BIG Business 2/13

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www.big.at Ausgabe Nr. 14 • Dezember 2013

Das Magazin der Bundesimmobiliengesellschaft

Architektur im Praxistest Wie nah der Campus WU an den Bedürfnissen der Nutzer ausgerichtet wurde, zeigt ­eine erste Umfrage.

Versteckte Welten

BIG Business präsentiert verborgene Orte aus dem Zweiten Weltkrieg, deren Geschichte teilweise im Dunkeln liegt.

BIG Business Nr. 14 • Dezember 2013 • www.big.at


Inhalt

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Foto: Peschke Design

BIG Business Inhalt

Impressum

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Foto: 2013 BOANET.AT

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Foto: IC Projektentwicklung/ Heinz Schmölzer

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Foto: Robert Bouchal Foto: Anna Rauchenberger

Ereignisse oder Bauvorhaben, die den BIG-Konzern in den vergangenen sechs Monaten bewegt haben oder in Zukunft beschäftigen werden. Neben der Fertigstellung mehrerer Schulprojekte hat in Graz ein großes Universitätsbauvorhaben begonnen: der Neubau des Med Campus.

„Stararchitektur unter der Lupe“

Im Oktober wurde die neue Wirtschaftsuniversität Wien eröffnet. Nun muss sich die Praxistauglichkeit der architektonisch zweifelsfrei eindrucksvollen Bauwerke erweisen. Eine von BIG Business durch­ geführte Umfrage zeigt auch in diesem Bereich bereits ein überwiegend positives Bild.

34 Leopoldstadt im Aufwind

Der bis vor wenigen Jahren kaum märchenhaft erscheinenden ­Leopoldstadt wurden auch ohne Fee mehrere Wünsche erfüllt. ­Neben U-Bahn und diversen Immobilien-Projektentwicklungen ging mit der neuen WU ein ganz großer Traum in Erfüllung. Vom Campus profitieren nicht nur die unmittelbaren Nachbarn, sondern der ganze Bezirk.

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Unterirdisches Österreich

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Wenn Bautechniker schlecht schlafen

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Zeitraffer

Zur Jahrtausendwende hat die BIG das große Los gezogen. Dem ­damals noch jungen Unternehmen wurden mehrere Hundert ­Stollen aus dem Zweiten Weltkrieg übertragen. Die großen Pro­ bleme damals: genaue Lage unbekannt, Zustand: akut einsturz­ gefährdet. Mittlerweile sind die Bauwerke gesichert und deren ­Geschichte in einem Buch aufgearbeitet.

Die perfekte Planung ist für die erfolgreiche Realisierung eines Bauprojekts ausschlaggebend. Unvorhergesehene Situationen oder auch gewagte Konstruktionen führen jedoch in so manchen Fällen zu unruhigen Nächten der Techniker. Wasser spielt dabei nicht nur in den Träumen der Ingenieure eine wesentliche Rolle.

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Das jährliche Get together – heuer unter dem Namen BIG Time – ist bereits ein Fixpunkt im Jahreskalender der Immobilienwirtschaft. Darüber hinaus lud die ARE zu einem Business-Frühstück in der „Strandbar Herrmann“, die WU wurde gleich mehrmals eröffnet und das Buch „Unterirdisches Österreich“ im Flakturm Arenbergpark vorgestellt.

Impressum Ausgabe: Nr. 14/2013 Herausgeber: Bundesimmobiliengesellschaft mbH, Hintere Zollamtsstraße 1, 1031 Wien, T 05 02 44-0, F 05 02 44-1199, office@big.at, www.big.at Geschäftsführung: Wolfgang Gleissner, Hans-Peter Weiss Chefredaktion: Ernst Eichinger Redaktion: ­Gisela Gary, Gerhard Krause, Elisabeth Kleedorfer, Alexandra Galle Produktion und Artdirektion: Martin Jandrisevits, Hans Ljung Lektorat: Paul Zöchbauer Foto Titelblatt & U4: 2013 BOANET.AT Druck: Grasl Druck & Neue Medien GmbH, 2540 Bad Vöslau

Dieses Druckwerk zeichnet sich durch eine nachhaltige und ressourcenschonende Produktion aus und wurde klimaneutral gedruckt. Das Papier dieses Produkts stammt aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern sowie kontrollierten Quellen und ist somit PEFC-zertifiziert. PEFC steht synonym für nachhaltige Waldbewirtschaftung. Die Zertifizierung der gesamten Verarbeitungskette vom Wald bis zum Endprodukt garantiert, dass die Holzherkunft unzweifelhaft nachvollziehbar ist und geprüft wurde. Durch unabhängige, renommierte Zertifizierungsgesellschaften wird sichergestellt, dass die Wälder nach hohen PEFC-Standards bewirtschaftet werden. PEFC-Zertifikationsnummer: HCA-CoC-0249. Klimaneutral drucken bedeutet, die CO2Emission für die Herstellung eines Druckprodukts durch den Erwerb anerkannter Umweltzertifikate auszugleichen.

PEFC zertifziert Das Papier dieses Produktes stammt aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern und kontrollierten Quellen www.pefc.at


Foto: Suzy Stöckl

Editorial

BIG-Geschäfts­ führer: Hans-Peter Weiss (links) und Wolfgang Gleissner.

Liebe Leserinnen und Leser,

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or mittlerweile mehr als zwei Monaten hatten wir das Privileg, im Zuge einer Eröffnungsfeier symbolisch den Schlüssel der neuen Wirtschaftsuniversität Wien an den Rektor Christoph Badelt zu übergeben. Damit wurde das bisher größte Bauvorhaben der BIG fristgerecht abgeschlossen. Schon jetzt können wir – obwohl die finale Abrechnung noch aussteht – mit sehr hoher Sicherheit behaupten, die ursprünglich prognostizierten Kosten eingehalten zu haben. Selbstverständlich war dieser Festakt im neuen Learning Center des Campus WU kein finaler Punkt, sondern nur ein Meilenstein auf einem langen gemeinsamen Weg. Letztendlich haben wir die Immobilie(n) nicht nur gemeinsam mit der WU errichtet, sondern betreiben sie auch in Zukunft weiter. Daher ist es uns wichtig zu evaluieren, wie sich Studenten, Professoren und Angestellte der Universität in den neu errichteten Gebäuden fühlen. Das haben wir im Rahmen einer ersten Umfrage getan. Das Feedback war erfreulich positiv und ist in der Geschichte „Stararchitektur unter der Lupe“ (siehe Seite 18) aufgearbeitet. Solche Zufriedenheitsanalysen werden ab jetzt regel­ mäßig in den ersten Jahren nach der Eröffnung großer Bauvorhaben durchgeführt. Ziel ist es, aufgrund der Rückmeldungen gelungene Projektideen auch andernorts umzusetzen oder aber aus Fehlern zu lernen. Denn wir bauen für Menschen. Dementsprechend wollen wir auch agieren. Kundenorientierung ist für uns keine bloße Wort­hülse. Daher wird die BIG ihre internen Strukturen auch kon­ tinuierlich mit dem Ziel weiterentwickeln, schneller, ­effizienter und flexibler zu werden. Gerade im Baugeschäft ist es da­rüber hinaus wichtig, für Auftraggeber ausschließlich einen Ansprechpartner zu präsentieren. Das erleichtert Nr. 14 | 2013 | www.big.at

die Abläufe massiv – nicht nur im Krisenfall. Wobei kurze Kommunikationswege, wenn es einmal wirklich brennt, von entscheidender Bedeutung sind. Auszugsweise lesen Sie in der Geschichte „Wenn Bautechniker schlecht schlafen“ (siehe Seite 50), was so alles im Laufe der Realisierung eines Bauvorhabens passieren kann. Eine Herausforderung der besonderen Art war die Sicherung von mehr als 200 aus dem Zweiten Weltkrieg stammenden, unterirdischen Stollen in ganz Österreich. Dieses „Bauvorhaben“ wird zwar niemals abgeschlossen sein, zu „bewegungsfreudig“ sind die Gesteinsmassen. Immer wieder entstehen Verbrüche, die fachgerecht „versorgt“ werden müssen. Generell ist aber die allgemeine Sicherung erledigt. Aus diesem Grund hat der Styria Verlag mit unserer Unterstützung dieses teilweise sehr dunkle Kapitel – manche Stollen wurden unter Einsatz Tausender Zwangsarbeiter zur Rüstungsproduktion verwendet – der österreichischen Geschichte in dem Buch „Unterirdisches Österreich“ aufgearbeitet. Präsentiert wurde das Werk Anfang November in einer sehr speziellen Immobilie der BIG: im Flakturm des Arenbergparks. In der aktuellen Ausgabe von BIG Business finden Sie sowohl eine Zusammen­fassung des Buchs (siehe Seite 38) als auch Fotos von der Präsentation (siehe Seite 65). Viel Spaß beim Lesen wünschen Ihnen

Wolfgang Gleissner

Hans-Peter Weiss

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Zeitraffer

Foto: Peschke Design

Med Campus Graz

Alle unter einem Dach Derzeit sind die Standorte der Medizinischen Universität Graz über das Stadtgebiet verteilt. Dieser Zustand ist bald Geschichte. Die BIG errichtet einen neuen Campus für Lehre und Forschung.

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aum hat die BIG ihr bis dato größtes Projekt – die neue Wirtschaftsuniversität in Wien – abgeschlossen, startet schon ein weiteres Campus-Projekt: Die Errichtung des Med Campus Graz Modul 1 wurde im September mit einer Spatenstichfeier gestartet. Der von den Architekten Riegler Riewe geplante Neubau für die Medizinische Universität Graz entsteht im Stiftingtal, in unmittelbarer Nachbarschaft zum LKH Graz. Der neue Med Campus wird zwölf Instituten in vier Forschungszentren, Lehreinrichtungen, einem Administrations­ gebäude sowie einer Mensa Platz bieten. Zurzeit verteilen sich die Einrichtungen der Med-Uni über das ganze Stadtgebiet, künftig werden sie alle unter einem Dach vereint sein. „Modul 1 wird auf einem rund 2,7 Hektar großen Bauplatz gebaut und umfasst rund 40.000 Quadratmeter Bruttogeschoßfläche. Die Investitionen für diesen Gebäudekomplex betragen rund 180 Millionen Euro“, erklärt Hans-Peter Weiss, Geschäftsführer der BIG. Läuft alles nach Plan, so wird das Bauvorhaben schrittweise ab 2016 fertig­ gestellt und zu Beginn des Wintersemesters 2017/18 abgeschlossen werden. Auf dem Campusareal werden dabei sechs aneinandergefächerte Baukörper für die einzelnen Institute mit Büros und Labors errichtet – insgesamt sollen 840 Mitarbeiter der Universität und 1.200

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­Studenten Platz finden. Diese Baukörper bilden im Erdgeschoß und 1. Stock eine verbundene Campusebene mit Hörsälen und Seminarräumen, wobei in den Obergeschoßen alle Baukörper über Brücken miteinander verbunden sind. Im Modul 1 werden die Human- und Zahnmedizin sowie die Gesundheits- und Pflegewissenschaft eine neue Heimat finden. Danach soll in einer weiteren Bauphase der Gebäudekomplex ­Modul 2 errichtet werden. Geplant ist eine Brücke über die Stiftingtalstraße und eine direkte Verbindung zum Modul 1. Auf den rund 40.000 Quadratmetern Bruttogeschoßfläche soll hier außer Lehre und Forschung auch die Administration der Med-Uni Graz untergebracht werden. Die Finanzierung dieses Bauvorhabens ist allerdings noch nicht gesichert, die Gespräche laufen. Auch beim Med Campus Graz wird Wert auf niedrigen Energieverbrauch und alternative Energiegewinnung gelegt: Eine Geothermieanlage wird die Heizung und die Kühlung des Gebäudes unterstützen. Ebenso ist ein System zur Wärmerückgewinnung der Abluft vorgesehen. Die Beleuchtung des Gebäudes wird mit einer Tageslichtsteuerung versehen und soll damit unnötigen Energieverbrauch verhindern. Der geplante außen liegende Sonnenschutz wiederum soll sich automatisch dem Sonnenstand anpassen. Nr. 14 | 2013 | www.big.at


Graz

Foto: Robert Frankl

Med Campus

Das Orchester wurde tatkräftig durch Hellmut Samonigg am Chello, Karlheinz Töchterle an der Trompete und Josef Smolle an der Querflöte unterstützt.

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Fotos: Helmut Lunghammer

Josef Smolle, Rektor der Medizinischen Universität Graz, Siegfried Nagl, Bürgermeister der Stadt Graz, Karlheinz Töchterle, Bundesminister für Wissenschaft und Forschung, Landesrätin Kristina Edlinger-Ploder, Cattina Leitner, Vorsitzende des Universitätsrats, Hans-Peter Weiss, Geschäftsführer der BIG, Hellmut Samonigg, Programmbeauftragter Med Campus Graz.

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Zeitraffer BG/BRG Wr. Neustadt

Mit der Erweiterung um etwa 2.000 Quadratmeter weist die Schule jetzt ­eine Gesamtfläche von rund 9.500 Quadratmetern auf.

Zurück zu den Wurzeln Zwei Kunstprojekte von BIG Art sollen die Gedankenwelt der Schüler animieren. Das Umfeld des gerade erst erweiterten BG/BRG Zehnergasse in Wiener Neustadt ist perfekt dafür geschaffen.

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ach rund einem Jahr Bauzeit ist die Sanierung und Erweiterung des BG/BRG Zehnergasse in Wiener Neustadt abgeschlossen. Schon bald bereichern darüber hinaus zwei „Kunst- und Bau“-Projekte von BIG Art die Schule: „Cloud“ des Künstlers Manfred Wakolbinger und „I’m we – we’re me“ der Künstlerin Almut Rink. Noch im November wurde eine rund zehn Meter hohe Edelstahl-Skulptur von Wakolbinger in Form einer Pflanze an der Fassade montiert. Deren Wurzeln dienen den Schülerinnen und Schülern künftig als Sitzbänke. Die Blüte nennt der Künstler „Cloud“ – sie ist das Gefäß des gemeinsamen Wissens. Grundlage der Projektidee ist die Vorgeschichte des Schulgebäudes als Gärtnereibetrieb. Rink wiederum bezieht sich mit ihrem Projekt auf die Werte der Schule: das Ich und das Wir, Gemeinschaft und Sozialisation. Auf eine der Fassaden des neuen Schulhofes wird im kommenden Jahr das Wort „ME“ als Relief angebracht. Das ME, das Ich, steht für das Individuum, das in der Schulzeit durch die Beziehungen in der Schulgemeinschaft geprägt wird. Als Gegenprägung wird auf einer am Boden aufgesetzten Plattform das „WE“ wannenförmig eingearbeitet. WE, das Wir, steht für die Gruppe, die Gemeinschaft, die in diesem Lebensabschnitt Schule für die Jugendlichen von großer Bedeutung ist.

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Geradezu profan wirkt dagegen die Erweiterung der Schule um einen zweigeschoßigen Zubau für zusätzliche Klassen. Im Erdgeschoß befinden sich nun die neue Bibliothek und vier Klassenzimmer. Fünf weitere Unterrichtsräume gibt es im Obergeschoß. Um das offene Lernen in Projektgruppen zu fördern, wurden zwischen den Klassen kleinere Unterrichtsbe­ reiche eingerichtet. Sie können durch flexible Zwischen­ wände entweder in das Klassenzimmer integriert oder davon abgetrennt und damit als eigene Räume genutzt werden.

Strom-Tankstelle

Der von GABU Heindl Architektur geplante Zubau wurde direkt an das Bestandsgebäude angeschlossen, wodurch ein neuer Schulhof, der auch als „Lesehof“ verwendet werden soll, entstand. Zudem freuen sich die Schüler jetzt auch über eine neue Turnhalle, die ebenfalls an das Schulgebäude angebunden ist. Im bestehenden Gebäude wurde gleichzeitig der Arbeits- und Konferenzbereich der Lehrer vergrößert. Nicht vergessen wurde auf moderne Formen der Mobilität: Die BIG hat auch Tankstellen für E-Bikes und Elektroroller direkt auf dem Schulgelände errichtet. Nr. 14 | 2013 | www.big.at


Wr. Neustadt

Fotos: Pez Hejduk

BG/BRG

Nach der Erweiterung ist im BG/BRG Zehnergasse in Wiener Neustadt schon wieder Hochbetrieb. Die Architektur von GABU Heindl zeichnet sich durch Offenheit und Transparenz aus.

Im November wurde die pflanzenförmige Skulptur „Cloud“ von Manfred Wakolbinger an der Hausfassade montiert. Sie symbolisiert das Gefäß des gemeinsamen Wissens.

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Vor dem Aufbau bekommt die Skulptur in der Werkstatt den letzten Schliff.

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Zeitraffer

Visualisierungen: Zinterl Architekten ZT GmbH

Foto: Christian Mikes

Seestadt Aspern

Das ehemalige Flugfeld in Aspern ist derzeit eine der größten Baustellen der Stadt. Mitte November erfolgte der Spatenstich für den neuen Bildungscampus.

Vom Kindergarten bis zur Matura Baustart für mehrere Bildungseinrichtungen am ehemaligen Flugfeld in Aspern.

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as derzeit mit Abstand größte Wiener Stadterweiterungsprojekt – die Seestadt Aspern – hat schon vor Langem den Sprung vom Reißbrett in die Realität geschafft. Mittlerweile ist nicht nur in den Büros der Planer, sondern auch auf dem ehemaligen Flugplatz reger Betrieb: hohe Kräne, tiefe Gruben und Rohbauten, wohin das Auge reicht. Im November erfolgte der Start eines weiteren Bauprojekts: Die BIG errichtet bis Sommer 2015 auf dem Baufeld D18, direkt am Hannah-Arendt-Park, einen Bildungscampus für rund 800 Kinder. Auftraggeber ist die Stadt Wien. Das Gebäudeensemble mit sonnigen Terrassen und einer großzügigen Gartenanlage besteht aus einem Kindergarten für

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elf Gruppen, einer Ganztagsvolksschule mit 17 Klassen sowie acht Klassen, die für Kinder mit besonderen pädagogischen Bedürfnissen ausgerichtet sind. Geplant wurde das Projekt von Thomas Zinterl mit ZT Arquitectos Lda aus Lissabon. Die Investitionen betragen rund 23 Millionen Euro. In einer zweiten Bauphase folgt bis 2016 die Realisierung einer Sekundarstufe. Das Besondere ist die Errichtung im „Departmentsystem“. Es gibt keine Stammklassen mehr. Die Räume werden den jeweiligen Gegenständen zugeordnet. Der Unterricht kommt also nicht mehr zu den Schülern, sondern umgekehrt. Wer aber so viel in Bewegung ist, braucht auch Rückzugsorte. Darum sind sogenannte Homebases geplant. Dort soll gelernt oder einfach „relaxt“ werden. Nr. 14 | 2013 | www.big.at


BG/BRG

Gainfarn

Das Innere des Neubaus fällt durch die farbliche Gestaltung ins Auge. Verantwortlicher Generalplaner ist franz architekten zt gmbh.

Spielerischer Einsatz vieler Farben

Halbzeit in Gainfarn: Nach Fertigstellung der Neubauten des Gymnasiums erfolgt die Bestandssanierung.

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Fotos: Franz/Kurt Kuball

ie Umgestaltung der ehemaligen Försterschule in Gainfarn schreitet zügig voran. Im Zuge des Bauvorhabens wurden in einem ersten Schritt das ehemalige Internat, die Aula und ein Lehrerwohngebäude abge­ rissen. Jetzt stehen dort bereits der neue zweigeschoßige Klassentrakt, die zusätzliche Turnhalle und der eingeschoßige Verbindungsbau mit der neuen Aula. In einer zweiten Bauphase erhält die bestehende Turnhalle eine thermisch optimierte Gebäudehülle, und das bestehende Schulgebäude wird saniert. Dabei wird der Schultrakt komplett entkernt, also bis auf die Grundmauern ausgeräumt, und danach wieder aufgebaut. Anfang des kommenden Jahres beginnen die Innenarbeiten. Die Fassadenarbeiten laufen seit vergangenem November. Läuft alles nach Plan, ist das Projekt pünktlich zum Start des Schuljahrs 2014/15 fertiggestellt. Insgesamt investiert die BIG rund 18 Millionen Euro in die Neustrukturierung des BG/ BRG Gainfarn in Bad Vöslau/NÖ.

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Zeitraffer BRG LINZ

Mehr Raum für Musik Ein gutes Beispiel, wie Architektur Kommunikation fördern kann. Räume der Begegnung werden immer wichtiger.

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Fotos: Gisela Erlacher

Foto: Fotodienst – Christian Taumer

Die auffallend strukturierte Fassade, die nach den Plänen von grabner, konrad architektinnen gestaltet wurde, ist ein Blickfang.

Sanierung und Erweiterung des Gymnasiums in der Linzer Hamerlingstraße wurden pünktlich zum Schulbeginn im Herbst fertig.

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ie Rahmenbedingungen für die Aufführung des Musi­ cals „Das Jahr, in dem Weihnachten fast auf Freitag, den 13. gefallen wäre“ hätten kaum besser sein können, ist doch das gesamte infrastrukturelle Umfeld komplett neu. Denn nicht nur die jungen „Stars“ der Aufführung, sondern auch rund 1.000 Schülerinnen und Schüler des BRG Hamerling­ s­traße konnten sich schon zu Beginn des Schuljahrs über drei neue Musiksäle, eine neue Bibliothek und zusätzliche Klassen­ räume freuen. Die Musiksäle und die Bibliothek wurden zwar unter dem Pausenhof errichtet. Düster sind die unterirdischen Räume aber deswegen nicht. Lichthöfe mit großflächigen Fenstern bringen viel Tageslicht ins Innere. Um Platz für zehn zusätz­ liche Stammklassen zu haben, wurde die Doppelturnhalle auf­ gestockt. Damit gibt es jetzt insgesamt 40 Stammklassen. Auch im bestehenden Schulgebäude hat sich einiges getan. Das rund 10.000 Quadratmeter große Gebäude wurde saniert und umstrukturiert. Der Eingangsbereich ist heller, größer und über eine Rampe barrierefrei zugänglich. Wo früher die Biblio­ thek war, befindet sich jetzt ein Sonderunterrichtsraum für Naturwissenschaften. Ein Klassenzimmer wurde in drei Be­ sprechungszimmer für Lehrerinnen und Lehrer umgewandelt. Zusätzlich wurde das Konferenzzimmer vergrößert. Für die Nachmittagsbetreuung gibt es jetzt eigene Räume und eine größere Aufwärmküche. Im Rahmen der thermischen Sanierung wurde ein Voll­ wärmeschutz angebracht, das Dach erneuert und die oberste Geschoßdecke gedämmt. Das Bauprojekt hat etwa zwei Jahre gedauert. Insgesamt investierte die BIG rund neun Millionen Euro. Nr. 14 | 2013 | www.big.at


Fotos: Gisela Erlacher

BRG Linz

Foto: Fotodienst – Christian Taumer

Die „unterirdischen“ Räume werden durch Atrien belichtet. Wer es besonders eilig hat, kann teilweise sogar dorthin rutschen.

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Zeitraffer JA Salzburg

Geplant wird die Justizanstalt von ­Architekten BDA Poos Isensee aus Hannover.

Fotos: Kolarik Fotografie

Visualisierung: Peschke Design

Im September wurde von Justizministerin Beatrix Karl und BIG-Geschäftsführer Wolfgang Gleissner der Grundstein für die neue Justizanstalt Salzburg in Puch/Urstein gelegt.

Neues Gefängnis außerhalb der Stadt Bau der Justizanstalt in Puch/Urstein nach verzögertem Start. Geplante Fertigstellung Mitte 2015.

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ach einer mehrwöchigen Verzögerung wegen des Einspruchs eines Anrainers gegen den Baubescheid wurde Anfang September der Grundstein für die neue Justizanstalt Salzburg in Puch/Urstein gelegt. Derzeit laufen die Bauarbeiten auf Hochtouren. Mittlerweile ist der Keller fertiggestellt, ebenso der Rohbau des Erdgeschoßes und das erste Obergeschoß. Die neue Justizanstalt Salzburg wird im Auftrag des Bundesministeriums für Justiz (BMJ) errichtet. Mitte 2015 soll das Gebäude fertiggestellt sein. Im Zuge der Sanierung des Gerichtsbezirks SalzburgNonntal wird die Justizanstalt aus dem unzureichenden Altbestand abgesiedelt. Auf dem 20.000 Quadratmeter großen Grundstück soll ein Gebäudekomplex in Niedrigenergiebauweise mit rund 14.300 Quadratmetern Fläche entstehen. Die Justizanstalt ist für rund 210 Insassen und 60 Bedienstete ausgelegt. Vorgesehen sind Vollzugsab­ teilungen für männliche Strafgefangene in Normalvollzug und in Untersuchungshaft sowie für Frauen und Jugend­ liche, eine Krankenabteilung und Familienbesuchszimmer.

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Der Hafttrakt umfasst vier Geschoße. Hier sind die Vollzugsabteilungen mit den dazugehörigen Gemeinschaftsund Freizeiträumen plus Teeküchen zusammengefasst. Im Erdgeschoß sind die Einrichtungen für Insassen, wie Mehrzwecksaal, Bibliothek und Verkaufsraum. Der Verwaltungstrakt befindet sich im Süden des Grundstücks. Im ersten Obergeschoß sind Kanzleien und die ­Anstaltsleitung. Im zweiten Stock gibt es auf der Hofseite die Freigängerabteilung sowie den Bediensteten-Speisesaal mit Ausgabeküche. Der Wirtschaftstrakt fasst die Ostseite des Innenhofs ein. Hier befinden sich die Anstalts­ küche, die Wäscherei und die Arbeitsbetriebe. Im Norden wird die neue Gefängnisanlage durch den quergelagerten Turnsaal abgeschlossen, sodass sich ein großer Innenhof ergibt. Geplant wird die Justizanstalt von den Architekten BDA Poos Isensee aus Hannover. Die Bundesimmobiliengesellschaft finanziert das mit 36 Millionen Euro veranschlagte Projekt und refinanziert diese Investitionen über künftige Mieterlöse. Nr. 14 | 2013 | www.big.at


Wollzeile

Fotos: Harald A. Jahn

In wenigen Gehminuten sind die U-Bahn-Linien U1, U3 und U4 zu erreichen. Die Planung des Projekts erfolgte durch Silberpfeil Architekten.

Schöne Aussichten

Aus dem ehemaligen Amtsgebäude im 1. Bezirk wurde eine repräsentative Büroimmobilie.

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irektblick auf den Stephansdom und eine eigene Passage zum Lugeck: Die Sanierung des rund 150 Jahre alten Gebäudes in der Wollzeile 1-3 in der Wiener Innenstadt durch die ARE Austrian Real Estate machte das frühere Amtshaus zu einer regelrechten BüroPerle. Im Erdgeschoß des ehemaligen Finanzgebäudes laden nunmehr Geschäfte, Restaurants und die Passage zum Verweilen oder Flanieren ein, in den fünf hochmodern gestalteten Obergeschoßen befinden sich seit Juni Büroflächen zur Miete. Diese lassen sich je nach Wunsch und Bedürfnissen der Mieter individuell gestalten. Sämtliche Räume sind mit hochwertigen Parkettböden ausgestattet, zudem stehen pro Einheit technische Versorgungsbereiche mit Toiletten und Teeküchen zur Verfügung. Bereits ab 250 Quadratmetern Größe können Büros angemietet werden. Insgesamt sind je Stockwerk zwischen 1.100 und 1.500 Quadratmeter Fläche vorhanden. Somit finden in jedem Geschoß eine große oder bis zu fünf kleinere Büroeinheiten Platz.

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Dank der großen Fenster dringt viel Tageslicht ins ­In­nere. Zudem wurde eine Nachtkühlung installiert, die im ­Zusammenspiel mit Faltschiebeläden als Sonnenschutz, die sich dem Sonnenstand automatisch anpassen, in den Sommermonaten für ein angenehmes Raumklima sorgt. ­Außerdem verfügt die Immobilie im Herzen Wiens auch über eine kontrollierte Büroraumlüftung. Damit sollen sich in dem historischen Gebäude die Betriebs- und Wartungskosten durch diese moderne Haustechnik deutlich reduzieren. Die Sanierung des Hauses brachte aber auch etliche bautechnische Herausforderungen mit sich: Außer der zum Teil maroden ursprünglichen Bausubstanz und dem Denkmalschutz-Status stellten auch die flexible Flächengestaltung und der Einbau der Haustechnik die Architekten vor komplexe Aufgaben. Stiegenhäuser, Erschließungsgänge und Steigleitungen mussten so geplant werden, dass jederzeit Unterteilungen der Mieteinheiten ­umgesetzt werden können. www.are.at/mieten

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Die Lage der Büros besticht durch ihre Nähe zum Stephansdom, der nur 200 Meter entfernt ist und die Aussicht aus einigen Büros prägt, sowie durch die Infrastruktur.

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Zeitraffer Justizzentrum Eisenstadt

Harte Linien am Justizzentrum

Die Neubauten des Justizzentrums Eisenstadt sind fertig und stechen dank ihrer Optik ins Auge.

Foto: Raimund Appel

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Präsident des Oberlandesgerichtes Wien Anton Sumerauer, Landeshauptmann Hans Niessl, Landesgerichtspräsident Karl Mitterhöfer, Justizministerin Beatrix Karl, Justizanstaltsleiter Günter Wolf, BIG-Geschäftsführer Hans-Peter Weiss, Staatsanwaltschaftsleiter Johann Fuchs, Landeshauptmann-Stellvertreter Franz Steindl, Bürgermeister Thomas Steiner.

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ach rund zweieinhalb Jahren Bauzeit wurde im ­September eine wesentliche Phase der Erweiterung und Sanierung des Justizzentrums Eisenstadt vollendet: Die beiden Neubauten des Gerichtsgebäudes und der Justizanstalt wurden fertiggestellt und feierlich eröffnet. Besonders markant ist das Aussehen der neuen Baukörper mit ihren roten Fassaden und den stilgebenden harten Linien, die sich etwa an den Sonnenschutz-Lamellen in scharfen Kanten manifestieren. Der rund 4.500 Quadratmeter große Gerichtsneubau mit dem zentralen Haupteingang im Erdgeschoß ist auch sicher­heitstechnisch auf dem letzten Stand der Dinge – der Sicherheitscheck samt Schleuse befindet sich wie das Service-Center unmittelbar beim Eingang. Das Bezirksgericht samt Verhandlungsräumen und die Archiv- und Lager­ räume umfassen das Erdgeschoß sowie das erste Untergeschoß, wobei die Verhandlungssäle dank eines Lichthofs mit natürlichem Licht gesegnet sind. Den ersten und den Nr. 14 | 2013 | www.big.at


Fotos: Hertha Hurnaus

Justizzentrum

zweiten Stock belegt die Staatsanwaltschaft, auch die neue Familiengerichtshilfe ist in dem barrierefreien Gebäudekomplex untergebracht. Eine Tiefgarage für die Bediensteten mit 46 Stellplätzen wurde ebenfalls errichtet. Insgesamt stieg damit die Nutzfläche des Gerichtsbereichs um rund zwei Drittel an. In der Justizanstalt, die nunmehr über 180 Haftplätze verfügt, wurden mit der 5.900 Quadratmeter großen Erweiterung außer Hafträumen und Verwaltungsbüros auch eine Besucher- und eine Vernehmungszone sowie eine Küche mit Speisesaal geschaffen. Zudem gibt es einen Turnsaal, Werkstätten und einen Mehrzwecksaal für die Insassen sowie Trainings- und Ruheräume für die Justizwache­ beamten. Außerdem soll es in Eisenstadt künftig auch eine Frauen-Abteilung geben – bisher mussten weibliche Häftlinge nach Wiener Neustadt gebracht werden. Insgesamt investiert die Bundesimmobiliengesellschaft rund 50 Millionen Euro in die Erweiterung und Sanierung Nr. 14 | 2013 | www.big.at

des Justizzentrums Eisenstadt. Nach Fertigstellung der Neu­bauten wurde bereits im August 2013 mit der Sanie­ rung der bestehenden Justizanstalt und des „alten“ Gerichts begonnen. Die Justizanstalt erhält noch einen Zubau für die Freigänger-Abteilung; die vorhandenen Vier- bis Sechs-Betten-Hafträume werden in Ein- bis Zwei-BettHafträume inklusive eigener Nasszellen umstrukturiert. Fenster, Dach und Fassade werden thermisch saniert. Eine thermische Sanierung wird auch beim bestehenden Gerichtsgebäude durchgeführt. Bei der Planung wurde auch auf einen künftig geringen Energieverbrauch und wenig CO2-Ausstoß Wert gelegt: Das gesamte Justizzentrum ist auf Niedrigenergie­ standard ausgelegt und enthält eine Solaranlage mit rund 100 Quadratmetern Kollektorfläche zur Warmwasserauf­ be­reitung. Verläuft alles nach Plan, wird die Sanierung Anfang 2016 abgeschlossen.

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Eisenstadt

Das Farbkonzept wird auch innen, ­sowohl im Gericht als auch in der Justiz­anstalt, durchgezogen. Das Tageslicht fällt durch die Glasdecke im ­Atrium des Gerichts und bringt die ­unterschiedlichen Rot-Töne zum ­Strahlen. In etwas gedämpfterem Rot sind Nassbereiche in den Hafträumen ­gehalten. Die Zäune der Spazierhöfe der Justizanstalt werden noch durch ein BIG-Art-Projekt optisch neu ­gestaltet. ­Kleine Metallclips sollen je nach ­Sonnenstand unterschiedliche Schatten und ­Spiegelungen ­erzeugen.

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Zeitraffer Bundesschulzentrum Feldbach

Bis dato hielt das Ausweichquartier der HAK Innsbruck mit fast 380 Modulen den Rekord. Der ist gebrochen, denn die Schüler der HAK Feldbach werden vorübergehend in 450 Containern unterrichtet.

Größtes „Containerdorf“ Österreichs Das Bundesschulzentrum Feldbach wird zuerst bis auf die Grundmauern ausgehöhlt und danach neu aufgebaut. Bis dahin werden die Schüler in einem „mobilen Ausweichquartier“ mit ungeheuren Dimensionen unterrichtet.

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Bis Jahresende wird der Bestand „entkernt“. Die staub- und lärmintensivsten Phasen des Projekts sind damit abgeschlossen.

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ie sind blitzblau und stehen in zwei Etagen. Von ­außen wirken sie wie ganz normale Baucontainer. Tatsächlich aber handelt es sich um eine HightechVariante: 450 Einzelmodule, von denen jeweils vier eine Klasse mit 60 Quadratmetern bilden, aber auch die Verwaltung von Borg, HAK/HAS und HLW mit 600 Quadrat­ metern aufnehmen. Dazu kommen Gänge und Stiegen in den ersten Stock, ein Schulbuffet sowie barrierefreie Sanitäranlagen. „Es entsteht ein Campus mit vier Gebäuden, jeder Trakt ist 1.770 Quadratmeter groß“, erklärt HAK-Direktorin Edith Kohlmeier in einem Gespräch mit der Kleinen Zeitung. ­Darin zeigt sie sich auch von der „Notlösung“ auf zwei Jahre, in denen das 1980 eröffnete Bundesschulzentrum in der Pfarrgasse generalsaniert wird, begeistert. „Es sind keine normalen Baucontainer, sondern speziell angefertigte, die über ein verstärktes Gestell ebenso verfügen wie eine Schaumstoffisolierung. Auch sind die Dächer um vier Zenti­ meter stärker als die üblichen Containerdächer und ­können Nr. 14 | 2013 | www.big.at


Feldbach

Fotos: Robert Frankl

Bundesschulzentrum

In dem Gebäude mussten parallel zu den Abbrucharbeiten schadstoffhaltige Substanzen fachgerecht entsorgt werden.

250 Kilogramm Schneelast pro Quadratmeter aushalten“, verrät Kohlmeier die Details der in Slowenien von der ­Wiener Neudorfer Firma Containex gefertigten Bauten.

Aufstockungen

Geht alles nach den Plänen des Architekten Thomas Zinterl müssen die Container in Feldbach zwei steirische Winter aushalten. Zu Beginn des Schuljahrs 2015/16 soll das Bauvorhaben abgeschlossen sein. Bis dahin bleibt kaum ein Stein auf dem anderen, denn das Projekt sieht eine komplette „Entkernung“ des Bestandsgebäudes vor. Noch bis Jänner werden im Haus die nötigen Abbrucharbeiten durchgeführt. Im rund 15.000 Quadratmeter großen Altgebäude werden die Räume vollkommen neu aufgeteilt. Um zusätzlich wertvollen Raum für insgesamt rund 1.200 Schüler und 124 Lehrer zu gewinnen, werden Gebäudeteile aufgestockt. Das bringt rund 1.700 Quadratmeter neue Fläche. Die Rohbauten sind nahezu fertig. Die Ausbauarbeiten erfolgen Anfang 2014 bis April 2015. Nr. 14 | 2013 | www.big.at

Spätestens dann präsentiert sich die Schule komplett neu. Die öffentliche Bibliothek, das Buffet mit Essbereich, Sonderunterrichtsräume für Naturwissenschaften und Musikerziehung sowie die Aula werden von den Schulen gemeinsam genützt und befinden sich im Erdgeschoß. In den beiden oberen Geschoßen finden alle Unterrichtsräume der drei Schulen Platz. Zudem werden Lichthöfe und Terrassen geschaffen. Im BORG wird „geclustert“: Dabei werden Unterrichtsräume mit EDV-Räumen jeweils um ein zentrales Atrium gruppiert, das als Lerninsel dient. Der Energiebedarf wird dank neuer Fenster und einer sanierten Gebäudehülle um einiges niedriger als zuvor sein. Im Zuge des Projekts werden darüber hinaus die brandschutztechnischen Einrichtungen adaptiert und die Klassenräume mit einer kontrollierten mechanischen Beund Entlüftung mit Wärmerückgewinnung ausgestattet. Die Lüftungsgeräte sind mit Temperatur- und CO2-Raumfühlern versehen und regulieren entsprechend die Raumluftqualität.

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Zeitraffer

Fotos: Kurt Härting

BG/BRG Kufstein

Ein Blickfang ist das neue Schulgebäude des BG/BRG Kufstein. wiesflecker-architekten zt gmbh waren die Generalplaner des Projektes.

Schule mit „zerknitterter Wand“ Das BG/BRG Kufstein wurde saniert und erweitert – und mit einem aufsehenerregenden Kunstwerk versehen.

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napp zwei Jahre wurde an der Erweiterung und ­Sanierung des BG/BRG Kufstein gearbeitet: Die ­Elek­troinstallationen, Teile der Haustechnik und der Brandschutz wurden erneuert, außerdem ermöglicht nun­ mehr ein Aufzug eine barrierefreie Erschließung aller Stock­werke. Dank neuer Böden, frischer Wandfarbe und neu beschichteter Fenster erstrahlt das in die Jahre ge­ kommene Schulgebäude auch innen wieder glanzvoll. Außerdem wurde die Schule um einen rund 3.000 Qua­ dratmeter großen Neubau erweitert. 15 neue Stamm­klas­sen finden hier ebenso Platz wie EDV-Klassen. In dem neuen Ge­ bäude sind ein Mehrzwecksaal und eine Bibliothek unterge­ bracht, und im Untergeschoß wurde ein Turnsaal errichtet. Damit die Schüler und Lehrer in den heißen ­Monaten nicht ins Schwitzen kommen, wurde eine kon­trollierte Raumlüf­

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tung eingebaut. Der Zubau, in dem sich nunmehr auch der zen­trale Eingang zur Schule befindet, ist ebenfalls durchgän­ gig barrierefrei gestaltet. Der alte und der neue Bauteil sind in zwei Stockwerken miteinander verbunden, wobei diese Verknüpfung bautechnisch eine ganz besondere Heraus­ forderung darstellte. Lesen Sie mehr dazu ab Seite 55. Ein interessanter Blickfang – von BIG Art beauftragt – be­ findet sich an der Südost-Fassade des Neubaus. Die „Zer­ knitterte Wand“ wurde vom Künstler Karl-Heinz Klopf ent­ worfen und beschattet die dahinterliegende Glasfassade. Sie ist einem zerknitterten Blatt Papier nachempfunden und sorgt sowohl außen als auch von innen betrachtet für ein ganz spezielles Flair. Insgesamt investierte die BIG rund 14 Millionen Euro in die Sanierung und Erweiterung des Schulgebäudes. Nr. 14 | 2013 | www.big.at


BG/BRG

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Kufstein

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Thema

Foto: BOANET.AT

Campus WU

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„Stararchitektur unter der Lupe“ Im Oktober wurde die neue Wirtschaftsuniversität Wien eröffnet. Nun muss sich die Praxistauglichkeit der architektonisch zweifelsfrei eindrucksvollen Bauwerke erweisen. Eine von BIG Business durchgeführte Umfrage zeigt aber auch in diesem Bereich bereits ein überwiegend positives Bild. Von Alexandra Galle

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Thema Campus WU

D

Fotos: 2013 BOANET.AT

Noch bunter als von außen: Auch im Inneren des D3/AD wird das Auge nicht gelangweilt.

ie Waggons der U-Bahn sind dicht besetzt. Stehplätze mit der Möglichkeit, sich nicht nur an wildfremden Personen anzuhalten, sind dünn gesät. Die Luft steht. Normalerweise ist dieses Szenario in Wien keine Seltenheit. Bei den noch jüngeren Stationen der Linie U2 schon. Es piepst. Als sich die Türen öffnen, werden bei der Station Messe-Prater Menschentrauben in Richtung Prater entlassen. Ziel der überwiegenden Mehrheit: der neue Campus WU. Schon von Weitem sticht einer der insgesamt sechs Gebäudekomplexe rotorange-gelb ins Auge. Daneben glänzt ein überdimensionaler schwarzer Würfel im Sonnenlicht. Im Hintergrund rostet ein riesiges Gebäude scheinbar vor sich hin. Jedes Gebäude der WU zwischen den U2-Stationen Messe-Prater und Krieau wurde von einem anderen Architektenteam geplant und hat daher auch ein individuelles Erscheinungsbild. Ein Universitätscampus der Superlative ist im Oktober zum Leben erwacht. Studenten, Professoren und Universitätsmitarbeiter schlendern nun tagtäglich den breiten Boulevard entlang oder marschieren zielstrebig zur nächsten Vorlesung bzw. einfach nur an ihren Arbeitsplatz. Dazu gesellen sich aber auch immer wieder neugierige

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­ esucher: Mütter, deren Kinder sich auf den großzügigen B Freiflächen austoben können, wissbegierige Pensionisten und last but not least architekturinteressierte Touristen, die ein neues Fotomotiv in der Bundeshauptstadt gefunden haben. Alle bevölkern und besichtigen nun das neu geschaffene Areal und erfüllen es mit Leben.

Paradiesvogel

Foto: Michael Hetzmannseder

Zu seinem Arbeitsplatz im bunten Gebäudekomplex D3 geht auch WU-Assistent Philipp Homar. Das Gebäude ist aufgrund seiner farblichen Gestaltung kaum zu verfehlen, weswegen er an seinem ersten Arbeitstag auch gar nicht lange suchen musste. Eine Wegbeschreibung für Besucher fällt nicht schwer. Der junge Wissenschaftler bezeichnet sein Gebäude als den „Paradiesvogel“ des neuen Campus. „Dabei musste ich zu meinem Erstaunen feststellen, dass das Gebäude innen noch bunter ist als außen. Diesen ­Umstand habe ich im Vorhinein eigentlich für unmöglich gehalten“, sagt er schmunzelnd. Insgesamt sind die ­Meinungen vor allem zu diesem Haus von Architekt Peter Cook sehr gespalten. Aber schon der Volksmund weiß: „Geschmäcker und Ohrfeigen sind verschieden.“ Kalt lässt

«Dem städtischen Charakter und den langen grauen Straßenzügen stelle ich die Farben gegenüber – wir haben ein freundliches Gebäude geplant.» Sir Peter Cook, CRABstudio, London

Mehr Farbe für Wien. 08/15-Grau in Grau ist das D3/AD definitiv nicht. Bei der Gestaltung wurde auf warme Töne gesetzt.

Sir Peter Cook, CRABstudio, London – Departments 3/Administration, D3 AD ­ ieses mit warmen Farben gestrichene Objekt jedenfalls d niemanden. Und auch generell lässt sich feststellen, dass auf diesem Gelände nichts nach dem Schema 08/15 abläuft, weshalb mitunter kontroversiell darüber diskutiert wird. Das Gesamtpaket dürfte jedoch stimmen und das besondere Flair des Campus WU einen guten Eindruck hinterlassen – das zeigt zumindest eine von BIG BUSINESS im ­November durchgeführte und durchaus repräsentative ­Zufriedenheitsumfrage am Areal: Fast 60 Prozent der 390 Teilnehmer bezeichnen die Architektur der WU als „sehr gelungen“, weitere 27 Prozent schließen sich mit „eher gelungen“ an.

Ein Ufo ist gelandet

Einig sind sich etwa die Studentinnen Bettina und Chiara: Ihnen gefällt das Learning Center (LC), das Bibliothekszentrum, am besten. Dank der futuristischen Optik außen wie innen hat das von Zaha Hadid geplante Gebäude schon einen Spitz­namen erhalten und wird von den Studierenden wie auch vom Universitätspersonal als „Ufo“ bezeichnet. Da der Planet groß genug ist, wird er hoffentlich auch die friedliche Koexistenz mehrerer Raumschiffe dieser Art vertragen. Erst vor Kurzem hat Richard Hagelauer, Rektor der Johannes-Kepler-Universität in Linz, „seinen“ frisch in Be- › Nr. 14 | 2013 | www.big.at

Bunt muss es sein! »

Dass unser Gebäude von Anbeginn sehr umstritten war, freut mich sehr! Ich will ja, dass die Menschen über unsere Bauten sprechen, diskutieren und sich neuen Betrachtungswei­ sen öffnen. Ich bin oft nach Wien gereist und habe mir die Stadt angeschaut. Eigentlich war ich erschüttert: Da ist alles grau in grau! Damit stand mein erster Planungsgedanke fest, ein buntes, quirliges, lebendiges Gebäude zu planen. Die Nutzer des Campus sind Studenten – die sind doch lebhaft und unternehmungslus­ tig! Dass ich für die Fassade ein Holz verwende, das andere Archi­ tekten nie verwenden würden, stört mich nicht – das sieht doch cool aus! Es muss doch nicht immer alles so konventionell ablau­ fen. Der Campus steht auf einem so wunderbaren Platz – gegen­ über dem Prater mit dem vielen Grün und den alten Bäumen –, da passen die Holzlamellen einfach perfekt dazu. Dem städti­ schen Charakter und den langen grauen Straßenzügen stelle ich die Farben gegenüber – wir haben ein freundliches Gebäude ge­ plant. Wir versuchten uns ins Leben der Studenten hineinzuver­ setzen, das ist nicht langweilig, die verbringen viel Zeit hier, manchmal hochkonzentriert – manchmal aber auch nur zum Entspannen und um sich mit Kollegen zu treffen.“

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Thema

Foto: Michael Hetzmannseder

Campus WU

«Das LC ist das Herzstück des Campus – das darf und soll herausstechen, sichtbar und erkennbar sein.» Patrik Schumacher/Architekturbüro Zaha Hadid, Hamburg

Patrik Schuhmacher/Architekturbüro Zaha Hadid, Hamburg – Library & Learning Center, LC

Eine instrumentale Auffälligkeit Das LC ist das Herzstück des Campus – das darf und soll herausstechen, sichtbar und erkennbar sein. ­Unsere Idee basiert natürlich darauf, dass wir eine instru­ mentale Auffälligkeit bauen wollten! Das Programm eines kleinen Stadtzentrums – eines Campus – ist großartig, da konnten wir zeigen, was wir leisten können und welche neuen Ideen wir haben. Das Projekt ist für uns der größte Bau, den wir jemals realisiert haben. Gerade die Halle des LC erlaubt Einsicht in viele weitere Bereiche. Das ist für uns die neue Art des Studierens, wo man nicht nur einen vorge­ gebenen Fahrplan hat, sondern eine Vielzahl von Möglich­ keiten nutzen kann, um zu Wissen zu kommen. Kommuni­ kation ist ein wichtiger Aspekt am Campus – die Studenten bleiben immer im Kontakt mit ihrer Umwelt. Es gibt eine Hie­rarchie von hochverdichteten Kommunikationsräu­ men, man kann nun noch viel mehr wahrnehmen, als beim Modell zu sehen war. Wir haben die Aufgabe der Bi­ bliothek nicht als Abgrenzung verstanden. Wir wollen auch hier die Kommunikation fördern – dennoch gibt es ruhige und abgegrenzte Zonen. Das Raumschiffartige steht jedoch auch für Modernität und das Visionäre. Wir sind davon überzeugt, dass Bücher für die Wissensgesell­ schaft wichtig bleiben werden – die Studenten haben die Wahl. Ein zusätz­liches Angebot im LC besteht darin, dass Räume gebucht werden können, auch für mehrere Tage, es gibt aber auch 1.600 Arbeitsplätze, wenn man konzen­ triert arbeiten will. Am Campus befindet man sich in ei­ nem komplexen Netzwerk und hat ein zukunftsweisendes Lebensgefühl, ganz anders als auf einem historischen Campus, dort studiert man eher zurückgezogen. Der Bau ist für die Wiener Architektur besonders wichtig – denn der Campus definiert einen neuen Weg. Die Architektur ist da­ bei im Hintergrund, aber in einer stimulierenden Weise präsent. Wir haben mit dem LC eine Hierarchisierung auf dem Campus geschafft, reduziert auf essenzielle Linien und Formen. Das Gebäude ist bis ins kleinste Detail durch­ geplant, wir haben die Details am Computer entworfen – um am Ende die Qualität zu erzeugen, die ein Gebäude mit diesen Funktionen benötigt.“

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Fotos: 2013 BOANET.AT

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Mit dunklen Klosterbibliotheken hat das LC überhaupt nichts mehr zu tun. Eher noch könnte der sensationelle Ausblick die Studenten vom Lernen abhalten.

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«Das LC ist das Herzstück des Campus – das darf und soll herausstechen, sichtbar und erkennbar sein.» Patrik Schuhmacher/Architekturbüro Zaha Hadid, Hamburg

trieb ­genommenen Science-Park so getauft. Die inoffizielle ­Namensgebungsdiskussion zeigt jedenfalls: Die meisten Immobilien der Universitäten in Österreich würden kaum futuristische Namen erhalten, wären sie von gestern.

Funktionalität auf dem Prüfstand

Eine ansprechende Gestaltung des Arbeits- und Lernumfelds trägt wesentlich zum Wohlbefinden und damit auch zu guten Leistungen bei. Gleichermaßen müssen die Funktionalitäten gewährleistet sein. BIG BUSINESS wollte genau wissen, ob der unter der gemeinsamen Leitung von BIG und WU errichtete Campus auch alltagstauglich ist. Geht es nach den Befragten, wovon rund 270 Studierende und mehr als 40 Mitarbeiter oder Lehrende sind, lautet die Antwort „Ja“. So ist der Campus für mehr als die Hälfte „sehr gut“ und für ein weiteres Drittel „eher gut“ auf die Bedürfnisse der Nutzer zugeschnitten. Nur zehn Prozent können dem nicht zustimmen, einige nahmen sich von der Beurteilung als Besucher oder Passanten aus. Insbesondere die Hörsäle, in denen Studierende und Lehrende viel Zeit verbringen, müssen den Ansprüchen genügen. Optimale Arbeitsbedingungen und Möglichkeiten zur Wissensvermittlung und -generierung sind gefragt. Nach Meinung von Studentin Bettina setzen die Hörsäle im Teaching Center neue Maßstäbe. Nichts erinnere mehr an den „trostlosen Krankenhaus­charakter“ der alten WU am Alsergrund. Die neuen Hörsäle verfügen alle über Fenster Nr. 14 | 2013 | www.big.at

und somit über Tageslicht und Frischluft. „Das erspart mir in Zukunft Kopfschmerzen und viele Verkühlungen“, meint Bettina sichtlich erleichtert: „Die Belüftung über die Tische am alten Standort war eine Katastrophe für mich.“ Auch die helle Holzeinrichtung trägt zur angenehmen Atmosphäre bei. Dabei sorgt sich die junge Studentin allerdings um das potenziell fehlende Benehmen ihrer Kollegen. Dass die Holztische und -sitze lange sauber und frei von Gekritzel bleiben, glaubt sie nämlich eher nicht. Die Akustik sei hingegen einwandfrei, und auch die Tafeln und Projek­ toren wären in einer gut sicht­baren Höhe angebracht. Größere Hörsäle verfügen jeweils über zwei Projektoren, sodass das Bild von allen Seiten des Hörsaals gut erkennbar ist. Auch die neueste Technik in Form von „Smartboards“ kommt bei den Studierenden gut an. Studienanfängerin Chiara ist geradezu begeistert: „Die interaktiven Projektions- und Arbeitsflächen eignen sich optimal für unterschiedlichste Lernszenarien.“

Durch seine Auskragung und Schräge ist das Herzstück des Campus WU jedenfalls eine „Auffälligkeit“.

Moderne Lehre

Nicht nur die Studentinnen fühlen sich in den neuen Räumlichkeiten wohl, auch Assistent Philipp ist vom neuen Arbeitsumfeld, also seinen Möglichkeiten zu lehren, positiv überrascht. Als Erstes streicht er die räumliche Konzentration der Hörsäle im Teaching Center als Vorteil hervor, „schließlich waren die Lehrsäle an der alten WU auf verschiedenste Standorte verteilt und darüber hinaus von ›

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Thema

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Fotos: Michael Hetzmannseder

Campus WU

Jean Pierre Bolivar, Bernd Pflüger/BUSarchitektur, Wien – Departement 1, Teaching Center, D1 TC

Mehrere Wege führen zum Ziel »

Unser Masterplan ging davon aus, dass wir mit fünf Kollegen einen Campus errichten – das war die Grundvoraussetzung. Mit dem D1, dem Depart­ ment- und Hörsaalzentrum, wollten wir ein spezielles Gebäude planen, die Fassade aus Cortenstahl zeigt das Lebendige. Wir suchten ein Material, das sich mit den Jahren, aber auch innerhalb von 24 Stunden verändert und schön altert. Bei jeder Witterung, jedem Licht zeigt sich die Fassade anders. Das ist für uns auch das Sym­ bol und die Vision, wie man heute lernen kann: auf sehr viele verschiedene Arten und Weisen. Deshalb auch die unterschiedlichen Licht- und Akustiksituatio­ nen, etwa in der Aula. Ich kann hier an komplett unter­ schiedlichen Plätzen lernen. Es gibt im Studentenleben viele verschiedene Wege, manchmal auch Irrwege, wir bezogen dadurch, dass wir auch für die Freiraumpla­ nung verantwortlich sind, den ­Außenraum mit ein. Das Gebäude ist in drei Teile geteilt, in das Hörsaalzen­ trum, die Mensa und den Bürobereich. Die Mensa hat 750 Sitzplätze. Die Aula, der wichtigste Raum im Hör­ saalzentrum, war uns besonders wichtig. Wenn das Gebäude voll belegt ist, sind 3.000 Personen zugleich hier – die können nun verweilen, lernen, kommunizie­ ren, und jeder findet für sich seinen Platz, zum Zurück­ ziehen oder auch für geselliges Verhalten. Un­sere Visi­ on der Aula für die tägliche Nutzung, vom schnellen Orientieren bis zum spontanen Rückzug, ist, eine Viel­ falt anzubieten. Das Audimax ist ein exquisiter Raum mit mehreren Funktionen, darunter auch als Veran­ staltungsraum für Kabarett, Filmvorführungen und Feste. Zu der Muschelform des Audimax kamen wir erst Schritt für Schritt – nun haben wir eine perfekte Form, die Distanzen sind kurz, man sieht von jedem Platz aus gut.“

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Ob in der Mensa, dem Audimax oder in den Lernzonen – im Hörsaalzentrum ist immer Hochbetrieb. Durch seine besondere Fassade ist aber auch das Gebäude selbst ein lebendiges Gebilde.

äußerst unterschiedlicher Beschaffenheit“. Auch die neue Technik funktioniere einwandfrei. Als besondere Erleichterung für das Lehrpersonal stehen nun in jedem Hörsaal Computer zur Verfügung, von denen aus jeder auf seine persönlichen Unterlagen zugreifen kann. „Somit muss ich nun nicht mehr meinen privaten Laptop samt Adapter und Verbindungskabel zu jeder Vorlesung mitschleppen“, freut sich Philipp. Diese individuellen Erfahrungen und Eindrücke werden durch das Umfrageergebnis bestätigt. Akustik, Lichtverhältnisse und auch die technische Ausstattung werden von den Teilnehmern der Befragung zu rund 60 Prozent als „sehr gut“ und von weiteren 30 Prozent als „eher gut“ bewertet. Damit bleibt nur ein geringer Anteil an Unzufriedenen.

Zu wenig Saft

Wie fast überall gibt es dennoch da und dort Optimierungspotenziale: So wären nach den Erfahrungen der Studentinnen die Hörsäle mit durchgehenden Sitzreihen vor allem bei Prüfungssituationen ungünstig. Möchte jemand aus der Mitte aufstehen, müssen alle anderen „auf­ge­ scheucht“ werden. Auch das Arbeiten mit Laptop oder › Nr. 14 | 2013 | www.big.at


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«Wir suchten ein Material, das sich mit den Jahren, aber auch innerhalb von 24 Stunden, verändert und schön altert.» Jean Pierre Bolivar, Bernd Pflüger/BUSarchitektur, Wien

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Iñaki Alday in Vertretung von Eduardo Arroyo, NO.MAD Arquitectos, Madrid – Executive Academy, EA

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Architektur, die lebt »

Das Projekt verkörpert Lebendigkeit, die ausgewähl­ ten Materialien erinnern an Leben, an die Elemente, die ein aktives Dasein bestimmen. Das Konzept des Ge­ bäudes ist somit ein Abbild vieler lebendiger Materialien. Der turm­ähnliche Bau nimmt in vielerlei Hinsicht eine Sonderstellung am Campus ein – er ist das erste Gebäude am westlichen Eingang. Mit seiner monolithischen Sil­ houette und der Glas-Aluminium-Fassade ist der Bau transparent und lichtdurchlässig. Himmel und Natur spie­ geln sich darin. Das ist auch der Zugang zu dem Projekt – die Natur und die Umwelt einbeziehen. Das Konzept der Monomaterialität mit Alu und Glas wird auch im Innen­ raum fortgesetzt. Der Betrachter hat das Gefühl, das Ge­ bäude beobachtet ihn, während es in Beziehung mit der Gegend steht, und anderseits gewährt es dem Besucher ei­ nen sensationellen Panoramablick über die Stadt und den Prater. Spannend ist die durch die Architektur ermöglichte Interaktion zwischen den Nutzern und dem Rauman­ge­ bot. Die unterschiedlichen Grundrisse verwirren den Nut­ zer ein wenig mit Absicht und führen ihn so immer wieder an neue Plätze bzw. zeigen ihm neue Ansichten. Dadurch gibt das Gebäude jedem persönlich seinen eigenen Raum und die Möglichkeit, sich zu entfalten.“

In der EA wird für den Erwerb postgradualer Titel gelernt oder im „Comida“, mit Blick über den Campus, gespeist.

«Mit seiner monolithischen Silhouette und der Glas-Aluminium-Fassade ist der Bau transparent und lichtdurchlässig. Himmel und Natur spiegeln sich darin.» Iñaki Alday, aldayjover arquitectura y paisaje, Barcelona

­ ablet wird nicht gerade gefördert, denn „Steckdosen sind T Mangelware, sowohl in den Hörsälen als auch in der Bibliothek oder den Lernbereichen“, bemängelt Studentin ­Chiara. Der Laptop muss also entweder im Voraus geladen werden oder die Platzwahl strategisch erfolgen, wobei hier das Prinzip „first come first serve“ gilt. Mittlerweile wurden in der Bibliothek stellenweise Verteilerstecker zur Verfügung gestellt, um etwa das Arbeiten an Seminar- oder Diplom­ arbeiten zu erleichtern.

Kommunikatives Arbeitsumfeld

Die Standortkonzentration bringt nicht nur im Bereich der Hörsäle und Seminarräume Vorteile mit sich. „Die Gestaltung steht voll und ganz im Zeichen der Etablierung und Förderung eines modernen, kommunikativen Arbeitsumfelds“, so WU-Assistent Philipp. Denn auch die Büros der WU-Angestellten sind nun auf einem Campus, die Departments sogar jeweils unter einem Dach vereint. Während sich das gesamte wissenschaftliche Personal über Einzelbüros freuen kann, die das Verfassen diverser Elaborate oder Unterrichtsunterlagen aufgrund der Ruhe bedeutend erleichtern, wird andernorts der Austausch stark gefördert. Dazu tragen die gemeinsamen Aufenthaltsbereiche samt Küche, die sich nicht mehr mit den „verrauchten Kaffeekammern“ der alten WU-Institute vergleichen lassen, besonders bei.

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Nicht nur die Büros und Hörsäle bekommen also von ­ hilipp ein gutes Zeugnis, auch Standort und Infrastruktur P sagen ihm zu. Aber trotz all der positiven Eigenschaften des neuen Campus: So mancher verabschiedete sich doch mit Wehmut vom alten Standort, mussten doch die in der Umgebung befindlichen Stammlokale wie das „Selbstverständlich“ und diverse Alt-Wiener Gasthäuser zurückgelassen werden. Es herrschte tiefe Verunsicherung, was wohl die Infrastruktur am neuen Campus, wo es doch rundherum „nur“ den Prater und die Messe gebe, wohl zu bieten hätte. Offensichtlich wurden die Vorbehalte nach der Übersiedlung rasch zerstreut. Sowohl Standort als auch Infrastruktur werden gemäß der BIG-BUSINESS-Umfrage sehr gut angenommen. Die Infrastruktur und die Zufriedenheit mit dem Bildungsstandort werden zu 64 Prozent mit „sehr gut“ und zu rund 30 Prozent mit „eher gut“ bewertet. Ein paar wenige verbleiben, die nur mittelmäßig oder weniger zufrieden sind – niemand wählte jedoch „sehr schlecht“. Warum auch? Der Campus ist mit der U2, der Straßenbahnlinie 1 sowie mit dem Auto leicht zu erreichen. Es gibt eine ei­ge­ ne Park­garage, eine Bibliothek, ein Buchgeschäft, eine Mensa, eine Bäckerei, einen Supermarkt, Geldausgabeautomaten, Getränke- und Snackautomaten sowie sechs Cafés bzw. Restaurants. Für Kleinigkeiten zwischendurch sind ­eine Anker-Bäckerei und ein Spar-Supermarkt ganz auf die › Nr. 14 | 2013 | www.big.at

Der „würfelige“ Bau bietet dank viel Glas herrliche Panoramablicke. Durch die Spiegel an den Wänden sollen Campus und Prater auch nach innen geholt werden.

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Thema Campus WU

legendären Lokals gegenüber der alten WU, gehandelt und lockt sowohl Studierende als auch Angestellte in das D2 zwischen Spar und Buchgeschäft. Angesiedelt im D4, ob seiner Form ­„Tetris-Gebäude“ genannt, ist das „Nykke“. Hier werden Suppen, Wok-Gerichte, Pasta und Curry serviert oder zum Mitnehmen verpackt. Etwas schicker und hochpreisiger lässt es sich im „Comida y Luz“ im sechsten Stock der Exe­cutive Academy dinieren – fabelhafter Ausblick inklusive. „Die Qualität der neuen Campus-­Lokale ist sehr gut, weswegen aber auch der Andrang um die Mittagszeit enorm ist und es deshalb oft schwierig ist, freie Tische zu bekommen“, erzählt Philipp. Darüber hinaus laden drei Cafés in der Executive Academy, im Teaching Center und im LC zum Verweilen ein.

Das D4 besticht nicht durch Farbe, sondern auch durch Form. Die besonderen Fensterbänder charakterisieren den Bau von Carme Pinós.

studen­tischen Bedürfnisse zugeschnitten. Die eigene Mensa „ist alles andere als eine unappetitliche Uni-Kantine, sondern gleicht eher einem modernen Studentenlokal“, meint etwa Studentin Bettina, die sowohl von der Atmosphäre als auch von der räumlichen Großzügigkeit beeindruckt ist. Aber auch Qualität, Auswahl und Preis überzeugen die Studierenden. Ein neues Zahlungssystem via Studentenausweis beschleunigt zudem die Essensausgabe. Ärgerlich ist dann nur das Vergessen des Ausweises – dann sind Charme oder Überzeugungsgeschick gefragt, um sich von Studienkollegen aushelfen zu lassen. „Das Campus“ wird auch schon als Substitut des „Selbstverständlich“, des

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Raum für kreative Geister

Allerdings sind weder Unterhaltung noch Verpflegung die grundsätzliche Bestimmung des Campus, sondern eigentlich nur nettes Beiwerk. Ziel war es nämlich, einen Campus für rund 23.000 Studierende und mehrere Tausend Angestellte zu schaffen, in dem geforscht und gelehrt wird. Ein zentraler Punkt dieser Universitätslandschaft ist die Bibliothek im „Ufo“. Helle, großzügige Räumlichkeiten, auf sechs Etagen verteilt, animieren die kreativen Geister. Dabei erinnert das Ambiente eher an ein Designerstudio als an eine Universitätsbibliothek, die in der Auskragung einen herr­ lichen Blick über den Prater und die Dächer Wiens bietet. Nr. 14 | 2013 | www.big.at


«Wenn der Besucher an dem Gebäude vorbeigeht und dabei die Außenhaut betrachtet, verändert sich deren Ansicht ständig, und es gibt eine Vielzahl an spannenden Betrachtungs- und Sichtweisen.»

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Foto: Michael Hetzmannseder

Carme Pinós/Estudio Carme Pinós S.L., Barcelona

Carme Pinós/Estudio Carme Pinós S.L., Barcelona – Departements 4, D4

Mit Zurückhaltung auffallen Fotos: 2013 BOANET.AT

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Holzvertäfelungen und die typischen grünen Lampen sind passé. Weiß dominiert, kombiniert mit einem dunkellila Teppich und heller LED-Beleuchtung. Hinter dem Design steht selbstverständlich auch Funktion. „Durch den Teppichboden in der gesamten Bibliothek hört man keine Schritte, und es ist wirklich sehr ruhig. Wer besonders ungestört sein möchte, kann sich in die Ruheräume zurückziehen“, berichtet Chiara. Zudem stehen eigene Zimmer für Projektarbeiten zur Verfügung, die von WU-Studierenden reserviert werden können. Ein Bibliotheksbesuch kann aber unter Umständen zu einem logistischen Kraftakt werden. Denn nichts, was in die Bibliothek mit hineingenommen wird, darf in einer Tasche verpackt transportiert werden. Laptop, Bücher, Getränk, Ausweis, Handy oder was auch immer müssen für das ­Sicherheitspersonal sichtbar sein. Wer schon einmal eine Diplomarbeit verfasst hat, weiß, dafür sind mehrere Bücher nötig. Besondere Kompetenzen, wie die Fähigkeit indischer oder afrikanischer Frauen, schwerste Lasten auf dem Kopf zu tragen, wären hier gefragt. Zwei Hände reichen jedenfalls selten. „Die durchsichtigen Sackerln, wie es sie bereits auf der alten WU gab, wären also wieder wünschenswert“, sagt ein sich gerade vor der Bibliothek abmühender Diplomand. Wer sich anstrengt, braucht auch irgendwann Ruhe. Das Neo-Kompositum junger Menschen dafür lautet Chil­ laxen – eine anglizistische Mischung aus den Wörtern chillen und relaxen. „Auf dem Platz vor dem Teaching Center › Nr. 14 | 2013 | www.big.at

Gerade Linien und Kanten dominieren auch innen. Nur die Beleuchtung ist rund.

Unser Gebäude ist ein ruhiges, zurückhaltendes Gebäude. Es war keine einfache Planungsauf­ gabe – in unserer Nachbarschaft befinden sich Tausende von Büros. Wie sollen wir da noch positiv auffallen? Nun, wir entschieden uns für Zurückhaltung, die Fassade je­ doch, die fällt auf! Da gibt es viele Parallelogramme und eine dynamische Fensteranordnung, die ebenfalls auf ­einer Folge von ineinander verschobenen Parallelogram­ men basiert. Wenn der Besucher an dem Gebäude vor­ beigeht und dabei die Außenhaut betrachtet, verändert sich deren Ansicht ständig, und es gibt eine Vielzahl an spannenden Betrachtungs- und Sichtweisen. Wir ver­ suchten, das Gebäude, das sehr langgezogen ist, so gut wie möglich zu strukturieren, mit einem klar definierten Zentrum, von dem aus die Verbindungen starten. Vom Eingangsbereich gelangt man zu den Büros, zum Café und zur Spezialbibliothek im Erdgeschoß. Uns war vor ­allem wichtig, in Beziehung mit den anderen Gebäuden zu treten – und trotzdem ein eigenständiges Bauwerk zu haben. Die Grundrisse sind einfach, das ganze Bauwerk aber sehr komplex. Wir wussten, das wird ein sehr be­ triebssames Haus werden, hier arbeiten die Professo­ ren – an deren Rückzugsbedürfnissen orientierten wir uns. Die Büros situierten wir auf allen Ebenen ähnlich und stellten jeweils spannende Sichtachsen mit dem Au­ ßenraum her. Es gibt aber auch großzügige Bereiche zur Kommunikation, nicht zuletzt für die Studenten. Wir ­haben uns am gesamten Kontext des Bauplatzes Cam­ pus orientiert, so erinnert die Fassade etwa an ein Stadt­ haus. Im Inneren gibt es jedoch viele verschiedene Atmo­ sphären, durch das Licht, durch die Einrichtung. Auch der Innenausbau basiert auf Parallelogrammen, das Spiel mit der geometrischen Figur schafft Raum für Neben­ funktionen, Gänge und Stauräume.“

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Thema

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Hitoshi Abe, Atelier Hitoshi Abe, Sendai – Departments 2/Student Center, D2 SC

Platz für alle Bedürfnisse »

Manchmal weiß ich ja selbst nicht, wo ich bin – ich lebe einmal in ­Japan, dann wieder in Los Angeles … im­ mer ein wenig in Zwischenräumen sozu­ sagen. Diese Bauaufgabe war deshalb für mich sehr spannend. Denn der Campus ist ebenso ein bisschen zwischen sehr ver­ schiedenen Nutzungsbereichen angesie­ delt – dem Prater, der Messe, der Stadt – und unser Haus ebenso, denn die Studen­ ten befinden sich zwischen Lernen, Arbei­ ten und Pausemachen. Das war für mich der Kontext. Aber auch als Gegensatz oder Ergänzung zu den anderen Gebäu­ den planten wir einen Komplex mit ver­ schiedenen Schichten und Sichtweisen. Bei uns gibt es eine Vielzahl von Ebenen. Die Fassade der langen, schlanken Bau­ körper besteht aus vielen übereinander­ gelegten dünnen Schichten. Der Bau ist in verschiedene Zonen geteilt – Lernen, Kom­ munizieren, Büroalltag oder auch Aktivi­ täten. Ich selbst war nicht gerade ein eifri­ ger Student. So konnte ich vielleicht auch sehr gut nachvollziehen, welche Räume und Plätze Studenten brauchen. Vor allem ausreichend Raum zum Treffen, zum Kom­ munizieren und zum Austauschen. Ich brauche zum Beispiel immer eine Ge­ räuschkulisse zum Arbeiten. Hier gibt es nun alle Bereiche zum Lernen. Es ist mein erstes Projekt in Europa, das war eine gro­ ße Herausforderung für uns. Ich erkannte viele Unterschiede zu Japan, andere Re­ geln beim Bauen. Ich habe sehr viel ge­ lernt.“

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Wellenförmig schlängelt sich das D2/SC durch den Campus und beherbergt neben Departments wichtige Einrichtungen wie Buchshop, Restaurant und Supermarkt.

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Zufriedenheit 1 % eher weniger zufrieden

Architektur 4 % kann ich nicht beurteilen

Umfrage

5 % mittelmäßig zufrieden

26 % eher zufrieden

0 % überhaupt nicht zufrieden

64 % sehr zufrieden

1 % eher weniger gelungen 12 % teils, teils gelungen

27 % eher gelungen

1 % überhaupt nicht gelungen

59 % sehr gelungen

An der Befragung zur Zufriedenheit mit dem neuen Campus WU haben 390 Personen teilgenommen. Rund ein Drittel davon sind Studierende.

«Ich selbst war nicht gerade ein eifriger Student. So konnte ich vielleicht auch sehr gut nachvollziehen, welche Räume und Plätze Studenten brauchen.» Hitoshi Abe, Atelier Hitoshi Abe, Sendai

­ urden Sitzmöglichkeiten aus Holz geschaffen, die etwas w an die Sitze im Museumsquartier erinnern. Die Grünflächen lockern den Betoncampus etwas auf“, findet Studentin Bettina. Wer sich zum Ausgleich sportlich betätigen möchte, kann das im Freien am Basketballplatz oder bei den Tischtennistischen tun. Sowieso naheliegend ist ein Abstecher in den grünen Prater – dessen Südhälfte ebenfalls im Eigentum der BIG steht. Diesen Standortvorteil schätzt Philipp: „Bereits in meinen ersten Arbeitswochen war ich schon ein paar Mal Laufen, das ist für mich persönlich einer der größten Vorteile im Vergleich zur alten WU.“

Fotos: 2013 BOANET.AT

Freiraum mit Potenzial

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Auch während der kalten, dunklen Jahreszeit muss auf Bewegung am neuen Campus nicht verzichtet werden. Turnsaal und Gymnastiksäle des Universitätssportinstituts, wo diverse Kurse angeboten werden, fordern etwa nach Vor­ lesungen auch den Körper. Grundsätzlich werden die Atmosphäre und die Großzügigkeit des Freiraums von den Teilnehmern der Umfrage ebenfalls gut bewertet. Die enorme positive Tendenz der anderen Bereiche kann hier aber nicht erreicht werden. Eine mögliche Erklärung dafür liegt in der Jahreszeit. Selbst für Frischluftfanatiker ist ein Picknick auf dem Rasen im Novembernebel nicht immer erstrebenswert. Gleichzeitig müssen sich die Umgebungsflächen mit dem Wachsen der Bäume und Pflanzen noch entwickeln. Nichtsdestotrotz ­erhielt der Freiraum von über 40 Prozent der Teilnehmer ein zustimmendes „trifft voll und ganz zu“, als es zu ›

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Thema

Foto: Michael Hetzmannseder

Campus WU

Ein Campus für Groß und Klein. Der wissenschaftliche Nachwuchs lernt die WU spielerisch kennen.

Laura Spinadel, BUSarchitektur, Wien – Masterplan, Freiraum

Eine gemeinsame Suche Am Beginn des Wettbewerbs fragte mich der Bauherr, welchen ­Namen ich dem Projekt geben würde. Ich sagte: Campus WU – ­dieser Namen ist geblieben. Alles andere ist erst mit der Zeit gewachsen. Vergleichbar mit einem Webstuhl, habe ich, gemeinsam mit Vasko+Partner als Generalplaner, gewebt – und nun haben wir das vielschichtige Ergeb­ nis. Wir spinnen die ganze Zeit, überlegen uns jeden Tag aufs Neue, was wir wollen, wie sich die Nutzer hier bewegen werden … Ein Campus WU an einem Nichtort. Ich bin gespannt, wie der Campus in fünf Jahren aus­ aussehen und gelebt werden wird. Beim Studium wie auch im Leben gilt: Der Weg ist das Ziel. Es gibt am Campus keinen Weg, der von A nach B führt, sondern viele verschiedene Wege, mit Stationen. Es gibt osmotische Grenzen, Rückzugsbereiche und viele verschiedene Atmosphären, Licht­ verhältnisse und Gerüche. Wir haben sehr viel Aufwand betrieben, die Pflanzen auszusuchen – so wird es etwa das ganze Jahr hindurch Blumen geben. Wir haben den Freiraum mit viel Respekt gegenüber der Archi­­ tektur entwickelt. Unser Auftrag war, einen Ort der Kommunikation zu ­schaffen, und das ist, glaube ich, gelungen.“

Fotos: 2013 BOANET.AT

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«Es gibt am Campus keinen Weg, der von A nach B führt, sondern viele verschiedene Wege, mit Stationen.» Laura Spinadel, BUSarchitektur, Wien

Die letzten Herbstsonnenstrahlen werden zur Entspannung genutzt.

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Campus WU

„Zeit und Kosten haben gehalten“

BIG-Geschäftsführer Wolfgang Gleissner im Interview über Stolpersteine, Vorurteile und Herausforderungen des Betriebs der neuen Wirtschaftsuniversität Wien.

Foto: Petra Spiola

■ Pünktlich zu Semesterbeginn wurde der Campus eröffnet. Haben auch die Kosten gehalten? Gleissner: Die BIG hat mit dem Projekt Campus WU begonnen, als ein anderes Großprojekt östlich der Bundeshauptstadt die österreichische Medienlandschaft dominierte. Wir wurden also ab der ersten Sekunde mit dem vorgefassten Urteil konfrontiert: Das dauert alles sicher doppelt so lange und wird doppelt so teuer. Vier Jahre später können wir selbstbewusst sagen: Wir haben sowohl die Zeit als auch die Kosten eingehalten, wobei das Projekt noch nicht schlussgerechnet ist. Das wird vermutlich erst im kommenden Frühjahr der Fall sein. Welchen Anteil hat der Bauherr BIG daran? Gleissner: Die BIG hat sich trotz ihrer langjährigen und umfangreichen Erfahrung nicht gescheut, frühzeitig eine externe Projektsteuerung und eine begleitende Kontrolle zu beauftragen. Die strikte Trennung von Planung und Bauaufsicht war gewährleistet, indem man – wie bei BIG-Projekten in den aller­meisten Fällen gelebt – die Örtliche Bauaufsicht getrennt ausgeschrieben und beauftragt hat. Trotz gegenteiliger gewichtiger Stimmen haben wir uns entscheiden, keinen Generalunternehmer zu beschäftigen, sondern in Einzelgewerken auszuschreiben. Dadurch konnten wir den Markt am besten für uns nutzen. Trotz Ihrer Erfahrung war das doch auch Neuland. Das erste Mal haben Sie ein Bauvorhaben in einer gemeinsamen Projektgesellschaft mit einer Universität realisiert … Gleissner: Das ist der Punkt. Wir gehen nicht stur immer nur den gleichen Weg, sondern entwickeln individuelle Lösungen. Erstmals wurde mit unserem Partner nicht über das klassische Modell „BIG errichtet und vermietet danach“ gearbeitet, sondern wir haben mit der WU eine gemeinsame Projektgesellschaft gegründet. Darüber hinaus betreiben wir auch die Liegenschaft gemeinsam. Das garantiert Zusammenarbeit auf höchstem Niveau. Welche Stolpersteine galt es während der Bauphase aus dem Weg zu räumen? Gleissner: Eine 500-Millionen-Euro Baustelle läuft nicht ohne Herausforderungen ab. Der Brand ist allen in Erinnerung. Weniger öffentlich wird, wenn der Keller einmal unter Wasser steht oder eine ausführende Firma in Konkurs geht. Aber auch dann geht es nicht minder heiß her. Jetzt sind aber alle Probleme überwunden … Gleissner: Grundsätzlich ja. Wie bei jedem neuen Haus sind nach wie vor kleinere Mängel im Rahmen der Gewährleistung abzuarbeiten. Auch wird es sicher seine Zeit dauern, bis die komplexe Haustechnik final eingeregelt ist. Der Campus WU ist daher sicher nicht nur in der Errichtung, sondern auch im Betrieb eine spannende Liegenschaft. ‹

­ ewerten galt, ob die Atmosphäre gut ist, er zum Verweilen b einlädt und genug Platz bietet. Rund 30 Prozent vergaben ein „trifft eher“ und rund 20 Prozent ein „trifft teilweise zu“. Durch den Campus-Charakter, der Lehre, Forschung, Lernen, aber auch Freizeit an einem Ort vereint, sind Organisationsaufwand und Wegzeiten erheblich geringer geworden. Auch der Austausch mit Kollegen aus unterschied­lichen Instituten kann zu neuen Synergien oder Ideen führen. Genauso, wie die Nähe zum „Viertel Zwei“ mit den dort angesiedelten großen Unternehmen wie der OMV befruchtend wirken kann. Nicht zuletzt sind die außergewöhnliche Architektur und das durchdachte Konzept maßgeblich für die universitäre Entwicklung und das Leben auf dem Campus verantwortlich. „Das neue Gesicht alleine wird die von der WU ausgerufene Identitätsfindung im Sinne des Mottos ,Rethink Economy‘ zwar nicht zum Abschluss bringen, allerdings bieten die neue Umgebung, die Architektur und die offene Form zweifellos Vorrausetzungen, sich sowohl nach außen als auch nach innen zeitgemäß zu positionieren“, meint ein WU-Professor. „Egal, ob ich über den Campus spaziere, eine Vorlesung halte oder aus meinem Büro das rege Treiben auf dem Boulevard betrachte, habe ich zum ersten Mal das Gefühl, an einer Universität von internationalem Format zu arbeiten“, assistiert Philipp. Der neue Campus WU ist für den Leitsatz der BIG – „Raum für die Zukunft“ – mit Sicherheit ein Vorzeigebeispiel. BIG BUSINESS wird das bisher größte Bauprojekt des Unter­ nehmens weiter beobachten. „Feedback ist uns enorm wichtig. Wir wollen Positives für neue Projekte mitnehmen und aus Kritik oder Fehlern lernen“, sagt BIG-Geschäfts­ führer Wolfgang Gleissner. Gelegenheiten dafür gibt es genug. Am nächsten Uni-Campus, dieses Mal im Auftrag der ­Medizin-Universität in Graz, wird bereits eifrig gebaut. ‹ Nr. 14 | 2013 | www.big.at

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Thema

Foto: IC Projektentwicklung GmbH/Heinz Schmölzer

WU-Grätzel

„Viertel Zwei“ stellt ein gelungenes Facelifting für das neue Stadtviertel im 2. Bezirk dar: Am „H Zwei O“-Teich wuchsen mehrere architektonisch reizvolle Bürohäuser, ein Hotel, ein Wohnhaus und auch eine Schule an der einst trostlosen Trabrennstraße in den Leopoldstädter Himmel.

Leopoldstadt im Aufwind Der bis vor wenigen Jahren kaum märchenhaft erscheinenden Leopoldstadt wurden auch ohne Fee mehrere Wünsche erfüllt. Neben U-Bahn und diversen Immobilien-Projektentwicklungen ging mit der neuen WU ein ganz großer Traum in Erfüllung. Vom Campus profitieren nicht nur die universitären Nachbarn, sondern auch der ganze Bezirk. Von Gerhard Krause 34

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ie Eröffnung der Wirtschaftsuniversität bzw. des Campus WU ist am 4. Oktober 2013 glanzvoll über die Bühne gegangen. Mittlerweile hat schon längst das „normale Leben“ im außergewöhnlichen neuen Stadtteil begonnen. Studenten flanieren durch die eindrucksvolle Campus-Architektur, Manager verhandeln bei Meetings in kühn geschwungenen Glaspalästen, und neugierige Wiener machen sich ein Bild von dem prachtvollen bunten Gebäudekomplex. Ein eigener Stadtteil beginnt aufzublühen. Selbst im Winter. Und das strahlt ab! Wie sehr, umschreibt der gebürtige Leopoldstädter und Vorsteher des Bezirks Karlheinz Hora mit etwas blumigen Worten so: „Früher hat man zu mir gesagt: ,Was, du wohnst im Zweiten?‘ Heute sagt jeder: ‚beneidenswert, mitten in der Stadt, so nah am Wasser und trotzdem im Grünen!‘ “ Ausgangspunkt dieser märchenhaften Entwicklung in der Leopoldstadt waren drei wichtige Entscheidungen: die Errichtung der neuen, aber verkleinerten Messe Wien, die Erschließung durch die Verlängerung der U-Bahn-Linie U2 und zuletzt der Bau der WU auf dem nicht mehr benötigten Areal des alten Messegeländes. In messelosen Zeiten war dies ein verödeter, fast menschenleerer Stadtteil, der eher lichtscheuen Geschäften diente. Das „älteste Gewerbe der Welt“ ist mittlerweile daraus verbannt worden. Heute pulsiert hier junges und geschäftiges Leben an einem urbanen Hotspot mit 23.000 Studenten. Viele davon werden auch in Uni-Nähe wohnen. Dadurch sollte sich, geht es nach Horas Berechnungen, der Altersschnitt der Leopoldstädter schon bald von knapp 40 Jahren auf 34 Jahre senken. Spätestens Nr. 14 | 2013 | www.big.at


WU-Grätzel

dann hätte sich das einst schlecht beleumundete Stuwerviertel als Zuzugsgebiet für junge Familien etabliert. Schon jetzt werde die Gegend als „Grätzel mit Zukunft“ bezeichnet. Der Wermutstropfen dabei: Die Spitzenwerte bei Neuvermietungen stiegen hier auf rund 15 Euro pro Quadratmeter. Das ist schon mit Objekten in der Mariahilfer Straße vergleichbar. Zieht man die Durchschnittspreise heran, sind es laut EHL-Immobilienmarktbericht immer noch wohlfeile zehn Euro pro Quadratmeter.

Initialzündunng durch „Messe neu“

Es wäre aber vermessen, die WU als alleinig entscheidenden Faktor dieser Entwicklung anzuführen. Denn der allgemeine Trend war schon vor der Standortentscheidung klar erkennbar. So hat sich beispielsweise die Wiener Messe im letzten Jahrzehnt als vielfältiges Ausstellungs- und Kongresszentrum etabliert. Die angrenzenden Hotels (Austria Trend Hotel, Motel One und Courtyard Marriott), der direkte U-Bahn-Anschluss und mehrere große Garagen bieten die notwendige Infrastruktur. Darüber hinaus hat sich die U2 Stadtentwicklung GmbH – ein PPP-Projekt der Wien Holding – gemeinsam mit der IC Projektentwicklung und der IG Immobilien, einer Tochter der Nationalbank, der MesseUmgebung angenommen. Durch mehrere Projektentwicklungen wurde die Gegend entlang der verlängerten U2 kräftig belebt. 2007 wurde das Einkaufszentrum „Stadion Center“ eröffnet. Im 2008 fertiggestellten futuristischen Stadtteil „Viertel Zwei“ haben mittlerweile OMV, Schenker, Sandoz Novartis, Xerox, Unilever, Vienna Communications, Baxter und andere Paradebetriebe ihre Niederlassungen › Nr. 14 | 2013 | www.big.at

«Der Altersschnitt der Leopoldstädter wird schon bald von knapp 40 Jahren auf 34 Jahre sinken. Schon jetzt wird die Gegend als ,Grätzel mit Zukunft‘ bezeichnet.» Karlheinz Hora, Bezirksvorsteher Leopoldstadt

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Thema WU-Grätzel

Foto: Prisma

2014 soll die zweite Bauphase am Messecarrée Nord in der Ausstellungsstraße beginnen: Ein Studentenheim, Wohnungen, Büros und ein Ärztezentrum sind geplant.

bezogen. Das Courtyard Marriott bietet Geschäftsreisenden 251 Zimmer und Suiten mit Ambiente, und dank „Stella Zwei“ sind auf der architektonischen Spielwiese am Rande der Trabrennbahn auch zufriedene Wohnungsmieter anzutreffen. Das Herzstück des Viertels – der 5.000 Quadrat­ meter große See „H Zwei O“ – soll für das entsprechende Flair sorgen. In unmittelbarer Nähe in Richtung Pratersauna steht das neue „Milestone“, ein Gebäude der IC Projektentwicklung mit einem modernen Wohnkonzept, das eigens für Studenten erdacht worden ist. Seit 1. Oktober kann man hier um 550 Euro „All-in-Miete“ in einem der 429 Apartments mit der WU „connected“ wohnen. Gleiches gilt für die 111 etwas größeren Apartments in der „Cam«Die Kombination Bus und U-Bahn pus Lodge“. Ab 700 Euro ist funktioniert hier hervorragend. man in den 41 bis 71 Quadratmeter großen und moUm die werden wir von den dernen Räumlichkeiten daanderen Bezirken beneidet.» bei. Die Lodge wurde von Karlheinz Hora, Bezirksvorsteher Leopoldstadt einer Tochter der Nationalbank an der Adresse JosefFritsch-Weg errichtet. Reinigungsdienst, Concierge, Partyräume, ein Outdoor-Swimming-Pool und eine eigene E-Bike-Ladestation gehören dazu. Die „Campus Lodge“ besteht aus drei Gebäuden, eines davon ist wellenförmig geschwungen und wird von zwei ellipsenförmigen Bauten eingerahmt. Noch im Bau oder in Planung sind dagegen zwei weitere Schmuckstücke des Areals: Am Messecarrée Nord zwischen den U-Bahn-Stationen Krieau und Messe Wien entsteht derzeit in der Vorgartenstraße das „Room4Rent“, ein Wohnturm des Siedlungswerks nach Plänen der Archi­

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tekten Tillner & Willinger sowie Freimüller Söllinger. Das schmucke Objekt um rund 21 Millionen Euro bietet speziell für Studenten, Assistenten oder Gastprofessoren preisgünstige Kurzzeit-Unterkünfte. Es wird nach seiner Fertigstellung im kommenden Jahr 190 Wohnungen mit je 43 Quadratmetern und Concierge-Betrieb aufweisen. In weiterer Folge wollen die Unternehmensgruppen Prisma aus Vorarlberg und Corestate aus der Schweiz auf den derzeit noch freien Flächen zwei weitere Baukörper errichten. Die Schweizer planen ein Studentenheim mit 500 Apartments, das von Youniq betrieben werden soll. Auch ein Gründerzentrum soll hier entstehen. Bauunternehmer Bernhard Ölz aus Vorarlberg will hier Wohungen, Büros und Dienstleistungsbetriebe sowie ein Ärztezentrum unterbringen. Ein geplantes Hotel wurde mittlerweile wieder gestrichen. Während der Baubeginn für dieses Gründerzentrum auf unbestimmte Zeit verschoben wurde, laufen die Arbeiten an der neuen Sigmund-Freud-Universität ­nahe der Messegarage auf Hochtouren. Die Privat-Uni – derzeit noch in der Schnirchgasse untergebracht – soll in unmittelbarer Nachbarschaft zur neuen WU entstehen und durch ein „Boarding House“ abgerundet werden. Den Architekturwettbewerb für die Errichtung haben die renommierten Schweizer Architekturbüros Holzer Kobler und Freimüller Söllinger gewonnen.

Weitere Zukunft

Damit ist die Zukunft aber noch lange nicht abgeschlossen: Auf dem immer noch freien Areal der verkleinerten Rennbahn Krieau entlang der Trabrennstraße und dem Gebiet der alten Stallungen harrt „Viertel Zwei Plus“ der IC Pro­ jektentwicklung auf seine Verwirklichung. Das koopera­ Nr. 14 | 2013 | www.big.at


Hochtrabende Pläne für die Trabrennbahn: Nach der Verkleinerung der Rennbahn wird die Errichtung eines Pferdesportzentrums überlegt.

Foto: ZOOM VP.AT

tive städtebauliche Planungsverfahren zur Bebauung mit Wohnhäusern, Büros und dazugehörigen Infrastruktureinrichtungen ist im Laufen. Die Ergebnisse sollen zu Jahresbeginn 2014 präsentiert werden. Mit einem Baubeginn ist allerdings aufgrund der derzeit noch für die Umsetzung des Projekts unpassenden Widmung frühestens 2015 zu rechnen. Insgesamt soll der Pferdesport aber weiter seinen Platz im verbleibenden Areal der Krieau bis hin zur Freudenau haben. Es gibt sogar hochtrabende Pläne. Ein Zentrum des heimischen Pferdesports wird von Bezirkschef Karlheinz Hora angedacht: Vom Galoppieren, das derzeit fast unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfindet, über das Traben, Dressurreiten und therapeutische Reiten sowie Kampagnenreiten könnte alles in Wien-Leopoldstadt eine neue Heimat bekommen. Im Trabrennverein hält man sich dazu bedeckt, Verhandlungen zwischen der Stadt Wien, dem Denkmalamt und dem Präsidenten des Vereins, ehemaligen Natio­nalrat Anton Gaál, sind aber am Laufen. Dass von den drei denkmalgeschützten Tribünen nur eine saniert und zugänglich ist, die anderen aber weiter verfallen, könnte den Plänen abträglich sein. Zu wertvoll scheint das Areal für andere wichtige Investitionen zu sein. Von den 50.000 Zuschauern, die zu Kaisers Zeiten wegen der Pferderennen kamen, kann man derzeit nur träumen. Heute zählen Pop-Konzerte mit Robbie Williams (65.000 Besucher) zu den Frequenzbringern. Mit dem Bau von „Viertel Zwei Plus“ samt der geplanten Wohnhäuser wären freilich auch sie Geschichte. Derzeit sichern die Konzerte und Veranstaltungen dem defizitären Trabrennverein das Überleben. Eine weitere, bis dato in der Bundeshauptstadt eher unterrepräsentierte Sportart könnte im Prater neuen Aufschwung erleben. Die Rede ist von einem Schwimmsportzentrum – dessen Realisierung aber vollkommen in der Luft hängt. Die Stadt investiert dafür in andere Sportstätten im Prater. Etwa in ein Leichtathletikzentrum, das noch heuer in Bau gehen soll. Außerdem werden die Baseball- und Hockey-Plätze auf den letzten Stand ­gebracht.

Foto: Gerhard Krause

WU-Grätzel

Eingebettet im Messecarrée Nord, bleibt die Wiener Messe das Herzstück. Bild unten: Südlich davon wird derzeit an den Kurzzeitwohnungen von „Room4Rent“ des Siedlungswerks gebaut.

Verkehr abseits der U-Bahn

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Foto: Siedlungswerk

Trotz der zahlreichen Projekte funktioniert der Individualverkehr gut. Dennoch wünscht sich der Bezirk den Ausbau jener Straße, die eigens zum Bau der WU entstanden ist. Sie führt von der Meierei- zur Südportalstraße und könnte Verkehrsströme aus dem Prater aufnehmen sowie die Vorgartenstraße entlasten. Die neue Straße läge an der Trenn­ achse zwischen Bebauung und Grünflächen. Der öffent­ liche Verkehr ist durch die U-Bahn weitgehend optimiert. Dennoch hat man die Buslinie 82A als Ergänzung rund um die WU geschickt, weil die Weglängen dort an die 1.000 Meter betragen. Das alte Streitthema Tramway scheint im Gebiet abgeschlossen, weil die Busse nun in dichteren Intervallen verkehren. Als Ergänzung wurden die Linien 11A und 11B verstärkt, und im Bereich Praterkai wurde die ­Linie 77A eingerichtet. Bezirkschef Karlheinz Hora: „Die Kombination Bus und U-Bahn funktioniert hier hervor­ragend. Um die werden wir von den anderen Bezirken beneidet.“ ‹

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Thema

Fotos: BIG

Stollen

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Foto: Robert Bouchal

Stollen

Unterirdisches Österreich Zur Jahrtausendwende hat die BIG das große Los gezogen. Dem damals noch jungen Unternehmen wurden mehrere Hundert Stollen aus dem Zweiten Weltkrieg übertragen. Die großen Probleme damals: genaue Lage unbekannt, Zustand: akut einsturzgefährdet. Von Ernst Eichinger

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In die Röhre schauen. Die Stollenanlage in St. Georgen an der Gusen war in einem sehr schlechten Zustand. Die Ingenieure mussten also kreativ werden.

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ie Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) ist nicht nur Eigentümer mehr oder weniger prominenter Gebäude wie der Universität Wien, des Justizpalasts oder mancher Ministerien. Das Unternehmen hält in seinem Portfolio auch Objekte, die mit neoklassizistischem Glanz wenig zu tun haben. Diese Bauwerke unterscheiden sich fundamental von jenen der Gründerzeit – vor allem in ihrer grundsätzlichen Präsenz. Während tausende Touristen die Wiener Ringstraße entlangfahren und dort das eine oder andere BIG-Haus bestaunen, sind hunderte Stollen – verteilt über ganz Österreich – für eine breite Öffentlichkeit so gut wie unsichtbar. Mehr als 150 davon befinden sich im Eigentum der BIG. Diese verborgenen, unterirdischen Orte liegen meist unter netten Wohnsiedlungen, Äckern, Wäldern und Wiesen. Sie sind Relikte einer Zeit, an die sich die offizielle Republik jahrzehntelang weniger gerne erinnert hat. Heute weitgehend ohne Funktion, boten die Stollen der Zivilbevölkerung im Zweiten Weltkrieg Schutz vor Bomben oder dienten der Rüstungsproduktion. „In riesigen Gangsystemen konzen­ trierten sich die Bemühungen zum Bau der vielfach beschworenen ,Wunderwaffen‘, mit deren Hilfe Adolf Hitler den Krieg doch noch zu gewinnen glaubte. Die Arbeitskräfte bestanden aus KZ-Häftlingen und Zwangsarbeitern. Sie bauten Motoren, Gewehre und montierten Hightech-Waffen wie den ersten Düsenjäger der Luftfahrtgeschichte, den legendären ,Strahljäger‘ Me 262, oder die erste BodenBoden-Rakete, die legendäre ,Vergeltungswaffe‘ V 2.“, sagt Johannes Sachslehner, Autor des Buches „Unterirdisches Österreich“ (siehe Seite 49).

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Thema Stollen

Manche Stollen werden von Unter­ nehmen heute noch als Lager genutzt (oben links).

«Es gab keine Pläne oder Ansprechpartner. Wir wussten nicht einmal, wo die Eingänge waren.»

Der Block im ­Loosdorfer Stollen konnte von Häft­ lingen nicht mehr entfernt werden (oben rechts).

Karl Lehner, BIG-Projektleiter

Überreste einer dunklen Zeit. ­Aborte sind noch vielerorts zu finden.

Nach der Besetzung des Landes durch alliierte Truppen wurden die unterirdischen Montagestrecken von Amerikanern und Russen demontiert, Luftschutzräume nicht mehr genutzt. Unmittelbar nach Kriegsende zeigte die neu formierte Republik noch Interesse an den zahlreichen NS-­ Stollenanlagen. Sie wurden an Private vermietet, die darin Güter lagerten oder Champignons züchteten. Dringend notwendige erste Sicherungsmaßnahmen finanzierte der Staat aus öffentlichen Mitteln. Die Aufwendungen waren zum Teil beträchtlich. Das könnte 1948 ein Grund für eine fun­ damen­tale Auffassungsänderung gewesen sein: Ab diesem Zeitpunkt meinte der Bund keinerlei Verantwortung mehr für den Zustand der Stollen zu tragen. Die Begründung: Bei den Stollenbauten habe es sich um „hoheitliche Eingriffe“ des Dritten Reiches gehandelt, mit dem Untergang dieses Staates seien auch die entsprechenden Rechtstitel erloschen. In den folgenden fast 50 Jahren wuchs nicht nur sprichwörtlich Gras über die Sache. Kurz vor der Jahrtausendwende sorgte aber eine Entscheidung des Obersten Gerichtshofs (OGH) für eine völlig neue Regelung des „Stollenpro­ blems“. Anlass war der Streit um das Eigentum an dem

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„Grill-Stollen“ in Hallein zwischen einer Privatperson und der Gemeinde. In diesem Fall freute sich der bis dato an der Causa unbeteiligte Dritte aber gar nicht, stellte doch der OGH unmissverständlich fest: Der Stollen gehört keinem der beiden, sondern dem Bund. In Wien knallten aufgrund dieses Urteils nicht gerade die Sektkorken. Es drohten massive Sicherungs- und Haftungsprobleme. Das Bundeskanzleramt spielte den Ball ans Wirtschaftsministerium weiter. Dort wiederum fand man einen Weg: Die Stollenanlagen mussten im geplanten „Bundesimmobiliengesetz“ untergebracht werden. Dieses sah den Verkauf beinahe aller bis zu diesem Zeitpunkt im Wirtschaftsministerium verwalteten Immobilien an die Bundesimmobiliengesellschaft vor. Doch für eine geordnete Übergabe fehlten zuverlässige Unterlagen – hektische Aktivi­täten waren die Folge; eine eigene Stollen-Arbeitsgruppe wurde gegründet. Zur wichtigen Grundlage wurde eine Liste aus dem Jahre 1959, die 560 Luftschutzobjekte aus dem Zweiten Weltkrieg verzeichnete, darunter allerdings auch oberirdische Bauten wie Deckungs- und Splittergräben oder EinMann-Bunker. Am 4. Dezember 2000 passierte das „BunNr. 14 | 2013 | www.big.at


Stollen

Den geschichtlichen Hintergrund ausgeblendet, geben die Sinterröhrchen an der Stollendecke in Ebensee fast ein romantisch schönes Bild ab. Die unterirdischen Gänge in Langenstein sind geflutet (unten).

desimmobiliengesetz“ das Parlament. Beschlossen hatten die Abgeordneten den Verkauf eines Immobilien­pakets, das die bereits 1992 gegründete, bisher jedoch nur mit Fruchtgenussrechten ausgestattete BIG zu einem Branchenriesen wachsen ließ: Etwa 5.000 Häuser und Grundstücke, Justizgebäude, Schulen, Universitäten, Wohnungen und „Spezialimmobilien“ wie Kirchen, Schlösser oder eben Stollen wechselten aus dem Eigentum der Republik um 2,4 Milliarden Euro in jenes der BIG. Das Ziel: eine marktorientierte Bewirtschaftung dieser Immobilien. „Raum für die Zukunft“ ist die Devise.

Orientierungslos

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Fotos: Robert Bouchal

Eines war aber relativ schnell klar. Die auf rund 300 Stollen bereinigte Liste würde nicht so ganz mit der Orientierung am Markt zusammenpassen. Denn der Weg in die Zukunft entpuppte sich in diesem Segment als Sprung in die Vergangenheit, galt es in den folgenden Jahren doch, Rudimente einer unliebsamen Geschichte in die Gegenwart zu heben. „Es gab keine Pläne oder Ansprechpartner. Wir wussten nicht einmal, wo die Eingänge waren“, sagt BIG- ›

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Thema

Foto: Robert Bouchal

Stollen

Sogenannte „Geobarrier“ bilden in St. Georgen/ Gusen den Abschluss von verfüllten Stollenstrecken. Die Dimension dieser „Betonschläuche“ ist gewaltig.

Projektleiter Karl Lehner, der damals den Auftrag erhielt, sich der Stollen anzunehmen. Zu bestimmten Objekten versuchte Lehner von Gemeinden und Bezirkshauptmannschaften „Bestandsunterlagen“ wie alte Baupläne und Akten zu bekommen. Ratloses Achselzucken war eine häufige Antwort; Originalunterlagen aus den letzten Kriegsjahren fehlten in vielen Fällen überhaupt; entdeckte man tatsächlich noch einen Plan, so handelte es sich meist um einen Projektierungsplan, der mit dem tatsächlichen Stand der Ausführung eines Stollens nur mehr wenig gemeinsam hatte. Darüber hinaus fanden zahlreiche Objekte ihren Weg auf die Stollen-Liste, ohne dort hinzugehören. Mit der ersten Novelle zum Bundesimmobiliengesetz 2003 gelang die Bereinigung. 34 der ursprünglich übertragenen Stollen wurden aus dem Gesetz und damit aus dem Verantwortungsbereich der BIG gestrichen. Einer davon ist eine riesige Anlage in Ebensee, die zu einem Zementwerk gehört.

Kein Zutritt

Gleichzeitig starteten bei vielen anderen Stollenanlagen die Befundungen. Prompt zeichneten sich erste Schwierigkeiten ab. So auch bei dem gewaltigen unterirdischen Labyrinth in St. Georgen an der Gusen. Der einzige Zugang zum Stollensystem befindet sich auf der Liegenschaft des St. Georgener Hausbesitzers und „Ortskaisers“ Rudolf P. Er verweigerte der BIG den Zutritt, sein Argument: Der Stollen liege unter seinem Grund und sei daher „bis zum Erdmittelpunkt“ auch sein Eigentum. Rudolf P., der die Stollen – durch den Abbau von Quarzsand 1947 bis 1985 sowie durch Verpachtung dieser Quarzsandgewinnung bis 1997 an eine St. Georgener Firma – „nachgenutzt“ hatte, wollte auch nicht so schnell klein beigeben: Über seinen Linzer Anwalt

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erhob er Anspruch auf das „uneingeschränkte Eigentum“ an den Stollen. Die BIG stimmte dieser Rückführung prompt zu und stellte die Erkundungsarbeiten ein. Wenig später wurde P. jedoch klar, was es heißt, Eigentümer des gesamten Stollensystems zu sein und dafür zu haften – er reagierte mit einem klassischen Rückzieher. Damit war der Weg frei für eines der teuersten Projekte der BIG unter Tage. Insgesamt sollten in den folgenden zehn Jahren mehr als zwölf Millionen Euro in die Sicherheit des Stollensystems St. Georgen an der Gusen investiert werden. Die heikelsten Abschnitte befanden sich dabei unter der „Wohnsiedlung Hasenfeld“. Hier hatte man in den 1970er-Jahren Grundstücke umgewidmet. „Zwischen den Stollen und den Einfamilienhäusern liegen im Durchschnitt nur rund 15 Meter“, sagt Martin Scheiber, Geschäftsführer der S-Consult, die von der BIG mit der Sicherung der Stollen beauftragt wurde. Hier blieb nur die vollständige Verfüllung, wobei man an den beiden Enden der zu verfüllenden Stollenstrecke sogenannte „Geobarrier“ zum Einsatz brachte: Dabei werden Kunststoffschläuche unter Druck mit einer Zementsuspension aufgefüllt. Diese „überdimensionalen Zementwürste“ (siehe Foto oben) bilden den Abschluss einer Stollenstrecke, sodass sie mit Beton aufgefüllt werden kann, bis der Stollen bis zum First „vollständig und kraftschlüssig“, wie es im Jargon der Tiefbauer heißt, verfüllt ist. Insgesamt sind so bis zum Abschluss der Arbeiten an­ nähernd 130.000 Kubikmeter Beton in den Stollen von St. Georgen an der Gusen geflossen. Unter Beobachtung stand man dabei zu jedem Zeitpunkt. Völlig überraschend – das Projekt war in der Region seit mehreren Jahren bekannt – schlugen Martha Gammer und Rudolf Hauenschmid, Vertreter des Gedenkkomitees Gusen Nr. 14 | 2013 | www.big.at


Stollen

Durch Sprengungen der Russen wurde das gesamte System destabilisiert. Von allen Seiten rinnt der Quarzsand in den Stollen.

kurz vor Beginn der letzten Bauphase Alarm. Der Vorwurf: Die BIG betoniere das Gedenken an zehntausende Zwangsarbeiter zu. Das war nicht nur für nationale Medien ein gefundenes Fressen. Anrufe aus Warschau, Washington und Tel-Aviv bei der BIG folgten. Sogar die österreichischen Botschaften mussten Stellungnahmen abgeben. In einer eilig einberufenen Pressekonferenz in St. Georgen versuchten Vertreter der BIG die Faktenlage zu erklären. „Bei dieser ­Veranstaltung war die Hälfte der Bevölkerung von St. Georgen“, erinnert sich Karl Lehner von der BIG. Nach mehreren Tagen ­intensiver Berichterstattung einigte man sich auf einen „Gusengipfel“. In diesem Rahmen sollte der zukünftige Umgang mit dem historisch sensiblen Bauwerk beschlossen werden. Was nämlich während des Zweiten Weltkriegs unter den Siedlungen oder Äckern in St. Georgen an der Gusen passiert ist, harrt nach wie vor einer breiten wissenschaft­lichen Aufarbeitung.

Immer wieder ist in der Vergangenheit die Oberfläche eingebrochen. Für die Sicherungsarbeiten gab es keine Alternative.

Sklavenarbeit

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Fotos: Helga Loidold

Um sich ein Bild machen zu können, sind aber mehr als genug Szenen dokumentiert. Einerseits musste seit 1943 der Stollenbau vorangetrieben, andererseits die Rüstungsproduktion – hauptsächlich für den Bau des Düsenjägers Messerschmid Me 262 – gesichert werden. Zwei große Arbeitskommandos waren im Einsatz: „Bergkristall Bau“ und „Bergkristall Fertigung“. Überlebende Häftlinge wie der französische Zeichner Bernard Aldebert werden später über die furchtbaren Arbeitsbedingungen in den Stollen berichten: „Im Innersten der Stollen ist die Luft zum Er­ sticken. Es gibt einige Kilometer unter der Erde keine Lüftungsschächte; der Geruch, der hier immer vorherrscht, ist eine Mischung aus Kautschuk, Karbid, Moder, mensch­ ›

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Thema Stollen

Souverän gelöst! Ein Gespräch mit Hausbesitzer Gerhard S. in St. Georgen an der Gusen.

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eute, so erklärt uns Herr Gerhard S. offen, würde er hier, hätte er noch einmal die Wahl, nicht mehr bauen. „Hier“: Das ist die Wohnsiedlung Hasenfeld in St. Georgen an der Gusen, zu großen Teilen direkt über den Stollen von „Bergkristall“ gelegen. Vor der Umwidmung in Bauland wurde die Fläche landwirtschaftlich genutzt – die damaligen Besitzer: die beiden Töchter von Rudolf P.. Herr S., seit wann sind Sie in der Siedlung am Hasenfeld schon ansässig? Ich habe die Bauparzelle 1995 erworben. Mir war zwar schon beim Kauf bewusst, dass sich in 40 Metern Tiefe eine alte Stollenanlage befindet, aber ein geophysikalisches Gutachten, das anlässlich der Umwidmung des Areals in Bauland angefertigt worden war, sowie die Rücksprache mit dem Amtsleiter der Marktgemeinde St. Georgen an der Gusen, der mir ­dazu noch ausdrücklich versicherte, dass sich die zu verbauenden Flächen aller umgewidmeten Parzellen auf gewachsenem Gelände und nicht unmittelbar über einem Stollen befinden und daher absolut keine Gefahr bestünde, haben mich beruhigt und den Ausschlag zum Grundstückskauf gegeben. Wann war es mit diesem Gefühl der Sicherheit dann vorbei? 2001/2002 – wir hatten inzwischen schon unser Haus bezogen – sind wir hellhörig geworden, als es auf einem Grundstück westlich von uns zu ­einem Einbruch an der Oberfläche kam. Per Bescheid wurde dort daraufhin ein Betretungsverbot verhängt – für uns wäre dies eine absolut existenzbedrohende Maßnahme gewesen. Wir wussten ja nicht einmal, an wen wir uns diesbezüglich wenden konnten. Die Untersuchungen der BIG haben gezeigt, dass sich Ihr Haus über dem

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Bereich der sogenannten „Maschinenhalle“ von „Bergkristall“ befand und genau unter Ihrer Garage ein gefährlicher Verbruchsdom entstanden war; Sofortmaßnahmen waren also unbedingt notwendig. Wie haben Sie diese Situation erlebt? Im Gegensatz zur Marktgemeinde St. Georgen an der Gusen haben wir die große Offenheit, mit der uns die BIG damals über die ernste Lage informiert hat, als angenehm empfunden und fassten schnell Vertrauen zu den handelnden Personen – Herr Martin Scheiber von S Consult, aber auch ­alle anderen Mitwirkenden sorgten für eine seriöse Abwicklung. Ich kann heute nur sagen: souverän gelöst! Kam es während der Sanierungsmaßnahmen zu Schäden auf Ihrem Grundstück? Ja, am Schwimmbecken kam es zu Senkungen von sieben bis acht Zentimetern, und auch im Bereich des Hauses, des Zubaus und der Außengestaltung kam es zu diversen Schäden. Die BIG hat diese Schäden in einer „Paketlösung“ abgegolten – die Höhe deckte die entstandenen Schäden aber nicht zur Gänze, deswegen waren wir uns anfänglich nicht ganz einig. Die Sanierungsmaßnahmen waren jedoch, ich muss das so sagen, für uns ein großes Glück! Fühlen Sie sich heute ganz sicher? Nein, ein Restgefühl von Unsicherheit ist geblieben und, wie gesagt, noch einmal würde ich hier nicht bauen. Und die Umstände, die zur Umwidmung dieses Geländes in Bauland geführt haben, erscheinen mir nach wie vor sonderbar – da augenscheinlich vor der Umwidmung kein erfahrener Bergbau-Ingenieur herangezogen wurde – wie sonst kann bei einem Gutachten die Nordung nicht stimmen? ‹

«Der Kapo würde seine Opfer töten, mit irgendetwas, das ihm gerade in die Hände fiele, mit einer Spitzhacke oder einer Schaufel.» Bernard Aldebert, ehemaliger Zwangsarbeiter

lichem Schweiß und Tod.“ Bernard Aldebert erlebte den alltäglichen Terror, so auch den Zusammenstoß mit einem SS-Bewacher: „Plötzlich schnellt er vor, reißt mir die Schaufel aus der Hand und drischt mit bestialischer Wut auf mich los. Ich kann das nicht beschreiben, alle diese Flankenschläge, die mich niedermähen. Ich wälze mich auf dem Boden, schütze instinktiv meinen Bauch, auf den es dieses Schwein abgesehen hat. Das Blut in meinen Adern rast vor Angst, in meinem Kopf spüre ich es fürchterlich tosen. Ich denke, dass dieser SS-Mann mich töten wird; aber er zwingt mich mit Fußtritten wieder hoch, er brüllt: ‚Aufstehen, Aufstehen!‘ Ich bin wie betrunken.“ Der französische Häftling wusste, dass dieses Aufstehen ­Leben bedeutete; wer liegen blieb, war des Todes: „Der Kapo würde seine Opfer töten, mit irgendetwas, das ihm gerade in die Hände fiele, mit einer Spitzhacke oder einer Schaufel.“ Gefürchtet war die Arbeit im „Betonierkommando“: Hier schaufelten die Häftlinge „riesige Haufen von Beton zu ihren Füßen weiter zum nächsten, der oberhalb von ihnen arbeitet“, und auch hier durften sie nicht ruhen: „Wenn ein Mann in der Kette schwach wird, wenn er nicht mehr weiterkann, einfach nicht mehr kann, wenn er stirbt, wird er wie eine schlaffe Stoffpuppe hinuntergeworfen. Ein anderer nimmt seinen Platz ein.“

Produktionsstätte

Im November 1944 standen der Messerschmitt GmbH in ­Gusen 21.000 Quadratmeter „bombensichere“ Fertigungsfläche zur Verfügung, gegen Kriegsende würden es an die 49.000 Quadratmeter sein, angestrebt wurden 70.000. Es begann die Produktion von Rümpfen für den Düsenjäger Me 262. Die Vergabe der Stollenfläche in Gusen wurde von Reichsführer SS Heinrich Himmler persönlich vorgenommen. Aus Graz wurden das Institut für Wärmekraft­ maschinen der Technischen Hochschule und ein Windkanal nach Gusen verlagert. Durchschnittlich 65 Waggons pro Monat verließen ­Gusen mit Me-262-Flugzeugteilen Richtung Obernzell bei Passau, wo die Rumpfendmontage stattfand. Im Frühjahr › Nr. 14 | 2013 | www.big.at


Foto: Robert Bouchal

Stollen

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Der Grillstollen in Hallein gab den AnstoĂ&#x; zur Eigentumsregelung der Stollenfrage.

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Thema Stollen

1945 begann auch die Fertigung von Tragflächen für die Me 262 in „Bergkristall“, geplant war, die komplette Fertigung des Düsenjägers in die Stollen bei St. Georgen zu verlegen.

Haftung

Zurück ins Jahr 2009: Nach dem Wirbel um die letzte Sicherungsphase einigten sich Vertreter verschiedenster Gedenkkomitees, des Außenamts, der Kultusgemeinde, des Innenministeriums und des Bundesdenkmalamts beim ­sogenannten Gusengipfel auf die Erstellung eines Konzepts, das den weiteren Weg definieren soll. Einige Maßnahmen daraus – wie beispielsweise der Audioweg – wurden bereits umgesetzt. Neben der historischen Sensibilität sind die Stollen für die BIG vor allem durch ein streng juristisches Thema determiniert: die Haftung! Der Eigentümer ist verantwortlich für die Sicherheit im Stollen und auch für die darüber liegenden Grundstücke. Erfahrungen, wie sie eine Villacher Psychotherapeutin zu Beginn der Sicherungsarbeiten machen musste, können trotz ständiger Überprüfungen aber auch in Zukunft nicht restlos ausgeschlossen werden. Vera F. genießt im Garten des Familienanwesens am Jakominirain den strahlend schönen Frühlingstag. Mit von der Partie ist ihre Rottweilerhündin Yucca, die wie immer ausgelassen über den gepflegten Rasen tollt. Doch plötzlich zeigt das Tier ein eigenartiges Verhalten: Es versucht, sein „Herrl“ von einer bestimmten Stelle im Garten, nur wenige Meter vom Swimmingpool entfernt, „wegzubellen“. Frau F. ist genervt und geht ins Haus. Als sie Sekunden später in den Garten blickt, traut sie ihren Augen nicht: Wo sie zuvor noch mit Yucca gespielt hat, hat sich nun ein Krater mit einem Durchmesser von drei Metern und einer Tiefe von 2,5 Metern gebildet. Da weitere Nachbrüche erwartet werden, wird der Garten der Familie abgesperrt. Elf Jahre danach zeigen sich die Eigentümer noch immer von der Intensität dieser SiDer Eigentümer ist verantwortlich cherungsarbeiten beeinfür die Sicherheit im Stollen und druckt: Ein Jahr lang hätten die Mannen gewerkt, „zehn auch für die darüber liegenden Kräne standen da in unseGrundstücke. rem Garten“, erzählen sie und sprechen von „Riesen-

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tankwägen“, von denen aus die gefährdeten Bereiche verfüllt worden seien, bis hinab in „25 bis 30 Meter Tiefe“ – aufwendige Maßnahmen, die sich jedoch ausgezahlt hätten: Ihren Garten kann die Familie seitdem wieder in Ruhe genießen. Um weitere Erfahrungen wie diese auszuschließen, sind regelmäßige Sicherheitsbefahrungen und Inspektionen unumgänglich. Jede Stollenanlage hat ihre Besonderheiten und ist individuell zu betreuen. Aufmerksame Kon­trolle sei daher das oberste ­Gebot, um eventuelle Schäden durch rasche Reaktion hintanzuhalten, erklärt Martin Scheiber. Daneben bestehe sein Alltag aus einer Fülle von anderen Tätig­ keiten, die sehr in den juristischen Bereich hineinreichen würden. Da gelte es Fragen zur Nach­nutzung von Stollenan­ lagen zu klären, Anfragen von Grund­stückseigen­tümern betreffend Änderungen der Über­bauung zu prüfen – damit verbunden sei wiederum eine „gebirgsmechanische“ Beurteilung der Stollenanlage. Vor allem dieses Zusammenspiel von Grundeigentümer und ­Eigentümer des Superädifikats sei nicht immer frei von Spannungen. Fotos: Robert Bouchal

Bei zahlreichen ­Besuchen in diversen Stollen fanden sich ­viele Hinterlassen­ schaften. Alle ­wurden den ­jeweiligen Heimat­ museen übergeben.

Datenschutz

Eindeutig geklärt sind die Rechte und Pflichten bei der Nutzung eines ehemaligen Rüstungsstollens in der Steiermark. Wer auf der Semmering-Schnellstraße S6 im Mürztal nach Süden fährt und knapp vor der Ausfahrt Kapfenberg nach links blickt, wird sie vielleicht bemerken: die seltsame weiße, von grauen Schlieren überzogene Dreiviertelkugel am Waldrand mit der Aufschrift „KAPSCH“: Das ist earthDATAsafe, das unterirdische Hochsicherheitsrechenzentrum der KapschBusinessCom AG im Höhkogel, dem steirischen „Berg der Daten“. Die Nutzung der Höhkogel-Stollenanlage erfolgt auf Grundlage eines langfristigen Pachtvertrags mit der BIG. Das futuristisch anmutende Schwammerl am Waldrand, technisch gesehen eine Tragluftblase, die während der Nacht hell beleuchtet wird, markiert den Zugang zum „sichersten Rechenzentrum Österreichs“ – einem wahren Fort Knox der Datenspeicherung. „Hier laufen gewaltige Datenströme aus ganz Österreich zusammen“, erklärt Günter Englert von Kapsch, „darunter etwa auch die hochsensiblen Bankomat- und Kreditkartendaten der Firma PayLife“. Sicherheit für die Kunden sei daNr. 14 | 2013 | www.big.at


Stollen

her oberstes Gebot, die Stollenanlage im 500 Millionen Jahre alten Gneis biete dafür Voraussetzungen wie kaum ein anderer Ort: Natur­katastrophen wie Erdbeben, Blitzschlag oder Hochwasser könne man beinahe oder ganz ausschließen, gegen Feuer und Stromausfall habe man ein ausgeklügeltes Sicherheitsnetz, installiert von VA-Siemens, gespannt: Überwachungskameras, eine unterbrechungsfreie Stromversorgung, gewährleistet durch zwei Notstromdieselaggregate mit 315 ­beziehungsweise 800 Kilowatt, die auch für Lüftung und Kühlung sorgen, Brandrauchfrüherkennung und eine Brandmeldeanlage mit Stickstoff-Löschanlage seien ein unverzichtbarer Teil davon.

Verlassen und ungenutzt

Im Regelfall sind die Stollen aber ungenutzt. So wie beispielsweise der Miklinstollen in Klagenfurt, für dessen Bau ebenfalls KZ-Häftlinge eingesetzt wurden. Die große Anlage wurde im Zugangsbereich mit einem Vertikal- oder Lotschacht versehen. Der Stollen ist im vorderen Bereich gut ausgebaut; Fragmente von desolaten Liegestühlen und Reste von Betoneisen liegen auf dem Boden. Wasser rinnt von der Decke. Über die in der Sohle des Stollens eingebaute Drainage rinnt das eingedrungene Wasser ab. Zwei verrostete Eisentüren liegen auf dem Boden. Hier befinden sich noch mehrere Luftschutztüren in einem stark verrosteten Zustand. Einige weiße Sinterröhrchen entstehen auf dem nassen Gewölbe des Stollens. Auf dem Boden liegen rostbraune Töpfe, sie tragen den Stempel der Firma Austria Email. Beim Vortrieb des Stollens verkeilten sich die gehärteten Meißel der Presslufthämmer gelegentlich im Gestein – sie stecken an manchen Stellen bis heute dort. Ein zweiter Luftschutzstollen befindet sich in der Nähe der Klagenfurter Hypo Group Arena. Der Eingang ist mit einer massiven Eisentür verschlossen. Gleich nach dem Betreten des Stollens prangt am Beton der Stollenwand der mit Neonfarben gemalte Schriftzug „Welcome to Hell“. Über Jahre hinweg gab es hier massive Probleme mit Vandalismus. Mehrere Eingangstüren wurden aufgebrochen. Seit dem Einbau einer massiven Eisentüre, die mit einem betonierten Türrahmen verbunden ist, herrscht im Stollen Ruhe. Es finden sich Unmengen von Graffiti an den Wänden; jede Art von Müll wurde hier deponiert. Sonderbares wie Tierknochen oder das Geweih eines Hirsches, Altäre, Kerzen und Damenunterwäsche liegen hier neben den Resten eines Rasenmähers, von Verkehrsschildern, Medikamenten und den Begrenzungspflöcken einer Kärntner Landstraße. Im Stollen selbst sind an der Decke noch die Reste der einstigen Beleuchtung zu erkennen. Ursprünglich besaß der Luftschutzstollen einen zweiten Eingang, der aber heute zugemauert ist. Ein kleines Deckenfenster sorgt für den Luftaustausch. Dieser Stollen ist ein klassisches Beispiel für Vandalismus und die dadurch entstandenen Herausforderungen für die BIG.

Neben kleineren „Fundstücken“ befinden sich in den Stollen noch große technische Anlagen.

Panzerketten statt Reifen

Der Wimpassinger Luftschutzstollen wurde ursprünglich für die Beschäftigten der Semperit AG gebaut. Nach dem „Anschluss“ produzierte man neben Reifen auch Panzer- › Nr. 14 | 2013 | www.big.at

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Thema Stollen

ketten; manches deutet darauf hin, dass man auch in Wimpassing versuchte, Teile der Rüstungsproduktion unter Tag zu verlegen. Unmittelbar nach dem Eintritt in den Stollen lehnt eine alte Luftschutztüre an der Wand. Gleich darauf eine weitere, die aber nach wie vor in den Türangeln hängt. Die 500 Schalsteine, aufgetürmt wie vorgesehen, stehen noch immer da. Zur Sicherung dieses Teils wurde Faserspritzbeton verwendet; dabei werden dem Beton Stahlfasern beigemengt, eine „Mischung“, die so gut hält, dass keine zusätzliche Bewehrung notwendig ist. In einem weiteren Gang lagern die alten Metallrohre der einstigen Belüftungsanlage; große, markant beschriftete Luftfilter rosten vor sich hin. Ein senkrechter Schlot, über den vermutlich auch Abraummaterial aus dem Stollen gebracht wurde, ist als Notausstieg noch immer vorhanden. Eine massive Eisenleiter führt zum verschlossenen Ausstieg. Im Boden einiger Gangabschnitte sind deutlich die Vertiefungen für die ehemals hier befindlichen Schwellen auszumachen – Indiz dafür, dass bei der Errichtung der Stollen das abzuführende Gestein mit Hunten aus dem Stollen gebracht worden ist. Im Bereich der Aborte stehen noch die gemauerten Trennwände und ein schwerer Panzerschrank, dessen rechte Tür herausgerissen ist; außer einer Metallschiene zum Verbinden von Arm- und Beinbrüchen gibt es darin jedoch nichts mehr zu entdecken. Der Schrank hatte ursprünglich einen Anstrich in grüner Farbe, die bereits stark verwittert ist.

Vergessene technische Anlagen

Foto: Klaus Bogon

Auch in Krems, durch den „Anschluss“ von 14 Gemeinden zu „Groß-Krems“ umgestaltet, bereiteten sich die NS-Behörden 1943/44 für den Ernstfall vor. Als wichtiger Verkehrsknotenpunkt an der Donau, so wusste man, war die Stadt durchaus gefährdet; das „Luftgaukommando 17“ genehmigte die Errichtung von Luftschutzanlagen. Ein Luftschutzstollen, in dem große Teile der Lüftungs­ anlage noch immer vorhanden sind, hat hier die letzten 70 Jahre unbemerkt überdauert. Durch eine unscheinbare, mit Natursteinen umrahmte Eingangstür betritt man den Stollen. Blumentöpfe, Federballschläger, Gartenlaternen, eine Rolle Maschendrahtzaun und eine Flasche Rotwein sind nur einige der Dinge, die gleich nach dem Betreten der unterirdischen Anlage zu sehen sind. Der Eingangsbereich dieses Stollens wird vom Besitzer des angrenzenden Grundstücks als großräumiger Stauraum und erweitertes Gartenhaus benutzt. In diesem Bereich gibt es auch noch elektrisches Licht. Nach dem „Gartenhaus-Stollenabschnitt“ kommt eine Stelle, an der mächtige Felsblöcke von der Decke gestürzt sind. Der riesige Verbruch zeigt den voranschreitenden Ver-

Für Fledermäuse sind die Stollen ein willkommener Rückzugsort.

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fall. Das eindringende Wasser begünstigt die Ausschwemmungsvorgänge in der Nähe des Eingangs. Erweiterte ­Sicherungsmaßnahmen werden daher in Kürze in Angriff genommen. Eine Überraschung wartet weiter hinten im Stollen. Hier steht der „Große Luftförderer M 2400“ der Firma Auer in Berlin. Die 1939 erbaute Anlage sieht aus wie neu, an den Guss-Eisenteilen ist fast kein Rost zu sehen. Nun geht es in den langen, ungesicherten Stollen. Dieser als Naturstollen belassene Teil weist bis auf wenige Durchgangstüren und kurzen Gangabschnitte keine zusätzlichen baulichen Sicherungsmaßnahmen auf. Nach dem Krieg ohne Verwendung, wurden hier später Bauschutt und Alt­ waren deponiert, zum Beispiel Metallkübel und alte Reisekoffer, in denen sich Kosmetikartikel und Briefe aus den 1950er-Jahren befinden. Würde man diesen großen Müllberg durchsuchen, so fände man sicher noch weitere Spuren und Relikte des Kriegs.

Fluchtort Stollen

Einen Höhepunkt erreichte der Luftkrieg im Dezember 1944, fast täglich verbrachten die Berndorfer nun einige Stunden in Kellern und Stollen; als sich im Frühjahr 1945 die Front dem Triestingtal näherte, suchten viele ihr Heil in der Flucht vor der Roten Armee und versteckten sich in Höhlen, selbst ausgehobenen Erdlöchern oder notdürftig zusammengezimmerten Unterständen in den umliegenden Wäldern – und gerieten dadurch erst recht in das Kampfgeschehen zwischen SS-Einheiten und Sowjetsoldaten. Am Ostersonntag, dem 1. April 1945, wurde Berndorf evakuiert, ein letzter Zug mit Frauen und Kindern verließ die Stadt, nur etwa 500 Menschen blieben zurück – Berndorf wurde zur Geisterstadt. Am 6. April wurde vom „Konsum“ kostenlos und „markenfrei“ Brotmehl verteilt – aus den Bunkern und Stollen tauchten Menschen auf und holten sich das Mehl, noch immer waren die Russen nicht da; erst am 8. April drangen russische Stoßtrupps in die Stadt ein, die bis zum Fall der deutschen „Riegelstellung“ am 23. April Kampfgebiet blieb. Einer der Luftschutzstollen in Berndorf befindet sich im Eigentum der BIG. Der Eingang führt über ein privates Grundstück. Die Regeln für diesen Luftschutzstollen waren von der Stollenleitung klar definiert. Ausschließlich „Deutsche“ durften diesen Schutzstollen betreten. Der Eintritt war hier nicht allgemein möglich, sondern nur durch das Vorweisen einer nummerierten Marke erlaubt. Diese sicherte ­jeder Person einen genau definierten Sitzplatz. Die Gänge hatten immer frei zu sein und durften weder von Koffern noch anderwärtigem Gepäck verstellt werden. Der einst durch elektrisches Licht erhellte Luftschutzstollen ist heute ohne Beleuchtung. Eine massive, jedoch fledermausfreundliche Eisentüre sichert den Eingang vor dem Betreten durch unbefugte Personen. Nach dem Passieren des neuen Tors gelangt man zu der alten, als Doppelriegeltüre ausgeführten Original-Luftschutztüre. Hinter dieser ist der Boden mit Hinterlassenschaften aus der Kriegszeit übersät. Es hat den Anschein, als wäre hier der Krieg gerade Nr. 14 | 2013 | www.big.at


Foto: Robert Bouchal

Stollen

erst zu Ende gegangen. In einer Stollennische steht noch immer der Trockenabort. Der Motor für die Belüftungsan­ lage des Stollens ist bereits demontiert. Neben Glasflaschen und Holzkisten sind auf dem Boden überall Gasmasken verstreut. Metalldosen, emaillierte Töpfe, die Reste eines Kinderwagens, einige Luftfilter und eine Wassertonne wurden hier zurückgelassen. Zwischen allen diesen Hinterlassenschaften eine Fledermaus – eine kleine Hufeisennase. Die horizontale Einflugsöffnung an der Eisentür verfehlt also ihre Wirkung nicht. Da hier die Tiere in der Regel ungestört sind, haben sie in diesem Stollen ein ideales Refugium, um die nahrungslose Winterzeit, die sie im Ruhezustand verbringen, unbeschadet überstehen zu können.

Grundstück überhaupt verweigern; manche mauern den Eingang gleich selbst zu und glauben sich so aller Probleme enthoben. Und da sind nicht zuletzt Bauträger, die sichergehen wollen, dass ihre Wohnbauprojekte auf den Liegenschaften, die über Stollenanlagen liegen, tatsächlich nicht gefährdet sind. Gutachten werden eingeholt, es muss entschieden werden, was zu tun ist, ob Sicherungsmaßnahmen ergriffen werden oder nicht; mit dem Verfüllen allein ist es nicht getan. Wie man’s auch dreht und wendet: Die Stollen bleiben eine unendliche Geschichte, ob sie nun wie der St. Georgener Stollen-Gigant „Bergkristall“ im Blitzlicht des öffentlichen Interesses stehen oder nicht. Ein prekäres unterirdisches Erbe, das auch in Zukunft Verantwortung bedeutet und Herausforderung sein wird. ‹

Schweres Erbe

Der Artikel enthält Textpassagen aus dem Buch „Unterirdisches Österreich“ von ­Johannes Sachslehner und Robert Bouchal

Die beschriebenen Stollen stehen exemplarisch für zahlreiche andere in Österreich. Noch immer befinden sich mehr als 150 Stollen im Eigentum der BIG. Neue Stollen aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs werden zwar nur mehr ganz selten entdeckt, die laufende Betreuung der Anlagen erweist sich aber auch so als große und langfristige Aufgabe. Und die Rechtsabteilung der BIG sieht sich immer wieder mit dem Stollenthema konfrontiert. Die Anlässe dafür sind vielfältig: Da werden Portale aufgebrochen, fragwürdige Mutproben unternommen und schwarze Messen gefeiert, und da sind manche Oberlieger, die ihre Befugnisse noch immer missverstehen und den Eingangsbereich in einen Lagerplatz für alte Kühlschränke und anderen Hausmüll umfunktionieren oder den Zutritt zu den Stollen auf ihrem Nr. 14 | 2013 | www.big.at

Für die Öffent­ lichkeit nicht zugänglich, bleiben die meisten Stollen auch weiter geheimnisvolle Orte. Zu finden gibt es aber mittlerweile so gut wie nichts mehr.

BUCHTIPP Robert Bouchal Johannes Sachslehner

Unterirdisches Österreich Vergessene Stollen – Geheime Projekte 256 Seiten, 17 x 24 cm ISBN 978-3-222-13390-9 E 24,99

Das Buch ist in allen Buchhandlungen erhältlich sowie im Internet auf www.styriabooks.at

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Thema

Karikatur: Much

Herausforderungen

Wenn Bautechniker schlecht schlafen Die perfekte Planung wie auch das Zusammenspiel aller Disziplinen sind ausschlaggebend f체r die erfolgreiche Realisierung eines Bauprojekts. Unvorhergesehene Situationen oder auch gewagte Konstruktionen f체hren jedoch in so manchen F채llen zu unruhigen N채chten. Wasser ist dabei ein wiederkehrendes Element. Von Gisela Gary und Ernst Eichinger

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Das Library & Learning Center der neuen WU ist ein Meisterstück der Baukunst. Ohne Verankerung in der massiven Fundamentplatte würde das Gebäude einfach nach vorne kippen.

D

er vor wenigen Wochen eröffnete Campus WU lässt mittlerweile nichts mehr davon merken, mit welchem Aufwand jahrelang an der Um­ setzung des Projekts gearbeitet wurde. Und das nicht nur auf der Baustelle selbst. Vor allem das Library & Learning Center (LC) forderte die Ingenieure heraus. Zu be­ wältigen war eine gewaltige Auskragung. Dafür tüftelte Lothar Heinrich, Vasko+Partner, gemeinsam mit dem Stahlbauer Unger Steel Group einige Wochen an der idea­ len Lösung. Zaha Hadid, die Architektin des Herzstücks des Campus, plante einen stützenfreien Raum, der durch die Konstruktion eines 400 Tonnen schweren Stahlfachwerks ermöglicht wird. „Schon der Körper des Gebäudes in Stahl­ beton sprengte die Grenzen aller konventionellen Stan­ dardlösungen. Es musste verstärktes Augenmerk auf die Bewehrung, Vorspannung, Gründung mit Pfählen und die gewaltige Fundamentplatte gelegt werden“, erklärt Hein­ rich. Um die enormen Kräfte des Gebäudes gut zu fun­ dieren, wurde eine bis zu 3,5 Meter dicke Stahlbetonplatte auf zwölf Meter lange und 60 Zentimeter dicke Pfähle ge­ legt und so sicher im Boden verankert. Die Dimension der ­Fundamentplatte diente auch der Verankerung der Spann­ Nr. 14 | 2013 | www.big.at

Forderungen

Fotos: 2013 BOANET.AT

Foto: Richard Tanzer

Heraus

stangen für die Wände – eine nicht konventionelle, aber sehr effiziente Baumethode. Das Kniffligste am LC war jedoch die Auskragung mit­ hilfe eines frei tragenden Stahlfachwerks, genannt Canyon­ träger, wodurch der Baukörper, der auch den Besucher in dem großen, stützenfreien Foyer empfängt, in 17 Metern Höhe scheinbar schwebt. Der sogenannte Monitor, der ei­ nen spektakulären Blick über den Prater gewährt, kragt 25 Meter in die Plaza des WU-Geländes hinein. Die Stahlkon­ struktion des Dachs ruht auf diesem Canyonträger. Acht Teile mit einem Einzelgewicht von bis zu 60 Tonnen wur­ den jeweils in der Nacht in luftiger Höhe montiert. Das war ein nächtliches Spektakel, denn die riesigen Stahlträger wurden mit Sondertransportern geliefert und mit einem 800 Tonnen schweren Raupenkran eingehoben. Nicht aus­ zudenken, welche Folgen eine kleine Unaufmerksamkeit des Kranführers haben hätte können.

Unruhige Nächte

Günther Sokol, Bauingenieur und Leiter der Abteilung ­Planen & Bauen bei der BIG, ist in den meisten Fällen ent­ spannt: „Wenn die Planer der jeweiligen Projekte unruhig ›

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Thema

Foto: SOLID K2/Kurt Kuball

Herausforderungen

«Bereits in der Planungsphase stellten wir fest, dass die Decke ungewöhnlicherweise nicht am Erdreich auflag, sondern dass sich zwischen Fundament und Decke ein Hohlraum befand.»

Foto: BIG

Michael Schmidle, BIG-Projektleiter

Das Gymnasium in Neusiedl wurde regelrecht unterspült. Die Statiker staunten nicht schlecht, als sie den Hohlraum unter dem Gebäude sahen.

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schlafen, ist das ein gutes Zeichen. Denn dann weiß ich, dass auf Hochdruck gearbeitet und getüftelt wird, um die bestmögliche Lösung zu erreichen.“ Für Ingrid Egger, Psy­ chotherapeutin, ist die Gefühlsebene in extrem rationalen Berufen eine spannende Thematik, sie verweist auf Unter­ suchungen, die bestätigen, dass viele Entscheidungen nicht nur aufgrund von Argumenten getroffen werden – sondern vor allem auch gefühlsgeleitet. Die Auskragung des LC – eine Gefühlssache? „Natürlich auch“, lacht Maxi­ milian Pammer, Projektleiter Campus WU: „So eine abend­ liche Baustellenszenerie mit vielen Baugeräten, Baulärm und riesigen Trägern, da geht einem Techniker schon das Herz auf. Trotzdem ist Bauen selbst nur bedingt eine Ge­ fühlssache. Hier muss alles perfekt und professionell vor­ bereitet werden. Man darf nichts dem Zufall überlassen. Spannend war der Moment, als die gewaltige Unterstel­ lung der LC-Auskragung abgebaut wurde. Zum Glück ist die Durchbiegung innerhalb der prognostizierten Werte von wenigen Zentimetern gelegen – wobei das mit Glück natürlich weniger zu tun hat als mit akkurater Berechnung. Wenn man da schlaflose Nächte hat, sollte man rasch den Beruf wechseln.“ Nr. 14 | 2013 | www.big.at


Heraus

Neben starken Nerven ist trotzdem auch die Empathie­ fähigkeit des Homo technicus gefragt. Einzel- oder gar Draufgänger könnten sich als Problemfälle entpuppen. Der Gehirnforscher und Neurobiologe Joachim Bauer er­ läutert in seinem Buch „Prinzip Menschlichkeit – Warum wir von Natur aus kooperieren“ seine These, dass die zen­ tralen Strebungen des Menschen, soweit sie sich aus neu­ robiologischen Studien über die sogenannten Motiva­ tionssysteme des Gehirns erkennen lassen, primär auf ge­ lingende soziale Beziehungen gerichtet sind. Für Heinrich trifft das natürlich auch auf den „Techniker“ zu: „Am An­ fang vieler Bauaufgaben steht ein Wett­bewerb, da ist Fan­ tasie und Neues gefragt. In einem Wettbewerb und natür­ lich auch danach kooperieren möglichst alle Teilbereiche.“ Kurz: Gute Zusammenarbeit im Team und laufende ­Kommunikation sind neben nüchterner Aufbereitung der ­Zahlen nahezu gleichberechtigte Faktoren im Zuge eines Projekts.

Unter dem Sportplatz gärte es jahrelang. Schuld war eine „aktivierte“ Mülldeponie. Eine große Herausforderung war, die Verbindung zwischen Altund Neubau abzudichten.

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Fotos: BIG

Dauerfeuchte Grotte

Vor allem unvorhergesehene Herausforderungen können im Regelfall nur durch perfektes Zusammenspiel gelöst werden. So blieb beispielsweise den Verantwortlichen bei einer Schule in Neusiedl am See nicht viel Zeit, Entschei­ dungen zu treffen. Das Bundesrealgymnasium Neusiedl aus dem Jahr 1972, quasi mitten im Schilfgürtel stehend, sollte generalsaniert und um einen zweigeschoßigen Bau­ körper erweitert werden – inklusive teilweiser Verstärkung und Weiterverwendung des Fundaments. Doch im Laufe der ersten Bauarbeiten wurden die Bauarbeiter der ­Teerag-Asdag von einer unerwarteten Entdeckung über­ rascht: Die Kellerdecke an der Tragkonstruktion war stark beschädigt, die Rippenträger teilweise korrodiert und be­ reits frei sichtbar. RWT+, das Statikerteam, war sofort zur Stelle und verhängte einen Baustopp: Keine Chance, das Tragwerk muss gründlich saniert werden. „Bereits in der Planungsphase stellten wir fest, dass die Decke ungewöhn­ licherweise nicht am Erdreich auflag, sondern dass sich zwischen Fundament und Decke ein Hohlraum befand“, beschreibt Michael Schmidle, BIG-Projektleiter, die Situati­ on. Die starke Beschädigung entstand offensichtlich durch das ständige Ansteigen und Absinken des Wasserspiegels unter der Bodenplatte, der Decke unter dem Erdgeschoß. Dadurch ergab sich eine dauerfeuchte Grotte, die Decken­ konstruktion wurde geschwächt, und es kam zu weiteren Rissen – so der fatale, jedoch nicht sichtbare Kreislauf. Zunächst wurden unterhalb des Bestands Stützen mon­ tiert und die kaputte Decke saniert, wodurch sich die Sanie­ rungskosten um rund 500.000 Euro erhöhten. Da der Ar­ beitsbereich maximal einen Meter hoch war, wurde ein Mann mit Schutzausrüstung und Sauerstoffmaske in den Hohlraum geschickt. Im ersten Arbeitsschritt wurde die rund 2.000 Quadratmeter große Decke sandgestrahlt, da­ nach ein Korrosionsschutz aufgebracht und zu guter Letzt die Decke mit einer elastischen Kunststofffolie überzogen und mit einem Reparaturmörtel überspritzt. „Jetzt sollte es wieder ein paar Jahrzehnte halten“, meint Schmidle.

Forderungen

Schlummernde Altlasten

Die Kraft des Wassers bekam auch BIG-Projektleiter Her­ wig Wolloner – nebenbei in seiner Freizeit Kapitän eines Schaufelraddampfers – zu spüren. Der Sportplatz des 1967/68 errichteten Bundesrealgymnasiums Krems wur­ de auf einem, ursprünglich mit Hausmüll verfüllten, Grundstück zwischen Donaustrom und Kremsfluss ge­ baut. Bis knapp nach der Jahrtausendwende gab es dort keine Überflutungen. Im Jahr 2002 wurde allerdings der gesamte Stadtteil Mitterau überflutet. „Die bis dahin fried­ lich schlummernde Altlast der Deponie, die im Wesentli­ chen aus biogenen Stoffen bestand, wurde vollständig durchfeuchtet und aktiviert“, erläutert Wolloner. Die Folge war ausströmendes Methangas. „Damit wurde die Lauf­ bahn zur Achterbahn“, erinnert sich Wolloner. Das Pro­ blem: Dieses verseuchte Areal sollte der Schulerweiterung dienen und bebaut werden. Zuerst musste also mühsam ›

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Thema Herausforderungen

«Die Schule hat vermutlich als einzige – im eher unwahrscheinlichen Fall des nächsten Jahrtausendhochwassers – die Möglichkeit, im Schulhof eine Ruderregatta zu veranstalten.» Herwig Wolloner, BIG-Projektleiter

das Grundstück dekontaminiert werden, bis es für die Er­ weiterung bereitstand. Während der Planungsphase ver­ besserte die Stadt Krems ihren Hochwasserschutz am Kremsfluss. Die Dämme wurden erhöht oder das Flusspro­ fil, wo erforderlich, abgesenkt. Diese Eintiefung hatte wie­ derum zur Folge, dass die bis dahin vorhandene natür­ liche, aus Feinsedimenten bestehende Bachbettdichtung auf weite Strecken vorübergehend geöffnet wurde. Da läu­ teten bei Wolloner die Alarmglocken: „Meine Vermutung bestätigte sich. Der geplante, auf Kellerniveau abgesenkte ­Innenhof würde bei den schlimmsten zu befürchtenden Ereignissen mehr als einen Meter unter Wasser stehen – und damit das gesamte Kellergeschoß überfluten.“ Seit diesem Zeitpunkt kontrolliert eine Sonde kontinuierlich das Grundwasser. Wird ein bestimmter Pegelstand über­ schritten, ­erfolgt die automatische Warnung des Schulper­ sonals per SMS, das daraufhin die erforder­lichen Maßnah­ men setzen muss. Wobei die recht einfach sind. Denn dann heißt es: ­(Eigens dafür eingebaute) Schleusen dicht! „Die Schule hat vermutlich als einzige – im eher unwahrschein­ lichen Fall des nächsten Jahr­tausendhochwassers – die Möglichkeit, im Schulhof eine Ruder­regatta zu veranstal­ ten“, so Wol­loner. Darüber hinaus stellte dieses „Worst-Case-Szenario“ die Techniker vor massive Probleme. Die Pläne für die Sanie­ rung und Erweiterung des BRG Krems waren nicht mehr änderbar. Unter diesen Voraussetzungen würden aber die Anschlüsse zwischen Bestand und Neubau nicht abgedich­ tet werden können. „Wir gingen davon aus, dass die Isolie­ rung auf der Bestandsmauer erfolgt war und diese dann durch eine Vormauerung geschützt war“, so Wolloner. Zur Überraschung aller war es genau umgekehrt. Die Isolie­ rung war an der Vormauerung angebracht und mit deren Abriss dementsprechend perdu. Es musste möglichst rasch eine Lösung gefunden werden, da ein ungeschützter Keller im Hochwassergebiet auch kühl rechnenden Projektleitern den Schweiß auf die Stirne treibt. Nebenbei wurden ein paar Mauern unterspült, die durch „Hochdruck-Bodenver­ mörtelung“ unterfangen werden mussten. Es musste also quasi nachträglich ein Fundament unter das Fundament gelegt werden. Dazu gesellten sich Probleme mit dem Brandschutz der Bestandsdecken. „Gemeinsam mit dem Statiker des Generalplaners und dem ausführenden Bau­ unternehmen ARGE Steiner – Schubrig tüftelten wir an ei­ ner nachhaltigen Lösung für jeden der einzelnen Punkte,

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ähnlich ­einer Operation am offenen Herzen. Das Bauvorha­ ben entwickelte sich zu einer statischen Gratwanderung, das Ganze mit einem spannenden Zeitlimit“, erläutert Wol­ loner die Turbulenzen, die das Team auf Trab hielten. Ein Fass ohne Boden? „Ja, kommt mir auch so vor – doch jetzt haben wir alles im Griff“, lacht Wolloner. Zurzeit laufen die Baumaßnahmen ganz nach Plan – die thermische Sanie­ rung sowie neu gedämmte Kellerdecken, neue Fenster und eine teilweise Dachbegrünung werden umgesetzt. Neu her­ gestellt werden auch die gesamten Außensportanlagen, da­ runter eine Laufbahn, eine Kugelstoßanlage und eine Hart­ platz-Spielfläche. Atrien und Höfe bringen reichlich Tages­ licht in die Gänge und können sowohl in den Pausen als auch für den Unterricht genutzt werden. Im Untergeschoß befinden sich die Räume für den Werkunterricht und die Haustechnik. Die Gesamtfertigstellung ist für das Schuljahr 2015/16 geplant. Die Schüler werden bis zur Eröffnung in Containern unterrichtet und – wenn es gelingt – sogar vor­ gezogen im Herbst 2014 großteils rückübersiedelt.

So blau

Das Justizzentrum Korneuburg wurde sehr nahe und bis zu einer Tiefe von vier Metern unter den Grundwasserspiegel gebaut. Die Arbeitsgemeinschaft Dieter Mathoi Architekten ZT GmbH und die Architekturwerkstatt DIN A4 ZT GmbH planten sowohl ein Gerichtsgebäude mit rund 16.900 Qua­ dratmetern Nettogrundfläche als auch eine durch einen ­unterirdischen Gang angebundene Justizanstalt mit rund 17.000 Quadratmetern Nettogrundfläche. Klar war, dass während des Baus eine entsprechende Ableitung des anfal­ lenden Wassers errichtet werden musste. Aufgrund des starken Grundwassersstroms waren bis zu 30 Stück Kiesfil­ terbrunnen notwendig, um das anfallende Wasser aus der Baugrube zu befördern. Das Nass wurde per Ringleitung, die am Baugrubenrand verlegt wurde, über ein Absetzbecken zur 600 Meter entfernten Donau gepumpt. Die Leitung, be­ stehend aus zwei Metallröhren von jeweils 300 Millimetern Durchmesser, wurde mittels zweier Brückenkonstrukt­io­ nen über die Straße geführt, um den Individualverkehr nicht zu behindern. Zu Spitzenzeiten wurden bis zu 400 Li­ ter (das entspricht einer überdimensionierten Badewanne) pro Sekunde zu einem Altarm der Donau befördert. Doch dann gab es auch für den erfahrenen Projektleiter Michael Schmidle, BIG, einen Moment, wo er seinen Augen nicht traute: blitzblaues Wasser! Die Erklärung war rasch Nr. 14 | 2013 | www.big.at


Heraus

Forderungen

Foto: TDC ZT-GmbH

Die Arme der Donau reichen weit. Beim Bau des Justizzentrums Korneuburg mussten die Pumpen auf Hochdruck arbeiten.

gefunden. Da das Wasser extrem sauber gefiltert war, ent­ stand im Bereich der Einmündung eine azurblaue Lagune in dem sonst eher lehmbraunen Wasserabschnitt. Das Schauspiel faszinierte die zahlreichen Spaziergänger – die verwundert stehenblieben und sich fragten, wo denn plötzlich das saubere Wasser herkomme. „Und wie könnte es anders sein – auf der Baustelle herr­ schen eigene Gesetze“, lacht Schmidle heute, „denn kaum war diese für die Baustelle unbedingt notwendige Leitung errichtet und in Betrieb, wurde eine der Rohrbrücken umge­ fahren, und das Wasser flutete in die Baugrube.“ Dennoch konnte das Justizzentrum ohne weitere Überraschungen fertiggestellt werden und ist seit über einem Jahr in Betrieb.

Unterricht in luftiger Höhe

Wenn sich während eines Projekts Abgründe auftun, liegt es vor allem in der Verantwortung der Planung, einen Weg zu finden. Für die Erweiterung des Bundesrealgymnasiums in Kufstein war das Architekt Johannes Wiesflecker. Bei diesem Bauvorhaben sollte ein vom Bestand abgerückter Neubau im Unter- und Erdgeschoß an den Bestand ange­ bunden werden. Zusätzlich sollte unterirdisch die Errich­ tung einer Turnhalle mit den erforderlichen Nebenräumen erfolgen. Das unter Denkmalschutz stehende Gebäude aus dem Jahr 1982 befand sich jedoch sieben Meter oberhalb des geplanten Neubaus. Also einfach alles sehr kompliziert. Für Gerhard Isser, den BIG-Projektleiter, war klar, da musste zuerst einmal ordentlich gegraben werden. Das › Nr. 14 | 2013 | www.big.at

«Und wie könnte es anders sein – auf der Baustelle herrschen eigene Gesetze, denn kaum war diese für die Baustelle unbedingt notwendige Leitung errichtet und in Betrieb, wurde eine der Rohrbrücken umgefahren, und das Wasser flutete in die Baugrube.» Michael Schmidle, BIG-Projektleiter

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Thema Herausforderungen

Foto: BIG

Karikatur: Much

Foto: Kurt H채rting

Die Erweiterung und Sanierung des Gymnasiums Kufstein hielt die Planer auf Trab. Bei Vollbetrieb wurde ein ganzer Klassentrakt mittels provisorischer St체tzen getragen. Jeder Fehler h채tte in diesem Fall fatale Konsequenzen gehabt.

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Foto: Andreas Kol arik

ganze Erdreich, das Erdgeschoß wie auch das Un­ tergeschoß wurden herausgebrochen – und das nun quasi in der Luft hängende, immerhin drei­ stöckige Gebäude wurde mit mächtigen Stahl­ stützen abgestützt. Zwei überwiegend voll be­ setzte Bestandsgeschoße mit mehreren Hun­ dert Kindern mussten während dieser Bau­ phase fast 15 Meter über Baugrubensohle ge­ halten werden. Für Gerhard Isser kein Grund zur Nervosität: „Es gab einen einzigen Tag, an dem niemand die Schule betreten durfte. Spannend war nur, dass der Statiker anfangs dachte, wir sanieren ohnehin bei geräumter Schule“, schmunzelt Isser. Doch das war kein Thema – die Kosten für eine Aussiedlung standen in keiner Relation. Und ein Abriss samt Neubau? „Wäre um Millionen teu­ rer gewesen“, so Isser. In nur zwei Jahren Bauzeit – selbst­ verständlich bei aufrechtem Schulbe­ trieb – gelang das Bauvorhaben. Eine spannende Herausforderung war je­ doch, alle Beteiligten – Generalpla­ ner, Statiker, ÖBA und vor allem die ausführende Baufirma – von der Machbarkeit zu überzeugen und nicht die geringsten Zweifel an der Umsetzung aufkommen zu lassen: „Zudem mussten wir auch noch allen an der Schule tätigen Personen das Ge­ fühl vermitteln, dass diese Umsetzung der Baumaß­ nahme das ,Normalste auf der Welt‘ ist“, lacht Isser. Gar nicht so zum Spaßen empfand Johannes Wiesflecker das Projekt, das ihm einige unruhige Nächte bescherte und ihn intensiv beschäftigte: „Wir beobachteten jede Bewe­ gung des Bestands. Unsere Baubesprechungen starteten jeweils an den Beobachtungsstellen. Faszinierenderweise hat sich der Bestand während der gesamten Projektlaufzeit – vom Abbruch bis zur Fertigstellung – nur zwei Zentime­ ter bewegt.“ Als heißeste Phase beschreibt Wiesflecker die Lastübergabe von der temporären Stahlstruktur auf die Ge­ bäudestruktur: „Das Konzept des Poliers – ,Wir schneiden einfach unten von der Stahlstruktur 20 bis 30 Zentimeter heraus, dann sehen wir auch gut, ob sich was rührt‘ – war genial, trug aber nicht gerade zu meiner Beruhigung bei“, schmunzelt Wiesflecker.

Rohrkrepierer

Der Standort Muggendorf des Conrad Observatoriums ist aufgrund der Abgeschiedenheit wie auch der konstanten klimatischen Bedingungen für Erdbebenforschung (Seis­ mologie), die Wissenschaft von der Schwerkraft der Erde (Gravimetrie) und die Wissenschaft vom Magnetfeld der Erde (Geomagnetik) ideal. Die Baustufe eins umfasste die unterirdisch gelegene Forschungs- und Ausbildungsstätte für Seismologie und Gravimetrie. In Baustufe zwei erfolgte die Komplettierung des Forschungszentrums mit der Diszi­ Nr. 14 | 2013 | www.big.at

Heraus

Forderungen

plin Geomagnetik. Gerald Kaufmann, BIGProjektleiter des Bauvorhabens, dachte nicht im Traum an besondere Komplikatio­ nen. Nach einer umfassenden und sorgfäl­ tigen Planungsphase erfolgte der Bau­ start. Durch die nicht magnetische, unter­ irdische Errichtungsweise im kompakten Kalkstein des Trafelbergs, unweit der be­ reits realisierten Baustufe eins, ist das Geo­ magnetische Observatorium eine soge­ nannte „Low Noise Facility“. Frei von natür­ lichen und künstlichen elektromagneti­ schen Störfeldern und Bodenerschütterun­ gen und bei natürlicher Temperaturkons­ tanz in der Stollenanlage mit sehr geringer, jahreszeitlich bedingter Schwankungsbrei­ te herrschen optimale Bedingungen für hochpräzise Messreihen über lange Zeiträume. Die Errichtung der Stollenanlage, be­ stehend aus einem Hauptstollen mit zwei Notausgängen, vier Querstollen und zwei Verbindungsstollen, war noch weitgehend problemlos. Die Tiefboh­ rungen für zwei Rohre, in denen ver­ schiedenste Messungen vorgenom­ men werden sollten, bereiteten BIGProjektleiter Gerald Kaufmann jedoch unerwarteterweise einiges an Kopfzer­ brechen: „Die ersten beiden Tiefbohrun­ gen misslangen bereits.“ Einmal wurde schief gebohrt. Dann war das Rohr undicht. Die Tunnel­ baufirma sah sich außerstande, die Situation in den Griff zu bekommen, und verweigerte. Kaufmann machte sich unter gewaltigem Zeitdruck auf die Suche nach einer neu­ en Firma. Im Zuge der Ersatzvornahme stießen die Tiefbau­ er dann auf eine gewaltige Karsthöhle. „Diesen Hohlraum mussten wir dann über eine zehn Zentimeter große Ein­ bringöffnung verdichten. Insgesamt wurden dabei mehr als 150 Tonnen Splittmaterial eingebracht“, sagt Kauf­ mann. Erst danach konnte weitergebohrt werden. Bei ­einem weiteren Versuch für die zweite Röhre stieß man auf Granit. Weiterbohren war unmöglich. „Zum Glück ist dort weit und breit niemand, und man hat mich nicht schreien gehört“, lacht Kaufmann. Letztendlich konnte auch diese Unwägbarkeit umgangen und das Bauvorhaben fertigge­ stellt werden. Scheinbar ausweglose Situationen sind für ambitionier­ te Projektleiter Antrieb für Höchstleistungen, denn gene­ rell ergeben sich bei nahezu jedem Bauvorhaben unerwar­ tete Herausforderungen oder auch Ereignisse, die oft den kompletten Bauzeitplan durcheinanderwirbeln und ein ra­ sches Handeln fordern. Bei allem rationalen Agieren haben natürlich auch Ingenieure Gefühle. Trotzdem behalten sie kühlen Kopf, ganz im Sinne des Homo faber von Max Frisch, der meinte: „Ich bin Techniker und gewohnt, die Dinge zu sehen, wie sie sind.“ ‹

Der Wahl des richtigen Bohrers ist (mit)verantwortlich für den Erfolg des Vorhabens.

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Galerie BIG Time

BIG Time 2013 Das Atelierhaus der Akademie der Bildenden Künste, besser bekannt als „Semperdepot“, stand am Abend des 26. September 2013 unter dem Motto „BIG Time“. Über 300 Gäste und Geschäftspartner folgten gespannt dem von Thomas Stipsits und Manuel Rubey moderierten Programm. Im Zentrum stand dabei die Präsentation der Serviceleistungen des BIG-Konzerns.

 Das Semperdepot – eine Immobilie der BIG – wurde eigens für diesen Abend farblich neu ­gestaltet.

Gutachter Detlev Gross.

Fotos: Julia Fuchs und Anna Rauchenberger

Wolfgang Poppe (Vasko & Partner), Gerhard Dreyer (Real Invest), Wolfgang Vasko (Vasko & Partner).

Hans-Peter Weiss (BIG), BIG-Aufsichtsratsvorsitzende Michaela Steinacker, Wolfgang Gleissner (BIG).

Hellmut Samonigg, Programmbeauftragter Med-Uni Graz.

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Vorbildlich gedeckt und für den Ansturm bereit: An diesem Abend musste niemand hungrig oder durstig nach Hause gehen.

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Makler Georg Spiegelfeld.

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Anton Bondi de Antoni (Bondi Consult), Ulli Haslauer (Compact Electric).

Hans-Peter Weiss (BIG), Markus Neu­ rauter (Raiffeisen ­evolution), Gabriele Neurauter, Wolfgang Gleissner (BIG).

Elisabeth Rauter (Aetas), Heinz Kropiunik (Aetas), Claudia Schnuderl (Aetas), Andrea Reithmayer (Vizerektorin BOKU).

Spielerisch konnte die BIG „entdeckt“ werden.

Christian Schinzl, Martin Butollo, ­Claudia Schleiss (BIG), Christoph ­Ilgner ­(alle ­Commerzbank).

Gerald Bast, Rektor der Universität für Angewandte Kunst, Josef Schmidinger (Generaldirektor S Bausparkasse).

Rechtsanwältin Ulrike Sehrschön, Michael Ehlmaier (EHL).

Margret Funk, Nicole Neugebauer-Herl, Simone Maier-Hülle (beide nmh Rechtsanwälte), Barbara Horstmeier.

Für das leibliche Wohl war gut gesorgt.

Lukas Bruckner (BIG), Architekt Gunther Palme.

Pino Lux (GF die Maklerei Immo­ bilientreuhand), Andreas Polak-Evans (DMH Partners).

Robert Hengl, Gerald Kohlmayer (Berenberg Bank), Alexandra Köpplinger.

Philipp Mensi-Klarbach (Immofinanz), Markus Hartmann (BIG), Martin Bartl (Seeste Bau AG).

Alexandra Petermann (BIG), Ingrid Gratzer (Immorent).

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Galerie BIG Time

BIG-Mitarbeiter stellten ihre jeweiligen Geschäftsbereiche und Dienst­ leistungen vor.

Die Präsentation brachte außer Gerald Hodecek (Bild Mitte) von der TU sichtlich noch so manche zum Schmunzeln.

Die Moderatoren Stipsits und Rubey führten durch die Vorstellung der ­einzelnen Dienstleistungsbereiche.

Hans Hamberger, Andreas Pernsteiner (beide BMLVS).

Rechtsanwältin Daniela WittDörring.

Magdalena Schachinger (BAR), Michael Zöchling (BAR), Barbara Flasch (M’CAPS Advertising).

Andreas Gnesda.

Auf großen interaktiven Screens konnten sich die Gäste umfassend informieren.

Elisabeth Della Lucia (DMV), Brigitte Jank (WKO).

Die Bar war einer der „Hotspots“ dieses Abends.

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BIG Business

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BIG Time

Wolfgang Poppe (Vasko & Partner), Gerhard Dreyer (Real Invest).

Gutachter Michael Reinberg, Peter Melichar (ZAMG).

Alexis Wintoniak (Parlament), Rudolf Kemler (ÖIAG).

Gerald Beck (Raiffeisen evolution), Michael Buchmeier (MRG).

Martin Kapoun (Wiener Stadtschulrat), Architekt Gunther Palme.

Elisabeth Freismuth (BMWF), Ernst Eichinger (BIG).

Elisabeth Werner (Uni Salzburg).

Sandra Bauernfeind (EHL), Rechtsanwältin Simone MaierHülle.

Reinhard Einwaller (EP Media), Ingrid & Franz Hogl.

Ein Saxofonspieler sorgte für die musikalische Untermalung des Abends.

Notarin Sonja Tades, Petra Kirschner.

Willibald Plesser (Freshfields), Martin Schuppich (Schuppich, Sporn & Winischhofer).

Für Stimmung war alleine schon aufgrund der einzigartigen Location gesorgt.

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Galerie ARE Frühstück

ARE-Immobilien-Frühstück

Fotos: Elke Mayr

Im Sommer lud die ARE Austrian Real Estate gemeinsam mit dem DMV Verlag zu ihrem ersten Networking-Event in die Strandbar Herrmann. Rund 100 Gäste nutzten gerne die Gelegenheit, um bei Spiegelei und Speck sowie Kaffee und Croissants über aktuelle Themen zu plaudern.

Wolfgang Gleissner (ARE), Elisabeth Della Lucia (DMV), Hans-Peter Weiss (ARE) bei der Begrüßung.

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Herwig Peham (EHL), Sabine Ullrich (IC Projektentwicklung), Margret Funk, Heinz Kropiunik (Aetas), Johannes Karner (Hypo NÖ), Frank Brün.

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ARE

Frühstück

Andreas Ridder (CBRE), Michael Möstl (Seeste).

In ungezwungener Atmosphäre lässt sich auch die eine oder andere berufliche Herausforderung besser diskutieren.

Gottfried RiedlRieden­stein (Porr ­Real), Stefanie Möllner (Porr Real), Johannes Karner (Hypo NÖ), Reinhard Schmied (areos ­Immobilien).

Alois Aigner (ARE ­Development), Markus Werner (Werner Consult), Roland Köll (ARE).

Stefan Brezovich (ÖRAG), Daniel Riedl (BUWOG), Wolfgang Scheibenpflug (Flughafen Wien).

Daniel Riedl (BUWOG), Architekt Christian Heiss.

Wolfgang Wahl­ müller (ÖSW), Stefan Artner (DBJ), Reinhard Walten­ berger (S Immo), Helga Mayer (ÖSW), Friedrich Wachernig (S Immo).

Kurt Waniek (Contec Immobilien), Gerhard Dreyer (Real Invest), Peter Oberlechner (Wolf Theiss).

Markus Neurauter (Raiffeisen evolution).

Georg Fichtinger (CBRE), Jasmin Soravia (Conwert).

Kathrin Gulnerits (Wirtschaftsblatt), Michaela Unteregger (Immpuls) Anita Körbler (Immo United), Brigitte Fiedler (WISAG Service Holding).

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Wolfgang Gleissner (BIG), Anton Bondi de Antoni (Bondi Consult), Heinz Kropiunik (Aetas).

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Galerie WU-Eröffnung

Eröffnungsreigen am Campus WU Architektur-Pre-Opening Am 19. September präsentierten die Architektinnen und Architekten des Campus WU ihre Bauwerke einem renommierten Fachpublikum im Rahmen eines exklusiven Pre-Opening-Events. Rund 700 Gäste nutzten diese einmalige Gelegenheit, die neue Wirtschaftsuniversität ­kennenzulernen.

Auf einem großen Podium und auch danach in Einzelgesprächen legten die verantwortlichen Architekten ihre Gedanken zu den von ihnen geplanten Gebäuden offen.

Die Masterplanerin Laura Spinadel wurde an diesem Tag nicht nur sprichwörtlich auf Händen getragen.

Moderiert wurde der Nachmittag professio­ nell von Barbara Rett.

In lockeren Gesprächen nach dem offiziellen Teil war noch Zeit, um zu diskutieren.

Feierliche Schlüsselübergabe

Der überdimen­ sionierte BIGSchlüssel sperrt zwar nirgends, ist aber Symbol eines sehr erfolgreich ­abgeschlossenen ­Projekts.

Am 4. Oktober 2013 wurde der neue Campus für die Wirtschaftsuniversität Wien feierlich eröffnet. BIGGeschäftsführer Wolfgang Gleissner übergab den symbolischen Schlüssel zum Campus an WU-Rektor Christoph Badelt. 

Das Learning Center war gesteckt voll. Sogar auf den Galerien drängten sich die „Massen“, um der Eröffnung beizuwohnen.

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An diesem Tag gaben sich die Spitzen aus Wirtschaft und Politik ein Stelldichein. Auch Bundespräsident Heinz Fischer ließ sich die Feier nicht entgehen.

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präsentation

Buchpräsentation Über Immobilien der BIG gibt es viel zu erzählen. Einen ganz besonderen Teil des BIGPortfolios haben sich Johannes Sachslehner und Robert Bouchal ausgesucht – die Stollen. In dem Buch „Unterirdisches Österreich“ widmen sich die beiden Autoren der Geschichte dieser Bauwerke. Am 28. Oktober wurde die Publikation im Flakturm Arenbergpark präsentiert. 

Nach der Vorstellung des Buchs durch die beiden Autoren wurde ein kurzer Film über die „Entdeckung“ der Stollen gezeigt.

Fotos: Christian Mikes

An diesem Tag war das Buch „Unterirdisches Österreich“ gratis. Im Handel kostet es 25 Euro.

BIG-Geschäftsführer Hans-Peter Weiss bei der Ansprache.

Johannes Sachslehner (Bild links) und Robert Bouchal signieren das Buch für den Geologen Leopold Weber.

Karl Lehner (BIG), Rudolf Haunschmid (Gedenkkomitee Gusen).

Robert Bouchals einzigartige, kunstvolle Signatur.

Der an das MAK vermietete Flakturm war Schauplatz der Präsentation.

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www.big.at Ausgabe Nr. 14 • Dezember 2013

Das Magazin der Bundesimmobiliengesellschaft

Architektur im Praxistest Wie nah der Campus WU an den Bedürfnissen der Nutzer ausgerichtet wurde, zeigt ­eine erste Umfrage.

Versteckte Welten

BIG Business präsentiert verborgene Orte aus dem Zweiten Weltkrieg, deren Geschichte teilweise im Dunkeln liegt.

BIG Business Nr. 14 • Dezember 2013 • www.big.at


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