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Bergbau in der Tiefsee
BERGBAU IN DER TIEFSEE
BEDROHTE SCHATZGRUBE
Der BUND lehnt Pläne ab, in der Tiefsee Rohstoffe abzubauen.
NADJA ZIEBARTH
leitet das BUNDMeeresschutzbüro.
Foto: Birgit Wingrat
Als eine der großen noch unbekannten
Regionen unseres Planeten verdient die Tiefsee besonderen Schutz. Birgt sie doch einen Schatz biologischer Vielfalt und ökologischer Wunder. Die Zahl der unerforschten Arten wird hier auf einige Millionen geschätzt. Seit den 1970er Jahren ist bekannt, dass es auf dem Boden der Ozeane mineralische Rohstoffe gibt. Kupfer, Kobalt oder Lithium sind im Zuge der Digitalisierung und der Energie- und Mobilitätswende verstärkt gefragt. Nun konkretisieren sich Pläne, sie in der Tiefsee abzubauen. Die verletzlichen Lebens- räume würden dadurch auf kaum absehbare Zeit geschädigt oder gar zerstört.
LIZENZEN ERTEILT
Regierungen und Unternehmen haben von der Internationalen Meeresboden- behörde bereits Lizenzen für den Tiefseebergbau erhalten. Die 30 Lizenzgebiete liegen in der Hohen See – dem Teil der Ozeane, der der internationalen Gemeinschaft gehört – und umfassen zwei Millio- nen Quadratkilometer. Zunächst soll hier erforscht werden, was auf dem Meeresboden liegt. Auch Deutschland und die EU fördern die Erschließung der Gebiete.
Besonders im Fokus ist der Pazifik mit seinen großen Mineralienvorkommen. Den Regierungen pazifischer Länder wie Papua-Neuguinea oder Nauru verspricht die Industrie hohe Einnahmen. Doch wird der Bergbau vor den Küsten zulasten anderer wichtiger Wirtschaftszweige gehen, wie Kleinfischerei oder Tourismus.
AUFSCHUB GEFORDERT
Die Lizenzgebiete messen bis zu 75 000 Quadratkilometer und liegen oft in ökologisch sensiblen Gewässern. Dort werden die dramatischen Spuren des Abbaus Jahrzehnte sichtbar sein. Bisher ist kaum bekannt, welche Bedeutung die Rohstoffe im Ökosystem haben, wie Fische und andere Tiere, Bakterien und Pflanzen in der Tiefsee zusammenleben und welchen Einfluss eine Störung des Meeresbodens auf die Ozeane und das Klima haben wird. Mehr als 600 führende Meereswissenschaftler*innen fordern daher einen Aufschub des Tiefseebergbaus. Selbst Konzerne wie BMW, Volvo, Volkswagen, Microsoft, Google, Samsung und Philips
Unzählige Krabben und Miesmuscheln an einer kalten Quelle im Arabischen Meer, 1470 Meter tief unterstützen ähnliche Moratorien. Sie wollen keine Metalle aus der Tiefsee verwenden, solange nicht ausreichend klar ist, welche Folgen ihr Abbau haben wird.
BERGBAU STOPPEN
Unsere Abhängigkeit von endlichen mineralischen Rohstoffen verursacht schwere ökologische und soziale Probleme. Ein Verbrauch dieser Rohstoffe im großen Maßstab ist nicht zukunftsfähig. Mit dem Zugriff auf die Tiefsee ließe sich unser Rohstoffhunger noch eine Zeit lang stillen. Doch der Preis dafür wäre zu hoch.
Der BUND lehnt den Tiefseebergbau ab. Wir fordern die Bundesregierung auf, sich auf europäischer und internationaler Ebene deutlich stärker für den Schutz der Meere und Ozeane einzusetzen. Und alle politischen und wirtschaftlichen Pläne zur Förderung des Tiefseebergbaus zu stoppen. Ressourcenschutz statt Rohstoffgewinnung muss unser Ziel sein – damit der Bergbau gar nicht nötig wird.