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Editorial

Gemäss Wikipedia steht der Begriff des Vereins für «eine freiwillige und auf Dauer angelegte Vereinigung von natürlichen und/oder juristischen Personen zur Verfolgung eines bestimmten Zwecks, die in ihrem Bestand vom Wechsel ihrer Mitglieder unabhängig ist». Ich versuche, diese Defnition nun etwas auseinanderzunehmen und Stück um Stück frei zu interpretieren. Freiwillig: Was als freiwillig bezeichnet wird, ist unterschiedlich. Das erleben wir seit kurzem ständig aufs Neue und immer wieder auf einem anderen «Niveau». Mit verschiedenen Mitteln des Ausschlusses kann man jemanden offenbar mit gutem Gewissen zu einer offziellen Freiwilligkeit zwingen. Im Zusammenhang mit einem Verein dürfte dieses Machtkalkül aber glücklicherweise die Ausnahme sein. Freiwilligkeit hat meistens mit direkter Freude an einer Sache und Überzeugung zu tun. Auf Dauer: Dies sollte für uns «Waldmenschen» etwas Bekanntes sein. Nehmen wir beispielsweise die Stammscheibe einer Arve mit einem Durchmesser von 80 cm auf den Schoss, so wird uns sehr direkt vor Augen geführt, was «auf Dauer» heissen kann. Mit Kinderaugen betrachtet, ist die Lebensdauer einer solchen Arve noch nicht greifbar. Da sind die eigenen Eltern mit ihren 50 Lenzen schon alt. 800 Jahre sind aber auch für Erwachsene nicht einfach zu (be)greifen. Und alles, was noch älter ist, so wie unsere Berge und Gletscher, die Ozeane usw., bedeutet für den Menschen wohl eine kaum mehr wirklich fassbare Dauerhaftigkeit. Liegt hier auch eines unserer Probleme, wenn wir über Klimawandel und wirksame Massnahmen gegen eben diesen debattieren? Die Verfolgung eines bestimmten Zwecks: Wie viele unter Ihnen, durfte auch ich schon in verschiedenen Vereinen eine Funktion im Vorstand wahrnehmen. Ich möchte betonen: durfte. Dabei kam ich auch in Berührung mit Vereinsstatuten. In diesen muss der Vereinszweck festgehalten werden. Nicht selten wird dort unter anderem auch die Förderung des Zusammenhalts und des (fachlichen und geselligen) Austauschs erwähnt. Zeigt uns das nicht, wie wichtig der direkte Kontakt innerhalb unserer Spezies eigentlich ist? Unabhängig vom Wechsel der Mitglieder: Nicht jede Nase, jeder Schmuck, jede Kleidung und jede Meinung gefällt mir gleich gut. Davon unabhängig kann ich aber mit verschieden bekleideten und «geschmückten» Leuten und Nasen gleiche Interessen verfolgen. Auch wenn wir im Detail nicht immer gleicher Meinung sind. Andere Meinungen zu akzeptieren, ist nicht in jedem Falle einfach, hat jedoch mit Respekt zu tun. Und irgendwann sollte ich mich wieder darauf besinnen, dass wir ja eigentlich gemeinsam irgendwelche Interessen verfolgen wollten. Andere Meinungen haben auch für mich meist irgendwo eine positive Seite und (aus meiner persönlichen Sicht) ihre Wahrheit. Es braucht dann manchmal den bekannten Schritt zurück, den Blick aus einer gewissen Distanz, um dann gemeinsam wieder sichere Schritte nach vorn gehen zu können. Was ich damit sagen will? Unabhängige Vereine sind wichtig! Heute vielleicht mehr denn je. Viele Leute konnten (unter anderem als Folge unseres gesellschaftlichen Wandels und Wohlstands?) noch keine Erfahrung mit der Zugehörigkeit in einem Verein machen oder kehrten diesem in einem Anfug persönlicher Enttäuschung kurz entschlossen den Rücken zu. Wie wäre es, wenn wir, die einem Verein angehören, die anderen dazu ermuntern, auch mitzumachen und dabei zu sein? Bei der Vereinsarbeit steht doch im Allgemeinen der erste Teil des Worts an oberster Stelle. Sich für gemeinsame Interessen zu vereinen, sich zu treffen und zu engagieren, bedeutet nicht nur harte Arbeit, sondern auch lachen, glücklich sein und Gemütlichkeit erleben!

Redaktor Jörg Clavadetscher

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