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Zuerst prägen Orte Menschen, dann Menschen Orte
Urbanität spüren, leben. Mitten im ländlichen Walgau. Das war das Blumenegg-Festival im September 2019.
Aufmerksame Leser*innen können sich vielleicht noch an die erste Ausgabe des Magazins erinnern. Darin haben wir Georgie, den LandStadt-Hipster, vorgestellt. Dass es bei LandStadt-Vorarlberg um die bewusste Gestaltung des Lebensraumes geht, war schnell klar. Im Laufe des Prozesses stellte sich immer mehr heraus, dass dafür aber diese gewissen Gestaltungs-Orte fehlen. Wie müssen diese aussehen? Wer gestaltet hier überhaupt was? Was könnte tatsächlich der Mehrwert für die Region sein? Und warum glauben wir, dass es für eine positive Zukunftsgestaltung notwendig ist, bewusst Raum für Engagement und Kollaboration zu schaffen?
Spätestens seit der LandStadt-Onlinetagung mit über 130 Teilnehmenden Ende November ist klar, diese Spur ist heiß. Oder um eine sehr beliebte Floskel zu verwenden: Hier steckt Potential drin. Wie dieses aussieht, wie es sich aktivieren lässt und was Schallplatten damit zu tun haben, versuchen wir auf den folgenden Seiten aufzuzeigen.
„Was habt ihr nun herausgefunden: Warum ist Vorarlberg denn so bsundrig?
Vorarlberg wird häufig als zukunftsorientierter Lebensraum gesehen, der viele Chancen mit sich bringt, die aber oft noch nicht ausreichend sichtbar gemacht werden. Urbane Potentiale (auch im ländlichen Raum) liegen brach. Es braucht mehr neue Ideen(räume). Polyzentrik oder urbane Nähe wird als zentrale Stärke genannt und damit als Kern des Gelingens. Das macht Vorarlberg zu einer Region mit sehr speziellem Charakter, was im Alltag immer wieder spürbar ist.
Und was hat nun Georgie damit zu tun?
Georgie steht für eine besondere Gruppe von in Vorarlberg lebenden Menschen. Sie sind vermehrt Rückkehrer*innen nach einem Studium oder Auslandsaufenthalt. In einem bestimmten Alter sehen sie die Vorteile ihrer Heimat Vorarlberg und kommen zur Familienplanung zurück. Sie bringen nicht nur ihre Plattensammlung, sondern vor allem ein urbanes Mindset mit, das ihr Leben prägt. Sie sind politisch interessiert, gut ausgebildet, emotional intelligent und gut vernetzt. Was sie brauchen, sind Raum und Infrastruktur, um ihre entstandenen Sehnsüchte nach Gestaltung und Engagement in kreative und produktive Wege zu leiten. Da haben dann alle was davon.
Aber es gibt doch so viel mehr als Georgie!
Ja richtig. Irgendwo mussten wir anfangen. Und wenn bedacht wird, dass es speziell in der Sozialarbeit zu einem Switch in Bezug auf das Augenmerk weg vom Mangel hin zu Fülle geht, macht es durchaus Sinn, sich auf eine andere Zielgruppe zu konzentrieren. Gerade bei Georgie & Co. liegt großes Potential, wenn es darum geht, schlummernden Engagementwillen zu aktivieren. Und auch alle anderen wollen wir durch die Beschäftigung mit dritten Orten begeistern.
Und wie kann das funktionieren?
Durch Orte, die sich wie zuhause anfühlen, aber außerhalb der eigenen vier Wände sind. Orte, die von Begegnung leben. Ein Treffpunkt für Gleichgesinnte und Andersdenkende. Orte, die Kreativität und Experimentieren ermöglichen. Sie sind flexibel gestaltbar und frei von Hierarchien und Zwang. Alles kann, nichts muss. Vielseitigkeit und Diversität gibt neue Inspiration und Möglichkeiten sich zu entfalten. Orte abseits von Wohnraum und Arbeit. Und trotzdem vertraute Anlaufstelle. Klingt utopisch? Tatsächlich stellen wir euch ein Modell aus Oberösterreich vor, das auf eine zehnjährige Erfolgsgeschichte zurückblicken kann. Mitgründer der OTELOS, Martin Hollinetz, erzählt ausführlich über Beginn, Herausforderungen und Wirkungen von solchen Experimentierräumen. Zuvor möchten wir aber noch das Problem etwas genauer spezifizieren.
Dazu kommt Soziologe Simon Burtscher-Mathis zu Wort (S.30) und beschreibt, auf welche gesellschaftlichen Herausforderungen sogenannte „dritte Orte“ einen Lösungsansatz bieten.