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SYMMETRIE UND BOHEMIENNE
from INTERIEUR WOHNEN
by bt-verlag
Bei der Wahl der Fassadenfarbe wurde bei diesem Townhouse kräftig auf die Tube gedrückt. Schon von Weitem besticht das markante Oxblood. Im Haus selber geht es aber heller, dezenter und pastelliger zu, aber nicht weniger spannend! SYMMETRIE UND
BOHEMIENNE
Viele der Möbel im Haus von Gina und Marc stammen von Hickery, Arterieurs oder Karvet.
„Die Farbe Weiß bringt Licht in einen Raum, sie weitet ihn und alles lässt sich mit allem perfekt kombinieren“, sagt Gina über ihren bevorzugten Stil. Tatsächlich wirkt das ganze Haus hell und freundlich.
Gina Bolan
Hausherrin Gina sammelt Karaffen. „Ich mag Glas, und ich staune, wie viele Varianten es doch gibt", sagt sie. So finden sich im ganzen Haus Glasbehälter mit den unterschiedlichsten Inhalten.
Gekonnte Kontraste. Das Treppenhaus im viktorianischen Stil haben Marc und Gina mal kurzerhand schwarz lackiert. Dazu passt die Lampe im Asiastil.
ieses Paar lässt sich als Bewohner so wenig in eine Kategorie pressen wie das Haus, in dem es sich wohnlich eingerichtet hat. Die beiden Bewohner, Mitte 40 und als echte Globetrotter zu bezeichnen, haben sich hier einen Traum erfüllt, der in Schritten seiner Vollendung entgegen geht. Lange Zeit haben Marc und Gina sich aber geziert, sich etwas zum Wohnen zu kaufen. „Bis dann das Haus in Washington daher kam“, so sieht Gina Bolan es auf jeden Fall. „Wir waren auf einem Spaziergang und entdeckten das „Zu verkaufen“ Schild. Der Garten war eine traurige Sache, aber ich als Hobbygärtnerin sah sofort einen schönen grünen Vorplatz vor meinen Augen, der den Weg zu einem Schatzkästchen weist. Plötzlich waren Marc und ich uns einig, dass wir etwas, nein, dieses Haus, kaufen wollten! Settling down - das war nicht mehr die Bremse, sondern ein Ziel. So geht es manchmal, der richtige Zeitpunkt war wohl gekommen.“ Gina staunt selber über diesen Sinneswandel.
Gina Bolan
Aus zwei Haushalten wurde einer –ein gemeinsames Projekt Der Kauf des Hauses brachte noch eine weitere Veränderung mit sich. Bis dato waren Gina und Marc der Überzeugung gewesen, dass zwei Haushalte besser für die Beziehung seien. Nun war auch das ins Wanken geraten, denn das Haus erwies sich trotz der eher schmalen Front als geräumig, und durch die verschiedenen Ebenen war auch klar abzugrenzen, was wo passieren sollte: Wohnen, Schlafen, Arbeiten. „Das kann man im Grunde so sehen, als würden wir in einem normalen Miethaus als Nachbarn zusammen leben. Manchmal sehen wir uns den ganzen Tag nicht, selbst wenn wir beide zu Hause sind“, Gina lacht auch über dieses Gedankenspiel. Nachbarn! Ein bisschen kalte Füße hatten beide, da sie mit ihren ehemaligen Partnern sehr unschön auseinander gegangen waren. „Nun scheint aber die ideale Immobilie für uns beziehungsscheue Menschen gefunden worden zu sein“, so Gina. Ihren Hund Buckley brachte sie natürlich mit, er ist sozusagen das Bindeglied – beide lieben ihn inniglich.
In der Küche ist die Tradition des Hauses gut erkennbar. Auch die Ziegelwand stammt noch aus dem Originalsetting.
In Washington DC kennt sie jeder, die kleine Stadtvilla von Marc und Gina Bolan. Bei der Wahl der Fassadenfarbe wurde kräftig auf die Tube gedrückt.
Bei der Auswahl der Kunst haben die beiden keinen festen Fahrplan verfolgt. „Aufgehängt wird, was gefällt“, beschreibt Marc das Motto der sympathischen Bewohner.
Einmal im Leben –hochwertige Designobjekte bieten sich an Auch wenn die beiden Besitzer ihre Vergangenheit als Rockband Groupie bzw. -mitglied mit dem entsprechenden Lebensstil nicht leugnen wollen, haben sie doch für sich entdeckt, dass sie nunmehr hochwertige, originelle Dinge um sich herum haben wollen, nicht mehr „in Orangenkisten residieren“, wie Gina es nennt. Beide verdienen gut, sie ist Juristin, Marc arbeitet als Unternehmensberater, und so war es für beide klar, dass für den vielen gewonnenen Platz lauter schöne, hochwertige Stücke von namhaften Designern in Frage kommen. „Das ist wie ein „Who is who?“ bekannter Namen: Hickery, Arterieurs, Karvet. Wir sind zwar keine Name Dropper, aber bei der Recherche und auf unseren Streifzügen stellten wir immer wieder fest, dass bestimmte Designer uns einfach liegen, und warum soll man nicht das Geld für etwas ausgeben, das rundum zufrieden stellt?“ so Marc. „Aber keine Angst, wir haben auch ein paar Stücke aus unseren eher bescheidenen Zeiten im Haus. Teilweise haben wir diese selber aufgearbeitet, sie abgebeizt, neu gestrichen. Am Ende passt alles gut zusammen: Altes und Neues, weniger Teures und Teures“.
Die perfekte Farbe für das Paar: Weiß Nach den aufwändigen Renovierungsmaßnahmen, im Zuge derer die Sanitärräume, die Küche, die Bäder und das gesamte Leitungssystem von Grund auf erneuert wurden, standen die beiden neuen Besitzer des Hauses in den leeren Räumen und sahen „ihre“ Farbe vor sich: „Weiß ist es einfach, da soll mir keiner was von „steril“ erzählen“, so Gina. „Die Farbe Weiß bringt Licht in einen Raum, sie weitet ihn und alles lässt sich mit allem perfekt kombinieren. Sie sehen es ja selbst, die Stühle und der Tisch passen gut zusammen, obwohl sie aus unterschiedlichen Epochen und Ländern stammen. Weiß vereint den Stil und es sorgt für Großzügigkeit. Ich schwöre drauf, und Marc sieht das auch so.“ Allerdings hat er sich eine „Weiß bleibt draußen“ Höhle im Keller gesichert, deren Wände in einem dunkleren Ton, Petrol, gehalten sind. Hier finden sich auch ein Ledersofa und jede Menge Bücher. „Es lebt sich hier wie zu Zeiten von Sherlock Holmes“, lacht Marc, der gerne seine Zeit in diesem Ausnahmeraum verbringt. Marc ist als gebürtiger Engländer sozusagen vorbelastet. Dieser Raum ist für ihn ein Stück Heimat, deren Coziness er manchmal doch vermisst.
Schöne, unique Details: Ginas Werk Bei den Möbeln, Stühlen, Beistelltischen, dem Bett etc. waren beide gleichermaßen involviert. Bei der Dekoration hingegen hat sich Gina durchgesetzt bzw. die Regie übernommen. „Marc sagt zu allem „ja“, aber aussuchen muss ich die Sachen, und das tue ich gerne. Mich findet man sehr oft auf Flohmärkten oder Auktionen und in der Stadt habe ich einen antiquitätenladen, der mich ständig beliefert.“ Was bei Ginas Leidenschaft heraus kommt, sieht man. Eine klare Vorliebe
Marcs Männerhöhle im Keller. Ledersofa und jede Menge Bücher. „Ich lebe hier wie zu Zeiten von Sherlock Holmes“, sagt Marc.
Das Masterschlafzimmer ist farblich ein wenig ein Stilbruch zu den anderen Räumen.Aber nicht weniger reizvoll.
Reiz mehr. »
Gina Bolan
kann man beim Thema „Gläser“ ausmachen. „Ich mag Glas, und ich staune, wie viele Varianten es doch gibt“; so Gina. So finden sich im Haus, das sie unter sich als „One in a Million Villa“ bezeichnen, bauchige Bonbongläser mit feinen Gravuren, hohe, schlanke Gläser, in denen Blumen prangen. Ebenso hat Gina ganze Sets wertvoller Gläser, die dekorativ auf Tabletts präsentiert werden. „Auf einen Sherry kann hier jeder gerne hereinschneien, die Gläser sind da und wollen benutzt werden“, sagt die Hausherrin, die nichts mehr liebt, als Gäste zu bewirten. Auch die bunten Hippiekissen sind Ginas Werk, buchstäblich. Sie näht sie selbst und drapiert sie an immer wieder anderen Stellen.
„So bleibt die Spannung erhalten, und es macht Spaß, ständig umzudekorieren.“ Gina liebt das! Alt und Neu genial kombiniert. Ein besonderer Raum ist die Küche. Obwohl sie komplett neu mit allem eingerichtet ist was man braucht, haben die beiden Wert darauf gelegt, dass auch ein Hauch der guten alten Zeiten in ihr steckt. Die Messingstange vor dem Herd ist ein Beispiel dafür, aber auch das markanteste Element, die unverputzte Wand, stellt einen Bezug zur Geschichte des Hauses und seiner früheren Bewohner her. „Die Vorstellung, dass ich jemals wieder in so einem Neubaukasten wohnen müsste, ist mir ein Gräuel“, meint Gina. „Wenn man sich an etwas Schönes aus einer anderen Zeit gewöhnt hat, hat Neues, egal wie smart ausgestattet, keinen Reiz mehr“, so Gina. Man kann davon ausgehen, dass die beiden hier viele zufriedene Jahre verbringen werden, mit Hund Buckley und weiteren Tieren. Ein Traum von einer Stadtvilla wurde wahr. Für die beiden ist das Haus auch eine Art Spielplatz. „Ich male mir die Welt, wie sie mir gefällt“, lacht Gina. „Es muss uns gefallen, das ist die einzige Vorgabe, und der Garten wird schon jetzt von den Nachbarn als „der schönste Garten der ganzen Straße“ geführt“: Man kann davon ausgehen, dass den beiden die Arbeit im und vor dem Haus nie ausgehen wird.