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Meine Hoffnungen für die Zukunft

Positive Psychologie. Hoffnung. Gemeinwohl. Drei Schlagworte, ein Gespräch mit Bertram Strolz.

Büro für Freiwilliges Engagement und Beteiligung: Guten Tag Herr Strolz, Sie leiten die Akademie der Positiven Psychologie in Vorarlberg. Wer sind Sie und was treibt Sie an? Und warum? Stellen Sie sich doch bitte kurz vor! Bertram Strolz: Ich bin Bertram Strolz, ausgebildeter und langjährig erfahrener Psychotherapeut. Die Integrative Gestalttherapie und Positive Psychologie ist Teil meiner praktischen Arbeit mit Menschen aus unterrepräsentierten gesellschaftlichen Bereichen. Ich beschäftige mich in Dialoggruppen mit Gefängnisinsassen genauso wie mit Minderjährigen aus der Kinder- und Jugendhilfe oder Mindestsicherungsempfängern. Ich bin Humanist und glaube zutiefst an das Gute, wenngleich das natürlich die Gefahr mit sich bringt, benützt zu werden. Doch alleine diese meine Haltung der Menschlichkeit und Gerechtigkeit bringt Wachstum. Als Vater und Großvater bin ich ein hoffnungsvoller Mensch. Das generationenübergreifende Denken und das Gemeinwohl liegen mir am Herzen. Ich mag die Menschen einfach. Das Wesen Mensch fasziniert mich. Darum tue ich, was ich tue. FEB Erzählen Sie uns doch, was es mit der Positiven Psychologie auf sich hat. Was ist das? BS Umso länger ich mich damit beschäftige, werde ich mit dem Namen immer unglücklicher. Es ist eine Wertung. Generell unterstützt die Positive Psychologie Menschen dabei die eigenen Ressourcen und Stärken zu erkennen und diese für die persönliche Entwicklung zu nutzen. Das zentrale Ziel dabei ist es, die Steigerung des psychischen Wohlbefindens zu ermöglichen. Es wird möglich zu sagen: Ich bin zufrieden. Es zeigt uns auf, wie wir dieses Wohlgefühl erhalten oder steigern können. Und das nicht nur individuell, sondern zum Wohle der Gemeinschaft. Wir wollen menschlich sein, dass ist tief in uns allen verankert. Bertram Strolz Akademie für Positive Psychologie in Vorarlberg

FEB Und wie bringen Sie die Positive Psychologie konkret mit Ihrer Akademie zu den Menschen? BS Wir bieten Aus- und Weiterbildung im Bereich der Positiven Psychologie für jede*n an. Wir begleiten bei Organisationsentwicklungsprozessen sowie Schulentwicklungsprojekten, indem wir mit modernen, wissenschaftlich fundierten und erprobten Methoden für eine nachhaltige Implementierung und Selbstwirksamkeit sorgen. Mit dem neuen Format der Hoffnungswerkstätten, die wir als Initiative „My hope for a common future“ entwickeln, schaffen wir nochmals einen neuen Rahmen. Hier ganz konkret, wenn es um Hoffnung geht. Hoffnung ist für mich etwas gesellschaftspolitisch Notwendiges. Es ist ohne Wahl, wenn wir nicht hilflos und ohnmächtig werden wollen. Dieses Gefühl, das auf negativem Grund entsteht, öffnet unseren Geist im Gegensatz zur Angst wieder.

FEB Bleiben wir bei den Hoffnungswerkstätten. Was ist das genau? Wie läuft das ab? BS Dies ist ein Format, das vom renommierten Hoffnungs- und Zukunftsforscher Andreas Krafft (Uni St. Gallen) entwickelt wurde und in unserem Netzwerk für die Anwendung an Schulen, Vereinen, Jugendtreffs, Bildungseinrichtungen aber auch Unternehmen adaptiert wurde. Pilotprojekte laufen bereits an der HAK Lustenau, der Berufsschule Feldkirch (Elektrotechnik), in Jugendwerkstätten und Gemeinden. Hoffnungslosigkeit führt dazu, dass etwas nicht in die Hand genommen wird. Mit diesen Werkstätten wollen wir die Zukunft in der Gegenwart gestalten. Deshalb besteht im Rahmen der Hoffnungswerkstätten neben den Impulsen vor allem die Aufgabe darin, ein Projekt für eine zuversichtliche Zukunft und das Gemeinwohl umzusetzen, um Teil eines großen Ganzen zu sein. Denn Solidarität und Gemeinschaft bewirkt Hoffnung. Ich bin überzeugt, dass Hoffnung in der Gemeinschaft exponentielles Wachstum bewirkt. Eine Auswahl der in den Werkstätten entstehenden „Hoffnungsprojekte“ werden beim Kongress „My Hope – for a common future“ im Oktober 2021 präsentiert. FEB Ein Kongress, bei dem es um Hoffnungen für eine gemeinsame Zukunft geht? Lassen Sie uns da doch ein wenig mehr erfahren. BS Ich organisiere diesen Kongress bzw. die gesamte Initiative mit der Intention, Hoffnung und Zuversicht in dieser Zeit der großen Unsicherheiten im allgemeinen Bewusstsein zu halten. Das, neben der derzeit oft vorherrschenden Angst und Sorge um die Zukunft. Wir nähern uns bei dieser Tagung psychologisch, philosophisch, theologisch und gesellschaftspolitisch diesem Thema mit starkem Bezug zum Gemeinwesen an. Eingeladen sind alle am Thema Interessierten. FEB Zum Schluss, wie bringen Sie ganz persönlich Menschen zum Aufblühen? BS Indem ich den Menschen mit Respekt und Wertschätzung begegne. Dafür brauche ich meine Selbstachtung. Ein würdevoller Umgang miteinander, um hierarchische Strukturen zu verlassen. Ich kultiviere Dankbarkeit, Zufriedenheit und Zuversicht im Leben. Diese aktive Haltung zu erlernen ist wie eine Ernährungsumstellung. Musik ist für mich zudem Hoffnungsträger.

„Jeder Mensch ist einzigartig und steht im Zentrum unserer Aufmerksamkeit.“

Positive Psychologie

Der Begriff der Positiven Psychologie wurde bereits 1954 vom humanistischen Psychologen Abraham Maslow bekannt. Diese Strömung fand bereits Einzug in die ressourcenorientierte Psychotherapie, die von einem Menschenbild ausgeht. Glück, Optimismus, Geborgenheit, Vertrauen, Stärken, Vergebung oder Solidarität sind dabei Themen. Die Positive Psychologie baut auf dem PERMA-Modell: Positive Emotionen, Engagement, Relationships, Meanings und Achievements.

Kongress „My Hope – for a common future“

21.–22. Oktober 2021

Kulturbühne AMBACH in Götzis mit dem Tag der Jugend am 20. Oktober 2021

Weitere Informationen dazu unter: www.my-hope.at

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