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Buchtipps von Denis Scheck

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Kreuzworträtsel

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NEUE BÜCHER MIT DENIS SCHECK

Denis Scheck

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Denis Scheck, Jahrgang 1964, gilt als witzigster und schlagfertigster Literaturkritiker deutscher Sprache. Bereits mit 13 gründete er eine eigene Literaturzeitschrift. Später studierte er Germanistik, Zeitgeschichte und Politikwissenschaft und wurde Literaturagent, Übersetzer, Herausgeber, Redakteur beim Deutschlandfunk und freier Kritiker. Er gehörte zur Jury des Bachmann-Preises und wurde für sein Wirken vielfach ausgezeichnet.

In seiner Sendung druckfrisch in der ARD stellt Denis Scheck Neuerscheinungen vor und interviewt Schriftsteller. Er lobt und lästert über Bücher und Autoren, empfiehlt und kritisiert. druckfrisch ist eine sehr unterhaltsame Literatursendung und wurde mit dem Bayerischen Fernsehpreis ausgezeichnet.

DIE NÄCHSTEN SENDUNGEN: • 27. März 2022, 23.35 Uhr • 24. April 2022, 23.35 Uhr • 29. Mai 2022, 23.35 Uhr Termine ohne Gewähr | www.daserste.de

Denis Scheck empfiehlt!

Er liebt Bücher, er lobt Bücher, er verreißt Bücher. In unserem Magazin stellt Denis Scheck seine Top-Titel der Saison vor. Total direkt und mit Witz

Die ganze Geschichte

Mir ein Rätsel, warum dieser literarische Tausendsassa Aboud Saeed in Deutschland nicht viel berühmter ist. Der seit 2013 in Berlin lebende Saeed zählt für mich zu den faszinierendsten, weil beobachtungsstärksten und auch formal innovativsten Autoren – und wahnsinnig komisch ist er obendrein. In der arabischen Welt kennt jedes Kind Aboud Saaed als „der klügste Mensch im Facebook“, denn so nannte er sich in selbstbewusst ironischem Gestus einmal in einem seiner Posts, und dieses Etikett blieb kleben. Die libanesische Tageszeitung Annahar adelte 2012 seine anarchische digitale Kurzprosa mit den Worten: „Auf Facebook zu gehen, ohne Aboud Saeed kennenzulernen, ist, wie nach Paris zu reisen, ohne den Eiffelturm zu sehen.“ Der klügste Mensch im Facebook lautete der hoch ironische Titel seines ersten Buchs, in dem er seine Posts auf Facebook sammelte: Privates, Politisches und Poetisches, Alltägliches und Absurdes, Wunschträume, anarchistische Gemeinheiten und prägnante Kurzkommentare zur aktuellen Lage. Die ganze Geschichte ist ebenfalls Facebook-Literatur und erzählt von seiner Flucht nach Deutschland, die ihm seine Verlegerin Nikola Richter und seine Übersetzerin Sandra Hetzl ermöglichten, vom Leben in Berlin, wo Saeed inzwischen in der Werkstadt des isländischen Künstlers Olafur Eliasson arbeitet, von der Sehnsucht nach Ankommen und der Schizophrenie des Exils. Eine aufregende neue literarische Stimme, auch eine aufregend neue Form von Literatur.

Aboud Saeed Die ganze Geschichte Zweisprachig: Arabisch/Deutsch 372 S., 23,00 € Mikrotext Katerina Poladjan Zukunftsmusik 192 S., 22,00 € eBook 18,99 € S. Fischer

Zukunftsmusik

Dieser wunderbar elegant komponierte Roman spielt an einem einzigen Tag irgendwo in einer Stadt in Sibirien. Wir schreiben den 11. März 1985. Im Radio einer Kommunalka, also einer früheren großbürgerlichen Wohnung, die nun als Zwangs-WG mehreren Familien zugewiesen wurden, die sich jeweils in ein Zimmer quetschen und sich Küche, Bad und Toilette teilen, läuft dauernd Chopin – der 3. Satz aus Chopins zweiter Klaviersonate, einem Trauermarsch. Und wenn diese Musik aus den Lautsprechern dringt, weiß jeder Sowjetbürger: Wieder mal ist einer der Greise aus dem Politbüro der KPDSU abgenippelt … Es ist der Todestag des Partei- und Staatschefs Konstantin Tschernenko. Dass damit das Ende der Sowjetunion begann, konnte niemand ahnen. Der Nachfolger Michail Gorbatschow leitete mit Glasnost und Perestroika den Wandel des Ostblocks ein – das ist die Zukunftsmusik, von der Katerina Poladjan in ihrem atmosphäredichten Roman erzählt. Es geht aber auch um ein Punkkonzert, das Janka, eine Arbeiterin in einer Glühlampenfabrik, an diesem Abend in der Kommunalka veranstaltet. Ein berühmter Liedermacher hat seinen Besuch angekündigt – es kann die große Chance für Janka sein. Aber glauben Punkerinnen eigentlich an Chancen? Katerina Poladjan erzählt mit vielen Referenzen an die Granden der russischen Literatur von Tolstoi über

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Gogol bis Tschechow von vier Frauengenerationen, einem Imperium in der Stagnation und nicht zuletzt von der Liebe unter widrigen Bedingungen.

Die Nächte der Pest

Für seinen neuen Roman setzte Orhan Pamuk auf eine ganz und gar originelle Idee: Was wäre, wenn eine Pandemie eine fiktive Mittelmeerinseln heimsuchen würde? Lange vor Corona begonnen, sah sich der türkische Literaturnobelpreisträger während der jahrelangen Arbeit an seinem Roman in seiner Imagination bald von der Realität eingeholt. Dem Roman hat das ganz sicher genützt. Auf diese Weise integriert sich Pamuks üppige historische Fantasie über die rosenduftende Insel Minger, die aus dem Osmanischen Reich ausbricht, sich mit der Sultanstochter Pakize Sultan als Königin für unabhängig erklärt und mit einer Pestepidemie zu kämpfen hat, für uns pandemiegeplagte Leserinnen und Leser ganz und gar nachvollziehbar in unseren Alltag. Ein Schmöker voller Erkenntnisblitze.

Dschinns

Immer wieder verblüffend, wie erkentnisträchtig die gute, alte Form des Familienromans sein kann. Fatma Aydemir nutzt ihre von den 70er- bis in die 90er-Jahre reichende Erzählung der in die Bundesrepublik eingewanderten Familie Yilmaz, indem sie alle Familienangehörigen hintereinander zu Wort kommen lässt: Vater, Mutter, zwei Töchter, zwei Söhne. Alle entwickeln höchst unterschiedliche Perspektiven auf dieselben, das Leben der Familie prägenden Geschehnisse. Der Vater Hüseyin kam zunächst als Arbeitsmigrant allein nach Deutschland, holt schließlich seine Ehefrau und die jüngeren Kinder nach, die älteste Tochter aber bleibt zunächst in der Türkei. Eine Entscheidung mit schwerwiegenden Konsequenzen … Ein Roman, der viele uns heute bewegende Themen verhandelt: politisch, berührend, klug und vielschichtig.

Die Hohenzollern und die Nazis

Heinrich Heine kam als Erster auf den Gedanken, „der Teufel, der Adel und die Jesuiten existieren nur so lange, als man an sie glaubt“. In seiner Geschichte einer Kollaboration zeichnet der 1966 geborene Historiker Stephan Malinowski akribisch nach, wie sich der preußische Kronprinz im Bewusstsein seines Bedeutungsverlusts nach der Revolution 1918 politisch radikalisierte, die Republik aufseiten der Rechten bekämpfte und spätestens von 1930 an mit den Nationalsozialisten paktierte. Damit stand Wilhelm Prinz von Preußen nicht allein im deutschen Hochadel. Verblüffen muss allerdings, dass diese nun von Malinowski in seiner brillant geschriebenen Studie präsentierten Fakten im Deutschland der Gegenwart immer noch eine Debatte auslösen kann.

Orhan Pamuk Die Nächte der Pest 696 S., 30,00 € eBook 23,99 € Hanser Fatma Aydemir Dschinns 368 S., 24,00 € eBook 17,99 € Hanser Stephan Malinowski Die Hohenzollern und die Nazis – Geschichte einer Kollaboration 753 S., 35,00 € eBook 30,00 € Propyläen

Der weltbekannte Schriftzug Hollywood in den Hollywood Hills war ursprünglich vier Buchstaben länger. Er lautete Hollywoodland, wurde im Mai 1923 von einer Maklerfirma auf dem kalifornischen Mount Lee aufgestellt und warb für ein Neubaugebiet. 1949 wurde der Schriftzug restauriert und die Endsilbe „land“ entfernt.

Passport?

WISSEN TO GO

WISSEN to go

Die Finnen hatten im letzten Jahrzehnt ein verdammt cooles Ausweisdokument. In ihrem Reisepass war ein Daumenkino mit einem laufenden Elch als Sicherheitsmerkmal integriert, das man sich heute noch im Netz und in Bewegung anschauen kann. Norweger und

Schweden waren passtechnisch ähnlich kreativ. Jetzt haben die Belgier aufgeschlossen. Der neue Pass, den die belgische

Außenministerin Sophie Wilmès im Januar 2022 vorstellte, „wird auch dank seines originellen Designs, einer Hommage an unsere Comicfiguren, sofort erkennbar sein“. Wie wahr,

Comics aus Belgien sind weltberühmt. Und daher wartet schon auf Seite 2 des Passports Professor Bienleins rotweiß lackierte Mondrakete aus Tim und Struppi auf den nächsten Zollbeamten. Lucky Luke, Jolly Jumper, die Daltons im Monument Valley, Spirou und Fantasio, Largo Winch, Blake, Mortimer und die Schlümpfe sind dabei. Und das im Dschungel von

Palumbien beheimatete Marsupilami schaut auch noch vorbei. „Wir wissen alle, wie wichtig Comics für Belgien sind“, sagte Sophie Wilmès. Nicht nur für Belgien.

Bilder und Illustrationen: © Shutterstock.com | Text: Klaus-Dieter Müller Zu zweit ist man weniger allein

Das gilt für Mensch und Tier. Eingedenk dessen müsste es Goldfische, Meerschweinchen, Hamster und Kaninchen seit 14 Jahren wie magisch in die Schweiz ziehen. Warum werden Sie dort nie einen

Goldfisch allein in seinem Glas sehen? Alleinsein macht depressiv. Laut Schweizer Tierschutzgesetz von 2008 müssen es immer zwei sein. Also – Goldfische. Auch das einzelne Meerschweinchen hat ausgedient. Hamster und Kaninchen dürfen ebenfalls keine Singlehaushalte mehr führen. Auch für sie gilt: immer nur im Doppelpack. Zu zweit ist es einfach besser.

LITERATUR

Selfpublishing – besondere Bücher entdecken

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Zu den Leseproben und Interviews: BUCHSZENE.DE/buecher-entdecken

Birgit Hufnagl Sommer & Winter im Dienst 250 S., 14,00 €

Peter Strauß Ende offen 156 S., 14,00 €

Marcus Paudler Blutige Geheimnisse – Er gehört mir! 294 S., 13,95 € Kerstin Stefanie Rothenbächer Folge mir ins Glück 70 S., 13,99 €

Reinhard Löchner Aufbruch nach Honua 484 S., € 19,99 €

Bernd Richard Knospe Abgründige Wahrheit 580 S., 15,90 € Ira Loh Auf doppeltem Boden 385 S., 19,90 €

Bruno Hof Serera – Die zwei Welten 823 S., 29,90 €

Daniel Dakuna Anekdoten eines Beifahrers 327 S., 20,00 €

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