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Soziale Gerechtigkeit

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Medien und Reisen

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SOZIALE GERECHTIGKEIT

FOLGENSCHWER

Der materielle Wohlstand ist extrem ungleich verteilt, zwischen Nord und Süd wie auch auf nationaler Ebene. Dasselbe gilt für den Verbrauch von Ressourcen. Im Kern ist die Ressourcenkrise eine Verteilungskrise.

BENEDIKT JACOBS

ist der BUND-Experte für Rohstoff- und Ressourcenpolitik.

Die Menschheit beansprucht über

ihren Grundbedarf hinaus zu viele Ressourcen. Unsere natürlichen Lebensgrundlagen sind darum gefährdet. Um sie für künftige Generationen zu bewahren, müssen wir unseren Verbrauch drastisch verringern. Schon ein Drittel des Jahres leben wir auf Pump, sprich von der Substanz unseres Planeten. Doch dieses »Wir« heißt nicht, dass alle Menschen gleichen Anteil an dem Raubbau haben.

MEHR ALS UNS ZUSTEHT

45,9 Prozent des globalen Vermögens befinden sich derzeit in der Hand von gerade einmal einem Prozent der Menschheit. Die ärmere Hälfte der Erdbevölkerung wiederum besitzt nicht einmal ein Prozent des Vermögens.

In Deutschland erreichen wir den Erdüberlastungstag – also den Tag, an dem unser Jahresbudget an nachhaltig und gerecht nutzbaren Ressourcen aufgebraucht ist – schon Anfang Mai, deutlich früher als der globale Durchschnitt. Wir nutzen also mehr, als uns zusteht und der Erde guttut. Der materielle Wohlstand des globalen Nordens fußt (hauptsächlich) auf der Ausbeutung natürlicher Reichtümer und Arbeitskräfte im globalen Süden. Gut ein Fünftel der Weltbevölkerung eignet sich heute etwa vier Fünftel der Weltressourcen an. Zugleich leben drei Viertel der Armen in den oft rohstoffreichen Ländern des Südens.

WOHLSTAND = WOHLERGEHEN?

Nun bedeutet materieller Wohlstand nicht automatisch Wohlergehen. Auch in wohlhabenden Gesellschaften gibt es ein wachsendes Prekariat, steigt die psychische Belastung, nimmt die Zahl sinnloser Jobs ohne echten Nutzen für die Gesellschaft zu. Immer mehr Menschen vereinzeln und haben nicht mehr teil am Gemeinwesen. Weltweit steigt die Zahl der Depressionen. Die Ungleichheit und der Niedrig- lohnsektor wachsen auch bei uns stetig.

Wie viele Ressourcen wir beanspruchen, hängt stark vom Einkommen ab. Ärmere Menschen verbrauchen im Schnitt deutlich weniger Ressourcen, leiden aber häufiger unter den Umweltbelastungen.

So treffen Lärm, Feinstaub und Verkehr vor allem Menschen mit geringem Einkommen, darunter viele aus Einwandererfamilien – einfach weil Wohnraum an stark befahrenen Straßen günstiger ist. Von Umweltrassismus sprechen wir, wenn diese Ungerechtigkeit auch darin wurzelt, dass Menschen aufgrund ihrer Herkunft benachteiligt werden.

GERECHT VERTEILEN

Um die planetaren Grenzen zu wahren, muss der Ressourcenverbrauch drastisch gesenkt werden. Weil die Ressourcenkrise im Kern auch eine Verteilungskrise ist, lautet die zentrale Frage: Wer muss seinen Ressourcenverbrauch verringern? Und wie lassen sich begrenzte Ressourcen gerecht verteilen?

Wann immer wir fordern die Ressourcen zu schützen, sollten wir die soziale Ungleichheit im Blick behalten. Andernfalls verschärfen wir den Verteilungskonflikt zusätzlich. Eine sozial-ökologische Politik kann nur erfolgreich sein, wenn sie die Ungleichheit mindert und Vermögen umverteilt. Entscheidend ist hierbei eine öffentliche Grundversorgung, welche den Zugang zu Nahrung, Wohnraum, Wasser und auch Mobilität sichert.

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Wer es sich leisten kann, zieht weg: Mietshäuser an der A 40 in Essen.

Mehr zum Thema

... in einem Diskussionspapier:

www.ressourcenwende.net/ soziale-gerechtigkeit

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