Theatern. Unser GOA ist jetzt das zweite Jahr offizielle Partnerschule des Ernst-Deutsch-Theaters. Im Rahmen von TuSch soll in der Schule immer mal wieder in Kooperation mit Angestellten des Theaters gearbeitet werden, wie es auch letztes Jahr der Fall war, beispielsweise bei einem Theaterkurs, der von einer Schauspielerin begleitet wurde.

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Tonic

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Dieses Jahr sollte sich eine Gruppe finden, die am 10. So wurde das TuSch-Projekt über sämtliche Fächer geSeptember, bei der Langen Nacht der Theater in Hamburg, stellt, in denen man in den nächsten Stunden Klausuren einen kleinen Auftritt hat. Damit man allerdings „mal schreibt und die sonst unter gar keinen Umständen ausfaleben einen kleinen Auftritt“ mit über 20 Leuten hinlegen len dürfen. Und dann ist da noch das Deutsch Abitur Ende kann, muss einiges an Zeit erübrigt werden, die in einem Januar. Ende Januar? Ja, Ende Januar schon, früher als in Deutschkurs, knapp 5 Monasämtlichen Vorjahren. te vor dem Abitur, wie schon Statt Gedichte interpretieren hieß es Für TuSch ist Zeit. TuSch gesagt, in Massen vorhanden ein bisschen tanzen, mit den Fingern ist sogar so wichtig, dass es auf ist. Es ging um nichts Weltder Plattform-Bühne des Ernstschnipsen und literarisch vollkommen Deutsch-Theaters bewegenderes als „Liebeslyrik aufgeführt unbedeutende Gedichte vortragen. szenisch darstellen“, wofür mal wird, wo etwa 40 Zuschauer eben dreieinhalb Wochen jegliPlatz finden. Die Bühne ist halb chen Deutschunterrichts auf Eis gelegt wurden. Statt Ge- so groß wie die unserer Aula und wird von zwei äußerst dichte interpretieren hieß es ein bisschen tanzen, mit den ungünstig positionierten Säulen in ihrer Mitte bereichert. Fingern schnipsen und literarisch vollkommen unbedeu- Von den Zuschauern waren in etwa 80% Eltern, Lehrer und tende Gedichte vortragen. Eine tolle Abwechslung zum die einen oder anderen Leute aus der S3, die sich die extsonstigen Programm, das man im Deutschunterricht gebo- rem romantischen Liebesszenen ansehen wollten. Warum ten bekommt. die zahlreichen DSp-Aufführungen zum Schuljahresende Aber als sei das noch nicht genug, musste natürlich auch nicht ausreichend Theatervergnügen für dieses Publikum noch der Unterricht in anderen Fächern ausfallen, genauso bieten können, bleibt offen. wie so manche Fahrstunde, Arbeitsschicht oder sonstige Vielleicht fand das Projekt aber auch statt, weil es uns persönliche Planung, die dann drei Tage vorher abgesagt eine unglaubliche Menge an Wissen für das Abitur vermitwurde, damit die Choreographie auch wirklich einwand- telt hat, zum Beispiel in welchem Takt wir schreiend die frei sitzt. Dass auch noch ein ganzer Samstag in Anspruch Bühne verlassen sollen. Dann kann im Abi ja nichts mehr genommen wurde, ist an dieser Stelle nicht mehr wirklich schief gehen! relevant. Erhard Bach: Sympatische Menschen erkennt man daran, dass sie männliMartin Ballmaier: Ich muss jetzt noch nen Zettel kopieren chen Geschlechts sind. gehen. Gibt’s nicht irgendwas Sinnvolles, was ihr solange machen könnt? Hausaufgaben abschreiben oder so?

DER Goaner:

NIC?

Was ist TO-

Wer, wenn nicht wir?

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Timm Brünjes

TONIC ist ein Zusammenschluss von ganz vielen Medienmachern, die das nicht machen, weil sie Geld verdienen wollen, sondern weil Viele von Euch kennen ihn noch, Ruben Karschnick, den ehemasie Spaß daran haben. Der eine macht Musik mit seiligen Chefredakteur des GOANERs. Nach der Schule hat er mit ner Band, der andere spielt jungen Leuten aus ganz Deutschland das Projekt „TONIC” ins Tennis und dann gibt es die Leben gerufen. Leute, die machen Medien, weil sie richtig Bock drauf haben. Zum großen Teil sind unsere Mitarbeiter Schüler- hätten. Gerade bei unseren Treffen zeigt sich immer wiezeitungsmacher von früher und wenn man die alle vereint der, was Großartiges herauskommt, wenn sich 15 Leute versammeln, die die gleiche Leidenschaft haben. ist TONIC das, was dabei herauskommt. Goaner: Was ist euer Ziel? Goaner: Bisher erscheint TONIC nur online, warum? Karschnick: Da gibt es zwei Sachen: Zum Einen natür- Karschnick: Der erste Grund dafür ist der Markt. Um lich das journalistische Ziel, dass TONIC ein Magazin ein Printprodukt zu starten, das ernst genommen werden wird, das Aufmerksamkeit erregt und stetig wächst. Zum soll, muss man eine Menge Geld in die Hand nehmen. Die Anderen das Ziel, dass man diese ganzen Leute verbindet Menge Geld haben wir nicht. Deshalb haben wir jetzt erst und ein Netzwerk herstellt, von tollen, jungen, engagierten mal diese Online-Strategie verfolgt, weil wir uns denken: Menschen, die voneinander profitieren können und ohne Wer, wenn nicht wir jungen Leute, soll Online-JournalisTONIC wahrscheinlich gar nicht zueinander gefunden mus machen? Unser großes Ziel ist aber ein guter Mix aus Ruben Karschnick:

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Tonic

en, nach denen ihr eure Artikel auswählt? Karschnick: Beim Magazinjournalismus geht es immer darum, dass man etwas findet, was nicht alltäglich ist. Eigentlich ist ein Magazin etwas, was keiner wirklich braucht, sondern etwas, was man in die Hand nimmt, wenn man mal Zeit hat und seinen Horizont erweitern möchte. Der grobe Anspruch ist also, Artikel zu haben, die außergewöhnlich sind. Goaner: Wie kommt man denn zum Beispiel auf „Schwule Soldaten bei der Bundeswehr“?

Karschnick: Da gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder, die Redaktion hat eine Idee, oder der Autor stößt auf etwas und meldet sich bei uns und sagt „Letztens beim Bund...“. Dann wird das in der Redaktion diskutiert und eventuell gesagt „mach’s doch besser so, oder so“, und so kommen dann letztendlich solche Themen zustande. Bei dem „Pornokino-Artikel“ muss man zum Beispiel einfach vor Ort sein. Das Ungewöhnliche liegt ja auf der Straße, man muss es nur finden. Goaner: Was sind die größten Probleme, die ihr habt? Karschnick: Das größte Problem ist wahrscheinlich, dass unser Team über ganz Deutschland verteilt ist. Einerseits passt das zum Konzept, weil wir sagen, wir stehen mitten im Leben und können anderen Journalismus machen. Andererseits erschwert es die Kommunikation erheblich. Unser Team besteht aus ca. 70 Leuten, die alle mit Informationen versorgt werden müssen und jeder einzelne muss das Gefühl haben, das er dabei ist und TONIC nicht etwas ist, dem er zuarbeitet. Honorare würden das verKnu einfachen, aber dann würde auch nicht TONIC entstehen, TONIC sondern eine andere Zeitung, weil die Leute dann nicht mit *2010 Tätigkeit: Online-Magazin vollem Engagement dabei wären. Mitarbeiter: ca. 70 Lesergruppe: 16-30 Jahre Goaner: Vielen Dank für das Website: tonic-magazin.de Gespräch!

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Print und Online. Goaner: Bei einem Blick auf eure Homepage sieht man ein sehr weites Themenfeld. Gibt es irgendwelche Kriteri-

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Hier

SAG‘S WEITER: ENERGIE SPAREN LOHNT SICH. Wenn die Arbeit getan ist, verbrauchen elektrische Geräte keinen Strom mehr. Sollte man meinen, stimmt aber meistens nicht. Vom Stand-by-Modus kennt man das ja. Aber zum Beispiel verbrauchen auch Ladegeräte von Handys und Akkus selbst dann noch Strom, wenn der Akku längst voll ist und die Ladegeräte gar nichts mehr aufladen. Deshalb nicht vergessen: Nach dem Laden Stecker ziehen.

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Hirte ohne Herde

"Tradition heißt nicht die Verehrung der Asche, sondern die Bewahrung des Feuers."

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Wahre Helden

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Fighting (for) peace

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Tock-tock: 15 Parlamentarier mit Holzbeinen humpeln in den Saal des Berliner Abgeordnetenhauses.

Hand anlegen und Gutes tun: Unter diesem Motto hat Clara Westhoff einen Abend lang im Mitternachtsbus Obdachlose versorgt. Wie war's? „Oh Muslim! Da ist ein Jude, der sich hinter mir versteckt; komm und töte ihn.“

Das Böse in uns

Joachim Meyerhoff über Mephisto, Erinnerungen und seine Bücher

Gosse, nicht Goethe!

Armut, Arbeitslosigkeit, Ausländer, Alkoholiker: Wie man am Campus Rütli Schule macht, mitten im A-Bezirk

Irrenland

Ein heiß ersehnter Auslandsaufenthalt wird zum Kulturschock.

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Doppeltes Glück

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Ablasshandel heute

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Aufbruch nach nirgendwo

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Zwillinge zu bekommen hat in China viele Vorteile. Dabei wird nichts dem Zufall überlassen. Von wegen Entwicklungshilfe...

Der Sieg gegen Diktator Gaddafi ist nicht das Ende auf dem Weg zur Demokratie. Wer führt nun?

We no speak Italiano

Der italienische Ort Carfizzi scheint sich dem heutigen Lauf der Zeit entzogen zu haben. Wir waren dort.

„Wir haben den Deutschen viel zu verdanken”

Peppino Vallone über sein fast deutsches italienisches Dorf

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Papst

Dort

Hirte ohne Herde Felix Brandt

Selten hat ein Besuch die Gemüter in Deutschland so sehr erhitzt: Schon lange vor seiner Ankunft stritten sich die Deutschen über ihren Papst.

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er Papstbesuch im Bundestag sorgte für viel Aufregung bei den Abgeordneten und in der Bevölkerung. Wegen der Säkularisierung, das heißt der Trennung von Staat und Kirche, sei es unangemessen ein Kirchenoberhaupt im Parlament reden zu lassen. Das gefährde die Unabhängigkeit und die weltanschauliche Neutralität eines solchen Verfassungsorgans. Deswegen wollten mehrere Abgeordnete, hauptsächlich aus dem linken Flügel, den Besuch boykottieren. Es sei ihr Recht der Sitzung nicht beiwohnen zu müssen. Ich halte diese Reaktionen für stark übertrieben. Das Parlament wird danach wohl kaum von katholischen Parolen unterwandert werden. Schließlich wird dem vernunftbegabten, durchaus rational denkenden Abgeordneten in der Regel nachgesagt, dass dieser fähig sei sich eine eigene Meinung zu bilden. Das sollte doch möglich sein, unbeeinflusst davon, was Benedikt XVI im Parlament wohl predigen könnte. Es gilt selbstverständlich innerhalb und außerhalb des Parlaments Religions- und Meinungsfreiheit. In unserer Gesellschaft gehört sich aber auch ein gewisses Maß an Respekt, das einem weltlichen und geistlichen Amt entgegenzubringen ist. Das beinhaltet auch, jemanden wenigstensanzuhören. Danach steht es jedem frei, ein begründetes, kritisches Urteil zu fällen. Leider fällt auch bei mir dieses Urteil eher negativ aus. „Tradition heißt nicht die Verehrung der Asche, sondern die Bewahrung des Feuers” – das beschreibt meine Auffassung als evangelischer Christ ziemlich treffend. In diesem Sinne hat sich der Papst viel zu sehr als Verehrer der Asche, als Oberhaupt einer tausendjährigen Institution präsentiert. Nicht als gläubiger Bürger und als Mitglied einer modernen und aufgeklärten Gesellschaft. Genau das hätten sich

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jedoch viele gewünscht: Protestanten, Muslime, Geschiedene, Homosexuelle und Katholiken, die sich nach der Auffassung ihrer eigenen Kirche als Sünder fühlen sollen. Sie erhofften sich einen toleranteren Umgang und mehr Akzeptanz seitens der Kirche. Viele dieser Leute gingen deswegen auf die Straße. Dass der Papst aber diskriminierende Dogmen verbreitet, ist Quatsch - die wurden auch nie in den Glaubenssätzen formuliert. Er vertritt aber grundsätzlich eine reaktionäre Lehrmeinung, die von der Bevölkerung größtenteils nicht mehr angenommen werden kann. „Der Übersetzer der göttlichen Wahrheit ist nur so viel wert, wie er in seiner Zeit verstanden werden kann.“ – Ich frage mich da: Ist der Papst dann überhaupt etwas wert? Natürlich ist der Papst noch etwas wert: Er wird als der einflussreichste geistliche Führer angesehen, Oberhaupt von 2,1 Milliarden Christen. Lieber Führer, nutzen Sie doch diesen Einfluss sinnvoll und befreien sich von ihrer konservativen Starrsinnigkeit. Bewegen Sie Ihre Kirche nach vorn, Richtung Reformen. Einen Papst mit dem Auftreten von Benedikt XVI brauchen wir heute nicht mehr. Ein offener Papst dagegen trifft mit seiner Stimme auf offene Ohren und solch einen Papst brauchen wir. Genügend Katholiken stellen sich die Vertrauensfrage: Können wir dem Papst noch folgen? Das ist für mich ein Alarmsignal und die Aussicht sollte wirklich eine andere sein. Ich will nicht, dass die Kirche ein marktgängiges Produkt wird wie vielleicht eine Partei. Sie sollte aber für 2,1 Milliarden Menschen eine offene Tür sein. Die Tür schließt sich aber immer weiter - mittlerweile ist sie nur noch einen Spalt weit geöffnet.

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Piratenpartei

Dort

irates of the capital Berlin war in den letzten Jahren nicht gerade auf dem Weg in die Karibik. Wird es helfen, die Piratenflagge zu hissen?

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Gleichberechtigung etwa werden schnoddrig weggegrinst: Susanne Graf, die Jugendbeauftragte der Piratenpartei, ist die einzige Frau auf der Landesliste. Trotzdem - ein Frauenproblem gibt es bei den Piraten nicht, denn „Diskriminierung hört dann auf, wenn zwischen Männern und Frauen nicht mehr unterschieden wird.“ Der verschwindend geringe Frauenanteil ist damit natürlich leicht gerechtfertigt; die Vorstandswahl mit „Wer Eier hat, stelle sich zur Wahl!“ einzuläuten aber nicht. Berlins nach wie vor größte politische Herausforderung, die Sanierung des völlig überschuldeten Haushalts wäre bei den Krallenfingern wohl auch nicht in guten Händen: Auf die Frage, wie viele Schulden Berlin derzeit hat, antwortete der gelernte Industrie-Elektroniker und Spitzenkandidat der Piratenpartei, Andreas Baum, nur mit einem leeren Blick. Zur Finanzierung ihrer Wahlversprechen findet man bei den Piraten auch nach langem Suchen nichts. Das lässt die Forderungen nach kostenlosem Nahverkehr und garantiertem Grundeinkommen nicht besonders glaubwürdig erscheinen. Nun wäre es sicherlich verfrüht, die Piraten als politische Freibeuter und utopische Spinner abzustempeln. Schließlich sind auch die Grünen in den Achtzigern mit Zottelmähne, selbstgestrickten NorwegerPullis und Sonnenblumen in die Landesparlamente und den Bundestag eingezogen und haben einige Jahre gebraucht, bis sie Ideen über ihre politische Öko-Heimat hinaus entwickelten und dann Regierungspartei wurden. Dennoch: Im Unterschied zu den Piraten hatten die Grünen in ihren Flegeljahren ein starkes Thema, das alle anderen Parteien unterschätzten: den Umweltschutz.

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Timm Brünjes

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ock-tock, tock-tock - 15 Parlamentarier mit Holzbeinen humpeln in den Saal des Berliner Abgeordnetenhauses. Es ist die medienwirksam verkleidete Fraktion der Piratenpartei. Bei den ersten Abstimmungen der neuen Sitzungsperiode erblickt Walter Momper (SPD), der Präsident des Abgeordnetenhauses, neben den üblichen Händen nun auch einige metallene Piraten-Krallen, die sich in die Höhe recken. Ihre Besitzer möchten im Parlament am liebsten gleich kostenlosen Nahverkehr, Mindestlohn, Rauschkunde-Unterricht an Schulen und die Legalisierung von Haschisch durchsetzen. Doch außer den Piraten könnte sich allenfalls die Linke noch mit dem Mindestlohn anfreunden. Das hätte die Parlamentssitzungen mal spannend gemacht. Statt Holzbeinen und metallenen Piraten-Krallen sind im Sitzungssaal der Stadt Berlin nach der Wahl aber nur ein paar Laptops, Rolli-Pullover, und zerzauste Frisuren dazugekommen. Als „Stachel im Sitzfleisch der Etablierten“ bezeichnet Sebastian Nerz, Parteivorsitzender der AugenklappenFraktion, seine Piraten. Rückblick: 15% der Erstwähler und jüngeren Wähler bis 34 haben diesen Stachel im Hintern von SPD, CDU und Linke zu verantworten. Die FDP muss ihn nicht ertragen, denn mit 1,8% der Stimmen, 0,3% weniger als die NPD, musste sie ihre Sitze im Abgeordnetenhaus räumen. Der Einzug der Piraten - ein typisches Protestwahlergebnis? Haben sich 8,9 Prozent von den etablierten Parteien abgewandt und diesmal nicht die Braunen oder die tief Roten, sondern die Orangenen gewählt? Klar ist: Am Wahlprogramm der Piraten kann es nicht gelegen haben, sie hatten vor der Wahl nämlich noch keins. Kostenloser Nahverkehr, totale Freiheit im Netz und Legalisierung von Haschisch waren aber auch nicht ausschlaggebend für den Erfolg, es war der Verdruss der Menschen über die Regierungsparteien – und davon gibt es gleich vier: CDU und FDP haben die Berliner Wähler mit ihrer Politik auf Bundesebene vergrault, SPD und Linke taten es auf Landesebene, in der Hauptstadt. Ist nun die Hoffnung berechtigt, dass die im medienwirksamen Auftritt sehr gewandten Piraten nun das Parlament mit frischem Wind und neuen Ideen entern? Themen wie

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Mitternachtsbus

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.reportage

Wahre Helden Clara Westhoff

„Wir haben euch nicht vergessen.“ Unter diesem Motto fuhr Clara Westhoff eine Nacht im Mitternachtsbus durch Hamburg und versorgte Obdachlose mit heißen Getränken und Schlafsäcken.

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ngefähr 1000 gibt es in Hamburg, 1000 Menschen die vor Schwierigkeiten stehen, an die wir nicht einmal denken würden: Nässe, Kälte, mangelnde Hygiene, nichtvorhandene Rückzugsmöglichkeiten und vor allem das Gefühl, ausgegrenzt zu sein, entweder mit keinem Blick gewürdigt, oder mit Verachten begafft. Wir sind stolz auf uns, wenn wir in der Öffentlichkeit einem in schäbige Decken gehülltem Obdachlosen zwei Euro hinwerfen. Am Ende des Tages wird er sich anstatt eines Brötchens eine Schachtel Zigaretten oder Alkohol kaufen, vielleicht auch Drogen, obwohl er Hunger hat. So haben die zwei Euro mehr geschadet als genützt. Keine Heldentat. Die wahren Helden heißen Katrin, Thomas und Thomas, drei von 120 ehrenamtlichen Helfern des Projekts „Mitternachtsbus“ des Diakonischen Hilfswerks Hamburg, ein Projekt, das seit 1996 existiert. Einmal im Monat sind sie an der Reihe, fahren mit dem gespendeten Mitternachtsbus von 20 bis 24 Uhr zu den Schlafplätzen der Obdachlosen und versorgen sie mit Getränken, Essen, Decken und mehr. Auf jeder der 362 Touren im Jahr erreicht der Mitternachtsbus im Durchschnitt 76 Menschen überall in Deutschland, die auf Hilfe angewiesen sind. Meistens sind vier Personen im Bus unterwegs, Männer sind ein Muss,

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zur Sicherheit. Der vierte Mann war ausgefallen und ich auf der Suche nach einem spannendem Thema für einen neuen Artikel. Dank Katrin durfte ich einspringen, nicht aber um zuzuschauen, sondern um mit anzupacken. Die Voraussetzung: Abgetragene Kleidung anziehen und immer freundlich sein. „Wir haben euch nicht vergessen“, ist das Motto und deshalb wollten wir den Obdachlosen zeigen, dass sie nicht fehl am Platz sind, sondern sich jemand um sie kümmert. Es gibt unter ihnen ein paar „alte Bekannte“, über die man sich immer freut und hofft, sie mal wiederzusehen. Um etwa 19 Uhr werde ich von Katrin abgeholt und kann ihr

Wir sind stolz auf uns, wenn wir in der Öffentlichkeit einem in schäbige Decken gehülltem Obdachlosen zwei Euro hinwerfen. gleich ein paar Fragen stellen. Sie erzählt mir, dass sie über eine gute Freundin zum Mitternachtsbus gekommen und mittlerweile schon seit drei Jahren dabei sei. Bevor es los geht fahren wir zum Lager, um den Bus mit

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Mitternachtsbus

Dort

Isomatten, Decken und Schlafsäcken zu bepacken, die für und einigen Brötchen teilen wir doch freundlich mit, dass zwei bis drei Euro an die Obdachlosen verkauft werden. es für heute erst mal genug sei. Die Hartnäckigen laufen Als ich frage, warum sie überhaupt etwas kosten, wenn sie dann zu einer anderen Platte, so heißen die Brücken, Hausdoch gespendet würden, erklärt Katrin mir, dass manche eingänge oder Bahnhöfe, an denen sich die Obdachlosen sonst drei Decken nähmen, um anschließend zwei davon aufhalten, zu der wir noch fahren würden, und holen sich gegen Bier zu tauschen. Kleidung nehmen wir nicht mit, dort den nächsten Kaffee ab. weil es eine extra Kleiderausgabe gibt, die Ausnahme sind Schon nach einigen Platten wird mir klar, dass mir Unterhosen und Sonoch ein anstrengender Abend bevor steht. cken, bei denen aber Müde, geschafft und froh, dass die Manche Obdachlose sind etwas speziell nur dunkelfarbige ak- Zentralverriegelung des Busses nicht und wollen kalten Zitronentee mit Zucker. zeptiert werden. Im Wenn sie ihn bekommen meckern sie, es zum Einsatz kommen musste falle ich sei zu wenig Zucker drin. Wir lassen uns Lager treffe ich zum ersten Mal Thomas nach einem langen Abend ins Bett – davon aber nicht die Laune verderben und und Thomas. Als al- mit dem Gefühl etwas richtig Gutes bleiben freundlich, schütten Zucker nach. les im Bus verstaut ist, getan zu haben. Die Schlafplätze könnten unterschiedligeht es los zur ersten cher nicht sein: Versteckt hinter Gebüsch Station: Hauptbahnund einem Bürogebäude befindet sich ein hof. Als wir direkt vor „DAT BACKHUS“ anhalten, bin Lager, Höhlen aufgebaut aus Decken, Tischen und Stühich zunächst etwas irritiert. Thomas erklärt mir, dass DAT len. Unter einer der vielen Brücken finden wir ein richtiges BACKHUS nach Ladenschluss sämtliche belegte und un- Zeltlager, das Thomas schon kennt und mich warnt: „Die belegte Brötchen, ganze Brotleibe aber vor allem jede Men- gehen früh schlafen! Du musst ganz leise sein.“ Eine andege kleine Törtchen, an den Mitternachtsbus spende - und re Platte ist hinter einer Kirche, im Schutz eines Vordachs. das jeden Tag! Bei unseren „Kunden“ sind die Erdbeer- Sätze wie: „Vielen Dank, dass ihr immer für uns da seid“, törtchen der Renner. Gleich neben dem Bahnhof steht die machen uns Mut und blenden die Anstrengung aus. Schlaf„Bahnhofsmission“. Auch hier können Menschen, die nicht säcke und Decken sind heute Abend sehr beliebt, sodass mehr weiterwissen, Hilfe bekommen. sie uns zum Ende hin sogar ausgehen. Überraschend sind Die Platten liegen alle nicht allzu weit entfernt. Für je- für mich die rauen Mengen Taschentücher, die uns aus den den Abend im Mitternachtsbus gibt es eine Liste, auf der Händen gerissen werden. „Viele sind zwar erkältet aber die notiert wird, wie viele und welche Klamotten, wie viele meisten benutzen die Tempos als Toilettenpapier“, erklärt Schlafsäcke, Decken und Isomatten ausgegeben wurden mir Katrin. Zwischendurch treffen wir eine alte, bekannund wie viele Obdachlose bei jeder Platte auf uns warte- te und muntere Gruppe mit ihren Hunden, für die Katrin ten. Im Bus gibt es vier Sitzplätze, die Backwerke werden eine große Packung Hundefutter dabei hat, da ihr Hund immer an einem Spezialgurt in Kisten festgehalten. An- kürzlich eingeschläfert werden musste. sonsten ist der Mitternachtsbus mit allerlei Schubladen und Regalen ausgestattet, in denen die Spenden verstaut werden. Es gibt drei große Behälter mit Wasserhähnen, in denen sich jede Menge heißes Wasser befindet. Die Arbeitsaufteilung sieht folgendermaßen aus: Thomas und Thomas geben das Essen an der Schiebetür aus, am Kofferraum wird nur eine Klappe geöffnet: für die Getränke-, Brühen, und Kleiderausgabe, für die Katrin und ich zuständig sind. Rekordverdächtig ist die riesige Desinfektionsflasche, die schon fast einem Kanister gleicht. Wir benutzen sie nach fast jeder Platte, höchstens nach allen zwei Platten. Wir haben zwar auch „Einweg-Handschuhe“ dabei, die mir aber viel zu spießig sind. Der Geruch vieler Obdachloser ist etwas gewöhnungsbedürftig, doch es gibt auch welche, die man keineswegs auf der Straße vermutet. Gegen halb neun begegnet uns ein junger, glatt Unter der nächsten Brücke stoßen wir auf eine große rasierter Engländer mit einem Campingrucksack, der um Gemeinschaft junger Punks, die gerade mal zwei Jahre älter eine heiße Brühe bittet. Das Team schlägt niemandem, der sind als ich und schon mal wegen „Straßenkrieg“ mit einem um Hilfe bittet, etwas ab, aber nach drei Bechern Kaffee Trupp Polen in der MOPO standen. Eigentlich sind sie

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Palästina

20 Minuten. Dort wird übrigens auch erstmals gemosert, weil keine Schlafsäcke mehr übrig sind, aber die Situation bleibt friedlich. Tja, und da treffe ich tatsächlich niemand geringeren als unsere beiden Chefredakteure Timm und Lukas in weiblicher Begleitung, die etwas komisch aus der Wäsche schauten, da sie nicht so richtig wussten, was Clara Westhoff um halb zwölf in einem Bus umringt von Obdachlosen macht. Nach dem letzten Halt noch ein kurzer Stopp, bei dem Thomas, Thomas und Katrin mir die rettende Currywurst auf dem Kiez spendieren. Zum Schluss fahren wir noch zum „Pik As“, einer Übernachtungsstätte für obdachlose Männer, zu der der Mitternachtsbus nach jeder beendeten Tour das übrige Essen bringt. Wir laden hier aus und fahren zum Knu Lager zurück. Aufräumen und Der Mitternachtsbus Saubermachen versteht sich von Diakoniezentrum für selbst. Müde, geschafft und froh, Wohnungslose, Hamburg dass die Zentralverriegelung des Projekt-Leitung: Sonja Busses nicht zum Einsatz kom- Norgall Öffnungszeiten: Mo., Mi., men musste, falle ich nach einem Do. 10langen Abend ins Bett – mit 14h Website: mitternachtsbus dem Gefühl etwas richtig Gutes -hamburg.de getan zu haben. el

nicht mehr als Haltepunkt auf unserer Route verzeichnet, da sie zwischenzeitlich „ausgezogen“ sind. Als wir vorbei fahren und sie doch sehen, halten wir aber und notieren ihre Bitte, wieder als offizielle Station aufgenommen zu werden. Gegen 23 Uhr geht es Richtung Altona. Es wird schon langsam dunkel und mein Magen knurrt, aber ich weigere mich aus moralischen Gründen, mir selbst einen Teller von dem Essen aus dem Angebot des Teams zu machen, anzunehmen. Mein persönliches Highlight der Nacht ist eine obdachlose Dame, die darum bittet, eine Packung mit Keksen, die sie uns in die Hand drückt, mit lieben Grüßen einem stämmigen Russen an einer unserer letzten Stationen abzugeben. Eigentlich ist der Mitternachtsbus ja nicht die Post, aber soetwas erledigen wir natürlich gerne. Den stämmigen Russen erkennen wir schnell. Er nimmt schmunzelnd die Kekse entgegen und bedankt sich höflich. Unsere letzte Station ist schließlich auch die größte. Wir stehen knapp

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Dort

.meinung

Fighting (for) peace Lukas Rosenkranz

Der Streit um die Anerkennung der palästinensischen Autonomiegebiete als Staat deckt die wahren Ziele der palästinensischen Führung auf: die Zermürbung Israels.

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it dem Antrag auf Anerkennung des Staates Palästinas hat die palästinensische Führung gezeigt, was ihr eigentliches Ziel ist: Nicht die friedliche und einvernehmliche Lösung des Konfliktes mit Israel, sondern die Delegitimation und Zermürbung des Staates Israel. Denn Israel selbst setzt nach wie vor auf Verhandlungen: Die Mehrheit der Israelis bekennt sich zu einer Zweistaatenlösung, jedoch kann sie nur als Ergebnis von Verhandlungen zwischen Israel und der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA) stehen. Dieses Vorgehen ist übrigens auch in den Osloer Verträgen festgeschrieben, das Vorgehen vom Präsidenten der PA, Mahmud Abbas, stellt also einen klaren Verstoß gegen diese Verträge dar.

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Es ist schon skurril, dass muslimische Staaten wie Syrien oder Iran, aber auch viele palästinensische Organisation auf die Anerkennung Palästinas pochen und gleichzeitig Israel als jüdischen Staat nicht anerkennen wollen. Das lässt nur einen Schluss zu: An einer friedlichen Lösung sind die arabische Seite und die Führung der Palästinenser nicht in-

73% stimmen einem Auszug der Charta der Hamas zu, in der es unter anderem heißt: „Oh Muslim! Da ist ein Jude, der sich hinter mir versteckt; komm und töte ihn.“ www.dergoaner.de


Palästina

teressiert, es geht nach wie vor um die Schwächung Israels. Erschreckend ist, dass dieser Kurs auch vom palästinensischen Volk selbst getragen wird: Das Forschungsinstitut Greenberg Quinlan Rosner hat zusammen mit dem Palestinian Center for Public Opinion eine Umfrage durchgeführt, die zu deutlichen Ergebnissen kam: 61% der Palästinenser lehnen eine Zweistaatenlösung ab, 62% sind dafür, israelische Soldaten als Geisel zu nehmen, 73% stimmen einem Auszug der Charta der Hamas zu, in der es unter anderem heißt: „Oh Muslim! Da ist ein Jude, der sich hinter mir versteckt; komm und töte ihn.“ Angesichts dieser Zahlen ist es weder verwunderlich noch verwerflich, wenn die israelische Regierung ernsthafte Zweifel an der friedlichen Gesinnung der Palästinenser hegt. In diesem begründeten Misstrauen liegt das Hauptproblem auf dem Weg zu einer Lösung, auf der Hand liegt aber auch, dass es an den Palästinensern ist, dieses Misstrauen aus der Welt zu schaffen. Vor der Gründung und Anerkennung eines palästinensischen Staates müssen Verhandlungen stehen, vor solchen Verhandlungen müssen Sicherheitsgarantien für Israel stehen. Die Fatah muss sich von ihrem Versöhnungsabkommen mit der terroristischen Hamas, das eine gemeinsame Übergangsregierung noch vor den Parlamentswahlen 2012 vorsieht, distanzieren. Denn das Ziel der Hamas ist nach wie vor die Vernichtung Israels. Man verhandelt nicht mit Terroristen. Das ist die Politik des Westens seit Jahrzehnten. Nur von Israel erwartet man ein anderes Vorgehen. Erschwerend kommt die Rolle der Palästinenser im Nahen Osten hinzu. Das Schicksal der Palästinenser wird von den antiisraelischen Staaten in der Region, wie etwa dem Iran, missbraucht, um ihre antisemitische Politik zu begründen. Wirkliche Unterstützung für die palästinensische Bevölkerung ist nicht in der Anerkennung eines palästinensischen Staates zu finden. Denn diese Provokation zwänge Israel dazu, die Kooperation mit der PA einzuschränken. Darunter hätte natürlich an erster Stelle die Bevölkerung zu leiden. Zum Beispiel geht ein großer Teil der palästinensischen Exporte nach Israel. Wenn die israelische Regierung die wirtschaftliche Zusammenarbeit mit einem neuen palästinensischen Staat reduzieren würde, müssten neue Märkte erschlossen werden. Fraglich, ob die palästinensische Wirtschaft dazu die Kraft hat.

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Dort

Der Ruf nach einem eigenen palästinensischen Staat ist nachvollziehbar. Die Zweistaatenlösung ist dementsprechend auch international akzeptiert, selbst in Israel ist eine breite Mehrheit der Bevölkerung für eine solche Lösung. Das Vorgehen der palästinensischen Führung, einseitig einen eigenen Staat auszurufen, führt jedoch nicht zu einem friedlichen und tragfähigen Ende des Konflikts, sondern stellt eine Provokation Israels dar. Beide Seiten werfen sich gegenseitig vor, Verhandlungen zu blockieren. Israel fordert von den Palästinensern Sicher-

heitsversprechungen, die palästinensische Seite vor allem den Baustopp von jüdischen Siedlungen im Westjordanland. Dass Israel zu Kompromissen und Zugeständnissen bereit ist, zeigten die Verhandlungen um die Freilassung des von militanten Palästinensern im Gazastreifen entführten israelischen Soldaten Gilad Schalit. Nach 1940 Tagen in Gefangenschaft konnte er im Oktober dieses Jahres endlich in seine Heimat zurückkehren. Israel war bereit, dafür einen hohen Preis zu zahlen: Im Gegenzug für die Freilassung Schalits entließ die israelische Regierung 1027 Palästinenser aus der Haft. Unter diesen Gefangenen sind verurteilte Terroristen und Massenmörder. Zwei Beispiele: Walid Abd-el Asis Andschas, der Drahtzieher für Selbstmordanschläge in Israel mit insgesamt 36 Todesopfern oder Nasser Sami Yataima, verantwortlich für einen Anschlag während einer Pessach-Feier, der 30 Tote und 140 Verletze forderte. Dieser Deal ist in Israel keinesfalls unumstritten, umso wichtiger ist dieses Zeichen, denn es zeigt, dass die israelische Regierung bereit für Verhandlungen ist - selbst wenn sie dazu gezwungen ist, zurückzustecken und Kompromisse eingehen zu müssen.

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Meyerhoff

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Das Böse in uns

Lukas Rosenkranz

Lara Lindlahr

Joachim Meyerhoff ist Meister des Bösen, wenn er als Mephisto über das Parkett deutscher Bühnen huscht. Der GOANER traf sich mit dem Schauspieler, Regisseur und Autor, um mit ihm über Erinnerungen, die Kunst der Täuschung und das Böse zu sprechen.

DER GOANER: Ihre autobiografische Erzählreihe heißt „Alle

Ich versuche, mich an die Wahrheit zu halten, aber wenn man diese Erinnerungslücken hat, darf man eben auch etwas erfinden. Erinnern ist ohnehin auch immer Erfinden. Denn Erinnern ist immer ein sehr subjektiver Vorgang und kein Mensch kann für sich in Anspruch nehmen, dabei immer zu hundert Prozent objektiv zu sein. Das heißt, ich erfinde immer dann, wenn ich nicht weiter weiß. Ich finde sogar, dass das einem dabei weiterhilft, sich dann wieder besser zu erinnern. Es gibt also in meinem Buch fiktionale Stellen, die aber dazu da sind, meine Erinnerungen zu beflügeln.

GOANER: Also der Versuch, die Erinnerungen an diese Per-

GOANER: War das dann Ihre Motivation Autor zu werden? Meyerhoff: Da gibt es natürlich unterschiedliche Motiva-

Toten fliegen hoch“. Wie sind sie auf diesen ungewöhnlichen Namen gekommen? Joachim Meyerhoff: Ihr kennt doch dieses Spiel „Alle Vögel fliegen hoch“ - die Vögel fliegen hoch, wenn es keine Vögel sind, bleiben sie unten. In meinen Büchern geht es eigentlich immer um Menschen, die ich verloren habe. Im aktuellen Buch zum Beispiel um meinen Bruder, später um meinen Vater. Mit dem Titel will ich sagen, dass sie nicht weg sind, sondern dass sie da bleiben. Es ist also ein Versuch, sie weiter bei sich zu behalten. sonen zu bewahren? Wenn man älter wird, wird die Strecke, auf die man zurückblickt, immer länger. Man merkt dann, dass das Vergangene mehr und mehr zu einer Anekdote wird. Man hält an einigen Highlights fest, aber an das, was drum herum geschehen ist, erinnert man sich immer weniger. Meyerhoff:

Erinnern ist immer ein sehr subjektiver Vorgang und kein Mensch kann für sich in Anspruch nehmen, dabei immer zu hundert Prozent objektiv zu sein. Und das finde ich schmerzlich, es geht so viel verloren. Das Schreiben ist deshalb auch eine Art Erinnerungstraining. GOANER: Halten Sie sich denn dabei auch immer an die Wahrheit?

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Meyerhoff:

tionen. Eine Motivation ist die Lust, neben dem Schauspielerberuf, in dem man sich immer extrovertieren muss, eine Welt zu haben, in der man sich auf sich selbst konzentrieren kann. Schreiben ist also eine Gegenwelt zum Spielen, vielleicht ist es auch ein Mitteilungsbedürfnis. GOANER: Wie verhält es sich denn mit der Wahrheit beim

Schauspielern? Ist ein Schauspieler ein professioneller Täuscher? Meyerhoff: Ja. Aber die Zuschauer wissen das natürlich auch. Es ist eine Vereinbarung, dass man sich täuschen lässt. Überhaupt ist bei Kunst ja schon jede Abstraktion ein Täuschungsvorgang. Zum Beispiel gibt es bei der Interpretation eines modernen Bildes immer die Bereitschaft, in der Täuschung oder Veränderung etwas wahrzunehmen. Gerade das ist ja das Schöne. Beim Schauspiel zum Beispiel kann man übertreiben. In dieser Übertreibung kann dann

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Meyerhoff

auch nach hinten losgehen, zur Therapiestunde verkom-

Über Groteskes und Humor kann man alles handhabbar machen. men. Wenn einer von seinen ersten sexuellen Abenteuern erzählt, könnten ja auch alle meinen: „Mein Gott, das ist ja nur noch peinlich!“ Aber über Groteskes und Humor kann man das alles wieder handhabbar machen. GOANER: In ihrem Buch erzählen Sie davon, wie Sie aus Ih-

rer Heimat, einer Kleinstadt in Norddeutschland, für ein Jahr nach Amerika gehen. War das eine Rebellion gegen die Enge dieser norddeutschen Provinz? Meyerhoff: Es war keine Rebellion gegen meine Eltern. Meine Eltern waren liebevolle Menschen. Dieser klassische Elternkonflikt ist in meiner und vielleicht auch in eurer Generation nicht mehr das, von dem man sich abstoßen kann. Man hat mehr oder weniger verständnisvolle Eltern, was es aber nicht leichter macht. Wenn man in so einer Kleinstadt aufwächst, hat man diese Sehnsucht, dass die Dinge anders werden, obwohl dort alles liebevoll ist. Genau das ist mir ein großes Anliegen: dass man auch als erwachsenwerdender Mensch Dinge verändert. Haben Sie als Jugendlicher das Gefühl gehabt, etwas verpasst zu haben, dadurch, dass sie nicht in einer Großstadt aufgewachsen sind? Meyerhoff: Ja! Ich habe das Gefühl gehabt, die ganze Welt zu verpassen. Das Gefühl habe ich allerdings immer noch. Bei jeder Entscheidung habe ich das Gefühl etwas zu verpassen. Es fällt mir sehr schwer, mich in diesem Überangebot, das man in der Freiheit hat, zu entscheiden. GOANER:

Crêpe

GOANER:

Aus dem Bauch heraus und aus Willkür. Manchmal sind das auch falsche Entscheidungen. Meyerhoff:

GOANER: In den letzten Jahren haben Sie in der Faustinsze-

nierung im Schauspielhaus die Rolle des Mephistopheles gespielt. Wie wichtig ist es für Sie, sich mit so einer Rolle identifizieren zu können? Meyerhoff: Dadurch, dass Mephisto das personifizierte Böse ist, ist das Ganze ersteinmal ein bisschen wie im Märchen. Da ist der Gelehrte und das Böse. Dieses Intellektuelle auf der einen und das Grobe auf der anderen Seite, ist das Tolle an diesem Stück. So eine Figur wie Mephisto darf erst einmal alles. Da muss ich mich nicht erklären, ich darf einfach alles. Ich war sehr überrascht darüber, dass es wahnsinnig Spaß macht, böse zu sein. Das ist der Gegensatz zu der kirchlichen Ideologie, aus der ich komme, dass in jedem Menschen das Gute ist. Aber es gibt eine Urlust zum Bösen. Diese Rolle macht mir auch deshalb so viel Spaß, weil sie körperlich so aktiv ist. Ich habe immer gesagt, dass diese Rolle wild sein muss, damit der intellektuelle Geist sie nicht sofort einordnen kann. GOANER: Inwieweit haben Sie einen Teil Ihrer eigenen Persönlichkeit in den Mephistopheles eingebracht? Meyerhoff: Ich habe immer sehr viel Sport gemacht. Das habe ich bei Mephisto mit der Sprache zusammenKnu gebracht. Dazu hatte ich diese Lust, mich beim Spielen dieser Joachim Meyerhoff Rolle mit den Zuschauern zu Homburg/Saar verbinden. Man hat ja bei dieser *1967, Ausbildung: OttoFalckenbergInszenierung keine stille Kasten- Schule, bühne, sondern spielt in die Men- München Preise: Nestroy-Preis, schenmenge hinein.

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GOANER: Hilft das auch dabei, eine Distanz zu wahren? Meyerhoff: Genau. So ein Buch wie meines kann eben

dungen?

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auch wieder etwas Wahres liegen. Genauso kann man auch im Buch zuspitzen, worin dann wieder eine Wahrheit liegt.

Herr Meyerhoff, wir danken Ihnen für das Gespräch.

GOANER:

Und wie treffen Sie schließlich doch Entschei-

Mehl, Salz, Eier und Milch verrühren / Nach und nach Flüssigkeit und zerlassene Butter zufügen / Teig ½ Stunde ruhen lassen / Teig mit einem kleinen Soßenlöffel in die heiße, ganz leicht gefettete Pfanne (mit möglichst flachem Rand) geben / Teig durch vorsichtiges Schwenken gleichmäßig verteilen. Der Crêpe sollte nicht zu dunkel werden. Sobald die Oberfläche trocken ist und sich die Ränder von der Pfanne lösen, kann der Crêpe gewendet werden. Mit beliebigen Zutaten belegen oder bestreichen.

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Zutaten: Teig: 250g Weizenmehl, 1 Prise Salz, 2 Eier, 200ml Milch, 250ml Wasser (oder Bouillon), 50g Butter

Schauspieler des Jahres, FranzTumler-Literaturpreis Aktuell:„Professor Bernhardi” (Burg theater Wien)

Geric hten durch Eu ropa ... Frankreich

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Campus Rütli

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Gosse, nicht Goethe! Lukas Rosenkranz

Timm Brünjes

Armut, Arbeitslosigkeit, Ausländer, Alkoholiker - dafür steht das „A“ in „A-Bezirk“, wie Neukölln einer ist. Schlechte Voraussetzungen für gute Bildung. Wie es trotzdem klappen könnte, erfahren wir in einem Gespräch mit der Schulleitung des Campus Rütli.

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wei Wachmänner in Uniform stehen gegenüber eines bunten, lebhaften Spielplatzes, unterhalten sich mit ein paar Schülern und rauchen. Nicht gerade ein Bild, das im Hamburger Alstertal denkbar wäre. Im „ABezirk“ Neukölln, vor dem „Campus Rütli“, ist es Realität. Im Hilferuf der Rütli-Schule an den Senat im Jahr 2006 hieß es: „Wir müssen feststellen, dass die Stimmung in einigen Klassen zurzeit geprägt ist von Aggressivität, Respektlosigkeit und Ignoranz uns Erwachsenen gegenüber.“ Sylvester-Knaller im Schulgebäude und eingetretene Türen verunsicherten die Lehrer so sehr, dass sie nur noch mit Handys in bestimmte Klassen gingen, um im Notfall Hilfe rufen zu können. Ein Jahr später startete mit der ersten Gemeinschaftsschule Berlins ein Pilotprojekt, das Campus Rütli auf dem neuen „Quadratkilometer Bildung“. Wir dürfen die neue Schulleiterin Cordula Heckmann persönlich treffen und mit ihr über ihre Schule reden. In ihrem Büro sitzen wir um den Konferenztisch herum, als sie anfängt zu erzählen. Während sie redet, tönt vom Innenhof orientalischer Gesang, über uns hören wir wildes Fußgetrappel und ab und zu klingelt das Telefon. „Wenn man Bildung an solche Schüler, wie die auf dem Campus Rütli, bringen will, muss man Schule anders machen“, sagt Cordula Heckmann. Das derzeitige Schulsystem vermittle den Schülern eine Sackgasse, die zu Frustration und Aggression führe. „Kein Jugendlicher geht verloren“ - aas hat sie sich zum Ziel gesetzt. Wahrlich kein leichtes, an einer Schule, an der

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über 90% der Schüler nicht deutscher Herkunft sind, an der über 90% der Schüler-Familien auf staatliche Hilfe angewiesen sind. Klar ist, dass auf der Gemeinschaftsschule niemand abgeschult werden, oder sitzen bleiben kann. Entscheidend findet Frau Heckmann, dass immer erst an den Stärken der Schüler angesetzt wird, bevor die Schwächen dran sind. Sie erzählt uns von einem farbigen Mädchen, das erst mit seiner Mutter auf der Straße gelebt hat und anschließend von Heim zu Heim geschickt wurde, weil die Erziehung nicht im Ansatz gelang. Am Campus Rütli wird zu allererst ihr musikalisches Talent gefördert, wodurch sie Schritt für Schritt zugänglicher wird. „Die allermeisten Schüler sind lernwillig und nett, man muss sie nur an der richtigen Stelle erreichen“, stellt Cordula Heckmann fest. Seit dem Brandbrief hat sich deswegen einiges geän-

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Campus Rütli

jedoch immer wieder, dass es unhöflich ist, eine Sprache zu sprechen, die andere im Raum nicht verstehen. Auch in dieser Frage gilt also ihre Philosophie, an den Stärken der Schüler anzusetzen. Denn erst wenn die Schüler ihre Muttersprache gut beherrschen, sei es Arabisch oder Türkisch, können sie eine weitere Sprache lernen. „Deswegen sehen wir Arabisch als Muttersprache nicht als Defizit“, kommentiert Cordula Heckmann. Das bedeutet, dass zunächst die Muttersprache gefördert werden muss, um von dieser Grundlage aus dann Deutsch erlernen zu können. Deshalb bietet die Schule Türkisch- und Arabischkurse in Kooperation mit der Volkshochschule an. Später erzählt sie uns, wie sie manchmal auffährt, wenn sie im Laden an der Kasse steht und hört: „Wir sind doch hier nicht an der Rütli-Schule“, wenn ein Kunde mal etwas länger braucht oder der Name ihrer Schule im Tatort, ihrem Lieblingsfernsehprogramm, zum Schimpfwort gemacht wird. Davon lässt sie sich aber nicht abschrecken,

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Die allermeisten Schüler sind lernwillig und nett, man muss sie nur an der richtigen Stelle erreichen.

denn sie hat großes Vertrauen in ihre Schule. Während in Berlin im Schnitt etwa 20% der Schüler ohne Hauptschulabschluss von der Schule gehen, waren es bei ihr im letzten Jahr nur fünf von 110 Schülern. 30% ihrer Schüler wurden in die Gymnasiale Oberstufe versetzt. Trotzdem fühlt sie sich und ihre Schule immer noch verunglimpft und spürt Vorurteile in der Öffentlichkeit. „Wenn auf deinem Zeugnis was von Rütli-Schule steht, bekommst du keinen Arbeitsplatz“, sei eine Belehrung, die sich ihre Schüler öfter im Arbeitsamt anhören müssen. Das zeigt, dass noch ein langer Weg vor ihr liegt, ehe ihr Ziel erreicht ist: „Kein Kind, kein Jugendlicher geht verloren.“ Diese Leitlinie prangt in roter Schrift in ihrem Büro. Das ist ihre Motivation. In ihren Augen steht dabei nicht nur die Schule in der Pflicht. Es ist die Aufgabe der ganzen Gesellschaft: „Wir müssen begreifen, dass wir alle gemeinsam für das einzelne Kind verantwortlich sind“. Sie setzt deshalb auf Einbindung der Eltern, denn es gebe immer noch zu viele, die meinen, die Verantwortung für ihr Kind ende vor dem Schultor. Doch die klassische Gremienarbeit, wie wir sie kennen, habe sich als zu schwierig erwiesen. Zu groß seien Sprachbarrieren und das kulturelle Verständnis von Schule. Deshalb lädt die Schule regelmäßig zu einem „Elterncafé“ ein, um in einer lockeren Atmosphäre mit den Eltern ins Gespräch zu kommen. Trotzdem müsse man einige Eltern auch zur Mitarbeit zwingen. Während viele Lehrer schon vom Namen „Rütli“ abgeschreckt sind, sehen andere die Schule als Herausforderung. Das hat einen entscheidenden Vorteil: Wer Lehrer am Campus Rütli wird, tut das aus Überzeugung und Leidenschaft. Das erleichtert die schwere Arbeit. Nach wie vor bestehen aber auch alte Probleme, etwa Gewalttätigkeit. Hier verfolgt die Schule eine konsequente Politik: Wenn es zu Gewalt in der Schule kommt, wird das direkt und ohne Ausnahmen zur Knu Anzeige gebracht. Cordula Heckmann hält Campus Rütli ihre „Schule im Aufbruch“ für Schulform: Gemeineine Notwendigkeit. Damit hat schaftsschule 1909 sie recht. Denn wenn das Pilot- Gründung: Zusammenlegung: 2009 projekt scheitert, geht nicht nur Leitung: Cordula Heckmann ca. 630 ein Jugendlicher verloren. Es Schüler: Ort: Berlin-Neukölln Website: campusruetli.de könnte ein ganzer Bezirk sein. bb

dert: Die drei benachbarten Schulen „Heinrich-Heine Realschule“, „Franz-Schubert Grundschule“ und eben die „Rütli-Hauptschule“ fusionierten im Rahmen eines Pilotprojektes zur „1. Gemeinschaftsschule Neukölln“. Die Schüler können nun also von der ersten bis zur 13. Klasse an der selben Schule bleiben, damit ist die Rütli-Schule jetzt Vorreiter in Berlin. Nicht nur die Schulform, auch der Unterricht hat sich stark verändert. Das Zauberwort lautet „Individualisierung“. Die Schüler sollen also möglichst selbstbestimmt nach ihren Interessen und Bedürfnissen lernen können. „Das Verständnis des Lehrerberufes muss sich ändern“, erläutert Heckmann. Der Unterricht solle nicht mehr auf den Lehrer fokussiert sein, der vorne an der Tafel steht und versucht die Schüler zu belehren. Ein Lehrer werde in Zukunft eher Moderator sein und einzelne Schüler bei ihrer Arbeit gezielt unterstützen. Als wir sie fragen, wie an einer Schule mit jeweils etwa 1/3 Araber- und Türkenanteil und mehreren weiteren Nationalitäten eine einheitliche Sprachenregelung zustande kommen soll, erklärt sie uns, dass sie nichts von Regeln hält, die sowieso nicht eingehalten werden können. Sie verbietet niemandem, etwas anderes als Deutsch zu sprechen, erklärt

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Auslandsaufenthalt

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Irrenland Helene Peters

Ein Traum geht in Erfüllung: Für ein Jahr nach Irland. Doch auf die große Vorfreude folgt der Kulturschock.

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as war die Zeit meines Lebens!” So oder so ähnlich klingt jemand, der über sein Auslandsjahr spricht. Erwachsen werden, Spaß haben, Neues lernen und Neues kennenlernen und die Zeit anschließend schrecklich vermissen. Das will ich ein Jahr lang machen. Denn hier bin ich. Im Jahr meines Lebens. Und wenn ich nun meine Zeit hier mit einem Adjektiv beschreiben müsste, ist das erste was mir in den Sinn kommt nicht „amüsant”, „spaßig” oder „gechillt”. Ja, ein paar Worte tauchen in der Liste der Beschreibung meines Auslandsaufenthaltes natürlich schon auf, aber das Erste, was mir in den Sinn kommt, ist eher „strapazierend”. Nicht nur der Fakt, dass ich in einem Land bin, das ich noch nie zuvor gesehen habe, von Leuten umgeben, die aus der ganzen Welt kommen, mit denen man 24 Stunden an 7 Tagen in der Woche zusammengepfercht ist und mit denen man nur auf Englisch reden kann, ich befinde mich zusätzlich auch im - wie die Lehrer es ausdrücken - horizonterweiternden Transiti-

Schule und mehr Ausflüge, Reisen und Events haben. Von Letzterem merkt man tatsächlich etwas, denn seit ich hier bin, waren wir mit der ganzen Stufe zweimal im Kino, auf einer Bootstour auf der Liffey, sind einen Berg hochgewandert, haben an einem Reden-Wettbewerb teilgenommen und mit den Proben für das erste Theaterstück - Shakespeare - angefangen. Vom ersten Teil der Beschreibung des Transition Year - weniger Schule - merkt man dafür aber umso weniger. Die festgesetzten 2½ Stunden Hausaufgabenzeit nutze ich jeden Tag voll aus. Die ersten Tests sind geschrieben, die ersten Essays wurden abgegeben und die großen Aufgaben für das Jahr sind bekannt gegeben worden. Unter anderem ein Extended Essay über 3000 Wörter und da ich mich in Irland auf einem Eliteinternat befinde, wird selbstverständlich von mir erwartet, dass dieses auch noch fehlerfrei ist. Genauso wie die Rede, die ich kürzlich vor 300 Menschen in der Aula halten musste. Stell dir vor, du bist in der 5. Klasse und neu in der Schule. Du musst

on Year befinde. Das Transition Year ist das Vorbereitungsjahr für die 5th und 6th Form und für das „Leaving Certificate“ - in Deutschland also 11. und 12. Klasse und das Abitur. In der 3rd Form hatten die meisten hier ein „Junior Certificate“ - vergleichbar mit dem deutschen Realschulabschluss. Um eine Erholungspause zwischen diesen beiden wichtigen schulischen Ereignissen zu haben, wurde das Transition Year erfunden. Hier soll man angeblich weniger

ohne Karteikarten auf eine Bühne und vor 300 Leuten sprechen, mit denen du zusammen wohnst. Auf Englisch. Anders ausgedrückt: Kennst du das Gefühl wenn du nach einem 100-Meter-Sprint vollkommen aus der Puste bist? Oder wenn dein Herz nach einer peinlichen Aktion rast, als du bemerkst, dass dich Leute dabei beobachtet haben? Multipliziere dieses Gefühl mit einer Milliarde und du bekommst heraus, was in jener Sekunde in mir vorging, als

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Chnesisches Glück

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ich auf der Bühne stand und in die Gesichter meiner Mit- hen mehr oder weniger gleich aus, was den Gemeinschaftsbewohner und Mitschüler, meiner Lehrer, der Köchinnen geist fördert, es zeigt mehr Respekt vor dem Lehrer, oder der Schule und völlig fremder Leute schaute. das wohl faulste: es ist einfach gemütlich, nicht darüber Doch so schlimm sich das auch anhört und wie sehr nachdenken zu müssen, was man anzieht. Und wenn man ich mich hier über Dinge wie die Hierarchie zwischen sogar einen Sturkopf wie mich dazu überzeugen kann, dass den Schülern, die Größe meines Zimmers, den täglichen Ich mag es, wenn die gesamte Schule in Kirchgang, den vollgestopften Tag und die schreckliche der Kapelle singt - egal ob sie nun singen Schuluniform aufregen kann, muss ich doch zugeben: Eigentlich mag ich es. Ich mag es, mit allen Mädels in meinem können oder nicht, oder wie man anfanZimmer zu sitzen, die sowohl in meiner Stufe, als auch in gen muss zu lachen, aber gezwungen ist meinem Haus sind, Musik zu hören - auch wenn die sich es zu unterdrücken. auf Jason Derulo und David Guetta beschränkt - zu chillen (sofern man dazu Zeit findet) oder einfach über alles Gleichheit nicht immer nur schlecht ist, dann muss doch mögliche zu reden - Mädchen eben. Ich mag jeden Zen- was dran sein oder?! timeter meines 5m² großen Territoriums, mir gefällt sogar Lediglich mit der Hierarchie zwischen „6th-Formern“ die Dusche, die aussieht wie in einem Gefängnis und die und den Jüngeren werde ich mich wohl nie anfreunden Toilette, deren Spülung nur manchmal funktioniert. Ich können. Ich verstehe einfach nicht, wie man eine Gemeinmag es, jeden Morgen in die Kirche zu gehen, mich zusam- schaft aufbauen und stärken möchte, den Schülern erzähmen mit den anderen im Kreuzgang aufzustellen, in der len möchte, sie seien alle gleich viel wert und dann die Älalten Kapelle auf dem Schulgelände. Ich mag es, wenn die testen beim Essen vordrängeln und sie eine Stufe höher als gesamte Schule in der Kapelle singt - egal ob sie nun singen alle anderen essen lässt. Am stärksten fällt der schulische Unterschied auf. Sikönnen oder nicht - oder wie man anfangen muss zu lachen, aber gezwungen ist, es zu unterdrücken. Die Schuluniform cherlich hat das auch etwas damit zu tun, dass ich, wie oben sieht nicht aus wie in amerikanischen Teenie-Filmen. Es erwähnt, im Transition Year bin, das deutlich zu einem der handelt sich um einen knielangen, karierten Hüftrock, „unakademischsten” Jahre zählt. Ich kann mich hier viel eine cremefarbene Bluse und einen flaschengrünen Pull- mehr und viel besser auf mich selbst konzentrieren, auf over, in dem man aussieht wie eine Tonne. Zur Krönung meine Stärken und meine Interessen eingehen. Während gibt es das Hassobjekt des männlichen Geschlechts: Bal- ich mich in Deutschland dauerhaft in alle Richtungen gelerinas. Ja, selbst die Uniform finde ich okay. In Hamburg zerrt gefühlt habe, möglichst viel in allem, kann ich hier hat man mich zwar in allen Debatten und Diskussionen selbst entscheiden, was ich machen will, um meine Persöndarüber, ob Schuluniform etwas Gutes ist, oder nicht, auf lichkeit auszubauen. Und auch wenn ich vielen Stoff schon einer deutlichen Kontraseite gefunden, aber hier fange ich hatte, wie zum Beispiel in Chemie oder Spanisch, denke an, zu verstehen, wieso eine Schuluniform etwas Positives ich, lerne ich hier auf St. Columba’s mehr, als jemals zuvor. sein kann. Jedenfalls in einem Internat. Es gibt eine Reihe Vielleicht ist nicht alles schulischer Natur, aber mein Lean Argumenten, die wir alle schon gehört haben: Alle se- ben wird es mit Sicherheit verändern.

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Doppeltes Glück derwagen waren gerade vier Monate, die Ältesten 69 Jahre alt. Über das Festival sagt der Veranstalter, Yu Yajun, das Treffen diene als Plattform für Zwillinge und ihre Eltern, um Ideen auszutauschen. Den Höhepunkt des Treffens bildet die Zwillingsparade. Denn nicht nur auf dem roten Teppich präsentieren sich die Zwillinge, auch auf der Bühne dürfen sie zeigen, was sie können. Jedes Jahr kommen tausende Besucher, um den „doppelten Umzug“ zu sehen und zu fotografieren. Kein Wunder, denn in China zählt alles, was es doppelt gibt, als ein Zeichen des Glücks.

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Lara Lindlahr

mmer mehr Paare umgehen die strenge Ein-Kind-Politik, indem sie sich bemühen, schon beim ersten Nachwuchs Zwillinge zu bekommen. Vor allem Wohlhabende lassen sich durch ärztlichen Rat in diesem Wunsch unterstützen. In Folge dessen ist die Zahl der Zwillingsgeburten in China in den vergangen Jahren regelrecht explodiert. Ein Zwillingspaar zu bekommen, ist in dem asiatischen Land ein ganz besonderes Glück. Den Chinesen ist es in diesem Fall erlaubt, beide Kinder zu behalten, denen auch noch die volle Unterstützung des Staates zusteht. Da Zwillingsgeburten etwas ganz Besonderes sind, wird ihnen in China sogar ein Fest gewidmet, das von der chinesischen Regierung gesponsert wird. In diesem Rahmen kommen in Peking jährlich Zwillinge aus ganz China zusammen, um mit anderen Menschen ihr Glück zu feiern. So auch in diesem Jahr: Am 4. Oktober trafen sich rund 600 Zwillingspärchen zum Zwillingstreffen. Die Jüngsten im Kin-

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Entwicklungshilfe

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Ablasshandel heute Alexander Heß

Gut gemeint ist häufig das Gegenteil von gut gemacht. Warum Entwicklungshilfe zur moralischen Beruhigungspille verkommen ist und es keiner ändern will.

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edes Jahr sterben Millionen Menschen in Entwicklungsländern den Hungertod. Viele andere sterben an den Folgen von Krankheiten, die wir in unserer westlichen Welt gar nicht mehr kennen. Die hygienischen Umstände sind katastrophal. Die meisten haben dort keine Arbeit. Die wenigen, die eine haben, müssen unter regeltrecht menschenverachtenden Konditionen arbeiten. Dies kann man sich als Bürger eines Industrielandes bei der Überflutung der lokalen Märkte mit Luxusgütern kaum vorstellen,

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wenn man sich nicht vor Ort davon überzeugt und dort nicht nur die typischen Touristenorte besucht hat. Doch um diesen Missstand zu beheben reicht es nicht, lediglich jährlich diesen Ländern ein bisschen Geld zukommen zu lassen. Bei Betrachtung der Zahlen kommt man zu einem erstaunlichen Ergebnis. Die DAC Staaten (Development Assistance Committee), die 24 wichtigsten Geberstaaten von Entwicklungshilfe, investierten ungefähr 100 Milliarden Euro in Entwicklungshilfen, während im

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Entwicklungshilfe

Pizza

Juli beschlossen wurde, dass der Garantierahmen der europäischen Finanzstabilisierungsfazilität auf 780 Milliarden Euro erhöht werden soll. Experten reden sogar davon, dass dies noch zu wenig sei, um eine endgültige Lösung für die noch andauernde Krise darzustellen. Allein Deutschland übernimmt eine Bürgschaft von 211 Milliarden Euro am Europäischen Rettungsschirm. Das heißt, dass Deutschland im schlimmsten Fall alleine 211 Milliarden Euro bezahlen müsste, um ein Land vor dem Bankrott zu retten. Diese Summe ist mehr als doppelt so hoch, wie die Summe, der Entwicklungshilfen der gesamten DAC. Die Frage ist „Warum?” Warum investieren wir so viel in diese Krise, während in anderen Ländern Menschen sterben? Problem Nr.2: Die Form der Entwicklungshilfe. Wenn wir den Regierungen der Entwicklungsländer nur Geld geben, kann man nicht mehr beeinflussen, für was das Geld ausgegeben wird. Dann ist es ebenso gut möglich, dass das Geld für Waffen und Militär ausgegeben wird und nicht für Bildung, Lebensmittelversorgung oder sanitäre Anlagen und medizinische Versorgung. Nach James Shikwati, einem kenianischen Ökonom, bringt die Entwicklungshilfe nichts. Sie schade dem Unternehmergeist. Das Geld werde so lange in der Patronage Struktur verteilt, bis für die Menschen, die es wirklich brauchen würden, nichts mehr übrig bliebe. Korruption ist in vielen Entwicklungsländern außerdem ein großes Problem. Viele Gelder, die den Regierungen frei zur Verfügung gestellt werden, kommen aufgrund von bestechlichen oder betrügerischen Politikern nie an dem Ort an, für den sie eigentlich bestimmt waren. Teilweise gibt es auch direkte Subventionen für den landwirtschaftlichen Sektor einiger Entwicklungsländer. Das scheint auf den ersten Blick die oben genannten Probleme zu lösen: Das Geld wird sinnvoll investiert und nicht zur freien Verfügung gestellt; somit ist der Missbrauch dieser Gelder unwahrscheinlicher und mit der Stüzung dieses Sektors die Nahrungsmittelversorgung gesichert. Allerdings scheint genau das nicht der Fall. Vielmehr ist es so, dass die arme Durchschnittsbevölkerung sich die Nahrung zu dem Preis kaufen muss, den der internationale Markt bietet. Deshalb geht die Nahrung nicht an die Menschen, die sie am dringendsten brauchen, sondern an die, die auf dem Weltmarkt am meisten Geld dafür bezahlen können; eine klare Folge der Globalisierung des Welthandels. Da man nun die Möglichkeit hat, die Waren an Menschen zu vertreiben, die sich viel weiter entfernt befinden, vergößert sich auch der potentielle Käuferkreis. Mit dem einher geht

zusätzlich eine Vergrößerung des Verkäuferkreises, da der landwirtschaftliche Sektor in vielen Entwicklungsländern den Hauptbestandteil des BIP ausmacht; das Angebot wird größer als die Nachfrage. Man mag sich vielleicht fragen, warum die Nachfrage nicht viel höher ist als das Angebot. Es hungert schließlich ein beachtlicher Teil der Weltbevölkerung. Doch die Antwort ist einfach: Nachfrage besteht nicht nur aus dem Willen zu kaufen. Ein wesentlicher Bestandteil der Nach-

Man mag sich vielleicht fragen, warum die Nachfrage nicht viel höher ist als das Angebot. Es hungert schließlich ein beachtlicher Teil der Weltbevölkerung. frage ist das Geld, denn ohne finanzielle Mittel kann keine Nachfrage entstehen. So kommt es, dass die meisten Entwicklungsländer ihre produzierten Nahrungsmittel ins Ausland exportieren. Sogenannte protektionistischen Maßnahmen, die von äußerst vielen Staaten ergriffen werden, sind ein weiteres Teil im globalen Armutspuzzle. Sie bestehen meist aus Subventionen in den eigenen Landwirtschaftssektor. Wenn die Industrieländer ihre eigenen landwirtschaftlichen Betriebe stärker subventionieren als die der anderen Entwicklungsländer, haben diese überhaupt keine Chance ihre landwirtschaftlichen Betriebe auf dem Weltmarkt zu etablieren. Im Endeffekt drängt sich der Eindruck auf, die Entwicklungshilfen seien nur dafür da, ein gewisses öffentliches Image zu wahren und das eigene Gewissen zu beruhigen. Denn es ist von den Industrieländern nicht gewollt, noch einen weiteren Konkurrenten auf dem Weltmarkt zu etablieren, Einbußen an der eigenen Machtposition wären absegbar. Durch die Globalisierung sind lediglich weitere Investitionsmöglichkeiten in Entwicklungsländern entstanden, die nur genutzt werden können, wenn sie durch ein gewisses Maß an Entwicklungshilfe am Leben erhalten werden. Wenn man noch einen Schritt weiter geht, wird man feststellen, dass die Entwicklungshilfe in Kombination mit den protektionistischen Maßnahmen eine Abhängigkeit der Entwicklungsländer von den Industrienationen schafft. Das eigentliche Ziel der Entwicklungshilfe, den Entwicklungsländern auf die Beine zu helfen und die Möglichkeit zu geben ein selbstständiges, unabhängiges System in ihrem Land aufbauen zu können, kann auf diese Artnicht erreicht werden-

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Alle Zutaten zu einem Teig vermengen / Zudecken und 30 min ruhen lassen / Den Teig ausrollen und nach Wunsch belegen / Je nach Dicke und Belag die Pizza bei 180°C 12-20 min backen.

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Zutaten: Teig: 400g Mehl, 1 Pkt. Hefe, 1 TL Zucker, 2 TL Salz, 200 ml Wasser (lauwarm), 4 EL Öl

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Libyen

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Aufbruch nach nirgendwo Felix Brandt

Der Sieg gegen Diktator Gaddafi ist nicht das Ende auf dem Weg zur Demokratie, sondern erst der Anfang. Wer soll das libysche Volk dabei führen?

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in Land atmet auf: Der Diktator ist tot. Wie wird es in Libyen nach der Revolution weitergehen und wie kann Europa auch nach dem Umsturz helfen? Bilder eines blutüberströmten Gaddafi gehen um die Welt. Feiernde Menschen säumen die Straßen von Sirte, eine der letzten Festungen Gaddafis, die eingenommen wurde. Dort hielt sich auch der ehemalige Machthaber Muammar al-Gaddafi auf, als er von französischen Kampfflugzeugen, einer US-Drohne und libyschen Rebellen angegriffen wurde. Der genaue Ablauf ist noch unklar. Wurde er lebendig gefangen? Starb er im Kampf ? Pathologen munkeln derzeit, dass er den Einschusslöchern nach zu urteilen hingerichtet worden sein könnte. Alle Beteiligten berichten unterschiedlich, nur sind sie sich alle in einem Punkt einig: Gaddafi ist tot und die Gewalt ist noch nicht ganz vorbei. Jetzt tun sich ein paar neue Fragen auf: Wer wird in Zukunft regieren? Wie wird sich das Land ordnen? Und wie könnten Deutschland und Europa den Bürgern dabei helfen? Die Bürger Libyens wollen und brauchen eine starke Regierung in Zeiten des Umbruchs, die den nationalen Konflikten und dem akuten Chaos gewachsen ist. Der nationale Übergansrat möchte genau das sein und zeigt klare Vorstellungen: „Ein Nationalkongress wird eingerichtet, der wiederum ein Komitee zur Ausarbeitung einer neuen Verfassung bildet“, sagte der Vorsitzende des Exekutivausschusses des Übergangsrats. Eine Parlamentsbildung und Präsidentschaftswahl sollen folgen. Wird das Vorhaben so einfach umsetzbar sein? Schon lange störten innenpolitische Unruhen die Politik. Die könnten auch die Neuordnung behindern: In Libyen repräsentieren rund 20 Stammesverbände und Räte die mehreren hundert Stämme des Landes. Zwischen diesen Verbänden traten in der Geschichte häufig Streitigkeiten auf. In seiner Herrschaftszeit spielte Gaddafi diese noch gegeneinander aus, stiftete Konflikte an, um eine Koalition gegen sich zu vermeiden. Nach den Kämpfen dürften sich die Rivalitäten zwischen Stammesverbänden neu entzünden, auch im Bezug auf die Eroberung und die Vorherrschaftsansprüche einzelner Territorien. Beispielsweise wurde der

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Osten von anderen Stämmen erobert als die Region um Tripolis. Es entstanden zwei verschiedene Machtzentren im Osten und im Westen, die von rivalisierenden Stämmen beherrscht werden. Der zukünftigen Regierung stellt sich demnach die schwierige Aufgabe, die Stämme zu versöhnen und eine repräsentative Regierung zu bilden. Die Konflikte dürfen sich nicht verschärfen. Ein neuer Bürgerkrieg wäre das Letzte, was das Land jetzt noch ertragen darf. Damit dem Bedürfnis politischer Selbstbestimmung der Bürger nachgekommen werden kann, sicherte Deutschland seine volle Unterstützung im Libyenkonflikt zu. Nachdem unser Außenminister Westerwelle teilweise in Kritik an der Rolle Deutschlands geriet, wies dieser die Anschuldigungen entschieden zurück. Die Begründung: Die Bundesrepublik müsse sich nicht an jedem internationalen Einsatz mit Kampftruppen beteiligen. Angela Merkel unterstütze diese Auffassung: „Es ist erfreulich, dass Gaddafi seine politische Macht verloren hat. Jetzt beginnt der Wiederaufbauprozess in Libyen und der Prozess der Bildung demokratischer staatlicher Strukturen.” Die erste Maßnahme wurde bereits angekündigt. Demnach wird dem Nationalen Übergangsrat ein deutscher Kredit in Höhe von 100 Millionen Euro gewährt, als Startkapital bis die eingefrorenen Gelder des Gaddafi-Regimes wieder zu Verfügung stehen. Das Geld soll hauptsächlich zum Aufbau der Grundversorgung verwendet werden. Auch Europa wird sich seiner Rolle beim Aufbau Libyens bewusst werden. Nach dem Abzug der Kampfflieger kann man Libyen natürlich nicht einfach so fallen lassen. Europa wird zunächst die wirtschaftlichen Abkommen und Handelsbeziehungen mit Libyen wieder aufnehmen. Das ist sehr wichtig, denn ist wirtschaftliche Grundstabilität in Libyen wieder gesichert, das aktuelle Chaos überwunden, wird auch die politische Stabilität mit der Zeit kommen und demokratische Institutionen ganz von allein gebildet werden. Man sollte die politische Selbstbestimmung der Libyer ernst nehmen und in diesen wichtigen Prozess nicht eingreifen. Diplomatische Unterstützung könnte aber von Nöten sein und da kann Europa als starke Kraft wirken.

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Carfizzi

We no speak Italiano.

Dort

Es gibt Orte, die sich den Veränderungen in der Welt zu entziehen scheinen. Sie trotzen dem wandelnden Zeitgeist. Solch ein Ort ist Carfizzi.

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Lukas Rosenkranz

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Männer dann vor der faschistischen Verfolgung ihrer Minderheit. In den 50ern und 60ern zogen sie als Gastarbeiter nach Deutschland. Deshalb gibt es auch dort eine Arberesche Gemeinde, nämlich in Ludwigshafen, die zweitgrößte weltweit. Die Auswanderung nach Deutschland ist auch ein Grund für den Wohlstand des Dorfes. Viele Einwohner, die früher nach Deutschland als Gastarbeiter gingen, kehrten im Ruhestand nach Carfizzi zurück und brachten ihr Erspartes mit. Die örtliche Schule wird nur von etwa 30 Schülern besucht. Sie umfasst einen Kindergarten, die Grundschule und eine Mittelstufe. Zu weiterführenden Schulen müssen die Schüler in den Nachbarort Crotone fahren. Natürlich lernen die Schüler Italienisch, aber ein großer Teil des Unterrichts findet auch in Arberesche statt. Zur Begrüßung überreicht uns die Lehrerin Marianna Leonetti die Gebäckspezialität „Mastacolla“, einen Teig aus Mehl und Honig. Mastacolla wird normalerweise zur Feier einer Geburt hergestellt: „Für Jungen backen wir es in der Form eines Pferdes, für Mädchen in der Form

Timm Brünjes

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as Dorf liegt in den abgelegenen Hügeln Kalabriens, in Süditalien. 750 Bewohner hat die kleine Gemeinde. Im 15. Jahrhundert wanderten albanische Krieger hierhin aus, um Karl V. zu unterstützen. „Wir sind keine Italiener, aber Albaner sind wir auch nicht“, erklärt die ehemalige Bürgermeisterin Caterine Tascione. In Carfizzi spricht man Arberesche, eine Mischung aus Italienisch und Albanisch. Obwohl es weltweit nur etwas mehr als 2000 Menschen gibt, die der Arbereschen Gemeinde angehören, wird sie als offizielle Sprache anerkannt. Tascione will dafür sorgen, dass die Sprache weiterhin überlebt, „aber in einer globalisierten Welt ist es schwierig, Minderheitensprachen zu schützen“. Als kleinen Beitrag hat sie in ihrer Amtszeit eine Stadtbibliothek gegründet, in der sämtliche Literatur auf Arberesche gesammelt wird. Das kleine Haus, in dem auch ein Museum über das traditionelle Leben der Gemeinde untergebracht ist, wirkt eher wie die Wohnung einer älteren Dame. In fünf Regalen sind die Bücher der Bibliothek untergebracht, zwei Tische laden zum Lesen ein. An der Wand hängt ein Loblied an die Frauen der Gemeinde. Tascione zieht sich ihre lilafarbene Jacke aus und setzt sich. „Unser Dorf wurde immer von uns Frauen getragen.“ Die Mutter musste immer auch die Vaterrolle übernehmen, denn ursprünglich waren die Bewohner des Dorfes Soldaten. Die Männer mussten also in den Krieg ziehen, die Frauen blieben zurück. Unter Mussolini flüchteten die

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Italienische Ordnung

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eines Adlers“, erläutert Leonetti, „das symbolisiert unsere kriegerische Abstammung“. Zusammen mit einem Liedermacher aus Carfizzi hat sie Kinderlieder auf Arberesche produziert, die Texte dazu lieferten Gedichte ihrer Schüler. Wie Caterine Tascione will auch sie einen Beitrag für den Fortbestand der Sprache leisten. Allerdings wird dieses

So stellt sich ein Deutscher ein verschlafenes Dörfchen in Italien vor. Aber der Wandel dringt in jeden noch so abgelegene Ort vor. Das stellt die Arberesche Gemeinde vor eine entscheidende Frage: Wie viel Tradition wollen sie erhalten?

Vorhaben zunehmend schwieriger. Für die Nachfolgerin von Caterine Tascione steht der Schutz von Arberesche nicht mehr an erster Stelle: Kopfschüttelnd zeigt Allesandro Constantino auf den Eingang zum Gemeindehaus. Dort wurde vor kurzem eine Arberesche Innenschrift entfernt, „so etwas passiert zunehmend“. Der ältere Herr arbeitet als Übersetzer im Kosovo, er lebte auch schon in Argentinien und Deutschland. Trotzdem fühlt er sich dem Dorf immer

noch verbunden. Ein weiteres Problem sei die Abwanderung von Jugendlichen. Spätestens für das Studium müssen sie das Dorf verlassen, nur wenige kehren zurück: „ Unsere Wirtschaft basiert vorwiegend auf der Landwirtschaft, wir haben einfach zu wenig Arbeit für junge Menschen.“ Vom Dorfplatz aus hat man eine atemberaubende Aussicht auf die Landschaft und das Mittelmeer. Von jedem albanisch stämmigen Dorf in Italien kann man das Meer direkt sehen, denn die Bewohner hatten früher Angst vor einer Invasion der Türken, die zuvor schon das albanische Heimatland eingenommen hatten. Mittlerweile hat hier natürlich niemand mehr Angst vor einem Angriff. Geblieben ist der Blick in eine malerische Landschaft. Die Hügel sind von Wäldern bedeckt, nur unterbrochen von einzelnen Serpentinen und Windrädern. Auf den ersten Blick scheint die Zeit Carfizzi tatsächlich vergessen zu haben. Auf der Straße sitzt eine Gruppe älterer Männer, trinkt Kaffee und führt Gespräche über Gott und die Welt. Die Szenerie könnte das Motiv für eine Postkarte sein. So stellt sich ein Deutscher ein verschlafenes Dörfchen in Italien vor. Aber der Wandel dringt in jeden noch so abgelegene Ort vor. Das stellt die Arberesche Gemeinde vor eine entscheidende Frage: Wie viel Tradition wollen sie erhalten?

„Wir haben den Deutschen viel zu verdanken“ Lukas Rosenkranz

Timm Brünjes

Wie deutsch kann ein Dorf in Süditalien sein? Peppino Vallone ist der Bürgermeister von Melissa, einem kleinen kalabrischen Dorf. Er brachte die deutsche Ordnung mit.

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DER GOANER: Sie sind der Bürgermeister von Melissa, einem Italienischen 3550-Seelen Dorf, in dem ein Großteil der Bevölkerung Deutsch spricht. Wie kommt das? Peppino Vallone: In den 50ern und 60ern wanderten viele Italiener als Gastarbeiter nach Deutschland aus. Deshalb bestand schon immer eine enge Verbindung zwischen den Einwohnern Melissas und Deutschland. Nun kehren immer mehr Italiener aus Deutschland nach Italien zurück um in der Heimat den Ruhestand zu genießen. Das steigert natürlich die Nachfrage nach Deutsch. In den 70ern

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und 80ern gingen viele Jugendliche im Sommer für ein oder zwei Monate nach Deutschland, um dort zu arbeiten. In der Zeit hat man genug Geld verdient, um für den Rest des Jahres damit auszukommen. Heute gibt es immer noch viele „Kurzzeitauswanderer“, die aber nicht mehr so häufig in Fabriken, sondern eher in Gastronomien der Tourismusbranche arbeiten. GOANER: Waren Sie selbst auch so ein „Kurzzeitauswande-

rer“?

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Italienische Ordnung

Ja, als ich 18 war, habe ich bei Minimax in Deutschland gearbeitet. Das war eine großartige Erfahrung für mich. Vor allem die deutsche Ordnung und Organisation hat mich ganz besonders begeistert. Nur habe ich jeden Tag Ärger mit der Köchin bekommen, weil ich das Sauerkraut so scheußlich fand, dass ich es nie gegessen habe.

Vallone:

Als Sie nach Italien zurück gingen, haben Sie die deutsche Ordnung, von der Sie eben sprachen, vermisst? Vallone: So sehr ich Italien liebe: Wenn man von einem Land zurück kommt, in dem man als Ausländer innerhalb von fünf Minuten ein Konto eröffnen kann, in dem alles organisiert ist und schnell geht, dann vermisst man das, wenn in Italien mal wieder nichts funktioniert. Ich sehe es als Bürgermeister deshalb als meine Aufgabe, ein bisschen von der deutschen Verwaltung nach Italien zu bringen. Wir haben auch schon große Fortschritte gemacht, mittlerweile gilt die Verwaltung in Melissa als Paradebeispiel für eine gut funktionierende Verwaltung in Süditalien. GOANER:

GOANER: Wie wirkt sich denn diese enge Verbindung zu Deutschland in ihrem alltäglichem Leben aus? Vallone: In unserer Schule wird zum Beispiel für alle Klassenstufen Deutsch angeboten. Dadurch sprechen auch die meisten Kinder und Jugendliche Deutsch. Ich versuche einfach die deutsche Disziplin nach Italien zu importieren. In Deutschland läuft vieles gut, wir sollten also irgendetwas übernehmen.

Fish 'n' chips

Daniel Richter: Wir werden sicherlich auch unangekündigte Tests schreiben. Das werde ich dann aber noch ankündigen.

GOANER: Und was sollten die Deutschen aus Italien impor-

tieren?

Es sollte ein reger Austausch von Erfahrungen stattfinden. Dann kann es eine fruchtbare Bereicherung für beide Seiten geben. Die Deutschen gelten bei uns in Italien immer als kalt und verschlossen. Das habe ich so nicht empfunden. Als ich damals in Deutschland am Abend feiern gegangen bin, habe ich immer schnell neue Bekanntschaften geschlossen (lacht). Aber im Ernst: Der Mensch hat immer die Möglichkeit sich zu verbessern. Wie gesagt, nur das Sauerkraut hat mir in Deutschland gar nicht gefallen.

Vallone:

Wie reagieren denn die alteingesessenen Bewohner Melissas auf die Veränderungen in ihrer Gemeinde? Vallone: Neues kann beängstigend sein. Jedes Jahr, wenn ich nach Deutschland ging, haben meine Eltern mich aufs neue gefragt ob ich nicht lieber zu Hause bleiben möchte und jedes mal, wenn ich und die anderen jungen Leute aus Deutschland zurück kamen wurden wir etwas komisch angeguckt. Wir waren die, die das Dorf verlassen hatten. Aber diejenigen, die nicht ausgewandert waren, müssen die Änderungen akzeptieren. Denn früher war unser Dorf arm. Erst durch die Gastarbeiter, die jedes Jahr Geld aus Deutschland mitgebracht haben, ist Melissa das schöne Dorf geworden, das jetzt Vorbild für die ganze Region ist. Wir haben Deutschland und den Deutschen viel zu verdanken. GOANER:

GOANER:

spräch.

Herr Vallone, wir danken Ihnen für dieses Ge-

Ursula Mersiowsky zu müdem Schüler: Deine Augen sind so groß und weit: in China würdest du gar nicht auffallen.

Mehl sieben und mit dem Salz in eine große Schüssel geben / In der Mitte eine Vertiefung eindrücken / In einem Rührbecher Wasser, Milch, Ei und Essig verrühren / Mischung langsam in die Vertiefung gießen und zu einem weichen Teig vermischen / 10 min stehen lassen / Fisch vorbereiten und in mundgerechte Stücke schneiden / Kartoffeln schälen und in 1cm dicke Scheiben schneiden, dann zu 1 cm dicken Stäbchen / Öl in einem hohen Kochtopf erhitzen / Kartoffelstäbchen langsam und in kleinen Mengen ins mäßig heiße Öl tauchen / Bei Mittelhitze 4 min frittieren (bis goldbraune Färbung) / Überschüssiges Öl von Küchenpapier gut aufsaugen lassen / Hitze des Öls reduzieren / Fisch in den Teig eintauchen, bis gleichmäßiger Überzug / 4-5 min frittieren (bis Teigmantel knusprig und goldgelb) / Auf Küchenpapier abtropfen lassen. Man reicht Fish und Chips mit Salz, Malzessig und Zitrone.

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Dort

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Zutaten: Teig: 300 g Mehl, 150 ml Wasser, 200 ml Milch, 1 leicht verquirltes Ei, 2 EL weißer Essig

Geric hten durch Eu ropa ...

Sonstiges: 1 kg Seelachs, 5 große alte Kartoffeln, 2 Zitronen, Öl zum Frittieren

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Einfach UmWeltspitze! Neue Ideen für Umwelt- und Klimaschutz. Mitmachen beim Schülerwettbewerb 2012 in Mathematik, Naturwissenschaften und Technik! Wir suchen junge Forscherinnen und Forscher, die mit ihren zukunftsweisenden Ideen zum Schutz unserer Umwelt und unseres Klimas beitragen. Teilnehmen können Schülerinnen und Schüler der oberen Jahrgangsstufen in Deutschland (ab Klasse 10) Österreich (Oberstufe ab Klasse 6) der Schweiz (Sekundarstufe II) sowie der Deutschen Auslandsschulen in Europa (ab Klasse 10). Die Besten präsentieren ihre Arbeiten vor Professoren der Partner-Universitäten RWTH Aachen, TU Berlin und TU München. Gewinnen Sie Geldpreise im Gesamtwert von 100.000 Euro. www.siemens-stiftung.org/schuelerwettbewerb

Anmeldeschluss zur Teilnahme: 11. November 2011 Einsendeschluss für die Arbeiten: 13. Januar 2012



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Titel

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Europa öffne dich (nicht)!

Ja, nein, hin, her: Die Frage des Eintritts der Türkei in die EU sorgt in Europa noch immer für Gesprächsstoff. Eine Diskussion

Future Breeds

Was die Zeit mit sich bringt

„Nächste Haltestelle: Bosporus!”

Bunt, lebensfroh, aufregend: Istanbul

Alle für einen und einer macht nichts?

Europa soll gerettet werden. Schnelligkeit und Effizienz lassen sich in Brüssel bislang allerdings vermissen - genauso wie vernünftige Beschlüsse.

Generation im Abseits

Aufstände in England, Proteste in Spanien: Warum sind so viele junge Menschen gegen ein System, das ihnen alles nötige zusichert?

Von Affenbanden, Alsterwasser und ein bisschen Politik

EYP ist alles andere als spießig und auf jeden Fall eine Erfahrung wert!

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Vollbeschäftigung

Woher soll das Geld kommen, wenn wir alt sind? Der Staat wird die Rente schließlich wohl kaum bezahlen können...

Schlimmer gehts immer

Wie gut doch eigentlich unser deutsches Schulsystem ist. Ein Länder-Vergleich 18/2011

Der Goaner

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Türkeibeitritt

TITEL

Lukas Rosenkranz

Europa, öffne dich (nicht)! U

nited in diversity“-wir sollten das Europamotto ernst nehmen. Es bedeutet, dass die Europäische Union nicht trotz, sondern gerade wegen der Vielfalt und Unterschiede zwischen den europäischen Ländern funktioniert. Dieser Grundsatz zieht sich durch die gesamte Geschichte der EU. Und er sollte das auch in Zukunft tun. Wir müssen dieses Motto auch in der Debatte um den EU-Beitritt der Türkei konsequent verteidigen. Wir sollten die Türkei aufnehmen, gerade weil sie eine so andere Kultur als die meisten anderen europäischen Staaten hat. Gerade weil sie muslimisch geprägt ist, kann ein EU-Vollmitglied Türkei dabei helfen, Ängste vor dem Islam in Europa abzubauen. Bevor ein Land EU-Mitglied werden kann, muss es die sogenannten „Kopenhagener Kriterien“ erfüllen. Diese schreiben eine demokratische und rechtsstaatliche Ordnung, Wahrung der Menschen- und Bürgerrechte sowie die Fähigkeit dem Wettbewerb im EU-Binnenmarkt bestehen zu können, vor. Natürlich müssen diese Kriterien auch von der Türkei vor einem Beitritt erfüllt werden. Dann aber wird sie zu einem demokratischen Vorbild für die gesamte muslimische Welt. Besonders jetzt, während sich Revolutionsbewegungen im Nahen Osten und Nordafrika für Demokratie und Rechtsstaatlichkeit einsetzen, ist es unabdingbar, dass die Türkei beweist, dass sich Islam und Demokratie nicht ausschließen. Ebenso wichtig ist es, dass die EU zeigt, dass sie die Türkei dafür respektiert und unterstützt. Die Verhandlungen mitten in dem Demokratisierungsprozess, in dem sich die Türkei momentan befindet, abzubrechen, würde radikale Kräfte im Land stärken. Auch mit einer sogenannten „privilegierten Partnerschaft“ würde man die Türkei verprellen. Die Türkei wäre für Europa verloren. Das kann Europa sich nicht leisten, denn die Türkei ist mittlerweile der wichtigste und zuverlässigste Spieler im Nahen Osten. Es war die türkische Regierung, die zusammen mit Brasilien einen Kompromiss im Atom-

Streit mit dem Iran fand. Auf der anderen Seite sinkt das Gewicht Europas auf internationaler Ebene. Bei der Kopenhagener Klimakonferenz fanden die entscheidenden Verhandlungen ohne die EU statt, selbst die USA richtet ihren außenpolitischen Fokus immer mehr auf den pazifischen Raum. Auch wirtschaftlich wäre die Türkei ein Gewinn für die europäische Staatengemeinschaft. Schon jetzt gehört sie zu den 20 größten Volkswirtschaften weltweit, in 20 Jahren könnte sie Nationen wie Frankreich oder Italien eingeholt haben. Warum sollten wir diese Wirtschaftsmacht nicht aufnehmen wollen? Die Türkei ist auf dem richtigen Weg. In den letzten Jahren hat sich das Land massiv geändert, wichtige Reformen wurden eingeleitet. Die Erfolge sind sichtbar: Minderheiten werden besser geschützt, die Wirtschaft wächst, der Rechtsstaat wurde gestärkt und das Militär hat deutlich weniger Einfluss. Allerdings zeigen die Eskalationen im Streit mit Israel, dass eine starke Türkei nicht ewig von Europa hingehalten werden will. Wir sollten die Türkei also möglichst schnell integrieren, bevor sie sich selbst von Europa abwendet.

Ja!

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Besonders jetzt, während sich Revolutionsbewegungen im Nahen Osten und Nordafrika für Demokratie und Rechtsstaatlichkeit einsetzen, ist es unabdingbar, dass die Türkei beweist, dass sich Islam und Demokratie nicht ausschließen.

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Türkeibeitritt

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Ja oder nein, hin oder her. Der Streit um den EU-Beitritt beschäftigt die europäische Politik schon seit Jahren. Chance oder Risiko? Soll die Türkei in die EU?

beiseite, so muss man sich gleichwohl fragen, ob ein Beitritt die politische Handlungsfähigkeit der EU nicht letztlich einschränken würde. Es lohnt sich, wenn man sich in diesem Zusammenhang die Verhandlungen über die Wahl von Andreas Fogh Rasmussen zum NATO-Generalsekretär im Jahr 2009 in Erinnerung ruft. Die Türkei wollte der Wahl, aufgrund von Rasmussens Haltung, im Streit um die Mohammed Karikaturen 2005 in einer dänischen Zeitung, nicht zustimmen und ließ sich erst durch die Garantie von hohen Nato Posten für türkische Nato-Delegierte überreden. Ein weiteres Beispiel: Die Ankündigung, die Beitrittsverhandlungen mit der EU während der Zeit der zypriotischen EU-Ratspräsidentschaft auszusetzen. Man kann sich ausmalen, wie zukünftige Verhandlungen in der EU angesichts solchen Drucks aussehen könnten. Aber selbst abgesehen davon bleibt fraglich, in welchem Maße eine Mitgliedschaft der Türkei für die Europäische Union von Nutzen wäre. Wirtschaftlich ist die Türkei seit 1996 durch eine Zollunion mit der EU verbunden; ein freier Warenverkehr besteht bereits. Oftmals wird die Türkei als Vermittler beziehungsweise als Brücke in den Nahen Osten ins Spiel gebracht. Doch auch dies entspricht nicht unbedingt den tatsächlichen Verhältnissen. Arabien orientiert sich wenig an der Türkei. Türken und Araber sprechen keine gemeinsame Sprache und auch die gemeinsam geteilte Geschichte wird von den meisten Arabern nicht als Erfolg bewertet. Selbst die „Arabischer Frühling Tour“ Erdogans, die in den letzten Wochen stattfand, oder die neuerlich kritisch-provozierende Haltung gegenüber Israel, inklusive der Ausweisung des israelischen Botschafters, werden die Türkei langfristig nicht zum Schlüsselstaat im Nahen Osten machen. Diese Rolle dürfte Ägypten oder Saudi Arabien vorbehalten bleiben.

Clemens Rawert

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erzeit hat die EU 27 Mitgliedstaaten. Ab Mitte 2013 werden es 28 sein, nämlich dann, wenn Kroatien der Union beitritt. Vier weitere Mitgliedsanträge werden noch bearbeitet. Die Expansion der Staatengemeinschaft wird seit Jahren energisch vorangetrieben. Noch 1995 verfügte die EU über nur 15 Mitgliedstaaten. Motiv der Ausweitung ist es, sie zu einer weltpolitisch wichtigen Institution zu machen, europäische Interessen auf internationalem Parkett besser vertreten zu können und wirtschaftlich attraktiv zu bleiben. Die EU als Wirtschaftsunion hat ihren Erfolg bewiesen. Der freie europäische Binnenhandel funktioniert, die Gemeinschaftswährung Euro hat - jedenfalls bis vor kurzem - Exporte angetrieben und Importe erleichtert. Die politische Vereinigung Europas schreitet ebenfalls weiter voran, jedoch in kleineren Schritten. Der Vertrag von Lissabon konnte im zweiten Anlauf im Herbst 2009 auch in Irland ratifiziert werden. Die Union steht nun vor der schwierigen Aufgabe, den Willen von mehr als 500 Millionen Bürgern aus unterschiedlichsten Staaten zu vertreten, die mitunter sehr verschiedenen Kulturkreisen angehören und wirtschaftlich und politisch divergierende Ziele verfolgen. Diese diffizile Situation besteht auch und vor allem im Hinblick auf das Aufnahmegesuch der Türkei als Vollmitglied in die Europäische Union. Die Türkei, mit annähernd 75 Millionen Einwohnern, würde zum zweitbevölkerungsreichsten Staat der Gemeinschaft werden. Ihr Stimmgewicht in den europäischen Gremien würde diese Größe reflektieren, das heißt sie würde beispielsweise im Europäischen Parlament nach Deutschland die zweitgrößte Stimmacht darstellen. Macht man sich Gedanken über eine Aufnahme der Türkei in die EU und lässt die altbekannten Gegenargumente, wie die Geographie oder die Menschenrechtsverletzungen,

Nein!

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London

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Gustavs-Edvards Gailus

Future breeds

Here, there and anywhere...

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odernisierung: „Das ist das, was gerade jetzt und überall auf der Welt stattfindet.“ - Stopp. Lese ich nun weiter, will ich tatsächlich noch eine weitere Meinung über die angeblich missliche soziale Lage auf der Erde vorgetragen bekommen? Keine Angst, schließlich soll es hier um London gehen. Aber wie soll es in einer Weltstadt, die den royalen Namen London trägt und für 8 Millionen Menschen ein Zuhause ist, nicht zur Modernisierung kommen? Alles wächst Tag für Tag, manches so schnell, dass man gar nicht mitbekommt, dass es

Menschen gibt, die täglich als Stammkunden in einem vegetarischen Doppeldeckerbus-Restaurant ihre Mahlzeit zu sich nehmen. Klar, jeder muss in gewisser Hinsicht essen - keiner will verhungern. Auch gilt mein Ärgernis nicht den Vegetariern, sondern der Tatsache, dass unsere Gesellschaft aus einem der berühmten Doppeldeckerbussen in London

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ein Restaurant Namens „Rootmaster“ errichtet hat. Aber wohlmöglich liege ich komplett daneben und es ist mittlerweile „in“, in so einem Bus bei entspannter „Chill-OutMusik“ essen zu gehen. Mit Sicherheit gab es auch schon mehrere Männer, die sich dachten, dass ein Heiratsantrag in so einem romantischen Transportmittel verdammt individuell sei. Doch irgendwann gelangen wir an den Punkt, an dem man die Gleichgültigkeit als einfacher Mensch deutlich zu spüren bekommt. Der gute alte Doppeldecker wird schon bald nicht mehr das sein, was er früher einmal war – und somit wird sich London ebenfalls verändern, da diese Busse zweifellos ein wichtiges Merkmal der britischen Hauptstadt sind. Es gibt zahlreiche Zeitschriften, die diese Art von Gastronomie lediglich befürworten und man wird sich immer darüber streiten können, ob das nun eine Notwendigkeit ist oder nicht. Nichtsdestotrotz – die Gemüsetempura soll hervorragend sein. Aber nun mal im Klartext: Wer wissen will, wie London wirklich ist, vor allem wie London früher war, als Bands wie Queen, Pink Floyd oder Procol Harum ihr Unwesen trieben, soll sich die breite Palette an kulturellen Veranstaltungen und Sehenswürdigkeiten ruhig gönnen, es lohnt sich. Alleine einmal auf der Abbey Road über den legendären Zebrastreifen zu gehen, und sich wie ein Beatle zu fühlen, ist ein wahnsinniges Gefühl. Es ist nämlich nicht der Asphalt der sich geändert hat, sondern die Menschen. Und wenn die Menschen sich ändern, ändert sich auch die Stadt.

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Istanbul

TITEL

.reisebericht

„Nächste Haltestelle: Bosporus!“ Bunt, lebensfroh und aufregend: Istanbul ist die Stadt des Wandels. Lukas Jung war vor Ort.

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eindrucksvoll die Bedeutung dieses Ausdrucks. Das Treiben auf dem Bosporus scheint magisch, nachvollziehen kann man das wohl nur, wenn man diese Atmosphäre einmal selbst erlebt hat. Viele historische Gebäude am Ufer seinem zeugen genauso wie viele Basare, Moscheen und Paläste von der glorreichen Geschichte der Stadt. Doch nördlich der Hagia Sophia und des Sultanpalastes lernt man ein ganz anderes Gesicht vom heutigen Istanbul kennen. Der Stadtteil Beyoğlu auf der europäischen Seite ist das Zentrum des westlich geprägten Istanbuls. Vom Taksim – Platz führt die İstiklâl Caddesi, eine moderne Einkaufsstraße, zum Galataturm, Mittelpunkt der ehemaligen Siedlung Galata. In der Umgebung der İstiklâl Caddesi und des Taksim – Platzes herrscht stets ein sehr buntes Treiben, es gibt viele Cafes, Bars und Einkaufsmöglichkeiten. Je später es wird, desto mehr Jugendliche strömen auf die Straßen und in die Bars. Gerade der Taksim-Platz und die Umgebung um den Galataturm sind für junge Menschen aus aller Welt ein sehr beliebter Ort um den Tag ausklingen zu lassen und mit Freunden bis tief in die Nacht zu feiern. Asmalı Mescit, ein Teil von Beyoğlu, ist bekannt für die vielen Künstler und Musiker, die dort tagsüber auf den Straßen anzutreffen sind. Der bekannte türkische Schriftsteller Orhan Pamuk sagt über Istanbul: „Diese Stadt gibt mir immer neue Bilder und Geheimnisse preis. Keine Linie bleibt so, wie sie ist.“ Das trifft das Lebensgefühl in Istanbul genau. Nichts bleibt wie es ist, Istanbul entwickelt sich immer weiter und man wird bei jedem Besuch dieser bunten, lebenslustigen Stadt etwas Neues entdecken können. Istanbul ist einer dieser Orte, die man einmal erlebt haben muss.

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Lukas Jung

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stanbul ist besonders. Eine Stadt zwischen zwei Kontinenten, durch eine Meerenge, den Bosporus, getrennt. Das ist einzigartig auf der Welt. Außerdem hat Istanbul eine Ost-West-Ausdehnung von rund 100 Kilometern, was auf die Größe der Stadt schließen lässt. Einzigartig ist auch, wie viele verschiedene Einflüsse dort zu spüren sind. Fast jeder, der diese Stadt einmal besucht hat, ist fasziniert, ob von den vielen Spuren der 2600-jährigen Geschichte der Stadt oder von der jungen westlichen Kultur. Eigentlich kann man Istanbul nicht mit Worten beschreiben, zu vielseitig ist diese Stadt. Ein bedeutender Ort, der das heutige Istanbul sehr gut repräsentiert, ist das Hagia Sophia Museum. Bedeutend ist das Gebäude nicht nur aufgrund der spektakulären Größe und Erscheinungsform, sondern vor allem aufgrund seiner Geschichte: Im 6. Jahrhundert wurde die Hagia Sophia als mächtige byzantinische Kirche erbaut. Sie war und ist für viele Christen ein Heiligtum mit starker Symbolkraft. Als 1453 Istanbul (damals: Konstantinopel) von den Osmanen erobert wurde, wurde die Hagia Sophia zu einer Moschee umgewandelt und alle christlichen Symbole durch muslimische verdeckt. Unter dem ersten Präsidenten der Türkei, Mustafa Kemal Atatürk, wurde die Moschee zu einem Museum erklärt und viele christliche Symbole wieder sichtbar gemacht. Dieses dort herrschende Zusammenspiel von Christentum und Islam ist beeindruckend und gerade in der heutigen Zeit sehr inspirierend. Von der Hagia Sophia hat man einen guten Blick auf den Bosporus. Die Meerenge wird gerne als „Lebensnerv“ Istanbuls bezeichnet. Und wer einmal innehält und den Blick über den Bosporus streifen lässt oder mit einer der vielen Fähren den Kontinent wechselt, dem erschließt sich

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Euro

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Alle für einen und einer macht nichts? Alexander Heß

Schnelligkeit und Effizienz: Das scheint das Gebot der Stunde. Doch was nützt es, wenn die Maßnahmen nur bis übermorgen halten?

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ettungsschirme, Sparprogramme, Konjunkturpakete, Exporteinbrüche, stockende Wirtschaft, Pleiten…. Das kommt einem doch alles sehr bekannt vor. Begonnen hat es am 15. September 2008, als die amerikanische Investmentbank „Lehman Brothers” Insolvenz anmelden musste. Die Verbriefung der Immobilien-Kredite, die auch die Insolvenz von Lehman Brothers verursacht hatte, entwi-

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ckelte sich zu einer Krise ungeheuren Ausmaßes. Staaten mussten Banken retten und mit riesigen Konjunkturpaketen den zum Erliegen gekommenen Geldfluss und die stagnierende Wirtschaft wieder ankurbeln. Drei Jahre später stecken wir schon wieder in einer Krise. Dieses Mal geht es aber nicht nur um die Kreditwürdigkeit vieler Banken, sondern um die Zahlungsfähigkeit ganzer Staaten. Den sogenannten PIIGS droht der Bankrott. Und

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Euro

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ob zu Portugal, Irland, Italien, Griechenland und Spanien anzutreiben. Aber wird das reichen? Und wer soll das benoch weitere Staaten dazukommen werden, ist ungewiss. zahlen? Dazu sagte der Experte Hans-Werner Sinn (ÖkoViele Nationen haben nach der Immobilien- und Fi- nom, Präsident ifo Institut für Wirtschaftsforschung) zu nanzkrise über ihre Verhältnisse gelebt. Die Schulden der Anfang der Krise: „Während die Staaten der europäischen Staaten wuchsen an. Griechenland hat zudem seit sei- Peripherie sich zum Teil hemmungslos verschuldeten und ner Mitgliedschaft in der EU den wahren Zustand seines ihre Volkswirtschaften in einen Rauschzustand versetzten, Staatshaushaltes mit geschönten Zahlen kaschiert. Nach erschlaffte Deutschland. Deutschland hat seit 1995 von alund nach wurde enthüllt, dass Griechenland den Anforde- len Ländern am wenigsten zuhause investiert, und es war rungen, die an einen EU-Staaten gestellt werden, in keiner Vizeschlusslicht beim Wirtschaftswachstum.“ Weise gerecht werden kann. Das heißt nichts anderes, als dass diejenigen Länder in Als schließlich die desolaten Zahlen des griechischen der EU, die noch nicht in finanzieller Not sind, für die Haushaltes öffentlich wurden, stuften Rating Agenturen angeschlagenen Länder aufkommen müssen. Die Frage, die Bonität Griechenlands herab. Das Vertrauen in griechi- ob das Geld des Fonds die Schuldenstaaten retten könne, sche Staatsanleihen nahm starken Schaden, sie galten nicht beantwortet Sinn nicht direkt. Er sagt nur so viel: Viele mehr als sichere Anlage. Dies ist der Grund, warum Länder sind in einem Griechenland heute stetig höhere Zinsen auf seine Wir brauchen keine Adrenalin- „rauschähnlichen Schulden zahlen muss, um einen Anreiz für Inves- spritze für Europa, sondern ein Zustand“. Sie sind toren zu bieten. Allerdings bringen höhere Zinsen bitteres Antibiotikum. abhängig von den noch ein Problem mit sich: Sie bezahlen sich nicht Schulden. Es hilft eivon selbst. Je mehr Zinsen Griechenland zahlen nem Süchtigen aber muss, desto unwahrscheinlicher wird es, dass der griechi- nicht, ihn mit noch mehr Suchtmitteln zu versorgen. Der sche Staat die wachsenden Forderungen bedienen kann. ESM ist lediglich eine Maßnahme, um den Staatsbankrott Die Abwärtsspirale, in der sich Griechenland befindet, hinauszuzögern. Soll das Vertrauen der Märkte tatsächlich dreht sich immer weiter und reißt das Land in die Tiefe. wieder hergestellt werden, bedarf es noch viel viel mehr Auch das Vertrauen der Märkte in Griechenland schwindet. Geld. Zunehmend setzen Spekulanten auf steigende Zinsen für Die Europäische Zentralbank (EZB) hat zusätzlich zum griechische Anleihen. In Klartext: Man setzt darauf, dass geplanten Rettungsschirm eine weitere Maßnahme ergrifGriechenland pleitegeht. fen: Sie kauft Staatsanleihen angeschlagener Staaten, um Träte dieser Fall ein, würde mit großer Wahrscheinlich- Spekulationen an der Börse vorzubeugen. Das Vorgehen keit ein Dominoeffekt einsetzen. Viele der Investoren und ist umstritten, die EZB betritt damit Neuland. Eigentlich Banken, die im Besitz von griechischen Staatsanleihen im sollte sie als Zentralbank immer autonom bleiben und sich Wert von geschätzten 300 Milliarden Euro sind, haben sich nicht aktiv in den Markt einmischen. Dennoch erachtete selbst hoch verschuldet. Einen so enormen Ausfall an Kre- man diese historische Maßnahme als nötig, um eine Ausditen aufgrund eines Staatsbankrotts Griechenlands könn- weitung der Krise zu verhindern. Von welchen Staaten ten einige Banken nicht verkraften. Die PIIGS könnten die genau Anleihen gekauft wurden, ist nicht bekannt. Aber Banken in ihrem Zustand nicht ein weiteres Mal retten. Ih- bei den neuesten Aufkäufen handelt es sich vermutlich um nen würde das gleiche Schicksal wie Griechenland blühen. italienische und spanische Anleihen. Die Nachfrage nach In diesem Fall wäre die Eurozone in ernsthafter Gefahr. den entsprechenden Staatsanleihen ist somit kurzfristig Eine vergleichbare wirtschaftliche Situation hat es bisher gesichert. Dadurch stabilisieren sich auch die Kurse jener noch nie gegeben. Anleihen. Aber nun mal nur kurzfristig. Normalerweise ist Um dieses Worst-Case-Szenario zu verhindern, wurde die Aufgabe der EZB die Regulierung der Inflation. Der bereits eine Reihe von Maßnahmen geplant und umgesetzt. Zielwert liegt dabei knapp unter 2 Prozent. Diesen Wert Ziel all dieser Maßnahmen ist, das Vertrauen der Märkte verfehlt sie momentan massiv. Die EZB ist nun eine Bad wieder zu stärken und so die Abwärtsspirale der steigenden Bank geworden, die faule Staatskredite aufkauft. Dadurch Zinsen zu stoppen. Die erste dieser Maßnahmen war der überflutet sie den Markt mit Geld, was auf lange Sicht zu EFSF. Hinter dem Kürzel versteckt sich die „Europäische einer noch höheren Inflation führen dürfte. Finanzstabilitätsfazilität”, ein großer Fond, der SchuldenAuf starke Ablehnung im deutschen Volk ist bisher die staaten Kredite zu deutlich besseren Konditionen gewäh- Maßnahme der Einführung von Euro-Bonds gestoßen. Beren soll, als es auf dem freien Markt möglich wäre. sonders Bundeskanzlerin Merkel und Frankreichs StaatsUnd dennoch: der EFSF konnte den Griechen nur für präsident Sarkozy sind bisher strikt gegen die europäischen kurze Zeit helfen, denn der Rettungsschirm ist viel zu klein, Staatsanleihen. Dabei leihen sich nicht mehr nur einzelne um die Probleme zu lösen. Deshalb ist man sich heute da- Staaten Geld, sondern die Euro-Staaten als Ganzes. Soll rüber einig, den EFSF durch einen größeren Stabilitäts- heißen: Alle Länder garantieren gemeinsam für die neu mechanismus abzulösen, dem ESM. Ein Fassungsvermö- aufgenommenen Schulden der angeschlagenen Staaten. gen von 750 Milliarden Euro ist geplant, das Spekulanten Für Länder wie Griechenland würden die Zinsen sinken, davon abhalten soll, die Schuldenspirale noch schneller da man von der deutlich besseren Bonität anderer Staa-

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Euro

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ten profitieren könnte. Gleichzeitig befürchten allerdings Länder wie Deutschland oder Frankreich, dadurch höhere Zinsen zahlen zu müssen, weil sie für das Risiko anderer Staaten einstehen müssten. Kritiker betonen auch, dass Schuldenstaaten dann nicht mehr für die Fehler gerade stehen müssten, die sie in ihrer Haushaltspolitik begangen haben. Es wäre ungerecht, wenn die Menschen, die am wenigsten mit den Spekulationen an der Börse zu tun haben, mit ihren Steuern für Fehler von Spekulanten und Staaten aufkommen müssten. Aber gibt es eine Alternative? Wird den angeschlagenen Staaten nicht geholfen, droht ein Dominoeffekt einzusetzen. Der Euro wäre verloren. Was danach käme, weiß keiner genau. Es könnte dazu führen, dass sich die Schuldenländer wieder erholen und jedes Land wieder eine eigene Währung einführt. Die einzelnen Währungen könnten dann durch eine unabhängige Zentralbank abgewertet werden, um die Schuldenmenge zu verringern. Der Zerfall der Eurozone könnte jedoch auch eine schwere Wirtschaftskrise zur Folge haben. Besonders Deutschland ist darauf angewiesen, dass seine Währung nicht zu stark wird. Steigt der Wechselkurs, werden deutsche Waren für das Ausland teurer, weniger Exporte und weniger Wachstum wären die Folge. Da alle EU-Staaten voneinander abhängig sind, müssen alle Staaten auch auf irgendeine Weise gerettet werden. Um das zu leisten, muss wieder Vertrauen in die Eurozone gebracht werden, durch schnelles und zielgerichtetes Handeln. Bisherige Rettungsaktionen lassen genau das vermissen. Um dieses Problem zu beseitigen haben Merkel und Sarkozy eine Wirtschaftsregierung für die EU vorge-

schlagen. Diese würde versuchen, das Problem zentral und damit schneller zu lösen. Hier stellt sich aber die Frage der rechtlichen Legitimation. Eine solche „Wirtschaftsregierung“ wäre nicht vom Volk gewählt, sie würde also gegen geltende Gesetze und Richtlinien verstoßen. Die Frage, die nun jeder für sich beantworten muss, ist: Heiligt der Zweck die Mittel? Denn der Zweck ist erstrebenwert und eine „Wirtschaftsregierung“ wäre ein starkes Signal an den Markt, dass sich Europa um seine wirtschaftlichen Probleme kümmert. Vertrauen würde die Angst ablösen, und zwar nicht, wie bei den vorherigen Maßnahmen, kurzfristig, sondern auf lange Zeit. Das Problem würde an der Wurzel gepackt. Es muss konsequente Reformen geben, um den Haushalt in jedem EU-Staat zu sanieren, denn wenn nur ein Teil der Staaten dies tut, stürzen die anderen Staaten, die dies nicht getan haben, in absehbarer Zeit wieder in eine Krise. Jeder muss seinen Teil beitragen für ein stabiles Europa! Wenn ein Staat zurzeit über seine Verhältnisse lebt, sind alle Staaten dazu gezwungen, für diesen einen Staat einzustehen. Der eine Staat aber ist nicht gezwungen, aus seinen Fehlern lernen, sondern kann einfach weitermachen wie bisher. Mit einer zentralen Wirtschaftsregierung könnte eine nachhaltige Verbesserung der Situation erreicht werden. Euro-Bonds würden in diesem Sinn eine Maßnahme sein, die Europa näher zusammenbringt. Zuerst würden die wirtschaftlich starken Länder zwar einen Nachteil erfahren, auf lange Sicht würde es aber die Wettbewerbsfähigkeit zu einem aufstrebenden China und den momentan schwächelnden USA verbessern. Wenn Europa sich auch wirklich als Einheit sähe, eine gemeinsame Wirtschaftspolitik verfolgte. Wir brauchen keine Adrenalinspritze für Europa, sondern ein bitteres Antibiotikum. Und wenn nicht alle Teile des symbiotischen Europas den Krankheitserreger vollständig bekämpfen, dann kann Europa sich nicht erholen. Entweder gehen wir den Schritt alle gemeinsam oder jeder einzelne Staat wird an der Krise zerschellen.

Salz, Pfeffer, Zucker

Griechenland

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Senf, Knoblauch, Raps-Kernöl und Weinessig gut miteinander verrühren / mit Salz, Pfeffer und etwas Zucker abschmecken / Gurke waschen, schälen und in Scheiben schneiden / Tomaten waschen, den Stielansatz entfernen und in Achtel schneiden / Paprika aufschneiden, Kerne und Trennhäute entfernen, gut waschen und in Streifen schneiden / Oliven in feine Scheiben schneiden / alle Zutaten mit der Marinade vermengen / Kopfsalat gut waschen, in mundgerechte Stücke zupfen / Kopfsalat in einer Schüssel mit den anderen Salatzutaten anrichten / Zwiebel schälen, in dünne Ringe schneiden und mit gewürfeltem Fetakäse auf dem Salat verteilen / mit Oregano und Thymian bestreuen.

Bauernsalat

pa... o r u E Marinade: h c 3 TL Senf, r u 5 EL Teutoburger d Raps-Kernöl, n e t h 3-4 EL Weinessig, c 1 zerdrückte In 6 Geri Knoblauchzehe,

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Gesellschaftsproblem

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Generation im Abseits Es sichert ihnen fließend Wasser, Strom und Nahrung. Gibt es einen Grund gegen dieses System zu protestieren?

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eingetrichtert. Der Notendruck setzt sich fort, über die Versetzung in die nächste Stufe, dem Realschulabschluss und schließlich bis zur Oberstufe und dem Abitur. Dabei bloß nicht zu schlecht abschneiden, bloß nicht im Andrang auf die Studienplätze in der zweiten Reihe stehen, bloß nicht mittelmäßig sein! Kein Wunder, dass sich da viele überrollt und haltlos fühlen, in einer Welt, die an dem Individuum kein Interesse mehr hat, sondern nur noch an der Leistung, die es erbringt. Es überrascht nicht, dass junge Menschen angesichts solcher Umstände auf die Straßen gehen und versuchen die ältere Generation aufzurütteln, sie dazu auffordern „zu erwachen“, um zu erkennen, was für eine Welt sie geschaffen hat. Und so lässt es sich auch erklären, dass ein solcher Aufschrei angesichts einer katastrophalen sozialen und gesellschaftlichen Situation wie in Großbritannien eskalieren kann, dass in Londoner Stadtteilen, in denen die Jugendarbeitslosigkeit weit über dem landesweiten Durchschnitt liegt, in denen die Menschen keine Perspektiven haben, ein kleiner Funke zu einer Explosion führen kann. Die Bilder der brennenden Metropole haben jedem vor Augen geführt, wozu Frustration und Perspektivlosigkeit führen kann, welche Energie in der Verzweiflung einer Generation liegt, wenn diese sich wertlos und ohne moralischen Halt in einer leistungsorientierten Gesellschaft wieder findet. Wahrscheinlich ist es genau das, was die spanischen Jugendlichen als „echte Demokratie“ bezeichnen: Ein System, das seine Mitglieder zusammenhält, anstatt sie zu einem Leistungskampf gegeneinander anzutreiben. Eine Gesellschaft, die ihre Mitglieder, anstatt sie erbarmungslos fallen zu lassen, auffängt und für jeden eine Perspektive und ein moralisches Gefüge schafft. Eine Gemeinschaft, die jedem vermittelt etwas wert zu sein. Gerade den Jugendlichen, gerade uns.

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Julius Keppler

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pätestens seit den jüngsten Unruhen in Großbritannien hat es jeder mitbekommen: Jugendliche gehen wieder auf die Straße! Doch nicht nur im Vereinigten Königreich, auch in Spanien und Frankreich gibt es Proteste. Die Frage, die das bürgerliche Milieu nun beschäftigt, lautet: Warum? Was sind die Beweggründe für eine Generation, so lautstark Unzufriedenheit über einem System zu bekunden, das ihnen fließendes Wasser, Strom und Nahrung sichert? Mehr als zwei Jahrhunderte nachdem in Frankreich schon einmal die politische Ordnung radikal geändert wurde, versammeln sich im Mai ausgerechnet auf dem Place de la Bastille in Paris tausende aufgebrachte Jugendliche. Sie tragen Schilder mit dem Slogan „Paris, wach auf !“ und bekunden offen ihre Solidarität mit der Bewegung in Spanien. Diese fordert eine Woche vor den spanischen Regional- und Kommunalwahlen „echte Demokratie“. Aber was soll in der spanischen Demokratie „echter“ werden? Aus welchem Schlaf soll Paris erwachen? Aus der Kritik der Bewegungen, denen sich übrigens nicht nur Jugendliche, sondern auch Ältere aus den unteren Bevölkerungsschichten anschließen, hört man immer wieder Abscheu gegen das kapitalistische System ihrer Staaten heraus. Viele fühlen sich von dem erbarmungslosen, lediglich auf Profit bedachten Handeln ihrer Regierungen ins Abseits gedrängt und nicht ernst genommen. Und damit haben sie recht, unser Leben wird zunehmend durch Kapitalismus und Leistungsdruck geprägt. Nur wer sich im System gut zurechtfindet erlangt Anerkennung. Niemand, noch nicht einmal die Jüngsten, sind davon verschont. Wir alle kennen ihn: Den Leistungsdruck. Und der beginnt für manche schon in der Grundschule mit dem Zwang, die gymnasiale Empfehlung zu erlangen. „Was kann man schon werden, ohne Abitur?“, so zumindest wird es einem

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EYP

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Von Affenbanden, Alsterwasser und ein bisschen Politik Timm Bruenjes

In Anzug und Krawatte debattieren und Reden halten – auf den ersten Blick der Gipfel der Spießigkeit. Das „European Youth Parliament“, kurz EYP, bietet aber viel mehr als das und wenn man einmal dabei ist, will man nicht mehr nach Hause.

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eder von uns blickt sich verstohlen um. Wo sind hier Probleme heraus, die sich in der Fragestellung verbergen die versteckten Kameras? Gleich sagt bestimmt einer und formulieren Ziele, die erreicht werden sollen. Schließder Leiter: Reingefallen – und willkommen bei „Verste- lich kümmern wir uns um den Weg dorthin, also um sinnhen Sie Spass!“ Welchen Grund kann es sonst haben, dass volle Methoden. Eine harte Arbeit, die – ehrlich gesagt wir als Teil einer Affenbande verletzte Affen über eine ima- – nachdenklich macht, wenn man so an die Arbeit der Poliginäre Brücke tragen und dabei lautstark „uhh, uhh, uhh“ tiker denkt und daran, wie oft man gedankenlos über „die rufen müssen? Oder danach ganz still sein sollen, während Penner in Berlin“ ablästert. wir jedes Mitglied unseres „Committees“ nach und nach Dann endlich Feierabend am ersten Tag! Und feiern durch ein zwischen Bäumen gespanntes „Spinnennetz“ am Abend, denn nun geht’s ab ins sogenannte „Regioaus Seilen schieben. Doch genau bei diesem sogenannten Village“, aufgebaut im kleinen weißen Zelt des Schlosses in „Teambuilding“ macht es klick in unseren Köpfen: Ja, diese Dreilützow. Hier stellt jeder EYP-Teilnehmer Speisen und auf den ersten Blick bescheuerten SpieGetränke aus le sind die beste Methode, sich schnell seiner Region näher kennen zu lernen und Vertrauen auf die Bieraufzubauen. Das war nötig. zelttische. Bei Denn kaum angereist beim natioden Aschafnalen Auswahltreffen des „European fenburgern Youth Parliament“ (EYP) in Dreilützow gibt es leckebei Schwerin wurde unsere achtköpfiren Käse und ge GOA-Delegation schon kurz nach Schinken, der Begrüßung auf acht verschiedene in Detmold Committees aufgeteilt. In jeder dieser selbstgebaArbeitsgruppen sind bis zu 15 Schüler ckenes Brot aus anderen Teilen Deutschlands, aber und auf unseauch aus Ungarn, Slowenien und Därem Hamburnemark. „Amtssprache“ beim EYP ist ger Tisch bedaher Englisch. Das vor uns liegende dienen sich EYP-Arbeitspensum erinnert an diesen die EYPler an einen GOA-Schultag in der Woche, der – gefühlt – nie salzigen Heringen, roter Grütze, Franzbrötchen und einer zuende geht: Auswahl aus Holsten Edel und Astra Alsterwasser. Wir ge8 Stunden und 15 Minuten „Committee Work“ und hen beim Alkohol diesmal fremd, denn so viele Biersorten, dann auch noch um kurz vor 7 aufstehen, um zu frühstü- wie hier findet man in keinem Restaurant. Gut gelaunt und cken. Auf den ersten Blick also schlimmer als Schule. Nach gesättigt fängt direkt im Anschluss die Willkommensparty dem Mittagessen begrüßt uns Maria, die Sitzungspräsiden- an, auf der ausgelassen getanzt wird. tin aus Rumänien. Dann geht’s in die Teams. Hier diskutieAm nächsten Morgen sind die meisten – na ja, sagen ren wir Themen wie Informationsfreiheit im Hinblick auf wir mal – nicht völlig ausgeschlafen, aber trotzdem in ihWikiLeaks, Auswege aus der Eurokrise und was man tun ren Committees schnell wieder bei der Sache. Feinschliff sollte, um die Zahl berufstätiger Frauen zu erhöhen. Zu- an den Resolutionen ist angesagt, denn in wenigen Stunnächst analysieren wir dazu die Fragestellung genauestens den müssen wir wieder zeigen, ob unsere Argumente gut und definieren Schlüsselbegriffe dazu. Dann arbeiten wir genug sind, um in der Parlaments-Diskussion bestehen zu

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Überalterung

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können. Die findet in der sogenannten „General Assembly“ Aber: Die EYP-Zeit war besser als ‘ne Auszeit an der Alster. statt. Jedes Committee trägt hier seine Resolutionen vor Denn EYP ist die perfekte Mischung aus Gelassenheit und und verteidigt sie. Die anderen Committees dem Willen etwas zu hingegen greifen diese mit kritischen Gedan- Eine harte Arbeit, die – ehrlich gesagt verändern. Ein Klasken an - in sogenannten „Attack Speeches“ – nachdenklich macht, wenn man so se-Gefühl, das eine und in der „Open Debate“, einer parlamenganz eigene Arbeitstarischen Aussprache. Geleitet wird diese an die Arbeit der Politiker denkt und moral schafft. Sie von Maria, der rumänischen Sitzungspräsi- daran, wie oft man gedankenlos über gibt uns Schwung dentin und zwei Vize-Präsidenten: Alex aus „die Penner in Berlin“ ablästert. für mehr als 8 StunFrankreich und Christian, einem ehemaligen den Committee GOA-Schüler. Am Ende stimmen knapp Work und lässt die 100 Delegierte dieser EYP-Sitzung über jede Resolution ab. Zeit wie im Flug vergehen. Vielleicht auch, weil bei EYP Alle mit Mehrheit angenommenen werden dem Europäi- junge Leute unter sich sind und kein angespannter, ergrauschen Parlament in Straßburg vorgelegt. ter Lehrer uns mit ernster Miene sagt, wo es lang geht. DaDraußen war übrigens fünf Tage lang Super-Wetter rum konnten wir die letzte Besprechung vor der General während des EYP-Treffens Ende April. Statt stundenlan- Assembly mit einem Bier in der Hand abhalten und haben gem Ringen um Formulierungen und Argumente hätten unsere Resolution trotzdem in der Diskussion durchgewir also auch in der Hamburger Sonne liegen können. bracht. Oder vielleicht gerade deswegen?

Vollbeschäftigung „Wer soll das bezahlen, wer hat das bestellt, wer hat so viel Pinke-Pinke, wer hat so viel Geld?“

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quenzen sind drastisch, was eine Statistik der BSC business solutions and concepts Ltd. verdeutlicht: Während 1965 noch 8 Erwerbstätige für einen Rentner sorgten, kommen heutzutage bereits nur noch 3 Beitragszahler für einen Rentner auf. Wenn nicht bald etwas geschieht, muss 2040 jeder Erwerbstätige seinen „persönlichen Rentner“ finanzieren. Dass der Generationenvertrag längst überholt ist, sagt uns unser Verstand nicht nur aufgrund dieser Statistik, sondern auch hinsichtlich neuer Reformen der Bundesregierung. Diese besagen, dass das Rentenalter ab 2012 von 65 Jahren auf 67 Jahre angehoben wird. Arbeitnehmer können zunehmend nicht mehr für die erheblich gestiegene finanzielle Versorgung der Rentner aufkommen, der Lebensstandard der Pensionäre nimmt bereits heute erheblich ab. An einem immer späteren Renteneintritt führt kein Weg mehr vorbei. Was ist der nächste Schritt um unser brüchiges Rentensystem vor dem endgültigen Zusammensturz zu schützen? Die Möglichkeit zum freiwilligen Ableben vielleicht? Dazu wird es sicherlich nicht kommen. Dennoch muss gerade unsere Generation heute schon an morgen denken. Wir müssen möglichst in jungen Jahren privat vorsorgen. Nur so führt der Eintritt in den Ruhestand nicht unweigerlich in die Altersarmut.

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Lia Kampmann

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icher ist, dass Interpret Jupp Schmitz 1949 nicht in die Zukunft blicken konnte um den 8 Jahre später etablierten Generationenvertrag zu hinterfragen. Jedoch ist der Titel seines Erfolgslieds „Wer soll das bezahlen“ fortwährend Kernfrage, wenn über das marode Rentensystem in Deutschland diskutiert wird. Der Generationenvertrag, der die Basis der gesetzlichen Rentenversicherung darstellt, baut darauf auf, dass ein Erwerbstätiger nicht seine Rente, sondern die der jetzigen Rentner finanziert. Er sorgt somit nicht für die eigene Altersvorsorge, sondern muss darauf vertrauen, dass nachfolgende Generationen zukünftig dazu fähig sein werden die Kosten für seine Rentenansprüche zu tragen. Im Entstehungsjahr 1957 und den nachfolgenden Jahren hat dieses Prinzip auch einwandfrei funktioniert, da sowohl Geburtenrate, als auch Sterberate deutlich über jetzigen Verhältnissen lagen. Jedoch werden die Menschen in unserer heutigen Gesellschaft immer älter, während die Geburtenraten sinken. Es kommt zur Überalterung. Die daraus folgenden Konse-

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Schulsysteme

TITEL

Schlimmer geht’s immer Leena Georgi

Zu lang, zu lahm, zu langweilig. Über die Schule kann sich eigentlich immer aufregen. Dabei zeigt ein Blick in andere Länder: In Deutschland haben wir es gar nicht so schlecht.

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eder kennt sie, keiner mag sie und trotzdem sind wir ihr alle verpflichtet. Genau, die Rede ist von der Schule. Dabei haben wir es hier in Deutschland gar nicht so schlecht erwischt. Schließlich können wir von Glück sagen, dass man hier zulande zum Beispiel die Wahl hat, seinen kompletten Tag der Bildung zu widmen und eine Ganztagsschule zu besuchen. In Frankreich kennt man dank des hiesigen Schulsystems keine andere Möglichkeit. Soweit das Auge reicht nur Ganztagsschulen. Sonst sieht Schule bei unseren Nachbarn nicht allzu anders aus. Es gibt eine École Élémentaire, vergleichbar mit unserer Grundschule. Darauf folgend ein Collège, eine weiterführende Schule. Nach dem Besuch des Collèges kann man sich dann entscheiden, die Schule zu beenden und eine Lehre anzufangen oder aber ein Lycée zu besuchen. Das Lycée ist dem sehr Gymnasium ähnlich. In Frankreich gibt es nämlich weder eine Haupt- oder Real-, noch eine Gesamtschule. Am Ende der Schullaufbahn an einem Lycée wird das „baccalauréat“ geschrieben, bei uns in Deutschland das Abitur. Das Notensystem ist in Frankreich auch etwas anders als in Deutschland. Man bekommt eine Punktzahl zwischen null und zwanzig, wobei zwanzig Punkte die beste Leistung auszeichnet. Mit dieser Auszeichnung gehen die französischen Lehrer jedoch höchst sparsam um heißt es. Während die französische Vorschule mit zwei Jahren beginnt, geht es beim türkischen Schulsystem direkt nach der Geburt los. Die türkische Vorschule ist nicht verpflichtend für Kinder von null bis sechs Jahren konzipiert. Die Kinder werden in drei Gruppen eingeteilt: Die null- bis dreijährigen, die Vier- bis Fünfjährigen und die Sechsjährigen. Bei der ersten Altersgruppe liegt der Schwerpunkt auf der Erziehung. So werden durch die Vorschule die Entwicklung einer guten Ausdrucksweise, das Bewusstsein für eine gute Ernährung und der richtige Toilettengang beigebracht. Die zweite Altersgruppe beschäftigt sich dann mit der richtigen Anwendung der türkischen Sprache und Sauberkeit. In der dritten Altersgruppe lernen die Kinder lesen und schreiben. Im Anschluss an die Vorschule gehen die Kinder dann zur Grundschule, die etwa mit unserer in Deutschland vergleichbar ist, wobei sie in der Türkei fünf Jahre besucht wird. Wenn man die Schullaufbahn sobald

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wie möglich beenden möchte, entscheidet man sich nach dem Besuch der Grundschule für die „Junior High School“ die man nach drei Jahren im Alter von vierzehn Jahren abbrechen kann. Nach dem Schulabbruch, für den sich die meisten türkischen Schüler entscheiden, besteht, nicht wie in Deutschland, die Möglichkeit einen Ausbildungsplatz zu erhalten. Meistens helfen die ehemaligen Schüler dann bei der Arbeit der Eltern aus oder führen andere Berufe aus, für die keine Ausbildung nötig ist. Die Junior High School ist vergleichbar mit unserer Mittelstufe. Es besteht die Möglichkeit statt der Junior High School die „Anatolian High School“ oder die „Anatolian Imam and Preacher High School“ zu besuchen. Die Anatolian High School lehrt das gleiche wie die Junior High School, jedoch auf einer Fremdsprache. Die Anatolian Imam and Preacher High School ist die einzige Schule die Ihren Schülern gestattet ein Kopftuch zu tragen. So viel zur Türkei und nun zu den europäischen Insulanern. In Großbritannien gibt ist die Grundschule in zwei Hälften eingeteilt: Die Primary School (Infant School), die von Vier- bis Siebenjährigen besucht wird und die Primary School ( Junior School), auf die Sieben- bis Elfjährige gehen. Nachdem man diese Schulen absolviert hat, folgt die High School oder die Secondary School die Jugendliche bis 16 Jahre besuchen. Am Ende dieser Schulen legt man eine Prüfung ab, genannt „General Certificate of Secondary Education“ (GCSE), die man mit unseren Mittlere Reife Prüfungen vergleichen kann. Nach dieser Prüfung ist es einem freigestellt die Schullaufbahn zu beenden oder die Schullaufbahn in der „Sixth Form“, die mit der gymnasialen Oberstufe in Deutschland vergleichbar ist, und an deren Abschluss man seine A-Levels, also sein Abitur ablegt. Entscheidet man sich gegen die Sixth Form kann man auch ein College besuchen auf dem man ebenfalls seine A-Levels ablegen, oder den schulischen Teil seiner Ausbildung absolvieren kann. Wie man sieht, sind einige ausländische Schulsysteme weitaus komplizierter und zeitaufwändiger als das unsere, man sollte sich also in Zukunft zweimal überlegen ob über die deutsche Schule zu jammern ist, denn schlimmer geht’s immer.

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Kunstunterricht S3 Malin Stax


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;-) Letzte

service & unterhaltung 58-61

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Fashion & Trends

Was man sich vom Herbst-Style der "Best Dressed Woman" Olivia Palermo abgucken kann

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Dirkules

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Wer hat den Polen die Zeit gestohlen?

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Extreme Ironing

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Bakkushan

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Buchtipps

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Anwalt des Teufels

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best of Lehrerzitate

Sieg auf dem Basketball-Olymp: Dirk Nowitzki sahnt mit seinem Team sensationell ab. In Osteuropa laufen die Baumaschinen zwar auf Hochtouren, man ist sich aber nicht sicher, ob bis 2012 auch wirklich alles fertig sein wird. Spektakuläre Sportarten: die neue Serie im GOANER

Was hübsche Frauenrücken mit Musik zu tun haben Von Taxifahrern und Medizinern

Jacques Vergès: ein Charakterkopf „Meine Mutter hat mir Geld gekauft.“

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Fashion & Letzte

Mode

Herbst-Style

by Olivia Palermo

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Malin Stax

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ie 24 jährige Olivia Palermo ist Model, Schauspielerin, Socialite und wohl eines der derzeit angesagtesten It-Girls. Bekannt wurde sie durch die Reality-Show „The City” und vor allem durch ihre ausgefallenen, stilvoll kombinierten Outfits. Die Zeitschrift „Glamour“ kürte sie zur „Best Dressed Woman of the Year“ und die Vogue nennt sie die „derzeit begehrteste Stilikone“. Olivia kombiniert Mode von Zara und Topshop mit Accessoires von Chanel und Dior und findet ihre Inspiration in genau dem, was sie selbst verkörpert: stilvollen Frauen, die selbstbewusst und bodenständig die Straße entlang gehen.


& Trends Mode

Welcher Stil gefällt dir am besten? Der von…  Blake Lively (Gossip Girl)  Giselle Bündchen  Jessica Alba  Kate Moss  Toni Garrn

Du bekommst einen Gutschein für einen Wochenendtrip im September. Wohin geht's?  Mailand  Nizza  Oslo  Paris  Venedig

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Dein ganz eigener Style?

Letzte

Du bist in einem Geschäft und hast 10 Minuten Zeit ein Outfit zusammenzustellen. Welche Schuhe wählst du?  abgenutzte" Wildlederschuhe  elegante Ankle-Boots mit hohem Absatz  feste, funktionale Stiefel aus Leder  kuschelige UGG-Boots  schwarze, flache Schnürstiefel

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Die passende Jacke dazu?

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 schlichten, khakifarbenen

Parka

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 schwarze Lederjacke  Steppjacke/Steppmantel  taillierten, cremefarbenen

s ist nicht immer einfach im Herbst das perfekte Outfit zu finden. Manchmal sind die Tage kalt und nass und grau, dann wieder kommen vereinzelt die letzten Sonnenstrahlen durch und die Temperaturen sind milde oder sogar warm bis schwül. Aber vielleicht ist es gerade das, was die Herbstmode so interessant macht. Von warmen Pullovern und gefütterten Stiefeln, bis hin zu Kleidern mit Ballerinas, lässt sich alles tragen und kombinieren. Vorausgesetzt, man weiß wie. Dieser Fragebogen soll dabei helfen herauszufinden, welcher Trend zu dir passt und Inspirationen liefern, ihn auszubauen, oder einfach Anregungen für ganz neue Stilmöglichkeiten zu liefern.

Trenchcoat

 warme Strickjacke mit Fell

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Die passende Handtasche?  alte Leder-Aktentasche zum

Umhängen  große weiche Wildledertasche mit Schnallen und Reiß verschluss  kleine schwarze Umhänge tasche mit Nieten  Louis-Vuitton Bowling-Bag  schlichter Shopping-Bag aus Stoff von Abercrombie&Fitch

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Und welches Schmuckstück darf nicht fehlen?  alte Taschenuhr an einer langen Kette  Haarband  Lederarmband mit Anhängern  Perlenohrringe  riesiger silberner Ring

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Was ist deine Lieblings-Nagellackfarbe?  alles von Rosé bis Dunkelrot  durchsichtig  Mintgrün  Schwarz  Umbra/Braun/Beige

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Welchen dieser Sprüche würdest du auf einem weißen Top tragen?  "alcohol caffeine nicotine"  "Fabulous is so Fashionable"  "I'm just crazy about Tiffany's! Breakfast at Tiffany's!"  "My other shirt is busy updating my music blog"  "Practice as if you are the worst, perform as if you are the best" Was würdest du niemals tragen?  Blazer mit Schulterpolstern  Birkenstocks oder Crocks  knallrote Lacktasche  lange Röcke  Nietenschmuck

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Was darf in deinem Kleiderschrank im Herbst nicht fehlen?  schwarz & rot / Strumpf hosen / Printshirts / Lack leggins / Lederjacken  Hoodies / T-Shirts / Polos / Jogginghosen / einfache Tops  Blazer / Taillen-Röcke / Blusen / Halstücher  Stoffhosen / Strickjacken / Stickpullover / flache Leder schuhe / weiche Schals  zerrissene Lieblingsjeans / Kleider / hoch geschlossene Shorts

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Fashion & Letzte

Mode

Rock chic

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ür dich ist Mode ein Spiel und muss Spaß machen. Tief in deinem Inneren bist du eine Rebellin und das spiegelt auch dein Stil wider: Wenn dir ein Kleidungsstück oder Accessoire besonders gefällt, ist es dir egal, ob es trendy ist oder nicht. Du trägst es trotzdem und beweist gerne einmal „Mut zum Ungewöhnlichen“. Besonders gut lassen sich im Herbst Miniröcke, Skinny Jeans und hochhackige Ankle Boots zu schwarzem Leder, Bikerjacken, Nieten, Ketten und massivem Silberschmuck kombinieren (siehe Taylor Momsen).

Sporty casual

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u bist ein sportlicher Typ, der nicht viel von Glamour hält. In deiner Kleidung möchtest du dich wohlfühlen und bewegen können, sie sollte warm halten und bequem sein. Im Herbst lassen sich perfekt Bundstoffhosen mit Hoodies und Halbschuhen oder mit Sweatblazern, Kapuzenpullis und Converses kombinieren – Wollmützen und dünne Schals ergänzen den Look.

Classy

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u hast einen Sinn für Mode und das zeigst du auch gerne. Elegant, Glamourös und Stylish beschreibt deinen Stil am besten. Figurbetonte Oberteile, enge Hosen und hohe Schuhe, dazu edle Taschen und dezente Accessoires stehen dir und lassen dich strahlen. Blazer und Trenchcoats prägen die Herbstmode, wirken stilsicher und chic (siehe Mango, MyClassico).

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& Trends Mode

Letzte

Cuddly country

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trick ist dein absoluter Herbst-Favorit. Es ist weich, hält warm und sieht zudem noch wahnsinnig kuschelig aus. XXL-Strickpullover oder Cardigans lassen sich gut zu Leggins und Fell kombinieren – sehr natürlich sieht es aus, wenn der Look in Grau oder Beige gehalten wird. Knopf- und Ripp-Shirts, warme Schuhe (oder Gummistiefel) und dicke Kniestrümpfe, eine große Tasche und flauschige Ohrwärmer lassen ein gemütliches Outfit zum modischen Hingucker werden (siehe Marco Polo, UGG, Taskaboni Rex).

Vintage

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nter Vintage versteht man in der Mode entweder ein Kleidungsstück aus einer älteren Kollektion eines Designers oder eine auf „gebraucht” gestylte Mode (Used-Look, künstliche Löcher, zerrissene Stellen, ausgewaschene Farben) Pastelle, verblichene Farbtöne und antike Accessoires dienen zudem als Grundkomponente dieses Stils und an milden Herbsttagen lassen sich Strumpfhosen, Kleider, Zerschlissene Jeans oder hochgeschnittene weite Shorts gut mit Parkas oder weiten Blazern kombinieren.

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Sport

Letzte

Dirkules

Lukas Jung

Damit hatte keiner gerechnet: Dirk Nowitzki führt die Dallas Mavericks zum NBA-Titel. Das ist Glück für uns alle, denn mittlerweile prägt er das Bild der Deutschen in Amerika.

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ll dreams are crazy. Until they come true.“ Dieser Spruch passt perfekt zu Dirk Nowitzki. Denn nachdem er 2006 in den NBA-Finals die wohl bitterste Niederlage seiner Karriere hinnehmen musste, glaubte niemand mehr an den heute 32-jährigen Würzburger. Ihm wurde vorgeworfen, er sei nicht in der Lage ein Team zu führen, er sei schlichtweg zu „weich“ für die NBA. Dass die Dallas Mavericks in den folgenden Jahren nie über die zweite Playoffrunde hinauskamen schien die Kritik zu bestätigen. Viele sagten schon voraus, Nowitzki werde seine Karriere ohne NBA-Titel beenden. Auch vor der Saison 2010/2011 glaubte niemand, dass sich daran etwas ändern würde. Der Kader schien zu alt, zu ungefährlich. Nach einer, wie auch in den Jahren zuvor, guten Regular Season kamen die Playoffs. Jede Mannschaft hoffte darauf, gegen Dallas zu spielen, denn niemand erwartete viel Widerstand von diesem Gegner. Doch nach und nach änderte sich diese Einstellung, spätestens nach dem „Sweep“ (4:0 Sieg nach Spielen) gegen die Los Angeles Lakers schien alles möglich zu sein. Am 31.05.2011 begannen die NBA-Finals. Wie schon fünf Jahre zuvor standen sich die Dallas Mavericks und die Miami Heat gegenüber. Zu Anfang der Serie dominierte Miami.Nowitzki riss sich im ersten Spiel eine Sehne, spielte mit Schiene am linken Mittelfinger. Doch mit unbändigem Willen drehte er das Spiel, machte die letzten 9 Punkte der Mavericks und erzielte mit seiner verletzten linken Hand den Gamewin-

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ner. Im vierten Spiel spielte Nowitzki trotz Nasennebenhöhlenentzündung und über 39 Grad Fieber. Trotzdem wurde er wieder zum Matchwinner, als er im letzten Viertel 10 seiner 21 Punkte macht und so das Spiel zugunsten der Mavericks entschied. Das schien der Schlüssel gewesen zu sein: Dallas gewinnt die beiden nächsten Spiele und ist zum ersten Mal NBA-Champion. Nowitzki wurde zum Finals-MVP ( Most Valuable Player = Wertvollster Spieler) gewählt. Zum ersten Mal seit mehreren Wochen sieht man Nowitzki wieder öffentlich lachen. Er hat sein Ziel erreicht. Und die Medien, Experten und Fans feiern ihn dafür. So zum Beispiel NBA-Legende Earvin „Magic“ Johnson: „Wenn Dirk einmal Feuer gefangen hat, ist er nicht mehr zu stoppen. Die Medien haben gesagt, er sei weich. Streicht das. Er ist nicht mehr weich. Jetzt ist er ein NBA-Champion, er ist ein Gewinnertyp. Ich habe einen Spieler gesehen, der den Willen zum Sieg hatte und der eine mentale Stärke an den Tag legte, wie es in dieser Liga kein Spieler zuvor getan hat.“ In Deutschland scheint sich zum ersten Mal eine breitere Masse für Dirk Nowitzki und dadurch auch wieder für Basketball zu interessieren. Im ganzen Land wird über Nowitzki berichtet, viele Leute stehen nachts auf, um die Finals live miterleben zu können. Deutschland war und ist im Dirk-Fieber, vielen kommt sein Triumph wie ein erneutes Sommermärchen vor. Man ist stolz auf den besten europäischen Basketballspieler aller Zeiten.

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Sport

Knäckebrot

Bei der Siegesparade in Dallas jubelten ihm mehr als 250.000 Menschen zu, der Erfolg ist in aller Munde. In den USA wird Dirk Nowitzki verehrt wie kein ausländischer Spieler zuvor. Nicht nur wegen seiner herausragenden Leistungen auf dem Spielfeld, sondern auch für sein Verhalten abseits des Courts. Er zeigt Loyalität gegenüber seiner Mannschaft, den Fans und der Stadt, als er im Sommer 2010 trotz guter Angebote auf viel Geld verzichtete und für vier weitere Jahre in Dallas unterschrieb. Auch Starallüren legt er nicht an den Tag. Er ist bodenständig und bescheiden geblieben. Ein weiterer Beweis dafür ist eine Geschichte, die in Mavericks-Kreisen kursiert: Als Nowitzki in jungen Jahren in der Kabine nach einem Stück Klebeband fragt, um ein Loch in seinem Schuh zu flickenm wird ihm der Schrank

Weizen, Buchweizen und Hafer fein schroten / Butter schmelzen, mit dem Salz zu dem geschroteten Getreide geben / warmes Wasser zufügen, bis ein matschiger Teig entsteht / Sesamund Sonnenblumenkerne zum Teig geben und unterrühren / Teig ca. 2 mm dünn auf einem mit Backpapier ausgelegten Blech verstreichen / 15 Minuten bei 175 Grad in den Ofen geben / Platte in größere Stücke brechen und verzehren/ Getreide und Kerne sind beliebig variierbar.

Letzte

mit etlichen neuen Paaren gezeigt. Aber er winkt nur dankend ab und sagt: „ Das geht schon so.“ Genau das lieben die Leute an ihm. Scheinbar gibt es keinen Spieler, der härter an sich arbeitet als er. Sein alter Coach „Avery Johnson“ sagte einmal über ihn: „Er ist beim Training der Erste, der in der Halle steht und der Letzte der sie verlässt.“ In der Öffentlichkeit hat Nowitzki eine Vorbildfunktion und somit große Verantwortung, denn viele Amerikaner machen sich aus seiner Lebensart ein Bild über Deutschland und das Verhalten der Deutschen. Aber auch da kann man ihm keinen Vorwurf machen. Seine Loyalität, Bescheidenheit, harte Arbeit und Humor machen Dirk Nowitzki vermutlich zu einem besseren Botschafter Deutschlands, als es jeder Politiker je sein könnte.

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Zutaten: Teig: 100g Weizen, 50g Buchweizen, 50g Hafer, 2g Salz, ½ Tasse Sesam, ½ Sonnenblumenkerne, 30g Butter

Geric hten durch Eu ropa ... Skandinavien

Wer hat den Polen die Zeit gestohlen?

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stattfindet. Die Liste der Negativmeldungen ist dagegen lang. In Danzig musste das für den 9. Juni geplante Eröffnungsspiel der EMArena zwischen Polen und Frankreich abgesagt werden. Die Partie fand stattdessen in Warschau statt, allerdings nicht im neuen Nationalstadion, das ebenfalls noch nicht fertig war. Das Länderspiel Polen-Deutschland am 6. September wird, anstatt von Warschau, wie zuerst geplant, nun in Danzig stattfinden, nachdem am Warschauer Bau fehlerhafte Treppenstufen entdeckt wurden. „In den Spielorten Warschau und Wroclaw wird den Stadien in den nächsten Monaten der letzte Schliff verpasst”, teilte die UEFA in der vergangenen Woche mit. Laut offiziellem UEFA-Zeitplan sollten alle Stadien

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Jasper Froese

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ie guten Vorsätze gibt es seit über vier Jahren. „Wir werden bereit sein”, sagte der polnische Verbandspräsident Michal Listkiewicz, nachdem Polen zusammen mit der Ukraine für die Fußball-EM 2012 ausgewählt worden war. „Wir schaffen das”, heißt es seitdem immer wieder, wenn von Verzögerungen beim Bauen gesprochen wird. Von den vier polnischen EMStadien ist weniger als 300 Tage vor dem Eröffnungsspiel immer noch nur das Stadion „Miejski“ in Posen vollständig fertiggestellt. Die Arena von Breslau, an der noch gebaut wird, soll Anfang September eingeweiht werden, wenn dort eine Monstertruck-Show und eine Woche später der Boxkampf von Vitali Klitschko gegen den Polen Tomasz Adamek

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Sport

Letzte

bereits ein Jahr vor EM-Beginn fertiggestellt sein. Bisher steht aber nur die umgebaute „Posener Arena“. Problematisch daran ist vor allem, dass deutlich weniger Zeit für Sicherheitstests und weitere Vorbereitungen in den Stadien bleibt. “Die Luft wird ein bisschen dünner, das Ganze zu testen und operativ auf seine Qualität hin zu untersuchen”, sagte UEFA-Cheforganisator Martin Kallen Anfang Juni. Sorgen machen auch die schlechten Transportwege in der Ukraine, wo zur EURO 2012 rund eine Millionen Fußball-Touristen erwartet werden. In Polen sollen laut Veranstaltern 80 Prozent der über 200 Investitionen nach Plan getätigt werden. Doch die Lage ist ernst. Selbst Polens Premierminister Donald Tusk, ein begeisterter Fußball-Fan, beklagt sich schon über die Unzuverlässigkeit mancher Baufirmen. Sorgen bereitet auch die Gewaltbereitschaft eines Teils

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der polnischen Fußball-Zuschauer – ganz entgegen dem für die EM ausgerufenen Slogan “freundliches Polen”. Anfang Mai hatten nach dem polnischen Pokalfinale zwischen „Lech Posen“ und „Legia Warschau“ Hooligans beider Vereine den Rasen des Stadions in Bydgoszcz gestürmt. Bereits im März randalierten polnische Fans im litauischen Kaunas. Piotr Golos, Öffentlichkeitsbeauftragter des polnischen Fußballverbandes, sagte, zu den Vorfällen sei es in älteren, teils maroden Stadien gekommen. “In modernen Stadien verhalten sich die Menschen anders”, meint er. Die Verzögerungen bei den Baumaßnahmen bleiben das größte Problem. Die EM in Polen und der Ukraine wird ab dem 8. Juni 2012 über die Bühne gehen. Wie diese Bühne aussehen wird, ist dagegen noch unklar. Hoffen wir das Beste! Michael Borsdorff: Ich bin doch nicht euer Neger, mit dem ihr machen könnt was ihr wollt. Schüler: Wie ist das zu verstehen? Borsdorff: So, wie ich es gesagt habe.

Extreme Ironing Berschna Azadzoy

Die spinnen, die Sportler! Männer, die auf Fahrrädern freiwillig Wäsche bügeln?! Na, das ist doch mal ein Sport, bei dem wir Frauen gerne zusehen! Vergangenheit Extrembügeln ist wirklich eine Sportart und wurde 1997 in England vom Bergsteiger Phillip Shaw erfunden. Nachdem dieser die Langeweile des Bügelns erkannt hatte, entschloss er sich die Hausarbeit mal bei hübscher Aussicht auf einem Berg zu erledigen. Der Trend war geboren und immer mehr Männer folgten diesem Beispiel und bügelten an den skurrilsten Orten. Die Regeln Während des Wettkampfes muss man ein handelsübliches Bügeleisen und ein Bügelbrett stets am Körper mit sich führen. Bei manchen Disziplinen wird hier aufgrund von speziellen Verhältnissen aber eine Ausnahme gemacht.

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Der Ortswahl werden keine Grenzen gesetzt. Disziplinen In verschiedenen unglaublichen Disziplinen kann beim Extrembügeln teilgenommen werden. Hier eine kleine Auswahl: Forrest Style: Hier wird im Einklang mit der Vegetation im Wald, auf oder an Bäumen gebügelt. Water Style: Auch wenn es unvorstellbar klingt, beim Water Style wird auf, im oder sogar unter Wasser gebügelt - das nennen wir mal extrem! Air Style: Natürlich wird das Element Luft nicht ausgelassen, ob beim Base Jumping oder im Ultraleichtflugzeug, hier wird den Männern ordentlich was an Abenteuer geboten. Entscheidend für die Weltmeisterschaften, die einmal im Jahr ausgetragen werden, sind der kreative Stil, die Zeit und der Zustand der gebügelten Wäsche.

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Kunstunterricht S3 Clemens Kammenhuber


Letzte

Musik

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tell dir vor: Du bist nach einer langen Nacht immer noch verzweifelt auf der Suche nach einem interessanten weiblichen Wesen. Es war nicht die beste Nacht, du hattest Pech, doch plötzlich erspähst du die Rückseite einer Frau, die sich grazil durch die wogende Menge bewegt. Du folgst ihr, schiebst dich näher und näher an ihren lieblichen Rücken, um sie zu dir in einem funkensprühenden Ruck herumzudrehen und…zu erstarren. Denn wie schön diese großartige weibliche Rückseite auch war, umso enttäuschender ist doch der Anblick der Vorderseite. Ein Frau die von hinten besser aussieht als von

zu machen. Schnell hatte Daniel eine EP am Computer zusammengezimmert, ein Video zu der ersten Single „Springwut“ entsteht aufgrund von raschem Erfolg im Internet schnell, eigenfinanziert und unter Eigenregie. Darauf folgt eine selbst organisierte Tour durch annähernd 40 Clubs in Deutschland und schließlich die Untervertragnahme durch Virgin Records. „Baby, du siehst gut aus“-Sticker waren eine Zeit lang durch die zahlreichen Bakkushan-Streetgangs in IndieDiscos im ganzen Land zu sehen, dennoch kriegt die Band nicht die Aufmerksamkeit die sie verdient hätte. Songs wie „Alles war aus Gold“, „So hört sich der Sommer an“ oder eben „Baby, du siehst gut aus“ sind absolut tanzbar, mitsingbar und machen durch grandiose Life-Perfomance der Band einfach Spaß. Da werden schon mal Bananen und Äpfel in die Menge geworfen und ein Zaubertroll besungen. Die Jungs selbst beschreiben ihre Anfänge als eine Reise mit Keksen und Bier in Richtung Bakkushan. Und das meint nicht, dass Bakkushan etwas Örtliches ist, Bakkushan ist ein ErlebKnu nis. Bakkushan ist eine Einstellung, nämlich die Einstellung das Bakkushan Leben zu genießen, „mal auf alles Genres: Indie, andere als die Musik zu scheißen“. Alternative Und darüber hinaus sind es jun- Rock, Deutschrock ge, moderne und aktive Musiker, Gründung: 2007 die es verdient haben unterstützt Mitglieder: Daniel Schmidt, zu werden, daraus folgt: Ist die Robert Laune mal am Boden, Bakkushan Kerner, Christian anmachen oder noch besser zum Kalle, nächsten Gig erscheinen. Es lohnt Jan Siekmann, sich. Website: bakkushan.de bb

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Alexander Wagner

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vorne. Worauf ich hinaus will? Die Japaner haben dafür, wie für so vieles, ein Wort: Bakkushan. Immer noch nicht klar, was das im Musikteil will? Nun, die Geschichte fand während des Jahres 2007 ihre Berechtigung in dieser Ausgabe abgedruckt zu werden, als vier Jungs aus Mannheim um Songwriter Daniel Schmidt entschieden ihr musikalisches Können in einer Band zu verwirklichen; unter dem Namen Bakkushan. Getroffen hatten sie sich auf der Popakademie BadenWürttemberg, ansässig in Mannheim, einer staatlichen Einrichtung, die die Möglichkeit bietet in Fächern wie Musikbusiness oder Popmusikdesign Bachelor-Abschlüsse

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Bücher

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Buchtipps Der Joker bb

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Johannes Hartel

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d ist Taxifahrer – nicht gerade der aufregendste und sungen per Post folgen und erträglichste Job, aber zum Leben reicht es. Zusam- zu guter Letzt erfährt Ed men mit seinem Hund „Türsteher“ lebt er alleine in auch mehr über die Schickeiner kleinen Wohnung. Die einzige Ablenkung vom öden sale seiner Freunde und über Knu Alltag sind die Stunden, in denen er mit seinen Freunden sich selbst. „Der Joker“ ist Marv, Ritchie und Audrey, in die Ed sich verliebt hat, Kar- eine fesselnde Geschichte über Der Joker ten spielt. Eines Tages wird jedoch sein ganzes Leben, ohne Freundschaft, Zivilcourage und Markus Zusak dass er es ahnt, auf den Kopf gestellt. Ed findet ein Karo- Mut, die zum nachdenken an- Autor: Seiten: 448 Ass in seinem Briefkasten, auf dessen Rückseite Adressen regt und bis zum Ende spannend Genre: Abenteuer-, stehen. Von seiner Neugier wird er an diese Orte getrieben, bleibt. Die Geschichte mag zwar Historienroman Verlag: cbj aber das, was ihn dort erwartet, bestürzt ihn zutiefst: Die etwas weit hergeholt sein, aber ISBN-13: 978Menschen, die dort leben haben alle traurige Schicksale, mit den Problemen, mit denen 3570131077 Original: The Messenger, befinden sich in nahezu aussichtslosen Lagen und können Ed zu kämpfen hat, werden wir 2002 sich selbst nicht aus ihrem Elend befreien. Ed fasst sich ein früher oder später alle konfronHerz und hilft diesen Menschen und entdeckt wie kleine tiert. Zivilcourage ist Mangelware in unserer Gesellschaft Taten nicht nur das Leben seiner Mitmenschen, sondern – dieses Buch trägt dazu bei, genau das zu ändern. Das einauch seinem Leben einen ganz neuen Sinn verleihen kön- zige Manko ist die stellenweise schlechte Übersetzung ins nen. Doch die ersten drei Adressen sollten nicht die Einzi- Deutsche. gen bleiben. Weitere anonyme und geheimnisvolle Anwei-

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nicht gab, und begibt sich zusammen mit einer Karawane auf eine abenteuerliche Reise ins Ferne Persien… „Der Medicus“ ist ein fantastischer Abenteuerroman, der einen zeigt wie das mittelalterliche Europa und der Orient einmal gewesen sein mögen. Er erzählt von Badern und Gauklern, Hunger und der Pest, aber auch über fanatischen Glauben und Konflikte zwischen verschiedenen Kulturen.

Johannes Hartel

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inter der Kulisse des europäischen und orientalischen Mittelalters, erzählt der Autor die Geschichte des jungen Rob Jeremy Cole, der nach dem Tod seiner Eltern wie auch seine 3 Geschwister auf sich selbst gestellt ist. Schließlich begegnet Rob einem Bader, so etwas wie ein Arzt für die Armen, der Rob als Lehrling aufnimmt und mit ihm von Ort zu Ort reist, um dort Patienten für wenig Geld zu behandeln. Bei ihm entdeckt Rob seine Begabung für die Medizin und lernt neben einfachen medizinischen Handgriffen auch das Jonglieren um die Menschen anzulocken und bei Laune zu halten. Schließlich erfährt Rob von einer fantastischen medizinischen Universität, wie es sie in Europa zu dieser Zeit noch

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Der Medicus Knu

Der Medicus Autor: Noah Gordon Seiten: 694 Genre: Abenteuer-, Historienroman Verlag: Goldmann ISBN-13: 978 3442437689 Original: The Physician, 1986

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Charakterkopf

Letzte

Laura Kuntschmann

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Anwalt des Teufels W as haben Klaus Barbie, der „Schlächter von Lyon“, der Terrorist Ilich Ramírez Sánchez, auch „Carlos der Schakal“ genannt, und Khieu Samphan, der „Rote Khmer“-Funktionär gemeinsam? Sie alle werden vor Gericht vom wohl berühmtesten Anwalt der Welt verteidigt, Jacques Vergès. Auch er hat, wie viele seiner Klienten, Spitznamen: „Der Advokat des Terrors“, „Der Anwalt des Teufels“. Eine Reise durch das Leben des ewigen Widerredners, die durch den kambodschanischen Dschungel und die Gassen von Paris führt. Als Sohn eines Franzosen und einer Vietnamesin 1925 in Thailand geboren, verbrachte er seine Kindheit auf Réunion, einer französischen Übersee-Region nahe Madagaskar. Mit 17 Jahren schloß Vergès sich „France Libre“ an, den von Charles de Gaulle geleiteten französischen Tuppen, die gegen das faschistische Vichy-Regime kämpften. Nachdem der Krieg gewonnen war, schrieb sich Vergès an der Universität Paris ein, wo er auch sein Jurastudium beendete. Er war zudem Präsident der „Association for Colonial Students“, wo er das erste Mal auf Pol Pot traf, den späteren Diktator und Führer der „Roten Khmer“ in Kambodscha. Vergès und Pot freundeten sich rasch an, engagierten sich gemeinsam im Dekolonialisierungskampf in Südostasien. Der junge, aufstrebende Jurist hatte von nun an dank Pot ein klares Feindbild: die imperialistischen Westmächte. Zurück in Europa, in Paris, erlangte Vergès schnell Berühmtheit als Anwalt. Er übernahm die kontroversesten Fälle, unter anderem auch den der Djamila Bouhired. Die damals 22 jährige Algerierin war Mitglied der Algerian National Liberation Front, einer Parteigruppe, die sich

Er mag ein Teufel sein – aber er ist in seinem Kampf gegen die Werte unserer Welt eins: teuflisch genial. in den 50ern gegen die französische Besatzung zur Wehr setzte. Sie wurde beschuldigt, ein Bombenattentat in einem Café ausgeübt und mehrere Menschen getötet zu haben. Sie wurde festgenommen und gefoltert. Vergès, der die NLF schon vorher juristisch unterstützt hatte, erwirkte das

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Ende ihrer Folter, indem er eine Medien Kampagne lancierte und die Behörden aufgrund des öffentlichen Drucks nachgeben mussten. Kurz nach dem Prozess heirateten er und Bouhired. Zwar war die Begeisterung für Vergès Person in der französischen Bevölkerung groß, doch konnte die Regierung diese nicht teilen. Mit der Anklage, als Anwalt gegen den Staat zu arbeiten, wurde er zu einer zweijährigen Freiheitsstrafe verurteilt. Seine Lizenz verlor er kurzzeitig auch. Ziel der Behörden war es, den mächtigsten französischen Verbündeten des damals noch kolonialisierten Algeriens aus dem Weg zu räumen. Vergès hätte nach seiner Haftzeit mit seiner Frau und seinen zwei Kindern in Paris bleiben können, mit seiner wieder gewonnenen Anwaltslizenz und seinem Ruhm sogar wieder die Gerichtssäle aufmischen können, doch er tat es nicht. 1970 verließ er Frankreich, verschwand spurlos. Weder Frau, noch Freunde, noch Behörde wussten von seinem Aufenthaltsort. Die einen sagen, er sei in der kambodschanischen Wildnis gewesen, wo sich Pol Pot und die „Rote Khmer“ in Geheimstützpunkten aufhielten, wohingegen andere behaupten, ihn in Begleitung von palästinensischen Befreiertruppen gesehen zu haben. Im Übrigen weiß, zu Vergès Belustigung, bis heute keiner, wo er sich befand. 8 Jahre vergingen seit Jacques Vergès mysteriösem Verschwinden, bis er 1978 schlagartig wieder auf der Bildfläche erschien. Innerhalb kürzester Zeit machte er Schlagzeilen mit der Verteidigung des SS-Hauptsturmführers Klaus Barbie. Auf Vergès lastete ein enormer Druck. Für das Verfahren gegen Barbie, der des Verbrechens gegen die Menschlichkeit beschuldigt wurde, wurden sogar andere Prozesse temporär stillgelegt. Barbie wurde für die Tötung von 842 Menschen zu lebenslänglicher Haft verurteilt, ein anderes Prozessergebnis war schier unmöglich. Doch obwohl Vergès diesen Fall verlor, profitierte er davon: Er entwickelte die „Bruch-Strategie“. Bei Anwendung

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Zeitvertreib

dieser verhält man sich als Verteidiger nicht defensiv, sondern beschuldigt die Ankläger derselben Verbrechen. Ein System, was sich für die Kläger als verwirrend herausstellt und Vergès diverse Verfahren gewinnen ließ. Für die meisten steht fest: Jacques Vergès hat aller Menschlichkeit abgeschworen, hat sich dem Bösen verschrieben. Dies mag sein, Vergès zeige laut diverser Berichte keine Regung, wenn man ihn fragt, wie er die Rettung von Mördern vor der Härte des Gesetzes mit seiner Moral vereinbaren kann. Er rauche dann lieber genüsslich Zigarren und erkläre, seine Moral sei die, keine zu haben. Moral zurre das Leben fest. Am 27. Juni 2011 begann der Prozess gegen Khieu Samphan, der der Beihilfe zum Völkermord beschuldigt wird. Sein Verteidiger spielt seine Rolle perfekt wie immer, er

Letzte

verschmilzt ideologisch wieder vollkommen mit seinen Klienten. Der Prozess im obersten Gerichtshof Phnom Penh sei „Lynchjustiz“, sagt Vergès in einem SPIEGELInterview, auch habe es in Kambodscha keinen Genozid gegeben. Die 1,7 Millionen Toten unter dem Khmer-Regime seien durch Hunger und Krankheit gestorben, nicht an politischem Wahn und Verfolgung. Am Ende der Kette stehen für Vergès die USA. Sein Erzfeind, wie sollte es auch anders sein? Menschen wie Vergès sind nach unseren Maßstäben durch und durch hassenswert. Doch auch jeder Kritiker muss gestehen: Er mag ein Teufel sein – aber er ist in seinem Kampf gegen die Werte unserer Welt eins: teuflisch genial.

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Lösungswort im nächsten GOANER...

Kreuzworträtsel Abschnitt beim Radsport

käuflicher Gegenstand

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Eid

Reitfigur d. Hohen Schule

starker Wind

Wassersportler

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Noahs Schiff

nicht verboten

1 philippi- franz.: Verzierung nische Sache Insel

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Leitung bei Filmaufnahmen

USBundesstaat

Goldamsel

Schonkost

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Gesichtsausdruck

Maß des elektr. Widerstands Modestil (engl.)

Donaumündungsarm

Jahreszeit

dt. Vorsilbe

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Hptst. des USStaates Texas

Gründer der UdSSR

Vertragsbedingung

Getöse

Besitzform im MA

fest, beständig

die Heilige Schrift

Hohn, Gelächter

im Stil von (franz.)

sumer. Erdmutter

das Unsterbliche

weibliches Huftier

im Jahre (lat.) nicht geschlossen

biblischer Priester

Brustknochen

Wasserpflanzen

Abart

griech. Kriegsgott

ein Balte

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Heeresteil

glücklich

munter

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außerordentlich

Tintenfisch

preiswert

stehendes Gewässer

franz. Männername

Adriainsel

Sternschnuppe

starker Wind

Hinterhalt eingebildet

Brücke in Venedig

Verletzung Seuche durch ein Tier span. Provinzhauptstadt

Gegenteil von Frieden

sehr abschüssig

Weltreligion

derart

Brauchtum

Ton

Selbstachtung

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polizeil. Rundgang

Ei der Laus Dickblattgewächs

Fleischscheibe

belästigen

Zahlwort

Taufzeugin

Kreuzes- Locke inschrift

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flüssiges Gewürz

Sportpreis

gegenwärtig

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Erbträger

leichtsinniger Autofahrer Absonderungsorgan

Planetenname

ital.: drei

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sprechen

Kellertier

westafrik. Staat

flüssige Vorspeise

Büchergestell

Ausuf

7 hochbegabter Mensch

Blutbahnen

Gartenhaus

Sammelstelle, Lager

schnell ! (ugs.)

eine Säure

Kloster

Gliedefüßer

Abk.: Langspielplatte

trocken innerer Körperteil

organ. Verbindung

wahrsagen

amerik. Essayist † 1954

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fast ohne Wirkung

dt. NordseeInsel

quälendes Nachtgespenst

Mittelloser

Wasser- Pelzart sportart

Getränkerest

Diener

niederl. Stadt

Kniff, Trick

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Abk.: idem

auch

Südeuropäer Kontinent

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Kunstunterricht S3 Clemens Kammenhuber



Zitate

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Lehrerzitate Nichts hat beim GOANER so viel Tradition wie unsere Lehrerzitate. In allen 17 Ausgaben fehlten sie kein einziges Mal. Weil wir genau wissen, wie sehr sie euch am Herzen liegen, haben wir, zusätzlich zu dem neusten Irrsinn, der am GOA von sich gegeben wurde, die besten Zitate der letzten 17 Ausgaben zusammengesucht und auf eine Seite gebracht.

Lothar Kärcher: Wo ist meine Jacke, mein Schirm, meine Tasche, meine Zähne?

Schüler in Mathe: Kann man nicht einfach y durch x ersetzten? Ursula Mersiowsky: Jaja, ich schneide mir auch immer Löcher in die Hose!

Horst Heinemann als Begründung, warum die Menschen in Süd-Ost-Asien besonders glücklich sind: Die sind ständig bekifft.

Schüler: Machen wir hier jetzt „learning by doing“? Daniel Richter: Nein, learning by Fressehalten!

Schüler zu Tafelbild: Das sieht irgendwie scheiße aus. Ursula Mersiowsky: Wenn ich jetzt sage „raus“, dann denken alle, ich wär' beleidigt, deshalb tu ich's nicht.

Schüler: Guten Morgen, waren Sie gestern wieder feiern? Julian Dörpholz: Los, verschwind! Kein Respekt, Assikind! Anil Advani zusammenhangslos: Da seht ihr einen Hamster, nehmt euch nen Hammer und haut ordentlich drauf!

Angelika Burke: Malt den Haus rot an. Schüler: Was sollen wir tun?! Angelika Burke: Malt den Haus rot an!

Frau Roth nennt einen Beispielsatz: Meine Mutter hat mir Geld gekauft.

Herr Mense über das Lehrer-Schüler-Verhältnis: Wenn du in einem Aquarium schwimmen würdest und ich stünde draußen, dann würd’ ich mich wirklich amüsieren. Das Problem ist nur, dass ich mit drinnen bin. www.dergoaner.de

Lothar Kärcher: Da fall ich in Ohnmacht und bekomm nen Wutanfall gleichzeitig.

Erhard Bach beim Philosophieren: Diese Konsistenz…Jeden Morgen steht in meiner Küche die gleiche Kaffeemaschine.

Regina Valk zum Traumdeuten in Psychologie: Ich träume also, dass Herr Stockstrom mit einer Axt hinter mir herläuft. Er ist nicht nackt – ich bestehe darauf!

Lothar Kärcher stellt eine Matheaufgabe: Eine Frau ist eine schwarze Schnalle. Wie viel wiegt sie, wenn ihr Gürtel ins dritte Loch passt?

Schüler: Was ist eine B-Zelle? Clemens Pampel: Ein sogenannter B-Lymphozyt.

Christiane LinderGrotheer: Früher war der Schnee weißer.

Sabrina Monetha zu niesendem Schüler: Wer dreimal niest ist doof. Das weißt du doch, oder?

Schüler: Entschuldigung, Sie sind gerade durchs Beet gelaufen. Corinna Benecke: Das ist total Scheiße, das Beet! 18/2011

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Zitate

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Ein Lehrer offenbahrt: Herr Stockstrom feiert nicht mal seinen Geburtstag. Wir dachten, er bringt wenigstens zu seinem 60. was mit, aber wir haben vergeblich gewartet.

Lehrerzitate Clemens Pampel stellt fest: Ihr hört zu und dann vergesst ihr's wieder. Kristine Flockenhagen zu Schülern: Ne, nicht Donnerstag, da hab ich acht Stunden. Michael Wesemann: Ernst beiseite!

Monika Scheurmann zur Ausflugsplanung: We’ll go somewhere nice. Not school of course. Christian Möhring weise: Lukas 11.9: Suchet so werdet ihr finden.

Hanna Kubik: Ich freu mich immer, wenn ich Samstag zur Schule kommen kann.

Lothar Kärcher zur Schulklingel, die seinen Monolog unterbricht: Halt doch dein Maul!

Ursula Mersiowsky zum Welt-AIDS-Tag: Ich gehe davon aus, dass zehn Prozent von euch nur deshalb hier sitzen, weil das Kondom nicht gehalten hat.

Jürgen Hockauf: In meiner Freizeit male ich am liebsten nackte Frauen, die ihre Muschi streicheln.

Schüler: „Ey, das Kind hat mir die Zunge rausgestreckt!“ Martina Klar todernst: Ja? Geh' raus und schlag es bitte. Erhard Bach beklagt sich über Schülerinnen: Jetzt gehen die schon wieder großen Schrittes los, ohne mir einen Kaffee mitzubringen!

Schüler: Haben Sie Informationsmaterial zum Parteiprogramm der NPD? Lehrer: Warte, ich komm‘ zu dir – ich hab das im Kopf… Lothar Kärcher zu Schüler: Du solltest mal darüber nachdenken, mir nicht zu widersprechen.

redaktion@der-goaner.de www.der-goaner.de Eine Schülerzeitung heißt Schülerzeitung, weil sie von den Schülern gemacht wird. Also: Wenn ihr ein interessantes Thema habt, über das ihr gerne schreiben würdet, sprecht uns an oder schickt uns den Text gleich per Mail. Es ist dabei völlig egal, aus welche Klasse ihr kommt! Übrigens: Wenn ihr noch nicht so sicher im Schreiben seid, kann euch eine kleine Anleitung behilflich sein. Ihr findet sie im Internet unter http://tiny.cc/01011dg

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Egal ob im Inland oder im Ausland - Schüler Helfen Leben bietet für dich sowohl in Deutschland als auch auf dem Balkan einen unvergleichlichen Freiwilligendienst.

Deine Schulzeit neigt sich dem Ende zu und du hast noch keine konkreten Vorstellungen davon, wie es weiter gehen soll? Du möchtest dein Leben endlich selbst in die Hand nehmen und bevor du mit einer Ausbildung oder einem Studium beginnst, etwas ganz anderes machen? Du willst Verantwortung übernehmen, dich weiterentwickeln und einen ersten Einblick in die Berufswelt erlangen? Dann ist ein Freiwilligendienst bei Schüler Helfen Leben genau das Richtige für dich! •

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Schulbildungsprojekt für Roma

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Jugendmedien und Schülervertretung

Jugendzentrum

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1 Stelle in Skopje, Mazedonien Unterstützung von Romafamilien


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Bachelor of Arts International Management | Tourism & Event Management Communications & Marketing | Corporate Finance | Psychology & Management :: International :: Kompakt : bis zu zwei integrierte Auslandssemester : sechs Semester (European Track) : intensive Sprachtrainings : sieben Semester (Global Track) :: Praxisorientiert : Praxisphasen im In- und Ausland : Fallstudien und Beratungsprojekte

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