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Gerettete Landschaft 30/31 Feuchtwiesen 32/33 Gefährdet: Ortolan
GERETTETE LANDSCHAFT
Wilhelmsfeld ist eine kleine Gemeinde im Odenwald, unweit von Heidelberg. Im vergangenen Herbst gewann hier eine Bürgerinitiative unter Führung der örtlichen BUND-Gruppe den Bürgerentscheid gegen ein geplantes Gewerbegebiet. Mehr als sechs Hektar Wiesen- und Ackerflächen wären ihm zum Opfer gefallen. Damit bleibt die abwechslungsreiche Landschaft am Eingang des Luftkurorts erhalten. Und mit ihr der Lebensraum von Wiesenknopf, Ameisenbläuling und anderen Tieren und Pflanzen. > www.bi-schriesheimerhof.de
SCHUTZ FÜR GEFÄHRDETE ARTEN
NASS, ABER WICHTIG
Arten, die Feuchtlebensräume bewohnen, finden heute kaum noch ein Zuhause. Wie gut, dass BN-Aktive schon vor Jahren den Anstoß zu einem großflächigen Schutzprojekt gaben. Heute ist die Regentalaue das größte Naturschutzgebiet der Oberpfalz.
Feuchtwiesen wurden in den vergan-
genen Jahrzehnten im großen Stil entwässert. Dabei binden sie nicht nur CO2, sondern bieten auch wertvollen Lebensraum für spezialisierte Pflanzen- und Tierarten, die es andernorts schwer haben und deshalb reihenweise auf der Roten Liste gelandet sind.
Eine Hauptursache für diese Entwicklung speziell in Bayern war die Flurbereinigung. »Da wurden gewaltige Fehler gemacht! Der Naturschutz ist da hinten runtergefallen«, sagt Peter Zach, BN-Aktiver aus der Kreisgruppe Cham, von seinen Mitstreiterinnen und Mitstreitern respektvoll »Vater der Regentalaue« genannt.
Dass die Regentalaue eine ökologische Schatztruhe von größter Bedeutung ist, wurde Peter Zach schon in den frühen 70er Jahren klar. Hier gab es noch Feuchtlebensräume, die andernorts der Flurbereinigung und immer intensiveren Landwirtschaft weichen mussten. Gemeinsam mit einigen Aktiven begann Zach mit umfangreichen Artenkartierungen – alles ehrenamtlich, einen großen Teil des Jahresurlaubs verbrachte er in der Regentalaue. Sie fanden unzählige seltene Arten wie Moorfrosch, Knäkente, Schwarzhalstaucher, Silberreiher, Bekassine, Kiebitz,
Ökologische Schatztruhe: das Regental im Landkreis Cham mit den Rötelseeweihern. Oben: Peter Zach, der »Vater der Regentalaue«.
Sumpfschrecke, Schachbrettfalter und Wasserschlauch. Die Mühe lohnte sich: Diese Daten waren die Grundlage eines Antrags, um in den späten 80er Jahren in ein Förderprogramm des Bundesumweltministeriums aufgenommen zu werden.
Vor allem die Rötelseeweiher, eine abwechslungsreiche Landschaft mit Teichen, Feuchtwiesen, Flachmooren und Verlandungszonen wollten die Chamer Aktiven für kommende Generationen bewahren. Auf einer Fläche von fast 15 Quadratkilometern zählt man über 1000 Tierarten. Rund 280 davon werden in Bayern auf der Roten Liste geführt und viele haben hier ihr letztes Rückzugsgebiet.
Sowohl der BN als auch der LBV kauften Flächen in diesem Gebiet an, und über das geförderte Projekt konnten in der Trägerschaft des Landkreises Cham weitere Areale gesichert werden. Heute befinden sich rund 500 Hektar im Eigentum des Landkreises und der Naturschutzverbände und bilden zusammen mit weiteren rund 900 Hektar Privatflächen das größte Naturschutzgebiet der Oberpfalz. Der Weg dorthin war allerdings steinig, denn wie so oft mussten die Schätze der Natur gegen großen Druck von Industrie, Politik und Landwirtschaft verteidigt werden. »Wir wurden da auch persönlich sehr angefeindet«, erinnert sich Peter Zach. Das hat sich zum Glück gelegt, und der bisher letzte und wichtigste Meilenstein konnte 2010 gefeiert werden: Seither ist die gesamte Regentalaue zwischen Cham und Pösing als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Das Ziel, die Erhaltung einer naturnahen Landschaft und die langfristige Sicherung der biologischen Vielfalt, ist damit ein großes Stück näher gerückt. Luise Frank
LEBENSRAUM FEUCHTWIESE
Feuchtwiesen sind vom Grundwasser beeinflusste oder zeitweise überschwemmte Biotope, meist an Flüssen oder Seen. In Mitteleuropa zählen sie zu den artenreichsten Biotoptypen. Sie müssen bewirtschaftet werden, um nicht zu verbuschen. Für Pflanzenarten, die auf feuchte Böden spezialisiert sind wie Knabenkraut, Sumpfherzblatt, Fieberklee und Wasserschlauch, sind sie ein wichtiges Refugium. Wiesenbrütenden Vögeln wie Kiebitz, Bekassine oder Brachvogel bieten sie Brutplätze und Nahrung. Feuchtwiesen können wie Moore CO2 binden.
Moorfrosch
Bekassine Schachbrettfalter Wasserschlauch
Dunkler WiesenknopfAmeisenbläuling Teufelsabbiss Breitblättriges Knabenkraut