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Das Magazin der Bundesimmobiliengesellschaft | Nr. 7 | Juli 2010 | www.big.at

Molekulare Werkstatt

Das „Center for Molecular Medicine“ ist die neue Heimat für forschende Mediziner.

Vorwärtsgerichtet

Denkmalschutz sieht sich nicht als Modedisziplin. Schönheit wird nicht beurteilt.

Friedhofsüberbauung

Entlang der Wiener Sensengasse entwickelt die BIG einen ganzen Stadtteil.



Editorial Tragfähige Lösung

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unächst die notwendigen Rahmendingungen in aller Kürze: Die BIG ist ein Unternehmen der Republik Österreich. Sie ressortiert nicht wie oftmals verwechselt zum Finanzministerium, sondern zum Bundesministerium für Wirtschaft, Familie und Jugend. Das Prinzip ist einfach. Die BIG ist Eigentümerin und Vermieterin der Schulen, Unis und Amtsgebäude. Mieter sind in 95 Prozent aller Fälle die einzelnen Ministerien oder, aufgrund ihrer Teilrechtsfähigkeit, die jeweiligen Universitäten. Damit könnte rein theoretisch heute ein Wechsel des Eigentümers stattfinden, ohne besondere Änderungen im Tagesgeschäft auszulösen. Denn alle Geschäftsbeziehungen basieren auf Mietverträgen, die keinesfalls je nach Tageslaune einseitig abgeändert werden könnten. Darüber hinaus ist das, punkto Mieterschutz streng ausgelegte, Mietrechtsgesetz (MRG) Grundlage der meisten Kontrakte. Nicht selten wird die BIG in einem Atemzug mit anderen Bundesunternehmen genannt. Besonders in Zeiten der Wirtschaftskrise, wenn es um die Aufstellung der Schulden geht, werden gerne alle undifferenziert in einen Topf geworfen. Nur: Die BIG gehört dort nicht hinein. Sie ist nämlich als einziges Unternehmen nicht mit einer sogenannten Bundeshaftung ausgestattet. Im Falle einer Insolvenz steht die Republik nicht für die angehäuften Außenstände gerade. Insgesamt sind das bei der BIG knapp über 3 Mrd. Euro, die über Anleihen aufgenommen wurden. Das bedeutet, wir sind neben unseren Eigentümern ganz klar Investoren verpflichtet. Und Geldgeber erwarten neben Zinsen vor allem ein stabiles Umfeld. Insgesamt gelten unsere Interessen daher dem zielgerichteten, auf Wertsteigerung ausgerichteten Management unseres Portfolios. Nebenbei: In die BIG fließt nicht ein Euro an Zuschüssen der Republik Österreich. Sie ist auch im Wettbewerb mit privaten Unternehmen auf sich gestellt. Und das ist gut so. Denn daraus resultiert der Druck, die angebotenen Dienstleistungen laufend zu optimieren. Auch im Zuge des „Konjunktur­pakets“ wird dieses Geschäftsmodell nicht verlassen. Die BIG bietet also Dienstleistungen an, die abgerufen werden müssen.

BIG-Geschäftsführer v. l.: Wolfgang Gleissner und Christoph Stadlhuber

Keineswegs hat die Republik der BIG 875 Mio. Euro mit dem Auftrag, das Geld zu investieren, überwiesen. In weiten Bereichen des Konjunkturpaketes müssen, wie bisher, (Bau-)Aufträge seitens der Ressorts erteilt werden. Und das werden sie auch. Die erste Zwischenbilanz bestätigt: Während in den Jahren 2005 bis 2008 im Durchschnitt rund 360 Mio. Euro in Bauprojekte geflossen sind, wurden im abgelaufenen Geschäftsjahr bei einem Umsatz von 790 Mio. Euro rund 520 Mio. Euro in Baumaßnahmen (Instandhaltungen + Neubauten/ Generalsanierungen) investiert. Das entspricht einer Steigerung um über 40 Prozent. Dieses Volumen soll heuer noch einmal deutlich größer werden. Denn viele der gestarteten Projekte werden erst heuer und in den folgenden Jahren in der Bilanz wirksam. Damit wird die BIG voraussichtlich auch nach dem Jahr 2010 ihre Investitionen auf hohem Niveau halten. Also auch in einer Zeit, in der die Baufirmen dieses Geld aus heutiger Sicht dringend brauchen werden.

Christoph Stadlhuber

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Editorial

Wolfgang Gleissner

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36 Impressum BIG Business erscheint in Kooperation mit „Die Presse“.

Ausgabe: Nr. 7/2010 Herausgeber: Bundesimmobiliengesellschaft mbH, Hintere Zollamts­straße 1, 1031 Wien, T 050244-0, F 050244-1199, office@big.at, www.big.at Geschäftsführung: Wolfgang Gleissner, Christoph Stadlhuber Chefredaktion: Ernst Eichinger Produktion und Artdirektion: Nofrontiere Design GmbH, Belvederegasse 26, 1040 Wien Druck: „agensketterl“ Druckerei GmbH, Kreuzbrunn 19, 3001 Mauerbach


Inhalt

1 Editorial

4 Rückblick: Dezember 2009 bis Mai 2010 19 Ausblick: Juli 2010 bis November 2010 20 Thema: „Kein Klima für Eigenbrötler“ Die neue Heimstatt der Molekularmediziner am Gelände des Wiener AKH ist nicht nur haustechnisch auf dem neuesten Stand, sondern dank der von dem renommierten Künstler Peter Kogler gestalteten Glasfassade auch ein optischer Blickfang.

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26 Thema: Schutzmacht gegen Abrissbirne Denkmalschutz als „vorwärtsgerichtete Disziplin“ betrachtet das „Gestern“ nicht aus einer der Mode unterworfenen heutigen Perspektive. Das ist aber keine Frage der Ästhetik. Denn immer mehr rücken auch die NS-Zeit und die 1970er-Jahre in den Fokus des Denkmalamtes.

36 Highlight: Neues Leben über ehemaligem Friedhof Vom Streitobjekt zum architektonischen Blickfang. Diesseits und jenseits der ­Sensengasse ist der 9. Wiener Gemeindebezirk zu neuem Leben erwacht. Der Stadtteil erfährt durch mehrere Bauprojekte unter Federführung der BIG enormen Aufwind.

46 Round Table: „Warme Miete von Gummihäusern“ Nicht selten locken private Anbieter die öffentliche Hand mit idealen Standorten und niedrigen Preisen. Qualität ist aber nach wie vor ein entscheidender Faktor im Wettbewerb. Eine hochkarätig besetzte Runde diskutiert über verschiedene Stufen zwischen „Bauen für die Ewigkeit“ und Flexibilitäten neuer „Wegwerfhäuser“.

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56 Thema: Auslaufmodell „Proletenbagger“ Charmant, aber gefährlich: Der Gebäudeeigentümer haftet für die Betriebssicherheit eines Paternoster. Und die ist, zumindest ohne Einschulung, nicht gegeben. So landen immer mehr Personenumlaufaufzüge entweder im Ausgedinge oder im Museum.

60 Thema: Stofftiere für „süße Knöpfe“ Die BIG hat Patenschaften für 20 moldawische Kinder übernommen. Im Jänner kam ­ es zur ersten Begegnung, in deren Rahmen Spenden und viele Geschenke überreicht wurden.

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Inhalt

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Rückblick

Dezember 2009 bis Mai 2010

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Landespolizeikommando Steiermark wird erweitert Am 10. Dezember 2009 wurde der EU-weite einstufige Realisierungswettbewerb für die Erweiterung des Landespolizeikommandos in Graz zugunsten von Architekt Roland Heyszl aus Graz entschieden. Er konnte sich gegen ­ 38 weitere Planer durchsetzen.

Wettbewerbsentscheidung BG Seekirchen am Wallersee Nach den Plänen des Salzburger Architekten Ludwig Kofler wird das Bundesgymnasium Seekirchen erweitert. Aufgrund des hohen Raumbedarfs an der 2000 errichteten Schule wird ein dreigeschossiger Zubau mit zwölf neuen Klassenräumen, Sonderunterrichtsräumen, Mehrzwecksaal und Speisesaal errichtet.­Verläuft alles plangemäß, könnten im November 2011 die Bagger anrollen. Es werden rund 4,8 Mio. Euro investiert.

Baubeginn Institutsgebäude Uni Wien In naher Zukunft ist das Pendeln zwischen mehreren Standorten für Wiener Publizistik­und Informatikstudierende Geschichte. Seit Mitte Februar wird in der Währinger Staße 29 – 31 (Wien Alsergrund) gebaut. Das neue Insti­tuts­gebäude der Universität Wien wird rund 11.000 Quadratmeter Nettogrundfläche um­fassen und soll Ende 2011 fertig­ gestellt sein. (siehe auch Thema S. 36)

Haus der Forschung mit Ergebnis Das 2006 fertiggestellte „Haus der Forschung“ in der Wiener Sensengasse wurde drei Jahre lang einem Monitoringprojekt der Donau-Universität Krems unterzogen. Dabei wurde das Vorzeigeprojekt in Sachen Energieeffizienz genau unter die Lupe genommen. Die Messwerte zeigen: Es ist gelungen, die ambitionierten Pläne zu verwirklichen und die üblichen Kennzahlen ähnlicher Neubauten durch den Einsatz innovativer Bau- und Haustechnik um zumindest 50 Prozent zu unterschreiten.

Schimeisterschaften  Tiroler Medienvertreter und Kunden der Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) fuhren am 28. Jänner 2010 beim Nacht-Riesentorlauf um den Sieg der 3. Tiroler Journalisten-Skimeisterschaft.

BIG klagt Aufzugshersteller Die BIG hat nach Feststellung des Aufzugskartells durch das Kartellgericht Wien am Zivilrechtsweg eine Forderung auf Schaden­ ersatz in der Höhe von mindestens 21,6 Mio. Euro am Handelsgericht Wien eingebracht. Architekturwettbewerb BG/BRG Gmünd Das Bundesgymnasium und Bundesrealgymnasium im niederösterreichischen Gmünd wird um rund 5,5 Mio. Euro saniert und erweitert. Das zweistufige Verhandlungsverfahren entschied die Hübner ZT GmbH aus Wien für sich. Baubeginn WU Wien  S. 18 Ende Februar haben schwere Baumaschinen begonnen, 260.000 Kubikmeter Erdmaterial für den Neubau der WU Wien auszuheben. Ende des Sommers werden die Aushubarbeiten abgeschlossen sein und die Gebäudekomplexe errichtet. Begonnen wird mit dem Library & Learning Center von Zaha Hadid. Eröffnung Neubau Gymnastiksaal HBLA Krieglach Am 26. Februar wurde der neue Gymnastiksaal der Höheren Bundeslehranstalt in Krieglach feierlich eröffnet. Die Investitionen betrugen rund 1,1 Mio. Euro.

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Gleichenfeier am „Unipark Nonntal“  S. 14 Im März wurde der Rohbau der neuen K ­ ulturund Gesellschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Salzburg fertiggestellt. Im Sommer 2011 soll der 55-Mio.-Euro-Neubau fertig sein.

Beethovens Garten  S. 13 In der Zahnradbahnstraße in Wien Döbling errichten BIG E&V und Seeste AG gemeinsam 49 freifinanzierte Eigentumswohnungen in sieben Stadtvillen. Im April wurde der Rohbau fertiggestellt und Dachgleiche gefeiert.

Dachgleiche für Forstschule  S. 12 Die Höhere Bundeslehranstalt für Forstwirschaft in Bruck an der Mur wird saniert und erweitert. Am 6. Mai wurde Dachgleiche gefeiert. Im Herbst 2011 soll das 20-Mio.-EuroBauvorhaben abgeschlossen sein.

Spatenstich für Gymnasium Neusiedl am See Der Bestand aus den 1970er-Jahren wird vom Erdgeschoß bis zum Dach auf neuesten Stand gebracht und erweitert. Im Sommer 2011 soll alles fertig sein.

Justizanstalt Sonnberg eröffnet  S. 7 Am 30. April wurde der Zubau der Justizanstalt Sonnberg durch Bundesministerin Claudia Bandion-Ortner und BIG-Geschäftsführer Christoph Stadlhuber eröffnet. In rund eineinhalb Jahren Bauzeit wurde ein neuer Küchen- und Werkstättentrakt um rund 5,3 Mio. Euro errichtet.

Ein neues Haus für die Polizei  S. 8 Für die Polizeiinspektion in Parndorf errichtet die BIG im Auftrag des Innenministeriums eine neue Polizeiinspektion. Bis Sommer 2011 entsteht ein ebenerdiger Neubau mit 510 Quadratmetern Nutzfläche.

Bezirksservicestelle AMS Feldkirch eröffnet Um rund 2 Mio. Euro wurde das ehemalige Hauptzollamt in der Reichsstraße 51 für das AMS saniert und erweitert. Deutlich mehr Büros ermöglichen eine individuelle Kundenbetreuung. Außerdem wurde das Bestandsgebäude thermisch saniert und die Haus­ technik erneuert. Justizanstalt nach Puch-Urstein Die Justizanstalt in der Schanzlgasse in der Stadt Salzburg, in dem auch das Landesgericht Salzburg untergebracht ist, soll nach Puch-Urstein übersiedeln.

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Kabelbrand  S. 11 Nach einem Brand im Traforaum der WU Wien war die Universität mehrere Tage stromlos.

Baubeginn bei HTL Salzburg  S. 15 Am 21. Mai wurde an der Höheren Technischen Bundes- Lehr- und Versuchsanstalt in der Itzlinger Hauptstraße in Salzburg der offizielle Spatenstich vorgenommen. Die Bauarbeiten sind mittlerweile voll im Gang.

Praterateliers zu BMUKK  S. 6 Kulturministerin Claudia Schmied und die BIG unterzeichneten eine Vereinbarung zur Übertragung der „Praterateliers“ in den Verantwortungsbereich des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur.

Life Sciences in Innsbruck  S. 9 Der Rohbau des neuen Gebäudes für die Chemie, Pharmazie und Theoretische Medizin der Leopold-Franzens-und der Medizin-Universität Innsbruck ist fertig. Am 27. Mai wurde die Dachgleiche gefeiert.

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Wechsel der Zuständigkeit

Praterateliers werden an Bildungsministerium übertragen

Kulturministerin Claudia Schmied und die Geschäftsführung der Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) unterzeichneten eine Vereinbarung zur Übertragung der Bildhauerateliers des Bundes im Wiener Prater („Praterateliers“) in den Verantwortungsbereich des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur. Seit 1. Mai 2010 werden damit Sanierungsmaßnahmen und die Neuvergabe der Ateliers an Künstlerinnen und Künstler vom Ministerium abgewickelt. Derzeit wird ein Sanierungs- und Programmkonzept erarbeitet, um die notwendigen baulichen Adaptierungen rasch durchführen und neue, befristete Mietverträge mit

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Künstlerinnen und Künstlern abschließen zu können. Seit dem Tod von Bruno Gironcoli und Alfred Hrdlicka wird derzeit in acht der 23 Ateliers nicht gearbeitet. Mieter der Ateliers sind namhafte Künstlerinnen und Künstler wie Ulrike Truger, Hans Hollein, Werner Würtinger oder Hans Kupelwieser. Die Bildhauerateliers des Bundes im Wiener Prater wurden nach der 5. Weltausstellung 1873 von Kaiser Franz Joseph I. den Bildhauern gewidmet. In zwei Gebäuden sind 23 Ateliers untergebracht, von denen die leer stehenden in den letzten Jahren wegen Sanierungsbedürftigkeit nicht vermietet werden konnten.


Neuer Werkstätten-Zubau Erweiterung der Justizanstalt abgewickelt

Justizministerin Claudia Bandion-Ortner eröffnete Anfang Mai den von der BIG abgewickelten Zubau der Justizanstalt Sonnberg, ­Gemeinde Holla­brunn. Ein zusätzlicher Werkstätten-Trakt wurde erbaut, 55 Insassen­ sackerln hier für eine Fremdfirma Zwiebeln und Knoblauch ein. Neu sind auch die Umkleide- und Ruheräume für die Bediensteten, ­die Anstalts- und Beamtenküche und das Wachzimmer. „Sinnvolle ­Arbeit ist ein wesentlicher Faktor in unserer Justizanstalt. Deshalb waren zusätzliche Räumlichkeiten nötig. Und das Wachzimmer ist aus allen Nähten geplatzt“, sagt Anstaltsleiter Thomas Binder. Kosten: ­5,3 Mio. Euro.

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Innenministerin Maria Fekter lässt sich von Landes­haupt­mannStellvertreter Franz Steindl den Spaten signieren.

Stürmischer Startschuss

Baubeginn für Polizeigebäude in Parndorf „verweht“

Gut für Surfer – schlecht für Spatenstichfeiern. „Immer, wenn die Fekter im Burgenland ist, stürmts.“ Diese Aussage von Innenministerin Maria Fekter bewahrheitete sich auch Mitte Mai beim Spatenstich für die neue Polizeiinspektion Parndorf. Der Festakt musste wegen des heftigen Windes und beginnenden Regens kurzerhand in eine Halle am Ortsrand verlegt werden. Schon kurz nach dem Festakt wurde zu bauen begonnen. Und zwar dort, wo das ehemalige Gebäude stand. Auf einem prägnanten Platz neben dem Kreisverkehr. Das 72 Jahre alte Haus, das dementsprechend in die Jahre gekommen war, wurde Ende April abgerissen. Eine Sanierung hätte laut Fekter aufgrund von massiven Feuchtigkeitsproblemen und einer nicht zeitgemäßen Raumaufteilung mehr gekostet als der Neubau. Eine Million Euro soll in die neue Polizeiinspektion von Parndorf investiert werden. Entworfen wird das moderne Gebäude vom Architektenbüro Strixner. Geplante Eröffnung: Juli 2011. Die Gesamtnutzfläche wird um 210 Quadratmeter erweitert.

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„Symbol für Einheit von Forschung und Lehre“ Dachgleiche für neues Unigebäude in Innsbruck erreicht – Fertigstellung im Frühjahr 2011

Der neue Life-Sciences-Standort der beiden Innsbrucker Universitä­ten nimmt Formen an: Am Innrain 80 – 82 entsteht der Neubau für die Chemie, Pharmazie und Theoretische Medizin der Leopold-FranzensUniversität und der Medizinischen Universität Innsbruck. Für rund ­71 Mio­. Euro werden auf einer Nutzfläche von ca. 35.000 Quadrat­­metern Labor-, Forschungs-, Büro- und Unterrichtsräumlichkeiten errichtet. Der Rohbau ist fertiggestellt und damit die Dachgleiche erreicht. ­Nun folgt der Innenausbau. Im Frühjahr 2011 soll das neue Gebäude be­ zogen werden. Geplant wurde das Objekt von der „Architektur­werk­statt din ­a4“.

Ende Mai wurde im Beisein des Landtagspräsidenten von Tirol Herwig van Staa, der Rektoren der Medizinischen Universität und der Leo­poldFran­zens-Universität Herbert Lochs und Karlheinz Töchterle, der Bundesministerin für Wissenschaft und Forschung Beatrix Karl, des Landes­rats Christian Switak, des BIG-Geschäftsführers Wolfgang Gleissner und des Vizerektors der Leopold-Franzens-Universität Arnold Klotz offiziell die Dachgleiche gefeiert.

Außergewöhnliche Liegenschaften Datenbank zur Vermarktung „besonderer“ Immobilien

Die vier größten Immobilieneigentümer des Landes – ASFINAG, BIG, ÖBB und Österreichische Bundesforste – starten eine Kooperation zur gemeinsamen Vermarktung ihrer Locations für Werbung, Filmproduktionen und Events. Das neue Online-Portal „scAut – Austrian ­Locations United“ fasst in einer Da-

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tenbank Gebäude, Wälder, Seen und Berge, Bahnhöfe, Straßen und Autobahnanlagen zusammen. Die reich bebilderte Datenbank soll für die heimische und internationale Kreativwirtschaft die breite Palette an Locations in Österreich darstellen – und Lust auf Werbung, Filme und Events „made in Austria“ machen.

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Durchgeschmort

Wirtschaftsstudenten wegen Trafobrand energielos

Ende April wurde die Trafoanlage der WU bei einem Kabelbrand stark beschädigt. Alle Sicherheitssysteme funktionierten einwandfrei. Dennoch musste das WU-Hauptgebäude drei Tage geschlossen bleiben. Danach wurde die Stromversorgung über eine „Überbrückungsanlage“ geführt. Bei Umstellung auf das alte, wiederhergestellte WUSystem wurde durch den Fehler einer ausführenden Firma allerdings erneut ein Kurzschluss ausgelöst. Jetzt funktionieren die Systeme wieder einwandfrei.

Genau getroffen

Neue Raumschießanlage für Cobra in Wiener Neustadt

Das Einsatzkommando Cobra in Wiener Neustadt hat seit Kurzem eine völlig neue Raumschießanlage, die nahezu alle Stücke spielt. Denn dort ist es möglich, in sämtlichen Schussrichtungen mit scharfer Einsatzmunition realistische Übungen durchzuführen. Der Raum ist vollständig mit Stahlplatten und schuss­ sicheren Türen verkleidet und schalltechnisch

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vom restlichen Gebäude entkoppelt. Damit die Geschosse nicht direkt auf die Stahlverkleidung treffen, ist die Innenseite zusätzlich mit speziellen Kunststoffplatten ausgekleidet. Auch die Ausstattung lässt keine Wünsche offen: Videoanlage, spezielle Lüftungsanlage, automatische Schussauswertung und Schützenidentifikationssystem.

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Forstschule ist auf gleich

20 Millionen Euro, 2700 Kubikmeter Beton und 1500 Festmeter Holz

Für Wiener Ministerialräte und Sektionschefs stand Anfang Mai eine Reise in die Steiermark auf dem Plan. Anlass war die ­Gleichenfeier für den Zu- und Umbau der Höheren Bundes­ lehranstalt für Forstwirtschaft in Bruck. Präsidial­leiter Hans Günter Gruber formulierte: „Bei der Eröffnung werden wir uns alle wieder treffen und einander würdigen.“ ­Die Brucker Forstschule wird um 20 Mio. Euro umgebaut und erweitert. Ziemlich ­genau ein Jahr nach dem Spatenstich gab es die Gleichen­feier.

Bis November 2010 soll ein Teil des Umbaues fertiggestellt werden. Die Gesamt­übergabe erfolgt erst im kommenden Jahr. In den Umbau werden 20 Mio. Euro, ­2700 ­Kubikmeter Beton und 1500 Festmeter Holz ­gesteckt. „Beinahe die jährliche Zuwachs­ menge an Holz wird für diesen Bau verbraucht“, sagte Sektionschef Gerhard Mannsberger vom Lebensmittelministerium bei der ­Gleichenfeier.

Neuer Glanz für altes Gebäude

Thermische Sanierung und zentrale Erschließung des Gymnasiums Neusiedl durch Erweiterungsbau

Damit das 40 Jahre alte Schulgebäude des Gymnasiums Neusiedl im Burgenland dem pädagogischen Fortschritt um nichts nachsteht, wird es jetzt generalsaniert. Das 9,3 Mio. Euro teure Projekt wurde Ende März offiziell mit einem Spatenstich in Angriff genommen. Der offensichtlich gute Ruf schlägt sich auch bei den Anmeldungen nieder. Direktor Walter Roth ist mit den Schülerzahlen zufrieden.

Gemeinsam mit Lehrern und Schülern feierten neben Ministerin Schmied auch Landeshauptmann Hans Niessl, der Neusiedler Bürgermeister Kurt Lentsch und BIG-Geschäftsführer Wolfgang G ­ leissner.

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Bis die rund 930 Schüler im September 2011 ihre neuen Klassenräume beziehen können, gibt es noch viel zu tun. Der Bestand aus den 70er-Jahren muss neu strukturiert werden, das Gebäude behindertengerecht gemacht, der Brandschutz erneuert und die Gebäudehülle thermisch saniert werden. Darüber hinaus wird der einstöckige Verbindungsgang zwischen den drei Bauteilen und den Turnsälen durch einen zweistöckigen Neubau ersetzt. Dadurch wird Platz für eine großzügige Aula geschaffen. Zwischen Turnsälen und Garderobentrakt entstehen neue Flächen, die für Nachmittagsbetreuung genutzt werden. Auch die Außenanlagen und Sportplätze sollen nächstes Jahr in neuem Glanz erstrahlen. Während der Arbeiten findet der Unterricht in Containerklassen statt.


Beethoven im Endspurt

Stadtvillen in Bestlage in Fertigstellungsphase

Auf einem bislang unbebauten 6000-Quadratmeter-Grundstück entstehen an der Zahnradbahnstraße in Wien-Nussdorf anstelle einer Schule bis Ende 2010 sieben hochwertige Stadtvillen mit 49 Eigentumswohnungen unter dem klingenden Namen „Beethovens Garten“. Mittlerweile sind sie bereits halb fertig. Dachgleiche wurde gefeiert. Der Innenausbau beginnt. Jedes Gebäude verfügt über ein zentrales Stiegenhaus mit eigenem Lift und einem direkten Zugang zu der gemeinschaftlichen unterirdischen Garage. Die Preise liegen zwischen 4000 und 6000 Euro pro ­Quadratmeter.


Geothermie für Universität

Rohbau fertig gestellt – Innenausbau läuft auf Hochtouren

Rektor Heinrich Schmidinger dirigiert den Neubau.

Der „Unipark Nonntal“ nimmt Gestalt an. In der Stadt Salzburg entsteht im Auftrag der Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) der vom hannoverischen Architekturbüro Storch ­Ehlers Partner GbR und von der Arge Unipark Doll-Ebster errichtete „Unipark Nonntal“. Der Rohbau ist seit Ende März fertiggestellt, und die Innenausbauarbeiten laufen auf Hoch­ touren, um das Ziel, den Universitätsbetrieb mit Wintersemester 2011/2012 aufzunehmen, einzuhalten. Das neue Universitätsgebäude ist mit ­über 17.000 Quadratmetern Gesamt­nutz­fläche das größte Bauobjekt der BIG im Raum Salzburg.­ Unter dem quadratischen Gebäude, das auf

Sockeln errichtet wird, befindet sich eine Tiefgarage mit rund 100 Stellplätzen für die Universität. Die Salzburger Parkgaragen­ gesellschaft errichtet direkt im Anschluss eine öffentliche Tiefgarage mit rund 120 Stell­plät­ zen. Eine Besonderheit des Projekts ist, dass die Universität Salzburg und die BIG beim „Unipark Nonntal“ im Bereich Energietechnik neue Akzente setzen. Geplant ist die Errichtung der größten Geothermieanlage Österreichs. Dazu werden im Außenbereich 56, mit einem Wasser-Glykol-Gemisch gefüllte, Rohre ins Erdreich gebohrt. Durch diesen sehr guten Wärmeleiter kann der Temperaturunterschied zur Erdoberfläche für die Energiegewinnung genutzt werden.

Sanierung der Fassade Kunstprojekt wieder zugeputzt

Die BIG hat im Zuge von Linz 09 – im Einvernehmen mit dem Bundesdenkmalamt – einem Kunstprojekt zugestimmt, in dessen Rahmen die Fassade des Brückenkopfgebäudes teilweise abgeschlagen wurde. Plangemäß erfolgte seit Anfang Mai die Wiederherstellung des „Urzustandes“. Die Kosten von insgesamt 40.000 Euro trägt vereinbarungsgemäß Linz 09. Die geplante Adaptierung der Brückenkopfgebäude für die Kunstuniversität befindet sich in der Planungsphase. Derzeit werden Gespräche mit der Stadt und dem Bundesdenkmalamt geführt. Parallel dazu arbeitet Architekt Adolf Krischanitz am Vorentwurf. Im Sommer liegen erste Planungen vor.

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KURZ NOTIERT Justizanstalt in Puch-Urstein Die Justizanstalt in der Stadt Salzburg soll auf eine 20.000 Quadratmeter große Liegenschaft im Gewerbegebiet Puch-Urstein verlegt werden. Das derzeit genutzte Gefängnis platzt aus allen Nähten. Auch das Gerichtsgebäude ist renovierungsbedürftig. Nach dem Umzug soll der Bestand saniert werden. Einspruch zurückgewiesen Die Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) hat die Ausschreibung der Baumeisterarbeiten im Rahmen des Projektes „Erweiterung Montecuccoli-Kaserne Güssing“ widerrufen. Dieser Widerruf ist rechtskräftig, da der Einspruch eines Bieters vom Bundesvergabeamt (BVA) zurückgewiesen wurde. Seit Kurzem läuft daher erneut ein Verfahren auf Basis modifizierter Leistungsverzeichnisse zur Vergabe der Baumeisterarbeiten. Ziel ist, noch in diesem Sommer mit dem Bau zu beginnen.

Freudiger Spatenstich HTL Itzling in Salzburg wird erweitert

Der Start erfolgte 1985 mit 1200 Schülern. Inzwischen werden an der HTL in Salzburg-Itzling 1970 Schüler unterrichtet – teilweise als ­„Wanderklassen“, in Kellerräumen oder in Containern. Jetzt stockt die Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) das bestehende Gebäude auf und errichtet einen viergeschoßigen Zubau. Dadurch entstehen 26 zusätzliche Unterrichtsräume, sechs Lehrerzimmer sowie ein weiterer Turnsaal inklusive Geräteraum. Durch den Umbau im Bestand werden vier weitere Klassenräume und ein weiteres Lehrerzimmer geschaffen. Mehr Platz gibt es für Pausenräume im Gebäude und außerhalb. Die Pläne stammen vom Architekturbüro Kleboth.Lindinger ZT-GmbH in Linz. Die Investitionen betragen 19 Mio. Euro. Die Übergabe findet von Herbst 2011 bis Sommer 2012 statt – Zug um Zug. Bei der Spatenstichfeier Ende Mai herrschte sichtlich gute Laune.

Aufzughersteller geklagt Die BIG hat nach Feststellung des Aufzugskartells durch das Kartellgericht Wien am Zivilrechtsweg eine Forderung auf Schadenersatz in der Höhe von mindestens 21,6 Mio. Euro am Handelsgericht Wien eingereicht. Rechtsvertreter der BIG ist die Finanzprokuratur. Der mindestens entstandene finanzielle Schaden errechnet sich aus dem finanziellen Mehraufwand bei der Neuerrichtung von Förderanlagen und überhöhten Preisen im Zuge laufender Wartung. Daher ist diese Klage auch im Interesse der BIG-­Kunden. Skimeisterschaft Tiroler Medienvertreter und Kunden der BIG fuhren Ende Jänner 2010 unter denkbar schwierigen Verhältnissen beim Nacht-Riesentorlauf um den Sieg. Bei eisigen Temperaturen und Schneefall gewannen erstmals nicht die schnellsten Läufer, sondern jene, die dem Mittel­wert am nächsten kamen. Die diesjährige Siegerin der Damenwertung heißt Kathrin Siller, Redakteurin der Tiroler Tageszeitung. Bei den Herren konnte Dekan Arnold Tautschnig von der Universität Innsbruck das Rennen für sich entscheiden. Mit Laufbestzeit durchs Ziel kamen bei den Damen Ingrid Nagiller vom ORF und bei den Herren Bernhard Triendl, ebenfalls vom ORF.

Im Bild: BIG-Geschäftsführer Wolfgang Gleissner, LH Gabi Burgstaller, Ministerin Claudia Schmied, HTL-Direktor Herbert Kittl und Peter Korczak (Präsident des HTLKuratoriums).

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Strahlende Apsis

Innensanierung der Kollegienkirche

Die Innensanierung der Salzburger Kollegienkirche ist in vollem Gange. Vor allem das raffinierte Spiel mit dem Gegenlicht des barocken Meisterarchitekten Johann Bernhard Fischer von Erlach soll durch die Sanierungsarbeiten wieder sichtbar gemacht werden. Die Sanierung der Apsis steht kurz vor dem Abschluss. Ab dem Sommer steht der Sakralbau auch für die Nutzung von Konzerten wieder zur Verfügung. Das Geld für die laufenden, als auch für künftig noch erforderliche Sanierungs- und Restaurierungsphasen, wird neben den BIGAufwendungen aus Spenden und Sponsorengeldern, wie zum Beispiel durch den World Monumental Funds (WMF), lukriert.

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KURZ NOTIERT Hohe Investitionen Die BIG erwirtschaftete im abgelaufenen Geschäftsjahr 2009 bei einem Umsatz von 790 Mio. Euro einen Gewinn (nach UGB) von rund 48 Mio. Euro. Die Mieterlöse beliefen sich auf rund 657 Mio. Euro. Insgesamt 520 Mio. Euro wurden in Generalsanierungen, Erweiterungen, Neubauten oder Instandhaltungen investiert. Rechnungshof kritisiert Kasernenverkauf Der Rechnungshof kritisiert die Errichtung der SIVBEG als „weder erforderlich noch zweckmäßig“. Die Replik des Verteidigungsministeriums folgte: Die Schaffung der SIVBEG war „erforderlich, da es keine sonst geeignete Einrichtung des Bundes gab und gibt“. Insgesamt wurden über 80 Liegenschaften um rund 124 Mio. Euro verkauft. Baubeginn für neue Publizistik Mitte Februar erfolgte der Baubeginn für das neue ­Publizistik- und Informatikgebäude der Universität Wien. In der Währinger Straße 29–31 (Wien-Alsergrund) sollen die derzeit auf zahlreiche Standorte verteilten Einrich­tungen konzentriert werden. Die Fertigstellung ist für Ende 2011 geplant. (siehe auch Thema S. 36)

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Viel Lärm um Garage Der seitens der STPM (Städtische Parkraum­manage­ ment Gesellschaft) geplante Bau einer Volksgarage am Gymnasium GRG 17 in der Wiener Geblergasse sorgt für Wirbel. Schüler und Lehrer haben gegen das Projekt wegen befürchteter Beeinträchtigungen des Lehrbetriebs mobil gemacht. Adressat für den Protest ist aber nicht wie fälschlich angenommen die BIG, sondern die STPM. Denn als Liegenschaftseigentümer steht die BIG dem Projekt neutral gegenüber. Die Entscheidung über eine potenzielle Realisierung liegt ausschließlich bei der STPM sowie der Stadt Wien. Öffnung des Stollensystems Anlässlich der Befreiungsfeiern in Mauthausen öffnete die BIG im Mai das Stollensystem St. Georgen an der Gusen­ für Überlebende und deren Angehörige. Die Anlage diente während des Zweiten Weltkrieges der Rüstungsproduktion. Mehr als 10.000 Zwangsarbeiter verloren ihr Leben. Nach dem Krieg wurden die Stollen von den Sowjets gesprengt. Die BIG investierte rund 12 Mio. Euro in die Sicherung der Anlage. Im November letzten ­Jahres wurden die Arbeiten abgeschlossen.

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Mondlandschaft in Wien II: Bauverlauf nach Plan

Derzeit Aushub der Baugruben für neue WU Wien – Fundamente für Gebäudekomplexe ab Herbst

Der Aushub für die neue Wirtschaftuniversität Wien (WU) läuft auf Hochtouren. Auch hinter den Kulissen ist alles auf Schiene. So sind die entsprechenden Vereinbarungen zur langfristigen Finanzierung unterschrieben. Das Bauprojekt verläuft damit nach Plan: Im Herbst dieses Jahres beginnen die Arbeiten an den Fundamenten der einzelnen Gebäude­komplexe. Insgesamt verarbeiten bis zur Fertigstellung im Wintersemester 2013/14 durch­schnitt­lich 500 Arbeiter 15.000

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Tonnen­ Be­weh­rung und 150.000 Kubikmeter Beton. Bei der Reali­sie­rung des Neubaus der Wirtschaftsuniversität Wien wird seitens der BIG ein neuer Weg eingeschlagen: Die BIG ist nicht, wie bei den meisten Neuerrichtungen üblich, alleiniger Eigentümer und Vermieter, sondern hat für Errichtung und Betrieb des Gebäudes gemeinsam­ mit der Wirtschaftsuniversität Wien (WUW) die Projekt­ge­ sellschaft Wirtschafts­universität Wien Neu GmbH ­gegründet.

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Christoph Stadlhuber (BIG) und Christoph Badelt (WU)


Ausblick

Geplanter Baubeginn – Sanierung und Erweiterung BORG Akademiestraße, Salzburg – Neubau Produktionstechnikzentrum TU Graz – Generalsanierung und Neubau BHAK/BHAS Wiener Neustadt – Erweiterung Bundesberufsschule für Uhrmacher Karlstein – Erweiterung und Funktionssanierung BG/BRG Judenburg – Sanierung und Erweiterung BG/BRG Klosterneuburg – Neubau Polizeiinspektion Parndorf – Erweiterung und Funktionssanierung Internatsgebäude BG Saalfelden – Sanierung und Erweiterung BG/BRG St. Martiner Straße, Villach Teilübergabe – Sanierung und Erweiterung HAK Karl Schönherr-Straße, Innsbruck Fertigstellung – Neubau HTBLW/T Wintzingerodestraße, Wien – Sanierung und Erweiterung Pädagogische Hochschule/BORG Feldkirch – Neubau Turnhalle BG/BRG Peuer­bach- straße, Linz – Sanierung und Erweiterung HBLA für wirtschaftliche Berufe Hollabrunn – Neubau AHS Aspernstraße/Contiweg, Wien – Erweiterung Juridicum Johannes-Kepler Universität Linz

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Wettbewerbsausschreibung – Sanierung und Erweiterung HAK Neudorfstraße, Lustenau – Sanierung und Erweiterung HBLT Neubauweg, St. Johann

Wettbewerbsausschreibung – Sanierung und Erweiterung Bundesschullandheim Tandalier Radstadt – Neubau zentrales Verwaltungsgebäude Schöpfstraße MUI Innsbruck

Geplanter Baubeginn – Neubau Organisationszentrum COBRA Wiener Neustadt – Sanierung Teilbauabschnitt TU Wien, Getreidemarkt – Brandschutzsanierung Naturwissenschaft liche Fakultät Universität Innsbruck – Neubau Heerestruppenschule Bruckneudorf – Sanierung Universität für Musik und darstellende Kunst Seilerstätte, Wien – Sanierung Bundesamtsgebäude Schärding – Sanierung und Erweiterung Bezirksgericht/ Finanzamt Bruck/Mur

Geplanter Baubeginn – Erweiterung BG Gallusstraße, Bregenz – Sanierung und Erweiterung Bundes­polizei­ kommando/Polizeiinspektion Bludenz Fertigstellung – Sanierung Bundespolizeidirektion Linz

Fertigstellung – Sanierung und Erweiterung Bezirksgericht Salzburg – Sanierung und Erweiterung BEV Arltgasse, Wien Eröffnung – Neubau Chemieersatzgebäude TU Graz

Wettbewerbsentscheidung – Neubau Unterkunftsgebäude Erzherzog Johann-Kaserne Straß

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Juli 2010 bis November 2010

Ausblick: Juli 2010 bis November 2010

Erscheinungstermin BIG Business 8: Dezember 2010 AHS = Allgemeinbildende höhere Schule BG/BRG = Bundesgymnasium/Bundesrealgymnasium BHAK/BHAS = Bundeshandelsakademie/Bundeshandelsschule BORG = Bundesoberstufenrealgymnasium HBLA = Höhere Bundeslehranstalt HBLW/T = Höhere Bundeslehranstalt für wirtschaftliche Berufe und Tourismus BEV = Bundesamt für Eich- und Vermessungswesen TU = Technische Universität MUI = Medizinische Universität Innsbruck

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Thema

„Kein Klima für Eigenbrötler“ Als „Brücke zwischen zwei Welten“ soll die neue Heimstatt der Molekularmediziner am Gelände des Wiener AKH vor allem ermöglichen, Klinikbetrieb und Wissenschaft unter einem Dach zu vereinen. Blickfang ist das vor Kurzem fertiggestellte CeMM jedenfalls bereits jetzt schon. Text: Clemens Rosenkranz

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uch wenn Molekularmediziner eher sachliche Menschen sind: Das neue Haus des CeMM (Center for Molecular Medicine) am Campus des Wiener Allgemeinen Krankenhauses bringt die Forscher ins Schwärmen. Denn seit dem Umzug sitzen die bisher verstreuten Forscher an einem Standort, der noch dazu alle Stückerln spielt und das Arbeiten fast zum Vergnügen macht. Das neue Forschungszentrum wird als ersehnte Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Forschung gesehen. Das CeMM ist Teil der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Errichtet hat das 17 Millionen Euro teure Haus die Bundesimmobiliengesellschaft (BIG). Seit Mitte Juni sind die neuen Hightecharbeitsplätze mit wissenschaftlichem Leben erfüllt. Mit dem Umzug ins neue Institutsgebäude mit einer Fläche von 3500 Quadratmetern kann auch die Zahl der Wissenschaftler verschiedenster Disziplinen von 70 auf 100 erhöht werden. Der Arbeitsalltag im CeMM hat allerdings nichts mehr mit dem traditionellen Klischee von verschrobenen Forscherindividuen gemein, die im stillen Kämmerlein vor sich hinforschen und eines Tages mit einer nobelpreisträchtigen Entwicklung ins Rampenlicht treten. Gefordert sind stattdessen Kooperation, Kommunikation und Konfrontation. Dies gilt für molekularmedizinische Forscher im Allgemeinen und für die Teamleiter noch viel mehr. Diese müssen Menschen für ein Thema motivieren, begeistern, aber auch disziplinieren. „Eigenbrötler oder halbautistische Forscher sind bei uns fehl am Platz, sie gedeihen in unserem Klima gar nicht“, sagt Giulio Superti-Furga. Der aus Italien stammende Molekularbiologe ist wissenschaftlicher Leiter des Instituts.

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Thema: „Kein Klima für Eigenbrötler"

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Seine Wissenschaftler sitzen in Gruppen zusammen und sind auch so organisiert. Sie arbeiten nicht bereichs-, sondern projektspezifisch. Das heißt, ein einzelner Forscher kann in mehr als einem Projektteam tätig sein, wobei diese interdisziplinär zusammengesetzt sind. Mindestens einmal in der Woche treffen die Teams einander, um ­laufende Projekte zu evaluieren. Aber noch wichtiger für den Erfolg sind Gespräche in mehreren eigens dafür geschaffenen Kommunikationszonen in jedem Stockwerk, Besprechungen in Seminaren oder zufällige Interaktionen. „Bei uns wird sehr viel gesprochen und diskutiert“, schildert Superti-Furga. Zur neuen Forscherwirklichkeit gehöre auch, dass die Wissenschaftler immer mehr Zeit am Computer sitzen. Nur noch die Hälfte der Arbeitszeit sei klassische Labortätigkeit, so der CeMM-Chef. Es gebe auch immer weniger Forscher, die den ganzen Tag das Gleiche machen würden. Diesen neuen Anforderungen an die Wissenschaft hat sich auch die bauliche Struktur unterordnen müssen die der Funktionalität Rechnung trägt. Das Haus hat eine asymmetrische Achse, wobei die Laborräume Richtung Süden wesentlich größer sind als die nach Norden gerichteten. Die Decken senken sich zur Gebäudemitte hin ab, sodass die Labors so hell wie möglich sind, erläutert Architekt Kopper. Eben weil die Forscher viel Zeit am PC verbringen, seien die Computer-Arbeitsplätze entlang der Fensterfronten eingerichtet worden. Die dazugehörigen Nebenräume seien unmittelbar bei Labors platziert, um den Fluss von Gedanken und den Informationsaustausch so unkompliziert wie möglich zu gestalten. Superti-Furga ist begeistert über seinen neuen Arbeitsplatz, auch wenn er darauf verzichtet hat, in die oberste Etage mit den hellsten Büros mit Blick über ganz Wien einzuziehen. Er will lieber mitten im Geschehen sitzen. „Das CeMM ist ein großer Wurf – ich sehe unsere Tätigkeit fast als gesellschaftliches Projekt. Wir wollen eine Brücke schlagen zwischen Wissenschaft und Klinik, denn oft sind das heute noch zwei getrennte Welten.“ Er versteht seine Rolle als Dolmetscher. Bei dieser Rolle wird er von der baulichen Struktur des neuen Hauses unterstützt, werken das CeMM und das Laborgebäude der Medizinischen Universität Wien doch jetzt unter einem Dach. Auch wenn früher ein Teil des CeMM in der Lazarettgasse in Gehnähe zum Wiener AKH war. Aber um gemeinsam zu forschen und zu entdecken, sei das schon zu weit weg voneinander gewesen. Nun können einander Mediziner und Forscher – beide Bereiche sind in jedem Stock verbunden – beinahe die Klinke in die Hand geben. Überall gibt es Räume zur Kommunikation, besonders beliebt ist wohl die helle, bis zum Boden verglaste Cafeteria im Dachgeschoss mit Ausblick über Wien mit ihren zwei Terrassen, quasi ein Gedankeninkubator zwischen CeMM und Medizinischer Universität. Superti-Furga und seine Teams haben ein ehrgeiziges Ziel: Sie wollen Dinge erklären, die auf den ersten Blick nicht erklärbar sind. Dabei soll die räumliche Struktur helfen. Dank ihr soll sich eine neue Kultur in der Zusammenarbeit und gegenseitigen wissenschaftlichen Befruchtung der klinischen und technologielastigen biomedizinischen Forschung entwickeln. Dazu soll die Mischung der verschiedenen Forschungsgruppen beitragen. „Wir wollen Salz und Pfeffer mischen und so auch

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zufällige Interaktionen möglich machen, die oft die spannendsten sind“, umreißt der CeMM-Leiter seinen Ansatz, für den der Neubau erst die Grundlage geschaffen habe.

Die kunstvoll gestaltete Fassade von Peter Kogler ist nicht nur von außen ein Blickfang. Das Panorama ist ein wenig reduziert, wobei Wissenschafter generell eher weniger Zeit haben, den Ausblick zu genießen.

„Ziel des Entwurfs war, dass die Forscher in Clustern arbeiten können und dass kreuz und quer gedacht und geforscht werden kann“, erläutert Chefarchitekt Ernst Kopper. Technisch sei das Objekt so konfiguriert, dass spätere Änderungen möglich seien, sagt Kopper, der auch das nebenstehende alte Forschungszentrum am AKH federführend mitgestaltet hat. Beim neuen Forschungszentrum seien besonders die haustechnischen Erfordernisse eine Herausforderung gewesen. Dies gilt besonders für die wichtigste und zugleich sensibelste technologische Waffe der CeMM-Forscher, die Massenspektrometer im vierten Stock. Denn die Geräte zum Messen der Masse von Teilchen (konkret Molekülen) reagieren sehr empfindlich auf Temperaturschwankungen und Vibrationen. Das Aufdecken von Spuren von Molekülen sei nur dann möglich, wenn die Analysegeräte nicht durch minimalste Verunreinigungen gestört werden. Daher kamen nur Materialien zum Einsatz, die keinerlei chemische Reaktionen miteinander eingehen. „Ein flächenmäßig sehr kleiner Bereich hat sehr viel Geld gekostet“, berichtet BIG-Projektleiter Andreas Stampfer. Wie zum Beispiel die massiven Rechner und die wassergekühlten Serverschränke. Die konkrete Laborplanung habe die mit einschlägigen Erfahrungen ausgestattete Vamed übernommen. Aber das CeMM versteht sich nicht als von der Erde losgelöste Forschungsinstitution, sondern will die Wichtigkeit seiner Tätigkeit auch der Gesellschaft erklären und nahebringen. „Wir machen uns gerne Sorgen und Gedanken über die gesellschaftlichen Auswirkungen unserer Forschungstätigkeit und wollen in Dialog mit der Gesellschaft treten bzw. bleiben“, sagt Superti-Furga. Diese Offenheit soll auch die Glasfassade symbolisieren, die sich über die gesamte Ostseite des Gebäudes spannt und ein bisschen an die molekulare Ursuppe erinnert, aus der sich das Leben entwickelt hat. Sie soll als identitätsstiftendes Element wirken und die Öffnung zur Welt erleichtern. Gestaltet wurde die offene Glasfassade von dem renommierten österreichischen Künstler Peter Kogler. Die Kosten für die Fassade seien über private Sponsoren finanziert worden, um ein Netzwerk von Unterstützern zu schaffen, die den Aspekt hinaustragen sollen, wie wichtig die am CeMM betriebene Forschung für die Gesellschaft sei, erläutert der Institutsleiter. Konkret haben rund 50 Spender ein paar Quadratmeter erworben, sprich aus eigener Tasche finanziert. Im Inneren heißt das Motto System- oder Netzwerkbiologie. „Bei einer Erkrankung ist das molekulare Gleichgewicht aus den Fugen geraten. Die meisten Erkrankungsprozesse entstehen durch ein Zusammenwirken vieler Gene bzw. vieler Genprodukte. Daher müssen wir die Netzwerke so verstehen, dass wir sie wieder in ein gesundes Gleichgewicht bringen können. Sperrt man nur einen Weg, kann oft der Verkehr der Krankheitserreger rundherum laufen. Erst wenn man zwei bis drei Schlüsselwege sperrt, kommt die Krankheit zum Erliegen“, berichtet der Wissenschaftler.

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Paradies f체r Facility Manager: Ein Forschungsgeb채ude wie das CeMM ist vom Keller bis zum Dach mit Haustechnik vollgestopft.

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Die Forschung am CeMM konzentriert sich auf Krebs, Entzündungsprozesse, Infektionsbiologie sowie Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Die CeMM-Forscher aus derzeit 28 verschiedenen Nationen wollen herausfinden, wie und wo Medikamentenmoleküle wirken, welche Moleküle Krankheiten auslösen und wie Krankheitsprozesse auf molekularer Ebene ablaufen. Um Proteine und ihre Interaktionen zu analysieren, ist die Zusammenarbeit von Wissenschaftlern aus den unterschiedlichsten Disziplinen notwendig: Proteomik, Chemische Biologie, Biologische Chip-Technologien, Bio-Informatik. Superti-Furga und sein Team forschen auch dafür, die Aktivität von Arzneistoffen genau zu verstehen. Schon heute würden 40 Prozent der Medikamente bei anderen Indikationen eingesetzt als jenen, für die sie entwickelt wurden. Die molekularen Wirkmechanismen – selbst von sehr häufig eingenommenen Medikamenten seien oft unbekannt – und damit auch mögliche ­Nebenwirkungen. „Für die BIG ist das neue Forschungszentrum insofern untypisch, als das Grundstück nicht uns gehört. Ebenso untypisch ist die Tatsache, dass wir ein bereits bewilligtes Projekt übernommen haben. Es ist dabei gelungen, viele Detailänderungen umzusetzen und zugleich den bestehenden Baubescheid aufrechtzuerhalten“, sagt Andreas Stampfer. Vertragsrechtlich ist die Situation ziemlich komplex. Die BIG hat das Objekt über einen Baukonzessionsvertrag mit dem Wissenschaftsministerium errichtet und einen Mietvertrag mit dem CeMM geschlossen. Das Gelände wiederum gehört der Stadt Wien, die es der Österreichischen Akademie der Wissenschaften über einen Superädifikats- und Kooperationsvertrag zur Verfügung stellt. Ein Ergebnis der Rechtskonstruktion: 2030 geht das Gebäude ins Eigentum der Akademie der Wissenschaften über, 2050 fällt es an die Stadt Wien.

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Thema: „Kein Klima für Eigenbrötler"

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Thema

Schutzmacht gegen Abrissbirne Denkmalschutz als „vorwärtsgerichtete Disziplin“ betrachtet das Gestern nicht aus einer der Mode unterworfenen heutigen Perspektive. Ziel ist es, Baudokumente für künftige Generationen zu erhalten. Das ist aber keine Frage der Ästhetik. Denn im Unterschied zu Schlössern und Kirchen, die gemeinhin als „schön“ gelten, rücken immer mehr auch die NS-Zeit und teilweise schon die 1970er-Jahre in den Fokus des Denkmalamtes. Text: Clemens Rosenkranz, Ernst Eichinger

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ährend so mancher Immobilienbesitzer mit dem Denkmalschutz hadert und gar lautstark gegen Unterschutzstellungen vom Leder zieht, hat die Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) einen Modus Vivendi mit der Zunft der Konservatoren gefunden. „Basis für unser sehr gutes Einvernehmen ist Kompromissbereitschaft auf beiden Seiten“, sagt Karl Lehner, Projektleiter der BIG und Spezialist für alte Substanz. Diese überaus konsensorientierte Einstellung ist aber gleichzeitig Selbstzweck. Denn insgesamt hält die BIG österreichweit rund 300 denkmalgeschützte Gebäude in ihrem Bestand. Darunter sind bekannte Gebäude wie der Justizpalast, das Palais Epstein oder die Universität Wien. „Wir haben einen klaren Auftrag seitens des Gesetzgebers. Er lautet, marktwirtschaftlich zu agieren. Nichtsdestotrotz sehen wir in unserem Bereich auch eine kulturelle Verpflichtung, bauliches Erbe zu bewahren“, so BIG-Geschäftsführer Wolfgang Gleissner. Essenziell sei, sich dem Thema schon vor der Ausarbeitung von Umbauplänen zu stellen. Bei einem heiklen Projekt mit einem fertigen Plan zum Bundesdenkmalsamt (BDA) zu gehen sei mäßig optimal. „Wenn die Planungen nicht entsprechen, stimmen wir einfach nicht zu“, sagt Axel Hubmann, Landeskonservator in Kärnten. Das hieße also zurück zum Start. Und wer in diesem Fall auf dem längeren Ast sitzt, formuliert Hubmann höflich, aber unmissverständlich: „Wenn einer darum bettelt, können wir natürlich auch mit allen Facetten Behörde sein.“ Aber es gebe im Denkmalschutz auch harte Nüsse, wo man prima facie scheinbar gar nichts machen könne. Da seien eben noch mehr Kreativität und mehr Einfühlungsvermögen gefragt. Am Ende würden sich nämlich die Interessen des Eigentümers und des Denkmalschutzes wieder treffen: „Es nutzt nichts, wenn historische Bausubstanz wegen Schutzauflagen leer steht und verfällt“, so Lehner.

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Thema: Schutzmacht gegen Abrissbirne

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Das Bundesdenkmalamt verweist auf das entsprechende Gesetz. Es sieht vor, dass alles, was von Menschenhand geschaffen wurde und von geschichtlicher, künstlerischer oder kultureller Bedeutung ist, unter Schutz zu stellen ist. Einzige Bedingung: wenn es im öffentlichen In­teresse liegt. „Ein Objekt kann auch eine rein historische Bedeutung haben, ohne dass es architektonisch schützenswert wäre“, sagt Österreichs Generalkonservatorin Eva-Maria Höhle. Denkmalschutz habe auch keine politischen Bewertungen einer bestimmten Epoche zu übernehmen, meint Höhle auch in Hinblick auf die NS-Bauten: Diese seien historische Dokumente wie Archivalien oder andere Hinterlassenschaften, die auch in Zukunft durch Historiker und die Öffentlichkeit zu bewerten sein müssten. Die Bewahrung von Artefakten der Vergangenheit sei ein gesellschaftliches Anliegen, das auch über entsprechende Gesetze abgebildet werde. Bei Dokumenten werde die Erhaltung nicht einmal hinterfragt, bei sichtbareren Dingen (besonders Gebäuden) dagegen manchmal massiv. Zugleich beeilt sich Höhle, folgende grundsätzliche Irrmeinung über ihre Zunft klar zu stellen: „Denkmalschutz ist keine rückwärts gewandte Disziplin, sondern denkt pro futuro. Wenn etwas zur Erhaltung vor­ge­ se­hen ist, dann nur, weil es künftigen Generationen weiterhin zur Verfügung stehen soll.“ Das BDA müsse eine Vorreiterrolle übernehmen,

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„Vielleicht wird es ja in 100 Jahren die Forderung geben, Schönbrunn abzureißen, weil es ein zum Stein gewordenes Symbol eines repressiven absolutistischen Regimes war.“ Eva-Maria Höhle


Wiederkehrende Trends: Zentrale Erschließungsflächen waren bereits in den 1970er-Jahren Thema.

Das Slowenengymnasium in Klagen­furt wird demnächst saniert. Für Nichtkenner der Materie vermutlich unerwartet: Das Gebäude steht zum Teil unter Denk­malschutz.

auch wenn das ein unpopulärer Standpunkt sei. Dabei gehe es über­ haupt nicht um Fragen der Ästhetik, denn was gemeinhin als schön und damit als erhaltenswert gilt, liegt im Auge des Betrachters und ist der Mode unterworfen. „Vielleicht wird es ja in 100 Jahren die Forderung geben, Schönbrunn abzureißen, weil es ein zum Stein gewordenes Symbol eines repressiven absolutistischen Regimes war“, s­ o Höhle.

Gusto und Ohrfeigen Bei Betrachtung einer typischen Schule aus den 1970er-Jahren kommen vermutlich auch nur wenige Menschen angesichts kumulierter Schönheit ins Schwärmen. Nichtsdestotrotz wurde das sogenannte Slowenengymnasium in Kärnten vor Kurzem unter Schutz gestellt. Landeskonservator Hubmann begründet seine Entscheidung: „Das war dort eine Abkehr von den normalen Aufschließungskonzepten, also ein vollkommen anderer Schultyp. Normalerweise gab es einen Gang. Rechts und links davon waren die Klassen. Die Gruppenklassen im Slowenengymnasium waren anders angeordnet. Nämlich über einen zentralen Raum. Das hat sich in der Bauform und in der ganzen Struktur geäußert. Für die damalige Zeit war das ein Meilenstein in der Konzeption.“ Daher werden die Struktur und das Erscheinungsbild

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Thema: Schutzmacht gegen Abrissbirne

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Bildunterschrift Reiterkaserne Kärnten

Der Flakturm im Wiener Arenbergpark steht im Eigentum der BIG. Teile des Kriegsreliktes sind an das Museum für angewandte Kunst vermietet.

bei der demnächst anstehenden Generalsanierung nicht angetastet. Solche Entscheidungen sorgen nicht uneingeschränkt für eine wachsende Fangemeinde des Bundesdenkmalamtes. Kritik an der Herangehensweise ihrer Behörde lässt die Generalkonservatorin des BDA aber prinzipiell ziemlich kalt. „Eine Unterschutzstellung ist sehr genau zu argumentieren und nach dem allgemeinen Verwaltungsverfahrensgesetz geregelt. Eigentümer eines Objekts haben viele Möglichkeiten, Stellung zu beziehen, und können schon im ersten Stadium mit Argumenten kommen und mit diesen den Denkmalschutz auch entsprechend aushebeln. Dabei werden ordentliche Gutachten schon vor dem Verfahren zugestellt, also wenn rechtlich noch gar nichts passiert ist“, sagt Höhle. Eines wird in Diskussionen über die ökonomische Beeinträchtigung durch die Unterschutzstellung meist vergessen: Das BDA darf die wirtschaftliche Bedeutung nicht berücksichtigen, so ein Spruch des Obersten Gerichtshofs. Anders sieht es bei Auflagen für Sanierung oder Adaptierung aus: Hier kann die ökonomische Bedeutung schon berücksichtigt werden. „Gegen die Behauptung, wie rigoros der Denkmalschutz ist, sprechen Beispiele, die Sie rundherum sehen. Der Wiener Bürgermeister dürfte gar nicht im Rathaus arbeiten, wenn es nicht die Möglichkeit einer sinnvollen Nutzung denkmalgeschützter Objekte geben würde“, sagt Höhle in ihrem Büro in der Hofburg. Dieses ist ebenfalls streng geschützt. Bei Adaptionen oder Sanierungen ist das wichtigste Kriterium

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die Denkmalverträglichkeit der Maßnahmen, sprich: sie werden dann untersagt, wenn sie den Charakter des Denkmals völlig ändern, dessen Qualität zerstören und zu Substanzverlusten führen. Beispiel wäre eine Aufstockung eines Biedermeier-Hauses auf das Niveau einer historistischen Nachbarbebauung mit vier Etagen. Da sagt der Denkmalschutz klar: Nein! Während die Erhaltung von Objekten aus dem Barock oder Biedermeier öffentlich unumstritten ist, scheiden sich bei der Unterschutzstellung von baulichen und sonstigen Artefakten aus der Zeit des nationalsozialistischen Unrechtsregimes die Geister. Zwar denkt niemand daran, das Konzentrationslager in Mauthausen abzureißen oder umzubauen, aber wenn es um die zahllosen Zweckbauten aus der Zeit von 1938 bis 1945 geht, denkt mancher laut – oder hinter vorgehaltener Hand – an den Einsatz der Abrissbirne ohne Rücksicht auf Verluste. Gerade bei Denkmälern aus der NS-Zeit gibt es ein Spannungsfeld zwischen dem Denkmalschutz und der wirtschaftlichen Verwertung von Immobilien. In der öffentlichen Meinung gilt gerade Architektur aus dieser Epoche als nicht schützenswürdig. Bestes Beispiel sind die Flaktürme in Wien, die aber ungeachtet des Denkmalschutzes wohl wirklich tausend Jahre Bestand haben könnten. Sprengen funktioniert nicht. Denn die bis zu sieben Meter dicken Umfassungsmauern haben eine gewisse Haltbarkeit. Eines dieser Monumente, nämlich der Gefechtsturm im Arenbergpark, steht im Eigentum der BIG. Ein Teil des Objektes ist an das Museum für angewandte Kunst vermietet. Seit Langem gibt es


Im Gegensatz zum nackten Beton der Flaktürme ist das Palais Epstein faszinierend detailreich.

dort ein Projekt seitens des MAK, den Flakturm umzugestalten oder neu zu nutzen. Viele dieser Pläne wirken beim Wiener Landeskonservator Friedrich Dahm aber eher appetitzügelnd. Bei dem Gedanken, oben auf den Türmen Gastronomiebetriebe oder gar ein Hotel zu errichten, dreht sich ihm „der Magen um“. Er kann sich für die Betonklötze höchstens eine neutrale Nutzung vorstellen, wurden doch die Türme von Zwangsarbeitern unter unmenschlichen Bedingungen errichtet, war die Entstehungsgeschichte doch ein ganz schlimmes Kapitel der NS-Zeit. „Die Flaktürme sind herausragende Denkmäler einer ganz dunklen Epoche, widerliche Bauten, die alle menschlichen Dimensionen sprengen. Sie sollen gerade deshalb Mahnmale bleiben“, sagt Dahm. Bisherige Pläne zur Errichtung von Aufbauten seien aber nicht am Denkmalamt gescheitert, sondern schon einen Schritt vorher, nämlich bei Änderungen der Flächenwidmung, für die die Gemeinde Wien zuständig ist. Das Thema NS-Architektur ist generell sehr emotional besetzt, meint Höhle. Das kann sie nachvollziehen, aber nicht, dass diese emotionale Aufgeladenheit von manchen Eigentümern gegen deren Erhaltung instrumentalisiert werde. Höhle beruft sich bei ihrer grundsätzlichen Haltung auf die UNESCO: „Die Erhaltung des kulturellen Erbes bezieht auch die Zeit der Unkultur mit ein.“ Bewertung und Umgang mit der Nazi-Architektur ebenso wie die Frage ihrer Bewahrung seien in Österreich erst sehr spät öffentlich zu einem Thema gemacht worden,

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Thema: Schutzmacht gegen Abrissbirne

denn im Unterschied zu Deutschland (wo die moralische Belastung der NS-Zeit viel stärker wahrgenommen wurde) habe das Land am Strome besonders den Opfermythos als Vorwand genommen, die Auseinandersetzung mit dem nationalsozialistischen Erbe von sich wegzuschieben, auch hinsichtlich der Architektur aus dieser Zeit. Die Folge: Deutschland ist in der Forschung zur Architektur aus der NS-Zeit viel weiter. In Österreich gibt es praktisch keine Aufarbeitung. „Weil es zu wenige Grundlagen gibt, sind wir auch bei der Überprüfung der Denkmalqualität von Objekten aus dieser Zeit sehr spät dran.“ Im Nachbarland habe man schon in den 1970er-Jahren mit Unterschutzstellungen von Nazi-Objekten begonnen, in Österreich erst vor ein paar Jahren. „Deutschland ist sich seiner Zeugenschaft zu 100 Prozent bewusst. Die deutschen Nachbarn hätten einen anderen Ansatz. Höhle nennt ein plakatives Beispiel: Das Finanzministerium ist ins Gebäude des ehemaligen Reichsluftfahrtsministeriums in Berlin eingezogen, ohne es zu verfremden. Bei uns werden baulich so viele Zeichen gesetzt, dass man einem entsprechenden Gebäude seine Geschichte nicht mehr ansieht“, sagt Höhle. Einwänden, es reiche doch gerade bei den Kasernen aus der NS-Zeit, nur eine in Österreich unter Schutz zu stellen, kontert Höhle mit einem Passus im Denkmalschutzgesetz, der vorsieht, dass auch der regionale Aspekt ins Kalkül gezogen werden muss. Sie erläutert das an einem Beispiel: Würde man diesen Ansatz nicht wählen, könnte man bei

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historischen Bahnhofsbauten sagen, wir stellen mit Rekawinkel nur einen unter Schutz und reißen alle anderen ab. „Die Auswahl ist ein Filterungsprozess, bei dem viele Kriterien untersucht werden müssen. Um Beispiele herauszufiltern, muss man den Gesamtbestand kennen“, so die Generalkonservatorin.

Weninger muss der Denkmalschutz in die Berechnung des Verkaufspreises einkalkuliert werden.

Zum heißen Thema ist der Denkmalschutz bei den Kasernen geworden, die das Bundesheer verkaufen will. Zuständig für die Transaktionsverhandlungen ist die SIVBEG, eine Tochter von Verteidigungsministerium­ und BIG. Für SIVBEG-Chef Stephan Weninger sind Auflagen des Denk-

Ganz andere Motive hat Oliver Rathkolb: Der Universitätsprofessor für Zeitgeschichte an der Universität Wien fordert Augenmaß bei der Unterschutzstellung von baulichen Objekten aus der NS-Zeit: „Ich warne davor, bei der Bewertung einen Automatismus anzulegen.“ Man müsse immer die Frage stellen, welche Gebäude bzw. andere bauliche Artefakte aus der NS-Zeit wichtig für das politische Gedächtnis seien. Grundsätzlich müsse es bei der denkmalschützerischen Bewertung ei-

Die Panzerhalle der Struberkaserne in Salzburg wurde kurz vor ihrem Verkauf an einen Investor unter Denkmalschutz gestellt.

Auch die zu erwartende Unterschutzstellung der Rainerkaserne sorgt für mäßige Begeisterung bei den Verkäufern der SIVBEG.

malschutzes nicht besonders willkommen, schließlich sorgt die Unterschutzstellung für deutliche Erlösminderungen. Jüngstes Beispiel dafür ist die Rainer-Kaserne in Elsbethen, am Stadtrand von Salzburg.

nen Katalog mit klaren politischen, historischen und künstlerischen Kategorien und einen offenen Diskurs geben.

Laut Bundesdenkmalamt ist diese unter den NS-Kasernen in Österreich ein Sonderfall. Sie ist die einzige Reiterkaserne, die auch als solche gebaut wurde. Sie ist entsprechend ihrer militärischen Bedeutung für die Alpenfestung eine sehr stringente Anlage, auch hinsichtlich der künstlerischen Ausgestaltung mit Fresken des Malers Albert Birkle.­ Dennoch signalisiert Höhle hinsichtlich der zu erwartenden denkmalschützerischen Auflagen Kompromissbereitschaft: „Wir werden die Rainer-Kaserne nicht mit Butz und Stingl unter Schutz stellen, sondern bewusst Freiräume zur Nutzung schaffen und Teile des Ensembles nicht einbeziehen. Bei den Mannschaftsgebäuden soll das Innere ausgeklammert werden. Hier ist angedacht, nur die Außenerscheinung und die Stiegenhäuser unter Schutz zu stellen“, plaudert Höhle vorab aus dem Nähkästchen. Es werde bei dem Objekt in Salzburg größeren Spielraum für eine Verwertung geben, lässt die Generalkonservatorin durchblicken. „Es wird auch Teile geben, die ein neuer Eigentümer abreißen können wird.“ Das wird wohl für SIVBEG-Chef Weninger Balsam für die Ohren sein: Seine Befürchtung war es gewesen, dass das gesamte Ensemble erhalten bleiben muss. Dieser Worst Case hätte eine Wertminderung im Bereich eines zweistelligen Millionen-Euro-Betrags bedeutet. Laut

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Der Vorstand des Instituts für Zeitgeschichte der Universität Wien ortet­bei mancher Unterschutzstellung eine zu starre Berufung auf formalistische Gründe, die wohl mit der grundsätzlichen Berufseinstellung zusammenhänge, kann sich Rathkolb einen Seitenhieb auf die in Sachen Kunst tätigen Kollegen nicht verkneifen: „Der Denkmalschutz ist zu stark von der Kunstgeschichte dominiert“, meint Rathkolb. Zum Kaser­nenthema hat der Historiker Rathkolb eine klare Meinung: ­„Ich bin strikt dagegen, jede Kaserne aus der NS-Zeit aus Prinzip unter Denk­mal­schutz zu stellen; genauso geht es aber nicht an, alle ­Kasernen zu schleifen und darauf Vergnügungsparks zu bauen. Auch bei den ­Kasernen muss man einen Denkmalschutz mit Augenmaß betreiben“, sagt Rathkolb. Eines dürfe aber auch nicht passieren: dass eingedenk der Tatsche, dass viele bauliche Monumente aus der NS-Zeit nicht mehr erhalten seien, alle noch vorhandenen unter Denkmalschutz gestellt werden. „Die Kriterien der Schutzwürdigkeit an alle vor­han­ de­nen Zweckbauten wie ganze Siedlungen, Wohnhäuser, aber auch Werks­sied­lungen oder Industrieanlagen anzulegen, finde ich absurd.“ Manchmal würde es reichen, eine entsprechende Infor­mations­tafel­ zu belassen und das entsprechende Gebäude niederzureißen. ­ athkolb verweist abschließend auf noch ein Phänomen: dass nämR lich das Gros der Architektur aus der NS-Zeit in Österreich Gebrauchs-


Interview mit Axel Hubmann, Landeskonservator in Kärnten

Schizophrene Liebe zur Sache Axel Hubmann über notwendige Voraussetzungen für den Job, knallige Farben und die Durchsetzungskraft des Denkmalamtes

„Wir verstehen uns als Anwälte für das Objekt. Andererseits sind wir genauso verpflichtet, Eigentümern bei ihren Bemühungen um das Bauwerk zu helfen.“ Axel Hubmann

Big Business: Das Thema Denkmalschutz bereitet Im­ mo­bi­lieninvestoren gelegentlich schlechte Laune. Ist das berechtigt? Hubmann: (lacht) Dazu gibt es keinen Grund. Wir verstehen uns als Anwälte des Objekts. Andererseits sind wir genauso verpflichtet, Eigentümern bei ihren Bemühungen um das Bauwerk zu helfen. Natürlich ist zum Beispiel die Instandsetzung eines Objektes mit Fassadendekoration teurer als bei einem glatt verputzten Haus. Das liegt aber in der Natur der Sache. Generell wollen wir mit dem geringstmöglichen Aufwand den größtmöglichen Nutzen erzielen. Davon profitiert auch der Eigentümer. Big Business: Aber es heißt: Zeit ist Geld! Wie lange braucht das Denkmalamt, um zu einer Meinung zu kommen? Hubmann: Das kommt darauf an. Wird ein Vorhaben von Beginn an mit uns abgeklärt, ist die Bescheiderlassung in letzter Konsequenz nur mehr Formalakt. Wenn wir das Projekt nicht kennen, kann das schon länger dauern. Big Business: Stichwort Entscheidung. Die Konservato­ ren haben ja eine Art Richterfunktion und daher nicht nur Fans. Was sind die Grundvoraussetzungen für die­ sen Job. Eine besonders dicke Haut …? Hubmann: Generell sind jedenfalls die Liebe zur Sache und natürlich das Fachwissen erforderlich. Die Fakten müssen wertneutral beurteilt werden. Die Arbeit hat sogar einen Hauch von Schizophrenie. Denn die eigenen Entscheidungen sollten laufend hinterfragt werden. Immerhin beeinflussen sie das Ortsoder Stadtbild. Denkmalpflege ist vor allem eine integrativ-vernetzende Wissenschaft. Dementsprechend sollte man auch als Persönlichkeit strukturiert sein.

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Big Business: Wie steht es um Ihre Durchsetzungskraft? Ich als Bauherr bekomme beispielsweise von Ihnen die Auflage, mein Haus ultraviolett zu streichen. Das wi­ derstrebt mir, und ich wähle meine Lieblingsfarbe Blau. Was tun Sie? Hubmann: In diese Situation kommen wir gar nicht. Big Business: Und wenn doch? Hubmann: Dann hat die Überzeugungsarbeit nicht gefruchtet, und das Verhältnis ist schon so gespannt, dass es zu entsprechenden Auseinandersetzungen kommt. Big Business: Was heißt das? Hubmann: Bevor die Farbgebung absolut falsch ist, bliebe dann nichts anderes übrig, als Behörde zu sein mit allen Konsequenzen. Das ist uns aber im Laufe der Jahre und Hunderten Fällen vielleicht zwei Mal passiert. Big Business: Aber das Bundesdenkmalamt hätte die Macht zu sagen: Jetzt kommen die Maler und streichen das ultraviolett, und ich muss dann die Rechnung be­ gleichen? Hubmann: Zunächst: Ultraviolett ist keine historische Farbe. Aber es besteht durchaus die Möglichkeit, sich, wenn Sie als Eigentümer beispielsweise eine „Allergie“ gegen die Originalfarbe haben, auf die zweite Farbschicht zu einigen. Generell waren historische Farbgebungen mitunter viel bunter, als wir annehmen. Wie man so schön sagt: da würde es uns heute die Augen raushauen. Aber zurück zu Ihrer Frage: Unser Ziel ist der Konsens.

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­ rchi­tektur ist. Und selbst für jene baulichen Denkmäler, die unter a Schutz gestellt werden, sei eine Einbettung in die Geschichte auch über Tafeln zu dokumentieren und festzuhalten. Nur die bloße Erhaltung reiche nicht. Was laut Rathkolb dazu kommt: „Wird ein Gebäude als Denkmal erhalten, muss man auch Zugang gewähren, damit man es gegenüber der Öffentlichkeit darstellen und für eine entsprechende breite Kontextualisierung“, sprich Einbettung in die historischen Zusammenhänge, sorgen kann. Als Beispiel für ein erhaltenswürdiges Objekt nennt der Wiener Historiker das Linzer Brückenkopfgebäude. Aber auch im Fall dieser Zwillingsobjekte am Donauufer müsse klar vermittelt werden, worum es sich dabei handle bzw. gehandelt habe. Auf der anderen Seite dürfe man nicht Tabula rasa machen, damit die Geschichte schnell in Vergessenheit gerate. „Ein solcher Ansatz geht völlig daneben“, betont Rathkolb. Als negatives Musterbeispiel nennt er jenen Schutzstollen der Nationalsozialisten im Klagenfurter Kreuzberg, in dem Friedrich Rainer, der Leiter des NS-Gaus Kärnten, 1945 kapitulierte. In dem dort etablierten Bergbaumuseum wurde jetzt das Museum für den verstorbenen Landeshauptmann Jörg Haider eingerichtet. „Das ist ein Ausdruck mangelnden Geschichtsbewusstseins. Man muss schon klar machen, dass ein Stollen aus dem Zweiten Weltkrieg eine andere Geschichte hat als ein traditioneller Bergwerks­ stollen aus dem Mittelalter oder dem Zeitalter der Industrialisierung“, ­kritisiert der Zeithistoriker.

Die Linzer Brückenkopfgebäude an der Nibelungenbrücke sollen demnächst generalsaniert werden. Künftiger Mieter ist, geht alles nach Plan, die Kunstuniversität Linz. Im Hinblick auf dem Grad der „Akzentuierung“ scheiden sich allerdings die Geister. Stein des Anstoßes sind die seitens des Architekten vorgesehenen Glasaufbauten.

Dazu zählt bestimmt auch das unterirdische Stollensystem in St. Georgen­ an der Gusen in der Nähe des NS-Konzentrations- und Vernichtungslagers Mauthausen namens Bergkristall. Das war die Tarnbezeichnung für eine unterirdische Flugzeugfabrik. Die BIG musste wegen akuter Einsturzgefahr einen Teil des Stollensystems mit Beton verfüllen, weil unmittelbare Gefahr für die oben liegende Gemeinde drohte. Dieser Teil der 45.000 Quadratmeter großen Gesamtanlage war durch Sprengungen der Sowjets nach dem Zweiten Weltkrieg destabilisiert worden. Diese Sicherungsarbeiten geschahen im Einvernehmen mit dem Denkmalamt. „Wenn Gefahr im Verzug ist, können wir nicht sagen, dass Sicherungsmaßnahmen aus Gründen des Denkmal­ schutzes nicht getroffen werden dürfen“, begründet Höhle die, die vor rund einem Jahr für Empörung beim Gedenkkomitee sorgte. Nachdem dieses aber Einblick in das technische Gutachten und die gesetzten Maßnahmen erhalten hatte, legten sich die Wogen wieder.

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Herkömmliche Wohnbauten, wie die in der oberösterreichischen Hauptstadt, erinnern nicht zwangsweise an das düstere NS-Kapitel der österreichischen Geschichte. Eine Anregung führender Zeithistoriker wäre, Gedenktafeln anzubringen.


Bauten bezeichnet. Diese prägen das Bild der Stadtteile Kleinmünchen oder Bindermichl“, schildert Luger. In einem Punkt dürfte der laute Aufschrei des Linzer Planungsstadtrats schon gefruchtet haben. „Meine Kritik stützt sich darauf, dass sämtliche Wohnbauten aus der NS-Zeit, die sich im Eigentum der Stadt Linz bzw. der städtischen Wohnungsgesellschaft GWG befinden, unter Denkmalschutz gestellt werden, deckungsgleiche Architektur dagegen nicht. Entweder fallen alle Bauten darunter oder keiner“, sagt Luger. Diese Kritik sei zwar derzeit noch berechtigt, räumt Lipp ein. Aber für die Anlagen in privater Hand laufe ebenfalls bereits ein Ermittlungsverfahren, um festzustellen, welche unter Schutz zu stellen sind. Keine Einigung gibt es in der Frage, ob die Auflagen die Kosten der nötigen Sanierung der Wohnbauten aus der NS-Zeit in die Höhe treiben, die dann die Mieter mehr belasten würden. Zugleich könnte man wegen der Auflagen des Denkmalschutzes nicht so sanieren, wie es dem Stand der Technik entspreche, was wiederum den Mietern zum Nachteil gereicht. Denn ohne Vollwärmeschutz, der wegen der Auflagen nicht möglich ist, würden die Mieter auch um die Sanierungsförderungen umfallen, zusätzlich hätten sie höhere Ausgaben fürs Heizen. Und Fernwärme in Häuser mit schlechten Fassaden einzuleiten sei ein Unding.

Protektorat für „Hitler-Bauten“ Die oberösterreichische Hauptstadt Linz war im Dritten Reich ein architektonisch bevorzugtes Aufbaugebiet. Jetzt gibt es rege Diskussionen über die Unterschutzstellung. Direkt davon betroffen: die Brückenkopfgebäude an der Nibelungenbrücke. In Linz liefern sich der Denkmalschutz in Gestalt von Landeskon­ser­ vator Wilfried Lipp und Planungsstadtrat Klaus Luger ein heftiges Match. Der Politiker fordert eine Reduzierung der Unterschutzstellungen bei Wohnbauten aus der NS-Zeit, besonders eine Lockerung der Auflagen für die Sanierung: „Man muss viel klarer definieren, was kultur­historische Eckpunkte sind und wo man eingreifen kann. Ich habe nichts dagegen, wenn man die eine oder andere Wohnhausanlage als typisches Produkt der NS-Zeit unter Schutz stellt “, sagt Luger. Wenn aber die Sanierung durch Auflagen unmöglich gemacht werde, könne man das Gebäude auf Dauer nicht zum Wohnen nutzen. „Es wäre dann ein Museum.“ In zwei Bescheiden des Denkmalamts aus den Jahren 2007 und 2008 sind in Linz insgesamt 260 verschiedene Objekte und Artefakte unter Schutz gestellt worden. In Linz verlaufen die Diskussionen heftiger als in anderen österreichischen Städten, denn in der Landeshauptstadt gibt es sehr viele Wohnbauten aus der NS-Zeit, ist die Einwohnerzahl durch die forcierte In­dustri­alisierung doch in der NS-Zeit von 40.000 auf 300.000 explo­diert. Dazu kommt, dass Adolf Hitler in seinen architektonischen Planvorgaben Linz Wien vorgezogen hat. „Von den heute 190.000 Einwohnern leben rund 30.000 bis 40.000 in Wohnanlagen aus den 30erund 40er-Jahren – in Linz umgangssprachlich immer noch als Hitler-

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Thema: Schutzmacht gegen Abrissbirne

Ebenfalls ein heißes Eisen ist die Unterschutzstellung der Nibelungenbrücke und der Brückenkopfbauten am südlichen Donauufer. Gerade Letztere sind laut Landeskurator Lipp für Linz wichtige Zeugen einer nicht wegzuleugnenden Epoche. Der schon jahrzehntelang geplante Bau einer neuen Brücke und der dafür nötige Ausbau des Brücken­ kopfes seien im Zeitgeschmack durchgeführt worden. Und die Brücken­ kopf­gebäude seien der einzige Teil des Prachtboulevards, den Hitler in Linz errichten wollte. Somit sei das Zwillingsobjekt links und rechts an der Kreuzung Donaulände – Hauptplatz ein Denkmal der Zeit und also schutzwürdig. Gerade für die zwei wuchtigen Türme, von denen in einem heute die Kunstuniversität untergebracht ist, hat der österreichische Architekt Adolph Krischanitz den Planungsauftrag zur Generalsanierung und Adaptierung der Brückenkopfgebäude erhalten. Besonders gegen die vorgesehenen gläsernen Aufbauten gibt es Einwände des Bundesdenkmalamts, auch wenn Landeskonservator Lipp einräumt, dass bei Außenansicht, Dach, den Stiegenhäusern oder den Säulenhallen schon bisher Adaptierungen möglich waren. Krischanitz selbst kann nicht nachvollziehen, warum die vor­ge­se­­he­ nen Dachaufbauten das Gesamterscheinungsbild der denkmalgeschützten Objekte ändern sollten, denn trotz der Aufbauten bliebe die Ablesbarkeit ja erhalten. Da sich das Erscheinungsbild unten (beim NSTeil)­ nicht ändere, seien Alt und Neu sehr wohl auseinanderzuhalten. „Und es kann ja nicht sein, dass die Kunstuni genauso aussieht wie ein Nazigebäude. Der Ausdruck des Gebäudes muss sich mit der neuen Funktion ändern. Es muss möglich sein, einen Kontrapunkt zur NS-Darstellung zu setzen“, argumentiert der renommierte Architekt für sein Projekt. Krischanitz vermutet hinter dem Widerstand Ewiggestrige, die nach wie vor Einfluss hätten, einen Klüngel von Traditionellen, der ­jeder Veränderung abhold sei. Er ist aber guter Hoffnung, in einem kon­ struk­tiven Dialog eine für alle Seiten tragbare Lösung finden zu können. ­Diesen Sommer sollen die Vorentwurfspläne am Tisch liegen.

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Highlight

Neues Leben über ­ehemaligem Friedhof Vom Streitobjekt zum architektonischen Blickfang. Diesseits und jenseits der Sensengasse im 9. Bezirk hat mittlerweile das pralle Leben Einzug gehalten. Der Stadtteil erfährt durch mehrere Bauprojekte unter Federführung der BIG enormen Aufwind. Text: Christian Mayr

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m Anfang stand der Streit: Kein Thema emotionalisierte die Alsergrunder Bezirksbewohner Anfang des Jahrtausends so sehr wie die Neugestaltung und Verbauung des Universitätssportplatzes in der Sensengasse. Die Zerstörung einer – zumindest von außen sichtbaren – Grünzone wurde ebenso beklagt wie der jahrelange Verlust des Sportplatzes. Anno 2010 sind nun alle Arbeiten für dieses Gemeinschaftsprojekt von Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) und Mischek abgeschlossen, die Wohnbauten ebenso bezogen wie die neuen Sporthallen, das „Haus der Forschung“ und in Teilen auch die Universitätsflächen. Zeit also für eine eingehende Bestandsaufnahme des neuen Stadtteils im 9. Wiener Gemeindebezirk, der nach wie vor wächst. Denn derzeit wird etwa intensiv an der Generalsanierung der Zahnklinik und am Neubau des Publizistik- und Informatikinstituts der Universität Wien gearbeitet.

Garnitur der Linie 5 und bremst sich vor dem Kreuzungsknoten mit der Währinger Straße langsam ein. „Den Lärm habe ich mir eigentlich ärger vorgestellt, die Spitalgasse ist ja doch stärker befahren. Aber aufgrund der Distanz kann man nachts sogar bei offenem Fenster schlafen“, erzählt der junge Mann, der sich gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin stolzer Besitzer einer Eigentumswohnung in der Sensengasse nennen kann. 103 Wohnungen sind es insgesamt, die im Frühjahr 2009 von der Wohngarten-Sensengasse-Bauträger-GmbH (55 Prozent Mischek / 45 Prozent BIG E & V) übergeben wurden, 40 davon waren von der Stadt Wien gefördert. Dies bedeutete, dass der Quadratmeterpreis mit 2000 Euro gedeckelt war und die Käufer zudem einen günstigen Kredit mit 30 Jahren Laufzeit lukrieren konnten. „Die freifinanzierten Wohnungen waren sicher um einiges teurer. So aber war das besonders für diese Gegend ein Superangebot“, sagt Heimbuchner.

Insgesamt entsteht damit rechts und links entlang der Sensengasse – die ob der einst dort situierten Friedhöfe ehemals Todtengasse hieß – ein lebendiges Wohn- und Bildungsgrätzel. Einzig die Gerichtsmedizin, auch im Eigentum der BIG, führt ein mäßig vitales Dasein. Schon lange war hier eine Sanierung angedacht, die bis heute aus diversen Gründen nicht realisiert wurde.

Kaum ein Bewohner, der nicht die tolle zentrale Lage des „Wohngartens Sensengasse“ preist. „Vor allem für Kinder ist es toll, da wir mitten zwischen Altem AKH und Arne-Carlsson-Park liegen. Und wenn es ganz schnell gehen muss, gibt es auch bei uns im Hof ein paar Spielgeräte“, sagt Magdalena Bruckmüller-Schindler. Sie hat leichten Herzens eine Altbauwohnung ohne Lift und Balkon gegen die 105-QuadratmeterWohnung mit 15 Quadratmeter Loggia getauscht – im Juni wird Töchterchen Lia ein Brüderchen bekommen. Die 4-Jährige geht derzeit noch in den Piaristen-Kindergarten in der Josefstadt. Ein Wechsel in den direkt benachbarten Kindergarten neben der „Schule im Park“ wird aber überlegt. „Wichtig ist, dass wir alle sehr nette Nachbarn haben.“ Mehrmals schon habe es im Gemeinschaftsraum im ersten Untergeschoß Kennenlerntreffen gegeben, aber auch gemeinsame Faschingspartys oder Kindergeburtstage. Die Gemeinschaft verabredet sich meist im

Ein guter Panoramablick über das gesamte „BIG“-Viertel bietet sich Klaus Heimbuchner. Er steht auf seiner Loggia im vierten Stock und lässt seinen Blick in die Ferne schweifen: „Mehr als 200 Meter Sicht in einem innerstädtischen Bezirk, das ist schon eine Seltenheit“, sagt der selbständige PR-Berater im Verkehrsbereich. Dank des satt-grün leuchtenden Fußballplatzes samt Tartanbahn öffnen sich ihm bisher ungeahnte Freiräume im Blickfeld. Über die Spitalgasse rasselt gerade eine

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Klaus Heimbuchner

hauseigenen Internetforum, wo man sich auch über andere wichtige Dinge austauscht. Etwa die Behebung von Baumängeln, mit der mancher Bewohner so seine Erfahrungen gemacht hat. Unabhängig davon seien die Grundrisse der Wohnungen sehr durchdacht und hätten Spielraum für Veränderungen erlaubt, etwa den Einbau eines Abstellraumes. Für anfängliche Irritationen hat eines der markantesten Details des Baus – die Stangenverzierungen an der Fassade – gesorgt. Für Heimbuchner ist dieses Konzept mehr als undurchsichtig; die ursprüngliche Idee von vertikalen Gärten, die sich über die Stangen nach oben zwirbeln, sei eigentlich nicht mehr zur Sprache gekommen. „Es gibt auch gar keine Vorrichtungen, wo da etwas eingepflanzt werden könnte.“ Auch der heimische Kulturpublizist Hans Haider hat diese Stangen kritisch hinterfragt. „Sie sollten dem Klettergrün Halt geben, sind aber in einer Dichte angebracht, die niemals begrünt werden kann. Wandschmuck aus kleinkariertem Geiste! Man sollte ihn rasch wegräumen“, so Haider. Der Architekt Josef Weichenberger verteidigt das Konzept aber naturgemäß: „Gute Architektur, die einen Schritt in die Zukunft setzt, polarisiert immer. Man muss einfach mutig sein“, meint er. Die Stangen würden zum einen den Sichtschutz auf der Loggia ersetzen und auch Angstgefühle vor großer Höhe nehmen. „Und wenn die Sonne strahlt, bekommt man durch den Schatten einen herrlichen Bambus-Effekt mit mediterranem Charakter“, so Weichenberger. Jetzt liege es an den Eigentümern, die Stangen mit Rankpflanzen bewachsen zu lassen, was teilweise auch passiere. Bruckmüller-Schindler etwa hat im Sommer ihre Tomaten dort angebunden, erzählt sie. Apropos Grünraum. In einem einzigen Punkt habe sich die im Widmungsverfahren zur Mediation ins Leben gerufene Agenda-Gruppe wieder zu Wort gemeldet, erzählt BIG-Verantwortliche Ramona Symoni. „Weil leider einige Bäume das Projekt nicht überlebt haben und gefällt werden mussten.“ Die damalige Leiterin der Agenda-Gruppe, Christa Schmid, sieht diesen Umstand vor allem als Versäumnis der Stadtpolitik: „Es war schon damals klar, dass die Gebäudefront zu nah

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am alten Baumbestand steht. Man hätte daher umplanen müssen.“ Die neu geschaffenen Grünflächen seien angesichts der Bebauungsdichte das Maximum, das die Planer hätten herausholen können, so die grüne Bezirksrätin. „Es sind aber kaum nutzbare Grünflächen entstanden. Und es ist leider viel kleinklimatisch wirksamer Grünraum verloren gegangen.“ Die Grünen haben allerdings rasch das Potenzial der neuen Bewohner der Sensengasse erkannt und als Erstes Kontakte aufgebaut und Zukunftskonzepte, vor allem betreffend Verkehr, vorgelegt. Das erreichte Tempo 30 für die schnurgerade, oft als Raserstrecke missbrauchte Gasse soll erst der erste Schritt gewesen sein – die vielen Jungfamilien will man mit weiterer Verkehrsberuhigung ködern.

Im „Wohngarten Sensengasse“ sind nach Plänen des Architekten Josef Weichenberger über hundert Wohnungen entstanden.

Für die Möglichkeit zur körperlichen Ertüchtigung der Neowohnungsbesitzer sorgen die unter- und überirdischen Sportanlagen. Mieter ist die Universität Wien. „Es ist ein ganz großartiger Bau geworden. Wir haben vier wunderschöne Turnsäle, einen Gymnastikraum und eine traumhafte Leichtathletikanlage mit Rasen-Fußballplatz“, schwärmt Franz Benda, Leiter des Universitätssportplatzes mit der Adresse Spitalgasse 14. Zwar gebe es in den unterirdischen Sälen effektiv nicht mehr so viel Platz wie früher in den Räumen im Gebäude der Haupt­ uni­versi­tät, die Qualität – insbesondere jene der Sanitärräume – sei aber nicht vergleichbar. Mit 27.000 Einschreibungen pro Semester sei man praktisch voll, ein Großteil der Kurse ausgebucht. An den Stadtschulrat (also für Schulen der Umgebung) wurde ein Turnsaal fix vermietet, wobei die Schüler bei Bedarf auch die Leichtathletikanlage und den Rasenplatz nutzen können. Als sehr zufriedener Mieter innerhalb des „Wohngartens“ deklariert sich auch die Österreichische Forschungsstiftung für Internationale Entwicklung (ÖFSE), die in der Sensengasse rund 2200 Quadratmeter unterhalb der Wohnungen bezogen hat. Die ÖFSE steht seit mehr als 40 Jahren im Dienst der österreichischen Entwicklungspolitik – ihre Haupttätigkeit besteht in der Führung einer Fachbibliothek sowie im Erstellen von Berichten für die Politik. Aber auch Hochschullehr-

Magdalena Bruckmüller-Schindler

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Bernhard-Gottlieb-Universitätszahnklinik

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Medizinische Universität Wien – „Josephinum“

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Medizinische Universität Wien (­ Gerichtsmedizin)

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Haus der Forschung

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„Wohngarten Sensengasse“

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Universität Wien, Institutsgebäude ­(Pädagogik)

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AGES – Agentur für Gesundheit und ­Ernährungssicherheit

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Universität Wien, Institutsgebäude (Publizistik und Informatik)

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Universität Wien, Institutsgebäude (Physik) mit angrenzender Baulücke

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Hotel Atlanta

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Universität Wien, Institutsgebäude (Chemie)

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tätigkeit (für das Studium „Internationale Entwicklung“) wird mit entsprechenden Vorlesungen und Seminaren wahrgenommen. Mit in die Sensengasse sind die wichtigsten Partner der ÖFSE, darunter eine Fachbibliothek für Frauenliteratur, gezogen. „Wir haben hier mehr als 50 Prozent Zuwachs bei den Bibliotheksnutzern“, berichtet ÖFSE-Geschäftsführer Gerhard Bittner. Nachsatz: „Dabei waren wir vorher in der Berggasse angesiedelt, also auch sehr zentral.“ Er sieht die Raumstrukturen als äußerst gelungen an, vor allem habe ihn überrascht, dass selbst die unterirdisch gelegenen Bereiche ausreichend Licht bekommen – dafür wurden die Gartenflächen abgeschrägt. „Das ist großartig gelungen. Ich hatte die Sorge, dass dort zu wenig Tageslicht sein wird“, sagt Bittner. Wie vertragen sich nun die unterschiedlichen Nutzer, die teilweise in denselben Baukörpern untergebracht sind, und wo überschneiden gewisse Interessen einander? Beispiel USI-Sportplatz: Wer von den Bewohnern Student oder Akademiker ist, kann etwa eine Karte für die Laufbahn kaufen (15 Euro Studenten bzw. 30 Euro Akademiker) und dort seine Runden drehen. Laut Benda hätten auch einige Bewohner schon von diesem Angebot Gebrauch gemacht. Auch wenn dies nur wochentags möglich ist. Und wollen die Bewohner etwa ein Fußballturnier ausrichten, so wäre dies ebenso möglich: „Der Fußballplatz kann an Wochenenden gemietet werden, um 50 Euro pro Stunde“, sagt der USI-Chef.


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1 – 4 Unter dem Fußballplatz wurde eine Dreifachturnhalle „vergraben“, die von der Universität Wien gemietet wird. 5

Der Blick durch die Sensengasse Richtung Gürtel. Spätestens in drei Jahren ist der ganze BIG-Stadtteil erneuert.

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Das Institutsgebäude für Sprach- und Bildungswissenschaften der Uni Wien gleicht in seinem Erscheinungsbild dem der Wohnhäuser.

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Ganz prinzipiell sieht Klaus Heimbuchner es positiv, wenn durch all die Institutionen das Haus permanent belebt ist – nicht zuletzt, um etwaige Einbrecher abzuhalten. Doch zumindest in der Anfangszeit gab es auch einige, teils banale Konflikte zwischen den Nutzern des „Wohngartens“: Ein Kuriosum war etwa, dass die Bewässerungsanlage des Sportplatzes so eingestellt war, dass der Strahl mit Hochdruck gegen den Stahlzaun prasselte. „Zuerst habe ich geglaubt, da hantiert spätabends noch jemand mit der Flex herum“, erzählt Heimbuchner. „Letztlich wurde die Anlage dann so eingestellt, dass es zu keiner Lärm­ erregung mehr kommt“, erklärt Benda. Auch habe es etliche Proteste seitens der Bewohner gegeben, da viele Firmen für das USI über die eigentlich gesperrte Feuerwehrzufahrt auf das Areal eingefahren seien. „Auch das ist mittlerweile obsolet“, so Benda. Einen gröberen Konflikt hat es noch zwischen den Bewohnern der Stiege 1 und der ÖFSE bzw. deren Studenten gegeben. Denn die Eingangssituation war zunächst so konzipiert, dass die Studierenden via Stiegenhaus in die Hör­säle gelangen, weshalb der Wohnbau gleichsam öffentlich zugänglich wurde. „Da verstehe ich natürlich die Eigentümer, die sich aufgeregt haben. Denn aus dem Stiegenhaus wurde gleichsam ein Rauchsalon“, beschreibt Bittner. Nunmehr sei ein neuer Zugang gefunden worden, weshalb sich die Aufregung auch wieder gelegt habe. Erst im Frühjahr fertig geworden ist der letzte Bauteil des „Wohngartens“, der rein universitär genutzt werden wird: Auf einer Fläche von

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5500 Quadratmetern sind acht Besprechungs- und zwölf Seminarräume für rund 285 Studenten-Plätze eingerichtet worden. „Im Wintersemester 2010/11 werden wir den Vollbetrieb aufnehmen“, berichtete Christian Kocevar vom Raum- und Ressourcenmanagement der Universität Wien. Einziehen werden die Institute Sprachwissenschaften und Bildungswissenschaften, beide mit ihren Bibliotheken. Auch Kocevar frohlockt über die Lage: „Das Objekt ist in die schönen Bereiche unserer Objekte im 9. Bezirk eingebettet. Vom Uni-Campus Altes AKH ist man rasch dort, gleich dahinter ist das USI.“ Auch sei es in dem Objekt sehr hell, mit beidseitiger Belichtung. Kocevar hegt allerdings Bedenken wegen der Haustechnik. Bedenken haben auch die künftigen Nutzer, vor allem ob des Platzangebotes. „Die Begeisterung über den Umzug hält sich bei uns in Grenzen, denn wir werden dort rund ein Drittel weniger an Flächen haben“, sagt Sprachwissenschaftsprofessor Helmut Gruber. Zwar mache es Sinn, die beiden bisherigen Standorte (Hauptuni und Berggasse) zusammenzuführen, doch es sei jetzt schon absehbar, dass es bei insgesamt mehr als 5000 Studierenden knapp werde. Kocevar betont, dass der Raum in der Sensengasse „effizienter als bisher“ genutzt werde und damit Einzelzimmer teilweise nicht mehr vergeben werden können. Die BIG zieht jedenfalls ein positives Resümee über das Projekt Sensengasse, das inklusive USI 40 Mio. Euro gekostet hat. „Wir sind sehr zufrieden, weil auch das Konzept mit der Anordnung der Baukörper

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Erstmals an einem Ort vereint. Bis dato waren die „Publizisten“ auf mehrere Standorte verteilt. Das wird sich mit dem neuen ­Gebäude an der Währinger Straße ändern.

und dem ruhigen Innenhof aufgegangen ist“, erklärt Symoni. Allerdings bleibe es die Ausnahme, mit Mischek eine gemeinsame Projektgesellschaft zu betreiben. „Das war auch im Know-how für den Wohnbau begründet.“ Im Alleingang hat die BIG das „Haus der Forschung“ errichtet, das der erste Neubau am Platz (Ecke Spitalgasse/Sensengasse) war. Im Herbst 2006 eröffnet, beherbergt es die Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) und den Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF). Das Besondere an dem Haus ist, dass es punkto Energieeffizienz eine Vorreiterrolle für Bürohäuser einnimmt – etwa mit erhöhtem Wärmeschutz, dreifach verglasten Fenstern und einer Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung. Ob das Objekt auch in der Praxis den ursprünglichen Zielen standhält, wurde im Rahmen eines Forschungsprojekts der Donau-Universität Krems untersucht. Das Ergebnis liegt nun vor. Eines der Ziele, die üblichen Kennzahlen ähnlicher Neubauten um zumindest 50 Prozent zu unterschreiten, ist dabei aufgegangen. „Der Nutzwärmebedarf für Raumheizung beträgt nur 30 kWh/m3 und für Kühlung nur 35 kWh/m3“, erklärt Peter Holzer, Leiter des Departments Bauen und Umwelt an der Donau-Uni.

Universitätsoffensive Mitten im Bau sind derzeit noch drei andere Projekte in oder unmittelbar neben der Sensengasse: Vor Kurzem war Baustart an der Adresse Währinger Straße 29 – 31, einer seit dem Zweiten Weltkrieg bestehenden Baulücke. Dort entsteht für das Massenstudium der Publizistik ein zentral gelegenes Institut. Fertig werden sollen die neuen Räumlichkeiten, die sich auf 10.700 Quadratmeter Fläche erstrecken, bis Ende 2011. Der Studienbetrieb soll im Jahr 2012 voll

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aufgenommen werden. Auch das Institut für Informatik und die Bilbliotheken beider Institute werden in das neue Theoriegebäude einziehen. Die Freude bei den Lehrenden und Studierenden der Publizistik ist insofern groß, als man derzeit auf sechs Institutsstandorte in Währing und der Josefstadt – und zwar relativ fern von der Hauptuniversität – aufgesplittert ist. Außerdem sind die Institute zum Teil in alten Zinshäusern untergebracht, die alles andere als für eine universitäre Nutzung ausgelegt sind. Seit mehr als 15 Jahren wurde bereits über die Zusammenführung der Publizisten diskutiert – nun zeichnet sie sich mit dem Baubeginn des neuen Gebäudes ab. Laut Klaus Lojka, Studienprogrammleiter im Institut für Publizistik und Kommunikationswissenschaft, sei das Projekt schon wegen der akuten Raumnot unbedingt nötig gewesen. Schließlich seien auch die Studentenzahlen in den vergangenen Jahren geradezu explodiert. Im neuen Gebäude sollen sich rund 2000 Personen pro Tag bewegen können. Es stehen rund 28 Labor- und Seminarräume sowie zwei kleine Hörsäle für je rund 60 Personen und ein großer Hörsaal für 200 Personen zur Verfügung. Im Erdgeschoss entstehen neben dem Foyer eine Medialounge, „Front Offices“ und eine Bibliothek mit Leseplätzen. In den beiden Unter­geschossen werden das Magazin der Bibliothek und Hörsäle bzw. Seminarräume errichtet. Positiv sieht Lojka die Nähe zum Uni-Campus im Alten AKH und dem dortigen Hörsaalzentrum. „Zu Fuß ist das Institut in fünf Minuten zu erreichen.“ Der Fußweg dorthin wird insofern beschleunigt, als es einen Durchgang über die dann fertige Zahnklinik geben soll – die vielleicht derzeit größte Baustelle Wiens, die bei laufendem Vollbetrieb abgewickelt wird. Die Bernhard-Gottlieb-Universitätszahnklinik, die im ehemaligen Garnisonsspital neben dem Alten AKH untergebracht ist, erfährt derzeit ein umfassendes Facelifting. Seit rund zwei Jah-


Alt und Neu ist bei der Generalsanierung der Zahnmedizin Thema. In den Hof der teilweise denkmal­ geschützten Gebäude wurde ein moderner „Riegel“ e ­ ingeschoben.

ren wird von der BIG als Bauherr mit Hochdruck an dem denkmalgeschützten Gebäude (der Altbestand geht auf das 18. Jahrhundert zurück) gearbeitet; für rund 70 Millionen Euro erfolgt eine komplette Generalsanierung samt Erweiterung in Form eines modernen Innenhoftraktes. Eine der Neuerungen betrifft die Verlegung des (künftig barrierefreien) Haupteingangs in die Sensengasse bei gleichzeitiger Rettung des dort situierten 1000 Quadratmeter großen Stadtwäldchens. Die Planung des Bauvorhabens obliegt dem Architektenbüro Nehrer + Medek u. Partner ZT GmbH, das seine Arbeit Ende 2011 beendet haben will. Das Projekt ist insoferne auch schon weit fortgeschritten, als sich der topmoderne Neubautrakt mit einer Fläche von 9800 Quadtratmetern bereits in der Finalisierungsphase befindet. Er umschließt – an die historische Bausubstanz andockend – den Garnisonhof und wird in der Eingangsebene die universitären Einrichtungen beherbergen. Dazu zählen ein 200 Personen fassender Hörsaal, ein Seminarzentrum, der Speisesaal sowie ein Café. In den Obergeschoßen dieses Traktes finden künftig die Behandlungskojen Platz, allerdings nicht im klassischen Sinn, sondern in Form von sogenannten UNIT-Einheiten: „Hier kommt nicht der Patient zum Arzt – sondern umgekehrt“, so BIG-Projektleiter Thomas Breitsching. Die Verbindung zwischen Alt und Neu bildet die glasüberdeckte Wartehalle. Parallel zur Errichtung des Neubaus wird der knapp 12.000 Quadratmeter große Altbestand in enger Abstimmung mit dem Bundesdenkmalamt sanft saniert und mit neuer Technologie versehen. Noch offen ist schließlich die künftige Bebauung an der Adresse Sensengasse 6. Eine Lücke, die derzeit für Baucontainer bzw. als Parkplatz genutzt wird. Möglich seien hier laut BIG etwa Büros – jedenfalls wird dieses Projekt den Schlussstein legen. Den Schlussstein einer mehr als zehn Jahre dauernden innerstädtischen Entwicklungsachse.  Christian Mayr ist Redakteur der Wiener Zeitung.

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Schlussstein eines Mammutprojektes: Einzig die Baulücke in der Sensengasse 6 harrt noch der zukünftigen Nutzung.

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Round Table

„Warme Miete von Gummihäusern“ Die BIG kennt die Anforderungen und Bedürfnisse der öffentlichen Hand genau. Dennoch locken nicht selten private Anbieter mit idealen Standorten und niedrigen Preisen. Qualität ist aber nach wie vor ein entscheidender Faktor im Wettbewerb. Eine hochkarätig besetzte Runde diskutiert über verschiedene Stufen zwischen „Bauen für die Ewigkeit“ und Flexibilitäten neuer „Wegwerfhäuser“.

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Elisabeth Sleha Leiterin der Abteilung IV/3, Bau- und Liegenschaften, BM für Inneres

Peter Riepl Riepl Riepl Architekten

Monika Zbiral Leiterin der Abteilung III 1, BM für Justiz

Dietmar Mitteregger Leiter der Abteilung I/3, Beschaffung & Infrastruktur, BM für Finanzen

Theodor Klais Vorstand STRABAG AG Österreich

Christoph Stadlhuber Geschäftsführer BIG

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Nicht immer treffen Neuerungen auf ungeteilte Gegenliebe innerhalb der Belegschaft. Dennoch: Einzel­ zimmer sind bei neuen Bauvorhaben der Finanz kaum mehr Teil des Konzepts. Die moderne Verwaltung, im Bild das Finanzamt Vomp in Tirol, hat das Ziel, den vorhandenen Raum effizient zu nutzen.

Die BIG steht im direkten Wettbewerb mit privaten Anbietern. Ein zentrales Argument der BIG ist die Qualität, mit der gebaut wird. Was verstehen Sie als Auftraggeber unter Qualität? Zbiral: Wir haben im Wesentlichen Gerichtsgebäude, die Büros in ihren Anforderungen sehr ähnlich sind. Der zweite Teil unseres Portfolios besteht aus Justizanstalten. Für diese gibt es keinen Markt und wenig Entwicklung, denn neue Justizanstalten werden nur alle paar Jahrzehnte gebaut. Gerichtsgebäude sind im Backoffice-Bereich zwar Bürogebäude, aber sie haben eigene Anforderungen an Sicherheit und Barrierefreiheit. Das Wichtigste in Sachen Neubau, aber auch bei Generalsanierungen ist für uns die Prozessqualität. Wir sind inhaltlich auf das Wissen der Fachleute angewiesen. Entscheidend sind die vielen Schnittstellen zwischen uns, der BIG, den Planern, den Ausführenden und den Nutzern. Das ist schon eine große ­Herausforderung. Sleha: Für uns stellt sich die Sache etwas anders dar: Wir sind mit rund 30.000 Mitarbeitern etwas größer und können auch am Markt nach geeigneten Mietobjekten suchen. Dabei werden wir auch fündig. Es

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Round Table: „Warme Miete von Gummihäusern“

gibt also keine zwingende Notwendigkeit, neu zu bauen, und wir müssen uns auch nicht nach ganz speziellen, ausgefallenen Strukturen richten. Natürlich haben wir auch Ausreißer, wie das in Planung befindliche Schubhaftzentrum in Vordernberg. Bei den Polizeiinspektionen gibt es quasi einen Standard. Da haben wir sehr konkrete Vorstellungen, was wir wollen.

Das Wichtigste in Sachen Neubau, aber auch bei Generalsanierungen ist für uns die Prozessqualität. Monika Zbiral

Bekommen Sie dann auch, was Sie sich vorgestellt haben? Sleha: Auch wenn wir gelegentlich überrascht werden, bekommen wir in den meisten Fällen genau das, was wir wollen. Aber am Markt ist der Aufwand schon größer als bei der Zusammenarbeit mit der

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BIG. Denn die BIG weiß schon sehr gut, was wir erwarten, und dadurch sind die Abläufe einfacher. Wenn Sie im übertragenen Sinn fremdgehen, was reizt Sie daran? Ist es tatsächlich der Preis? Und nehmen Sie den billigeren Anbieter, auch wenn es mühsamer im Ablauf ist? Sleha: Das sind unterschiedliche Gründe. Zum Teil ist es eine Frage des Preises. Aber es gibt ja auch Fälle, wo uns die BIG nichts anbietet. Besonders wenn bekannt ist, dass für beide Seiten nichts Rentables herauskommt. Zum anderen ist es der BIG nicht immer möglich, in einem städtischen Ballungsgebiet etwas anzubieten. Wir können ja nicht unseren strategischen Gesichtspunkt mit dem BIG-Grundbesitz in Einklang bringen. Beispiel Wien Mitte: Müssten wir unbedingt auf dem Areal sein, wäre es egal, wem es gehört. Mitteregger: Im Vergleich zur Justiz ist die Finanz eine Institution mit größtenteils marktgängigen Büroraumqualitäten. Wir suchen insbesondere im Zusammenhang mit Neuanmietungen ganz normale Büroraumstandards. In diesem Fall denken wir darüber nach, entweder den Weg mit der BIG zu gehen, oder suchen entsprechende Möglichkeiten am privaten Markt. Wir können ja mit unseren Finanz- und Zollämtern nicht überallhin gehen, sondern müssen an verordneten Standorten sein. Wir nehmen über den von uns entwickelten Immobilienleitfaden auf die Qualität Einfluss. In vielen Fällen bieten bestehende Objekte der BIG schon ausreichend Raum, denn wir sind ja ge-

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schrumpft. Unser Personalstand ist in den vergangenen zehn Jahren von 18.000 auf rund 12.000 Mitarbeiter gesunken. Daher würden wir ohne ambitioniertes Abmietungsmanagement noch immer auf einem Gutteil der Fläche sitzen und könnten dann keine ausreichenden und treffsicheren Qualitäten bieten. In diesem Fall wäre unser Geld in flächenwirtschaftlich schlecht genutzten Gebäuden gebunden. Wir können uns nur gute Qualität leisten, wenn es gelingt, Gelder aus den Mietetats freizuschaufeln und dort zu investieren, wo man solche kompakten Einheiten entwickeln kann. Das ist seit 2005 unser Credo. Daran müssen wir weiter arbeiten. Denn auch wenn unsere Flächen von 500.000 auf 430.000 Quadratmeter zurückgegangen sind, haben wir nach wie vor nicht die optimalen Quadratmeterwerte.

Beispiel Wien Mitte: Müssten wir unbedingt auf dem Areal sein, wäre es egal, wem es gehört. Elisabeth Sleha

Unabhängig von der Lage steht die BIG gerade bei Strukturen und ­Abläufen für einen klar definierten Weg. Ist die BIG nicht ein bisschen zu unflexibel, um die Anforderungen der Auftraggeber zu befriedigen? Stadlhuber: Wir haben schon eine gewisse Inflexibilität gegenüber


dem privaten Markt, nämlich wenn wir in Grundstückeinkäufe gehen müssten. Zu kaufen wäre für uns viel zu riskant, auch wenn es eine Toplage ist. Daher lassen wir uns langfristige Optionen für Grundstücke geben und kaufen erst dann, wenn wir für das dort entstehende Objekt auch einen Mietvertrag haben.

Qualität entsteht nicht erst in der Planung, schon gar nicht während des Baus, sondern in der Phase davor.

diensteten als auch aufseiten der Gefangenen. Die Abbildung dieser Abläufe ist das Wesen der Qualität. Daher kommen gerade dort jene Architekten zum Zug, die sich in der Wettbewerbsphase mit den Abläufen am intensivsten befasst haben und sie am besten verstehen. Denn Sicherheit ist auch und vor allem eine Frage von Abläufen, nicht nur eine bauliche. Wir hatten einmal die Idee des BIG-Mac, des Modells einer Polizeidienstelle von Voralberg bis zum Neusiedler See. Aber dieses Konzept haben wir nicht wirklich umgesetzt.

Christoph Stadlhuber

Wie geht’s dem Magen eines Architekten, wenn er von standardisierten Bauwerken à la BIG-Mac hört?

Dazu kommt, dass wir natürlich eingefahrene Schemata haben. Denn wir bauen und vermieten wie am Fließband, und da kommt man in ein gelerntes Muster. Es ist immer ein extrem großer Aufwand, da wieder herauszukommen. Sehr viele Abteilungen sind im Zuge eines Projektes beschäftigt. Rechts- und Finanzabteilung, Portfoliomanagement oder Projektcontrolling. Irgendwann erreichen wir einen Flaschenhals. Das kostet Zeit. Ich möchte noch etwas zur Qualität sagen, weil das gerade bei öffentlich genutzten Gebäuden ein wesentlicher Faktor ist. Qualität entsteht nicht erst in der Planung, schon gar nicht während des Baus, sondern in der Phase davor. Gerade bei Justizprojekten gibt es hochkomplexe Abläufe, sowohl aufseiten der Justizbe-

Riepl: Einen einheitlichen qualifizierten Bau für gewisse Aufgaben kann ich mir schon vorstellen. Das ist nicht a priori abzulehnen. Es gibt ja bestimmte Abläufe in öffentlichen Bauten, die immer gleich sind und analog architektonisch umgesetzt werden müssen. Es ist aber ganz wichtig, dass man bei allem Kostendruck nicht die Qualität aus dem Auge verliert. Denn die Standardisierung darf nicht so weit gehen, dass alles nach Schema F abläuft. Die Gefahr, dass das passiert, wenn nur der Kostenfaktor im Fokus steht, ist evident. Die öffentliche Hand kann schon kostengünstig bauen, aber das braucht besonderes Know-how. Denn selbst wenn es im Kern nur ein Bürobau ist, hat auch dieser sehr komplexe Anforderungen. Ein Aspekt ist für öffentliche Bauten ganz wesentlich, nämlich dass sie eine Form von Repräsentanz sind. Denn sehr oft begegnet der Bürger dem Staat in ei-

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nem öffentlichen Gebäude. Darüber hinaus müssen wir uns dessen bewusst sein, dass das Ergebnis nicht nur für die Bürger von heute eine Rolle spielt, sondern Bauten letztendlich auch Zeitzeugnisse sind. Da hat der Staat die besondere Verpflichtung einer qualifizierten S ­ elbstdarstellung.

Es ist ganz wichtig, dass man bei allem Kostendruck nicht die Qualität aus dem Auge verliert. Peter Riepl

Der Kostendruck wird immer größer, deshalb hat die STRABAG ja ein ­Kooperationsmodell entwickelt. Können Sie das kurz umreißen? Und wäre das Modell auch etwas für die öffentliche Hand? Klais: Die öffentliche Hand ist einer unserer wichtigsten Auftraggeber. Auf diesen Bereich entfällt ein Drittel unseres Bauvolumens in Österreich. Zur Qualität: Diese entsteht aus dem Abdecken von Ansprüchen und Anforderungen. Es ist zum Glück so, dass wir bereits eine sehr hohe Qualität durch Flächenwidmung, Normen, Bauordnungen und viele andere Bestimmungen wie Barrierefreiheit vorgegeben haben. Unter Berücksichtigung dieser Vorgaben bleibt nur mehr ein eingeschränkter Spielraum für Gestaltung und spätere Wirtschaftlichkeit eines Projektes. Die Aufgabe von morgen ist, Projekte dahingehend zu entwickeln, dass Miete und Betriebskosten über einen Zeitraum von 15 oder 20 Jahren in einer für den Investor kalkulierbaren Höhe bleiben. Das geht über die reinen Baukosten oder die „Kaltmiete“ hinaus und verlangt nach einer Optimierung des gesamten Projektlebenszyklus. Diese Anforderung kommt immer stärker auf uns zu, und dafür müssen wir uns wappnen. Dazu müssen wir alle Sparpotenziale ausschöpfen. In der Technik sind aber kaum Synergien zu erzielen. Denn selbst unter Aufwand sind in diesem Bereich nur noch geringe Einsparungen möglich. Viel mehr Sparpotenziale bergen partner­schaftliche Konzepte wie unser „STRABAG teamconcept“. Der Vorteil ist, dass die Wirtschaftlichkeit eines Projekts im Vordergrund und die Heimbasis im Hintergrund steht. Wenn alle gemeinsam für das Projekt arbeiten, kann es wirtschaftlicher und günstiger abgewickelt werden. Das zeigen alle so durchgezogenen Projekte. Die Einsparungen werden dann zu gewissen Parametern, die zu Beginn vereinbart wurden, an alle Plattformmitglieder aufgeteilt. Dieses partnerschaftliche Modell von der Projektierung bis zum Facility Management hat den Vorteil, dass es keine Informations- oder sonstige Verluste gibt. Daher lassen sich über diese Plattformen wesentlich größere Kosteneinsparungen ­erreichen als über den baulichen Bereich. Unsere Erfahrungen gehen von über zehn Prozent aus.

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In Zukunft wird Nachhaltigkeit ein wesentliches Merkmal eines Projekts sein. Sich also nur für Baukosten oder Kaltmiete zu interessieren wird nicht reichen. Theodor Klais

Das hört sich ja sehr schön an. Aber wie realistisch sind diese Einsparpotenziale wirklich, und welche Hürden stehen der Umsetzung dieses Modells im Weg? Klais: Wir wickeln ungefähr 15 bis 20 Prozent der Aufträge über dieses Teamkonzept ab. Das einzig Kritische dabei ist, dass die Einbindung aller am Projekt Beteiligten zum frühestmöglichen Zeitpunkt den derzeitigen Vergaberichtlinien der EU und der öffentlichen Hand widerspricht. Derzeit feilen wir gerade daran, wie man das in eine Form bringen kann, die auch den öffentlichen Ausschreibungsbedingungen entspricht. Damit könnten wir derzeit brachliegende große Kostensenkungspotenziale realisieren. Stadlhuber: Das Konzept der funktionalen Ausschreibung gibt es schon heute bei den PPP-Projekten in Deutschland. Es hat nur einen Haken: Das Modell ist für Betriebszeiten von 20 bis 25 Jahren konzipiert und somit ausgereizt. Danach ist das Haus de-facto kaputt. Da fehlt uns in Österreich, nicht nur bei der öffentlichen Hand, die geistige-räumliche Flexibilität. Jeder baut sein Einfamilienhaus und wohnt das ganze Leben darin. Den angelsächsischen Ansatz, sich ständig angepasst an das Umfeld räumlich zu verändern, spielen wir nicht mit. Wir sitzen ja noch immer in Schulgebäuden aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. In Deutschland ist man bei dem Modell angekommen: Nach 25 Jahren ist die Schule hin, ich habe den Standort aufgewertet, wir lassen den Standort brachliegen und bauen irgendwo in der Nähe eine neue Schule. Aus städtebaulicher Sicht ist das allerdings zu hinterfragen. Klais: Es liegt in unserer Verantwortung, dass wir den nachfolgenden Generationen Werte schaffen und Substanz hinterlassen. Dazu gehört, dass wir als Unternehmen sehr sorgfältig mit Nachhaltigkeit umgehen und keine unkalkulierbaren Risiken eingehen. Wir haben diesbezüglich intern strengere Auflagen als zum Beispiel die öffentliche Hand. Frage an die Auftraggeber: Wäre ein solches Modell wünschenswert? Also klar kalkulierte Nutzungsdauer 25 Jahre nutzen und dann weg damit?

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Zbiral: Ich wüsste nicht, was das bringen soll. Das Gros unserer Gebäude steht wesentlich länger. Das älteste Justizgebäude ist schon 450 Jahre alt und funktioniert noch immer. Mir müsste man zuerst einmal erklären, welchen Nutzen so ein Wegwerfhaus bringen sollte. Ich würde mehr Hirn darauf verwenden, wie baue ich ein Haus, das 100 Jahre hält und auch in 100 Jahren noch genutzt werden soll. 25 Jahre sind nicht so eine lange Zeit, wenn wir zurückschauen, war das doch gerade erst. Also mir erschließt sich der Sinn, nur auf diesen Zeitraum hin bauen zu wollen, nicht ganz.

Für mich wäre ein kurzfristigerer Zugang sehr wohl denkbar, weil sich zeigt, dass wir mit vielen Anforderungen an Gebäude heute Schiffbruch erleiden. Dietmar Mitteregger

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Mitteregger: Für mich wäre ein kurzfristigerer Zugang sehr wohl denkbar, weil sich zeigt, dass wir mit vielen Anforderungen an Gebäude heute Schiffbruch erleiden. Denn unsere ganze Organisation ist einem steten Wandel unterworfen. Die Zeit der Kameralistik, in der Beamte mit Ärmelschonern in Einzelzimmern saßen, haben wir hinter uns. Veränderte Abläufe müssen sich daher auch baulich widerspiegeln. Wir haben binnen weniger Jahre völlig andere Arbeitsprozesse aufgebaut. Diese wären in alten Gebäuden gar nicht möglich bzw. würden massiv behindert. Und es wird weiter Veränderungen geben. Das, was wir heute machen, wird in 25 Jahren Vergangenheit sein. Dann werden wir über die Konzepte, die wir heute einführen, lachen. Die Geschwindigkeit in der Entwicklung würde dem Gedanken an kurzfristige Immobiliennutzungen durchaus Rechnung tragen. Das bietet Chancen. Sleha: Ich sehe die 25 Jahre nicht ganz so scharf. Wir haben auch einen großen Bestand an alten Gebäuden, die ganz schwierig sind, was unsere Abläufe betrifft. Mir ist ein Mehr an Flexibilität ganz wichtig, denn auch bei uns verändert sich die Organisation laufend – und damit auch


die Anforderungen an ein Gebäude. Die eierlegende Wollmilchsau wäre am besten, sprich: die Hülle bleibt, aber das Innenleben ist veränderbar. Ein anderes Wunschmodell wäre das Gummihaus, das sich je nach Anforderung ausdehnt oder schrumpft. Ich glaube zwar nicht, dass man auf 100 Jahre bauen muss. 25 Jahre sind aber auch bei uns ein sehr kurzer Zeitraum. Wir haben auch unsere Mietverträge auf diesen Zeitraum ausgerichtet. Wäre das Objekt schon nach 25 Jahren tot, ist das zu kurz gedacht. Die Frage ist vielmehr: Wie kann ich ein Objekt gestalten, um Veränderungen zu ermöglichen. Wir sind zwar nicht überall so weit wie das Finanzministerium, aber die Polizeiinspektionen sind schon heute organisatorisch sehr flexibel. Das sind Büros mit Schreibtischen, und wer kommt, setzt sich an einen Arbeitsplatz, der gerade frei ist. Im mittleren und oberen Bereich ist das noch unvorstellbar. Wegwerf-, Gummihäuser oder eierlegende Wollmilchsäue … Ist der Druck auf Architekten, neue, innovative Lösungen zu entwickeln, groß? Riepl: Wir fordern uns selbst heraus, indem wir versuchen, umfassende und nachhaltige Konzepte zu entwickeln. Gebäude nur noch kurzfristig zu sehen, wäre ein kultureller Bruch. Wir sind es gewohnt, Bauwerke länger zu haben und sie im Laufe ihrer Lebenszeit weiter zu entwickeln, zu transformieren und zu adaptieren. Daraus entsteht urbane Qualität und Dichte. Wir sehen uns da bei der BIG gut aufgehoben, weil sie schon sehr vorbildlich versucht, umfassende und intelligente Systeme zu schaffen. Diese decken alle Themen von Ökonomie über Ökologie bis zur Integration eines Hauses in ein sozio-ökonomisches Umfeld ab. Es geht darum, richtige Prozesse zu initiieren, sodass am Ende ein qualifiziertes Ergebnis herauskommt. Es braucht Konzepte, die viel­fältig entwicklungsfähig sind und nicht nur schematische ­Kriterien erfüllen. Generell heißt das Thema: Anpassbarkeit. Dieser ­Aspekt muss von

Anfang an mitgedacht werden. Man kann nicht wissen, in welchem Zeitraum sich etwas verändert und in welche Richtung die Veränderung geht. Daraufhin müssen Gebäude vorbereitet sein, wenngleich das vielleicht weniger die Hülle oder die tragenden Teile betrifft. Doch auch diese müssen unter dem Gesichtspunkt von Lebenszykluskosten oder Nachhaltigkeit mitbedacht werden. Denn wenn es nach 25 Jahren Tabula rasa hieße, müsste man auch Abbruch und Entsorgung vorweg einberechnen. Und das sind doch beträchtliche Kosten. Wichtig erscheint mir, perspektivisch und strategisch angelegte Konzepte zu entwickeln, in denen künftige Möglichkeiten, die man erahnen kann, schon berücksichtigt sind. Trotz all dieser vielfältigen Anforderungen sollten wir stets bedacht sein, mit öffentlichen Bauten auch urbane Fixpunkte zu setzen.

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Mehrfach wurde über Lebenszykluskosten gesprochen. Verlangen Sie von Auftragnehmern inklusive der BIG die Vorlage einer solchen Lebenszykluskostenrechnung? Zbiral: Aus Sicht des Mieters ist die Vorlage einer Lebenszykluskostenrechnung nicht zwingend notwendig. Solche Kalkulationen verlange ich ausschließlich dann, wenn ich damit ein Zeichen setzen will. Stadlhuber: Wir betrachten ja bei der Miete immer nur die Errichtungskosten und nicht die 25 Jahre Lebenszeit, also die Betriebsphase. Aber das ist ein Faktor von eins zu zweieinhalb. Die Lebensphase ist für die Kosten damit viel wichtiger als die Errichtungsphase. Es hilft bereits, die „warme Miete“ durchzurechnen und dann zu einem fixen Standard zu vermieten. Das ist natürlich ein erhebliches Risiko, denn vor 20 Jahren hätte niemand gedacht, dass wir Räume auch deshalb kühlen müssen, weil die technischen Anlagen so viel Wärme abstrahlen. Lebenszykluskostenrechnung ist ein Thema, bei dem wir auch in der Forschung in Österreich noch viel zu weit weg sind, um überhaupt zu Anwendungen zu kommen. Mitteregger: Ich wäre sehr froh, wenn wir bei einer Standortentscheidung für ein Gebäude Optionen einander gegenüberstellen könnten. Also die Betrachtungen anstellen könnten wie wirtschaftlich das Bauwerk, umgelegt auf Betriebskosten und Lebenszyklus, ist. Das ­wären hilfreiche Unterlagen, die aber auch mit einem Vertragsmanagement abgesichert werden müssten. Wir stehen dem Zugang sehr offen gegenüber, aber wir brauchen Instrumentarien, damit man das auch entsprechend greifbar machen kann.

Denn es geht auch um Nachhaltigkeit, um Kultur oder um bessere Stadtbilder und nicht nur ums Wegreißen, auch wenn das für eine Baufirma lukrativ wäre. Theodor Klais

Klais: Eines ist unbestritten: Hohe Qualität lebt länger. Die große Aufgabe des Architekten besteht darin, Konstruktionen zu entwickeln, die für alle Ansprüche wandelbar sind und zu jeder Zeit Gültigkeit haben. Es stimmt, dass es 400 Jahre alte Häuser gibt, die in einem hervorragenden Zustand sind, auch weil sie in extrem hoher Qualität gebaut worden sind. Die Frage ist, ob man sich das heute noch leisten kann. Die Zeit wird ja immer kurzlebiger, und wir betrachten Projekte nach der Laufzeit des Kredits, und wenn dieser abgezahlt ist, können wir es schon wieder wegräumen. Dieser Logik sollte man Projekte nicht unterwerfen. Denn es geht auch um Nachhaltigkeit, um Kultur

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oder um bessere Stadtbilder und nicht nur immer ums Wegreißen, auch wenn das für eine Baufirma lukrativ wäre. Zbiral: Jenseits der Lebenszykluskostenrechnung ist die BIG faktisch für uns der Vermieter der Wahl. Denn es geht auch um die richtige Beratung für die öffentliche Hand. Wir brauchen niemanden, der zu wissen glaubt, was wir wollen. Ein guter Berater lässt sein ­Gegenüber selbst daraufkommen, wie er es machen muss. Wir in der Justiz sind auf Beratung angewiesen, weil wir das Baugeschäft nicht gelernt haben. Daher bin ich froh über Architekten oder Ansprechpartner der BIG, die uns mit Bedenken und den richtigen Fragen auf die Nerven gehen. Darüber hinaus braucht es Leute, die zwischen den Nutzern, mit ihren mehr oder weniger diffusen Bedürfnissen und den Planern die Dolmetschfunktion übernehmen. Diese Lücke füllt die BIG sehr gut aus. Schmerzhafte Erfahrungen haben die Notwendigkeit gezeigt, in der Phase vor dem Wettbewerb viel Hirn und Zeit zu investieren, um zum gewünschten Ergebnis zu kommen. Prinzipiell ist es wichtig, nachhaltig zu denken. Denn Ziel ist der Bau eines Hauses, das noch in 450 Jahren seine Existenzberechtigung hat. Sleha: Dazu möchte ich noch etwas ergänzen. Die BIG ist eigentlich die einzige Organisation, mit der wir vor einem Bauvorhaben vergaberechtlich überhaupt reden dürfen. Wir tun das auch gerne, denn jede andere Konstruktion macht es ja unendlich schwerer. Deswegen bauen wir auch gar nicht selber, sondern suchen uns etwas, was wir anmieten könnten, so wir nicht mit der BIG unterwegs sind. Und da ergibt sich im Lauf der Jahre, die man schon zusammenarbeitet, natürlich eine Schiene, die man nutzen sollte, soweit es geht.

„Bauen für die Ewigkeit“. Die Universität Wien, eine der Perlen im Bestand der BIG, hat bereits viele Jahrzehnte auf dem Buckel. Erst vor Kurzem wurde die Aula auf Hochglanz gebracht.

Stadlhuber: Unser Vorteil ist, dass wir schon sehr lange für den Bund bauen. Wir kommen ja quasi aus der gleichen Familie. Das heißt, unsere Leute, die schon lange dabei sind, sprechen auch dieselbe Sprache. Und beim Tempo können wir sogar schneller sein als die Privatwirtschaft. Wenn ich mir die Standortentscheidung für die Justizanstalt in Salzburg anschaue, sind wir in vier Tagen von null zu einem Ergebnis gekommen. Klais: Ihr seid in gewissen Dingen schneller als wir. Sie haben das wunderbar gesagt: Die Nutzbarkeit und die Langlebigkeit eines Projektes entscheiden sich in Wirklichkeit bei Entwicklung und Entstehen. Ein Haus am falschen Platz bekommt immer ein Nichtgenügend. Es sind diese grundlegenden Dinge, die man mit allen Kapazi­täten am Bau abstimmen muss. Das beginnt beim Bauträger und geht bis zum Hausbetreuer. Auch den muss ich am Anfang einbringen, damit das Projekt wirtschaftlich und langlebig ist. Das spricht also dafür, alles am Anfang in die Plattform einzubringen als Dinge, die man erst nachher braucht, auszugliedern und erst später anzugehen. Das allein ist nicht ­zielführend. Vielen Dank für das Gespräch!

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Thema

Auslaufmodell „Proletenbagger“ Charmant, aber gefährlich: Ein Paternoster ist juristisch kein Aufzug, sondern eine Fördereinrichtung. Der Gebäudeeigentümer haftet für die Betriebssicherheit. Und die ist, zumindest ohne Einschulung, nicht gegeben. So landen immer mehr Personenumlaufaufzüge entweder im Ausgedinge oder im Museum. Text: Ernst Eichinger

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äbe es für Maschinen eine Liste der gefährdeten Arten, der Paternoster stünde ganz oben. Denn in Österreich kann man noch laufende, höchstamtlich Personenumlaufaufzug genannte mechanische Aufstiegshilfen an ein paar Fingern abzählen. Neue Paternoster werden nicht mehr errichtet. Sie sind seit 1960 verboten. Bestehende Anlagen werden – meist unter Bedauern – außer Dienst gestellt. Vor allem wenn größere Reparaturen anfallen. Diese sind sehr teuer, weil sämtliche beweglichen Teile nur in Handarbeit einzelgefertigt werden. Dies gilt besonders für die Ketten und die Polygonräder, über die die Ketten laufen, sowie für die aus längst vergangenen mechanisch-analogen Zeiten stammenden Motoren und Zahnräder. Anfang des 19. Jahrhunderts war der Paternoster besonders in Büround Geschäftshäusern sehr beliebt, da die Wartezeiten auf „normale“ Aufzüge länger waren als auf einen Paternoster. „Zum Teil kann es ein in die Jahre gekommener Paternoster punkto Förderkapazität auch heute noch mit einem herkömmlichen Aufzug aufnehmen“, sagt Franz Schwendemann, Objektmanagement-Teamleiter bei der BIG. Damals gab es bei der Entscheidung für eine solche Lösung noch ein gewichtiges Argument: Die Maschine sparte nämlich das Gehalt des Aufzugführers. Das größte Plus: Man muss nicht warten und ist nicht versucht, ungeduldig auf den Rufknopf zu drücken. Die nächste Kabine kommt sofort. Detail am Rande: Am öftesten bleiben Paternoster stehen, weil ungeübte Nutzer auf die Not-Stopp-Taste drücken, die sie für den Rufknopf halten. Im Wiener Rathaus etwa einmal pro Monat. Dann muss die Rathauswache ausrücken und die Fahrkörbe manuell auf Ausstiegsniveau kurbeln. Der Spitzname „Proletenbagger“, im Gegensatz zur „Bonzenschleuder“, entstand schon im letzten Jahrhundert. Hinz und Kunz mussten nämlich den Paternoster benutzen, während der Aufzug nur von „wichtigen“ Leuten bewegt wurde.

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Thema: Auslaufmodell „Proletenbagger“

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Größter Feind des Paternosters ist der Zahn der Zeit, sprich die Abnutzung der festen und beweglichen Teile. Hauptbestandteile sind zwei parallel laufende Endlosketten, zwischen denen die Kabinen aufgehängt sind. „Gerade beim Herzstück, diesen beiden Ketten, sind die Kosten einer Reparatur oder gar einer Erneuerung prohibitiv. Eine neue Kette kostet rund 70.000 Euro. Dazu kommt, dass die Teile des Paternosters mechanisch hoch beansprucht werden und mehr Pflege als ein normaler Aufzug brauchen“, sagt Gottfried Jung, Leiter des Geschäftsbereichs Aufzugstechnik der TÜV Austria Services, der für das Gros der in Österreich noch laufenden Paternoster Jahr für Jahr die sicherheitstechnische Freigabe verantwortet. Weiterer Nachteil: Man darf keine Lasten transportieren. Bei der Versicherungsanstalt für Eisenbahnen und Bergbau in einem noblen, denkmalgeschützten Jugendstilgebäude an der Linken Wienzeile auf Höhe des Flohmarkts kommt der für den Paternoster zuständi­ge Thomas Müller ins Schwärmen, wenn er über die Anlage spricht. Normale Versicherungskunden bekommen ihn kaum zu sehen, denn das Servicecenter wurde ins Erdgeschoß umgesiedelt. Bei den Ausgäng­en gibt es nicht einmal einen Hinweis auf den Paternoster, primär aus Sicherheitsgründen. „Denn ein Paternoster entspricht nicht mehr den für Aufzüge geltenden Normen, hat er doch keine Türen; ein weiteres Risiko sind die Scherkanten zwischen festen und beweglichen Teilen, wodurch man sich gefährlich einklemmen könnte“, sagt Jung vom TÜV. Haftung ist auch primär die Ursache, warum die Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) nur mehr zwei Paternoster in ihrem Bestand hat. Beide im dritten Wiener Bezirk. Einen in der Hetzgasse 2 und den anderen schräg gegenüber im Bundesrechenzentrum. Alle weiteren wurden entweder durch einen konventionellen Aufzug ersetzt, so wie im neuen Institutsgebäude (NIG) der Universität Wien, oder gleich samt Haus verkauft. So wechselte beispielsweise der Paternoster im Handels­ gericht, Riemergasse 4 oder der am ehemaligen Patentamt Kohlmarkt samt Gebäude den Eigentümer. „Als wir den Paternoster im NIG vor zwei Jahren stillgelegt haben, hat mir schon ein bisschen das Herz geblutet“, so der Techniker Schwendemann. Die Anlage sei technisch vollkommen in Ordnung gewesen. Die größten Probleme lägen in der Fehlnutzung. „Man müsste als Gebäudeeigentümer dort ständig jemanden hinstellen, der die Menschen einschult. Bei einem öffentlich zugänglichen Gebäude geht das nicht“, argumentiert der BIG-Hausverwalter. So hätte man im NIG teilweise skurrile Szenen erlebt, die glücklicher­ weise alle ohne ernsthafte Verletzungen blieben. „Aufgrund der Mensa im obersten Stock war dort täglich Hochbetrieb. Frequentiert wurde das Restaurant wegen der geringen Preise auch von Senioren der Umgebung. Da sind reihenweise die Pensionisten rein- oder rausgefallen“, erinnert sich Schwendemann. Der Grund: Vor allem ältere Menschen könnten die Höhe nicht einschätzen oder von außen auf die in den Kabinen angebrachten Haltegriffe greifen. Von Barrierefreiheit nicht zu reden. Das Hauptproblem bleibt altersunabhängig: Gebote und Verbote­bei der Benutzung sind allen entweder fremd oder egal. In diesem Zusammenhang sei der Versuch von Müttern mit Kinderwagen absurd gewesen, einen „Förderkorb“ zu erwischen, anstatt vielleicht ein bisschen länger auf den Lift daneben zu warten. „Da ist Sprungkraft wichtig. Wenn nämlich der Kinderwagen in der Kabine ist, muss man schon einen halben Meter hoch hüpfen, um den Nachwuchs nicht allei­ne loszuschicken“, sagt Schwendemann und schmunzelt: „Wobei der Junior allerdings am Weg herunter wieder vorbeikommt.“ Trotz dieses Wissens stellt sich vielen „Pater-Noster-Neulingen“ die bange Frage, was passiert, wenn man nicht im obersten Stockwerk

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aussteigt. Man fühlt sich unwohl, wenn man das letzte Stockwerk durchfahren hat, denn dann wird es ziemlich düster (die Kabine hat nämlich­keine Beleuchtung), das Rumpeln wird lauter, der holzverkleidete Fahrkorb ruckelt kräftiger. Dann kommt der Seitenwechsel, bei dem der Aufzug von einer Kette auf die andere hinübergehoben wird. Auf der anderen Seite angekommen, wird der Lauf wieder ruhiger, denn dann gleitet die Kabine wieder durch die hölzernen Führungsschienen. Dann kann man über die Unsicherheit, ob man nicht doch kopfüber nach unten fahren wird, nur noch schmunzeln. Die Faszination der „Fördereinrichtung“ bleibt. Auch Künstler fühlten sich immer wieder vom Paternoster angezogen. Heinrich Böll ließ 1958 seinen Romanhelden Dr. Murkes über das Auf und Ab philosophieren. Die deutsche Filmemacherin Doris Dörrie baute in ihren Erfolgsfilm „Männer“ eine Paternoster-Szene ein. Im Takt der Stockwerke streifen sich Heiner Lauterbach und Uwe Ochsenknecht die Kleider vom Leib. Nur in Unterhosen fahren sie noch eine letzte Runde. Paternoster sind sehr fleißige Arbeiter, abgesehen von Wartungspausen­ und Stillständen; wenn nicht jemand bewusst oder versehentlich die Stopptaste betätigt, laufen sie ohne Pause. Der Name Paternoster steht mit dem katholischen Rosenkranz im Zusammenhang, einer Zählkette für Gebete. Beim Rosenkranz folgt auf zehn kleinere Kugeln für die Ave Marias eine anders gestaltete für das Vaterunser. Auf die gleiche Weise­ sind bei einem Umlaufaufzug die Personenkabinen wie auf einer Schnur aufgefädelt. Vorgänger des Paternosters ist die sogenannte Fahrkunst aus dem Bergbau, ein stationäres Transportmittel mit einer geschlossenen endlosen Kette. Auch früher übliche Sackaufzüge mit vertikalem Endlosförderband hatten ein ähnliches Konstruktionsprinzip. Der erste Paternosteraufzug der Welt wurde 1876 im General Post Office in London zum Transport von Paketen eingebaut. Ab 1883 diente er der Personenbeförderung. Im feudalen Palais der Industriellenvereinigung (IV) am Schwarzenbergplatz in Wien bereitet man sich schon innerlich auf den 100. Ge­ burts­tag im kommenden Jahr vor. Zu diesem Termin wird auch das mittlerweile in die Jahre gekommene Wunderkind in Form gebracht: „Ich hege und pflege ihn wie ein Baby“, sagt Reinhold Eberhard, der Chef der IV-Hausverwaltung zu seinem Denkmal der Industrialisierung des frühen 20. Jahrhunderts. Nichtsdestotrotz ist Sicherheit der wunde Punkt der Anlage, ebenso wie diese natürlich auch nicht barrierefrei ist: „Wenn es bei uns Großveranstaltungen gibt, zu denen ältere Besucher, Kinder und Hunde kommen, aber auch wenn Professionisten für größere Events ein- und ausgehen, stelle ich den Paternoster ab.“ Denn gerade bei Handwerkern oder Caterern, die nicht mit dieser seltenen Gattung einer Personenbeförderungsanlage vertraut sind, habe es schon unliebsame Zwischenfälle gegeben. Grobe Unfälle sind aber bis dato ausgeblieben. Leitern, aber auch Servierwagerln seien schon zwischen Kabine und Zwischendecken zertrümmert worden, aber sonst sei nichts passiert, klopft Eberhard auf das Kabinenholz.

Großer Nachteil des Paternoster: Viele Einschränkungen sind zu berücksichtigen. Das Problem: Kaum jemand hält sich daran. Daher ist der Paternoster für jeden Immobilieneigentümer ein Sicherheitsrisiko.

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Thema: Auslaufmodell „Proletenbagger“

Allerdings erliegen laufend Besucherdelegationen aus der weiten Welt dem Charme des Paternosters. Eberhard berichtet vom Besuch einer Gruppe aus China, die sich zuerst nicht getraut hat einzusteigen. Als die Leute aber die anfängliche Furcht vor dem Unbekannten überwunden hatten, wollten sie gar nicht mehr aussteigen. Sie sind auf- und abgefahren, auch durch den Keller und über den letzten Stock, jedesmal freudig und begeistert lächelnd, wenn sie vorbeikamen, schildert Eberhard eine Szene aus dem Leben seines 99-jährigen Babys.

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Thema

Stofftiere für „süße Knöpfe“ Die BIG hat Patenschaften für 20 moldawische Kinder übernommen. Im Jänner kam es zur ersten Begegnung, in deren Rahmen Spenden und viele Geschenke überreicht wurden.

Er sieht wahrscheinlich das erste Mal in seinem Leben Fremde. Mit großen Augen starrt der kleine Mihail die Leute an, die heute in seinen Kindergarten gekommen sind. Es ist warm im Haus, die grimmige Jännerkälte bleibt ausgesperrt – in der Republik Moldau ist das keine Selbstverständlichkeit. Für die anfänglich skeptische Kinderschar gibt es von den Fremden Stofftiere und für den zweijährigen Mihail sogar noch eine Extraüberraschung. Für den süßen kleinen Knopf mit Pausbäckchen und einem verschämten Lächeln steht ein großes Paket bereit, das ihm bei seiner Mutter überreicht werden soll. Mihail ist nämlich Patenkind der Bundesimmobiliengesellschaft (BIG). Das Unternehmen versucht, in Kooperation mit der Caritas in Moldawien 20 Kindern eine bessere Zukunft zu ermöglichen – indem es dafür sorgt, dass monatlich kleine Geldbeträge und Geschenke überbracht werden. Vergangenen Jänner wurden einige dieser Kinder persönlich von einer kleinen BIG-Abordnung besucht. Eines davon war der zweijährige Mihail, der im nordmoldawischen Glodeni wohnt. Glodeni ist ein größeres Dorf ohne erkennbare Infrastruktur. Gelegen mitten in einer wild verschneiten Landschaft ohne Anfang und Ende. Pater Antonio und einige Ordensschwestern betreiben den dortigen Kindergarten. Es ist ungewöhnlich sauber, warmes Essen dampft in der Küche, viele Spielsachen liegen verstreut im Raum. Die Besucher aus dem fernen Wien sind sicher, dass an diesem Ort nicht nur einfach professionell, sondern mit Herz gehandelt wird.

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Leider ist der Kindergarten eher die Ausnahme in dem bettelarmen 3,3-Millionen-Einwohner-Land zwischen Rumänien und der Ukraine. Das wird spätestens klar, als Mihails Mutter besucht wird, um ihr das Geschenk der BIG zu überreichen. Ein heruntergekommenes, unverputztes Steinhaus, klirrende Kälte vor und hinter der Eingangstür. Kein fließendes Wasser, Boden und Wände im Rohzustand. Notdürftig mit Holzbrettern vernagelte Fenster, um die Winterkälte wenigstens ein bisschen zu zähmen. Julia, der 20-jährigen Mutter von Mihail, sind diese Zustände sichtlich unangenehm. Die hübsche junge Frau spricht sehr leise und bedächtig: Sie sei ein Adoptionskind, das – um ihre Träume zu verwirklichen – nach der Schule ins ferne Moskau gezogen sei. Doch weder das große Geld noch die Liebe fand sie dort – dafür kehrte sie nach nur kurzer Zeit schwanger und ohne Geld nach Glodeni zurück. Das machte ihre persönliche Situation aber nur noch schlimmer, denn ledige Mütter widersprechen dem konservativen Weltbild der Dorfgemeinschaft. Also lebt Julia seit zwei Jahren am Rande der Gesellschaft. „Jeden Tag hole ich Mihail am Nachmittag vom Kindergarten ab. Dann gehen wir zu Fuß zwei bis drei Stunden zur Bäckerei, wo ich bis Mitternacht arbeite“, schildert sie. Der karge Lohn für diese Arbeit: umgerechnet zehn Euro pro Monat. Als ihr das Paket für Mihail und 50 Euro als Starthilfe überreicht wer9 den, bricht sie in Tränen aus. Noch nie in ihrem Leben hätte sie sol-

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Thema: Stofftiere für „süße Knöpfe“

che Hilfe bekommen, sie sei mit dieser Situation schlicht überfordert, stammelt sie. Peter Höflechner und Ingrid Fitzek, die beide für die BIG die Reise nach Moldawien zu den Patenkindern auf sich genommen haben, versprechen zum Abschied „Wir kommen wieder“ und brechen zum nächsten Patenkind auf. Rückblick: Es war im vergangenen Jahr, als innerhalb der BIG die Entscheidung für dieses Projekt fiel. Jenes Geld, das für Weihnachtsgeschenke an Kunden und Partner reserviert war, sollte in soziale Projekte fließen. Die konkrete Idee hatte schließlich Peter Höflechner, der Leiter Asset-Management Sonderimmobilien, der vor kurzer Zeit zwei Buben aus der Republik Moldau zu sich nach Wien geholt und adoptiert hatte. Bald war der Kontakt zur Caritas Moldau hergestellt, die 20 Patenkinder – Mädchen und Buben vom Baby bis zum Teenager – vermittelt. Die Kinder sollten aber nicht bloß eine Nummer ohne Gesicht in hunderten Kilometern Entfernung sein, quasi eine jährliche Firmenverpflichtung ohne emotionale Bindung. „Wir überlegten uns, wie wir als Paten der Aufgabe gerecht werden können. Wer soll ihnen zum Geburtstag gratulieren? Wer ihnen zu Weihnachten ein Päckchen schicken? Wer soll zumindest ein wenig an ihrem Schicksal teilnehmen?“, schildert Höflechner die Gedankengänge. Aus diesem Grund wurden die Kinder auf einzelne Abteilungen und Abteilungsgruppierungen der BIG „aufgeteilt“, damit sich jeder „seines“ 14 24 Patenkindes annehmen möge. „Die Zustimmung war groß, die Un-

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sicherheit, was jetzt wer, wie und warum zu tun hat, aber ebenfalls“, ergänzt Fitzek. Schließlich wurde in allen Abteilungen gesammelt: Stofftiere, Spielzeug, Bekleidung, ausreichend für zwei bis drei Kinderheime. In einem Ausmaß, das alle Erwartungen übertroffen hat und zu dem Problem führte, wie all diese Sachen zu den Kindern nach Moldawien gelangen können. Letztlich entschließen sich Höflechner und Fitzek, die Pakete persönlich mit einem großen Firmenauto zu überbringen. Es ist eine Reise über ungarische Autobahnen, durchs wilde Transsylvanien, vorbei an Roma-Siedlungen und an Pferdefuhrwerken, über verschneite Passstraßen. Eine lange Zeit „gute Fahrt“ – eine „Drum Bun“, wie die Moldawier sagen. Erst kurz vor und ab der Grenze zur Republik Moldau gibt es jede Menge Probleme für die BIG-Abordnung: Schlecht beschilderte Straßen, dichtes Schneetreiben und weit und breit kein Räumfahrzeug sorgen für ungewollten Nervenkitzel und jede Menge Verspätung. „Vor allem habe ich noch nirgends solche Dunkelheit erlebt“, erzählt Ingrid Fitzek. Letztendlich wird nach fast zwei Tagen doch die Hauptstadt Chis˛ina˘u erreicht, hell beleuchtet und mit stark befahrenen Straßen. Oxana, fast fünf Jahre alt, lebt mit ihrer siebenjährigen Schwester Valerie und ihrer Mutter ebenfalls in Glodeni. Als die Fremden aus Wien durch die Tür treten, um Oxana zu beschenken, wird es noch enger in dem kleinen Haus. Eine Schar von Hennen, Gänsen und Truthähnen trottet derweil durch den tief verschneiten Garten. Im offenen Herd knistert das Brennholz. Das Schicksal hat es mit Oxana nicht gut gemeint, sie ist spastisch gelähmt. In Moldawien gibt es für diese Krankheit aber weder eine adäquate Behandlung noch entsprechende Medikamente. Oxana liegt bewegungsunfähig tagein tagaus auf einem Bett, was ihre Mutter daran hindert, arbeiten zu gehen. Die Familie muss von dem leben, was der Garten hergibt und was die Kirche ihr an Fürsorge zukommen lässt. Einen Vater, der sich um sie kümmert, gibt es für die kleine Oxana nicht mehr – der hat seine Familie sofort nach der Geburt der behin-

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derten Tochter verlassen. Jetzt hat das BIG-Assetmanagement-Team, Universitäten und Sonderimmobilien die Patenschaft für das Mädchen übernommen; das Geschenkpaket und das Geld werden von der Familie voll Demut angenommen. „Dieser Familie haben wir wirklich helfen können“, meint Höflechner nach dem Besuch. Doch auf der Reise durch Moldawien gibt es auch Begegnungen, wo sich das Schicksal sozusagen von selbst gewendet hat. In Ba˘lt˛i, der zweitgrößten Stadt in Moldawien, mit rund 200.000 Einwohnern so groß wie Linz, wollte das BIG-Team eigentlich dem 13-jährigen Kshishtofa in seiner misslichen Lage helfen. Das Patenkind von „Planen und Bauen“ in Salzburg, Tirol und Vorarlberg lebt mit seinen zwei kleinen Schwestern und seiner Mutter in einem eigentlich adretten kleinen Häuschen am Stadtrand. Weil sein Vater früh verstorben ist, lebte er lange Zeit mit seiner Mutter alleine in Armut. Doch er erzählt, dass sich die Lage nun gebessert habe und es der Familie wieder gut gehe: „Meine Mutter ist frisch verheiratet“, sagt der 13-Jährige ganz stolz. Und der neue Vater habe auch einen Job, der es ihm ermögliche, die Familie zu versorgen. Dieser glückliche neue Umstand war selbst der Caritas Moldau so noch nicht bekannt. Daher beschließen BIG und Caritas gemeinsam – und zwar schweren Herzens – Kshishtofa und seine Familie besser aus dem Patenkind-Programm zu nehmen, weil es gewiss bedürftigere Kinder gebe. „In Österreich würde diese Familie sicherlich als armutsgefährdet und unterstützungswürdig gelten, in Moldau gelten allerdings andere Maßstäbe“, resümiert Fitzek. Das mitgebrachte Geschenk der BIG hat Kshishtofa freilich noch bekommen – und er strahlte wie all die anderen Kinder. Ba˘lt˛i erinnert eigentlich wenig an eine Stadt im herkömmlichen Sinn, es wirkt mehr wie ein riesiges Dorf; nur wenige höhere Plattenbauten durchbrechen den ländlichen Charakter. In einem solchen heruntergekommenen Bau wohnt auch der neunjährige Stanislav, der sich zusammen mit seiner 15 Monate alten Schwester Olga und der Großmutter eine kleine Wohnung mitten in der Stadt teilt. Die Mutter ist Stanislav

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schon fast fremd geworden, denn sie lebt und arbeitet im Ausland und besucht ihre Kinder so gut wie nie. Die Großmutter muss nebenbei arbeiten, damit die Kinder genug zu essen haben. Fast überrascht sind die Besucher, als eine lebenslustige Oma und fröhliche, wenn auch etwas verschreckte Kinder hinter der Wohnungstür auftauchen. Dahinter zeigt sich eine saubere und mit den wenigen Mitteln liebevoll hergerichtete Wohnung. Stanislav umklammert das für ihn mitgebrachte Paket – dabei zeigt sich sein Handicap: Ihm sind an einer Hand zwei Finger zusammengewachsen, was ihn als Behinderten stigmatisiert. Auch wenn ihn diese geringfügige Missbildung im Alltag nicht zu sehr hemmt, bekommt Stanislav immer wieder seine Außenseiterrolle zu spüren. Die Ursache liegt im längst untergegangenen Sowjet-System: „Menschen mit Behinderungen waren in Zeiten der UdSSR im alltäglichen Leben nicht zu sehen. Sie wurden aus den Familien genommen und lebten in geschlossenen Anstalten“, berichtet Natalia, die das BIG-Team als Übersetzerin begleitet. Und seit damals sei immer noch nicht genügend Zeit vergangen, um sich an behinderte Menschen in der Öffentlichkeit zu gewöhnen. Und was wünscht sich Stanislav am meisten? Die Antwort mag Westeuropäer überraschen: „Schulsachen!“, schreit es aus ihm heraus. Dieser Wunsch wird umgehend notiert, mit dem Versprechen, dass er an seine Paten in Wien – in diesem Fall das Portfolio-Management – weitergegeben wird. Am Ende fasst die Großmutter die Hände der Besucher und spricht großen Dank aus: „Mit eurer Hilfe wird es für mich leichter, die Kleinen und mich durchzubringen“, sagt sie.

Sowohl die Plattenbauten als auch der große Schlafsaal des Kindergartens, in dem die Betten dicht aneinandergereiht stehen, sind bleibende Eindrücke für die „BIG-Abordnung“.

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Thema: Stofftiere für „süße Knöpfe“

Letzte Station der Moldawien-Reise ist Sîngerei. Es ist dunkel geworden. Auf scheinbar unsichtbaren Straßen geht es zu einem entlegenen Ortsteil am Gipfel eines Berges. Das Haus von Diana und Snejana, dreijährigen Zwillingsmädchen, liegt etwas abseits. Auch hier ist die Armut deutlich erkennbar. Die kleinen Mädchen sind extra fein herausgeputzt und singen ein rumänisches Weihnachtslied vor. In diesem Haus sind die Familienverhältnisse – anders als bei den anderen – völlig intakt: Es

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Oxana mit ihrer Mutter in deren Wohnung in Glodeni.

gibt Vater und Mutter, die beide im Ausland arbeiten. Daher müssen die Zwillinge (es gibt auch noch eine 14-jährige Schwester und zwei größere Kinder) von Großmutter und Schwester beaufsichtigt werden. Die Mutter weiß die Hilfe zu schätzen, da sie sich selbst trotz Doppelbelastung sozial engagiert. Wie sie stolz erzählt, sei im Dorf durch ihre Initiative und mit der Hilfe eines Paters ein eigener Kindergarten gegründet worden. Am Ende des Moldawien-Aufenthalts bringt das BIG-Team all die restlichen Pakete für die anderen Patenkinder ins Büro der Caritas. Diese werden von lokalen Betreuern verteilt. Leider wird es mit acht Patenkindern aus politischen Gründen so schnell keinen persönlichen Kontakt geben. „Diese leben in Transnistrien, einem Landstrich im äußersten Osten der Republik. Seit der Abspaltung von der Republik Moldau herrschen dort praktisch rechtlose Zustände. Von einer Reise dorthin wird dringend abgeraten“, berichtet Höflechner. Sein Resümee der kurzen, aber beschwerlichen Reise lautet, dass der persönliche Kontakt nicht nur für die Paten der BIG, sondern auch die betroffenen Kinder und Familien sehr wichtig war: „Ihnen wurde gezeigt, dass hinter der anonymen Spende Menschen stehen.“

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Nr. 7 | 2010 | www.big.at


Bildcredits Cover: Harald A. Jahn (Vorder-und Innenseiten), BIG (Rückseite)  •  Editorial (S. 1): Stephan Huger  •  Inhaltsverzeichnis (S. 2 – 3): Harald A. Jahn (Wohngarten Sensengasse S. 2, CeMM S. 3, Wohngarten Sensengasse S. 3), BIG (Paternoster S. 3)  •  Rückblick (S. 4 – 18): BIG (Praterateliers S. 6, Parndorf S. 8, BG Neusiedl S. 12, Foto Beethovens Garten S. 13, Baustelle WU Wien S. 18), Gisela Erlacher (JA Sonnberg S. 7), Günter Kresser (Innsbruck S. 9), Helmut Graf (Kabelbrand S. 11, Trafoanlage S. 11), WU Wien (WU Wien S. 11), COBRA (Schießanlage S. 11), Bernhard Konrad (Forstschule S. 12), Jam Jam (Visualisierungen Beethovens Garten S. 13), Foto Scheinast (Heinrich Schmidinger S. 14, Rohbau Nonntal S. 15), Andreas Kolarik (Baustelle Nonntal S. 14, Spatenstich Itzling S. 15), Andreas Kepplinger (Brückenkopfgebäude S. 14), Stefan Zenzmaier (Kollegienkirche Innen S. 16), Reindl (Kollegienkirche Außen S. 16), Michael Hetzmannseder (Stadlhuber / Badelt S. 18), Heiland / Zaha Hadid (Visualisierung LLC S. 18)  •  Thema – „Kein Klima für Eigenbrödler“ (S. 20 – 25): Harald A. Jahn (CeMM S. 21 – 25), Michael Sazel (Labor mit Wissenschaftlern S. 25), BIG (CeMM Labor S. 25)  •  Thema – Schutzmacht gegen Abrissbirne (S. 26 – 35): Manfred Seidl (Justizpalast S. 26), Fotostudio Kohlmeier (Slowenengymnasium S. 28 / 29, Axel Hubmann S. 33), Michael Hetzmannseder (Eva-Maria Höhle S. 28), BIG (Flakturm S. 30), Helga Loidold (Palais Epstein S. 31, Stollen Gusen S. 34), SIVBEG (Struberkaserne, Rainerkaserne S. 32), © Archi­tekt A. ­Krischanitz, Visualisierung: schreinerkastler.at (Brückenkopfgebäude S34/35),  •  Highlight – Neues Leben über ehemaligem Friedhof (S. 36 – 45): Harald A. Jahn („Wohngarten Sensengasse“, Friedhof S. 36, „Wohngarten Sensengasse“ S. 38, S. 39, S. 41, S. 43, Hotel Atlanta S. 41, Sporthalle Sensengasse S. 42, Blick Sensengasse S. 42 / 43, Baustelle Publizistik S. 44, ZMK S. 45), Christian Mayr (Klaus Heimbuchner S. 38, Magdalena Bruckmüller-Schindler S. 39), Luftbildservice Redl (Luftbild S. 40), studiobaff (Visualisierung ZMK S. 41, S. 45), Bruno Klomfar (Haus der Forschung S. 41), NMPB Architekten (Visualisierung Publizistik S. 41, S. 44), BIG („Josephinum“, AGES, Institutsgebäude Uni Wien S. 41, Baulücke S. 45), Lena Deinhardstein (Sportplatz Sensengasse S. 41, 42, Sporthalle Sensengasse S. 42)  •  Round Table – Warme Miete von Gummihäusern (S. 46 – 55): Michael Hetzmannseder (Diskutanten S. 46 – 53), BMF (Finanzamt Tirol S. 47), Rupert Steiner (Aula Universität Wien S. 54 / 55)  •  Thema – Auslaufmodell „Proletenbagger“ (S. 56 – 59): BIG  •  Thema – Stofftiere für „süße Knöpfe“ (S. 60 – 64): Lena Appl (Illustration S. 60), BIG (S. 63 – 65)


BIG BUSINESS

Nr. 7 | Juli 2010 | www.big.at


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