TRIP DURCH DIE ZEIT

Fotos: Carpetright / www.carpetright.co.uk

In der geräumigen Wohnung in London Teddington hat sich eine weit gereiste Archäologie-Professorin ein Idyll und einen Rückzugsort geschaffen. Ihre

Gäste finden sich auch gerne hier ein, manche für etwas länger, andere nur auf ein leckeres Dinner. Ein Haus, das allen offensteht!

Die Wohnung stammt aus einer Erbschaft und musste erstmal aufwendig entkernt und renoviert werden. Der Kamin und die Fenster sind noch ein Gruß aus der Vergangenheit.

Der Platz unter der Treppe könnte fast dem Stilleben eines alten Meisters entsprungen sein. Der gestreifte Teppich ist dabei genau die Abwechslung, die der Raum braucht.

Überall findet sich Altes mit Geschichte in der Wohnung. Die Lampe dagegen ist neu und korrespondiert hervorragend mit der Gartentüre.

Der Essbereich ist für unseren Geschmack schon fast ein wenig zu Vintage.

Aber was will man auch erwarten? Hier wohnt schließlich eine Archäologie-Professorin.

it diesem, in einem typisch viktorianischen Haus gelegenen, geräumigen Apartment hat sich eine Londoner Archäologie-Professorin ihren Heimatanker geschaffen. Dass Geschichte allgemein für sie wesentlich ist, ist klar. Auch wenn Bella Knight-Lewis in vielen Ländern gelebt hat, hatte sie immer den Plan, sich eines Tages einen festen Ort zu schaffen. Und der ist nun in diesem 6 Zimmer Apartment in London Teddington gefunden worden. Bella Knight-Lewis ist eine schillernde Persönlichkeit, die viel weiß, tolle Stories im Gepäck hat, eine Frau, die sich jeder Kategorisierung entzieht. Bella: „Ich bin so, wie ich mich gerade fühle, und die Vielfalt meiner Facetten reflektiert sich auch in der Wohnung.“ „Ein Hang zu Altem, Wertvollem, also Dingen mit Geschichte, lässt sich aber nicht leugnen“, lacht Bella, die ursprünglich aus Perth in Australien stammt, sich jetzt aber very British fühlt. „London ist die perfekte Stadt für mich –Modernes und Altes existieren hier einträchtig neben- und miteinander, alle Kulturen finden sich. London ist emotional und geistig beflügelnd. genau das brauche ich auch! M

Weite Reisen, viele Erinnerungen –ein Heim voller Individualität Dieses Haus hat Bella sofort angesprochen. „Natürlich war die Wohnung nicht gerade günstig, aber London ist eben teuer, das wusste ich“, erläutert Bella. Eine Erbschaft kam gerade recht. So kam das Stück Geld daher, das nötig war, um bei der Wohnung keine Kompromisse einzugehen. „Die Handwerker haben wirklich alles neu machen können. Der alte, seltsame Anstrich der Wände wurde entfernt genau wie diese alten Teppichböden. Ich war zuerst wirklich geschockt, aber der große Kamin zwinkerte mir zu, wie, um mir zu sagen: Das war doch nur eine Phase, die jetzt vorbei ist. Jetzt stellst du die Weichen für Neues.“ Bella ist sich dieser Version der Ereignisse völlig sicher. Also gekauft, renoviert –Bella war glücklich und ist es in ihrer eher ruhigen Straße, in der man sich noch kennt, auch geblieben.

« Ich habe Profis beauftragt, die mir das Bad so erstellen sollten, als sei es Anno 1940, allerdings mit nagelneuen Leitungen und Armaturen. Die Wanne ist auch neu – das hätten Sie wohl nicht gedacht, oder? »

Bella Knight-Lewis

Auch in der Küche und dem Arbeitszimmer bleibt sich Bella treu. Nur nicht bei der Bodenwahl, hier kommt Holz und Stein zum Einsatz, kein Teppich.

Die Wände: Farben voller Mystik und Behaglichkeit Die weißen, bzw. an diversen Stellen nicht mehr weißen Wände waren für Bella ein Ansporn, es ganz anders zu machen. „Ich habe mir x Farbpaletten kommen lassen und natürlich auch einen Interior Decorator hinzu genommen. Die Frage, wie ich mich selbst sehe, wie ich mich in der Immobilie sehe, welche Farben mich glücklich machen, welche Farben mich beruhigen, diese positiven Vorgaben haben im Resultat eine Farbpalette ergeben, die sicher nicht jedem liegt - mir aber sehr.“ So koexistieren ein zartes Blau neben olivfarbenen Wänden, Und im Arbeitszimmer hat sich Bella einen netten Gag einfallen lassen: Die Wand ihrem zarten Schreibtisch gegenüber darf ruhig zwei Farben aufweisen, in diesem Fall Rot und Grau. „Das Rot hat die XXl-Lampe auch gleich abgekriegt. Das ist schon eine kräftige Farbe, die mich aber auch wach hält, wenn ich mal wieder nachts Klausuren korrigieren muss.“ Bella hat sich hier schnell eingefunden, weil eben alles ihre Handschrift trägt. „Von hier aus von den Touren zu träumen – das tut so gut, ich vermisse einfach nichts.“

Klare Formen – Bella, der gradlinige Typ Mit einer „Girlie“ Kultur konnte Bella noch nie etwas anfangen. Als echter Wildfang, wie man das früher nannte, freute sie sich auf jede Studienreise, bei der es ordentlich am oder im Boden zu wühlen gab und aufgeschlagene Knie als Trophäe galten. „Da war ich in meinem Element“, lacht Bella. „Ich im Khakianzug, ein Hut drauf, feste Stiefel an - so habe ich Schicht für Schicht abgetragen, bis sich vielleicht ein Stück Vase zeigte oder andere Zeichen früherer Zivilisationen. Dieses Prinzip, Schichten zu entfernen, hat sich auch nach Teddington übertragen lassen. „Ich habe hier in der Nähe eine Art Studio gemietet, dort warten allerhand geschenkte oder geerbte Möbel darauf, von den alten Schichten befreit zu werden. Nichts lieber als das, wozu bin ich Archäologin?“ meint Bella dazu. Und wie das Abtragen am Ende aussieht, kann man an der Anrichte erkennen, die im Esszimmer als Hingucker dient. „Das helle Holz zeigte sich erst nach und nach. Das ist eine spannende Tätigkeit, die mich sehr gut vom verkopften Alltag ablenkt. Da sieht man eben auch etwas, Bella mag das, genau wie den schlichten und klaren Stil der Möbel ohne Chichi. „Klare Konturen bei Tischen und Stühlen – das ist genau mein Stil.

Holz, Korb, Leinen –natürliche Materialien sind Trumpf Wie es oft so ist, haben viele ihrer Gäste Vergleiche und Bilder mit im Gepäck. „Manch einer sagt, dass es bei mir wie in einem schwedischen – oder französischen – Landhaus aussieht. Das dürfen sie auch gerne, denn nur ich allein weiß, dass die Dinge hier aus sicherlich 35 verschiedenen Ländern stammen. Ich gestehe, dass ich ein Faible für Spielzeug habe, selbst wenn ich keine Kinder habe. Dann bin eben ich das Kind, und das alte Holzpferd dort ist mein absoluter Liebling!“ Darüber hinaus kann man sehen, dass die Besitzerin der Wohnung Wert auf natürliche Materialien legt. Die Böden

Wenn sich Wandfarbe und Interieur farblich so zurücknehmen, dann wirken Accessoires wie das gelbe Plaid samt Kissen umso stärker.

zieren Teppiche aus Sisal oder Wolle. Neben den Möbeln aus Holz kommt Korb zum Einsatz. Die Stühle sind ein toller Mix aus verschiedenen Epochen, teilweise auch selbst aufgearbeitet. teils vom Profi neu bezogen. Alles zusammen ergibt etwas Natürliches, das Behaglichkeit ausatmet. „Gerade weil die Möbel aus verschiedenen Epochen stammen, haben sie mit, meinem Leben zu tun. Alles hier erzählt eine Story, der ich gerne lausche.“

Das Bad – alt, aber nicht wirklich Beim Bad wollt Bella Knight-Lewis keine Kompromisse eingehen. „Da war vieles morbide, das musste weg. Ich habe Profis beauftragt, die mir einen Raum erstellen sollten, der so wirkt, als sei es Anno 1940, allerdings mit nagelneuen Leitungen und Armaturen. Die Wanne ist auch neu – das hätten Sie wohl nicht gedacht, oder?“ Jeder Raum, das muss man anerkennen, hat diverse Elemente, die mit Geschichte generell zu tun haben. Neues, gar Künstliches, das ist Bella ein Gräuel.

« Gerade weil die Möbel aus verschiedenen Epochen stammen, haben sie mit, meinem Leben zu tun. »

Bella Knight-Lewis

„Das bin ich meiner Profession doch schuldig, dass gerade ich mich für alte Dinge stark mache. Ich habe hier eine Schatzkammer, die den Dingen ihren Wert lässt bzw. ihn neu vergibt. Das ist genau richtig für mich. Auch wenn ich jetzt weniger reise, will ich von Dingen umgeben sein, die aus einem anderen Land stammen. So reise ich eben im Kopf, ist doch auch bequemer“, lacht Bella. Man kann sie nur zu diesen schönen Räumen beglückwünschen. Ein zauberhafter Ort in einer der interessantesten Städte der Welt wurde hier erschaffen.

DER WÄRME

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