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Atomkraft ohne Zukunft
Bald hat die Atomkraft ausgedient: Mit Brokdorf, Gundremmingen C und Grohnde gingen zum Jahreswechsel drei der letzten sechs deutschen Atommeiler vom Netz. Die restlichen werden Ende 2022 folgen. Gut so!
AUSSTIEG
ARMIN GABLER
und ...
LUKAS FACHTAN
sind die neuen Sprecher des BUND-Arbeitskreises »Atomenergie und Strahlenschutz«.
Die Anti-Atomkraft-Bewegung und mit
ihr der BUND haben maßgeblich dazu beigetragen, dass Ende Dezember die letzten deutschen AKW vom Netz gehen werden. Mit dem Ausstieg wird ein jahrzehntelanger gesellschaftlicher Konflikt vorerst zu einem guten Ende kommen. Andernorts jedoch versucht sich die Atomlobby mit neuen Reaktortypen zur Klimaretterin aufzuschwingen.
GREENWASHING
Der Ausstieg aus der Atomstromproduk- tion in Deutschland ist ein wichtiger und richtiger Schritt. Mit jeder weiteren Stunde Atomkraft steigt nicht nur das Risiko eines Unfalls in den immer älteren Reaktoren. Es wächst auch der Berg von Atommüll. Der hochradioaktive Müll muss für mindestens 40000 Generationen so sicher wie möglich unterirdisch gelagert werden, eine unvorstellbare Hypothek für die Zukunft. Weltweit gibt es noch kein einziges Endlager für Atommüll. Die Suche nach einem möglichst sicheren Standort ver-
Foto: Paul Riederer Block 2 des Atomkraftwerks Isar bei Landshut ist das letzte noch in Betrieb befindliche AKW in Bayern. Es wird Ende dieses Jahres abgeschaltet.
läuft auch bei uns frustrierend: Von Transparenz und öffentlicher Beteiligung auf Augenhöhe ist bislang wenig zu spüren.
Dennoch vergeht kaum ein Tag, an dem nicht in irgendeiner Zeitung die angeblich umweltfreundliche moderne Atomkraft als Klimaretterin gelobt wird. Konzepte wie die Mini-Reaktoren SMR (Small Modular Reactor) oder Reaktoren der »vierten Generation« sollen die Öffentlichkeit über die Probleme der Atomkraft hinwegtäuschen. Der Gipfel dieses Greenwashings ist der Plan der EU-Kommission, Investitionen in Atomkraft und fossiles Gas als nachhaltig einzustufen.
RISKANT UND TEUER
Dabei ist die Atomkraft alles andere als umweltfreundlich. Auch die neuen Reaktortypen lösen keines der alten Probleme: So bleibt immer ein Restrisiko für schwere Unfälle. Es entsteht gefährlich strahlender Atommüll. Und waffenfähiger Kernbrennstoff kann weiter in die falschen Hände geraten.
Schon heute ist zudem klar: Die neuen Reaktoren werden unrentabel sein. Jede Kilowattstunde wird mindestens doppelt so viel kosten wie eine aus Windenergie.
Und schließlich dauert das alles viel zu lange. Die Reaktorkonzepte sind noch Jahrzehnte entfernt von einer kommerziellen Nutzung. Es ist völlig unrealistisch, dass diese »neuen Atomkraftwerke« zur Verfügung stehen, bevor die Welt Strom zu hundert Prozent aus erneuerbaren Energien erzeugen muss.
IRRWEG DER EU
Daher sollte die Regierung die Erneuer- baren jetzt zügig und naturverträglich ausbauen, um das 1,5 Grad-Ziel rechtzeitig zu erreichen. Es gibt genug Konzepte und Studien, wie dies ohne Atomkraft und Kohle möglich ist. Auch auf europäischer Ebene muss sie dringend handeln: Der Plan der EU-Kommission, Investitionen in Atomkraft und fossiles Gas als nachhaltig zu kennzeichnen, muss verhindert werden. Denn das widerspräche allen gängigen Öko-Siegeln und würde mit Blick auf den Klimaschutz in die Irre führen. Für eine lebenswerte Zukunft brauchen wir die Energiewende, nicht den Atomstrom.