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Klimaschutzprojekte im Wald

Forstbetriebe können die Ökosystemleistung «Klimaschutz» in Wert setzen und so defizitäre Schutzwaldpflege und andere nicht abgegoltene Massnahmen zugunsten der Allgemeinheit finanzieren.

Hubertus Schmidtke

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Wald-Klimaschutzprojekte

Der Wald ist ein grosser Kohlenstoffspeicher (C), 50 Prozent der Biotrockenmasse sind purer Kohlenstoff. Steigt der Holzvorrat eines Waldes an, so wird CO 2 aus der Luft aufgenommen und das C in der Biomasse eingelagert (CO 2 -Senke). Wird der Holzvorrat abgebaut, so wird der Wald zur CO 2 -Quelle. Den Wald als Systemgrenze zu wählen, macht Sinn, da die Eigentumsrechte klar sind. Die Bäume und somit das eingelagerte C gehören dem Waldeigentümer. Werden die aus dem Wald geholten Holzmengen verbaut, so entsteht ein neuer C-Speicher zum Beispiel in Gestalt eines Dachstuhls. Dieser gehört dann jedoch der Bauherrschaft. Forstbetriebe haben einen grossen Spielraum in der Vorratshaltung im bewirtschafteten Wald. Holz lässt sich auf verschiedenen Vorratsniveaus nachhaltig nutzen. Den Wald in Gestalt eines Reservats ganz aus der Nutzung zu nehmen, ist dabei ein Spezialfall und nur kleinflächig ealisierbar. Der freiwillige Markt für Klimaschutzmassnahmen bietet Waldeigentümern die Möglichkeit, für im Wald eingelagertes C, Zertifikate zu generieren. Es handelt sich um die Inwertsetzung einer Ökosystemleistung. Käufer dieser Zertifikate kompensieren in der Regel damit Emissionen von fossilen Energieträgern. Damit ein CO 2 -Senkenprojekt akzeptiert wird, muss es nach anerkannten Methoden durchgeführt und kontrolliert werden. Das heisst unter anderem, der Anfangsvorrat an Holz, der Zuwachs und die Nutzung (plus Mortalität) müssen mit definierten Genauigkeiten bekannt sein. Für die Glaubwürdigkeit sorgen Standards und externe Prüfungen. Klimaschutzzertifikat verkaufen sich nicht von alleine. Es braucht Konzepte für Marketing und Vertrieb und entsprechende Verkaufsaktivitäten.

Verein Wald-Klimaschutz Schweiz

Waldeigentümer und deren Verbände haben sich im Verein Wald-Klimaschutz Schweiz zusammengeschlossen, um Waldeigentümern behilflich zu sein, ein Klimaschutzprojekt zu entwickeln und die Zertifikate im freiwilligen Markt für Klimaschutzmassnahmen zu vermarkten. Der Verein stellt eine Methode zur Durchführung von Wald-Klimaschutzprojekten nach der Norm ISO 14064:2 zur Verfügung. Wichtige Komponenten der Methode sind eine Mindestlaufzeit von 30 Jahren, ein genaues Monitoring des Vorrats mit externer Überprüfung. Die Höhe der Speicherleistung ist eine betriebliche Entscheidung. Die Verpflichtung des Waldeigentümers liegt darin, denjenigen Vorrat, für den Zertifikate generiert und verkauft worden sind, zu halten. Der angestrebte Preis pro Tonne CO 2 ist 35 Franken. Dabei entspricht 1 Tfm stehendes Nadelholz 1,2 t CO 2 , 1 Tfm stehendes Laubholz entspricht 1,5 t CO 2 , bezogen auf die Gesamtbaumbiomasse. Nach 2020 sollen Waldprojekte auch für den verpflichteten Markt möglich sein. Dieser basiert auf den internationalen Verpflichtungen der Schweiz. Es ist aber noch nicht sicher, welche Mengen im Waldbereich dann anrechenbar sein werden. Der verpflichtete Markt ist auch im Fokus des ereins. Eine Reihe von Forstbetrieben hat ihr Interesse an einem Klimaschutzprojekt angemeldet. Vorabklärungen und Projektentwicklungen sind im Gange, ebenso Marketing und Vertrieb.

Klimaschutzprojekt Prättigau-Davos

Auch in Graubünden wird derzeit ein solches Klimaschutzprojekt entwickelt, und zwar auf dem Gebiet der Prättigau Landschaft Davos GmbH, PLD. Die PLD ist ein Zusammenschluss der Waldeigentümer primär zum Holzverkauf. Eine solche Struktur eignet sich dann aber auch, ein regionales Klimaschutzprojekt zu führen. Dieses kann dann als Modell für andere Regionen in Graubünden dienen. Ausgangspunkt sind die aktuellen Holzvorräte und die Modellvorräte des jeweiligen Waldtyps, welche durch das Amt für Wald und Naturgefahren hergeleitet wurden. Dieser sogenannte Gleichgewichtsvorrat ist ein theoretischer Vorratsrahmen (Tfm/ha), bei dem sich der Wald dauernd natürlich verjüngen sollte und bei der Nutzung und Zuwachs konstant gehalten werden können. Er wurde basierend auf den modellierten Vegetationshöhenstufen und Literaturangaben bestimmt. In der Regel liegen die aktuellen Vorräte über den oberen Modellwerten. Die Waldeigentümer können sich nun verpflichten, einen bestimmten Vorrat innerhalb der Modellspanne nicht zu unterschreiten.

Beispiel subalpiner Fichtenwald

Der aktuelle Vorrat im subalpinen Fichtenwald im Gebiet der PLD beträgt derzeit 360 Tfm/ha, die Modellrahmenwerte sind 250–300Tfm/ha. Die derzeitige Marktlage ausgeblendet, sollte der Vorrat auf 300 Tfm abgesenkt werden. Der Vorrat könnte aber auch bis auf 250Tfm/ha zurückgehen. Der Waldeigentümer verpflichtet sich nun zum Beispiel, den Vorrat nicht unter 300Tfm/ha absinken zu lassen. Die Differenz zu den möglichen 250, also 50Tfm/ha stellen das Klimaschutzprojekt dar. Dieses wird linear über die Projektlaufzeit verteilt. Bei einer Mindestlaufzeit von 30 Jahren sind das dann 1,67 Tfm/ha/Jahr oder 2 t CO 2 /ha/Jahr (alle mit Nadelholz gerechnet). In diesem Falle kann also der volle Zuwachs genutzt werden und es könnte sogar noch der Vorrat auf 300 abgesenkt werden, oder der Bereich zwischen 300 und 360 m 3 /ha dient als Puffer für mögliche Kalamitäten. Die aktuellen Hiebsätze im Gebiet der PLD liegen unter dem Zuwachs (plus Mortalität). Die Vorräte steigen in der Tendenz daher eher noch an, als dass sie absinken. Es geht also nicht einfach darum, den Vorrat zu erhöhen, was auch möglich wäre, sondern es geht darum, eine mögliche Absenkung nicht durchzuführen. Das mögliche Mass der Verpflichtung wird durch die Modellgrenzwerte bestimmt, die den optimalen Vorratsrahmen umschreiben. Eine solche Verpflichtung innerhalb der Modellgrenzen stellt einen sehr moderaten Ansatz für ein Klimaschutzprojekt dar, der die aktuellen Hiebsätze zum Beispiel auf dem Gebiet der PLD nicht tangiert. Da dort die Vorräte weiter steigen werden, ist das Projekt sehr robust gegenüber möglichen Kalamitäten und auch gegenüber Marktschwankungen.

Dr.Hubertus Schmidtke ist Geschäftsführer von FSC Schweiz und bringt somit viele wertvolle Erfahrungen in die ebenfalls von ihm geführte Geschäftsstelle des Vereins Wald-Klimaschutz Schweiz.

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