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Moderne Holzernte mit regionaler Wertschöpfung der Biomasse
Eine moderne Holzernte nach den Kriterien des besten Arbeitsverfahrens und der hohen Wirtschaftlichkeit kann nur erreicht werden, wenn die Planung frühzeitig unter Einbindung der Spezialisten gemeinsam stattfindet. Somit kann von Beginn an sichergestellt werden, dass diese Punkte einen möglichst hohen Erreichungsgrad haben werden. Weiterhin sind die Verantwortlichkeiten dadurch klar geregelt.
M. Deflorin
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Das richtige Arbeitsverfahren wird bei der Eingriffsplanung gewählt
Die waldbaulichen Kriterien für eine Nutzung müssen vom Forstdienst vorgängig klar definier werden. Die Basiserschliessung (Abfuhrstrasse) einer Feinerschliessungseinheit (Holzschlagfläche hat einen grossen Einflussauf die möglichen Arbeitsverfahren, welche schlussendlich die Wirtschaftlichkeit der Holzernte stark beeinflussen Die Basiserschliessung entscheidet auch darüber, ob es überhaupt sinnvoll ist, eine Bringungsme-
Rückearbeiten im Bodenzug, Baumverfahren.
(Foto: Forstbetrieb Ilanz) thode im Baumverfahren (Bäume mit Äste an die Strasse zu bringen) durchzuführen. Lässt die Basiserschliessung es nicht zu, die geerntete Biomasse vernünftig aufzuarbeiten und abzuführen, bleibt diese im Wald liegen, was vor allem den sicherheitstechnischen Teil schwieriger macht. Nachweislich geschehen die meisten Forstunfälle im Bestand beim Fällen und Rüsten und weniger auf den Aufarbeitungsplätzen, da dort die Arbeiten meistens mit modernen Maschinen ausgeführt werden. Bei einer Bringung im Stamm- oder Sortimentsverfahren (im Bestand manuell geastet) sind die Forstleute dieser Gefährdung und Mehrbelastung des Körpers um circa 60% länger ausgesetzt, als bei einer Bringung im Baumverfahren. Aufgrund der Gegebenheiten wird die beste Bringungsvariante mit der wirtschaftlichsten Lösung gesucht und dann kann mit der Detailplanung begonnen werden. Spätestens zu diesem Zeitpunkt sollte der Spezialist für das angewendete Bringungssystem in die Planung miteinbezogen werden. Die detaillierte Feinerschliessungsplanung ist entscheidend dafür, ob der Eingriff die gesetzten Ziele aus waldbaulicher und wirtschaftlicher Sicht erfüllt. Die Detailplanung beinhaltet die gesamte Holzerntekette vom stehenden Baum bis hin zu den geräumten Aufarbeitungs- und Lagerplätzen. Bei den Holzerntearbeiten kennen wir verschiedene Vergabemöglichkeiten, wie auch Zusammenarbeitsformen. Dies hängt stark davon ab, wie der
Waldbesitzer personell und infrastrukturmässig aufgestellt ist. In den meisten Fällen ist der Waldbesitzer für die Holzernte im Bodenzug sehr gut eingerichtet und spezialisiert. Holzschläge im steilen Gelände werden oft durch Forstunternehmungen mit modernster Seilkrantechnik ausgeführt. Teure Investitionen in Seilkrananlagen und Maschinen für die vollmechanisierte Holzernte sind nur dann wirtschaftlich, wenn eine gute Auslastung vorhanden ist. Diese kann meistens nur durch überregionale Einsätze erreicht werden. Eine weitere Zusammenarbeitsform kann sich bei der Lehrlingsausbildung ergeben. Hier können Lehrbetriebe der Waldbesitzer und der Forstunternehmungen durch Zusammenarbeit die geforderten Lernfelder der Lernenden besser abdecken.
Das Gleichgewicht zwischen Holzerntezeitpunkt, Lagerung und Nachfrage
Ist ein Holzschlag im Detail geplant, kann er grundsätzlich jederzeit ausgeführt werden. Dies stimmt natürlich nur bedingt, da gewisse Gegeben- oder Besonderheiten je nach Schlag berücksichtigt werden müssen. Bei den Arbeiten, wo diese Aussage zutrifft, hat der Waldbesitzer die Möglichkeit, auf spezielle Marktsituationen reagieren zu können, was für ihn finanziell inteessant sein kann. Wurde einmal mit der Holzernte begonnen, stellt sich schnell heraus, ob die Planung gut und zielorientiert war. Eine grosse Ungewissheit bei der Planung ist die Witterung, welche immer wieder Verzögerungen und Erschwernisse bei der Ausführung zur Folge haben kann. Die effizientesteVariante ist, wenn die Holzerntekette möglichst wenig Schnittstellen aufweist und somit nicht zusätzliche Arbeitsschritte notwendig werden. Hier spielt wiederum die Erschliessung eine wichtige Rolle, da je nach Situation ein Vortransport des Nutzholzes nicht notwendig ist. Diese Situation ist jedoch in unserer Region eher selten der Fall, da ein geringer Teil der Basiserschliessung auf 40 Tonnen Gesamtgewicht
Rücken mit konventioneller Seilkrananlage im Baum-
verfahren (Foto: Solèr Holz AG)
ausgelegt ist. Weiterhin fehlt dieser Ausbaustand vielfach auch beim Anschluss über Gemeinde- oder Kantonsstrassen zum Hauptverkehrsnetz. Aus diesem Grund ist der Vortransport in der Holzerntekette ein Kostenpunkt, welcher nicht unwesentlich ist. Die Bringungsarbeiten im Bestand sind je nach System weniger oder mehr witterungsabhängig. Grundsätzlich ist man bei der Bringung im Bodenzug oder mit dem Tragschlepper auf ideale Witterungsverhältnisse angewiesen. Bei der Seilkranbringung sind schlechte Witterungsverhältnisse weniger problematisch. Die Abfuhr vom Holz über die forstliche Infrastruktur muss aber ständig gewährleistet sein. Die effizientesteVariante ist, wenn das Nutzholz direkt vom Holzschlag zum Werk gefahren werden kann. Ist dies nicht möglich, kann das Holz direkt auf die Bahn verladen werden. Sind beide Varianten nicht ausführbar, bleibt nur noch der Vortransport des Nutzholzes zum Holzlagerplatz an einer Hauptverkehrsachse, um es von dort aus zum Abnehmer abzutransportieren.
Aufbereitung und Abtransport von Rundholz
als Winterlager. (Foto: Solèr Holz AG)
Bei der Biomasse gestalten sich die Aufbereitung und der Abtransport etwas schwieriger. Je nach Zeitpunkt der Ernte und der Abfuhrmöglichkeit kann das gesamte Material vor Ort gehackt und direkt ins nahegelegene Werk transportiert werden. Dies ist natürlich die kostengünstigste Variante. Vielfach ist es aber so, dass sich der Abnehmer der Biomasse Gedanken machen muss, ob im Moment, wenn das Material anfällt, der Bedarf bei den regionalen Heizwerken überhaupt vorhanden ist. Ansonsten muss das Holz als Winterlager an einem erreichbaren Ort zwischengelagert werden. Dies hat Mehrkosten zur Folge und muss bei der Ausführung des Holzschlags eingeplant werden, da das Material in dieser Situation ausgeastet werden muss, um es in runder Form transportieren und lagern zu können. Das Restmaterial (reines
Aufbereitung und Abtransport von Kronenmaterial.
(Foto: Solèr Holz AG)
Astmaterial), welches bei dieser Ausführung zurückbleibt, hat den Nachteil, dass es in den wenigsten Heizwerken genutzt werden kann. Das Astmaterial darf nicht allzu lange liegen bleiben, da der Energiegehalt sonst massiv abnimmt. Ist der Aufarbeitungsplatz ganzjährig erreichbar, kann die Biomasse auf einem Haufen gelagert werden, was man als Ganzbaummaterial bezeichnet. Bei diesem Material wurde nur das Nutzholz entnommen. Beim Kronenmaterial ist das Nutzholz sowie die erste Qualität des Brenn- und Industrieholzes entnommen und der Rest wird auf einem Haufen gelagert. Diese vier Sortimente kennen wir in der Bereitstellung der Biomasse aus Holzschlägen. Bei den regionalen Verwertern von Biomasse (AXPO, ewz, Recal und Kleinfeuerungskunden) kann sämtliches Material aus der Region genutzt werden. Die Kleinfeuerungen brauchen Hackschnitzel, welche aus gelagertem Industrieholz hergestellt werden. Eine weitere Variante ist, dass diese zusätzlich noch künstlich getrocknet werden und dadurch einen höheren Energiegehalt aufweisen. Die grösseren Heizwerke in der Region (AXPO, ewz und Recal) benötigen waldfrisches Material, wobei der Wassergehalt bis zu 50 Prozent betragen darf (waldfrisch). Die Schwierigkeit besteht darin, genügend Material zur richtigen Zeit in der Region verfügbar zu haben. Weil nicht alle Waldstrassen ganzjährig befahren werden können, müssen wir vorausschauend planen, um genügend Biomasse für die Wintermonate in der Region verfügbar zu haben. Aus diesem Grund besteht keine andere Möglichkeit, als eine gewisse Menge an Brenn- und Industrieholz in runder Form als Wintersicherheit an den Hauptverkehrsachsen zu lagern. Dieses Material ist aufwendiger bereitzustellen und dadurch auch teurer. Im Mix mit dem Material, welches während der restlichen Monate direkt ab dem Holzschlag zum Heizwerk abtransportiert und dort aufgearbeitet wird, muss es sich finanziellausgleichen, damit die Wirtschaftlichkeit gegeben ist.
Transport und Ablad der Biomasse im Heizwerk.
(Foto: Solèr Holz AG)
Die mittleren Anlagen (zum Beispiel Recal) werden normalerweise mit Exklusivlieferverträgen beliefert, wo pro kWh erzeugter Energie abgerechnet wird. Dieser Preis beinhaltet meist auch die Entsorgung der Asche.
Schlusswort
Die gesamte Holzerntekette ist in den letzten Jahren komplexer geworden, was natürlich durch den zunehmenden finanziellen Druck beschleunigt wurde. Bei der Holzschlagplanung kann sich heutzutage niemand nur mit einem Teil der Holzerntekette befassen, da sonst Ressourcen unweigerlich verloren gehen. Durch eine intensive Zusammenarbeit kann die Wertschöpfung in der Region gestärkt werden.