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Katalog der fotoK-Diplomklasse 2009

Klaus Bock Susanne Buchinger Elisabeth Gruber Mira Horvath Thomas Linton Laurent Nostitz Gabriele Paar Natalie Petrynko Markus Sepperer Anne-Sophie Wass Markus Zahradnik



Katalog der fotoK-Diplomklasse 2009

Klaus Bock Susanne Buchinger Elisabeth Gruber Mira Horvath Thomas Linton Laurent Nostitz Gabriele Paar Natalie Petrynko Markus Sepperer Anne-Sophie Wass Markus Zahradnik


Impressum: Herausgeber & Gestaltung: BÜRO MARKUS/ZAHRADNIK 1020 Wien, Sebastian-Kneipp G. 9/1-2 buero@zahradnik.at www.zahradnik.at Für den Inhalt verantwortlich: Diplomklasse 2009 des fotoK-Lehrgangs für künstlerische Fotografie (Klaus Bock, Susanne Buchinger, Elisabeth Gruber, Mira Horvath, Thomas Linton, Laurent Nostitz, Gabriele Paar, Natalie Petrynko, Markus Sepperer, Anne-Sophie Wass, Markus Zahradnik), c/o fotoK (Grang. 5, 1150 Wien) Coverfoto: Laurent Nostitz Druck: Gugler GmbH, Melk Veröffentlichungen aus diesem Katalog – auch auszugsweise – sind nur mit Genehmigung des jeweiligen Künstlers/ der jeweiligen Künstlerin gestattet.


Inhalt

Vorworte Elisabeth M. Gottfried Martin Scholz-Jakszus

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Diplomarbeiten Susanne Buchinger Thomas Linton Klaus Bock Gabriele Paar Markus Sepperer Anne-Sophie Wass Markus Zahradnik Mira Horvath Laurent Nostitz Elisabeth Gruber & Natalie Petrynko

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Kurzbiogaphien

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Elisabeth M. Gottfried Kunst ist dann gut, wenn sie ehrlich ist

fotoK meint vielleicht fotoKunst, oder fotoKreativität, vielleicht auch schlicht fotoKurs. Doch eines heißt fotoK gewiss nicht: fotoKrise. Im Gegenteil! fotoK ist eine Schulungseinrichtung, die im 15., in der Grangasse, mit einem wunderschönen Innenhof lockt, in dem man den einen oder anderen fotoKaffee genießen will. So ging es mir jedenfalls, als ich im Juni eingeladen war, die diesjährigen Diplome zu jurieren. Es war das erste mal, dass externe Foto-Experten, oder besser gesagt -Begeisterte, zu dem Diplomrundgang gebeten wurden, um sich ihre Meinung zu bilden und die einzelnen Projekte zu bewerten. Es gab auch Auszeichnungen, weil manche der Arbeiten rundum schlüssig aufgetreten sind. Und trotzdem mochte man keine Noten vergeben. So wie es Schulen für Allgemeinbildung gibt, in denen nicht benotet wird, sondern vielmehr das jeweilige Potential der Schüler ausgelotet und angeregt wird, operiert auch das Team von fotoK. Kompetenz und Leidenschaft sowie Technik auf höchstem Niveau beschreiben die Ausrüstung, derer sich die Kursteilnehmer in den beiden Ausbildungsjahren bedienen durften. Küchen und Fußballkäfige waren nur zwei der medialen Orte, zu deren Besuch die Jury eingeladen war, China und Finnland Länder, die bereist werden konnten. Real führten die Diplomanden durch die einzelnen Ausstellungsräume, um vor der eigenen Arbeit über jene zu erzählen. Diese Darstellungen waren wesentliche Momente, denn den Künstler, den Menschen, mitzudenken, heißt, das Wesen einer Arbeit noch besser zu begreifen. Die anschließende Diskussion der Juroren unter „Ausschluss der Öffentlichkeit“ zeigte wie inspirierend und anregend die Arbeiten allesamt waren. Die Individualität der einzelnen Projekte deutet darauf hin, wie subtil die Kursleitung die Teilnehmer führte, aber auch darauf, welch vielfältige Möglichkeiten die Fotografie offen hält, wenn man sich nicht an Grenzen stößt, sondern mit Begeisterung darüber hinwegsteigt. Es gab natürlich gewisse Kriterien, die es für die Diplomanden zu erfüllen und von der Jury zu beurteilen galt. Aber es gibt einen einfachen Grundsatz, der meine persönliche Beurteilung immer mitträgt: Kunst ist dann gut, wenn sie ehrlich ist. Der 3. Juni, der Tag, an dem die Diplome präsentiert, juriert und unterzeichnet wurden, bleibt ein unvergessliches Erlebnis, für das der vorliegende Katalog das beste Zeugnis ist und für das ich mich beim gesamten Team von fotoK, den Mitjuroren und vorallem den Künstlern von Herzen bedanke. Elisabeth M. Gottfried ist Chefredakteurin von Eikon – Internationale Zeitschrift für Photographie und Medienkunst


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Martin Scholz-Jakszus 11 KünstlerInnen – 10 Arbeiten

Nun sind sie da, die zehn Diplomarbeiten von elf AutorInnen. Gut gerahmt und an die Wand gehängt, im Raum installiert oder mit Licht projiziert, mit Titel und Text ausgestattet und fein in einen Katalog verpackt. Und verbreiten ihre Aura. Sie sind da, um uns zu verführen, um uns mit neuen Gedanken, Gefühlen und Erfahrungen auszustatten, sie mischen sich ab nun ein, sprechen mit uns. Aber diese Arbeiten haben nicht nur eine Aura, ein hier und jetzt, wo sie mit uns als Betrachter kommunizieren, sie haben auch eine Geschichte. Diese Geschichte ist natürlich eng mit der Biographie der jeweiligen KünstlerInnen verbunden, aber sie beginnt auch vor drei Jahren mit dem Entschluss eine Ausbildung für künstlerische Fotografie zu absolvieren. Was ist passiert, dass nun Küchen stillstehen, sich eine Frau fragmentiert, Träume zu Bildern werden und die Globalisierung zu einer Verschichtung, dass wir die Dorfjugend kennen lernen, dass Privates öffentlich gemacht wird, dass uns Weltverbesserer anblicken, dass Natur fühlbar wird, Käfige objekthaft erscheinen und das Geheimnis des Schlafs erforscht wird, kurzum, dass es nun zehn Arbeiten und die elf UrheberInnen dazu gibt. Kunst ist, sagt ein doch recht überzeugender Erklärungsansatz, das, was KünstlerInnen machen. Kunst ist demnach nicht von ihrer Form, von ihrem Inhalt oder vom Umfeld abzuleiten, sondern von der Person, die dahinter steckt. Und das ist auch unser Ansatz der Ausbildung und Zusammenarbeit mit den StudentInnen. Sie selbst sind Ausgangspunkt der künstlerischen Arbeiten – mit ihren Vorstellungen, Sichtweisen, Gefühlen, Gedanken, Erfahrungen... und wir zeigen Wege und Möglichkeiten auf, die Fotografie als Ausdrucksmedium zu verwenden und Arbeiten aufzubauen. Im Laufe dieses Prozesses gibt es natürlich viel Austausch, Reibung und Spaß, Enttäuschung und Freude, Überraschungen und Verwunderungen. Und vor allem waren die drei Jahre, die wir gemeinsam mit den elf KünstlerInnen gearbeitet haben, nie langweilig. Aber Kunst ist nicht nur die Erforschung der eigenen Person, das wäre zu wenig. Kunst bedeutet auch Kommunikation. Denn erst wenn die Arbeiten eine Öffentlichkeit finden, wenn sie ausgestellt, gedruckt oder um die wwwWelt geschickt werden, fangen sie richtig an zu leben. Und wenn wir diese hier vereinten Arbeiten glücklich betrachten, dann sehen wir eine große Eigenständigkeit und Persönlichkeit der Arbeiten, dann sehen wir unterschiedlichste Ansätze die Fotografie zu verwenden, dann sehen wir gelungene handwerkliche Umsetzungen und dann sehen wir elf KünstlerInnen, die mit Selbstbewusstsein ihre Arbeiten vertreten. Kurzum, dann sehen wir Fotoarbeiten, die für sich sprechen. Martin Scholz-Jakszus leitet gemeinsam mit Pascal Petignat den fotoK-Lehrgang für künstlerische Fotografie


Susanne Buchinger Jugendtreff. 70 C-Prints als Diaschau präsentiert*

Meine Absicht ist, den Blick des Betrachters in die Welt junger Menschen zu führen. Über die Dokumentation einer Lebensrealität hinaus interessiert mich bei meiner Arbeit, ob sich mir mit der Kamera Zugang zu den Menschen und ihren Geschichten erschließt. Das Verwenden einer analogen Mittelformatkamera bedeutet für die Jugendlichen, die im digitalen Zeitalter aufwachsen, eine für sie ungewöhnliche Konzentriertheit auf einen besonderen Augenblick. Die fotografische Auseinandersetzung mit dieser Zielgruppe, die ich seit einigen Jahren in Neusiedl (Niederösterreich), meinem Heimatort und im Nachbarort Pernitz betreibe, werde ich fortsetzen. * Die Arbeit besteht ursprünglich aus 70 C-Prints 20x20 cm. Sie wird in Form einer Diaschau präsentiert und in weiterer Folge soll daraus ein Buch entstehen.

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Thomas Linton Käfige zum Spielen Silbergelatine-Print 22,5 x 28 cm

Jedes architektonische Element im urbanen Raum unterliegt Regeln, Funktionen und Bestimmungen. Spielkäfige erlauben uns eine gewisse Freiheit auszuleben, welche meist im angrenzenden Raum des städtischen Zusammenlebens nicht möglich ist. Ironischerweise wird uns diese Freiraum in Form eines Käfigs angeboten. Neben der Wahrnehmung dieser grundlegenden Thematik steht das Spiel des von außen Sehens sowie des Hinein- und des Hindurchsehens im Mittelpunkt meiner Arbeit. Die Spielkäfige scheinen einerseits als festes formales Element dominant im Raum zu stehen und andererseits wirken sie durch ihre Eigenschaften der Materialien zugleich transparent und teilweise auflösend. Dieses Wechselspiel der visuellen Wahrnehmung ermöglicht es dem Betrachter sich auf ein neues Spiel einzulassen, welches keinen vorgesehenen Bestimmungen der Spielkäfige unterliegt.

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Klaus BOck Arbeiten 2009

Selbstgestaltung I-VIII (2009) – rechte Seite Ich habe Portraits von Personen aus meinem Bekanntenkreis (Freunde, Arbeitskollegen, Bekannte,…) angefertigt und ihnen diese Bilder für ca. einen Monat zur freien Gestaltung überlassen. Bezüglich der Art der Bearbeitung wurden keinerlei Vorgaben gemacht, es war auch zulässig, die Fotografien völlig zu zerstören. Einzige Bedingung: Nach einem Monat mussten mir die Ergebnisse retourniert werden. Ziel war es, einen Beitrag zur lang gehegten Debatte in der Portraitfotografie, ob ein fotogra¬fisches Bild bloße Oberfläche ist (vermeintlich lt. Thomas Ruff), oder ob es eine Aussage über die abgebildete Person treffen kann, beizusteuern. Durch die Bearbeitung erhielt das Bild objekthaften Charakter, es wird die Frage nach der Autorenschaft aufgeworfen und die Beziehung dieser Personen zu mir wird thematisiert. Die Diskrepanz zwischen Selbst- und Fremdbild, Wünsche bezüglich der Wahrnehmung der eigenen Person durch Andere sowie Sendungsbewusstsein und Seelenschau werden in dieser Arbeit thematisiert. Die entstandenen Bilder/Objekte sind Ergebnis eines Wechselspiels zwischen mir und den Portraitierten, ein Austausch gegenseitiger Wahrnehmung.

Abweichung I-XII (2009) – nächste Doppelseite Begonnen hat diese Arbeit während eines China-Aufenthaltes als Auseinandersetzung mit dem Thema Devianz in einem sozio-kulturellen Kontext, der von mir als sehr stark auf Konformität ausgerichtet wahrgenommen wurde. Devianz sollte, wenn nicht unmittelbar beobachtbar, durch die Devianz des Lichtes, die Unschärfe, erzeugt werden. Durch Unschärfe werden die starren Strukturen der Hochhäuser, die vorgefertigten Lebensentwürfe (siehe dazu die Arbeit von Markus Krottendorfer „the three gorges project“) zu Mustern abstrahiert. Im Laufe der Produktion des Bildmaterials erschien mir dieses Konzept jedoch zunehmend vage. Die zugrunde liegenden konzeptuellen Überlegungen traten schlussendlich zugunsten ästhetischer Kriterien in den Hintergrund.

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Party (2009) Der Konstruktion von Wirklichkeit1 , der Schaffung eines kollektiven Gedächtnisses in Hinblick auf das Ereignis „Party“ widmet sich diese Arbeit. Den „Wahrheitsgehalt“ von Party-Fotografien zu hinterfragen, sie als teils bewusste Täuschung, als zielgerichtete Gestaltung einer Außen- (nicht beteiligte) aber auch Innenwahrnehmung (TeilnehmerInnen der Veranstaltung)2 sowie die Genese des Selbst- und Fremdbildes nachzubilden, war die Intention von „Party“. Teil des Vorganges der Wirklichkeitskonstruktion ist die Verbreitung der künftigen kollektiven „Wahrheit“, etwa via „Facebook“. Neben den Fotografien ist auch der „Facebook-Account“ in „Party“ fiktiv. Es handelt sich also um eine Konstruktion auf zwei Ebenen: der des Bildes und jener der Präsentation. Natürlich drängt sich in Hinblick auf die Motivwahl die Frage auf, warum Personen sich selbst oder andere diesem Exhibitionismus aussetzen, wodurch dieses Mitteilungsbedürfnis generiert wird. „Party“ ist im Kontext der zahlreichen zeitgenössischen künstlerischen Positionen (z.B. Wolfgang Tillmans‘ Arbeit der späten 80er Jahre über die „Acid House Explosion“3) zu betrachten, die sich mit Jugend- und Party-Kultur beschäftigen. Nicht zuletzt kann diese Arbeit als satirischer Seitenhieb auf derlei „dokumentarische“ Fotografie verstanden werden. vgl. LÜTHE, Rolf: Die Wirklichkeit der Bilder. Philosophische Überlegungen zur Wahrheit bildlicher Darstellung. In: LIEBERT und METTEN (Hrsg.): Mit Bildern lügen. Halem Verlag: Köln 2007 2 vgl. ALBRECHT, Clemens: Wörter lügen manchmal, Bilder immer. Wissenschaft nach der Wende zum Bild. In: LIEBERT und METTEN (Hrsg.): Mit Bildern lügen. Halem Verlag: Köln 2007 3 Contacts. Les plus grands photographes dévoilent les secrets de leurs images. Volume 3, arte Vidéo 2004 1

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If you want to do business in China… Als ich im Februar 2009 zwei Freunde in China besuchte, hatte ich das Ziel, eine Reportage über europäische Geschäftsleute in Shanghai zu produzieren. Ich habe die Protagonisten zu diesem Zweck fast rund um die Uhr begleitet, ihren eintönig anmutenden Alltag minutiös festgehalten. Sehr bald jedoch kam ich zu dem Schluss, dass meine genaue Kenntnis der handelnden Personen sowie meine Freundschaft zu ihnen den Versuch einer Außensicht absurd erscheinen lässt. Vielmehr ist ein relativ intimes Portrait von Personen in ihrem mehrheitlich privatem Umfeld entstanden. Ich habe den Protagonisten die Bilder als „Slideshow“ elektronisch zukommen lassen und sie gebeten, spontan einen Kommentar dazu abzugeben. Was dadurch entstand, ist eine Arbeit, die die sichtbaren äußeren Lebensumstände thematisiert, allerdings durch die mündlichen Kommentare in einem Spannungsfeld zwischen Selbst- und Fremdbild positioniert, was in Form der Diskrepanz zwischen der „Subjektivität“ der Tonaufnahme und der Klarheit der Bildsprache zum Ausdruck gebracht wird. Das Selbstbild wird mit dem von mir erzeugtem Fremdbild kontrastiert, wodurch die Betrachter Zeugen des Moments des „Selbst-Erkennens“ oder „Selbst-Nicht-Erkennens“ sowie des Gedankenaustausches über die Lebensbedingungen der Protagonisten werden. Die Bilder werden dadurch zum Spielball zwischen mir und den Protagonisten, ich treffe visuelle Aussagen über sie und ihre Lebenswelt, denen sie Gesprochenes gegenüberstellen, das (gegen Ende der Aufnahme sogar wörtlich) an mich re-adressiert wird. Die Wechselseitigkeit der Beziehung zwischen dem Fotografen und dem Fotografierten wird damit angesprochen.


Gabriele Paar Half Light c-prints, Silbergelatineprints, unterschiedliche GröSSen

Die Auseinandersetzung mit Träumen bildet das Thema dieser Fotoarbeit. Der Traum ist ein Ort, an dem Phantasien keine Grenzen gesetzt sind, Zeitsinn verloren geht und moralische Vorstellungen verschwimmen. Harmlose Situationen können im Traum als bedrohlich empfunden werden, während manche Erlebnisse zum Zeitpunkt des Träumens normal erscheinen, sich aber im Wachzustand rationaler Erklärungsversuche entziehen. In Form von chaotisch aufflackernden Bildern treten unbewusste Aspekte des Alltags im Traum zum Vorschein, welche die Möglichkeit bieten sich selbst besser kennenzulernen. Bei der vorliegenden Arbeit handelt es sich um immer wieder kehrende symbolische Bilder aus meinen Träumen, Aufnahmen mir nahestehender Menschen, sowie Selbstinszenierungen, die das Gefühl des Träumens zeigen.

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Markus Sepperer verschichtet – global #x Tintenstrahldrucke auf Fine Art Papier, 150 x 100 cm

Im Spannungsfeld von Kommunismus und Kapitalismus Meine Arbeit versucht mit Hilfe komplexer Bildkonstruktionen Globalisierungsprozesse und gesellschaftliche Folgeerscheinungen, an der Schnittstelle von Hongkong und Südchina zu interpretieren. Fotografien werden digital übereinander geschichtet und nach bestimmten Gesichtspunkten, welche sowohl den einzelnen Fotos eingeschrieben sind, sich aber auch nach der gesamt formalen Komposition richten, miteinander verwoben. Einerseits werden jeweils ganze, unterschiedliche Fotografien deckungsgleich übereinandergelagert, das darauf folgende Ordnen der Bildinhalte schafft eine neue Schnittmenge aus den verschichteten Einzelfotos. Der Versuch immer neue Konstruktionsmöglichkeiten zu finden, ist wichtiger Teil der Arbeit und ein wesentlicher Motor während des Entstehungsprozesses. Der 2. Teil der Arbeit besteht aus Collagen, welche bewusst komponiert sind. Bildinhalte werden gezielt in Räume gesetzt und gehen auf einer inhaltlichen Metaebene neue Beziehungen ein. Nach malerischem Vorbild entstehen Räume, verzerrte Dimensionen, sich selbst entfremdete Protagonisten, un/mögliche Realitätskonstrukte. In dieser Serie steht nicht Konstruktion versus Zufall im Mittelpunkt, sondern der Versuch einer Neuinterpretation des von mir vorgefundenen Systems, dessen Komplexität für den Einzelnen nur schwer zu verstehen ist. Dabei stehen kritisches Beobachten und die Verdichtung der Eindrücke im Vordergrund. Die komplexen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Zusammenhänge, welche sich sowohl global, als auch zwischen dem chinesischen Festland und der vorgelagerten, britisch geprägten Inselgruppe Hongkongs ergeben, wurden die Inspirationsträger meiner Arbeitsweise. Das visuelle Gestalten und die Konstruktion sprechen somit jene Sprache, welche sie inhaltlich abzubilden versuchen.

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Anne-Sophie Wass Frauenzimmer C-Prints, 2009, Formate variabel

wir umarmen uns und sehen dabei fern. alles im griff ? – es tun sich weiten auf, die hinter zwei rücken für spannung sorgen. aus dem bauch heraus: zeit für BODY–ZAPPING!

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wunder der ZEIT, die bleibt, da sie bereits vergangen ist, und nie in vergessenheit gerät, weil sie unser ist.

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unser LICHT, nicht unsere dunkelheitruft übelkeit, den geschmack von angst hervor. wer sind wir, uns brillant, talentiert, phantastisch zu nennen? und wer sind wir uns nicht so zu nennen?

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Markus zahradnik Weltverbesserer 11 C-Prints, 40 x 50 cm

Der eigentlich positive Begriff ‚Weltverbesserer‘ hat in den letzten Jahren einen negativen Beigeschmack bekommen. Das mediale Boulevard setzt ihn zynisch ein, um kritische und engagierte Menschen in ein weltfremdes, eigenbrötlerisches Eck zu schieben. Damit wurde aber auch ein Überbegriff geschaffen, der die unterschiedlichsten Menschen zusammenfasst: Von SozialarbeiterInnen über Öko-AktivistInnen bis hin zu Jung-Linken. Die Arbeit zeigt die ProtagonistInnen sehr direkt und stellt sie als Personen – und nicht, wie sonst üblich, ihre Organisation oder ihr Anliegen – in den Mittelpunkt. Die übergroße Darstellung der Köpfe und die Wahl der Kameraposition führen zu einer gewissen Überhöhung/Heroisierung der porträtierten Personen. Die Bilder entstanden alle am Arbeitsplatz der Fotografierten und zeigen diese nahe und ungeschönt. Losgelöst von den jeweiligen inhaltlichen Anliegen der Porträtierten stellen sich beim Betrachter Fragen nach dem Sinn, der Mühsal aber auch nach der Befriedigung durch ihr Engagement. Adi Hasch, Grüner „Basisarbeiter“ seit es die Grünen gibt und seit 2005 Bezirksvorsteher Stellvertreter in Wien Leopoldstadt. (diese Doppelseite rechts) Gemeinsam mit Freundinnen gründete Gerda Themel 2004 den Verein „Women‘s Cooperation International“ und unterstützt bzw. ermöglicht so Frauen-Projekte in Sri Lanka, Kenia, Indien, Kamerun und Uganda. (nächste Doppelseite links) Mustafa Yenici begann seine politsche Laufbahn bei der Sozialistischen Jugend. Derzeit arbeitet der türkischstämmige Wiener für die SPÖ in Wien Naubau. (nächste Doppelseite rechts) Ulrich Eichelmann engagiert sich quasi schon immer im Naturschutz. Er leitete beim WWF Österreich u.a. die Kampagne zur Durchsetzung des Nationalparks Donau-Auen. In den letzten beiden Jahren stand die Verhinderung des Mega-Staudamms Ilisu in der Türkei im Mittelpunkt seiner Aktivitäten. Elke Schlitz war bis 31. August 2009 Geschäftsführerin der Aids Hilfe Wien. Seit 1989 war sie in verschiedenen NPOs (u.a. Frauengesundheitszentrums Graz oder Landesverband der Lebenshilfe Steiermark) in leitender Position tätig. (übernächste Doppelseite links)

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Mira horvath Nachtgesichter 7 barytprints, 90 x 130 cm

Ich dringe mit der Kamera in die intimen Schlafräume von Freunden und Bekannten vor, in ihre entrückten Zustände in denen sie gleichsam verletzlich und ungeschützt sind. Durch die Dunkelheit schleichend nehme ich ein Bild von ihnen auf. Durch die Finsternis und der damit verbundenen hohen Lichtempfindlichkeit des Filmes weisen die Fotografien eine starke Körnung auf. Die Verwendung eines Schwarz-Weiß-Filmes korrespondiert auch mit dem menschlichen Sehsystem, da der Mensch bei Dunkelheit nur fähig ist in Graustufen zu sehen. In den altindischen „Upanishaden“ wird der Schlaf mit dem eigentlichen Selbst in Zusammenhang gebracht. Roland Barthes sieht in einem fotografischen Portrait ein geschlossenes Kräftefeld, in dem vier imaginäre Größen aufeinander treffen: der Portraitierte ist zugleich der, für den er sich hält, der, für den er gehalten werden will, der, für den der Fotograf ihn hält und der, dessen er sich bedient sein Können vorzuzeigen. Dadurch, dass die Fotografierten sich im Zustand des Schlafes befinden, wird die Ebene der Selbstinszenierung ausgeschaltet. Entsteht dadurch ein „wahres“ Bild einer Person? Durch die geschlossenen Augen wird den Portraitierten die Möglichkeit genommen, den Blick der Betrachter zu erwidern. Sie sind ohne Interesse am Betrachter. Wovon sie wohl gerade träumen?

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Laurent nostitz Küchen im Stillstand 10 D-PRINTS, 60 X 80 cm

Der Begriff „Küche“ leitet sich wahrscheinlich vom altdeutschen chuchina ab, welches wiederum über das spätlateinische cocina vom lateinischen coquere (kochen) ableitet. Ich habe in meinen Bekanntenkreis aufgeräumte Küchen aus den Baujahren 1950–1970 fotografiert. Das Alter dieses „zentralen Ortes der Wohnung“, gibt der Küche Individualität. Die Küchen sind „gebraucht“. Zeit formt Charakter und hinterlässt Spuren. Sie sind in keinen Einrichtungshäusern zu finden. Ich zeige Einbauküchen und Küchen aus Fragmenten bestehend. Reduzierte und ergänzte Einrichtung. Verschiedene Einzelmöbel. In meiner Arbeit geht es um den Stillstand innerhalb eines immer wiederkehrenden Kreislauf. Der Kreislauf beschreibt grob gesagt 3 Aktionen: kochen – essen – saubermachen und dazwischen immer der „Stillstand“ Ich hab sie bei Tageslicht fotografiert, um den Räumen ein natürliches Licht zu geben. Die Küchen vereint der gleiche Zustand. Sie sind eingefroren, verlassen, aufgeräumt. Küchen im „Standby“. Immer bereit für die Intervalle der 3 Episoden. Eine der in die Aktionen eingebetteten Zustand. Küche als Ausdruck des persönlichen Lebensstils. Technik Der hier verwendete Panorama-Adapter ermöglicht das parallaxefreie, horizontale und vertikale Schwenken um den Nodalpunkt des Objektives. 9 Fotografien werden mit dem Nodalpunkt–Adapter aufgenommen, und digital zu einem Bild zusammengesetzt. Daraus folgt eine wesentlich höhere Auflösung und ein erheblich größerer Bildwinkel.

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Elisabeth Gruber & Natalie Petrynko Kaleva Ja Pohjola Interdisziplinärer versuch

Ein finnischer Schöpfungsakt „Am Grund der Dinge ist das Wilde, das Unbekannte, das Chaotische.“ Die beiden KünstlerInnen bieten mit ihrer Arbeit unmittelbar Erlebtem und mythisch Tradiertem in bildlichen und plastischen Symbolen Unterkunft. Photographie ist hier eine zentrale Technik der Vermittlung zwischen Licht und Dunkelheit. Der Mensch wirkt als ihr Medium; sie schöpfend, durch sie schaffend und empfangend zugleich. Durch die Entstehungsgeschichten hin zur Ausstellung ihrer Arbeit werden die beiden Photographinnen zu Mittlerinnen zwischen den Welten. Ihre wesentliche Performance liegt in der Aktualisierung archaischer Bedeutungsräume – durch den optisch geschärften Blick ihrer Augen bieten sie anderen die Möglichkeit sehen zu lernen. Wir, Unterwelt und Oberwelt Jeder dreidimensionale Ausstellungsraum besteht aus diversen Innenräumen und Außenräumen – die einen inszenieren sich in den anderen. Photographie als Blick in innere Räume, inszeniert Innenräume im Außenraum in dem sie sich befindet. Durch ein Photo blicken wir aus dem eigenen Innenraum durch den Außenraum in weitere Innenräume hinein. Das Leben ist Kommunikation und umfangen sein von diesen beiden Dimensionen, Innen und Außen – Unterwelt und Oberwelt, und der Weg der sich zwischen den beiden befindet, auf dem wir uns immer wieder hin und her bewegen müssen, um Zeit und Information transportieren zu können. Die Unterwelt wird – oftmals als Überrest der Vergangenheit – in den Tag ans Licht gebracht. Transformation findet dort statt, wo die Zeit still steht. MeisterInnen der Zeit verstehen es Zeit zu modulieren, Zeitraum zu verwandeln! Überall, wo die Stille zu uns spricht, ist Mystik, ist das Geheimnis, das am besten gehütete und zugleich offensichtlichste, frei zugängliche. Stille ist die Dunkelheit des Klangs. Da gibt es einen Weg durch die Dunkelheit, durch das Land des Todes – das Gegenteil von Leben. Der Winter, die Dunkelheit und eine Angst, die da ist. Es gilt einen Weg durch ein unbekanntes Land zurückzulegen. Die lebende Natur Natur spiegelt sich in den Fenstern der Häuser, ist das Einzige das uns umgibt – eine erschreckende Macht neben der wir uns klein und zerbrechlich fühlen. Das warme Innere eines Hauses (oder Dachbodens), das im Kalten und Dunkeln wohnt wird zu einem vielgestaltigen Symbol. „Es kommt einem Sterben gleich, alles zu vergessen was man wusste um das Alte neu zu erfinden.“ Die vergangene Zeit ist das Wilde, menschenlose Zeit ist wild, die Gegenwart ein Versuch der Ordnung. Das Wilde flüchtet diese Begegnung – seine Liebe ist zu groß; nicht wir lieben die Natur, sondern vielmehr sie uns! Hier nun schließt sich der Kreis: out of chaos comes order! Text: Mag. phil. Martin A. Luger (Anthropologe/Bewusstseinsforscher)

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Kurzbiographien susanne buchInger JUGENDTREFF. 70 C-PRINTS ALS DIASCHAU PRäSENTIERT*

Meine Absicht ist, den Blick des Betrachters in die Welt junger Menschen zu führen. Über die Dokumentation einer Lebensrealität hinaus interessiert mich bei meiner Arbeit, ob sich mir mit der Kamera Zugang zu den Menschen und ihren Geschichten erschließt. Das Verwenden einer analogen Mittelformatkamera bedeutet für die Jugendlichen, die im digitalen Zeitalter aufwachsen, eine für sie ungewöhnliche Konzentriertheit auf einen besonderen Augenblick. Die fotografische Auseinandersetzung mit dieser Zielgruppe, die ich seit einigen Jahren in Neusiedl (Niederösterreich), meinem Heimatort und im Nachbarort Pernitz betreibe, werde ich fortsetzen.

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Susanne Buchinger geboren 1963 in Neunkirchen , verheiratet, 2 Kinder, lebt in Neusiedl/Niederösterreich 2006–2009 Lehrgang für künstlerische Fotografie, fotoK Wien Einzelausstellungen: 2001 „Natur pur“ in Pernitz , Oktober 2001 2008 „Dorfbewohner“ im Gemeindeamt Neusiedl, April 2008 2009 „Jugend“ im Gemeindeamt Neusiedl, April 2009 Gruppenausstellungen: 2007 „vorm Haus“ im Rahmen der fotoK Jahresausstellung „developper part B“, Juni 2007 2008 „cool running“ im Rahmen der Projektausstellung „Ästhetika-Anästhetika“ (mit Dr. Gerhard Kozar), März 2008 „Passanten-Paare“ im Rahmen der Ausstellung zum Workshop „das subjektive Bild“ (mit Markus Krottendorfer), April 2008 „Dorffest“ im Rahmen der Ausstellung „speed08“, Mai 2008 2009 Diplomausstellung fotoK, „Jugendtreff.“, September 2009 Kontakt: susi.buchinger@aon.at

thomas lInton KäFIGE ZUM SPIELEN SILBERGELATINE-PRINT 22,5 x 28 CM

Jedes architektonische Element im urbanen Raum unterliegt Regeln, Funktionen und Bestimmungen. Spielkäfige erlauben uns eine gewisse Freiheit auszuleben, welche meist im angrenzenden Raum des städtischen Zusammenlebens nicht möglich ist. Ironischerweise wird uns diese Freiraum in Form eines Käfigs angeboten. Neben der Wahrnehmung dieser grundlegenden Thematik steht das Spiel des von außen Sehens sowie des Hinein- und des Hindurchsehens im Mittelpunkt meiner Arbeit. Die Spielkäfige scheinen einerseits als festes formales Element dominant im Raum zu stehen und andererseits wirken sie durch ihre Eigenschaften der Materialien zugleich transparent und teilweise auflösend. Dieses Wechselspiel der visuellen Wahrnehmung ermöglicht es dem Betrachter sich auf ein neues Spiel einzulassen, welches keinen vorgesehenen Bestimmungen der Spielkäfige unterliegt.

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Thomas Linton geboren 1975, lebt und arbeitet in Kritzendorf. Mehrjährige Auseinandersetzung mit Fotografie als künstlerisches Medium. Seit 2006 Student von fotoK. Seit 2008 Mitglied von LumenX - Verein zur Optimierung und Vernetzung künstlerischer Arbeitsmethoden im medialen Raum. Ausstellungen: 2007 Gruppenausstellung: „Idee-Materie-Realität“, Wien, fotoK 2008 Gruppenausstellung; „Das subjektive Bild“, Wien, fotoK, April 2008 Gruppenausstellung: „speed 08“, fotoK, Mai 2008 Einzelausstellung: „Beauty Revealed“, Wien, Bildetage, November 2008 2009 Gruppenausstellung: „Über (die) Wien“, Wien, Cafe Orient, Mai 2009 Kontakt: th.linton@gmail.com

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Klaus bocK ARBEITEN 2009

selbstgestaltung I-VIII (2009) – rechte Seite Ich habe Portraits von Personen aus meinem Bekanntenkreis (Freunde, Arbeitskollegen, Bekannte,…) angefertigt und ihnen diese Bilder für ca. einen Monat zur freien Gestaltung überlassen. Bezüglich der Art der Bearbeitung wurden keinerlei Vorgaben gemacht, es war auch zulässig, die Fotografien völlig zu zerstören. Einzige Bedingung: Nach einem Monat mussten mir die Ergebnisse retourniert werden. Ziel war es, einen Beitrag zur lang gehegten Debatte in der Portraitfotografie, ob ein fotogra¬fisches Bild bloße Oberfläche ist (vermeintlich lt. Thomas Ruff), oder ob es eine Aussage über die abgebildete Person treffen kann, beizusteuern. Durch die Bearbeitung erhielt das Bild objekthaften Charakter, es wird die Frage nach der Autorenschaft aufgeworfen und die Beziehung dieser Personen zu mir wird thematisiert. Die Diskrepanz zwischen Selbst- und Fremdbild, Wünsche bezüglich der Wahrnehmung der eigenen Person durch Andere sowie Sendungsbewusstsein und Seelenschau werden in dieser Arbeit thematisiert. Die entstandenen Bilder/Objekte sind Ergebnis eines Wechselspiels zwischen mir und den Portraitierten, ein Austausch gegenseitiger Wahrnehmung.

party (2009) Der Konstruktion von Wirklichkeit , der Schaffung eines kollektiven Gedächtnisses in Hinblick auf das Ereignis „Party“ widmet sich diese Arbeit. Den „Wahrheitsgehalt“ von Party-Fotografien zu hinterfragen, sie als teils bewusste Täuschung, als zielgerichtete Gestaltung einer Außen- (nicht beteiligte) aber auch Innenwahrnehmung (TeilnehmerInnen der Veranstaltung) sowie die Genese des Selbst- und Fremdbildes nachzubilden, war die Intention von „Party“. Teil des Vorganges der Wirklichkeitskonstruktion ist die Verbreitung der künftigen kollektiven „Wahrheit“, etwa via „Facebook“. Neben den Fotografien ist auch der „Facebook-Account“ in „Party“ fiktiv. Es handelt sich also um eine Konstruktion auf zwei Ebenen: der des Bildes und jener der Präsentation. Natürlich drängt sich in Hinblick auf die Motivwahl die Frage auf, warum Personen sich selbst oder andere diesem Exhibitionismus aussetzen, wodurch dieses Mitteilungsbedürfnis generiert wird. „Party“ ist im Kontext der zahlreichen zeitgenössischen künstlerischen Positionen (z.B. Wolfgang Tillmans‘ Arbeit der späten 80er Jahre über die „Acid House Explosion“ ) zu betrachten, die sich mit Jugend- und Party-Kultur beschäftigen. Nicht zuletzt kann diese Arbeit als satirischer Seitenhieb auf derlei „dokumentarische“ Fotografie verstanden werden.

abweIchung I-XII (2009) – nächste Doppelseite Begonnen hat diese Arbeit während eines China-Aufenthaltes als Auseinandersetzung mit dem Thema Devianz in einem sozio-kulturellen Kontext, der von mir als sehr stark auf Konformität ausgerichtet wahrgenommen wurde. Devianz sollte, wenn nicht unmittelbar beobachtbar, durch die Devianz des Lichtes, die Unschärfe, erzeugt werden. Durch Unschärfe werden die starren Strukturen der Hochhäuser, die vorgefertigten Lebensentwürfe (siehe dazu die Arbeit von Markus Krottendorfer „the three gorges project“) zu Mustern abstrahiert. Im Laufe der Produktion des Bildmaterials erschien mir dieses Konzept jedoch zunehmend vage. Die zugrunde liegenden konzeptuellen Überlegungen traten schlussendlich zugunsten ästhetischer Kriterien in den Hintergrund.

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If you want to Do busIness In chIna… Als ich im Februar 2009 zwei Freunde in China besuchte, hatte ich das Ziel, eine Reportage über europäische Geschäftsleute in Shanghai zu produzieren. Ich habe die Protagonisten zu diesem Zweck fast rund um die Uhr begleitet, ihren eintönig anmutenden Alltag minutiös festgehalten. Sehr bald jedoch kam ich zu dem Schluss, dass meine genaue Kenntnis der handelnden Personen sowie meine Freundschaft zu ihnen den Versuch einer Außensicht absurd erscheinen lässt. Vielmehr ist ein relativ intimes Portrait von Personen in ihrem mehrheitlich privatem Umfeld entstanden. Ich habe den Protagonisten die Bilder als „Slideshow“ elektronisch zukommen lassen und sie gebeten, spontan einen Kommentar dazu abzugeben. Was dadurch entstand, ist eine Arbeit, die die sichtbaren äußeren Lebensumstände thematisiert, allerdings durch die mündlichen Kommentare in einem Spannungsfeld zwischen Selbst- und Fremdbild positioniert, was in Form der Diskrepanz zwischen der „Subjektivität“ der Tonaufnahme und der Klarheit der Bildsprache zum Ausdruck gebracht wird. Das Selbstbild wird mit dem von mir erzeugtem Fremdbild kontrastiert, wodurch die Betrachter Zeugen des Moments des „Selbst-Erkennens“ oder „Selbst-Nicht-Erkennens“ sowie des Gedankenaustausches über die Lebensbedingungen der Protagonisten werden. Die Bilder werden dadurch zum Spielball zwischen mir und den Protagonisten, ich treffe visuelle Aussagen über sie und ihre Lebenswelt, denen sie Gesprochenes gegenüberstellen, das (gegen Ende der Aufnahme sogar wörtlich) an mich re-adressiert wird. Die Wechselseitigkeit der Beziehung zwischen dem Fotografen und dem Fotografierten wird damit angesprochen.

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Klaus Bock geboren 1981 in Linz, lebt und arbeitet in Wien seit 2008 Studium „Kunst und Kommunikative Praxis“ und „Textiles Gestalten“, Universität für Angewandte Kunst Einzelausstellungen: 2007 „Der See“ - Bildetage 2008 „Wien im Licht der Nacht“, Ausstellung und Buchpräsentation Gruppenausstellungen: 2007 Wien-New York-Istanbul, Bildetage 2008 Ästhetika-Anästhetika“, fotoK ı „Raum im Bild“, fotoK ı „Speed08“, fotoK 2009 „Preview Night“, Universität für Angewandte Kunst Publikation: 2008 „Wien im Licht der Nacht“, Parthas Verlag Kontakt: klausbock@hotmail.com

gabrIele paar HALF LIGHT C-PRINTS, SILBERGELATINEPRINTS, UNTERSCHIEDLICHE GRÖSSEN

Die Auseinandersetzung mit Träumen bildet das Thema dieser Fotoarbeit. Der Traum ist ein Ort, an dem Phantasien keine Grenzen gesetzt sind, Zeitsinn verloren geht und moralische Vorstellungen verschwimmen. Harmlose Situationen können im Traum als bedrohlich empfunden werden, während manche Erlebnisse zum Zeitpunkt des Träumens normal erscheinen, sich aber im Wachzustand rationaler Erklärungsversuche entziehen. In Form von chaotisch aufflackernden Bildern treten unbewusste Aspekte des Alltags im Traum zum Vorschein, welche die Möglichkeit bieten sich selbst besser kennenzulernen. Bei der vorliegenden Arbeit handelt es sich um immer wieder kehrende symbolische Bilder aus meinen Träumen, Aufnahmen mir nahestehender Menschen, sowie Selbstinszenierungen, die das Gefühl des Träumens zeigen.

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Gabriele Paar geboren 1980, lebt und arbeitet in Wien seit 2006 Fotoassistenz bei Michael Inmann 2006–2009 fotoK Ausstellungen: 2007 „Bekanntmachung“, Jahresausstellung, fotoK, Juni 2007 2008 „Reality – is it?“, im Rahmen des Projekts „Ästhetika-Anästhetika“ geleitet von Gerhard Kozar, fotoK, März 2008 „Privat“, im Rahmen des Workshops „Raum im Bild“ unter der Leitung von Jutta Strohmaier, fotoK, April 2008 „Traumwelten“, Jahresausstellung im Rahmen von „speed08“, fotoK, Mai 2008 2009 „Half Light“, Diplomausstellung, fotoK, September 2009 Kontakt: gabrielepaar@yahoo.com


Kurzbiographien marKus sepperer VERSCHICHTET – GLOBAL #x TINTENSTRAHLDRUCKE AUF FINE ART PAPIER, 150 x 100 CM

Im spannungsfelD Von KommunIsmus unD KapItalIsmus Meine Arbeit versucht mit Hilfe komplexer Bildkonstruktionen Globalisierungsprozesse und gesellschaftliche Folgeerscheinungen, an der Schnittstelle von Hongkong und Südchina zu interpretieren. Fotografien werden digital übereinander geschichtet und nach bestimmten Gesichtspunkten, welche sowohl den einzelnen Fotos eingeschrieben sind, sich aber auch nach der gesamt formalen Komposition richten, miteinander verwoben. Einerseits werden jeweils ganze, unterschiedliche Fotografien deckungsgleich übereinandergelagert, das darauf folgende Ordnen der Bildinhalte schafft eine neue Schnittmenge aus den verschichteten Einzelfotos. Der Versuch immer neue Konstruktionsmöglichkeiten zu finden, ist wichtiger Teil der Arbeit und ein wesentlicher Motor während des Entstehungsprozesses. Der 2. Teil der Arbeit besteht aus Collagen, welche bewusst komponiert sind. Bildinhalte werden gezielt in Räume gesetzt und gehen auf einer inhaltlichen Metaebene neue Beziehungen ein. Nach malerischem Vorbild entstehen Räume, verzerrte Dimensionen, sich selbst entfremdete Protagonisten, un/mögliche Realitätskonstrukte. In dieser Serie steht nicht Konstruktion versus Zufall im Mittelpunkt, sondern der Versuch einer Neuinterpretation des von mir vorgefundenen Systems, dessen Komplexität für den Einzelnen nur schwer zu verstehen ist. Dabei stehen kritisches Beobachten und die Verdichtung der Eindrücke im Vordergrund. Die komplexen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Zusammenhänge, welche sich sowohl global, als auch zwischen dem chinesischen Festland und der vorgelagerten, britisch geprägten Inselgruppe Hongkongs ergeben, wurden die Inspirationsträger meiner Arbeitsweise. Das visuelle Gestalten und die Konstruktion sprechen somit jene Sprache, welche sie inhaltlich abzubilden versuchen.

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Markus sepperer geboren 1978 in Spittal/Drau, lebt und arbeitet in Wien. 2006–2009 Studium künstlerische Fotografie - fotoK 2008/09 Gastmusiker im HongKong New Music Ensemble 2007/09 Musiker im österreichischen Ensemble für Neue Musik 2006/09 Mitarbeiter bei der Tageszeitung Der Standard 1997–2004 Musikstudium in Wien, Salzburg, Leipzig, London Ausstellungen : verschichtet-global #x, part2, Galerie Artbits, Wien – 4. 6.–27. 7. 2009 verschichtet-global #x, part1, Bildetage, Wien – 18. 1.–31. 1. 2009 Siegerausstellung Epson Art-Photo Award, Art Cologne, Köln Democratic Jungle, fotoK , Wien Crossing Borders, part2, Culture Club Gallery, Hongkong Crossing Borders, part1, Oxwarehouse, Macau Kontakt: markus.sepperer@gmx.at

anne-sophIe wass FRAUENZIMMER C-PRINTS, 2009, FORMATE VARIABEL

wir umarmen uns und sehen dabei fern. alles im griff ? – es tun sich weiten auf, die hinter zwei rücken für spannung sorgen. aus dem bauch heraus: zeit für BODY–ZAPPING!

wunder der ZEIT, die bleibt, da sie bereits vergangen ist, und nie in vergessenheit gerät, weil sie unser ist.

unser LICHT, nicht unsere dunkelheitruft übelkeit, den geschmack von angst hervor. wer sind wir, uns brillant, talentiert, phantastisch zu nennen? und wer sind wir uns nicht so zu nennen?

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Anne-Sophie wass Anne-Sophie Wass wird am 8. Dezember 1983 in Hallein geboren, wächst in Salzburg auf und zieht 2002 nach Wien. Sie lebt und arbeitet in Wien, hatte diverse Ausstellungen in Wien, Salzburg und Mexico D.F.. 2006 Diplomabschluss an der ‚wiener kunst schule‘, Fachrichtung ‚Räumliches Gestalten‘ seit 2005 Fotoassistenz bei u.a. David Sailer und Arnd Ötting 2007 Einladung und Stipendium durch ‚Casa Vecina‘ und ‚rockin‘ femmes project productions‘ nach Mexico City, Kurator: Ivan Edeza 2006 Organisationsteam des ‚work-in-progress-festivals‘, ‚Schmiede06-playground of ideas‘ 2006–2009 fotoK Lehrgang für Fotografie und Kunst Kontakt: anne_sophie_wass@gmx.at

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marKus zahraDnIK WELTVERBESSERER 11 C-PRINTS, 40 x 50 CM

Der eigentlich positive Begriff ‚Weltverbesserer‘ hat in den letzten Jahren einen negativen Beigeschmack bekommen. Das mediale Boulevard setzt ihn zynisch ein, um kritische und engagierte Menschen in ein weltfremdes, eigenbrötlerisches Eck zu schieben. Damit wurde aber auch ein Überbegriff geschaffen, der die unterschiedlichsten Menschen zusammenfasst: Von SozialarbeiterInnen über Öko-AktivistInnen bis hin zu Jung-Linken. Die Arbeit zeigt die ProtagonistInnen sehr direkt und stellt sie als Personen – und nicht, wie sonst üblich, ihre Organisation oder ihr Anliegen – in den Mittelpunkt. Die übergroße Darstellung der Köpfe und die Wahl der Kameraposition führen zu einer gewissen Überhöhung/Heroisierung der porträtierten Personen. Die Bilder entstanden alle am Arbeitsplatz der Fotografierten und zeigen diese nahe und ungeschönt. Losgelöst von den jeweiligen inhaltlichen Anliegen der Porträtierten stellen sich beim Betrachter Fragen nach dem Sinn, der Mühsal aber auch nach der Befriedigung durch ihr Engagement.

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Markus Zahradnik 1979 in Wien geboren, arbeitet seit knapp 10 Jahren als Grafikdesigner. Seit zirka 5 Jahren ist er künstlerisch tätig, seit 4 Jahren studiert er am Wiener fotoK künstlerische Fotografie, wo er im Sommer 2009 mit der in diesem Katalog gezeigten Arbeit sein Diplom abgelegt hat. Ausstellungen Teilnahme an mehreren Ausstellungen im Rahmen seiner Ausbildung (unter anderem beim Monat der Fotografie 2006), sowie an Gemeinschaftsausstellungen der Gruppe ‚wasistkunst‘ im Wasserturm Favoriten (2008), folgeeins (2006), Atelier M&G (2005). Außerdem gestaltete er gemeinsam mit Richard Fürstner die Installation 200x200x200 im Hof des Museumsquartiers in Wien (Sommer 2006 und 2007). Kontakt: markus@zahradnik.at

mIra horVath NACHTGESICHTER BARYTPRINTS

Ich dringe mit der Kamera in die intimen Schlafräume von Freunden und Bekannten vor, in ihre entrückten Zustände in denen sie gleichsam verletzlich und ungeschützt sind. Durch die Dunkelheit schleichend nehme ich ein Bild von ihnen auf. Durch die Finsternis und der damit verbundenen hohen Lichtempfindlichkeit des Filmes weisen die Fotografien eine starke Körnung auf. Die Verwendung eines Schwarz-Weiß-Filmes korrespondiert auch mit dem menschlichen Sehsystem, da der Mensch bei Dunkelheit nur fähig ist in Graustufen zu sehen. In den altindischen „Upanishaden“ wird der Schlaf mit dem eigentlichen Selbst in Zusammenhang gebracht. Roland Barthes sieht in einem fotografischen Portrait ein geschlossenes Kräftefeld, in dem vier imaginäre Größen aufeinander treffen: der Portraitierte ist zugleich der, für den er sich hält, der, für den er gehalten werden will, der, für den der Fotograf ihn hält und der, dessen er sich bedient sein Können vorzuzeigen. Dadurch, dass die Fotografierten sich im Zustand des Schlafes befinden, wird die Ebene der Selbstinszenierung ausgeschaltet. Entsteht dadurch ein „wahres“ Bild einer Person? Durch die geschlossenen Augen wird den Portraitierten die Möglichkeit genommen, den Blick der Betrachter zu erwidern. Sie sind ohne Interesse am Betrachter. Wovon sie wohl gerade träumen?

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MIRA HORVATH 1987 geboren in Graz, derzeit wohnhaft in Wien. Seit 2006 Studium der Theater-, Film- und Medienwissenschaft und im Zeitraum von 2006-2009 Besuch des Lehrgangs für künstlerische Fotografie bei fotoK, mit Diplom abgeschlossen. Ausstellungen: 2008 „Schattenspiel“, Jahresausstellung „speed 08 – developer part B“, fotoK, Mai 2008 „Traumorte“, Ausstellung „Raum im Bild“, entstanden im Rahmen eines Workshops mit Jutta Strohmaier, fotoK März 2008 2007 „beziehungsweise“, Jahresausstellung “Idee - Materie - Realitäten“, fotoK, Juni 2007 Kontakt: mira.horvath@gmx.at


Kurzbiographien LAURENT NOSTITZ Küchen Im stIllstanD 10 D-PRINTS, 60 x 80 CM

Der Begriff „Küche“ leitet sich wahrscheinlich vom altdeutschen chuchina ab, welches wiederum über das spätlateinische cocina vom lateinischen coquere (kochen) ableitet. Ich habe in meinen Bekanntenkreis aufgeräumte Küchen aus den Baujahren 1950–1970 fotografiert. Das Alter dieses „zentralen Ortes der Wohnung“, gibt der Küche Individualität. Die Küchen sind „gebraucht“. Zeit formt Charakter und hinterlässt Spuren. Sie sind in keinen Einrichtungshäusern zu finden. Ich zeige Einbauküchen und Küchen aus Fragmenten bestehend. Reduzierte und ergänzte Einrichtung. Verschiedene Einzelmöbel. In meiner Arbeit geht es um den Stillstand innerhalb eines immer wiederkehrenden Kreislauf. Der Kreislauf beschreibt grob gesagt 3 Aktionen: kochen – essen – saubermachen und dazwischen immer der „Stillstand“ Ich hab sie bei Tageslicht fotografiert, um den Räumen ein natürliches Licht zu geben. Die Küchen vereint der gleiche Zustand. Sie sind eingefroren, verlassen, aufgeräumt. Küchen im „Standby“. Immer bereit für die Intervalle der 3 Episoden. Eine der in die Aktionen eingebetteten Zustand. Küche als Ausdruck des persönlichen Lebensstils. technik Der hier verwendete Panorama-Adapter ermöglicht das parallaxefreie, horizontale und vertikale Schwenken um den Nodalpunkt des Objektives. 9 Fotografien werden mit dem Nodalpunkt–Adapter aufgenommen, und digital zu einem Bild zusammengesetzt. Daraus folgt eine wesentlich höhere Auflösung und ein erheblich größerer Bildwinkel.

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Laurent Nostitz geboren am 17. 12. 1977 in Wien lebt und arbeitet in Wien. Ausbildung: 2002- 2009 diverse Kurse an der Wiener Kunstvolkshochschule, 1090 Lazarettgasse 2006–2009 fotoK, Wien Ausstellungen 2001 Ausstellung und Kurator: Das ungeschöpfte kreative Potential (in den Räumen von Sothebys) 2004 Cafe Kandinsky Gruppenausstellungen 2006–2009 Gruppenausstellungen fotoK Kontakt: laurent.nostitz@hotmail.com

elIsabeth gruber & natalIe petrynKo KALEVA JA POHJOLA INTERDISZIPLINäRER VERSUCH

ein finnischer schöpfungsakt „Am Grund der Dinge ist das Wilde, das Unbekannte, das Chaotische.“ Die beiden KünstlerInnen bieten mit ihrer Arbeit unmittelbar Erlebtem und mythisch Tradiertem in bildlichen und plastischen Symbolen Unterkunft. Photographie ist hier eine zentrale Technik der Vermittlung zwischen Licht und Dunkelheit. Der Mensch wirkt als ihr Medium; sie schöpfend, durch sie schaffend und empfangend zugleich. Durch die Entstehungsgeschichten hin zur Ausstellung ihrer Arbeit werden die beiden Photographinnen zu Mittlerinnen zwischen den Welten. Ihre wesentliche Performance liegt in der Aktualisierung archaischer Bedeutungsräume – durch den optisch geschärften Blick ihrer Augen bieten sie anderen die Möglichkeit sehen zu lernen. wir, unterwelt und oberwelt Jeder dreidimensionale Ausstellungsraum besteht aus diversen Innenräumen und Außenräumen – die einen inszenieren sich in den anderen. Photographie als Blick in innere Räume, inszeniert Innenräume im Außenraum in dem sie sich befindet. Durch ein Photo blicken wir aus dem eigenen Innenraum durch den Außenraum in weitere Innenräume hinein. Das Leben ist Kommunikation und umfangen sein von diesen beiden Dimensionen, Innen und Außen – Unterwelt und Oberwelt, und der Weg der sich zwischen den beiden befindet, auf dem wir uns immer wieder hin und her bewegen müssen, um Zeit und Information transportieren zu können. Die Unterwelt wird – oftmals als Überrest der Vergangenheit – in den Tag ans Licht gebracht. Transformation findet dort statt, wo die Zeit still steht. MeisterInnen der Zeit verstehen es Zeit zu modulieren, Zeitraum zu verwandeln! Überall, wo die Stille zu uns spricht, ist Mystik, ist das Geheimnis, das am besten gehütete und zugleich offensichtlichste, frei zugängliche. Stille ist die Dunkelheit des Klangs. Da gibt es einen Weg durch die Dunkelheit, durch das Land des Todes – das Gegenteil von Leben. Der Winter, die Dunkelheit und eine Angst, die da ist. Es gilt einen Weg durch ein unbekanntes Land zurückzulegen. Die lebende natur Natur spiegelt sich in den Fenstern der Häuser, ist das Einzige das uns umgibt – eine erschreckende Macht neben der wir uns klein und zerbrechlich fühlen. Das warme Innere eines Hauses (oder Dachbodens), das im Kalten und Dunkeln wohnt wird zu einem vielgestaltigen Symbol. „Es kommt einem Sterben gleich, alles zu vergessen was man wusste um das Alte neu zu erfinden.“ Die vergangene Zeit ist das Wilde, menschenlose Zeit ist wild, die Gegenwart ein Versuch der Ordnung. Das Wilde flüchtet diese Begegnung – seine Liebe ist zu groß; nicht wir lieben die Natur, sondern vielmehr sie uns! Hier nun schließt sich der Kreis: out of chaos comes order!

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Elisabeth Gruber & Natalie Petrynko sind 1982 in Sao Paolo und 1983 in Wien geboren Feldenkrais/Kultur- und Sozialanthropologie 2005 Aufeinandertreffen in den Räumen des fotoK Seit 2007 gemeinsames und individuelles Reisen und Leben in Nordkarelien, Finnland. Unsere Gemeinschaft ließ verschiedenste Arbeiten entstehen, die sich immer wieder neu formten und zusammensetzten. Während dieses Entstehungsprozesses wurde die Arbeit unter verschiedenen Titeln immer wieder in Finnland präsentiert und erhielt so ihre derzeitige Form. Der prozesshafte Charakter dieser Arbeit lässt sie immer wieder neu entstehen und weiterentwickeln. Kontakt: kalevajapohjola@gmail.com

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Schlägt man in einem Wörterbuch das englische Wort ‚frame’ nach, so findet man zahlreiche mögliche Bedeutungen. Neben dem ‚(Bilder-)Rahmen’, an den wohl fast jeder von uns zuerst denkt, kommt man auf so unterschiedliche Begriffe wie ‚nutzbare Bildfläche’ oder aber auch ‚Gerüst’ oder ‚Skelett’. Beim Verb ‚to frame’ ist die Bandbreite ähnlich groß: von ‚etwas aus­ arbeiten’ oder ‚gestalten“ über das nahe liegende ‚rahmen’ bis hin zu ‚etwas zusammensetzen’. Im Spannungsfeld dieser Mehrdeutigkeit bewegen sich neun Einzel- und eine Gemeinschafts­ arbeiten der fotoK-Diplomklasse 2009.

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